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Spökenkieker Nr. 478 - 01/2024

Karneval "Helau & Alaaf" // Brillentrends 2024 // Neubau einer Reitanlage des Reit- und Fahrvereins Warendorf // Beruf & Ausbildung - Jobseiten // Neues vom Krankenhaus // u.v.m.

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47<br />

Die verdächtigen entdecken<br />

Die Sicht der Ärzte auf Schilddrüsenoperationen hat sich über die Jahre verändert<br />

Wenn ein Chirurg – also einer jener<br />

Ärzte die hauptsächlich operieren –<br />

sagt, dass deutlich zu viel operiert<br />

wurde, dann muss an dieser Aussage<br />

etwas dran sein. Dr. Lothar<br />

Biermann, Chefarzt Allgemein-, Viszeral-<br />

und Gefäßchirurgie im Warendorfer<br />

Josephs-Hospital, sagt so etwas.<br />

Und er kann das gut nachvollziehbar<br />

begründen.<br />

Es geht um die Schilddrüse. Jenes<br />

wichtige Steuerungselement im Körper,<br />

dessen Fehlfunktion<br />

gravierende, oft unbemerkte<br />

Auswirkungen auf den Organismus<br />

hat. Bekannt ist der sogenannte<br />

Kropf, den es heutzutage immer seltener<br />

gibt, weil ihm meist ein Jodmangel<br />

zugrunde lag. „Unnötig wie<br />

ein Kropf“, lautet das geflügelte<br />

Wort. Aber die Schilddrüse kann,<br />

wenn sie nicht richtig funktioniert,<br />

noch viele weitere Probleme<br />

machen. Über- oder Unterfunktion<br />

sind Stichworte, die man in der<br />

Bevölkerung kennt.<br />

Die Schilddrüse befindet sich im<br />

vorderen Halsbereich unterhalb des<br />

Kehlkopfs, wiegt nur zwischen 20<br />

„Heb’ dir bloß keinen Bruch!“ – Ein<br />

Spruch, den man – meistens eher<br />

Mann – im Alltag immer wieder mal<br />

und 60 Gramm und hat die Form<br />

eines Schmetterlings. Sie ist rund<br />

um die Uhr damit beschäftigt, zwei<br />

jodhaltige Hormone zu produzieren,<br />

die beide helfen, die täglichen<br />

Stresssituationen zu bewältigen,<br />

Körpertemperatur und Verdauung<br />

zu regulieren sowie Herzschlag, Puls<br />

und Blutdruck anzuregen oder<br />

zurückzufahren.<br />

Auch von Knoten haben viele Menschen<br />

schon etwas gehört. Kein<br />

Wunder, denn „Jeder vierte hat<br />

Knoten“, sagt Dr. Biermann. Das war<br />

früher per se ein Grund zur Beunruhigung.<br />

Die Knoten unterteilt man<br />

in sogenannte warme und kalte<br />

Knoten. „Die Kunst ist, die<br />

verdächtigen rauszusuchen“, sagt<br />

der Chirurg. Eine weitaus differenzierte<br />

Vorgehensweise als früher, als<br />

man sagte: „Kalt muss raus, könnte<br />

Krebs sein.“ – „Aber das“, so Biermann<br />

„reicht als Kriterium nicht<br />

aus!“<br />

Die geänderte Sichtweise schlägt<br />

sich auf die Zahl der Operationen<br />

nieder. „Es wird im internationalen<br />

Vergleich zu viel operiert“, ist der<br />

<strong>Spökenkieker</strong>-Serie:<br />

Unser Krankenhaus<br />

Chirurg überzeugt, der seine Liebe<br />

zur Schilddrüsenchirurgie an der<br />

Raphaels-Klinik in Münster entdeckte,<br />

wo er als rechte Hand des<br />

Chefarztes fungierte und einen<br />

Großteil der Operationen selbst<br />

durchführen durfte.<br />

Mit seiner hohen Fachkompetenz<br />

blickt Dr. Biermann kritisch auf die<br />

deutschen Zahlen, die man recht<br />

einfach erklären kann. Früher reichte<br />

die Szintigraphie, ein nuklearmedizinisches<br />

Untersuchungsverfahren,<br />

vielen Ärzten für<br />

ihre Entscheidung für oder gegen<br />

eine OP aus. Eine differenzierte Diagnostik,<br />

