Kappedeschle_2024
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GUTABGÄNGIGE NARRENZEITUNG DER NARRIZELLA RATOLDI 1841 E. V. · SCHMUTZIGE DUNSCHTIG <strong>2024</strong> · 3,99 EURO<br />
Geschichte der Narreneltern<br />
der Narrizella Ratoldi seit 1841
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 3<br />
LOTHAR RAPP GEHT IN DIE „ NÄRRISCHE ALTERSTEILZEIT“<br />
50 Jahre im Dienst des <strong>Kappedeschle</strong><br />
Es begann im September 1973. Albert Flaig, damals Narrenmutter<br />
und Schriftleiter der neuen Narrenzeitung „De <strong>Kappedeschle</strong>” war<br />
verstorben. Udo Haupt, junger Gardist und Schwager von Lothar<br />
Rapp, kam zu diesem nach Hause und sagte: „Ich muss mich jetzt<br />
um die Narrenzeitung kümmern, da musst Du mir helfen”. Rapp<br />
sagte zu, ohne die Narrenzeitung zu kennen und so begann der<br />
Weg, den er – ohne Absicht und ohne es zu ahnen – nunmehr 50<br />
Jahre lang beschritten hat.<br />
1974 erschien die erste Ausgabe, die er gemacht hat. Er hat die<br />
Zeitung nicht nur zusammengestellt, wie es immer so schön heißt,<br />
er hat sie komplett hergestellt, außer dem Druck. Jede einzelne<br />
Seite ging über seinen Schreibtisch und wurde dort hergestellt. Zunächst<br />
im Bleisatz, dann mit Beginn des Offsetdrucks in Papier- und<br />
Filmmontage und danach dann mit dem Computer.<br />
1976 gründete er den Fanfarenzug der Narrizella und versprach in<br />
diesem Zusammenhang, weiterhin die Narrenzeitung zu machen.<br />
1977 am 11.11. wurde er in den Narrenrat gewählt.<br />
1982 trug der seine erste Büttenrede im Männerfrühschoppen vor<br />
und moderierte die Veranstaltung 37 Jahre lang.<br />
1983 spielte er erstmals im Narrenspiegel mit und schreibt seit 1985<br />
die Narrenschelte, die er seither auch im Narrenspiegel vorträgt.<br />
1988 wurde er Präsident der Narrizella Ratoldi, machte aber weiterhin<br />
die Narrenschelte und die Narrenzeitung.<br />
Für die Ausgabe 1994 verkleinerte Rapp „De <strong>Kappedeschle</strong>” in das<br />
sogenannte Tabloidformat, um ihn handlicher zu machen.<br />
Um die Jahrtausendwende wollte Rapp seine „Zeitungskarriere“<br />
beenden. Für zwei Ausgaben stellte er Grußworte, Narrenschelte<br />
und diverse Beiträge zur Verfügung. Ein Versuch, den langsamen<br />
Ausstieg zu vollziehen. Das ging so lange gut, bis ihn sein Nachfolger<br />
im Präsidentenamt zurückholte mit der Bitte sich weiterhin um<br />
die Narrenzeitung zu kümmern.<br />
Im Jahr 2000 wurde er zum Ehrenpräsident gewählt. Dieses „Amt”<br />
– das eigentlich gar keines ist – nutzte er aber nicht, um sich zurückzulehnen<br />
sondern machte weiterhin bis heute die Narrenzeitung,<br />
die ihm längst ans Herz gewachsen war.<br />
Ab 2006 ist Rapp immer wieder im Zunfthaus aufgetreten, um die<br />
Zunft zu unterstützen.<br />
So bleiben 50 Jahre Narrenzeitung und 39 Jahre Narrenschelte, um<br />
sich nun endgültig in die närrische „Altersteilzeit“ zu begeben.<br />
Für die Zunft wird er weiterhin da sein, wenn er gebraucht wird.<br />
Liebe närrische Leserinnen und Leser. Die aktuelle Situation zwingt auch uns, den Verkaufspreis um 50 Cent zu erhöhen.<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis und danken dafür. Ihre Narrizella Ratoldi 1841 e. V. Radolfzell.<br />
So können Sie die Narrizella Ratoldi und deren<br />
Abteilungen sowie Musiken im Internet erreichen:<br />
www.narrizella-ratoldi.de<br />
www.narrengar.de<br />
www.hansele-radolfzell.de<br />
www.klepperle-narro.de<br />
www.holzhauergil.de<br />
www.holzhauermusik.de<br />
www.narrenmusik.de<br />
www.schlegelebeck.de<br />
hps://de-de.facebook.com/FanfarenzugRadolfzell/<br />
IMPRESSUM:<br />
De <strong>Kappedeschle</strong> · 56. Jahrgang · <strong>2024</strong><br />
Herausgeber: Narrizella Ratoldi 1841 e. V. Radolfzell<br />
Redakon, Gestaltung und Seitenherstellung: Lothar Rapp<br />
Anzeigenprodukon: Carmen Aschinger<br />
Titelbild: Foto von Andreas Kochlöffel<br />
Anzeigenakquise: Förderverein der Narrizella Ratoldi<br />
Druck: ZABELDruck, Radolfzell<br />
GUTABGÄNGIGE NARRENZEITUNG DER NARRIZELLA RATOLDI 1841 E. V. · SCHMUTZIGE DUNSCHTIG <strong>2024</strong> · 3,49 EURO<br />
Geschichte der Narreneltern<br />
der Narrizella Ratoldi seit 1841<br />
Zum Titelbild<br />
Die Absicht, einen Bericht<br />
über die Narreneltern zu<br />
machen, führte dazu, das<br />
amtierende Paar auf der Titelseite<br />
abzubilden. Das Bild<br />
sollte gemalt werden von<br />
Gerd Pfl umm. Er hatte schon<br />
früher Titelbilder für De <strong>Kappedeschle</strong><br />
gemalt: 1997 ein<br />
Hansele und 1998 ein Klepperle-Narro.<br />
Aus gesundheitlichen<br />
Gründen konnte<br />
er leider das Bild nicht mehr<br />
malen, deshalb haben wir das<br />
närrische Paar als Fotografi e<br />
abgebildet.<br />
Bericht auf Seiten 24 – 26.<br />
Foto: Andreas Kochlöffel<br />
Bearbeitung: Lothar Rapp
4<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
Jo so ebbes!<br />
Ein Holzhauer zeigte seinem Kollegen Peter Z. sein neues Fotobuch.<br />
Für Peter sind die auf den Bildern abgebildeten Personen<br />
viel zu klein. Mit zwei Finger versucht er nun die Bilder größer zu<br />
zoomen, halt wie beim Handy. Schade, ging leider nicht!<br />
Filmer Guido M. wollte gerne noch ein tolles Video von der Seegfrörne<br />
drehen. Am liebsten mit seinen langen „Reichenauer“ Rennschlittschuhen.<br />
Ein Gardist meinte dazu „Dodezu muscht du wohl in<br />
de Kühlschrank sitze“.<br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
„Wann ist ein Mann ein Mann?“…<br />
… fragte Herbert Grönemeyer einst in seinem Song „Männer“.<br />
Früher waren Männer an ihren Frisuren erkennbar. Von vorn, von<br />
hinten und von der Seite. Sie hatten halt „Männerfrisuren“. Heute<br />
tragen sie ebenso wie Frauen ungepflegt aussehende sogenannte<br />
„Haufenfrisuren“, die ähnlich aussehen wie auf den Kopf gesetzte<br />
Hundehaufen. Oder Schwänzlein, um an Caterina Valente mit<br />
ihrem gepflegten „Pferdeschwanz“ in den Fünfzigerjahren zu erinnern.<br />
„Werd'n als Kind schon auf Mann geeicht“, sang Grönemeyer<br />
weiter. Heute werden Männer als Kind schon auf Omafrisuren geeicht.<br />
Manche müssen sogar in ihre traditionellen Fasnachtkäpplein<br />
Löcher schneiden durch das ihr Schwänzlein durchpasst.<br />
Jeder Gardisten-Oldie bestellte beim Ausfl ug einen Schnaps. Die<br />
Wirtin empfahl ihren besten, selbstgebrannten Zirbelschnaps. So<br />
kam die Runde und alle nippten. Nur Berthold nicht, der meinte<br />
dass der Schnaps schmecke wie sein Badezusatz daheim. Die Wirtin<br />
war entäuscht. Die Oldies aber tranken den Schnaps ohne das<br />
Gesicht zu verziehen. War jo umsunscht.<br />
Noch eine Runde Schnaps, diesmal wollte Hacky sogar einen ausgeben.<br />
Gegen Ende des schönen Mittags kam die Rechnung. Wirtin:<br />
„Alles zusammen oder getrennt? Gardisten-Oldies und Hacky<br />
sind sich einig: „Alles durch 9“. Nachher ging den Oldies allen ein<br />
Licht auf. Clever, Hacky, so hat jeder seinen Schnaps selber bezahlt.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 5<br />
Na, Klänä!<br />
Magsch mi?<br />
Zuneigung und<br />
Einigkeit zwischen<br />
OB und Präsi?<br />
Wäre fast ein<br />
Titelbild wert!
6<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
GUTABGÄNGIGE NARRENZEITUNG DER NARRIZELLA RATOLDI 1841 E. V. · SCHMUTZIGE DUNNSCHTIG 2019 · 2,99 EURO<br />
Titelbild von<br />
Christian Dierks<br />
<strong>Kappedeschle</strong>s<br />
Narrenschelte<br />
Text und Vortrag im Narrenspiegel: Lothar Rapp<br />
Seit 39 Jahren schreibt Lothar Rapp die Narrenschelte und<br />
trägt sie im Häs des <strong>Kappedeschle</strong> im Narrenspiegel vor.<br />
In diesem Jahr war es seine letzte Schelte.<br />
Bild: Gemälde von Christian Dierks<br />
Do hock i etz, johraus, johrei,<br />
uf eme harte, kalte Stei,<br />
it aniklebt, wies oft bassiert,<br />
schlimmer no, druf betoniert.<br />
D Rueh isch dohanne oft grandios,<br />
doch amel isch au de Deifel los.<br />
Do kummet se vu allne Seite,<br />
dond zetere, schwätze oder streite,<br />
als läget se in tiefen Wehen<br />
in Sachen Zeller Stadtgeschehen,<br />
die one schlenderet nu so vobei,<br />
andre wieder pöblet glei.<br />
Wie neulich, es war grad no Summer,<br />
kunnt on vobei un schreit sein Kummer<br />
übers Zeller Krankehaus<br />
lautstark usem Hals hinaus:<br />
Heit goht d Fasnet aa,<br />
s Krankehaus isch nimme da.<br />
Heit goht d Fasnet aa<br />
Mitschuld hot en Lumpemaa.<br />
Denn hot er messe erscht voschnufe<br />
un i hab ihm hindenoochi grufe:<br />
Hoorig, hoorig, hoorig isch de Hund<br />
und wer ko Krankehaus me hot<br />
der bliibt halt eifach gsund.<br />
Doch d Angscht kunnt it vu ungefähr,<br />
s wär toll, wenn es so eifach wär.<br />
Denn juckts am Kopf, am Fuß, am Herze,<br />
duet alles weh, hosch also Schmerze,<br />
denn isch de Weg, do dät ich wette<br />
etz weit zu Hilfe un Tablette.<br />
Kei Krankehaus, kei MVZ,<br />
für Schwangere itmol ä Bett,<br />
en Kranketransport wird immer meh,<br />
quasi zu ere Odysee,<br />
und endet letztlich a seim Ziel<br />
im Zentrum hinterm Hohentwiel.<br />
Etz set natürlich no uf de Disch<br />
wer seller Lumpemaa wohl isch,<br />
doch sell soll mei Geheimnis bleibe,<br />
i will ko Sau durchs Städtle treibe.<br />
Nu klar isch, un sell isch kon Witz,<br />
der hot im Stadtrot einen Sitz.<br />
Uf dem er festklebt, lange schon.<br />
Als Aktivist vu de letzte Generation?<br />
Des wär de absolute Hit,<br />
aber Leit, des glaub ich it,<br />
weil die benemet sich denebet<br />
in dem se uf de Stroße klebet.<br />
Unser Krankenhaus schloss die Tür,<br />
ein Zeller Stadtrat war dafür,<br />
so wird die Erkenntnis wieder heller,<br />
so en Mensch wird nie en Zeller,<br />
oft kunnt nint Gscheits meh uf de Disch<br />
weil so en Mensch degege isch.<br />
Me hört, me könnt fascht nint bewege<br />
alte Stadträt wäret stets degege.<br />
Die herdenähnlich, des weiß der Nöken,<br />
Jahrzehnte scho wie Schafe blöken.<br />
Doch die weret sich trotzdem it geniere<br />
un desmol wieder kandidiere.<br />
S halbe Lebe im Stadtroot hocke,<br />
unbeweglich wie Felsebrocke,<br />
wo doch mei Sinnen danach strebt,<br />
dass Demokratie vum Wandel lebt.<br />
Drum hoff i, manch on wär bereit<br />
zum Wechsel für die nächste Zeit.<br />
Weil der, der lang im Stadtroot quäkt,<br />
hundert Prozent Verantwortung trägt,<br />
für die schlechte Lage in der Stadt,<br />
au wenn er sich selbst beweihräuchert hat.<br />
Un ich mon debei, ganz wie gewöhnlich<br />
mehrere, it oner persönlich.<br />
Au die Wähler sinds, die om so quäle,<br />
sie weret des Oldiepaket wieder wähle,<br />
die machet, als wärs ä Bagatelle<br />
ihr Kreizle mit links a de falsche Stelle,<br />
dass Junge, die gern ä Zukunft hond<br />
erneut wieder vor de Düre stond.<br />
Die Lobbyiste weret sich freue,<br />
lonts wies isch, bloß kone neue.<br />
Bei Stadtratswahle wird oft unbedacht,<br />
mancher Bock zu Gärtner gemacht,<br />
Nix gege die Alte, s isch ko Erdreischtung<br />
zum sage, au die bringet ihre Leistung.<br />
Über die Jahre zu jeder Zeit,<br />
waret se zu Entscheidungen bereit.<br />
Des isch durchaus ä gute Tugend<br />
aber d Zukunft ghört de Jugend.<br />
Andre Probleme, me kaas it vodränge,<br />
giits grad im Land in große Menge.<br />
Die Politik im Land, früher geachtet,<br />
wird heut als völlig unfähig betrachtet,<br />
des liit, so mon i, mitunter do dra,<br />
dasses d Ampel niemand rät mache kaa.<br />
Diesel giits nimme umesuscht,<br />
drum giits au bei de Landwirt Fruscht.<br />
Un isch der Bauer erstmol sauer<br />
fahrt er de Friede gege d Mauer.<br />
Ein dreifach Hoch der Landwirtschaft<br />
man freut sich, wenn der Landwirt schafft.<br />
Doch jüngst sah mer kon meh uf de Äcker,<br />
alle hocket uf de Trecker,<br />
dond sich au überhaupt it scheue<br />
tonneweis CO2 vostreue,<br />
behinderet alles was sich regt,<br />
damit d Regierung sich bewegt.<br />
Lokführer war früher en Traumberuf,<br />
ganz heiß waret kleene Buebe do druf.<br />
Weil do kamer immer sitze beim schaffe,<br />
ka während de Fahrt i d Landschaft gaffe.<br />
Der Job wird etz bald wieder sehr beliebt<br />
weils durch Streiks vill freie Tage gibt.<br />
Apotheken un Ärzte Ausstand feiern,<br />
Minister umenander eiern,<br />
s ganze Volk isch wie von Sinne,<br />
weil s fehlt jo vorne un au hinne,<br />
trotzdem voläßt mich nicht de Muet<br />
weil s Weihnachtgschäft war wieder guet.<br />
Streiks gabs au früher un au Proteschte,<br />
doch mit Anstand un mit sauberer Weschte.<br />
Respekt vor Gesundheit und ander Leits<br />
Lebe,<br />
koner benahm sich do schändlich denebe.<br />
S einzige Elend, des will i no streife<br />
war der nervende Lärm der Trillerpfeife.<br />
Doch was heut so uf de Stroße passiert<br />
gleicht einer Armee, die aufmarschiert.<br />
voschleudret Parole dass sich Balke bieget<br />
weil viele de Hals it voll gnueg krieget.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 7<br />
Un total vogesset in blinder Wut:<br />
eigentlich – gohts uns doch gut.<br />
Voll Raserei mit em Kopf durch die Wände,<br />
spielet se dem rechte Pack in die Hände.<br />
Bringet, und des isch lang scho klar,<br />
Demokratie in ä ernschthafte Gefahr,<br />
des ka me nimme lang hiinemme,<br />
wenn i die wär, i dät mi schäme.<br />
Die Situation im Land isch total zerfahre<br />
doch sollte mir unseren Humor bewahre,<br />
Denn mit Humor, so hört man sage<br />
lässt sich s Lebe leichter ertrage<br />
Lond uns Hass un Wut eweng entzerre<br />
ihr weret säh, denn wird‘s scho werre.<br />
Die Ampel isch rot un gelb un grün,<br />
drum sollte sie sich darum bemühn,<br />
dass jede Farb eweng ebbes bringt<br />
un d Ampel it dauerhaft gelb blinkt.<br />
Weil gelbes Blinke isch im Land<br />
längscht als Warnzeiche bekannt.<br />
Lösche mer einfach den glimmende Docht<br />
S wird jo nie so heiß gesse wie mes kocht.<br />
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DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 9<br />
JUNKER DER NARRIZELLA RATOLDI<br />
Mal auf großer, mal auf kleiner Fahrt<br />
Jahresausflug nach Beaune im Département Côte-d’Or in Frankreich: Im Weingut Louis Latour wurde den Junkern per Laser ein Fassdeckel zum Geschenk gemacht (linkes Bild).<br />
Stefan, der überaus durstige Maître der Junker, sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, ein Weinfass anzuzapfen (rechtes Bild).<br />
FÖRDERUNG DER STÄDTEPARTNERSCHAFT<br />
Besuch im schweizerischen Amriswil<br />
Die Junker, teils mit Gattinen, auf dem Radolfzeller Platz in<br />
Amriswil (links).<br />
Ruhepause im sehenswerten Kutschenmuseum Amriswil (oben).<br />
Eine kleine Kutsche stand für Ehrenoberjunker Horst Zimmer zur<br />
Verfügung (unten).
