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Pirouette No. 02/2024 Februar

Erstklassige ­Europameisterschaften in Litauen Ursprünglich sollte die EM 2024 in Budapest stattfinden, aber im Frühsommer 2023 gab Ungarn die EM zurück. Drei andere Länder bewarben sich, von denen der ISU-Vorstand überraschend die zweitgrößte litauische Stadt Kaunas nominierte. Innerhalb von sechs Monaten veranstaltete das kleine Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern erstmals in seiner Geschichte einen großen Eiskunstlauf-Wettbewerb mit sehr guter Organisation, unterstützt auch von erfahrenen, oft freiwilligen Helfern aus anderen Ländern. Topthemen: · Europameisterschaften Weiteres aus dem Inhalt: · Interview: Dmitri Savin · Interview: Alexander Selevko · Interview: Nina Pinzarrone · Kanadische Meisterschaft · Eisshow: Music on Ice · US-Meisterschaften · Pro & Contra: Adam Siao Him Fa und der ­verbotene Salto · Deutsche Jugend­meisterschaften · Neues aus Russland: Sprungturnier in Moskau · Japan: Eishow Prince Ice World Broadway Classics · Eislaufgeschichte: Walter Hofer, Revue- und Trainerlegende · Neues aus aller Welt Titelbild: Die EM-Goldmedaille für Lucrezia Beccari & Matteo Guarise war etwas über­raschend, denn sie waren im Laufe der Saison noch nicht das italienische Paar Nummer eins. In der Pressekonferenz ­sagten sie, das Training mit anderen ­Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe sie sehr motiviert und dass Guarise ent­schieden habe, dass sie zum Musical „Cats“ laufen sollen. Foto: Jochen Krauter Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2024.html (Erscheinungstermin 8.2.2024)

Erstklassige ­Europameisterschaften in Litauen

Ursprünglich sollte die EM 2024 in Budapest stattfinden, aber im Frühsommer 2023 gab Ungarn die EM zurück. Drei andere Länder bewarben sich, von denen der ISU-Vorstand überraschend die zweitgrößte litauische Stadt Kaunas nominierte. Innerhalb von sechs Monaten veranstaltete das kleine Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern erstmals in seiner Geschichte einen großen Eiskunstlauf-Wettbewerb mit sehr guter Organisation, unterstützt auch von erfahrenen, oft freiwilligen Helfern aus anderen Ländern.

Topthemen:
· Europameisterschaften

Weiteres aus dem Inhalt:
· Interview: Dmitri Savin
· Interview: Alexander Selevko
· Interview: Nina Pinzarrone
· Kanadische Meisterschaft
· Eisshow: Music on Ice
· US-Meisterschaften
· Pro & Contra: Adam Siao Him Fa und der ­verbotene Salto
· Deutsche Jugend­meisterschaften
· Neues aus Russland: Sprungturnier in Moskau
· Japan: Eishow Prince Ice World Broadway Classics
· Eislaufgeschichte: Walter Hofer, Revue- und Trainerlegende
· Neues aus aller Welt

Titelbild:
Die EM-Goldmedaille für Lucrezia Beccari & Matteo Guarise war etwas über­raschend, denn sie waren im Laufe der Saison noch nicht das italienische Paar Nummer eins. In der Pressekonferenz ­sagten sie, das Training mit anderen ­Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe sie sehr motiviert und dass Guarise ent­schieden habe, dass sie zum Musical „Cats“ laufen sollen.
Foto: Jochen Krauter

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-2-februar-2024.html (Erscheinungstermin 8.2.2024)

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<strong>Pirouette</strong> | Nr. 2 | <strong>Februar</strong> 2<strong>02</strong>4<br />

Internationales Eiskunstlaufmagazin | 57. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Lucrezia Beccari & Matteo Guarise<br />

Europameisterschaften


2<br />

News<br />

Buchrezension: Mehr als Eiskunstlauf<br />

The Book of Figure Skating<br />

Mehr als Eiskunstlauf lautet das Motto<br />

der ehemaligen estnischen Läuferin<br />

Johanna Allik, die mit ihrem auf Englisch<br />

erschienen Eiskunstlaufbuch „The Book of<br />

Figure Skating“ ein Herzensprojekt verwirklicht<br />

hat: Eiskunstlauf als Lifestyle.<br />

Auf mehr als 300 Seiten deckt die Autorin mit<br />

Interviews, Artikeln zu Themen wie Gesundheit,<br />

Ernährung, Kostüme, Make Up und Regelwerk<br />

ganz unterschiedliche Aspekte des Sports<br />

ab. Im ersten Kapitel geht Allik auf ihre eigene<br />

Geschichte ein. Sie war eine vielversprechende<br />

junge Eiskunstläuferin in Estland, die erst im<br />

Einzellauf und dann im Eistanz startete. Offen<br />

berichtet sie, wie sie von ihrer eigenen Trainerin<br />

angestoßen in Essstörungen abglitt. Zum<br />

Abschluss ihrer Karriere kehrte sie wieder zum<br />

Einzellauf zurück und beendete ihre Karriere<br />

2017 mit einer fehlerfreien Kür und dem vierten<br />

Platz bei der nationalen Meisterschaft –<br />

dem glücklichsten Moment ihrer Karriere, wie<br />

sie schreibt. Heute ist die Estin zusammen mit<br />

ihren Eltern im Familienunternehmen JIV Sport<br />

tätig – eine Firma für Sportkleidung, die ihre<br />

Mutter Kersti gründete und die heute unter anderem<br />

den US-Verband ausrüstet.<br />

„Von meiner frühesten Kindheit an hatte der<br />

Eiskunstlauf einen besonderen Platz in meinem<br />

Herzen, eine Sehnsucht, die über den bloßen<br />

Sport hinausgeht. Von jemandem, der 25 Stunden<br />

in der Woche dem Eis widmete, habe ich<br />

mich zu einer Person entwickelt, die das Leben<br />

außerhalb der Eishalle annimmt“, erzählt Allik.<br />

„Auf dieser Reise habe ich Momente des Triumphs<br />

und Herausforderungen erlebt. Über<br />

den Kampf mit und den Sieg über Essstörungen,<br />

weltweite Freundschaften, das Experimentieren<br />

von verschiedenen Facetten des Eiskunstlaufs<br />

und sogar das Aufhören, nur um neu anzufangen<br />

– über alles dies hinweg ist mein Feuer<br />

für den Eiskunstlauf niemals erloschen. Es ist<br />

nicht nur eine Aktivität, es ist ein Lebensstil.“<br />

Allik geht zu Beginn auf die Geschichte des Eiskunstlaufs,<br />

die Entwicklung des Wertungssystems<br />

ein und stellt die Disziplinen mit dem<br />

Blick einer ehemaligen Leistungssportlerin vor.<br />

„Denke daran, dass du nicht für immer auf<br />

eine einzige Disziplin beschränkt bist“, rät sie.<br />

„Viele Eiskunstläufer probieren verschiedene<br />

Disziplinen aus. … Deswegen habe ich Eistanz<br />

entdeckt, nachdem ich eine schwere Verletzung<br />

im Einzellauf hatte. Wenn ich alles noch<br />

einmal tun könnte, würde ich immer noch beide<br />

Disziplinen ausprobieren und später auch<br />

Synchronlauf“, betont die Autorin. In ihren interessanten<br />

Interviews stellte Allik bekannten<br />

Läufern und Trainern die Fragen, die sie schon<br />

immer wissen wollte und geht auf Aspekte außerhalb<br />

des Sports ein. Sie sprach unter anderem<br />

mit Ilia Malinin, Loena Hendrickx, Romain<br />

Haguenauer, Rafael Arutiunian, Ari Zakarian<br />

und mit dem Eisfilmer Jordan Cowan.<br />

Malinin verrät, was ihm wichtig außerhalb des<br />

Eises ist – kreativ sein und Zeit für andere Dinge<br />

zu haben und er spricht über seine Sprungkunst:<br />

„Der Schlüssel ist, sich auf den Sprung<br />

einzulassen. Ich habe meine Vierfachen jahrelang<br />

trainiert, und ich habe die Erfahrung gemacht,<br />

dass man zögert. Wenn man zögert,<br />

klappt es mit den Sprüngen nicht. Sobald ich<br />

Selbstvertrauen und Vertrauen hatte und anfing,<br />

die Sprünge zu stehen, habe ich mich jedes<br />

Mal zu 100 Prozent auf sie eingelassen“,<br />

sagt er. „Ich bin hier, um den Sport zu verändern“,<br />

kommentiert der US-Meister ohne falsche<br />

Bescheidenheit. Hendrickx betont den<br />

künstlerischen Aspekt des Sports in ihrem Interview.<br />

„Programme zu schaffen, die wie<br />

Kunstwerke aussehen, gehen in die Geschichte<br />

ein und man erinnert sich an sie. Ich hoffe,<br />

dass mein Eislaufen als Teil einer Kunstform<br />

angesehen werden kann und ich möchte andere<br />

dazu ermutigen, ihre eigene Kunst zu erschaffen,<br />

so wie sie es für richtig halten.“<br />

Dem Aspekt Ernährung widmet Allik einen<br />

wichtigen Teil ihres Buchs. „Essen ist Treibstoff<br />

und mein Körper ist ein Motor“, gibt die Autorin<br />

vor. Essstörungen kommen in einer ästhetischen<br />

Sportart wie Eiskunstlauf oft vor und<br />

werden gerne totgeschwiegen. In ihrem Interview<br />

mit der Ernährungsexpertin Kerstin Joandi<br />

diskutiert Allik offen über den Ursprung und<br />

das Erkennen von Essstörungen. Ernährungsdefizite<br />

führen fast zwangsläufig zu Verletzungen<br />

und schlechteren Leistungen. In weiteren<br />

Kapiteln geht es um Verletzungsprävention, Rehabilitation<br />

und mentale Gesundheit. Die Kostüme<br />

kommen ebenfalls nicht zu kurz, denn im<br />

Eiskunstlauf spielen sie eine große Rolle.<br />

„Dieses Buch ist eine Einladung, Eiskunstlauf<br />

als Lebensstil zu entdecken, eine Chance für<br />

uns gemeinsam zu lachen, zu lernen und neue<br />

Gewohnheiten anzunehmen, die dazu beitragen,<br />

damit wir die beste Version von unserem<br />

Selbst sein können. Lasst uns die einzigartigen<br />

Qualitäten entdecken, die uns als Eiskunstläufer<br />

definieren und dabei jede Nuance genießen“,<br />

fasst Allik ihre Gedanken zusammen.<br />

Fazit: Das reichhaltig bebilderte Buch führt<br />

umfassend in die Welt des Eiskunstlaufs ein<br />

und ist für junge Eiskunstläufer/innen und ihre<br />

Eltern interessant, aber auch für Hobbysportler/innen<br />

und Fans, die sich mit einzelnen Aspekten<br />

genauer auseinandersetzen möchten.<br />

<br />

Tatjana Flade<br />

Johanna Allik:<br />

The Book of Figure Skating<br />

308 Seiten, Hardcover, 69 EUR<br />

Zu bestellen bei JIV Sport:<br />

www.jivsport.com und jiv@jivsport.com<br />

Grand Prix in Helsinki<br />

Der fünfte Grand Prix in diesem Herbst, der<br />

wieder Ersatz für den russischen Grand Prix<br />

ist, soll vom 15. bis 17. <strong>No</strong>vember 2<strong>02</strong>4 in der<br />

„Helsinki Ice Hall“ mit etwa 8.000 Zuschauerplätzen<br />

stattfinden. Diese Halle liegt etwas<br />

nordwestlich vom Zentrum der finnischen<br />

Hauptstadt und wurde im Jahr 2018 schon<br />

einmal für einen Grand Prix genutzt. Damals<br />

gab China seinen Wettbewerb zurück und Helsinki<br />

sprang ein. Der finnische Verband konnte<br />

den damaligen Superstar Yuzuru Hanyu einladen<br />

und in erster Linie aus diesem Grund war<br />

der Wettbewerb ausverkauft, weil 5.000 –<br />

6.000 der 8.000 Zuschauer aus Japan anreisten.<br />

Die Austragungsorte für die fünf anderen<br />

Grand Prix stehen noch nicht fest, nur das<br />

Grand Prix Finale ist vom 5. bis 8. Dezember<br />

im französischen Orléans geplant. In derselben<br />

Halle sollen auch die beiden Synchronwettbewerbe<br />

Marie Lundmark Trophy im <strong>Februar</strong><br />

2<strong>02</strong>4 und die Synchron-WM im April<br />

2<strong>02</strong>5 stattfinden. Der Ticketverkauf für den<br />

Grand Prix soll im August beginnen. Der Wettbewerb<br />

heißt Helsinki Grand Prix Finlandia<br />

Trophy und 2<strong>02</strong>4 wird es wegen des Grand<br />

Prix keinen Challenger Wettbewerb namens<br />

Finlandia Trophy im Oktober geben. Denn<br />

nach den Erfahrungen der vergangenen zwei<br />

Jahre beschloss der finnische Verband, nur<br />

noch ein internationales Event pro Saison im<br />

Lande abzuhalten, weil sonst zu wenige Zuschauer<br />

zu den Veranstaltungen kommen. krk<br />

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2<strong>02</strong>4). Die <strong>Pirouette</strong> kann auch<br />

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Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

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Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

In diesem Heft:<br />

Neues aus aller Welt 2<br />

Interview: Dmitri Savin 4<br />

Interview: Alexander Selevko 5<br />

Die nächste <strong>Pirouette</strong><br />

erscheint voraussichtlich am:<br />

6. März 2<strong>02</strong>4 (Digital)<br />

14. März 2<strong>02</strong>4 (Print)<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

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Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Albert René Kolb (Schweiz),<br />

Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner, Judith<br />

Dombrowski, Maria-Laura Brandmann-Mitsuoka<br />

Interview: Nina Pinzarrone 6<br />

Europameisterschaften7<br />

Kanadische Meisterschaft 22<br />

Neues aus aller Welt 23<br />

Eisshow: Music on Ice 23<br />

US-Meisterschaften24<br />

Titelbild:<br />

Die EM-Goldmedaille für Lucrezia Beccari<br />

& Matteo Guarise war etwas überraschend,<br />

denn sie waren im Laufe der<br />

Saison noch nicht das italienische Paar<br />

Nummer eins. In der Pressekonferenz<br />

sagten sie, das Training mit anderen<br />

Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe sie<br />

sehr motiviert und dass Guarise entschieden<br />

habe, dass sie zum Musical „Cats“<br />

laufen sollen.<br />

Foto: Jochen Krauter<br />

Grafik / Anzeigen / Kundenbetreuung:<br />

Stefan Schulze<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Pro & Contra: Der verbotene Salto 26<br />

Deutsche Jugend meisterschaften 26<br />

Das <strong>Pirouette</strong>-Magazin als App für Smartphone<br />

und Tablet gibt es hier:<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des<br />

Verfassers gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers<br />

dar. Für die Richtigkeit der Mitteilungen und<br />

Berichte zeichnen die Clubs verantwortlich.<br />

Zuschriften können von uns, falls kein ausdrücklicher<br />

Vor behalt gemacht wird, im Wortlaut oder<br />

aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Neues aus Russland 27<br />

Japan: Prince Ice World Broadway Classics 28<br />

Eislaufgeschichte: Walter Hofer 29<br />

Erscheinungsweise: monatlich, 10 mal im Jahr,<br />

Mai/Juni und Juli/August sind Doppelausgaben.<br />

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Termine Mitte <strong>Februar</strong> bis Ende März 2<strong>02</strong>4<br />

08.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Dragon Trophy in Ljubljana<br />

(Slowenien)<br />

08.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Egna Dance Trophy (Italien)<br />

08.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Lounakeskus Trophy in Tartu<br />

(Estland)<br />

14.<strong>02</strong>. – 17.<strong>02</strong>. Sarajevo Open (Bosnien &<br />

Herzegowina)<br />

15.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Abu Dhabi Trophy (Arab.Em.)<br />

15.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />

(Estland)<br />

16.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. NRW-Landesmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

20.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Bellu Memorial in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

22.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Challenge Cup in Tilburg<br />

(Niederlande)<br />

22.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Meran Ice Trophy (Italien)<br />

23.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Heiko-Fischer-Pokal in<br />

Stuttgart<br />

24.<strong>02</strong>. – 25.<strong>02</strong>. Hessische Landesmeisterschaften<br />

in Bad Nauheim<br />

26.<strong>02</strong>. – 03.03. Junioren-WM in Taipeh<br />

(Taiwan)<br />

29.<strong>02</strong>. – 03.03. Allgäu Cup in Oberstdorf<br />

06.03. – 10.03. Maria Olszewska Memorial in<br />

Lodz (Polen)<br />

08.03. – 10.03. Sonja Henie Trophy in Oslo<br />

(<strong>No</strong>rwegen)<br />

14.03. – 17.03. Deutschlandpokal in Stuttgart<br />

15.03. – 17.03. Coupe du Printemps in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

18.03. – 24.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montreal (Kanada)<br />

Synchronwettbewerbe<br />

09.<strong>02</strong>. – 10.<strong>02</strong>. Zagreb Snowflakes Trophy<br />

(Kroatien)<br />

10.<strong>02</strong>. – 11.<strong>02</strong>. Challenger: Marie Lundmark<br />

Trophy in Helsinki (Finnland)<br />

16.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Deutschlandpokal Synchron<br />

in Dortmund<br />

16.<strong>02</strong>. – 18.<strong>02</strong>. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien) (abgesagt)<br />

23.<strong>02</strong>. – 24.<strong>02</strong>. Dresden Cup<br />

01.03. – 03.03. Steel City Trophy in Sheffield<br />

(Großbritannien)<br />

15.03. – 16.03. Junioren-WM in Neuchâtel<br />

(Schweiz)


