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Comedian Harmonists • Programmheft

Mit Gassenhauern, Charme und Humor an die Spitze. Der Schauspielschüler Harry Frommermann ist ein leidenschaftlicher Fan der amerikanischen A-cappella-Gruppe „The Revelers“ und möchte ihnen nacheifern. 1927 stellt er eine Zeitungsannonce in den Berliner Lokalanzeiger, um ein eigenes Ensemble auf die Beine zu stellen, wie man es in Deutschland bisher noch nicht erlebt hat. Über 70 Kandidaten singen bei ihm in der Wohnung vor, doch er nimmt nur die besten für das Sextett. Aus Robert Biberti, Ari Leschnikoff, Roman Cycowski, Erich Collin und Harry Frommermann werden die Comedian Harmonists. Als noch der Pianist Erwin Bootz dazustößt, gibt es für die Musiker kein Halten mehr. Mit ihren komödiantischen Schlagern feiern sie einen Erfolg nach dem anderen. Den Höhepunkt ihrer einmaligen Karriere bildet der Auftritt in der Berliner Philharmonie. Dort müssen sie dann aber feststellen, dass sie mit Talent und Ehrgeiz allein nicht alle Hindernisse überwinden können … Durch zeitlose Klassiker wie „Veronika, der Lenz ist da“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ gelten die Comedian Harmonists bis heute als eine der beliebtesten deutschen Gesangsformationen. Mit ihrem musikalischen Schauspiel haben Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink eine liebevolle und unterhaltsame Hommage geschaffen. Die Geschichte des Berliner Vokalensembles erzählt dabei auch viel über eine dunkle Epoche der deutschen Geschichte. Musikalische Leitung: Benjamin Rietz / Jörg Kandl Regie: Dirk Girschik Choreografie: Julian Bender Bühne: Céline Demars Kostüme: Ivan Ivanov Musikalische Einstudierung: Saessak Shin Dramaturgie: Almut Fischer Ari Leschnikoff: Andreas Schneider Harry Frommermann: Leon Haller Roman Cycowski: Daniel Borgwardt Erich Collin: Erik Brünner Robert Biberti: Dennis Wilkesmann Erwin Bootz: Jörg Kandl / Benjamin Rietz Hans: Roland Kurzweg

Mit Gassenhauern, Charme und Humor an die Spitze. Der Schauspielschüler Harry Frommermann ist ein leidenschaftlicher Fan der amerikanischen A-cappella-Gruppe „The Revelers“ und möchte ihnen nacheifern. 1927 stellt er eine Zeitungsannonce in den Berliner Lokalanzeiger, um ein eigenes Ensemble auf die Beine zu stellen, wie man es in Deutschland bisher noch nicht erlebt hat. Über 70 Kandidaten singen bei ihm in der Wohnung vor, doch er nimmt nur die besten für das Sextett. Aus Robert Biberti, Ari Leschnikoff, Roman Cycowski, Erich Collin und Harry Frommermann werden die Comedian Harmonists. Als noch der Pianist Erwin Bootz dazustößt, gibt es für die Musiker kein Halten mehr. Mit ihren komödiantischen Schlagern feiern sie einen Erfolg nach dem anderen. Den Höhepunkt ihrer einmaligen Karriere bildet der Auftritt in der Berliner Philharmonie. Dort müssen sie dann aber feststellen, dass sie mit Talent und Ehrgeiz allein nicht alle Hindernisse überwinden können … Durch zeitlose Klassiker wie „Veronika, der Lenz ist da“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ gelten die Comedian Harmonists bis heute als eine der beliebtesten deutschen Gesangsformationen. Mit ihrem musikalischen Schauspiel haben Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink eine liebevolle und unterhaltsame Hommage geschaffen. Die Geschichte des Berliner Vokalensembles erzählt dabei auch viel über eine dunkle Epoche der deutschen Geschichte.

