CSR_2024_WEB

Foto: © ESG Plus
Alles im Blick, alles geprüft: Die Plattform „cleanvest.org“ von
ESG Plus vergleicht Fonds nach Nachhaltigkeits-Kriterien.
Foto: Capito
Weil der direkte Impact zählt, hat sich der Social Entrepreneurship Venture Capital Fonds (SEF)
auch an Capito beteiligt. Das Unternehmen ist Spezialist für leicht verständliche, barrierefreie Texte.
Prozent, rechnet Armand Colard vor, der als Mitgründer
und Geschäftsführer der ESG Plus GmbH diese erste und
kostenlose Vergleichsplattform für nachhaltige Geldanlagen
entwickelt hat.
Dass er keine Möglichkeit fand, fossilfrei zu investieren,
stieß dem gelernten Biologen mit Interesse für Geldveranlagung
bereits Anfang der 2000er-Jahre sauer auf.
Colard: „In der Dotcom-Krise habe ich erstmals gesehen,
wie ,unnachhaltig‘ der Finanzmarkt ist und wie wenig
nachhaltig das Angebot für Personen wie mich war.“ Als
er daher 2005 bei der Natur- und Umweltschutzorganisation
WWF Österreich als Zivildiener anheuerte, lag es
nahe, dass er sich dem damals neuen Thema „Sustainable
Finance“ widmete – unter anderem, um ein Modell
zu entwickeln, das Investmentportfolios nach strengen
Nachhaltigkeitskriterien bewerten sollte.
ESG Plus wurde dann 2015 von Colard mit ehemaligen
WWF Sustainable Finance-Kollegen als Sozialunternehmen
gegründet, weil der WWF die weitere Entwicklung
der Nachhaltigkeitsmodelle auslagern wollte. 2019
brachte das Team die für Konsumenten kostenlose Plattform
Cleanvest.org auf den Markt. Auf dieser werden
Unternehmen und Staaten nach zehn Nachhaltigkeitskriterien
bewertet.
Während Fondsbetreiber keinen Einfluss darauf haben,
dass ihre Produkte auf Cleanvest.org zu finden sind,
haben User die Wahl, welche Themen für sie relevant
sind. Findet etwa jemand, dass Atomstrom nachhaltig ist,
kann er auf dieses Ausschlusskriterium verzichten.
Eine Besonderheit ist, dass die Unternehmen und
Staaten per se nicht im Fokus der Bewertung stehen.
Vielmehr analysiert ESG Plus Vorfälle zu den Kriterien,
die nach entsprechender Evaluation den involvierten
Unternehmen und Staaten zugeordnet werden. Colard:
„Für uns ist das ressourcenschonender, weil NGOs und
globale Medien diese Vorfälle ohnedies sammeln und
wir deren Rohdaten nutzen.“ Zahlende Kunden sind
Banken und institutionelle Investoren wie Vorsorgekassen
und Pensionsfonds, die ihre Portfolios oder neue
Fonds mithilfe von ESG Plus prüfen.
Neu ist Cleanvest Pro, ein zwar kostenpflichtiges, aber
günstiges Cleanvest-Angebot für unabhängige Vermögensberater,
die damit bis zu 36 Kriterien anwenden und
weitere Features nutzen können. „Mit dieser Profiversion
ist diese wichtige Zielgruppe top ausgerüstet, um
Nachhaltigkeitsberatung auf einem Level durchführen zu
können, das es bislang nicht gab“, sagt Colard.
Dabei zeigt sich, dass auch konventionelle Berater
erkennen, dass sie damit neue Zielgruppen ansprechen
können. Colard: „Ich freue mich fast mehr über Kunden,
die ,nachhaltigkeitsagnostisch‘ sind und sehen, dass es
Menschen gibt, die das wollen. Und vielleicht wirkt das
ja dann auch auf den SUV-fahrenden Makler zurück…“
68 CASE-STUDIES