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Pädagogik für DICH 1/2024 – MEIN JOB UND ICH

Viele Herausforderungen, Personalmangel, politische Entscheidungen ... Es gäbe einiges, um als pädagogische Fachkraft in der Elementarpädagogik einfach "hinzuwerfen". Wären da nicht die wunderbaren Augenblicke an jedem neuen Tag. Zufriedene Kinderaugen, ein tolles Team, die innere Haltung zu einer besseren Gesellschaft beizutragen. Trotz aller Hürden jeden Tag das Gute in den Fokus zu rücken sorgt für Begeisterung, Freude und Motivation. Unsere Autorinnen und Autoren haben dir dafür interessante Impulse zum Onboarding, Freispiel, den kindlichen Blick auf die Fachkraft, Anleitung für Auszubildende und vieles mehr zusammengestellt. All das liest du in Ausgabe 1-2024 "Mein Job und ich".

Viele Herausforderungen, Personalmangel, politische Entscheidungen ... Es gäbe einiges, um als pädagogische Fachkraft in der Elementarpädagogik einfach "hinzuwerfen". Wären da nicht die wunderbaren Augenblicke an jedem neuen Tag. Zufriedene Kinderaugen, ein tolles Team, die innere Haltung zu einer besseren Gesellschaft beizutragen. Trotz aller Hürden jeden Tag das Gute in den Fokus zu rücken sorgt für Begeisterung, Freude und Motivation. Unsere Autorinnen und Autoren haben dir dafür interessante Impulse zum Onboarding, Freispiel, den kindlichen Blick auf die Fachkraft, Anleitung für Auszubildende und vieles mehr zusammengestellt. All das liest du in Ausgabe 1-2024 "Mein Job und ich".

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<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Ein Gruß aus der Redaktion<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wie bist du in dein neues Arbeitsjahr<br />

gestartet? Hast du dir bestimmte<br />

Dinge vorgenommen?<br />

Oder hast du dich entschieden,<br />

etwas nicht mehr zu tun?<br />

Wir haben in der Redaktionskonferenz<br />

mit unseren Autorinnen<br />

und Autoren entschieden, das<br />

neue Jahr mit dem Thema<br />

„Mein Job und ich“<br />

zu starten.<br />

Es wird immer deutlicher,<br />

wie wertvoll<br />

und wichtig deine Arbeit<br />

ist. Die Kinder von heute sind<br />

morgen die Entscheiderinnen<br />

und Entscheider in unserem<br />

Land. Niemand weiß, ob du nicht<br />

gerade die Bundeskanzlerin der<br />

Zukunft betreust oder deinen baldigen<br />

Finanzbeamten, die Ärztin,<br />

die Fachberatung, die Reinigungskraft,<br />

…<br />

Eins jedoch ist klar: Du gestaltest<br />

unsere Zukunft durch deinen<br />

Beruf mit. Und es kommt auf jede<br />

einzelne pädagogische Fachkraft<br />

an. Deswegen sollten wir uns<br />

immer wieder mit uns selbst<br />

auseinandersetzen, die<br />

Freude an unserem Tun<br />

in den Vordergrund stellen<br />

und nicht von äußeren Widrigkeiten<br />

von unserer Idee abbringen<br />

lassen. So haben wir in dieser<br />

Ausgabe unterschiedliche Bereiche<br />

deines Alltags in den Fokus<br />

gerückt und wünschen dir mit<br />

unseren Beiträgen wertvolle Impulse<br />

<strong>für</strong> deinen Berufsalltag.<br />

Zugleich laden wir dich herzlich<br />

ein zu unserem Online-Seminartag<br />

am 23.03.<strong>2024</strong> mit drei Webinaren<br />

und tollen Dozentinnen.<br />

Ich wünsche dir ein bereicherndes,<br />

motiviertes Jahr voller unbezahlbarer<br />

Momente <strong>–</strong> nicht nur<br />

in deiner Arbeit.<br />

Viele Grüße<br />

Marion Bischoff<br />

Chefredakteurin<br />

Marion Bischoff ist Kommunikationstrainerin<br />

und unterstützt<br />

pädagogische Fachkräfte und<br />

Teams in Teamentwicklung,<br />

Alltagsmanagement u.v.m.<br />

Das abwechslungsreiche<br />

Fortbildungsprogramm findest<br />

du unter<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

3


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Unser Thema dieser Ausgabe:<br />

Mein Job und ich<br />

Metaphysik begegnet <strong>Pädagogik</strong><br />

6 Klopfst du noch Steine oder baust du schon an der Kathedrale?<br />

Kinder<br />

9 Siehst du mich? <strong>–</strong> Gute Pädagoginnen und Pädagogen aus Kindersicht<br />

16 Heute nur gespielt? <strong>–</strong> Die Bedeutung des Freispiels in der frühkindlichen Bildung<br />

Fachkräfte<br />

12 Ich liebe meinen Job <strong>–</strong> Warum mein Beruf mehr ist als Arbeit<br />

28 Das eigene Handeln verstehen <strong>–</strong> Biografiearbeit als professionelle Haltung<br />

Kitaleitung<br />

14 Geheimsache Leitungsbüro <strong>–</strong> Enthüllungen einer Insiderin<br />

25 Ankommen lassen <strong>–</strong> Führungsqualität im Onboarding<br />

Fachkräfteverbände<br />

20 Die starke Fachkraft <strong>–</strong> Erster pädagogischer Fachtag<br />

Eltern<br />

22 Trauerarbeit ist Beziehungsarbeit <strong>–</strong> Wie viel Sterben, Tod und Trauer können wir Kindern zumuten?<br />

Auszubildende<br />

<br />

30 Anleitung: Begleitung neu gedacht! <strong>–</strong> Nachhaltiges Vorbild sein<br />

Träger<br />

34 Marketinginstrument Stellenausschreibung <strong>–</strong> Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die Kita und den Träger<br />

Die Empfehlung aus der Redaktion<br />

36 Bedürfnisorientierte <strong>Pädagogik</strong> in Kita, Hort und Schule<br />

Pädi und Gogi präsentieren<br />

37 Das pädadogische ABC <strong>–</strong> C: Coaching<br />

4


Pädis Tipp zu diesem Zitat:<br />

Hast du dich schon einmal gefragt, warum du<br />

deinen Beruf ausübst? Was hat dich veranlasst,<br />

diesen Weg zu gehen? Und wer oder was sorgt<br />

da<strong>für</strong>, dass du es immer noch tust? Wenn du<br />

tief in deinem Herzen die Liebe zum Menschen,<br />

die Liebe zu den Kindern und zu deinem<br />

Tun spürst, bist du genau richtig, da wo du bist.<br />

Und sei dir gewiss: Es gibt überall größere und<br />

kleinere Hürden und es liegt an uns, ob wir uns<br />

den Kopf daran stoßen, drüber springen oder<br />

sie umgehen.<br />

5


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Klopfst du noch Steine oder baust<br />

du schon an der Kathedrale?<br />

von Petra Knickenberg<br />

„Und was machst du so?“ Oft<br />

haben wir in meiner Jugendzeit<br />

und auch als junge Erwachsene<br />

diese Frage genutzt, um den<br />

Einstieg in ein Gespräch zu<br />

finden. Es war interessant, was<br />

der- oder diejenige darauf antwortet,<br />

und ich finde es heute<br />

immer noch interessant. Würdest<br />

du heute auf diese Frage<br />

antworten: „Ich bin pädagogische<br />

Fachkraft.“ Was sagt das<br />

über dich aus? Welches „Label“<br />

klebt dadurch auf dir? Natürlich<br />

kann man dich dadurch irgendwie<br />

„einordnen“. Man weiß,<br />

was du beruflich tust. Du hast<br />

mit Kindern zu tun, arbeitest in<br />

der Kita usw.<br />

Wenn man die Frage verändert<br />

und stattdessen wissen möchte:<br />

„Was wolltest du als Kind gerne<br />

werden? Welchen Traumberuf<br />

hattest du? Hast du dir diesen Berufswunsch<br />

erfüllt? Traumberuf?<br />

Die Berufsbezeichnungen haben<br />

sich verändert. Als ich meine Ausbildung<br />

begann, waren die Frauen<br />

in der Kita Kindergärtnerinnen.<br />

Dann hieß es Erzieherin. Und<br />

heute hört man immer öfter den<br />

Begriff pädagogische Fachkraft.<br />

Nicht nur die Bezeichnungen,<br />

auch die Aufgaben haben sich<br />

gewandelt.<br />

Damit die Kinder erblühen<br />

Ich wollte immer Kindergärtnerin<br />

werden. Man hatte mir davon abgeraten,<br />

weil ich da keine Arbeit<br />

finden würde. So ändern sich die<br />

Zeiten. Auch wenn der Begriff<br />

veraltet ist, finde ich ihn trotzdem<br />

gut. Ich selbst bin ja auch schon<br />

ein bisschen Retro. Jahrgang<br />

1968.<br />

Zerlegen wir das Wort Kindergärtnerin:<br />

Einen Garten zu ermöglichen,<br />

in dem das Kind erblühen,<br />

reifen, wachsen und sich<br />

entwickeln kann. Gibt es etwas<br />

Schöneres, als dazu beizutragen,<br />

dass das Kind erblüht? Dass all<br />

die zunächst verborgenen, doch<br />

angelegten Potenziale erwachen<br />

und gedeihen?<br />

Denken wir an unsere eigene<br />

Kindergartenzeit zurück, gibt es<br />

da hoffentlich wunderbare Erinnerungen<br />

an Erzieherinnen,<br />

Fachkräfte oder wie auch immer<br />

wir sie nennen möchten. Wir<br />

haben sie damals noch mit Tante<br />

angesprochen <strong>–</strong> das ist ja wirklich<br />

Retro. Die Tante H. war ziemlich<br />

cool. Ist schon lange her, doch ich<br />

fand sie so großartig, dass daraus<br />

mein Berufswunsch erwuchs.<br />

Doch meine Wege waren andere.<br />

Heute arbeite ich mit verschiedenen<br />

Pädagoginnen und Pädagogen<br />

zusammen, die mit großen<br />

und kleinen Kindern zu tun<br />

haben. Und als Coach begleite<br />

ich Kinder auch in verschiedensten<br />

Altersgruppen und Settings.<br />

Damit sie wachsen, erblühen und<br />

an sich glauben lernen. Ich liebe<br />

diese Aufgabe. Wenn mich heute<br />

jemand fragt: „Und was machst<br />

du so?“, ist die Antwort jedes Mal<br />

ein bisschen anders.<br />

Magst du, was du tust?<br />

Singt Dein Herz bei dem, was<br />

du machst? Wenn du die Kleinen<br />

<strong>–</strong> vielleicht erst seit Kurzem,<br />

oder auch schon seit vielen<br />

Jahr(zehnt)en <strong>–</strong> begleitest. Vom<br />

Morgenkreis in die Vorschule,<br />

beim Basteln der Laternen, beim<br />

Flügge werden, den ersten Schrit-<br />

6


Metaphysik begegnet <strong>Pädagogik</strong><br />

ten. Beim Abnabeln von Zuhause,<br />

bei der Vorbereitung <strong>für</strong> „den<br />

Ernst des Lebens“. Welche Spuren<br />

hinterlässt du bei dem Kind? Singt<br />

dein Herz <strong>–</strong> trotz all der suboptimalen<br />

Umstände, der Bürokratie,<br />

dem Personalmangel und was<br />

auch immer noch?<br />

Gelingt es dir immer wieder <strong>–</strong><br />

trotz allem <strong>–</strong>, mit dem inneren<br />

singenden Herzen den Kindern<br />

zu begegnen? Spürst du, wie der<br />

Funke überspringt, auch wenn<br />

Zeit und Personal knapp sind und<br />

die Aufgaben sich häufen? Gelingt<br />

es dir immer wieder, dich<br />

selbst zu motivieren, dich zu<br />

erinnern, warum du dich <strong>für</strong> diese<br />

Aufgabe entschieden hast?<br />

Vielleicht weißt du ganz genau,<br />

warum du diesen Beruf gewählt<br />

hast. Vielleicht hast du es in all<br />

den turbulenten Aufgaben und<br />

Zeiten vergessen. Dann hole dir<br />

diese Begeisterung wieder her.<br />

Sie ist doch immer noch irgendwo<br />

tief in dir vergraben. Krame<br />

sie hervor, poliere sie und lass sie<br />

leuchten und scheinen.<br />

Denn das ist es, was die Kinder<br />

brauchen, spüren und sich<br />

wünschen. Gib ihnen<br />

und dir Orientierung,<br />

Halt und Struktur<br />

durch dein Vertrauen,<br />

dass diese Aufgabe genau<br />

die Richtige <strong>für</strong> dich<br />

ist. Trotz allem.<br />

Vielleicht braucht es zwischendurch<br />

auch mal wieder eine<br />

Auszeit, um wieder zu sich selbst<br />

zu kommen. Damit du klar bist,<br />

warum du immer und immer<br />

wieder und immer noch in diesem<br />

Beruf tätig bist. Eine gute Selbst<strong>für</strong>sorge<br />

und Reflexion sind dabei<br />

ganz wichtig.<br />

Was machst du?<br />

Hier eine kleine Geschichte, die<br />

immer wieder so oder ähnlich<br />

erzählt wird: Drei Männer klopfen<br />

Steine. Ein Mann geht vorbei<br />

und fragt den ersten: „Und was<br />

machst du so?“<br />

Der erste Mann antwortet:<br />

„Siehst du doch, ich klopfe Steine.“<br />

Dann fragt er den zweiten: „Ja<br />

und was machst du da?“<br />

„Ich klopfe Steine und<br />

verdiene damit Geld, um<br />

meine Familie zu ernähren.“<br />

Und dann fragt er den dritten<br />

Mann: „Und was machst Du?“<br />

„Ich trage dazu bei, eine Kathedrale<br />

zu erbauen.“<br />

Alle drei Männer tun das Gleiche.<br />

Sie klopfen Steine.<br />

Jede Fachkraft „erzieht“, begleitet<br />

oder unterstützt Kinder in ihrer<br />

Entwicklung. Doch machst du<br />

nicht viel mehr? Was genau tust<br />

du? Betrachte das größere Bild<br />

und erkenne, dass du durch dein<br />

Wirken beitragen kannst, diesen<br />

kleinen Menschen in die Gesellschaft<br />

zu führen, ihn zu stärken,<br />

damit er an sich glaubt und auch<br />

an das Leben. Dass dieses Kind<br />

das Vertrauen entwickelt, Herausforderungen<br />

zu meistern, stabil<br />

genug zu werden, um den nächsten<br />

Schritt zu gehen. Auch ohne<br />

genau zu wissen, was wie werden<br />

wird. Mit allen Höhen und Tiefen<br />

des Kita-Alltags kannst du ein<br />

Vorbild, eine Säule sein, an der<br />

sich die Kinder, Kolleginnen und<br />

Kollegen und auch Eltern orientieren<br />

können.<br />

Spürst du, dass es viel mehr ist<br />

als „nur“ Steine zu klopfen oder<br />

Geld zu verdienen? Was ist deine<br />

Kathedrale? Was erbaust du und<br />

ihr als Team? Bist du dir deiner<br />

großen, wichtigen Aufgabe bewusst?<br />

Du leistest deinen Beitrag<br />

einen Unterschied zu machen.<br />

Vielleicht stehst du nicht als Erbauer<br />

dieser „Kathedrale“ auf dem<br />

7


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Deine BeRUFung zu leben ist ein großes Glück.<br />

