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frei.e.buerger38617
von frei.e.buerger38617 Mehr von diesem Publisher
07.02.2024 Aufrufe

Frede Macioszek & Julian Knop (Hg.) „Klassenfahrt“ edition assemblage ISBN 978-3-96042-107-8 240 Seiten | 14,80 € KLASSISMUS Buchtipps von utasch Kollektiv Stein und Wort (Hg.) „Mit geballter Faust in der Tasche“ edition assemblage ISBN 978-3-96042-148-1 112 Seiten | 9,80 € Was ist eigentlich Klassismus? Bei Wikipedia steht folgende Definition: „Klassismus bezeichnet Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich meist gegen Angehörige einer ‚niedrigeren‘ sozialen Klasse.“ Klassismus führt zu Verletzungen, die sich auf das gesamte Leben auswirken. Darüber zu schreiben und zu lesen ist heilsam für die derart diskriminierten Menschen und sollte alle anderen für Klassismus sensibilisieren. In „Klassenfahrt“ berichten 50 Personen von ihren Erfahrungen mit Klassismus. In Erzählungen, Comics und Interviews geht es um Themen wie Gesundheit, Ernährung, Geld und die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten. Klassismus kann bereits in der Grundschule über den weiteren Lebenslauf entscheiden, denn wer Kevin oder Chantal heißt, wird mit Vorurteilen konfrontiert, die dazu führen können, trotz guter Leistungen keine Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen. Ein wiederkehrendes Thema in den Berichten ist die von Armut geprägte Ernährung. Da gibt es zum Monatsende die Nudelwoche, Knäckebrot mit Margarine und Zucker oder Weißbrot mit Butter und Salz. Armut macht krank und einsam. Die Scham über die prekären Lebensverhältnisse und die Angst vor erniedrigendem Spott führen dazu, unsichtbar werden zu wollen. Die Menschen, „die den Mund zum Löffel führen statt den Löffel zum Mund“, leiden unter dem verinnerlichten Gefühl, nicht dazuzugehören. Klassismus führt zu Ungleichheiten, die durch Fleiß nicht ausgeglichen werden können. Zu tief brennen sich die Folgen der Ausgrenzung in Kopf und Seele und können schließlich zu Pessimismus und Frustration führen. „Wenn man sich wenig leisten kann, ist es vernünftiger, arm zu bleiben“, lautet dann das Fazit. Der Sammelband mit 63 sehr persönlichen Geschichten gewährt Einblicke in den von Klassismus geprägten Alltag. „Mit geballter Faust in der Tasche“ vereint autobiografische Perspektiven schwedischer AktivistInnen. Es sei an der Zeit, dass die mittelschichtsgeprägte, akademisierte Linke ihre Deutungshoheit aufgibt und von den Erfahrungen und Kämpfen deklassierter Menschen lernt, so die HerausgeberInnen. Klassenbewusstsein ist kein abstraktes Konzept, sondern einverleibte Erfahrung. Während linke AkademikerInnen mit Zitaten von Bourdieu um sich werfen und über die ArbeiterInnenklasse debattieren, sind leibhaftige ArbeiterInnen meist nicht dabei oder sitzen wortkarg und eingeschüchtert zwischen den Klugscheißern. Die Werte, Regeln, Vorstellungen und Erfahrungen der Mittelschicht unterscheiden sich grundlegend von denen der Unterschicht, deren Verletzungen und anhaltende Verletzlichkeit unbeachtet bleiben. Die Diskriminierungserfahrung setzt sich so bis in linke Zusammenhänge fort und verhindert letztendlich die erforderliche breite und klassenübergreifende Organisierung. Beide im Verlag edition assemblage erschienenen Bücher liefern aussagekräftige Berichte aus der Erfahrungs-, Empfindungs- und Gedankenwelt der von Klassismuserfahrung geprägten Mitmenschen. Zwischen den Zeilen enthalten sie zudem die Aufforderung an die Mittelschicht, sich ihrer Privilegien bewusst zu werden und ihre Überheblichkeit zu überwinden. 26 FREIeBÜRGER 08/09 | 2023

