Pirouette No. 02/2024 Februar
Erstklassige Europameisterschaften in Litauen Ursprünglich sollte die EM 2024 in Budapest stattfinden, aber im Frühsommer 2023 gab Ungarn die EM zurück. Drei andere Länder bewarben sich, von denen der ISU-Vorstand überraschend die zweitgrößte litauische Stadt Kaunas nominierte. Innerhalb von sechs Monaten veranstaltete das kleine Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern erstmals in seiner Geschichte einen großen Eiskunstlauf-Wettbewerb mit sehr guter Organisation, unterstützt auch von erfahrenen, oft freiwilligen Helfern aus anderen Ländern. Topthemen: · Europameisterschaften Weiteres aus dem Inhalt: · Interview: Dmitri Savin · Interview: Alexander Selevko · Interview: Nina Pinzarrone · Kanadische Meisterschaft · Eisshow: Music on Ice · US-Meisterschaften · Pro & Contra: Adam Siao Him Fa und der verbotene Salto · Deutsche Jugendmeisterschaften · Neues aus Russland: Sprungturnier in Moskau · Japan: Eishow Prince Ice World Broadway Classics · Eislaufgeschichte: Walter Hofer, Revue- und Trainerlegende · Neues aus aller Welt Titelbild: Die EM-Goldmedaille für Lucrezia Beccari & Matteo Guarise war etwas überraschend, denn sie waren im Laufe der Saison noch nicht das italienische Paar Nummer eins. In der Pressekonferenz sagten sie, das Training mit anderen Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe sie sehr motiviert und dass Guarise entschieden habe, dass sie zum Musical „Cats“ laufen sollen. Foto: Jochen Krauter Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2024.html (Erscheinungstermin 8.2.2024)
Erstklassige Europameisterschaften in Litauen
Ursprünglich sollte die EM 2024 in Budapest stattfinden, aber im Frühsommer 2023 gab Ungarn die EM zurück. Drei andere Länder bewarben sich, von denen der ISU-Vorstand überraschend die zweitgrößte litauische Stadt Kaunas nominierte. Innerhalb von sechs Monaten veranstaltete das kleine Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern erstmals in seiner Geschichte einen großen Eiskunstlauf-Wettbewerb mit sehr guter Organisation, unterstützt auch von erfahrenen, oft freiwilligen Helfern aus anderen Ländern.
Topthemen:
· Europameisterschaften
Weiteres aus dem Inhalt:
· Interview: Dmitri Savin
· Interview: Alexander Selevko
· Interview: Nina Pinzarrone
· Kanadische Meisterschaft
· Eisshow: Music on Ice
· US-Meisterschaften
· Pro & Contra: Adam Siao Him Fa und der verbotene Salto
· Deutsche Jugendmeisterschaften
· Neues aus Russland: Sprungturnier in Moskau
· Japan: Eishow Prince Ice World Broadway Classics
· Eislaufgeschichte: Walter Hofer, Revue- und Trainerlegende
· Neues aus aller Welt
Titelbild:
Die EM-Goldmedaille für Lucrezia Beccari & Matteo Guarise war etwas überraschend, denn sie waren im Laufe der Saison noch nicht das italienische Paar Nummer eins. In der Pressekonferenz sagten sie, das Training mit anderen Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe sie sehr motiviert und dass Guarise entschieden habe, dass sie zum Musical „Cats“ laufen sollen.
Foto: Jochen Krauter
Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2024.html (Erscheinungstermin 8.2.2024)
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<strong>Pirouette</strong> | Nr. 2 | <strong>Februar</strong> 2<strong>02</strong>4<br />
Internationales Eiskunstlaufmagazin | 57. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />
Lucrezia Beccari & Matteo Guarise<br />
Europameisterschaften
2<br />
News<br />
Buchrezension: Mehr als Eiskunstlauf<br />
The Book of Figure Skating<br />
Mehr als Eiskunstlauf lautet das Motto<br />
der ehemaligen estnischen Läuferin<br />
Johanna Allik, die mit ihrem auf Englisch<br />
erschienen Eiskunstlaufbuch „The Book of<br />
Figure Skating“ ein Herzensprojekt verwirklicht<br />
hat: Eiskunstlauf als Lifestyle.<br />
Auf mehr als 300 Seiten deckt die Autorin mit<br />
Interviews, Artikeln zu Themen wie Gesundheit,<br />
Ernährung, Kostüme, Make Up und Regelwerk<br />
ganz unterschiedliche Aspekte des Sports<br />
ab. Im ersten Kapitel geht Allik auf ihre eigene<br />
Geschichte ein. Sie war eine vielversprechende<br />
junge Eiskunstläuferin in Estland, die erst im<br />
Einzellauf und dann im Eistanz startete. Offen<br />
berichtet sie, wie sie von ihrer eigenen Trainerin<br />
angestoßen in Essstörungen abglitt. Zum<br />
Abschluss ihrer Karriere kehrte sie wieder zum<br />
Einzellauf zurück und beendete ihre Karriere<br />
2017 mit einer fehlerfreien Kür und dem vierten<br />
Platz bei der nationalen Meisterschaft –<br />
dem glücklichsten Moment ihrer Karriere, wie<br />
sie schreibt. Heute ist die Estin zusammen mit<br />
ihren Eltern im Familienunternehmen JIV Sport<br />
tätig – eine Firma für Sportkleidung, die ihre<br />
Mutter Kersti gründete und die heute unter anderem<br />
den US-Verband ausrüstet.<br />
„Von meiner frühesten Kindheit an hatte der<br />
Eiskunstlauf einen besonderen Platz in meinem<br />
Herzen, eine Sehnsucht, die über den bloßen<br />
Sport hinausgeht. Von jemandem, der 25 Stunden<br />
in der Woche dem Eis widmete, habe ich<br />
mich zu einer Person entwickelt, die das Leben<br />
außerhalb der Eishalle annimmt“, erzählt Allik.<br />
„Auf dieser Reise habe ich Momente des Triumphs<br />
und Herausforderungen erlebt. Über<br />
den Kampf mit und den Sieg über Essstörungen,<br />
weltweite Freundschaften, das Experimentieren<br />
von verschiedenen Facetten des Eiskunstlaufs<br />
und sogar das Aufhören, nur um neu anzufangen<br />
– über alles dies hinweg ist mein Feuer<br />
für den Eiskunstlauf niemals erloschen. Es ist<br />
nicht nur eine Aktivität, es ist ein Lebensstil.“<br />
Allik geht zu Beginn auf die Geschichte des Eiskunstlaufs,<br />
die Entwicklung des Wertungssystems<br />
ein und stellt die Disziplinen mit dem<br />
Blick einer ehemaligen Leistungssportlerin vor.<br />
„Denke daran, dass du nicht für immer auf<br />
eine einzige Disziplin beschränkt bist“, rät sie.<br />
„Viele Eiskunstläufer probieren verschiedene<br />
Disziplinen aus. … Deswegen habe ich Eistanz<br />
entdeckt, nachdem ich eine schwere Verletzung<br />
im Einzellauf hatte. Wenn ich alles noch<br />
einmal tun könnte, würde ich immer noch beide<br />
Disziplinen ausprobieren und später auch<br />
Synchronlauf“, betont die Autorin. In ihren interessanten<br />
Interviews stellte Allik bekannten<br />
Läufern und Trainern die Fragen, die sie schon<br />
immer wissen wollte und geht auf Aspekte außerhalb<br />
des Sports ein. Sie sprach unter anderem<br />
mit Ilia Malinin, Loena Hendrickx, Romain<br />
Haguenauer, Rafael Arutiunian, Ari Zakarian<br />
und mit dem Eisfilmer Jordan Cowan.<br />
Malinin verrät, was ihm wichtig außerhalb des<br />
Eises ist – kreativ sein und Zeit für andere Dinge<br />
zu haben und er spricht über seine Sprungkunst:<br />
„Der Schlüssel ist, sich auf den Sprung<br />
einzulassen. Ich habe meine Vierfachen jahrelang<br />
trainiert, und ich habe die Erfahrung gemacht,<br />
dass man zögert. Wenn man zögert,<br />
klappt es mit den Sprüngen nicht. Sobald ich<br />
Selbstvertrauen und Vertrauen hatte und anfing,<br />
die Sprünge zu stehen, habe ich mich jedes<br />
Mal zu 100 Prozent auf sie eingelassen“,<br />
sagt er. „Ich bin hier, um den Sport zu verändern“,<br />
kommentiert der US-Meister ohne falsche<br />
Bescheidenheit. Hendrickx betont den<br />
künstlerischen Aspekt des Sports in ihrem Interview.<br />
„Programme zu schaffen, die wie<br />
Kunstwerke aussehen, gehen in die Geschichte<br />
ein und man erinnert sich an sie. Ich hoffe,<br />
dass mein Eislaufen als Teil einer Kunstform<br />
angesehen werden kann und ich möchte andere<br />
dazu ermutigen, ihre eigene Kunst zu erschaffen,<br />
so wie sie es für richtig halten.“<br />
Dem Aspekt Ernährung widmet Allik einen<br />
wichtigen Teil ihres Buchs. „Essen ist Treibstoff<br />
und mein Körper ist ein Motor“, gibt die Autorin<br />
vor. Essstörungen kommen in einer ästhetischen<br />
Sportart wie Eiskunstlauf oft vor und<br />
werden gerne totgeschwiegen. In ihrem Interview<br />
mit der Ernährungsexpertin Kerstin Joandi<br />
diskutiert Allik offen über den Ursprung und<br />
das Erkennen von Essstörungen. Ernährungsdefizite<br />
führen fast zwangsläufig zu Verletzungen<br />
und schlechteren Leistungen. In weiteren<br />
Kapiteln geht es um Verletzungsprävention, Rehabilitation<br />
und mentale Gesundheit. Die Kostüme<br />
kommen ebenfalls nicht zu kurz, denn im<br />
Eiskunstlauf spielen sie eine große Rolle.<br />
„Dieses Buch ist eine Einladung, Eiskunstlauf<br />
als Lebensstil zu entdecken, eine Chance für<br />
uns gemeinsam zu lachen, zu lernen und neue<br />
Gewohnheiten anzunehmen, die dazu beitragen,<br />
damit wir die beste Version von unserem<br />
Selbst sein können. Lasst uns die einzigartigen<br />
Qualitäten entdecken, die uns als Eiskunstläufer<br />
definieren und dabei jede Nuance genießen“,<br />
fasst Allik ihre Gedanken zusammen.<br />
Fazit: Das reichhaltig bebilderte Buch führt<br />
umfassend in die Welt des Eiskunstlaufs ein<br />
und ist für junge Eiskunstläufer/innen und ihre<br />
Eltern interessant, aber auch für Hobbysportler/innen<br />
und Fans, die sich mit einzelnen Aspekten<br />
genauer auseinandersetzen möchten.<br />
<br />
Tatjana Flade<br />
Johanna Allik:<br />
The Book of Figure Skating<br />
308 Seiten, Hardcover, 69 EUR<br />
Zu bestellen bei JIV Sport:<br />
www.jivsport.com und jiv@jivsport.com<br />
Grand Prix in Helsinki<br />
Der fünfte Grand Prix in diesem Herbst, der<br />
wieder Ersatz für den russischen Grand Prix<br />
ist, soll vom 15. bis 17. <strong>No</strong>vember 2<strong>02</strong>4 in der<br />
„Helsinki Ice Hall“ mit etwa 8.000 Zuschauerplätzen<br />
stattfinden. Diese Halle liegt etwas<br />
nordwestlich vom Zentrum der finnischen<br />
Hauptstadt und wurde im Jahr 2018 schon<br />
einmal für einen Grand Prix genutzt. Damals<br />
gab China seinen Wettbewerb zurück und Helsinki<br />
sprang ein. Der finnische Verband konnte<br />
den damaligen Superstar Yuzuru Hanyu einladen<br />
und in erster Linie aus diesem Grund war<br />
der Wettbewerb ausverkauft, weil 5.000 –<br />
6.000 der 8.000 Zuschauer aus Japan anreisten.<br />
Die Austragungsorte für die fünf anderen<br />
Grand Prix stehen noch nicht fest, nur das<br />
Grand Prix Finale ist vom 5. bis 8. Dezember<br />
im französischen Orléans geplant. In derselben<br />
Halle sollen auch die beiden Synchronwettbewerbe<br />
Marie Lundmark Trophy im <strong>Februar</strong><br />
2<strong>02</strong>4 und die Synchron-WM im April<br />
2<strong>02</strong>5 stattfinden. Der Ticketverkauf für den<br />
Grand Prix soll im August beginnen. Der Wettbewerb<br />
heißt Helsinki Grand Prix Finlandia<br />
Trophy und 2<strong>02</strong>4 wird es wegen des Grand<br />
Prix keinen Challenger Wettbewerb namens<br />
Finlandia Trophy im Oktober geben. Denn<br />
nach den Erfahrungen der vergangenen zwei<br />
Jahre beschloss der finnische Verband, nur<br />
noch ein internationales Event pro Saison im<br />
Lande abzuhalten, weil sonst zu wenige Zuschauer<br />
zu den Veranstaltungen kommen. krk<br />
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In diesem Heft:<br />
Neues aus aller Welt 2<br />
Interview: Dmitri Savin 4<br />
Interview: Alexander Selevko 5<br />
Die nächste <strong>Pirouette</strong><br />
erscheint voraussichtlich am:<br />
6. März 2<strong>02</strong>4 (Digital)<br />
14. März 2<strong>02</strong>4 (Print)<br />
3<br />
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Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />
Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />
Mitarbeiter: Albert René Kolb (Schweiz),<br />
Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner, Judith<br />
Dombrowski, Maria-Laura Brandmann-Mitsuoka<br />
Interview: Nina Pinzarrone 6<br />
Europameisterschaften7<br />
Kanadische Meisterschaft 22<br />
Neues aus aller Welt 23<br />
Eisshow: Music on Ice 23<br />
US-Meisterschaften24<br />
Titelbild:<br />
Die EM-Goldmedaille für Lucrezia Beccari<br />
& Matteo Guarise war etwas überraschend,<br />
denn sie waren im Laufe der<br />
Saison noch nicht das italienische Paar<br />
Nummer eins. In der Pressekonferenz<br />
sagten sie, das Training mit anderen<br />
Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe sie<br />
sehr motiviert und dass Guarise entschieden<br />
habe, dass sie zum Musical „Cats“<br />
laufen sollen.<br />
Foto: Jochen Krauter<br />
Grafik / Anzeigen / Kundenbetreuung:<br />
Stefan Schulze<br />
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und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />
Pro & Contra: Der verbotene Salto 26<br />
Deutsche Jugend meisterschaften 26<br />
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Verfassers gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers<br />
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Neues aus Russland 27<br />
Japan: Prince Ice World Broadway Classics 28<br />
Eislaufgeschichte: Walter Hofer 29<br />
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Mai/Juni und Juli/August sind Doppelausgaben.<br />
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Termine Mitte <strong>Februar</strong> bis Ende März 2<strong>02</strong>4<br />
08.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Dragon Trophy in Ljubljana<br />
(Slowenien)<br />
08.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Egna Dance Trophy (Italien)<br />
08.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Lounakeskus Trophy in Tartu<br />
(Estland)<br />
14.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. Sarajevo Open (Bosnien &<br />
Herzegowina)<br />
15.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Abu Dhabi Trophy (Arab.Em.)<br />
15.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />
(Estland)<br />
16.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. NRW-Landesmeisterschaften<br />
in Dortmund<br />
20.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Bellu Memorial in Bukarest<br />
(Rumänien)<br />
22.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Challenge Cup in Tilburg<br />
(Niederlande)<br />
22.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Meran Ice Trophy (Italien)<br />
23.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Heiko-Fischer-Pokal in<br />
Stuttgart<br />
24.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Hessische Landesmeisterschaften<br />
in Bad Nauheim<br />
26.<strong>02</strong>. – 03.03. Junioren-WM in Taipeh<br />
(Taiwan)<br />
29.<strong>02</strong>. – 03.03. Allgäu Cup in Oberstdorf<br />
06.03. – 10.03. Maria Olszewska Memorial in<br />
Lodz (Polen)<br />
08.03. – 10.03. Sonja Henie Trophy in Oslo<br />
(<strong>No</strong>rwegen)<br />
14.03. – 17.03. Deutschlandpokal in Stuttgart<br />
15.03. – 17.03. Coupe du Printemps in<br />
Kockelscheuer (Luxemburg)<br />
18.03. – 24.03. Weltmeisterschaften in<br />
Montreal (Kanada)<br />
Synchronwettbewerbe<br />
09.<strong>02</strong>. – 10.<strong>02</strong>. Zagreb Snowflakes Trophy<br />
(Kroatien)<br />
10.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Challenger: Marie Lundmark<br />
Trophy in Helsinki (Finnland)<br />
16.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Deutschlandpokal Synchron<br />
in Dortmund<br />
16.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Spring Cup in Sesto San<br />
Giovanni (Italien) (abgesagt)<br />
23.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Dresden Cup<br />
01.03. – 03.03. Steel City Trophy in Sheffield<br />
(Großbritannien)<br />
15.03. – 16.03. Junioren-WM in Neuchâtel<br />
(Schweiz)
4<br />
Dmitri Savin<br />
Interview<br />
Dmitri Savin (links)<br />
mit Minerva Hase &<br />
Nikita Volodin<br />
Foto: Flade<br />
Dmitri Savin<br />
Erzählen Sie uns etwas über Ihre Karriere.<br />
Savin: Ich war zuerst Einzelläufer, lief im Juniorenbereich<br />
und war recht gut. Später schlugen<br />
die Trainer vor, dass ich Paarlauf machen sollte.<br />
Dann begannen die schwierigen 90er Jahre<br />
in Russland und ich ging zur Show, weil ich<br />
von irgendetwas leben musste. Ich lief lange in<br />
den USA, bei Disney on Ice, Champions on Ice<br />
und wie alle beendete ich meine Karriere auf<br />
einem Schiff. Ich hatte einen guten Kontakt zu<br />
Nina Mozer und sie sagte mir, hör auf (mit der<br />
Show), es ist Zeit, Trainer zu werden. Ich stellte<br />
zusammen mit Tatiana Tarasova eine Show<br />
auf die Beine und traf dort Nikolai Morozov<br />
und er sagte mir, lass uns zusammenarbeiten.<br />
Das war glaube ich 2010 oder 2011. Nach den<br />
Olympischen Spielen in Sotchi ging Nikolai<br />
nach Amerika, aber ich wollte dort nicht mehr<br />
hin. Für mich war es interessanter, für ein Resultat<br />
zu arbeiten. Außerdem interessiert mich<br />
Paarlauf und ich wusste, dass das in Amerika<br />
schwierig ist. In Russland hatten wir bessere<br />
Bedingungen, gerade vor den Olympischen<br />
Spielen in Sotchi war es eine gute Zeit.<br />
Wie kam es zur Zusammenarbeit<br />
mit der DEU?<br />
Ich fing schon vorher an, für ausländische Verbände<br />
zu arbeiten und zwar mit Valentina<br />
Marchei und Ondrej Hotarek. Damals haben<br />
wir in Russland Paarlauf-Seminare abgehalten,<br />
für Juniorenpaare und so weiter. Dabei habe<br />
ich italienische Verbandsleute und Sportler<br />
kennengelernt, daraus gingen Niccolo Macii, Filippo<br />
Ambrosini, Rebecca Ghilardi hervor. Ich<br />
freundete mich mit Robin Szolkowy an. Wir arbeiteten<br />
zusammen in der Gruppe von Nina<br />
Mozer. Robin schlug dem deutschen Verband<br />
vor, dass ich Minnie und <strong>No</strong>lan beim Twist helfen<br />
könne. Als sie damals anfingen, hatten sie<br />
einen schlechten Doppeltwist. Ich fuhr nach<br />
Berlin und in sechs Tagen hatten wir den dreifachen<br />
Twist und wir arbeiteten auch an anderen<br />
Sachen. Den Läufern gefiel das und sie luden<br />
mich in ihr Team ein, zusammen mit Romy<br />
Oesterreich. Aber meine Zusammenarbeit mit<br />
Der russische Paarlaufspezialist Dmitri<br />
Savin (50) arbeitet schon seit mehreren<br />
Jahren mit deutschen Duos zusammen<br />
und hat Minerva Hase/Nikita Volodin<br />
zusammengeführt.<br />
»Es gibt keine ausweglose Situation«<br />
den Deutschen begann eigentlich mit Robert<br />
(Kunkel), der als Junior am Camp teilnahm.<br />
Wie erklären Sie den schnellen Erfolg von<br />
Minerva und Nikita?<br />
In den acht Jahren unserer Zusammenarbeit<br />
hat Minnie das Trainingssystem verinnerlicht.<br />
Es geht um Arbeit mit Liebe. Nikita ist ein<br />
Sportler durch und durch und sie passen biometrisch<br />
sehr gut zueinander. Ich wollte Nikita<br />
schon länger holen und als ich mich mit Minnie<br />
bei den Olympischen Spielen zusammensetzte<br />
und besprach, wie es weitergehen soll,<br />
hatte ich nur einen Gedanken. Ich weiß, dass<br />
Minnie viele Angebote hatte, aber ich sagte<br />
ihr, wir warten auf einen bestimmten Sportler.<br />
Ich spürte noch mehr mit dem Herzen als aus<br />
Erfahrung, dass das die Variante ist, die wir<br />
brauchen. Es passte einfach, es war ein perfektes<br />
Match.<br />
Minerva und Nikita hatten viel Erfolg, aber<br />
die EM ging daneben. Wie haben Sie darauf<br />
reagiert?<br />
Ich sage es gerne mit russischen Sprichwörtern<br />
- erstens, wer nicht hinfällt, kann nicht<br />
aufstehen und zweitens - ich habe darauf gewartet.<br />
Jeder Sportler erlebt eine Pleite und es<br />
war klar, dass das bei einem der wichtigen<br />
Wettbewerbe passiert. Ehrlich gesagt, vielleicht<br />
hatten wir Glück, dass das nicht beim<br />
Grand Prix Finale geschehen ist. Wenn Nikita<br />
nicht krank gewesen wäre, denke ich, wäre es<br />
dort passiert. Wenn ein Mensch Schmerzen<br />
oder sonst etwas hat, dann ist er mehr darauf<br />
konzentriert. Wenn alles erarbeitet ist, ein System<br />
existiert, dann kann er das Maximum herausholen.<br />
Bei der EM hat das nicht geklappt -<br />
beide sind gesund, ja, die Vorbereitung war<br />
nicht ganz vollständig, denn es war wenig Zeit,<br />
weil Minnie krank war. Weil sie nicht optimal<br />
vorbereitet war, die Kondition nicht optimal<br />
war, ist das hier passiert. Ich hatte jedoch<br />
nicht erwartet, dass es so schiefgeht. Der<br />
Wurf, das kann immer passieren, das vierte<br />
Element und eines der schwierigsten, das in<br />
die „tote Zone“ fällt, wie ich es im Paarlaufen<br />
nenne - ein Moment der Schwäche. Der Fehler<br />
bei der Hebung war wohl mehr der Wunsch<br />
von Minnie, bis zum Ende zu kämpfen, aber<br />
sie wusste nicht, wie. Das ist heilbar und nicht<br />
so schwer zu beheben, damit sich dieser Fehler<br />
nicht wiederholt.<br />
Wie sind die Sportler mit der Niederlage<br />
umgegangen?<br />
Kein Sportler verliert gerne. Sie sind enttäuscht<br />
und traurig, ich auch. Aber ich denke<br />
gleich weiter. Wir stehen auf und vergessen<br />
es, denn es liegt in der Vergangenheit. Wir<br />
nehmen aus der Vergangenheit immer etwas<br />
Positives mit, aber wir erinnern uns gleichzeitig<br />
daran, was schlecht war.<br />
Wie planen Sie die WM-Vorbereitung?<br />
Nach der EM haben die Paare eine kleine Pause.<br />