10<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Unten: Hat hier eine Spedition ein neues Fahrzeug angeliefert und nach<br />
Anweisung von Hansjörg Blender (links im Bild) in den Ausstellungsraum<br />
gefahren?<br />
Rechts: Wisset Se, Herr OB, i hab no nie voschtande wie mer so hoch id<br />
Luft nuf wachse kaa.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 11<br />
Vor zwanzig Jahren –<br />
am 11.11.2003 – hat die<br />
Narrizella Ratoldi 1841 e.V.<br />
das Zunfthaus gekauft.<br />
Fünf Wochen vor der Weihnachtszeit wirft in der Ratoldusstadt<br />
die geliebte Fasnet ihre Schatten voraus. So konnte man mit dem<br />
20-jährigen Jubiläum vom Kauf des Zunfthauses einen wichtigen<br />
Meilenstein des Radolfzeller Stadtgeschehens feiern.<br />
Es war ein lang ersehnter Wunsch der Narrizella, endlich ein richtiges<br />
Zuhause in der Innenstadt zu haben, traf man sich zuvor doch<br />
stets in Wirtschaften. „Mit viel Mut und starkem Willen haben wir es<br />
dann am Ende gemeinsam gemeistert und am 11.11.2003 um 11.11<br />
Uhr den Kaufvertrag unterschrieben“, erzählt Narrizella-Präsident<br />
Martin Schäuble.<br />
Vor allem, was die Finanzierung betreffe, hatte man zu Beginn starke<br />
Bedenken, wie man es nun umsetzen wolle. So konnte man nur<br />
durch die damalige Förderung im Sanierungsgebiet Innenstadt das<br />
Projekt in der Kaufhausstraße 3 realisieren. „Ein solches Vorhaben<br />
wäre heutzutage fast unvorstellbar“, verdeutlichte Schäuble. Mit viel<br />
Eigenleistung und insgesamt 11.000 Arbeitsstunden konnte man<br />
das Zunfthaus schließlich am 23. Juni 2009 eröffnen. „Dieses Haus<br />
und die harte Arbeit dahinter spiegelt den Zusammenhalt und das<br />
Standing der Zunft wieder“, betont der Narrizella-Präsident bei der<br />
Feierstunde, zu der auch Ehrenpräsident Lothar Rapp anwesend<br />
war und welche musikalisch von der „Stuhl-Gäng“ umrahmt wurde.<br />
„Unser Zunfthaus“, so Schäuble, „ist aus dem Stadtgeschehen einfach<br />
nicht mehr wegzudenken.“ Es beweise heute noch, wie wichtig<br />
es sei, Brauchtum und Kultur zu pfl egen, dabei noch so viel Charme<br />
auszustrahlen und auch ein Zuhause für alle Radolfzeller zu sein.<br />
Inspiration auf der Friedensparade<br />
Auch Bürgermeisterin Monika Laule fand für das Zunfthaus warme<br />
Worte: „Es gab damals im Gemeinderat viele Zweifl er und dennoch<br />
habt ihr es geschafft, in vielen Stunden dieses tolle Haus auf die<br />
Beine zu stellen.“ Das Haus werde durch die Narrizella geprägt,<br />
welche das gesamte Jahr über die Ehren der Stadt hochhalte.<br />
Nachfolgend gaben die beiden Zunfthausräte Roland Zimmer und<br />
Thomas Kauter einen kleinen Blick in die Historie des Zunfthauses.<br />
"Die Inspiration hierfür kam mir ironischerweise auf einem Ausfl<br />
ug nach Moskau zur Friedensparade, wo ich unter anderem auch<br />
ein Kulturhaus entdeckte“, so Kauter. Diese Idee wollte man somit<br />
auch in Radolfzell umsetzen, als man das Gebäude am 23. Januar<br />
2003 zum ersten Mal besichtigte. „Dann ging bei der Stadt Radolfzell<br />
alles schnell: Hatten wir am 10. Februar 2003 das Baugesuch<br />
eingereicht, lag schon am 17. März die Baugenehmigung bei uns<br />
auf dem Tisch“, so Roland Zimmer, der jeden Nagel dieses Hauses<br />
kennen will. Man habe von 2004 bis 2006 fast jeden Tag mit<br />
bis zu 20 Mann gearbeitet und am Ende habe sich die Arbeit voll<br />
ausgezahlt. Hierzu trugen auch maßgeblich die von Zunfthausrat<br />
Udo Biller gestaltete Fassade bei, wie auch das 2012 eingeweihte<br />
und von Michael Fuchs betreute Museum und die Zunftkappe mit<br />
Glocke, welche bei Veranstaltungen nach außen ragt. Selbst von<br />
der Architektenkammer unter der Schirmherrschaft des damaligen<br />
Landrats Frank Hämmerle habe man bei einem Wettbewerb höchste<br />
Anerkennung erhalten.<br />
Philipp Findling - Wochenblatt
12<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
40 JAHRE NARRENSCHOPF<br />
1984 wurde der Narrenschopf der Narrizella Ratoldi gebaut – Jetzt wird er renoviert<br />
Der Narrenschopf in der Gewerbestraße 19 wurde von der Zunft<br />
vor 40 Jahren mit einem enormen Engagement der Mitglieder<br />
errichtet. Das dazugehörige Grundstück ist in Besitz der Stadt Radolfzell<br />
und von der Zunft in Erbpacht angemietet.<br />
1.580 Mio. Liter umbauter Raum wurden bewältigt, 3.500 Arbeitsstunden<br />
wurden vom Baubeginn am 15.05.1984 bis Bauende am<br />
27.12.1984 unter der fachmännischen Leitung von Horst Zimmer<br />
geleistet. Materialkosten in der Höhe von 160.000 DM, unter damaligen<br />
Verhältnissen für die Zunft eine erdrückende fi nanzielle Last,<br />
mussten aufgebracht und investiert werden.<br />
Nun soll der Narrenschopf in fünf Etappen renoviert werden.<br />
Die Zunft möchte Schritt für Schritt die Hallentore ersetzen sowie<br />
den Eingang, die Heizung und die sanitären Anlagen modernisieren.<br />
Als letzte Schritte soll das Gebäude einen Neuanstrich erhalten<br />
und das in die Jahre gekommene Hallendach ersetzt werden. Inzwischen<br />
versteht sich die Narrizella Ratoldi auch als ein unter den<br />
Jahren arbeitender Kulturanbieter. Nicht mehr nur als reiner Fasnachtsverein.<br />
Zunfthaussommer, Schlachtfest und mehr sind Beispiele<br />
dafür, dass dieses Vorhaben gelingen wird. Zentraler Punkt<br />
wird aber immer der Erhalt und die Förderung der Zeller Fasnet<br />
bleiben.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 13<br />
Das frühe<br />
Taxi!<br />
Zabels waren vor einiger Zeit im Urlaub auf<br />
Sardinien.<br />
Vorausschauend, wie Peter nun mal ist, hat<br />
er rechtzeitig (viel zu früh vermutlich) ein<br />
Taxi bestellt, das sie zum Flughafen nach<br />
Zürich bringen sollte.<br />
Der Taxifahrer war dann auch pünktlich da.<br />
Nachts um halb vier hatte er versucht, Zabels<br />
aus dem Schlaf zu klingeln, weil niemand<br />
wie besprochen vor der Türe gewartet<br />
hat. Es dauerte recht lange, weil man doch<br />
meistens um diese Zeit im Tiefschlaf weilt.<br />
Als sie dann endlich die Türe öffneten, haben<br />
sie einen Taxifahrer vorgefunden, der<br />
offensichtlich schon im Panik war, dass sie<br />
den Flug verpassen könnten.<br />
Leider hatte der freundliche Taximann sich<br />
im Datum geirrt und stand genau einen Monat<br />
zu früh vor der Tür.<br />
Wenn man<br />
»Kinderball Radolfzell«<br />
im letzten Jahr gegoogelt<br />
hat, bekam man unter<br />
»Radolfzell-Tourismus«<br />
nebenstehende Seite<br />
angezeigt.<br />
Bahn frei!<br />
I muss zum Zabel!<br />
Kinderball<br />
Mit Spiel und Spaß in der Mehrzweckhalle Allmannsdorf.<br />
Weitere Informationen<br />
www.nz-quaker.de/start.html<br />
Urban Baum trägt nie Hut, geht nie auf<br />
die Fasnet. Aber zu 20 Jahre Zunfthaus<br />
hat ihn Peter Zabel mit einem Schorle-<br />
Gardistenhut ausgestattet.<br />
Zum besseren Verständnis:<br />
Peter Zabel gehört zur Holzhauergilde …<br />
Fasnacht in Konstanz<br />
© MTK / Stefan Cimander · Stefan Cimander · Alle Rechte vorbehalten<br />
Termine<br />
Alle Termin liegen in der Vergangenheit. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte den Anbieter.<br />
Veranstaltungsort<br />
Mehrweckhalle Allmannsdorf<br />
Veranstalter<br />
NZ, Quaker Allmannsdorf
14<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Narresome mit Kopf, Herz un Hand<br />
Jedes Johr freu i mi uf d Fasnet, wenn d<br />
Narre ihre Häser usem Schrank hole un uff<br />
d Gass gond. Die gröscht Freud han i a de<br />
Kinder, wie se voller Stolz i die Rolle schlupfe,<br />
die se gern emol in echt wäre. Musik un<br />
Fasnetsprüchle, Kleppern un ummenander<br />
jucke, e Zeit voller Freud un Lache un Lebe.<br />
S isch eifach herrlich!<br />
Letscht Johr am Schmutzige hab i ganz<br />
schä glotzt, als i im Kindergarte St. Josef<br />
glei 2 Schlegelebecks gsenne hab. Nei, vum<br />
Apfelsaft wird mer it bsoffe, des waret echt 2<br />
- en Kläne un en Große. Un i de Teggingerschul<br />
gabs 2 Narrefresser – au en Kläne un<br />
en Große. Do hond die Höllteufel aber guckt<br />
un sich riesig gfreut, dass es jetzt au vu ihne<br />
Narresome giet.<br />
Paula un Alexandra hond genau gwisst,<br />
wa se wellet, un hond sich, mit de Hilfe vu<br />
Mame un Pape, des Häs gmacht, wa se so<br />
gern möget. Gell, do glotsch!?<br />
Vu unserm Narresome kennet sich manche<br />
Große e Scheibe abschneide (des heißt im<br />
Hochdeutsch: Se kennet viel vu de Kinder<br />
lerne.) Stimmt s oder han i recht?<br />
Euch beide Mädle e großes Kompliment<br />
für euer geniales Häs un viele Dank für die<br />
Freud, die ihr uns gmacht hond.<br />
Christina Stocker<br />
Alexandra<br />
Paula<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 15<br />
Was muss an der Fasnet dabei sein?<br />
Auf diese Frage antworteten Kinder des<br />
Kindergartens St. Josef:<br />
• Hexenfeuer<br />
• Dass ich eine Elsa verkleiden kann, als<br />
Prinzessin.<br />
• Kissenschlacht (bei Pyjama-Party im<br />
Kindergarten)<br />
• Süßigkeiten<br />
• Es wäre toll wenn da auch Hexen dabei<br />
wären, aber nicht nur Altstadthexen,<br />
auch Bodenseehexen (auf Nachfrage:<br />
auch Kinder).<br />
• Tanzen und Musik<br />
• Die Hexe hat so eine Zange und da<br />
musste ich so und so machen, und die<br />
Hexe hat mich mitgenommen und ich<br />
musste da laufen (Erlebnisbericht vom<br />
Fasnetumzug). Und Binsenglonker.<br />
• Ich möchte, dass wieder fröhlich Fasnacht<br />
gefeiert wird.<br />
• Dass wir Party gemacht haben im Kindergarten<br />
und dass alle gekommen<br />
sind (gemeint: Kindergartenbefreiung<br />
durch die Narrenzunft am Schmutzige<br />
Dunschtig).<br />
• Den Narrenbaum, den großen und den<br />
kleinen (im Kindergarten). Dass Narren<br />
da waren im Kindergarten. Die haben<br />
Sprüche aufgesagt. Und ihre Masken<br />
gezeigt. Und dass Fasnacht wieder<br />
fröhlich gefeiert wird.<br />
• Die Sibachgeister.<br />
(Christina Stocker, Fasnet 2023)<br />
Ganz egal, ob klein, ob groß<br />
lupf dei Fidle, etz goht´s los.<br />
Ob eifach so, ob mit mä Motto,<br />
de Kochi macht a nettes Foto!<br />
Frage: Wer oder was ist auf dem Titelbild<br />
außer den Narreneltern noch zu sehen?<br />
Antwort auf einen Zettel schreiben und in den Briefkasten<br />
am Zunfthaus werfen.<br />
Name und Anschrift nicht vergessen.<br />
Gewinnerin oder Gewinner erhält zwei Karten<br />
für den Narrenspiegel 2025.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Für des guete Fläschle<br />
Für des guete Fläschle<br />
dehomm kumsch eifach<br />
dehomm kumsch eifach<br />
zum “WEINHAUS BOMM”<br />
zum “WEINHAUS BOMM”<br />
In de Höllstroß Nr. 8<br />
In de Höllstroß Nr. und in de Eise bahnstroß.<br />
und in de Eise ahnstroß.
16<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Vorsehung, die Erste<br />
Am Schmutzige Dunschtig waren der Narrenrat<br />
und das Hanselegremium in die<br />
oberen Räume der Sparkasse eingeladen.<br />
Nach dem Essen wollten mehrere Mitglieder<br />
des Hanselegremiums, darunter auch<br />
der Hanselevadder und sein Stellvertreter<br />
mit dem Aufzug wieder runter fahren.<br />
Die Kassiererin der Hansele, Sabine D.<br />
wollte mit ihren beiden Töchtern eigentlich<br />
auf den nächsten Aufzug warten. Da die<br />
maximale Anzahl an Fahrgästen laut Aufzugshersteller<br />
noch nicht erreicht war, stiegen<br />
sie ein mit den Worten „wir werden ja<br />
nicht gleich stecken bleiben“.<br />
Der Aufzug beginnt mit seiner Fahrt und<br />
bleibt kurz nach dem nächsten Stockwerk<br />
stecken. Sie überlegen, was sie tun sollen.<br />
Die Hanselemodder ruft ihren Mann an, der<br />
noch in den oberen Etagen feiert. Dieser<br />
sieht das ganze recht gelassen und informiert<br />
den Säckelmeister Joachim B. – ein<br />
Mitarbeiter der Sparkasse – über das Aufzugsproblem.<br />
Im Aufzug selbst ist die Stimmung am Anfang<br />
noch gut. Es werden Selfi s gemacht<br />
und überprüft, ob auch das zulässige Gesamtgewicht<br />
eingehalten wurde. Die Herren<br />
wurden mit der Zeit immer ruhiger und ruhiger.<br />
Ob dies nun am „Gegacker“ und den<br />
Witzen der Frauen lag oder an der Hitze im<br />
Aufzug oder eventuell am Termindruck am<br />
oder an etwas ganz anderem lag, bleibt ein<br />
Geheimnis der Herren.<br />
Vorsehung, die Zweite<br />
Beim Zeller Fasnetsstadel sagt Monika W.<br />
im Foyer zu ihrem Mann: „Woran merkt man<br />
als Frau, dass man älter wird? Zum einen,<br />
dass beim Fasnetumzug die Hexen einen<br />
nicht mehr mitnehmen und wenn man hier<br />
von einem Gardisten zum Tanzen aufgefordert<br />
wird“. Kurz darauf wird sie von Franz B.<br />
zum Tanzen aufgefordert. Und das schlimme<br />
daran, die Tanzpartnerin eines anderen<br />
Gardisten war jünger, so dass es nicht mal<br />
zu einer Diszi* gereicht hat.<br />
* Diszi bedeutet eine Disziplinarstrafe. Während<br />
des Fasnetstadels am Fasnetsonntag<br />
nach dem Umzug, früher Altennachmittag,<br />
müssen Gardisten mit älteren Damen tanzen<br />
und ihnen jeweils eine rote Rose überreichen.<br />
Wer aber die jüngste Dame auffordert,<br />
bekommt vom Huptmaa eine Diszi.<br />
Das bedeutet in der Regel: 30 Euro in die<br />
Gardekasse.<br />
Vergesslich!<br />
Bankdirektor i.R Joachim Josef Reckziegel wollte<br />
sein Hotel mit der Handy-App bezahlen, dieses<br />
ging nicht. Er zückte seine Bankkarte, doch die<br />
Bezahlung ging wieder nicht. Völlig aufgelöst kam<br />
er an den Tisch seiner Stammtischkollegen und<br />
fragte, ob ihm jemand aushelfen kann. Selbstverständlich<br />
wurde ihm geholfen, es wurde ihm die<br />
Summe in bar ausgelegt. Am Stammtisch wurde<br />
anschließend gerätselt wie<br />
das denn sein kann, dass<br />
so etwas passieren kann.<br />
Es stelle sich heraus das<br />
die Karte im Handy deaktiviert<br />
war und die<br />
Bankkarte am 12/<br />
2021 abgelaufen<br />
war. Auch hier gilt,<br />
prüfe steht’s dein<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 17<br />
Kinder sin Frühaufsteher – au a de Fasnet<br />
Hemdglonkerumzug des Kindergartens St. Josef am 15. Februar 2023<br />
Während die großen noch ihr Häs richten, sind die kleinen Narren<br />
bereits unterwegs „uf de Gass“ und verkünden lauthals „Heit goht<br />
d Fasnet aa“.<br />
2. Station: <strong>Kappedeschle</strong>-Brunne<br />
1. Station: Rathaus<br />
3. Station: I de Höllstroß Nummero 8<br />
Klepperle-Unterricht für Oberbürgermeister Simon Gröger mit neuen,<br />
eigens für diesen Besuch gedichteten Klepperle-Sprüchle (siehe<br />
rechts unten) …<br />
Und wer uns nicht gesehen hat, der hat uns bestimmt gehört .<br />
(Kindergarten St. Josef - Christina Stocker)<br />
Neue Fasnetsprüche 2023<br />
Zur Begrüßung:<br />
Zum Abschied:<br />
… und anschließender Sitzung des „zukünftigen Gemeinderates‟<br />
(wurde vom Oberbürgermeister in Aussicht gestellt ).<br />
Wer isch de Chef vu Radolfzell,<br />
regiert im Rathuus, jo, desell?<br />
Simon Gröger heißt er<br />
un isch de Bürgermeischter.<br />
A de Fasnetdage<br />
dun mir des Sprüchle sage,<br />
klepperet un singet froh,<br />
un rufet laut:<br />
Mir wellet di it schrecke,<br />
nu halt e bissle necke.<br />
Mir machet ganz vill Krach,<br />
No bisch etz au rät wach.<br />
Ideä hosch rät schäne.<br />
Für d´Große un für d´Kläne,<br />
d e r f s c h d u e t z w i e d e r s c h a ff e ,<br />
no kennet alle lache.<br />
Narri Narro!<br />
Narri Narro!<br />
Gedichtet von Christina Stocker am 26.1. 2023<br />
für den Hemdglonkerumzug des Kindergartens<br />
St. Josef Radolfzell. Speziell für die Station „Rathaus‟-Besuch<br />
beim Oberbürgermeister Simon Gröger.<br />
„Fröhlich, fröhlich, fröhlich isch es Kind,<br />
Drum ischs bei uns hier laut un wild,<br />
weil Kinder lebig sind.“
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 19<br />
Holger „Holgi“ Goertz<br />
verstarb im März 2023 im Alter von 58 Jahren<br />
Viel zu früh wurde Holger aus unserer Mitte gerissen.<br />
Mit Leib und Seele war er Gardist.<br />
In unzähligen Narrenspiegel-Rollen war er meisterlich und humorvoll<br />
zur Freude des Publikums dabei.<br />
Er war Ehrenoffizier der Garde.<br />
Überdies wr Holger ein richtiger Macher. Einer, der anpackt und die<br />
Dinge vorantreibt.<br />
Holgi wird für uns unersetzlich sein und das Andenken an ihn werden<br />
wir in Ehren halten.<br />
Annemarie „Mami“ Kressibuch<br />
verstarb im März 2023 im Alter von 86 Jahren<br />
„Mami“ wurde sie liebevoll genannt. Und das nicht nur in der Narrizella Ratoldi,<br />
sondern auch außerhalb, beispielsweise im Reitclub Radolfzell.<br />
Dies Bezeichnung passte zu ihrer Gelassenheit, ihrer Gutmütigkeit und ihrer<br />
steten Bereitschaft zu helfen.<br />
Mehrere Jahrzehnte hat sie sich im Narrenspiegel im bereich der Kostüme<br />
außerordentlich verdient gemacht. Auch um die Bekleidung der Junker hat sie<br />
sich verdient gemacht. Vom Beginn der Junker bis zuletzt schneiderte sie die<br />
Westen der Junker. Auch für den Narrenrat war sie gerne tätig.<br />
Wir werden das Andenken an sie in Ehren halten.<br />
Heidi Keller<br />
verstarb im Juli 2023<br />
im Alter von 66 Jahren<br />
Sie war überaus engagiert im Kleppere.<br />
Überall, wo man Kindern das<br />
Kleppere beizubringen versuchte,<br />
war Heidi vorne dabei, um die Kinder zu betreuen.<br />
Sie liebte den Brauch des Klepperns und führte ihn meisterlich<br />
aus.<br />
Heidi wird und und der Zeller Fasnet fehlen. Wir werden sie<br />
nicht vergessen.<br />
Das rechte Bild zeigt Heidi (ganz rechts) ein letztes Mal bei<br />
der Begleitung vom Klepperle Königs- und Prinzenpaar beim<br />
Narrenspiegel 2023.