Musikalische Leitung: Benjamin Rietz / Jörg Kandl
Regie: Dirk Girschik
Choreografie: Julian Bender
Bühne: Céline Demars
Kostüme: Ivan Ivanov
Musikalische Einstudierung: Saessak Shin
Dramaturgie: Almut Fischer

Ari Leschnikoff: Andreas Schneider
Harry Frommermann: Leon Haller
Roman Cycowski: Daniel Borgwardt
Erich Collin: Erik Brünner
Robert Biberti: Dennis Wilkesmann
Erwin Bootz: Jörg Kandl / Benjamin Rietz
Hans: Roland Kurzweg

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Schauspiel mit Musik von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink


Die <strong>Comedian</strong><br />

<strong>Harmonists</strong><br />

Buch von Gottfried Greiffenhagen<br />

Musikalische Einrichtung von Franz Wittenbrink<br />

Ari Leschnikoff<br />

Harry Frommermann<br />

Roman Cycowski<br />

Erich Collin<br />

Robert Biberti<br />

Erwin Bootz<br />

Hans (ein Schauspieler für mehrere Rollen)<br />

Andreas Schneider<br />

Leon Haller<br />

Daniel Borgwardt<br />

Erik Brünner<br />

Dennis Wilkesmann<br />

Jörg Kandl / Benjamin Rietz<br />

Roland Kurzweg<br />

Musikalische Leitung Jörg Kandl / Benjamin Rietz Regie Dirk Girschik Bühnenbild<br />

Céline Demars Kostümbild Ivan Ivanov Choreografie Julian Bender<br />

Musikalische Einstudierung Saessak Shin Dramaturgie Almut Fischer<br />

Regieassistenz Mirko Warnatz Soufflage / Inspizienz Laura Mancusi<br />

Technische Leitung Peter Jeske Produktionsmanagement & Leiter Werkstatt<br />

Steffen Wolf Technische Einrichtung Gerald Wagner Beleuchtung Michael Zeising,<br />

Matthias Zeller Tontechnik Reiner Lehmann Leiterin der Kostümabteilung<br />

(kommissarisch) & Gewandmeisterin Cornelia Weise Maske Carolin Liebschner,<br />

Lysann Rygiel Requisite Viola Monsignori<br />

Premiere 20. Januar 2024, Hauptbühne<br />

Dauer ca. 2 h 20 min mit Pause<br />

Auffürhungsrechte Verlag Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin<br />

→ Die neue Bühne dankt<br />

Blumen Mädler für die Premierenrosen.<br />

In Medienkooperation mit


v.l.n.r. & o.n.u. erste Reihe Daniel Borgwardt, Jörg Kandl zweite Reihe Leon Haller, Erik Brünner<br />

dritte Reihe Dennis Wilkesmann, Andreas Schneider<br />

1


Ari Leschnikoff<br />

*16.07.1897 in Haskovo † 31.07.1978 in Sofia<br />

Andreas Schneider<br />

Asparuch, besser bekannt als Ari Leschnikoff,<br />

wurde als jüngstes von drei Geschwistern<br />

in einer Kleinstadt nahe Sofia geboren.<br />

Sein Leben wurde von frühester Kindheit<br />

an vom Unabhängigkeitskrieg Bulgariens<br />

gegen die Türkei geprägt. Aufgrund finanzieller<br />

Einschränkungen seiner Eltern konnte<br />

er keine reguläre Schulbildung genießen;<br />

stattdessen besuchte er die kostenfreie<br />

Militärschule und diente im Ersten Weltkrieg<br />

zunächst als einfacher Soldat, wurde<br />

jedoch später zum Leutnant befördert.<br />

Trotz mangelnder musikalischer Ausbildung<br />

entschied sich Leschnikoff nach Kriegsende<br />

für eine Karriere als Sänger. Im Jahr<br />

1922 reiste er dafür nach Deutschland und<br />

gewann einen Gesangswettbewerb, was<br />

ihm ein Stipendium für das Sternsche Konservatorium<br />

in Berlin einbrachte. Nach drei<br />

Jahren als Chorsänger am Großen Schauspielhaus<br />

in Berlin lernte er Robert Biberti<br />

und Roman Cycowksi kennen, die ihn wiederum<br />

mit Harry Frommermann bekannt<br />

machten. Seine feine, außerordentlich hohe<br />

Stimme wurde zu einem grundlegenden<br />

Element der <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong>. Bemerkenswert<br />