Podest. Doch darum geht es auch<br />

gar nicht. Es geht darum, einen<br />

sinnvollen Beitrag zu leisten und<br />

dabei deinen Wert zu erkennen,<br />

durch dein tägliches TUN.<br />

Vielleicht bist du ja der Gärtner<br />

oder die Gärtnerin, die den<br />

Garten um die Kathedrale anlegen.<br />

Mit jedem Tag, an dem du<br />

wirkst, säst du etwas. Und oft<br />

hast du keine Ahnung, auf welchen<br />

Boden dieser Samen fällt.<br />

Ob er aufgeht, ob er keimt, ob er<br />

schon im Keim erstickt wird oder<br />

wunderbare Blüten und Früchte<br />

tragen wird.<br />

Überleg dir mal, welche Antwort<br />

du beim nächsten Mal gibst,<br />

wenn dich jemand fragt: „Und<br />

was machst du so?“ Vielleicht<br />

wäre eine Antwort: „Ich trage<br />

dazu bei, dass unsere Welt ein<br />

bisschen besser wird.“ Vielleicht<br />

schaut dich dein Gegenüber erst<br />

mal seltsam an. Und stell dir vor,<br />

wie du mit einem stillen inneren<br />

Lächeln genau spürst, dass du da<br />

dein Ding machst.<br />

BeRUFungs-Bezeichnung<br />

Sei dir deiner Kraft, Macht, Vollmacht<br />

bewusst und wende sie<br />

weise und leise an. Dadurch bereitest<br />

du die Kinder vor <strong>für</strong>s Leben.<br />

Auch in unserer dynamischwilden<br />

Zeit. Werde zur stabilen<br />

Säule. Erst mal <strong>für</strong> dich und alle,<br />

denen du begegnest. Das wäre<br />

doch auch eine tolle Antwort:<br />

„Ich bin eine Säule, die hält, trägt,<br />

und stabilisiert.“ Erschaffe dir eine<br />

BeRUFungs-Bezeichnung, keine<br />

Jobbeschreibung. Mach einen<br />

Unterschied. Und lass dein Licht<br />

leuchten.<br />

Dann wird dein Herz singen,<br />

denn von innen strahlst du nach<br />

außen aus. Und das Tolle: Du<br />

steckst andere an. Nicht mit<br />

einem aufgesetzten Lächeln,<br />

sondern mit einer inneren zufriedenen,<br />

glücklichen Haltung. Weil<br />

du spürst, du bist deinem RUF<br />

gefolgt.<br />

So kreiere dir deine eigene, individuelle<br />

Mischung. Einen Mix aus<br />

ein bisschen Retro mit modernen,<br />

aktuellen Entwicklungen. Dann<br />

geht es immer weiter. Es bewegt<br />

und tut sich was, hin in eine gute<br />

Richtung. Sei dabei und erbaue<br />

das, was schon längst in dir<br />

schlummert und darauf wartet,<br />

Realität zu werden. Da entstehen<br />

doch schon wieder neue Projekte<br />

<strong>für</strong> die Kita. Die Kinder haben<br />

sicher Freude mit dir und Eltern<br />

wundern sich, woher deine tollen<br />

Ideen immer wieder kommen. DU<br />

weißt es: Aus deiner sprudelnden,<br />

inneren Quelle.<br />

Alles das und noch vieles mehr<br />

geschieht, wenn wir dem Ruf der<br />

BeRUFung folgen.<br />

Petra Knickenberg<br />

ist Metaphysikerin und als<br />

„Fitnesstrainerin <strong>für</strong> die Seele“<br />

bekannt. Sie arbeitet als (Team-)<br />

Coach, Autorin und Referentin.<br />

www.towol-aschau.de<br />

8


Kinder<br />

Siehst du mich?<br />

Gute Pädagoginnen und Pädagogen aus Kindersicht<br />

von Janine Chmielorz<br />

„Janine! Ich hab dich so vermisst<br />

<strong>–</strong> du bist meine Lieblingserzieherin!“<br />

Mit diesen<br />

liebevollen Worten werde ich<br />

nach meiner Mittagspause von<br />

der kleinen Anna (5 J.) aus der<br />

Schmetterlingsgruppe begrüßt.<br />

Ich fühle mich sehr geschmeichelt,<br />

da ich doch gerade<br />

einmal eine Stunde weg war.<br />

Meine Kollegin Julia schüttelt<br />

schmunzelnd den Kopf und<br />

meint, dass dies ja flott ginge,<br />

gestern noch wäre sie Annas<br />

Lieblingserzieherin gewesen.<br />

Für Anna ist jedoch schnell klar,<br />

gestern, da trug Julia auch diesen<br />

tollen grünen Pullover und<br />

heute habe ich eine so schöne<br />

grüne Jacke an. Grün sei nämlich<br />

ihre Lieblingsfarbe, verkündet<br />

das Mädchen stolz.<br />

Dieses Gespräch lässt mich nachdenklich<br />

werden. Ich bemerke,<br />

wie wichtig den Kindern eine<br />

Gemeinsamkeit und die damit<br />

einhergehende Verbundenheit<br />

doch sein kann, und stelle mir die<br />

Frage, welche weiteren Eigenschaften<br />

aus Kindersicht wohl<br />

noch von Bedeutung sind, um in<br />

ihren Augen eine gute pädagogische<br />

Fachkraft in der Kita zu sein.<br />

Im Kita-Alltag orientieren wir uns<br />

unter anderem an den deutschlandweiten<br />

Bildungsleitlinien, am<br />

Qualitätsmanagement, an den<br />

Anforderungen des Trägers, der<br />

Leitung und denen der Eltern. In<br />

unserer Ausbildung oder auch<br />

im Studium lernen wir, welche<br />

Kompetenzen und Qualitäten<br />

eine pädagogische Fachkraft<br />

erfüllen bzw. mitbringen sollte.<br />

Stets mit dem Ziel vor Augen, das<br />

Kind dort mit seinen individuellen<br />

Bedürfnissen abzuholen, wo es<br />

gerade steht, und ihm die bestmögliche<br />

Förderung zu ermöglichen.<br />

Gerne kommen genügt<br />

nicht<br />

Doch zwischen all diesen, von<br />

uns Erwachsenen, zum Wohle<br />

der Kinder konzipierten Anforderungen<br />

dürfen wir den tatsächlichen<br />

Blick auf die uns anvertrauten<br />

Kinder nicht verlieren.<br />

Seien wir mal ehrlich: Wann haben<br />

wir zuletzt den Kindern einen<br />

Raum geschaffen, in dem sie uns<br />

ihre Wünsche und Bedürfnisse<br />

an eine gute Erzieherin mitteilen<br />

konnten? Ist es den Kindern<br />

und vor allem uns Erwachsenen<br />

überhaupt<br />

bewusst, dass auch<br />

diese ein Anspruchsrecht<br />

besitzen? Haben<br />

wir sie schon einmal direkt<br />

gefragt, was sie sich von uns<br />

wünschen würden? Vielen Eltern,<br />

aber auch Erzieherinnen und<br />

Erziehern, genügt es, wenn das<br />

Kind gerne in die Kindertagesstätte<br />

geht oder die pädagogische<br />

Fachkraft einfach nur gemocht<br />

wird.<br />

Klar, dass sich ein Kind in der<br />

Kita wohlfühlt und gerne zu uns<br />

kommt, ist eine wichtige Grundvoraussetzung<br />

und stellt gleichzeitig<br />

die absolute Basis sämtlicher<br />

pädagogischer Arbeit dar.<br />

Dennoch sind dies alles lediglich<br />

Indizien <strong>für</strong> die Interessen der<br />

Kinder und noch keine konkreten<br />

Eigenschaften, die <strong>für</strong> eine<br />

gute Erzieherin aus Kindersicht<br />

sprechen. Unser Anspruch sollte<br />

eine Fachkraft sein, die das Kind<br />

wirklich dort abholt, wo es steht <strong>–</strong><br />

und nicht nur in der Theorie.<br />

Manch einer würde nun erwidern,<br />

dass hier<strong>für</strong> die regelmäßig<br />

durchgeführten Kinderbefragungen<br />

genutzt werden, aber<br />

auch hier habe ich die Erfahrung<br />

gemacht, dass diese meist zu<br />

oberflächlich in ihrer Fragestellung<br />

gehalten werden.<br />

Kindliche Denkweise<br />

Während ich mich mit diesen<br />

Gedanken auseinandersetze, beobachte<br />

ich eine neue Dynamik<br />

im Gruppenraum.<br />

Anna setzt sich zu ihren<br />

Freunden Dominik (7<br />

J.) und Linda (5 J.) in die<br />

Bauecke:<br />

Dominik: „Also, ich finde,<br />

Peter ist der beste Erzieher, der<br />

ist genauso stark wie mein Papa,<br />

weil er mich immer ganz arg anschubst,<br />

bis zur Sonne. Das kann<br />

sonst keiner!“<br />

Anna: „Doch, die Janine kann<br />

das auch, sogar noch viel besser<br />

und sieht dabei immer aus wie<br />

eine Prinzessin, wie ich auch<br />

manchmal. Sie hat auch so tolle<br />

Fingernägel. Mit denen kann sie<br />

sogar all die Sachen reparieren<br />

9


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Mit den Augen des Kindes betrachtet, ist dein Auftrag sehr individuell.<br />