20<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
ZUM TOD VON BRUNO EPPLE<br />
Bruno Epple © Uli Fricker Schnitzwiib und Schuelerbue 1990<br />
Im August 2023 verstarb Bruno Epple, Maler, Poet und Freund der Fasnet. Er wurde 92 Jahre alt. Bruno war unserer Zunft<br />
und unserer Fasnet immer wohlgesonnen. Und nicht nur das, er hatte auch einen starken Anteil an der Entwicklung der Narrizella<br />
Ratoldi. In den sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts war er kurzzeitig Mitglied des Narrenrates. Er begann damit,<br />
den <strong>Kappedeschle</strong> im Narrenspiegel zu integrieren. Titelbilder der Narrenzeitung wurden von ihm gemalt. Alle Figuren der<br />
Narrizella hat er in Tonfi guren, Gemälden und Zeichnungen festgehalten. Darüber hinaus hat er Geschichten über die Fasnet<br />
geschrieben, hat die Narrizella quer durch die Zunft in Mundrat-Gedichten festgehalten. Viele seiner Tonfi guren hat er dem<br />
Zunfthaus zur Ausstellung zur Verfügung gestellt. Wir werden das Gedenken an ihn immer in Ehren halten.<br />
Nachstehend die sechs Titelbilder, die Bruno Epple für die Narrenzeitung „De Kappedechle” gemalt hat.<br />
1975 – Schnitzwiib 1978 – Hemdglonker 1981 – Mäschkerle<br />
1990 – Fasnetvubrenne 2002 – Roter Teufelsnarr 2014 – Schnitzwiiberumgang
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 21<br />
Die Radolfzeller Aach<br />
Von Bruno Epple. Vorgetragen im Narrenspiegel 1964.<br />
Die Aach klagt:<br />
ach, ach, ich nin die arme Aach<br />
und trage Kummer, leide Schmach,<br />
kein Mensch vernimmt mein Klagen,<br />
man klärt nicht, sonden duskutiert<br />
und proklamiert und projektiert,<br />
und ich muss alles tragen.<br />
Ich bin verschmäht und bin veracht',<br />
zur Putzfrau hat man mich gemacht,<br />
mein Wasser klar wird trüber,<br />
soll schlucken, was das stinkt und gärt<br />
und durch die Röhren niederfährt,<br />
ich sterbe noch darüber.<br />
Ach, ach, ich bin die arme Aach<br />
und sufze kümmerlich dahin,<br />
erst wenn ich einst gestorben bin,<br />
dann weinen sie mir alle nach,<br />
ach, ach, ich arme Aach.<br />
Die Aach erzählt:<br />
So hört, ihr Leute, die schöne Geschichte,<br />
die ich euch von alten Zeiten berichte.<br />
Vor mehr als vielen tausend Jahr'<br />
mein Vater der Bodenseekönig war.<br />
Als König mächti, stark und hehr,<br />
regierte er über das Schwäbiche Meer.<br />
Tief unten stand der Königspalast,<br />
funkelnd von Muscheln, Perlen und Glast.<br />
Da spielten wir Töchter, Prinzessinen fein,<br />
ich war die Jüngste, sein Herzängelein,<br />
mich liebte er zärtlich, ich erfreute den Mut<br />
des alten Königs so treu und gut.<br />
Als wir, herangeblüht an Jahren,<br />
wunderschöne Jungfrauen waren,<br />
da spürte der Vater sein Ende kommen.<br />
Wir waren an den Thron gekommen<br />
und weinten vor Kummer, mir brach schier das Herz,<br />
so sehr ergriff mich des Abschieds Schmerz.<br />
Da sagte mein Vater: „Der Tod will mich holen,<br />
der Bodensee sei euch anbefohlen,<br />
hütet ihn treu, mit einigem Sinn,<br />
wenn ich nicht mehr der König bin.<br />
Und weil ich doch bald sterben muss,<br />
soll erben jede einen Fluss,<br />
der ihr allein soll abgehören,<br />
keiner soll hier ihre Herrschaft stören.‟<br />
Und er vergabte Fluss und Bach<br />
einer jeden Tochter der reihe nach.<br />
Rasch war verschenkt und zugeteilt,<br />
doch hatte der Vater sich übereilt:<br />
für mich, die Jüngste – er sah traurig umher –<br />
für die liebste Tochter blieb nichts mehr,<br />
kein Flüsschen, kein Bach, kein Brunnen klar<br />
mehr übrig für sein Herzängelein war …<br />
„Ich hab' es gefunden, sprach er, mein Töchterlein,<br />
der Donaunix wird mir behilflich sein,<br />
der mächtige Herrscher der Zwerge und Elfen<br />
wird dir zu einem Erbe verhelfen.”<br />
Und er half. Zweitausend Zwerge, die gruben<br />
Höhlen und Gänge und Brunnenstuben,<br />
trieben Schächte, durchbohrten den Stei<br />
von der Donau weit in Hegau hinein,<br />
werkten und wühlten bei Tag und bei Nacht,<br />
da hatten sie das Wunder vollbracht,<br />
da gurgelt hervor an erhabener Stelle<br />
Donauwasser als mächtige Quelle.<br />
Der Donaunix hielt, was er versprach,<br />
ich hatte meine so liebe Aach.<br />
Sie raucht talab, durch Wiese und Feld,<br />
erfreut die kleine Hegauwelt,<br />
treibt Mühlen, legt sich den Kegeln zu Füßen,<br />
wo stolze Burgen herniedergrüßen,<br />
spielt mit Anmut dahin und kählet die Glut<br />
der vulkanreichen Landschaft mit ihrer Flut,<br />
blüht heran als eine schöne Braut,<br />
die auf den Tag ihrer Hochzeit schaut,<br />
denn ihr harret der junge Rhein,<br />
mit ihm soll sie vermählet sein.<br />
Sie eilt, ihm in den Arm zu fließen,<br />
der süßen Liebe zu genießen.<br />
Ihr Brautbett ist der Zellersee.<br />
Hier feiern sie seit eh und je<br />
unablässig Hichzeitstag<br />
und keiner vom andern sich trennen mag.<br />
Vom Glück gesegnet immerdar<br />
umtummelt sie der Kinder Schar:<br />
Fische … tausenfältig, tausendfach<br />
schwärmen aus dem Schlafgemach,<br />
spielen hell voll Daseinslust<br />
ihrer Mutter um die Brust …<br />
Die Aach klagt:<br />
ach, ach, ich bin die arme Aach<br />
und trage Kummer nun und Schmach,<br />
sie gehen mir ans Leben.<br />
Mit Gift geschwängert und Gestank,<br />
siech ich dahin, im Herzen krank,<br />
wer wird mir Hilfe geben?<br />
Zu Schmutz und Müll, zu Schlamm und Kot<br />
kommt eine bitterwehe Not:<br />
sie wollen mich begraden.<br />
Sie neiden mir den freien Lauf<br />
und zwängen eine Bahn mir auf<br />
gefühllos, ohne Gnaden.<br />
Bis tief ins Herz bin ich erschreckt,<br />
ich sehe mich schon graggestreckt,<br />
zerstückelt und beschnitten.<br />
Kein Fluss mehr, bald bin ich Kanal,<br />
eintönig, seelenlos und schmal,<br />
muss euch ums Leben bitten!<br />
Ach, ach, ich bin die arme Aach<br />
und trage Kummer, leide Schmach,<br />
mein Leben geht zu Ende.<br />
Ich flehe euch um Hilfe an,<br />
weil ich mir selbst nicht helfen kann:<br />
Ach, reicht mir eure Hände!<br />
Berthold Hepfer hat diese Rede von Bruno<br />
Epple im Fundus seines Großvaters gefunden.<br />
Wahrscheinlich war sie als eine der<br />
ersten Narrenschelten von Bruno Epple gedacht,<br />
die er im Narrenspiegel vorgetragen<br />
hat.<br />
Bruno Epple als <strong>Kappedeschle</strong> im Narrenspiegel.<br />
Die ersten Narrenschelten schrieb<br />
Bruno Epple und trug sie auch selbst<br />
als <strong>Kappedeschle</strong> im Narrenspiegel<br />
vor.<br />
Ihm folgte Henning Knolle. Dessen<br />
Schelten wurden geschrieben von<br />
einem tollen Trio: Roswitha Guhl-Paulus,<br />
Uli und Wolfgang Riegelsberger.<br />
Thomas Burth trug vier Jahre die Narrenschelte<br />
vor und hat sie auch selbst<br />
geschrieben.<br />
Dann folgte Wolfgang Schirpf. Zweimal<br />
trug er Schelten vor, die ebenfalls<br />
von Roswitha Guhl-Paulus, Uli und<br />
Wolfgang Riegelsberger geschrieben<br />
wurden.<br />
1983 trug Wolfgang Schirpf eine selbst<br />
getextete Narrenschelte vor.<br />
1984 schrieb Bruno Epple noch einmal<br />
eine Schelte und trug sie im Narrenpiegel<br />
vor.<br />
Ab 1985 schrieb bis <strong>2024</strong> Lothar Rapp<br />
die Narrenschelten und hat sie auch<br />
selbst im Narrenspiegel vorgetragen.
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24<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Narreneltern der Narrizella Ratoldi<br />
Mit diesem Artikel informiert De <strong>Kappedeschle</strong><br />
über das Thema „Narreneltern<br />
der Narrizella Ratoldi“. Wie sind sie historisch<br />
begründet? Wer waren Narreneltern<br />
unserer Zunft und was sind ihre<br />
Aufgaben?<br />
Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass der<br />
Präsident der Narrizella Ratoldi am 5. Januar<br />
den Narreneltern die Ringe übergibt. Wer<br />
unsere Narrenmodder Sascha Hain oder<br />
unseren Narrenvadder Thomas Bracht in<br />
der Zeit vom 6. Januar bis Fasnet-Dienstag<br />
ohne diese Ringe antrifft, hat eine Schorle<br />
gut, vielleicht auch zwei.<br />
Die Ringe der Narreneltern. Unten die aktuellen Narreneltern.<br />
Die aktuellen Narreneltern Sascha Hain (Narrenmutter)<br />
und Thomas Bracht (Narrenvater). Bilder. Andreas<br />
Kochlöffel<br />
Die aktuellen Narreneltern Sascha Hain<br />
und Thomas Bracht kennen sich über ihre<br />
gemeinsam fußballspielenden Väter schon<br />
seit 1985 und waren ab 1990 zusammen<br />
aktive Fanfarenzugmitglieder. Ihre langwährende<br />
Freundschaft ist für eine funktionierende<br />
„Narrenehe“ sehr vorteilhaft,<br />
denn wenn sie viele Stunden gemeinsam in<br />
der Stadt unterwegs sind, müssen sie sich<br />
schon sehr gut verstehen. Laut Narrenmodder<br />
Sascha war es ein langer Wunsch von<br />
Thomas Narrenvadder sein zu dürfen. Als<br />
Narrenvadder Peter „Jogi“ Jugert 2017 von<br />
seinem Amt zurücktrat und Präsident Martin<br />
Schäuble keine Ambitionen auf den Narrenvadder<br />
hatte, hat er sich dann mit Erfolg um<br />
das Amt beworben.<br />
Eine große Hochzeitszeremonie gibt es am<br />
5. Januar in Radolfzell nicht. Auf ein zeitlich<br />
begrenztes Ehegelöbnis wird verzichtet,<br />
ebenso wie auf den Austausch von Intimitäten!<br />
Ansonsten verläuft die Verheiratung<br />
ohne spektakuläre Aktionen.<br />
Das ist nicht überall so. So sind beispielsweise<br />
in der Pfullendorfer Stegstrecker-Zunft<br />
einige Tage vor den Schmutzigen Dunnschtig<br />
mehrere Hochzeitslader unterwegs, um<br />
Bevölkerung und befreundete Narrenzünfte<br />
über die bevorstehende Hochzeit zu informieren.<br />
Am Hochzeitstag, dem Schmutzige,<br />
begleiten Zunftangehörige, Stadtmusik, befreundete<br />
Zünfte und Narrengruppen sowie<br />
der Narrensamen das Hochzeitspaar in einem<br />
Hochzeitszug zur Trauung.<br />
Wieder zurück nach Radolfzell: Unsere<br />
Narreneltern sind Mitglieder des Narrenrates,<br />
haben aber keine organisatorischen<br />
Aufgaben, sondern kümmern sich gewissermaßen<br />
als „Eltern aller Radolfzeller Närrinnen<br />
und Narren“ schwerpunktmäßig um den<br />
närrischen Nachwuchs, den Narrensamen.<br />
Dementsprechend sind sie vor der Fastnacht<br />
an den „närrischen Unterrichtsstunden“<br />
in Kindergärten und Schulen präsent,<br />
ebenso natürlich am Kinderball, um sich<br />
dem Narresome vorzustellen. Wenn Narrenmodder<br />
und Narrenvadder in den Guzele-<br />
Korb greifen, werden sie von den Kleinen in<br />
Scharen umringt. Der großen Öffentlichkeit<br />
präsentieren sie sich am Schmutzigen beim<br />
Stellen des Narrenbaums und traditionell<br />
beim großen Fasnetumzug am Sonntag in<br />
der Kutsche, zusammen mit Präsident und<br />
Oberbürgermeister.<br />
Wie wird man in der Narrizella Ratoldi Narrenmodder<br />
oder -vadder? Wenn bei uns<br />
Narrenvater oder Narrenmutter von ihrem<br />
Amt zurücktreten, werden als erstes Präsident<br />
und Zunftmeister gefragt, ob sie Interesse<br />
haben, diese Personen darzustellen.<br />
Wenn nicht, schlüpfen Narrenräte in diese<br />
Rolle. So regelt es die Zunftsatzung. Eine<br />
Amtszeit für Narreneltern gibt es nicht. So<br />
verkörperte der 2022 verstorbene Walter<br />
Back über 20 Jahre mit großer Begeisterung<br />
die Narrenmodder. Sehr viele Narrenzünfte<br />
haben ein Narrenelternpaar, nicht nur im Bodenseeraum.<br />
In den meisten Narrenstädten<br />
wird die Narrenmutter von einem Mann dargestellt.<br />
Nicht so zum Beispiel in Meßkirch.<br />
Dort wird bis kurz vor der Fastnacht geheim<br />
gehalten, welche Frau dieses Amt ausüben<br />
darf, und ihre Amtszeit beträgt nur ein Jahr.<br />
Noch ein Blick nach Wolfach: Dort gibt es<br />
keinen Zunftmeister, sondern nur den Narrenvater<br />
als obersten Repräsentanten der<br />
Zunft. Das liegt daran, dass die „Freie Narrenzunft<br />
Wolfach“ im Gegensatz zu anderen<br />
Narrenvereinen keinen Mitgliedsbeitrag<br />
erhebt, also kein Narrenverein im üblichen<br />
Sinne ist [2, S.176].<br />
Diese Beispiele sollen zeigen, dass selbst<br />
bei den Figuren der Narreneltern in der<br />
schwäbisch-alemannischen Fastnacht keine<br />
Einheitlichkeit herrscht, was das närrische<br />
Geschehen ja so interessant macht.<br />
„Narreneltern der Narrizella Ratoldi“ – eine<br />
sehr alte Tradition. So werden sie bereits<br />
im Gründungsprotokoll von 1841 als Gründungsmitglieder<br />
der Zunft genannt. Damals<br />
trug die Narrenmodder noch eine Villinger<br />
Holzscheme [3, S.184], nach dem 19. Jhdt.<br />
geht sie unverlarvt. Interessant ist, dass<br />
sich die Kleidung der Narreneltern – meist<br />
die Bürgertracht des 18./19.Jahrhunderts [1,<br />
S.337] – über die Jahre hinweg kaum verändert<br />
hat.<br />
Die meisten Narrenfi guren oder auch Narrenbräuche<br />
in der schwäbisch-alemannischen<br />
Fastnacht haben historische Bedeutung<br />
oder gehen auf Sagen oder Legenden<br />
zurück. Wie verhält es sich mit „Narreneltern“?<br />
Um es gleich zu sagen: Wann der Narrenvater<br />
zum ersten Mal in Erscheinung trat,<br />
konnte ich nicht fi nden. In Pfullendorf gab<br />
es übrigens zuerst den Narrenvater, erst etliche<br />
Jahre später die Narrenmutter.<br />
Bildhafte Darstellungen der Narrenmutter,<br />
meist mit Kindern, existieren seit dem 15.<br />
Jhdt. [1, S.324]. Ihr kommt als „mater stultorum“<br />
[2, S.176] eine zentrale Bedeutung<br />
in der Fastnachtsgeschichte zu. Wichtig für<br />
das Verständnis ist mit Sicherheit folgende<br />
Tatsache: Der damalige Begriff „Narr“ hat<br />
nichts mit dem heutigen Narrenverständnis<br />
als Spaßmacher oder Kritiker der Obrigkeit<br />
zu tun, sondern stand für eine negativ behaftete<br />
Person, die außerhalb der gesellschaftlichen<br />
Normen stand, ja sogar als<br />
Gottesleugner galt.<br />
Die Gestalt der Narrenmutter sieht man beispielsweise<br />
auch auf einem Siegel, wohl<br />
aus dem 17. Jhdt. , worauf sie wie eine Königin<br />
auf einem Thron sitzt, überschrieben<br />
mit dem Spruch „Alles ist voller Narren“ [1,<br />
S.336]. Umgeben ist sie von insgesamt sieben<br />
Narrenköpfen, was auf die Idee zurückgeht,<br />
dass alle Narren von einer Urmutter<br />
und ihren sieben Söhnen abstammen. Über<br />
die Bedeutung der „sieben“ kann man nur<br />
Vermutungen anstellen [1, S.327]: Von der<br />
Erbsünde her könnten die Narrenkinder die<br />
„Sieben Hauptsünden“ verkörpern. Denkbar<br />
wäre aber auch eine Pervertierung der<br />
„Sieben Tugenden“ oder der „Sieben Gaben<br />
des Heiligen Geistes“. Man stellte sich auch<br />
die für den Eingang der Sünde in die Welt<br />
verantwortliche Eva als Narrenmutter vor<br />
[3, S185]. Die Zahl Sieben kommt bis heute<br />
noch in der Fastnacht vor, lautet doch ein<br />
alter Narrenspruch aus Konstanz „Narro,<br />
narro, siebe Sih, Siebe Narre sind es gsi!“<br />
Bei dieser sehr kurzen Beleuchtung der Narrenmutter-Historie<br />
soll es bleiben. Wer sich<br />
für mehr Informationen interessiert, möge<br />
die unten genannten Quellen benutzen.<br />
Gehen wir zu den uns bekannten Narreneltern<br />
unserer Zunft. Leider fand ich kein Bild<br />
der ersten, im Gründungsprotokoll erwähnten<br />
Narreneltern. Bis zu den 30er-Jahren<br />
sind die Angaben leider etwas vage.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 25<br />
Personelle Entwicklung der Narreneltern der Narrizella Ratoldi<br />
1951 wurde Karle Bücheler Narrenmodder und Sepp<br />
Schmid Narrenvadder. [Bild 1952-NaEl-NaMu Bücheler<br />