Miniki nehmen an Shows teil und ich denke,<br />
das ist eine der besten Sachen, die du machen<br />
kannst. Erstens du arbeitest, zweitens du<br />
bleibst in Form, plus wir haben einen Plan aufgestellt,<br />
was sie laufen werden. Danach bereiten<br />
wir uns in Ruhe vor. Ich bin zunächst in<br />
Sotchi mit den anderen Paaren und Anfang<br />
März treffen wir uns alle in Oberstdorf. Zuerst<br />
wollten wir etwas früher nach Toronto kommen,<br />
aber ich möchte gern, dass sie ein wenig<br />
Höhentraining haben, damit sie Kondition bekommen.<br />
Was ist Ihre Trainerphilosophie?<br />
Es gibt keine Situation ohne Ausweg. Liebe<br />
und harte Arbeit überwinden alles. Wie ich<br />
schon sagte, ich mag russische Sprichwörter,<br />
aber sie sind sehr treffend.<br />
Was ist Ihre Vision vom Paarlauf?<br />
Wahrscheinlich die Symbiose von allem. Ich bin<br />
für ein gerechtfertigtes Risiko, für mehr<br />
Schwierigkeiten und nicht für das, was beim<br />
Treffen zur Entwicklung des Paarlaufs vorgeschlagen<br />
wurde - dass eine Hebung und ein<br />
Solosprung rausgenommen werden und stattdessen<br />
eine Choreographie-Hebung eingeführt<br />
wird. Wenn wir dahingehen, können wir in fünf<br />
Jahren den Eistanz und Paarlauf zusammenlegen.<br />
Ich und meine Kollegen finden es nicht<br />
richtig, wenn man aus dem Paarlauf einen halben<br />
Eistanz macht. Ich bin für die Entwicklung,<br />
für die Symbiose von Technik und Schönheit.<br />
Mit Dmitri Savin sprach Tatjana Flade.<br />
Die ungekürzte Fassung des Interviews<br />
können Mitglieder auf Steady lesen:<br />
https://steadyhq.com/de/<br />
pirouette-figure-skatingmagazine/posts<br />
•••
Foto: Flade<br />
Alexander Selevko (22) hat in Kaunas<br />
mit Silber die erste EM-Medaille für Estland<br />
gewonnen.<br />
Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?<br />
Alexander: Nach der EM fliege ich zusammen<br />
mit meinem Bruder Mihhail für zwei Wochen<br />
nach Amerika zu Rafael Arutiunian. Das war<br />
schon länger geplant. Mischa bleibt drei Wochen,<br />
ich zwei. Wir waren bereits im Sommer<br />
bei Rafael.<br />
Dieser Aufenthalt hat Ihnen offensichtlich<br />
viel gebracht.<br />
Ich denke, mir haben zwei Dinge geholfen: die<br />
Reise zu Rafael und die Shows in Japan im<br />
Sommer. Sie haben auf unterschiedliche Art<br />
und Weise geholfen, aber zusammen haben<br />
sie mich ein gutes Stück vorangebracht. Aus<br />
Amerika habe ich sehr viel Wissen über die<br />
Technik mitgenommen – wie man springen<br />
soll, wo ich Fehler mache, was ich kontrollieren<br />
muss. Ich konnte mich viel leichter zusammenreißen.<br />
Aus Japan habe ich mitgebracht,<br />
wie man sich einem Publikum präsentiert. In<br />
dieser Saison kann ich mich mental besser auf<br />
einen Wettbewerb einstellen. Daher bin ich<br />
stabiler gelaufen als zuvor.<br />
Wie haben Sie es geschafft, in der Kür in<br />
Kaunas die Nerven zu behalten?<br />
Ich weiß es nicht. Ganz habe ich es auch nicht<br />
geschafft. Ich war sehr nervös. Ich habe mich<br />
daran erinnert, wie ich bei der Junioren-WM<br />
Vierter nach dem KP war und am Ende Neunter<br />
wurde. Ich hatte Angst, dass das wieder<br />
passiert. Nach dem KP war ich mit dem dritten<br />
Platz zufrieden. Von der Kür habe ich kein Super-Ergebnis<br />
erwartet, ich wollte einfach nur<br />
so gut wie möglich für das Publikum laufen.<br />
Im Prinzip hat das geklappt, obwohl ich am<br />
Ende müde war, was man gesehen hat (lacht).<br />
Alexander Selevko<br />
»Ohne meinen Bruder hätte ich nicht<br />
solche Resultate«<br />
Was für ein Gefühl war es in der Tränenecke,<br />
als Sie sahen, dass Sie eine Medaille<br />
sicher haben?<br />
Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber<br />
ich konnte diesen Moment nicht vollständig<br />
wahrnehmen. Ich stand etwas neben mir, als<br />
sei das gar nicht ich. Ich konnte mich nicht<br />
ganz daran erinnern, was ich in der Kür gemacht<br />
habe, so als ob ich im Halbschlaf gelaufen<br />
wäre. Ich habe nicht mit einer Medaille gerechnet<br />
und als ich in der Kür Zweiter war,<br />
dachte ich ‚oh, genau, ich kann noch um eine<br />
Medaille kämpfen. Wie viele Punkte brauche<br />
ich?‘ Als ich sah, dass ich insgesamt Erster war,<br />
war ich überrascht.<br />
Wie haben Sie Ihren jüngeren Bruder Mihhail<br />
aufgemuntert, der nach mehreren<br />
Fehlern im KP ausgeschieden ist?<br />
Ich weiß, dass er es nicht mag, wenn man ihm<br />
nach einem solchen Programm etwas sagt. Ich<br />
bin einfach zu ihm gegangen, habe ihn umarmt<br />
und unterstützt. Es tat mir sehr leid für<br />
ihn. Aber ich fand es sehr schön, dass er sich<br />
aufrichtig für mich gefreut hat.<br />
Welchen Einfluss hat es, dass Sie zusammen<br />
mit Ihrem Bruder trainieren?<br />
Ich glaube, ohne meinen Bruder hätte ich<br />
nicht solche Resultate. Wir pushen uns gegenseitig.<br />
Wir sind sehr verschieden. Was die<br />
Sprünge angeht, bin ich von ihm weit entfernt.<br />
Womöglich werde ich nie so springen wie er.<br />
Aber ich denke, ich bin in anderen Dingen gut.<br />
In der Kür hier habe ich nur einen vierfachen<br />
Toeloop und einen dreifachen Axel gemacht,<br />
aber gute Punkte bekommen. Mir scheint, das<br />
liegt daran, dass ich sehr an der Qualität der<br />
Elemente gearbeitet habe.<br />
Sie haben interessante Details in Ihren<br />
Programmen, zum Beispiel Variationen in<br />
der <strong>Pirouette</strong> auf der Hacke.<br />
Ja, aber im KP habe ich dafür Punkte verloren,<br />
weil ich nicht genug Umdrehungen gemacht<br />
habe. Ich habe vor Stress in der Sitzpirouette<br />
die Position nicht lang genug gehalten, obwohl<br />
ich mitgezählt habe und in der Waage habe<br />
ich keine sechs Umdrehungen gemacht.<br />
Welche Änderungen planen Sie für die WM?<br />
Es wird eine Änderung geben. Ich möchte gerne<br />
meine Kür mit dem vierfachen Lutz laufen.<br />
Das wollte ich schon bei der EM, aber beim<br />
ersten Training ging der Lutz nicht und wir entschieden,<br />
ihn wegzulassen. Im Training zu<br />
Hause bin ich das Programm mit zwei Vierfachen<br />
ganz gut durchgelaufen. Ich möchte gern<br />
bei der WM unter die ersten Zehn kommen,<br />
damit wir im nächsten Jahr, wenn es um die<br />
olympischen Quotenplätze geht, zwei Startplätze<br />
haben. Mein Bruder und ich haben das<br />
Ziel, zusammen zu den nächsten Olympischen<br />
Spielen zu fahren.<br />
Sie waren in Peking 2<strong>02</strong>2 dabei, aber nachdem<br />
Sie sich im Training die Schulter ausgekugelt<br />
hatten, ging das KP daneben.<br />
Ja, und ich habe mich erst jetzt davon erholt.<br />
Die zwei Saisons nach der Schulteroperation<br />
hatte ich keine guten Resultate. Allerdings<br />
springt die Schulter bis jetzt manchmal raus.<br />
Natürlich ist es nicht angenehm, dass das immer<br />
wieder passieren kann. Damit muss ich<br />
mich abfinden und einfach vorsichtiger sein.<br />
Die Ärzte haben mir eine weitere Operation<br />
vorgeschlagen, mit Schrauben in der Schulter,<br />
aber dazu bin ich aktuell nicht bereit.<br />
Während der Pandemie haben Sie Klavierspielen<br />
gelernt.<br />
Ich hatte viel Freizeit und ich mochte Klavierspielen<br />
immer. Meine Eltern haben mir zum<br />
Geburtstag ein elektronisches Klavier geschenkt.<br />
Jetzt habe ich allerdings wenig Zeit,<br />
weil ich eine Kindergruppe trainiere.<br />
Sie arbeiten schon als Trainer?<br />
Im zweiten Jahr. Also bin ich von sieben Uhr<br />
morgens bis abends um acht in der Eishalle.<br />
Das ist schwer, aber es macht mir Spaß, den<br />
Kindern etwas Neues beizubringen, ihre Fortschritte<br />
zu beobachten. Die älteren Kinder<br />
sind acht, die Kleinen vier Jahre alt. Das älteste<br />
Mädchen ist elf. Meine Schüler kommen<br />
manchmal zu meinem Training und da kann<br />
ich nicht abschlaffen. Wie kann ich, der Trainer,<br />
mich in schlechtem Licht zeigen? Da gab<br />
es übrigens einen lustigen Moment. Bevor ich<br />
zur Finlandia Trophy gefahren bin, habe ich<br />
mir die Teilnehmerliste angeschaut und dachte<br />
mir, dass dort viele sehr gute Läufer sind<br />
und ich es wohl kaum in die Top drei schaffen<br />
würde. Dann sagte mir meine Mutter, dass<br />
eine meiner Schülerinnen geträumt habe, dass<br />
ich dort mit einer Medaille stehe. Ich dachte<br />
mir damals, ‚danke, aber das wird wohl kaum<br />
passieren‘. Und ich kehrte von dort mit einer<br />
Medaille zurück. So ein prophetischer Traum.<br />
Hat sie jetzt auch geträumt, dass Sie eine<br />
Medaille gewinnen?<br />
Vielleicht, da muss ich nachfragen (lacht).<br />
Mit Alexander Selevko sprach Tatjana Flade.•••<br />
5<br />
Alexander Selevko<br />
Interview
6<br />
Nina Pinzarrone<br />
Interview<br />
Nina Pinzarrone<br />
Die junge Belgierin legt diese Saison eine wahre Traumsaison<br />
hin: Bei ihren allerersten Starts im Grand Prix holte Pinzarrone<br />
Silber in Frankreich, Bronze in Japan und qualifizierte sich für das Grand Prix<br />
Finale. Die <strong>Pirouette</strong> sprach mit der 17-Jährigen nach ihrem bisher größtem Erfolg, der<br />
Bronzemedaille bei den Europameisterschaften in Kaunas.<br />
Herzlichen Glückwunsch zur Medaille. Wie<br />
geht es Ihnen nach diesem Erfolg?<br />
Nina: Ich bin überglücklich und kann es immer<br />
noch nicht ganz glauben. Ich wusste, dass ich<br />
zwei saubere Programme zeigen kann und<br />
wollte meinen fünften Platz von der letzten EM<br />
steigern. Trotzdem habe ich selbst nicht wirklich<br />
daran geglaubt, dass ich es aufs Podest<br />
schaffen kann. Ich habe ehrlich gesagt fast gar<br />
nicht über Platzierungen nachgedacht und<br />
wollte einfach mein Bestes geben. Ich bin wirklich<br />
sehr glücklich über die Medaille und freue<br />
mich nun nur noch mehr auf den Rest der Saison.<br />
Ich habe außerdem so viele Nachrichten<br />
und Glückwünsche von so vielen Menschen erhalten,<br />
die stolz auf mich sind. Durch diese<br />
Nachrichten realisiere ich langsam, was ich erreicht<br />
habe, und es ist ein wunderschönes Gefühl,<br />
dass so viele Menschen hinter mir stehen.<br />
Wie würden Sie ihre bisherige Saison<br />
beschreiben?<br />
Es war eine wahre Achterbahnfahrt. Es waren<br />
wirklich viele Wettbewerbe, viele hintereinander<br />
ohne Pause. Das war mental sehr anstrengend,<br />
vor allem der GP in Japan, die belgischen<br />
Meisterschaften und dann das Finale direkt danach.<br />
Vor dem Finale hatte ich einen Moment,<br />
in dem mir alles zu viel war. Durch die Unterstützung<br />
meiner Familie und Trainer habe ich<br />
mich aber schnell aus diesem kleinen Loch ziehen<br />
können. Ich habe meine Möglichkeiten gut<br />
genutzt und bin im Großen und Ganzen sehr<br />
glücklich mit der Saison. Das Erreichen des Finales<br />
war eine Art Schock für mich, damit hatte<br />
ich niemals gerechnet. Ich war deutlich nervöser<br />
als bei anderen Wettbewerben, da ich plötzlich<br />
unter den besten sechs Damen der Welt<br />
war. Aber ich habe mich durchgekämpft und<br />
diese Erfahrung hat mir viel Selbstbewusstsein<br />
für die EM gegeben. Ich wusste, dass ich meine<br />
Leistung auch in stressigen Situationen abrufen<br />
kann und dass ich zu den Besten gehöre.<br />
Vor der Saison äußerten<br />
Sie, Ihr Hauptziel sei, mehr<br />
Reife zu zeigen. Wie schätzen<br />
Sie Ihre Fortschritte in<br />
dieser Hinsicht ein?<br />
Es ist immer schwer, sich<br />
selbst einzuschätzen. Wenn ich<br />
meine Programme von dieser und<br />
der vergangenen Saison vergleiche,<br />
sehe ich schon einen Unterschied<br />
und ich finde, man<br />
merkt, dass ich im Ausdruck reifer<br />
geworden bin. Andere können<br />
es aber wahrscheinlich besser<br />
einschätzen als ich selbst. Und es ist schön,<br />
diese Rückmeldung zum Beispiel von meinem<br />
Choreografen Benoît Richaud zu bekommen.<br />
Abseits des Eises bin ich auf jeden Fall mental<br />
und körperlich reifer und in meinem Auftreten<br />
sicherer geworden. Bei meiner allerersten Pressekonferenz<br />
in Angers hatte ich solche Angst,<br />
etwas Falsches zu sagen, und war eingeschüchtert<br />
von der Situation. Jetzt gehe ich gelassen an<br />
solche Situationen heran und erzähle ganz<br />
authentisch, was mir durch den Kopf geht.<br />
Was sind Ihre nächsten Ziele?<br />
Ich will weiter an meiner Konsistenz arbeiten.<br />
Im Sommer habe ich schon Sprünge wie 3A<br />
oder Vierfache versucht, aber eher zum Spaß<br />
in der Nebensaison. Irgendwann einen dieser<br />
Sprünge zu landen, ist Ziel von mir, aber ich<br />
will es nicht forcieren. Und natürlich träume<br />
ich davon, irgendwann noch höher aufs Treppchen<br />
zu steigen, aber auch hier will ich mir keinen<br />
Druck machen. Ich möchte grundsätzlich<br />
immer die beste Version meiner selbst sein.<br />
Sie arbeiten schon lange mit Ihrer Trainerin<br />
Ans Bockland sowie mit Benoît Richaud<br />
als Choreografen zusammen. Was schätzen<br />
Sie an Ihrem Team?<br />
Ans war meine erste Trainerin, von Kindheit<br />
an. Wir kennen uns unglaublich gut, vertrauen<br />
uns und glauben aneinander. Ich weiß, dass<br />
sie das Beste für mich will, und vertraue ihr<br />
Foto: Dombrowski<br />
»Ich möchte die beste<br />
Version meiner selbst sein«<br />
voll und ganz. Ich liebe es mit ihr zusammenzuarbeiten.<br />
Benoît hat mich wirklich nach vorne<br />
gebracht. Er hat mich gefordert und so<br />
konnte ich mich stark verbessern.<br />
Belgien ist durch Loena Hendrickx und Sie<br />
die aktuelle Spitzennation im europäischen<br />
Dameneiskunstlauf. Wie beschreiben Sie<br />
die Situation des Sportes in Belgien?<br />
Ich spüre, dass Belgien stolz ist, nun zwei starke<br />
Läuferinnen an der Spitze zu haben. Ich bin<br />
sehr froh, ein Teil davon zu sein. Dieses Jahr<br />
gibt es ein bisschen mehr Aufmerksamkeit der<br />
belgischen Medien, etwas mehr Übertragung<br />
im Fernsehen. Daher denke ich, dass der<br />
Sport in Belgien durch uns etwas wächst. Wir<br />
sind aber nach wie vor eine Nischensportart.<br />
Sie gehen noch zur Schule. Wie kombinieren<br />
Sie das mit dem Leistungssport?<br />
Ich gehe auf eine Schule speziell für Sportler.<br />
Die nehmen viel Rücksicht auf Wettkämpfe<br />
und Trainingszeiten. Diesen Herbst war kaum<br />
Zeit für die Schule wegen der ganzen Wettkämpfe.<br />
Kommende Woche habe ich Prüfungen<br />
und habe nun nur ein paar Tage um mich<br />
vorzubereiten. Im Juni habe ich dann meine<br />
Abschlussprüfung. Das System ist gut für mich,<br />
aber es ist trotzdem viel Arbeit.<br />
Gibt es Momente, in denen Sie sich mehr<br />
Freiheiten und Freizeit wünschen?<br />
Ich denke, die gibt es bei jedem Läufer. Es<br />
gibt Tage, an denen man einfach keine Lust<br />
aufs Training hat, da es jeden Tag dasselbe<br />
ist und man sich Tag um Tag verausgabt und<br />
andere Teenager sieht, wie sie ihr Leben genießen,<br />
und man möchte mitmachen. Aber<br />
dann wird einem bewusst, dass man sich für<br />
dieses Leben entschieden hat und dass es<br />
sich auszahlt. Ich genieße es dennoch sehr,<br />
wenn ich manchmal Zeit habe, mich mit<br />
Freundinnen zu treffen. Ich schaffe das ungefähr<br />
einmal im Monat, und dann versuche<br />
ich, es besonders zu genießen.<br />
Sie haben in Ihren jungen Jahren schon viel<br />
von der Welt gesehen. Gibt es einen<br />
Wunschort an den Sie reisen möchten?<br />
Ich freue mich jetzt sehr auf die Weltmeisterschaften<br />
in Kanada, dort war ich noch nie.<br />
Aber ich habe gehört, dort könnte<br />
es auch sehr kalt sein.<br />
Trotz meines Sports bin<br />
ich ein Sommermensch.<br />
Daher würde ich gerne mal<br />
an einen Traumstrand in<br />
Thailand reisen.<br />
Mit Nina Pinzarrone sprach Judith<br />
Dombrowski.<br />
•••
7<br />
Erstklassige<br />
Europameisterschaften<br />
in Litauen<br />
Keine Medaille für die DEU – zweimal Gold für Italien<br />
Aus Kaunas berichtet Klaus-Reinhold Kany<br />
Europameisterschaften<br />
Foto: Höppner<br />
Ursprünglich sollte die EM 2<strong>02</strong>4 in Budapest<br />
stattfinden, aber im Frühsommer<br />
2<strong>02</strong>3 gab Ungarn die EM zurück. Der<br />
offizielle Grund war, dass die Energiekosten<br />
so hoch seien, dass der Verband sie<br />
nicht stemmen konnte. Aber in Wirklicheit<br />
gab es andere Gründe: Der Verband war<br />
sehr zerstritten über die Frage, ob man<br />
lieber eingekaufte Russen für Ungarn<br />
starten lassen wollte, die bessere Ergebnisse<br />
erreichen, oder lieber echte Ungarn,<br />
die weniger gut sind, aber den einheimischen<br />
Nachwuchs mehr motivieren. Der<br />
Streit eskalierte so stark, dass der Verband<br />
schließlich entschied, keine EM zu<br />
organisieren. Drei andere Länder bewarben<br />
sich, von denen der ISU-Vorstand<br />
überraschend die zweitgrößte litauische<br />
Stadt Kaunas (auf litauisch „Kounas“ ausgesprochen)<br />
nominierte.<br />
Innerhalb von sechs Monaten veranstaltete das<br />
kleine Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern<br />
erstmals in seiner Geschichte einen großen Eiskunstlauf-Wettbewerb<br />
mit sehr guter Organisation,<br />
unterstützt auch von erfahrenen, oft freiwilligen<br />
Helfern aus anderen Ländern. So kamen<br />
die Hallenansagerinnen aus Finnland, für<br />
die Akkreditierung war das bewährte Team um<br />
den Esten Margus Hernits zuständig, den Presseraum<br />
betreute Petra Hager aus München<br />
und für die Interviewzone war Rüdiger Lawall<br />
aus Rheinhessen zuständig. Deutschland<br />
braucht leider wegen der Bürokratie viele Jahre,<br />
um so einen Wettbewerb auf die Beine zu<br />
stellen. Übrigens tendiert die DEU richtigerweise<br />
jetzt eher zu einer WM als zu einer EM, auch<br />
weil man sich dann gleich für zwei Jahre (2<strong>02</strong>7<br />
und 2<strong>02</strong>8) bewerben kann.<br />
Die Veranstaltung fand in der vor etwa zehn<br />
Jahren gebauten Zalgirio Arena statt, die direkt<br />
am Ufer der Memel auf einer Insel liegt. In dieser<br />
Mehrzweckhalle wird hauptsächlich Basketball<br />
gespielt; noch eine Woche vor der EM war<br />
das deutsche Team Alba Berlin dort zu Gast.<br />
Für Konzerte mit kleiner Bühne hat sie 20.000<br />
Zuschauerplätze, beim Eiskunstlaufen sind es<br />
etwa 15.000. Am Samstagabend bei der Eistanzkür<br />
mit Medaillenchancen für das litauische<br />
Eistanzpaar und beim Schaulaufen (mit<br />
den Stargästen Papadakis & Cizeron) war die<br />
Halle ausverkauft und auch sonst gut besucht.<br />
Im September 2018 fand in derselben Halle<br />
einmal ein Junioren Grand Prix ohne Paarlaufen<br />
statt, bei dem ein Dutzend Läufer/innen<br />
teilnahmen, die auch diesmal dabei waren,<br />
zum Beispiel Asaf Kazimov, damals mit Lara<br />
Luft, Taschlerova/Taschler und die Einzelläufer<br />
Nikolaj Majorov (heute Eistänzer) und Lucrezia<br />
Beccari (heute Paarläuferin). Das Wetter war<br />
diesmal sehr winterlich und schwankte zwischen<br />
0 und -20 Grad. Eisige Sonnentage wechselten<br />
mit stürmischen Neuschnee-Tagen.<br />
Neu war, so stellte ISU-Event-Koordinator Wieland<br />
Lüders fest, dass niemand von den fast<br />
170 ursprünglich gemeldeten Läufer/innen absagte<br />
und evtl. durch Ersatzläufer/innen ersetzt<br />
wurde, sondern alle drei oder mehr Wochen<br />
zuvor Gemeldeten auch tatsächlich starteten.<br />
In allen vier Kategorien war das Niveau<br />
höher als im vergangenen<br />
Jahr.<br />
Zwei Deutsche<br />
waren in den vier<br />
Jurys: Angelika<br />
Ullm wertete das<br />
KP der Männer<br />
und Christian Baumann<br />
die Kür im<br />
Eistanzen. Zu Essen<br />
gab es für die<br />
Zuschauer nicht viel, auch kein Restaurant,<br />
weil ein Basketballspiel so kurz ist, dass man<br />
in Litauen vorher und nachher isst. Einziger<br />
Negativpunkt waren die beiden viel zu lauten<br />
Unterhaltungskünstler, die in jeder Eiserneuerungspause<br />
in ohrenbetäubender Lautstärke<br />
schrien und kleine Späßchen mit den Zuschauern<br />
machten. Dies geschah fast nur in litauisch,<br />
was das internationale Publikum natürlich<br />
nicht verstand, und vor allem so laut, dass<br />
es die Ohren schädigen konnte. Am zweiten<br />
Tag soll die ISU eine mäßigere Lautstärke gewünscht<br />
haben, aber nach zehn Minuten waren<br />
sie so laut wie zuvor. Da half für Menschen<br />
mit empfindlichen Hörorganen nur eines: Ohren<br />
zuhalten oder in die Wandelgänge der Halle<br />
gehen, was viele auch taten.<br />
In der Pause der Eistanzkür wurde es sehr politisch:<br />
Weil am 13. Januar 1991 die Befreiung<br />
Litauens von sowjetischer Herrschaft nach einem<br />
Putschversuch Russlands erkämpft wurde,<br />
ist dies ein wichtiger Gedenktag im Land.<br />
Daher wurde auch an diesem 13. Januar in<br />
der Eishalle gefeiert. Die Nationalhymne wurde<br />
von den Litauern inbrünstig gesungen, es<br />
gab eine Schweigeminute für die Opfer des<br />
damaligen Kampfes und schließlich wurde<br />
noch ein Freiheitslied angestimmt. Damit will<br />
das kleine Land zeigen, dass es keine neue<br />
Besetzung durch Russland oder andere Mächte<br />
akzeptiert.