die kaputt gehen, weil wir immer<br />

so wild sind.“<br />

Linda: „Aber niemand kann so<br />

gut Fußballspielen wie Julia, ich<br />

glaube sie ist die beste Erzieherin<br />

und sie ist immer so lieb zu uns!<br />

Wenn ich manchmal arg Bauchweh<br />

habe, ruft sie meine Mama<br />

an und schaut, dass es mir gut<br />

geht. Dabei lacht sie auch immer<br />

so viel.“<br />

Eine Befragung mal anders<br />

Ich erkenne, dass dieses Thema<br />

<strong>für</strong> meine Gruppe aktuell von<br />

großer Bedeutung ist, und überlege<br />

mir, wie ich die Aussagen der<br />

Kinder aufarbeiten kann.<br />

Um allen Kindern der Schmetterlingsgruppe<br />

die Möglichkeit zu<br />

geben, gehört zu werden, beschließe<br />

ich das Thema während<br />

der nächsten Kinderkonferenz<br />

zu erörtern und stelle die große<br />

Frage in den Raum: „Was macht<br />

<strong>für</strong> euch eine gute Erzieherin<br />

oder einen guten Erzieher aus?“<br />

Oder auch einfacher formuliert:<br />

„Wie muss ich mich verhalten,<br />

dass du gerne in den Kindergarten<br />

gehst?“<br />

Mit großen Augen sieht mich die<br />

Gruppe an. Trotz anfänglicher<br />

Bedenkzeit und dank mancher<br />

positiven Bestärkung melden sich<br />

die ersten Kinder zu Wort. Nach<br />

Absprache mit der Gruppe notiere<br />

ich die Zitate auf ein großes<br />

Plakat, um sie später den Eltern,<br />

aber auch den Kolleginnen und<br />

Kollegen während einer Teamsitzung,<br />

zu präsentieren.<br />

Zur besseren Überschaubarkeit<br />

fasse ich nachfolgende Zitate in<br />

vier Themengebilde zusammen:<br />

Ich sehe dich:<br />

→ „Wenn du mich anlachst.“<br />

→ „Immer lieb.“<br />

→ „Manchmal schimpft ihr<br />

auch.“<br />

→ „Wenn sie aussieht wie eine<br />

Prinzessin, so wie ich manchmal.“<br />

Ich verbringe Zeit mit dir:<br />

→ „Wenn du viel mit uns spielen<br />

tust.“<br />

→ „Mit mir Fußball spielst.“<br />

→ „Tolle Ausflüge machst.“<br />

→ „Weil ihr immer im Kindergarten<br />

seid <strong>–</strong> ich gehe in den<br />

Kindergarten, du bist da, ich<br />

gehe vom Kindergarten, du<br />

bist auch da.“<br />

Ich kümmere mich um dich:<br />

→ „Sie verarzten die Kinder<br />

immer.“<br />

→ „Wenn ich krank bin, rufst du<br />

meine Mama an.“<br />

→ „Wenn du uns tröstest.“<br />

Ich unterstütze dich:<br />

→ „Ich finde es gut, wenn ihr den<br />

Kindern helfen tut, wenn ich<br />

was nicht kann. Bald kann ich<br />

das dann schon alleine.“<br />

→ „Ich mag es, wenn du hilfst die<br />

Brotzeitbox aufzumachen.“<br />

→ „Sachen reparieren.“<br />

→ „Wenn Peter mir hilft beim<br />

10


Kinder<br />

Frag doch mal das Kind.<br />

anschubsen, dann schaukle ich<br />

bis zur Sonne.“<br />

Es wird deutlich, dass <strong>für</strong> die Kinder<br />

dieser Gruppe eine konstante<br />

und <strong>für</strong>sorgliche Betreuung durch<br />

eine verlässliche Bezugsperson<br />

eine große Rolle spielt. Ebenso<br />

legen sie viel Wert auf Gemeinsamkeiten,<br />

an denen sie sich<br />

orientieren können. Dies schafft<br />

Verbundenheit und Vertrauen.<br />

In Kontakt treten<br />

Es ist den Kindern wichtig, von<br />

der Fachkraft ganzheitlich und mit<br />

ihren Bedürfnissen gesehen zu<br />

werden. Dies geschieht vor allem<br />

durch eine regelmäßige Kontaktaufnahme.<br />

Die Kinder fühlen<br />

sich dadurch wertgeschätzt und<br />

als bedeutsam wahrgenommen<br />

<strong>–</strong> „Ich verbringe Zeit mit dir und<br />

sehe dich.“<br />

Besonders die Interaktion in<br />

Form des Spiels wird als sehr bindungsfördernd<br />

und anerkennend<br />

empfunden. Und dies ist der<br />

Punkt, an dem wir als pädagogische<br />

Fachkräfte gefragt sind. Für<br />

die Kinder ist es von Bedeutung,<br />

Zeit und Aufmerksamkeit von uns<br />

zu erhalten, egal in welcher Form,<br />

denn in Kinderaugen zählt jede<br />

Art der Aufmerksamkeit <strong>–</strong> auch<br />

eine negative Maßregelung wird<br />

häufig positiver empfunden, als<br />

gar nicht gesehen zu werden. Ich<br />

betrachte es als unsere Aufgabe,<br />

diese gemeinsame Zeit qualitativ<br />

wertvoll zu gestalten. Natürlich<br />

ist mir bewusst, dass dies im pädagogischen<br />

Alltag durch die stetig<br />

wachsenden Anforderungen<br />

an die Fachkräfte immer schwieriger<br />

wird und die tatsächliche Zeit<br />

am Kind zu kurz kommt.<br />

Daher ist eine wertschätzende<br />

und liebevolle Aufmerksamkeit<br />

gegenüber eines jeden einzelnen<br />

Kindes umso wichtiger. Sie bietet<br />

ihm das Gefühl von Geborgenheit<br />

und fördert die Bindung.<br />

„Ich verbringe nicht nur Zeit mit<br />

dir <strong>–</strong> ich kümmere mich auch um<br />

dich“.<br />

Ernst und groß<br />

Die Kinder wollen in der jeweiligen<br />

Situation ernst genommen<br />

werden und erleben, dass ihre<br />

ausgewählten Bezugspersonen<br />

zuverlässig reagieren. Besonders<br />

in verletzlichen Situationen ist<br />

dies von großer Bedeutung. Wir<br />

Erwachsenen tendieren gerne<br />

dazu, die Emotionen und Bedürfnisse<br />

der Kinder kleinzureden.<br />

Wie schnell kommen uns Sätze<br />

über die Lippen wie „Ach komm,<br />

so schlimm war das nicht.“ Oder<br />

„Steh schnell wieder auf, es ist<br />

nichts passiert.“ Wir haben uns in<br />

der Praxis angeeignet, die Kinder<br />

von ihrem Schmerz abzulenken.<br />

Dies kann in einzelnen Situationen<br />

auch angemessen sein, aber<br />

wichtiger ist es, auch in schmerzhaften<br />

Situationen <strong>für</strong> das Kind<br />

da zu sein und ihm dabei zu<br />

helfen, das Erlebte zu benennen<br />

und verarbeiten zu können.<br />

„Ich spreche dir diese Empfindung<br />

nicht ab und unterstütze<br />

dich, bis es dir besser geht.“<br />

Gute Pädagoginnen und Pädagogen<br />

behalten die gesamte Gruppe<br />

im Blick und erkennen, wann<br />

ein Kind Hilfe benötigt. Natürlich<br />

geht es in erster Linie darum,<br />

Impulse und Hilfestellungen zu<br />

geben, damit die Kinder eine<br />

eigene Problemlösekompetenz<br />

entwickeln. Es gilt das explorative<br />

Verhalten und die Neugierde zu<br />

bestärken. Hierbei wird vermieden<br />

direkt ins Geschehen einzugreifen<br />

und die Tätigkeit dem<br />

Kind komplett abzunehmen. Dies<br />

fördert die Selbstwirksamkeit<br />

der Kinder. Doch aus Kindersicht<br />

besteht eine Unterstützung<br />

manchmal genau darin, ihnen<br />

etwas abzunehmen, was in diesem<br />

Moment unmöglich <strong>für</strong> sie<br />

erscheint <strong>–</strong> auch das darf manchmal<br />

sein. Mit etwas Erfahrung<br />

und Fingerspitzengefühl gelingt<br />

es dir abzuwägen, inwieweit du<br />

ins Geschehen eingreifst. Häufig<br />

ist es den Kindern auch nur wichtig,<br />

wahrgenommen zu werden<br />

mit ihren Problemen.<br />

„Ich unterstütze dich, indem ich<br />

<strong>für</strong> dich da bin.“<br />

Janine Chmielorz ist<br />

Sozialpädagogin (B.A.) und zertifizierte<br />

Kitaleitung einer fünfgruppigen<br />

Einrichtung.<br />

11


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Ich liebe meinen Job<br />

Warum mein Beruf mehr ist als Arbeit<br />

von Stephanie Wendle<br />

Als ich vor knapp 30 Jahren<br />

meinen Realschulabschluss in<br />

den Händen hielt, stand ich vor<br />

der schwierigen Entscheidung,<br />

wie es weitergehen soll. Meine<br />

eigentlichen Berufswünsche,<br />

die so rein gar nichts mit dem<br />

Erzieherberuf zu tun hatten,<br />

legte ich während meiner<br />

Schulpraktika schnell wieder<br />

ad acta. Da stand ich nun mit<br />

jungen sechzehn Jahren und<br />

hatte keinen Plan in der Tasche.<br />

Klar war aber, nichts tun<br />

ist nicht mein Weg, und aus<br />

der Not heraus bewarb ich<br />

mich um einen Platz <strong>für</strong> ein<br />

sogenanntes Vorpraktikum im<br />

Kindergarten.<br />

Zu meiner Zeit der Ausbildung<br />

gab es das tatsächlich noch: Man<br />

arbeitete ein Jahr im Kindergarten<br />

mit und als Minderjährige<br />

ging man noch zusätzlich in<br />

die hauswirtschaftliche Schule.<br />

Ich erinnere mich noch genau,<br />

dass es mein Ziel war, während<br />

dieses Jahres etwas zu suchen<br />

und zu finden, das ich wirklich<br />

lernen wollte. Relativ naiv und<br />

mit dem Klischee der spielenden<br />

Kaffeetante im Kopf begann ich<br />

also in einem Kindergarten mein<br />

Praktikum. Meiner Vorstellungen<br />

wurde ich aber schnell beraubt<br />

und fand unheimlichen Spaß an<br />

der Arbeit mit Kindern. Jeder Tag<br />

war anders. Unverhofft kommt<br />

bekanntlich oft und die<br />

Herausforderungen<br />

wechselten täglich.<br />

Sehr bald wurde mir<br />

klar: Ich wollte ein Teil<br />

der Menschen sein, die<br />

Kinder begleiten und ihnen<br />

die Welt erklären. Mir gefiel, wie<br />

vorurteilsfrei Kinder mit anderen<br />

umgehen, dass es ihnen egal ist,<br />

woher ihr Gegenüber kommt, wie<br />

er aussieht oder was er kann oder<br />

eben auch nicht. Kinder haben<br />

die Gabe, direkt in die Herzen<br />

zu blicken. Sie entscheiden aus<br />

dem Bauch heraus, völlig unbeeindruckt<br />

davon, was andere<br />

sagen oder denken. Es ist etwas<br />

ganz Besonderes, sie begleiten<br />

zu dürfen und entscheidend dazu<br />

beitragen zu können, dass sie zu<br />

wertschätzenden, selbstbewussten<br />

und gesunden Erwachsenen<br />

heranwachsen.<br />

Theorie und Praxis<br />

Schon während meiner Ausbildung<br />

wurde mir schnell klar, dass<br />

es nicht einfach wird. Wissen, das<br />

man sich aneignen musste, Theorie,<br />

die mit der Praxis verknüpft<br />

werden sollte und manchmal rein<br />

gar nichts mit der realen Kitawelt<br />

zu tun hatte, stellten sich als Herausforderungen<br />

dar.<br />

Schon immer unterliegt die Arbeit<br />

mit Kindern Veränderungen. Wissenschaftliche<br />

Fortschritte werden<br />

ständig hinterfragt oder umgesetzt.<br />

Während früher die reine<br />

Betreuung und Aufbewahrung<br />

im Fokus lagen, hat sich<br />

mit der Zeit das Bildungsverständnis<br />

stark<br />

verändert. Mittlerweile<br />

stehen die Bindungsarbeit<br />

und die Bildung der Kinder im<br />

Fokus der Elementarpädagogik.<br />

Um in der heutigen Zeit nicht<br />

wieder in alte Muster zu verfallen<br />

und den Fokus weiterhin auf die<br />

Bildung, Bindung und Begleitung<br />

der Kinder zu legen, braucht es<br />

Fachkräfte mit dem Herz am<br />

rechten Fleck, die mit Leidenschaft<br />

und Mut bei der Arbeit<br />

sind und keine Mühen scheuen,<br />

um den Kindern die beste Zeit<br />

ihres Lebens zu bereiten.<br />

Mit Herz und Leidenschaft<br />

Im Laufe meiner Berufsjahre<br />

merkte ich, dass der Beruf der<br />

pädagogischen Fachkraft eben<br />

nur von Menschen gut ausgeübt<br />

werden kann, die eine gesunde<br />

Portion Leidenschaft und Herz<br />

mitbringen. Die Kinder sind die<br />

Zukunft unserer Gesellschaft<br />

und gerade deshalb ist es von<br />

enormer Wichtigkeit, sie aktiv<br />

zu begleiten, zu fördern und zu<br />

schützen. Sie sind die Menschen,<br />

die später einmal die Welt gestalten.<br />

Wie oft hörte und höre ich immer<br />

wieder diesen einen Satz: „Also<br />

12


Fachkräfte<br />

jeden Tag mit Kindern, das könnt<br />

ich nicht!“ Am Anfang konnte ich<br />

darüber nur den Kopf schütteln,<br />

mittlerweile verstehe ich, dass<br />

längst nicht alle Menschen <strong>für</strong><br />

diesen Beruf geeignet sind. Jeden<br />

Tag ein gewisser Lärmpegel, zu<br />

trocknende Tränen, immer wieder<br />

die gleichen Grenzen und Regeln<br />

einfordern, Toilettengänge begleiten<br />

und Auseinandersetzungen,<br />

die geschlichtet werden müssen.<br />

Kinder außer Rand und Band<br />

wieder bändigen. Singen, lachen,<br />

weinen, Geschichten erzählen,<br />

tausende Fragen hundertmal<br />

beantworten, Hände halten und<br />

Gespräche führen.<br />

Schicksale, die begleitet werden<br />

und die manchmal einfach nicht<br />

zu ändern sind, können ziemlich<br />

an den Nerven zehren. Ja, diesen<br />

Beruf muss man wirklich wollen!<br />

Macht man ihn nur wegen spielen<br />

und Kaffee trinken, wird man<br />

schnell auf den Boden der Tatsachen<br />

katapultiert. Es ist eben<br />

kein „lockerer Job“, sondern eine<br />

Berufung.<br />

Der Berufung treu geblieben<br />

Natürlich gibt es auch in diesem<br />

Berufsfeld, wie in jedem anderen,<br />

Schattenseiten und darüber<br />

müssen sich alle, die diesen<br />

Beruf erlernen, bewusst<br />

sein. Wo Menschen<br />

aufeinandertreffen,<br />

da kann es gehörig<br />

menscheln. Nicht immer<br />

stimmt die Erwartungshaltung<br />

überein mit dem Leistbaren,<br />

nicht alle Wege führen in die<br />

gleiche Richtung und jeder bringt<br />

sein eigenes Päckchen voller<br />

Vorlesen ist Bildungsarbeit.<br />

Glaubenssätze und Erfahrungen<br />

mit.<br />

Wenn ich auf die vergangenen<br />

Jahre zurückblicke, sehe ich,<br />

dass es gute und weniger gute<br />

Tage gab, leichte und schwierige<br />

Momente und Situationen, an die<br />

ich gerne und ungern zurückdenke.<br />

Ich musste mehr als einmal<br />

bis an meine Grenzen gehen und<br />

darüber hinaus. Ich habe Dinge<br />

getan und nicht getan, über die<br />

ich heute nur den Kopf schütteln<br />

kann, aber auch diese Momente<br />

gehören zur Entwicklung.<br />

Trotz allem bin ich dem<br />

Beruf der pädagogischen<br />

Fachkraft treu<br />

geblieben, weil es ein<br />

Berufsfeld ist, das einem<br />

all das wieder zurückgibt, was<br />

man hineinsteckt. Dieser Beruf<br />

ist so vielseitig, lernintensiv,<br />

alles andere als langweilig und<br />

jeden Tag anders. Hier begegnen<br />

einem so viel Liebe, Leidenschaft,<br />

Herzlichkeit, gnadenlose Ehrlichkeit<br />

und Emotionen. Ich bin<br />

dankbar da<strong>für</strong>, dass mir dieser<br />

Beruf ermöglicht, Kinder und<br />

ihre Familien zu begleiten, ihnen<br />

beim Wachsen zu helfen und sie<br />

auf einem Stück ihres Lebens zu<br />

begleiten. Im Gegenzug begleiten<br />

die Kinder mich und erlauben mir<br />

jeden Tag aufs Neue die Welt aus<br />

ihren Augen zu sehen. Sie fordern<br />

und fördern mich wie ich sie und<br />

ermöglichen es mir immer wieder,<br />

mich weiterzuentwickeln und so<br />

meinen Horizont zu erweitern.<br />

Stephanie Wendle ist Erzieherin<br />

und zertifizierte Praxisanleiterin.<br />

Außerdem ist sie im Verband <strong>für</strong> Kita-<br />

Fachkräfte Baden-Württemberg aktiv.<br />

13


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Geheimsache Leitungsbüro<br />

Enthüllungen einer Insiderin<br />

von Tanja Peter<br />

Um gleich eines vorwegzunehmen:<br />

Ich liebe meinen Job! Die<br />

Aufgaben einer Einrichtungsleitung<br />

sind derart vielfältig,<br />

dass im Alltag keine Langeweile<br />

aufkommt. Dabei spielt es erst<br />

einmal keine Rolle, ob du in<br />

einer großen oder kleineren<br />

Betreuungseinrichtung arbeitest.<br />

Die Kernaufgaben und<br />

die nötigen Kompetenzen sind<br />

überall gleich.<br />

Da ist zunächst das Rollenverständnis.<br />

Sofern du nicht gerade<br />

frisch studiert hast, steigst du<br />

nach einigen Jahren als pädagogische<br />

Fachkraft im Gruppendienst<br />

zur Leitungsposition auf. Du<br />

warst Teil eines Teams und hast<br />

dich fantastisch mit den Kolleginnen<br />

und Kollegen verstanden, ihr<br />

wart auf gleicher Ebene. Als Vorgesetzte<br />

bist du in einer anderen<br />

Position. Bei dir laufen die Fäden<br />

zusammen. Zufriedene und unzufriedene<br />

Eltern kommen zu dir,<br />

deine Teammitglieder sind deine<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

und du bist Ansprechpartnerin<br />

<strong>für</strong> sämtliche Stellen von außerhalb.<br />

Das verlangt nach einem<br />

starken Nervenkostüm, denn<br />

nicht selten kommt alles auf einmal.<br />

Es hilft mir in diesen Fällen,<br />

auf sachlicher Ebene die Situation<br />

zu betrachten. Ich stelle mir zuerst<br />

die Frage: „Wer hat mit wem<br />

welches Problem?“ Denn du bist<br />

nicht grundsätzlich da<strong>für</strong> verantwortlich,<br />

alles lösen zu müssen.<br />

Aber es liegt in deiner Verantwortung,<br />

neutral und sachlich zu<br />

vermitteln, Hilfe anzubieten und<br />

lösungsorientiert zu denken.<br />

Kritik aushalten<br />

In der Leitungsposition schaust<br />

du dir das Gesamtbild an und<br />

versuchst zu verstehen, was dein<br />

Gegenüber antreibt. So<br />

gelingt es dir, die Situation<br />

zu entschärfen,<br />

bevor sie eskaliert. Das<br />

bringt mich zu einer<br />

weiteren Kompetenz,<br />

die du unbedingt mitbringen<br />

musst: Kritikfähigkeit. Du<br />

bist ein Mensch mit Ecken und<br />

Kanten, eine hervorragende<br />

Fachkraft, aber nicht unfehlbar.<br />

Es ist von enormer Bedeutung,<br />

dass du dir eingestehst, wenn du<br />

einen Fehler gemacht hast. Deine<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

Eltern und Träger müssen<br />

dich kritisieren dürfen. Und ja,<br />

du darfst auch emotional reagieren,<br />

aber niemals vor Dritten. Es<br />

wird immer wieder Situationen<br />

geben, die dich belasten. Hilfreich<br />

ist in jedem Fall eine klare<br />

Kommunikation. Du musst deine<br />

Bedürfnisse und Grenzen kennen<br />

und diese kommunizieren. Ohne<br />

Selbst<strong>für</strong>sorge reibst du dich auf<br />

und hältst den Belastungen nicht<br />

stand.<br />

Die Menschen führen<br />

Die Kindertageseinrichtung hat<br />

ein Leitbild, eine Konzeption und<br />

im besten Fall ein Qualitätshandbuch.<br />

Diese Richtlinien geben<br />

eure gemeinsame Richtung vor.<br />

Jede Entscheidung, die du alleine<br />

oder mit deinem Team triffst,<br />

geschieht vor diesem Hintergrund.<br />

Daher ist Teamführung<br />

eine weitere Schlüsselkompetenz.<br />

Du hast die Aufgabe, deine Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu<br />

motivieren und zu stärken,<br />

damit sie fachlich gerüstet<br />

sind, die Kinder<br />

und Familien nach den<br />

festgelegten Kriterien<br />

bestmöglich zu begleiten.<br />

Das jährliche Zielformulierungsgespräch<br />

ist da<strong>für</strong> ein nutzbares<br />

Instrument.<br />

→ Was braucht dein Gegenüber,<br />

um sich fachlich und persönlich<br />

weiterzuentwickeln?<br />

→ Sind die Ziele aus dem Vorjahr<br />

erfüllt?<br />

→ Welche Voraussetzungen<br />

braucht es, damit Ziele erreicht<br />

werden können?<br />

Die Rahmenbedingungen in<br />

vielen Einrichtungen machen<br />

Weiterbildung zur Herausforderung.<br />

Es muss aber nicht immer<br />

eine mehrtägige Fortbildung sein.<br />

Manchmal genügt ein Fachartikel<br />

oder ein von dir aufbereiteter<br />

Impuls <strong>für</strong> die Teamsitzung, um<br />

Denkvorgänge in Gang zu bringen<br />

oder Themen, die „hinten<br />

runtergefallen sind“ wieder in den<br />

Fokus zu rücken. Nehmt euch da<strong>für</strong><br />

unbedingt Zeit. Im Kern geht<br />

es bei der Mitarbeiterführung<br />

darum, die Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, damit sich jedes<br />

14


Kitaleitung<br />

Teammitglied gesehen und wertgeschätzt<br />

fühlt. Deine Aufgabe<br />

ist es, wahrzunehmen, wer was<br />

braucht. Neue Verantwortungen,<br />

Führung oder Begleitung.<br />

Struktur geben<br />

Zu den genannten Eigenschaften<br />

kommt die Fähigkeit hinzu,<br />

Arbeitsaufgaben gut zu strukturieren.<br />

Das Alltagsgeschäft<br />

verlangt Disziplin. Da sind Mails<br />

von Fachschulen, dem Träger, den<br />

Sorgeberechtigten, den Frühförderstellen<br />

und so weiter. Das sind<br />

meistens temporäre Anliegen,<br />

die bearbeitet werden müssen.<br />

Ich empfehle dir eine „To-do-Liste“<br />

anzulegen, wo du ganz klar<br />

sortierst, welche Aufgaben sofort<br />

oder mittelfristig zu erledigen<br />

sind und welche du delegieren<br />

kannst. Auch hier gilt: Du musst<br />

nicht alles alleine stemmen. Überlege<br />

dir mit deinem Team, wer<br />

welche Interessen und Fähigkeiten<br />

hat, um dir hierbei zu helfen.<br />

Vielleicht gibt es jemanden, der<br />

unheimlich gerne Listen führt?<br />

Bestellungen von Verbrauchsmaterial<br />

wie Papier und Farben,<br />

Anmeldeunterlagen verwalten,<br />

Jahresplanung im Blick haben,<br />

Essensbestellungen vornehmen<br />

<strong>–</strong> es gibt so vieles, was delegiert<br />

werden kann. Es entlastet dich,<br />

und deine Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sind eingebunden.<br />