Karle-NaVa Schmid Sepp-NaTr Stockach]<br />
Hier sehen wir Fred Vogt als Narrenmodder und Narrenvadder<br />
Josef Mohr etwa aus dem Jahr 1904.<br />
Von 1921 bis 1925 war Josef Mohr Narrenvadder und danach<br />
Hermann Fendrich.<br />
Die Nachfolge von Albert Flaig trat 1973 Klaus Rothenbacher<br />
an. Er blieb bis 1979 Narrenvadder. Narrenmodder<br />
noch immer Walter Back. [Bild: 1973-1979 WBack KRothenbacher]<br />
1928 wurde Narrenmodder Hansi Hafner mit Narrenvadder<br />
Hermann Fendrich getraut. Beide übten ihre Ämter bis 1934<br />
aus.<br />
1963 wechselte Karle Bücheler zum Narrenvadder, mit Willi<br />
„Bebi“ Hirling als neuer Narrenmodder. Sie übten ihre Ämter<br />
bis 1972 aus. [Bild: 1970 ca NaMu BebeHirling NaVa<br />
KBücheler]<br />
Ihre Nachfolger ab 1934 waren Alfred Vogt (Narrenmodder)<br />
mit Otto Veit. (Narrenvadder).<br />
1979 wurde Udo Haupt Narrenvadder und blieb der Narrenmodder<br />
Walter treu bis 1981.<br />
1938 wurde Fritz Volk Narrenmodder, Otto Veit blieb Narrenvadder.<br />
Beide blieben bis 1950 im Amt.<br />
1972 wurde Albert Flaig für ein Jahr Narrenvadder und<br />
Walter Back Narrenmodder. Erst 1992 trat Walter Back von<br />
diesem Amt zurück. [Bild: 1973-NaEl NaMu WBack NaVa<br />
AlbertFlaig]<br />
Fortsetzung
26<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Bruno Epple<br />
würdigte die Narreneltern mit<br />
nachstehendem Gedicht<br />
Dazwischen schlüpfte im Jahr 1999 Hartmut „Hacky“ Buchegger<br />
in die Rolle der Narrenmodder und Heiner Kratt<br />
wechselte zum Narrenvadder.<br />
Willi Kröhle blieb im Amt bis 1998, während Walter Back<br />
nach 20 Jahren Amtszeit 1992 von Zunftmeister Günter<br />
Schmid als Narrenmodder abgelöst wurde, der nach drei<br />
Jahren sein Amt zur Verfügung stellte. Im Bild das neue<br />
„Narreneltern-Paar“ mit „Ex-Narrenmodder“ Walter Back.<br />
Die letzten drei Jahre der Narrenvadder-Zeit von Willi Kröhle,<br />
also von 1995 bis 1998, wurde er von Heiner Kratt als<br />
Narrenmodder begleitet, der bis 2004 im Amt blieb.<br />
Noch immer war Walter Back Narrenmodder. 1981 wurde<br />
Willi Kröhle Narrenvadder, damaliger Präsident der Narrizella<br />
Ratoldi.<br />
Nach dem Rücktritt von Heiner Kratt im Jahre 2004 wurde<br />
Peter „Jogi“ Jugert Narrenvadder. Diese „Ehe“ dauerte bis<br />
2017.<br />
Mal sehen, ob unsere eingangs schon beschriebenen<br />
amtierenden Narreneltern<br />
Sascha Hain und Thomas Bracht diese<br />
Amtsdauer auch erreichen – vielleicht auch<br />
übertrumpfen? Zu wünschen wäre es, denn<br />
sie üben ihre Ämter mit Freude und großem<br />
Engagement aus.<br />
Zum Schluss ein herzliches Dankeschön<br />
für Mithilfe bei der Bildrecherche und für<br />
Beschaffung von Informationen bei Ehrenzunftmeister<br />
Günter Schmid, Harald Guhl,<br />
Clemens Schäfl e, Gerda Gnann und Guido<br />
Flaig bedanken, sowie bei Andreas Kochlöffel<br />
für das Aufarbeiten der Bilder.<br />
Heinz-Peter „Hape” Lauinger<br />
Quellen:<br />
[1] Dr.W.Mezger, Narrenidee und Fastnachtsbrauch,<br />
Universitätsverlag Konstanz<br />
[2] Werner Mezger, Schwäbisch-alemannische<br />
Fastnacht, Theiss<br />
[3] Michael Fuchs, Radolfzeller Fastnacht<br />
Tonfiguren von Bruno Epple<br />
Narrevadder<br />
und<br />
Narremodder<br />
Si hocket i de Gutsche<br />
wie d Sunne und de Mond,<br />
wie herzig duet er rutsche,<br />
si blinzlet still und thront.<br />
So ringelwiiße Locke<br />
hot sunscht ko Modder me,<br />
kon Maa bliibt so brav hocke<br />
bi siner Lilofee.<br />
Wie dond se fürnehm winke<br />
und lächle alle zue:<br />
si rechts hii, er zur Linke,<br />
und gunnet sich ko Rueh.<br />
Er stolz und vaddeerselig<br />
rieft laut: Narri Narro!<br />
und kehlig und krageelig<br />
schreit d Modder au e so.<br />
I mag se gern verliide<br />
so puuderet und gschmickt,<br />
in Sammet und in Siide<br />
wo s blitzgeret un blinkt.<br />
Sie hocket i de Gutsche,<br />
wie d Sunne und de Mond,<br />
er duet e Guetsle lutsche,<br />
si luegt en aa und thront.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 27<br />
Sind das die<br />
Narreneltern<br />
der Zukunft?<br />
In den meisten Zünften wird die Narrenmutter<br />
traditionell von einem Mann dargestellt. In<br />
Meßkirch aber ist die Narrenmutter tatsächlich<br />
eine Frau und zwar jährlich wechselnd eine andere<br />
(siehe den Bericht über die Katzenzunft<br />
Meßkirch auf Seite 59).<br />
Sollte sich die Narrizella Ratoldi irgendwann<br />
doch einmal in die Richtung bewegen, schlagen<br />
wir hier zwei Anwärterinnen vor. Bereit<br />
dazu wären die Zabel-Schwestern Lena und<br />
Julika.<br />
Da wäre dann nicht nur die Narrenmutter eine<br />
Frau, sondern auch der Narrenvater.<br />
Eine gewaltige Entwicklung wäre das in jedem<br />
Fall.<br />
Sie sitzen zusammen mit viel Genuss<br />
in einem Aufzug, der gut im Schuss,<br />
sie fahren hoch, sie fahren runter<br />
und sind dabei hochnärrisch munter.<br />
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28<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Narr mit Herz 2023 –<br />
Verkauf läuft für <strong>2024</strong><br />
Im Jahr 2023 wurden knapp 1.000 „Narr mit Herz“-Bändel<br />
von vielen fl eißigen Helfern und den beiden Vorverkaufsstellen<br />
Kaufhaus Kratt und dem Swars verkauft. Dank<br />
der Spende der Firma OPTIMA pharma containment GmbH<br />
(ehemals Metall+Plastic) sowie unseres Oberbürgermeisters<br />
Simon Gröger konnten Spenden in Höhe von 3.100 Euro für die beiden<br />
Kindergärten „Waldorfkindergarten sieben Zwerge Radolfzell“ in<br />
der Hebelstraße und den neuen Kindergarten „Seepferdchen“ in Markelfi<br />
ngen gesammelt werden.<br />
Im Jahr <strong>2024</strong> gehen die Spenden an die städtischen Kindergärten<br />
„Büllerbü“ in Möggingen und die Entdeckerkiste in der Radolfzeller<br />
Nordstadt. Die Bändel werden ab sofort verkauft und sind erhältlich bei<br />
den beiden bekannten Verkaufsstellen und dem Narrebolizischt und<br />
den Gardisten.<br />
TONFIGUREN VON BRUNO EPPLE<br />
Nachdem es in Überlingen am Bodensee<br />
seit dem Jahr 2000 die<br />
Spenden-Aktion „Narr mit Herz“<br />
gab, brachte der damalige Narrebolizischt<br />
der Narrizella Ratoldi, Manfred<br />
Braun, diese Aktion 2010 nach<br />
Radolfzell, wo sie seitdem erfolgreich<br />
jährlich von der Garde weitergeführt<br />
wird.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 29<br />
Tradition mit langer Geschichte und historischen Häsern<br />
ie roten Uniformröcke, die schwarzen Tschakos<br />
und die weißen Hosen zieren die Gardisten an der<br />
Fasnet. Die donnernde Kanone, die Trommler<br />
samt der Fahne führen die Umzüge in Radolfzell<br />
an der Fasnet an. Die Aufmärsche der 1933 gegründeten<br />
rot-weißen Gruppe begeistern ebenfalls<br />
mit ihrer Kreativität beim Narrenspiegel die<br />
Radolfzeller Bevölkerung.<br />
Die Gardisten sind facettenreich und schlupfen nicht nur<br />
bei den Bühnenauftritten im Milchwerk in die verschiedenen<br />
Kostüme, sondern ebenfalls an der Fasnet. Die Garde stellt<br />
mitunter die meisten Einzelfi guren der Narrizella-Familie dar.<br />
<strong>Kappedeschle</strong>, Schnitzwiib, Schuelerbue und den Narrebolizischt<br />
mit seinem „Ross“ Roswitha. Diese Häser werden von<br />
den Gardisten bei den Narrentreffen und während der Zeller<br />
Fasnet getragen.<br />
Die beiden zentralen Fasnetfi guren, die bereits im 19. Jahrhundert<br />
bekannt waren, sind die Schnitzwiiber, die von<br />
den Schuelerbuebe begleitet werden. Die Verkleidung des<br />
Schnitzwiibs stellt die alte Tracht der Radolfzeller Bürgersfrau<br />
dar, mit schwarzer Radhaube, einem meist klein gemusterten<br />
Kattunkleid mit einfarbiger Schürze, um die Schultern ein<br />
großes buntes Türken- oder Wiener-Schaltuch.<br />
Schuelerbue beim Umzug, neben ihm ein Schnitzwiib.<br />
Hinter den Schnitzwiiber-Larven<br />
verbergen<br />
sich ausschließlich<br />
Männer – sprich Gardisten.<br />
Ihre Drahtgaze-Larven<br />
werden<br />
seit Jahren in mühevoller<br />
Handarbeit von<br />
Udo Biller angefertigt<br />
und bemalt. Als wichtiges<br />
Attribut trägt das<br />
Schnitzwiib einen<br />
Henkelkorb, der früher<br />
mit „Epfel, Birre,<br />
Nuss und eben getrockneten<br />
„Schnitz“<br />
(Apfelstückchen) gefüllt<br />
war, die heute<br />
meistens durch „Guetzele“<br />
und andere<br />
Süßigkeiten ersetzt<br />
werden.<br />
Die Schuelerbuebe<br />
tragen einen einfachen<br />
Anzug, ähnlich<br />
einem Overall aus<br />
Sackleinen mit karierten<br />
Farbstreifen, ein<br />
rotgemustertes Halstuch,<br />
dazu eine mit Schnitzwiib beim Auswerfen.<br />
zwei Quasten versehene<br />
geringelte Wollmütze und auf dem Rücken einen alten<br />
ledernen Schulranzen. Zu ihren närrischen Accessoires gehören<br />
„Saublooter“ und natürlich die „Klepperle“. Schnitzwiiber<br />
mit Schuelerbuebe spielen eine erzieherische Rolle in der<br />
Fasnet. Sie bringen den Kindern und den Jugendlichen am<br />
Schmutzige Dunschtig bei der Schülerbefreiung die Fasnetsund<br />
Klepperlesprüche bei und belohnen sie für das richtige<br />
Aufsagen mit „Schnitz“ oder „Guetzele“. Auch dadurch werden<br />
die Fasnachtsbräuche, insbesondere die Narrensprüche<br />
an die nächste Generation weitergegeben.
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Mi–Sa Sonntag ab 10.00 Ruhetag Uhr<br />
Sonntag Ruhetag<br />
Fasnetsunntig<br />
Fasnetsunntig geöffnet<br />
ab 10 Uhr geöffnet<br />
Der ZELLER Narr in der Fasnet neckt<br />
mit närrischen Sprüchen er die Zeller weckt<br />
ist er durstig – kommt er zu mir<br />
trinkt sein schönes Rothaus-Bier.
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Die beiden Bilder wurden mit KI erstellt. Sie wurden angefordert unter dem Titel<br />
„Narr auf dem Traktor‟. Nach 10 Sekunden standen die Bildvorschläge zur Verfügung.<br />
He, Josef,<br />
i fahr uf de Acker<br />
zum Schaffe.<br />
Wo fahrsch Du hi?<br />
Nach Berlin<br />
zum<br />
proteschtiere!<br />
„Mit der Kraft der Sonne“<br />
Narri Narro<br />
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34<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
FÜR KIDS<br />
SCHNITZEL JAGD<br />
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Idee und Ausführung:<br />
Jagd d‘Fasnet<br />
durch die Altstadt<br />
• Fasnetdienstag, 13.2.24<br />
• 17 Uhr | nach der Frevlerszene<br />
• Treffpunkt am Narrenbaum<br />
Schnitzeljagd für Kids<br />
mit den Hansele<br />
Wenn die Garde no de Baum bewacht,<br />
die Frevler denselben fällen wellen,<br />
dann flitzt de Narresome durch die Stadt,<br />
ganz einfach, weil er Spaß dran hat!<br />
Mit de Hansele erkundet se närrische Plätze,<br />
sozusagen der Narren wahre Schätze!<br />
Muedder, Vadder, d´ Kind und de Hund<br />
kummet ins Städtle aus wichtigem Grund:<br />
Die närrische Schnitzeljagd goht etz los,<br />
die Vorfreude isch bei allen groß!<br />
Zu g´winne gibt´s en tolle Preis,<br />
losset Euch überrasche, der isch wirklich heiß!<br />
Erklärung Frevlerszene<br />
Als im Jahr 1932 in der Nacht zum Fasnetdienstag<br />
von Baumfrevlern der Narrenbaum umgesägt wurde,<br />
nahmen Bino Linder und seine Narrenfreunde dies<br />
zum Anlass, im darauf folgendem Jahr zum Schutz<br />
des Narrenbaums eine Narrengarde zu gründen.<br />
Diese Truppe gelobte feierlich, immer am Fasnetdienstag<br />
eine Narrenbaumwache zu stellen, damit so<br />
etwas nie wieder vorkommen könne. Um an diesen<br />
ursprünglichen Sinn der Narrenbaumwache zu erinnern,<br />
rief Wolfgang Schoch am Fasnetdienstag 1993<br />
die Baumfrevlergruppe ins Leben. Diese setzte unter<br />
anderem das in Radolfzell schon seit den 50er-Jahren<br />
bekannte „Schnellen mit Karbatschen“ ein, um<br />
die Wache abzulenken und dann mit Holzsägen und<br />
Äxten symbolisch den Narrenbaum zu fällen.
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 35<br />
Anlieferungswahnsinn<br />
für das Schlachtfest-Bier!<br />
1. Peter Z. bestellt das Bier bei der Ruppaner Brauerei.<br />
2. Diese liefert das Bier zu Peter Z. an die Firma, weil im Zunfthaus<br />
keiner ist um diese Zeit.<br />
3. Peter A. und Christoph S. holen das Bier dort ab und fahren es ins Zunfthaus.<br />
4. Es wird festgestellt: das Anstichfass mit Zubehör fehlt, wird bei Ruppaner reklamiert.<br />
5. Die Lieferung desselben soll am nächsten Tag folgen. (Anlieferungsort Druckerei).<br />
6. Nächster Tag: Telefonat von Monika W. ein Ruppaner-Lastwagen steht bei Ihr<br />
vor dem Haus und will Bier anliefern (!???)<br />
7. Versuch eines klärenden Telefonats mit Carmen A. – (nicht erreicht)<br />
8. Versuch eines klärenden Telefonats mit Peter A. – (nicht erreicht)<br />
9. Versuch eines klärenden Telefonats mit Sascha H.<br />
Ergebnis: falscher Anlieferungsort – muss ins Zunfthaus (für‘s Schlachtfest) – ahhhh!<br />
10. Monika W. fährt mit ins Zunfthaus, um den Anlieferer reinzulassen.<br />
11. Unterdessen hat Carmen A. ihr den vom Vortag unvollständigen Lieferschein<br />
geschickt, um zu überprüfen, dass jetzt auch alles da ist.<br />
12. Moni W. ruft Carmen A. an und gibt ihr den Fahrer ans Ohr, um sicherzugehen,<br />
dass jetzt alles vorhanden ist (Anstichfass mit Zubehör).<br />
13. Carmen A. frägt den Fahrer alle Positionen des Lieferscheins ab. Fazit: alles da –<br />
außer der Schürze (!) Da diese nicht benötigt wird – alles OK.<br />
14. Peter A. fährt ins Zunfthaus, weil er der Sache nicht traut und stellt fest:<br />
Der Dichtring am Zapfhahn fehlt.<br />
15. Peter A. fährt zu Urban B. ins Geschäft, der zum Glück sowas besitzt<br />
und uns damit aushelfen kann.<br />
Fazit: So eine Bestellung macht schon gewaltig Durst und man freut sich dann doch<br />
auf die herrliche Schlachtplatte!<br />
Narrensicher<br />
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36<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Fantastisch führt Elsa Santinho-Reiser als „Zilli Zeller Göre“ durchs Programm.<br />
Klatschrhythmik<br />
Chiara Lüber, Lara Hoch, Manuela Hettich, Karin Vögele, Christine Götze.<br />
Frida Drallesnalle<br />
Elsa Santinho-Reiser sang den Eröffnungssong, begleitet von Ehemann Tommi Reiser.<br />
Jutta Graf.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 37<br />
Narrizella-Girls im Fasnet-Fieber<br />
Das war eine unglaublich starke Show unserer Girls am 11.11.2023<br />
Organisation: Lisa Tägtmeier, Sandra Hain, Lioba Drosdeck, Bea Karrenbauer, Sina Labella, Daniela Lüer, Xenia Martin, Carmen Aschinger<br />
Technik: TEDIGO GmbH Robert Grünwald, Lukas Kleemann, Markus Kleemann, Tommi Reiser – Regie: Lilith Steinhilber und Jule Uhl<br />
Alle Bilder: Andreas Kochlöffel<br />
Hund oder Mann?<br />
Pizzaservice<br />
Marlies Reining.<br />
Chiara Lüber, Elke Lüber.<br />
Die 70er<br />
Bailando Tanztraining<br />
Pretty Woman<br />
Sirenas<br />
Ines Ende, Luna Eisenberg, Marion Grünewald, Nicolin Janker, Christine Schünemann,<br />
Hanna Teklenborg.<br />
Klimakleber<br />
Lillith Steinhilber, Ann Class, Michèle Kleiber, Antje Sievert, Sandra Streicher.<br />
The greatest Showman<br />
Elements Möggingen<br />
Sina Gnauk, Antje Groll, Loretta Karrer.<br />
Statisten: Jutta Graf, Lara Hoch, Katja Nöken, Christina Martin.<br />
Sabrina Avagliano, Annabell Albert, Jennifer Bach, Julia Banzer, Selina Beck, Simona Ferro,<br />
Sarah Hermann, Tamara Kenyeres-Koch, Melanie Kindrat, Patricia Lang, Stefanie Lang,<br />
Katja Merz, Sarah Neumeir, Maria Schmädicke, Jasmin Syrwatka, Mirka Zimmermann.