8<br />
Europameisterschaften<br />
Beccari & Guarise neue Europameister<br />
Das Niveau im Paarlaufen hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr erheblich verbessert ,<br />
denn diesmal waren sieben oder acht<br />
gute oder sehr gute Teams am Start, darunter<br />
drei italienische, wenn auch kein<br />
absolutes Spitzenpaar.<br />
Die Goldmedaille für Lucrezia Beccari & Matteo<br />
Guarise aus der Schule von Bergamo war<br />
etwas überraschend, denn sie waren im Laufe<br />
der Saison noch nicht das italienische Paar<br />
Nummer eins. In Kaunas liefen sie ein fehlerfreies,<br />
eher klassisches KP zu „Run“ von Ludovico<br />
Einaudi, das mit 67 Punkten nur vier vom<br />
ersten Platz entfernt lag. Alle sieben Elemente<br />
erhielten Pluspunkte und wurden im Durchschnitt<br />
mit +2 bis +3 bewertet. Enttäuscht waren<br />
sie, dass die Todesspirale nur Level 2 erhielt.<br />
<strong>No</strong>ch wichtiger war, dass auch ihre Kür<br />
zum Musical „Cats“ ohne größere Fehler gelang,<br />
nur der 2A in der Sprungkombination<br />
3T-1A-2A war bei einem Partner unterdreht.<br />
Der Twist und die drei Hebungen erhielten Level<br />
4 und sehr gute Bewertungen, auch die<br />
beiden weggeworfenen Sprünge (Rittberger<br />
und Salchow) glückten sehr überzeugend. Der<br />
3S war etwas knapp, alles andere mindestens<br />
gut, oft auch sehr gut.<br />
In der Pressekonferenz sagten sie, gefeiert<br />
werde im ganzen Team, denn jeder gönnt dem<br />
anderen den Erfolg, und das Training mit anderen<br />
Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe<br />
sie sehr motiviert. Beccari sagte, dass Guarise<br />
entschieden habe, dass sie zum Musical „Cats“<br />
laufen. Die Einstudierung habe viel Spaß gemacht,<br />
weil sie zwei Katzen imitieren (siehe Titelfoto).<br />
Guarise ergänzte, bei ihm habe es<br />
drei „Explosionen“ nach der Kür gegeben, die<br />
sie als Drittletzte liefen: Die erste, als sicher<br />
war, dass sie eine Medaille gewonnen haben,<br />
Lucrezia Beccari & Matteo Guarise, Fotos: Hella Höppner<br />
die zweite, als es schon<br />
Silber war, und die dritte,<br />
als feststand, dass sie gewonnen<br />
haben. Vor 16 Jahren habe er Gold im<br />
Rollkunstlaufen gewonnen und das<br />
Paarlaufen sei sein Leben, zuerst auf Rollen<br />
mit Sara Venerucci und dann auf dem<br />
Eis, bis 2<strong>02</strong>2 mit Nicole Della Monica und<br />
jetzt in der zweiten Saison mit Lucrezia Beccari.<br />
Das sei sein Leben, das er auch mit jetzt 35<br />
Jahren so lange wie möglich weiterleben<br />
möchte, auch wenn er jetzt verheiratet ist.<br />
Die für Georgien startenden Anastasia Metelkina<br />
& Luka Berulava laufen in der ersten Saison<br />
zusammen, nachdem sie sich am Ende der vergangenen<br />
Saison von ihren schwächeren Partnern<br />
getrennt hatten. Sie haben in dieser Saison<br />
zwei Junioren Grand Prix ebenso überlegen<br />
gewonnen wie das Juniorenfinale. Sie wollen<br />
weiterhin zweigleisig fahren und in dieser<br />
Saison sowohl bei der Junioren-WM in Taiwan<br />
als auch bei der Meisterklasse-WM in Montreal<br />
starten. In Kaunas liefen sie das technisch beste<br />
KP zu „Summertime“ mit weggeworfenem
9<br />
Wurflutz und überwiegend +3 bewerteten<br />
Elementen und waren etwas enttäuscht über<br />
die Bewertung von „nur“ 71 Punkten. In der<br />
Kür zu „The Millionaire Waltz“ von Queen<br />
stürzte Metelkina beim 3S und sprang den<br />
Axel in der Sprungkombination nur einfach,<br />
die anderen Elemente gelangen. Damit erreichten<br />
sie ihr Ziel eines fehlerfreien Programms<br />
nicht, freuten sich aber über Silber<br />
und die in den unteren Rängen recht volle<br />
Halle mit ca 8.000 Zuschauern.<br />
Rebecca Ghilardi & Filippo Ambrosini, ebenfalls<br />
aus Bergamo, blieben zwar im KP fehlerfrei,<br />
aber nur mit 2A und Bewertungen<br />
von etwa +2 zu einer Filmmusik von Ennio<br />
Morricone. Die Kür zu Varianten von Dracula-Filmmusiken<br />
war so gut wie sauber. Hier<br />
wagten sie immerhin einen 3S, allerdings<br />
leicht unterdreht, liefen aber insgesamt die<br />
bisher beste Kür der Saison.<br />
Hier erhielten sie trotz relativ<br />
früher Startnummer 11 sehr viel<br />
Beifall wegen ihres etwas showbetonten<br />
Laufstils, was viel für sie<br />
bedeutete. Die Hebungen waren<br />
erstklassig, die <strong>Pirouette</strong> erhielt<br />
dagegen nur den Basislevel. Die für<br />
Ungarn laufenden Russen Maria Pavlova<br />
& Alexei Sviatchenko werden wie Minerva<br />
Hase & Nikita Volodin in der ganzen<br />
Saison von Dmitri Savin betreut (siehe<br />
Interview Seite 4). Auch ihr KP zu „Another<br />
One Bites the Dust“ von Queen<br />
war fehlerfrei, aber die Komponenten<br />
zu Recht etwas niedriger. In der<br />
Kür machten sie wiederum keinen<br />
größeren Fehler, hatten drei technische<br />
Punkte mehr, aber sechs Komponentenpunkte<br />
weniger als die<br />
Bronzemedaillengewinner und lagen<br />
daher insgesamt nur 1,67 Punkte<br />
von einer Medaille entfernt.<br />
Zagreb drei Paarlauf-Startplätze. Minerva Hase<br />
& Nikita Volodin zeigten erstmals Schwächen,<br />
aber so ist eben der Sport, besonders wenn<br />
man vorher nicht gesund war und nicht voll<br />
trainieren konnte, so wie die beiden. Weil sie<br />
als neues Paar noch nicht so viele Weltranglistenpunkte<br />
hatten (für die auch die beiden vergangenen<br />
Saisons zählen), hatten sie die relativ<br />
frühe KP-Startnummer 11 unter 18 Paaren. Immerhin<br />
hätten ihre 190 Punkte im Vorjahr für<br />
Silber gereicht, stellte DEU-Präsident Andreas<br />
Wagner in einem Interview mit dem Deutschlandfunk<br />
fest. Ihr lyrisches KP zur Musik „Stay“<br />
von Rihanna gelang noch recht gut, auch wenn<br />
sein 3S etwas schief gelandet war, die <strong>Pirouette</strong><br />
nicht ideal war und die Todesspirale nur Level<br />
3 erhielt. Das beste Element war der Twist,<br />
der mit Level 3 überwiegend Bewertungen von<br />
+4 erhielt. 69 Punkte sicherten den zweiten<br />
Zwischenrang, war aber keine Weltklasse. Die<br />
Kür zu „The Path of Silence“ und zu „Power of<br />
Mind“, beides von Anne Sophie Versnaeyen,<br />
begann mit einem exzellenten Twist, aber<br />
dann stieg Hase beim zweiten 2A der schwierigen<br />
Kombination 3T-2A-2A um. Nach solidem<br />
3S stürzte sie beim Wurfrittberger. Bis jetzt<br />
hätte das bei fehlerfreier Fortsetzung noch zu<br />
Silber gereicht, aber bei der besonders anspruchsvollen<br />
und daher hoch bewerteten<br />
Axel-Lasso-Hebung rutschte sie<br />
an seinem Rücken herunter, so<br />
dass das Element null statt sieben<br />
oder acht Punkte erhielt. Alles<br />
andere glückte sehr überzeugend, aber<br />
diese Punkte fehlten für eine Medaille. Hase<br />
sagte später, sie wisse auch nicht, wieso das<br />
mit der Hebung passiert sei, denn normalerweise<br />
sei sie ein leichtes Element für sie. Bei<br />
der WM hätten sie eine neue Chance, ihr Können<br />
zu beweisen.<br />
Annika Hocke & Robert Kunkel konnten auch<br />
erst kurz vorher wieder voll trainieren, nachdem<br />
Kunkels Rückenbeschwerden einigermaßen<br />
verheilt waren. Zuvor hatte er in einem<br />
Interview gesagt, sein Rücken sei so lädiert,<br />
„dass ich mir nicht einmal die Schuhe<br />
selbst binden konnte.“ Im Rock`n Roll-KP<br />
sprang Hocke den Salchow doppelt, die<br />
anderen Elemente gelangen, am besten<br />
die Hebung und 62 Punkte waren der<br />
Lohn. Später sagte sie, sie sei frustriert<br />
über den Salchow, weil sie während<br />
Kunkels Rückenverletzung viele<br />
Maria Pavlova &<br />
Alexei Sviatchenko<br />
Europameisterschaften<br />
Deutsche ohne Medaille<br />
Die beiden deutschen Paare erreichten<br />
nicht die von ihnen erhofften<br />
Platzierungen und Medaillen,<br />
aber immerhin sicherten die<br />
Ränge 5 und 7 für die EM<br />
im nächsten Jahr in<br />
Anastasiia Metelkina & Luka Berulava
10<br />
Europameisterschaften<br />
Rebecca Ghilardi & Filippo Ambrosini<br />
Sprünge trainiert<br />
habe. In der Kür zu<br />
„Without You“ von Ursine<br />
Vulpine war Hockes Salchow<br />
erneut doppelt und<br />
mit der Hand auf dem Eis,<br />
die Kombination aus drei Axeln nicht sauber,<br />
die Würfe und Hebungen dagegen gut, aber<br />
die Komponenten nur bei etwa 7,3.<br />
Zwischen die Deutschen schoben sich unerwartet<br />
niedrig die Vorjahres-Europameister<br />
Sara Conti & Niccolo Macii. Conti war vor<br />
Weihnachten krank gewesen, musste die italienischen<br />
Meisterschaften auslassen und war<br />
in Kaunas noch nicht wieder richtig fit. Sie liefen<br />
weniger dynamisch als sonst und im KP<br />
stieg sie beim 3T und dem Wurfrittberger um.<br />
Die Kür lief etwas besser, aber hier war ein<br />
Axel von ihm einfach und sie stieg beim 3T<br />
um, plus ein paar kleinere Fehler kamen hinzu.<br />
Das gesamte Programm zur Filmmusik „Cinema<br />
Paradiso“ wirkte blasser als sonst. Daria<br />
Danilova & Michel Tsiba aus den Niederlanden,<br />
die ebenfalls mit Dmitri Savin arbeiten<br />
und früher mit Knut Schubert in Berlin, boten<br />
ihre bisher beste Leistung. Im KP zur Filmmusik<br />
„The Hunger Games“ sprang Tsiba den Salchow<br />
nur doppelt und der Twist war unsauber,<br />
die anderen Elemente klappten gut. In<br />
der Kür hatten sie Probleme bei den Einzelsprüngen,<br />
alles andere erhielt Pluspunkte, insbesondere<br />
die Hebungen.<br />
Den britischen Meistern Anastasia Vaipan-Law<br />
& Luke Digby aus dem schottischen Dundee<br />
gelang ein annähernd fehlerfreies KP, allerdings<br />
nur mit 2A. Sie war zunächst unsicher,<br />
ob er den 2A korrekt landete, weil er so ernst<br />
blickte. Aber dann bestätigte er, dass alles in<br />
Ordnung sei. Meistens, so sagten sie, merkten<br />
sie an der Reaktion des Publikums, ob der<br />
Sprung korrekt gelandet war. In der Kür liefen<br />
vier Elemente nicht ganz nach Plan. In der Gegenwart<br />
in Berlin bei <strong>No</strong>lan Seegert und zeitweise<br />
auch bei Dmitri Savin trainieren die Polen<br />
Ioulia Chtchetinina (die mal für die Schweiz<br />
und mal für Ungarn gelaufen ist) & ihr Partner<br />
Michal Wozniak. Sie trainieren erst seit August<br />
2<strong>02</strong>3 zusammen und Einzelläufer Wozniak hatte<br />
zwar ein bisschen Paarlauf zuvor betrieben,<br />
aber nicht auf höhem Niveau. Er lernte die<br />
Paarlaufelemente beeindruckend schnell, vor<br />
allem bei Seegert. Im KP war bei ihrer ersten<br />
Paare | Europameisterschaften<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Lucrezia Beccari / Matteo Guarise<br />
Italien 3 1 199.19<br />
2 Anastasiia Metelkina / Luka Berulava<br />
Georgien 1 5 196.14<br />
3 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini<br />
Italien 5 2 195.68<br />
4 Maria Pavlova / Alexei Sviatchenko<br />
Ungarn 4 3 194.<strong>02</strong><br />
5 Minerva Fabienne Hase / Nikita Volodin<br />
Deutschland 2 6 190.69<br />
6 Sara Conti / Niccolo Macii<br />
Italien 7 4 187.25<br />
7 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />
Deutschland 6 7 177.75<br />
8 Daria Danilova / Michel Tsiba<br />
Niederlande 10 8 167.32<br />
9 Anastasia Vaipan-Law / Luke Digby<br />
Großbritannien 8 9 159.01<br />
10 Ioulia Chtchetinina / Michal Wozniak<br />
Polen 11 11 154.91<br />
11 Sofiia Holichenko / Artem Darenskyi<br />
Ukraine 12 10 154.37<br />
12 Océane Piegad / Denys Strekalin<br />
Frankreich 9 12 148.51<br />
13 Barbora Kucianova / Martin Bidar<br />
Tschechien 13 14 144.63<br />
14 Milania Vaananen / Filippo Clerici<br />
Finnland 16 13 142.27<br />
15 Lydia Smart / Harry Mattick<br />
Großbritannien 14 15 140.46<br />
Ausgeschieden:<br />
– Camille Kovalev / Pavel Kovalev<br />
Frankreich 15 – 50.90<br />
Finale nicht erreicht:<br />
– Greta Crafoord / John Crafoord<br />
Schweden 17 – 42.66<br />
– Sophia Schaller / Livio Mayr<br />
Österreich 18 – 42.57<br />
EM ihr 3T und der Wurfflip unsauber, die<br />
anderen Elemente solide. In der Kür<br />
stürzte er beim 3T, die meisten anderen<br />
Elemente gelangen.<br />
Chtchetinina freute sich auf<br />
ihr erstes Mal in Kanada für<br />
die WM, denn vor vier Jahren<br />
wurde sie wegen Corona kurzfristig abgesagt,<br />
als sie erstmals nach Montreal wollte.<br />
Die Ukrainer Sofiia Holichenko & Artem Darenskiy,<br />
die in Dnipro und in Kiew trainieren<br />
und dort ständig in Gefahr sind, liefen ein<br />
mehr oder weniger fehlerfreies KP und machten<br />
auch in der Kür keine großen Fehler. Im<br />
vergangenen Jahr waren sie wegen Verletzung<br />
nicht dabei. Océane Piegad & Denys Strekalin<br />
aus Frankreich kämpften um einen zweiten<br />
Startplatz für Frankreich im nächsten Jahr. Im<br />
KP patzte Piegad beim 3S, alles andere gelang.<br />
Aber in der Kür riss sie den Salchow auf, die<br />
<strong>Pirouette</strong> klappte nicht und er musste die Hebung<br />
abbrechen. Platz 12 reichte nicht für<br />
zwei Startplätze, weil Kovalev & Kovalev keine<br />
Punkte erhielten. Camille Kovalev war seit der<br />
Anreise grippekrank und konnte weder essen<br />
noch schlafen, aber sie und Ehepartner Pavel<br />
Kovalev versuchten trotzdem zu starten. Im KP<br />
gingen der Wurfflip und ihr 3T daneben. Sie<br />
erreichten damit das Finale mit Rang 15, aber<br />
Camille fühlte sich so schwach, dass sie zur<br />
Kür nicht antraten. Greta Crafoord & Zwillingsbruder<br />
John Crafoord trainieren seit dem<br />
Sommer 2<strong>02</strong>3 bei Olympiasieger Bruno Massot<br />
in Frankreich. Aber nach einem von beiden<br />
Läufern misslungenen 2A und mehreren kleineren<br />
weiteren Fehlern erreichten sie nicht<br />
das Finale. Dasselbe passierte den Österreichern<br />
Sophia Schaller & Livio Mayr, nachdem<br />
Schaller den 3S und das Paar auch den Wurfsalchow<br />
verpatzte.<br />
Annika Hocke &<br />
Robert Kunkel
11<br />
Adam Siao Him Fa<br />
verteidigt Titel<br />
Der Franzose Adam Siao Him Fa, dessen<br />
Eltern vor seiner Geburt aus Mauritius<br />
nach Frankreich eingewandert sind,<br />
verteidigte trotz einiger Schwächen<br />
seinen Titel aus dem Vorjahr<br />
überlegen.<br />
Adam Siao Him Fa<br />
Fotos: Hella Höppner<br />
Die Zeitschrift L’Equipe schrieb, er sei ein Einzelgänger<br />
und bereite sich autonom und ohne<br />
den Rat der Trainer vor, höre im Hotel eine<br />
spezielle Musik, sei aber immer pünktlich zur<br />
Stelle, wenn der Bus vom Hotel zur Eishalle<br />
abfährt. Andererseits gibt es um ihn herum<br />
ein Team mit Ernährungsberater, Konditionstrainer<br />
und Choreograph (Benoît Richaud),<br />
mit denen er regelmäßigen Kontakt hat. Mit<br />
seinem Haupttrainer Rodolphe Marechal hatte<br />
er schon als Kind in Toulouse gearbeitet.<br />
Nach dem KP (94 Punkte) zu „The Prophet“<br />
von Gary Moore betrug sein Vorsprung nur<br />
drei Punkte, denn er musste beim 4L beide<br />
Hände zu Hilfe nehmen, um nicht zu stürzen.<br />
Das brachte etwa zwei Punkte Abzug. Die dort<br />
geplante Kombination mit 3T konnte er nicht<br />
ausführen, sondern fügte nach dem 4T noch<br />
einen 2T an, der drei Punkte weniger brachte<br />
als der geplante 3T. Alles andere im KP glückte<br />
ausgezeichnet, die Schrittfolge (Level 4)<br />
wurde sogar mit viermal +5 und fünfmal +4<br />
belohnt. Obwohl der 4L auch im Training<br />
mehrfach nicht klappte, wollte er ihn nicht<br />
durch einen anderen Sprung ersetzen, denn<br />
„im Prinzip beherrsche ich den vierfachen<br />
Lutz, auch wenn ich müde bin.“<br />
Der erste Sprung in der Kür zu drei Musikstücken<br />
von Max Richter und zu „Refuge“ von der<br />
Gruppe Power-Haus war ein etwas tief gelandeter<br />
4L, gefolgt von einem gestürzten 4T.<br />
Nach einer guten 3A-2A-Kombination folgte<br />
ein überdrehter 4S, eine überzeugende 4T-3T-<br />
Kombination und ein zweiter guter 3A. Nach<br />
erfolgreichen weiteren Elementen garnierte er<br />
die Choreo-Schrittfolge mit einem auf zwei Füßen<br />
gelandeten echten Rückwärtssalto. Seitwärtssaltos<br />
sind seit kurzem erlaubt, aber ein<br />
Rückwärtssalto weiterhin nicht, was er natürlich<br />
wusste. Aber er nahm die zwei Strafpunkte<br />
für dieses Element in Kauf, weil er als vorletzter<br />
Läufer wusste, er hat einen großen Vorsprung<br />
und braucht auch vor dem letzten Läufer<br />
Britschgi keine Angst zu haben, denn der<br />
beherrscht außer dem Toeloop keine Vierfachsprünge.<br />
Später sagte er, er habe noch genug<br />
Energie für dieses Element gespürt und wollte<br />
es dem Publikum auch im Wettbewerb präsentieren<br />
und generell den Eislauf voranbringen<br />
und attraktiver für die Zuschauer machen.<br />
Bei der WM und einem knappen Ergebnis würde<br />
er den Salto wohl nur im Schaulaufen zeigen<br />
(siehe Seite 26).<br />
Begeistert sei er, wenn die Olympischen Winterspiele<br />
2030 tatsächlich nach Südfrankreich<br />
kommen und die Eiskunstlaufwettbewerbe in<br />
Europameisterschaften
12<br />
Europameisterschaften<br />
noch zu bauenden neuen Hallen in seiner<br />
Trainingsstadt Nizza stattfinden würden. In<br />
diesem Fall will er mit seinen Trainern schon<br />
während der Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>6 eine<br />
große Werbeveranstaltung für die Spiele<br />
2030 mitorganisieren. Im Augenblick trainiert<br />
er gerne in der Trainingshalle im 5.<br />
Stock eines Gebäudes, in die viel Tageslicht<br />
und Sonnenschein hineinfällt und die von<br />
seiner Wohnung nur wenige Minuten entfernt<br />
liegt. Aber dort gebe es zu wenig Eiszeiten,<br />
weil man sich die Halle mit Hockey<br />
und Breitensport teilen muss.<br />
Siao Him Fa war der klare<br />
Goldfavorit in Kaunas,<br />
aber niemand rechnete<br />
damit, dass Aleksandr<br />
Selevko (22)<br />
aus Tallinn, der ältere<br />
der beiden Eislauf-Brüder,<br />
die erste EM-Medaille für Estland<br />
gewinnen würde. Diesmal<br />
musste er das KP zu ägyptischer<br />
Musik mit der frühen Startnummer<br />
15 (von 32 Läufern) bestreiten.<br />
Alle sieben Elemente, auch der<br />
oft unsichere 4T, klappten hervorragend.<br />
Er strahlte schon bei der Verbeugung<br />
und noch mehr, als er seine Bewertung<br />
sah. 90 Punkte waren weitaus mehr,<br />
als er jemals zuvor hatte. Seine interessante<br />
und abwechslungsreiche Choreografie in<br />
beiden Programmen ist übrigens von dem<br />
Oberstdorfer Tanztrainer Rostislav Sinicyn,<br />
der somit auch eine indirekte Medaille gewann.<br />
In der Kür zu „Ad Martem“ von dem<br />
ungarischen Komponisten Havasi behielt er<br />
die Nerven, tauschte nur einen 4L gegen einen<br />
3F aus und lief erneut so gut wie fehlerlos<br />
mit 4T und Komponenten bis zu 8,75<br />
(siehe Interview Seite 5).<br />
Matteo Rizzo aus Bergamo startete, obwohl<br />
er Hüftprobleme hatte, die italienischen<br />
Meisterschaften auslassen<br />
musste und sich nach der EM einer<br />
Operation unterziehen musste, nach<br />
der er etwa sechs Monate pausieren<br />
muss. Zwar riss er im neuen<br />
KP den 4T auf, was mehr als 10<br />
Punkte kostete. Aber alles andere<br />
war ohne Vierfache einwandfrei,<br />
so dass er als<br />
Sechster in der Kür sogar<br />
in der besten<br />
Gruppe laufen konnte.<br />
Dank seiner sauberen<br />
Sprungtechnik<br />
lief er mit gutem<br />
4T, aber<br />
ohne 4R sogar<br />
Aleksandr Selevko, Fotos: Hella Höppner<br />
Männer | Europameisterschaften<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Adam Siao Him Fa – Frankreich 1 1 276.17<br />
2 Aleksandr Selevko – Estland 3 3 256.99<br />
3 Matteo Rizzo – Italien 6 2 250.87<br />
4 Gabriele Frangipani – Italien 4 4 246.09<br />
5 Lukas Britschgi – Schweiz 2 10 242.46<br />
6 Deniss Vasiljevs – Lettland 5 7 237.42<br />
7 Nika Egadze – Georgien 10 6 233.16<br />
8 Vladimir Samoilov – Polen 16 5 230.17<br />
9 Georgii Reshtenko – Tschechien 13 8 226.67<br />
10 Nikolaj Memola – Italien 12 9 225.88<br />
11 Adam Hagara – Slowakei 11 11 220.82<br />
12 Mark Gorodnitsky – Israel 9 13 217.56<br />
13 Nikita Starostin – Deutschland 14 14 211.85<br />
14 Ivan Shmuratko – Ukraine 19 12 210.65<br />
15 Luc Economides – Frankreich 7 17 210.56<br />
16 Vladimir Litvintsev – Aserbaidschan 20 15 209.21<br />
17 Maurizio Zandron – Österreich 22 16 2<strong>02</strong>.91<br />
18 Tomas-Ll. Guarino Sabate – Spanien 15 18 2<strong>02</strong>.60<br />
19 Fedor Chitipakhovian – Armenien 21 19 197.44<br />
20 Makar Suntsev – Finnland 18 20 192.75<br />
21 Gabriel Folkesson – Schweden 17 21 191.67<br />
22 Andreas <strong>No</strong>rdeback – Schweden 8 23 189.42<br />
23 Aleksandr Vlasenko – Ungarn 23 22 183.76<br />
24 Davide Lewton Brain – Monaco 24 24 175.95<br />
Finale nicht erreicht:<br />
– Edward Appleby – Großbritannien 25 – 63.39<br />
– Burak Demirboga – Türkei 26 – 63.00<br />
– Jari Kessler – Kroatien 27 – 62.44<br />
– Alexander Zlatkov – Bulgarien 28 – 61.94<br />
– Fedir Kulish – Lettland 29 – 60.97<br />
– Mihhail Selevko – Estland 30 – 60.09<br />
– Kevin Aymoz – Frankreich 31 – 57.33<br />
– David Sedej – Slowenien 32 – 51.10<br />
die zweitbeste Kür (zu dem bekannten „Fix<br />
You“ von Coldplay), obwohl er beim zweiten<br />
3A zu Boden ging. Aber alles andere brachte<br />
viele Pluspunkte. Später meinte Rizzo, er habe<br />
das Maximum gezeigt, was bei seinen gesundheitlichen<br />
Problemen möglich war. Sein Landsmann<br />
Gabriele Frangipani aus Bozen, der jetzt<br />
in Mailand trainiert, fing mit guter 4T-3T-Kombination<br />
an. Aber der folgende Salchow war<br />
nur dreifach und umgestiegen, während die<br />
anderen Elemente zu „Keeping Me Alive“ von<br />
Jonathan Roy gelangen. Die Kür zu Io Ci Saro<br />
von Andrea Bocelli enthielt einen sehr guten<br />
4S und sieben Dreifache, plus einen 3L, der<br />
keine Punkte erhielt, weil es die dritte Wiederholung<br />
eines Dreifachsprungs war, aber nur<br />
noch zwei Wiederholungen erlaubt sind. Direkt<br />
nach der Kür ärgerte er sich über diesen<br />
Fehler und meinte richtigerweise, dieser<br />
habe ihn eine Medaille gekostet.<br />
Denn sonst sei er in solchen Regeldingen<br />
so sicher. Aber immerhin freute<br />
er sich, dass er und Rizzo wieder<br />
drei Startplätze für Italien bei der<br />
nächsten EM gesichert haben.