4<br />

Dmitri Savin<br />

Interview<br />

Dmitri Savin (links)<br />

mit Minerva Hase &<br />

Nikita Volodin<br />

Foto: Flade<br />

Dmitri Savin<br />

Erzählen Sie uns etwas über Ihre Karriere.<br />

Savin: Ich war zuerst Einzelläufer, lief im Juniorenbereich<br />

und war recht gut. Später schlugen<br />

die Trainer vor, dass ich Paarlauf machen sollte.<br />

Dann begannen die schwierigen 90er Jahre<br />

in Russland und ich ging zur Show, weil ich<br />

von irgendetwas leben musste. Ich lief lange in<br />

den USA, bei Disney on Ice, Champions on Ice<br />

und wie alle beendete ich meine Karriere auf<br />

einem Schiff. Ich hatte einen guten Kontakt zu<br />

Nina Mozer und sie sagte mir, hör auf (mit der<br />

Show), es ist Zeit, Trainer zu werden. Ich stellte<br />

zusammen mit Tatiana Tarasova eine Show<br />

auf die Beine und traf dort Nikolai Morozov<br />

und er sagte mir, lass uns zusammenarbeiten.<br />

Das war glaube ich 2010 oder 2011. Nach den<br />

Olympischen Spielen in Sotchi ging Nikolai<br />

nach Amerika, aber ich wollte dort nicht mehr<br />

hin. Für mich war es interessanter, für ein Resultat<br />

zu arbeiten. Außerdem interessiert mich<br />

Paarlauf und ich wusste, dass das in Amerika<br />

schwierig ist. In Russland hatten wir bessere<br />

Bedingungen, gerade vor den Olympischen<br />

Spielen in Sotchi war es eine gute Zeit.<br />

Wie kam es zur Zusammenarbeit<br />

mit der DEU?<br />

Ich fing schon vorher an, für ausländische Verbände<br />

zu arbeiten und zwar mit Valentina<br />

Marchei und Ondrej Hotarek. Damals haben<br />

wir in Russland Paarlauf-Seminare abgehalten,<br />

für Juniorenpaare und so weiter. Dabei habe<br />

ich italienische Verbandsleute und Sportler<br />

kennengelernt, daraus gingen Niccolo Macii, Filippo<br />

Ambrosini, Rebecca Ghilardi hervor. Ich<br />

freundete mich mit Robin Szolkowy an. Wir arbeiteten<br />

zusammen in der Gruppe von Nina<br />

Mozer. Robin schlug dem deutschen Verband<br />

vor, dass ich Minnie und <strong>No</strong>lan beim Twist helfen<br />

könne. Als sie damals anfingen, hatten sie<br />

einen schlechten Doppeltwist. Ich fuhr nach<br />

Berlin und in sechs Tagen hatten wir den dreifachen<br />

Twist und wir arbeiteten auch an anderen<br />

Sachen. Den Läufern gefiel das und sie luden<br />

mich in ihr Team ein, zusammen mit Romy<br />

Oesterreich. Aber meine Zusammenarbeit mit<br />

Der russische Paarlaufspezialist Dmitri<br />

Savin (50) arbeitet schon seit mehreren<br />

Jahren mit deutschen Duos zusammen<br />

und hat Minerva Hase/Nikita Volodin<br />

zusammengeführt.<br />

»Es gibt keine ausweglose Situation«<br />

den Deutschen begann eigentlich mit Robert<br />

(Kunkel), der als Junior am Camp teilnahm.<br />

Wie erklären Sie den schnellen Erfolg von<br />

Minerva und Nikita?<br />

In den acht Jahren unserer Zusammenarbeit<br />

hat Minnie das Trainingssystem verinnerlicht.<br />

Es geht um Arbeit mit Liebe. Nikita ist ein<br />

Sportler durch und durch und sie passen biometrisch<br />

sehr gut zueinander. Ich wollte Nikita<br />

schon länger holen und als ich mich mit Minnie<br />

bei den Olympischen Spielen zusammensetzte<br />

und besprach, wie es weitergehen soll,<br />

hatte ich nur einen Gedanken. Ich weiß, dass<br />

Minnie viele Angebote hatte, aber ich sagte<br />

ihr, wir warten auf einen bestimmten Sportler.<br />

Ich spürte noch mehr mit dem Herzen als aus<br />

Erfahrung, dass das die Variante ist, die wir<br />

brauchen. Es passte einfach, es war ein perfektes<br />

Match.<br />

Minerva und Nikita hatten viel Erfolg, aber<br />

die EM ging daneben. Wie haben Sie darauf<br />

reagiert?<br />

Ich sage es gerne mit russischen Sprichwörtern<br />

- erstens, wer nicht hinfällt, kann nicht<br />

aufstehen und zweitens - ich habe darauf gewartet.<br />

Jeder Sportler erlebt eine Pleite und es<br />

war klar, dass das bei einem der wichtigen<br />

Wettbewerbe passiert. Ehrlich gesagt, vielleicht<br />

hatten wir Glück, dass das nicht beim<br />

Grand Prix Finale geschehen ist. Wenn Nikita<br />

nicht krank gewesen wäre, denke ich, wäre es<br />

dort passiert. Wenn ein Mensch Schmerzen<br />

oder sonst etwas hat, dann ist er mehr darauf<br />

konzentriert. Wenn alles erarbeitet ist, ein System<br />

existiert, dann kann er das Maximum herausholen.<br />

Bei der EM hat das nicht geklappt -<br />

beide sind gesund, ja, die Vorbereitung war<br />

nicht ganz vollständig, denn es war wenig Zeit,<br />

weil Minnie krank war. Weil sie nicht optimal<br />

vorbereitet war, die Kondition nicht optimal<br />

war, ist das hier passiert. Ich hatte jedoch<br />

nicht erwartet, dass es so schiefgeht. Der<br />

Wurf, das kann immer passieren, das vierte<br />

Element und eines der schwierigsten, das in<br />

die „tote Zone“ fällt, wie ich es im Paarlaufen<br />

nenne - ein Moment der Schwäche. Der Fehler<br />

bei der Hebung war wohl mehr der Wunsch<br />

von Minnie, bis zum Ende zu kämpfen, aber<br />

sie wusste nicht, wie. Das ist heilbar und nicht<br />

so schwer zu beheben, damit sich dieser Fehler<br />

nicht wiederholt.<br />

Wie sind die Sportler mit der Niederlage<br />

umgegangen?<br />

Kein Sportler verliert gerne. Sie sind enttäuscht<br />

und traurig, ich auch. Aber ich denke<br />

gleich weiter. Wir stehen auf und vergessen<br />

es, denn es liegt in der Vergangenheit. Wir<br />

nehmen aus der Vergangenheit immer etwas<br />

Positives mit, aber wir erinnern uns gleichzeitig<br />

daran, was schlecht war.<br />

Wie planen Sie die WM-Vorbereitung?<br />

Nach der EM haben die Paare eine kleine Pause.<br />

Miniki nehmen an Shows teil und ich denke,<br />

das ist eine der besten Sachen, die du machen<br />

kannst. Erstens du arbeitest, zweitens du<br />

bleibst in Form, plus wir haben einen Plan aufgestellt,<br />

was sie laufen werden. Danach bereiten<br />

wir uns in Ruhe vor. Ich bin zunächst in<br />

Sotchi mit den anderen Paaren und Anfang<br />

März treffen wir uns alle in Oberstdorf. Zuerst<br />

wollten wir etwas früher nach Toronto kommen,<br />

aber ich möchte gern, dass sie ein wenig<br />

Höhentraining haben, damit sie Kondition bekommen.<br />

Was ist Ihre Trainerphilosophie?<br />

Es gibt keine Situation ohne Ausweg. Liebe<br />

und harte Arbeit überwinden alles. Wie ich<br />

schon sagte, ich mag russische Sprichwörter,<br />

aber sie sind sehr treffend.<br />

Was ist Ihre Vision vom Paarlauf?<br />

Wahrscheinlich die Symbiose von allem. Ich bin<br />

für ein gerechtfertigtes Risiko, für mehr<br />

Schwierigkeiten und nicht für das, was beim<br />

Treffen zur Entwicklung des Paarlaufs vorgeschlagen<br />

wurde - dass eine Hebung und ein<br />

Solosprung rausgenommen werden und stattdessen<br />

eine Choreographie-Hebung eingeführt<br />

wird. Wenn wir dahingehen, können wir in fünf<br />

Jahren den Eistanz und Paarlauf zusammenlegen.<br />

Ich und meine Kollegen finden es nicht<br />

richtig, wenn man aus dem Paarlauf einen halben<br />

Eistanz macht. Ich bin für die Entwicklung,<br />

für die Symbiose von Technik und Schönheit.<br />

Mit Dmitri Savin sprach Tatjana Flade.<br />

Die ungekürzte Fassung des Interviews<br />

können Mitglieder auf Steady lesen:<br />

https://steadyhq.com/de/<br />

pirouette-figure-skatingmagazine/posts<br />

•••


Foto: Flade<br />

Alexander Selevko (22) hat in Kaunas<br />

mit Silber die erste EM-Medaille für Estland<br />

gewonnen.<br />

Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?<br />

Alexander: Nach der EM fliege ich zusammen<br />

mit meinem Bruder Mihhail für zwei Wochen<br />

nach Amerika zu Rafael Arutiunian. Das war<br />

schon länger geplant. Mischa bleibt drei Wochen,<br />

ich zwei. Wir waren bereits im Sommer<br />

bei Rafael.<br />

Dieser Aufenthalt hat Ihnen offensichtlich<br />

viel gebracht.<br />

Ich denke, mir haben zwei Dinge geholfen: die<br />

Reise zu Rafael und die Shows in Japan im<br />

Sommer. Sie haben auf unterschiedliche Art<br />

und Weise geholfen, aber zusammen haben<br />

sie mich ein gutes Stück vorangebracht. Aus<br />

Amerika habe ich sehr viel Wissen über die<br />

Technik mitgenommen – wie man springen<br />

soll, wo ich Fehler mache, was ich kontrollieren<br />

muss. Ich konnte mich viel leichter zusammenreißen.<br />

Aus Japan habe ich mitgebracht,<br />

wie man sich einem Publikum präsentiert. In<br />

dieser Saison kann ich mich mental besser auf<br />

einen Wettbewerb einstellen. Daher bin ich<br />

stabiler gelaufen als zuvor.<br />

Wie haben Sie es geschafft, in der Kür in<br />

Kaunas die Nerven zu behalten?<br />

Ich weiß es nicht. Ganz habe ich es auch nicht<br />

geschafft. Ich war sehr nervös. Ich habe mich<br />

daran erinnert, wie ich bei der Junioren-WM<br />

Vierter nach dem KP war und am Ende Neunter<br />

wurde. Ich hatte Angst, dass das wieder<br />

passiert. Nach dem KP war ich mit dem dritten<br />

Platz zufrieden. Von der Kür habe ich kein Super-Ergebnis<br />

erwartet, ich wollte einfach nur<br />

so gut wie möglich für das Publikum laufen.<br />

Im Prinzip hat das geklappt, obwohl ich am<br />

Ende müde war, was man gesehen hat (lacht).<br />

Alexander Selevko<br />

»Ohne meinen Bruder hätte ich nicht<br />

solche Resultate«<br />

Was für ein Gefühl war es in der Tränenecke,<br />

als Sie sahen, dass Sie eine Medaille<br />

sicher haben?<br />

Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber<br />

ich konnte diesen Moment nicht vollständig<br />

wahrnehmen. Ich stand etwas neben mir, als<br />

sei das gar nicht ich. Ich konnte mich nicht<br />

ganz daran erinnern, was ich in der Kür gemacht<br />

habe, so als ob ich im Halbschlaf gelaufen<br />

wäre. Ich habe nicht mit einer Medaille gerechnet<br />

und als ich in der Kür Zweiter war,<br />

dachte ich ‚oh, genau, ich kann noch um eine<br />

Medaille kämpfen. Wie viele Punkte brauche<br />

ich?‘ Als ich sah, dass ich insgesamt Erster war,<br />

war ich überrascht.<br />

Wie haben Sie Ihren jüngeren Bruder Mihhail<br />

aufgemuntert, der nach mehreren<br />

Fehlern im KP ausgeschieden ist?<br />

Ich weiß, dass er es nicht mag, wenn man ihm<br />

nach einem solchen Programm etwas sagt. Ich<br />

bin einfach zu ihm gegangen, habe ihn umarmt<br />

und unterstützt. Es tat mir sehr leid für<br />

ihn. Aber ich fand es sehr schön, dass er sich<br />

aufrichtig für mich gefreut hat.<br />

Welchen Einfluss hat es, dass Sie zusammen<br />

mit Ihrem Bruder trainieren?<br />

Ich glaube, ohne meinen Bruder hätte ich<br />

nicht solche Resultate. Wir pushen uns gegenseitig.<br />

Wir sind sehr verschieden. Was die<br />

Sprünge angeht, bin ich von ihm weit entfernt.<br />

Womöglich werde ich nie so springen wie er.<br />

Aber ich denke, ich bin in anderen Dingen gut.<br />

In der Kür hier habe ich nur einen vierfachen<br />

Toeloop und einen dreifachen Axel gemacht,<br />

aber gute Punkte bekommen. Mir scheint, das<br />

liegt daran, dass ich sehr an der Qualität der<br />

Elemente gearbeitet habe.<br />

Sie haben interessante Details in Ihren<br />

Programmen, zum Beispiel Variationen in<br />

der <strong>Pirouette</strong> auf der Hacke.<br />

Ja, aber im KP habe ich dafür Punkte verloren,<br />

weil ich nicht genug Umdrehungen gemacht<br />

habe. Ich habe vor Stress in der Sitzpirouette<br />

die Position nicht lang genug gehalten, obwohl<br />

ich mitgezählt habe und in der Waage habe<br />

ich keine sechs Umdrehungen gemacht.<br />

Welche Änderungen planen Sie für die WM?<br />

Es wird eine Änderung geben. Ich möchte gerne<br />

meine Kür mit dem vierfachen Lutz laufen.<br />

Das wollte ich schon bei der EM, aber beim<br />

ersten Training ging der Lutz nicht und wir entschieden,<br />

ihn wegzulassen. Im Training zu<br />

Hause bin ich das Programm mit zwei Vierfachen<br />

ganz gut durchgelaufen. Ich möchte gern<br />

bei der WM unter die ersten Zehn kommen,<br />

damit wir im nächsten Jahr, wenn es um die<br />

olympischen Quotenplätze geht, zwei Startplätze<br />

haben. Mein Bruder und ich haben das<br />

Ziel, zusammen zu den nächsten Olympischen<br />

Spielen zu fahren.<br />

Sie waren in Peking 2<strong>02</strong>2 dabei, aber nachdem<br />

Sie sich im Training die Schulter ausgekugelt<br />

hatten, ging das KP daneben.<br />

Ja, und ich habe mich erst jetzt davon erholt.<br />

Die zwei Saisons nach der Schulteroperation<br />

hatte ich keine guten Resultate. Allerdings<br />

springt die Schulter bis jetzt manchmal raus.<br />

Natürlich ist es nicht angenehm, dass das immer<br />

wieder passieren kann. Damit muss ich<br />

mich abfinden und einfach vorsichtiger sein.<br />

Die Ärzte haben mir eine weitere Operation<br />

vorgeschlagen, mit Schrauben in der Schulter,<br />

aber dazu bin ich aktuell nicht bereit.<br />

Während der Pandemie haben Sie Klavierspielen<br />

gelernt.<br />

Ich hatte viel Freizeit und ich mochte Klavierspielen<br />

immer. Meine Eltern haben mir zum<br />

Geburtstag ein elektronisches Klavier geschenkt.<br />

Jetzt habe ich allerdings wenig Zeit,<br />

weil ich eine Kindergruppe trainiere.<br />

Sie arbeiten schon als Trainer?<br />

Im zweiten Jahr. Also bin ich von sieben Uhr<br />

morgens bis abends um acht in der Eishalle.<br />

Das ist schwer, aber es macht mir Spaß, den<br />

Kindern etwas Neues beizubringen, ihre Fortschritte<br />

zu beobachten. Die älteren Kinder<br />

sind acht, die Kleinen vier Jahre alt. Das älteste<br />

Mädchen ist elf. Meine Schüler kommen<br />

manchmal zu meinem Training und da kann<br />

ich nicht abschlaffen. Wie kann ich, der Trainer,<br />

mich in schlechtem Licht zeigen? Da gab<br />

es übrigens einen lustigen Moment. Bevor ich<br />

zur Finlandia Trophy gefahren bin, habe ich<br />

mir die Teilnehmerliste angeschaut und dachte<br />

mir, dass dort viele sehr gute Läufer sind<br />

und ich es wohl kaum in die Top drei schaffen<br />

würde. Dann sagte mir meine Mutter, dass<br />

eine meiner Schülerinnen geträumt habe, dass<br />

ich dort mit einer Medaille stehe. Ich dachte<br />

mir damals, ‚danke, aber das wird wohl kaum<br />

passieren‘. Und ich kehrte von dort mit einer<br />

Medaille zurück. So ein prophetischer Traum.<br />

Hat sie jetzt auch geträumt, dass Sie eine<br />

Medaille gewinnen?<br />

Vielleicht, da muss ich nachfragen (lacht).<br />

Mit Alexander Selevko sprach Tatjana Flade.•••<br />

5<br />

Alexander Selevko<br />

Interview


6<br />

Nina Pinzarrone<br />

Interview<br />

Nina Pinzarrone<br />

Die junge Belgierin legt diese Saison eine wahre Traumsaison<br />

hin: Bei ihren allerersten Starts im Grand Prix holte Pinzarrone<br />

Silber in Frankreich, Bronze in Japan und qualifizierte sich für das Grand Prix<br />

Finale. Die <strong>Pirouette</strong> sprach mit der 17-Jährigen nach ihrem bisher größtem Erfolg, der<br />

Bronzemedaille bei den Europameisterschaften in Kaunas.<br />

Herzlichen Glückwunsch zur Medaille. Wie<br />

geht es Ihnen nach diesem Erfolg?<br />

Nina: Ich bin überglücklich und kann es immer<br />

noch nicht ganz glauben. Ich wusste, dass ich<br />

zwei saubere Programme zeigen kann und<br />

wollte meinen fünften Platz von der letzten EM<br />

steigern. Trotzdem habe ich selbst nicht wirklich<br />

daran geglaubt, dass ich es aufs Podest<br />

schaffen kann. Ich habe ehrlich gesagt fast gar<br />

nicht über Platzierungen nachgedacht und<br />

wollte einfach mein Bestes geben. Ich bin wirklich<br />

sehr glücklich über die Medaille und freue<br />

mich nun nur noch mehr auf den Rest der Saison.<br />

Ich habe außerdem so viele Nachrichten<br />

und Glückwünsche von so vielen Menschen erhalten,<br />

die stolz auf mich sind. Durch diese<br />

Nachrichten realisiere ich langsam, was ich erreicht<br />

habe, und es ist ein wunderschönes Gefühl,<br />

dass so viele Menschen hinter mir stehen.<br />

Wie würden Sie ihre bisherige Saison<br />

beschreiben?<br />

Es war eine wahre Achterbahnfahrt. Es waren<br />

wirklich viele Wettbewerbe, viele hintereinander<br />

ohne Pause. Das war mental sehr anstrengend,<br />

vor allem der GP in Japan, die belgischen<br />

Meisterschaften und dann das Finale direkt danach.<br />

Vor dem Finale hatte ich einen Moment,<br />

in dem mir alles zu viel war. Durch die Unterstützung<br />

meiner Familie und Trainer habe ich<br />

mich aber schnell aus diesem kleinen Loch ziehen<br />

können. Ich habe meine Möglichkeiten gut<br />

genutzt und bin im Großen und Ganzen sehr<br />

glücklich mit der Saison. Das Erreichen des Finales<br />

war eine Art Schock für mich, damit hatte<br />

ich niemals gerechnet. Ich war deutlich nervöser<br />

als bei anderen Wettbewerben, da ich plötzlich<br />

unter den besten sechs Damen der Welt<br />

war. Aber ich habe mich durchgekämpft und<br />

diese Erfahrung hat mir viel Selbstbewusstsein<br />

für die EM gegeben. Ich wusste, dass ich meine<br />

Leistung auch in stressigen Situationen abrufen<br />

kann und dass ich zu den Besten gehöre.<br />

Vor der Saison äußerten<br />

Sie, Ihr Hauptziel sei, mehr<br />

Reife zu zeigen. Wie schätzen<br />

Sie Ihre Fortschritte in<br />

dieser Hinsicht ein?<br />

Es ist immer schwer, sich<br />

selbst einzuschätzen. Wenn ich<br />

meine Programme von dieser und<br />

der vergangenen Saison vergleiche,<br />

sehe ich schon einen Unterschied<br />

und ich finde, man<br />

merkt, dass ich im Ausdruck reifer<br />

geworden bin. Andere können<br />

es aber wahrscheinlich besser<br />

einschätzen als ich selbst. Und es ist schön,<br />

diese Rückmeldung zum Beispiel von meinem<br />

Choreografen Benoît Richaud zu bekommen.<br />

Abseits des Eises bin ich auf jeden Fall mental<br />

und körperlich reifer und in meinem Auftreten<br />

sicherer geworden. Bei meiner allerersten Pressekonferenz<br />

in Angers hatte ich solche Angst,<br />

etwas Falsches zu sagen, und war eingeschüchtert<br />

von der Situation. Jetzt gehe ich gelassen an<br />

solche Situationen heran und erzähle ganz<br />

authentisch, was mir durch den Kopf geht.<br />

Was sind Ihre nächsten Ziele?<br />

Ich will weiter an meiner Konsistenz arbeiten.<br />

Im Sommer habe ich schon Sprünge wie 3A<br />

oder Vierfache versucht, aber eher zum Spaß<br />

in der Nebensaison. Irgendwann einen dieser<br />

Sprünge zu landen, ist Ziel von mir, aber ich<br />

will es nicht forcieren. Und natürlich träume<br />

ich davon, irgendwann noch höher aufs Treppchen<br />

zu steigen, aber auch hier will ich mir keinen<br />

Druck machen. Ich möchte grundsätzlich<br />

immer die beste Version meiner selbst sein.<br />

Sie arbeiten schon lange mit Ihrer Trainerin<br />

Ans Bockland sowie mit Benoît Richaud<br />

als Choreografen zusammen. Was schätzen<br />

Sie an Ihrem Team?<br />

Ans war meine erste Trainerin, von Kindheit<br />

an. Wir kennen uns unglaublich gut, vertrauen<br />

uns und glauben aneinander. Ich weiß, dass<br />

sie das Beste für mich will, und vertraue ihr<br />

Foto: Dombrowski<br />

»Ich möchte die beste<br />

Version meiner selbst sein«<br />

voll und ganz. Ich liebe es mit ihr zusammenzuarbeiten.<br />

Benoît hat mich wirklich nach vorne<br />

gebracht. Er hat mich gefordert und so<br />

konnte ich mich stark verbessern.<br />

Belgien ist durch Loena Hendrickx und Sie<br />

die aktuelle Spitzennation im europäischen<br />

Dameneiskunstlauf. Wie beschreiben Sie<br />

die Situation des Sportes in Belgien?<br />

Ich spüre, dass Belgien stolz ist, nun zwei starke<br />

Läuferinnen an der Spitze zu haben. Ich bin<br />

sehr froh, ein Teil davon zu sein. Dieses Jahr<br />

gibt es ein bisschen mehr Aufmerksamkeit der<br />

belgischen Medien, etwas mehr Übertragung<br />

im Fernsehen. Daher denke ich, dass der<br />

Sport in Belgien durch uns etwas wächst. Wir<br />

sind aber nach wie vor eine Nischensportart.<br />

Sie gehen noch zur Schule. Wie kombinieren<br />

Sie das mit dem Leistungssport?<br />

Ich gehe auf eine Schule speziell für Sportler.<br />

Die nehmen viel Rücksicht auf Wettkämpfe<br />

und Trainingszeiten. Diesen Herbst war kaum<br />

Zeit für die Schule wegen der ganzen Wettkämpfe.<br />

Kommende Woche habe ich Prüfungen<br />

und habe nun nur ein paar Tage um mich<br />

vorzubereiten. Im Juni habe ich dann meine<br />

Abschlussprüfung. Das System ist gut für mich,<br />

aber es ist trotzdem viel Arbeit.<br />

Gibt es Momente, in denen Sie sich mehr<br />

Freiheiten und Freizeit wünschen?<br />

Ich denke, die gibt es bei jedem Läufer. Es<br />

gibt Tage, an denen man einfach keine Lust<br />

aufs Training hat, da es jeden Tag dasselbe<br />

ist und man sich Tag um Tag verausgabt und<br />

andere Teenager sieht, wie sie ihr Leben genießen,<br />

und man möchte mitmachen. Aber<br />

dann wird einem bewusst, dass man sich für<br />

dieses Leben entschieden hat und dass es<br />

sich auszahlt. Ich genieße es dennoch sehr,<br />

wenn ich manchmal Zeit habe, mich mit<br />

Freundinnen zu treffen. Ich schaffe das ungefähr<br />

einmal im Monat, und dann versuche<br />

ich, es besonders zu genießen.<br />

Sie haben in Ihren jungen Jahren schon viel<br />

von der Welt gesehen. Gibt es einen<br />

Wunschort an den Sie reisen möchten?<br />

Ich freue mich jetzt sehr auf die Weltmeisterschaften<br />

in Kanada, dort war ich noch nie.<br />

Aber ich habe gehört, dort könnte<br />

es auch sehr kalt sein.<br />

Trotz meines Sports bin<br />

ich ein Sommermensch.<br />

Daher würde ich gerne mal<br />

an einen Traumstrand in<br />

Thailand reisen.<br />

Mit Nina Pinzarrone sprach Judith<br />

Dombrowski.<br />

•••


7<br />

Erstklassige<br />

Europameisterschaften<br />

in Litauen<br />

Keine Medaille für die DEU – zweimal Gold für Italien<br />

Aus Kaunas berichtet Klaus-Reinhold Kany<br />

Europameisterschaften<br />

Foto: Höppner<br />

Ursprünglich sollte die EM 2<strong>02</strong>4 in Budapest<br />

stattfinden, aber im Frühsommer<br />

2<strong>02</strong>3 gab Ungarn die EM zurück. Der<br />

offizielle Grund war, dass die Energiekosten<br />

so hoch seien, dass der Verband sie<br />

nicht stemmen konnte. Aber in Wirklicheit<br />

gab es andere Gründe: Der Verband war<br />

sehr zerstritten über die Frage, ob man<br />

lieber eingekaufte Russen für Ungarn<br />

starten lassen wollte, die bessere Ergebnisse<br />

erreichen, oder lieber echte Ungarn,<br />

die weniger gut sind, aber den einheimischen<br />

Nachwuchs mehr motivieren. Der<br />

Streit eskalierte so stark, dass der Verband<br />

schließlich entschied, keine EM zu<br />

organisieren. Drei andere Länder bewarben<br />

sich, von denen der ISU-Vorstand<br />

überraschend die zweitgrößte litauische<br />

Stadt Kaunas (auf litauisch „Kounas“ ausgesprochen)<br />

nominierte.<br />

Innerhalb von sechs Monaten veranstaltete das<br />

kleine Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern<br />

erstmals in seiner Geschichte einen großen Eiskunstlauf-Wettbewerb<br />

mit sehr guter Organisation,<br />

unterstützt auch von erfahrenen, oft freiwilligen<br />

Helfern aus anderen Ländern. So kamen<br />

die Hallenansagerinnen aus Finnland, für<br />

die Akkreditierung war das bewährte Team um<br />

den Esten Margus Hernits zuständig, den Presseraum<br />

betreute Petra Hager aus München<br />

und für die Interviewzone war Rüdiger Lawall<br />

aus Rheinhessen zuständig. Deutschland<br />

braucht leider wegen der Bürokratie viele Jahre,<br />

um so einen Wettbewerb auf die Beine zu<br />

stellen. Übrigens tendiert die DEU richtigerweise<br />

jetzt eher zu einer WM als zu einer EM, auch<br />

weil man sich dann gleich für zwei Jahre (2<strong>02</strong>7<br />

und 2<strong>02</strong>8) bewerben kann.<br />

Die Veranstaltung fand in der vor etwa zehn<br />

Jahren gebauten Zalgirio Arena statt, die direkt<br />

am Ufer der Memel auf einer Insel liegt. In dieser<br />

Mehrzweckhalle wird hauptsächlich Basketball<br />

gespielt; noch eine Woche vor der EM war<br />

das deutsche Team Alba Berlin dort zu Gast.<br />

Für Konzerte mit kleiner Bühne hat sie 20.000<br />

Zuschauerplätze, beim Eiskunstlaufen sind es<br />

etwa 15.000. Am Samstagabend bei der Eistanzkür<br />

mit Medaillenchancen für das litauische<br />

Eistanzpaar und beim Schaulaufen (mit<br />

den Stargästen Papadakis & Cizeron) war die<br />

Halle ausverkauft und auch sonst gut besucht.<br />

Im September 2018 fand in derselben Halle<br />

einmal ein Junioren Grand Prix ohne Paarlaufen<br />

statt, bei dem ein Dutzend Läufer/innen<br />

teilnahmen, die auch diesmal dabei waren,<br />

zum Beispiel Asaf Kazimov, damals mit Lara<br />

Luft, Taschlerova/Taschler und die Einzelläufer<br />

Nikolaj Majorov (heute Eistänzer) und Lucrezia<br />

Beccari (heute Paarläuferin). Das Wetter war<br />

diesmal sehr winterlich und schwankte zwischen<br />

0 und -20 Grad. Eisige Sonnentage wechselten<br />

mit stürmischen Neuschnee-Tagen.<br />

Neu war, so stellte ISU-Event-Koordinator Wieland<br />

Lüders fest, dass niemand von den fast<br />

170 ursprünglich gemeldeten Läufer/innen absagte<br />

und evtl. durch Ersatzläufer/innen ersetzt<br />

wurde, sondern alle drei oder mehr Wochen<br />

zuvor Gemeldeten auch tatsächlich starteten.<br />

In allen vier Kategorien war das Niveau<br />

höher als im vergangenen<br />

Jahr.<br />

Zwei Deutsche<br />

waren in den vier<br />

Jurys: Angelika<br />

Ullm wertete das<br />

KP der Männer<br />

und Christian Baumann<br />

die Kür im<br />

Eistanzen. Zu Essen<br />

gab es für die<br />

Zuschauer nicht viel, auch kein Restaurant,<br />

weil ein Basketballspiel so kurz ist, dass man<br />

in Litauen vorher und nachher isst. Einziger<br />

Negativpunkt waren die beiden viel zu lauten<br />

Unterhaltungskünstler, die in jeder Eiserneuerungspause<br />

in ohrenbetäubender Lautstärke<br />

schrien und kleine Späßchen mit den Zuschauern<br />

machten. Dies geschah fast nur in litauisch,<br />

was das internationale Publikum natürlich<br />

nicht verstand, und vor allem so laut, dass<br />

es die Ohren schädigen konnte. Am zweiten<br />

Tag soll die ISU eine mäßigere Lautstärke gewünscht<br />

haben, aber nach zehn Minuten waren<br />

sie so laut wie zuvor. Da half für Menschen<br />

mit empfindlichen Hörorganen nur eines: Ohren<br />

zuhalten oder in die Wandelgänge der Halle<br />

gehen, was viele auch taten.<br />

In der Pause der Eistanzkür wurde es sehr politisch:<br />

Weil am 13. Januar 1991 die Befreiung<br />

Litauens von sowjetischer Herrschaft nach einem<br />

Putschversuch Russlands erkämpft wurde,<br />

ist dies ein wichtiger Gedenktag im Land.<br />

Daher wurde auch an diesem 13. Januar in<br />

der Eishalle gefeiert. Die Nationalhymne wurde<br />

von den Litauern inbrünstig gesungen, es<br />

gab eine Schweigeminute für die Opfer des<br />

damaligen Kampfes und schließlich wurde<br />

noch ein Freiheitslied angestimmt. Damit will<br />

das kleine Land zeigen, dass es keine neue<br />

Besetzung durch Russland oder andere Mächte<br />

akzeptiert.