38<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
ORIGINAL<br />
&<br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
FÄLSCHUNG<br />
WAS IST DENN DA PASSIERT?<br />
Die unglaubliche<br />
Verwandlung<br />
des Holzhauers<br />
Benni Bromma
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 39<br />
Hanjo und der Sepp<br />
Dies Zeichnung stammt aus der Feder von Helmut Schlichterle.<br />
Gezeichnet für die Narrenschelte 1969 von Bruno Epple mit dem Titel: „Was jammerst du mich, Erdenkügelein!‟
...immer<br />
närrisch!<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 41<br />
Hanjo und der Präsident
42 DE KAPPEDESCHLE 2023 NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Künstliche Intelligenz (KI)<br />
ChatJPT<br />
(1 - weiter auf Seite 47)<br />
Der neue digitale Münchhausen … ?<br />
„Künstliche Intelligenz (KI)“ ist eines der Schlagworte unserer Zeit. KI hat zum Ziel, das menschliche Denken nicht nur zu simulieren,<br />
sondern auch zu ergänzen. Inzwischen kommt die KI in der Wirtschaft vielfach zum Einsatz. Denn starke KI steht für eine KI, die Intelligenz<br />
auf menschlicher Ebene aufweist. Sie kann in jeder Situation genauso verstehen, denken und handeln wie ein Mensch. Sie kann<br />
selbstständig Aufgaben erkennen und defi nieren sowie Wissen in der entsprechenden Anwendungsdomäne eigenständig aufbauen und<br />
erweitern. De <strong>Kappedeschle</strong> hat das mal überprüft, um festzustellen, ob KI wirklich alles kann oder weiß.<br />
Frage 1 an ChatJPT<br />
Seit wann gibt es eine Fasnacht in Radolfzell?<br />
Antwort: Die Fasnacht in Radolfzell hat<br />
eine lange Tradition und wird seit über 100<br />
Jahren gefeiert. Genauer gesagt wurde<br />
sie im Jahr 1903 ins Leben gerufen. Das<br />
bedeutet, dass die Fasnacht in Radolfzell<br />
mittlerweile über ein Jahrhundert alt ist.<br />
Richtig oder falsch?<br />
Falsch! Die Fasnet in Radolfzell ist seit<br />
dem 17. Jahrhundert bekannt!<br />
Frage 2 an ChatJPT<br />
Wie lange gibt es die Narrizella Ratoldi in<br />
Radolfzell?<br />
Antwort: Die Narrenzunft Narrizella Ratoldi<br />
wurde im Jahr 1928 in Radolfzell gegründet.<br />
Das bedeutet, dass sie mittlerweile<br />
über 90 Jahre alt ist.<br />
Richtig oder falsch?<br />
Falsch! Die Narrizella wurde 1841 gegründet<br />
und ist inzwischen 183 Jahre alt!<br />
Frage 3 an ChatJPT<br />
Seit wann gibt es den Narrenspiegel in<br />
Radolfzell<br />
Antwort: Der Narrenspiegel in Radolfzell existiert<br />
seit dem Jahr 1975. Er wurde ins Leben<br />
gerufen, um die Tradition des Narrenspiels<br />
in der Region zu pfl egen und zu fördern.<br />
Richtig oder falsch?<br />
Falsch! Den Narrenspiegel gibt es seit<br />
1933 in Radolfzell.<br />
Seit 1969<br />
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43<br />
Mein erster Narrenspiegel<br />
als Narrenmusiker<br />
Bild: Andreas Kochlöffel<br />
An meiner ersten<br />
Teilnahme<br />
in der Narrenmusik<br />
habe ich die Radolfzeller<br />
im <strong>Kappedeschle</strong><br />
2020 ja bereits teilhaben<br />
lassen. Ein „erstes Mal“ in der Narrenmusik<br />
meint allerdings ganz viele erste<br />
Male.<br />
Drum möchte ich hier über mein erstes<br />
Mal beim Narrenspiegel als Narrenmusiker<br />
schreiben: Ich weiß noch, dass ich mich<br />
als neuer Musiker ganz brav bereit erklärt<br />
habe, bei allen vier Vorführungen des Narrenspiegels<br />
mitzuspielen. Erstens kostet<br />
es ja keinen Eintritt und zweites bekommt<br />
man ja vier Mal ein abwechslungsreiches<br />
Bühnenprogramm geboten, so dachte ich<br />
jedenfalls. Was ich als Neuer nicht wusste:<br />
Die Garde legt exakt vier Mal wortgetreu<br />
den gleichen Auftritt hin. Nach der dritten<br />
Narrenspiegelaufführung könnte man als<br />
Narrenmusiker quasi in allen Szenen alle<br />
Figuren ersetzen, da man die gesamten<br />
Dialoge mitsprechen<br />
kann.<br />
So war es zumindest<br />
bei mir, da ich als Neuer<br />
ja ganz brav alle Szenen<br />
mitverfolgte und man insbesondere<br />
am Schlagzeug eh immer im<br />
Tuschbereitschaftsmodus zu verharren hat.<br />
Irgendwann im Laufe der beiden Sonntagsauftritte<br />
bemerkte ich, dass nicht alle meine<br />
Musikerkollegen den Narrenspiegel mit<br />
dem ihm gebührenden Aufmerksamkeitsgrad<br />
verfolgen. Was macht unser zweiter<br />
Boss beispielsweise am Handy? Sucht er<br />
nach den richtigen Noten? Whatsappt er<br />
gar mit seiner Frau? Shopt er online? Oder<br />
drosselt er vielleicht sogar die Heizung zu<br />
Hause? Wie sich all diese Aufgaben während<br />
einer Narrenspiegelaufführung gleichzeitig<br />
erledigen lassen, erschloss sich mir<br />
als neuer Narrenmusiker erst ganz allmählich.<br />
Denn ich war erst kurz vor dem Narrenspiegel<br />
2020 in die smarte Welt der Phones<br />
eingetaucht.<br />
Heute, vier Jahre später, besitzen viele meiner<br />
Musikerkollegen sogar Tablets, damit<br />
sie ‚angeblich‘ schneller die richtigen Noten<br />
parat haben. Und man kann ja auch bei<br />
Dunkelheit wegen des hellen Screens noch<br />
seine Noten sehen. Natürlich ist klar, alles<br />
nur wegen der Noten! (Augenzwinkern)<br />
Ich freue mich schon auf den kommenden<br />
Narrenspiegel, schön, dass wieder ein Programm<br />
geboten ist. Wahrscheinlich werde<br />
ich weder Tablet noch Handy zu den Aufführungen<br />
mitnehmen.<br />
Langeweile wird es deshalb aber nicht geben,<br />
ich versuche weiterhin die Pointen der<br />
Gardeschauspieler zu verfolgen … und vielleicht<br />
verirrt sich ja die ein oder andere nette<br />
Servierwagenschieberin mit ihrem Gefährt<br />
bis an den hinteren Rand der Musikerbühne,<br />
dort sitzen wir Schlagzeuger (nochmals<br />
Augenzwinkern).<br />
Narri Narro, Andi Sommer
44<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
BRÄUTELN IN SIGMARINGEN<br />
NAUF AUF D’ STANG!<br />
Hier musste Zunftmeister Philippe Sutter auf die Bräutel-Stange. In modernen Zeiten dürfen auch einmal Frauen auf die Bräutel-Stange. Bilder: Michael Bantle<br />
Höhepunkt der „Semmerenger Fasnet“ ist das Historische<br />
Bräuteln am Fasnetsdienstagmorgen. Hierbei werden die<br />
Hochzeiter des vergangenen Jahres - wohlgemerkt nur die<br />
Männer - auf einer gepolsterten Stange um den Marktbrunnen<br />
getragen. Dabei werfen sie zur Freude vor allem der Kinder<br />
aus einem großen Korb Brezeln, Orangen, Süßigkeiten, Wurst<br />
und Wecken unter das zu Hunderten erschienene närrische Volk.<br />
Letzteres bekommt auf diese Weise Anteil am Eheglück des Brautpaars<br />
und zeigt dies, indem es zum Klang der Musik von Stadtkapelle,<br />
Spielmanns- und Fanfarenzug närrisch um den Marktbrunnen<br />
„juckt“ - so will es der Brauch. Wenn also andernorts die Narren am<br />
Fasnetsdienstag bereits erste Bräuteln Ermüdungserscheinungen<br />
zeigen, geht es in Sigmaringen noch einmal richtig los.<br />
Nach alter Überlieferung ist das Bräuteln nach dem Dreißigjährigen<br />
Krieg entstanden. Die Bevölkerung habe, von Not geplagt, die<br />
Lust selbst am Heiraten verloren. Als sich schließlich doch einer<br />
der jungen Burschen traute, hätten ihm seine Kameraden versprochen,<br />
dass sie ihn an der Fasnet auf einer Stange und unter Trommeln<br />
und Pfeifen um den Marktbrunnen tragen. Tatsächlich geht<br />
der Brauch aber wohl auf ältere Vorbilder zurück, die in Sigmaringen<br />
schon Ende des 16. Jahrhunderts erwähnt werden. Im Februar<br />
1672 verbietet Fürst Meinrad II. von Hohenzollern-Sigmaringen den<br />
groben Brauch, Gesellen in den Stadtbrunnen oder sogar in die Donau<br />
zu werfen. Möglicherweise bildet dieses Verbot den Übergang<br />
zur heutigen Form. Die Sigmaringer jedenfalls feierten 1872 eine<br />
200-Jahrfeier ihres Bräutelns.<br />
275 Jahre Historisches Bräuteln wurden – die Semmerenger Fasnet<br />
hat wohl eine eigene Zeitrechnung – erst im Jahre 1998 gefeiert,<br />
und dabei nahm man ein anderes Datum zum Anlass: denn in<br />
seiner jetzigen Form lässt sich das Bräuteln mit Sicherheit seit dem<br />
Jahre 1723 belegen. Im Fürstlich-Hohenzollerischen Archiv in Sigmaringen<br />
existiert in den Beilagen zur Renteirechnung Sigmaringen<br />
aus dem Jahre 1722/23 eine Ausgabennotiz mit dem Wortlaut: „9.<br />
Februar 1723, zufolge gnädigsten Befehl denen jungen Gesellen<br />
allhier vor die gewöhnliche Aus Kaufung des Bronnen Tragens, 4<br />
Gulden, 10 Kreutzer.“ Der damalige Fürst Josef von Hohenzollern-<br />
Sigmaringen hatte sich am 20. April 1722 mit Franziska Ludowika<br />
Gräfi n von Oettingen-Spielberg vermählt und kaufte sich an der darauffolgenden<br />
Fasnet vom Bräuteln frei.<br />
Anders als besagter Fürst Josef 1723 haben sich einige seiner<br />
Nachfolger und unzählige bürgerliche Ehemänner nicht gescheut,<br />
den köstlichen Brauch zu pfl egen.<br />
Wobei das Recht sich bräuteln zu lassen nicht etwa nur den Neuvermählten<br />
zusteht: grüne, silberne, goldene und hin und wieder<br />
sogar diamantene Hochzeiter wagen den Ritt auf der Stange. Dass<br />
ab und zu auch ein Zugezogener dabei ist, der auswärts im Hafen<br />
der Ehe gelandet ist, tut der Sache keinen Abbruch.<br />
Ansonsten huldigt man in Sigmaringen der reinen Lehre: Kein Unverheirateter<br />
darf jemals auf der Stange sitzen, und sei er noch so<br />
prominent.<br />
Gebräutelt wird übrigens im ganzen Sigmaringer Raum, zum Beispiel<br />
in Laiz und Inzigkofen, in Schmeien und Jungnau, Sigmaringendorf<br />
und Scheer. Dass jede dieser Gemeinden natürlich den Anspruch<br />
erhebt, hier sei das Bräuteln „erfunden“ worden und diese<br />
Erfi ndung mit einer entsprechenden Sage belegt, versteht sich.<br />
Abklatsch in Haigerloch?<br />
Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, dass auch im entfernteren<br />
Haigerloch gebräutelt wird. Denn dorthin hat eben jener Fürst<br />
Josef (1702-1769), der sich 1723 in Sigmaringen freigekauft hat,<br />
wegen Streitigkeiten mit der Stadt und der österreichischen Regierung<br />
als deren Landesherr den Sigmaringer fürstlichen Hof verlegt.<br />
Ob da Zusammenhänge bestehen? Doch das ist eine andere Geschichte.<br />
Auftakt zum Historischen Bräuteln in Sigmaringen ist die Übergabe<br />
der Bräutlingsstange an die Bräutlingsgesellen am Fasnetssonntag<br />
auf dem Marktplatz. Damit übernehmen die Narren die Macht in der<br />
Stadt und der Bürgermeister wird abgesetzt. Zum gefl ügelten Wort<br />
für alle närrischen „Semmerenger“ wurde der erste Satz der feierlichen<br />
Weisung an die Bräutlingsgesellen, die Jahr für Jahr ergeht:<br />
„Jetzt ischt d’Fasnet wieder komma<br />
Voller Luscht und Narretei<br />
D'Stang und d'Fahne han mr gnomma<br />
Wia dös Brauch von alters sei!<br />
Wia vor viela hundert Johra<br />
Wo der Brauch entstande ischt<br />
G'schiehts au heut, wo's Fasnet wora<br />
Daß der Brauch jo it verlischt!‟<br />
Nach diesen Worten beginnen die Bräutlingsgesellen mit dem Laden<br />
der Bräutlinge im ganzen Stadtgebiet. Die Bräutlingsgesellen<br />
selber müssen ledig sein, um die 20 Jahre alt und ihrer ehrenvollen
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 45<br />
Einer der ältesten Fasnachtsbräuche in Haigerloch ist das seit 1860 nachgewiesene Bräuteln.<br />
Aufgabe würdig. Früher besorgte das Bräuteln der Jahrgang, der<br />
jeweils zum Militär eingezogen wurde, heute sind die Bräutlingsgesellen<br />
eine der Traditionsgruppen der Narrenzunft Vetter Guser.<br />
Deren Entstehung ist wiederum ohne das Historische Bräuteln nicht<br />
denkbar. Trotz glanzvoller Umzüge befand sich die Semmerenger<br />
Fasnet in den Jahren vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs in einer<br />
tiefen Krise. So setzte sich bei den Sigmaringer Narren nach und<br />
nach die Überzeugung durch, dass das althergebrachte Brauchtum<br />
nur durch einen speziellen Verein bewahrt werden könne. Und zu<br />
genau diesem Zweck wurde am 4. Dezember 1912 die Fastnachtsgesellschaft<br />
„Vetter Guser“ gegründet. Vereinszweck ist bis heute<br />
„die Pfl ege des heimischen Brauchtums, vor allem die Fortführung<br />
der traditionellen 'Semmerenger Fasnet' mit dem historischen Bräuteln“<br />
– so steht es in der Satzung. Satzung hin, Satzung her, für<br />
einen echten „Semmerenger“ ist es schlichtweg Ehrensache, sich<br />
anläßlich von Hochzeit oder Ehejubiläum bräuteln zu lassen.<br />
Fremde werden zu Einheimischen<br />
2023 © Narrenzunft Haigerloch e.V.<br />
Manche meinen sogar, erst dann könne man von einem echten<br />
„Semmerenger“ sprechen, wenn er einmal auf der Bräutlingsstange<br />
gesessen habe, was wiederum den nicht in Sigmaringen geborenen<br />
„Semmerengern“ eine echte Chance gibt, solche zu werden.<br />
Die holden Weiblichkeiten sind übrigens keineswegs abgeschrieben,<br />
zumal ohne sie besagte Ehrensache ja gar nicht zustande<br />
käme: Sie sind beim Historischen Bräuteln Gäste auf dem Balkon<br />
des Rathauses und können so den tapferen Rittern der Stange bewundernde<br />
Blicke zuwerfen und sie anfeuern.<br />
Der dabei verwendete Schlachtruf ist 1949 aufgekommen, trifft den<br />
Nagel auf den Kopf und heißt – wie könnte es anders sein – „Nauf<br />
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Hermann Brodmann, veröffentlicht in „Narri-Narro“ 2/2002<br />
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Wir haben versucht, unter dem Stichwort: „Toll in Radolfzell am Bodensee, Fasnet ist zur Stell, mit Narrizella und Froschen, Narri Narro“<br />
von KI ChatJPT eine Büttenrede entwerfen zu lassen. Nach 15 Sekunden war das Ergebnis da.<br />
Das ist das Original-Ergebnis von ChatJPT<br />
Liebe Narren und Närrinnen, hört her, hört her,<br />
In Radolfzell am Bodensee, da ist die Fasnet wieder sehr nah.<br />
Mit Narrizella und den Froschen, wird gefeiert und gelacht,<br />
Narri Narro, so wird die Stimmung gemacht.<br />
Die Straßen sind geschmückt, bunt und fröhlich,<br />
Die Menschen in Kostümen, alle sind sie selig.<br />
Es wird getanzt, gesungen und geschunkelt,<br />
Die Fasnet hat uns alle fest im Griff, das ist gewunken.<br />
Narrizella, die schöne Prinzessin der Narren,<br />
Mit ihrem Charme und Witz, kann sie alle verklarren.<br />
Sie führt den Umzug an, mit stolzem Schritt,<br />
Und alle folgen ihr, voller Freude und mit viel Schritt.<br />
Die Froschen hüpfen fröhlich durch die Gassen,<br />
Mit ihren Masken und Kostümen, sie sind nicht zu fassen.<br />
Sie quaken und lachen, verbreiten Frohsinn und Glück,<br />
Die Fasnet in Radolfzell, das ist ein wahres Stück.<br />
Narri Narro, rufen wir laut und klar,<br />
Die Fasnet ist da, das ist wunderbar.<br />
Lasst uns feiern und tanzen, bis in die Nacht hinein,<br />
In Radolfzell am Bodensee, da sind wir alle vereint.<br />
Also lasst uns gemeinsam die Fasnet genießen,<br />
