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Thermenland_02-2024

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GENIESSEN EDITORIAL<br />

& ERLEBEN<br />

Der Nahverkehr<br />

hat im Landkreis Rottal-Inn einen deutlichen<br />

Dämpfer bekommen. Der Ruus, den es seit<br />

knapp sechs Jahren im Landkreis gibt, muss aufgrund<br />

fehlender Nachfrage eingestellt werden.<br />

Mit knapp 2600 Hauptorten, Kirchdörfern, Pfarrdörfern,<br />

Dörfern, Weilern und Einöden gehört<br />

der Landkreis Rottal-Inn zu den streusiedlungsreichsten<br />

Landkreisen in ganz Deutschland.<br />

Allein die kleine Landgemeinde Postmünster am<br />

Rottauen-Stausee hat 154 Gemeindeteile. Hier ist<br />

der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) seit<br />

jeher eine Sisyphusaufgabe für die kommunalen<br />

Verkehrsplaner.<br />

Angesichts der Klimakrise ist aber auch in ländlichen<br />

Bereichen wie hier an Rott, Inn und Pram<br />

eine Verkehrswende notwendig. Die Situation im<br />

Landkreis Rottal-Inn ist daher beispielhaft für<br />

das ganze <strong>Thermenland</strong>.<br />

„Der ÖPNV wird in den nächsten Jahren eine<br />

noch größere Bedeutung bekommen, auch im<br />

ländlichen Raum“, hatte Landrat Michael Fahmüller<br />

in seinem Resümee zum Projektende des<br />

Autonomen Busses HEAL letztes Jahr in Bad<br />

Birnbach betont. „Unser autonomer Bus ist umweltfreundlich,<br />

er ist zweckmäßig und er kann<br />

Vorbild sein für weitere Projekte dieser Art.“<br />

Daher scheinen in solch einem Umfeld, das mit<br />

seinen vielen Hügeln und schmalen Straßen<br />

auch nicht gerade für jeden zum Alltagsradeln<br />

geeignet ist, Verkehrsprojekte wie der autonome<br />

Bus von Bad Birnbach (HEAL) genau richtig<br />

angesiedelt zu sein.<br />

Im <strong>Thermenland</strong>-Interview betonte Fahmüller<br />

im Sommer noch: „Der ÖPNV auf Abruf kann<br />

gerade im ländlichen Raum eine Alternative<br />

zum Individualverkehr mit Pkws bieten. Letzterer<br />

wird für den ländlichen Raum immer auch<br />

eine wichtige Rolle spielen, aber als Ergänzung<br />

ist die ÖPNV-Beförderung auf Abruf ganz sicher<br />

die Zukunft.“ Nun ist das bereits eingeführte Rufbus-Projekt<br />

am Ende.<br />

Um den öffentlichen Personennahverkehr im<br />

Landkreis Rottal-Inn und den angrenzenden<br />

Gemeinden auszubauen, wurde 2018 der Ruus<br />

ins Leben gerufen. Auf Abruf und damit je nach<br />

Bedarf der Bürgerinnen, Bürger und der Gäste<br />

sollte der Ruus Fahrgäste von A nach B bringen.<br />

Leider musste die Verkehrsbehörde des<br />

Landkreises Rottal-Inn nach einiger Zeit der<br />

Beobachtung nun feststellen, dass die Nachfrage<br />

aus der Bevölkerung nach diesem individuellen<br />

ÖPNV-Angebot letztlich doch zu gering ist und<br />

die Fahrgastzahlen seit der Einführung nicht<br />

den notwendigen Anstieg verzeichneten. Denn<br />

der Freistaat Bayern förderte die Einführung des<br />

Ruusses mit einer Anschubfinanzierung, die<br />

Jahr für Jahr planmäßig verringert wurde.<br />

Da die Fahrgastzahlen aber nicht stiegen, wurde<br />

die Belastung für den Landkreis Rottal-Inn folglich<br />

immer höher. Eine einzelne Fahrt kostete<br />

den Freistaat Bayern, den Landkreis Rottal-Inn<br />

und den Markt Bad Birnbach am Ende rund 130<br />

Euro. „So gerne man dieses Angebot im ÖPNV<br />

aufrechterhalten wolle, müsse man nun die<br />

Konsequenzen ziehen und den Ruus einstellen“,<br />

so Landrat Michael Fahmüller. „Der Weiterbetrieb<br />

des Ruusses ist finanziell nicht mehr<br />

tragbar, es gibt faktisch keine Nachfrage. Mir ist<br />

Martin Semmler M.A., Chefredakteur<br />

es aber wichtig, klarzustellen, dass wir auch<br />

künftig nach leistbaren Möglichkeiten suchen,<br />

den ÖPNV im Landkreis Rottal-Inn attraktiver zu<br />

gestalten“, bekräftigt Landrat Michael Fahmüller.<br />

Das Scheitern des Ruusses im Landkreis Rottal-Inn<br />

ist eine Warnung für das ganze <strong>Thermenland</strong>:<br />

Die Politik kann nur dann den ÖPNV<br />

verbessern, wenn die Angebote, die sie scha,<br />

auch angenommen werden. Aber auch die Politik<br />

sollte im Falle des Scheiterns solch attraktiver<br />

Angebote wie dem Ruus genau hinterfragen,<br />

warum er nicht angenommen wurde.<br />

Bringt die Kommunalpolitik gerade so zukunftsweisende<br />

Angebote nicht mit der Nachfrage der<br />

Bevölkerung überein, bleibt nur der Schluss:<br />

Die Verkehrswende am Land<br />

ist gescheitert.<br />

DO SCHAU HER ...<br />

Der älteste noch im Betrieb befindliche Kühlschrank<br />

des Rottals hat sich bei Hermann und<br />

Heidi Gaßner (3. und 4. v. r.) aus Pfarrkirchen<br />

gefunden. Es ist ein 65 Jahre altes Modell der<br />

Marke Opel aus dem Jahr 1958: „Frigidaire –<br />

Produkt der Adam Opel A. G. Rüsselsheim“<br />

steht auf dem Herstellerschild des Geräts.<br />

„1959 wurde die Produktion dieser Haushaltskühlgeräte<br />

in Deutschland eingestellt. Daher<br />

ist der Kühlschrank wirklich etwas ganz Besonderes“,<br />

weiß Martin Hofbauer, Leiter der<br />

Kreisentwicklung Rottal-Inn, der die Aktion organisiert<br />

und betreut hat. „11 der eingereichten<br />

Kühlgeräte waren über 50 Jahre alt.<br />

Damit hätten wir nicht gerechnet.“<br />

„Dieser Kühlschrank stand in unserer Garage<br />

und lief bis zuletzt einwandfrei. Gerade bei<br />

Feierlichkeiten waren wir froh um seine<br />

Dienste“, schmunzelt Gewinner Hermann<br />

Gaßner, der sich über einen Zuschuss für ein<br />

energieeffizientes Neugerät in Höhe von 300<br />

Euro freuen darf. Mit auf dem Bild von links:<br />

Lorenz Schmidmaier, Geschäftsführer AWV<br />

Isar-Inn, Landrat Michael Fahmüller, Martin<br />

Hofbauer, Leiter Kreisentwicklung, und Georg<br />

Stinglhammer vom AWV. Foto: LRA Rottal-Inn<br />

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