8<br />

Europameisterschaften<br />

Beccari & Guarise neue Europameister<br />

Das Niveau im Paarlaufen hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr erheblich verbessert ,<br />

denn diesmal waren sieben oder acht<br />

gute oder sehr gute Teams am Start, darunter<br />

drei italienische, wenn auch kein<br />

absolutes Spitzenpaar.<br />

Die Goldmedaille für Lucrezia Beccari & Matteo<br />

Guarise aus der Schule von Bergamo war<br />

etwas überraschend, denn sie waren im Laufe<br />

der Saison noch nicht das italienische Paar<br />

Nummer eins. In Kaunas liefen sie ein fehlerfreies,<br />

eher klassisches KP zu „Run“ von Ludovico<br />

Einaudi, das mit 67 Punkten nur vier vom<br />

ersten Platz entfernt lag. Alle sieben Elemente<br />

erhielten Pluspunkte und wurden im Durchschnitt<br />

mit +2 bis +3 bewertet. Enttäuscht waren<br />

sie, dass die Todesspirale nur Level 2 erhielt.<br />

<strong>No</strong>ch wichtiger war, dass auch ihre Kür<br />

zum Musical „Cats“ ohne größere Fehler gelang,<br />

nur der 2A in der Sprungkombination<br />

3T-1A-2A war bei einem Partner unterdreht.<br />

Der Twist und die drei Hebungen erhielten Level<br />

4 und sehr gute Bewertungen, auch die<br />

beiden weggeworfenen Sprünge (Rittberger<br />

und Salchow) glückten sehr überzeugend. Der<br />

3S war etwas knapp, alles andere mindestens<br />

gut, oft auch sehr gut.<br />

In der Pressekonferenz sagten sie, gefeiert<br />

werde im ganzen Team, denn jeder gönnt dem<br />

anderen den Erfolg, und das Training mit anderen<br />

Paaren, darunter Hocke & Kunkel, habe<br />

sie sehr motiviert. Beccari sagte, dass Guarise<br />

entschieden habe, dass sie zum Musical „Cats“<br />

laufen. Die Einstudierung habe viel Spaß gemacht,<br />

weil sie zwei Katzen imitieren (siehe Titelfoto).<br />

Guarise ergänzte, bei ihm habe es<br />

drei „Explosionen“ nach der Kür gegeben, die<br />

sie als Drittletzte liefen: Die erste, als sicher<br />

war, dass sie eine Medaille gewonnen haben,<br />

Lucrezia Beccari & Matteo Guarise, Fotos: Hella Höppner<br />

die zweite, als es schon<br />

Silber war, und die dritte,<br />

als feststand, dass sie gewonnen<br />

haben. Vor 16 Jahren habe er Gold im<br />

Rollkunstlaufen gewonnen und das<br />

Paarlaufen sei sein Leben, zuerst auf Rollen<br />

mit Sara Venerucci und dann auf dem<br />

Eis, bis 2<strong>02</strong>2 mit Nicole Della Monica und<br />

jetzt in der zweiten Saison mit Lucrezia Beccari.<br />

Das sei sein Leben, das er auch mit jetzt 35<br />

Jahren so lange wie möglich weiterleben<br />

möchte, auch wenn er jetzt verheiratet ist.<br />

Die für Georgien startenden Anastasia Metelkina<br />

& Luka Berulava laufen in der ersten Saison<br />

zusammen, nachdem sie sich am Ende der vergangenen<br />

Saison von ihren schwächeren Partnern<br />

getrennt hatten. Sie haben in dieser Saison<br />

zwei Junioren Grand Prix ebenso überlegen<br />

gewonnen wie das Juniorenfinale. Sie wollen<br />

weiterhin zweigleisig fahren und in dieser<br />

Saison sowohl bei der Junioren-WM in Taiwan<br />

als auch bei der Meisterklasse-WM in Montreal<br />

starten. In Kaunas liefen sie das technisch beste<br />

KP zu „Summertime“ mit weggeworfenem


9<br />

Wurflutz und überwiegend +3 bewerteten<br />

Elementen und waren etwas enttäuscht über<br />

die Bewertung von „nur“ 71 Punkten. In der<br />

Kür zu „The Millionaire Waltz“ von Queen<br />

stürzte Metelkina beim 3S und sprang den<br />

Axel in der Sprungkombination nur einfach,<br />

die anderen Elemente gelangen. Damit erreichten<br />

sie ihr Ziel eines fehlerfreien Programms<br />

nicht, freuten sich aber über Silber<br />

und die in den unteren Rängen recht volle<br />

Halle mit ca 8.000 Zuschauern.<br />

Rebecca Ghilardi & Filippo Ambrosini, ebenfalls<br />

aus Bergamo, blieben zwar im KP fehlerfrei,<br />

aber nur mit 2A und Bewertungen<br />

von etwa +2 zu einer Filmmusik von Ennio<br />

Morricone. Die Kür zu Varianten von Dracula-Filmmusiken<br />

war so gut wie sauber. Hier<br />

wagten sie immerhin einen 3S, allerdings<br />

leicht unterdreht, liefen aber insgesamt die<br />

bisher beste Kür der Saison.<br />

Hier erhielten sie trotz relativ<br />

früher Startnummer 11 sehr viel<br />

Beifall wegen ihres etwas showbetonten<br />

Laufstils, was viel für sie<br />

bedeutete. Die Hebungen waren<br />

erstklassig, die <strong>Pirouette</strong> erhielt<br />

dagegen nur den Basislevel. Die für<br />

Ungarn laufenden Russen Maria Pavlova<br />

& Alexei Sviatchenko werden wie Minerva<br />

Hase & Nikita Volodin in der ganzen<br />

Saison von Dmitri Savin betreut (siehe<br />

Interview Seite 4). Auch ihr KP zu „Another<br />

One Bites the Dust“ von Queen<br />

war fehlerfrei, aber die Komponenten<br />

zu Recht etwas niedriger. In der<br />

Kür machten sie wiederum keinen<br />

größeren Fehler, hatten drei technische<br />

Punkte mehr, aber sechs Komponentenpunkte<br />

weniger als die<br />

Bronzemedaillengewinner und lagen<br />

daher insgesamt nur 1,67 Punkte<br />

von einer Medaille entfernt.<br />

Zagreb drei Paarlauf-Startplätze. Minerva Hase<br />

& Nikita Volodin zeigten erstmals Schwächen,<br />

aber so ist eben der Sport, besonders wenn<br />

man vorher nicht gesund war und nicht voll<br />

trainieren konnte, so wie die beiden. Weil sie<br />

als neues Paar noch nicht so viele Weltranglistenpunkte<br />

hatten (für die auch die beiden vergangenen<br />

Saisons zählen), hatten sie die relativ<br />

frühe KP-Startnummer 11 unter 18 Paaren. Immerhin<br />

hätten ihre 190 Punkte im Vorjahr für<br />

Silber gereicht, stellte DEU-Präsident Andreas<br />

Wagner in einem Interview mit dem Deutschlandfunk<br />

fest. Ihr lyrisches KP zur Musik „Stay“<br />

von Rihanna gelang noch recht gut, auch wenn<br />

sein 3S etwas schief gelandet war, die <strong>Pirouette</strong><br />

nicht ideal war und die Todesspirale nur Level<br />

3 erhielt. Das beste Element war der Twist,<br />

der mit Level 3 überwiegend Bewertungen von<br />

+4 erhielt. 69 Punkte sicherten den zweiten<br />

Zwischenrang, war aber keine Weltklasse. Die<br />

Kür zu „The Path of Silence“ und zu „Power of<br />

Mind“, beides von Anne Sophie Versnaeyen,<br />

begann mit einem exzellenten Twist, aber<br />

dann stieg Hase beim zweiten 2A der schwierigen<br />

Kombination 3T-2A-2A um. Nach solidem<br />

3S stürzte sie beim Wurfrittberger. Bis jetzt<br />

hätte das bei fehlerfreier Fortsetzung noch zu<br />

Silber gereicht, aber bei der besonders anspruchsvollen<br />

und daher hoch bewerteten<br />

Axel-Lasso-Hebung rutschte sie<br />

an seinem Rücken herunter, so<br />

dass das Element null statt sieben<br />

oder acht Punkte erhielt. Alles<br />

andere glückte sehr überzeugend, aber<br />

diese Punkte fehlten für eine Medaille. Hase<br />

sagte später, sie wisse auch nicht, wieso das<br />

mit der Hebung passiert sei, denn normalerweise<br />

sei sie ein leichtes Element für sie. Bei<br />

der WM hätten sie eine neue Chance, ihr Können<br />

zu beweisen.<br />

Annika Hocke & Robert Kunkel konnten auch<br />

erst kurz vorher wieder voll trainieren, nachdem<br />

Kunkels Rückenbeschwerden einigermaßen<br />

verheilt waren. Zuvor hatte er in einem<br />

Interview gesagt, sein Rücken sei so lädiert,<br />

„dass ich mir nicht einmal die Schuhe<br />

selbst binden konnte.“ Im Rock`n Roll-KP<br />

sprang Hocke den Salchow doppelt, die<br />

anderen Elemente gelangen, am besten<br />

die Hebung und 62 Punkte waren der<br />

Lohn. Später sagte sie, sie sei frustriert<br />

über den Salchow, weil sie während<br />

Kunkels Rückenverletzung viele<br />

Maria Pavlova &<br />

Alexei Sviatchenko<br />

Europameisterschaften<br />

Deutsche ohne Medaille<br />

Die beiden deutschen Paare erreichten<br />

nicht die von ihnen erhofften<br />

Platzierungen und Medaillen,<br />

aber immerhin sicherten die<br />

Ränge 5 und 7 für die EM<br />

im nächsten Jahr in<br />

Anastasiia Metelkina & Luka Berulava


10<br />

Europameisterschaften<br />

Rebecca Ghilardi & Filippo Ambrosini<br />

Sprünge trainiert<br />

habe. In der Kür zu<br />

„Without You“ von Ursine<br />

Vulpine war Hockes Salchow<br />

erneut doppelt und<br />

mit der Hand auf dem Eis,<br />

die Kombination aus drei Axeln nicht sauber,<br />

die Würfe und Hebungen dagegen gut, aber<br />

die Komponenten nur bei etwa 7,3.<br />

Zwischen die Deutschen schoben sich unerwartet<br />

niedrig die Vorjahres-Europameister<br />

Sara Conti & Niccolo Macii. Conti war vor<br />

Weihnachten krank gewesen, musste die italienischen<br />

Meisterschaften auslassen und war<br />

in Kaunas noch nicht wieder richtig fit. Sie liefen<br />

weniger dynamisch als sonst und im KP<br />

stieg sie beim 3T und dem Wurfrittberger um.<br />

Die Kür lief etwas besser, aber hier war ein<br />

Axel von ihm einfach und sie stieg beim 3T<br />

um, plus ein paar kleinere Fehler kamen hinzu.<br />

Das gesamte Programm zur Filmmusik „Cinema<br />

Paradiso“ wirkte blasser als sonst. Daria<br />

Danilova & Michel Tsiba aus den Niederlanden,<br />

die ebenfalls mit Dmitri Savin arbeiten<br />

und früher mit Knut Schubert in Berlin, boten<br />

ihre bisher beste Leistung. Im KP zur Filmmusik<br />

„The Hunger Games“ sprang Tsiba den Salchow<br />

nur doppelt und der Twist war unsauber,<br />

die anderen Elemente klappten gut. In<br />

der Kür hatten sie Probleme bei den Einzelsprüngen,<br />

alles andere erhielt Pluspunkte, insbesondere<br />

die Hebungen.<br />

Den britischen Meistern Anastasia Vaipan-Law<br />

& Luke Digby aus dem schottischen Dundee<br />

gelang ein annähernd fehlerfreies KP, allerdings<br />

nur mit 2A. Sie war zunächst unsicher,<br />

ob er den 2A korrekt landete, weil er so ernst<br />

blickte. Aber dann bestätigte er, dass alles in<br />

Ordnung sei. Meistens, so sagten sie, merkten<br />

sie an der Reaktion des Publikums, ob der<br />

Sprung korrekt gelandet war. In der Kür liefen<br />

vier Elemente nicht ganz nach Plan. In der Gegenwart<br />

in Berlin bei <strong>No</strong>lan Seegert und zeitweise<br />

auch bei Dmitri Savin trainieren die Polen<br />

Ioulia Chtchetinina (die mal für die Schweiz<br />

und mal für Ungarn gelaufen ist) & ihr Partner<br />

Michal Wozniak. Sie trainieren erst seit August<br />

2<strong>02</strong>3 zusammen und Einzelläufer Wozniak hatte<br />

zwar ein bisschen Paarlauf zuvor betrieben,<br />

aber nicht auf höhem Niveau. Er lernte die<br />

Paarlaufelemente beeindruckend schnell, vor<br />

allem bei Seegert. Im KP war bei ihrer ersten<br />

Paare | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Lucrezia Beccari / Matteo Guarise<br />

Italien 3 1 199.19<br />

2 Anastasiia Metelkina / Luka Berulava<br />

Georgien 1 5 196.14<br />

3 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini<br />

Italien 5 2 195.68<br />

4 Maria Pavlova / Alexei Sviatchenko<br />

Ungarn 4 3 194.<strong>02</strong><br />

5 Minerva Fabienne Hase / Nikita Volodin<br />

Deutschland 2 6 190.69<br />

6 Sara Conti / Niccolo Macii<br />

Italien 7 4 187.25<br />

7 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />

Deutschland 6 7 177.75<br />

8 Daria Danilova / Michel Tsiba<br />

Niederlande 10 8 167.32<br />

9 Anastasia Vaipan-Law / Luke Digby<br />

Großbritannien 8 9 159.01<br />

10 Ioulia Chtchetinina / Michal Wozniak<br />

Polen 11 11 154.91<br />

11 Sofiia Holichenko / Artem Darenskyi<br />

Ukraine 12 10 154.37<br />

12 Océane Piegad / Denys Strekalin<br />

Frankreich 9 12 148.51<br />

13 Barbora Kucianova / Martin Bidar<br />

Tschechien 13 14 144.63<br />

14 Milania Vaananen / Filippo Clerici<br />

Finnland 16 13 142.27<br />

15 Lydia Smart / Harry Mattick<br />

Großbritannien 14 15 140.46<br />

Ausgeschieden:<br />

– Camille Kovalev / Pavel Kovalev<br />

Frankreich 15 – 50.90<br />

Finale nicht erreicht:<br />

– Greta Crafoord / John Crafoord<br />

Schweden 17 – 42.66<br />

– Sophia Schaller / Livio Mayr<br />

Österreich 18 – 42.57<br />

EM ihr 3T und der Wurfflip unsauber, die<br />

anderen Elemente solide. In der Kür<br />

stürzte er beim 3T, die meisten anderen<br />

Elemente gelangen.<br />

Chtchetinina freute sich auf<br />

ihr erstes Mal in Kanada für<br />

die WM, denn vor vier Jahren<br />

wurde sie wegen Corona kurzfristig abgesagt,<br />

als sie erstmals nach Montreal wollte.<br />

Die Ukrainer Sofiia Holichenko & Artem Darenskiy,<br />

die in Dnipro und in Kiew trainieren<br />

und dort ständig in Gefahr sind, liefen ein<br />

mehr oder weniger fehlerfreies KP und machten<br />

auch in der Kür keine großen Fehler. Im<br />

vergangenen Jahr waren sie wegen Verletzung<br />

nicht dabei. Océane Piegad & Denys Strekalin<br />

aus Frankreich kämpften um einen zweiten<br />

Startplatz für Frankreich im nächsten Jahr. Im<br />

KP patzte Piegad beim 3S, alles andere gelang.<br />

Aber in der Kür riss sie den Salchow auf, die<br />

<strong>Pirouette</strong> klappte nicht und er musste die Hebung<br />

abbrechen. Platz 12 reichte nicht für<br />

zwei Startplätze, weil Kovalev & Kovalev keine<br />

Punkte erhielten. Camille Kovalev war seit der<br />

Anreise grippekrank und konnte weder essen<br />

noch schlafen, aber sie und Ehepartner Pavel<br />

Kovalev versuchten trotzdem zu starten. Im KP<br />

gingen der Wurfflip und ihr 3T daneben. Sie<br />

erreichten damit das Finale mit Rang 15, aber<br />

Camille fühlte sich so schwach, dass sie zur<br />

Kür nicht antraten. Greta Crafoord & Zwillingsbruder<br />

John Crafoord trainieren seit dem<br />

Sommer 2<strong>02</strong>3 bei Olympiasieger Bruno Massot<br />

in Frankreich. Aber nach einem von beiden<br />

Läufern misslungenen 2A und mehreren kleineren<br />

weiteren Fehlern erreichten sie nicht<br />

das Finale. Dasselbe passierte den Österreichern<br />

Sophia Schaller & Livio Mayr, nachdem<br />

Schaller den 3S und das Paar auch den Wurfsalchow<br />

verpatzte.<br />

Annika Hocke &<br />

Robert Kunkel


11<br />

Adam Siao Him Fa<br />

verteidigt Titel<br />

Der Franzose Adam Siao Him Fa, dessen<br />

Eltern vor seiner Geburt aus Mauritius<br />

nach Frankreich eingewandert sind,<br />

verteidigte trotz einiger Schwächen<br />

seinen Titel aus dem Vorjahr<br />

überlegen.<br />

Adam Siao Him Fa<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Die Zeitschrift L’Equipe schrieb, er sei ein Einzelgänger<br />

und bereite sich autonom und ohne<br />

den Rat der Trainer vor, höre im Hotel eine<br />

spezielle Musik, sei aber immer pünktlich zur<br />

Stelle, wenn der Bus vom Hotel zur Eishalle<br />

abfährt. Andererseits gibt es um ihn herum<br />

ein Team mit Ernährungsberater, Konditionstrainer<br />

und Choreograph (Benoît Richaud),<br />

mit denen er regelmäßigen Kontakt hat. Mit<br />

seinem Haupttrainer Rodolphe Marechal hatte<br />

er schon als Kind in Toulouse gearbeitet.<br />

Nach dem KP (94 Punkte) zu „The Prophet“<br />

von Gary Moore betrug sein Vorsprung nur<br />

drei Punkte, denn er musste beim 4L beide<br />

Hände zu Hilfe nehmen, um nicht zu stürzen.<br />

Das brachte etwa zwei Punkte Abzug. Die dort<br />

geplante Kombination mit 3T konnte er nicht<br />

ausführen, sondern fügte nach dem 4T noch<br />

einen 2T an, der drei Punkte weniger brachte<br />

als der geplante 3T. Alles andere im KP glückte<br />

ausgezeichnet, die Schrittfolge (Level 4)<br />

wurde sogar mit viermal +5 und fünfmal +4<br />

belohnt. Obwohl der 4L auch im Training<br />

mehrfach nicht klappte, wollte er ihn nicht<br />

durch einen anderen Sprung ersetzen, denn<br />

„im Prinzip beherrsche ich den vierfachen<br />

Lutz, auch wenn ich müde bin.“<br />

Der erste Sprung in der Kür zu drei Musikstücken<br />

von Max Richter und zu „Refuge“ von der<br />

Gruppe Power-Haus war ein etwas tief gelandeter<br />

4L, gefolgt von einem gestürzten 4T.<br />

Nach einer guten 3A-2A-Kombination folgte<br />

ein überdrehter 4S, eine überzeugende 4T-3T-<br />

Kombination und ein zweiter guter 3A. Nach<br />

erfolgreichen weiteren Elementen garnierte er<br />

die Choreo-Schrittfolge mit einem auf zwei Füßen<br />

gelandeten echten Rückwärtssalto. Seitwärtssaltos<br />

sind seit kurzem erlaubt, aber ein<br />

Rückwärtssalto weiterhin nicht, was er natürlich<br />

wusste. Aber er nahm die zwei Strafpunkte<br />

für dieses Element in Kauf, weil er als vorletzter<br />

Läufer wusste, er hat einen großen Vorsprung<br />

und braucht auch vor dem letzten Läufer<br />

Britschgi keine Angst zu haben, denn der<br />

beherrscht außer dem Toeloop keine Vierfachsprünge.<br />

Später sagte er, er habe noch genug<br />

Energie für dieses Element gespürt und wollte<br />

es dem Publikum auch im Wettbewerb präsentieren<br />

und generell den Eislauf voranbringen<br />

und attraktiver für die Zuschauer machen.<br />

Bei der WM und einem knappen Ergebnis würde<br />

er den Salto wohl nur im Schaulaufen zeigen<br />

(siehe Seite 26).<br />

Begeistert sei er, wenn die Olympischen Winterspiele<br />

2030 tatsächlich nach Südfrankreich<br />

kommen und die Eiskunstlaufwettbewerbe in<br />

Europameisterschaften


12<br />

Europameisterschaften<br />

noch zu bauenden neuen Hallen in seiner<br />

Trainingsstadt Nizza stattfinden würden. In<br />

diesem Fall will er mit seinen Trainern schon<br />

während der Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>6 eine<br />

große Werbeveranstaltung für die Spiele<br />

2030 mitorganisieren. Im Augenblick trainiert<br />

er gerne in der Trainingshalle im 5.<br />

Stock eines Gebäudes, in die viel Tageslicht<br />

und Sonnenschein hineinfällt und die von<br />

seiner Wohnung nur wenige Minuten entfernt<br />

liegt. Aber dort gebe es zu wenig Eiszeiten,<br />

weil man sich die Halle mit Hockey<br />

und Breitensport teilen muss.<br />

Siao Him Fa war der klare<br />

Goldfavorit in Kaunas,<br />

aber niemand rechnete<br />

damit, dass Aleksandr<br />

Selevko (22)<br />

aus Tallinn, der ältere<br />

der beiden Eislauf-Brüder,<br />

die erste EM-Medaille für Estland<br />

gewinnen würde. Diesmal<br />

musste er das KP zu ägyptischer<br />

Musik mit der frühen Startnummer<br />

15 (von 32 Läufern) bestreiten.<br />

Alle sieben Elemente, auch der<br />

oft unsichere 4T, klappten hervorragend.<br />

Er strahlte schon bei der Verbeugung<br />

und noch mehr, als er seine Bewertung<br />

sah. 90 Punkte waren weitaus mehr,<br />

als er jemals zuvor hatte. Seine interessante<br />

und abwechslungsreiche Choreografie in<br />

beiden Programmen ist übrigens von dem<br />

Oberstdorfer Tanztrainer Rostislav Sinicyn,<br />

der somit auch eine indirekte Medaille gewann.<br />

In der Kür zu „Ad Martem“ von dem<br />

ungarischen Komponisten Havasi behielt er<br />

die Nerven, tauschte nur einen 4L gegen einen<br />

3F aus und lief erneut so gut wie fehlerlos<br />

mit 4T und Komponenten bis zu 8,75<br />

(siehe Interview Seite 5).<br />

Matteo Rizzo aus Bergamo startete, obwohl<br />

er Hüftprobleme hatte, die italienischen<br />

Meisterschaften auslassen<br />

musste und sich nach der EM einer<br />

Operation unterziehen musste, nach<br />

der er etwa sechs Monate pausieren<br />

muss. Zwar riss er im neuen<br />

KP den 4T auf, was mehr als 10<br />

Punkte kostete. Aber alles andere<br />

war ohne Vierfache einwandfrei,<br />

so dass er als<br />

Sechster in der Kür sogar<br />

in der besten<br />

Gruppe laufen konnte.<br />

Dank seiner sauberen<br />

Sprungtechnik<br />

lief er mit gutem<br />

4T, aber<br />

ohne 4R sogar<br />

Aleksandr Selevko, Fotos: Hella Höppner<br />

Männer | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Adam Siao Him Fa – Frankreich 1 1 276.17<br />

2 Aleksandr Selevko – Estland 3 3 256.99<br />

3 Matteo Rizzo – Italien 6 2 250.87<br />

4 Gabriele Frangipani – Italien 4 4 246.09<br />

5 Lukas Britschgi – Schweiz 2 10 242.46<br />

6 Deniss Vasiljevs – Lettland 5 7 237.42<br />

7 Nika Egadze – Georgien 10 6 233.16<br />

8 Vladimir Samoilov – Polen 16 5 230.17<br />

9 Georgii Reshtenko – Tschechien 13 8 226.67<br />

10 Nikolaj Memola – Italien 12 9 225.88<br />

11 Adam Hagara – Slowakei 11 11 220.82<br />

12 Mark Gorodnitsky – Israel 9 13 217.56<br />

13 Nikita Starostin – Deutschland 14 14 211.85<br />

14 Ivan Shmuratko – Ukraine 19 12 210.65<br />

15 Luc Economides – Frankreich 7 17 210.56<br />

16 Vladimir Litvintsev – Aserbaidschan 20 15 209.21<br />

17 Maurizio Zandron – Österreich 22 16 2<strong>02</strong>.91<br />

18 Tomas-Ll. Guarino Sabate – Spanien 15 18 2<strong>02</strong>.60<br />

19 Fedor Chitipakhovian – Armenien 21 19 197.44<br />

20 Makar Suntsev – Finnland 18 20 192.75<br />

21 Gabriel Folkesson – Schweden 17 21 191.67<br />

22 Andreas <strong>No</strong>rdeback – Schweden 8 23 189.42<br />

23 Aleksandr Vlasenko – Ungarn 23 22 183.76<br />

24 Davide Lewton Brain – Monaco 24 24 175.95<br />

Finale nicht erreicht:<br />

– Edward Appleby – Großbritannien 25 – 63.39<br />

– Burak Demirboga – Türkei 26 – 63.00<br />

– Jari Kessler – Kroatien 27 – 62.44<br />

– Alexander Zlatkov – Bulgarien 28 – 61.94<br />

– Fedir Kulish – Lettland 29 – 60.97<br />

– Mihhail Selevko – Estland 30 – 60.09<br />

– Kevin Aymoz – Frankreich 31 – 57.33<br />

– David Sedej – Slowenien 32 – 51.10<br />

die zweitbeste Kür (zu dem bekannten „Fix<br />

You“ von Coldplay), obwohl er beim zweiten<br />

3A zu Boden ging. Aber alles andere brachte<br />

viele Pluspunkte. Später meinte Rizzo, er habe<br />

das Maximum gezeigt, was bei seinen gesundheitlichen<br />

Problemen möglich war. Sein Landsmann<br />

Gabriele Frangipani aus Bozen, der jetzt<br />

in Mailand trainiert, fing mit guter 4T-3T-Kombination<br />

an. Aber der folgende Salchow war<br />

nur dreifach und umgestiegen, während die<br />

anderen Elemente zu „Keeping Me Alive“ von<br />

Jonathan Roy gelangen. Die Kür zu Io Ci Saro<br />

von Andrea Bocelli enthielt einen sehr guten<br />

4S und sieben Dreifache, plus einen 3L, der<br />

keine Punkte erhielt, weil es die dritte Wiederholung<br />

eines Dreifachsprungs war, aber nur<br />

noch zwei Wiederholungen erlaubt sind. Direkt<br />

nach der Kür ärgerte er sich über diesen<br />

Fehler und meinte richtigerweise, dieser<br />

habe ihn eine Medaille gekostet.<br />

Denn sonst sei er in solchen Regeldingen<br />

so sicher. Aber immerhin freute<br />

er sich, dass er und Rizzo wieder<br />

drei Startplätze für Italien bei der<br />

nächsten EM gesichert haben.


