SEPP DASER 40 UND KEIN BISSCHEN LEISE Jahre & DIE KUNST, CHARAKTERE LEBENDIG ZU MACHEN 66 66
& DIE NEUWIRTBÜHNE 40 Jahre Neuwirtbühne als bayrisches Volkstheater ist ein besonderer Anlass, der die reiche Tradition und wichtige Rolle dieses Theaters im kulturellen Erbe Bayerns feiert. Mit einer starken Verbindung zur Gemeinschaft bringt das Volkstheater Menschen zusammen und fördert den kulturellen Austausch. Die Verwendung der bayrischen Mundart verleiht den Aufführungen Authentizität und Nähe. Dieses Jubiläum bietet die Gelegenheit, die Bedeutung des Theaters für die lokale Gemeinschaft zu betonen und darüber nachzudenken, wie die Mundart als kulturelles Erbe bewahrt werden kann. Während wir die Vergangenheit feiern, sollten wir auch in die Zukunft schauen und überlegen, wie das bayrische Volkstheater weiter gedeihen und den sich wandelnden Zeiten anpassen kann. Welche neuen Geschichten können erzählt werden, um die Zuschauer weiterhin zu begeistern? EINE SCHAUSPIELERISCHE ERFOLGSGESCHICHTE Rudi Schmid war die langweiligen Weihnachtsfeiern des Fußballver- eins SV Schlehdorf/Großweil leid und wollte durch Theatereinlagen wieder mehr Action und Stimmung bewirken. So begann vor 40 Jahren ganz spontan eine Reise, die eine beeindruckende schauspielerische Erfolgsgeschichte startete. „Rache ist Blutwurst“ hieß das erste Stück, ein Einakter. Es war der Beginn der Entstehung der Neuwirtbühne. Inspiriert von einem Theaterbesuch bei der Iberl- Bühne in München, unter dem Intendanten Georg Maier, wagte man sich an das Stück „Erster Klasse“ von Ludwig Thoma. Charaktere formten sich, und mit der Zeit erweiterten Theaterneulinge das Ensemble, das sich zu einer festen Größe entwickelte. Heitere und hintergründige Volksstücke, Räuber- und Wildererballaden sowie Komödien und Münchner Milieustücke prägten das Repertoire. Wobei die bevorzugten Autoren Georg Maier und Gerhard Loew einen unverkennbaren Stil einbrachten. Sowohl Iberl-Bühne als auch Neuwirtbühne spielten in den ersten Jahren Stücke, die andere Theater nicht aufgeführt haben – ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, was auch den großen Erfolg erklärt. Roswitha Leis und Peter Auer sammelten auf der Iberl-Bühne in München Erfahrung, während Dieter Bauch und Josef Daser dort durch längere Engagements ihren Beitrag leisteten. Auch Georg Büttel griff für den Kultursommer in Garmisch-Partenkirchen immer wieder auf Spieler der Neuwirtbühne zurück. WIE IM RICHTIGEN LEBEN – ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN Natürlich gibt es zahlreiche Anekdoten und amüsante Momente, an die sich das Ensemble der Neuwirtbühne gerne erinnert. Im Laufe von Gesprächen fügen sich die Erinnerungen nach und nach zusammen und enthüllen die skurrilen Seiten des Theaterlebens. Ein denkwürdiges Ereignis fand während der Aufführung des Theaterstücks „Wechselspiel“ statt. Hinter den Kulissen befand sich ein offenes Fenster, und eine Darstellerin schrie so laut im Rahmen ihrer Rolle, dass Passanten auf der Straße dies hörten und prompt die Polizei verständigten. Innerhalb von nur zehn Minuten war die Ordnungsmacht vor Ort, um die vermeintliche Notlage zu überprüfen. Der schwere Vorhang, der seit stolzen 40 Jahren im Einsatz ist, wird mechanisch per Hand im Dunkeln betätigt. Bei einem kuriosen Vorfall trat Sepp Daser einmal ins Leere und landete im Zuschauerraum – eine unerwartete Wendung, die für einige Lacher gesorgt hat. Eine weitere amüsante Episode ereignete sich, als ein Mitspieler seinen Auftritt und Einsatz im Theaterstück verpasste. Pragmatisch wurde er kurzerhand von einem anderen Schauspieler von hinten auf die Bühne geholt, und die Vorstellung konnte ohne größere Unterbrechungen weitergehen. Solche Geschichten sind es, die das Theaterleben der Neuwirtbühne zusätzlich mit Charme und Humor füllen. Und es gäbe noch viele andere lustige Geschichten … SEIT 40 JAHREN AUF DEN BRETTERN, DIE DIE WELT BEDEUTEN „Das Theater ist von Ursprung und Sinn her ein Spiegel des Menschlichen, ein Sinnbild des Lebens sowie eine Darstellung menschlicher Schwächen und Schichten“, so Josef Daser. „Es ist mein Ziel, das Unterhaltungsbedürfnis des Zuschauers mit diesen Eigenschaften des Volkstheaters auf dramaturgisch hohem Niveau zu erfreuen!“ Josef Daser wird als äußerst vielseitiger Charakterschauspieler ge- feiert und hat seit stolzen 40 Jahren seine künstlerische Heimat auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Er leitet mit Hingabe die Neuwirtbühne Großweil, die es sich zur Mission gemacht hat, Theater im ländlichen, bäuerlichen und kleinbürgerlichen Umfeld mit bayrischer Lebensphilosophie dem Publikum nahezubringen. Neben der Leitung der Neuwirtbühne verbrachte er fünf Jahre als Mitglied des Ensembles der renommierten Iberl-Bühne in München. Josef Daser hat sein schauspielerisches Können in verschiedenen Produktionen, darunter „Der Bayerische Jedermann“, „Magdalena“, „Schlafes Bruder“ und „Der Meineidbauer“, neben namhaften Schauspielern im Kultursommer Garmisch-Partenkirchen unter Beweis gestellt. In Nestroys „Der Talisman“ brillierte er an der Seite des 67