13<br />
Matteo Rizzo<br />
Keine Medaille<br />
für Britschgi<br />
Lukas Britschgi hatte im Vorjahr<br />
eine überraschende Bronzemedaille<br />
gewonnen, war gut in Form<br />
und hoffte auf erneutes Edelmetall.<br />
Das KP zu „I’m in the Mood for<br />
Love“ von John Lee Hooker und zu<br />
„Superstition“ von Chris Blue und Stevie<br />
Wonder war fehlerfrei mit 4T-3T, 3A,<br />
Der italienische Meister Nikolaj Memola<br />
wollte in Kaunas bester der drei Italiener<br />
werden, aber das klappte nicht. Zu Beginn<br />
des KP stürzte er beim 4L, auch der 3A war<br />
nicht einwandfrei, aber die anderen Elemente<br />
überzeugend. In der Kür, überwiegend zur<br />
Oper „Samson und Dalila“, gelang der 4L,<br />
aber er ging beim folgenden 3L zu Boden,<br />
der ein zweiter 4L werden sollte. Der 17 Jahre<br />
alte Slowake Adam Hagara hat den Wechsel<br />
in die Meisterklasse nach seiner Teilnahme<br />
am Juniorenfinale gut gemeistert. Das KP<br />
war ohne Vierfache fehlerlos, auch in der<br />
Kür mit acht Dreifachen, darunter zwei 3A,<br />
patzte er kein einziges Mal.<br />
Europameisterschaften<br />
3L und viermal Level 4 sowie Komponenten<br />
von durchschnittlich 8,3. Nur drei Punkte<br />
fehlten zu Zwischenrang 1, aber acht<br />
Punkte Vorsprung hatte er auf Platz 4. Anschließend<br />
sagte der Wahl-Oberstdorfer, seit<br />
dem vergangenen Jahr erwarte man jetzt mehr<br />
von ihm und er stehe mehr im allgemeinen Interesse<br />
als früher. In der der ersten Minute<br />
der afrikanisch angehauchten Kür stürzte er<br />
beim ersten 4T, riss den zweiten auf und landete<br />
den ersten 3A auf beiden Füßen. Dann<br />
fing er sich und die weiteren Elemente gelangen.<br />
Aber man sah ihm an, dass er nicht<br />
mehr so kämpfte wie sonst. Vielleicht war er<br />
zu Beginn nervöser, weil das Schweizer Fernsehen<br />
ihn erstmals auf Schritt und Tritt verfolgte,<br />
sogar beim Binden der Schlittschuhe.<br />
Das war er nicht gewohnt und er oder die<br />
Trainer hätten den Mut haben müssen, mal zu<br />
sagen, dass er jetzt keine Kamera auf sich gerichtet<br />
haben will. Aber dazu ist er ein bisschen<br />
zu höflich, vielleicht auch stolz, dass er<br />
als so wichtig betrachtet wird.<br />
Deniss Vasiljevs aus Litauens Nachbarland<br />
Lettland, der seit vielen Jahren zunächst<br />
in Frankreich und dann in der Schweiz<br />
lebt und trainiert, hatte fast ein Heimspiel,<br />
denn die Grenze ist nicht weit<br />
und man sah sehr viele lettische Flaggen,<br />
auch von Nicht-Letten. Im KP zu<br />
„Hallelujah“ von Leonard Cohen<br />
war der 4S umgestiegen und der 3T<br />
nach dem 3L unterdreht. Die anderen<br />
Elemente gelangen mindestens<br />
gut, die Schrittfolge und die eingesprungene<br />
Sitzpirouette sogar so<br />
überzeugend, dass die Preisrichter +4<br />
und +5 gaben. Seine Komponenten lagen<br />
wegen des erstklassigen Laufstils bei 8,4<br />
und waren die zweithöchsten des gesamten<br />
Feldes. In der Kür zum „Blues Deluxe“ von Joe<br />
Bonamassa versuchte er nach gestürztem ersten<br />
4S diesen Sprung mit sehr langem Anlauf<br />
gleich noch einmal, konnte aber keinen Toeloop<br />
anhängen. Vier gute Dreifache folgten<br />
und er spielte seine Stärken bei <strong>Pirouette</strong>n<br />
und Schrittfolgen aus. Nika Egadze wirkt trotz<br />
Training bei Spitzentrainern in Moskau<br />
noch immer etwas farblos. Diesmal gelangen<br />
auch einige Vierfache nicht, so<br />
dass sein siebter Platz etwas schmeichelhaft<br />
ist.<br />
Nikolaj Memola
14<br />
Europameisterschaften<br />
Wieder einmal hatte der Aserbaidschaner Vladimir<br />
Litvintsev wegen Visaproblemen eine<br />
besonders lange Anreise von zwei vollen Tagen.<br />
Er musste von seinem Trainingsort Moskau<br />
über Istanbul, Budapest und Frankfurt<br />
nach Vilnius fliegen und von dort (wie fast alle<br />
Läufer) mit dem Bus nach Kaunas fahren. Im<br />
KP ging der 4S daneben und der 4T war unterdreht.<br />
In der Kür stand er drei Vierfache, aber<br />
nicht sauber und später passierten andere<br />
Fehler. Maurizio Zandron aus Innsbruck stürzte<br />
im KP beim 3A, auch die 3L-3T-Kombination<br />
war nicht ganz sauber. Mit der Kür verbesserte<br />
er sich noch um fünf Plätze, denn diesmal<br />
glückten die beiden 3A und sechs weitere<br />
Dreifache einigermaßen. Der armenische <strong>No</strong>body<br />
Fedor Chitipakhovian, der in St. Petersburg<br />
lebt, begann mit Startnummer 1 und einem<br />
guten 3A, schaffte das Finale und in der<br />
Kür sogar einen tief gelandeten, aber gestandenen<br />
4T. Der verhalf ihm zum WM-Minimum;<br />
im KP hatte er das Minimum beim<br />
Bosphorus Cup geschafft.<br />
Sprungelementen und erreichte das Finale<br />
nicht. Dasselbe leistete sich der Franzosen Kevin<br />
Aymoz, der zum dritten Mal in fünf Wochen<br />
bei den eigentlich sicher beherrschten<br />
Sprüngen mental versagte, nur auf Rang 31<br />
kam und etwas Grundsätzliches im Leben ändern<br />
muss. Direkt vor der EM für eine Woche<br />
von seiner Heimatstadt Grenoble nach Florida<br />
mit Zeitumstellung zu fliegen, erscheint unklug.<br />
Einige Tage später veröffentlichte er einen<br />
kryptischen Kommentar, der nichts über<br />
seine Zukunftspläne aussagte. Aber der Verband<br />
gab bekannt, dass Aymoz bis zum Frühjahr<br />
pausieren werde und sich behandeln lasse,<br />
um langfristig, besonders für die Qualifikation<br />
für die Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>6, wieder<br />
fit zu werden.<br />
Lukas Britschgi<br />
Nikita Starostin stellte im neuen KP, das er<br />
bei den Deutschen Meisterschaften uraufgeführt<br />
hatte, den Prinz aus dem Nussknacker-<br />
Ballett von Tschaikowsky dar. Nach guter<br />
3L-3T-Kombination mit beiden Händen über<br />
dem Kopf war der 3A klein, unsauber und<br />
unterdreht. Der 3F erhielt eine Kantenwarnung,<br />
die weiteren Elemente hatten Level 4.<br />
In der Disko-Kür zur Musik der Backstreet<br />
Boys und zu „Larger Than Life“ von Oliver<br />
Tompsett glückten sechs Dreifache und die<br />
weiteren Elemente, der erste 3A war allerdings<br />
umgestiegen und den zweiten sprang<br />
er nur doppelt („Ich hatte nicht mehr genug<br />
Kraft und wollte lieber ein sauberes Programm“).<br />
Für den anvisierten zehnten Platz<br />
war das nicht genug, dafür hätte er drei 3A<br />
einwandfrei springen müssen. Immerhin<br />
schaffte er eine Saison-Bestleistung von 211<br />
Zählern und wurde daher für die WM nominiert.<br />
Der Ukrainer Ivan Shmuratko wollte<br />
mit einem blutrot verschmierten Shirt wieder<br />
einmal auf den Krieg in seinem Land<br />
hinweisen. Der französische Vizemeister Luc<br />
Economides lief ein fehlerfreies KP mit vier<br />
Dreifachen. Aber in der Kür machte er drei<br />
Fehler, so dass er vom siebten Rang tiefer<br />
als bis zum 12. fiel, den er gebraucht hätte,<br />
um drei französische Startplätze für 2<strong>02</strong>5 zu<br />
sichern. Im Sommer hatte er mit Javier Fernandez<br />
trainiert, den er nochmals hervorhob.<br />
Der Neu-Oberstdorfer Davide<br />
Lewton Brain versucht in dieser<br />
Saison immer wieder den 3A. Aber<br />
auch diesmal schaffte er ihn nicht,<br />
so dass er mit 65 Punkten nur knapp<br />
das Finale erreichte. Andreas <strong>No</strong>rdebäck<br />
war nach seiner Rückenverletzung,<br />
die sieben Wochen Pause<br />
vom Eislaufen erforderten, noch nicht<br />
wieder in Form. Mihhail Selevko, der<br />
jüngere Bruder des Silbermedaillengewinners,<br />
hatte einen schwarzen<br />
Tag, patzte bei den drei<br />
Nikita Starostin
Gold für Favoritin Hendrickx<br />
Obwohl niemand einen 3A oder einen Vierfachen<br />
riskierte, war das Niveau der Frauenkonkurrenz<br />
gut. Viele Beobachter freut<br />
es, keine sehr jungen Läuferinnen, sondern<br />
überwiegend Erwachsene zu sehen, obwohl<br />
manche Teenager andererseits frustriert<br />
sind, dass sie wegen der neuen Altersgrenzen<br />
noch nicht oder noch lange nicht in der<br />
Meisterklasse laufen dürfen.<br />
Schon seit zwei Jahren ist Loena Hendrickx<br />
(24) bei jeder Meisterschaft eine heiße Goldkandidatin,<br />
aber bisher hatte sie meistens hier<br />
und da etwas verpatzt. Aber in Kaunas war es<br />
endlich soweit: Diesmal machte sie so gut wie<br />
keine Fehler und gewann daher überlegener,<br />
als es die Punktzahl ausdrückt. Vorbereitet<br />
hatte sie sich zuletzt eine Woche lang in Dortmund<br />
und lobte die guten Bedingungen, die<br />
dort herrschen und die sie in Belgien nicht<br />
hat, weil sie häufig größere Strecken von Halle<br />
zu Halle fahren muss. In Dortmund dagegen<br />
konnte sie in einer einzigen Halle trainieren,<br />
brauchte auch zum Konditionstraining nicht zu<br />
fahren und konnte in wenigen Minuten zum<br />
Hotel gehen und sich dort bis zum<br />
nächsten Training erholen und<br />
ohne Fahrerei übernachten. Außerdem<br />
trainiert sie gerne zusammen<br />
mit Nikita Starostin.<br />
Die ganze Atmosphäre sei sehr<br />
ruhig und friedlich gewesen, genau<br />
das richtige zur Vorbereitung.<br />
Ideal wäre, wenn sie mit ihren (und Starostins)<br />
Trainern ganz nach Dortmund umziehen würde,<br />
das wäre auch für die Dortmunder Kinder<br />
sehr motivierend.<br />
15<br />
Europameisterschaften<br />
Frauen | Europameisterschaften<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Loena Hendrickx – Belgien 1 1 213.25<br />
2 Anastasiia Gubanova – Georgien 3 2 206.52<br />
3 Nina Pinzarrone – Belgien 2 3 2<strong>02</strong>.29<br />
4 Livia Kaiser – Schweiz 4 4 194.72<br />
5 Lorine Schild – Frankreich 6 6 183.86<br />
6 Sarina Joos – Italien 9 5 180.83<br />
7 Kimmy Repond – Schweiz 8 7 180.82<br />
8 Olga Mikutina – Österreich 5 10 173.46<br />
9 Julia Sauter – Rumänien 10 9 168.40<br />
10 Lara Naki Gutmann – Italien 16 8 166.01<br />
11 Josefin Taljegard – Schweden 13 12 165.03<br />
12 Emmi Peltonen – Finnland 14 11 164.74<br />
13 Sofja Stepcenko – Lettland 21 13 157.69<br />
14 Nataly Langerbaur – Estland 19 15 155.32<br />
15 Kristina Isaev – Deutschland 20 14 155.28<br />
16 Aleksandra Golovkina – Litauen 15 16 155.16<br />
17 Nina Povey – Großbritannien 17 17 154.05<br />
18 Alexandra Feigin – Bulgarien 12 19 153.04<br />
19 Mariia Seniuk – Israel 18 18 152.95<br />
20 Anastasia Gozhva – Ukraine 11 20 151.50<br />
21 Nella Pelkonen – Finnland 7 23 150.01<br />
22 Alina Urushadze – Georgien 23 21 140.66<br />
23 Jade Hovine – Belgien 22 22 140.38<br />
24 Barbora Vrankova – Tschechien 24 24 116.90<br />
Finale nicht erreicht:<br />
– Ekaterina Kurakova – Polen 25 – 49.57<br />
– Mia Risa Gomez – <strong>No</strong>rwegen 26 – 48.65<br />
– Kristina Lisovskaja – Estland 27 – 47.94<br />
– Regina Schermann – Ungarn 28 – 45.50<br />
– Vanesa Selmekova – Slowakei 29 – 44.24<br />
– Julija Lovrencic – Slowenien 30 – 41.52<br />
– Antonina Dubinina – Serbien 31 – 41.28<br />
– Laura Szczesna – Polen 32 – 40.03<br />
– Ana Sofia Beschea – Rumänien 33 – 37.52<br />
Loena Hendrickx, Foto: Hella Höppner<br />
Im KP zu den Musikstücken „I’m nin’alu“ von<br />
Ofra Haza und „Living for Love“ von Madonna<br />
hatte sie fünf Punkte Vorsprung. Hier glückten<br />
sechs Elemente erstklassig, die Schrittfolge und<br />
die Himmelspirouette erhielten sogar ein paar<br />
+5. Der 3L der Kombination war an der Grenze<br />
zur Unterdrehung, zumindest nach Meinung<br />
der Jury mit der bekannt strengen tschechischen<br />
Technischen Spezialistin Katerina Kamberska,<br />
aber die Komponenten der Preisrichter<br />
gingen bis 9,25. Für die Kür hatte Hendrickx<br />
Musikstücke des Queens Remix „Break My<br />
Soul“ gewählt, mit dem sie den Showcharakter<br />
ihres Vortrages unterstreichen konnte. Fünf<br />
Dreifache glückten mindestens gut, nur der<br />
zweite 3F war unterdreht und sie musste bei<br />
der Landung schnell den zweiten Fuß zu Hilfe<br />
nehmen. Die <strong>Pirouette</strong>n und die Schrittfolgen<br />
waren wieder Weltklasse und die Komponenten<br />
lagen bei etwa 8,9. In der Pressekonferenz<br />
sagte sie, diesmal sei sie schon nach der Auftaktkombination<br />
3L-3T entspannt und für das<br />
Publikum gelaufen (etwa 13.000 Zuschauer).<br />
Im Sommer habe sie eine schwere Zeit gehabt,<br />
weil ihre Sprünge plötzlich nicht<br />
mehr klappten. Aber ihr Team, vor allem<br />
ihr Bruder, habe sie wieder aufgebaut<br />
und im Herbst seien die<br />
Sprünge wiedergekommen.<br />
Auch diesmal sei nicht alles<br />
perfekt gewesen.
16<br />
Europameisterschaften<br />
Die Vorjahresmeisterin Anastasiia Gubanova<br />
war technisch gleichwertig, bei den Sprüngen<br />
sogar etwas stärker, konnte aber bei<br />
den <strong>Pirouette</strong>n und der Show nicht mithalten.<br />
Ihr KP zu „Mojo“ von Claire Laffut war<br />
fehlerlos, aber die Elemente wurden nur mit<br />
+2 oder +3 bewertet. In der Kür zu „Caruso“,<br />
gesungen von Lara Fabian, hatte sie einen<br />
Dreifachen mehr, aber zwei der sieben wurden<br />
mit q, also an der Grenze zur Unterdrehung<br />
bewertet. Nach ihren Programmen<br />
freute sie sich, dass alles so geklappt habe,<br />
wie es geplant habe. Das sei zu Beginn dieser<br />
Saison nicht immer so gewesen. Nur einige<br />
Levels seien diesmal niedriger als erhofft.<br />
Die zweite Belgierin Nina Pinzarrone<br />
mit italienischem Vater lief ebenfalls ein fehlerfreies<br />
KP, in ihrem Fall zu „Charms“ aus<br />
der Filmmusik W.E. von Abel Korzeniowski.<br />
Wie bei ihrer Landsfrau sind die <strong>Pirouette</strong>n<br />
ihre besondere Stärke. Ihre Kürmusik aus<br />
„Spartacus“ ist etwas altbacken und schwer<br />
und schon vor 40 oder 50 Jahren sind überwiegend<br />
sowjetische Läufer und Paare dazu<br />
gelaufen. Wie Gubanova hatte sie sieben<br />
Dreifache im Programm, allerdings vier davon<br />
mit q. Bestes Element war die Himmelspirouette<br />
mit fünfmal +5. Sie lebt in Brüssel,<br />
muss aber ebenfalls viel pendeln, um trainieren<br />
zu können. Nach ihren Programmen<br />
war sie überglücklich über die Platzierungen<br />
(Interview siehe Seite 6).<br />
Livia Kaiser aus Zürich krönte ihren rapiden<br />
Aufstieg mit Rang 4 und konnte auch nicht<br />
sagen, warum sie so schnell nach vorne gekommen<br />
ist. Bei ihr sind Sprünge, <strong>Pirouette</strong>n<br />
und Ausdruck etwa gleich stark. Auch sie<br />
Lorine Schild<br />
Anastasiia Gubanova<br />
blieb im KP (zu „Lost Without You“<br />
von Freya Ridings) ohne Makel. Ihre<br />
Kür hatte sie erst während der Saison<br />
einstudiert, weil sie die aus der vergangenen<br />
Saison nicht mehr als<br />
passend empfand. Sechs Dreifache<br />
gelangen einwandfrei, nur<br />
der erste Flip erhielt ein q, die<br />
Komponenten lagen bei 7,5. Der<br />
fünfte Rang von Lorine Schild war<br />
nicht unbedingt erwartet worden,<br />
denn in den letzten Jahren waren<br />
Französinnen selten im Vorderfeld<br />
zu finden und selbst das Ziel des<br />
Verbandes war nur der zehnte Platz.<br />
Aber schon bei den nationalen Meisterschaften<br />
hatte sie mit mehr als 200<br />
Punkten geglänzt (siehe Januar-<strong>Pirouette</strong>).<br />
Umso unverständlicher ist, dass der<br />
Verband schon vor der EM entschied, ihre<br />
Konkurrentin Lea Serna für die WM zu nominieren.<br />
Schild machte keinen Fehler im<br />
KP, kam auch ohne großen Patzer durch die<br />
Kür und hat auch stilistisch deutlich hinzugewonnen.<br />
Sarina Joos hat wegen ihrer Eltern<br />
die Schweizer und die italienische Staatsbürgerschaft<br />
und wechselte in dieser Saison nach<br />
Italien, sicherlich auch, weil das Land weniger<br />
gute Einzelläuferinnen hat, aber offiziell, weil<br />
ihr Herz mehr für Italien schlägt. Das KP enthielt<br />
Unsicherheiten beim Flip und einer <strong>Pirouette</strong>.<br />
In der Kür waren einige Sprünge etwas<br />
unsauber, aber sie kam ohne Sturz davon.<br />
Besonders intensiv will sie nun den Flip trainieren,<br />
um endlich von dem Kantenabzug (der<br />
Minuspunkte einbringt) wegzukommen.<br />
Kimmy Repond hatte im Vorjahr eine EM-<br />
Bronzemedaille gewonnen, aber im Herbst<br />
war die Schweizerin länger verletzt und jetzt<br />
auch deshalb nicht so gut in Form. Im KP zu<br />
„Voila“ von Barbara Pravi war die 3F-3T-Kombination<br />
etwas knapp und beim 3L musste sie<br />
trotz nach wie vor sehr schnellem Drehmoment<br />
zu Boden. Auch in der Kür klappten nicht<br />
alle Sprünge ganz sauber, so dass sie mehr als<br />
20 Punkte von Medaillen entfernt blieb. Anschließend<br />
rätselte sie ein bisschen, warum<br />
sie Fehler machte. So wie viele andere Läuferinnen<br />
freute sie sich aber über den Beifall der<br />
großen Kulisse und meinte, diese habe ihr<br />
sehr geholfen. Außerdem haben die beiden<br />
Schweizerinnen drei Startplätze für die EM<br />
2<strong>02</strong>5 erkämpft. Die Österreicherin Olga Mikutina<br />
begann ihr KP mit guter 3L-3T-Kombination,<br />
später stieg sie beim unterdrehten 3F um,<br />
aber es reichte für die beste Kürgruppe. In der
17<br />
Livia Kaiser<br />
Kür fiel sie etwas zurück, weil ihre beiden<br />
Axel einfach und fünf Sprünge unterdreht<br />
waren. Immerhin sorgte sie mit dem achten<br />
Platz für zwei österreichische Startplätze bei<br />
der nächsten EM. Sie erzählte noch einmal,<br />
dass ihr das Studium der Betriebswirtschaft<br />
an der Universität von Montclair (New<br />
Jersey) mit der nur zehn Fußminuten vom<br />
Campus entfernten universitätseigenen Eishalle<br />
sehr gut gefällt.<br />
Auch die Deutsch-Rumänin Julia<br />
Sauter aus Ravensburg kam<br />
unter die besten Zehn, obwohl<br />
sie im Dezember<br />
länger krank war und<br />
nur zwei Wochen<br />
Vorbereitungszeit<br />
hatte. Ihr KP<br />
war fehlerfrei, allerdings nur<br />
mit 3T-2T-Kombination statt einer<br />
geplanten 3T-3T-Kombination. In der<br />
Kür gingen allerdings zwei der sieben Dreifachen<br />
daneben, aber sie verdankt ihren<br />
neunten Platz auch dem relativ schwungvollen<br />
Laufstil. Die 26 Jahre alte Läuferin hofft<br />
nun, sich für die Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>6 zu<br />
qualifizieren und dort ihre Karriere abzuschließen.<br />
Wenn sie so gut in Form bleibt<br />
wie im Augenblick, könnte dieser Traum<br />
durchaus in Erfüllung gehen. Keinen zweiten<br />
Startplatz für ihr Land holte Josefine Taljegard,<br />
weil ihre Sprünge etwas rund sind und sie<br />
nicht fehlerfrei blieb. Immerhin hatte sie<br />
schon zuvor die Mindestpunkte für die WM<br />
geholt und konnte daher diesmal mit weniger<br />
Stress laufen. Erstmals nach vier Jahren war<br />
Emmi Peltonen wieder dabei, aber so gut wie<br />
2019 und 2<strong>02</strong>0 mit den Plätzen 8 und 5 war<br />
die Finnin diesmal nicht.<br />
Die Deutsche Meisterin Kristina Isaev aus<br />
Oberstdorf lief ein KP mit nicht ganz einwandfreiem<br />
3L und einer zu leichten 3T-2T-Kombination.<br />
Die Schülerin von Michael Huth erreichte<br />
das Finale in erster Linie, weil sie recht<br />
elegant lief und ansprechende Komponenten<br />
erhielt (Choreographie Rostislav Sinicyn). In<br />
der Interviewzone bestätigte sie anschließend,<br />
dass sie viel am Ausdruck gearbeitet<br />
habe und die Zuschauer das auch mit<br />
viel Beifall belohnten. In der ebenfalls<br />
sturzfreien Kür zu drei Stücken des spanischen<br />
Musikers David Pena Dorantes<br />
konnte sie noch fünf Läuferinnen überholen,<br />
das ist selten.<br />
Denn sie gefiel erneut<br />
stilistisch und auch<br />
mimisch (diesmal<br />
war der Choreograph<br />
Adam Solya) und<br />
hatte fünf Dreifache sowie<br />
zwei 2A-Kombinationen im Programm. Vier<br />
Sprünge waren nicht eindeutig rückwärts gelandet,<br />
was noch immer eine Schwäche von<br />
ihr ist. Sie sagte selbstkritisch, dass sie bei der<br />
WM eine 3-3-Kombination und rückwärts gelandete<br />
Sprünge zeigen muss, wenn sie sich<br />
für das Finale qualifizieren will. Aber ihr EM-<br />
Debüt war insgesamt gelungen, daher wurde<br />
sie für die WM nominiert.<br />
Drei Abstürze sollte man erwähnen: Die Finnin<br />
Nella Pelkonen aus Tampere lief bei ihrem<br />
EM-Debüt ein fehlerfreies KP mit 62<br />
Punkten, einer souveränen 3T-3T-Kombination<br />
und einem 3L. Aber in der Kür versagten<br />
ihre Nerven. Sie präsentierte fünf einfache<br />
statt dreifache und doppelte Sprünge<br />
und fiel vom siebten auf den 21. Platz zurück.<br />
Die Polin Ekaterina Kurakova, die eine Kandidatin<br />
für einen Platz unter den besten sechs<br />
war und das KP als Letzte lief, verpatzte die<br />
Sprungkombination, denn nach dem nicht geplanten<br />
2L stürzte sie beim abgewerteten 3T.<br />