13<br />

Matteo Rizzo<br />

Keine Medaille<br />

für Britschgi<br />

Lukas Britschgi hatte im Vorjahr<br />

eine überraschende Bronzemedaille<br />

gewonnen, war gut in Form<br />

und hoffte auf erneutes Edelmetall.<br />

Das KP zu „I’m in the Mood for<br />

Love“ von John Lee Hooker und zu<br />

„Superstition“ von Chris Blue und Stevie<br />

Wonder war fehlerfrei mit 4T-3T, 3A,<br />

Der italienische Meister Nikolaj Memola<br />

wollte in Kaunas bester der drei Italiener<br />

werden, aber das klappte nicht. Zu Beginn<br />

des KP stürzte er beim 4L, auch der 3A war<br />

nicht einwandfrei, aber die anderen Elemente<br />

überzeugend. In der Kür, überwiegend zur<br />

Oper „Samson und Dalila“, gelang der 4L,<br />

aber er ging beim folgenden 3L zu Boden,<br />

der ein zweiter 4L werden sollte. Der 17 Jahre<br />

alte Slowake Adam Hagara hat den Wechsel<br />

in die Meisterklasse nach seiner Teilnahme<br />

am Juniorenfinale gut gemeistert. Das KP<br />

war ohne Vierfache fehlerlos, auch in der<br />

Kür mit acht Dreifachen, darunter zwei 3A,<br />

patzte er kein einziges Mal.<br />

Europameisterschaften<br />

3L und viermal Level 4 sowie Komponenten<br />

von durchschnittlich 8,3. Nur drei Punkte<br />

fehlten zu Zwischenrang 1, aber acht<br />

Punkte Vorsprung hatte er auf Platz 4. Anschließend<br />

sagte der Wahl-Oberstdorfer, seit<br />

dem vergangenen Jahr erwarte man jetzt mehr<br />

von ihm und er stehe mehr im allgemeinen Interesse<br />

als früher. In der der ersten Minute<br />

der afrikanisch angehauchten Kür stürzte er<br />

beim ersten 4T, riss den zweiten auf und landete<br />

den ersten 3A auf beiden Füßen. Dann<br />

fing er sich und die weiteren Elemente gelangen.<br />

Aber man sah ihm an, dass er nicht<br />

mehr so kämpfte wie sonst. Vielleicht war er<br />

zu Beginn nervöser, weil das Schweizer Fernsehen<br />

ihn erstmals auf Schritt und Tritt verfolgte,<br />

sogar beim Binden der Schlittschuhe.<br />

Das war er nicht gewohnt und er oder die<br />

Trainer hätten den Mut haben müssen, mal zu<br />

sagen, dass er jetzt keine Kamera auf sich gerichtet<br />

haben will. Aber dazu ist er ein bisschen<br />

zu höflich, vielleicht auch stolz, dass er<br />

als so wichtig betrachtet wird.<br />

Deniss Vasiljevs aus Litauens Nachbarland<br />

Lettland, der seit vielen Jahren zunächst<br />

in Frankreich und dann in der Schweiz<br />

lebt und trainiert, hatte fast ein Heimspiel,<br />

denn die Grenze ist nicht weit<br />

und man sah sehr viele lettische Flaggen,<br />

auch von Nicht-Letten. Im KP zu<br />

„Hallelujah“ von Leonard Cohen<br />

war der 4S umgestiegen und der 3T<br />

nach dem 3L unterdreht. Die anderen<br />

Elemente gelangen mindestens<br />

gut, die Schrittfolge und die eingesprungene<br />

Sitzpirouette sogar so<br />

überzeugend, dass die Preisrichter +4<br />

und +5 gaben. Seine Komponenten lagen<br />

wegen des erstklassigen Laufstils bei 8,4<br />

und waren die zweithöchsten des gesamten<br />

Feldes. In der Kür zum „Blues Deluxe“ von Joe<br />

Bonamassa versuchte er nach gestürztem ersten<br />

4S diesen Sprung mit sehr langem Anlauf<br />

gleich noch einmal, konnte aber keinen Toeloop<br />

anhängen. Vier gute Dreifache folgten<br />

und er spielte seine Stärken bei <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schrittfolgen aus. Nika Egadze wirkt trotz<br />

Training bei Spitzentrainern in Moskau<br />

noch immer etwas farblos. Diesmal gelangen<br />

auch einige Vierfache nicht, so<br />

dass sein siebter Platz etwas schmeichelhaft<br />

ist.<br />

Nikolaj Memola


14<br />

Europameisterschaften<br />

Wieder einmal hatte der Aserbaidschaner Vladimir<br />

Litvintsev wegen Visaproblemen eine<br />

besonders lange Anreise von zwei vollen Tagen.<br />

Er musste von seinem Trainingsort Moskau<br />

über Istanbul, Budapest und Frankfurt<br />

nach Vilnius fliegen und von dort (wie fast alle<br />

Läufer) mit dem Bus nach Kaunas fahren. Im<br />

KP ging der 4S daneben und der 4T war unterdreht.<br />

In der Kür stand er drei Vierfache, aber<br />

nicht sauber und später passierten andere<br />

Fehler. Maurizio Zandron aus Innsbruck stürzte<br />

im KP beim 3A, auch die 3L-3T-Kombination<br />

war nicht ganz sauber. Mit der Kür verbesserte<br />

er sich noch um fünf Plätze, denn diesmal<br />

glückten die beiden 3A und sechs weitere<br />

Dreifache einigermaßen. Der armenische <strong>No</strong>body<br />

Fedor Chitipakhovian, der in St. Petersburg<br />

lebt, begann mit Startnummer 1 und einem<br />

guten 3A, schaffte das Finale und in der<br />

Kür sogar einen tief gelandeten, aber gestandenen<br />

4T. Der verhalf ihm zum WM-Minimum;<br />

im KP hatte er das Minimum beim<br />

Bosphorus Cup geschafft.<br />

Sprungelementen und erreichte das Finale<br />

nicht. Dasselbe leistete sich der Franzosen Kevin<br />

Aymoz, der zum dritten Mal in fünf Wochen<br />

bei den eigentlich sicher beherrschten<br />

Sprüngen mental versagte, nur auf Rang 31<br />

kam und etwas Grundsätzliches im Leben ändern<br />

muss. Direkt vor der EM für eine Woche<br />

von seiner Heimatstadt Grenoble nach Florida<br />

mit Zeitumstellung zu fliegen, erscheint unklug.<br />

Einige Tage später veröffentlichte er einen<br />

kryptischen Kommentar, der nichts über<br />

seine Zukunftspläne aussagte. Aber der Verband<br />

gab bekannt, dass Aymoz bis zum Frühjahr<br />

pausieren werde und sich behandeln lasse,<br />

um langfristig, besonders für die Qualifikation<br />

für die Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>6, wieder<br />

fit zu werden.<br />

Lukas Britschgi<br />

Nikita Starostin stellte im neuen KP, das er<br />

bei den Deutschen Meisterschaften uraufgeführt<br />

hatte, den Prinz aus dem Nussknacker-<br />

Ballett von Tschaikowsky dar. Nach guter<br />

3L-3T-Kombination mit beiden Händen über<br />

dem Kopf war der 3A klein, unsauber und<br />

unterdreht. Der 3F erhielt eine Kantenwarnung,<br />

die weiteren Elemente hatten Level 4.<br />

In der Disko-Kür zur Musik der Backstreet<br />

Boys und zu „Larger Than Life“ von Oliver<br />

Tompsett glückten sechs Dreifache und die<br />

weiteren Elemente, der erste 3A war allerdings<br />

umgestiegen und den zweiten sprang<br />

er nur doppelt („Ich hatte nicht mehr genug<br />

Kraft und wollte lieber ein sauberes Programm“).<br />

Für den anvisierten zehnten Platz<br />

war das nicht genug, dafür hätte er drei 3A<br />

einwandfrei springen müssen. Immerhin<br />

schaffte er eine Saison-Bestleistung von 211<br />

Zählern und wurde daher für die WM nominiert.<br />

Der Ukrainer Ivan Shmuratko wollte<br />

mit einem blutrot verschmierten Shirt wieder<br />

einmal auf den Krieg in seinem Land<br />

hinweisen. Der französische Vizemeister Luc<br />

Economides lief ein fehlerfreies KP mit vier<br />

Dreifachen. Aber in der Kür machte er drei<br />

Fehler, so dass er vom siebten Rang tiefer<br />

als bis zum 12. fiel, den er gebraucht hätte,<br />

um drei französische Startplätze für 2<strong>02</strong>5 zu<br />

sichern. Im Sommer hatte er mit Javier Fernandez<br />

trainiert, den er nochmals hervorhob.<br />

Der Neu-Oberstdorfer Davide<br />

Lewton Brain versucht in dieser<br />

Saison immer wieder den 3A. Aber<br />

auch diesmal schaffte er ihn nicht,<br />

so dass er mit 65 Punkten nur knapp<br />

das Finale erreichte. Andreas <strong>No</strong>rdebäck<br />

war nach seiner Rückenverletzung,<br />

die sieben Wochen Pause<br />

vom Eislaufen erforderten, noch nicht<br />

wieder in Form. Mihhail Selevko, der<br />

jüngere Bruder des Silbermedaillengewinners,<br />

hatte einen schwarzen<br />

Tag, patzte bei den drei<br />

Nikita Starostin


Gold für Favoritin Hendrickx<br />

Obwohl niemand einen 3A oder einen Vierfachen<br />

riskierte, war das Niveau der Frauenkonkurrenz<br />

gut. Viele Beobachter freut<br />

es, keine sehr jungen Läuferinnen, sondern<br />

überwiegend Erwachsene zu sehen, obwohl<br />

manche Teenager andererseits frustriert<br />

sind, dass sie wegen der neuen Altersgrenzen<br />

noch nicht oder noch lange nicht in der<br />

Meisterklasse laufen dürfen.<br />

Schon seit zwei Jahren ist Loena Hendrickx<br />

(24) bei jeder Meisterschaft eine heiße Goldkandidatin,<br />

aber bisher hatte sie meistens hier<br />

und da etwas verpatzt. Aber in Kaunas war es<br />

endlich soweit: Diesmal machte sie so gut wie<br />

keine Fehler und gewann daher überlegener,<br />

als es die Punktzahl ausdrückt. Vorbereitet<br />

hatte sie sich zuletzt eine Woche lang in Dortmund<br />

und lobte die guten Bedingungen, die<br />

dort herrschen und die sie in Belgien nicht<br />

hat, weil sie häufig größere Strecken von Halle<br />

zu Halle fahren muss. In Dortmund dagegen<br />

konnte sie in einer einzigen Halle trainieren,<br />

brauchte auch zum Konditionstraining nicht zu<br />

fahren und konnte in wenigen Minuten zum<br />

Hotel gehen und sich dort bis zum<br />

nächsten Training erholen und<br />

ohne Fahrerei übernachten. Außerdem<br />

trainiert sie gerne zusammen<br />

mit Nikita Starostin.<br />

Die ganze Atmosphäre sei sehr<br />

ruhig und friedlich gewesen, genau<br />

das richtige zur Vorbereitung.<br />

Ideal wäre, wenn sie mit ihren (und Starostins)<br />

Trainern ganz nach Dortmund umziehen würde,<br />

das wäre auch für die Dortmunder Kinder<br />

sehr motivierend.<br />

15<br />

Europameisterschaften<br />

Frauen | Europameisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Loena Hendrickx – Belgien 1 1 213.25<br />

2 Anastasiia Gubanova – Georgien 3 2 206.52<br />

3 Nina Pinzarrone – Belgien 2 3 2<strong>02</strong>.29<br />

4 Livia Kaiser – Schweiz 4 4 194.72<br />

5 Lorine Schild – Frankreich 6 6 183.86<br />

6 Sarina Joos – Italien 9 5 180.83<br />

7 Kimmy Repond – Schweiz 8 7 180.82<br />

8 Olga Mikutina – Österreich 5 10 173.46<br />

9 Julia Sauter – Rumänien 10 9 168.40<br />

10 Lara Naki Gutmann – Italien 16 8 166.01<br />

11 Josefin Taljegard – Schweden 13 12 165.03<br />

12 Emmi Peltonen – Finnland 14 11 164.74<br />

13 Sofja Stepcenko – Lettland 21 13 157.69<br />

14 Nataly Langerbaur – Estland 19 15 155.32<br />

15 Kristina Isaev – Deutschland 20 14 155.28<br />

16 Aleksandra Golovkina – Litauen 15 16 155.16<br />

17 Nina Povey – Großbritannien 17 17 154.05<br />

18 Alexandra Feigin – Bulgarien 12 19 153.04<br />

19 Mariia Seniuk – Israel 18 18 152.95<br />

20 Anastasia Gozhva – Ukraine 11 20 151.50<br />

21 Nella Pelkonen – Finnland 7 23 150.01<br />

22 Alina Urushadze – Georgien 23 21 140.66<br />

23 Jade Hovine – Belgien 22 22 140.38<br />

24 Barbora Vrankova – Tschechien 24 24 116.90<br />

Finale nicht erreicht:<br />

– Ekaterina Kurakova – Polen 25 – 49.57<br />

– Mia Risa Gomez – <strong>No</strong>rwegen 26 – 48.65<br />

– Kristina Lisovskaja – Estland 27 – 47.94<br />

– Regina Schermann – Ungarn 28 – 45.50<br />

– Vanesa Selmekova – Slowakei 29 – 44.24<br />

– Julija Lovrencic – Slowenien 30 – 41.52<br />

– Antonina Dubinina – Serbien 31 – 41.28<br />

– Laura Szczesna – Polen 32 – 40.03<br />

– Ana Sofia Beschea – Rumänien 33 – 37.52<br />

Loena Hendrickx, Foto: Hella Höppner<br />

Im KP zu den Musikstücken „I’m nin’alu“ von<br />

Ofra Haza und „Living for Love“ von Madonna<br />

hatte sie fünf Punkte Vorsprung. Hier glückten<br />

sechs Elemente erstklassig, die Schrittfolge und<br />

die Himmelspirouette erhielten sogar ein paar<br />

+5. Der 3L der Kombination war an der Grenze<br />

zur Unterdrehung, zumindest nach Meinung<br />

der Jury mit der bekannt strengen tschechischen<br />

Technischen Spezialistin Katerina Kamberska,<br />

aber die Komponenten der Preisrichter<br />

gingen bis 9,25. Für die Kür hatte Hendrickx<br />

Musikstücke des Queens Remix „Break My<br />

Soul“ gewählt, mit dem sie den Showcharakter<br />

ihres Vortrages unterstreichen konnte. Fünf<br />

Dreifache glückten mindestens gut, nur der<br />

zweite 3F war unterdreht und sie musste bei<br />

der Landung schnell den zweiten Fuß zu Hilfe<br />

nehmen. Die <strong>Pirouette</strong>n und die Schrittfolgen<br />

waren wieder Weltklasse und die Komponenten<br />

lagen bei etwa 8,9. In der Pressekonferenz<br />

sagte sie, diesmal sei sie schon nach der Auftaktkombination<br />

3L-3T entspannt und für das<br />

Publikum gelaufen (etwa 13.000 Zuschauer).<br />

Im Sommer habe sie eine schwere Zeit gehabt,<br />

weil ihre Sprünge plötzlich nicht<br />

mehr klappten. Aber ihr Team, vor allem<br />

ihr Bruder, habe sie wieder aufgebaut<br />

und im Herbst seien die<br />

Sprünge wiedergekommen.<br />

Auch diesmal sei nicht alles<br />

perfekt gewesen.


16<br />

Europameisterschaften<br />

Die Vorjahresmeisterin Anastasiia Gubanova<br />

war technisch gleichwertig, bei den Sprüngen<br />

sogar etwas stärker, konnte aber bei<br />

den <strong>Pirouette</strong>n und der Show nicht mithalten.<br />

Ihr KP zu „Mojo“ von Claire Laffut war<br />

fehlerlos, aber die Elemente wurden nur mit<br />

+2 oder +3 bewertet. In der Kür zu „Caruso“,<br />

gesungen von Lara Fabian, hatte sie einen<br />

Dreifachen mehr, aber zwei der sieben wurden<br />

mit q, also an der Grenze zur Unterdrehung<br />

bewertet. Nach ihren Programmen<br />

freute sie sich, dass alles so geklappt habe,<br />

wie es geplant habe. Das sei zu Beginn dieser<br />

Saison nicht immer so gewesen. Nur einige<br />

Levels seien diesmal niedriger als erhofft.<br />

Die zweite Belgierin Nina Pinzarrone<br />

mit italienischem Vater lief ebenfalls ein fehlerfreies<br />

KP, in ihrem Fall zu „Charms“ aus<br />

der Filmmusik W.E. von Abel Korzeniowski.<br />

Wie bei ihrer Landsfrau sind die <strong>Pirouette</strong>n<br />

ihre besondere Stärke. Ihre Kürmusik aus<br />

„Spartacus“ ist etwas altbacken und schwer<br />

und schon vor 40 oder 50 Jahren sind überwiegend<br />

sowjetische Läufer und Paare dazu<br />

gelaufen. Wie Gubanova hatte sie sieben<br />

Dreifache im Programm, allerdings vier davon<br />

mit q. Bestes Element war die Himmelspirouette<br />

mit fünfmal +5. Sie lebt in Brüssel,<br />

muss aber ebenfalls viel pendeln, um trainieren<br />

zu können. Nach ihren Programmen<br />

war sie überglücklich über die Platzierungen<br />

(Interview siehe Seite 6).<br />

Livia Kaiser aus Zürich krönte ihren rapiden<br />

Aufstieg mit Rang 4 und konnte auch nicht<br />

sagen, warum sie so schnell nach vorne gekommen<br />

ist. Bei ihr sind Sprünge, <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Ausdruck etwa gleich stark. Auch sie<br />

Lorine Schild<br />

Anastasiia Gubanova<br />

blieb im KP (zu „Lost Without You“<br />

von Freya Ridings) ohne Makel. Ihre<br />

Kür hatte sie erst während der Saison<br />

einstudiert, weil sie die aus der vergangenen<br />

Saison nicht mehr als<br />

passend empfand. Sechs Dreifache<br />

gelangen einwandfrei, nur<br />

der erste Flip erhielt ein q, die<br />

Komponenten lagen bei 7,5. Der<br />

fünfte Rang von Lorine Schild war<br />

nicht unbedingt erwartet worden,<br />

denn in den letzten Jahren waren<br />

Französinnen selten im Vorderfeld<br />

zu finden und selbst das Ziel des<br />

Verbandes war nur der zehnte Platz.<br />

Aber schon bei den nationalen Meisterschaften<br />

hatte sie mit mehr als 200<br />

Punkten geglänzt (siehe Januar-<strong>Pirouette</strong>).<br />

Umso unverständlicher ist, dass der<br />

Verband schon vor der EM entschied, ihre<br />

Konkurrentin Lea Serna für die WM zu nominieren.<br />

Schild machte keinen Fehler im<br />

KP, kam auch ohne großen Patzer durch die<br />

Kür und hat auch stilistisch deutlich hinzugewonnen.<br />

Sarina Joos hat wegen ihrer Eltern<br />

die Schweizer und die italienische Staatsbürgerschaft<br />

und wechselte in dieser Saison nach<br />

Italien, sicherlich auch, weil das Land weniger<br />

gute Einzelläuferinnen hat, aber offiziell, weil<br />

ihr Herz mehr für Italien schlägt. Das KP enthielt<br />

Unsicherheiten beim Flip und einer <strong>Pirouette</strong>.<br />

In der Kür waren einige Sprünge etwas<br />

unsauber, aber sie kam ohne Sturz davon.<br />

Besonders intensiv will sie nun den Flip trainieren,<br />

um endlich von dem Kantenabzug (der<br />

Minuspunkte einbringt) wegzukommen.<br />

Kimmy Repond hatte im Vorjahr eine EM-<br />

Bronzemedaille gewonnen, aber im Herbst<br />

war die Schweizerin länger verletzt und jetzt<br />

auch deshalb nicht so gut in Form. Im KP zu<br />

„Voila“ von Barbara Pravi war die 3F-3T-Kombination<br />

etwas knapp und beim 3L musste sie<br />

trotz nach wie vor sehr schnellem Drehmoment<br />

zu Boden. Auch in der Kür klappten nicht<br />

alle Sprünge ganz sauber, so dass sie mehr als<br />

20 Punkte von Medaillen entfernt blieb. Anschließend<br />

rätselte sie ein bisschen, warum<br />

sie Fehler machte. So wie viele andere Läuferinnen<br />

freute sie sich aber über den Beifall der<br />

großen Kulisse und meinte, diese habe ihr<br />

sehr geholfen. Außerdem haben die beiden<br />

Schweizerinnen drei Startplätze für die EM<br />

2<strong>02</strong>5 erkämpft. Die Österreicherin Olga Mikutina<br />

begann ihr KP mit guter 3L-3T-Kombination,<br />

später stieg sie beim unterdrehten 3F um,<br />

aber es reichte für die beste Kürgruppe. In der


17<br />

Livia Kaiser<br />

Kür fiel sie etwas zurück, weil ihre beiden<br />

Axel einfach und fünf Sprünge unterdreht<br />

waren. Immerhin sorgte sie mit dem achten<br />

Platz für zwei österreichische Startplätze bei<br />

der nächsten EM. Sie erzählte noch einmal,<br />

dass ihr das Studium der Betriebswirtschaft<br />

an der Universität von Montclair (New<br />

Jersey) mit der nur zehn Fußminuten vom<br />

Campus entfernten universitätseigenen Eishalle<br />

sehr gut gefällt.<br />

Auch die Deutsch-Rumänin Julia<br />

Sauter aus Ravensburg kam<br />

unter die besten Zehn, obwohl<br />

sie im Dezember<br />

länger krank war und<br />

nur zwei Wochen<br />

Vorbereitungszeit<br />

hatte. Ihr KP<br />

war fehlerfrei, allerdings nur<br />

mit 3T-2T-Kombination statt einer<br />

geplanten 3T-3T-Kombination. In der<br />

Kür gingen allerdings zwei der sieben Dreifachen<br />

daneben, aber sie verdankt ihren<br />

neunten Platz auch dem relativ schwungvollen<br />

Laufstil. Die 26 Jahre alte Läuferin hofft<br />

nun, sich für die Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>6 zu<br />

qualifizieren und dort ihre Karriere abzuschließen.<br />

Wenn sie so gut in Form bleibt<br />

wie im Augenblick, könnte dieser Traum<br />

durchaus in Erfüllung gehen. Keinen zweiten<br />

Startplatz für ihr Land holte Josefine Taljegard,<br />

weil ihre Sprünge etwas rund sind und sie<br />

nicht fehlerfrei blieb. Immerhin hatte sie<br />

schon zuvor die Mindestpunkte für die WM<br />

geholt und konnte daher diesmal mit weniger<br />

Stress laufen. Erstmals nach vier Jahren war<br />

Emmi Peltonen wieder dabei, aber so gut wie<br />

2019 und 2<strong>02</strong>0 mit den Plätzen 8 und 5 war<br />

die Finnin diesmal nicht.<br />

Die Deutsche Meisterin Kristina Isaev aus<br />

Oberstdorf lief ein KP mit nicht ganz einwandfreiem<br />

3L und einer zu leichten 3T-2T-Kombination.<br />

Die Schülerin von Michael Huth erreichte<br />

das Finale in erster Linie, weil sie recht<br />

elegant lief und ansprechende Komponenten<br />

erhielt (Choreographie Rostislav Sinicyn). In<br />

der Interviewzone bestätigte sie anschließend,<br />

dass sie viel am Ausdruck gearbeitet<br />

habe und die Zuschauer das auch mit<br />

viel Beifall belohnten. In der ebenfalls<br />

sturzfreien Kür zu drei Stücken des spanischen<br />

Musikers David Pena Dorantes<br />

konnte sie noch fünf Läuferinnen überholen,<br />

das ist selten.<br />

Denn sie gefiel erneut<br />

stilistisch und auch<br />

mimisch (diesmal<br />

war der Choreograph<br />

Adam Solya) und<br />

hatte fünf Dreifache sowie<br />

zwei 2A-Kombinationen im Programm. Vier<br />

Sprünge waren nicht eindeutig rückwärts gelandet,<br />

was noch immer eine Schwäche von<br />

ihr ist. Sie sagte selbstkritisch, dass sie bei der<br />

WM eine 3-3-Kombination und rückwärts gelandete<br />

Sprünge zeigen muss, wenn sie sich<br />

für das Finale qualifizieren will. Aber ihr EM-<br />

Debüt war insgesamt gelungen, daher wurde<br />

sie für die WM nominiert.<br />

Drei Abstürze sollte man erwähnen: Die Finnin<br />

Nella Pelkonen aus Tampere lief bei ihrem<br />

EM-Debüt ein fehlerfreies KP mit 62<br />

Punkten, einer souveränen 3T-3T-Kombination<br />

und einem 3L. Aber in der Kür versagten<br />

ihre Nerven. Sie präsentierte fünf einfache<br />

statt dreifache und doppelte Sprünge<br />

und fiel vom siebten auf den 21. Platz zurück.<br />

Die Polin Ekaterina Kurakova, die eine Kandidatin<br />

für einen Platz unter den besten sechs<br />

war und das KP als Letzte lief, verpatzte die<br />

Sprungkombination, denn nach dem nicht geplanten<br />

2L stürzte sie beim abgewerteten 3T.<br />

Außerdem erhielt sie einen Kantenabzug beim<br />

3F, ihr 2A war ebenfalls knapp und sie lief<br />

zwei Sekunden zu lange. Daher landete sie im<br />

KP unerwartet nur auf Rang 25 und qualifizierte<br />

sich nicht für die Kür. Immerhin hatte sie<br />

den Mut, in der Interviewzone zu sagen, dass<br />

sie ihr Bestes versucht habe, aber es leider<br />

heute nicht geklappt habe. Aber so sei eben<br />

der Sport und sie werde nicht aufgeben, sondern<br />

weiter trainieren. Die neue Tschechische<br />

Meisterin Barbora Vrankova, die bei Tomas<br />

Verner in Kalifornien trainiert, hatte schon damit<br />

gerechnet, das Finale knapp zu verpassen.<br />

Aber wegen des Debakels von Kurakova<br />

rutschte sie doch noch ins Finale. Aber dort<br />

verpatzte sie die Kür komplett, nur die drei <strong>Pirouette</strong>n<br />

waren sauber.<br />

Nina Pinzarrone<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Europameisterschaften