war auch seine Sparsamkeit, die<br />

er sich durch die Entbehrungen der frühen<br />

Jahre angeeignet hatte und die er selbst<br />

dann nicht vollständig ablegte, als die<br />

<strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> mehr verdienten, als<br />

sie ausgeben konnten. Im Jahr 1942 wurde<br />

Leschnikoff als Hauptmann in die bulgarische<br />

Armee eingezogen. 1944 zerstörte<br />

eine Bombe sein Haus und damit sämtliche<br />

Erinnerungsstücke an die erfolgreiche Zeit.<br />

In Sofia fand er zunächst Arbeit in einer<br />

Fabrik, später als Gärtner. Die Rente, die<br />

er mit 65 Jahren erhielt, fiel aufgrund der<br />

Jahre, die er als Sänger tätig war und die<br />

nicht als Dienstzeit gewertet wurden, entsprechend<br />

gering aus.<br />

In den 1960er Jahren besuchte er mehrmals<br />

die DDR und nahm an Vorträgen über die<br />

<strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> teil. In dieser Zeit,<br />

nahezu verarmt, verfasste er einen Brief<br />

an Robert Biberti - voller Erinnerungen an<br />

die gemeinsame Zeit und mit der Bitte um<br />

finanzielle Unterstützung. Er erhielt keine<br />

Antwort. Auch zu den anderen Mitgliedern<br />

der Gruppe hatte er nie wieder Kontakt.<br />

2


Harry Frommermann<br />

*12.10.1906 in Berlin † 29.10.1975 in Bremen<br />

Als Sohn eines Kantors erhielt Max Harry Frommermann schon früh Unterricht in Harmonielehre<br />

und Musiktheorie und besuchte mit seinem Vater regelmäßig Konzerte der<br />

Berliner Philharmoniker. Nach einer abgebrochenen Kaufmannslehre absolvierte er für<br />

ein halbes Jahr die staatliche Schauspielschule, bevor er bei Erwin Piscator vorsprach<br />

und als Schauspieler an die Berliner Volksbühne engagiert wurde. In dieser Zeit entdeckte<br />

er durch die Freundschaft mit Asta Nielsens Tochter Jester seine Liebe zur Musik wieder.<br />

Jester war nicht nur musikalisch sehr begabt, sondern auch eine begeisterte Anhängerin<br />

der Gesangsgruppe „The Revelers“. So entstand der Plan, eine deutsche Gruppe nach<br />

dem Vorbild des amerikanischen Vokalensembles zu gründen. Frommermann begann<br />

Partituren zu schreiben und inserierte im Berliner Lokal-Anzeiger die berühmt gewordene<br />

Suche nach Mitsängern.<br />

Als die Gruppe im Februar 1935 die schriftliche Mitteilung erhielt, dass die Aufnahme<br />

nichtarischer Mitglieder in die Reichskulturkammer abgelehnt wurde, löste sie sich auf,<br />

und Frommermann, Collin und Cycowski verließen<br />

Deutschland, um in Wien eine neue Gruppe<br />

unter dem Namen Comedy <strong>Harmonists</strong> zu gründen.<br />

Nach der Auflösung dieser Nachfolgegruppe<br />

emigrierte Frommermann in die USA. Kurz<br />

nachdem er die amerikanische Staatsbürgerschaft<br />

erhalten hatte, wurde er eingezogen und<br />

diente bis 1945 als Soldat in der US-Armee. Nach<br />

seiner Entlassung versuchte er, sich mit Gelegenheitsarbeiten<br />

über Wasser zu halten. Mehrere<br />

Versuche, eine Gesangsgruppe nach dem<br />

Vorbild der <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> aufzubauen,<br />