Außerdem erhielt sie einen Kantenabzug beim<br />
3F, ihr 2A war ebenfalls knapp und sie lief<br />
zwei Sekunden zu lange. Daher landete sie im<br />
KP unerwartet nur auf Rang 25 und qualifizierte<br />
sich nicht für die Kür. Immerhin hatte sie<br />
den Mut, in der Interviewzone zu sagen, dass<br />
sie ihr Bestes versucht habe, aber es leider<br />
heute nicht geklappt habe. Aber so sei eben<br />
der Sport und sie werde nicht aufgeben, sondern<br />
weiter trainieren. Die neue Tschechische<br />
Meisterin Barbora Vrankova, die bei Tomas<br />
Verner in Kalifornien trainiert, hatte schon damit<br />
gerechnet, das Finale knapp zu verpassen.<br />
Aber wegen des Debakels von Kurakova<br />
rutschte sie doch noch ins Finale. Aber dort<br />
verpatzte sie die Kür komplett, nur die drei <strong>Pirouette</strong>n<br />
waren sauber.<br />
Nina Pinzarrone<br />
Fotos: Hella Höppner<br />
Europameisterschaften
18<br />
Europameisterschaften<br />
Guignard & Fabbri<br />
Im Eistanzen gingen diesmal 33 Paare an<br />
den Start, zehn mehr als im vergangenen<br />
Jahr. Daher war es viel schwerer, das Finale<br />
der besten 20 zu erreichen, denn 13<br />
Duos statt drei wie 2<strong>02</strong>3 schieden aus. Es<br />
wurden Stimmen laut, die fünf Einlaufgruppen<br />
in der Kür fordern anstatt vier.<br />
Tatsächlich waren mehr als 20 Duos gut<br />
genug für das Finale. Im vergangenen Jahr<br />
genügten 51,41 Punkte, um unter die besten<br />
20 zu kommen, diesmal waren bei unveränderten<br />
Regeln 60,76 nötig.<br />
Wie im Vorjahr gewannen die favorisierten<br />
Charlène Guignard & Marco Fabbri, aber die<br />
Briten waren ihnen wieder auf den Fersen. Im<br />
Rhythmustanz hatten die Italiener einen Vorsprung<br />
von 1,6 Punkten, weil sie bei gleichen<br />
Levels mehr Bewertungen von +4 statt +3<br />
bei den fünf Elementen hatten und ihre<br />
Komponenten etwa bei 9,35 lagen,<br />
gegenüber 9,20 bei Lilah Fear & Lewis<br />
Gibson. Eine 10,0 gab kein Preisrichter,<br />
auch nicht in der Kür.<br />
Später sagten die Sieger, in diesem Jahr<br />
seien sie nicht so nervös gewesen, weil<br />
sie einen EM-Titel schon im vorigen Jahr<br />
gewonnen hatten, sondern seien mit mehr<br />
Freude gelaufen. Ausgezeichnet finden sie<br />
(wie sehr viele andere Teams) die Idee der<br />
ISU, Musik der 1980er Jahre für den Rhythmustanz<br />
in dieser Saison obligatorisch zu machen.<br />
Auch in der Kür zu vier verschiedenen<br />
Filmmusiken hatten die Europameister etwas<br />
mehr +4 als die Briten und etwas höhere Komponenten<br />
von durchschnittlich 9,4. Fabbri bestätigte<br />
eine Frage in der Pressekonferenz,<br />
dass Italien eine Medaille im olympischen<br />
Teamwettbewerb in Mailand anstrebe. Ein<br />
Land, das Olympische Spiele ausrichte, wolle<br />
immer auch im Teamwettbewerb gut abschneiden.<br />
Passend dazu erwähnte er, ein Höhepunkt<br />
sei für ihn der Augenblick nach der<br />
Siegerehrung gewesen, als das ganze italienische<br />
Team auf das Eis kam, um ihm und Guignard<br />
zu gratulieren.<br />
verteidigten Titel<br />
Lilah Fear & Lewis Gibson hatten mehr Pfiff als<br />
die Italiener, aber ihre Technik war geringfügig<br />
schwächer. Sie tanzten zu einem „Sweet<br />
Dreams“ Remix und anderen Stücken von Annie<br />
Lenox mit viel Show und Tempo. In der<br />
Kür tanzten sie zur Musik des Oscar-gekrönten<br />
Boxerfilms „Rocky“ (mit Sylvester Stallone in<br />
der Hauptrolle) und vor allem Gibson demonstrierte<br />
dies mit Boxhieben in die Luft. Während<br />
ihre Elemente in der ersten Kürhälfte<br />
„nur“ zwischen +2 und +4 lagen, waren die<br />
Preisrichter in der zweiten Hälfte großzügiger<br />
und vergaben auch eine Reihe von +5. Fear<br />
sagte in der Interviewzone, sie hätten ein paar<br />
kleine Ausrutscher gehabt, aber bis zum Ende<br />
gekämpft. „Dass wir zu „Rocky“ gelaufen sind,<br />
hat uns beim Kampf geholfen.“ Gibson ergänzte,<br />
so einen riesigen Applaus wie bei den<br />
Litauern, die vor ihnen gelaufen waren, habe<br />
er im Eistanzen noch nie gehört.<br />
In der Tat war die Eishalle beim Rhythmustanz<br />
am Freitagnachmittag gut besucht und bei der<br />
Kür am Samstagabend war die riesige Halle<br />
mit 15.000 Zuschauern ausverkauft. Hunderte<br />
von gelb-grün-roten litauischen Fahnen wurden<br />
geschwenkt, ein litauisches Lied wurde<br />
gespielt, als sie auf das Eis kamen, Stofftiere<br />
flogen auf das Eis wie früher bei Yuzuru Hanyu<br />
und der Jubel war riesig. Die Jury tat den<br />
Zuschauern den Gefallen und belohnte Allison<br />
Reed & Saulius Ambrulevicius mit einer Bronzemedaille,<br />
so wie man im vergangenen Jahr<br />
im finnischen Espoo Finnland mit Bronze für<br />
Turkkila & Versluis würdigte. Ein bisschen<br />
mehr Subjektivität als im Kunstlaufen ist beim<br />
Eistanzen immer noch üblich. Sicherlich woll-
19<br />
ten viele Zuschauer mit dem riesigen Beifall<br />
noch einmal dafür demonstrieren, der Amerikanerin<br />
Reed, die früher schon für Georgien<br />
und Israel gelaufen war, die bisher vorenthaltene<br />
litauische Staatsbürgerschaft zu gewähren.<br />
Denn 2<strong>02</strong>2 durfte das sportlich qualifizierte<br />
Paar aus diesem Grund nicht bei den<br />
Spielen starten. Aber 2<strong>02</strong>6 wollen sie Olympia<br />
als Krönung ihrer Karriere noch einmal angehen.<br />
Man wird sehen, ob die litauischen Politiker/innen<br />
den Publikumswunsch ausnahmsweise<br />
berücksichtigen oder die prinzipiell sehr<br />
restriktive Einwanderungspolitik des Landes<br />
beibehalten.<br />
Im Rhythmustanz liefen sie zu drei Musikstücken<br />
der amerikanischen Hard-Rock-Band<br />
Guns N‘ Roses, die Ende der 1980er Jahre zu<br />
den erfolgreichsten Bands der Welt gehörte.<br />
Sie machten keinen Fehler, erreichten hohe<br />
Levels und hatten zwei Punkte Vorsprung auf<br />
die viertplatzierten Franzosen. Begeistert äußerten<br />
sie sich über das schon hier enthusiastische<br />
Publikum. Ambrulevicius sagte, die vielen<br />
„Litauen“-Schreie hätten ihn sehr beeindruckt,<br />
aber er habe geahnt, dass das komme,<br />
besonders weil die EM in seiner Heimatstadt<br />
Kaunas stattfindet. In der ebenfalls fehlerfreien<br />
Kür zu „Enough of Our Machines“ von der<br />
US-Rockband Son Lux und zu „Children“ des<br />
englischen Musikers Tokio Myers erhielten sie<br />
erneut hohe Levels und Bewertungen von +3<br />
Charlène Guignard & Marco Fabbri<br />
Foto: Hella Höppner<br />
und +4 sowie auch einige +5. In der letzten<br />
halben Minute klatschten die Zuschauer so<br />
laut, dass die Eistänzer die Musik nicht mehr<br />
hörten. Ambrulevicius ergänzte: „Dass unsere<br />
Kür am Nationalfeiertag war, war noch etwas<br />
Besonderes. An diesem Tag hat Litauen für<br />
seine Freiheit (und Unabhängigkeit von der<br />
Sowjetunion) gekämpft. Und wir für unser<br />
Land und eine Medaille.“<br />
Die französischen Meister Evgeniia Lopareva &<br />
Geoffrey Brissaud teilen sich ihre Trainingszeit<br />
zwischen Lyon bei Roxane Petetin und der<br />
Montrealer Schule. Im Rhythmustanz liefen sie<br />
zu zwei Stücken der französischen Popsängerin<br />
Mylène Farmer. Der Vortrag war fehlerfrei,<br />
die Levels waren gut und sie erzielten eine<br />
persönliche Bestleistung mit 78,47 Punkten.<br />
Die elegisch-dramatische Kür zu zwei Rachmaninov-Stücken<br />
gelang ebenfalls ausgezeichnet,<br />
die Elemente-Bewertung lag überwiegend bei<br />
+3 und die Komponenten lagen zwischen 8,25<br />
und 9,0. Die Vizemeister Loicia Demougeot &<br />
Théo Lemercier aus Villars de Lans sagten, sie<br />
seien ohne große Erwartungen gekommen. Ihr<br />
Rhythmustanz zu Hip-Hop und Rappermusik,<br />
die ihnen nicht so liegt, erhielt mittelmäßige<br />
Levels, war aber ohne Fehler. Wie schon bei<br />
mehreren früheren Wettbewerben kamen sie<br />
mit der Kür (in diesem Jahr in der ersten Hälfte<br />
zum klassischen „Clair de Lune“ von Debussy)<br />
noch einige Plätze nach vorne, weil die Elemente<br />
sehr positiv bewertet wurden. Die<br />
Kombinationshebung erhielt sogar zweimal<br />
+5. Diese beiden Paare auf den Plätzen 4 und<br />
5 sicherten Frankreich für 2<strong>02</strong>5 wieder drei<br />
Startplätze, so wie schon in diesem Jahr, in<br />
dem das dritte französische Paar Marie Dupayage<br />
& Thomas Nabais aus der Schule von<br />
Karine Arribert-Narce in Villars de Lans ein gutes<br />
Debüt mit Platz 12 gab.<br />
Juulia Turkkila & Matthias Versluis kamen<br />
diesmal nicht in Medaillennähe, obwohl<br />
auch sie ihre Stärken wie das leichtfüßige<br />
Laufen wie auf Luftkissen gut ausspielen<br />
konnten. Aber die Schrittfolgen in der<br />
Kür erhielten nur Level 2 und ein Punkt<br />
wurde den Finnen als verbotenes Extra-<br />
Element erstmals abgezogen, weil sie in<br />
der Choreo-Schrittfolge eine kleine Hebung<br />
hatten, die diesmal mehr als drei Sekunden<br />
dauerte und damit als Hebung zählte. Ohne<br />
diesen Abzug wären sie auf Rang fünf statt<br />
sechs gelandet. Die tschechischen Geschwister<br />
Natalie Taschlerova & Filip Taschler waren<br />
glücklich, dass sie starten konnten. Denn Filips<br />
Rückenverletzung, die sie ihren zweiten Grand<br />
Prix und die nationalen Meisterschaften auslassen<br />
ließ, heilte nach ihren Angaben schneller,<br />
als die Ärzte voraussagten. Der Rhythmustanz<br />
gelang gut, aber in der Kür, in der sie das<br />
Leben und den Tod ihres Vaters in drei Episoden<br />
darstellen, fehlte ein bisschen die<br />
Kraft, um das gewohnt hohe Tempo bis<br />
zum Ende durchzuhalten.<br />
Vor zwei Jahren liefen Diana Davis,<br />
die Tochter der Startrainerin Eteri<br />
Tutberidze, und ihr Ehe- und Tanzpartner<br />
Gleb Smolkin, Sohn eines<br />
bekannten russischen Schauspielers, noch für<br />
Russland, wurden EM-Siebte und anschließend<br />
14. der Olympischen Spiele. Nach dem Kriegsbeginn<br />
wechselten sie nach Georgien. Davis<br />
hat neben der US- und der russischen von ihrer<br />
Mutter auch die georgische Staatsbürgerschaft<br />
(und Smolkin neben der russischen auch<br />
die israelische). Der Rhythmustanz zu einem<br />
Medley von Michael Jackson-Liedern glückte<br />
ebenso gut wie die Kür, überwiegend zum<br />
Schwanensee, aber nicht herausragend. Sie<br />
trainieren bei Alexei Kiliakov in den USA. Die<br />
aktuellen tschechischen Juniorenweltmeister<br />
Katerina Mrazova & Daniel Mrazek erkannten,<br />
dass es in ihrer ersten Saison in der Meisterklasse<br />
viele erfahrene Paare gab, die besser<br />
Eistanz | Europameisterschaften<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Charlène Guignard / Marco Fabbri<br />
Italien 1 1 214.38<br />
2 Lilah Fear / Lewis Gibson<br />
Großbritannien 2 2 210.82<br />
3 Allison Reed / Saulius Ambrulevicius<br />
Litauen 3 3 203.37<br />
4 Evgeniia Lopareva / Geoffrey Brissaud<br />
Frankreich 4 4 197.17<br />
5 Loicia Demougeot / Theo Le Mercier<br />
Frankreich 8 5 192.15<br />
6 Juulia Turkkila / Matthias Versluis<br />
Finnland 6 6 192.08<br />
7 Natalie Taschlerova / Filip Taschler<br />
Tschechien 5 7 191.55<br />
8 Diana Davis / Gleb Smolkin<br />
Georgien 7 8 189.46<br />
9 Katerina Mrazkova / Daniel Mrazek<br />
Tschechien 9 11 182.33<br />
10 Yuka Orihara / Juho Pirinen<br />
Finnland 10 9 179.71<br />
11 Jennifer Janse van Rensburg / Benjamin Steffan<br />
Deutschland 11 10 178.78<br />
12 Marie Dupayage / Thomas Nabais<br />
Frankreich 13 12 170.98<br />
13 Carolane Soucisse / Shane Firus<br />
Irland 12 13 168.19<br />
14 Mariia Holubtsova / Kyryl Bielobrov<br />
Ukraine 14 14 163.64<br />
15 Victoria Manni / Carlo Roethlisberger<br />
Italien 15 15 163.09<br />
16 Paulina Ramanauskaite / Deividas Kizala<br />
Litauen 20 16 154.85<br />
17 Phebe Bekker / James Hernandez<br />
Großbritannien 19 17 154.75<br />
18 Mariia Pinchuk / Mykyta Pogorielov<br />
Ukraine 17 18 153.58<br />
19 Mariia <strong>No</strong>sovitskaya / Mikhail <strong>No</strong>sovitskiy<br />
Israel 16 19 147.67<br />
20 Solene Mazingue / Marko Jevgeni Gaidajenko<br />
Estland 18 20 144.74<br />
Finale nicht erreicht:<br />
– Charise Matthaei / Max Liebers<br />
Deutschland 21 – 59.74<br />
– Leia Dozzi / Pietro Papetti<br />
Italien 22 – 58.71<br />
– Sofia Val / Asaf Kazimov<br />
Spanien 23 – 58.04<br />
– Maria Sofia Pucherova / Nikita Lysak<br />
Slowakei 24 – 56.09<br />
– Mariia Ignateva / Danijil Leonyidovics Szemko<br />
Ungarn 25 – 55.04<br />
– Sofiia Dovhal / Wiktor Kulesza<br />
Polen 26 – 54.96<br />
– Milla Ruud Reitan / Nikolaj Majorov<br />
Schweden 27 – 54.89<br />
– Layla Karnes / Liam Carr<br />
Großbritannien 28 – 54.10<br />
– Hanna Jakucs / Alessio Galli<br />
Niederlande 29 – 53.51<br />
– Lucy Hancock / Ilias Fourati<br />
Ungarn 30 – 53.47<br />
– Arianna Sassi / Luca Morini<br />
Schweiz 31 – 53.06<br />
– Adrienne Carhart / Oleksandr Kolosovskyi<br />
Aserbaidschan 32 – 49.53<br />
– Olivia Josephine Shilling / Leo Baeten<br />
Belgien 33 – 47.51<br />
Europameisterschaften
20<br />
Europameisterschaften<br />
sind als sie, und wollen nun alles tun, um an<br />
diese heranzukommen. Ihre Programme waren<br />
gut, aber nicht ganz fehlerfrei und noch<br />
ein bisschen juniorenhaft, der klassische<br />
Schwanensee ist allerdings etwas veraltet.<br />
Die zweiten Finnen Yuka Orihara & Juho Pirinen<br />
liefen bei ihrem EM-Debüt überzeugend,<br />
im Rhythmustanz zu Liedern der jungen Madonna,<br />
in der Kür zum Musical Chicago.<br />
Lilah Fear & Lewis Gibson<br />
Fotos: Hella Höppner<br />
cisse ist dagegen Quebequerin und sagte, sie<br />
habe sich bei der riesigen Kulisse gefühlt wie<br />
bei einer WM. Die EM sei eine erstklassige<br />
Vorbereitung für die WM. Die zweiten Deutschen<br />
Charise Matthaei & Max Liebers aus<br />
Chemnitz, die überwiegend bei Barbara Fusar<br />
Poli in Mailand trainieren, hatten ebenfalls<br />
kein Glück mit dem Platz. Mit Rang 21<br />
verpassten sie das Finale um<br />
1,<strong>02</strong> Punkte, obwohl sie mit 59,74<br />
Punkten acht mehr holten, als<br />
man im Vorjahr für das Finale gebraucht<br />
hatte und außerdem eine<br />
persönliche Bestleistung für das<br />
Paar war. Ihre getrennt zu laufende<br />
Schrittfolge erhielt für ihn nur<br />
Level 1, was ihn ärgerte. Einen<br />
Punkt Abzug erhielten sie, weil die<br />
Hebung zu lange war. Das erklärte<br />
Matthaei so: „Um Level 4 zu bekommen,<br />
muss ich die Spreizposition<br />
drei Sekunden lang halten und<br />
wir wissen, wir riskieren einen Punktabzug.<br />
Aber wenn wir die Position<br />
nicht so lange halten, bekommen wir<br />
nur Level 2 und das kostet uns mehr als<br />
der Punktabzug für die Hebung.“ Weil<br />
sie das Finale nicht erreichten, erhalten<br />
sie 18 Platzpunkte, so dass Janse van<br />
Rensburg & Steffan Zehnte für zwei<br />
Startplätze hätten werden müssen,<br />
denn die Grenze sind 28 Platzpunkte.<br />
Letztlich merkten sie,<br />
dass die EM nur ein weiterer<br />
Wettbewerb in ihrer Karriere<br />
ist. Ansonsten nutzten sie die<br />
EM, um die Besten ein biss-<br />
Deutsches Pech bei den<br />
Ergebnissen<br />
Doppeltes Pech bei den Platzierungen hatten<br />
die beiden deutschen Eistanzpaare. Bei so<br />
vielen sehr guten Teams verfehlten die Deutschen<br />
Meister Jennifer Janse van Rensburg &<br />
Benjamin Stefan ganz knapp den zehnten<br />
Rang, der ihr Ziel war. Im vergangenen Jahr<br />
genügten 169 Punkte für Rang 9, diesmal<br />
holten sie neun Punkte mehr, landeten aber<br />
auf Platz 11, was nur einen Startplatz bei der<br />
nächsten EM bedeutet. Der Rhythmustanz<br />
klappte gut, sie erhielten allerdings wegen eines<br />
Wackler von Janse van Rensburg nur Level<br />
1 für die Pflichtschrittfolge im Rhythmustanz<br />
und auch Steffan sprach von einem<br />
Wackler seinerseits. Damit verpassten sie um<br />
0,22 Punkte den zehnten Zwischenrang, der<br />
für die Kür die bessere Startgruppe (mit häufig<br />
höheren Komponenten) gebracht hätte.<br />
Es war Steffans Geburtstag, der noch in der<br />
Tränenecke mit einem Kuchen begangen<br />
wurde. Mit ihrer Kür waren sie sehr zufrieden,<br />
denn außer einem kleinen Haltungsfehler<br />
bei der <strong>Pirouette</strong>, der einen Level kostete,<br />
gelang alles nach Wunsch.<br />
Ihr europäisches Debüt gaben die Kanadier<br />
Carolane Soucisse & Shane Firus, denn sie<br />
konnten sich wegen des hohen Niveaus<br />
im kanadischen Eistanz nicht durchsetzen<br />
und beschlossen daher,<br />
nach Irland zu wechseln,<br />
aber weiter nahe Toronto<br />
bei Carol Lane zu trainieren.<br />
Firus hat<br />
eine irische Großmutter,<br />
sie mussten<br />
ein Jahr warten und<br />
dürfen jetzt starten. Sou-
21<br />
Evgeniia Lopareva & Geoffrey Brissaud<br />
Europameisterschaften<br />
Loicia Domougeot & Theo Le Mercier<br />
chen zu beobachten,<br />
zum Beispiel wie<br />
sie sich aufwärmen<br />
und vorbereiten.<br />
Ebenfalls das Finale verpasst haben die für<br />
Spanien laufende Sofia Val (eine echte Spanierin)<br />
und der Dortmunder Asaf Kazimov, die<br />
keine spanischen Meister, aber trotzdem für<br />
die EM nominiert wurden. Diese fragwürdige<br />
Entscheidung des spanischen Verbandes zeigt<br />
nun deutlich, dass die Konzentration auf die<br />
Technischen Punkte und die späte Veröffentlichung<br />
der Kriterien sportlich falsch waren.<br />
Denn zweifellos hätten Olivia Smart & Tim<br />
Dieck das Finale bei der EM locker erreicht,<br />
wenn nicht sogar die besten zehn. Denn sie<br />
haben schon im Oktober im Rhythmustanz 72<br />
Nathalie Taschlerova & Filip Taschler<br />
Punkte bei der Finlandia Trophy geholt und<br />
bei Skate America 180 Gesamtpunkte. Ohne<br />
Zweifel liefen Val & Kazimov einen guten,<br />
wenn auch etwas vorsichtigen Rhythmustanz<br />
mit 58 Punkten, der im Vorjahr locker für das<br />
Finale gereicht hätte. Aber ähnlich wie Matthaei<br />
& Liebers litten sie darunter, dass so viel<br />
mehr Tanzpaare dabei waren. Daher bestätigten<br />
sie später auch ihre Enttäuschung.<br />
Nicht geschafft haben das Finale auch die für<br />
Schweden laufenden Milla Ruud & Nikolaj Majorov,<br />
die in Oberstdorf trainieren. Sie waren<br />
mit ihrem Rhythmustanz nicht zufrieden (in<br />
den Twizzles verloren sie fast fünf Punkte) und<br />
Majorov fasste noch einmal den Unterschied<br />
zum Einzellauf zusammen, denn in dieser Kategorie<br />
ist er einige Jahre lang auch bei Europameisterschaften<br />
gestartet, erstmals 2019. Er<br />
empfahl, dass auch Einzelläufer ihr KP zu einem<br />
bestimmten Rhythmus laufen sollten –<br />
ein ganz neue Idee. <br />
•••<br />
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22<br />
Kanadische Meisterschaft<br />
Wenig Glanz bei Kanadischer<br />
Meisterschaft in Calgary<br />
Kanada ist eigentlich ein großes Eislauf-Land<br />
mit einer langen und erfolgreichen<br />
Tradition. Bei der Kanadischen<br />
Meisterschaft in Calgary Mitte Januar allerdings<br />
gab es nur wenige Glanzlichter<br />
und die ohnehin eher kleine Halle, in der<br />
vor einem Jahr die Junioren-WM stattgefunden<br />
hatte, war schwach besucht. Es<br />
fehlen die großen Stars und Zugpferde.<br />
Nur die Paarläufer Deanna Stellato-Dudek/<br />
Maxime Deschamps verteidigten ihren Titel.<br />
Sie siegten mit 205,79 und rund zwölf Punkten<br />
Vorsprung vor Lia Pereira/Trennt Michaud und<br />
Kelly Ann Laurin/Loucas Ethier. Ohne Patzer<br />
kamen sie nicht durch. Im KP stürzte Stellato-<br />
Dudek beim Wurfrittberger und sein 3T war<br />
unsauber. In der Dracula-Kür hatte Deschamps<br />
wieder Probleme mit den Solosprüngen,<br />
aber alle anderen Elemente gelangen, so<br />
dass der Sieg nicht gefährdet war. Pereira/Michaud<br />
erlaubten sich vor allem in der Kür<br />
mehrere kleinere Fehler und einen Sturz beim<br />
Wurfsalchow. Laurin/Ethier blieben sturzfrei,<br />
erhielten aber wenige Pluspunkte und verloren<br />
ein paar Punkte bei den Levels. Die sechs<br />
weiteren Paare waren erheblich schwächer,<br />
der Abstand von Bronze zu Platz vier betrug<br />
rund 47 Zähler. Brooke McIntosh/Benjamin<br />
Mimar, die internationales Niveau haben,<br />
traten nicht an.<br />
Piper Gilles/Paul Poirier hatten ohne Laurence<br />
Fournier Beaudry/Nikolaj Sörensen und Marjorie<br />
Lajoie/Zachary Lagha keine ernsthafte<br />
Konkurrenz. Für Gilles/Poirier war es der dritte<br />
Meistertitel. Im Vorjahr waren<br />
sie nicht dabei, weil sich<br />
Gilles wegen Eierstockkrebses<br />
einer Operation<br />
unterziehen musste. Die<br />
WM-Dritten tanzten locker<br />
mit ihren ausdrucksstarken<br />
Programmen zu<br />
Gold und hatten mit 222,95<br />
