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Mit den frischesten Ideen gegen die schlimmsten Ausgrenzungen Miteinander bringt’s: Bei „andererseits“ arbeiten Menschen mit Behinderung gleichberechtigt mit. Und Wohnbuddy verbindet Senioren mit freien Zimmern mit Untermietern, die gerne helfen. Claudia Jörg-Brosche Foto: © Stefan Fürtbauer 100 CASE-STUDIES
UNTERSTÜTZUNGSPROJEKTE FÜR BENACHTEILIGTE GRUPPEN Bespielen eine Website und liefern Podcasts und Newsletter: die inklusive Redaktion von „andererseits“. „andererseits“ schlägt andere Seiten auf 18 Prozent der Bevölkerung Österreichs leben mit Behinderung – in den Medien und den Redaktionen des Landes sind sie aber stark unterrepräsentiert. Das inklusive Medium „andererseits“ möchte das ändern – und zwar mit zwei Stoßrichtungen: um Menschen mit Behinderung den (Traum)Beruf Journalist zu ermöglichen und gleichzeitig dieser Zielgruppe qualitätsvollen, kritischen Journalismus in einfacher Sprache anzubieten. Die Initiative startete 2020 als ehrenamtliches Projekt, woraus sich 2022 ein communityfinanziertes Onlinemedium (Podcasts, Newsletter, Website, Social Media) mit verschiedenen Abo-Modellen als Finanzquellen entwickelte. „Journalismus bietet kein inklusives Arbeitsumfeld. In Redaktionen herrscht zu viel Druck und es gibt weder Problembewusstsein noch Expertise für behindertengerechte Medienarbeit“, weiß andererseits-Geschäftsführer Lukas Burnar aus Erfahrung. Das größere Problem: „Der gesamte österreichische Arbeitsmarkt ist nicht inklusiv. Menschen mit Behinderung werden viel zu früh arbeitsunfähig erklärt und in die Mindestsicherung gedrängt.“ Das unabhängige sozialinnovative Unternehmen (ausgezeichnet mit der Sozialmarie) ist in dieser Art das erste Medium im D-A-CH-Raum, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt zusammenarbeiten. Mangels geeigneter Vorbilder musste eine eigene Struktur geschaffen werden: Das Modell der „unterstützten AutorInnenschaft“. Hier agieren und entscheiden aktuell 15 Redakteure mit Behinderung (Seh- oder intellektuelle Beeinträchtigung, Down-Syndrom usw.) gemeinsam mit 15 erfahrenen Journalisten, Grafikern und Verkäufern – gleichwertig und zu den gleichen Honoraren. Crowdfunding und eine Medienprojektförderung der Stadt Wien schufen die Ressourcen, um andererseits als Unternehmen mit einer angestellten Redaktionsleiterin und zwei Geschäftsführern zu positionieren. <strong>2024</strong> steht ein Entwicklungssprung an: Zusätzlich zum Onlineauftritt soll „andererseits“ auch als Printmagazin erscheinen, vier Mal im Jahr, Auflage 40.000 Exemplare „Unsere Themenvielfalt ist breit, von Bildung, über Arbeit bis zu Sexualität, jeweils mit gesellschaftspolitischem Anspruch, qualitätsvoll, in leichter Sprache und grafisch schön aufbereitet. Auf tagesaktuelle News verzichten wir wegen des damit verbundenen Drucks bewusst.“ Die Printmagazin-Finanzierung ist gut angelaufen: eine neuerliche Medienprojektförderung über 95.000 Euro bildet die Basis, zusätzlich verlaufen Gespräche mit (Groß)Inserenten vielversprechend. Günstiges Zimmer gegen kleine Hilfsdienste: Wohnbuddy bringt Senioren mit leeren Zimmern und junge Wohnungssuchende zusammen. Wohnbuddy bringt Alt und Jung unter ein Dach Aktuell wohnen 200.000 Studierende in Wien, oft in prekären Verhältnissen auf beengtem Raum. Gleichzeitig leben viele Senioren alleine in zu großen Wohnungen und würden sich über Gesellschaft sowie meist auch einen finanziellen Zuschuss freuen. Hier setzt Wohnbuddy an: Die Plattform vermittelt private WGs für leistbaren Wohnraum in Verbindung mit generationenübergreifendem Zusammenleben. Die jungen Menschen (nicht unbedingt Studierende) leisten kleine Hilfsdienste, der andere Part (Senioren oder andere Personen mit Unterstützungsbedarf) stellen ein Zimmer zu fairen Preisen zur Verfügung. „Unser USP ist, die richtigen Menschen zusammenzuführen, beide Generationen bzw. Seiten müssen die Situation als Bereicherung empfinden“, erklärt Marlene Welzl, die gemeinsam mit Manuel Schuler und Lukas Hecke 2015 die Vorgängerplattform WGE! gründete. Anfang 2019 kam es zur Neuaufstellung mit Wohnbuddy, die verbesserte Web-Plattform unterstützt mit Algorithmen beim Matching und bietet auch generationenübergreifendes Zusammenleben in Senioren- und Pflegeheimen. In Kooperation mit dem Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser wird leer stehender Wohnraum (meist Paar-Apartments) von der Jugend bezogen. Bis dato fanden 700 Personen erfolgreich zusammen, und 27 Zimmer in Wohnheimen sind vermietet. In weiterer Folge ist eine Expansion aus Wien hinaus angedacht. Dass die drei Visionäre am richtigen Weg sind, bestätigt eine hochkarätige Auszeichnung: Im Juni 2023 bekam Wohnbuddy das neue Label „Verified Social Enterprise“ verliehen. Foto: Wohnbuddy 101
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