scheiterten.<br />

Im Oktober 1945 erhielt er eine Anstellung als<br />

Übersetzer bei den Nürnberger Prozessen und<br />

konnte so nach Deutschland zurückkehren. Von<br />

1946 bis 1947 war er als Kontrolloffizier der US-<br />

Administration am Aufbau des Rundfunksenders<br />

RIAS in Berlin beteiligt und nahm in dieser<br />

Zeit auch wieder Kontakt zu Robert Biberti auf.<br />

Seine Lebensgefährtin riet ihm schließlich, Entschädigungsansprüche<br />

geltend zu machen. So<br />

erhielt er ab 1975 eine bescheidene Rente, von<br />

der er bis zu seinem Tod lebte.<br />

Leon Haller<br />

3


Roman Cycowski<br />

*25.01.1901 in Łódz<br />

† 09.11.1998 in Palm Springs<br />

Josef Berish Roman Cycowski wurde als<br />

Sohn einer jüdisch-orthodoxen Familie der<br />

polnischen Minderheit im damals russischen<br />

Łódź geboren. Bereits im Alter von<br />

fünf Jahren begann er zu singen, mit sieben<br />

Jahren war er bereits als Sänger in der<br />

Synagoge aktiv. Sein Kantor unterrichtete<br />

ihn in Harmonielehre und Musiktheorie.<br />

Während des Ersten Weltkrieges lernte er<br />

auf Initiative eines deutschen Offiziers die<br />

deutsche Sprache. Auf eigenen Wunsch<br />

wurde er 1919 aus der polnischen Armee<br />

entlassen und verließ im Jahr 1920 die wieder<br />

polnisch gewordene Stadt Łódź, um in<br />

Deutschland zu leben. Nach einer ersten<br />

Anstellung als Sänger an der Synagoge in<br />

Beuthen folgten Engagements an verschiedenen<br />

Theatern, u.a. an der Waldoper in<br />

Zoppot, an der Oper in Danzig, am Theater<br />

in Stralsund, in Cottbus und in Rostock.<br />

Dabei trat er stets unter dem Pseudonym<br />

„Ernst Mühlstein“ auf. Um seine Karriere<br />

voranzutreiben, ging er schließlich nach<br />

Berlin. Es gelang ihm, Fuß zu fassen und ein<br />

Engagement am Großen Schauspielhaus<br />

zu bekommen. Dort lernte er Robert Biberti<br />

und Ari Leschnikoff kennen, über die er<br />

Anfang 1928 zu den <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong><br />

kam.Als das Ensemble 1935 wegen der drei<br />

jüdischen Mitglieder verboten wurde,<br />

emi grierte er mit Harry Frommermann und<br />

Erich Collin nach Wien und gründete mit<br />

Daniel Borgwardt<br />

ihnen die Nachfolgegruppe Comedy <strong>Harmonists</strong>,<br />

die er 1941 wieder auflöste.<br />

Unter dem Eindruck des Todes seines Vaters,<br />

der in Łódź auf offener Straße erschlagen<br />

worden war, nahm er 1941 eine Stelle<br />

als Kantor der orthodoxen Synagoge in Los<br />

Angeles an. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

erfuhr er, dass drei seiner Geschwister dem<br />

Holocaust zum Opfer gefallen waren. Nur<br />

eine Schwester hatte das Konzentrationslager<br />

Auschwitz überlebt.<br />

1971 zog er mit seiner Frau nach Palm<br />

Springs, wo er bis zu seinem Lebensende in<br />

der jüdischen Gemeinde aktiv war. Er war<br />

das letzte lebende Mitglied der sechs <strong>Comedian</strong><br />

<strong>Harmonists</strong>.<br />

4


Erich Abraham-<br />

Collin<br />

*26.08.1899 in Berlin<br />

† 26.04.1961 in Los Angeles<br />

Erich Collin stammte aus einer großbürgerlichen<br />

jüdischen Familie in Berlin, war aber<br />

wie seine Mutter und seine Geschwister<br />

evangelisch getauft. Das finanziell gut situierte<br />

Elternhaus ermöglichte ihm den Besuch<br />

des Gymnasiums, wo er dank seiner<br />

musischen Begabung schnell auffiel. Er<br />

erhielt Geigen- und Gesangsunterricht, beherrschte<br />

mehrere Sprachen und konnte<br />

diese Fähigkeiten später bei den zahlreichen<br />

Auslandstourneen der <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong><br />

