CSR_2024_WEB
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FINANZIERUNG MIT HERZ UND HIRN<br />
Unterm Strich zählt der direkte Impact<br />
Um mit Geld Gutes zu bewirken, muss man es in Gutes<br />
investieren. Klingt logisch, aber 2008 war Markus<br />
Zeilinger, der mit der Gründung von fair-finance seine<br />
Vision von Fairness ins Unternehmerische übertragen<br />
„Die soziale Mission muss Kerngeschäft des<br />
Unternehmens ein, kein Add-on.“<br />
WERNER KRENDL, FAIR-FINANCE<br />
wollte, mit dieser Idee ein Pionier. Neben nachhaltigen<br />
Finanzdienstleistungen, ebensolchen Immobilien sowie<br />
Social Business- und Impact-Investments gründete<br />
Zeilinger auch eine Vorsorgekasse, die das ihr treuhänderisch<br />
anvertraute Kapital „verantwortungsvoll und<br />
wirkungsorientiert“ veranlagen sollte. Denn Zeilinger,<br />
davor unter anderem Manager einer Pensions- und<br />
Vorsorgekasse beim Winterthur-Konzern, war überzeugt,<br />
dass sich „eine Vorsorgekasse gut anbietet, um mit<br />
Geld die Welt zu verbessern“, erzählt Werner Krendl,<br />
der als Certified ESG Analyst und Geschäftsführer der<br />
fair-finance Impact GmbH die Impact Investments der<br />
heutigen Sinnova Holding von Zeilinger verantwortet.<br />
Zu dieser Holding gehört auch die 2010 mit Unterstützung<br />
durch die GLS Gemeinschaftsbank und die Concordia<br />
Versicherung – beide aus Deutschland und ebenfalls<br />
Vorreiter für Nachhaltigkeit im Finanzbereich – gegründete<br />
fair-finance Vorsorgekasse AG. Ende 2023 verwaltet<br />
diese rund eine Milliarde Euro an Vermögen für rund<br />
550.000 Anwartschaftsberechtigte. Daran gebunden<br />
sind strenge regulatorische Auflagen. So dürfen nur fünf<br />
Prozent des Kapitals in sogenannte alternative und damit<br />
riskante Investments veranlagt werden, erklärt Krendl:<br />
„Risikoinvestments machen andere Vorsorgekassen<br />
auch, aber bis heute sind wir die Einzigen in Österreich,<br />
die das mit einem Fokus auf sozialen Impact machen.“<br />
Als Leuchtturmprojekt fungiert dabei der 2019 gemeinsam<br />
mit dem Senat der Wirtschaft initiierte Social<br />
Entrepreneurship Venture Capital Fonds (SEF), der<br />
bis Ende 2022 rund sieben Millionen Euro in zwölf<br />
Unternehmen investiert hat. Diese Beteiligungen haben<br />
eines gemeinsam: eine soziale Mission, die Kern der<br />
Unternehmenstätigkeit und kein Add-on ist. Krendl: „Das<br />
ist das Hauptkriterium für die soziale Rendite, die wir<br />
anstreben.“ Ob die Grundlagen dafür gegeben sind, prüft<br />
der Impact-Beirat, der sich aus Experten zusammensetzt,<br />
die auch über die SDG-Awards urteilen, die der Senat<br />
der Wirtschaft alljährlich vergibt. Krendl: „Aus dieser<br />
Initiative war auch die Erkenntnis entstanden, dass es<br />
einen Bedarf für einen Fonds wie den SEF gibt.“<br />
Was die finanzielle Performance betrifft, unterscheidet<br />
sich der SEF nicht von anderen Venture Capital Fonds,<br />
so Krendl: „Auch wir haben eine Renditeerwartung im<br />
zweistelligen Bereich. Und der wirtschaftliche Erfolg<br />
ist eine Grundvoraussetzung für die soziale Wirkung.“<br />
Dennoch ist – wie auch bei einem klassischen VC-Fonds<br />
– das mögliche Scheitern von Unternehmen eingeplant.<br />
Krendl: „Von unseren Investments sollen sich zumindest<br />
drei, vier so gut entwickeln, dass sie ein Vielfaches des<br />
eingesetzten Kapitals erlösen. Aus dem Wirkungsansatz<br />
ist uns jedoch ein Anliegen, dass alle Beteiligungsunternehmen<br />
ihre positive soziale Wirkung entfalten können.“<br />
Im Frühjahr <strong>2024</strong> wird ein zweiter Venture Capital<br />
Fonds für sozialen Impact aufgelegt – wieder mit der<br />
fair-finance Vorsorgekasse als Kerninvestor, aber zudem<br />
offen für institutionelle Investoren und Family Offices.<br />
BEFRAGUNG<br />
Hürden für Green Finance<br />
Kritisches Hinterfragen ist gut, zu viel<br />
Skepsis kann aber auch ein Hindernis sein:<br />
Bei einer in Deutschland durchgeführten<br />
repräsentativen Befragung im Auftrag des<br />
Investmentmanagers Pangaea Life nannte<br />
jeder Fünfte Bedenken wegen Greenwashing<br />
als größte Hürde für nachhaltiges<br />
Investieren. Weitere Stolpersteine sind zu<br />
geringes Wissen und ein zu hohes Risiko.<br />
Hinzu kommt, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“<br />
keineswegs nur positiv besetzt ist:<br />
Zwar verbindet die Hälfte der Befragten<br />
damit eher neutral „Wandel und Veränderung“,<br />
aber 28 Prozent assoziieren mit<br />
Nachhaltigkeit vor allem „Verzicht“ - etwa<br />
gleich viele, wie damit „Hoffnung“ verbinden.<br />
Positive und negativen Assoziationen<br />
halten sich also die Waage. Was<br />
die Befragung auch zeigt: Umwelt- und<br />
Klimaschutz sind potenziellen Nachhaltigkeits-Investoren<br />
wichtiger als Soziales und<br />
Governance - vermutlich auch wegen der<br />
schwierigeren Messbarkeit.<br />
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