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KREISLAUFWIRTSCHAFT BEI BAU UND ELEKTRONIK<br />
BauKarussell nutzt Abbruchgebäude als Minen<br />
für Rohstoffe und Reminiszenzen<br />
Die Mission ist eindeutig: „Wir sichern Bauteile und<br />
Wertstoffe aus Abbruchgebäuden und vermitteln sie<br />
in die Wiederverwendung oder stellen sie für eine<br />
möglichst hochwertige stoffliche Verwertung bereit“,<br />
beschreibt Markus Meissner, Ressourcenmanager und<br />
Mitglied des Vorstands, wie BauKarussell eine kreislaufwirtschaftsfähige<br />
Baubranche voranbringen will. Die<br />
BauKarussell e.Gen. wurde 2022 gegründet, die Vorarbeiten<br />
des multiprofessionellen Konsortiums der Partner<br />
pulswerk, Romm ZT und Re-Use Austria begannen<br />
allerdings schon sieben Jahre vorher.<br />
„Wir werden künftig 80 Prozent des benötigten<br />
Kupfers im Kreislauf halten können.“<br />
KONSTANTIN KERN, AT&S<br />
fürs Vorzimmer oder Balkonstühle – das Dusika-Stadion<br />
lebt an vielen Orten weiter.<br />
In Summe hat BauKarussell seit den ersten Rückbauprojekten<br />
über 33.000 Stunden sozialwirtschaftliche<br />
Arbeit geleistet und über 170 Personen der Zielgruppen<br />
des AMS beschäftigt. 1.474 Tonnen Materialien gingen<br />
durch die Hände der Rückbauteams, davon konnte etwa<br />
die Hälfte – über 600 Tonnen – in die Wiederverwendung<br />
vermittelt werden. Das entspricht mehr als 16.000<br />
wieder verwendeten Einheiten, je nach Baustoff in Stück,<br />
Kilogramm, Quadratmeter oder Laufmeter gemessen.<br />
„Wir verstehen Gebäude als Minen, deren Potenziale<br />
es bestmöglich auszuschöpfen gilt. Das erfordert ein<br />
Umdenken in der Baubranche, was den ganzen Lebenszyklus<br />
von Gebäuden betrifft“, sagt Meissner. Durch die<br />
Entwicklung vom losen Projektkonsortium zur BauKarussell<br />
Genossenschaft soll eine intensivere Zusammenarbeit<br />
mit wichtigen Partnern möglich werden.<br />
Die Genossenschaft versteht sich als erster Anbieter<br />
am österreichischen Markt für Social Urban Mining –<br />
ein Konzept, das BauKarussell selbst mitgeprägt hat.<br />
„Kreislaufwirtschaft, und in unserem Fall verwertungsorientierter<br />
Rückbau, birgt großes Zukunftspotenzial“,<br />
ist Meissner überzeugt, „auch was die Teilqualifizierung<br />
und Beschäftigungswirkung angeht. Deshalb führen<br />
wir unsere Rückbauarbeiten in Kooperation mit lokalen<br />
sozialwirtschaftlichen Partnern durch.“ Unterstützt<br />
werden so Ältere und Langzeitarbeitslose, wieder (Teil-)<br />
Qualifizierung zu erwerben und im Erwerbsleben Fuß zu<br />
fassen.<br />
Ein Beispiel dafür ist der Rückbau des in die Jahre<br />
gekommenen Ferry-Dusika-Stadions in Wien-Leopoldstadt.<br />
Anstelle des 1977 eröffneten Baus ist eine neue<br />
Sport-Arena mit mehreren multifunktionalen Hallen<br />
und Bereichen entstanden. Doch der bauliche Vorgänger<br />
sollte nicht einfach dem Erdboden gleichgemacht<br />
werden, denn „Sportstätten sind mehr als nur Funktionsgebäude,<br />
weil viele Menschen schöne Emotionen und<br />
Erinnerungen mit ihnen verbinden“, so Wiens Sportstadtrat<br />
Peter Hacker. Auf die Tribünenstühle fand ein<br />
regelrechter Run statt – innerhalb kürzester Zeit wurden<br />
1.100 Stühle an private und gewerbliche Abnehmer<br />
vermittelt. So gingen 100 Stühle an das Start-up treecycle,<br />
das sie unter anderem als Outdoor-Bestuhlung für ein<br />
„fliegendes Klassenzimmer“ am Parkplatz der Jobfabrik<br />
der Volkshilfe Wien einsetzen wird. Ob Garderobensitz<br />
RESSOURCENSCHONUNG<br />
Wenige Branchen,<br />
viele Effekte<br />
Rund 2,3 Milliarden Tonnen Abfälle fallen<br />
jährlich in der EU an, hauptsächlich aus<br />
Bau, Bergbau und Industrie. Hinzu kommen<br />
jedes Jahr durchschnittlich eine halbe<br />
Tonne Haushaltsabfälle pro Kopf, von<br />
denen weniger als die Hälfte recycelt<br />
wird. Dieser Abfall belastet Umwelt und<br />
Gesundheit und verursacht erhebliche<br />
Kosten. Mit Kreislaufstrategien in nur fünf<br />
Schlüsselbereichen (Zement, Aluminium,<br />
Stahl, Kunststoff und Lebensmittel) kann<br />
fast die Hälfte der produktionsbedingten<br />
Emissionen eingespart werden, heißt es in<br />
einer Unterlage der Europäischen Investitionsbank.<br />
Zudem könnten technische<br />
Innovationen in die Kreislaufwirtschaft die<br />
Ressourcenproduktivität global um drei<br />
Prozent erhöhen. Und in Europa ließe sich<br />
die Abhängigkeit von Rohstoffimporten<br />
reduzieren und in diesem Sektor bis 2030<br />
schätzungsweise zwei Millionen neue<br />
Arbeitsplätze schaffen.<br />
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