Natürlich gibt es Dinge, die du<br />

selber machen musst. Dazu<br />

gehört die Budgetverwaltung,<br />

Bewirtschaftung von Rechnungen,<br />

Haushaltsplanung, aber auch<br />

Dienstplangestaltung und das<br />

Führen von Überstundenkonten<br />

Verteile Aufgaben in mehrere Hände.<br />

und Urlaubsplanung.<br />

Wie du siehst, ist die Tätigkeit der<br />

Kitaleitung ein komplexes Zusammenspiel<br />

aus Administration,<br />

Zusammenarbeit mit Eltern und<br />

Träger, Mitarbeiterführung und<br />

Qualitätsentwicklung bzw. -sicherung.<br />

Die Stunden im Büro sind<br />

gut gefüllt, denn durch den Gesamtüberblick,<br />

den du als Leitung<br />

hast, ergeben sich täglich viele<br />

kleine Aufgaben. Ich <strong>für</strong> meinen<br />

Teil versuche, der Bürokratie nur<br />

den Raum zu geben, der unbedingt<br />

sein muss. Mitarbeiterführung<br />

und Weiterentwicklung der<br />

Einrichtung sind mir wichtig. Es<br />

ist wunderbar erfüllend zu sehen,<br />

wie sich die pädagogischen Fachkräfte<br />

mit Freude engagieren und<br />

es ihnen genauso wichtig ist wie<br />

mir, die Qualität der Einrichtung<br />

hochzuhalten. Aussagen wie „Ich<br />

komme jeden Morgen so gerne<br />

zur Arbeit“ sind die Bestätigung.<br />

Vielerorts kommt die Tätigkeit<br />

als pädagogische Fachkraft mit<br />

Bezugskindern im Gruppendienst<br />

noch hinzu. Ich wünsche mir die<br />

Erkenntnis von Verantwortlichen<br />

auf Trägerseite und Politik, dass<br />

sich das ändern muss. Kitaleitung<br />

zu sein geht nicht einfach so<br />

„nebenbei“. Wir sind Führungskräfte<br />

<strong>–</strong> ohne Wenn und Aber.<br />

Tanja Peter ist Fachwirtin <strong>für</strong><br />

Organisation und Führung im<br />

Sozialwesen. Seit 2013 leitet sie eine<br />

kommunale Kita.<br />

15


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Heute nur gespielt?<br />

Die Bedeutung des Freispiels in der frühkindlichen Bildung<br />

von Anja Braekow<br />

Es gab Zeiten in der Kita, da<br />

wurde das Freispiel belächelt<br />

und als pädagogisch deplatziert<br />

eingestuft. Im gesellschaftlichen<br />

Kontext hören wir noch<br />

immer Stimmen wie: „In der<br />

Kita wird doch nur gespielt.<br />

Was sollen die Kinder denn da<br />

lernen? Richtiges Lernen beginnt<br />

erst in der Schule!“<br />

Das Freispiel fristet in so manchen<br />

Bildungsplänen ein Schattendasein.<br />

Im Vordergrund stehen<br />

didaktische Methoden zur gezielten<br />

Förderung von Kompetenzen.<br />

Es wird immer noch daran<br />

gearbeitet, die Kinder auf das<br />

Leben und das schulische Lernen<br />

vorzubereiten. Dennoch ist das<br />

Freispiel aus pädagogischer Sicht<br />

unabdingbar <strong>für</strong> die gesunde<br />

Entwicklung der Kinder. Kinder<br />

haben ein Recht auf Freizeit, Erholung<br />

und Spiel. Dieses Recht<br />

auf Spiel ist in Artikel 31 der<br />

UN-Kinderrechtskonventionen<br />

festgeschrieben. Hierbei geht es<br />

auch um das freie Spiel, ungelenkt<br />

von Erwachsenen.<br />

Kita als Ort des Spiels<br />

Aufgabe von Kindertageseinrichtungen<br />

ist es, Kindern ungestörtes<br />

Spielen in anregend gestalteten<br />

Räumen <strong>–</strong> drinnen und<br />

draußen <strong>–</strong> zu ermöglichen. Eine<br />

spielfördernde <strong>Pädagogik</strong> ermöglicht<br />

es Mädchen und Jungen,<br />

ihre Spielkompetenz zu entfalten,<br />

und lässt Eltern daran teilhaben,<br />

wie gut sich ihre Kinder spielend<br />

entwickeln.<br />

Der pädagogische Wert des<br />

Spiels <strong>für</strong> die frühkindliche Bildung<br />

wird im Berliner Bildungsprogramm<br />

eigens hervorgehoben:<br />

„Das Spiel ist in besonders ausgeprägter<br />

Weise ein selbstbestimmtes<br />

Lernen mit allen Sinnen, mit<br />

starker emotionaler Beteiligung,<br />

mit geistigem und körperlichem<br />

Krafteinsatz. Es ist ein ganzheitliches<br />

Lernen, weil es die ganze<br />

Persönlichkeit fordert und fördert.<br />

Im Spiel lernen die Kinder<br />

freiwillig und mit Spaß über<br />

Versuch und Irrtum, aber ohne<br />

Versagensängste. Im Spiel stellen<br />

sie sich ihre Fragen selbst und<br />

erfinden dazu die Antworten. Das<br />

entspricht zugleich dem Prinzip<br />

der Förderung von Bildung und<br />

Weltverständnis.“ Berliner Bildungsprogramm<br />

<strong>für</strong> die Bildung,<br />

Erziehung und Betreuung von<br />

Kindern in Tageseinrichtungen<br />

bis zu ihrem Schuleintritt, Berlin<br />

2004.<br />

Willkommen in der faszinierenden<br />

Welt des Freispiels in der<br />

frühkindlichen Bildung. Hier spielen<br />

die Kinder die Hauptrolle und<br />

begeben sich täglich auf eine Reise<br />

des Lernens durch Entdecken,<br />

Ausprobieren und Korrigieren.<br />

In einer Kita wird also die meiste<br />

Zeit des Tages frei gespielt.<br />

Kinder als aktive Akteure<br />

Im Freispiel bestimmen die Kinder,<br />

wann, wo und mit wem sie<br />

spielen möchten. Das fordert ihre<br />

Eigeninitiative. Das Kind muss<br />

sich selbstständig um Spielpartner<br />

und eine Spielidee bemühen.<br />

16


Kinder<br />

Auch wenn Kinder manchmal<br />

scheinbar chaotisch umherlaufen<br />

und nur das machen, wonach<br />

ihnen ist, bedeutet dies keinesfalls,<br />

dass sie in dieser Zeit nichts<br />

lernen können. In vielen Fällen<br />

muss die eigene Spielidee erst<br />

mal mit den ausgewählten anderen<br />

Beteiligten abgestimmt oder<br />

ein gemeinsamer Platz zum Spielen<br />

gesucht werden. Hier müssen<br />

die Kinder kooperativ agieren und<br />

stärken damit ihr Sozialverhalten<br />

quasi nebenbei. Ebenso ist sehr<br />

viel Kommunikation nötig. Gerade<br />

Kinder, die im Alltag Herausforderungen<br />

oder Probleme mit<br />

der Sprache haben, sprechen im<br />

Spiel oft mehr und ausdauernd.<br />

Sie bekommen durch die<br />

freie Entfaltung mehr<br />

Möglichkeiten zur<br />

Verbesserung der<br />

Selbstwahrnehmung<br />

sowie des Selbstbewusstseins,<br />

indem sie<br />

versuchen, eigene Ideen umzusetzen<br />

und selbst gesteckte<br />

Ziele zu erreichen. Da spielen<br />

ängstliche Kinder oft gefährliche<br />

Tiere, damit erleben sie sich in<br />

der Rolle des Mächtigen, und<br />

laute und fordernde Kinder sind<br />

gerne einmal klein und spielen im<br />

Rollenspiel einen Welpen oder<br />

ein Baby. Spielen baut Stress ab<br />

und ermöglicht immer wieder in<br />

Rollen zu schlüpfen und diese<br />

auszuprobieren.<br />

Spielen ist essenziell<br />

Spielen ist also ein menschliches<br />

Grundbedürfnis wie Essen, Trinken,<br />

Schlafen und Pflege. Schon<br />

Maria Montessori, italienische<br />

Ärztin und Pädagogin, betonte,<br />

dass das Spiel die „Arbeit der<br />

Kinder“ ist. Spielen ist die Hauptbeschäftigung<br />

des Kindes und zugleich<br />

Spiegel seiner Entwicklung.<br />

Das Freispiel bietet wunderbare<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> Freundschaften<br />

sowie kulturelle Kontakte. Die<br />

Kinder wachsen spielend in andere<br />

Kulturen hinein und nehmen<br />

so miteinander Kontakt auf, dies<br />

passiert oftmals auch nonverbal<br />

und <strong>für</strong> Erwachsene kaum erkennbar.<br />

Pädagogische Aufgabe:<br />

Beobachtung<br />

Wer Kinder im Freispiel beobachtet,<br />

sieht, mit wie viel Motivation<br />

und Interesse sie zur Sache<br />

gehen. Die Prozesse und Abläufe<br />

sind vielseitig, das Lernen in allen<br />

Bereichen läuft ganz selbstverständlich<br />

und muss nicht<br />

durch ein pädagogisches<br />

Angebot erlernt werden.<br />

Kinder sind aus sich heraus<br />

schöpferisch, lösungsorientiert<br />

und kompromissbereit.<br />

Das sind Kernkompetenzen<br />

im täglichen Zusammensein mit<br />

anderen Menschen. Besonders<br />

wichtig ist, dass die Kinder auf<br />

die Bedürfnisse der anderen<br />

Kinder Rücksicht nehmen müssen<br />

und sowohl Konflikte als auch<br />

Versöhnung von Interesse sein<br />

dürfen. Spielen ist also weit mehr<br />

als eine spaßige Beschäftigung.<br />

Einen nur sehr geringen Anteil<br />

nimmt das Freispiel in der<br />

schulischen Ausbildung bei den<br />

Fachschulen <strong>für</strong> <strong>Pädagogik</strong> ein.<br />

In den Bildungsplänen taucht<br />

es zwar auf, aber während der<br />

schulischen Ausbildungszeit liegt<br />

der Fokus mehr auf den gezielten<br />

und angeleiteten Angeboten als<br />

auf einer stabilen Freispielführung.<br />

Dabei ist das Freispiel aus<br />

einer Kita nicht wegzudenken.<br />

Die pädagogischen Fachkräfte<br />

haben die Möglichkeit, den Kindern<br />

eine wichtige Art des Lernens<br />

zu ermöglichen und ihnen<br />

damit Raum und Zeit zu bieten,<br />

sich selbst zu entwickeln und zu<br />

entdecken.<br />

Angeleitete Aktivitäten haben<br />

einen festen Platz während der<br />

Ausbildungszeit und müssen auch<br />

praktisch umgesetzt werden.<br />

Hier<strong>für</strong> wird nicht die komplette<br />

Gruppe ausgewählt. Vielmehr<br />

wird eine Teilgruppe definiert und<br />

diese soll klare Ziele erreichen. Im<br />

Zuge der Ausbildung wird das gezielte<br />

Angebot nach einem klaren<br />

Schema durchgeführt:<br />

→ Kinder in ihrem Tun beobachten<br />

und den Bedarf <strong>für</strong> ein<br />

Angebot ermitteln.<br />

→ Angebot sinnvoll auswählen<br />

und Ziele formulieren.<br />

→ Kinder anhand pädagogischer<br />

Überlegungen einbeziehen.<br />

→ Alle Angebotsphasen berücksichtigen<br />

und Zeit sinnvoll<br />

einteilen.<br />

→ Die eigene Rolle während der<br />

Aktivität definieren und später<br />

reflektieren.<br />

→ Abweichungen von der Angebotsplanung<br />

flexibel handhaben.<br />

Die Kinder sollen nach und nach<br />

in allen Entwicklungs- und Bildungsbereichen<br />

Erfahrungen<br />

sammeln und diese in Fähigkeiten<br />

umwandeln. So die Theorie.<br />

Demgegenüber steht das Freispiel<br />

mit unzähligen Möglichkeiten.<br />

Betrachtet man die Rolle<br />

der pädagogischen Fachkräfte<br />

im Freispiel, kann klar erkannt<br />

werden, welchen pädagogischen<br />

17


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Anregende Spielmaterialien unterstützen das kindliche Lernen.<br />

Wert diese Zeit im Tagesablauf<br />

einnehmen sollte und kann. Hier<strong>für</strong><br />

gibt es kein klares Schema,<br />

doch wichtige Eckpunkte, die du<br />

beachten solltest:


Kinder<br />

Die Reggio-<strong>Pädagogik</strong> geht davon<br />

aus, dass der Raum auf die<br />

Kinder einwirkt. Dazu gehören<br />

nicht nur die architektonischen<br />

Vorgaben wie Raumhöhe oder<br />

Lichteinfall. Besonders wichtig<br />

ist die konkrete Raumgestaltung<br />

inklusive Möbel, Arbeitsgelegenheiten,<br />

Spielimpulsen, farblicher<br />

Gestaltung und Lichtkonzepten.<br />

Der Raum gibt also den Rahmen,<br />

er beeinflusst die Bildungsprozesse<br />

und Interaktionen und ist<br />

Impulsgeber <strong>für</strong> pädagogische<br />

Prozesse und damit elementar<br />

<strong>für</strong> die kindliche Entwicklung.<br />

Tipp: Beim Gestalten des Freispiels<br />

oder des Raumes sind die<br />

unterschiedlichen Altersstufen<br />

stets zu berücksichtigen. Für<br />

die U3 Kinder sollte der halbe<br />

Krippenraum Platz zum Laufen,<br />

Fahren, Klettern und Bewegen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Weniger ist mehr<br />

Die Räume sollten nicht zu vollgepackt<br />

sein. Die gute Kombination<br />

der Reize hat Einfluss auf den<br />

Spielverlauf. Auch Alltagsgegenstände<br />

sind wunderbare Materialien.<br />

Um die Lust der Kinder<br />

anzuregen, müssen die Spielangebote<br />

visuell ansprechend präsentiert<br />

werden. Das kann sein:


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Die starke Fachkraft<br />

Erster pädagogischer Fachtag<br />

Nach einer kurzweiligen Begrüßung<br />

durch die beiden Vorstandsmitglieder<br />

Anja Braekow<br />

und Anja Halder startete die<br />

politische Podiumsdiskussion. Die<br />

Landtagsabgeordneten Dorovon<br />

Anja Braekow und Stephanie Wendle,<br />

Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg<br />

„Hey Leute, wisst ihr was? Wir<br />

machen einen eigenen pädagogischen<br />

Fachtag.“ So oder so<br />

ähnlich wurde die Idee, einen<br />

eigenen themenspezifischen<br />

Fortbildungstag zu veranstalten,<br />

in einem der unzähligen<br />

Onlinemeetings der Vorstandschaft<br />

des Verbandes geboren.<br />

Es waren sofort alle Feuer und<br />

Flamme. Erfahrung in diesem<br />

Bereich hatte zwar keine von<br />

uns, aber enorm viel Mut, Motivation<br />

und Vertrauen in die<br />

Sache.<br />

Ziel war es, andere Fachkräfte<br />

kennenzulernen, zu stärken und<br />

die Möglichkeit zu geben, Netzwerke<br />

zu knüpfen. Das Motto des<br />

Tages stand deshalb schnell fest:<br />

„Die starke Fachkraft“, denn nur<br />

eine starke Fachkraft kann Kinder<br />

stärken. Es war uns ein Anliegen,<br />

allen, die tagtäglich in den Kitas<br />

ihren Mann bzw. ihre Frau stehen,<br />

die Möglichkeit zu geben,<br />

sich auszutauschen, Energiespeicher<br />

zu füllen und Impulse<br />

und Inputs passend zum Thema<br />

zu bekommen. Um auch die<br />

politische Ebene mit ins Boot zu<br />

holen, luden wir die Sprecher der<br />

frühkindlichen Bildung ein, sich<br />

bei einer Podiumsdiskussion den<br />

Fragen der Teilnehmer zu stellen.<br />

Der Einladung folgten Landtagsabgeordnete<br />

aus drei Parteien<br />

und Staatssekretär Volker Schebesta.<br />

Es ist wichtig, gemeinsam<br />

mit den Politikern nach Lösungen<br />

zu suchen. Die Zusammenarbeit<br />

mit der Praxis sollte mehr und<br />

mehr ausgebaut werden.<br />

Nach langer Planung<br />

Am 14. Oktober 2023 fand<br />

endlich nach langer intensiver<br />

Planung und Organisation der<br />

erste pädagogische Fachtag des<br />

Verbands <strong>für</strong> Kitafachkräfte Baden-Württemberg<br />

in Heidelberg<br />

statt. Die Freude auf diesen Tag<br />

war riesig, denn über 100 interessierte<br />

Fachkräfte kamen aus allen<br />

Himmelsrichtungen, um dabei zu<br />

sein. Das Tagesmotto „Die starke<br />

Fachkraft“ dominierte die politischen<br />

Diskussionen und Fachvorträge.<br />

Wir hatten auch einige<br />

Kooperationspartner und <strong>Pädagogik</strong>verlage<br />

an unserer Seite, mit<br />

vielen Spenden konnten wir auch<br />

ein Glücksrad anbieten, bei dem<br />

die Teilnehmenden großartige<br />

Preise gewinnen konnten.<br />

Baden-Württemberg<br />

Email: Info@verband-kitafachkraefte-bw.de<br />

https://verband-kitafachkraefte-bw.de<br />

Bayern<br />

E-Mail: info@verband-kitafachkraefte-bayern.de<br />

https://www.verband-kitafachkraefte-bayern.de<br />

Rheinland-Pfalz<br />

E-Mail: info@kitafachkraefteverband-rlp.de<br />

https://kitafachkraefteverband-rlp.de<br />

Saarland<br />

E-Mail: Verband@kita-fachkraefte-saar.de<br />

https://www.kita-fachkraefte-saar.de/<br />

Hessen<br />

E-Mail: kfvhessen@gmail.com<br />

https://kfvhessen.org<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

E-Mail: info@kitafachkraefte-niedersachsen-bremen.de<br />

https://www.kfkv-niedersachsen-bremen.de<br />

Sachsen/Sachsen-Anhalt<br />

E-Mail: kontakt@verband-kitafachkraefte-s-sa.de<br />

https://verband-kitafachkraefte-s-sa.de<br />

Thüringen<br />

E-Mail: info@kita-fkv-th.de<br />

https://www.kita-fachkraefteverband-thueringen.de<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

E-Mail: vorsitz@kitafachkraefteverband-nrw.de<br />

https://kitafachkraefteverband-nrw.de<br />

20


Kita-Fachkräfteverbände<br />

thea Wehinger (Die Grünen),<br />

Daniel Born (SPD) und Dr. Christian<br />

Jung (FDP) stellten sich als<br />

Sprecherinnen und Sprecher der<br />

frühkindlichen Bildung den kritischen<br />

Fragen der pädagogischen<br />

Fachkräfte. Frau Wehinger sprach<br />

sich da<strong>für</strong> aus, in Kitas Hauswirtschaftskräfte,<br />

aber auch speziell<br />

ausgebildete Sprachförderkräfte<br />

einzusetzen. Herr Born wies<br />

darauf hin, dass die Mitarbeit von<br />

Menschen anderer Professionen<br />

(sog. Quereinsteiger) und mit ausländischen<br />

Ausbildungsabschlüssen<br />

Mehrarbeit insbesondere <strong>für</strong><br />

Kita-Leitungen bedeute. Seiner<br />

Ansicht nach ist diese Mehrarbeit<br />

durch entsprechende Leitungszeit<br />

zu gewährleisten und somit<br />

durch das Land zu finanzieren.<br />

Dr. Jung wies auf die fehlenden<br />

Kita-Plätze hin und darauf, dass<br />

fehlende frühkindliche Bildung<br />

sich später in anderen Lebensbereichen<br />

niederschlagen kann.<br />

Trotz unterschiedlicher Ansätze<br />

waren sich die drei einig, dass<br />

gehandelt und mehr in frühkindliche<br />

Bildung investiert werden<br />

muss. Alle anwesenden Fachkräfte<br />

geben die Hoffnung nicht<br />

auf, dass endlich zum Wohle aller<br />

Beteiligten in den Kitas gehandelt<br />

wird, und wünschen sich, dass die<br />

Diskussionsrunde nicht nur hohle<br />

Phrasen enthalten hat.<br />

Ein bunter Tag<br />

Im weiteren Verlauf des Tages<br />

konnten die Teilnehmenden sich<br />

über Bücherneuheiten informieren,<br />

in den pädagogischen<br />

Austausch gehen, bei Mitmach-<br />

Aktionen ihre Praxisexpertise in<br />

verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

Politische Diskussionsrunde zum Auftakt.<br />

einbringen und drei interessante<br />

Fachvorträge besuchen. Fea Finger<br />

(www.feafinger.de) beschäftigte<br />

sich in ihrem Workshop damit,<br />

wie man zielgerichtet mit Widerständen<br />

im Team umgehen kann,<br />

um Veränderungen zu erwirken.<br />

Marion Bischoff (www.wir-bauenbruecken.com)<br />

zeigte auf, wie die<br />

eigene Haltung einem selbst Halt<br />

gibt und dass man nur gefestigt<br />

auch anderen Halt geben kann.<br />

Bei Laura Grimm (www.101visionen.com)<br />

erlebten die Teilnehmenden,<br />

wie sie eigene Visionen<br />

entwickeln können, um von innen<br />

heraus die Bildungswelt neu zu<br />

denken.<br />

Nach den fachlich anregenden<br />

Workshops richtete Staatssekretär<br />

Volker Schebesta ein Grußwort<br />

an die Teilnehmenden. Er<br />

betonte die Wichtigkeit der frühkindlichen<br />

Bildung und dass es<br />

sich lohnt, diesen Beruf zu ergreifen,<br />

um maßgeblich die gesellschaftliche<br />

Zukunft mitzuprägen.<br />

Während der Pausen entstanden<br />

immer wieder Diskussionen zu<br />

Themen aus den Kitas und es<br />

fand ein reger Austausch statt.<br />

Die Stimmung war gut und stand<br />

am Ende des Tages ganz unter<br />

dem guten Gefühl der Impulsvorträge<br />

der drei Dozentinnen.<br />

Alle Teilnehmenden traten am<br />

frühen Abend zufrieden, motiviert,<br />

bewegt, beeindruckt und<br />

voller positiver Eindrücke die<br />

Rückreise an. Das Fazit des Verbands<br />

<strong>für</strong> Kitafachkräfte Baden-Württemberg<br />

ist, dass der<br />

erste pädagogische Fachtag eine<br />

rundum gelungene Veranstaltung<br />

war und noch viele folgen<br />

werden, um die wertvolle Arbeit<br />

aller pädagogischen Fachkräfte zu<br />

honorieren.<br />

Anja Braekow und<br />

Stephanie Wendle<br />

21


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Trauerarbeit ist Beziehungsarbeit<br />

