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interpretiert werden. Ähnlich ist es, wenn eine Person in dunklen Gedanken gefangen ist: Dann<br />

wird eine humorvoll gemeinte Aussage vielleicht als mangelnde Empathie interpretiert. Denn was<br />

Menschen als humorvoll empfinden, ist individuell sehr verschieden. Zudem hängt es vom momentanen<br />

Befinden einer Person ab, ob sie etwas als lustig erlebt oder nicht. Das muss man beim<br />

Einsatz von Humor als „Interventionsinstrument“ immer bedenken.<br />

Humor gezielt und wohldosiert einsetzen<br />

Für alle Methoden, um einer Person (oder Personengruppe) mit Humor neue Sichtweisen zu eröffnen,<br />

gilt: Es ist enorm wichtig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann sie (nicht) genutzt werden<br />

können. Denn Humor als Interventionsinstrument zu nutzen, ist immer eine Gratwanderung. Prüfen<br />

Sie deshalb, bevor Sie sich für den Einsatz dieses Instruments entscheiden, unter allen Umständen:<br />

Wie tragfähig ist meine Beziehung zum Gegenüber?<br />

In welcher mentalen Verfassung ist er/sie? Und:<br />

Was verrät mir seine/ihre Körpersprache?<br />

Ist der Klient, Kollege oder Mitarbeiter beispielsweise innerlich kurz vorm „Platzen“, dann sollten<br />

Sie auf Humor verzichten. Dasselbe gilt, wenn Sie unsicher sind, ob Humor wirklich das geeignete<br />

Instrument ist, um beim Gegenüber Spannungen zu lösen. Auch dann sollten Sie auf seinen<br />

Einsatz verzichten. Denn Humor ist kein einfach zu handhabendes Interventionsinstrument – wenn<br />

auch oft sehr wirkungsvoll.<br />

Humor ist auch ein wirkungsvolles Präventionsinstrument gegen einen Burnout. Man darf bei seiner<br />

Anwendung allerdings nicht einfach spontanen, emotionalen Impulsen und Bedürfnissen folgen.<br />

Humor kann dann ein Vehikel sein, um trotzdem bei sich selbst zu bleiben und Persönlichkeit zu zeigen.<br />

Folgende humorvollen Interventionsstrategien können Vorgesetzte in Situationen, in denen<br />

scheinbar nichts mehr geht, beispielsweise nutzen.<br />

Methode 1: Das Welt- oder Selbstbild liebevoll karikieren<br />

Eine Technik, die wir im Alltag bei Freunden und Verwandten oft intuitiv anwenden, ist das „liebevoll<br />

auf die Schippe nehmen“. Hierfür ein Beispiel: Ein Ehemann jammert seit Tagen, er werde alt<br />

und sei immer weniger leistungsfähig. Seine Frau versucht zunächst geduldig, ihn vom Gegenteil<br />

zu überzeugen und bemitleidet ihn – ohne Erfolg. Intuitiv greift sie deshalb irgendwann zur<br />

„Medizin Humor“, um sein Selbstmitleid zu stoppen. Als er erneut jammert, erwidert sie augenzwinkernd:<br />

„Ich habe mich schon für einen Kurs ‚Pflege älterer Angehöriger‘ angemeldet. Und<br />

vielleicht sollten wir dir schon mal einen Rollator besorgen.“<br />

Bei der paradoxen Intention soll sich der Klient genau<br />

das wünschen, was bei ihm besonders angstbesetzt ist.<br />

In dem Beispiel steigt die Frau in das Welt- beziehungsweise Selbstbild ihres Ehemanns ein und<br />

überzeichnet es sanft – also mit einem Augenzwinkern. Dadurch wird ihrem Mann im Idealfall klar,<br />

dass sein Selbstmitleid überzogen ist. Er wird wachgerüttelt und denkt über sein Verhalten nach.<br />

Was spricht dagegen, diese „Interventionsmethode“ auch mal anzuwenden, wenn ein Mitarbeiter<br />

endlos über seine hohe Arbeitsbelastung klagt oder ständig über die Veränderungen im Unternehmen<br />

jammert? Oder wenn er verbal immer wieder verkündet „Ich bin der Größte; mir kann<br />

keiner das Wasser reichen“? Natürlich unter der Voraussetzung, dass die grundlegende Beziehung<br />

zwischen Ihnen und diesem Kollegen oder Mitarbeiter stimmt – auch emotional.<br />

Methode 2: Negatives Umdeuten – humorvolles Reframing<br />

Ist ein Glas halb leer oder halb voll? Wie wir eine Situation bewerten, hängt von selbst uns ab. Für<br />

fast jede negative Situation gilt: Wenn wir sie aus einer anderen Perspektive betrachten, erscheint<br />

sie in einem anderen Licht. Ähnlich wie ein Bild, das in einem neuen Rahmen steckt: Es wirkt<br />

anders. Dieses Umdeuten fällt uns in Krisensituationen oft schwer, denn dann stecken wir in einer<br />

Perspektive fest. Also brauchen wir einen Anstoß von außen.<br />

Ein Beispiel, wie hilfreich ein humorvolles Umdeuten sein kann: Ein Vorgesetzter spricht mit<br />

einer Verkaufsmitarbeiterin; nennen wir sie Frau Mayer. Diese ist total frustriert, denn sie hat zwar<br />

regelmäßig Kundentermine, aber sie zieht sie selten Aufträge an Land. Die Gesprächsatmosphäre<br />

wird immer düsterer, je länger Frau Mayer die erlittenen emotionalen Verletzungen schildert. Und<br />

nebenbei beklagt sie auch noch, dass sie Single sei und gerne wieder einen Partner hätte.<br />

An diesem Punkt ergreift der Vorgesetzte das Wort und fragt Frau Mayer: „Führen Sie die meisten<br />

Kundengespräche mit Männern?“ Diese ist erstaunt über die Frage, bejaht sie aber. Daraufhin schlägt<br />

die Führungskraft der perplexen Außerdienstmitarbeiterin schmunzelnd vor: „Betrachten Sie die<br />

Kundengespräche doch als ‚Blind Dates‘ im Rahmen Ihrer Partnersuche. Nehmen Sie die Kunden

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