rund 22 Punkte Vorsprung vor den<br />
„kanadischen Franzosen“ Marie-Jade Lauriault/Romain<br />
Le Gac. Bronze ging an Alicia Fabbri/Paul<br />
Ayer, die wie Rakic im vergangenen<br />
Herbst bei der Nebelhorn Trophy zu sehen<br />
waren. Lajoie/Lagha fehlten, weil sie eine<br />
Gehirnerschütterung erlitten hatte. Fournier<br />
Beaudry/Sörensen verzichteten nach den<br />
Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn auf einen<br />
Start, weil der Fall von der Meisterschaft<br />
abgelenkt hätte. Sörensen erklärte<br />
dies auf Instagram und wies die Vorwürfe<br />
zurück, denen zufolge er vor zwölf Jahren<br />
eine damalige US-amerikanische Eistänzerin<br />
und heutige Trainerin vergewaltigt<br />
haben soll. Strafrechtlich wäre der Fall<br />
verjährt, so dass die Polizei nicht ermittelt,<br />
aber die Kommission für Integrität im Sport in<br />
Kanada ist eingeschaltet. Er kooperiere voll<br />
und ganz mit der Behörde, so Sörensen. Dem<br />
Bericht der Zeitung USA Today zufolge hatte<br />
die Frau, die jetzt Sörensen beschuldigt, sich<br />
bisher nicht an die Polizei gewandt, weil sie<br />
fürchtete, dass ihr niemand glauben werde.<br />
Jetzt aber habe ein Interview vom Sommer, in<br />
dem Sörensen darüber sprach, wie wichtig es<br />
ist, Frauen im Sport zu schützen, den Anstoß<br />
gegeben, sich zu melden. Ob jemals die Wahrheit<br />
herauskommt, was und ob etwas damals<br />
geschehen ist, ist nach so langer Zeit fraglich.<br />
Nach dem Rücktritt von Keegan Messing war<br />
das Rennen um den Herren-Titel offen. Wesley<br />
Chiu aus Richmond bei Vancouver entschied<br />
es vor allem dank eines ordentlichen KPs mit<br />
4T-3T für sich. In der Kürwertung war der<br />
18-Jährige nach zwei Stürzen bei einem 4T und<br />
3A Dritter (232,15 Punkte). Silber ging an Aleksa<br />
Rakic. Im KP ging er beim 3A zu Boden und<br />
war Zweiter. Die Kürwertung gewann er trotz<br />
zweier Stürze beim 4T und 3A (225,39). Für<br />
eine Überraschung sorgte Anthony Paradis aus<br />
Québec mit Bronze. Er beherrscht zwar keinen<br />
3A oder Vierfachsprung, aber fällt durch seinen<br />
eleganten Laufstil auf. In der Kür musste<br />
er wegen eines gerissenen Schnürsenkels unterbrechen<br />
und erhielt fünf Punkte Abzug,<br />
aber das machte keinen Platz aus (209,98). Paradis<br />
wurde für die Junioren-WM nominiert.<br />
Conrad Orzel vergeigte das KP und war zunächst<br />
Zehnter. Er kam mit der zweitbesten<br />
Piper Gilles & Paul Poirier<br />
Foto: Robin Ritoss<br />
Kür auf den vierten Platz. Pechvogel Roman<br />
Sadovsky, der wegen gestrichener Flüge oder<br />
verlorenem Gepäck mehrere Wettbewerbe<br />
verpasste und außerdem am Knöchel verletzt<br />
war, landete auf Rang sechs. Die Vierfach-Versuche<br />
gingen allesamt daneben. Das einstige<br />
Wunderkind Stephen Gogolev scheiterte im KP<br />
an allen Sprüngen und gab wegen Rückenproblemen<br />
auf Platz 13 liegend vor der Kür auf.<br />
Neue Meisterin in einem schwachen Damen-<br />
Wettbewerb wurde Kaya Ruiter, die die zweimalige<br />
Titelträgerin Madeline Schizas entthronte.<br />
Die 17-Jährige aus Calgary lag zunächst<br />
auf Rang zwei, nachdem sie ihre 3F-3T-<br />
Kombi und den 3L unterdrehte. In der Kür gelangen<br />
Ruiter nur zwei saubere Dreifache<br />
(180,86 Punkte). Schizas führte nach dem KP<br />
mit 3L-2T. In der Kür erhielt sie für den 3F<br />
Pluspunkte, alle anderen dreifachen Sprünge<br />
waren wacklig oder unsauber, beim 3R stürzte<br />
sie. „Ich habe einen Fehler nach dem anderen<br />
gemacht,“ sagte Schizas. „Ich kann keine einzige<br />
Sache hervorheben, die in dieser Kür gut<br />
war. Es war nur Zeitverschwendung für alle,<br />
einschließlich für mich.“ Die drittbeste Kür<br />
reichte noch für Silber (172,90 Punkte) vor<br />
Hetty Shi (162,51). Das Niveau der Kanadierinnen<br />
ist aktuell so niedrig, dass nur Schizas<br />
überhaupt das WM-Minimum hat. Bei den Junioren<br />
siegten Terry Yu Tao Jin (185,20), Lulu<br />
Lin (166,74), die Silbermedaillengewinner im<br />
Juniorenfinale Ava Kemp/Yohnatan Elizarov<br />
(165,50) sowie die Eistänzer Layla Veillon/Alexander<br />
Brandis (160,80) Tatjana Flade
Music on Ice<br />
Gelungene Eisshow in<br />
Bellinzona<br />
Auf Grund der vorverlegten Europameisterschaften<br />
fand „Music on Ice“<br />
im schweizerischen Bellinzona eine Woche<br />
später als ursprünglich geplant statt. Den<br />
Läufern kam das sehr entgegen, wie unter<br />
anderem Doppeleuropameister Marco<br />
Fabbri zugab: „Letztes Jahr waren wir hier<br />
so nervös und mit den Gedanken schon<br />
bei der EM. Dieses Jahr ist die Show hier<br />
ein schöner Bonus.“<br />
Vielleicht auch wegen der entspannteren Stars<br />
war die Show die gelungenste Ausgabe der<br />
letzten Jahre. Diesmal hatten die Veranstalter<br />
Maurizio Margaglio und Laurent Tobel mit<br />
Chiara Dubey eine neue Sängerin verpflichtet.<br />
Einige Läufer, unter anderem Minerva Fabienne<br />
Hase & Nikita Volodin, liefen zu ihrem Livegesang,<br />
begleitet von Pianistin Silvia Pellegrini.<br />
Das musikalische Duo war sehr überzeugend<br />
und die Lieder sehr passend zu den Läufern<br />
ausgewählt. „Es war Minnie-Style“, lachte Hase<br />
hinterher auf die eher ruhigen und melancholischen<br />
Lieder angesprochen. „Aber im nächsten<br />
Jahr für das KP, da machen wir etwas anderes!“,<br />
versprach sie mit einem Augenzwinkern.<br />
Natürlichen wollte sie die genaue Musikwahl<br />
noch nicht verraten, es solle jedoch etwas<br />
Flotteres werden.<br />
Stéphane Lambiel, Fotos: Judith Dombrowski<br />
Auch das zweite deutsche Spitzenpaar Annika<br />
Hocke & Robert Kunkel war in Bellinzona dabei.<br />
Sie zeigten ihr KP sowie eine Shownummer<br />
zu Charles Chaplin. Beide Paare werden<br />
diesen Winter noch bei weiteren Shows im<br />
deutschsprachigen Raum zu sehen - Hase &<br />
Volodin bei Art on Ice, Hocke & Kunkel bei ausgewählten<br />
Holiday-on-Ice-Shows. Wettkämpfe<br />
dagegen wollen sie vor der WM nicht mehr bestreiten.<br />
Das Highlight in Bellinzona ist jedoch<br />
jedes Jahr, dass Music on Ice die einzige verbliebene<br />
Eisshow in Europa ist, in der Doppelweltmeister<br />
Stéphane Lambiel selbst auftritt.<br />
Einige Fans waren dafür sogar aus den USA in<br />
die Schweiz gereist und wurden nicht enttäuscht.<br />
Lambiel überzeugte am ersten Abend<br />
mit zwei ruhigen, aber umso ausdrucksstärkeren<br />
Nummern zu Gustav Mahlers Symphonie<br />
Nr. 5 sowie dem Lied „Simple Song“, vorgetragen<br />
von Opernsängerin Sumi Jo. Leider verletzte<br />
sich der Schweizer Superstar während<br />
des Finales am ersten Abend, so dass er bei<br />
der zweiten Show nur einmal und ohne<br />
Sprünge auftreten konnte. Lambiel Schüler<br />
Deniss Vasiljevs kam daher zum ersten Mal in<br />
seiner Karriere zu der Ehre, eine Show mit<br />
schließen zu dürfen. Unter großem Applaus<br />
versprach Lambiel seinen Fans jedoch, im<br />
Jahr 2<strong>02</strong>5 zu Music on Ice zurückzukehren.<br />
<br />
Judith Dombrowski<br />
Staatsbürgerschaftsrecht<br />
geändert<br />
Der Deutsche Bundestag hat mit der Regierungsmehrheit<br />
wichtige Änderungen im<br />
Staatsbürgerschaftsrecht verabschiedet.<br />
Demnach können Einwanderer/innen jetzt<br />
nach fünf (statt bisher nach acht Jahren) und<br />
bei besonders guter Integrationsleistung<br />
nach drei Jahren den deutschen Pass erhalten.<br />
Grundvoraussetzungen sind, dass sie einen<br />
Deutschtest bestehen und nicht von<br />
staatlicher Hilfe leben. Außerdem dürfen jetzt<br />
nicht nur EU-Bürger eine doppelte Staatsbürgerschaft<br />
haben, also die des Herkunftslandes<br />
behalten. Diese Änderungen sind eine<br />
gute Nachricht für Sportler wie Nikita Volodin,<br />
die die deutsche Staatsbürgerschaft für<br />
die Teilnahme an den Olympischen Spielen<br />
brauchen. Nikita Starostin ist bereits länger<br />
in Deutschland und hat seine Sprachtests bestanden,<br />
so dass er hofft, noch in diesem Jahr<br />
einbürgert zu werden.<br />
Koreanische Meisterschaft<br />
Nach dem „ranking competition“ fand Anfang<br />
Januar die eigentliche Koreanische<br />
Meisterschaft statt. Danach standen die<br />
Teams für die WM und Junioren-WM fest.<br />
Junhwan Cha gewann überlegen mit 275,94<br />
Punkten vor Sihyeong Lee (241,05) und Minkyu<br />
Seo (232,62). Der Zweite des Juniorenfinales,<br />
Hyungyeom Kim landete auf Rang vier<br />
(229,50). Den Richtlinien zufolge sollten Cha,<br />
Lee und Kim für die WM und Seo mit dem<br />
fünftplatzierten Jaekeun Lee für die Junioren-WM<br />
nominiert werden. Jia Shin verteidigte<br />
ihren Titel bei den Damen mit 218,36<br />
Zählern vor der WM-Zweiten Haein Lee<br />
(205,84) und Chaeyeon Kim (205,33). Da<br />
Shin sowie die Zwillinge Yuesong (4.) und Yujae<br />
Kim (5.) für die WM zu jung sind, werden<br />
wahrscheinlich Lee, C. Kim sowie die siebtplatzierte<br />
Young You bei der WM starten,<br />
während Shin und die Zwillinge bei der Junioren-WM<br />
teilnehmen. Im Eistanz gewannen<br />
Hannah Lim/Ye Quan (186,29) im Alleingang.<br />
Ein Paarlaufpaar war nicht am Start, nachdem<br />
die Partnerschaft von Hyejin Cho und<br />
Harley Windsor nicht lange gehalten hatte.<br />
Malinin, Uno, Sakamoto in<br />
der Endrunde der ISU<br />
Skating Awards<br />
Ilia Malinin, Shoma Uno, Kaori Sakamoto<br />
und andere sind im Finale der ISU Skating<br />
Awards, die am 11. <strong>Februar</strong> in Zürich im<br />
Rahmen der Show von „Art on Ice“ vergeben<br />
werden. Unter den Kandidat/innen der „long<br />
list“ hatten Fans und Medienleute abgestimmt,<br />
welche drei es jeweils in die letzte<br />
Runde schaffen. Hier entscheidet eine Jury<br />
über die Sieger. In der Kategorie „Wertvollster<br />
Läufer“ waren es Ilia Malinin, Shoma Uno<br />
und Kaori Sakomoto, beim „besten Newcomer“<br />
Nina Pinzarrone, Hana Yoshida und<br />
Kimmy Repond, für das „unterhaltsamste<br />
Programm“ waren Kevin Aymoz, Lilah Fear/<br />
Lewis Gibson und Adam Siao Him Fa nominiert.<br />
Weitere Kategorien sind Bestes Kostüm<br />
(Madison Chock/Evan Bates, Loena<br />
Hendrickx, Haein Lee), Bester Trainer (Mie<br />
Hamada, Stéphane Lambiel, Sonoko Nakano)<br />
und Bester Choreograph (Shae-Lynn<br />
Bourne, Stéphane Lambiel, Benoît Richaud).<br />
Außerdem vergibt die Jury einen Preis für<br />
das Lebenswerk und den Preis für eine besondere<br />
Leistung.<br />
Matteo Rizzo operiert<br />
Matteo Rizzo hat sich – wie bei der EM angekündigt<br />
– einer Hüft-OP unterzogen. Er meldete<br />
sich aus dem Krankenhaus und schrieb,<br />
die Operation sei gut verlaufen. Die Rehabilitation<br />
werde etwa ein halbes Jahr dauern,<br />
hatte der Italiener zuvor berichtet. tat<br />
23<br />
Music on Ice<br />
Eisshow
24<br />
US-Meisterschaften<br />
Amber Glenn erstmals<br />
US-Meisterin<br />
Die amerikanischen Meisterschaften fanden diesmal in der Nationwide Arena der sehr<br />
sportinteressierten 900.000 Einwohner-Stadt Columbus statt, der Hauptstadt des<br />
Bundesstaates Ohio und etwa 350 Kilometer südlich von Detroit.<br />
Bei den Männern verteidigte der hohe Favorit<br />
Ilia Malinin seinen Titel aus dem Vorjahr mit<br />
294 Punkten. Im fehlerlosen KP mit 108 Punkten<br />
hatte er 19 Zähler Vorsprung. Der 4T, der<br />
3A und drei Level 4-Elemente gelangen erstklassig,<br />
die 4L-3T-Kombination gut und die eingesprungene<br />
Sitzpirouette etwas knapp. Die<br />
Komponenten lagen bei 9,3, zweimal erhielt er<br />
für die Präsentation sogar 10,0. Er kommentierte:<br />
„Nach dem KP war ich erleichtert und<br />
erfreut, dass ich gut durchgekommen bin und<br />
auf den Füßen blieb. Denn in den letzten Wochen<br />
hatte ich ein paar Schuhprobleme.“ Die<br />
Kür begann er mit einem sehr guten 4A, ge-<br />
Ilia Malinin<br />
folgt von einem erstklassigen 4L, einem nur<br />
doppelten Rittberger und einem sehr guten<br />
4S. Beim zweiten 4L stürzte er und der folgende<br />
Toeloop war nur doppelt, aber gegen Ende<br />
meisterte er noch eine 3L-3A-3T-Kombination.<br />
Die Komponenten lagen bei 9,2, diesmal ohne<br />
eine 10,0. Sein Kommentar: „Ich war glücklich,<br />
dass ich trotz meiner Schuhprobleme durchgekommen<br />
bin. Die Zuschauer haben mich angefeuert<br />
und mich durch das Programm getragen.“<br />
Zweiter mit 264 Zählern wurde Jason Brown<br />
bei seinem zwölften Start in der US Meisterklasse.<br />
Im KP musste er beim 3A zu Boden,<br />
aber die 3L-3T-Kombination und die anderen<br />
fünf Elemente gelangen ausgezeichnet. Er<br />
sagte: „Es ist nie schön, mit einem Sturz zu<br />
beginnen, aber es ist eine Erfahrung,<br />
sich danach nicht hängen zu lassen,<br />
sondern aufzustehen und weiterzumachen<br />
– so ist der Sport.“ In der Kür<br />
gelangen sieben Dreifache sehr gut und ein<br />
Rittberger etwas unsauber, Vierfache hatte er<br />
nicht im Programm. Auf dem Bronzerang landete<br />
Camden Pulkinen mit 262 Punkten. Im KP<br />
war er nach unsauberem 4T und einer wackeligen<br />
<strong>Pirouette</strong> Fünfter, konnte aber in der Kür<br />
mit einem 4T und sechs sauberen Dreifachen<br />
sowie einem unsauberen 3R noch aufs Treppchen<br />
klettern. Diese drei Läufer wurden für<br />
die WM nominiert. Maxim Naumov wurde<br />
Vierter mit 260 Zählern, Andrew Torgashev<br />
Fünfter mit 239 Punkten.<br />
Madison Chock & Evan Bates bestätigten ihre<br />
Favoritenrolle und gewannen ihren fünften<br />
Eistanztitel mit 215 Zählern, wenn auch nur<br />
mit der zweitbesten Kür. Den Rhythmustanz<br />
gewannen die Weltmeister trotz Erkältung von<br />
beiden mit neun Punkten Vorsprung, denn die<br />
fünf Elemente gelangen absolut erstklassig<br />
und die Komponenten lagen im Durchschnitt<br />
bei 9,7. Drei der neun Preisrichter gaben für<br />
die Präsentation sogar eine 10,0. Aber in der<br />
Kür verpatzten beide die Twizzle-Sequenz, in<br />
der sie daher statt neun nur zwei Punkte erhielten.<br />
Alle anderen Elemente gelangen<br />
ausgezeichnet und die Komponenten lagen<br />
bei 9,4. Chock kommentierte: „Wir<br />
haben gedacht, würden wir es bedauern,<br />
es nicht zu versuchen? Als die Antwort<br />
„ja“ war, haben wir uns gesagt:<br />
Gehen wir raus und versuchen es.“<br />
Silber mit 210 Punkten holten Christina<br />
Carreira & Anthony Ponomarenko<br />
nach fünf sehr guten Elementen und<br />
Amber Glenn<br />
Fotos: Hella Höppner
25<br />
Komponenten von etwa 8,8 im Rhythmustanz.<br />
In der Kür glückten alle zehn Elemente ausgezeichnet,<br />
so dass sie hier drei Punkte mehr erhielten<br />
als Chock & Bates. Auf Platz drei mit<br />
196 Punkten kamen Emily Bratti and Ian Somerville.<br />
Diese drei Paare wurden für die WM<br />
nominiert. Auf Platz vier mit 193 Punkten landeten<br />
Caroline Green und Michael Parsons.<br />
Kaitlyn Hawayek & Jean-Luc Baker setzen die<br />
komplette Saison aus. Im Grand Prix waren sie<br />
nicht gestartet, nachdem sich Baker im Oktober<br />
eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.<br />
Zunächst hatten sie eine Rückkehr für die<br />
US-Meisterschaft erwogen. „Wir haben die<br />
schwierige Entscheidung getroffen, für den<br />
Rest der Saison Abstand von Wettkämpfen zu<br />
nehmen und unsere Optionen für zukünftige<br />
Saisons neu zu bewerten“, schrieben die Läufer<br />
auf Instagram.<br />
Silber mit 204 Zählern ging an Josephine Lee<br />
aus Lakewood in Kalifornien, die im KP nach<br />
wesentlich weniger Pluspunkten bei den Elementen<br />
nur Fünfte war, obwohl sie keinen echten<br />
Fehler machte und dieselben Elemente wie<br />
Glenn im Programm hatte. Mit sieben Dreifachen,<br />
allerdings keinem 3A, kam sie noch auf<br />
den Silberrang. Isabeau Levito gewann das KP<br />
dank der höchsten Komponenten knapp, fiel<br />
aber nach drei Stürzen in der Kür auf den dritten<br />
Platz mit 200 Punkten zurück. Trotzdem<br />
wurden sie und Amber Glenn für die beiden<br />
WM-Startplätze nominiert. Vierte wurde Sarah<br />
Everhardt, Fünfte Clare Seo, Sechste Starr An-<br />
Rang fünf auf zwei. Ihre Einzelsprünge waren<br />
unsauber, aber die anderen Elemente glückten.<br />
Für die WM sind sie noch nicht startberechtigt,<br />
weil dort noch nicht ein Jahr seit Efimovas<br />
Start für Deutschland vergangen ist.<br />
Bronze mit 181 Zählern holten Valentina Plazas<br />
& Maximiliano Fernandez. Emily Chan &<br />
Spencer Howe hatten im ersten Saisonwettbewerb<br />
nach seiner Schulteroperation im Mai<br />
das KP trotz Beinahe-Sturz beim Wurfrittberger<br />
gewonnen. Aber zur Kür traten sie nicht<br />
an, weil er noch nicht ganz fit war. Trotzdem<br />
dürfen sie sowie Kam & O’Shea und Plazas &<br />
Fernandez bei der WM starten.<br />
US-Meisterschaften<br />
Amber Glenn erstmals Meisterin<br />
Neue Meisterin mit 210 Punkten wurde Amber<br />
Glenn aus Texas mit zwei zweiten Plätzen<br />
in den beiden Wettbewerbsteilen. Im<br />
KP gelangen alle sieben Elemente erstklassig:<br />
3F-3T, 3R, 2A und vier Elemente<br />
mit Level 4. Die Komponenten lagen bei<br />
etwa 8,8. Ihr Kommentar: „Heute hat es<br />
viel Spaß gemacht, besonders in der<br />
Schrittfolge. Ich habe gemerkt, dass die<br />
Zuschauer mich unterstützten.“ Die Kür<br />
begann sie mit einem guten 3A, gefolgt<br />
von fünf anderen Dreifachen,<br />
aber in der zweiten Hälfte wurde ein<br />
Lutz doppelt und ein Flip einfach,<br />
was viele Punkte kostete. Mit neun<br />
technischen Punkten weniger als<br />
die Kürsiegerin Josephine Lee<br />
wurde es nur die zweitbeste<br />
Kür, aber aufgrund der<br />
höheren Komponenten<br />
und des besseren<br />
KP-Platzes<br />
reichte es zum<br />
Gesamtsieg und<br />
zum ersten Titel<br />
ihrer bereits langen<br />
Karriere. „Das<br />
ist riesiger Erfolg<br />
für mich, aber ich<br />
weiß, ich kann es<br />
noch besser.“<br />
Madison Chock & Evan Bates<br />
drews und Siebte Lindsay Thorngren. Mia Kalin<br />
stand in der Kür einen ziemlich sauberen 4T,<br />
kam aber nur auf Platz 8.<br />
Erstmals Paarlaufmeister mit 187 Punkten und<br />
zwei zweiten Plätzen in den Teilwettbewerben<br />
wurden Ellie Kam & Danny O’Shea aus Canton<br />
bei Detroit in ihrer zweiten gemeinsamen Saison.<br />
Im KP war der 3S wacklig und beim dreifachen<br />
Wurfrittberger ging Kam zu Boden, die<br />
anderen Elemente waren überwiegend sehr<br />
gut. In der Kür gingen die beiden weggeworfenen<br />
Sprünge und der 3T daneben, die anderen<br />
Elemente glückten teilweise ausgezeichnet.<br />
O’Shea sagte: „Es ist immer sehr schön,<br />
wenn man oben auf dem Podium steht. Denn<br />
man weiß nie, wann man das das nächste Mal<br />
erleben kann.“ Zweite mit 186 Punkten wurden<br />
Alisa Efimova, die bis April 2<strong>02</strong>3 mit Ruben<br />
Blommaert für Deutschland gelaufen war,<br />
& Misha Mitrofanov. Im KP stürzte Efimova<br />
beim dreifachen Wurfrittberger und ihr 3T war<br />
unterdreht. Die fünf anderen Elemente gelangen.<br />
Mit der besten Kür kamen sie noch von<br />
Junioren<br />
Juniorensieger im Eistanzen mit 184<br />
Punkten wurden zum dritten Mal Leah Neset<br />
& Artem Markelov aus Colorado Springs, die<br />
im Rhythmustanz alle acht Schlüsselstellen anerkannt<br />
erhielten und das Juniorenfinale vor<br />
zwei Monaten gewonnen haben. Auf Rang 2 mit<br />
158 Zählern kamen Yahli Pedersen und Jeffrey<br />
Chen aus Ann Arbor, die erst seit vergangenem<br />
Frühjahr zusammenlaufen und Sechste beim<br />
Juniorenfinale geworden waren. Bronze mit 152<br />
Punkten ging an Elliana & Ethan Peal aus Nashville.<br />
Bei den Junioren Männern siegte Lucius<br />
Kasanecki mit 2<strong>02</strong> Punkten und einem unsicheren<br />
3A im KP, aber einem guten 3A in der Kür.<br />
In dieser Saison hatte er noch keinen internationalen<br />
Wettbewerb bestritten. Silber ging<br />
an Taira Shinohara mit 198 Punkten, Bronze<br />
mit 194 Zählern an Aleksandr Fegan. Nur auf<br />
Rang 4 mit 193 Punkten kam der international<br />
erfahrene Beck Strommer nach einem Sturz<br />
beim 3S in der Kür.<br />
Siegerin wurde Logan Higase-Chen aus Colorado<br />
Springs mit 178 Punkten, sechs sauberen<br />
Dreifachen, aber einem Sturz beim zweiten 3F<br />
vor Keira Hilbelink (173 Zähler) und Cleo Park<br />
(172). Sophie Joline von Felton aus Boston<br />
meisterte in beiden Programmen einen sauberen<br />
3A, landete aber nach mehreren späteren<br />
Patzern in der Kür nur auf dem neunten Platz.<br />
Im Junioren Paarlaufen dominierten Oliva Flores<br />
& Luke Wang aus Colorado Springs mit 175<br />
Punkten und dreifachem Twist sowie 3S in der<br />
Kür. Beim Juniorenfinale im Dezember hatten<br />
sie den fünften Platz belegt. Auf Rang 2 mit<br />