Wie viel Sterben, Tod und Trauer können wir Kindern zumuten?<br />

von Vanessa Pivit<br />

„Nein, mein Kind ist erst 3<br />

Jahre alt und versteht das<br />

eh noch nicht.“ „Ach, mit 4<br />

Jahren ist es noch zu früh <strong>für</strong><br />

das Thema Sterben, Tod und<br />

Trauer. Wir warten noch. Das<br />

begreifen Kinder erst mit 9<br />

Jahren oder so.“ Diese Aussagen<br />

begegnen mir in der letzten<br />

Zeit vermehrt. Ich frage mich<br />

dann: Nach welchen Kriterien<br />

entscheiden Erwachsene <strong>für</strong><br />

Kinder?<br />

Meine Erfahrung als Trauerbegleiterin,<br />

pädagogische Fachkraft<br />

und vor allem als Mensch zeigt<br />

mir, dass die Kinder spüren, wenn<br />

etwas geschehen ist. Wir können<br />

und sollten uns nicht verstellen.<br />

Die Kinder lesen uns ganz genau.<br />

Deswegen ist es wichtig, dass<br />

wir Erwachsenen uns mit diesem<br />

Thema beschäftigen. Nicht<br />

ständig und dauerhaft, aber mit<br />

dem Bewusstsein der Endlichkeit<br />

unseres Daseins. Dazu gehört<br />

Bist du dir deiner Trauerbiografie bewusst?<br />

als erstes die biografische Auseinandersetzung<br />

mit Sterben, Tod<br />

und Trauer. Schau zurück in deine<br />

Kindheit und stelle dir die Fragen:<br />

→ Habe ich als Kind den Verlust<br />

eines Menschen, eines Haustieres,<br />

der schönen Zimmerpflanze<br />

erlebt?<br />

→ Durfte ich einen Verstorbenen<br />

sehen und vielleicht auch berühren?<br />

→ Wie habe ich mich gefühlt?<br />

→ Wer hat mich begleitet? Oder<br />

auch: Wer hat versucht, mich<br />

zurückzuhalten? Wer hat mir<br />

vielleicht sogar den Abschied<br />

verwehrt?<br />

→ Wann habe ich erstmals bewusst<br />

das Thema Tod und Vergänglichkeit<br />

wahrgenommen?<br />

Was war der Auslöser da<strong>für</strong>?<br />

→ Woran erinnere ich mich beim<br />

Gedanken an einen verstorbenen<br />

Menschen, der mir wichtig<br />

war?<br />

→ Wie fühle ich mich heute mit<br />

dem Gedanken an diesen<br />

Menschen?<br />

→ Welche Gefühle verbinde ich<br />

heute mit dem Tod?<br />

Um ein Kind in dieser Zeit zu<br />

begleiten, bedeutet sowohl <strong>für</strong><br />

Eltern als auch <strong>für</strong> pädagogische<br />

Fachkräfte, dass eine persönliche<br />

Haltung entstehen oder vorhanden<br />

sein sollte. Fachwissen<br />

über Trauerverhalten kann zum<br />

Beispiel durch Elternabende und<br />

Fortbildungen erlangt werden.<br />

Doch es braucht eine innere<br />

Haltung, die du nicht in der Theorie<br />

erlangst, sondern durch die<br />

Auseinandersetzung mit deiner<br />

persönlichen Trauerbiografie.<br />

Der Wert der guten Begleitung<br />

Kinder leben vollkommen im Hier<br />

und Jetzt. Sie sind authentisch<br />

und wünschen sich Antworten<br />

auf ihre Fragen zeitnah und<br />

ehrlich. Kinder haben ein Recht<br />

auf eine kindgerechte Wahrheit<br />

und es ist unsere Aufgabe, ihnen<br />

diese Wahrheit zu ermöglichen.<br />

Was heißt tot sein? Wie ist der<br />

Mensch dann? Wie fühlt sich tot<br />

sein an? Ist der Körper warm oder<br />

kalt? Kann der Mensch sprechen<br />

und mich ansehen? Bewegt er<br />

sich noch? Kinder müssen nicht<br />

über jedes Detail der Todesumstände<br />

informiert werden. Das ist<br />

zumeist eine Überforderung. Und<br />

natürlich gibt es Unterschiede.<br />

Nach einem Unfalltod oder einem<br />

22


Eltern<br />

gewaltsamen Tod ist es oft nicht<br />

möglich, dass das Kind diesen<br />

Menschen noch einmal sieht.<br />

Doch wenn ein Mensch aufgrund<br />

einer Krankheit etappenweise<br />

aus dem Leben scheidet, können<br />

Kinder diese Situation meist<br />

gut aushalten. Kinder brauchen<br />

zum Be-greifen die Gelegenheit,<br />

den Abschied zu verstehen. Der<br />

Mensch (oder auch das Haustier)<br />

kann nicht einfach weg sein. Das<br />

Kind darf einen Verstorbenen<br />

sehen (je nach Situation natürlich)<br />

und ihn auch berühren. Kinder<br />

sind da viel unbefangener als<br />

Erwachsene. Sie gehen auf ihre<br />

eigene Art mit dem Tod um. In<br />

der Trauerarbeit spricht man von<br />

Trauerpfützen.<br />

Kinder springen in die Pfütze,<br />

sind traurig, weinen, erfragen<br />

vieles und sind dann gleich<br />

wieder fröhlich lachend in ihrer<br />

Welt unterwegs. Erwachsene<br />

verstehen dieses Verhalten<br />

mitunter nicht. Wie kann das<br />

Kind eben noch traurig sein und<br />

dann wieder lachend durch die<br />

Welt laufen? Das ist die kindliche<br />

Resilienz. Das bedeutet, die<br />

psychische Widerstandskraft und<br />

die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen<br />

ohne anhaltende<br />

Beeinträchtigung zu überstehen.<br />

Kinder haben einen inneren Mechanismus,<br />

der sagt: Mein Inneres<br />

lässt nur so viel zu, wie ich gerade<br />

ertragen kann.<br />

Ich habe in meinen Begleitungen<br />

als Trauerbegleiterin noch nie ein<br />

Kind erlebt, das es als Nachteil<br />

empfunden hat, wenn wir über<br />

den Tod gesprochen haben. Auch<br />

der Kontakt mit einem Verstorbenen<br />

war möglich. Wichtig ist die<br />

wertschätzende Begleitung und<br />

das Aushalten vom Erwachsenen.<br />

Es verändert auch nochmal die<br />

Beziehung zum Erwachsenen.<br />

Eine kostbare Gelegenheit. Dazu<br />

gehört jedoch, dass sie traurig<br />

sein dürfen und im nächsten<br />

Moment herzlich lachen, dass sie<br />

weinen und die Situation verändern<br />

wollen und auch die Gefühle<br />

ihrer Eltern erleben dürfen.<br />

Niemand muss die „starke“ Mama<br />

oder der „tränenlose“ Papa sein.<br />

Auch du nicht, als Fachkraft. Du<br />

darfst dem Kind auch sagen, dass<br />

du traurig bist.<br />

Auseinandersetzung mit der<br />

Trauer<br />

Du als Mama, Papa oder pädagogische<br />

Fachkraft kennst das Kind<br />

sehr gut und kannst daran anknüpfen.<br />

Kinder lieben es in der<br />

Regel, sich kreativ auszuleben.<br />

Sie malen, basteln und werkeln<br />

gerne. Nutze diese Fähigkeit und<br />

gestaltet zum Beispiel eine Erinnerungsbox.<br />

Sucht euch einen<br />

Karton, bemalt und beklebt diesen<br />

und füllt ihn mit Erinnerungsstücken:<br />

Das können Fotos, Briefe<br />

und andere Gegenstände sein,<br />

die <strong>für</strong> das Kind eine Verbindung<br />

mit den Verstorbenen bedeuten.<br />

So kommt ihr miteinander ins Gespräch.<br />

Und du brauchst gar nicht<br />

viel nachzudenken, denn Kinder<br />

stellen nur die Fragen, die <strong>für</strong> sie<br />

aushaltbar sind. So antwortest du<br />

ehrlich und mit der nötigen Kürze<br />

auf diese Fragen. Du brauchst<br />

nichts hinzuzufügen oder auszuschmücken.<br />

Das Kind erwartet<br />

von dir lediglich die Antwort auf<br />

die individuelle Frage. Möchte<br />

es mehr wissen, wird es dir die<br />

nächste Frage stellen.<br />

Fragen der Familie<br />

Ist eine Familie in Trauer um einen<br />

geliebten Menschen, möchte sie<br />

natürlich nichts falsch machen. Es<br />

kann schon sein, dass die Eltern<br />

auf dich zukommen und dich<br />

fragen, ob sie ihr Kind zur Beerdigung<br />

mitnehmen sollen. Ich bin<br />

<strong>für</strong> ein klares Ja mit Einschränkungen.<br />

Das Kind braucht <strong>für</strong> die<br />

Beerdigung eine gute Begleitung<br />

im Vorfeld. Und hier gilt dann zu<br />

hinterfragen, ob die Familie diese<br />

Vorbereitung schaffen kann oder<br />

ob es gute Freunde der Familie<br />

oder auch eine Trauerbegleitung,<br />

wie ich, übernehmen sollte. Zeige<br />

der Familie die Möglichkeiten auf,<br />

die sie selbst in diesem Moment<br />

vielleicht nicht sehen kann.<br />

Fragen, die mit dem Kind geklärt<br />

werden sollten, sind beispielsweise:<br />

→ Was ist eine Beerdigung?<br />

→ Was bedeutet Erdbestattung/<br />

Urnenbestattung?<br />

23


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

→ Wie sieht ein Grab aus und<br />

was passiert, nachdem der<br />

Leichnam im Grab ist?<br />

Diese Fragen kann man am<br />

besten bei einem Besuch des<br />

Friedhofs besprechen. Das Kind<br />

bekommt so auch ein Gefühl <strong>für</strong><br />

diesen mitunter neuen Ort. Es<br />

gibt hilfreiche Literatur, die schon<br />

viele Fragen im Vorfeld erklären<br />

kann. Eine vertraute Person des<br />

Kindes kann am Tag der Beisetzung<br />

<strong>für</strong> das Kind als Anker<br />

fungieren. Das heißt, wenn das<br />

Kind der Beerdigung nicht mehr<br />

beiwohnen kann oder möchte,<br />

verlassen die beiden die Örtlichkeit,<br />

die Angehörigen haben den<br />

Raum <strong>für</strong> ihre Trauer und wissen<br />

das Kind in guten Händen.<br />

Eine Verabschiedung kann <strong>für</strong><br />

das Kind in diesem Fall auch zu<br />

einem späteren Zeitpunkt nochmal<br />

durch einen Besuch am Grab<br />

stattfinden.<br />

Von den Kindern lernen<br />

Trauer um einen Menschen ist<br />

keine leichte Situation, doch wir<br />

können ihr die Schwere nehmen,<br />

indem wir frühzeitig anfangen<br />

uns damit auseinanderzusetzen.<br />

Kinder leben es uns schon vor.<br />

Wenn Kinder trauern, sollten Erwachsene ausHALTEN.<br />

Sie finden einen toten Wurm,<br />

betrachten diesen, tragen ihn ein<br />

Stück und beerdigen ihn. Nutzen<br />

wir als Erwachsener diese Situationen<br />

und sprechen mit den<br />

Kindern darüber, über ihre Gedanken<br />

dazu und legen so schon<br />

wichtige Grunderfahrungen, damit<br />

das Sterben, der Tod und die<br />

Trauer einen Platz im Leben der<br />

Menschen erhalten. Nutzt diese<br />

Momente <strong>–</strong> <strong>für</strong> das Kind <strong>–</strong> <strong>für</strong><br />

dich <strong>–</strong> <strong>für</strong> euch. Habt den Mut<br />

und traut dem Kind zu, zu lernen.<br />

Denn Sterben, Tod und Trauer<br />

gehören zum Leben dazu.<br />

Ich wünsche euch eine gute Beziehungszeit.<br />

Vanessa Pivit ist Erzieherin und<br />

Trauerbegleiterin. Sie bietet Einzelcoachings<br />

und Vorträge zu verschiedenen<br />

Bereichen der Trauer an.<br />

www.trauerbegleitung-pivit.de<br />

24


Kitaleitung<br />

Ankommen lassen<br />

Führungsqualität im Onboarding<br />

von Philipp Bischoff<br />

Wenn du das große Glück hast,<br />

eine gute neue pädagogische<br />

Fachkraft zu finden, um euren<br />

akuten Personalmangel ein wenig<br />

zu lindern, kannst du dich<br />

zuallererst natürlich freuen.<br />

Doch dann solltest du sehr genau<br />

darauf achten, diese neue<br />

Kraft ebenso wie die bereits<br />

vorhandenen Teammitglieder<br />

nicht zu „verheizen“.<br />

Sehr schnell passiert es, dass du<br />

als Kita-Leitung einem neuen<br />

Teammitglied zu viel zumutest.<br />

Und dieses zuMUTen benötigt<br />

von beiden Seiten tatsächlich<br />

jede Menge Mut. Doch manchmal<br />

ist es auch eine Form von<br />

ÜberMUT, die dann ebenso<br />

schnell in Überforderung endet.<br />

Selbst wenn ihr einen oder mehrere<br />

Tage der Hospitation genutzt<br />

habt, damit man sich ein wenig<br />

kennenlernt, du in einem Vorstellungsgespräch<br />

und im folgenden<br />

Einstellungsgespräch einen<br />

ersten Eindruck von deiner neuen<br />

Fachkraft bekommen hast: Ihr<br />

kennt euch noch lange nicht!<br />

Stell dir nur mal vor, du triffst deine<br />

Traumpartnerin oder deinen<br />

Traumpartner und sollst übermorgen<br />

heiraten oder gemeinsam<br />

ein Haus kaufen. Der Vergleich<br />

hinkt vielleicht ein wenig, doch<br />

letztlich ist es ähnlich, wenn man<br />

eine berufliche Beziehung miteinander<br />

eingeht. Gegenseitiges<br />

Vertrauen fällt weder dir noch<br />

den neuen Pädagogen in den<br />

Schoß. Ihr müsst miteinander<br />

arbeiten, die individuellen Besonderheiten<br />

kennenlernen und<br />

dabei Schritt <strong>für</strong> Schritt einander<br />

vertrauen lernen. Mag sein,<br />

dass du jetzt denkst: „Wie soll<br />

das denn funktionieren bei dem<br />

akuten Mangel an Fachkräften<br />

bei uns?“ Meine Antwort dazu ist<br />

eindeutig: „Wenn du dir nicht die<br />

Zeit nimmst, dieses gegenseitige<br />

Vertrauen aufzubauen,<br />

wird sich der akute<br />

Mangel lediglich<br />

auf bestimmte Zeit<br />

verringern. Arbeitsplätze<br />

in Kitas, Horten<br />

und Krippen sind derzeit<br />

so viele vorhanden, dass niemand<br />

um einen Job bangen braucht.“<br />

Von der Masse abheben<br />

Gerade weil es so viele freie<br />

Stellen gibt, solltest du dich als<br />

Kita-Leitung und damit als Mitverantwortliche<br />

<strong>für</strong> das Personal<br />

von der Vorgehensweise vieler<br />

Einrichtungen abheben. Die Zeit,<br />

die du neuen Mitarbeitenden<br />

zum Ankommen anbietest, ist keine<br />

verlorene Zeit. Sie ist sehr gut<br />

investiert in eine langfristige und<br />

nachhaltige Zusammenarbeit.<br />

Und diese Investition bedeutet<br />

auch, dem restlichen Team Zeit<br />

zu geben, neue Kolleginnen und<br />

Kollegen kennenzulernen.<br />

Wenn du dich mit den <strong>für</strong> die<br />

Einstellung Verantwortlichen auf<br />

eine Fachkraft verständigt hast,<br />

lädst du sie zu einem Einstellungsgespräch<br />

ein. In diesem ersten<br />

Gespräch erläuterst du eure<br />

Vorgehensweise bei der Einstellung<br />

neuer Fachkräfte und bietest<br />

ihr an, mit dem Team in Kontakt<br />

zu treten. Auch wichtige Informationen<br />

über die Organisation der<br />

Kita, euer pädagogisches Konzept<br />

und in den kommenden Wochen<br />

anstehende Termine kannst du<br />

in diesem Gespräch mitteilen.<br />

Doch achte genau darauf, nicht<br />

zu viele Informationen hineinzupacken.<br />

Die neuen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind oft nervös,<br />