Mit Narrizella und den Froschen, werden wir sie begrüßen.<br />
Toll in Radolfzell am Bodensee, die Fasnet ist zur Stell,<br />
Narri Narro, ihr Narren, feiert fröhlich und schnell!<br />
Das ist die überarbeitete Version<br />
Liebe Narren und Närrinnen, höret her, schauet na,<br />
In Radolfzell am Bodensee, isch d Fasnet wieder da.<br />
Mit Narrizella und den Froschen, wird gefeiert und gelacht,<br />
Narri Narro, so wird die Stimmung gemacht.<br />
Die Straßen sind geschmückt, de Hemdglonker mehlig,<br />
Die Menschen in Kostümen, alle sind sie selig.<br />
Es wird geschunkelt, gesungen und getanzt,<br />
und närrisch froh durch die Gassen getanzt.<br />
Narrizella, die schöne Prinzessin der Narren,<br />
Mit ihrem Charme und Witz, vor dem alle verharren.<br />
Sie führt den Umzug an, mit stolzem Schritt,<br />
Und alle folgen ihr, machen freudvoll mit.<br />
Die Froschen hüpfen fröhlich durch die Gassen,<br />
Mit ihren Masken und Kostümen, sie sind nicht zu fassen.<br />
Sie quaken und lachen, verbreiten Frohsinn und Glück,<br />
Die Fasnet in Radolfzell, das ist ein tolles Stück.<br />
Narri Narro, rufen wir laut und klar,<br />
Die Fasnet ist da, das ist wunderbar.<br />
Lasst uns feiern und tanzen, bis in die Nacht hinein,<br />
In Radolfzell, mit einem Gläschen Wein .<br />
Also lasst uns gemeinsam die Fasnet genießen,<br />
Mit Narrizella und den Froschen, werden wir sie begrüßen.<br />
Toll in Radolfzell am Bodensee, die Fasnet ist zur Stell,<br />
Narri Narro, ihr Narren, feiert fröhlich und schnell!<br />
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wie jedes Jahr lustig und froh<br />
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48<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Im Hals do kratzt‘s vu soviel singe –<br />
mit so re Stimm kann kei Lied mehr klinge.<br />
En Muskelkater vu soviel tanze –<br />
vu de Kiechle schmerzt de Ranze.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 49<br />
Frühschoppen der Narrizella<br />
Wieder einmal eine sehr gelungene Veranstaltung<br />
Die Büttenfamilie vom Männerfrühschoppen am 6. Januar <strong>2024</strong> im Gymnasium Radolfzell. Von links: Narrizella-Präsident Martin Schäuble,<br />
Christoph Zeiser, Tobias Baur, Marcus Nabholz (Elefanten Konstanz), CDU-Landtagsabgeordneter Guido Wolf, Josch Frengele, Ehrenpräsident<br />
Lothar Rapp, Felix Bromma und Frühschoppen-Moderator Benni Bromma.<br />
Alle Bilder: Andreas Kochlöffel<br />
Felix Bromma – Wo sind die<br />
Gaststätten in der Stadt?<br />
Tobias Baur – Achrung, der Präsident<br />
küsst …<br />
Marcus Nabholz – Singen ist<br />
kein Mittelzentrum<br />
Guido Wolf – Von Schwaben<br />
und Badenern<br />
Christoph Zeiser – Andere sollet<br />
au mol ebbes schwätze<br />
Lothar Rapp – Künstliche Intelligenz?<br />
KI? Ka i nint defi r …<br />
Josch Frengele – I bins, de<br />
Amann Karle …<br />
Benni Bromma – Moderation<br />
wie immer: Klasse
50<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
MIT MUSIK UND VIEL SPASS GAB ES WIEDER EIN<br />
Abschlusskleppern<br />
der Erwachsenen<br />
IM TURNERHEIM<br />
Gemeinsam haben wir gekleppert was das Holz hält.<br />
Musikalisch wurden wir begleitet von<br />
Pauli Franz und Michael Schmidtpeter.<br />
Zwischendurch haben wir uns zünftig gestärkt mit<br />
Wurstsalat, Schnitzel und russischen Eiern.<br />
Manuela Balbach hat uns hier mit einem schönen<br />
Gedicht aufgemuntert, das uns allen aus den Herzen<br />
gesprochen hat – endlich isch Corona vorbei …<br />
Fabian Dieterle hat uns einen<br />
humorvollen Text aus einem alten<br />
<strong>Kappedeschle</strong> vorgetragen über<br />
das Ebbes … was isch ebbes?<br />
Willsch Du ebbes … ?<br />
Den Abschluss mit sehr vielen Lachern brachte Jutta Graf<br />
als „Friede von Schweden”. Mit gekonntem Akzent<br />
hat sie die Lebensgeschichte eines schwedischen<br />
Mädchens vorgetragen.<br />
Rundherum war es ein schöner und närrischer Abend.<br />
Völlig überrascht waren wir von Gerold Felgenhauer mit seinen ersten,<br />
selbst hergestellten Klepperle.<br />
NARRI NARRO<br />
SABINE, NICOLE UND FABIAN
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 51<br />
Narri Narro – was bin i froh !<br />
Vorbei isch etz die Pandemie,<br />
ko Wunder endet die uf i-i-ih!<br />
Zwei Johr – was für ä Ewigkeit,<br />
doch endlich isch es etz soweit.<br />
I ka es wirklich no it fasse,<br />
mir könnet’s wieder krache lasse.<br />
Obwohl – scho wird mir angscht und bang,<br />
isch do it wieder was im Gang?!<br />
S‘ Narrefi eber i Radolfzell,<br />
vobreitet sich grad rasend schnell.<br />
Und kum, da es im Umlauf isch,<br />
du numme rät bei Sinne bisch.<br />
Glaub bloß it, des ka mi erschrecke,<br />
vo dem loss i mi gern astecke.<br />
Denn – nu mol erlich, wa isch scho debei,<br />
wenn’d mol so richtig Narr kasch sei ?!<br />
Vogesse mol de Alltagsfruscht,<br />
und greele kasch nach Herzensluscht.<br />
Und während des Fieber so ummekusiert,<br />
sind längscht au Enge und Wahlwies infiziert.<br />
Jo sell könet do glaube, sogar in Stocke<br />
bliebt etz bestimmt au konner me hocke.<br />
Jo Leut – lond eu etz bloß it lumpe,<br />
und dond ganz wild umherre gumpe.<br />
Bisch’d erschtmol außer Rand und Band,<br />
nimm diene Klepperle i’d Hand.<br />
Bim Radolfzeller Narremarsch<br />
Du ganz bestimmt it ruhig sei kasch.<br />
Drum lommers etz au nu so schäppere,<br />
und dond ganz wild umherre kleppere.<br />
I will au konne Sprüch‘ me mache,<br />
und denk – mir lond’s etz einfach krache!<br />
Narri Narro – was bin i froh<br />
Manuela Balbach
52<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Die VSAN feiert 100 Jahre Bestehen<br />
Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte wurde 1924 gegründet – Narrizella seit 1927 dabei<br />
Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer<br />
Narrenzünfte<br />
wurde am 16.<br />
November 1924 als erster<br />
Dachverband der Schwäbisch-Alemannischen<br />
Fastnacht<br />
in Villingen gegründet.<br />
Gründungsmitglieder<br />
waren 13 Narrenzünfte und<br />
-vereine aus Bräunlingen,<br />
Donaueschingen, Elzach,<br />
Haslach, Hüfi ngen, Laufenburg,<br />
Oberndorf, Offenburg<br />
(Althistorische Narrenzunft Offenburg),<br />
Rottweil, Schramberg, Stockach, Villingen<br />
und Waldshut. Die Gründung erfolgte zunächst<br />
unter dem Arbeitstitel Gauverband<br />
badischer und württembergischer Narrenzünfte;<br />
der Name Vereinigung Schwäbisch-<br />
Alemannischer Narrenzünfte wurde erst auf<br />
der Hauptversammlung am 30. November<br />
1930 in Oberndorf beschlossen. Erster<br />
Präsident der Vereinigung war Benjamin<br />
Grüninger aus Villingen, der bereits 1927<br />
verstarb. Sein Nachfolger wurde Albert Fischer,<br />
der ebenfalls Mitglied der Narrozunft<br />
Villingen war.<br />
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />
in Deutschland 1933 hatte auch Folgen für<br />
die Vereinigung. Ab 1934 nannte sich der<br />
Präsident Führer; die Vereinigung trat der<br />
Reichskulturkammer der NSDAP bei. 1937<br />
fand ein von den Nationalsozialisten organisierter<br />
Karnevalskongress in München statt,<br />
an dem auch Albert Fischer als Vorsitzender<br />
der Vereinigung teilnahm. Die Vereinigung<br />
wurde im Nachhinein in den neu gegründeten<br />
Bund Deutscher Karneval aufgenommen.<br />
Im selben Jahr wurde innerhalb der<br />
Vereinigung eine Erhebung<br />
durchgeführt, für welche<br />
Mitgliedszünfte in ihrem Ort<br />
eine historisch gewachsene<br />
Fasnet bestand. Etliche<br />
Zünfte wurden dabei in die<br />
Kategorie der nicht historischen<br />
Zünfte eingeordnet.<br />
Die darunter fallenden<br />
Zünfte aus Freiburg und<br />
aus Breisach traten deshalb<br />
aus der Vereinigung<br />
aus und gründeten den Verband<br />
Oberrheinischer Narrenzünfte (VON).<br />
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs<br />
wurde die Tätigkeit der Vereinigung und<br />
ihrer Mitgliedszünfte weitgehend eingestellt.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ab<br />
1946 mit Genehmigung der Militärverwaltungen<br />
in der französischen Besatzungszone<br />
einzelne Narrenzünfte wieder gegründet.<br />
Am 13. Oktober 1946 wurde die Wiedergründung<br />
der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer<br />
Narrenzünfte auf einer Versammlung<br />
in Villingen beschlossen. Albert<br />
Fischer wurde wiederum zum ersten Vorstand<br />
gewählt. Am 24. April 1949 erhielt die<br />
Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer<br />
Narrenzünfte die endgültige Zulassung<br />
durch die französische Militärregierung.<br />
Das erste Narrentreffen fand 1950 in Radolfzell<br />
statt. 1952 wurde der Villinger Kreisrat<br />
Weibert Zehnder neuer Präsident.<br />
Die fünfziger Jahre waren durch Auseinandersetzungen<br />
innerhalb der Vereinigung<br />
um die Wahrung der Fastnachtstraditionen<br />
gekennzeichnet. 1953 kam es deshalb zum<br />
Austritt der traditionsbewussten Narrenzünfte<br />
aus Elzach, Rottweil und Überlingen.<br />
Ihnen folgten 1955 die Historische Narrozunft<br />
Villingen e. V. und 1958 die Narrenzunft<br />
Oberndorf.<br />
Nachfolger von Weibert Zehnder wurde<br />
nach 1960 Hans Ströhle aus Markdorf.<br />
Elzach, Rottweil, Oberndorf und Überlingen<br />
bilden seit 1963 einen losen Viererbund<br />
ohne jegliche Satzung. Das sehr restriktive<br />
Aufnahmeverfahren der Vereinigung<br />
Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte<br />
führte auch zur Gründung zahlreicher weiterer<br />
Narrenvereinigungen innerhalb der<br />
Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht mit<br />
weniger strengen Regelungen zum Brauchtum<br />
und zur Aufnahme neuer Zünfte. Beispiele<br />
sind die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee<br />
(NVHB, gegründet 1959),<br />
Vereinigung Hochrheinischer Narrenzünfte<br />
(VHN, gegründet 1964) und der Alemannische<br />
Narrenring (ANR, gegründet 1969).<br />
Von 1977 bis 1989 waren Karl Dilger aus<br />
Donaueschingen und von 1989 bis 1995<br />
Horst Bäckert aus Lindau Präsidenten der<br />
Vereinigung. 1996 wurde Roland Wehrle<br />
aus Furtwangen neuer Präsident.<br />
Im Juli 2012 wurde mit der Narrenzunft<br />
Schnabelgiere Meersburg erstmals eine<br />
Narrenzunft aus der Vereinigung ausgeschlossen.<br />
Entsprechend einem Beschluss<br />
von 1988 lässt die Vereinigung keine neuen<br />
Hexengruppen mehr für die Narrenzünfte<br />
zu. Die Meersburger Narrenzunft hatte<br />
aber 1995 einen Antrag auf Zulassung einer<br />
Burghexen-Gruppe gestellt. Seither konnte<br />
zwischen der Narrenzunft und der Vereinigung<br />
keine Einigung über die Burghexen<br />
erzielt werden.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 53<br />
Närrische Nachbarschaft – VSAN Landschaft Hegau<br />
Poppele-Zunft Singen 1860 e. V.<br />
Stephan Glunk, Zunftmeister der Poppele-Zunft Singen<br />
Die Singener fasnächtliche Überlieferung<br />
reicht etwa bis in die 1820er<br />
Jahre zurück. An überliefertem<br />
Brauchtum haben wir zunächst die Fasnetszeiten,<br />
nämlich den Schmutzige Dunschdig<br />
(schmutzig = fett; Fasnetsküchle) sowie den<br />
Fasnets-Sunndig, -Mändig und -Zieschdig.<br />
Am Schmutzige Dunschdig, dem wichtigsten<br />
Tag der Fasnet, wurde der Narrenbaum<br />
gefällt, eingeholt und seit der Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts auf dem Hohgarten gesetzt;<br />
Sämann, Egge und Pfl ug gingen als Vorboten<br />
des kommenden Frühlings im Umzug<br />
mit. Einfache Fasnetsspiele seit der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch große<br />
theaterähnliche Auf- und Umzüge und närrische<br />
Jahrmärkte fanden am Fasnets-Sunndig<br />
statt. Am Abend des Fasnets-Zieschdig<br />
wurde ein Strohmann – Sinnbild des überwundenen<br />
Winters und böser Dämonen –<br />
auf dem Hohgarten verbrannt. Die Fasnet<br />
war überwiegend eine Straßenfasnet.<br />
Das Foto zeigt unsere Traditionsfiguren: v. l. Narrebolizei Rudi Grundmüller, Narremodder Ekke Halmer, Narrevadder Peter<br />
Kaufmann, Eierwieb Uwe Seeberger, Poppele Timo Heckel.<br />
Bild: Poppele-Zunft<br />
Die Anfänge der Poppele-Zunft gehen zurück<br />
ins Jahr 1860, als in einer Fasnetanzeige<br />
eine Narrengesellschaft Singen an<br />
die Öffentlichkeit tritt, die sich 1885 dann<br />
Poppele-Verein nennt. Mit der Aufnahme in<br />
die Vereinigung schwäbisch-alemannischer<br />
Narrenzünfte im Jahre 1933 nennt sich der<br />
Verein dann Narrenzunft Poppele 1860 e.V.<br />
Die Poppele-Zunft ist heute ein Verein mit<br />
über 1000 Mitgliedern. Leitfi gur der Zunft<br />
und Schirmherr der Singener Fasnet ist der<br />
Poppele, jene Gestalt, die an den historisch<br />
belegbaren Popolius Mayer von der Burg<br />
Hohenkrähen erinnert, der im 15. Jahrhundert<br />
ein Schalk und Tunichtgut gewesen<br />
sein muss, so dass er in der Sage weiterlebte.<br />
Die Figur des Poppele wurde bis 1933<br />
nur gelegentlich dargestellt; seit den Poppele-Spielen<br />
des Hofpoeten der Poppele-<br />
Zunft Dr. Ernst Dycke in jenem Jahr gehört<br />
die Poppele-Figur zur Fasnet dazu. Dem<br />
Poppele gesellt sich das Eierwieb zu, dem<br />
der Poppele nach der Sage einen Streich<br />
spielte, als er die mit einem Korb voller Eier<br />
auf dem Weg zum Markt sich befi ndende<br />
Frau als Felsblock getarnt beim Ausruhen<br />
störte, so dass die Eier aus dem Korb den<br />
Berg hinunterrollten, ohne allerdings dabei<br />
kaputt zu gehen. Das Eierwieb, das von einem<br />
Mann dargestellt wird, tauchte vor dem<br />
ersten Weltkrieg nur ab und zu auf; auch es<br />
gehört seit 1933 zum festen Inventar der<br />
Narrenfi guren.<br />
Der Narrenbolizei gehört wie die Narreneltern<br />
zu den ältesten Singener Fasnetsfi<br />
guren. Er trägt stets die Schelle mit sich,<br />
die an die Dorfschelle der vergangenen<br />
Jahrhunderte erinnert, als Nachrichten im<br />
Dorf durch Ausrufen verbreitet wurden. Die<br />
Narreneltern sind in Singen schon seit dem<br />
beginnenden 19. Jahrhundert nachweisbar.<br />
Die Narrenmutter wird dabei stets von<br />
einem Mann dargestellt. Zu den Aufgaben<br />
der Narreneltern gehört natürlich, daß sie<br />
für den Narrensamen verantwortlich sind,<br />
der den Fortbestand der Fasnet garantiert.<br />
Die Hoorigen Bären 1950 beim Narrentreffen in Radolfzell.<br />
Bild: Poppele-Zunft<br />
Der Hoorige Bär ist im 19. Jahrhundert belegt,<br />
ist aber gegen Ende des Jahrhunderts<br />
vermutlich wegen der zunehmenden Verstädterung<br />
wieder aus der Öffentlichkeit<br />
verschwunden. Nach intensiven Studien<br />
wurde er 1949 wieder ins Leben gerufen.<br />
Das Häs besteht aus Erbsenstroh, das auf<br />
Bänder aufgenäht wird, die dann auf einen<br />
zweiteiligen Maleranzug genäht werden.
