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PG-0124

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HANDEL<br />

von vier Kindern in Chicago auf und zog dann<br />

alle paar Jahre um – Kalifornien, Arizona etc.<br />

Ihren Ehemann Wolfgang Rotter lernte sie<br />

in der Manufaktur seiner Eltern kennen, als sie<br />

als junge Frau wieder einmal bei ihren Großeltern<br />

in Lübeck zu Besuch war. Oma und<br />

Opa liebten Rotter Glas und wollten ihr eine<br />

Freude machen. Birgit verliebte sich nicht nur<br />

in die Manufakturerzeugnisse, sondern auch<br />

in den Junior-Chef. Allerdings nicht auf der<br />

ersten Blick. Er ging in die USA, um ihr einen<br />

Antrag zu machen. Zwei Anläufe waren notwendig,<br />

um sie zu überzeugen.<br />

Sesshaft wurde sie erst 1988 in der Marzipan-Stadt,<br />

als sie ihrem deutschen Darling<br />

den Gefallen tat, mit ihm wieder nach<br />

Deutschland zu gehen, weil er nach dem Tod<br />

seiner Eltern den Familienbetrieb fortführen<br />

wollte.<br />

Artemani: Die Manufaktur-Galerie<br />

Das Kleinod<br />

in Lübeck<br />

Nicht nur die Buddenbrooks sind in Lübeck für<br />

Erzählungen gut, auch die Lebensgeschichte<br />

von Birgit Rotter könnte ohne Weiteres als<br />

Material für einen Roman herhalten. Die vielen<br />

Erzählstränge laufen in ihrer „Galerie der<br />

kleinen Manufakturen“ namens Artemani zusammen,<br />

wie „P&G“ bei einem Besuch in der<br />

Fleischhauerstraße 34 herausfand.<br />

Der „Bänder“-Becher ist Birgit Rotters Lieblingsstück aus der umfangreichen<br />

Kollektion von Rotter Glas. Im Januar und Februar findet der Abverkauf<br />

der renommierten Lübecker Glasmarke bei Artemani statt.<br />

‘m American“, startet<br />

I<br />

Birgit Rotter. Dabei<br />

müsste sie, die perfekt Deutsch spricht, gar<br />

nicht darauf hinweisen. Auch nach vielen<br />

Jahren in Deutschland hat sie noch immer<br />

einen unüberhörbaren Akzent und switcht<br />

zwischen den Sprachen, was ihr exzellent<br />

steht. Ihre Mutter war in den 1950er Jahren<br />

aus Lübeck in die USA ausgewandert – eigentlich<br />

sollte es nur für ein Jahr sein, aber schon<br />

am dritten Tag ihres Aufenthalts verliebte sie<br />

sich in den Mann, der später einmal Birgits<br />

Vater werden sollte. So wuchs sie als ältestes<br />

Das Lübecker Glas-Unikat<br />

Birgit Rotter heiratete in eine Glas-Dynastie<br />

ein, die bis ins Jahr 1870 zurückreicht. Franz<br />

Rotter hatte in Schlesien eine beachtliche<br />

Glasschleiferei aufgebaut. Erst der Zweite<br />

Weltkrieg setzte der im Volksmund genannten<br />

„Rotter Schleife“ ein Ende.<br />

Auf der Flucht vor der russischen Armee<br />

verschlug es Carl Rotter, den Sohn des Firmengründers,<br />

nach Lübeck. Von dort aus wollte er<br />

eigentlich nach Bayern, wo das Glashandwerk<br />

wie in Schlesien Tradition hatte. Nachdem drei<br />

18 P&G 1 | Januar 2024

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