PIZZA AM STIEL Foto: E. Peters Herzlich willkommen auf unserer Kochseite! Bei diesen sommerlichen Temperaturen will man nicht lange in der Küche stehen und kochen müssen. Daher gibt es diesen Monat etwas aus der Fast-Food-Küche. Nach Cake-Pops folgt nun die herzhafte Variante im Trendsektor: Pizza-Pops – Pizza am Stiel! Das ist aber längst nicht alles: Corn-Dogs, Hack-Pops und Waffeln am Stiel sieht man jetzt überall. Food-Pops ersetzen wohl bald das herkömmliche Fingerfood. Wenn Ihr ein Partybuffet plant, das einige Überraschungen bieten soll, dann sind die Pizza-Pops eine witzige Idee. Die Zubereitung geht superschnell: Pizzateig nehmen, nach Lust und Laune belegen, rollen und anschließend fingerdicke Schnecken schneiden. Anschließend werden sie auf dem Backblech gebacken. Wir belegen unsere Pizza-Pops mit geröstetem Gemüse und servieren dazu einen knackig bunten Blattsalat. Zutaten für ca. 20 Pizza-Pops: 400 g Pizzateig 120 g Pizza-Tomatensoße 100 g Mozzarella 1 kleine Zucchini 1 rote Paprika 100 g Cherrytomaten 1 Knoblauchzehe frisches Basilikum Olivenöl Salz Pfeffer 20 Holzstiele Zubereitung: Den Pizzateig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ausrollen. Die Tomatensoße gleichmäßig und dünn darauf verteilen. Die Tomaten, Zucchini und Paprika kurz abwaschen und in kleine Würfel schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und das Gemüse darin kurz anrösten. Die in kleine Würfel geschnittene Knoblauchzehe hinzugeben und nochmals kurz weiterrösten. Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Basilikum abschmecken. Etwas abkühlen lassen. Jetzt die Gemüsemasse dünn auf der Tomatensoße verteilen und anschließend mit dem geriebenen Mozzarella bestreuen. Nicht zu viel Soße, Gemüsemasse und Käse verwenden, da die Füllung sonst herausquillt. Jetzt aus dem Teig mit einem scharfen Messer ca. 20 schmale Streifen (max. 1 cm) schneiden. Aus jedem Streifen wird ein Pizza-Pop. Wir raten davon ab, erst eine große Rolle zu formen und diese dann in Scheiben zu schneiden. Jeden Streifen vorsichtig zu Schnecken aufrollen und auf zwei mit Backpapier ausgelegten Blechen verteilen. Den Backofen auf 220 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Pizza-Schnecken ca. 12-15 Minuten backen. Nach dem Backen die Holzstiele reinstecken, solange die Schnecken noch warm sind. Guten Appetit! Ida & Oliver FREIeBÜRGER 08/09 | 2023 27

