CSR_2024_WEB
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UNTERSTÜTZUNGSPROJEKTE FÜR BENACHTEILIGTE GRUPPEN<br />
Bespielen<br />
eine Website<br />
und liefern Podcasts<br />
und Newsletter: die<br />
inklusive Redaktion<br />
von „andererseits“.<br />
„andererseits“ schlägt andere Seiten auf<br />
18 Prozent der Bevölkerung Österreichs leben mit<br />
Behinderung – in den Medien und den Redaktionen<br />
des Landes sind sie aber stark unterrepräsentiert. Das<br />
inklusive Medium „andererseits“ möchte das ändern –<br />
und zwar mit zwei Stoßrichtungen: um Menschen mit<br />
Behinderung den (Traum)Beruf Journalist zu ermöglichen<br />
und gleichzeitig dieser Zielgruppe qualitätsvollen,<br />
kritischen Journalismus in einfacher Sprache anzubieten.<br />
Die Initiative startete 2020 als ehrenamtliches<br />
Projekt, woraus sich 2022 ein communityfinanziertes<br />
Onlinemedium (Podcasts, Newsletter, Website, Social<br />
Media) mit verschiedenen Abo-Modellen als Finanzquellen<br />
entwickelte.<br />
„Journalismus bietet kein inklusives Arbeitsumfeld. In<br />
Redaktionen herrscht zu viel Druck und es gibt weder<br />
Problembewusstsein noch Expertise für behindertengerechte<br />
Medienarbeit“, weiß andererseits-Geschäftsführer<br />
Lukas Burnar aus Erfahrung. Das größere Problem: „Der<br />
gesamte österreichische Arbeitsmarkt ist nicht inklusiv.<br />
Menschen mit Behinderung werden viel zu früh arbeitsunfähig<br />
erklärt und in die Mindestsicherung gedrängt.“<br />
Das unabhängige sozialinnovative Unternehmen (ausgezeichnet<br />
mit der Sozialmarie) ist in dieser Art das erste<br />
Medium im D-A-CH-Raum, bei dem Menschen mit und<br />
ohne Behinderung gleichberechtigt zusammenarbeiten.<br />
Mangels geeigneter Vorbilder musste eine eigene Struktur<br />
geschaffen werden: Das Modell der „unterstützten<br />
AutorInnenschaft“. Hier agieren und entscheiden aktuell<br />
15 Redakteure mit Behinderung (Seh- oder intellektuelle<br />
Beeinträchtigung, Down-Syndrom usw.) gemeinsam mit<br />
15 erfahrenen Journalisten, Grafikern und Verkäufern –<br />
gleichwertig und zu den gleichen Honoraren.<br />
Crowdfunding und eine Medienprojektförderung der<br />
Stadt Wien schufen die Ressourcen, um andererseits<br />
als Unternehmen mit einer angestellten Redaktionsleiterin<br />
und zwei Geschäftsführern zu positionieren.<br />
<strong>2024</strong> steht ein Entwicklungssprung an: Zusätzlich zum<br />
Onlineauftritt soll „andererseits“ auch als Printmagazin<br />
erscheinen, vier Mal im Jahr, Auflage 40.000 Exemplare<br />
„Unsere Themenvielfalt ist breit, von Bildung, über<br />
Arbeit bis zu Sexualität, jeweils mit gesellschaftspolitischem<br />
Anspruch, qualitätsvoll, in leichter Sprache<br />
und grafisch schön aufbereitet. Auf tagesaktuelle News<br />
verzichten wir wegen des damit verbundenen Drucks<br />
bewusst.“ Die Printmagazin-Finanzierung ist gut<br />
angelaufen: eine neuerliche Medienprojektförderung<br />
über 95.000 Euro bildet die Basis, zusätzlich verlaufen<br />
Gespräche mit (Groß)Inserenten vielversprechend.<br />
Günstiges Zimmer gegen kleine Hilfsdienste: Wohnbuddy bringt Senioren<br />
mit leeren Zimmern und junge Wohnungssuchende zusammen.<br />
Wohnbuddy bringt Alt und Jung unter ein Dach<br />
Aktuell wohnen 200.000 Studierende in Wien, oft in<br />
prekären Verhältnissen auf beengtem Raum. Gleichzeitig<br />
leben viele Senioren alleine in zu großen Wohnungen<br />
und würden sich über Gesellschaft sowie meist auch<br />
einen finanziellen Zuschuss freuen. Hier setzt Wohnbuddy<br />
an: Die Plattform vermittelt private WGs für<br />
leistbaren Wohnraum in Verbindung mit generationenübergreifendem<br />
Zusammenleben. Die jungen Menschen<br />
(nicht unbedingt Studierende) leisten kleine Hilfsdienste,<br />
der andere Part (Senioren oder andere Personen mit<br />
Unterstützungsbedarf) stellen ein Zimmer zu fairen<br />
Preisen zur Verfügung.<br />
„Unser USP ist, die richtigen Menschen zusammenzuführen,<br />
beide Generationen bzw. Seiten müssen die<br />
Situation als Bereicherung empfinden“, erklärt Marlene<br />
Welzl, die gemeinsam mit Manuel Schuler und Lukas<br />
Hecke 2015 die Vorgängerplattform WGE! gründete.<br />
Anfang 2019 kam es zur Neuaufstellung mit Wohnbuddy,<br />
die verbesserte Web-Plattform unterstützt mit Algorithmen<br />
beim Matching und bietet auch generationenübergreifendes<br />
Zusammenleben in Senioren- und Pflegeheimen.<br />
In Kooperation mit dem Kuratorium Wiener<br />
Pensionistenwohnhäuser wird leer stehender Wohnraum<br />
(meist Paar-Apartments) von der Jugend bezogen.<br />
Bis dato fanden 700 Personen erfolgreich zusammen,<br />
und 27 Zimmer in Wohnheimen sind vermietet. In weiterer<br />
Folge ist eine Expansion aus Wien hinaus angedacht.<br />
Dass die drei Visionäre am richtigen Weg sind, bestätigt<br />
eine hochkarätige Auszeichnung: Im Juni 2023 bekam<br />
Wohnbuddy das neue Label „Verified Social Enterprise“<br />
verliehen.<br />
Foto: Wohnbuddy<br />
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