äußerst nützlich einsetzen.<br />

Trotz seines Wunsches, Musik zu studieren,<br />

begann er nach dem Ende des Ersten Weltkrieges<br />

auf Drängen seines Vaters zunächst<br />

ein Medizinstudium, das er 1922 mit dem<br />

Physikum abschloss. Nach dem Tod seines<br />

Vaters wechselte er schließlich an die Musikhochschule<br />

und studierte dort von 1924 bis<br />

1927. In dieser Zeit lernte er Erwin Bootz kennen,<br />

der ihn zu den <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong><br />

brachte.<br />

Nachdem Collin aufgrund des Berufsverbots<br />

in Deutschland und der Auflösung der<br />

Wiener Emigrantengruppe im Jahr 1941 nach<br />

Los Angeles gegangen war, fand er vorübergehend<br />

Beschäftigung in der Weinhandlung<br />

eines Verwandten von Roman Cycowski.<br />

Durch die Vermittlung von Albert Einstein,<br />

der in Berlin mit der Familie Collin befreundet<br />

gewesen war, erhielt er eine befristete<br />

Stelle als Dozent für alte deutsche Musik an<br />

einer New Yorker Universität. Nach dieser<br />

Zeit wechselten sich verschiedene Tätigkeiten,<br />

darunter Verkauf und Vertretung,<br />

mit Phasen der Arbeitslosigkeit ab. Trotz<br />

des Scheiterns seines Versuchs, die <strong>Comedian</strong><br />

<strong>Harmonists</strong> wieder zu vereinen, fand er<br />

immer wieder Möglichkeiten, sich und seine<br />

Familie finanziell über Wasser zu halten. Erneut<br />

war es Roman Cycowski, der ihn dazu<br />

drängte, in Deutschland eine Entschädigung<br />

für seine Verluste nach 1935 zu beantragen.<br />

Obwohl er eine bescheidene Erstattung erhielt,<br />

war diese bald aufgebraucht. Im Alter<br />

von 62 Jahren starb Erich Collin im Jahr 1961<br />

während einer Blinddarmoperation.<br />

Erik Brünner<br />

5


v.l.n.r. Daniel Borgwardt, Andreas Schneider, Dennis Wilkesmann, Erik Brünner, Leon Haller, Jörg Kandl


Robert Biberti<br />

* 5.06.1902 in Berlin † 02.11.1985 in Berlin<br />

Robert „Bob“ Biberti wurde als Sohn einer Klavierlehrerein und eines Kammersängers geboren.<br />

In der Schule war er wohl keiner der Fleißigsten, vor allem im Singen schwankten<br />

seine Leistungen zwischen „gut“ und „mangelhaft“. Im September 1921 bestand er<br />

dennoch eine Gesangsprüfung am Theater am Nollendorfplatz mit der Note „gut“ und<br />

erhielt dort unter Hermann Haller sein erstes Engagement. Nebenher verdiente er sich<br />

zusammen mit einigen Kollegen ein Zubrot als Bänkelsänger auf Berliner Hinterhöfen.<br />

1927 kam er ans Große Schauspielhaus und lernte dort Roman Cycowski und Ari Leschnikoff<br />

kennen.<br />

Als sich die <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> 1935 auflösten, beschloss Biberti, in Deutschland<br />

zu bleiben und seine musikalische Karriere in einem neuen Kontext fortzusetzen. Er<br />

wurde Gründer des Nachfolgeensembles Meistersextett und suchte bereits im März per<br />

Zeitungsannonce nach neuen Sänger. Am 24. November 1941 erfolgte durch die Reichsmusikkammer<br />

dann auch ein endgültiges Auftrittsverbot für das Meistersextett. Biberti<br />

gab später dessen Inhalt so wieder: „Die Darbietungen Ihres Ensembles sind nicht geeignet,<br />

