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CSR_2024_WEB

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DISKUSSION<br />

Scope-3-Emissionen betrifft, ist grundsätzlich einmal das<br />

Verständnis wichtig, dass man als Unternehmen auch<br />

Verantwortung für seine indirekten Emissionen aus der<br />

Lieferkette hat – und zwar Upstream wie Downstream.<br />

Das beginnt bei den Materialien, die ich einkaufe und<br />

die einen CO 2<br />

-Fußabdruck haben, der indirekt durch<br />

meine Geschäftstätigkeit verursacht ist, geht über den<br />

Transport und die Distribution bis hin zu den sogenannten<br />

End-of-Life-Emissionen. Denn wenn ich ein Produkt<br />

herstelle, das irgendwann sein Lebensende erreicht, wird<br />

es in den meisten Fällen verbrannt und das verursacht<br />

ebenfalls CO 2<br />

.<br />

Wenn man die Scope-3-Emissionen berechnen<br />

möchte, wie tut man das?<br />

BICHLER: Grundsätzlich beginnt man damit, dass man sich<br />

überlegt, welche der 15 Kategorien, in die die Scope-3-Emissionen<br />

eingeteilt werden, für mein Unternehmen<br />

relevant sind. Die Grundlage für die Berechnung<br />

meiner Emissionen sind dann auch wieder Emissionsfaktoren<br />

für unterschiedliche Produktkategorien und<br />

Regionen, aus denen ich meine Güter beziehe und für<br />

die es zahlreiche Literatur oder Quellen gibt. Dann muss<br />

ich nur mein Einkaufsvolumen mit dem entsprechenden<br />

Emissionsfaktor multiplizieren und komme so zu<br />

meinen Emissionen. Alternativ kann ich auch meinen<br />

Lieferanten fragen, wie viel CO 2<br />

mein Einkauf bei ihm<br />

verursacht.<br />

Was ist grundsätzlich zu bevorzugen – die<br />

Angaben meines Lieferanten oder unabhängige<br />

Quellen?<br />

BICHLER: Die Daten vom Lieferanten sind immer zu<br />

bevorzugen, weil sie genauer sind. Es kann ja sein, dass<br />

mein Lieferant besonders energieeffizient arbeitet und<br />

seine Produkte eine besonders niedrige CO 2<br />

-Intensität<br />

aufweisen.<br />

LUGGAUER: In den meisten Fällen handelt es sich bei den<br />

Werten, die ich in der Literatur finde, um Näherungswerte.<br />

Das Ideal ist, wenn ich eine Rechnung von meinem<br />

Lieferanten bekomme und der CO 2<br />

-Wert darauf bereits<br />

ausgewiesen ist. Aufpassen muss man aber bei Unternehmen,<br />

die CO 2<br />

-Zertifikate kaufen und diese mit ihren<br />

CO 2<br />

-Emissionen gegenrechnen. Das lässt der ESRS-Standard<br />

definitiv nicht mehr zu.<br />

Finale Frage: Ab welcher Unternehmensgröße<br />

muss ich ab wann berichten?<br />

LUGGAUER: Die erste Tranche sind Unternehmen von<br />

öffentlichem Interesse, die sogenannten Public-Interest<br />

Entities, die schon bisher einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

erstellen mussten. Dabei handelt es sich um große<br />

börsennotierte Unternehmen sowie Versicherungen<br />

und Kreditinstitute mit mehr als 500 Arbeitnehmern.<br />

Für diese Gruppe gilt die <strong>CSR</strong>D bereits im Geschäftsjahr<br />

<strong>2024</strong> für Berichte, die 2025 veröffentlicht werden. Für<br />

die zweite Tranche sind die relevanten Kriterien mehr<br />

als 250 Mitarbeiter, 50 Millionen Umsatz und 25 Millionen<br />

Euro Bilanzsumme. Wenn zwei dieser drei Kriterien<br />

erfüllt sind, gilt für das betroffene Unternehmen die<br />

<strong>CSR</strong>D im Geschäftsjahr 2025 für Berichte, die 2026<br />

veröffentlicht werden.<br />

WAS SIND SCOPE-1, SCOPE-2 UND SCOPE-3?<br />

Scope-1 – direkte Emissionen<br />

Emissionen aus Quellen, die direkt von Unternehmen verantwortet<br />

oder kontrolliert werden. Dazu gehören Emissionen aus Energieträgern<br />

an dem Standort des Unternehmens, wie Erdgas und<br />

Brennstoffe, Kühlmittel sowie Emissionen durch den Betrieb von<br />

Heizkesseln und Öfen. Sie werden von Unternehmen verantwortet<br />

oder kontrolliert. Unter Scope-1 fallen auch Emissionen des<br />

eigenen Fuhrparks (z.B. Autos, Lieferwagen, Lkw, Helikopter für<br />

Kranken häuser, usw.).<br />

Scope-2 – indirekte Emissionen aus<br />

eingekaufter Energie<br />

Strom, Wasserdampf, Fernwärme oder -kälte, die außerhalb der<br />

eigenen Systemgrenzen von Unternehmen erzeugt, aber von ihnen<br />

verbraucht werden. Wird beispielsweise Strom, der von einem Versorgungsunternehmen<br />

eingekauft wird, außerhalb erzeugt, gelten<br />

die dadurch entstehenden Emissionen als indirekte Emissionen.<br />

Scope-3 – indirekte Emissionen innerhalb<br />

der Wertschöpfungskette<br />

Um eindeutig zwischen den Geltungsbereichen Scope-2 und Scope-<br />

3 zu unterscheiden, beschreibt die US Environmental Protection<br />

Agency (EPA) Scope-3-Emissionen als „das Ergebnis von Aktivitäten<br />

aus Anlagen, die nicht im Besitz Ihres Unternehmens sind oder von<br />

ihm kontrolliert werden, aber Ihr Unternehmen diese Aktivitäten<br />

innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette unmittelbar beeinflusst“.<br />

www.climatepartner.com<br />

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