denn auch <strong>für</strong> sie bedeutet<br />

der neue Arbeitsplatz eine<br />

Lebensveränderung. Arbeitswege,<br />

Arbeitszeiten verändern sich.<br />

Je nach Größe eurer Einrichtung<br />

gilt es mehr oder weniger neue<br />

Menschen kennenzulernen und<br />

sich den Gegebenheiten der Kita<br />

anzupassen. Und dabei bringt<br />

jede Fachkraft ganz individuelle<br />

Erwartungen, Fragen und Visionen<br />

mit. Nimm dir deswegen<br />

genügend Zeit <strong>für</strong> die Fragen, die<br />

das neue Teammitglied hat.<br />

Lächeln geht immer<br />

Lass dich von niemandem während<br />

des Eingewöhnungsprozesses<br />

deiner neuen Fachkraft<br />

drängen. Weder vom Team noch<br />

von den Eltern oder vom Träger.<br />

Beobachte die Arbeitsweise, führe<br />

regelmäßig Gespräche und gib<br />

25


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Wie mutig bist du beim Onboarding neuer Fachkräfte? Wagst du den „Sprung“?<br />

bestimmte Ziele vor. So bietest<br />

du <strong>für</strong> alle Kolleginnen und Kollegen<br />

einen sicheren Rahmen, in<br />

dem sich alle frei bewegen und in<br />

ihrem Rhythmus agieren können.<br />

Besonders in großen Einrichtungen<br />

hat es sich bewährt, im Kollegium<br />

einen Paten oder eine Patin<br />

<strong>für</strong> das Onboarding auszuwählen,<br />

weil die Kita-Leitung oft nicht im<br />

direkten Kinderdienst agiert. So<br />

haben neue Mitarbeitende immer<br />

ihre Ansprechpartnerinnen oder<br />

Ansprechpartner in unmittelbarer<br />

Nähe.<br />

Wir haben hier <strong>für</strong> dich ein paar<br />

Meilensteine des Onboardings<br />

zusammengestellt:<br />

1. Vorstellungsgespräch (mit Trägerverantwortlichen,<br />

Kita-Leitung,<br />

Mitarbeitervertretung)<br />

2. Einstellungsgespräch (mit<br />

neuer Fachkraft, Kita-Leitung,<br />

evtl. „Pate oder Patin“ aus dem<br />

Team)<br />

3. Vor dem ersten Arbeitstag:<br />

Eltern über die neue Fachkraft<br />

informieren. Aushang eines<br />

„Steckbriefes“ der neuen Fachkraft<br />

4. Erster Arbeitstag: Ankommen<br />

im Arbeitsbereich <strong>–</strong> erster<br />

Kontakt zu den Kindern<br />

(Je nach Kita-Konzeption Ankunft<br />

in der Gruppe oder in<br />

einem Themenbereich)<br />

5. Während der ersten beiden<br />

Arbeitswochen hat die neue<br />

Fachkraft lediglich beobachtende<br />

Funktion und lernt<br />

die Kinder/Eltern/das Team<br />

kennen.<br />

• Im Teamgespräch sollte die<br />

neue Fachkraft von Beginn an<br />

nach ihrer Meinung gefragt<br />

und diese bei Entscheidungen<br />

und Diskussionen vollumfänglich<br />

berücksichtigt werden.<br />

• Spätestens nach zwei Wochen:<br />

Gespräch zwischen „Paten“<br />

und neuen Mitarbeitenden,<br />

um Fragen, Unklarheiten<br />

und Wünsche abzusprechen,<br />

aber auch um erste Eindrücke<br />

der Zusammenarbeit auszutauschen.<br />

6. Nach zwei bis drei Wochen:<br />

Erstmals Übernahme von Verantwortlichkeiten<br />

wie Morgenkreis,<br />

Spaziergänge, …<br />

• Hineinschnuppern in die<br />

restlichen Gruppen oder Arbeitsbereiche<br />

der Kita, um sich<br />

ein umfassendes Bild machen<br />

zu können.<br />

• Gespräch zwischen Kita-Leitung,<br />

Fachkraft und „Paten“ zur<br />

Vertiefung und zum Austausch<br />

von Zielen und Erwartungen.<br />

7. Nach vier bis sechs Wochen<br />

kann die Fachkraft eigene Aktivitäten<br />

anbieten, Bezugskinder<br />

übernehmen und an Elterngesprächen<br />

teilnehmen.<br />

8. Nach etwa sechs Monaten(!)<br />

kann die Fachkraft selbst Elterngespräche<br />

vorbereiten und<br />

durchführen.<br />

Wichtig: Seit der Fachkräftemangel<br />

sich so massiv zeigt, neigen<br />

immer mehr Kita-Leitungen und<br />

Träger dazu, „seltsame“ Verbindungen<br />

einzugehen. Dabei<br />

fordern neue Kolleginnen und<br />

Kollegen bestimmte Arbeitszeiten<br />

ein, wollen in einem von<br />

ihnen festgelegten Arbeitsbereich<br />

(Krippe, Vorschule, …) eingesetzt<br />

werden oder nur mit von ihnen<br />

26


Kitaleitung<br />

benannten Kolleginnen und Kollegen<br />

eingeteilt werden. In diesen<br />

Fällen ist besondere Vorsicht<br />

geboten: Bedenke, dass du nicht<br />

als Wunscherfüllerin tätig bist,<br />

sondern zum Wohle deiner Einrichtung<br />

und in erster Linie zum<br />

Wohl der Kinder.<br />

Alle im Blick behalten<br />

Zugleich hast du eine Fürsorgepflicht<br />

<strong>für</strong> das gesamte Team.<br />

Erfüllst du einem Teammitglied<br />

den Wunsch nach bestimmten<br />

Arbeitszeiten, müsstest du es<br />

allen anderen auch ermöglichen.<br />

Damit sind schnell die Grenzen<br />

des Machbaren erreicht. Hier<br />

gilt es <strong>für</strong> dich als Führungskraft<br />

also ganz besonders achtsam zu<br />

sein und nur das zuzusagen, was<br />

auch tatsächlich umsetzbar ist.<br />

Und zwar <strong>für</strong> das gesamte Team.<br />

Nimm bestimmte Wünsche aller<br />

auf und kreiere mögliche Lösungswege.<br />

Insbesondere wenn<br />

es Diskussionen um den Dienstplan<br />

gibt, kann es sehr hilfreich<br />

sein, alle Kolleginnen und Kollegen<br />

einmal einen Dienstplan gestalten<br />

zu lassen. Dort werden sie<br />

sich sicherlich die eigenen Zeiten<br />

nach ihren Wünschen einplanen.<br />

Ebenso schnell werden dann<br />

alle feststellen, wo die Grenzen<br />

dieses „Wunschkonzertes“ liegen.<br />

Mit dieser Vorgehensweise bietet<br />

sich <strong>für</strong> dich eine gute Diskussionsgrundlage,<br />

um allen zu zeigen,<br />

wie wichtig es ist, kompromissbereit<br />

zu agieren und das „große<br />

Ganze“ im Blick zu behalten.<br />

Du als Führungskraft solltest<br />

stets hineinspüren, wie die Zusammenarbeit<br />

im Team gelingt.<br />

Selbst wenn du als freigestellte<br />

Kita-Leitung nicht <strong>für</strong> die Arbeit<br />

am Kind eingeteilt bist und im<br />

Büro viele wichtige Erledigungen<br />

auf dich warten, solltest du dir die<br />

Zeit nehmen, jeden Tag bei allen<br />

Fachkräften im Dienst am Kind<br />

vorbeizuschauen. Am besten<br />

tauchst du zu unterschiedlichen<br />

Zeiten in den Gruppen auf. So<br />

kannst du am ehesten erspüren,<br />

wie sich Stimmungen verändern,<br />

wer sich wo und wie engagiert<br />

und ob die Tagesstruktur passt.<br />

Es geht nicht um Kontrolle,<br />

sondern vielmehr um das Hineinspüren.<br />

Denn dadurch kannst du<br />

auf mögliche Spannungen zeitnah<br />

reagieren und nicht erst, wenn<br />

aus einer Anspannung eine Überspannungsreaktion<br />

wird und es<br />

blitzt und donnert im Team.<br />

Nicht die Augen verschließen<br />

Als Kita-Leitung ist es deine Aufgabe,<br />

das Team zu führen. Du<br />

wirst immer Fachkräfte haben, die<br />

weniger Führung benötigen als<br />

andere. Besonders neue Kolleginnen<br />

und Kollegen sind meist<br />

dankbar über deine Präsenz, denn<br />

so gibt es etwas, an dem sie sich<br />

orientieren können. Sie wissen,<br />

du bist da, auch wenn sie dich<br />

nicht immer sehen. Durch deine<br />

Präsenz sorgst du <strong>für</strong> Sicherheit<br />

und Klarheit. Wenn du dies<br />

paarst mit klarer Kommunikation<br />

und verständlichen Arbeitsaufträgen<br />

wird nicht nur das Onboarding<br />

<strong>für</strong> neue Mitarbeitende<br />

gelingen, sondern auch die „alten“<br />

sind zufrieden.<br />

Damit hebst du dich noch immer<br />

von der Masse der Kita-Leitungen<br />

ab, die viele Dinge „einfach so“<br />

laufen lassen und oft mit ständiger<br />

Fluktuation im Team konfrontiert<br />

werden.<br />

Gute Führungskräfte finden gute<br />

Fachkräfte. Was tust du, um die<br />

richtigen Leute zu finden?<br />

Gestalte den Start wertschätzend und kooperativ.<br />

Philipp Bischoff ist<br />

Kommunkationscoach, Teambuilder und<br />

Herausgeber der „<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich“<br />

27


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Das eigene Handeln verstehen<br />

Biografiearbeit als professionelle Haltung<br />

von Marion Bischoff<br />

Jedes Teammitglied „tickt“<br />

anders. Da könnt ihr euch noch<br />

so gut verstehen, seit Jahren<br />

oder gar Jahrzehnten zusammenarbeiten.<br />

Doch gibt es<br />

immer wieder Situationen, in<br />

denen es Entscheidungen zu<br />

treffen gilt, die zu Unverständnis<br />

oder gar Konflikten führen<br />

können. Und das, obwohl man<br />

sich gegenseitig doch so gut<br />

kennt. Hier sei die Frage erlaubt:<br />

Wie gut können wir die<br />

anderen denn kennen? Wie gut<br />

kennst du dich selbst?<br />

Vieles von dem, was du als<br />

Elternteil tust, ist eine Wiederholung<br />

dessen, was deine Eltern<br />

mit dir und <strong>für</strong> dich getan haben.<br />

Oder genau umgekehrt. Psychologische<br />

Studien belegen, dass<br />

wir Verhaltensmuster und Glaubenssätze<br />

aus unserer Kindheit<br />

und Jugend ins Erwachsenenalter<br />

mitnehmen. Je weniger du<br />

dich mit diesen fest verankerten<br />

Einflussfaktoren befasst, umso<br />

Wie echt bist du beim Blick in den Spiegel?<br />

unklarer wird deine persönliche<br />

Reflexion werden. Wir neigen oft<br />

dazu, Verhaltensweisen als gegeben<br />

hinzunehmen, ohne<br />

darüber nachzudenken,<br />

woher sie kommen und<br />

warum wir sie zeigen.<br />

Es sind jedoch nicht<br />

nur die Einflüsse des<br />

familiären Umfeldes, die uns<br />

prägen. Sehr häufig finden sich<br />

bestimmte Herangehensweisen<br />

bei pädagogischen Fachkräften<br />

wieder, die sie selbst durch Erzieherinnen<br />

und Erzieher, Lehrerinnen<br />

und Lehrer, Ausbildungsleitungen<br />

oder andere Menschen<br />

erfahren haben, die sie während<br />

ihrer Kinder- und Jugendzeit geprägt<br />

haben. Genau hier findet<br />

sich auch ein Schlüssel <strong>für</strong> ein<br />

bestimmtes Verhalten von Auszubildenden.<br />

So wie sich die Vorbilder<br />

verhalten, so verhalten sich<br />

auch die jungen Menschen, die<br />

durch Beobachtung und Nachahmung<br />

von ihnen lernen.<br />

Manchmal ist es schmerzhaft<br />

Sich mit sich selbst zu beschäftigten<br />

erfordert zuallererst eine<br />

große Portion Mut. Denn<br />

oft nutzen wir <strong>–</strong> eher<br />

unbewusst <strong>–</strong> bestimmte<br />

Herangehensweisen<br />

oder Perspektiven, die<br />

einer Situation nicht gerade<br />

zuträglich sind. Sobald uns das<br />

bewusst wird, fragen wir uns<br />

(hoffentlich), warum wir so denken,<br />

fühlen und handeln. Spätestens<br />

dann tauchen wir in unsere<br />

Biografie ein und erkennen oder<br />

entdecken die Auslöser.<br />

Ein kleines Beispiel: Immer<br />

wieder ging es in meinem Leben<br />

darum, dass ich „den Clown“ gegeben<br />

habe. Schon während meiner<br />

Schulzeit habe ich oft herumgealbert,<br />

obwohl es mir tief im<br />

Inneren leid tat, die Lehrer beinahe<br />

verzweifelt zu sehen, wie sie<br />

versuchten, mich zur Raison zu<br />

bringen. Je älter ich wurde, umso<br />

weniger Clown wollte ich sein.<br />

Doch nun begegnete ich immer<br />

wieder Menschen, die mir mehr<br />

oder weniger deutlich zu verstehen<br />

gaben, dass sie mich nicht<br />

ernst nehmen. Während eines<br />

Seminars sollte ich einen Brief an<br />

einen Menschen schreiben, der<br />

mich verletzt hat. Ich sollte darin<br />

alles loswerden, was mich traurig,<br />

wütend, unsicher macht. Und so<br />

stand in diesem Brief<br />

Lieber …,<br />

du nimmst mich nicht ernst …<br />

28


Fachkräfte<br />

Nachdem der Brief zu Ende<br />

geschrieben war, sollte ich den<br />

Namen dieses Menschen, an den<br />

der Brief adressiert war, streichen<br />

und durch meinen eigenen ersetzen.<br />

So las ich dann plötzlich<br />

„Liebe Marion, du nimmst mich<br />

nicht ernst …“<br />

Das war eine ziemlich deutliche<br />

Erkenntnis dessen, was ich<br />

über Jahrzehnte mit mir herumgeschleppt<br />

hatte. Nun endlich<br />

begann ich dies aufzuarbeiten, zu<br />

hinterfragen und das „ich nehme<br />

mich nicht ernst“ zu verändern.<br />

Es war ein längerer Prozess mit<br />

einigen Momenten des Zweifelns.<br />

Doch ich bin froh, mich mit mir<br />

und meinen Glaubenssätzen zu<br />

beschäftigen. Nur, wenn wir bereit<br />

sind in den Spiegel zu schauen,<br />

entdecken wir nämlich auch<br />

all die besonderen Fähigkeiten<br />

in uns. Sollte es zwischendurch<br />

einmal schmerzhaft werden, sei<br />

dir bewusst, am Ende steht das<br />

heilsame Erlebnis und du kannst<br />

damit auch den dir anvertrauten<br />

Kindern so viel Gutes mitgeben.<br />

Keine Eintagsfliege<br />

Besonders interessant wird es<br />

auch im pädagogischen Kontext<br />

immer dann, wenn du spürst,<br />

dass du gegen irgendwas einen<br />

Widerstand aufbaust. Da spielt<br />

es keine Rolle, ob es die nächste<br />

Faschingsfeier, ein Fest mit der<br />

Gemeinde, die bedürfnisorientierte<br />

<strong>Pädagogik</strong>, die Neugestaltung<br />

der Schlafsituation oder<br />

medienpädagogische Angebote<br />

sind. Sobald du merkst, ein Thema<br />

führt bei dir zu Ablehnung,<br />

solltest du aufhorchen. In vielen<br />

Fällen helfen einige Impulsfragen,<br />

wie beispielsweise:<br />

→ Wann war ich schon einmal<br />

mit diesem Thema/diesem<br />

Menschen/einer ähnlichen<br />

Situation konfrontiert?<br />

→ Wer war mein Vorbild in der<br />

Kindheit/Jugend?<br />

→ Wie hat sich dieses Vorbild in<br />

einer solchen Situation verhalten?<br />

→ Wie fühle ich mich beim Gedanken<br />

an dieses Thema/diesen<br />

Menschen/diese Situation?<br />

→ Warum fühle ich mich so?<br />

→ Was kann ich tun, um das<br />

Gefühl zu verändern? Was<br />

kann ich tun, um das Gefühl<br />

zu verstärken? (Und tue ich es<br />

sogar?)<br />

Um Verständnis <strong>für</strong> dich selbst<br />

und andere aufzubringen, betrachte<br />

dein Verhalten und deine<br />

Bewertungsmuster in bestimmten<br />

Situationen:<br />

→ Wann reagierst du mit Unverständnis<br />

und abwertend?<br />

→ In welchen Situationen und<br />

von wem hast du Abwertung<br />

oder Geringschätzung erfahren?<br />

→ Wie ging es dir dabei?<br />

→ Wie hast du dieses Gefühl<br />

kommuniziert und wenn nicht,<br />

warum hast du es nicht mitgeteilt?<br />

→ Wer hat dich wertgeschätzt<br />

und auf welche Weise wurde<br />

dir die Wertschätzung vermittelt?<br />

→ Wann erwartest du in deinem<br />

Leben jetzt Wertschätzung<br />

und von wem?<br />

→ Wie fühlst du dich, wenn<br />

diese Erwartungen nicht erfüllt<br />

werden?<br />

Diese Impulsfragen sind erste<br />

kleine Schritte, die du immer wieder<br />

anwenden kannst, um dich<br />

mit dir und deinen Erfahrungen<br />

und Prägungen auseinanderzusetzen.<br />

Dabei lernst du dich<br />

selbst immer besser kennen und<br />

verstehen. Und das ist es doch<br />

wert, oder?<br />

Mithilfe der Biografiearbeit lassen<br />

sich übrigens auch viele <strong>–</strong> manchmal<br />

verdeckte <strong>–</strong> Schätze in uns<br />

finden. Nach und nach legst du<br />

diese Schätze frei. So können<br />

Zuversicht, Selbstvertrauen und<br />

Selbstwert wachsen und gedeihen.<br />

Je mehr du dir selbst wert<br />

bist, umso weniger wartest du auf<br />

die Wertschätzung von außen.<br />

Das führt zu innerer und äußerer<br />

Zufriedenheit, die du ausstrahlst.<br />

Und stell dir vor, wie wichtig und<br />

wertvoll eine pädagogische Fachkraft<br />

ist, die den Frieden in sich<br />

trägt und weitergibt.<br />

Marion Bischoff ist<br />

Kommunikationstrainerin,<br />

Autorin, Coach und Dozentin.<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

www.marionbischoff.de<br />

29


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Anleitung: Begleitung neu gedacht!<br />