18<br />

Europameisterschaften<br />

Guignard & Fabbri<br />

Im Eistanzen gingen diesmal 33 Paare an<br />

den Start, zehn mehr als im vergangenen<br />

Jahr. Daher war es viel schwerer, das Finale<br />

der besten 20 zu erreichen, denn 13<br />

Duos statt drei wie 2<strong>02</strong>3 schieden aus. Es<br />

wurden Stimmen laut, die fünf Einlaufgruppen<br />

in der Kür fordern anstatt vier.<br />

Tatsächlich waren mehr als 20 Duos gut<br />

genug für das Finale. Im vergangenen Jahr<br />

genügten 51,41 Punkte, um unter die besten<br />

20 zu kommen, diesmal waren bei unveränderten<br />

Regeln 60,76 nötig.<br />

Wie im Vorjahr gewannen die favorisierten<br />

Charlène Guignard & Marco Fabbri, aber die<br />

Briten waren ihnen wieder auf den Fersen. Im<br />

Rhythmustanz hatten die Italiener einen Vorsprung<br />

von 1,6 Punkten, weil sie bei gleichen<br />

Levels mehr Bewertungen von +4 statt +3<br />

bei den fünf Elementen hatten und ihre<br />

Komponenten etwa bei 9,35 lagen,<br />

gegenüber 9,20 bei Lilah Fear & Lewis<br />

Gibson. Eine 10,0 gab kein Preisrichter,<br />

auch nicht in der Kür.<br />

Später sagten die Sieger, in diesem Jahr<br />

seien sie nicht so nervös gewesen, weil<br />

sie einen EM-Titel schon im vorigen Jahr<br />

gewonnen hatten, sondern seien mit mehr<br />

Freude gelaufen. Ausgezeichnet finden sie<br />

(wie sehr viele andere Teams) die Idee der<br />

ISU, Musik der 1980er Jahre für den Rhythmustanz<br />

in dieser Saison obligatorisch zu machen.<br />

Auch in der Kür zu vier verschiedenen<br />

Filmmusiken hatten die Europameister etwas<br />

mehr +4 als die Briten und etwas höhere Komponenten<br />

von durchschnittlich 9,4. Fabbri bestätigte<br />

eine Frage in der Pressekonferenz,<br />

dass Italien eine Medaille im olympischen<br />

Teamwettbewerb in Mailand anstrebe. Ein<br />

Land, das Olympische Spiele ausrichte, wolle<br />

immer auch im Teamwettbewerb gut abschneiden.<br />

Passend dazu erwähnte er, ein Höhepunkt<br />

sei für ihn der Augenblick nach der<br />

Siegerehrung gewesen, als das ganze italienische<br />

Team auf das Eis kam, um ihm und Guignard<br />

zu gratulieren.<br />

verteidigten Titel<br />

Lilah Fear & Lewis Gibson hatten mehr Pfiff als<br />

die Italiener, aber ihre Technik war geringfügig<br />

schwächer. Sie tanzten zu einem „Sweet<br />

Dreams“ Remix und anderen Stücken von Annie<br />

Lenox mit viel Show und Tempo. In der<br />

Kür tanzten sie zur Musik des Oscar-gekrönten<br />

Boxerfilms „Rocky“ (mit Sylvester Stallone in<br />

der Hauptrolle) und vor allem Gibson demonstrierte<br />

dies mit Boxhieben in die Luft. Während<br />

ihre Elemente in der ersten Kürhälfte<br />

„nur“ zwischen +2 und +4 lagen, waren die<br />

Preisrichter in der zweiten Hälfte großzügiger<br />

und vergaben auch eine Reihe von +5. Fear<br />

sagte in der Interviewzone, sie hätten ein paar<br />

kleine Ausrutscher gehabt, aber bis zum Ende<br />

gekämpft. „Dass wir zu „Rocky“ gelaufen sind,<br />

hat uns beim Kampf geholfen.“ Gibson ergänzte,<br />

so einen riesigen Applaus wie bei den<br />

Litauern, die vor ihnen gelaufen waren, habe<br />

er im Eistanzen noch nie gehört.<br />

In der Tat war die Eishalle beim Rhythmustanz<br />

am Freitagnachmittag gut besucht und bei der<br />

Kür am Samstagabend war die riesige Halle<br />

mit 15.000 Zuschauern ausverkauft. Hunderte<br />

von gelb-grün-roten litauischen Fahnen wurden<br />

geschwenkt, ein litauisches Lied wurde<br />

gespielt, als sie auf das Eis kamen, Stofftiere<br />

flogen auf das Eis wie früher bei Yuzuru Hanyu<br />

und der Jubel war riesig. Die Jury tat den<br />

Zuschauern den Gefallen und belohnte Allison<br />

Reed & Saulius Ambrulevicius mit einer Bronzemedaille,<br />

so wie man im vergangenen Jahr<br />

im finnischen Espoo Finnland mit Bronze für<br />

Turkkila & Versluis würdigte. Ein bisschen<br />

mehr Subjektivität als im Kunstlaufen ist beim<br />

Eistanzen immer noch üblich. Sicherlich woll-


19<br />

ten viele Zuschauer mit dem riesigen Beifall<br />

noch einmal dafür demonstrieren, der Amerikanerin<br />

Reed, die früher schon für Georgien<br />

und Israel gelaufen war, die bisher vorenthaltene<br />

litauische Staatsbürgerschaft zu gewähren.<br />

Denn 2<strong>02</strong>2 durfte das sportlich qualifizierte<br />

Paar aus diesem Grund nicht bei den<br />

Spielen starten. Aber 2<strong>02</strong>6 wollen sie Olympia<br />

als Krönung ihrer Karriere noch einmal angehen.<br />

Man wird sehen, ob die litauischen Politiker/innen<br />

den Publikumswunsch ausnahmsweise<br />

berücksichtigen oder die prinzipiell sehr<br />

restriktive Einwanderungspolitik des Landes<br />

beibehalten.<br />

Im Rhythmustanz liefen sie zu drei Musikstücken<br />

der amerikanischen Hard-Rock-Band<br />

Guns N‘ Roses, die Ende der 1980er Jahre zu<br />

den erfolgreichsten Bands der Welt gehörte.<br />

Sie machten keinen Fehler, erreichten hohe<br />

Levels und hatten zwei Punkte Vorsprung auf<br />

die viertplatzierten Franzosen. Begeistert äußerten<br />

sie sich über das schon hier enthusiastische<br />

Publikum. Ambrulevicius sagte, die vielen<br />

„Litauen“-Schreie hätten ihn sehr beeindruckt,<br />

aber er habe geahnt, dass das komme,<br />

besonders weil die EM in seiner Heimatstadt<br />

Kaunas stattfindet. In der ebenfalls fehlerfreien<br />

Kür zu „Enough of Our Machines“ von der<br />

US-Rockband Son Lux und zu „Children“ des<br />

englischen Musikers Tokio Myers erhielten sie<br />

erneut hohe Levels und Bewertungen von +3<br />

Charlène Guignard & Marco Fabbri<br />

Foto: Hella Höppner<br />

und +4 sowie auch einige +5. In der letzten<br />

halben Minute klatschten die Zuschauer so<br />

laut, dass die Eistänzer die Musik nicht mehr<br />

hörten. Ambrulevicius ergänzte: „Dass unsere<br />

Kür am Nationalfeiertag war, war noch etwas<br />

Besonderes. An diesem Tag hat Litauen für<br />

seine Freiheit (und Unabhängigkeit von der<br />

Sowjetunion) gekämpft. Und wir für unser<br />

Land und eine Medaille.“<br />

Die französischen Meister Evgeniia Lopareva &<br />

Geoffrey Brissaud teilen sich ihre Trainingszeit<br />

zwischen Lyon bei Roxane Petetin und der<br />

Montrealer Schule. Im Rhythmustanz liefen sie<br />

zu zwei Stücken der französischen Popsängerin<br />

Mylène Farmer. Der Vortrag war fehlerfrei,<br />

die Levels waren gut und sie erzielten eine<br />

persönliche Bestleistung mit 78,47 Punkten.<br />

Die elegisch-dramatische Kür zu zwei Rachmaninov-Stücken<br />

gelang ebenfalls ausgezeichnet,<br />

die Elemente-Bewertung lag überwiegend bei<br />

+3 und die Komponenten lagen zwischen 8,25<br />

und 9,0. Die Vizemeister Loicia Demougeot &<br />

Théo Lemercier aus Villars de Lans sagten, sie<br />

seien ohne große Erwartungen gekommen. Ihr<br />

Rhythmustanz zu Hip-Hop und Rappermusik,<br />

die ihnen nicht so liegt, erhielt mittelmäßige<br />

Levels, war aber ohne Fehler. Wie schon bei<br />

mehreren früheren Wettbewerben kamen sie<br />

mit der Kür (in diesem Jahr in der ersten Hälfte<br />

zum klassischen „Clair de Lune“ von Debussy)<br />

noch einige Plätze nach vorne, weil die Elemente<br />

sehr positiv bewertet wurden. Die<br />

Kombinationshebung erhielt sogar zweimal<br />

+5. Diese beiden Paare auf den Plätzen 4 und<br />

5 sicherten Frankreich für 2<strong>02</strong>5 wieder drei<br />

Startplätze, so wie schon in diesem Jahr, in<br />

dem das dritte französische Paar Marie Dupayage<br />

& Thomas Nabais aus der Schule von<br />

Karine Arribert-Narce in Villars de Lans ein gutes<br />

Debüt mit Platz 12 gab.<br />

Juulia Turkkila & Matthias Versluis kamen<br />

diesmal nicht in Medaillennähe, obwohl<br />

auch sie ihre Stärken wie das leichtfüßige<br />

Laufen wie auf Luftkissen gut ausspielen<br />

konnten. Aber die Schrittfolgen in der<br />

Kür erhielten nur Level 2 und ein Punkt<br />

wurde den Finnen als verbotenes Extra-<br />

Element erstmals abgezogen, weil sie in<br />

der Choreo-Schrittfolge eine kleine Hebung<br />

hatten, die diesmal mehr als drei Sekunden<br />

dauerte und damit als Hebung zählte. Ohne<br />

diesen Abzug wären sie auf Rang fünf statt<br />

sechs gelandet. Die tschechischen Geschwister<br />

Natalie Taschlerova & Filip Taschler waren<br />

glücklich, dass sie starten konnten. Denn Filips<br />

Rückenverletzung, die sie ihren zweiten Grand<br />

Prix und die nationalen Meisterschaften auslassen<br />

ließ, heilte nach ihren Angaben schneller,<br />

als die Ärzte voraussagten. Der Rhythmustanz<br />

gelang gut, aber in der Kür, in der sie das<br />

Leben und den Tod ihres Vaters in drei Episoden<br />

darstellen, fehlte ein bisschen die<br />

Kraft, um das gewohnt hohe Tempo bis<br />

zum Ende durchzuhalten.<br />

Vor zwei Jahren liefen Diana Davis,<br />

die Tochter der Startrainerin Eteri<br />

Tutberidze, und ihr Ehe- und Tanzpartner<br />

Gleb Smolkin, Sohn eines<br />

bekannten russischen Schauspielers, noch für<br />

Russland, wurden EM-Siebte und anschließend<br />

14. der Olympischen Spiele. Nach dem Kriegsbeginn<br />

wechselten sie nach Georgien. Davis<br />

hat neben der US- und der russischen von ihrer<br />

Mutter auch die georgische Staatsbürgerschaft<br />

(und Smolkin neben der russischen auch<br />

die israelische). Der Rhythmustanz zu einem<br />

Medley von Michael Jackson-Liedern glückte<br />

ebenso gut wie die Kür, überwiegend zum<br />

Schwanensee, aber nicht herausragend. Sie<br />

trainieren bei Alexei Kiliakov in den USA. Die<br />

aktuellen tschechischen Juniorenweltmeister<br />

Katerina Mrazova & Daniel Mrazek erkannten,<br />

dass es in ihrer ersten Saison in der Meisterklasse<br />

viele erfahrene Paare gab, die besser<br />

Eistanz | Europameisterschaften<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Charlène Guignard / Marco Fabbri<br />

