Melange No29
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JÖRG BAHR<br />
Lebenswerk<br />
DAS<br />
Persönlichkeit<br />
EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN<br />
Jörg Bahr öffnet mir die Tür seines Hauses in Oberammergau. Es begrüßt<br />
mich ein stattlicher älterer Herr mit klarem Blick und bittet mich<br />
in die gute Stube herein. Die Atmosphäre ist von Beginn an vertraut<br />
und freundlich, begleitet von dem verlockenden Duft von Kaffee und<br />
frisch gebackenem Kuchen, den seine Frau Helga zubereitet hat.<br />
Wir beginnen zu plaudern, ein paar erste Gedanken auszutauschen<br />
und auch Gemeinsamkeiten zu entdecken. Jörg Bahr teilt seine bewegende<br />
Geschichte mit mir – im Jahr 1945 floh er mit Mutter, Bruder<br />
und Schwester aus Posen in den Westen, sein Vater blieb vermisst.<br />
Seitdem hat er ihn nie wieder gesehen.<br />
Als angenehmer Gesprächspartner fesselt er mich mit seiner klaren<br />
und direkten Kommunikation, die er schmunzelnd als „eben preußisch“<br />
bezeichnet. In seiner langen Karriere bei der Bundeswehr, die 1958 in<br />
Hannover begann, hat er zwölfmal mit seiner Familie den Wohnort gewechselt,<br />
bevor er sich schließlich 1996 in Oberammergau niederließ.<br />
Und er hat viel zu erzählen und ebenso viel zu vermitteln. Seinen Ausführungen<br />
über ein beeindruckendes Leben lausche ich mit Spannung<br />
und Interesse und bin dankbar für die Einblicke in eine reiche Lebensgeschichte.<br />
GESUNDHEIT UND BILDUNG –<br />
FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT<br />
Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst im Jahr 1999 verspürte<br />
er einen anhaltenden Tatendrang und den Wunsch, weiterhin sinnvoll<br />
aktiv zu sein. Dabei kam sein Pfadfindergeist wieder zum Vorschein:<br />
jeden Tag eine gute Tat, dem Leben einen Sinn verleihen und anderen<br />
Freude bereiten sowie Unterstützung bieten.<br />
Im Jahr 2002 trat er dem gerade gegründeten Verein „German Rotary<br />
Volunteer Doctors e.V.“ (GRVD) bei und markierte damit den Beginn seines<br />
Einsatzes für die medizinische Versorgung in Entwicklungsländern. Er<br />
übernahm die Verantwortung für den Aufbau und die Organisation des<br />
Vereins, wobei er die Aktivitäten in Ghana (bis 2009) und Nepal (bis<br />
2018) koordinierte. Dies beinhaltete nicht nur die Errichtung von Verbindungen<br />
zu Krankenhäusern und die Entsendung ehrenamtlich arbeitender<br />
Mediziner, sondern auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />
Behörden vor Ort.<br />
Ein entscheidender Moment ereignete sich während einer Studienreise<br />
mit seiner Frau im Jahr 2002, als er auf den renommierten Arzt Prof.<br />
Ram Shrestha vom Dhulikhel Hospital in Nepal traf. Diese Begegnung<br />
führte zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit, bei der heute jährlich<br />
ca. 40 Fachärzte nach Nepal reisen, um freiwillig ihre medizinischen<br />
Fähigkeiten einzubringen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, eine<br />
angemessene medizinische Versorgung in Entwicklungsländern durch<br />
personelle und materielle Unterstützung zu ermöglichen.<br />
Die ehrenamtlichen Aktivitäten von GRVD erstrecken sich auf die kontinuierliche<br />
Unterstützung von 12 Krankenhäusern in Ghana, sieben<br />
in Nepal sowie einem in Indien. Finanziert wird dies ausschließlich<br />
durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Mit stolzen 1.250 Mitgliedern in<br />
Deutschland hat der Verein mit seiner Hilfe einen bedeutenden Beitrag<br />
zur globalen Gesundheitsversorgung geleistet. Abseits der organisatorischen<br />
Verpflichtungen bereiste er unermüdlich Rotary Clubs, Schulen<br />
und Einrichtungen, um durch Vorträge über die Projekte zu informieren<br />
und Spenden zu sammeln. Von der Position des 1. Vorsitzenden über<br />
die Koordination des GRVD in Asien bis hin zur fortwährenden Mitgliedschaft<br />
in Vorstand, Beirat und Ethikrat des Vereins – Bahr setzt sich<br />
weiterhin mit Leidenschaft für eine bessere medizinische Zukunft in Entwicklungsländern<br />
ein.<br />
„Medizin ist gut, Gesundheit ist gut, aber Bildung ist noch wichtiger“, reflektiert<br />
er über weitere Intensionen seines sozialen Engagements. Zusammen mit<br />
Paul Greineder (Geschäftsführer Pharmos Natur) hat er 2009 die „Schülerhilfe<br />
für Nepal e.V.“ gegründet und dafür die wesentliche Organisation<br />
durchgeführt. Zweck des Vereins war der Neubau und die Renovierung<br />
von Schulen inclusive der notwendigen Einrichtung, die Unterstützung<br />
bedürftiger Kinder mit Schulgeld und Lernmaterial, die Förderung<br />
von Spitzenschülern – vorwiegend Mädchen –, die Anstellung von nepalesischen<br />
Lehrern sowie die Hilfe in Notsituationen.<br />
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