Nachhaltiges Vorbild sein<br />

von Angelika Kirn<br />

Seit mehr als 15 Jahren begleite<br />

ich Praktikantinnen und<br />

einige Praktikanten aus verschiedenen<br />

Schulen und Ausbildungen<br />

und leite sie an. Im<br />

letzten Anleitertreffen, oder<br />

wie es jetzt auch heißt Ausbildungsdialog,<br />

war die Stimmung<br />

leicht negativ angehaucht.<br />

Ich hörte Sätze von den Mentorinnen<br />

wie „Wir haben eh Personalmangel<br />

und jetzt musste ich<br />

auch noch die PiA übernehmen!“<br />

„Der Praktikantin muss ich alles<br />

erklären und zweimal sagen.“<br />

„Der junge Mann geht überhaupt<br />

nicht auf die Kinder zu, wie soll<br />

das denn werden?“ Irgendwann<br />

war ich an der Reihe und war<br />

eine der wenigen, die sich auf<br />

die Begleitung einer zukünftigen<br />

pädagogischen Kraft freute. Um<br />

den Fachkräftemangel zu mildern,<br />

brauchen wir Pädagogen und<br />

Pädagoginnen, die bereit sind, die<br />

neue Generation an Kollegen und<br />

Kolleginnen zu begleiten. Es geht<br />

darum, unseren Beruf wieder<br />

als Berufung wahrzunehmen<br />

und den einzelnen Menschen zu<br />

sehen.<br />

Mindset ändern<br />

Die erste Frage sollte an dich<br />

selber sein: „Will ich die Aufgaben<br />

einer begleitenden Anleitung<br />

übernehmen oder habe ich den<br />

Auftrag übergestülpt bekommen?“<br />

Falls du in die Situation<br />

hineingestolpert bist und du das<br />

Anleiten jetzt angehen musst,<br />

dann sieh es nicht als Mehrarbeit,<br />

sondern als wertvolle und<br />

sinnbringende Tätigkeit. Arbeite<br />

aktiv daran, deine Sichtweise zu<br />

verändern. Schreibe deine Gedanken<br />

auf:<br />

→ Was ist dir wichtig in deinem<br />

Beruf?<br />

→ Was möchtest du pädagogisch<br />

weitergeben?<br />

→ Welche Tipps und Tricks im<br />

Alltag kannst du vermitteln?<br />

→ Wie viel Zeit kannst du <strong>für</strong> das<br />

Anleiten aufbringen?<br />

Auf dem Laufenden bleiben<br />

Durch die Begleitung und intensive<br />

Auseinandersetzung mit der<br />

eigenen pädagogischen Arbeit<br />

entwickelt und bildet man sich<br />

selbst jedes Mal wieder<br />

fort. Auch bleibt man<br />

stets auf dem aktuellen<br />

pädagogischen Stand,<br />

denn in den Fachakademien<br />

und Schulen werden<br />

die Lerninhalte angepasst und<br />

bedürfnisorientierte <strong>Pädagogik</strong><br />

vermittelt. Besonders schätze ich<br />

den Austausch mit den Dozenten<br />

und Dozentinnen, Fachlehrkräften<br />

und anderen Anleitungen.<br />

Entwicklung miterleben<br />

dürfen<br />

Doch das Wertvollste am Anleiten<br />

ist es, mitzuerleben, wie sich<br />

jemand entfaltet, sich ausprobiert<br />

und das Richtige <strong>für</strong> sich findet.<br />

Ausbildung heißt sich bilden und<br />

formen. Das wiederum braucht<br />

Zeit, Eigeninitiative und positive<br />

Eindrücke. Biete den Lernenden<br />

Freiräume an, in denen sie sich<br />

testen können. Lehne Vorschläge<br />

nicht von vornherein ab. Durch<br />

gezielte Fragestellung kannst du<br />

eine Unterstützung sein. Lass<br />

sie alles ausprobieren, solange<br />

es nicht gefährlich ist. Ob Kinder<br />

beim Experimentieren das Wasser<br />

verschütten, weil sie mehr<br />

Anleitung von den Azubis gebraucht<br />

hätten, musst du nicht<br />

bei der Planung vorweg schon<br />

erklären. Gib danach konstruktive<br />

Kritik, lass deine Auszubildenden<br />

reflektieren<br />

und sie kommen selbst<br />

drauf, welche Wörter<br />

und Erklärungen es<br />

gebraucht hätte, damit die<br />

Kinder es nachvollziehen können.<br />

Und auch das gemeinsame<br />

Aufwischen und wieder sauber<br />

machen ist ein Lernschritt <strong>für</strong><br />

Kinder wie Erwachsene.<br />

30


Auszubildende<br />

Welches Vorbild<br />

bin ich?<br />

Was denke ich<br />

über meine zukünftigen<br />

Kolleginnen und<br />

Kollegen?<br />

Was ist meine<br />

Haltung?<br />

Welche Werte<br />

vertrete ich?<br />

Warum?<br />

Was kann ich<br />

meinen Auszubildenden<br />

beibringen?<br />

Was sollen meine<br />

Praktikantinnen und<br />

Praktikanten von mir<br />

mitnehmen?<br />

31


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

5 Schritte zum konstruktiven Begleiten<br />

Menschen wahrnehmen<br />

Nimm den Menschen der Generation Z (geboren ca. zwischen 1995 und 2009,<br />

Jahreszahlen variieren je nach Forscher) wahr. Diese Generation braucht klare Regeln und<br />

Haltung, was z. B. das Medium Handy im pädagogischen Alltag angeht. Smartphones sind<br />

in vielen Einrichtungen während der Arbeitszeit tabu. Das ist <strong>für</strong> diese jungen Menschen<br />

oft eine Herausforderung, da das Handy zum Alltagsleben dazugehört. Erkläre, was<br />

zu eurer Entscheidung geführt hat. So schaffst du Verständnis in diesem und in vielen<br />

anderen Bereichen.<br />

Als mediengeprägte Generation, die schnelle Reaktionen auf Social Media Posts kennt,<br />

erwartet diese Generation auf jede Aktion ein Feedback. Überlege dir, wie und wie schnell<br />

du konstruktive Kritik geben kannst.<br />

Erwartungen und Biografie-Arbeit<br />

Der zweite Schritt ist es <strong>für</strong> dich zu erörtern, was du von<br />

einem Auszubildenden erwartest. Ebenso kannst du in einem<br />

Gespräch die Erwartungen, die die Lernenden an dich haben,<br />

sammeln. Schreibt es beide auf und arbeitet gemeinsam<br />

daran. Überdenke dabei auch deine eigene Lernbiografie:<br />

Was hat dir in der Ausbildung gefehlt, was fandest du<br />

hilfreich? Wer hat dich am meisten beeindruckt und warum?<br />

Vorbild sein<br />

Alles, was du und eure Teammitglieder tun und nicht tun, wird von den Praktikantinnen<br />

und Praktikanten wahrgenommen und gefiltert. Jedes Teammitglied wird als Vorbild<br />

angenommen oder abgelehnt. Sei dir bewusst, wie pädagogisch und wertschätzend du mit<br />

Kindern, Eltern, Kollegen und Kolleginnen sprichst. Wie du über jemanden redest, wie du<br />

Konfliktlösungen anbietest und selbst mit verschiedenen Meinungen umgehst. Wie du dich<br />

im Alltag verhältst.<br />

Beim Anleitungsdialog wurde sich über die Sozialassistentin beschwert, weil die im Garten<br />

nur „rumsitzt“.<br />

Der Dozent fragte in die Runde: „Wie sieht denn Ihre pädagogische Arbeit in der<br />

Freispielzeit im Garten aus? Was machen Sie denn?“<br />

„Unter anderem beobachten.“<br />

„Wie sieht denn Beobachten <strong>für</strong> Außenstehende ohne Erklärung aus?“<br />

Es ist ein Rumsitzen im Garten. Genau das hat die Sozialassistentin beobachtet.<br />

Daher ist es wichtig, dass du klar und strukturiert erklärst, was du tust. Zeige die wichtigen<br />

Bausteine deiner Arbeit auf. Vieles ist im Alltag zum Automatismus geworden, doch<br />

jemand, der neu beginnt, braucht eine Erläuterung.<br />

32


Auszubildende<br />

Vertiefen der Gesprächsinhalte<br />

Fair bleiben, Fortschritte sehen.<br />

Setze regelmäßige Gespräche an. Gleich am<br />

Anfang solltest du wichtige Themen erarbeiten,<br />

damit der Einstieg bei Kindern und Eltern gut<br />

gelingen kann.<br />

→ Wie komme ich mit Kindern in Kontakt?<br />

→ Was ist Herzenswärme?<br />

→ Welche Erziehungsvorstellungen haben wir<br />

hier in der Kita?<br />

→ Was ist die Essenz unseres Konzeptes?<br />

→ Wie stellt man sich bei Eltern und im<br />

Kollegium vor?<br />

Loslassen<br />

Freu dich! Jetzt hast du alles gegeben, damit ihr euch<br />

gemeinsam weiterentwickeln konntet und euch gegenseitig<br />

gutgetan habt.<br />

Und manchmal, da kann die begleitende Anleitung<br />

noch so fortschrittlich, innovativ und wertvoll agieren,<br />

ist die Praktikantin oder der Praktikant nicht <strong>für</strong> den<br />

Beruf geeignet. Das wiederum ist eine Erfahrung <strong>für</strong> alle<br />

Beteiligten und muss kommuniziert werden, denn das<br />

sind die neuen Kollegen und Kolleginnen, mit denen wir<br />

zusammenarbeiten.<br />

Egal von welcher Schule, Ausbildungsrichtung und wie<br />

lange jemand in deinen Tätigkeitsbereich reinschnuppern<br />

möchte, zeige den zauberhaften, positiven, abwechslungsreichen,<br />

freudigen, lustigen, spannenden, wertvollen Alltag.<br />

Zeige ihn trotz der Rahmenbedingungen, denn Kinder<br />

brauchen auch in Zukunft eine freundliche, liebevolle Umgebung<br />

und herzenswärmende Vorbilder um sich.<br />

Angelika Kirn ist Erzieherin,<br />

Praxisanleitung mit den<br />

Schwerpunkten Partizipation und<br />

Vorschularbeit sowie<br />

Dozentin.<br />

www.wir-bauen-bruecken.com.<br />

33


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Marketinginstrument Stellenausschreibung<br />

Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die Kita und den Träger<br />

von Lena Gelbke<br />

Eine Stellenanzeige sichten,<br />

auf Passung überprüfen und<br />

anschließend über Bewerbung<br />

oder Nicht-Bewerbung entscheiden<br />

ist ein zeitintensiver<br />

Prozess. Schnell vermischen<br />

sich die Inhalte der einzelnen<br />

Anzeigen und du bist dir nach<br />

abgesendeter Bewerbung gar<br />

nicht mehr sicher, was <strong>für</strong> die<br />

konkrete Stelle eigentlich gefordert<br />

wird. In Zeiten des sich<br />

immer mehr verschärfenden<br />

Fachkräftemangels ist es in der<br />

Regel so, dass es mehr Gesuche<br />

als Bewerbende gibt. Daher ist<br />

es <strong>für</strong> Träger und Unternehmen<br />

umso wichtiger geworden, bei<br />

den potenziellen neuen Fachkräften<br />

im Gedächtnis zu bleiben.<br />

Stellenanzeigen sind ein<br />

wichtiges Marketinginstrument<br />

geworden.<br />

Neben obligatorischen Inhalten<br />

habe ich in diesem Artikel auch<br />

ein paar Ideen zusammengetragen,<br />

wie innovative Stellenausschreibungen<br />

aussehen könnten<br />

und dir bei der Suche deines<br />

neuen Wunscharbeitgebers oder<br />

-nehmers helfen können.<br />

Zu Beginn: Ich persönlich mag<br />

das „professionelle Du“. Daher<br />

würde ich auch eine Stellenanzeige<br />

ausschließlich in Du-Form<br />

formulieren. Ich schaffe damit<br />

beim Lesenden direkt eine persönlichere<br />

und niedrigschwellige<br />

Verständigungsebene, die<br />

ich in der Sozialen Arbeit als<br />

wünschenswert und notwendig<br />

erachte. Natürlich kommt es aber<br />

dabei auf das Image des Arbeitgebers<br />

an. Öffentliche Einrichtungen<br />

formulieren ihre Gesuche<br />

meist förmlicher und siezen die<br />

potenziellen Bewerbenden, was<br />

je nach Stelle vielleicht auch im<br />

beruflichen Alltag so bleibt. In<br />

den meisten Kitas und stationären<br />

Jugendhilfeeinrichtungen ist<br />

das „Du“ aber realistischer Alltag<br />

und diesen könnt ihr im Gesuch<br />

vermutlich von Beginn an klar<br />

vermitteln.<br />

In der Überschrift muss<br />

die konkrete Berufsbezeichnung<br />

enthalten<br />

sein. In der Regel<br />

kommen <strong>für</strong> ein Gesuch<br />

im sozialen Bereich<br />

Erzieherinnen und Erzieher,<br />

Sozialarbeiterinnen und -arbeiter,<br />

Heilerziehungspflegerinnen und<br />

-pfleger sowie Kindheitspädagoginnen<br />

und -pädagogen oder<br />

Kinderpflegerinnen und -pfleger<br />

in Frage.<br />

Der Aufbau<br />

Am Anfang der Stellenausschreibung<br />

erfolgt eine kurze Beschreibung<br />

des zukünftigen Arbeitgebers.<br />

Handelt es sich um einen<br />

öffentlichen oder privaten Träger?<br />

Liegt die Trägerschaft in Elterninitiative,<br />

handelt es sich um<br />

einen Verein oder hat der Träger<br />

eine bestimmte Konfession? Wo<br />

ist der Träger überall aktiv und<br />

<strong>für</strong> welche spezielle Einrichtung<br />

sucht er Verstärkung?<br />

Hier hängt ihr nun die Beschreibung<br />

des konkreten Arbeitsplatzes<br />

an. Wie groß ist die Kita/<br />

Wohngruppe/ Tagesgruppe? Wie<br />

setzt sich das Alter der Klientinnen<br />

und Klienten zusammen?<br />

Welche Gruppenkonstellationen<br />

gibt es? Arbeitet ihr offen,<br />

teiloffen, geschlossen? Gibt es<br />

Integrativplätze? Wie groß ist das<br />

Fachkräfte-Team? Hier dürft ihr<br />

auch gern mit einem multiprofessionellen<br />

Team werben, wenn<br />

es denn der Fall ist. Verschiedene<br />

Qualifikationen innerhalb der<br />

Einrichtung vermitteln zum<br />

einen ein erwartbar<br />

hohes Niveau an Professionalität<br />

und zudem<br />

auch Heterogenität<br />

bei Mitarbeitenden und<br />

vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Wenn ihr viel Wert auf<br />

Weiterbildungen bzw. -qualifikationen<br />

legt, findet auch das an<br />

dieser Stelle Platz. Potenziellen<br />

neuen Fachkräften zu zeigen,<br />

dass ihr euch als Ausbildungsstätte<br />

und in stetiger Weiterentwicklung<br />

versteht, macht Lust, die<br />

eigenen Karrieremöglichkeiten<br />

innerhalb der Einrichtung herauszufinden.<br />

Nun folgt eine Auflistung der<br />

gewünschten Kompetenzen,<br />

Fähigkeiten und Qualifikationen,<br />

die der oder die Bewerbende<br />

mitbringen soll. An dieser Stelle<br />

könnt ihr euch als Team zusammenfinden<br />

und gemeinsam<br />

besprechen, was bei euch richtig<br />

gut läuft und wodurch dies erreicht<br />

wurde.<br />

34


Träger<br />

Wichtige Informationen<br />

Wie du potenzielle Mitarbeitende ansprichst, sagt etwas über dich als Träger aus.<br />