Italien 1 1 214.38<br />

2 Lilah Fear / Lewis Gibson<br />

Großbritannien 2 2 210.82<br />

3 Allison Reed / Saulius Ambrulevicius<br />

Litauen 3 3 203.37<br />

4 Evgeniia Lopareva / Geoffrey Brissaud<br />

Frankreich 4 4 197.17<br />

5 Loicia Demougeot / Theo Le Mercier<br />

Frankreich 8 5 192.15<br />

6 Juulia Turkkila / Matthias Versluis<br />

Finnland 6 6 192.08<br />

7 Natalie Taschlerova / Filip Taschler<br />

Tschechien 5 7 191.55<br />

8 Diana Davis / Gleb Smolkin<br />

Georgien 7 8 189.46<br />

9 Katerina Mrazkova / Daniel Mrazek<br />

Tschechien 9 11 182.33<br />

10 Yuka Orihara / Juho Pirinen<br />

Finnland 10 9 179.71<br />

11 Jennifer Janse van Rensburg / Benjamin Steffan<br />

Deutschland 11 10 178.78<br />

12 Marie Dupayage / Thomas Nabais<br />

Frankreich 13 12 170.98<br />

13 Carolane Soucisse / Shane Firus<br />

Irland 12 13 168.19<br />

14 Mariia Holubtsova / Kyryl Bielobrov<br />

Ukraine 14 14 163.64<br />

15 Victoria Manni / Carlo Roethlisberger<br />

Italien 15 15 163.09<br />

16 Paulina Ramanauskaite / Deividas Kizala<br />

Litauen 20 16 154.85<br />

17 Phebe Bekker / James Hernandez<br />

Großbritannien 19 17 154.75<br />

18 Mariia Pinchuk / Mykyta Pogorielov<br />

Ukraine 17 18 153.58<br />

19 Mariia <strong>No</strong>sovitskaya / Mikhail <strong>No</strong>sovitskiy<br />

Israel 16 19 147.67<br />

20 Solene Mazingue / Marko Jevgeni Gaidajenko<br />

Estland 18 20 144.74<br />

Finale nicht erreicht:<br />

– Charise Matthaei / Max Liebers<br />

Deutschland 21 – 59.74<br />

– Leia Dozzi / Pietro Papetti<br />

Italien 22 – 58.71<br />

– Sofia Val / Asaf Kazimov<br />

Spanien 23 – 58.04<br />

– Maria Sofia Pucherova / Nikita Lysak<br />

Slowakei 24 – 56.09<br />

– Mariia Ignateva / Danijil Leonyidovics Szemko<br />

Ungarn 25 – 55.04<br />

– Sofiia Dovhal / Wiktor Kulesza<br />

Polen 26 – 54.96<br />

– Milla Ruud Reitan / Nikolaj Majorov<br />

Schweden 27 – 54.89<br />

– Layla Karnes / Liam Carr<br />

Großbritannien 28 – 54.10<br />

– Hanna Jakucs / Alessio Galli<br />

Niederlande 29 – 53.51<br />

– Lucy Hancock / Ilias Fourati<br />

Ungarn 30 – 53.47<br />

– Arianna Sassi / Luca Morini<br />

Schweiz 31 – 53.06<br />

– Adrienne Carhart / Oleksandr Kolosovskyi<br />

Aserbaidschan 32 – 49.53<br />

– Olivia Josephine Shilling / Leo Baeten<br />

Belgien 33 – 47.51<br />

Europameisterschaften


20<br />

Europameisterschaften<br />

sind als sie, und wollen nun alles tun, um an<br />

diese heranzukommen. Ihre Programme waren<br />

gut, aber nicht ganz fehlerfrei und noch<br />

ein bisschen juniorenhaft, der klassische<br />

Schwanensee ist allerdings etwas veraltet.<br />

Die zweiten Finnen Yuka Orihara & Juho Pirinen<br />

liefen bei ihrem EM-Debüt überzeugend,<br />

im Rhythmustanz zu Liedern der jungen Madonna,<br />

in der Kür zum Musical Chicago.<br />

Lilah Fear & Lewis Gibson<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

cisse ist dagegen Quebequerin und sagte, sie<br />

habe sich bei der riesigen Kulisse gefühlt wie<br />

bei einer WM. Die EM sei eine erstklassige<br />

Vorbereitung für die WM. Die zweiten Deutschen<br />

Charise Matthaei & Max Liebers aus<br />

Chemnitz, die überwiegend bei Barbara Fusar<br />

Poli in Mailand trainieren, hatten ebenfalls<br />

kein Glück mit dem Platz. Mit Rang 21<br />

verpassten sie das Finale um<br />

1,<strong>02</strong> Punkte, obwohl sie mit 59,74<br />

Punkten acht mehr holten, als<br />

man im Vorjahr für das Finale gebraucht<br />

hatte und außerdem eine<br />

persönliche Bestleistung für das<br />

Paar war. Ihre getrennt zu laufende<br />

Schrittfolge erhielt für ihn nur<br />

Level 1, was ihn ärgerte. Einen<br />

Punkt Abzug erhielten sie, weil die<br />

Hebung zu lange war. Das erklärte<br />

Matthaei so: „Um Level 4 zu bekommen,<br />

muss ich die Spreizposition<br />

drei Sekunden lang halten und<br />

wir wissen, wir riskieren einen Punktabzug.<br />

Aber wenn wir die Position<br />

nicht so lange halten, bekommen wir<br />

nur Level 2 und das kostet uns mehr als<br />

der Punktabzug für die Hebung.“ Weil<br />

sie das Finale nicht erreichten, erhalten<br />

sie 18 Platzpunkte, so dass Janse van<br />

Rensburg & Steffan Zehnte für zwei<br />

Startplätze hätten werden müssen,<br />

denn die Grenze sind 28 Platzpunkte.<br />

Letztlich merkten sie,<br />

dass die EM nur ein weiterer<br />

Wettbewerb in ihrer Karriere<br />

ist. Ansonsten nutzten sie die<br />

EM, um die Besten ein biss-<br />

Deutsches Pech bei den<br />

Ergebnissen<br />

Doppeltes Pech bei den Platzierungen hatten<br />

die beiden deutschen Eistanzpaare. Bei so<br />

vielen sehr guten Teams verfehlten die Deutschen<br />

Meister Jennifer Janse van Rensburg &<br />

Benjamin Stefan ganz knapp den zehnten<br />

Rang, der ihr Ziel war. Im vergangenen Jahr<br />

genügten 169 Punkte für Rang 9, diesmal<br />

holten sie neun Punkte mehr, landeten aber<br />

auf Platz 11, was nur einen Startplatz bei der<br />

nächsten EM bedeutet. Der Rhythmustanz<br />

klappte gut, sie erhielten allerdings wegen eines<br />

Wackler von Janse van Rensburg nur Level<br />

1 für die Pflichtschrittfolge im Rhythmustanz<br />

und auch Steffan sprach von einem<br />

Wackler seinerseits. Damit verpassten sie um<br />

0,22 Punkte den zehnten Zwischenrang, der<br />

für die Kür die bessere Startgruppe (mit häufig<br />

höheren Komponenten) gebracht hätte.<br />

Es war Steffans Geburtstag, der noch in der<br />

Tränenecke mit einem Kuchen begangen<br />

wurde. Mit ihrer Kür waren sie sehr zufrieden,<br />

denn außer einem kleinen Haltungsfehler<br />

bei der <strong>Pirouette</strong>, der einen Level kostete,<br />

gelang alles nach Wunsch.<br />

Ihr europäisches Debüt gaben die Kanadier<br />

Carolane Soucisse & Shane Firus, denn sie<br />

konnten sich wegen des hohen Niveaus<br />

im kanadischen Eistanz nicht durchsetzen<br />

und beschlossen daher,<br />

nach Irland zu wechseln,<br />

aber weiter nahe Toronto<br />

bei Carol Lane zu trainieren.<br />

Firus hat<br />

eine irische Großmutter,<br />

sie mussten<br />

ein Jahr warten und<br />

dürfen jetzt starten. Sou-


21<br />

Evgeniia Lopareva & Geoffrey Brissaud<br />

Europameisterschaften<br />

Loicia Domougeot & Theo Le Mercier<br />

chen zu beobachten,<br />

zum Beispiel wie<br />

sie sich aufwärmen<br />

und vorbereiten.<br />

Ebenfalls das Finale verpasst haben die für<br />

Spanien laufende Sofia Val (eine echte Spanierin)<br />

und der Dortmunder Asaf Kazimov, die<br />

keine spanischen Meister, aber trotzdem für<br />

die EM nominiert wurden. Diese fragwürdige<br />

Entscheidung des spanischen Verbandes zeigt<br />

nun deutlich, dass die Konzentration auf die<br />

Technischen Punkte und die späte Veröffentlichung<br />

der Kriterien sportlich falsch waren.<br />

Denn zweifellos hätten Olivia Smart & Tim<br />

Dieck das Finale bei der EM locker erreicht,<br />

wenn nicht sogar die besten zehn. Denn sie<br />

haben schon im Oktober im Rhythmustanz 72<br />

Nathalie Taschlerova & Filip Taschler<br />

Punkte bei der Finlandia Trophy geholt und<br />

bei Skate America 180 Gesamtpunkte. Ohne<br />

Zweifel liefen Val & Kazimov einen guten,<br />

wenn auch etwas vorsichtigen Rhythmustanz<br />

mit 58 Punkten, der im Vorjahr locker für das<br />

Finale gereicht hätte. Aber ähnlich wie Matthaei<br />

& Liebers litten sie darunter, dass so viel<br />

mehr Tanzpaare dabei waren. Daher bestätigten<br />

sie später auch ihre Enttäuschung.<br />

Nicht geschafft haben das Finale auch die für<br />

Schweden laufenden Milla Ruud & Nikolaj Majorov,<br />

die in Oberstdorf trainieren. Sie waren<br />

mit ihrem Rhythmustanz nicht zufrieden (in<br />

den Twizzles verloren sie fast fünf Punkte) und<br />

Majorov fasste noch einmal den Unterschied<br />

zum Einzellauf zusammen, denn in dieser Kategorie<br />

ist er einige Jahre lang auch bei Europameisterschaften<br />

gestartet, erstmals 2019. Er<br />

empfahl, dass auch Einzelläufer ihr KP zu einem<br />

bestimmten Rhythmus laufen sollten –<br />

ein ganz neue Idee. <br />

•••<br />

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22<br />

Kanadische Meisterschaft<br />

Wenig Glanz bei Kanadischer<br />

Meisterschaft in Calgary<br />

Kanada ist eigentlich ein großes Eislauf-Land<br />

mit einer langen und erfolgreichen<br />

Tradition. Bei der Kanadischen<br />

Meisterschaft in Calgary Mitte Januar allerdings<br />

gab es nur wenige Glanzlichter<br />

und die ohnehin eher kleine Halle, in der<br />

vor einem Jahr die Junioren-WM stattgefunden<br />

hatte, war schwach besucht. Es<br />

fehlen die großen Stars und Zugpferde.<br />

Nur die Paarläufer Deanna Stellato-Dudek/<br />

Maxime Deschamps verteidigten ihren Titel.<br />

Sie siegten mit 205,79 und rund zwölf Punkten<br />

Vorsprung vor Lia Pereira/Trennt Michaud und<br />

Kelly Ann Laurin/Loucas Ethier. Ohne Patzer<br />

kamen sie nicht durch. Im KP stürzte Stellato-<br />

Dudek beim Wurfrittberger und sein 3T war<br />

unsauber. In der Dracula-Kür hatte Deschamps<br />

wieder Probleme mit den Solosprüngen,<br />

aber alle anderen Elemente gelangen, so<br />

dass der Sieg nicht gefährdet war. Pereira/Michaud<br />

erlaubten sich vor allem in der Kür<br />

mehrere kleinere Fehler und einen Sturz beim<br />

Wurfsalchow. Laurin/Ethier blieben sturzfrei,<br />

erhielten aber wenige Pluspunkte und verloren<br />

ein paar Punkte bei den Levels. Die sechs<br />

weiteren Paare waren erheblich schwächer,<br />

der Abstand von Bronze zu Platz vier betrug<br />

rund 47 Zähler. Brooke McIntosh/Benjamin<br />

Mimar, die internationales Niveau haben,<br />

traten nicht an.<br />

Piper Gilles/Paul Poirier hatten ohne Laurence<br />

Fournier Beaudry/Nikolaj Sörensen und Marjorie<br />

Lajoie/Zachary Lagha keine ernsthafte<br />

Konkurrenz. Für Gilles/Poirier war es der dritte<br />

Meistertitel. Im Vorjahr waren<br />

sie nicht dabei, weil sich<br />

Gilles wegen Eierstockkrebses<br />

einer Operation<br />

unterziehen musste. Die<br />

WM-Dritten tanzten locker<br />

mit ihren ausdrucksstarken<br />

Programmen zu<br />

Gold und hatten mit 222,95<br />

rund 22 Punkte Vorsprung vor den<br />

„kanadischen Franzosen“ Marie-Jade Lauriault/Romain<br />

Le Gac. Bronze ging an Alicia Fabbri/Paul<br />

Ayer, die wie Rakic im vergangenen<br />

Herbst bei der Nebelhorn Trophy zu sehen<br />

waren. Lajoie/Lagha fehlten, weil sie eine<br />

Gehirnerschütterung erlitten hatte. Fournier<br />

Beaudry/Sörensen verzichteten nach den<br />

Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn auf einen<br />

Start, weil der Fall von der Meisterschaft<br />

abgelenkt hätte. Sörensen erklärte<br />

dies auf Instagram und wies die Vorwürfe<br />

zurück, denen zufolge er vor zwölf Jahren<br />

eine damalige US-amerikanische Eistänzerin<br />

und heutige Trainerin vergewaltigt<br />

haben soll. Strafrechtlich wäre der Fall<br />

verjährt, so dass die Polizei nicht ermittelt,<br />

aber die Kommission für Integrität im Sport in<br />

Kanada ist eingeschaltet. Er kooperiere voll<br />

und ganz mit der Behörde, so Sörensen. Dem<br />

Bericht der Zeitung USA Today zufolge hatte<br />

die Frau, die jetzt Sörensen beschuldigt, sich<br />

bisher nicht an die Polizei gewandt, weil sie<br />

fürchtete, dass ihr niemand glauben werde.<br />

Jetzt aber habe ein Interview vom Sommer, in<br />

dem Sörensen darüber sprach, wie wichtig es<br />

ist, Frauen im Sport zu schützen, den Anstoß<br />

gegeben, sich zu melden. Ob jemals die Wahrheit<br />

herauskommt, was und ob etwas damals<br />

geschehen ist, ist nach so langer Zeit fraglich.<br />

Nach dem Rücktritt von Keegan Messing war<br />

das Rennen um den Herren-Titel offen. Wesley<br />

Chiu aus Richmond bei Vancouver entschied<br />

es vor allem dank eines ordentlichen KPs mit<br />

4T-3T für sich. In der Kürwertung war der<br />

18-Jährige nach zwei Stürzen bei einem 4T und<br />

3A Dritter (232,15 Punkte). Silber ging an Aleksa<br />

Rakic. Im KP ging er beim 3A zu Boden und<br />

war Zweiter. Die Kürwertung gewann er trotz<br />

zweier Stürze beim 4T und 3A (225,39). Für<br />

eine Überraschung sorgte Anthony Paradis aus<br />

Québec mit Bronze. Er beherrscht zwar keinen<br />

3A oder Vierfachsprung, aber fällt durch seinen<br />

eleganten Laufstil auf. In der Kür musste<br />

er wegen eines gerissenen Schnürsenkels unterbrechen<br />

und erhielt fünf Punkte Abzug,<br />

aber das machte keinen Platz aus (209,98). Paradis<br />

wurde für die Junioren-WM nominiert.<br />

Conrad Orzel vergeigte das KP und war zunächst<br />

Zehnter. Er kam mit der zweitbesten<br />

Piper Gilles & Paul Poirier<br />

Foto: Robin Ritoss<br />

Kür auf den vierten Platz. Pechvogel Roman<br />

Sadovsky, der wegen gestrichener Flüge oder<br />

verlorenem Gepäck mehrere Wettbewerbe<br />

verpasste und außerdem am Knöchel verletzt<br />

war, landete auf Rang sechs. Die Vierfach-Versuche<br />

gingen allesamt daneben. Das einstige<br />

Wunderkind Stephen Gogolev scheiterte im KP<br />

an allen Sprüngen und gab wegen Rückenproblemen<br />

auf Platz 13 liegend vor der Kür auf.<br />

Neue Meisterin in einem schwachen Damen-<br />

Wettbewerb wurde Kaya Ruiter, die die zweimalige<br />

Titelträgerin Madeline Schizas entthronte.<br />

Die 17-Jährige aus Calgary lag zunächst<br />

auf Rang zwei, nachdem sie ihre 3F-3T-<br />

Kombi und den 3L unterdrehte. In der Kür gelangen<br />

Ruiter nur zwei saubere Dreifache<br />

(180,86 Punkte). Schizas führte nach dem KP<br />

mit 3L-2T. In der Kür erhielt sie für den 3F<br />

Pluspunkte, alle anderen dreifachen Sprünge<br />

waren wacklig oder unsauber, beim 3R stürzte<br />

sie. „Ich habe einen Fehler nach dem anderen<br />

gemacht,“ sagte Schizas. „Ich kann keine einzige<br />

Sache hervorheben, die in dieser Kür gut<br />

war. Es war nur Zeitverschwendung für alle,<br />

einschließlich für mich.“ Die drittbeste Kür<br />

reichte noch für Silber (172,90 Punkte) vor<br />

Hetty Shi (162,51). Das Niveau der Kanadierinnen<br />

ist aktuell so niedrig, dass nur Schizas<br />

überhaupt das WM-Minimum hat. Bei den Junioren<br />

siegten Terry Yu Tao Jin (185,20), Lulu<br />

Lin (166,74), die Silbermedaillengewinner im<br />

Juniorenfinale Ava Kemp/Yohnatan Elizarov<br />

(165,50) sowie die Eistänzer Layla Veillon/Alexander<br />

Brandis (160,80) Tatjana Flade


Music on Ice<br />

Gelungene Eisshow in<br />

Bellinzona<br />

Auf Grund der vorverlegten Europameisterschaften<br />

fand „Music on Ice“<br />

im schweizerischen Bellinzona eine Woche<br />

später als ursprünglich geplant statt. Den<br />

Läufern kam das sehr entgegen, wie unter<br />

anderem Doppeleuropameister Marco<br />

Fabbri zugab: „Letztes Jahr waren wir hier<br />

so nervös und mit den Gedanken schon<br />

bei der EM. Dieses Jahr ist die Show hier<br />

ein schöner Bonus.“<br />

Vielleicht auch wegen der entspannteren Stars<br />

war die Show die gelungenste Ausgabe der<br />

letzten Jahre. Diesmal hatten die Veranstalter<br />

Maurizio Margaglio und Laurent Tobel mit<br />

Chiara Dubey eine neue Sängerin verpflichtet.<br />

Einige Läufer, unter anderem Minerva Fabienne<br />

Hase & Nikita Volodin, liefen zu ihrem Livegesang,<br />

begleitet von Pianistin Silvia Pellegrini.<br />

Das musikalische Duo war sehr überzeugend<br />

und die Lieder sehr passend zu den Läufern<br />

ausgewählt. „Es war Minnie-Style“, lachte Hase<br />

hinterher auf die eher ruhigen und melancholischen<br />

Lieder angesprochen. „Aber im nächsten<br />

Jahr für das KP, da machen wir etwas anderes!“,<br />

versprach sie mit einem Augenzwinkern.<br />

Natürlichen wollte sie die genaue Musikwahl<br />

noch nicht verraten, es solle jedoch etwas<br />

Flotteres werden.<br />

Stéphane Lambiel, Fotos: Judith Dombrowski<br />

Auch das zweite deutsche Spitzenpaar Annika<br />

Hocke & Robert Kunkel war in Bellinzona dabei.<br />

Sie zeigten ihr KP sowie eine Shownummer<br />

zu Charles Chaplin. Beide Paare werden<br />

diesen Winter noch bei weiteren Shows im<br />

deutschsprachigen Raum zu sehen - Hase &<br />

Volodin bei Art on Ice, Hocke & Kunkel bei ausgewählten<br />

Holiday-on-Ice-Shows. Wettkämpfe<br />

dagegen wollen sie vor der WM nicht mehr bestreiten.<br />

Das Highlight in Bellinzona ist jedoch<br />

jedes Jahr, dass Music on Ice die einzige verbliebene<br />

Eisshow in Europa ist, in der Doppelweltmeister<br />

Stéphane Lambiel selbst auftritt.<br />

Einige Fans waren dafür sogar aus den USA in<br />

die Schweiz gereist und wurden nicht enttäuscht.<br />

Lambiel überzeugte am ersten Abend<br />

mit zwei ruhigen, aber umso ausdrucksstärkeren<br />

Nummern zu Gustav Mahlers Symphonie<br />

Nr. 5 sowie dem Lied „Simple Song“, vorgetragen<br />

von Opernsängerin Sumi Jo. Leider verletzte<br />

sich der Schweizer Superstar während<br />

des Finales am ersten Abend, so dass er bei<br />

der zweiten Show nur einmal und ohne<br />

Sprünge auftreten konnte. Lambiel Schüler<br />

Deniss Vasiljevs kam daher zum ersten Mal in<br />

seiner Karriere zu der Ehre, eine Show mit<br />

schließen zu dürfen. Unter großem Applaus<br />

versprach Lambiel seinen Fans jedoch, im<br />

Jahr 2<strong>02</strong>5 zu Music on Ice zurückzukehren.<br />

<br />

Judith Dombrowski<br />

Staatsbürgerschaftsrecht<br />

geändert<br />

Der Deutsche Bundestag hat mit der Regierungsmehrheit<br />

wichtige Änderungen im<br />

Staatsbürgerschaftsrecht verabschiedet.<br />

Demnach können Einwanderer/innen jetzt<br />

nach fünf (statt bisher nach acht Jahren) und<br />

bei besonders guter Integrationsleistung<br />

nach drei Jahren den deutschen Pass erhalten.<br />

Grundvoraussetzungen sind, dass sie einen<br />

Deutschtest bestehen und nicht von<br />

staatlicher Hilfe leben. Außerdem dürfen jetzt<br />

nicht nur EU-Bürger eine doppelte Staatsbürgerschaft<br />

haben, also die des Herkunftslandes<br />

behalten. Diese Änderungen sind eine<br />

gute Nachricht für Sportler wie Nikita Volodin,<br />

die die deutsche Staatsbürgerschaft für<br />

die Teilnahme an den Olympischen Spielen<br />

brauchen. Nikita Starostin ist bereits länger<br />

in Deutschland und hat seine Sprachtests bestanden,<br />

so dass er hofft, noch in diesem Jahr<br />

einbürgert zu werden.<br />

Koreanische Meisterschaft<br />

Nach dem „ranking competition“ fand Anfang<br />

Januar die eigentliche Koreanische<br />

Meisterschaft statt. Danach standen die<br />

Teams für die WM und Junioren-WM fest.<br />

Junhwan Cha gewann überlegen mit 275,94<br />

Punkten vor Sihyeong Lee (241,05) und Minkyu<br />

Seo (232,62). Der Zweite des Juniorenfinales,<br />

Hyungyeom Kim landete auf Rang vier<br />

(229,50). Den Richtlinien zufolge sollten Cha,<br />

Lee und Kim für die WM und Seo mit dem<br />

fünftplatzierten Jaekeun Lee für die Junioren-WM<br />

nominiert werden. Jia Shin verteidigte<br />

ihren Titel bei den Damen mit 218,36<br />

Zählern vor der WM-Zweiten Haein Lee<br />

(205,84) und Chaeyeon Kim (205,33). Da<br />

Shin sowie die Zwillinge Yuesong (4.) und Yujae<br />

Kim (5.) für die WM zu jung sind, werden<br />

wahrscheinlich Lee, C. Kim sowie die siebtplatzierte<br />

Young You bei der WM starten,<br />

während Shin und die Zwillinge bei der Junioren-WM<br />

teilnehmen. Im Eistanz gewannen<br />

Hannah Lim/Ye Quan (186,29) im Alleingang.<br />

Ein Paarlaufpaar war nicht am Start, nachdem<br />

die Partnerschaft von Hyejin Cho und<br />

Harley Windsor nicht lange gehalten hatte.<br />

Malinin, Uno, Sakamoto in<br />

der Endrunde der ISU<br />

Skating Awards<br />

Ilia Malinin, Shoma Uno, Kaori Sakamoto<br />

und andere sind im Finale der ISU Skating<br />

Awards, die am 11. <strong>Februar</strong> in Zürich im<br />

Rahmen der Show von „Art on Ice“ vergeben<br />

werden. Unter den Kandidat/innen der „long<br />

list“ hatten Fans und Medienleute abgestimmt,<br />

welche drei es jeweils in die letzte<br />

Runde schaffen. Hier entscheidet eine Jury<br />

über die Sieger. In der Kategorie „Wertvollster<br />

Läufer“ waren es Ilia Malinin, Shoma Uno<br />

und Kaori Sakomoto, beim „besten Newcomer“<br />

Nina Pinzarrone, Hana Yoshida und<br />

Kimmy Repond, für das „unterhaltsamste<br />

Programm“ waren Kevin Aymoz, Lilah Fear/<br />

Lewis Gibson und Adam Siao Him Fa nominiert.<br />

Weitere Kategorien sind Bestes Kostüm<br />

(Madison Chock/Evan Bates, Loena<br />

Hendrickx, Haein Lee), Bester Trainer (Mie<br />

Hamada, Stéphane Lambiel, Sonoko Nakano)<br />

und Bester Choreograph (Shae-Lynn<br />

Bourne, Stéphane Lambiel, Benoît Richaud).<br />

Außerdem vergibt die Jury einen Preis für<br />

das Lebenswerk und den Preis für eine besondere<br />

Leistung.<br />

Matteo Rizzo operiert<br />

Matteo Rizzo hat sich – wie bei der EM angekündigt<br />

– einer Hüft-OP unterzogen. Er meldete<br />

sich aus dem Krankenhaus und schrieb,<br />

die Operation sei gut verlaufen. Die Rehabilitation<br />

werde etwa ein halbes Jahr dauern,<br />

hatte der Italiener zuvor berichtet. tat<br />

23<br />

Music on Ice<br />

Eisshow


24<br />

US-Meisterschaften<br />

Amber Glenn erstmals<br />

US-Meisterin<br />

Die amerikanischen Meisterschaften fanden diesmal in der Nationwide Arena der sehr<br />

sportinteressierten 900.000 Einwohner-Stadt Columbus statt, der Hauptstadt des<br />

