Melange No29
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& DIE NEUWIRTBÜHNE<br />
40 Jahre Neuwirtbühne als bayrisches Volkstheater ist ein besonderer Anlass, der die reiche Tradition und wichtige<br />
Rolle dieses Theaters im kulturellen Erbe Bayerns feiert. Mit einer starken Verbindung zur Gemeinschaft bringt das<br />
Volkstheater Menschen zusammen und fördert den kulturellen Austausch. Die Verwendung der bayrischen Mundart<br />
verleiht den Aufführungen Authentizität und Nähe. Dieses Jubiläum bietet die Gelegenheit, die Bedeutung des<br />
Theaters für die lokale Gemeinschaft zu betonen und darüber nachzudenken, wie die Mundart als kulturelles Erbe<br />
bewahrt werden kann. Während wir die Vergangenheit feiern, sollten wir auch in die Zukunft schauen und überlegen,<br />
wie das bayrische Volkstheater weiter gedeihen und den sich wandelnden Zeiten anpassen kann. Welche neuen<br />
Geschichten können erzählt werden, um die Zuschauer weiterhin zu begeistern?<br />
EINE SCHAUSPIELERISCHE ERFOLGSGESCHICHTE<br />
Rudi Schmid war die langweiligen Weihnachtsfeiern des Fußballver-<br />
eins SV Schlehdorf/Großweil leid und wollte durch Theatereinlagen<br />
wieder mehr Action und Stimmung bewirken. So begann vor 40<br />
Jahren ganz spontan eine Reise, die eine beeindruckende schauspielerische<br />
Erfolgsgeschichte startete. „Rache ist Blutwurst“ hieß das<br />
erste Stück, ein Einakter. Es war der Beginn der Entstehung der<br />
Neuwirtbühne. Inspiriert von einem Theaterbesuch bei der Iberl-<br />
Bühne in München, unter dem Intendanten Georg Maier, wagte man<br />
sich an das Stück „Erster Klasse“ von Ludwig Thoma.<br />
Charaktere formten sich, und mit der Zeit erweiterten Theaterneulinge<br />
das Ensemble, das sich zu einer festen Größe entwickelte. Heitere<br />
und hintergründige Volksstücke, Räuber- und Wildererballaden<br />
sowie Komödien und Münchner Milieustücke prägten das Repertoire.<br />
Wobei die bevorzugten Autoren Georg Maier und Gerhard Loew<br />
einen unverkennbaren Stil einbrachten.<br />
Sowohl Iberl-Bühne als auch Neuwirtbühne spielten in den ersten<br />
Jahren Stücke, die andere Theater nicht aufgeführt haben – ein gewisses<br />
Alleinstellungsmerkmal, was auch den großen Erfolg erklärt.<br />
Roswitha Leis und Peter Auer sammelten auf der Iberl-Bühne in<br />
München Erfahrung, während Dieter Bauch und Josef Daser dort<br />
durch längere Engagements ihren Beitrag leisteten. Auch Georg Büttel<br />
griff für den Kultursommer in Garmisch-Partenkirchen immer<br />
wieder auf Spieler der Neuwirtbühne zurück.<br />
WIE IM RICHTIGEN LEBEN –<br />
ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN<br />
Natürlich gibt es zahlreiche Anekdoten und amüsante Momente, an<br />
die sich das Ensemble der Neuwirtbühne gerne erinnert. Im Laufe von<br />
Gesprächen fügen sich die Erinnerungen nach und nach zusammen<br />
und enthüllen die skurrilen Seiten des Theaterlebens.<br />
Ein denkwürdiges Ereignis fand während der Aufführung des Theaterstücks<br />
„Wechselspiel“ statt. Hinter den Kulissen befand sich ein<br />
offenes Fenster, und eine Darstellerin schrie so laut im Rahmen<br />
ihrer Rolle, dass Passanten auf der Straße dies hörten und prompt die<br />
Polizei verständigten. Innerhalb von nur zehn Minuten war die<br />
Ordnungsmacht vor Ort, um die vermeintliche Notlage zu überprüfen.<br />
Der schwere Vorhang, der seit stolzen 40 Jahren im Einsatz ist,<br />
wird mechanisch per Hand im Dunkeln betätigt. Bei einem kuriosen<br />
Vorfall trat Sepp Daser einmal ins Leere und landete im<br />
Zuschauerraum – eine unerwartete Wendung, die für einige<br />
Lacher gesorgt hat.<br />
Eine weitere amüsante Episode ereignete sich, als ein Mitspieler<br />
seinen Auftritt und Einsatz im Theaterstück verpasste. Pragmatisch<br />
wurde er kurzerhand von einem anderen Schauspieler von hinten<br />
auf die Bühne geholt, und die Vorstellung konnte ohne größere<br />
Unterbrechungen weitergehen. Solche Geschichten sind es, die das<br />
Theaterleben der Neuwirtbühne zusätzlich mit Charme und Humor<br />
füllen. Und es gäbe noch viele andere lustige Geschichten …<br />
SEIT 40 JAHREN AUF DEN BRETTERN,<br />
DIE DIE WELT BEDEUTEN<br />
„Das Theater ist von Ursprung und Sinn her ein Spiegel des Menschlichen,<br />
ein Sinnbild des Lebens sowie eine Darstellung menschlicher Schwächen und<br />
Schichten“, so Josef Daser. „Es ist mein Ziel, das Unterhaltungsbedürfnis des<br />
Zuschauers mit diesen Eigenschaften des Volkstheaters auf dramaturgisch hohem<br />
Niveau zu erfreuen!“<br />
Josef Daser wird als äußerst vielseitiger Charakterschauspieler ge-<br />
feiert und hat seit stolzen 40 Jahren seine künstlerische Heimat<br />
auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Er leitet mit Hingabe die<br />
Neuwirtbühne Großweil, die es sich zur Mission gemacht hat,<br />
Theater im ländlichen, bäuerlichen und kleinbürgerlichen Umfeld<br />
mit bayrischer Lebensphilosophie dem Publikum nahezubringen.<br />
Neben der Leitung der Neuwirtbühne verbrachte er fünf Jahre als<br />
Mitglied des Ensembles der renommierten Iberl-Bühne in München.<br />
Josef Daser hat sein schauspielerisches Können in verschiedenen<br />
Produktionen, darunter „Der Bayerische Jedermann“, „Magdalena“,<br />
„Schlafes Bruder“ und „Der Meineidbauer“, neben namhaften Schauspielern<br />
im Kultursommer Garmisch-Partenkirchen unter Beweis<br />
gestellt. In Nestroys „Der Talisman“ brillierte er an der Seite des<br />
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