Beispiele hier<strong>für</strong> wären:<br />

→ Kommunikation auf Augenhöhe<br />

mit Kindern, Eltern, Fachkräften<br />

→ wertschätzende Kritik formulieren<br />

→ gegenseitige Unterstützung<br />

in herausfordernden Situationen<br />

→ Bereitschaft zur persönlichen<br />

und fachlichen Weiterentwicklung<br />

→ die kleinen Hürden des Alltags<br />

auch mal mit Humor nehmen<br />

→ individuelle und kreative Gestaltung<br />

des eigenen Arbeitsbereichs<br />

→ Planung und Durchführung<br />

von jährlichen Höhepunkten<br />

<strong>für</strong> Kinder, Eltern, Fachkräfte<br />

Die Liste an Eigenschaften,<br />

Tätigkeiten und Fähigkeiten, die<br />

hierbei entsteht, liefert das Profil<br />

<strong>für</strong> die zukünftige neue Fachkraft.<br />

Hier wollt ihr gemeinsam mit dem<br />

neuen Teammitglied anknüpfen<br />

und weiter wachsen. Diese Methode<br />

bietet zum einen den Vorteil,<br />

das bestehende Personal in<br />

die Suche nach neuen Teammitgliedern<br />

mit einzubeziehen und<br />

regt zur Reflexion und Wertschätzung<br />

der eigenen professionellen<br />

Arbeit an. Zum anderen entsteht<br />

so ein individuelles, sehr realistisches<br />

Bild <strong>für</strong> die Bewerbenden,<br />

was von ihnen erwartet wird.<br />

Tipp: Ich habe bereits ein<br />

Stellengesuch gemeinsam mit<br />

einer Vorschulgruppe erstellt.<br />

Sie haben Bilder gemalt zum<br />

Thema „Die Super-Erzieherin“<br />

und diese dann vorgestellt. Ich<br />

habe einzelne Bilder <strong>für</strong> das<br />

Gesuch genutzt und Kinderzitate<br />

beigefügt. Das war ein rührendes<br />

Erlebnis <strong>für</strong> alle Beteiligten. Die<br />

Kinder zu beteiligen ist auch<br />

hier eine wichtige Ressource.<br />

So wird Bildungs- und<br />

Erziehungspartnerschaft gelebt<br />

und hat zusätzlich noch den<br />

Effekt, nicht nur im Stellenangebot<br />

davon zu sprechen, sondern neuen<br />

Mitarbeitenden schon im Gesuch<br />

zu zeigen, wie viel Wert auf<br />

Partizipation gelegt wird.<br />

Am Ende werden in Stichpunkten<br />

alle essenziellen Eckdaten zusammengetragen:<br />

→ Kontaktdaten (Bewerbung per<br />

Mail anbieten)<br />

→ Möglicher Beginn im Unternehmen<br />

→ Bewerbungsfrist<br />

→ Stundenumfang<br />

→ Befristung<br />

→ Bezahlung<br />

→ weitere Benefits (Jobticket,<br />

Bikeleasing, Altersvorsorge,<br />

festes Weiterbildungs-Budget,<br />

Teamtage etc.)<br />

Die fertige Stellenanzeige veröffentlicht<br />

ihr dann auf der<br />

Website des Trägers/Vereins<br />

und mindestens noch in der<br />

Jobbörse der Agentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />

um auch definitiv gefunden zu<br />

werden. Überlegt gut, ob die Ausschreibung<br />

noch auf weiteren<br />

Seiten geschaltet werden soll. Ich<br />

empfand es immer als weniger<br />

professionell, die gleiche Anzeige<br />

noch in mehreren Karriereportalen<br />

wiederzufinden, obwohl ich<br />

bereits eine Rückmeldung hatte,<br />

dass die ausgeschriebene Stelle<br />

besetzt wurde.<br />

Viel Glück bei deiner nächsten<br />

Suche. Egal, aus welcher Perspektive.<br />

Lena Gelbke studierte Soziale Arbeit<br />

mit Schwerpunkt Elementarpädagogik<br />

und ist in unterschiedlichen pädagogischen<br />

Arbeitsfeldern aktiv.<br />

35


Die Empfehlung aus der Redaktion<br />

Bedürfnisorientierte <strong>Pädagogik</strong> in Kita, Hort und Schule<br />

28 Klappkarten mit Basiswissen und Praxisimpulsen<br />

von Sybille Schmitz<br />

Bedürfnisse sind der wichtigste Entwicklungsantrieb <strong>für</strong> Wachstum<br />

und kindliches Lernen. Zusammen bilden die 28 Bedürfnisbereiche<br />

die intrinsische Motivation der Kinder. Nicht alle Wünsche, die ein<br />

Kind äußert, können oder müssen erfüllt werden. Jedoch sollten die<br />

dahinterliegenden Bedürfnisse erkannt, gewürdigt und ernstgenommen<br />

werden.<br />

Die Klappkarten unterstützen pädagogische Fachkräfte in der täglichen Arbeit mit den Kindern, bei<br />

der Fallbesprechung und der Beratung der Eltern. Sie bieten Impulse <strong>für</strong> die Praxis, Beispiele sowie<br />

umfangreiches Download-Material, damit bedürfnisorientierte <strong>Pädagogik</strong> in Kita, Hort und Schule gelingt.<br />

Unsere Meinung:<br />

Diese Karten sind ein professionelles Werk, um sich mit den einzelnen Bedürfnissen von Menschen<br />

auseinanderzusetzen. Wir nutzen sie gern <strong>für</strong> Fortbildungen zum Thema und empfehlen sie unseren<br />

Kunden gern weiter, denn Sybille Schmitz bringt die Bedürfnisse und deren Bedeutung <strong>für</strong> die kindliche<br />

Entwicklung mit Beispielen aus dem Kita-Alltag zusammen. So fällt es dir auch leicht, Eltern einen<br />

Einblick in die Vielfalt und die Hintergründe kindlicher Bedürfnisse zu geben.<br />

Sybille Schmitz<br />

Bedürfnisorientierte <strong>Pädagogik</strong> in Kita, Hort und Schule<br />

EAN: 4 260694 921 203<br />

Preis: 22 EUR<br />

Verlag: Don Bosco Medien GmbH<br />

Möchtest du eines dieser Kartensets gewinnen?<br />

Alle Abonnentinnen und Abonnenten landen automatisch im Lostopf. Hast<br />

du noch kein Abonnement? Du kannst trotzdem mitspielen:<br />

Sende uns eine E-Mail an info@wir-bauen-bruecken.com und verrate uns<br />

den <strong>für</strong> dich spannendsten Artikel dieses Magazins.<br />

Die Gewinnerinn/der Gewinner wird im April <strong>2024</strong> benachrichtigt.<br />

Danke an die Don Bosco Medien GmbH<br />

<strong>für</strong> die Bereitstellung dieses Gewinns.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.


Das pädagogische ABC<br />

Pädi und Gogi präsentieren dir das<br />

pädagogische ABC<br />

Coaching<br />

C<br />

Coaching ist ein aus dem Englischen übernommenes Wort, das <strong>für</strong> eine bestimmte<br />

Beratungssituation steht. Das Coaching findet häufig <strong>für</strong> Führungskräfte statt,<br />

die sich in bestimmten Bereichen neue Impulse und Herangehensweisen erarbeiten<br />

wollen. In der Regel ist Coaching eine Einzelberatung, bei der die Coaches<br />

weniger Lösungswege vorgeben, sondern vielmehr Impulse setzen, damit die zu<br />

Coachenden eigene Strategien entwickeln können.<br />

Gute Coaches finden<br />

Suchst du nach einem Coach, wirst du im Internet unzählige Angebote finden. Doch nicht jedes<br />

Angebot ist gleich wertvoll. Menschen, die als Coaches arbeiten, brauchen zunächst einmal nicht<br />

nur ein großes Maß an Fachkompetenz. In erster Linie benötigen sie „feine Antennen“ und ein<br />

gutes Gespür da<strong>für</strong>, was ihr Gegenüber braucht. Fachlichen Input kannst du dir nämlich auch<br />

durch Bücher, Podcasts oder andere Formate aneignen. Im Coaching geht es jedoch fast immer<br />

um bestimmte Persönlichkeitsstrukturen, die dir <strong>für</strong> deine Fachlichkeit im Wege stehen. So<br />

brauchen Führungskräfte oft Coachings <strong>für</strong> mehr Klarheit, Transparenz und Selbstbewusstsein.<br />

Manchmal wird der Bedarf <strong>für</strong> ein Coaching durch eine bestimmte Situation ausgelöst, andere<br />

Bedarfe liegen in der Persönlichkeit der Führungskraft.<br />

In den vergangenen Jahren haben sich auch immer mehr Erzieherinnen und Erzieher <strong>für</strong> Coachings<br />

entschieden, um mehr Stabilität zu gewinnen und auch Klarheit über ihre weitere Karriere<br />

zu erlangen. Hierbei geht es dann oft um Fragen zur Zusammenarbeit mit anderen Teammitgliedern,<br />

mit Eltern oder auch um die Akzeptanz durch Leitung oder Träger.<br />

Was kostet das?<br />

Die Preise <strong>für</strong> Coachings variieren stark. Sich festzulegen auf bestimmte Preise ist gar nicht so<br />

einfach. Seriöse Coaches, die ihr Gewerbe angemeldet haben, kosten mindestens 70 EUR/Stunde.<br />

Mehr als 120 EUR solltest du jedoch auch nicht ausgeben. Denn dann passiert es dir, dass<br />

jemand deinen Unterstützungsbedarf ausnutzt. Hier solltest du auch bei vermeintlich günstigen<br />

Angeboten vorsichtig sein. Denn wenn dir jemand dann gleich mehrere Termine auferlegt, zahlst<br />

du am Ende mehr als bei einem anfangs etwas höherpreisig wirkenden Angebot. Besonders<br />

wertvoll ist es jedoch, sich auf Empfehlungen von Menschen zu verlassen, die du kennst. Lass<br />

dich besser nicht von tollen Bewertungen im Internet beeindrucken, solange du ihre Richtigkeit<br />

nicht prüfen kannst.<br />

37


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2024</strong><br />

Was Pädi dir noch sagen möchte:<br />

Hast du Fragen, Wünsche oder Anregungen?<br />

Dann schreib uns gerne eine Nachricht an:<br />

info@paedagogik-fuer-dich.de<br />

Hast du schon ein Abo? Dann erzähle doch deinen Kolleginnen und Kollegen davon und profitiere von<br />

einem besonderen Geschenk. Für jedes Abonnement, das du vermittelst, erhältst du<br />

einen 5 EUR-Gutschein <strong>für</strong> unseren Shop.<br />

Unser Thema der nächsten Ausgabe: „Das WIR im Blick “<br />

Die Wichtigkeit eines WIR-Gefühls brauchen wir in der heutigen Zeit mehr denn je. Doch wie kann Teamarbeit<br />

auch unter herausfordernden Bedingungen gelingen? Warum braucht ihr eine gute Vertrauensbasis<br />

zu den Eltern und wie lässt sie sich aufbauen? Wie kann friedvolle Kommunikation dich unterstützen und<br />

wie lässt sich Partizipation in den Kita-Alltag integrieren?<br />

Dies und einiges mehr liest du in Ausgabe 02-<strong>2024</strong> der „<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich“.<br />

Lies in Ausgabe 02-<strong>2024</strong> unter anderem:<br />

Teamsitzungen gestalten<br />

Friedvolle Kommunikation <strong>–</strong> viel mehr als Worte<br />

Kinderfragen ernst nehmen<br />

und vieles mehr<br />

Die Ausgabe „Das WIR im Blick“ erscheint im März <strong>2024</strong>.<br />

Impressum:<br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich <strong>–</strong> Dein lebendiges Fachmagazin<br />

wird herausgegeben von Wir bauen Brücken<br />

Kreuzbergstr. 17a, 66978 Clausen<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

Verantwortlich: Philipp Bischoff<br />

Redaktion<br />

Marion Bischoff<br />

Kreuzbergstr. 17a, 66978 Clausen<br />

Layout, Design, Satz und Gestaltung<br />

Eva Martin<br />

Am Scherzacker 2, 36358 Herbstein<br />

Korrektorat<br />

Sandra Jungen <strong>–</strong> www.sandra-jungen.de<br />

Illustrationen Pädi und Gogi<br />

Tobias Thies <strong>–</strong> www.tobiasthies.de<br />

Titelbild<br />

Pixabay.com/_Alicja_<br />

Marketing<br />

Headlight Marketing, Christof Classen <strong>–</strong> www.headlight-marketing.de<br />

Online-Magazin generiert durch YUMPU.com<br />

i-magazine AG, Verwaltungsrat Kuster Martin<br />

Gewerbestrasse 3, 9444 Diepoldsau<br />

Bezugsbedingungen<br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich <strong>–</strong> Dein lebendiges Fachmagazin erscheint sechs Mal jährlich<br />

<strong>für</strong> 45 EUR. Auslandspreise auf Anfrage. Die Mindestbezugsdauer beträgt ein Jahr.<br />

Eine Kündigung ist schriftlich bis 31.10. des Bezugsjahres einzureichen, ansonsten<br />

verlängert sich der Bezug um weitere zwölf Monate. Es gelten unsere aktuellen Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen.<br />

Adressänderungen<br />

Bitte teile uns deine neue Adresse so früh wie möglich mit. Gib dazu deine Kundennummer,<br />

die alte und die neue Adresse an.<br />

Für die Zustellung der Online-Ausgabe wird eine gültige E-Mail-Adresse benötigt.<br />

Copyright<br />

Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

ISSN 2751-8434<br />

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Seit 30 Jahren in<br />

Aschau und der<br />

weiten Welt …<br />

Stabil, frei und klar durchs Leben<br />

Seminare <strong>–</strong> Beratungen <strong>–</strong> Vorträge <strong>–</strong> Reisen „der besonderen Art“<br />

Wie geht es Ihnen? Und wie gehen Sie um mit<br />

den Herausforderungen, die das moderne Leben<br />

uns täglich schenkt? Wird das, was Sie vielleicht<br />

schon wissen über die großen Gesetzmäßigkeiten<br />

des Lebens, in Ihrem Alltag sichtbar und lebendig?<br />

Wenn auch Sie Ihr Leben immer mehr in die<br />

eigenen Hände nehmen möchten, unterstütze<br />

ich Sie gerne.<br />

Seit 1994 bin ich international nah dran an den<br />

Menschen und dem, was sie wirklich bewegt.<br />

Mein Angebot ist vielseitig und entwickelt sich ständig weiter. Je nach Bedarf<br />

begleite ich Sie als Heilerin, Medium, Trainerin und Coach bei Ihren nächsten<br />

Schritten, hin zu mehr Gesundheit, Glück, Erfüllung, Zufriedenheit, Leichtigkeit,<br />

Lebensfreude oder was auch immer gerade Ihr Thema ist.<br />

Nähere Infos und Termine finden Sie auf www.towol-aschau.de.<br />

Internationale Reisen „der besonderen Art“<br />

„Geh hinaus, entdecke die Welt und entdecke Dich selbst.“<br />

Damit der Mensch von innen erblüht …<br />

Zypern <strong>–</strong> Ägypten <strong>–</strong> Jordanien <strong>–</strong> Oman<br />

Spirituelles London <strong>–</strong> Assisi <strong>–</strong> Istanbul & manches mehr …<br />

Meditation<br />

Mentale Stärke<br />

HeilHypnose<br />

PersönlichkeitsEntfaltung<br />

Intuition & Medialität<br />

Entspannung <strong>für</strong> Kinder<br />

Petra Maria Knickenberg<br />

Lebendige Metaphysik<br />

Bodenständige Spiritualität<br />

Tel. (0049) 08052 9244<br />

www.towol-aschau.de<br />

Petra.Knickenberg@t-online.de<br />

petramaria.knickenberg<br />

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Für Deine Arbeit nur das Beste!<br />

Wir kooperieren u.a. mit:<br />

Fachmagazin, Webinare, Seminare,<br />

pädagogische Fachtage<br />

Alle Infos, Termine und mehr unter:<br />

www.pädagogik-<strong>für</strong>-dich.de<br />

www.wir-bauen-bruecken.com


Pädagogische Fachtage<br />

29. Februar - 2. März <strong>2024</strong><br />

in Aschau im Chiemgau<br />

Einzeltickets ab 15 €<br />

Tagestickets ab 90 €<br />

Gesamtpaket nur 300 €<br />

Einzelworkshops, Tagestickets<br />

oder Gesamtpaket buchbar<br />

Lernen und Austauschen in<br />

exklusiver Runde<br />

Mehr Infos?<br />

Tel: 0171-4844334<br />

Für<br />

pädagogische<br />

Fachkräfte<br />

in Krippe, Kita,<br />

Tagespflege und Hort<br />

Donnerstag,<br />

29.02.<strong>2024</strong><br />

Bildungskooperation<br />

mit (herausfordernden)<br />

Eltern<br />

Naturpädagogik<br />

Finde den Schatz in dir<br />

Resilienz und mentale Stärke<br />

metaphysische Entspannung<br />

Freitag,<br />

01.03.<strong>2024</strong><br />

Ruhe bewahren,<br />

wenn Kinder „aus dem<br />

Rahmen fallen“<br />

„Tierische“ Unterstützung<br />

<strong>für</strong> traumatisierte Kinder<br />

Spüre deinen Körper,<br />

lausche deinem Herzen<br />

Samstag,<br />

02.03.<strong>2024</strong><br />

Mutig, kraftvoll,<br />

einfach DU<br />

Selbstvertrauen als<br />

pädagogische Fachkraft<br />

Voll im Flow<br />

Motivationsbooster<br />

an der Prien<br />

Abschlussrunde<br />

Alle Infos und Anmeldung: www.wir-bauen-bruecken.com

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