01.02.2024 Aufrufe

CSR_2024_WEB

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DISKUSSION<br />

DIE DISKUTANTINNEN<br />

Brigitte Bichler leitet seit 2023 die Nachhaltigkeitsabteilung der<br />

OMV, ist bereits seit 2012 für die Erstellung der Treibhausgas-Inventur<br />

der OMV-Gruppe und die OMV-Klimaziele zuständig.<br />

Davor war sie seit 2007 bei der OMV im operativen Bereich<br />

tätig und musste selbst THG-Daten für den operativen Bereich<br />

erheben und an die Zentrale liefern. Noch früher war sie im<br />

Umweltbundesamt in der Abteilung Emissionen und Klimaschutz<br />

beschäftigt und dort für die Erstellung der Emissionsinventur von<br />

Österreichs Industrie zuständig.<br />

Marina Luggauer hatte ihren ersten Kontakt mit dem Thema<br />

THG-Emissionen bei ihrem früheren Arbeitgeber, einem Entsorgungsbetrieb,<br />

der sich der Science Based Targets-Initiative<br />

angeschlossen hatte. Ihre Aufgabe war, festzulegen, wie die<br />

angestrebte CO 2<br />

-Reduktion erreicht werden kann. Seit ihrer<br />

Tätigkeit als Managerin und Expertin für Nachhaltigkeit und ESG<br />

bei KPMG Austria spielt die mittlerweile entstandene Regulatorik<br />

um das Thema THG-Inventur für sie eine zentrale Rolle.<br />

Ist es überhaupt notwendig, sich ein solches<br />

Berechnungstool zuzulegen, oder geht es auch<br />

ohne?<br />

LUGGAUER: Es gibt eine Reihe von freien Quellen, die gute<br />

Näherungswerte liefern. Für kleine bis mittelständische<br />

Unternehmen, die nur in Österreich tätig sind, ist das<br />

Umweltbundesamt eine gute und empfohlene Quelle, wo<br />

ich viele Werte bekomme, die ich benötige.<br />

Welche Empfehlung gibt es zur Dokumentation<br />

und Speicherung der gesammelten und berechneten<br />

THG-Emissionen?<br />

BICHLER: Wichtig ist nur, ich muss sicherstellen, dass<br />

ich einmal im Jahr alle Daten, die ich benötige, auch<br />

bekomme. Wenn ich mehrere Standorte habe, wird es gut<br />

sein, wenn ich dokumentiert habe, wer vor Ort für die<br />

Erhebung der Daten zuständig ist und dass diese Person<br />

weiß, bis wann welche Informationen an mich oder die<br />

zentrale Stelle im Unternehmen zu schicken sind.<br />

LUGGAUER: Wenn ein Unternehmen mehrere Standorte<br />

hat, ist es üblicherweise so – und auch ausreichend –,<br />

dass man ein Excel-Dokument verschickt und die vor Ort<br />

zuständige Person trägt nur mehr die Energiewerte, also<br />

die Aktivität, ein. In jedem Fall sollten diese Angaben<br />

auf Plausibilität geprüft werden (4-Augenprinzip) – soll<br />

heißen, man schaut, ob der Wert in ungefähr dem<br />

Vorjahr entspricht oder vielleicht eine Null zu viel oder<br />

zu wenig eingetragen wurde. Wenn die entsprechende<br />

Dokumentation zu den Daten nicht mitgeschickt wird,<br />

sollte man zudem sicherstellen, dass diese vor Ort<br />

aufbewahrt werden und für den Fall einer Prüfung zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Kommen wir zu den Berichtspflichten. Da gibt<br />

es EU-Taxonomie, <strong>CSR</strong>D, ESRS, etc. Was ist für<br />

mich als KMU relevant?<br />

LUGGAUER: Aus der EU-Taxonomie geht per se keine<br />

Berichtspflicht hervor. Es ist vor allem die Corporate<br />

Sustainability Reporting Directive, kurz <strong>CSR</strong>D, also die<br />

EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung,<br />

die relevant ist. Dort gibt es auch ein<br />

Formular für die korrekte Darstellung der THG-Emissionen<br />

nach Scope-1 bis Scope-3, dessen Verwendung nach<br />

den European Sustainability Reporting Standards, also<br />

den ESRS, empfohlen wird.<br />

Wie genau hängen <strong>CSR</strong>D und ESRS zusammen?<br />

Was ist der Unterschied?<br />

BICHLER: Die ESRS gelten für Unternehmen, die unter die<br />

Regelungen der <strong>CSR</strong>D fallen, und bilden das Rahmenwerk<br />

dafür, welche Nachhaltigkeitsinformationen<br />

offenzulegen sind. Die Anwendung der ESRS ist zwar<br />

erst ab 2025 verpflichtend, aber wenn man jetzt mit einer<br />

THG-Inventur bei null anfängt und gemäß der <strong>CSR</strong>D<br />

zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen<br />

verpflichtet ist, sollte man besser gleich versuchen, die<br />

ESRS abzuarbeiten, auch wenn das eine Aufgabe ist, die<br />

weit über eine THG-Inventur hinausgeht. Da geht es<br />

dann nicht mehr nur um die Dokumentation, sondern<br />

um die Steuerung von CO 2<br />

-Emissionen und um Klimaziele.<br />

Und ich muss mit den ESRS bereits einen Transition-Plan<br />

erstellen, wie ich diese Klimaziele erreichen will.<br />

LUGGAUER: Wenn man nur mit den CO 2<br />

-Emissionen beginnen<br />

möchte, würde ich empfehlen, das GHG Protocol<br />

(Greenhouse Gas Protocol) zur Hand zu nehmen, auf das<br />

auch in den ESRS verwiesen wird. Davon gibt es eine<br />

Kurzform, die wirklich nicht kompliziert ist und in der<br />

mit Grafiken und bildlichen Darstellungen die wichtigsten<br />

Dinge verständlich erklärt werden. Wenn man sich<br />

das in Ruhe durchliest, bekommt man ein gutes Verständnis,<br />

was Scope-1, Scope-2 und Scope-3 überhaupt<br />

ist und wie das System funktioniert.<br />

BICHLER: Ich würde sagen, dass die Erfassung der<br />

Emissionen aus meiner Unternehmenstätigkeit, also die<br />

Scope-1-Emissionen, mittlerweile ein Muss für jedes<br />

Unternehmen sind. Und auch die Scope-2-Emissionen<br />

aus dem Energiezukauf sollten ein Muss sein. Was die<br />

124 SERVICE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!