mit Sonographie,<br />

spezieller Szintigraphie und gegebenenfalls<br />

einer Punktion, liefert viel<br />

zielführendere Ergebnisse. „Es ist<br />

eine Gesamtschau nötig“, lautet das<br />

Fazit des Spezialisten. Immerhin ist<br />

die Zahl der OPs von rund 100.000<br />

jährlich im Jahr 2005 innerhalb von<br />

15 Jahren auf rund 60.000 zurück<br />

gegangen.<br />

Denn Operationen sind nicht ohne<br />

Risiko. Circa 1 Prozent führt zu<br />

einem Stimmbandstillstand. Eine<br />

zu hören bekommt. Ironisch, um jemanden<br />

zu mehr Einsatz anzuspornen,<br />

oder ernsthaft, als Warnung.<br />

Eine Warnung, die durchaus ernstzunehmenden<br />

Charakter hat. Denn<br />

ein derartiger Bruch, der Mediziner<br />

sagt Hernie, ist zwar meist ungefährlich,<br />

hat aber Konsequenzen. Er<br />

wird nicht von alleine heilen und<br />

muss, je nach Ausmaß, früher oder<br />

später operiert werden. Routine. Für<br />

die einen weniger, für die anderen<br />

mehr.<br />

Sehr viel Routine im Operieren von<br />

Leisten- und anderen Gewebebrüchen<br />

hat das Warendorfer<br />

Josephs-Hospital. „Wir haben 2006<br />

unser erstes Zertifikat erhalten und<br />

sind ausgewiesenes Kompetenzzentrum<br />

für Hernienchirurgie, sagt Dr.<br />

Wolfgang Gänsler, Facharzt für Allgemein-,<br />

Viszeral- und<br />

Gefäßchirurgie im Josephs-Hospital.<br />

Den Schwerpunkt seiner Arbeit<br />

bildet dabei die Hernienchirurgie,<br />

die Versorgung von Bauchwandbrüchen.<br />

Insoweit war er auch nicht<br />

verwundert, dass eine Studie der<br />

AOK die Hernienchirurgie im<br />

Josephs-Hospital mit überdurchschnittlicher<br />

Qualität bewertet hat,<br />

wie Ende des vergangenen Jahres in<br />

regionalen Tageszeitungen zu lesen<br />

war.<br />

Regelmäßige Rezertifizierungen, die<br />

nur durch ebenso regelmäßige Fortbildungen<br />

und häufige Operationen<br />

zu gewährleisten sind, geben den<br />

Patienten Sicherheit, dass sie hier<br />

schwerwiegende Komplikation die<br />

an sich schon fordert, nur dann zu<br />

operieren, wenn es nicht vermeidbar<br />

ist. Und auch so zu operieren, dass<br />

man das Risiko minimiert. Dazu ist<br />

eine hohe Expertise notwendig, um<br />

den Nerv zu schützen, der für die<br />

Stimmbänder zuständig ist. Die Lupenbrille<br />

kommt daher ebenso zum<br />

Einsatz wie ein Neuro-Monitoring,<br />

also eine ständige Überwachung<br />

der Nervenfunktion. „Und trotzdem<br />

kann es Komplikationen geben“,<br />

weiß Dr. Biermann. Er sagt das sachlich,<br />

aber eine gewisse Unzufriedenheit<br />

ist dabei erkennbar.<br />

Daher wird auch oft nur eine Seite<br />

der Schilddrüse operiert. Auf diese<br />

Leistenbrüche gehören in die Hand des Fachmanns<br />

Von Entwarnung bis zu umgehend notwendiger Operation ist alles möglich<br />

Dr. Wolfgang Gänsler, Facharzt für Allgemein-, Viszeral- und<br />

Gefäßchirurgie im Warendorfer Josephs-Hospital. (Foto: Rieder)<br />

Möchte die Spezialisierung<br />

des Josephs-Hospitals<br />

weiter vorantreiben und die<br />

Schilddrüsenchirurgie zu<br />

einem Kompetenzzentrum<br />

ausbauen, das den Patientinnen<br />

und Patienten<br />

größtmögliche Sicherheit<br />

schenkt – Dr. Lothar Biermann.<br />

(Foto: Rieder)<br />

Art und Weise minimiert man das<br />

Risiko. Wichtig seien die grundlegende<br />

Indikation und der Verlauf, erläutert<br />

der Fachmann. Und darüber<br />

