Wofür schlägt Dein Herz? Für Veränderungen. Aber auch für die Akzeptanz dessen, was gerade ist. Klingt langweilig und beliebig, ich weiß. Nenne mich auch gerne naiv, aber ich vertrete die Auffassung, dass jeder Mensch es wert ist, gesund, konstruktiv und selbstbestimmt mit seinem <strong>Lebe</strong>n und seinen Stress-Themen umzugehen. Es erfüllt mich persönlich sehr, Menschen erkennen zu lassen, wie genau das auf mehreren Ebenen möglich wird. Oder um eine Kurzfassung einzubringen: Ich lasse Menschen erkennen, wie sie ihre ganz persönlichen Lösungen für ihre Stressoren zukünftig selbst kreieren. Denn so bleibt der Begriff Selbstbestimmung nicht nur eine leere Worthülse, sondern wird immer wieder aufs Neue mit <strong>Lebe</strong>n gefüllt. Und das ist doch das, was wir immer wieder - mal bewusst, sehr häufig auch unbewusst - anstreben. Und genau dafür steht auch Stressflix: Der Mensch mit allem, was ihn ausmacht, steht im Mittelpunkt. Immer. Erinnerungen aus der Kindheit, die Dich dahin führen, wo Du bist. Das sind viele Bausteine. Rückblickend kann ich allerdings sagen, dass ich mir bereits als Kind eine Rüstung angelegt habe, die zum einen dafür gesorgt hat, dass ich häufig anecke. Auf der anderen Seite hat sie jedoch auch dafür gesorgt, dass Ängste und Unsicherheiten nicht ihren Weg nach draußen fanden. Man könnte auch sagen: Anpassung „at it‘s best“. Und das hatte Folgen: Ich war ein „lautes“ Kind und konnte im Laufe der Jahre immer weniger mit Autorität anfangen, besonders dann nicht, wenn sich für mich kein langfristiger Nutzen beziehungsweise ein Sinn ableiten ließ. Das hat dann unter anderem dazu geführt, dass ich im Unterricht heimlich Bücher gelesen habe, während andere mit Rechnen beschäftigt waren. Das kam verständlicherweise nicht gut an. Infolgedessen waren Wörter wie „desinteressiert“, „unaufmerksam“ und zum Teil auch „frech“ sowie „aufmüpfig“ immer wieder in meinen Zeugnissen zu finden. Witzigerweise war ich später trotzdem insgesamt 12 Jahre bei der Bundeswehr, inklusive Schutzpanzer. Sport war übrigens für mich ein weiterer wichtiger Faktor. Hier habe ich auf Teufel komm raus nach Anerkennung gerungen, sei es beim Fußball, Tischtennis, Badminton, Schwimmen, Langlauf oder auch Turnen. Was heißt für Dich: „Deinem Herzen zu folgen“? Ich selbst sein. Ohne Rüstung und ohne eingenommene Rolle. Selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können, auch wenn sie mich anfänglich auf unbekanntes und unangenehmes Terrain befördern. Es bedeutet für mich, positiv-unangepasst auf die Welt blicken zu können. Diese Einstellung lebe ich auch in meiner Arbeit als Coach für Stress- und Burn-out-Prävention. Zugegebenermaßen wird das auch manchmal als blauäugig beziehungsweise naiv gedeutet, und vielleicht stimmt das auch. Aber es ist doch genau diese kindliche Naivität und Neugierde, die so vielen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden verloren geht. Und genau hier liegt auch sehr häufig ein Schlüssel zu mehr Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit im <strong>Lebe</strong>n. Wie kann ich mir Deinen Alltag vorstellen? Mein Alltag hat sich im Rahmen der Selbstständigkeit in den letzten 2 Jahren immer mal wieder verändert. Insgesamt ist er jedoch durch die folgenden zwei Sätze geprägt: „Das Schöne an der Selbstständigkeit ist, dass du zumindest zu Beginn für alles selbst verantwortlich bist.“ Das Schwierige daran? „Du bist für alles selbst verantwortlich.“ Es geht also gar nicht um das OB, sondern vielmehr um das WIE. Und danach richtet sich auch mein Alltag. Neben Coachings mit Klienten und dem Ausbau des Unterstützungsnetzwerks 1HOUR4YOU stehen, wie bei allen anderen Selbstständigen auch, Akquise und Marketing auf dem Plan. Darüber hinaus bin ich trotz einer gewissen Introvertiertheit begeisterter Netzwerker. Die größte Herausforderung in dieser Selbstständigkeitsblase liegt meiner Meinung nach jedoch darin, eine individuelle sowie gesunde Balance zwischen der eigenen Arbeit, dem eigenen Anspruch und dem eigenen sozialen Netz zu finden. Die Selbstständigkeit, so schön sie auch ist, verliert ihren Wert, wenn wir die anderen Bereiche wie Partnerschaft, Familie und Freunde zu lange vernachlässigen. Viel zu häufig erlebe ich es, dass Soloselbstständige es sich nicht erlauben, sich eben für diese Dinge entsprechend Zeit zu nehmen. Sie rauben nämlich keine Kraft, sie geben Kraft. 52
58 Manchmal auch nachdenklich … Andi