CSR_2024_WEB
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VEGANES<br />
Darf ich vorstellen: Leverkas<br />
Gustl, lecker und gut fürs Klima!<br />
Innovationen wie pflanzlicher Leberkäse, Burger aus Bier-Treber und Kräuterseitlinge, die in aufgelassenen<br />
Erzbergstollen gezüchtet werden, zeigen: Vegane Produkte sind immer gefragter.<br />
Claudia Jörg-Brosche und Evelyne Huber-Reitan<br />
Das erste<br />
Produkt von<br />
Nadina Ruedl und<br />
ihrer Pflanzerei: ein<br />
veganer „Leverkas“.<br />
Keine Pflanzerei: Leverkas und Vaschiertes sind<br />
rein vegan<br />
„Du kannst doch nicht den österreichischen Leberkäse<br />
entweihen!“ Das antwortete Nadina Ruedls Vater, als<br />
sie ihm 2021 ankündigte, dass sie sich mit dem veganen<br />
Start-up „Die Pflanzerei“ selbstständig machen wird. Die<br />
Grundlage dafür war ein 17-seitiges Konzept, auf dessen<br />
Basis Die Pflanzerei vom Klimaschutz-Ministerium unter<br />
die zehn nachhaltigsten Start-ups des Jahres gewählt<br />
wurde und eine Förderung von 10.000 Euro erhielt. „Ich<br />
habe darin meine Mission beschrieben, wie ich mehr<br />
Transparenz, Regionalität und österreichische Wertschöpfung<br />
mit veganen hochwertigen Fleisch- und Wurstprodukten<br />
schaffe“, schildert Ruedl. Ihr Ziel: „Österreich<br />
kann für ausgezeichnete vegane Fleischersatzprodukte<br />
stehen, genauso wie die Schweiz für Schokolade.“<br />
Mit der Förderung baute sie Social Media-Kanäle<br />
auf und entwickelte das Rezept für ihre erste vegane<br />
Fleischspezialität, den „Leverkas Gustl“. Sie suchte einen<br />
regionalen Metzger und begann, frisch zu produzieren.<br />
Als die Verkäufe sich auf zwei Tonnen im Monat<br />
steigerten, wechselte sie zu einem größeren Metzger,<br />
der zusätzlich zur Produktion die Rohstoffbeschaffung,<br />
Logistik und den Vertrieb übernahm. Dadurch konnte<br />
Ruedl die Kosten senken, die Energie- und Ressourceneffizienz<br />
verbessern – und damit auch den Kilopreis für<br />
den Endkunden reduzieren.<br />
Mittlerweile wird der „Gustl“ in drei verschiedenen<br />
Variationen österreichweit über „die heiße Theke“ und<br />
im Kühlregal im Lebensmittelhandel, in Feinkostläden,<br />
in der Gastronomie, auf Messen und Märkten und über<br />
den eigenen Online-Shop verkauft. Weitere Produkte wie<br />
ein „Käse Rainer“, ein veganes Schnitz’l, Vleisch-Laibchen<br />
oder Vaschiertes wurden gelauncht. Und einen<br />
„Kaiserlichen Schmarrn“ gibt es selbstverständlich auch.<br />
Kontakte und Erfahrungen brachte Nadina Ruedl als<br />
Expertin für Markenführung und Vertrieb und ehemalige<br />
Lehrgangsleiterin für Leadership und Management mit.<br />
Zusätzlich war sie zuvor Kommunikationsleiterin zweier<br />
Vereine, die sich für eine regionale und nachhaltige<br />
Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion einsetzen.<br />
„Ich habe diese Stationen gebraucht, um diesen Riesensprung<br />
in das Ungewisse zu wagen.“ Auf ein Angebot<br />
von Investoren verzichtete sie, denn „da heiratest du<br />
ja im übertragenen Sinn jemanden und das wollte ich<br />
nicht“. Finanziert wurde Die Pflanzerei daher aus Nadina<br />
Ruedls Erspartem, wobei sie von Anfang durch den<br />
Verkauf von Produkten liquid war.<br />
Der Umsatz hat sich im letzten Jahr vervielfacht, und<br />
zwei fest angestellte Mitarbeitende sind hinzugekommen.<br />
„Ich musste mir die Kernkompetenzen Agilität und<br />
Flexibilität sehr schnell aneignen. Seit der Gründung<br />
bin ich mit meinem Start-up von einer Krise in die<br />
nächste gegangen“, erzählt die frühere Apnoe-Taucherin.<br />
Die Zukunft werde nicht ruhiger werden. Die Marke<br />
soll stärker positioniert, die Website und der Direct<br />
to Consumer-Bereich – der Kontakt zum Endkunden<br />
– ausgebaut werden. Ein Ladenkonzept mit kleinen,<br />
veganen Metzgerei-Produkten zum Sofort-Essen und<br />
zum Mitnehmen ist geplant.<br />
Stieglbräu haucht dem Treber ein neues, zweites<br />
Leben ein<br />
Wo gehobelt wird, fallen Späne. Und wo gebraut wird,<br />
bleibt Treber zurück. Dabei handelt es sich um ein<br />
Brau-Nebenprodukt, welches als Tierfutter und Biokraftstoff<br />
verwendet wird, zumindest bisher. Der Treber<br />
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