Bundesstaates Ohio und etwa 350 Kilometer südlich von Detroit.<br />

Bei den Männern verteidigte der hohe Favorit<br />

Ilia Malinin seinen Titel aus dem Vorjahr mit<br />

294 Punkten. Im fehlerlosen KP mit 108 Punkten<br />

hatte er 19 Zähler Vorsprung. Der 4T, der<br />

3A und drei Level 4-Elemente gelangen erstklassig,<br />

die 4L-3T-Kombination gut und die eingesprungene<br />

Sitzpirouette etwas knapp. Die<br />

Komponenten lagen bei 9,3, zweimal erhielt er<br />

für die Präsentation sogar 10,0. Er kommentierte:<br />

„Nach dem KP war ich erleichtert und<br />

erfreut, dass ich gut durchgekommen bin und<br />

auf den Füßen blieb. Denn in den letzten Wochen<br />

hatte ich ein paar Schuhprobleme.“ Die<br />

Kür begann er mit einem sehr guten 4A, ge-<br />

Ilia Malinin<br />

folgt von einem erstklassigen 4L, einem nur<br />

doppelten Rittberger und einem sehr guten<br />

4S. Beim zweiten 4L stürzte er und der folgende<br />

Toeloop war nur doppelt, aber gegen Ende<br />

meisterte er noch eine 3L-3A-3T-Kombination.<br />

Die Komponenten lagen bei 9,2, diesmal ohne<br />

eine 10,0. Sein Kommentar: „Ich war glücklich,<br />

dass ich trotz meiner Schuhprobleme durchgekommen<br />

bin. Die Zuschauer haben mich angefeuert<br />

und mich durch das Programm getragen.“<br />

Zweiter mit 264 Zählern wurde Jason Brown<br />

bei seinem zwölften Start in der US Meisterklasse.<br />

Im KP musste er beim 3A zu Boden,<br />

aber die 3L-3T-Kombination und die anderen<br />

fünf Elemente gelangen ausgezeichnet. Er<br />

sagte: „Es ist nie schön, mit einem Sturz zu<br />

beginnen, aber es ist eine Erfahrung,<br />

sich danach nicht hängen zu lassen,<br />

sondern aufzustehen und weiterzumachen<br />

– so ist der Sport.“ In der Kür<br />

gelangen sieben Dreifache sehr gut und ein<br />

Rittberger etwas unsauber, Vierfache hatte er<br />

nicht im Programm. Auf dem Bronzerang landete<br />

Camden Pulkinen mit 262 Punkten. Im KP<br />

war er nach unsauberem 4T und einer wackeligen<br />

<strong>Pirouette</strong> Fünfter, konnte aber in der Kür<br />

mit einem 4T und sechs sauberen Dreifachen<br />

sowie einem unsauberen 3R noch aufs Treppchen<br />

klettern. Diese drei Läufer wurden für<br />

die WM nominiert. Maxim Naumov wurde<br />

Vierter mit 260 Zählern, Andrew Torgashev<br />

Fünfter mit 239 Punkten.<br />

Madison Chock & Evan Bates bestätigten ihre<br />

Favoritenrolle und gewannen ihren fünften<br />

Eistanztitel mit 215 Zählern, wenn auch nur<br />

mit der zweitbesten Kür. Den Rhythmustanz<br />

gewannen die Weltmeister trotz Erkältung von<br />

beiden mit neun Punkten Vorsprung, denn die<br />

fünf Elemente gelangen absolut erstklassig<br />

und die Komponenten lagen im Durchschnitt<br />

bei 9,7. Drei der neun Preisrichter gaben für<br />

die Präsentation sogar eine 10,0. Aber in der<br />

Kür verpatzten beide die Twizzle-Sequenz, in<br />

der sie daher statt neun nur zwei Punkte erhielten.<br />

Alle anderen Elemente gelangen<br />

ausgezeichnet und die Komponenten lagen<br />

bei 9,4. Chock kommentierte: „Wir<br />

haben gedacht, würden wir es bedauern,<br />

es nicht zu versuchen? Als die Antwort<br />

„ja“ war, haben wir uns gesagt:<br />

Gehen wir raus und versuchen es.“<br />

Silber mit 210 Punkten holten Christina<br />

Carreira & Anthony Ponomarenko<br />

nach fünf sehr guten Elementen und<br />

Amber Glenn<br />

Fotos: Hella Höppner


25<br />

Komponenten von etwa 8,8 im Rhythmustanz.<br />

In der Kür glückten alle zehn Elemente ausgezeichnet,<br />

so dass sie hier drei Punkte mehr erhielten<br />

als Chock & Bates. Auf Platz drei mit<br />

196 Punkten kamen Emily Bratti and Ian Somerville.<br />

Diese drei Paare wurden für die WM<br />

nominiert. Auf Platz vier mit 193 Punkten landeten<br />

Caroline Green und Michael Parsons.<br />

Kaitlyn Hawayek & Jean-Luc Baker setzen die<br />

komplette Saison aus. Im Grand Prix waren sie<br />

nicht gestartet, nachdem sich Baker im Oktober<br />

eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.<br />

Zunächst hatten sie eine Rückkehr für die<br />

US-Meisterschaft erwogen. „Wir haben die<br />

schwierige Entscheidung getroffen, für den<br />

Rest der Saison Abstand von Wettkämpfen zu<br />

nehmen und unsere Optionen für zukünftige<br />

Saisons neu zu bewerten“, schrieben die Läufer<br />

auf Instagram.<br />

Silber mit 204 Zählern ging an Josephine Lee<br />

aus Lakewood in Kalifornien, die im KP nach<br />

wesentlich weniger Pluspunkten bei den Elementen<br />

nur Fünfte war, obwohl sie keinen echten<br />

Fehler machte und dieselben Elemente wie<br />

Glenn im Programm hatte. Mit sieben Dreifachen,<br />

allerdings keinem 3A, kam sie noch auf<br />

den Silberrang. Isabeau Levito gewann das KP<br />

dank der höchsten Komponenten knapp, fiel<br />

aber nach drei Stürzen in der Kür auf den dritten<br />

Platz mit 200 Punkten zurück. Trotzdem<br />

wurden sie und Amber Glenn für die beiden<br />

WM-Startplätze nominiert. Vierte wurde Sarah<br />

Everhardt, Fünfte Clare Seo, Sechste Starr An-<br />

Rang fünf auf zwei. Ihre Einzelsprünge waren<br />

unsauber, aber die anderen Elemente glückten.<br />

Für die WM sind sie noch nicht startberechtigt,<br />

weil dort noch nicht ein Jahr seit Efimovas<br />

Start für Deutschland vergangen ist.<br />

Bronze mit 181 Zählern holten Valentina Plazas<br />

& Maximiliano Fernandez. Emily Chan &<br />

Spencer Howe hatten im ersten Saisonwettbewerb<br />

nach seiner Schulteroperation im Mai<br />

das KP trotz Beinahe-Sturz beim Wurfrittberger<br />

gewonnen. Aber zur Kür traten sie nicht<br />

an, weil er noch nicht ganz fit war. Trotzdem<br />

dürfen sie sowie Kam & O’Shea und Plazas &<br />

Fernandez bei der WM starten.<br />

US-Meisterschaften<br />

Amber Glenn erstmals Meisterin<br />

Neue Meisterin mit 210 Punkten wurde Amber<br />

Glenn aus Texas mit zwei zweiten Plätzen<br />

in den beiden Wettbewerbsteilen. Im<br />

KP gelangen alle sieben Elemente erstklassig:<br />

3F-3T, 3R, 2A und vier Elemente<br />

mit Level 4. Die Komponenten lagen bei<br />

etwa 8,8. Ihr Kommentar: „Heute hat es<br />

viel Spaß gemacht, besonders in der<br />

Schrittfolge. Ich habe gemerkt, dass die<br />

Zuschauer mich unterstützten.“ Die Kür<br />

begann sie mit einem guten 3A, gefolgt<br />

von fünf anderen Dreifachen,<br />

aber in der zweiten Hälfte wurde ein<br />

Lutz doppelt und ein Flip einfach,<br />

was viele Punkte kostete. Mit neun<br />

technischen Punkten weniger als<br />

die Kürsiegerin Josephine Lee<br />

wurde es nur die zweitbeste<br />

Kür, aber aufgrund der<br />

höheren Komponenten<br />

und des besseren<br />

KP-Platzes<br />

reichte es zum<br />

Gesamtsieg und<br />

zum ersten Titel<br />

ihrer bereits langen<br />

Karriere. „Das<br />

ist riesiger Erfolg<br />

für mich, aber ich<br />

weiß, ich kann es<br />

noch besser.“<br />

Madison Chock & Evan Bates<br />

drews und Siebte Lindsay Thorngren. Mia Kalin<br />

stand in der Kür einen ziemlich sauberen 4T,<br />

kam aber nur auf Platz 8.<br />

Erstmals Paarlaufmeister mit 187 Punkten und<br />

zwei zweiten Plätzen in den Teilwettbewerben<br />

wurden Ellie Kam & Danny O’Shea aus Canton<br />

bei Detroit in ihrer zweiten gemeinsamen Saison.<br />

Im KP war der 3S wacklig und beim dreifachen<br />

Wurfrittberger ging Kam zu Boden, die<br />

anderen Elemente waren überwiegend sehr<br />

gut. In der Kür gingen die beiden weggeworfenen<br />

Sprünge und der 3T daneben, die anderen<br />

Elemente glückten teilweise ausgezeichnet.<br />

O’Shea sagte: „Es ist immer sehr schön,<br />

wenn man oben auf dem Podium steht. Denn<br />

man weiß nie, wann man das das nächste Mal<br />

erleben kann.“ Zweite mit 186 Punkten wurden<br />

Alisa Efimova, die bis April 2<strong>02</strong>3 mit Ruben<br />

Blommaert für Deutschland gelaufen war,<br />

& Misha Mitrofanov. Im KP stürzte Efimova<br />

beim dreifachen Wurfrittberger und ihr 3T war<br />

unterdreht. Die fünf anderen Elemente gelangen.<br />

Mit der besten Kür kamen sie noch von<br />

Junioren<br />

Juniorensieger im Eistanzen mit 184<br />

Punkten wurden zum dritten Mal Leah Neset<br />

& Artem Markelov aus Colorado Springs, die<br />

im Rhythmustanz alle acht Schlüsselstellen anerkannt<br />

erhielten und das Juniorenfinale vor<br />

zwei Monaten gewonnen haben. Auf Rang 2 mit<br />

158 Zählern kamen Yahli Pedersen und Jeffrey<br />

Chen aus Ann Arbor, die erst seit vergangenem<br />

Frühjahr zusammenlaufen und Sechste beim<br />

Juniorenfinale geworden waren. Bronze mit 152<br />

Punkten ging an Elliana & Ethan Peal aus Nashville.<br />

Bei den Junioren Männern siegte Lucius<br />

Kasanecki mit 2<strong>02</strong> Punkten und einem unsicheren<br />

3A im KP, aber einem guten 3A in der Kür.<br />

In dieser Saison hatte er noch keinen internationalen<br />

Wettbewerb bestritten. Silber ging<br />

an Taira Shinohara mit 198 Punkten, Bronze<br />

mit 194 Zählern an Aleksandr Fegan. Nur auf<br />

Rang 4 mit 193 Punkten kam der international<br />

erfahrene Beck Strommer nach einem Sturz<br />

beim 3S in der Kür.<br />

Siegerin wurde Logan Higase-Chen aus Colorado<br />

Springs mit 178 Punkten, sechs sauberen<br />

Dreifachen, aber einem Sturz beim zweiten 3F<br />

vor Keira Hilbelink (173 Zähler) und Cleo Park<br />

(172). Sophie Joline von Felton aus Boston<br />

meisterte in beiden Programmen einen sauberen<br />

3A, landete aber nach mehreren späteren<br />

Patzern in der Kür nur auf dem neunten Platz.<br />

Im Junioren Paarlaufen dominierten Oliva Flores<br />

& Luke Wang aus Colorado Springs mit 175<br />

Punkten und dreifachem Twist sowie 3S in der<br />

Kür. Beim Juniorenfinale im Dezember hatten<br />

sie den fünften Platz belegt. Auf Rang 2 mit<br />

151 Zählern landeten Naomi Williams & Lachlan<br />

Lewer, auf Platz 3 mit international nicht<br />

konkurrenzfähigen 134 Punkten Sydney Cooke<br />

& Matthew Kennedy. Klaus-Reinhold Kany


26<br />

Der verbotene Salto<br />

Pro & Contra<br />

Pro & Contra<br />

Adam Siao Him Fa und<br />

der verbotene Salto<br />

Der neue und alte Europameister Adam Siao Him Fa hat<br />

in Kaunas mit seinem Rückwärtssalto mehr Aufsehen erregt<br />

als mit seinen Vierfachsprüngen und mit seinem Sieg.<br />

Zur Freude der Fans zeigte der 22-Jährige das verbotene<br />

Element gegen Ende der Kür frech und<br />

spontan, getreu dem revolutionären<br />

Geist, den man von Franzosen erwartet.<br />

Deutsche<br />

Jugendmeisterschaften<br />

Die deutschen Jugendmeisterschaften, die<br />

an der Grenze zwischen Breiten- und<br />

Hochleistungssport liegen, fanden in diesem<br />

Jahr in Chemnitz statt. Hier sind keine<br />

dreifachen Sprünge und im KP auch kein<br />

2A erlaubt. Bei den Männern gewann Tim<br />

Fünfer, der Bruder des Juniorenläufers<br />

Luca Fünfer, bei den Frauen Leonie<br />

Schwenzner<br />

Übrigens nicht zum ersten Mal, bereits bei der<br />

Shanghai Trophy und der Nizza Trophy in dieser<br />

Saison hatte Siao Him Fa den Salto gewagt,<br />

wohl wissend, dass die zwei Punkte Abzug<br />

nicht viel ausmachen werden. So war es auch<br />

in Kaunas. Zwar hatte in der Kür nicht alles<br />

perfekt geklappt, aber der Franzose wusste,<br />

dass er punktetechnisch kaum einzuholen<br />

war. „Wenn ich mehr Fehler im Programm gemacht<br />

hätte, hätte ich es nicht getan“, meinte<br />

Siao Him Fa. „Ich wusste, dass ich ein paar<br />

Punkte verliere, aber ich wollte unseren Sport<br />

voranbringen, um ihn weiterzuentwickeln und<br />

dieses Element zurückbringen. Es ist nicht so<br />

gefährlich – sieht zwar so aus, aber es ist<br />

furchterregender anzuschauen als es tatsächlich<br />

ist. Ich glaube, es wird in der Zukunft<br />

mehr Läufer dazu bringen, ein paar neue Elemente<br />

zu riskieren.“<br />

Die ISU hat den Rückwärtssalto aus Wettbewerben<br />

verbannt, nachdem der US-Amerikaner<br />

Terry Kubicka ihn 1976 bei den Olympischen<br />

Spielen in Innsbruck gezeigt hatte. Der „Backflip“<br />

sei zu gefährlich und widerspreche dem<br />

Prinzip eines sauberen Elements, bei dem man<br />

auf einer Kufe lande. Seitdem war der Salto<br />

nur im Schaulaufen zu sehen – bis die fünfmalige<br />

Europameisterin Surya Bonaly, auch sie<br />

aus Frankreich, ihn bei den Olympischen Spielen<br />

1998 in Nagano in die Kür einbaute und<br />

übrigens sogar auf einer Kufe stand. Das war<br />

ihre kleine Rebellion, nachdem sie keine Medaillenchance<br />

hatte und sich oft unfair bewertet<br />

fühlte. Und es war ihre Art des Abschieds,<br />

weil sie ihre Karriere beendete. Gefragt, ob<br />

sein Salto ein Tribut an Bonaly sei, antwortete<br />

Siao Him Fa mit einem Lachen, „das ist eine Art<br />

französisches Know How. Wir mögen es, etwas<br />

Besonderes in den Sport einzubringen“.<br />

Foto: Flade<br />

Aber was ist nun mit dem Salto? Sollte er erlaubt<br />

sein, um den Eiskunstlauf spektakulärer<br />

und attraktiver zu machen? Wie gefährlich ist<br />

er wirklich? Die grundsätzliche Meinung ist,<br />

dass der Rückwärtssalto wesentlich leichter ist<br />

als er aussieht. „Der Backflip ist nicht schwer<br />

zu lernen,“ sagt Brian Orser. „Aber wenn er erlaubt<br />

ist, werden ihn viele machen wollen und<br />

das kann zu Problemen beim Training führen,<br />

weil dann alle rückwärts laufen.“ Orser hat<br />

Sorgen, dass alle diesen Salto einbauen wollten,<br />

sobald er erlaubt werde, um möglichst<br />

hohe Pluspunkte für die Choreoschrittfolge<br />

zu erhalten. Das ist aber nicht zu erwarten,<br />

da es Alternativen gibt. Auch wenn der Salto<br />

für einen fitten Sportler nicht so schwer zu<br />

erlernen sein soll, gibt es ein Verletzungsrisiko<br />

wie bei anderen Elementen auch. Der<br />

Este Alexander Selevko, Silbermedaillengewinner<br />

bei der EM, erzählte, dass er sich die<br />

Schulter ausgekugelt habe, als er den Salto<br />

mal ausprobieren wollte. Der frühere russische<br />

Läufer Alexei Vasilievski soll sich vor einigen<br />

Jahren beim Versuch eines Backflips<br />

Kopfverletzungen zugezogen haben. Matteo<br />

Rizzo brachte es in Kaunas gut auf den<br />

Punkt: „Ich denke, es wäre gut, ihn zu erlauben.<br />

Das ist, wie wenn du einen Mond<br />

machst. Ich kann zum Beispiel keinen guten<br />

Mond, also mache ich ihn nicht. Ich mache<br />

keinen Backflip. Adam beherrscht den Backflip,<br />

also wäre es eine gute Idee, dass er ihn<br />

zeigen kann, wenn er möchte, aber nicht als<br />

ein Element, sondern als Teil der Choreo.“<br />

Andere akrobatische Einlagen sind bereits<br />

möglich – wie zum Beispiel der Seitwärtssalto<br />

oder Ilia Malinins „Rasberry Twist“. Es gibt<br />

viele Variationen choreographischer Elemente,<br />

der Backflip wäre nur eines davon. In den<br />

Choreosequenzen sieht man Handstand,<br />

Rad oder Hydroblading. Alles das ist attraktiv<br />

und kommt beim Publikum gut an. In der<br />

Frauen | Dt. Jugend meisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Leonie Schwenzner – Ba.-Wü. 1 1 104.95<br />

2 Anna-Angela Minna – Ba.-Wü. 2 3 96.63<br />

3 Evelyn Müller – Sachsen 3 6 94.83<br />

4 Helen Lehmann – Hessen 12 2 93.85<br />

5 Maja Gaus – NRW 5 4 93.53<br />

6 Sarah Bawias – Bremen 21 5 88.89<br />

7 Marie Chama Belmejdoub – NRW 8 9 86.61<br />

8 Marie Bangert – Hessen 4 15 86.29<br />

9 Naya Luisa Reiter – Bayern 13 8 85.68<br />

10 Marietta Aytekin – Hessen 15 7 85.34<br />

11 Amelie Knöfler – Sachsen 6 12 85.28<br />

12 Lia Ostendorp – Nieders. 10 10 84.65<br />

13 Katerina Van Hille – Bayern 11 13 82.98<br />

14 Alexandra Boxler – Bayern 7 16 82.26<br />

15 Shanti Sommer – Bayern 22 11 82.04<br />

16 Kaya Fingerle – Ba.-Wü. 18 14 81.13<br />

17 Sofia Poll – Bayern 14 17 79.65<br />

18 Olivia Proll – Ba.-Wü. 20 18 78.10<br />

19 Felisha Timm – Ba.-Wü. 17 19 78.04<br />

20 Sophie Maurus – Bayern 16 22 77.57<br />

21 Sarah Marek – Bayern 24 20 77.01<br />

22 Anna Frank – Bayern 25 23 74.62<br />

23 Thea Plonait – Berlin 23 24 73.40<br />

24 Anastasia Kling – Ba.-Wü. 27 21 72.26<br />

25 Sophie Nickel – Ba.-Wü. 9 26 69.78<br />

26 Veronika Walger – NRW 19 28 65.93<br />

27 Veronika Frisorger – Ba.-Wü. 26 25 64.95<br />

28 Elizabeth Towe – Berlin 28 27 59.61<br />

Nicht angetreten:<br />

– Olivia Aytekin – Hessen – – –<br />

– Nicole Bettinger – Hessen – – –<br />

– Romy Schwaderer – Hessen – – –<br />

– Nastasia Schwarz – Rh.-Pfalz – – –<br />

Männer | Dt. Jugend meisterschaften<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Tim Fünfer – Sachsen 1 1 98.39<br />

2 Arsenii Osipov – Sachsen 2 3 89.61<br />

3 Lenn Schwaderer – Hessen 4 2 87.18<br />

4 Enrique Parache Diaz – Bayern 6 4 74.59<br />

5 Linus Rotte – Ba.-Wü. 5 5 73.48<br />

Ausgeschieden:<br />

– Nathanael Seiffer – Ba.-Wü. 3 – 27.58<br />

ISU dauert die Diskussion an. In jedem Fall<br />

müsste der ISU Kongress darüber entscheiden,<br />

ob der Backflip wieder erlaubt werden soll. Bei<br />

der WM werde er den Rückwärtssalto wohl<br />

nicht einbauen, sagte Siao Him Fa. „Es wäre zu<br />

riskant für mich, es bei der WM zu versuchen.<br />

Ich denke also nicht, aber ich bin nicht zu 100<br />

Prozent sicher.“ Es wird auf die Situation ankommen,<br />

um der Revolution willen möchte<br />

der Franzose bestimmt keine mögliche Medaille<br />

aufs Spiel setzen. Tatjana Flade


Zwölfjährige siegt beim<br />

Sprungturnier<br />

in Moskau<br />

Die zwölf Jahre alte Margarita Basiliuk, der<br />

14-jährige Arseni Fedotov und die Paarläufer<br />

Elizaveta Osokina/Artem Gritsaenko haben<br />

die Neuauflage des russischen Sprungturniers<br />

in Moskau gewonnen. Im Teamwettbewerb<br />

siegten die von Dmitri Kozlovski<br />

angeführten „Blauen“ (u.a. mit Basiliuk,<br />

Evgeni Semenenko, Dmitri Aliev) über die<br />

„Roten“ (u.a. mit Elizaveta Tuktamysheva,<br />

Adelia Petrosian, Petr Gumennik).<br />

An der Qualifikationsphase nahmen 26 Damen<br />

und 30 Herren teil, für die Paare gab es<br />

keine Qualifikation. Die besten zwölf Einzelläufer<br />

und Einzelläuferinnen sowie acht Paare<br />

erreichten den Hauptwettbewerb. Die Paare<br />

maßen sich bei Würfen und Solosprüngen.<br />

Osokina/Gritsaenko schlugen im Finale Aleksandra<br />

Boikova/Dmitri Kozlovski, die einen<br />

Fehler in der Kombination aus dreifachen Salchow<br />

und Doppel-Axel machten und vergeblich<br />

den vierfachen Wurfsalchow riskierten.<br />

Die Russischen Meister Anastasia Mishina/Alexander<br />

Galliamov hatten sich im Halbfinale<br />

Osokina/ Gritsaenko geschlagen geben müssen.<br />

Beide Paare demonstrierten einen vierfachen<br />

Twist, aber der von Osokina/Gritsaenko<br />

aus Perm war sauberer.<br />

Basiliuk besiegte im Finale Adelia Petrosian<br />

mit einer Kombi aus 4T und vier 3T sowie der<br />

Kombination 4S-3T, diese Vierfachen zeigte sie<br />

außerdem einzeln. Als „Zugabe“ legte sie noch<br />

4S-1Eu-4S drauf. Das war eine Weltpremiere,<br />

denn bisher hat niemand, auch kein Mann, so<br />

eine Kombination in einem Wettbewerb probiert.<br />

Sie trainiere diese Kombi nicht regelmäßig,<br />

denn in einem Wettkampfprogramm lohne<br />

sie sich nicht, kommentierte die Schülerin<br />

von Eteri Tutberidze. Die Russische Meisterin<br />

Petrosian punktete mit 4F in Kombination mit<br />

drei 2A und einem 3T und der Kombi 4T-3T,<br />

ein solo 4T war allerdings unsauber. Bronze<br />

holte Elena Kostyleva (12), die einen 4S beherrscht.<br />

Kamila Valieva war aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht angetreten. Lisa Tuktamysheva<br />

nahm teil, scheiterte allerdings in<br />

der Vorrunde.<br />

Fedotov, der wie Basiliuk bei Tutberidze trainiert,<br />

zeigte im Finale die Kombinationen<br />

4L-3T-2A-2A-2A und 4L-3T sowie den 4F und 4L<br />

als Einzelsprünge. Silber ging an Ivan Popov,<br />

der 4T und 4S sicher stand, Bronze an Lev Lazarev.<br />

Bekannte Namen wie Evgeni Semenenko,<br />

Mark Kondratiuk oder Makar Ignatev schieden<br />

vorher aus. Dmitri Aliev überstand die<br />

Qualifikation nicht.<br />

Die Regeln des Turniers waren im Vergleich<br />

zum Vorjahr etwas verändert worden. So<br />

Margarita Basiliuk<br />

Foto: Mikhail Sharov<br />

musste man mindestens zwei verschiedene<br />

Sprünge in der Kombination und als Solosprung<br />

zeigen. Vor einem Jahr hatte Grigori Federov<br />

dank seines stabilen 4L, den er in jeder<br />

Runde stand, triumphiert. Diesmal verlor er im<br />

Viertelfinale gegen Fedotov. Der russische Verband<br />

präsentierte die Statistik des Turniers: Im<br />

Einzelwettbewerb zeigten die Teilnehmer insgesamt<br />

80 Vierfache (davon die Herren 53 und<br />

die Damen 27) sowie 13 dreifache Axel (11 bei<br />

den Herren und 2 bei den Damen). Der<br />

Sprungwettbewerb kam bei den Läufern und<br />

Zuschauern gut an. Zwar besteht Eiskunstlauf<br />

nicht nur aus Sprüngen, aber zur Abwechslung<br />

hat so ein Wettkampf seinen Reiz, wenn er entsprechend<br />

präsentiert wird. Manche Beobachter<br />

kritisierten, dass zwölf Jahre alte Mädchen<br />

das Turnier bestimmten. Eine Altersgrenze gab<br />

es nicht. Ob Basiliuk nun das aktuelle russische<br />

Wunderkind ist und wie lange sie es bleibt,<br />

wird sich zeigen. <br />

Tatjana Flade<br />

Russischer Arzt klagte gegen<br />

deutschen Journalist<br />

Der russische Sportarzt Filip Schvetski, dem der<br />

deutsche Journalist Hajo Seppelt im Zusammenhang<br />

mit dem Fall Kamila Valieva in seiner<br />

Berichterstattung vorgeworfen hat, in Dopingpraktiken<br />

verwickelt zu sein, hat vor einem<br />

Moskauer Gericht einen Prozess gewonnen.<br />

Schvetski hatte Seppelt wegen Ehrverletzung<br />

verklagt und die symbolische Summe von einem<br />

Rubel (ca. 1 Cent) gefordert. Seppelt war<br />

zu der Verhandlung nicht erschienen und kommentierte<br />

auf Anfrage russischer Medien, dass<br />

er von dem Prozess nicht einmal gewusst habe<br />

und nicht reagieren<br />

werde. Nach seinen<br />

Recherchen sei die<br />

Rolle Schvetskis fragwürdig.<br />

Schvetski war<br />

in der Olympiasaison<br />

2<strong>02</strong>1/22 Arzt im<br />

Team von Eteri<br />

Tutberidze, bei der<br />

Valieva trainiert. tat<br />

Das Urteil: Valieva<br />

für vier Jahre gesperrt<br />

Fast genau zwei Jahre nach dem Olympia-<br />

Skandal um Kamila Valieva wegen einer positiven<br />

Dopingprobe hat der Internationale Sportgerichtshof<br />

CAS die Russin für vier Jahre gesperrt.<br />

Die Sperre gilt rückwirkend ab Dezember<br />

2<strong>02</strong>1, also bis Dezember 2<strong>02</strong>5. Der CAS<br />

entschied, dass Valieva nicht beweisen konnte,<br />

dass der Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln<br />

ohne Absicht geschah. Ihr werden alle<br />

seitdem erzielten Medaillen und Ergebnisse<br />

aberkannt, also auch der EM-Titel von 2<strong>02</strong>2<br />

und der vierte Platz bei den Olympischen Winterspielen.<br />

Ob nun Russland vom Teamwettbewerb<br />

komplett disqualifiziert oder nur Valievas<br />

Resultat (20 Punkte/zwei erste Plätze) herausgerechnet<br />

wird, müssen die ISU und das<br />

Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheiden.<br />

In jedem Fall gewinnen die USA<br />

Gold. Das Urteil des CAS vom 29. Januar 2<strong>02</strong>4<br />

ist endgültig und kann nur im Falle von Verfahrensfehlern<br />

angefochten werden.<br />

Der positive Dopingtest auf den verbotenen<br />

Wirkstoff Trimetazidin der damals 15 Jahre alten<br />

Läuferin stammte vom Dezember 2<strong>02</strong>1,<br />

wurde aber erst direkt nach dem olympischen<br />

Teamwettbewerb publik. Weil der siegreichen<br />

russischen Mannschaft die Disqualifikation<br />

drohte, sagte das IOC erstmals in der Geschichte<br />

der Spiele eine Siegerehrung ab und<br />

verwehrte damit vor allem den Sportlern aus<br />

den USA und Japan ihren einmaligen olympischen<br />

Moment. Die US-Amerikaner brachten<br />

ihre Frustration darüber mehr als einmal zum<br />

Ausdruck.<br />

Im Fall Valieva haben die sportlichen Institutionen<br />

versagt: Ein schwedisches Labor analysierte<br />

die Urinprobe der Läuferin mit wochenlanger<br />

Verspätung und begründete dies mit Personalmangel<br />

aufgrund vieler Covid-Erkrankungen.<br />

Das IOC vergab die Medaillen nicht und<br />

es dauerte zwei Jahre bis zum Urteil. Zunächst<br />

war die russische Anti-Doping-Agentur RUSA-<br />

DA zuständig, da die positive Probe von einem<br />

Wettbewerb in Russland stammte. Die Disziplinarkommission<br />

der RUSADA zog das Verfahren<br />

in die Länge und sprach Valieva schließlich<br />

vom Vorwurf des absichtlichen Dopings frei.<br />

Ihr wurde nur der Russische Meistertitel 2<strong>02</strong>2<br />

aberkannt. Weder die Welt Anti-Doping Agentur<br />

WADA noch die ISU waren mit diesem Urteil<br />

einverstanden und zogen vor den CAS.<br />

WADA forderte eine vierjährige Sperre, die ISU<br />

eine Sperre von vier bzw. zwei Jahren. Die Anhörungen<br />

vor dem CAS fanden im September<br />

und im <strong>No</strong>vember 2<strong>02</strong>3 statt. Tatjana Flade<br />

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27<br />

Neues aus Russland


28<br />

Prince Ice World Broadway Classics<br />

Japan<br />

Topstar Takahashi bei<br />

Prince Ice World<br />

Broadway Classics<br />

Mit dem Eisspektakel „Prince Ice World 2<strong>02</strong>3-2<strong>02</strong>4 A new Progress - Broadway Classics“<br />

vom 19. bis 21. Januar mit insgesamt sechs Vorstellungen in der Dydo Drinco<br />

Ice Arena in Tokio gingen Musical und Eiskunstlauf nach langer Zeit wieder Hand in<br />

Hand. In Zusammenarbeit mit beliebten Musical-Stars und Japans Top-Athleten arrangierte<br />

das Team von Prince Ice World ein spannendes Bühnenprogramm, das sich aus<br />

berühmten Broadway-Hits und vielfältigen Shownummern zusammensetzte. Topstar Daisuke<br />

