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CSR_2024_WEB

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NAHVERSORGUNG, NEU ERFUNDEN<br />

Mehrfach<br />

preisgekrönt<br />

und eine Institution<br />

im Ort: Christian<br />

Plank und Brigitte<br />

Guhsl im Dorfladen in<br />

St. Pantaleon-Erla.<br />

Ein Laden, der fast alles kann<br />

Der Sonnenladen – Dorfladen in St. Pantaleon-Erla<br />

nahe St. Valentin (NÖ) ist ein absoluter Vieleskönner<br />

in Sachen Nachhaltigkeit: Das mehrfach preisgekrönte<br />

Projekt umfasst Photovoltaik-Anlage und klimaneutrale<br />

E-Ladestation, ist zudem regionaler Dorfladen, Ortskernbelebung,<br />

sozialer Treffpunkt und alternative Mobilitätslösung.<br />

Entstanden ist das alles aus einem Notstand: „Im<br />

Dorf gab es keinen Supermarkt mehr, dafür Leerstand.<br />

Ich hatte von Anfang an eine Komplettlösung im Kopf –<br />

sozial, umweltbewusst und wirtschaftlich“ erklärt Gründer<br />

und Geschäftsführer Christian Plank. „Nachhaltig<br />

ist eine Sache nur, wenn sie sich finanziell selbst trägt.<br />

Unser Modell rechnet sich, weil es auf mehreren Säulen<br />

ruht.“ Doch Konzern-Konkurrenz und hohe Inflation<br />

machen es für den Dorfladen nicht leicht.<br />

Initiator Plank, gelernter Techniker und im Brotberuf<br />

Geschäftsführer von apro Kassensystemen für Gastronomie<br />

und Handel, wollte das leer stehende Lagerhaus<br />

mitten im Dorf nutzen und gründete im Frühjahr 2019<br />

gemeinsam mit Familie Guhsl als Eigentümer der<br />

Liegenschaft die Sonnenladen GmbH. Seit Herbst 2019<br />

produziert eine 60 Kilowatt-Peak Photovoltaik-Anlage<br />

CO 2<br />

-neutralen Strom, der über die Solartankstelle<br />

verkauft wird.<br />

Parallel dazu wurde das Gebäude innen komplett umgebaut<br />

– barrierefrei und energieeffizient. Im Oktober 2021<br />

zog der Dorfladen als neuer und einziger Nahversorger<br />

im Ort ein. Dieser automatisierte Selbstbedienungsladen<br />

setzt auf strikte Regionalität und Fairness: 80 Prozent<br />

der Produkte kommen aus einem Umfeld von 30 Kilometern,<br />

Mindestanforderung ist Herkunft Österreich.<br />

Aktuell liefern 60 Betriebe 1.200 Produkte und legen<br />

die Preise dafür selbst fest. Die angeschlossene Lounge<br />

ist beliebter Treffpunkt, ein großer Monitor dient als<br />

elektronische Gemeindezeitung. Abgerundet wird Planks<br />

Gesamtkonzept mit dem gemeinnützigen klimaneutralen<br />

E-Mobilitätsdienst „Emil“.<br />

Aber wie funktioniert dieses nachhaltige Multifunktions-Vorzeigebeispiel<br />

in der Praxis? „Dreh- und Angelpunkt<br />

ist das apro-Kassensystem. Dieses ermöglicht<br />

im Selbstbedienungs-Dorfladen einen automatisierten<br />

Ablauf ohne ständig anwesendes Personal. Unsere<br />

Lieferanten rufen per App die Lagerbestände ab und<br />

befüllen die Regale selbst. Der Mehrwert des Projekts<br />

besteht darin, Probleme nicht einzeln zu lösen, sondern<br />

Synergien zu nutzen und so Kosten zu minimieren,<br />

ohne Kompromisse in der Nachhaltigkeit.“ Plank sieht<br />

das Konzept als Leuchtturmprojekt mit Potenzial zur<br />

Nachahmung, bei der er gerne unterstützt.<br />

Wer ehrenamtlich<br />

mitarbeitet,<br />

darf<br />

einkaufen:<br />

Juliana Fehlinger<br />

setzt<br />

bei MILA auf<br />

Gemeinsamkeit.<br />

MILA bietet gute Qualität zu leistbaren Preisen<br />

Weniger auf Automation als mehr auf gemeinschaftlich<br />

menschliches Agieren setzt Juliana Fehlinger,<br />

Co-Gründerin der MILA Mitmach-Supermarkt e. G.<br />

„Die Strukturen des herkömmlichen Lebensmitteleinzelhandels<br />

mit Machtkonzentration, Marktdominanz<br />

und Preisdumping haben viele negative Auswirkungen<br />

und beschleunigen Artensterben und Klimakrise“, ist die<br />

Sozialökologin überzeugt. Angeregt von internationalen<br />

Vorbildern wie die Park Slope Food Coop in Brooklyn<br />

(New York), eröffnete sie im Mai 2022 im 16. Wiener<br />

Gemeindebezirk den „Mitmach-Minimarkt“, getragen<br />

vom Verein MILA und einer Crowdfunding-Kampagne.<br />

Dort gibt es rund 720 hochqualitative Lebensmittel<br />

– möglichst regional, biologisch und handwerklich<br />

produziert – zu leistbaren Preisen für Mitglieder. Dieses<br />

Pilotprojekt liefert wertvolle Erfahrungen für den heuer<br />

geplanten MILA-Supermarkt mit rund 6.000 Produkten<br />

des täglichen Bedarfs. Im Frühling 2023 wurde dafür die<br />

MILA-Genossenschaft gegründet.<br />

„Hochwertige Lebensmittel wurden zum Luxusgut für<br />

wenige“, kritisiert Fehlinger, „bei MILA brechen viele gemeinsam<br />

Richtung Verbesserung des Systems auf.“ Die<br />

eingetragene Genossenschaft gehört den 320 Mitgliedern,<br />

die sich mit ehrenamtlicher Tätigkeit (drei Stunden<br />

alle vier Wochen) aktiv einbringen. Nur sie können bei<br />

MILA einkaufen, doch jeder kann ab zwei Euro Beitrag<br />

Mitglied werden. Fehlinger: „Wir kaufen direkt bei den<br />

Produzenten ein und schlagen auf ihre Preise generell 30<br />

Prozent auf. Das wird offen kommuniziert.“ Ihr persönlicher<br />

Anspruch: „Oft beachtet die Impact Start-up-Szene<br />

entweder die ökologische oder die soziale Ebene. Wir<br />

erreichen beide.“<br />

Foto: © Zoe Opratk<br />

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