12.02.2024 Aufrufe

Melange No29

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

JÖRG BAHR<br />

Lebenswerk<br />

DAS<br />

Persönlichkeit<br />

EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN<br />

Jörg Bahr öffnet mir die Tür seines Hauses in Oberammergau. Es begrüßt<br />

mich ein stattlicher älterer Herr mit klarem Blick und bittet mich<br />

in die gute Stube herein. Die Atmosphäre ist von Beginn an vertraut<br />

und freundlich, begleitet von dem verlockenden Duft von Kaffee und<br />

frisch gebackenem Kuchen, den seine Frau Helga zubereitet hat.<br />

Wir beginnen zu plaudern, ein paar erste Gedanken auszutauschen<br />

und auch Gemeinsamkeiten zu entdecken. Jörg Bahr teilt seine bewegende<br />

Geschichte mit mir – im Jahr 1945 floh er mit Mutter, Bruder<br />

und Schwester aus Posen in den Westen, sein Vater blieb vermisst.<br />

Seitdem hat er ihn nie wieder gesehen.<br />

Als angenehmer Gesprächspartner fesselt er mich mit seiner klaren<br />

und direkten Kommunikation, die er schmunzelnd als „eben preußisch“<br />

bezeichnet. In seiner langen Karriere bei der Bundeswehr, die 1958 in<br />

Hannover begann, hat er zwölfmal mit seiner Familie den Wohnort gewechselt,<br />

bevor er sich schließlich 1996 in Oberammergau niederließ.<br />

Und er hat viel zu erzählen und ebenso viel zu vermitteln. Seinen Ausführungen<br />

über ein beeindruckendes Leben lausche ich mit Spannung<br />

und Interesse und bin dankbar für die Einblicke in eine reiche Lebensgeschichte.<br />

GESUNDHEIT UND BILDUNG –<br />

FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT<br />

Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst im Jahr 1999 verspürte<br />

er einen anhaltenden Tatendrang und den Wunsch, weiterhin sinnvoll<br />

aktiv zu sein. Dabei kam sein Pfadfindergeist wieder zum Vorschein:<br />

jeden Tag eine gute Tat, dem Leben einen Sinn verleihen und anderen<br />

Freude bereiten sowie Unterstützung bieten.<br />

Im Jahr 2002 trat er dem gerade gegründeten Verein „German Rotary<br />

Volunteer Doctors e.V.“ (GRVD) bei und markierte damit den Beginn seines<br />

Einsatzes für die medizinische Versorgung in Entwicklungsländern. Er<br />

übernahm die Verantwortung für den Aufbau und die Organisation des<br />

Vereins, wobei er die Aktivitäten in Ghana (bis 2009) und Nepal (bis<br />

2018) koordinierte. Dies beinhaltete nicht nur die Errichtung von Verbindungen<br />

zu Krankenhäusern und die Entsendung ehrenamtlich arbeitender<br />

Mediziner, sondern auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />

Behörden vor Ort.<br />

Ein entscheidender Moment ereignete sich während einer Studienreise<br />

mit seiner Frau im Jahr 2002, als er auf den renommierten Arzt Prof.<br />

Ram Shrestha vom Dhulikhel Hospital in Nepal traf. Diese Begegnung<br />

führte zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit, bei der heute jährlich<br />

ca. 40 Fachärzte nach Nepal reisen, um freiwillig ihre medizinischen<br />

Fähigkeiten einzubringen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, eine<br />

angemessene medizinische Versorgung in Entwicklungsländern durch<br />

personelle und materielle Unterstützung zu ermöglichen.<br />

Die ehrenamtlichen Aktivitäten von GRVD erstrecken sich auf die kontinuierliche<br />

Unterstützung von 12 Krankenhäusern in Ghana, sieben<br />

in Nepal sowie einem in Indien. Finanziert wird dies ausschließlich<br />

durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Mit stolzen 1.250 Mitgliedern in<br />

Deutschland hat der Verein mit seiner Hilfe einen bedeutenden Beitrag<br />

zur globalen Gesundheitsversorgung geleistet. Abseits der organisatorischen<br />

Verpflichtungen bereiste er unermüdlich Rotary Clubs, Schulen<br />

und Einrichtungen, um durch Vorträge über die Projekte zu informieren<br />

und Spenden zu sammeln. Von der Position des 1. Vorsitzenden über<br />

die Koordination des GRVD in Asien bis hin zur fortwährenden Mitgliedschaft<br />

in Vorstand, Beirat und Ethikrat des Vereins – Bahr setzt sich<br />

weiterhin mit Leidenschaft für eine bessere medizinische Zukunft in Entwicklungsländern<br />

ein.<br />

„Medizin ist gut, Gesundheit ist gut, aber Bildung ist noch wichtiger“, reflektiert<br />

er über weitere Intensionen seines sozialen Engagements. Zusammen mit<br />

Paul Greineder (Geschäftsführer Pharmos Natur) hat er 2009 die „Schülerhilfe<br />

für Nepal e.V.“ gegründet und dafür die wesentliche Organisation<br />

durchgeführt. Zweck des Vereins war der Neubau und die Renovierung<br />

von Schulen inclusive der notwendigen Einrichtung, die Unterstützung<br />

bedürftiger Kinder mit Schulgeld und Lernmaterial, die Förderung<br />

von Spitzenschülern – vorwiegend Mädchen –, die Anstellung von nepalesischen<br />

Lehrern sowie die Hilfe in Notsituationen.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!