54<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Die Schemen wurden bis 1955 von Fritz<br />
Moser (Villingen) geschnitzt, seit dort von<br />
Hans Jehle (Sulz a. N.). Der Hoorige Bär<br />
führt einen knorrigen Stock mit sich und<br />
kann mit diesem und der grimmig dreinblickenden<br />
Scheme sicherlich als eine Verkörperung<br />
des Winters gesehen werden. Jedes<br />
Jahr werden Häser für dreizehn männliche<br />
Hästräger angefertigt. Seit der Fasnet 2016<br />
werden auch für Kinder Hoorige-Bären-Häser<br />
angefertigt.<br />
Die Gruppe der Hoorigen Bären besteht aus<br />
14 Männern.Auch das Blätzlihansel ist im<br />
19. Jahrhundert belegt und wurde zusammen<br />
mit dem Hoorigen Bär 1949 wiederbelebt.<br />
Das Häs besteht aus Hose mit Kittel<br />
mit in gleicher Form gestanzten Blätzle mit<br />
genau festgelegten und in einer bestimmten<br />
Reihenfolge angeordneten Farbtönen<br />
(gelb, rot, grün, blau, braun). Dazu gehören<br />
ein Schweif mit Fuchsschwanz und eine<br />
schwarze Stoffmaske mit rot eingefassten<br />
Rändern bzw. Öffnungen. Ungefähr dreihundert<br />
kleine Schellen und die „Suubloodere“<br />
(eine aufgeblasene Schweinsblase)<br />
verleihen dem Blätzlihansel einen fröhlichen<br />
Charakter bzw. setzen es in die Lage, als<br />
Verkörperung des Frühlings die Hoorigen<br />
Bären beim Umzug vor sich herzutreiben.<br />
In der Poppele-Zunft gibt es ca. 120 Blätzlihansel,<br />
wobei alle Hästräger männlich sind.<br />
Der Hoorige Bär und das Hansele hatten<br />
ihren ersten Auftritt nach dem 2. Weltkrieg<br />
beim Narrentreffen in Radolfzell an der Fasnet<br />
1950.<br />
Die weiblichen Mitglieder der Zunft sind die<br />
Rebwieber, die an jene Frauen erinnern,<br />
die früher in den Rebbergen am Hohentwiel<br />
bei der Weinlese tätig waren. Diese<br />
Gruppe trat erstmals 1936 in Erscheinung.<br />
Mit dem Schellenhansel, einem Häs für die<br />
weiblichen Zunftmitglieder, wurde zur Fas-<br />
Ihre Partner für<br />
finanzielle Sicherheit.<br />
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und angenehm.<br />
In der Bildmitte „Hofpoet“ der Poppele-Zunft Wilhelm Denzel.<br />
net 2002 eine Figur wiederbelebt, die es<br />
vor dem Zweiten Weltkrieg in Singen gab,<br />
die nach dem Krieg aber vollständig verschwunden<br />
war. Die Zunftgesellen sind die<br />
Männer, die sich um das Fällen und das<br />
Aufstellen des Narrenbaums kümmern. Sie<br />
tragen blaue Kutten, die an Fuhrmannskittel<br />
erinnern, und eine rote Kappe.<br />
Der Fellbär mit Treiber ist wohl ein Überbleibsel<br />
eines Fasnetsspiels, und zwar<br />
wahrscheinlich des Jahrmarktes von 1894.<br />
Es gibt hier keinen Bezug zum St. Galler<br />
Bär, der 1899 ins Singener Stadtwappen<br />
aufgenommen wurde, weil Singen erstmals<br />
in einer St. Galler Urkunde erwähnt ist.<br />
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Bild: Poppele-Zunft<br />
Organisiert wird die Fasnet vom ungefähr<br />
dreißigköpfi gen Narrenrat, dem Zunftmeister,<br />
Zunftkanzler und Säckelmeister vorstehen.<br />
Seit 1955 hat die Poppele-Zunft ihren eigenen<br />
Fanfarenzug.<br />
Die Zunftbeize der Poppele-Zunft war jahrzehntelang<br />
bis zum Umbau 1993 das Gasthaus<br />
zur Sonne am Hohgarten; seither fi n-<br />
den die Zunftveranstaltungen im Gasthaus<br />
Kreuz (Kulturzentrum Gems) oder in der<br />
Zunftschüür, dem Vereinsheim der Poppele-Zunft<br />
statt.<br />
Ihre zwei großen Fasnetsbälle (den Zunftball<br />
und die Singemer Fasnetsnacht) richtete<br />
die Poppele-Zunft in der 2020 abgebrannten<br />
Scheffelhalle aus, danach im Top10, den<br />
Narrenspiegel und den Seniorennachmittag<br />
in der Stadthalle.<br />
Die Poppele-Zunft verkündet jeweils an<br />
Martini das Fasnetsmotto für die kommende<br />
Fasnet, das die anderen Narrenvereine<br />
Singens übernehmen. Am Schmutzige<br />
Dunschdig stürmt die Zunft das Rathaus<br />
und setzt den Oberbürgermeister, den Gemeinderat<br />
und die Verwaltung ab; der Zunftmeister<br />
übernimmt bis Aschermittwoch die<br />
Regierungsgeschäfte.<br />
Der Narrenbaum, der auf dem Hohgarten<br />
aufgestelllt wird, symbolisiert als Stammbaum<br />
aller Narren diese sechstägige närrische<br />
Herrschaft.<br />
Wichtige Ereignisse im Leben der Zunft in<br />
der jüngsten Vergangenheit waren der Bau<br />
der Zunftschüür in Singens Altem Dorf (Einweihung<br />
1991), die Veröffentlichung einer<br />
CompactDisc mit den Singener Fasnetsliedern<br />
im Jahre 1994 und die Ausrichtung des<br />
Großen Narrentreffens der VSAN im Jahre<br />
2004 und des Narrentreffens zum 150-jährigen<br />
Jubiläum der Poppele-Zunft in 2010.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 55<br />
Närrische Nachbarschaft – VSAN Landschaft Hegau<br />
Narrengericht Stockach e. V.<br />
Von Narrenschreiber Marcel Reiser – Alle Bilder: Thomas Niedermüller<br />
Hans Kuony Narrenbüttel Narrenbolizei und Hänsele<br />
Die Entstehung des Hohen Grobgünstigen<br />
Narrengerichts steht in einem<br />
engen Zusammenhang mit der sogenannten<br />
Schlacht am Morgarten im<br />
November des Jahres 1315. Vor Beginn der<br />
Schlacht hatte Herzog Leopold im Verlauf eines<br />
Kriegsrates seinen Hofnarren um einen<br />
Ratschlag gebeten. Der Rat des Kuony von<br />
Stocken, man solle lieber darüber nachdenken,<br />
wie man aus der Gegend heil wieder<br />
herauskomme, wurde jedoch nicht berücksichtigt.<br />
Nach der verlorenen Schlacht durfte<br />
der Narr dennoch für seinen weisen Rat<br />
einen Wunsch äußern. Er bat darum, dass<br />
in seiner Geburtsstadt Stockach einmal<br />
jährlich, zwischen Lichmess und Lätare, von<br />
den Einwohnern Gericht gehalten werden<br />
darf. Obgleich Stockach nellenburgischem<br />
Recht unterworfen war, erfüllte 1351 Herzog<br />
Albrecht II, der Bruder Leopolds, diese Bitte<br />
und stellte ein Privileg aus. Bis heute beruft<br />
sich das Stockacher Narrengericht auf<br />
diesen sogenannten "Hauptbrief‟. Er existiert<br />
nicht mehr, weil er immer wieder neu<br />
abgeschrieben wurde. Die derzeit gültige<br />
Fassung stammt aus dem Jahr 1743.<br />
Nachweislich ist die Existenz des Stockacher<br />
Narrengerichts ab dem Jahr 1661, als<br />
ein Hinweis im Ratsprotokoll erscheint.<br />
Im Jahr 1687 werden die "Satzung und<br />
Ordnung‟ des Stockacher Narrengerichts<br />
verfasst. Darin ist der jährliche Ablauf der<br />
Fasnacht festgehalten. Das Gericht erhält<br />
umfassende Rechte, wie und an wen Strafen<br />
auszusprechen sind. Zudem ist die Aufnahme<br />
in die "Schar der Laufnarren‟ geregelt.<br />
Diese Persifl age auf den Ritterschlag<br />
und Veralberung der Aufnahme in das<br />
Bürgerrecht hat sich bis heute weitgehend<br />
erhalten. Der sogenannte Laufnarr muss<br />
einen Schwur sprechen, erhält den Schlag<br />
mit der Pritsche, nachdem er sich dreimal<br />
vor einem Abbild des Kuony von Stocken<br />
verneigt hat. Der Laufnarr erhält sodann<br />
das Recht, während der Fasnachtszeit vom<br />
Dreikönigstag bis zum Sonntag Lätare die<br />
zweizipfelige Narrenkappe tragen zu dürfen.<br />
Seit 1791 tragen sich die Stockacher Laufnarren<br />
nach ihrer Aufnahme in ein Narrenbuch<br />
ein. Mittlerweile existieren acht dieser<br />
prachtvoll gestalteten Bände. Im Rahmen<br />
des jährlichen Brauchtums bleibt über die<br />
Jahrhunderte zwar der Begriff "Stockacher<br />
Narrengericht‟ erhalten. Tatsächlich verliert<br />
die Abhaltung einer Gerichtsveranstaltung<br />
auf offener Straße im 19. und 20. Jahrhunderts<br />
aber an Bedeutung. Statt dessen erlangt<br />
die Stockacher Fasnacht einen guten<br />
Ruf für seine Fasnachtsspiele und Umzüge.<br />
Gerichtsverhandlungen am "Schmotzige<br />
Dunschtig‟ gibt es seit 1960.<br />
Der erste Beklagte war der baden-württembergische<br />
Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger.<br />
Seither, mit Ausnahme des Jahres<br />
1991, hat jährlich am Schmotzige Dunschtig<br />
ein Regional-, Landes- oder Bundespolitiker<br />
zur Verhandlung zu erscheinen. Die Beschränkung<br />
auf Beklagte männlichen Geschlechts<br />
endet 1997, als Annette Schavan<br />
Laufnarren<br />
(Kultusministerin von Baden-Württemberg)<br />
geladen wird. Wesentlicher Bestandteil des<br />
Fasnachtsbrauchtums ist das Setzen des<br />
Narrenbaums. Nachdem der Brauch seit<br />
Ende des 18. Jahrhunderts in Stockach üblich<br />
war, fi ndet er ab 1881 nach und nach in<br />
organisierter Form durch die Gliederung der<br />
Zimmerergilde statt.<br />
Das Stockacher Hänsele ist ein Blätzlehäs-<br />
Narr und in den Farben Gelb/Orange /Rot/<br />
Grün/ Blau/Schwarz gehalten. Mit insgesamt<br />
13 unterschiedlich großen Messingglocken<br />
ist das Hänselehäs besetzt, was<br />
beim „Jucken‟ den fröhlich melodischen<br />
Klang hervorruft. Eine geräucherte Saubloter<br />
(Schweinsblase) am Hänselestock gehört<br />
ebenfalls dazu. In Stockach verbergen<br />
sich nur Männer unter dem Blätzlehäs. Sie<br />
ist die größte Stockacher Gliederung und<br />
besteht aus circa 200 Mitgliedern.<br />
Ebenfalls im Jahr 1934 kamen die Alt-Stockacherinnen<br />
als älteste Frauengliederung<br />
dazu.
56<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Alt-Stockacherinnen Marketendrinnen Althistorische Zimmerergilde<br />
Bis dahin war es den Stockacher Frauen<br />
nicht möglich an der organisierten Fasnacht<br />
teilzunehmen. Die Alt-Stockacherin trägt die<br />
Tracht der vorderösterreichischen Bürgerin<br />
mit der goldenen Radhaube. Diese Tracht<br />
wird in Stockach nur an Fasnacht getragen.<br />
In den 1960er kamen als weitere Gliederung<br />
die Aktiven Laufnarren hinzu. Er trägt<br />
aber als einziger in Stockach eine Scheme<br />
(Holzmaske), die den verschmitzten Narren<br />
zum Ausdruck bringt. Die aktiven Laufnarren<br />
haben unter anderem die Aufgabe den<br />
„Beklagten‟ am Strohseil zur Verhandlung<br />
vorzuführen. Wer sich dem Gericht oder<br />
seinem Urteil entziehen will, wird durch die<br />
Laufnarren in den Brunnen geworfen.<br />
Die jüngste Stockacher Gliederung sind die<br />
Marketenderinnen. Sie traten 1975 erstmals<br />
an der Fasnacht auf. Sie begleitet die Narren<br />
und verköstigt sie auch. Dazu trägt sie<br />
stets einen Korb an ihrem Arm. Besonders<br />
Kinder lieben daher die Marketenderinnen.<br />
Zum farbenfrohen Kostüm gehört ein kecker<br />
Filzhut mit Straußen-Feder, das sich nahtlos<br />
in die Farbenprächtigkeit der Stockacher<br />
Narren einreiht.<br />
Haupttag der Stockacher Fasnacht ist der<br />
Schmotzige Dunschdig. Nach dem Schülerbefreien<br />
und der Übernahme der niederen<br />
Gerichtsbarkeit, setzt die Zimmerergilde<br />
am Nachmittag den Narrenbaum, ehe am<br />
Abend dann die Narrengerichtsverhandlung<br />
stattfindet, in diesem Jahr gegen den<br />
Gesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach.<br />
Am Fasnachtssamstag zieht man in Stockach<br />
von Wirtschaft und „schnurrt‟ in den Lo-<br />
kalen, wobei man den Leuten lustige Ereignisse<br />
aus dem vergangenen Jahr erzählt.<br />
Am Sonntag ist der große Laufnarrenmarkt.<br />
Der Fasnachtsmontag steht im Gedenken<br />
an die verstorbenen Stockahcer Narren, ehe<br />
sich die Narren beim Uffwirmkaffe von der<br />
kalten Kirche erholen, ehe am Abend dann<br />
die Hemdglonker durch die Stadt ziehen.<br />
Der Fasnachtsdienstag steht dann ganz im<br />
Zeichen der Kinder und dem Kinderumzug<br />
mit anschließendem Kinderball, ehe dann<br />
beim Abschlussball Punkt Mitternacht die<br />
Fasnacht beendet wird. Doch ein klein bisschen<br />
dauert die Fasnacht in Stockach doch<br />
noch. Den der Narrenbaum bleibt noch bis<br />
zum Lätare-Sonntag stehen und wird erst<br />
dann morgens um 5 Uhr von der Zimmerergilde<br />
gefällt.<br />
Schmutzige Dunschtig 08.02.<strong>2024</strong> 7.30 – 17 Uhr<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 57<br />
Närrische Nachbarschaft – VSAN Landschaft Hegau<br />
Narrenzunft Engen e. V.<br />
Von Zunftmeister Sigmar Hägele<br />
Narrenzunft: Narrenrat und Zunftgeselle: Purpurrotes Ornat, Federnhut, weiße Handschuhe, schwarze Hose, schwarze Schuhe. Als Saalhäs Roter Kittel mit Fuchsschwanzkappe,<br />
schwarze Hose. Narrenvater: Schwarze Hose, schwarze Schuhe, grauer Mantel, grauer Umhang, schwarzer Zylinder. Narrenmutter: Bis 1987 trug die sie das Häs der Alt Engenerin.<br />
Seither trägt sie ein purpurrotes Kleid, entsprechend dem Narrenrat. Narrenbolizei: hellblaue Uniform mit Schildmütze, Säbel und Narrenschelle. Hansele: Schwarz-rotes Flecklehäs<br />
mit Stofflarve, Fuchsschwanz am Hinterkopf, lange Nase mit einem Glöckle versehen. Der Hansele trägt als äußeres Zeichen eine 80 cm lange Geisel, an deren Ende eine Sublodäre<br />
(Schweinsblase), mit 20 cm Abstand, befestigt ist. Berggemeinde: Spöckwieble: Bäuerliche Tracht, blau-weiß kariert mit roter Schürze, rot-weiße Ringelstrümpfe und Korb. Spöckmännle:<br />
Fuhrmannskittel mit weißem Kragen und Zipfelmütze (als Arbeitsgewand), schwarzer Schlapphut und Wurzelstock als Sonntagsgewand. Narrenbüttel: Blaue Unform mit Pickelhaube<br />
Säbel und Narrenschelle. Einzelfiguren: Wildsau mit schöner Holzmaske, Häs mit Fellbesatz und Waldmann mit Sauspieß. Blaufärber: Einzelfigur Munding: Markante Holzmaske,<br />
schwarzer Frack, Zylinder und Gehstock. Blaufärber: Holzmaske und Häs mit verschiedenen Applikationen, als Moster, Postle, Bauer, Metzger, Bäcker, Schriftsteller, mit Spiegel, bunten<br />
Halstüchern und Stofftasche. Fanfarenzug (FZE): Der FZE trägt ein Landsknechtsköstüm in den Engener Farben Weiß-Schwarz und an den Umzügen oft auch eine rote Kutte mit umgehängter<br />
weiß-scharzer Zipfelmütze. Narrenruf für alle Gruppen und Gliederungen Narri Narro!<br />
Bilder: Narrenzunft Engen<br />
Wie in allen alten Städten des schwäbisch - alemannischen Volkstumgebietes<br />
hat sich auch in Engen das Fastnachtsbrauchtum aus alter Zeit erhalten<br />
und durch die ganze wechselvolle Geschichte der Stadt überliefert.<br />
Den ältesten Nachweis über das Geschehen dieses Brauchtums vermittelt uns bis<br />
jetzt das Stadtgerichtsprotokoll vom Jahre 1618.<br />
Um dieses Erbe echten Volksbrauchtums zu bewahren, hat sich hier in Engen<br />
schon nach 1800 eine Vereinigung gebildet, deren ältester Nachweis aus dem<br />
Jahre 1842 erhalten ist. Aus ihr entstand 1875 der „Narrenverein“, der sich seit<br />
1925 „Narrenzunft“ nennt und seit dieser Zeit Mitglied des Verbandes schwäbischalemannischer<br />
Narrenzünfte ist.<br />
Die Fasnacht ( Fasnet ) in Engen, kann man mit einem Haus vergleichen. Die<br />
tragenden Säulen ist die Narrenzunft Engen e.V. mit der Hanselegruppe, die Berggemeinde<br />
- auch Spöckvolk genannt – die Gruppe Blaufärber und der Fanfarenzug.<br />
Auch die Katzenmusik ist ein Teil unserer Narrenzunft.<br />
Die Fasnet ist das Dach und unter dem gemeinsamen Dach, feiern wir Fasnet.<br />
Eine Gruppe kann nicht ohne die Anderen sein oder das Gebäude stürzt ein, wenn<br />
eine Säule wegfällt.<br />
Narrenbolizei: Carola Jäger-Rees<br />
Hanselegruppe: gegründet 1927<br />
Hanselevater: Chris Herbst<br />
Berggemeinde Engen gegründet 1960<br />
seit 2008 Gruppe der Narrenzunft<br />
Das „Spöckvolk“, wie die Mitglieder der Berggemeinde auch genannt werden,<br />
lebte vor langer Zeit in der Spöck (kleiner Wald bei Engen) in einer kleinen Waldsiedlung.<br />
Bergvogt: Sigmar Hägele<br />
Die Männer betätigten sich als Köhler und Holzhauer und man sagt, sie hätten<br />
auch ein bisschen gewildert. Die Frauen sammelten Beeren, Kräuter, Pilze und<br />
Kienspan, um dieselben an das Stadtvolk von Engen zu verkaufen. Später siedelte<br />
das Volk von der Spöck auf dem heutigen Berg vor der Stadt an, um so näher bei<br />
den Stadtleuten als Abnehmer ihrer Ware zu sein.<br />
<br />
Die Katzenbachhexen aus Bargen und die Rebgeister aus Neuhausen, die Wilden<br />
Weiber Hegau ( Hexengruppe aus Engen ) sowie die Hohenhewenteufel Hegau,<br />
haben sich sozusagen im Dachstuhl eingenistet. Sie sind keine offiziellen Gruppe<br />
der Narrenzunft, aber doch gern gesehene und schöne Narrenfiguren. Wir freuen<br />
uns, diese Gruppen und närrischen Freunde aus den Ortsteilen, als Mitwirkende<br />
auch an der Engener Fasnacht bei uns zu haben.<br />
Narrenzunft Engen e.V. gegründet 1875<br />
Präsident: Sigmar Hägele<br />
Narrenrat: besteht aus Narrenräten und Zunftgesellen<br />
Narreneltern: Narrenvater Frank Rosenfeld<br />
Narrenmutter: Hans-Peter Rothacher<br />
Berggemeinde Engen
58<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Die „Blaufärber“ mit der Einzelfigur Munding: Gruppenführer: Rolf Broszio<br />
Donat Munding stammte aus Daugendorf bei Riedlingen und lebte im Engener<br />