unterhält er sich gerne mit seinen<br />

Patientinnen und Patienten. Denn<br />

jede Schilddrüse will individuell<br />

beurteilt und behandelt werden. Von<br />

der reinen Verlaufskontrolle mit<br />

medikamentöser Unterstützung, bis<br />

hin zu jenen Drüsen, bei denen sich<br />

die Operation wegen zu starker Vergrößerung,<br />

oder weil tatsächlich<br />

Bösartigkeit vermutet werden muss,<br />

nicht vermeiden lässt. Dann muss<br />

man zwei Nächte stationären Aufenthalt<br />

im Krankenhaus einplanen.<br />

gut aufgehoben sind. Wobei „aufgehoben“<br />

nicht ganz wörtlich zu<br />

nehmen ist. Da rund 80 Prozent der<br />

Leistenbruchoperationen minimalinvasiv,<br />

also mit der modernen<br />

Schlüsselloch-Chirurgie ohne große<br />

Schnitte durchgeführt werden, ist<br />

die Leistenbruch-OP ein guter Kandidat<br />

für ambulante Operationen.<br />

Wobei Leistenbruch-OP nicht gleich<br />

Leistenbruch-OP ist. Denn das Verschließen<br />

der Bruchstelle kann mit<br />

einer Naht oder mit einem Netz<br />

geschehen, dass im Bauch über die<br />

defekte Stelle gelegt und vernäht<br />

wird. Mit dieser Methode sind die<br />

Ergebnisse besser, so dass die einfache<br />

Naht in der Regel nur auf Patientenwunsch<br />

genutzt wird wenn sie<br />

technisch durchführbar ist.<br />

Nicht der einzige Wunsch, auf den<br />

Dr. Gänsler und das chirurgische<br />

Team Rücksicht nehmen. Lässt es<br />

der Bruch zu, gehen sie auch gerne<br />

auf zeitliche Wünsche ein. „Patientennah“,<br />

sagt Dr. Gänsler dazu und<br />

spricht von denjenigen, die vielleicht<br />

gerne noch erst ihren Urlaub genießen<br />

und die OP erst später<br />

wollen. Manche dagegen wollen die<br />

Operation sofort. Wieder andere<br />

müssen(!) sofort operiert werden.<br />

Denn bei einem solchen Bruch<br />

drückten sich Eingeweide, also der<br />

Darm durch die Bruchstelle, was als<br />

sehr deutliche Beule unter der Haut<br />

zu sehen ist. Wird dabei Darmgewebe<br />

eingeklemmt, ist dies ein<br />

Notfall mit sofortiger OP, damit das<br />

Darmgewebe aufgrund fehlender<br />

Durchblutung nicht abstirbt.<br />

400 bis 500 Hernien werden<br />

jährlich im Warendorfer Krankenhaus<br />

operiert, davon 250 bis 300<br />

Leistenbrüche. Auch viele Narbenbrüche.<br />

Bei diesen hat der Patient<br />

keine Wahl, es muss mit Netz<br />

operiert werden. Man darf damit<br />

nicht spaßen. Denn der Riss im<br />

Gewebe erweitert sich zu einem<br />

Loch. Und ein Loch zu verschließen,<br />

das weiß jeder der nähen kann, ist<br />

viel schwieriger als einen Riss zu<br />

nähen.<br />

Die Diagnose Leistenbruch könne<br />

verunsichern, sagt Dr. Gänsler. Daher<br />

sei für die Patienten wichtig,<br />

präzise nachzuschauen, wann und<br />

ob operiert werden müsse. „Mitunter“,<br />

sagt er „stammen die<br />

Beschwerden gar nicht von einem<br />

Bruch, sondern sind beispielsweise<br />

ausstrahlende Schmerzen einer<br />

Hüftgelenkserkrankung.“ Daher<br />

gehört auch die scheinbar harmlose<br />

Diagnose Leistenbruch immer in die<br />

Hand von Fachleuten, die sich damit<br />

auskennen. Dr. Gänsler bietet eine<br />

Herniensprechstunde an, die mit<br />

einer Überweisung und Termin<br />

aufgesucht werden kann und<br />

schnell Aufschluss darüber bietet,<br />

ob tatsächlich ein Bruch vorliegt und<br />

wie weiter zu verfahren ist.

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