Frede Macioszek & Julian Knop (Hg.)<br />

„Klassenfahrt“<br />

edition assemblage<br />

ISBN 978-3-96042-107-8<br />

240 Seiten | 14,80 €<br />

KLASSISMUS<br />

Buchtipps von utasch<br />

Kollektiv Stein und Wort (Hg.)<br />

„Mit geballter Faust in der Tasche“<br />

edition assemblage<br />

ISBN 978-3-96042-148-1<br />

112 Seiten | 9,80 €<br />

Was ist eigentlich Klassismus? Bei Wikipedia steht folgende<br />

Definition: „Klassismus bezeichnet Vorurteile oder<br />

Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der<br />

sozialen Position und richtet sich meist gegen Angehörige<br />

einer ‚niedrigeren‘ sozialen Klasse.“ Klassismus führt zu<br />

Verletzungen, die sich auf das gesamte Leben auswirken.<br />

Darüber zu schreiben und zu lesen ist heilsam für die derart<br />

diskriminierten Menschen und sollte alle anderen für<br />

Klassismus sensibilisieren.<br />

In „Klassenfahrt“ berichten 50 Personen von ihren Erfahrungen<br />

mit Klassismus. In Erzählungen, Comics und Interviews<br />

geht es um Themen wie Gesundheit, Ernährung,<br />

Geld und die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen<br />

den Gesellschaftsschichten. Klassismus kann bereits in<br />

der Grundschule über den weiteren Lebenslauf entscheiden,<br />

denn wer Kevin oder Chantal heißt, wird mit Vorurteilen<br />

konfrontiert, die dazu führen können, trotz guter<br />

Leistungen keine Empfehlung für das Gymnasium zu<br />

bekommen. Ein wiederkehrendes Thema in den Berichten<br />

ist die von Armut geprägte Ernährung. Da gibt es zum<br />

Monatsende die Nudelwoche, Knäckebrot mit Margarine<br />

und Zucker oder Weißbrot mit Butter und Salz. Armut<br />

macht krank und einsam. Die Scham über die prekären<br />

Lebensverhältnisse und die Angst vor erniedrigendem<br />

Spott führen dazu, unsichtbar werden zu wollen. Die<br />

Menschen, „die den Mund zum Löffel führen statt den Löffel<br />

zum Mund“, leiden unter dem verinnerlichten Gefühl,<br />

nicht dazuzugehören. Klassismus führt zu Ungleichheiten,<br />

die durch Fleiß nicht ausgeglichen werden können.<br />

Zu tief brennen sich die Folgen der Ausgrenzung in Kopf<br />

und Seele und können schließlich zu Pessimismus und<br />

Frustration führen. „Wenn man sich wenig leisten kann,<br />

ist es vernünftiger, arm zu bleiben“, lautet dann das Fazit.<br />

Der Sammelband mit 63 sehr persönlichen Geschichten<br />

gewährt Einblicke in den von Klassismus geprägten<br />

Alltag.<br />

„Mit geballter Faust in der Tasche“ vereint autobiografische<br />

Perspektiven schwedischer AktivistInnen. Es sei an<br />

der Zeit, dass die mittelschichtsgeprägte, akademisierte<br />

Linke ihre Deutungshoheit aufgibt und von den Erfahrungen<br />

und Kämpfen deklassierter Menschen lernt, so die<br />

HerausgeberInnen. Klassenbewusstsein ist kein abstraktes<br />

Konzept, sondern einverleibte Erfahrung. Während<br />

linke AkademikerInnen mit Zitaten von Bourdieu um sich<br />

werfen und über die ArbeiterInnenklasse debattieren,<br />

sind leibhaftige ArbeiterInnen meist nicht dabei oder<br />

sitzen wortkarg und eingeschüchtert zwischen den Klugscheißern.<br />

Die Werte, Regeln, Vorstellungen und Erfahrungen<br />

der Mittelschicht unterscheiden sich grundlegend<br />

von denen der Unterschicht, deren Verletzungen und<br />

anhaltende Verletzlichkeit unbeachtet bleiben. Die Diskriminierungserfahrung<br />

setzt sich so bis in linke Zusammenhänge<br />

fort und verhindert letztendlich die erforderliche<br />

breite und klassenübergreifende Organisierung.<br />

Beide im Verlag edition assemblage erschienenen Bücher<br />

liefern aussagekräftige Berichte aus der Erfahrungs-,<br />

Empfindungs- und Gedankenwelt der von Klassismuserfahrung<br />

geprägten Mitmenschen. Zwischen den Zeilen<br />

enthalten sie zudem die Aufforderung an die Mittelschicht,<br />

sich ihrer Privilegien bewusst zu werden und ihre<br />

Überheblichkeit zu überwinden.<br />

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