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Aug_Sept_Ausgabe

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STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (RÜCKBLICK VOM 15. JUNI BIS 15. JULI)<br />

[FR] WENIG BEZAHLBARER WOHNRAUM AM<br />

GANTER-AREAL<br />

Die Schweizer Artemis Group, die einen Großteil des<br />

Ganter-Areals im Stadtteil Waldsee gekauft hat, will<br />

keinen sozialen Wohnungsbau errichten. Wieder einmal<br />

kauft sich ein Investor recht billig von der Verantwortung<br />

frei, die vorgeschriebene Quote von 50 % sozialem<br />

Wohnungsbau bei Neubauprojekten zu erfüllen. Artemis<br />

wird einfach 20 % der Fläche mit neuem Baurecht an die<br />

Stadt Freiburg abtreten. Sozialer Mietwohnungsbau wird<br />

nur auf dieser Fläche entstehen. Neben Gewerbe sollen<br />

insgesamt rund 300 Wohnungen gebaut werden. Durch<br />

das Abtretungsmodell werden davon voraussichtlich nur<br />

60 Wohneinheiten sozial geförderter Mietwohnungsbau<br />

sein. Wann der Gemeinderat die Abtretungsmöglichkeit,<br />

mit der die wohnungspolitischen Ziele völlig konterkariert<br />

werden, endlich abschafft, ist unklar.<br />

[FR] BAUPLÄNE IN LANDWASSER<br />

In der Wirthstraße in Landwasser sollen 189 neue<br />

Wohneinheiten gebaut werden. 89 davon entfallen auf<br />

ein Auszubildendenwohnheim, in dem die Mieten 30 %<br />

unter dem Mietspiegel liegen sollen. Da dies aber auf die<br />

50 %-Quote von sozialem Wohnungsbau angerechnet<br />

werden soll, würden von den ansonsten geplanten 100<br />

Stadtbauwohnungen nur 27 sozial gefördert werden.<br />

Dass das Azubiheim in die Sozialwohnungsrechnung<br />

integriert wird, kritisierte auch der Bürgerverein: „Wir haben<br />

in Landwasser keinen sozialen Wohnungsbau mehr.“<br />

[FR] PREISE BEI WOHNUNGSVERKÄUFEN SINKEN<br />

Die Angebotspreise für zum Verkauf stehende Bestandswohnungen<br />

sind anders als in der letzten Zeit nicht<br />

weiter gestiegen, sondern stark zurückgegangen. Das<br />

lässt sich zumindest für Daten von ImmoScout24 und<br />

immowelt sagen. Landesweit gingen sie im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 7,5 % zurück, in Freiburg sogar um 11,2 %.<br />

Einen positiven Einfluss auf die Mietpreise scheint die<br />

Entwicklung aber bisher nicht zu haben.<br />

[FR] VIEL GELD FÜR AUTOGARAGEN<br />

Der Freiburger Gemeinderat hat den Weg zur Sanierung<br />

der Bahnhofsgarage freigemacht. Die Kosten für die<br />

Sanierung der Autogarage von 9,5 Millionen Euro entsprechen<br />

etwa den gesamten <strong>Ausgabe</strong>n für den Fuß- und<br />

Radverkehr von drei Haushaltsjahren. Der alternative<br />

Verkehrsclub VCD Südbaden wollte Baupläne von dem<br />

dreistöckigen Parkhaus und versuchte per Anfrage nach<br />

dem Informationsfreiheitsgesetz auch ein Gutachten zum<br />

Zustand der Bausubstanz zu bekommen. Das wurde dem<br />

VCD mit dem Hinweis auf das Urheberrecht verwehrt.<br />

Aufgrund des massiven Mangels an Abstellmöglichkeiten<br />

für Fahrräder setzt sich der VCD für die Bahnhofsgarage<br />

als Fahrradgarage ein. Die Stadtverwaltung stellt sich<br />

aber auf den Standpunkt, dass das Parkhaus nicht für<br />

eine Fahrradgarage geeignet sei, weil die Rampe mit 13 %<br />

zu steil sei. Die Rampe beim Fahrradparkhaus unter der<br />

Unibibliothek weist eine Steigung von 15 % auf.<br />

[FR] RECHTSWIDRIGES GEHWEGPARKEN<br />

Greenpeace Freiburg hat der Stadtverwaltung 34 Straßenabschnitte<br />

gemeldet, in denen auf dem Gehweg zu<br />

Unrecht Parkplätze ausgewiesen sind. Laut Verwaltungsvorschrift<br />

zur Straßenverkehrsordnung dürfen Gemeinden<br />

nur dann Parkplätze auf Gehwegen ausweisen,<br />

„wenn genügend Platz für den unbehinderten Verkehr<br />

von Fußgängern gegebenenfalls mit Kinderwagen oder<br />

Rollstuhlfahrern auch im Begegnungsverkehr bleibt“.<br />

Leider, so Greenpeace, sei die Stadt bisher nur in gut<br />

einem Drittel der genannten Fälle dieser Aufforderung<br />

nachgekommen. „Wie kann es sein, dass eine Behörde<br />

meint, sich faktisch selbst aussuchen zu können, ab wann<br />

sie die bundesweit gültigen Vorschriften einhält?“ Leidtragende<br />

des Nicht-Handelns sind Familien mit Kinderwagen,<br />

insbesondere aber auch Personen mit Rollstuhl o. ä.<br />

ALTERSARMUT<br />

Die Zahl der RentnerInnen, die Grundsicherung beziehen,<br />

ist so hoch wie nie. Laut Statistischem Bundesamt waren<br />

das in den ersten drei Monaten im Jahr 2023 684.000<br />

RentnerInnen. Das entspricht einem Anstieg von 90.000<br />

Personen im Vergleich zum Vorjahr und damit einem<br />

prozentualen Anstieg von 15 %. Besonders betroffen sind<br />

Frauen. Sechs von zehn Rentnerinnen bezogen lediglich<br />

Grundsicherung.<br />

[FR] TOILETTEN AM KIRCHPLATZ LÄNGER OFFEN<br />

Der Freiburger Gemeinderat hat die Gelder dafür freigegeben,<br />

dass die Toiletten am Stühlinger Kirchplatz<br />

zukünftig nicht nur zu Marktzeiten, sondern endlich<br />

täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr offen sein sollen. Zwischen 13<br />

Uhr und 20 Uhr soll demnach auch eine Putzkraft anwesend<br />

sein. Insgesamt gibt es in der erweiterten Freiburger<br />

Innenstadt, zu der auch der Stühlinger Kirchplatz gehört,<br />

gerade einmal sieben öffentliche Toiletten.<br />

SOZIALE KÄLTE GEGEN OBDACHLOSE<br />

Ist Schlafen eine Straftat? Ja, sagt die Deutsche Bahn<br />

und zeigt Obdachlose wegen „Hausfriedensbruchs“ an,<br />

wenn sie in Bahnhöfen schlafen. Die Süddeutsche Zeitung<br />

berichtet von Paul Viktor M., der schon als Kind von<br />

seinem alkohol- und drogenabhängigen Vater verprügelt<br />

worden war und dem nun eine „emotional instabile<br />

Persönlichkeitsstörung“ attestiert wird. Am Amtsgericht<br />

Hamburg-St. Georg wurde er wegen 84 „Tathandlungen“<br />

des Schlafens im Bahnhof zu einer Geldstrafe von 540<br />

Euro verurteilt. Deutsche Bahn und Klassenjustiz – ihr<br />

seid ekelhaft!<br />

FREIeBÜRGER 08/09 | 2023 5

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