den Wehrgedanken im deutschen<br />

Volk zu stützen!“<br />

Nach dem Krieg führte er ein gewaltiges<br />

<strong>Comedian</strong>-<strong>Harmonists</strong>-Archiv, besaß fast<br />

alle Schallplatten der Gruppe, führte in<br />

dieser Sache eine umfangreiche Korrespondenz<br />

und gab Interviews. 1979 nahm<br />

er den Deutschen Schallplattenpreis<br />

entgegen, der der Gruppe anlässlich der<br />

Wiederveröffentlichung ihrer Lieder auf<br />

inzwischen fünf Doppelalben verliehen<br />

wurde. Sein Leben lang identifizierte<br />

er sich mit der Gruppe, sein Name war<br />

bis zu seinem Tod im Telefonbuch mit<br />

dem Zusatz „<strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong>“<br />

versehen. Seine zähe Natur und sein<br />

Durchsetzungsvermögen, das ihm und<br />

der Gruppe immer hilfreich gewesen war,<br />

ermöglichten ihm, nach dem Krieg auch<br />

ohne regulären Beruf zu leben. Er setzte<br />

es durch, eine Rente in Anerkennung<br />

seiner künstlerischen Verdienste und als<br />

vom Nationalsozialismus Geschädigter<br />

zu erhalten. Weitere Einkünfte brachten<br />

ihm die Tantiemen, der in den 70er Jahren<br />

wieder aufgelegten Schallplatten, von<br />

denen er die meisten Anteile kassierte.<br />

Er starb 1985 im Alter von 83 Jahren an<br />

Nierenversagen.<br />

Dennis Wilkesmann<br />

8


Erwin Bootz<br />

*30.06.1907 in Stettin † 27.11.1982 in Hamburg<br />

Als Sohn eines Musikalienhändlers hatte<br />

Erwin Bootz schon früh Zugang zu unterschiedlichster<br />

Musik und begann bereits<br />

als Kind, die Schallplatten seines Vaters auf<br />

dem Klavier nachzuspielen. Mit zwölf Jahren<br />

konnte er alles, was er ein- oder zweimal gehört<br />

hatte behalten und wiederholen. Nachdem<br />

er als 13 jähriger das gesamte Loewe-<br />

Konservatorium mit seiner Darbietung von<br />

„Die Aufforderung zum Tanz“ von Carl Maria<br />

von Weber beeindruckt hatte, stand für<br />

Bootz fest, dass er Pianist werden wollte. Mit<br />

der finanziellen Unterstützung seiner wohlhabenden<br />

Eltern konnte er ein Musikstudium<br />

beginnen. Sein Ziel war es eigentlich, Konzertpianist<br />

zu werden. Noch während des<br />

Studiums an der Musikhochschule in Berlin<br />

lernte er bei Kirow, einem bulgarischen Restaurant,<br />

Ari Leschnikoff kennen. Er war es,<br />

der Bootz schließlich mit den anderen Mitgliedern<br />

der <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> bekannt<br />

machte. Die Zeit mit dem Ensemble war für<br />

ihn nur eine Episode. Nachdem Bootz 1938<br />

aus dem Meistersextett ausschied, arbeitete<br />

er zunächst beim Kabarett der Komiker als<br />

Komponist, Orchesterleiter und Autor, bevor<br />

er freischaffend durch Deutschland tourte.<br />

1942 wurde er als Soldat eingezogen. Sein<br />

Wohnhaus wurde im Krieg zwar beschädigt,<br />

aber nicht zerstört, sodass er nach<br />

dem Krieg dorthin zurückkehren konnte.<br />

Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen,<br />

tingelte er anschließend mit einem kleinen<br />

Klavierkabarettprogramm durch Kinos und<br />

Vergnügungslokale, bevor er als Synchronsprecher<br />

tätig wurde und unter anderem für<br />

Metro-Goldwyn-Mayer Dialogregie führte.<br />

1959 wanderte er nach Kanada aus, wo er<br />

als Versicherungsvertreter arbeitete und<br />

sich im dortigen Musikgeschäft versuchte.<br />

1971 kehrte er nach Deutschland zurück und<br />

wurde unter anderem musikalischer Leiter<br />

bei Peter Zadek am Schauspielhaus Bochum.<br />

Er starb im Alter von 75 Jahren an den Folgen<br />

eines Herzinfarkts.<br />

v.l.n.r. Jörg Kandl, Benjamin Rietz<br />

9


Roland Kurzweg<br />

10<br />

Roland Kurzweg


Erik Charell<br />

* 8.04.1894 als Erich Löwenberg in Breslau † 15.07.1974 in München<br />

Erik Charell war der Gründer des Charell-Balletts, mit dem er während und nach dem<br />