Altdorf von 1847-1904. Als angesehener Bürger und Geschäftsmann prägte er das<br />
Stadtleben und besonders das des Altdorfes 40 Jahre lang. Neben einer großen<br />
Pferdeumspannstation für Postkutschen betrieb er auch das damals weithin gekannte<br />
Gasthaus „Sternenpost“, (Gebäude heute noch vorhanden) in dem auch<br />
bekannte Persönlichkeiten Einkehr hielten. So beispielsweise J.V.v. Scheffel,<br />
Heinrich Hansjakob, Großherzog Friedrich der I. und Königin Marie Antoinette,<br />
u. v. a. Sein schalkhafter Humor, seine rege Phantasie und seine wunderbare<br />
Erzählgabe machten ihn im ganzen Land bekannt. „Bei seinen Mitbürgern hieß<br />
der örtliche Münchhausen allgemein ,Blaufärber‘ (s. Stadtchronik u. a.), weil von<br />
der unwiderstehlichen Glaubwürdigkeit seiner Erzählungen die staunenden Hörer<br />
zuweilen blau angelaufen sein sollen.“ (Zitat n. G. Graef) Als Einzel- und Leitfigur<br />
der Blaufärber-Gruppe tritt der oben beschriebene als „Munding“ in der feinen<br />
Kleidung des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf.<br />
In seiner Begleitung sind die Hästräger/Blaufärber mit neun verschiedenen Häs-<br />
Motiven. Seine berufliche Tätigkeit erfüllte er als Posthalter, Gastwirt und Landwirt.<br />
Dies kommt in den Figuren „Postle“, „Gastwirt“ und „Landwirt“ zum Ausdruck.<br />
Sehr geschätzt haben ihn unsere badischen Dichter J.V.v. Scheffel und Heinrich<br />
Hansjakob: Letzterer hat ihm in einerm seiner Bücher verewigt, die Figur „Schriftsteller“<br />
weist darauf hin. Ein weiteres Motiv ist der „Moster“, er ist ein Hinweis auf<br />
das Erzeugnis seines riesigen Obstbaumbestandes. Bekannt war auch die gute Butter<br />
und der „Engener Spundenkäse“ aus seiner damaligen Käserei, deshalb ist auch<br />
eine weitere Figur als „Käser“ gestaltet. Die Figuren „Brauer“, „Metzger“ und „Bäcker“<br />
sowie die bereits erwähnten Figuren waren gleichzeitig auch Gäste von ihm.<br />
Das Häs des „Blaufärbers“ ist mit Motiven/Applikationen verziert. Dies ist eine<br />
textile Technik, auch „Aufnäharbeit“ genannt, wobei ausgeschnittene Stoffteile als<br />
Verzierung auf ein Gewebe aufgenäht werden. Diese Technik kannte man auch<br />
schon im Mittelalter, sie wurde damals vor allem von einfachen armen Leuten angewandt.<br />
Fanfarenzug (FZE) gegründet 1958 (nur Männer!), Vorstand: Domenico Palmeri<br />
Musiker: Bläser und Trommler. Im Gegensatz zur Hanselegruppe, Berggemeinde<br />
und Blaufärbergruppe ist der FZE ein eigenständiger Verein, und deshalb nur eine<br />
Gliederung der Narrenzunft Engen e.V.<br />
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 59<br />
Närrische Nachbarschaft – VSAN Landschaft Hegau<br />
Katzenzunft Meßkirch e. V.<br />
Von Zunftmeister Holger Schank<br />
Die Fasnet in Meßkirch ist ein Brauch, der offensichtlich schon<br />
im Mittelalter gepfl egt wurde, denn in der kulturhistorisch bedeutsamen<br />
Chronik der Grafen von Zimmern stehen viele<br />
Anekdoten, die recht deutlich auf Fasnet hinweisen. Diese<br />
prominente Adelschronik entstand im 16. Jahrhundert auf Schloss<br />
Meßkirch und legt für viele Narrenzünfte der Region einen ideologischen<br />
Grundstein, so auch für die Katzentzunft. Aus dem Volksbrauchtum<br />
wurde in Meßkirch spätestens 1885 ein Narrenverein,<br />
denn seither existieren lückenlos Protokolle und Archivalien.<br />
Die heutigen Kostüme sind die Fledermaus – Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
entstanden. Das Kostüm besteht aus schwarzem Unterkleid,<br />
einer schwarzen Textillarve und einem „Waffeltuch“ als imposantem<br />
Umhang. Früher ein Allerweltshäs, denn alle Teile waren in<br />
jedem Haushalt zu fi nden – heute schon fast eine Rarität, denn die<br />
Waffeltücher, große Bettüberwürfe in einer besonders aufwändigen<br />
unterschiedlich gemusterten Webart gefertigt, sind seit vielen Jahren<br />
nur noch auf Flohmärkten zu erwerben und werden immer rarer.<br />
Das Kostüm der Katze wude 1935 gegründet.<br />
Bild:er Günther Brender<br />
Um 1900 entstand das Hirling-Hansele, das mit seinen wenigen<br />
Blätzle sich deutlich unterscheidet von den am Bodensee gängigen<br />
Hänselehäsern und wohl trotzdem von diesen inspiriert war. Geschaffen<br />
wurde das Kostüm ganz in privater Hand von der Meßkircher<br />
Damenschneidermeisterin Hirling, die das Kostüm als Verkirchern<br />
im 16 Jahrhundert zugestanden hatte, nämlich einmal im<br />
Jahr Narrengericht zu halten. Dafür stehen die vier Nasenschleifer,<br />
die vier „Originale“ der Region repräsentieren sollen, nämlich den<br />
„Glotzer“ der alles sieht, dem „Loschore“, der seine Ohren überall<br />
hat, dem „Koizgen“ der mit seiner eigenen Art abseitige Gedanken<br />
einbringt und dem „Triele“ der in seiner Bedächtigkeit die<br />
vier gut ergänzt.<br />
Eine weitere Besonderheit sind in Meßkirch die Narreneltern, die<br />
es zwar in vielen Narrenstädten gibt – in Meßkirch aber ist die Narrenmutter<br />
tatsächlich eine Frau und das jährlich wechselnd eine<br />
andere. Der Reiz daran ist, dass niemand außer dem Narrenvater<br />
die neue Narrenmutter sucht und kennt und es so vor der Fasnet<br />
immer eine große Spekulation gibt, wer wohl die große Ehre hat, für<br />
ein Jahr die neue Narrenmutter zu sein.<br />
Mit Radolfzell verbindet die Meßkircher Katzenzunft der große, vermutlich<br />
der größte, Fasnetskünstler der Region, Lothar Rohrer, der<br />
wie kaum ein anderer die Fasnet der Region mit seiner Kunst bereichert<br />
hat. Lothar Rohrer ist in Meßkirch geboren und aufgewachsen<br />
und hatte später viele Jahre seinen berufl ichen und künstlerischen<br />
Heimathafen in Radolfzell.<br />
Die Fledermaus entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />
leihhäs für die zahlreiche Kundschaft entstehen ließ und so großen<br />
Anklang damit fand, das das Häs irgendwann zum Zunfthäs wurde.<br />
1935 entstanden in Anlehnung an den Namen „Katzenzunft“ das<br />
Kostüm der Katze – eines der vermutlich imposantesten und edleren<br />
Häser der Fasnet. Ganz in Schwarz und Weiß behalten und<br />
aus edlem Samt beeindruckt vor allem die aufwändig zu pfl egende<br />
große Halsrüsche, die die Holzscheme umrahmt.<br />
Als Einzelfi gur ist Meßkirch stolz auf seinen Petter Letzkopf, den<br />
Hofnarren der Grafen von Zimmern, der schon in der Zimmerschen<br />
Chronik historisch verbürgt ist und in den 1960er Jahren zu einer<br />
festen Figur der Meßkirch Fasnet wurde.<br />
Die 4 Nasenschleifer gehen zurück auf ein Privileg, das die Fürstenbergische<br />
Herrschaft, die Nachfolger der Zimmern, den Meß-<br />
Der Glotzer ist einer der vier Nasenschleifer.
60<br />
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Liebe Narren nehmt es uns nicht krumm ,<br />
diese Fasnet ist für den grüne Baum schon rum.<br />
Die ganze Mannschaft muss sich regenerieren,<br />
für die Saison 24 neue Kräfte mobilisieren.<br />
Ausgerechnet in den Fasnetwochen,<br />
wo wir sonst immer Ungeziefer kochen,<br />
hat es der Terminkalender so gewollt<br />
und anderen Dingen die Treue gezollt.<br />
Den Urlaubsplan ganz neu gestaltet<br />
das freut die Jungen aber auch die Alten<br />
Work-Life-Balance bedeutet Schaffe und Leben<br />
Des soll unsere Lüd wieder Freude geben.<br />
Ferien im Summer wie im Winter<br />
Des freut besonders die mit Kinder<br />
So freuen wir uns auf die 6. Generation<br />
nach 150 Jahren Wirtetradition.<br />
Rettich Bülle und Salot – Gnueg, gnueg, gnueg<br />
Ich hab gegrünt durch Zeit und Raum<br />
und bleib für Euch der Grüner Baum!<br />
Hubert und Elena
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NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 63<br />
Bülent Ceylan als Ehestifter beim<br />
Fanfarenzug der Narrizella Ratoldi<br />
Man stelle sich vor, ein paar<br />
unserer Mitglieder waren im<br />
Milchwerk bei der Show von<br />
Bülent Ceylan und danach waren<br />
zwei davon miteinander verlobt.<br />
So schnell kanns gehen.<br />
Während der Show hat Bülent sich Uwe<br />
und Tanja, beide saßen in der ersten Reihe<br />
rausgesucht und begonnen, mit ihnen<br />
zu quatschen. Beide sind schon länger ein<br />
Paar und haben bereits gemeinsame Kinder.<br />
Was fehlt da noch zum Glück? Natür-<br />
lich eine Hochzeit. Bülent hat sich entschieden, sich darum<br />
zu kümmern und redete zusprechend auf den Uwe<br />
ein, bis er mit einem Kniefall und einer Rose in der Hand<br />
vor jubelndem Publikum Tanja einen Antrag machte.<br />
Sie musste nicht lange nachdenken und sagte: „Ja“.<br />
Und so kam es, dass wir nach viel zu langer Zeit am<br />
Freitag den 22.12.2023 endlich mal wieder auf einer<br />
Hochzeit aufspielen durften. Und dass es die Hochzeit<br />
unseres ersten Vorstandes Uwe und der Zeugwartin<br />
Tanja war, freute uns umso mehr. Beide schienen<br />
sehr überrascht, als sie nach der Trauung aus<br />
dem Zunfthaus kamen und uns sahen.<br />
Mitglieder des Fanfarenzuges beim „Ständerle“ für das Hochzeitspaar vor dem Zunfthaus. In der Mitte das Paar Uwe Guduscheit<br />
und sein Frau Tanja (im Übrigen die Tochter des bekannten Kunstmalers Gerd Pflumm).<br />
Bild: Fanfarenzug<br />
Doch wir haben uns weder vom Weihnachtsstress<br />
noch vom sehr kalten und<br />
windigen Wetter abhalten lassen und begleiteten<br />
das Brautpaar spielerisch zum<br />
Sektempfang in die BBB. Dann durften sie<br />
den Tag im Kreise der Familie verbringen,<br />
aber abends waren wir zurück und überraschten<br />
sie nochmals Zuhause. Die Party<br />
war noch in vollem Gange und so sind wir<br />
in den Partykeller von Uwe und Tanja eingeladen<br />
worden und feierten dort noch ausgelassen<br />
bis in die Nacht.<br />
Wir wünschen ihnen für die gemeinsame<br />
Zukunft alles erdenklich Gute und eine wundervolle<br />
Ehe.<br />
Die Suche nach dem Oberbürgermeister …<br />
UPS – manchmal ist der Wurm drin.<br />
So zum Beispiel auch bei unserer<br />
Wecktour an der letzten Fasnacht.<br />
Dass wir schon spät dran sind, bevor<br />
wir überhaupt gestartet sind, daran<br />
haben wir uns mit den Jahren gewöhnt<br />
und lassen uns davon nicht mehr aus der<br />
Ruhe bringen. Doch dass wir schon unsere<br />
Runde durch die Stadt gestrichen haben<br />
und trotzdem noch zu spät beim OB ankamen,<br />
hat uns doch etwas nervös gemacht.<br />
Vielleicht lag dies daran, dass wir das richtige<br />
Haus nicht fi nden konnten. Laut unseren<br />
Quellen sollte es in Markelfi ngen stehen. So<br />
weit sind wir auf jeden Fall auch problemlos<br />
gekommen.<br />
Auch die richtige Straße zu fi nden, war<br />
möglich und machbar. Aber wo ist das Haus<br />
mit der richtigen Nummer? Das hat uns zum<br />
Verzweifeln gebracht. Wir sind die Straße<br />
vor und zurückgelaufen, haben jedes Haus<br />
nach der richtigen Nummer abgesucht (im<br />
Dunkeln) und sind uns dann<br />
sicher gewesen, das Haus<br />
gibt es nicht, und es hat<br />
sich jemand einen bösen<br />
Streich mit uns erlaubt.<br />
Jetzt warte ich<br />
noch 10 min.<br />
dann gehe<br />
ich zur<br />
Machtübernahme<br />
Dann kam eines unserer<br />
Mitglieder auf die Idee,<br />
beim Fanfarenzug Markelfi n-<br />
gen anzurufen und nach Hinweisen<br />
zu fragen. Und siehe da – die Fanfarenkollegen<br />
standen schon bei OB Gröger<br />
vor dem Haus und waren bereits bei den<br />
Snacks und Getränken, die immer nach<br />
dem Spielen gereicht werden. Also kam einer<br />
der Gruppe aus einer Seitenstraße und<br />
zeigte uns den Weg zu unserem Ziel.<br />
Mit großer Erleichterung und einem kleinen,<br />
verlegenen Lächeln spielten wir für den OB<br />
und seine Familie auf und lösten den Fanfarenzug<br />
Markelfi ngen ab. Der Rest unserer<br />
Tour verlief dann ohne größere Schwierigkeiten.<br />
Wir sind gespannt, ob es dieses Jahr<br />
besser läuft, da die Familie Gröger in<br />
der Zwischenzeit umgezogen ist und<br />
das Spiel von neuem beginnen könnte.<br />
Doch wir haben gehört, das neue Zuhause<br />
soll etwas einfacher zu fi nden sein – wir hoffen<br />
das Beste.
64<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Mit einem guten Frühstück kann man auch den<br />
Männerfrühschoppen ertragen …<br />
Edith Häusler mit neuem Saft-Rollator?<br />
Eingesendet von Christina Martin.
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 65<br />
Immer Ärger mit Künstlicher Intelligenz<br />
Thomas Giesinger, Vorstand<br />
der Bengelschiesser-Zunft Böhringen,<br />
wetterte in einem Leserbrief<br />
im Südkurier gegen die KI.<br />
Besser gesagt darüber, dass<br />
viele Alltagsprobleme eben<br />
nicht mit oder durch KI gelöst<br />
werden.<br />
So wünschte er sich manchmal<br />
einen Vorschlaghammer neben<br />
seinem Computer.<br />
De <strong>Kappedeschle</strong> möchte<br />
hiermit hochnärrisch seinem<br />
Wunsch entsprechen.<br />
(Das Bild wurde im Übrigen mit<br />
KI erstellt. Aufgabe war: Vorschlaghammer<br />
auf Computer).<br />
Das knifflige <strong>Kappedeschle</strong>-Rätsel<br />
1. Der Gründer der Narrengarde war: Bino<br />
2. Der Hansele-Gründer war: Herbert<br />
3. Der Vorname vom Fanfarenzug-Gründer Rapp ist:<br />
4. Der verstorbene Klepperle-Vater war: Gustl<br />
5. Wie heißt der Stammbaum aller Narren<br />
6. Welchen Käse mögen die Narrenmusiker<br />
7. Wer ist der Narrizella-Chef<br />
8. Wer ist der Stellvertreter vom Narrizella-Chef<br />
9. Aus welcher Abteilung sind die Holzhauer entstanden<br />
Aufl ösung auf Seite 70
66<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
RESTAURANT STRANDCAFÉ ...<br />
Ihr Logenplatz am Bodensee<br />
Das Team des Restaurant Strandcafé<br />
wünscht Ihnen eine glückselige Fasnet<br />
und freut sich darauf Sie in unserem<br />
Restaurant und auf unserer Sonnenterrasse<br />
begrüßen und verwöhnen zu dürfen.<br />
Strandbadstraße 102<br />
D-78315 Radolfzell am Bodensee<br />
Tel. + 49 7732 151-1650<br />
Fax + 49 7732 911 845<br />
info@strandcafe-mettnau.de<br />
NARRI NARRO!<br />
#MundCRadolfzell <br />
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Des Holzhauers<br />
neue Kleider<br />
Schneidet den Holzhauer auf dieser Seite aus,<br />
malt die Kleider auf der Rückseite farbig und<br />
zieht den Holzhauer neu an.<br />
Lasst Eure Phantasie spielen...<br />
in neuen Farben<br />
oder auch traditionell!<br />
In einen Umschlag<br />
stecken, Deine<br />
Adresse nicht<br />
vergessen –<br />
und in den<br />
Briefkasten<br />
am Zunfthaus<br />
einwerfen.<br />
Die Besten fünf Entwürfe<br />
werden prämiert.<br />
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K<br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V. DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong> 69<br />
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us<br />
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VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>2024</strong><br />
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70<br />
DE KAPPEDESCHLE <strong>2024</strong><br />
NARRIZELLA RATOLDI 1841 E.V.<br />
Deutsches<br />
Frollein<br />
mal anders<br />
Die Italiener sollen nicht<br />
schlecht gestaunt haben,<br />
als ein Radolfzeller Hansele<br />
Ferien im Land des Stiefels<br />
gemacht hat.<br />
Man beachte die schwarzen<br />
Schuhe, die laut Hansele-<br />
Statuten zum Häs getragen<br />
werden müssen. Das hat<br />
Elsa nicht vergessen.<br />
Aufl ösung<br />
von Seite 65
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Onlineticket! ➧<br />
PARTY<br />
KOSTÜMZWANG!<br />
ELLIPSEN<br />
Sonntag, 11.2.24 • 18.00 Uhr<br />
Ort: Milchwerk • Eintritt: 6,- €<br />
12 – 15 Jahre bis 22 Uhr<br />
ab 16 Jahre bis 24 Uhr<br />
Karten auch beim<br />
TUI Reisebüro, Höllstraße 17<br />
und an der Abendkasse<br />
kiNderbAlL<br />
Hansele rechts - Achtung Wappen!<br />
✦ minihansele-juck<br />
✦ spielen ✦ basteln<br />
✦ luftballonregen<br />
✦ zum schluss gibt es<br />
Am Sonntag<br />
4.2.<strong>2024</strong> . 14 uhr<br />
im Milchwerk<br />
fur jedes kind<br />
..<br />
ein schones Geschenk<br />
musik von<br />
und mit der<br />
saaloffnung<br />
..<br />
13.00 uhr<br />
Kein Kartenvorverkauf möglich!<br />
Die Hanselegruppe übernimmt keinerlei Aufsichtspflicht.<br />
Zutritt nur in Begleitung eines verantwortlichen Erwachsenen.<br />
BESENWIRTSCHAFT<br />
FASNETSUNNTIG<br />
16–23 Uhr Bewirtung in<br />
der Remise mit<br />
DJ<br />
Eingang Seestraße<br />
SCHORLE
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Montage sind einfach super,<br />
wenn man es sich im neuen Hirschen-Refugium gut gehen lässt!<br />
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• Nutzung des Wellnessbereiches am Sonntag ab 12.00 Uhr<br />
• Nutzung des Wellnessbereiches am Montag bis 17.00 Uhr<br />
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