151 Zählern landeten Naomi Williams & Lachlan<br />
Lewer, auf Platz 3 mit international nicht<br />
konkurrenzfähigen 134 Punkten Sydney Cooke<br />
& Matthew Kennedy. Klaus-Reinhold Kany
26<br />
Der verbotene Salto<br />
Pro & Contra<br />
Pro & Contra<br />
Adam Siao Him Fa und<br />
der verbotene Salto<br />
Der neue und alte Europameister Adam Siao Him Fa hat<br />
in Kaunas mit seinem Rückwärtssalto mehr Aufsehen erregt<br />
als mit seinen Vierfachsprüngen und mit seinem Sieg.<br />
Zur Freude der Fans zeigte der 22-Jährige das verbotene<br />
Element gegen Ende der Kür frech und<br />
spontan, getreu dem revolutionären<br />
Geist, den man von Franzosen erwartet.<br />
Deutsche<br />
Jugendmeisterschaften<br />
Die deutschen Jugendmeisterschaften, die<br />
an der Grenze zwischen Breiten- und<br />
Hochleistungssport liegen, fanden in diesem<br />
Jahr in Chemnitz statt. Hier sind keine<br />
dreifachen Sprünge und im KP auch kein<br />
2A erlaubt. Bei den Männern gewann Tim<br />
Fünfer, der Bruder des Juniorenläufers<br />
Luca Fünfer, bei den Frauen Leonie<br />
Schwenzner<br />
Übrigens nicht zum ersten Mal, bereits bei der<br />
Shanghai Trophy und der Nizza Trophy in dieser<br />
Saison hatte Siao Him Fa den Salto gewagt,<br />
wohl wissend, dass die zwei Punkte Abzug<br />
nicht viel ausmachen werden. So war es auch<br />
in Kaunas. Zwar hatte in der Kür nicht alles<br />
perfekt geklappt, aber der Franzose wusste,<br />
dass er punktetechnisch kaum einzuholen<br />
war. „Wenn ich mehr Fehler im Programm gemacht<br />
hätte, hätte ich es nicht getan“, meinte<br />
Siao Him Fa. „Ich wusste, dass ich ein paar<br />
Punkte verliere, aber ich wollte unseren Sport<br />
voranbringen, um ihn weiterzuentwickeln und<br />
dieses Element zurückbringen. Es ist nicht so<br />
gefährlich – sieht zwar so aus, aber es ist<br />
furchterregender anzuschauen als es tatsächlich<br />
ist. Ich glaube, es wird in der Zukunft<br />
mehr Läufer dazu bringen, ein paar neue Elemente<br />
zu riskieren.“<br />
Die ISU hat den Rückwärtssalto aus Wettbewerben<br />
verbannt, nachdem der US-Amerikaner<br />
Terry Kubicka ihn 1976 bei den Olympischen<br />
Spielen in Innsbruck gezeigt hatte. Der „Backflip“<br />
sei zu gefährlich und widerspreche dem<br />
Prinzip eines sauberen Elements, bei dem man<br />
auf einer Kufe lande. Seitdem war der Salto<br />
nur im Schaulaufen zu sehen – bis die fünfmalige<br />
Europameisterin Surya Bonaly, auch sie<br />
aus Frankreich, ihn bei den Olympischen Spielen<br />
1998 in Nagano in die Kür einbaute und<br />
übrigens sogar auf einer Kufe stand. Das war<br />
ihre kleine Rebellion, nachdem sie keine Medaillenchance<br />
hatte und sich oft unfair bewertet<br />
fühlte. Und es war ihre Art des Abschieds,<br />
weil sie ihre Karriere beendete. Gefragt, ob<br />
sein Salto ein Tribut an Bonaly sei, antwortete<br />
Siao Him Fa mit einem Lachen, „das ist eine Art<br />
französisches Know How. Wir mögen es, etwas<br />
Besonderes in den Sport einzubringen“.<br />
Foto: Flade<br />
Aber was ist nun mit dem Salto? Sollte er erlaubt<br />
sein, um den Eiskunstlauf spektakulärer<br />
und attraktiver zu machen? Wie gefährlich ist<br />
er wirklich? Die grundsätzliche Meinung ist,<br />
dass der Rückwärtssalto wesentlich leichter ist<br />
als er aussieht. „Der Backflip ist nicht schwer<br />
zu lernen,“ sagt Brian Orser. „Aber wenn er erlaubt<br />
ist, werden ihn viele machen wollen und<br />
das kann zu Problemen beim Training führen,<br />
weil dann alle rückwärts laufen.“ Orser hat<br />
Sorgen, dass alle diesen Salto einbauen wollten,<br />
sobald er erlaubt werde, um möglichst<br />
hohe Pluspunkte für die Choreoschrittfolge<br />
zu erhalten. Das ist aber nicht zu erwarten,<br />
da es Alternativen gibt. Auch wenn der Salto<br />
für einen fitten Sportler nicht so schwer zu<br />
erlernen sein soll, gibt es ein Verletzungsrisiko<br />
wie bei anderen Elementen auch. Der<br />
Este Alexander Selevko, Silbermedaillengewinner<br />
bei der EM, erzählte, dass er sich die<br />
Schulter ausgekugelt habe, als er den Salto<br />
mal ausprobieren wollte. Der frühere russische<br />
Läufer Alexei Vasilievski soll sich vor einigen<br />
Jahren beim Versuch eines Backflips<br />
Kopfverletzungen zugezogen haben. Matteo<br />
Rizzo brachte es in Kaunas gut auf den<br />
Punkt: „Ich denke, es wäre gut, ihn zu erlauben.<br />
Das ist, wie wenn du einen Mond<br />
machst. Ich kann zum Beispiel keinen guten<br />
Mond, also mache ich ihn nicht. Ich mache<br />
keinen Backflip. Adam beherrscht den Backflip,<br />
also wäre es eine gute Idee, dass er ihn<br />
zeigen kann, wenn er möchte, aber nicht als<br />
ein Element, sondern als Teil der Choreo.“<br />
Andere akrobatische Einlagen sind bereits<br />
möglich – wie zum Beispiel der Seitwärtssalto<br />
oder Ilia Malinins „Rasberry Twist“. Es gibt<br />
viele Variationen choreographischer Elemente,<br />
der Backflip wäre nur eines davon. In den<br />
Choreosequenzen sieht man Handstand,<br />
Rad oder Hydroblading. Alles das ist attraktiv<br />
und kommt beim Publikum gut an. In der<br />
Frauen | Dt. Jugend meisterschaften<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Leonie Schwenzner – Ba.-Wü. 1 1 104.95<br />
2 Anna-Angela Minna – Ba.-Wü. 2 3 96.63<br />
3 Evelyn Müller – Sachsen 3 6 94.83<br />
4 Helen Lehmann – Hessen 12 2 93.85<br />
5 Maja Gaus – NRW 5 4 93.53<br />
6 Sarah Bawias – Bremen 21 5 88.89<br />
7 Marie Chama Belmejdoub – NRW 8 9 86.61<br />
8 Marie Bangert – Hessen 4 15 86.29<br />
9 Naya Luisa Reiter – Bayern 13 8 85.68<br />
10 Marietta Aytekin – Hessen 15 7 85.34<br />
11 Amelie Knöfler – Sachsen 6 12 85.28<br />
12 Lia Ostendorp – Nieders. 10 10 84.65<br />
13 Katerina Van Hille – Bayern 11 13 82.98<br />
14 Alexandra Boxler – Bayern 7 16 82.26<br />
15 Shanti Sommer – Bayern 22 11 82.04<br />
16 Kaya Fingerle – Ba.-Wü. 18 14 81.13<br />
17 Sofia Poll – Bayern 14 17 79.65<br />
18 Olivia Proll – Ba.-Wü. 20 18 78.10<br />
19 Felisha Timm – Ba.-Wü. 17 19 78.04<br />
20 Sophie Maurus – Bayern 16 22 77.57<br />
21 Sarah Marek – Bayern 24 20 77.01<br />
22 Anna Frank – Bayern 25 23 74.62<br />
23 Thea Plonait – Berlin 23 24 73.40<br />
24 Anastasia Kling – Ba.-Wü. 27 21 72.26<br />
25 Sophie Nickel – Ba.-Wü. 9 26 69.78<br />
26 Veronika Walger – NRW 19 28 65.93<br />
27 Veronika Frisorger – Ba.-Wü. 26 25 64.95<br />
28 Elizabeth Towe – Berlin 28 27 59.61<br />
Nicht angetreten:<br />
– Olivia Aytekin – Hessen – – –<br />
– Nicole Bettinger – Hessen – – –<br />
– Romy Schwaderer – Hessen – – –<br />
– Nastasia Schwarz – Rh.-Pfalz – – –<br />
Männer | Dt. Jugend meisterschaften<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Tim Fünfer – Sachsen 1 1 98.39<br />
2 Arsenii Osipov – Sachsen 2 3 89.61<br />
3 Lenn Schwaderer – Hessen 4 2 87.18<br />
4 Enrique Parache Diaz – Bayern 6 4 74.59<br />
5 Linus Rotte – Ba.-Wü. 5 5 73.48<br />
Ausgeschieden:<br />
– Nathanael Seiffer – Ba.-Wü. 3 – 27.58<br />
ISU dauert die Diskussion an. In jedem Fall<br />
müsste der ISU Kongress darüber entscheiden,<br />
ob der Backflip wieder erlaubt werden soll. Bei<br />
der WM werde er den Rückwärtssalto wohl<br />
nicht einbauen, sagte Siao Him Fa. „Es wäre zu<br />
riskant für mich, es bei der WM zu versuchen.<br />
Ich denke also nicht, aber ich bin nicht zu 100<br />
Prozent sicher.“ Es wird auf die Situation ankommen,<br />
um der Revolution willen möchte<br />
der Franzose bestimmt keine mögliche Medaille<br />
aufs Spiel setzen. Tatjana Flade
Zwölfjährige siegt beim<br />
Sprungturnier<br />
in Moskau<br />
Die zwölf Jahre alte Margarita Basiliuk, der<br />
14-jährige Arseni Fedotov und die Paarläufer<br />
Elizaveta Osokina/Artem Gritsaenko haben<br />
die Neuauflage des russischen Sprungturniers<br />
in Moskau gewonnen. Im Teamwettbewerb<br />
siegten die von Dmitri Kozlovski<br />
angeführten „Blauen“ (u.a. mit Basiliuk,<br />
Evgeni Semenenko, Dmitri Aliev) über die<br />
„Roten“ (u.a. mit Elizaveta Tuktamysheva,<br />
Adelia Petrosian, Petr Gumennik).<br />
An der Qualifikationsphase nahmen 26 Damen<br />
und 30 Herren teil, für die Paare gab es<br />
keine Qualifikation. Die besten zwölf Einzelläufer<br />
und Einzelläuferinnen sowie acht Paare<br />
erreichten den Hauptwettbewerb. Die Paare<br />
maßen sich bei Würfen und Solosprüngen.<br />
Osokina/Gritsaenko schlugen im Finale Aleksandra<br />
Boikova/Dmitri Kozlovski, die einen<br />
Fehler in der Kombination aus dreifachen Salchow<br />
und Doppel-Axel machten und vergeblich<br />
den vierfachen Wurfsalchow riskierten.<br />
Die Russischen Meister Anastasia Mishina/Alexander<br />
Galliamov hatten sich im Halbfinale<br />
Osokina/ Gritsaenko geschlagen geben müssen.<br />
Beide Paare demonstrierten einen vierfachen<br />
Twist, aber der von Osokina/Gritsaenko<br />
aus Perm war sauberer.<br />
Basiliuk besiegte im Finale Adelia Petrosian<br />
mit einer Kombi aus 4T und vier 3T sowie der<br />
Kombination 4S-3T, diese Vierfachen zeigte sie<br />
außerdem einzeln. Als „Zugabe“ legte sie noch<br />
4S-1Eu-4S drauf. Das war eine Weltpremiere,<br />
denn bisher hat niemand, auch kein Mann, so<br />
eine Kombination in einem Wettbewerb probiert.<br />
Sie trainiere diese Kombi nicht regelmäßig,<br />
denn in einem Wettkampfprogramm lohne<br />
sie sich nicht, kommentierte die Schülerin<br />
von Eteri Tutberidze. Die Russische Meisterin<br />
Petrosian punktete mit 4F in Kombination mit<br />
drei 2A und einem 3T und der Kombi 4T-3T,<br />
ein solo 4T war allerdings unsauber. Bronze<br />
holte Elena Kostyleva (12), die einen 4S beherrscht.<br />
Kamila Valieva war aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht angetreten. Lisa Tuktamysheva<br />
nahm teil, scheiterte allerdings in<br />
der Vorrunde.<br />
Fedotov, der wie Basiliuk bei Tutberidze trainiert,<br />
zeigte im Finale die Kombinationen<br />
4L-3T-2A-2A-2A und 4L-3T sowie den 4F und 4L<br />
als Einzelsprünge. Silber ging an Ivan Popov,<br />
der 4T und 4S sicher stand, Bronze an Lev Lazarev.<br />
Bekannte Namen wie Evgeni Semenenko,<br />
Mark Kondratiuk oder Makar Ignatev schieden<br />
vorher aus. Dmitri Aliev überstand die<br />
Qualifikation nicht.<br />
Die Regeln des Turniers waren im Vergleich<br />
zum Vorjahr etwas verändert worden. So<br />
Margarita Basiliuk<br />
Foto: Mikhail Sharov<br />
musste man mindestens zwei verschiedene<br />
Sprünge in der Kombination und als Solosprung<br />
zeigen. Vor einem Jahr hatte Grigori Federov<br />
dank seines stabilen 4L, den er in jeder<br />
Runde stand, triumphiert. Diesmal verlor er im<br />
Viertelfinale gegen Fedotov. Der russische Verband<br />
präsentierte die Statistik des Turniers: Im<br />
Einzelwettbewerb zeigten die Teilnehmer insgesamt<br />
80 Vierfache (davon die Herren 53 und<br />
die Damen 27) sowie 13 dreifache Axel (11 bei<br />
den Herren und 2 bei den Damen). Der<br />
Sprungwettbewerb kam bei den Läufern und<br />
Zuschauern gut an. Zwar besteht Eiskunstlauf<br />
nicht nur aus Sprüngen, aber zur Abwechslung<br />
hat so ein Wettkampf seinen Reiz, wenn er entsprechend<br />
präsentiert wird. Manche Beobachter<br />
kritisierten, dass zwölf Jahre alte Mädchen<br />
das Turnier bestimmten. Eine Altersgrenze gab<br />
es nicht. Ob Basiliuk nun das aktuelle russische<br />
Wunderkind ist und wie lange sie es bleibt,<br />
wird sich zeigen. <br />
Tatjana Flade<br />
Russischer Arzt klagte gegen<br />
deutschen Journalist<br />
Der russische Sportarzt Filip Schvetski, dem der<br />
deutsche Journalist Hajo Seppelt im Zusammenhang<br />
mit dem Fall Kamila Valieva in seiner<br />
Berichterstattung vorgeworfen hat, in Dopingpraktiken<br />
verwickelt zu sein, hat vor einem<br />
Moskauer Gericht einen Prozess gewonnen.<br />
Schvetski hatte Seppelt wegen Ehrverletzung<br />
verklagt und die symbolische Summe von einem<br />
Rubel (ca. 1 Cent) gefordert. Seppelt war<br />
zu der Verhandlung nicht erschienen und kommentierte<br />
auf Anfrage russischer Medien, dass<br />
er von dem Prozess nicht einmal gewusst habe<br />
und nicht reagieren<br />
werde. Nach seinen<br />
Recherchen sei die<br />
Rolle Schvetskis fragwürdig.<br />
Schvetski war<br />
in der Olympiasaison<br />
2<strong>02</strong>1/22 Arzt im<br />
Team von Eteri<br />
Tutberidze, bei der<br />
Valieva trainiert. tat<br />
Das Urteil: Valieva<br />
für vier Jahre gesperrt<br />
Fast genau zwei Jahre nach dem Olympia-<br />
Skandal um Kamila Valieva wegen einer positiven<br />
Dopingprobe hat der Internationale Sportgerichtshof<br />
CAS die Russin für vier Jahre gesperrt.<br />
Die Sperre gilt rückwirkend ab Dezember<br />
2<strong>02</strong>1, also bis Dezember 2<strong>02</strong>5. Der CAS<br />
entschied, dass Valieva nicht beweisen konnte,<br />
dass der Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln<br />
ohne Absicht geschah. Ihr werden alle<br />
seitdem erzielten Medaillen und Ergebnisse<br />
aberkannt, also auch der EM-Titel von 2<strong>02</strong>2<br />
und der vierte Platz bei den Olympischen Winterspielen.<br />
Ob nun Russland vom Teamwettbewerb<br />
komplett disqualifiziert oder nur Valievas<br />
Resultat (20 Punkte/zwei erste Plätze) herausgerechnet<br />
wird, müssen die ISU und das<br />
Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheiden.<br />
In jedem Fall gewinnen die USA<br />
Gold. Das Urteil des CAS vom 29. Januar 2<strong>02</strong>4<br />
ist endgültig und kann nur im Falle von Verfahrensfehlern<br />
angefochten werden.<br />
Der positive Dopingtest auf den verbotenen<br />
Wirkstoff Trimetazidin der damals 15 Jahre alten<br />
Läuferin stammte vom Dezember 2<strong>02</strong>1,<br />
wurde aber erst direkt nach dem olympischen<br />
Teamwettbewerb publik. Weil der siegreichen<br />
russischen Mannschaft die Disqualifikation<br />
drohte, sagte das IOC erstmals in der Geschichte<br />
der Spiele eine Siegerehrung ab und<br />
verwehrte damit vor allem den Sportlern aus<br />
den USA und Japan ihren einmaligen olympischen<br />
Moment. Die US-Amerikaner brachten<br />
ihre Frustration darüber mehr als einmal zum<br />
Ausdruck.<br />
Im Fall Valieva haben die sportlichen Institutionen<br />
versagt: Ein schwedisches Labor analysierte<br />
die Urinprobe der Läuferin mit wochenlanger<br />
Verspätung und begründete dies mit Personalmangel<br />
aufgrund vieler Covid-Erkrankungen.<br />
Das IOC vergab die Medaillen nicht und<br />
es dauerte zwei Jahre bis zum Urteil. Zunächst<br />
war die russische Anti-Doping-Agentur RUSA-<br />
DA zuständig, da die positive Probe von einem<br />
Wettbewerb in Russland stammte. Die Disziplinarkommission<br />
der RUSADA zog das Verfahren<br />
in die Länge und sprach Valieva schließlich<br />
vom Vorwurf des absichtlichen Dopings frei.<br />
Ihr wurde nur der Russische Meistertitel 2<strong>02</strong>2<br />
aberkannt. Weder die Welt Anti-Doping Agentur<br />
WADA noch die ISU waren mit diesem Urteil<br />
einverstanden und zogen vor den CAS.<br />
WADA forderte eine vierjährige Sperre, die ISU<br />
eine Sperre von vier bzw. zwei Jahren. Die Anhörungen<br />
vor dem CAS fanden im September<br />
und im <strong>No</strong>vember 2<strong>02</strong>3 statt. Tatjana Flade<br />
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27<br />
Neues aus Russland
28<br />
Prince Ice World Broadway Classics<br />
Japan<br />
Topstar Takahashi bei<br />
Prince Ice World<br />
Broadway Classics<br />
Mit dem Eisspektakel „Prince Ice World 2<strong>02</strong>3-2<strong>02</strong>4 A new Progress - Broadway Classics“<br />
vom 19. bis 21. Januar mit insgesamt sechs Vorstellungen in der Dydo Drinco<br />
Ice Arena in Tokio gingen Musical und Eiskunstlauf nach langer Zeit wieder Hand in<br />
Hand. In Zusammenarbeit mit beliebten Musical-Stars und Japans Top-Athleten arrangierte<br />
das Team von Prince Ice World ein spannendes Bühnenprogramm, das sich aus<br />
berühmten Broadway-Hits und vielfältigen Shownummern zusammensetzte. Topstar Daisuke<br />
Takahashi war sowohl als Einzelläufer als auch als Eistänzer zu sehen.<br />
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer<br />
Darbietung des Prince Ice World-Teams zur<br />
Ouvertüre aus den Musicals „Gypsy“, „On<br />
Broadway“ und „My Favourite Things“, wobei<br />
die Darsteller mit bunten Kostümen, unterhaltsamen<br />
Tanzschritten und einer farbenfrohen<br />
Kulisse die Innenstadt von New York ins<br />
Land der aufgehenden Sonne brachten. Als<br />
erster Gast trat Marin Honda, Junioren-Weltmeisterin<br />
2016, aufs Eis. Dabei ließ sie sich zu<br />
den sanften Klängen von „Little Mermaid“<br />
über die Bahn treiben. Mit jedem Element<br />
tauchte sie tiefer in die schillernde Meereswelt<br />
Daisuke Takahashi<br />
und Kana Muramoto<br />
Foto: Jumpei Tainaka<br />
des Disney-Hits ein und erntete großen Applaus<br />
für ihre Ina-Bauer-Figur und <strong>Pirouette</strong>n.<br />
„Dieses Programm ist eigentlich eine Wettkampfnummer,<br />
aber ich habe es an die Show<br />
angepasst und ich denke, dass das Publikum<br />
es jetzt viel mehr genießen kann.“<br />
Es folgten eine Darbietung des Junioren-Final-<br />
Siegers Rio Nakata zu „Someone You Loved“,<br />
weitere Musical-Nummern und Koshiro Shimadas<br />
gefühlvolle Performance zu „The Artist“.<br />
Dann zog <strong>No</strong>bunari Oda, der Vier-Kontinente-Meister<br />
von 2006, mit seiner charismatischen<br />
Ausstrahlung alle Blicke auf sich. Gleich<br />
zu Beginn seines Programms zu „Hold Me In<br />
Your Heart“ und „Sex is In the Heel“ aus dem<br />
Musical-Hit Kinky Boots schlüpfte er in die Rolle<br />
der schillernden Dragqueen Lola und heizte<br />
dem Publikum nicht nur mit mehreren perfekt<br />
auf den Takt der Musik abgestimmten Axel-<br />
Sprüngen ein, sondern entlockte ihm mit seiner<br />
extravaganten Choreografie und seinem<br />
Humor auch den einen oder anderen Lacher.<br />
Das größte Highlight der ersten Hälfte war ein<br />
Moulin-Rouge-Medley, bei dem sich der japanische<br />
Publikumsliebling Daisuke Takahashi<br />
unter die PIW-Darsteller mischte. Zunächst<br />
legte er gemeinsam mit den Performern einen<br />
feurigen Tango aufs Eis, dann hatte er einen<br />
Soloauftritt zu „El Tango de Roxanne“. In seiner<br />
Zeit als Einzelläufer zählte das KP aus der<br />
Saison 2005-2006 zu seinen beliebtesten Nummern.<br />
Fast 20 Jahre später griff er die Passion<br />
des Publikums erneut auf und erschuf eine auf<br />
Hochglanz polierte Neuinterpretation. Gleich<br />
zu Beginn stand er einen 2A, die zweite Hälfte<br />
wurde von einer kraftvollen Schrittfolge getragen.<br />
„Das war eine ganz neue Erfahrung für<br />
mich, ich konnte wesentlich mehr Power spüren.<br />
Es ist zwar das gleiche Stück, aber es fühlt<br />
sich ganz anders an“, erklärte Takahashi mit<br />
leuchtenden Augen.<br />
Die zweite Hälfte begann nicht weniger unterhaltsam<br />
mit einer Ensemble-Nummer zu „New<br />
York, New York“ und „Don‘t Rain On My Parade.“<br />
Es folgte eine mitreißende Darbietung zu<br />
„Never Tear Us Apart“ von Wakaba Higuchi.<br />
Nach leicht melancholischen Stücken wie<br />
„Bring Him Home“ und „I‘d Give My Life For<br />
You“ sorgten Daisuke Takahashi und Kana Mu-<br />
ramoto mit ihrem Auftritt zum afrikanisch angehauchten<br />
„Birds/Makeba“ für eine 180-Grad-<br />
Wende. Das Eistanz-Duo glitt mit einer interessanten<br />
Choreografie stilvoll über die Bahn, wobei<br />
die Lichteffekte perfekt auf die Muster ihrer<br />
Kostüme abgestimmt waren. Bei der Hebung<br />
auf das Stichwort „Fly“ fegten Begeisterungsstürme<br />
durch die Halle. Außerdem bemerkenswert<br />
war Shizuka Arakawas gefühlvolle Darbietung<br />
zum Cats-Hits „Memory“. Nicht nur für ihren<br />
Axel, sondern auch für ihre ikonische Ina-<br />
Bauer-Figur und die Spirale erhielt sie tosenden<br />
Beifall. Als letzter Gast betrat der zweifache<br />
Weltmeister Shoma Uno das Eis und zeigte<br />
sich von einer empfindsamen, fast verletzlichen<br />
Seite. Mit einer interessanten Choreografie<br />
stellte er die Leidensgeschichte des Songs<br />
„Dancing On My Own – Your Last Kiss“ überzeugend<br />
dar, garniert mit zwei 3A.<br />
Die Broadway-Tournee begann im Mai 2<strong>02</strong>3 in<br />
Yokohama. Auf einer Pressekonferenz im Anschluss<br />
an die Premiere hatte Bühnenleiter Komei<br />
Sugano die Hürden eines solchen Projekts<br />
näher erläutert. „Als ich damit beauftragt wurde,<br />
dieses Projekt auf die Beine zu stellen,<br />
dachte ich mir erst: ‘Wie soll ich das denn umsetzen?’<br />
Es war das erste Mal, dass ich mit dem<br />
Eiskunstlauf in Berührung kam“, so Sugano.<br />