Takahashi war sowohl als Einzelläufer als auch als Eistänzer zu sehen.<br />

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer<br />

Darbietung des Prince Ice World-Teams zur<br />

Ouvertüre aus den Musicals „Gypsy“, „On<br />

Broadway“ und „My Favourite Things“, wobei<br />

die Darsteller mit bunten Kostümen, unterhaltsamen<br />

Tanzschritten und einer farbenfrohen<br />

Kulisse die Innenstadt von New York ins<br />

Land der aufgehenden Sonne brachten. Als<br />

erster Gast trat Marin Honda, Junioren-Weltmeisterin<br />

2016, aufs Eis. Dabei ließ sie sich zu<br />

den sanften Klängen von „Little Mermaid“<br />

über die Bahn treiben. Mit jedem Element<br />

tauchte sie tiefer in die schillernde Meereswelt<br />

Daisuke Takahashi<br />

und Kana Muramoto<br />

Foto: Jumpei Tainaka<br />

des Disney-Hits ein und erntete großen Applaus<br />

für ihre Ina-Bauer-Figur und <strong>Pirouette</strong>n.<br />

„Dieses Programm ist eigentlich eine Wettkampfnummer,<br />

aber ich habe es an die Show<br />

angepasst und ich denke, dass das Publikum<br />

es jetzt viel mehr genießen kann.“<br />

Es folgten eine Darbietung des Junioren-Final-<br />

Siegers Rio Nakata zu „Someone You Loved“,<br />

weitere Musical-Nummern und Koshiro Shimadas<br />

gefühlvolle Performance zu „The Artist“.<br />

Dann zog <strong>No</strong>bunari Oda, der Vier-Kontinente-Meister<br />

von 2006, mit seiner charismatischen<br />

Ausstrahlung alle Blicke auf sich. Gleich<br />

zu Beginn seines Programms zu „Hold Me In<br />

Your Heart“ und „Sex is In the Heel“ aus dem<br />

Musical-Hit Kinky Boots schlüpfte er in die Rolle<br />

der schillernden Dragqueen Lola und heizte<br />

dem Publikum nicht nur mit mehreren perfekt<br />

auf den Takt der Musik abgestimmten Axel-<br />

Sprüngen ein, sondern entlockte ihm mit seiner<br />

extravaganten Choreografie und seinem<br />

Humor auch den einen oder anderen Lacher.<br />

Das größte Highlight der ersten Hälfte war ein<br />

Moulin-Rouge-Medley, bei dem sich der japanische<br />

Publikumsliebling Daisuke Takahashi<br />

unter die PIW-Darsteller mischte. Zunächst<br />

legte er gemeinsam mit den Performern einen<br />

feurigen Tango aufs Eis, dann hatte er einen<br />

Soloauftritt zu „El Tango de Roxanne“. In seiner<br />

Zeit als Einzelläufer zählte das KP aus der<br />

Saison 2005-2006 zu seinen beliebtesten Nummern.<br />

Fast 20 Jahre später griff er die Passion<br />

des Publikums erneut auf und erschuf eine auf<br />

Hochglanz polierte Neuinterpretation. Gleich<br />

zu Beginn stand er einen 2A, die zweite Hälfte<br />

wurde von einer kraftvollen Schrittfolge getragen.<br />

„Das war eine ganz neue Erfahrung für<br />

mich, ich konnte wesentlich mehr Power spüren.<br />

Es ist zwar das gleiche Stück, aber es fühlt<br />

sich ganz anders an“, erklärte Takahashi mit<br />

leuchtenden Augen.<br />

Die zweite Hälfte begann nicht weniger unterhaltsam<br />

mit einer Ensemble-Nummer zu „New<br />

York, New York“ und „Don‘t Rain On My Parade.“<br />

Es folgte eine mitreißende Darbietung zu<br />

„Never Tear Us Apart“ von Wakaba Higuchi.<br />

Nach leicht melancholischen Stücken wie<br />

„Bring Him Home“ und „I‘d Give My Life For<br />

You“ sorgten Daisuke Takahashi und Kana Mu-<br />

ramoto mit ihrem Auftritt zum afrikanisch angehauchten<br />

„Birds/Makeba“ für eine 180-Grad-<br />

Wende. Das Eistanz-Duo glitt mit einer interessanten<br />

Choreografie stilvoll über die Bahn, wobei<br />

die Lichteffekte perfekt auf die Muster ihrer<br />

Kostüme abgestimmt waren. Bei der Hebung<br />

auf das Stichwort „Fly“ fegten Begeisterungsstürme<br />

durch die Halle. Außerdem bemerkenswert<br />

war Shizuka Arakawas gefühlvolle Darbietung<br />

zum Cats-Hits „Memory“. Nicht nur für ihren<br />

Axel, sondern auch für ihre ikonische Ina-<br />

Bauer-Figur und die Spirale erhielt sie tosenden<br />

Beifall. Als letzter Gast betrat der zweifache<br />

Weltmeister Shoma Uno das Eis und zeigte<br />

sich von einer empfindsamen, fast verletzlichen<br />

Seite. Mit einer interessanten Choreografie<br />

stellte er die Leidensgeschichte des Songs<br />

„Dancing On My Own – Your Last Kiss“ überzeugend<br />

dar, garniert mit zwei 3A.<br />

Die Broadway-Tournee begann im Mai 2<strong>02</strong>3 in<br />

Yokohama. Auf einer Pressekonferenz im Anschluss<br />

an die Premiere hatte Bühnenleiter Komei<br />

Sugano die Hürden eines solchen Projekts<br />

näher erläutert. „Als ich damit beauftragt wurde,<br />

dieses Projekt auf die Beine zu stellen,<br />

dachte ich mir erst: ‘Wie soll ich das denn umsetzen?’<br />

Es war das erste Mal, dass ich mit dem<br />

Eiskunstlauf in Berührung kam“, so Sugano.<br />

„Wir haben die Choreografie außerhalb der<br />

Eishalle ausgearbeitet, und wenn wir sie den<br />

Läufern vorführten, wurde uns oft gesagt: ‚Das<br />

geht so nicht‘ oder ‚Das ist auf dem Eis nicht<br />

möglich‘. Beim Eiskunstlauf ist die Geschwindigkeit<br />

entscheidend – davon habe ich damals<br />

zum ersten Mal gehört. Es war äußerst mühsam,<br />

diese Geschwindigkeit unter Kontrolle zu<br />

bringen.“ Einig waren sich die Eiskunstläufer,<br />

Sänger und Regisseur Sugano in einem: Ein<br />

Projekt wie dieses verwischt die Grenzen zwischen<br />

Eiskunstlauf und anderen Kunstformen.<br />

Immer mehr Menschen werden durch solche<br />

Kooperationen auf den ästhetischen Wintersport<br />

aufmerksam. Entsprechend hoch sind die<br />

Erwartungen aller, dass es in Zukunft noch<br />

mehr derartige Veranstaltungen geben wird.<br />

<br />

Maria Laura Brandmann Mitsuoka<br />

Marin Honda<br />

verkündet Rücktritt<br />

Marin Honda, Junioren-Weltmeisterin 2016,<br />

gab am 5. Januar ihren Rücktritt vom Leistungssport<br />

bekannt. Honda stand bereits im<br />

Alter von zwei Jahren auf dem Eis und widmete<br />

sich 21 Jahre lang dem Sport. „Wenn ich an<br />

mein Leben zurückdenke, spielt der Eiskunstlauf<br />

in jeder meiner Erinnerungen eine große<br />

Rolle. Ich denke, ich hatte eine sehr glückliche<br />

Karriere“, sagte die 22-Jährige. Honda erlebte<br />

ihre Blütezeit als Juniorin. Sie gewann Gold bei<br />

den Weltmeisterschaften 2016 und stand 2017<br />

als Zweite neben Alina Zagitova auf dem Podium.<br />

In der Meisterklasse konnte die Japanerin<br />

jedoch nicht an diese Erfolge anknüpfen. Bei<br />

der Japanischen Meisterschaft in dieser Saison<br />

war sie im KP Letzte und qualifizierte sich nicht<br />

für die Kür. Sie ist als Showläuferin und Schauspielerin<br />

aktiv. mlbm


Walter Hofer wie man ihn als Trainer bei<br />

Meisterschaften kannte. Quelle: Archiv Peter Hofer<br />

Zu den international bedeutenden<br />

westdeutschen Trainerpersönlichkeiten<br />

gehört Walter Hofer. Er erlief deutsche<br />

Jugendmeistertitel, wirkte als künstlerischer<br />

Leiter in der Garmisch-Partenkirchener<br />

Eisrevue, war Star und Choreograf<br />

bei Holiday on Ice. Er zählt weltweit<br />

zu den wenigen Trainern, die in allen<br />

drei Eiskunstlaufdisziplinen auf Weltklasseniveau<br />

erfolgreich ausbildeten. Neben<br />

seinen Verdiensten im Hochleistungssport<br />

gilt Walter Hofer auch als Pionier<br />

des Eiskunstlaufens als Breiten-, Schulund<br />

Freizeitsport in Deutschland.<br />

Deutscher Jugendmeister<br />

Walter Hofer wurde am 20. Januar 1922 in<br />

Schwabach (Mittelfranken) geboren. Im Gegensatz<br />

zu seinen sportlichen Konkurrenten<br />

entstammte er nicht einem wohlhabenden,<br />

elitären Elternhaus. Sein Vater Konrad Hofer<br />

arbeitete als Fernmeldemonteur. Seine Mutter<br />

Ella war Näherin und seit seinem sechsten<br />

Lebensjahr halbseitig gelähmt. Er war deshalb<br />

frühzeitig in die Erledigung des Haushalts eingebunden.<br />

Um die Kosten für Schulgeld am<br />

Humanistischen Gymnasium zu sparen und<br />

ein Stipendium zu erhalten, lernte er mit Fleiß<br />

und Ehrgeiz. Diese harte Kindheit prägte seine<br />

Persönlichkeit. Zum Eiskunstlaufen kam<br />

Hofer aus eigener Inspiration, als er an der<br />

Bande des Nürnberger Eisstadions dem Training<br />

zusah. Er wurde Mitglied im Eissportclub<br />

Schwabach. Da er sich kaum Trainer leisten<br />

konnte, hat er sich vieles autodidaktisch über<br />

Zuschauen beigebracht. Er galt als hoffnungsvolles<br />

Nachwuchstalent.<br />

Seinen ersten großen Erfolg stellte der Gewinn<br />

der Deutschen Jugendmeisterschaften<br />

1937 dar. 1938 siegte Walter Hofer mit Irmi<br />

Dusold im Paarlaufen. Im Einzellaufen belegte<br />

er den zweiten Platz. Am 22. Januar 1939<br />

erlief Walter Hofer hinter den Wienern Edi<br />

Rada und Helmut May den dritten Platz<br />

beim Internationalen Juniorenlaufen in Garmisch-Partenkirchen.<br />

Beim international besetzten<br />

„Großen Preis der Reichshauptstadt“<br />

am 26. März 1939 im Berliner Sportpalast<br />

belegte er in seinem ersten Seniorenwettbewerb<br />

den fünften Platz. Seiner aussichtsreichen<br />

sportlichen Laufbahn stand der Ausbruch<br />

des Zweiten Weltkriegs entgegen.<br />

Hofer meldete sich freiwillig zur Luftwaffe,<br />

um Jagdflieger zu werden. Nach der Ausbildung<br />

wurde er in der Flugakademie in Oberschleißheim<br />

eingesetzt. Es ist erstaunlich<br />

und unterstreicht seine Begabung, dass er<br />

trotz sporadischen Trainings auf Spritz- oder<br />

Natureis weiter an nationalen Meisterschaften<br />

teilnahm. Bei den Junioren wurde er<br />

1940 hinter Karl Jungbauer (Wien) Zweiter.<br />

Bei den Senioren reichte es 1940 und 1941<br />

jeweils zum siebten und 1943 zum sechsten<br />

Platz bei den Deutschen Meisterschaften.<br />

Revue- und Trainerlegende<br />

Ein Meistermacher in allen Eiskunstlauf-Disziplinen<br />

Solist und künstlerischer Leiter im<br />

Casa Carioca<br />

Irmi Dusold & Walter<br />

Hofer, deutsche<br />

Jugendmeister 1938<br />

Quelle: Archiv<br />

Peter Hofer<br />

Walter Hofer<br />

Begonnen hatte die Nachkriegslaufbahn von<br />

Hofer in einer von dem Amerikaner Red Bennett<br />

in Nürnberg gegründeten Eisschau. Als<br />

Ernst Baier Ende 1945 im Rahmen einer amerikanischen<br />

Truppenbetreuung mit seiner Revue<br />

nach Garmisch-Partenkirchen kam, wurden die<br />

Verantwortlichen der US-Army vom Erfolg inspiriert,<br />

eigene Eis-Shows im Winterland Ice Stadium,<br />

dem umbenannten Olympia-Eisstadion,<br />

zu organisieren. Dies war der Beginn der Garmisch-Partenkirchener<br />

Eisschau. Hofer erhielt<br />

einen Vertrag als Solist und lernte hier seine<br />

spätere Ehefrau Margot Elfert kennen, die im<br />

Chorus lief. Margot Elfert wurde am 26. Juli<br />

1929 in Berlin geboren. Ihr Vater, Friedrich Elfert,<br />

besaß ein Fotogeschäft. Als es in Berlin<br />

kriegsbedingt zu unsicher wurde, zog die Familie<br />

nach Garmisch-Partenkirchen. Die erste<br />

Show „Melody on Ice“, die im April 1946 anlief,<br />

wurde noch von Red Bennett produziert. Ab<br />

August 1946 übernahm Walter Hofer die künstlerische<br />

Leitung und Friedrich Elfert das Management.<br />

Sie produzierten die zweite Show<br />

„Around the World“, die im Dezember 1946<br />

Premiere hatte. Das „Reise-Programm“ umfasste<br />

neun Regionen, die mit landestypischen<br />

Tanzdarbietungen als Solo-, Paar- oder Gruppennummern<br />

dargestellt wurden. Die Stärke<br />

der Hofer-Revue bildete das harmonische Zusammenwirken<br />

von Solisten und Chorus, was<br />

ein hohes eisläuferisches Niveau voraussetzte.<br />

Sein Ziel bestand darin, „die Ausdrucksmöglichkeiten<br />

des Eistanzes so zu erschöpfen, dass<br />

eine Eisschau nicht nur Auge und Herz erfreut,<br />

sondern Haltung und Darstellung den Zuschauer<br />

ganz gefangen nehmen.“ In der Saison<br />

1947/48 folgte die Produktion „Rhapsody on<br />

Ice“ sowie 1948/49 „Confetti“. Diese umfasste<br />

30 Bilder! Darin zeigten Margot Elfert und Walter<br />

Hofer zwei solistische Tanzpartien: einen<br />

Tango und einen spanischen Tanz. Der bekannteste<br />

Läufer seiner Compagnie war der viermalige<br />

ungarische Meister, Vizeeuropameister<br />

1934 und WM-Dritter 1935, Dénes Pataky. Hervorzuheben<br />

ist auch Theo Lass (Berlin), der als<br />

Einzelläufer 1931 Deutscher Vizemeister und<br />

13. bei den WM sowie 1934 DM-Dritter war.<br />

Mit Eva Prawitz wurde Theo Lass 1937 und<br />

1938 Deutscher Eistanzmeister. Er fungierte bis<br />

1941 als Reichstrainer. Robert Unger (Amberg)<br />

erlief von 1942 bis 1944 jeweils den 5. Platz bei<br />

Deutschen Meisterschaften. Anita Heinricht<br />

(Berlin) – Neunte der Deutschen Meisterschaften<br />

1941 – brachte Revueerfahrungen mit. Sie<br />

war bereits 1943/44 im Programm „Eislauf -<br />

Tanz - Humor“ der Baier-Revue dabei.<br />

Direkt neben dem Eisstadion begann die US-<br />

Army 1945 das Offiziers-Casino Casa Carioca zu<br />

errichten. Der Architekt Hanns Ostler konstruierte<br />

das Gebäude im maurischen Stil als ein<br />

29<br />

Eislaufgeschichte Walter Hofer


30<br />

Eislaufgeschichte Walter Hofer<br />

Patio, das nachträglich mit einem fahrbaren<br />

Dach ausgestattet wurde. Drei Ränge und Tische<br />

für 700 Gäste bildeten einen Halbkreis<br />

um eine 10 × 15 Meter umfassende Eisfläche.<br />

Eine weitere technische Raffinesse war eine<br />

fahrbare Tanzfläche, die man nach der Show<br />

über die Eisfläche schob. Das Casa Carioca<br />

wurde am 17. Augst 1946 eröffnet. Es war ein<br />

zollfreier Ort des Glamours und Luxus mit einem<br />

exklusiven Speisenangebot wie Steaks,<br />

Hummer, Garnelen, Austern in der Zeit einer<br />

schlechten Versorgungslage der Bevölkerung,<br />

dessen Zugang als US-Militäreinrichtung stark<br />

limitiert war. Für die Bespielung der Eisfläche<br />

beauftragte das Garmisch Recreational Center<br />

die Garmisch-Partenkirchener Eisschau. Walter<br />

Hofer wurde damit auch der künstlerische Leiter<br />

der Eis-Shows im Casa Carioca. Außer montags<br />

gab es täglich eine Revuedarbietung, die<br />

alle zwei Monate wechselte. Mit Ideenreichtum<br />

und Kreativität studierte Hofer bis 1949 insgesamt<br />

22 Produktionen ein und war zudem als<br />

Solist tätig. Neben Eigenproduktionen gab es<br />

Arrangements bekannter Musicals wie „Kiss<br />

Me Kate“ oder „South Pacific“. Das Casa Carioca<br />

verfügte in diesem Zeitraum einzig in ganz<br />

Deutschland über Sommereis. Es bot in der<br />

schwierigen Nachkriegszeit ehemaligen deutschen<br />

Eiskunstlaufgrößen, aber vor allem zahlreichen<br />

Nachwuchsläufern wie den Reichsjugendmeistern<br />

Inge Wolfsteiner (Nürnberg)<br />

oder Heinz Kroel (Dortmund) finanzielle Sicherheit<br />

und eine berufliche Perspektive. Hofer bildete<br />

in seiner Zeit im Casa Carioca 53 Chorus-<br />

Girls aus. Für die jungen Läuferinnen stellte<br />

dies ein Karriere-Sprungbrett für internationale<br />

Eisrevuen dar. Erstaunlich ist, dass trotz Zugangsbeschränkungen<br />

außerhalb des Revuebetriebs<br />

am frühen Morgen Amateure wie Eva<br />

Prawitz und Horst Faber Trainingsmöglichkeiten<br />

im Casa Carioca hatten. Nach Modernisierung<br />

und Umbau übernahm 1950 Terry Rudolph<br />

(USA) die künstlerische Leitung des Hauses.<br />

Das Gebäude wurde am 5. <strong>No</strong>vember<br />

1970 durch einen Großbrand zerstört.<br />

Neuland. Besonders gefeiert wurde die „Wiener<br />

Walzer-Schau“, weil diese für das asiatische<br />

Publikum etwas außergewöhnlich Exotisches<br />

darstellte. Sie tourten durch die Metropolen<br />

wie Tokio, Manila, Bangkok, Hongkong,<br />

Taipeh. Die Läufer wurden gefeiert, wie Stars<br />

hofiert und erlebten Luxus, während sich Europa<br />

noch im wirtschaftlichen Wiederaufbau<br />

befand. Am 12. Juli 1954 heiraten Margot<br />

und Walter Hofer. Die schöne Zeit in Fernost<br />

und ihre Profi-Laufbahn ging für das Ehepaar<br />

mit der Geburt von Tochter Angelika am 26.<br />

Juli 1957 zu Ende. Die spätere Diplom-Biologin<br />

und Verhaltensforscherin Angelika Hofer-<br />

Ziesler erreichte vor allem als „Gänsemutter“<br />

in einer TV-Filmserie und mehreren Buchpublikationen<br />

Berühmtheit. Sie erlag am 27.<br />

Dezember 2016 einer Krebserkrankung. Am<br />

25. Januar 1961 wurde Sohn Peter geboren.<br />

Dieser konnte als Pilot bei der Lufthansa den<br />

eigentlichen Berufswunsch seines Vaters erfüllen.<br />

Die Tücken des Eiskunstlaufbetriebs,<br />

insbesondere des Wertungssystems, ließen<br />

Margot Elfert & Walter Hofer im Casa Carioca<br />

Quelle: Postkarte, Archiv Hampe<br />

berg liefen und anschließend zur RESG Hannover<br />

wechselten. Sie waren 1958 Deutsche Vizemeister,<br />

1959 DM-Dritte und EM-Fünfte. Als<br />

ihre Nachfolger entwickelte Walter Hofer das<br />

Paar Sonja Pfersdorf / Günter Matzdorf. Dieses<br />

war 1963 und 1964 hinter Kilius / Bäumler<br />

deutsche Vizemeister sowie 1965 und 1966<br />

Deutsche Paarlaufmeister. Von 1963 bis 1966<br />

nahmen sie an EM und WM teil und erreichten<br />

jeweils Top-Ten-Platzierungen. 1964 und 1965<br />

wurden sie EM-Vierte, 1964 bis 1966 WM-<br />

Fünfte. Bei den Damen kam seine Schülerin<br />

Angelika Wagner 1963 und 1964 auf den dritten<br />

und 1965 auf den zweiten Platz bei Deutschen<br />

Meisterschaften. 1966 erlief sie in Füssen<br />

den Deutschen Meistertitel. International<br />

wurde sie 1965 und 1966 bei den EM jeweils<br />

10. und bei den WM 1965 16.<br />

1964 wechselte Walter Hofer dank der Initiative<br />

des Präsidenten des EV Füssen, späteren Präsidenten<br />

des Deutschen Eishockey-Bundes sowie<br />

Bürgermeisters Otto Wanner nach Füssen. Das<br />

1949 erbaute Kobelstadion war überdacht, verfügte<br />

über eine längere Eisperiode, bessere Arbeits-<br />

und Trainingsbedingungen. Hofer kaufte<br />

ein Haus in der Pappenheimstraße. In Füssen<br />

baute er abseits der Bundesleistungszentren,<br />

jenseits der Sportförderung, vorrangig auf privater<br />

Basis und trotz Dominanz des Eishockeys<br />

ein erfolgreiches Trainingszentrum auf. Dies si-<br />

Star bei „Holiday on Ice“<br />

Nach Ende des Vertrags im Casa Carioca führte<br />

Walter Hofer 1951/52 Regie im neuen Programm<br />

der Garmisch-Partenkirchener Eisschau<br />

„Eisparade“. Diese tourte nun mit eigener<br />

Eistechnik und einem Zirkuszelt durch Europa.<br />

Das Programm enthielt 30 Bilder. Höhepunkt<br />

bildete der Tanz „Das ewige Spiel“ von<br />

Margot Elfert und Walter Hofer. Dieser stellte<br />

einen ersten Versuch der Darstellung eines<br />

Charaktertanzes auf dem Eis dar. Das Unternehmen<br />

war jedoch dem Konkurrenzdruck der<br />

großen international agierenden Eisrevuen<br />

nicht gewachsen und wurde aufgekauft. Margot<br />

Elfert und Walter Hofer erhielten 1952 einen<br />

Vertrag als Solisten bei der asiatischen<br />

Compagnie von Holiday on Ice.<br />

Später wurde Walter Hofer deren Choreograf<br />

und war mitverantwortlich für die großen Erfolge<br />

der Revue in Fernost. Angesichts der klimatischen<br />

Bedingungen galt eine große Eisrevue<br />

dort als Sensation. Sie bildete auch kulturell<br />

die Eltern davon Abstand nehmen, ihre Kinder<br />

zum Eiskunstlaufen zu drängen. Peter<br />

Hofer war vor seiner Pilotenausbildung im<br />

Skisport als Sportler und Trainer aktiv und<br />

lebt in Füssen.<br />

Erfolgreiche Trainerlaufbahn<br />

Nachdem es Walter Hofer verwehrt blieb,<br />

beim Aufbau der Lufthansa beruflich mitzuwirken,<br />

begann er im Oktober 1957 als Trainer<br />

im Eisstadion Nürnberg zu arbeiten. Die<br />

Familie lebte zu dieser Zeit wieder in Garmisch-Partenkirchen.<br />

1958 legte er die Prüfung<br />

zum Eiskunstlauf-Trainer ab. Als Trainer<br />

übertrug er seine in der Flugschule gewonnenen<br />

Kenntnisse der Gesetze der Physik<br />

auf das Eislaufen. Sein erstes Erfolgspaar<br />

waren Rita Blumenberg / Werner Mensching,<br />

die bis 1959 für den EC Linde Nürn-


31<br />

teil. Ihre beste Platzierung erreichten sie bei<br />

den EM 1986 mit einem beachtlichen 5. Platz.<br />

Mit den Becherers nahm er 1988 letztmalig an<br />

olympischen Winterspielen als Trainer teil. Das<br />

Paar erlief den 9. Platz. Seine internationale<br />

Trainerlaufbahn schloss Walter Hofer mit dem<br />

Schweizer Eistanzpaar Valerie Le Tensorer /<br />

Jörg Kienzle ab, die er 1992 zur Teilnahme an<br />

EM und WM führte.<br />

In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität<br />

München war Hofer seit Beginn der<br />

1980er Jahre für die Traineraus- und -fortbildung<br />

verantwortlich und konnte auf diese<br />

Weise sein Fachwissen weitergeben. Er nahm<br />

Prüfungen zum staatlich geprüften Eiskunstlauftrainer<br />

ab. Ein weiteres Betätigungsfeld<br />

bildete die Gestaltung von Großveranstaltungen<br />

auf dem Eis. Eine erste Eröffnungsfeier<br />

kreierte er für die Eishockey-WM 1975 in München.<br />

1988 folgte die Eröffnungsfeier der Curling<br />

WM in Füssen. Die Stadt Füssen übertrug<br />

ihm 1990 die Gestaltung der Einweihungsfeier<br />

der neuen Eis-Arena. In dieser wurde die Geschichte<br />

des Eislaufens nachgestellt.<br />

Eislaufgeschichte Walter Hofer<br />

Margot Elfert & Walter Hofer auf dem<br />

Cover des Programmheftes von Holiday on Ice 1956<br />

Quelle: Archiv Peter Hofer<br />

cherte ihm eine gewisse Unabhängigkeit in seiner<br />

Trainertätigkeit, sorgte aber auch für Konfliktstoff.<br />

Ein großes Ärgernis stellte für ihn die<br />

Ungleichbehandlung der Sportler dar. Mit seinem<br />

neuen Paar Marianne Streifler / Herbert<br />

Wiesinger erreichte Walter Hofer 1968 eine Teilnahme<br />

an Olympischen Winterspielen. Streifler<br />

/ Wiesinger waren bei Deutschen Meisterschaften<br />

1966 und 1969 Zweite, 1968 Dritte. Sie nahmen<br />

an zwei Welt- und drei Europameisterschaften<br />

teil. Ihre beste internationale Platzierung<br />

bildete der 6. Platz bei den EM 1969 in<br />

Garmisch-Partenkirchen.<br />

Läufer aus der ganzen Welt kamen nach Füssen,<br />

um sich von Hofer trainieren zu lassen.<br />

Dazu zählen internationale Spitzenläufer wie<br />

der siebenfache italienische Meister, zweifache<br />

Teilnehmer an Olympischen Winterspielen<br />

Giordano Abbondati in den 1960er Jahren und<br />

nachfolgend der rumänische Landesmeister<br />

von 1969 und 1972 Gheorghe Fazekas. Die österreichischen<br />

Staatsmeister von 1972 bis<br />

1976 Ursula und Michael Nemec stellten das<br />

erste von Walter Hofer betreute ausländische<br />

Sport-Paar dar. Mit dem Geschwisterpaar<br />

nahm er an EM und WM sowie 1976 erneut<br />

an Olympischen Winterspielen teil. Weniger<br />

bekannt ist die brasilianische Meisterin<br />

1984/85 Giselle Thurm.<br />

Mit zunehmenden Alter wandte sich Walter<br />

Hofer dem Eistanzen zu. Sein erstes Eistanz-<br />

Paar waren die Geschwister Susanne und<br />

Christoph Becherer, die Deutsche Jugendmeister<br />

wurden. 1973 begann die Zusammenarbeit<br />

mit den damals 10jährigen Zwillingen<br />

Antonia und Ferdinand Becherer, die<br />

er von klein auf bis in die erweiterte Weltspitze<br />

führte. Damit gehört Hofer weltweit<br />

zu den wenigen Trainern, die in allen Eiskunstlaufdisziplinen<br />

erfolgreich ausbildeten.<br />

Der Einstieg in die Meisterklasse von Antonia<br />

und Ferdinand Becherer erfolgte 1982 mit<br />

einem vierten Platz bei Deutschen Meisterschaften.<br />

1983 bis 1985 wurden sie Vizemeister,<br />

1986 bis 1988 Deutsche Eistanzmeister.<br />

Sie nahmen an fünf EM und WM<br />

Pionier des Eiskunstlaufens als<br />

Breitensport<br />

Neben seinen Verdiensten im Leistungssport<br />

gilt Walter Hofer auch als Pionier des Eiskunstlaufens<br />

als Breiten-, Schul- und Freizeitsport in<br />

Deutschland. Ein wichtiger Grund dafür war<br />

der Kostendruck zur Auslastung der Eishalle.<br />

In diesem wirtschaftlichen Bereich konnte<br />

Walter Hofer ebenso Kreativität und Unternehmertum<br />

nachweisen. Mit den „Füssener Eistanzkursen“<br />

für Hobbyläufer betrat er 1969<br />

Neuland. 1976 erschien sein für Jugendliche<br />

herausgegebenes Heft „Komm auf`s Eis. Gesund<br />

in jedem Alter“, welches im Rahmen der<br />

Aktion „Ernährung und Bewegung“ der Bundesregierung<br />

in Kooperation der Deutschen<br />

Eislauf-Union mit der Maggi GmbH herausgegeben<br />

wurde. 1982 publizierte er eine<br />

Übungsanleitung für Schulsport und Vereinstraining<br />

„Kunstläufer, Figurenläufer, Freiläufer,<br />

Schnellläufer, Eishockeyspieler“.<br />

1994 zwang ihn ein Magentumor, seine erfolgreiche<br />

Trainertätigkeit im Alter von 72 Jahren<br />

aufzugeben. Da er in seinem Leben von klein<br />

auf gelernt hat, schwierige Situationen zu<br />

meistern, gelang es ihm, sich auch auf ein Leben<br />

ohne Magen einzustellen. Er verbrachte<br />

nunmehr viel Zeit in seinem Blockhaus im Wasenmoos.<br />

Kurz nach seinem 80. Geburtstag<br />

verstarb Walter Hofer am 14. <strong>Februar</strong> 20<strong>02</strong>. Er<br />

war ein ruhiger und besonnener Trainer, der<br />

den Eiskunstlauf mit seiner Fachkompetenz<br />

und Kreativität prägte und auf verschiedenen<br />

Ebenen erfolgreich war. Seine Sportler bringen<br />

ihm sowohl fachlich als auch menschlich bis<br />

heute Wertschätzung entgegen, denn er hat<br />

trotz des Leistungsdrucks den Menschen über<br />

den sportlichen Erfolg gestellt. Er wurde auf<br />

dem Friedhof in Hopfen am See beigesetzt.<br />

Seine Frau Margot verstarb am 23.11.2010. Ich<br />

danke seinem Sohn Peter Hofer für seine<br />

Unterstützung.<br />

Dr. Matthias Hampe


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