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CSR_2024_WEB

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KREISLAUFWIRTSCHAFT BEI TEXTILIEN<br />

Wo sich Stoffe endlich wieder<br />

voll und wertig anfühlen<br />

Alles besser als wegwerfen: Biostoffe, uptraded und erdbeerwoche zeigen vor, wie Rohstoffe<br />

nachhaltig genutzt, wiedergenutzt und Ressourcen geschont werden. Auch bei Tabuthemen.<br />

Evelyne Huber-Reitan<br />

Mit dem Baby<br />

kam die<br />

Geschäftsidee:<br />

Romana und<br />

Bernhard Massong in<br />

ihrem Lager mit<br />

Biostoffen.<br />

Geprüfte Bio-Stoffe vom Anfang bis zum Ende<br />

Vom Baby bis zum Sargausstatter – der Bedarf an<br />

Bio-Stoffen ist überall vorhanden. Erhältlich sind diese<br />

jedoch kaum. Das stellten auch Romana und Bernhard<br />

Massong fest, als sie Eltern wurden und eine Nähmaschine<br />

ins Haus kam, um Babykleider zu nähen. „Es gab<br />

keinen Shop mit Bio-Stoffen. Also haben wir gesagt:<br />

Dann machen wir das. Background vom Fachlichen her<br />

hatten wir allerdings keinen“, erzählt Bernhard Massong.<br />

Das war vor zehn Jahren. Lieferanten, Produzenten und<br />

ein Geschäftslokal im 16. Wiener Bezirk für das neue<br />

Unternehmen „Biostoffe“ wurden gefunden und ein<br />

Online-Shop aufgebaut. Stoffe wie Baumwolle, Leinen,<br />

Jerseys oder Hanf für alle Anwendungsgebiete, von<br />

der Bekleidung bis zum Interior, werden angeboten,<br />

zusätzlich Zubehör, Schnittmuster, Nähmaschinen und<br />

Näh-Workshops.<br />

„Wir sind die einzigen im deutschsprachigen Raum,<br />

die GOTS-zertifiziert sind und nur auf Nachhaltigkeit<br />

setzen“, betont Massong. Alle 3.000 angebotenen Produkte<br />

sind nach diesem strengen Global Organic Textile-<br />

Standard zertifiziert. „Von den Farben, der Lagerung,<br />

dem Transport bis zum Stoffabschnitt für den Kunden<br />

vor Ort muss alles überprüft werden, was sehr aufwendig<br />

und teuer ist“, schildert Massong. „Wenn man als Familie<br />

mit einem Unternehmen anfängt, dann erfordert das<br />

hundert Prozent Zusammenhalt und Leidenschaft. Wir<br />

haben klein gestartet und am Anfang reduziert gelebt.“<br />

Schnell stellten die Gründer fest, dass das Geschäftsmodell<br />

funktioniert. 2017 wurde in ein größeres<br />

Verkaufslokal im selben Wiener Bezirk übersiedelt. „Die<br />

Herausforderung war, eine Finanzierung zu erhalten und<br />

die richtige Größe und den richtigen Mitarbeiterstand<br />

zu finden, dass man davon leben kann. Bislang ist es sich<br />

immer gut ausgegangen, aber natürlich stellt auch uns<br />

das aktuell makroökonomische Umfeld vor Herausforderungen.“<br />

Die Mitarbeiteranzahl schwankt zwischen drei und<br />

sieben Teilzeitkräften. Das Ehepaar achtet darauf, das<br />

Risiko überschaubar zu halten. „Wir wollen uns keinem<br />

großen Druck aussetzen und auch keine Investoren<br />

für schnelles Wachstum haben“, so Massong, „aber<br />

natürlich braucht man einen Businessplan und muss<br />

auf die Zahlen schauen, damit sich das mit dem Umsatz<br />

ausgeht.“<br />

Die Pandemie kurbelte die Online-Verkäufe an, die<br />

mittlerweile die Hälfte der Gesamtverkäufe ausmachen.<br />

Täglich werden im neuen Geschäftslokal neben dem<br />

analogen Verkauf Päckchen der Online-Bestellungen<br />

zusammengestellt und nach Österreich und Deutschland<br />

versendet, den Kernmärkten. Zu den Kunden zählen<br />

sowohl Kleingewerbler wie auch Hobby-Näher. Treueangebote<br />

werden in Form eines Bonuspunkte-Programms<br />

für registrierte Kunden, Stammkundenrabatte<br />

und einen Newsletter-Versand umgesetzt. Um solche<br />

Marketing aktivitäten wie auch Messeauftritte, die<br />

Betreuung der Social Media-Kanäle und die Zusammenarbeit<br />

mit Bloggern kümmert sich das Ehepaar selbst.<br />

Kleider-Tausch nach dem Tinder-Prinzip<br />

Die weltweite Textilindustrie produziert pro Jahr mehr<br />

CO 2<br />

als der gesamte Flugverkehr und die Schifffahrt<br />

zusammen und zählt zu einem der größten Umweltverschmutzer.<br />

Als die Business-Studentin Anna Greil dies<br />

erfuhr, legte sich bei ihr ein Schalter um: „Ich dachte,<br />

da muss ich etwas machen. Ich war zu diesem Zeitpunkt<br />

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