„Wir haben die Choreografie außerhalb der<br />
Eishalle ausgearbeitet, und wenn wir sie den<br />
Läufern vorführten, wurde uns oft gesagt: ‚Das<br />
geht so nicht‘ oder ‚Das ist auf dem Eis nicht<br />
möglich‘. Beim Eiskunstlauf ist die Geschwindigkeit<br />
entscheidend – davon habe ich damals<br />
zum ersten Mal gehört. Es war äußerst mühsam,<br />
diese Geschwindigkeit unter Kontrolle zu<br />
bringen.“ Einig waren sich die Eiskunstläufer,<br />
Sänger und Regisseur Sugano in einem: Ein<br />
Projekt wie dieses verwischt die Grenzen zwischen<br />
Eiskunstlauf und anderen Kunstformen.<br />
Immer mehr Menschen werden durch solche<br />
Kooperationen auf den ästhetischen Wintersport<br />
aufmerksam. Entsprechend hoch sind die<br />
Erwartungen aller, dass es in Zukunft noch<br />
mehr derartige Veranstaltungen geben wird.<br />
<br />
Maria Laura Brandmann Mitsuoka<br />
Marin Honda<br />
verkündet Rücktritt<br />
Marin Honda, Junioren-Weltmeisterin 2016,<br />
gab am 5. Januar ihren Rücktritt vom Leistungssport<br />
bekannt. Honda stand bereits im<br />
Alter von zwei Jahren auf dem Eis und widmete<br />
sich 21 Jahre lang dem Sport. „Wenn ich an<br />
mein Leben zurückdenke, spielt der Eiskunstlauf<br />
in jeder meiner Erinnerungen eine große<br />
Rolle. Ich denke, ich hatte eine sehr glückliche<br />
Karriere“, sagte die 22-Jährige. Honda erlebte<br />
ihre Blütezeit als Juniorin. Sie gewann Gold bei<br />
den Weltmeisterschaften 2016 und stand 2017<br />
als Zweite neben Alina Zagitova auf dem Podium.<br />
In der Meisterklasse konnte die Japanerin<br />
jedoch nicht an diese Erfolge anknüpfen. Bei<br />
der Japanischen Meisterschaft in dieser Saison<br />
war sie im KP Letzte und qualifizierte sich nicht<br />
für die Kür. Sie ist als Showläuferin und Schauspielerin<br />
aktiv. mlbm
Walter Hofer wie man ihn als Trainer bei<br />
Meisterschaften kannte. Quelle: Archiv Peter Hofer<br />
Zu den international bedeutenden<br />
westdeutschen Trainerpersönlichkeiten<br />
gehört Walter Hofer. Er erlief deutsche<br />
Jugendmeistertitel, wirkte als künstlerischer<br />
Leiter in der Garmisch-Partenkirchener<br />
Eisrevue, war Star und Choreograf<br />
bei Holiday on Ice. Er zählt weltweit<br />
zu den wenigen Trainern, die in allen<br />
drei Eiskunstlaufdisziplinen auf Weltklasseniveau<br />
erfolgreich ausbildeten. Neben<br />
seinen Verdiensten im Hochleistungssport<br />
gilt Walter Hofer auch als Pionier<br />
des Eiskunstlaufens als Breiten-, Schulund<br />
Freizeitsport in Deutschland.<br />
Deutscher Jugendmeister<br />
Walter Hofer wurde am 20. Januar 1922 in<br />
Schwabach (Mittelfranken) geboren. Im Gegensatz<br />
zu seinen sportlichen Konkurrenten<br />
entstammte er nicht einem wohlhabenden,<br />
elitären Elternhaus. Sein Vater Konrad Hofer<br />
arbeitete als Fernmeldemonteur. Seine Mutter<br />
Ella war Näherin und seit seinem sechsten<br />
Lebensjahr halbseitig gelähmt. Er war deshalb<br />
frühzeitig in die Erledigung des Haushalts eingebunden.<br />
Um die Kosten für Schulgeld am<br />
Humanistischen Gymnasium zu sparen und<br />
ein Stipendium zu erhalten, lernte er mit Fleiß<br />
und Ehrgeiz. Diese harte Kindheit prägte seine<br />
Persönlichkeit. Zum Eiskunstlaufen kam<br />
Hofer aus eigener Inspiration, als er an der<br />
Bande des Nürnberger Eisstadions dem Training<br />
zusah. Er wurde Mitglied im Eissportclub<br />
Schwabach. Da er sich kaum Trainer leisten<br />
konnte, hat er sich vieles autodidaktisch über<br />
Zuschauen beigebracht. Er galt als hoffnungsvolles<br />
Nachwuchstalent.<br />
Seinen ersten großen Erfolg stellte der Gewinn<br />
der Deutschen Jugendmeisterschaften<br />
1937 dar. 1938 siegte Walter Hofer mit Irmi<br />
Dusold im Paarlaufen. Im Einzellaufen belegte<br />
er den zweiten Platz. Am 22. Januar 1939<br />
erlief Walter Hofer hinter den Wienern Edi<br />
Rada und Helmut May den dritten Platz<br />
beim Internationalen Juniorenlaufen in Garmisch-Partenkirchen.<br />
Beim international besetzten<br />
„Großen Preis der Reichshauptstadt“<br />
am 26. März 1939 im Berliner Sportpalast<br />
belegte er in seinem ersten Seniorenwettbewerb<br />
den fünften Platz. Seiner aussichtsreichen<br />
sportlichen Laufbahn stand der Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkriegs entgegen.<br />
Hofer meldete sich freiwillig zur Luftwaffe,<br />
um Jagdflieger zu werden. Nach der Ausbildung<br />
wurde er in der Flugakademie in Oberschleißheim<br />
eingesetzt. Es ist erstaunlich<br />
und unterstreicht seine Begabung, dass er<br />
trotz sporadischen Trainings auf Spritz- oder<br />
Natureis weiter an nationalen Meisterschaften<br />
teilnahm. Bei den Junioren wurde er<br />
1940 hinter Karl Jungbauer (Wien) Zweiter.<br />
Bei den Senioren reichte es 1940 und 1941<br />
jeweils zum siebten und 1943 zum sechsten<br />
Platz bei den Deutschen Meisterschaften.<br />
Revue- und Trainerlegende<br />
Ein Meistermacher in allen Eiskunstlauf-Disziplinen<br />
Solist und künstlerischer Leiter im<br />
Casa Carioca<br />
Irmi Dusold & Walter<br />
Hofer, deutsche<br />
Jugendmeister 1938<br />
Quelle: Archiv<br />
Peter Hofer<br />
Walter Hofer<br />
Begonnen hatte die Nachkriegslaufbahn von<br />
Hofer in einer von dem Amerikaner Red Bennett<br />
in Nürnberg gegründeten Eisschau. Als<br />
Ernst Baier Ende 1945 im Rahmen einer amerikanischen<br />
Truppenbetreuung mit seiner Revue<br />
nach Garmisch-Partenkirchen kam, wurden die<br />
Verantwortlichen der US-Army vom Erfolg inspiriert,<br />
eigene Eis-Shows im Winterland Ice Stadium,<br />
dem umbenannten Olympia-Eisstadion,<br />
zu organisieren. Dies war der Beginn der Garmisch-Partenkirchener<br />
Eisschau. Hofer erhielt<br />
einen Vertrag als Solist und lernte hier seine<br />
spätere Ehefrau Margot Elfert kennen, die im<br />
Chorus lief. Margot Elfert wurde am 26. Juli<br />
1929 in Berlin geboren. Ihr Vater, Friedrich Elfert,<br />
besaß ein Fotogeschäft. Als es in Berlin<br />
kriegsbedingt zu unsicher wurde, zog die Familie<br />
nach Garmisch-Partenkirchen. Die erste<br />
Show „Melody on Ice“, die im April 1946 anlief,<br />
wurde noch von Red Bennett produziert. Ab<br />
August 1946 übernahm Walter Hofer die künstlerische<br />
Leitung und Friedrich Elfert das Management.<br />
Sie produzierten die zweite Show<br />
„Around the World“, die im Dezember 1946<br />
Premiere hatte. Das „Reise-Programm“ umfasste<br />
neun Regionen, die mit landestypischen<br />
Tanzdarbietungen als Solo-, Paar- oder Gruppennummern<br />
dargestellt wurden. Die Stärke<br />
der Hofer-Revue bildete das harmonische Zusammenwirken<br />
von Solisten und Chorus, was<br />
ein hohes eisläuferisches Niveau voraussetzte.<br />
Sein Ziel bestand darin, „die Ausdrucksmöglichkeiten<br />
des Eistanzes so zu erschöpfen, dass<br />
eine Eisschau nicht nur Auge und Herz erfreut,<br />
sondern Haltung und Darstellung den Zuschauer<br />
ganz gefangen nehmen.“ In der Saison<br />
1947/48 folgte die Produktion „Rhapsody on<br />
Ice“ sowie 1948/49 „Confetti“. Diese umfasste<br />
30 Bilder! Darin zeigten Margot Elfert und Walter<br />
Hofer zwei solistische Tanzpartien: einen<br />
Tango und einen spanischen Tanz. Der bekannteste<br />
Läufer seiner Compagnie war der viermalige<br />
ungarische Meister, Vizeeuropameister<br />
1934 und WM-Dritter 1935, Dénes Pataky. Hervorzuheben<br />
ist auch Theo Lass (Berlin), der als<br />
Einzelläufer 1931 Deutscher Vizemeister und<br />
13. bei den WM sowie 1934 DM-Dritter war.<br />
Mit Eva Prawitz wurde Theo Lass 1937 und<br />
1938 Deutscher Eistanzmeister. Er fungierte bis<br />
1941 als Reichstrainer. Robert Unger (Amberg)<br />
erlief von 1942 bis 1944 jeweils den 5. Platz bei<br />
Deutschen Meisterschaften. Anita Heinricht<br />
(Berlin) – Neunte der Deutschen Meisterschaften<br />
1941 – brachte Revueerfahrungen mit. Sie<br />
war bereits 1943/44 im Programm „Eislauf -<br />
Tanz - Humor“ der Baier-Revue dabei.<br />
Direkt neben dem Eisstadion begann die US-<br />
Army 1945 das Offiziers-Casino Casa Carioca zu<br />
errichten. Der Architekt Hanns Ostler konstruierte<br />
das Gebäude im maurischen Stil als ein<br />
29<br />
Eislaufgeschichte Walter Hofer
30<br />
Eislaufgeschichte Walter Hofer<br />
Patio, das nachträglich mit einem fahrbaren<br />
Dach ausgestattet wurde. Drei Ränge und Tische<br />
für 700 Gäste bildeten einen Halbkreis<br />
um eine 10 × 15 Meter umfassende Eisfläche.<br />
Eine weitere technische Raffinesse war eine<br />
fahrbare Tanzfläche, die man nach der Show<br />
über die Eisfläche schob. Das Casa Carioca<br />
wurde am 17. Augst 1946 eröffnet. Es war ein<br />
zollfreier Ort des Glamours und Luxus mit einem<br />
exklusiven Speisenangebot wie Steaks,<br />
Hummer, Garnelen, Austern in der Zeit einer<br />
schlechten Versorgungslage der Bevölkerung,<br />
dessen Zugang als US-Militäreinrichtung stark<br />
limitiert war. Für die Bespielung der Eisfläche<br />
beauftragte das Garmisch Recreational Center<br />
die Garmisch-Partenkirchener Eisschau. Walter<br />
Hofer wurde damit auch der künstlerische Leiter<br />
der Eis-Shows im Casa Carioca. Außer montags<br />
gab es täglich eine Revuedarbietung, die<br />
alle zwei Monate wechselte. Mit Ideenreichtum<br />
und Kreativität studierte Hofer bis 1949 insgesamt<br />
22 Produktionen ein und war zudem als<br />
Solist tätig. Neben Eigenproduktionen gab es<br />
Arrangements bekannter Musicals wie „Kiss<br />
Me Kate“ oder „South Pacific“. Das Casa Carioca<br />
verfügte in diesem Zeitraum einzig in ganz<br />
Deutschland über Sommereis. Es bot in der<br />
schwierigen Nachkriegszeit ehemaligen deutschen<br />
Eiskunstlaufgrößen, aber vor allem zahlreichen<br />
Nachwuchsläufern wie den Reichsjugendmeistern<br />
Inge Wolfsteiner (Nürnberg)<br />
oder Heinz Kroel (Dortmund) finanzielle Sicherheit<br />
und eine berufliche Perspektive. Hofer bildete<br />
in seiner Zeit im Casa Carioca 53 Chorus-<br />
Girls aus. Für die jungen Läuferinnen stellte<br />
dies ein Karriere-Sprungbrett für internationale<br />
Eisrevuen dar. Erstaunlich ist, dass trotz Zugangsbeschränkungen<br />
außerhalb des Revuebetriebs<br />
am frühen Morgen Amateure wie Eva<br />
Prawitz und Horst Faber Trainingsmöglichkeiten<br />
im Casa Carioca hatten. Nach Modernisierung<br />
und Umbau übernahm 1950 Terry Rudolph<br />
(USA) die künstlerische Leitung des Hauses.<br />
Das Gebäude wurde am 5. <strong>No</strong>vember<br />
1970 durch einen Großbrand zerstört.<br />
Neuland. Besonders gefeiert wurde die „Wiener<br />
Walzer-Schau“, weil diese für das asiatische<br />
Publikum etwas außergewöhnlich Exotisches<br />
darstellte. Sie tourten durch die Metropolen<br />
wie Tokio, Manila, Bangkok, Hongkong,<br />
Taipeh. Die Läufer wurden gefeiert, wie Stars<br />
hofiert und erlebten Luxus, während sich Europa<br />
noch im wirtschaftlichen Wiederaufbau<br />
befand. Am 12. Juli 1954 heiraten Margot<br />
und Walter Hofer. Die schöne Zeit in Fernost<br />
und ihre Profi-Laufbahn ging für das Ehepaar<br />
mit der Geburt von Tochter Angelika am 26.<br />
Juli 1957 zu Ende. Die spätere Diplom-Biologin<br />
und Verhaltensforscherin Angelika Hofer-<br />
Ziesler erreichte vor allem als „Gänsemutter“<br />
in einer TV-Filmserie und mehreren Buchpublikationen<br />
Berühmtheit. Sie erlag am 27.<br />
Dezember 2016 einer Krebserkrankung. Am<br />
25. Januar 1961 wurde Sohn Peter geboren.<br />
Dieser konnte als Pilot bei der Lufthansa den<br />
eigentlichen Berufswunsch seines Vaters erfüllen.<br />
Die Tücken des Eiskunstlaufbetriebs,<br />
insbesondere des Wertungssystems, ließen<br />
Margot Elfert & Walter Hofer im Casa Carioca<br />
Quelle: Postkarte, Archiv Hampe<br />
berg liefen und anschließend zur RESG Hannover<br />
wechselten. Sie waren 1958 Deutsche Vizemeister,<br />
1959 DM-Dritte und EM-Fünfte. Als<br />
ihre Nachfolger entwickelte Walter Hofer das<br />
Paar Sonja Pfersdorf / Günter Matzdorf. Dieses<br />
war 1963 und 1964 hinter Kilius / Bäumler<br />
deutsche Vizemeister sowie 1965 und 1966<br />
Deutsche Paarlaufmeister. Von 1963 bis 1966<br />
nahmen sie an EM und WM teil und erreichten<br />
jeweils Top-Ten-Platzierungen. 1964 und 1965<br />
wurden sie EM-Vierte, 1964 bis 1966 WM-<br />
Fünfte. Bei den Damen kam seine Schülerin<br />
Angelika Wagner 1963 und 1964 auf den dritten<br />
und 1965 auf den zweiten Platz bei Deutschen<br />
Meisterschaften. 1966 erlief sie in Füssen<br />
den Deutschen Meistertitel. International<br />
wurde sie 1965 und 1966 bei den EM jeweils<br />
10. und bei den WM 1965 16.<br />
1964 wechselte Walter Hofer dank der Initiative<br />
des Präsidenten des EV Füssen, späteren Präsidenten<br />
des Deutschen Eishockey-Bundes sowie<br />
Bürgermeisters Otto Wanner nach Füssen. Das<br />
1949 erbaute Kobelstadion war überdacht, verfügte<br />
über eine längere Eisperiode, bessere Arbeits-<br />
und Trainingsbedingungen. Hofer kaufte<br />
ein Haus in der Pappenheimstraße. In Füssen<br />
baute er abseits der Bundesleistungszentren,<br />
jenseits der Sportförderung, vorrangig auf privater<br />
Basis und trotz Dominanz des Eishockeys<br />
ein erfolgreiches Trainingszentrum auf. Dies si-<br />
Star bei „Holiday on Ice“<br />
Nach Ende des Vertrags im Casa Carioca führte<br />
Walter Hofer 1951/52 Regie im neuen Programm<br />
der Garmisch-Partenkirchener Eisschau<br />
„Eisparade“. Diese tourte nun mit eigener<br />
Eistechnik und einem Zirkuszelt durch Europa.<br />
Das Programm enthielt 30 Bilder. Höhepunkt<br />
bildete der Tanz „Das ewige Spiel“ von<br />
Margot Elfert und Walter Hofer. Dieser stellte<br />
einen ersten Versuch der Darstellung eines<br />
Charaktertanzes auf dem Eis dar. Das Unternehmen<br />
war jedoch dem Konkurrenzdruck der<br />
großen international agierenden Eisrevuen<br />
nicht gewachsen und wurde aufgekauft. Margot<br />
Elfert und Walter Hofer erhielten 1952 einen<br />
Vertrag als Solisten bei der asiatischen<br />
Compagnie von Holiday on Ice.<br />
Später wurde Walter Hofer deren Choreograf<br />
und war mitverantwortlich für die großen Erfolge<br />
der Revue in Fernost. Angesichts der klimatischen<br />
Bedingungen galt eine große Eisrevue<br />
dort als Sensation. Sie bildete auch kulturell<br />
die Eltern davon Abstand nehmen, ihre Kinder<br />
zum Eiskunstlaufen zu drängen. Peter<br />
Hofer war vor seiner Pilotenausbildung im<br />
Skisport als Sportler und Trainer aktiv und<br />
lebt in Füssen.<br />
Erfolgreiche Trainerlaufbahn<br />
Nachdem es Walter Hofer verwehrt blieb,<br />
beim Aufbau der Lufthansa beruflich mitzuwirken,<br />
begann er im Oktober 1957 als Trainer<br />
im Eisstadion Nürnberg zu arbeiten. Die<br />
Familie lebte zu dieser Zeit wieder in Garmisch-Partenkirchen.<br />
1958 legte er die Prüfung<br />
zum Eiskunstlauf-Trainer ab. Als Trainer<br />
übertrug er seine in der Flugschule gewonnenen<br />
Kenntnisse der Gesetze der Physik<br />
auf das Eislaufen. Sein erstes Erfolgspaar<br />
waren Rita Blumenberg / Werner Mensching,<br />
die bis 1959 für den EC Linde Nürn-
31<br />
teil. Ihre beste Platzierung erreichten sie bei<br />
den EM 1986 mit einem beachtlichen 5. Platz.<br />
Mit den Becherers nahm er 1988 letztmalig an<br />
olympischen Winterspielen als Trainer teil. Das<br />
Paar erlief den 9. Platz. Seine internationale<br />
Trainerlaufbahn schloss Walter Hofer mit dem<br />
Schweizer Eistanzpaar Valerie Le Tensorer /<br />
Jörg Kienzle ab, die er 1992 zur Teilnahme an<br />
EM und WM führte.<br />
In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität<br />
München war Hofer seit Beginn der<br />
1980er Jahre für die Traineraus- und -fortbildung<br />
verantwortlich und konnte auf diese<br />
Weise sein Fachwissen weitergeben. Er nahm<br />
Prüfungen zum staatlich geprüften Eiskunstlauftrainer<br />
ab. Ein weiteres Betätigungsfeld<br />
bildete die Gestaltung von Großveranstaltungen<br />
auf dem Eis. Eine erste Eröffnungsfeier<br />
kreierte er für die Eishockey-WM 1975 in München.<br />
1988 folgte die Eröffnungsfeier der Curling<br />
WM in Füssen. Die Stadt Füssen übertrug<br />
ihm 1990 die Gestaltung der Einweihungsfeier<br />
der neuen Eis-Arena. In dieser wurde die Geschichte<br />
des Eislaufens nachgestellt.<br />
Eislaufgeschichte Walter Hofer<br />
Margot Elfert & Walter Hofer auf dem<br />
Cover des Programmheftes von Holiday on Ice 1956<br />
Quelle: Archiv Peter Hofer<br />
cherte ihm eine gewisse Unabhängigkeit in seiner<br />
Trainertätigkeit, sorgte aber auch für Konfliktstoff.<br />
Ein großes Ärgernis stellte für ihn die<br />
Ungleichbehandlung der Sportler dar. Mit seinem<br />
neuen Paar Marianne Streifler / Herbert<br />
Wiesinger erreichte Walter Hofer 1968 eine Teilnahme<br />
an Olympischen Winterspielen. Streifler<br />
/ Wiesinger waren bei Deutschen Meisterschaften<br />
1966 und 1969 Zweite, 1968 Dritte. Sie nahmen<br />
an zwei Welt- und drei Europameisterschaften<br />
teil. Ihre beste internationale Platzierung<br />
bildete der 6. Platz bei den EM 1969 in<br />
Garmisch-Partenkirchen.<br />
Läufer aus der ganzen Welt kamen nach Füssen,<br />
um sich von Hofer trainieren zu lassen.<br />
Dazu zählen internationale Spitzenläufer wie<br />
der siebenfache italienische Meister, zweifache<br />
Teilnehmer an Olympischen Winterspielen<br />
Giordano Abbondati in den 1960er Jahren und<br />
nachfolgend der rumänische Landesmeister<br />
von 1969 und 1972 Gheorghe Fazekas. Die österreichischen<br />
Staatsmeister von 1972 bis<br />
1976 Ursula und Michael Nemec stellten das<br />
erste von Walter Hofer betreute ausländische<br />
Sport-Paar dar. Mit dem Geschwisterpaar<br />
nahm er an EM und WM sowie 1976 erneut<br />
an Olympischen Winterspielen teil. Weniger<br />
bekannt ist die brasilianische Meisterin<br />
1984/85 Giselle Thurm.<br />
Mit zunehmenden Alter wandte sich Walter<br />
Hofer dem Eistanzen zu. Sein erstes Eistanz-<br />
Paar waren die Geschwister Susanne und<br />
Christoph Becherer, die Deutsche Jugendmeister<br />
wurden. 1973 begann die Zusammenarbeit<br />
mit den damals 10jährigen Zwillingen<br />
Antonia und Ferdinand Becherer, die<br />
er von klein auf bis in die erweiterte Weltspitze<br />
führte. Damit gehört Hofer weltweit<br />
zu den wenigen Trainern, die in allen Eiskunstlaufdisziplinen<br />
erfolgreich ausbildeten.<br />
Der Einstieg in die Meisterklasse von Antonia<br />
und Ferdinand Becherer erfolgte 1982 mit<br />
einem vierten Platz bei Deutschen Meisterschaften.<br />
1983 bis 1985 wurden sie Vizemeister,<br />
1986 bis 1988 Deutsche Eistanzmeister.<br />
Sie nahmen an fünf EM und WM<br />
Pionier des Eiskunstlaufens als<br />
Breitensport<br />
Neben seinen Verdiensten im Leistungssport<br />
gilt Walter Hofer auch als Pionier des Eiskunstlaufens<br />
als Breiten-, Schul- und Freizeitsport in<br />
Deutschland. Ein wichtiger Grund dafür war<br />
der Kostendruck zur Auslastung der Eishalle.<br />
In diesem wirtschaftlichen Bereich konnte<br />
Walter Hofer ebenso Kreativität und Unternehmertum<br />
nachweisen. Mit den „Füssener Eistanzkursen“<br />
für Hobbyläufer betrat er 1969<br />
Neuland. 1976 erschien sein für Jugendliche<br />
herausgegebenes Heft „Komm auf`s Eis. Gesund<br />
in jedem Alter“, welches im Rahmen der<br />
Aktion „Ernährung und Bewegung“ der Bundesregierung<br />
in Kooperation der Deutschen<br />
Eislauf-Union mit der Maggi GmbH herausgegeben<br />
wurde. 1982 publizierte er eine<br />
Übungsanleitung für Schulsport und Vereinstraining<br />
„Kunstläufer, Figurenläufer, Freiläufer,<br />
Schnellläufer, Eishockeyspieler“.<br />
1994 zwang ihn ein Magentumor, seine erfolgreiche<br />
Trainertätigkeit im Alter von 72 Jahren<br />
aufzugeben. Da er in seinem Leben von klein<br />
auf gelernt hat, schwierige Situationen zu<br />
meistern, gelang es ihm, sich auch auf ein Leben<br />
ohne Magen einzustellen. Er verbrachte<br />
nunmehr viel Zeit in seinem Blockhaus im Wasenmoos.<br />
Kurz nach seinem 80. Geburtstag<br />
verstarb Walter Hofer am 14. <strong>Februar</strong> 20<strong>02</strong>. Er<br />
war ein ruhiger und besonnener Trainer, der<br />
den Eiskunstlauf mit seiner Fachkompetenz<br />
und Kreativität prägte und auf verschiedenen<br />
Ebenen erfolgreich war. Seine Sportler bringen<br />
ihm sowohl fachlich als auch menschlich bis<br />
heute Wertschätzung entgegen, denn er hat<br />
trotz des Leistungsdrucks den Menschen über<br />
den sportlichen Erfolg gestellt. Er wurde auf<br />
dem Friedhof in Hopfen am See beigesetzt.<br />
Seine Frau Margot verstarb am 23.11.2010. Ich<br />
danke seinem Sohn Peter Hofer für seine<br />
Unterstützung.<br />
Dr. Matthias Hampe
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