26.01.2024 Aufrufe

Flensburg Journal Ausgabe 257 - Februar 2024

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Diskussion Meeresschutzkongress<br />

© Grüne Landtagsfraktion SH<br />

Klimastreik an der Hafenspitze<br />

Plenarsaal des Europäischen Parlaments<br />

© Clemens Schmidt<br />

© Europäisches Parlament<br />

hat jeder Abgeordnete das Recht, eine<br />

der 24 Amtssprachen zu wählen und<br />

sich diese von Dolmetschern übersetzen<br />

zu lassen. „Ich rede meistens auf<br />

Deutsch und beobachtete, dass diese<br />

Beiträge hierzulande mehr wahrgenommen<br />

werden, als wenn ich auf<br />

Englisch sprechen würde“, hat Rasmus<br />

Andresen beobachtet. „Wenn es um<br />

Minderheiten-Fragen geht, wähle ich<br />

auch mal Dänisch, da ich ja aus der dänischen<br />

Minderheit stamme.“<br />

Auch wenn in Brüssel oder Straßburg<br />

viele Sprachen verwendet<br />

werden, scheinen sie das Wahlvolk<br />

nicht immer zu erreichen. Die Europäische<br />

Union wirkt auf den Otto-Normal-Verbraucher<br />

wie ein unnahbarer<br />

Gigant, der in weiter Ferne<br />

schwebt und sehr technokratisch<br />

agiert. Auch ein politischer Protagonist<br />

spürt diese Schwerfälligkeit.<br />

„Man braucht einen langen Atem“,<br />

weiß Rasmus Andresen aus eigener<br />

Erfahrung. Ein Gesetzgebungsverfahren<br />

dauert in der Regel zwei bis<br />

drei Jahre. Die Europäische Kommission<br />

bereitet die Vorschläge vor, das<br />

Parlament wird involviert, und dann<br />

haben die 27 Mitgliedsstaaten ihr<br />

Mitspracherecht.<br />

Rasmus Andresen stellte dennoch<br />

fest, dass er „einen größeren Einfluss<br />

als ein normaler Abgeordneter<br />

in Bundestag und Landtag hat“. Er<br />

könne, losgelöst von den Zwängen<br />

einer Regierungskoalition und der<br />

begrenzten Rolle einer Opposition,<br />

Themen voranbringen, Kompromisse<br />

ausarbeiten und sie dann mehrheitsfähig<br />

machen. Außerdem, betont der<br />

EU-Parlamentarier, resultieren in<br />

Berlin letztendlich bis zu 70 Prozent<br />

der beschlossenen Gesetze aus Vorgaben<br />

der EU.<br />

Stippvisiten in der<br />

Heimatregion<br />

Der Rhythmus der Sitzungen bindet<br />

einen Abgeordneten für 42 Wochen<br />

an Brüssel oder Straßburg. „Ich<br />

hätte gerne mehr Zeit für die Region“,<br />

gibt Rasmus Andresen zu. Normalerweise<br />

bleiben nur der Freitag<br />

oder das Wochenende für Termine im<br />

Norden. Anfragen trudeln genug ein.<br />

Dann dreht sich ein Gespräch mit der<br />

Industrie- und Handelskammer um<br />

das Anlageverhalten von Banken.<br />

Oder die Universität stellt neue Forschungsprojekte<br />

und einen internationalen<br />

Studentenaustausch vor.<br />

Die Begegnungen mit den Menschen<br />

vor Ort bieten durchaus Bodenhaftung,<br />

die durch eine norddeutsche<br />

Biografie ohnehin gegeben ist. Rasmus<br />

Andresen wuchs in <strong>Flensburg</strong> als ein<br />

Kind der dänischen Minderheit auf. Er<br />

besuchte Kindergarten und Schule in<br />

Jürgensby und legte sein Abitur an der<br />

Duborg-Skolen ab. Angesichts dieser<br />

Vita fragt sich manch einer: Warum ist<br />

der 37-Jährige heute nicht im SSW?<br />

„Als Jugendlicher verglich ich meine<br />

Ziele mit denen der Parteien und sah<br />

mehr Übereinstimmungen mit den Grünen“,<br />

erklärt Rasmus Andresen. Ihm<br />

lagen eine sozial-ökologische Politik<br />

und die Achtung der Menschenrechte<br />

besonders am Herzen. Internationale<br />

Perspektiven überzeugten ihn mehr<br />

als beim SSW die „Kernkompetenz<br />

Kommunalpolitik“.<br />

Nach dem Zivildienst in einem Wohnheim<br />

der „Mürwiker Werkstätten“<br />

verließ der junge Mann den lokalen<br />

Orbit. Er studierte an der Universität<br />

in Roskilde Kommunikationswissenschaften,<br />

wohnte die dreieinhalb<br />

Jahre allerdings in Kopenhagen. „Das<br />

16 FLENSBURG JOURNAL • 02/<strong>2024</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!