Melange No29

DEN TRAUM LEBEN
… Blingbing und Bohème
Eine Offenbarung war für Nadja ein französisches Lifestyle-Magazin.
Das entdeckte sie auf einem Flughafen, als sie mit ihrem Mann,
einem Kameramann, unterwegs war. „Ich bin ein visueller Typ. Alles,
was schön ist, zieht mich magisch an.“ Sie entdeckte dort auch Marken,
die es bei uns nicht gab. Und die sie für ihren eigenen Laden wollte.
Seither hat sie das Magazin abonniert, obwohl sie kein Französisch
spricht. Doch in den Fotostrecken des Magazins erkannte sie sich
selbst wieder. Genau wie das französische Savoir-vivre: In Frankreich
geht auch ein Gucci-Blazer über einem Schmuddelpulli, und
die teuren Schuhe dürfen auch runtergeranzt sein. Diese Mischung
ergebe den ihr so vertrauten Lifestyle. Ein bisschen Blingbling, aber
gleichzeitig Bohème. Die große Freude am Schönen – und ebenso
das Bewusstsein, dass es aber auch wurscht ist. Alles ist vergänglich,
alles hat einen Anfang und ein Ende, aber das heißt nicht, dass
es dazwischen nicht ordentlich glitzern darf (aber natürlich nicht
muss). „Ich wäre auch eine gute Französin geworden“, sagt Nadja und
lacht, dass die lila Pfeil-Ohrringe wackeln.
Es läuft gut …
Die Geschäftsfrau hatte nie Angst, dass der Laden nicht läuft. Sie ist
ein zuversichtlicher Mensch. „Oder naiv“, lacht sie. Ihre größte Sorge
war, dass die Kinder rebellieren. Vorher war sie als Vollzeit-Mutter
zu Hause, jetzt ist sie viel unterwegs. Doch die Sorge war unbegründet.
Als sie ihren fünfjährigen Sohn fragte, wie er es findet, dass die
Mama nun öfter weg ist, kam eine unerwartete Antwort: „Endlich
arbeitest du mal was.“ Es läuft also erbauend, erzählt sie. Sie bekommt
viel familiäre Unterstützung. Ihr Team im Laden besteht aus den
drei Mitarbeiterinnen Catherine, Julia und Karola. Allesamt „ein
Sechser im Lotto“, sagt Nadja.
… mit niemandes Püppi
Auf der Suche nach einem Namen für das neue Kind dachte die
40-Jährige an die vielen Wiener Concept Stores, die oft einen Satz
oder eine Redewendung als Namen haben, zum Beispiel „Du liebes
Bisschen“. Bei Nadja wurde es das Statement: „Nicht dein Püppi“. Auf
ihrer Homepage beschreibt sie das so: „Bunt, bolt, frech. Sei gern ein
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