Ersten Weltkrieg erfolgreich durch Europa tourte. Ihm gelang es auch, die weltberühmten<br />

Tiller-Girls aus London zu verpflichten. Nach einer Reihe von Revuen brachte Charell modernisierte<br />

Opernklassiker wie „Die lustige Witwe“ als zeitgenössisches Jazz-Spektakel<br />

auf die Bühne.<br />

Auch die Sängerin Marlene Dietrich trat erstmals unter Charells Regie auf, lange bevor<br />

sie berühmt wurde. Die <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> wurden von ihm für die Revue „Casanova“<br />

entdeckt und durch ihren Auftritt in dieser Produktion – bei der Premiere war die internationale<br />

Presse anwesend – über Nacht weltberühmt.<br />

Hermann Haller<br />

* 24.12.1871 als Hermann Freund in Berlin † 05.05.1943 in London<br />

Hermann Haller war von 1923 bis 1932 Intendant des Theaters im Admiralspalast<br />

in Berlin. In den 1920er Jahren wurde er als Schöpfer der Haller-Revuen<br />

berühmt. 1936 emigrierte er nach London.<br />

Bruno Levy<br />

* unbekannt † unbekannt<br />

Bruno Levy, ein angesehener Berliner Musikagent, vermittelte im Juni 1928<br />

den angehenden <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> ein Vorsprechen beim renommierten<br />

Varietékönig Erik Charell. Dieser unterbreitete den talentierten jungen<br />

Männern ein Angebot, das jedoch entgegen aller Erwartungen von Levy<br />

abgelehnt wurde. Stattdessen begab sich Levy mit ihnen zu Charells<br />

größtem Konkurrenten, dem Opernregisseur Hermann Haller, der seit 1923<br />

Direktor des Admiralspalastes war. Nachdem Charell daraufhin sein Angebot<br />

verdoppelte, fiel die Entscheidung der <strong>Comedian</strong> <strong>Harmonists</strong> zugunsten<br />

seiner großzügigen Abendgage. Charell war es auch, der Namen „<strong>Comedian</strong><br />

<strong>Harmonists</strong>“ vorschlug.<br />

Jules Marx<br />

* 02.06.1882 in Frankfurt am Main † 08.05.1944 im KZ Sachsenhausen<br />

Im Jahr 1920 gründete Jules Marx gemeinsam mit acht jüdischen Kaufleuten<br />

sein erstes Unterhaltungsetablissement, die Revuebühne Scala in Berlin.<br />

In der Folgezeit erwarb er weitere Theater und Varietés in Berlin, Hamburg<br />

und Leipzig. Infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der<br />

allgemeinen Arisierungsbestrebungen beendete der Hauptkreditgeber,<br />

die Dresdner Bank, die Zusammenarbeit mit der Scala. Marx sah sich<br />

gezwungen, Deutschland zu verlassen und floh nach Paris. Nach der Besetzung<br />

Frankreichs durch die Wehrmacht wurde Marx 1943 der Gestapo<br />

ausgeliefert, die ihn im Februar desselben Jahres in das Konzentrationslager<br />

Sachsenhausen überstellte.<br />

Direktoren & Agenten<br />

11


12<br />

Erst den Gaumen<br />

und dann die Ohren<br />

verwöhnen lassen!


→ Liebe Gäste,<br />

wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass Ton- und /oder Bildaufnahmen<br />

unserer Aufführungen aus urheberrechtlichen Gründen untersagt sind. Bitte schalten<br />

Sie Ihre Mobiltelefone stumm. Vielen Dank.<br />

Impressum<br />

neue Bühne Senftenberg, Theaterpassage 1, 01968 Senftenberg<br />

Intendant Daniel Ris Gestaltung www.pingundpong.de Redaktion Almut Fischer Fotos Steffen Rasche<br />

Textnachweis alle Texte sind Originalbeiträge für dieses <strong>Programmheft</strong><br />

Gefördert mit Mitteln des Ministeriums<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />

des Landes Brandenburg.<br />

13


„Irgendwo auf<br />

der Welt<br />

gibt’s<br />

ein kleines<br />

bisschen<br />

Glück ...“

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