Spökenkieker Nr. 478 - 01/2024
Karneval "Helau & Alaaf" // Brillentrends 2024 // Neubau einer Reitanlage des Reit- und Fahrvereins Warendorf // Beruf & Ausbildung - Jobseiten // Neues vom Krankenhaus // u.v.m.
Karneval "Helau & Alaaf" // Brillentrends 2024 // Neubau einer Reitanlage des Reit- und Fahrvereins Warendorf // Beruf & Ausbildung - Jobseiten // Neues vom Krankenhaus // u.v.m.
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Die dunklen Wolken lichten sich<br />
Der Schmetterlingshof in Milte bekommt etwas mehr dringend benötigte Unterstützung<br />
Esel Pepe schafft es immer wieder, den Menschen einfach ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Christin<br />
Brockmann und Pepes Pate Peter Horstmann können sich dem Zauber ebenfalls nicht entziehen. (Foto: Rieder)<br />
Dunkle Wolken hatten sich über<br />
dem Schmetterlingshof in Milte<br />
zusammengebraut und sie für eine<br />
Weile sah es so aus, als würden sie<br />
tatsächlich das Ende der einzigen<br />
tiergestützten Therapie im Kreis<br />
Warendorf (und weit darüber hinaus)<br />
bedeuten.<br />
„Wir stehen mit dem Rücken zur<br />
Wand“, sagte Christin Brockmann,<br />
die Initiatorin des gemeinnützigen<br />
Vereins, noch im Dezember. Und<br />
das wäre ein völlig unnötiges Scheitern<br />
des Projekts gewesen, das<br />
weder auf Missmanagement noch<br />
auf schlechte Leistungen zurückzuführen<br />
gewesen wäre.<br />
Im Gegenteil! Denn die Leistungen<br />
sind sogar in der Kategorie erstaunlich<br />
bis unbegreiflich einzuordnen.<br />
Die Frage: „Was haben Sie mit<br />
dem Kind gemacht?“, hat Brockmann<br />
nicht nur einmal in ihrem<br />
Leben gehört. Sie ist die erstaunte<br />
Fotos: Schmetterlingshof<br />
Reaktion auf die Wandlung der<br />
Klienten, weg von den in sich<br />
gekehrten, zurückgezogenen, von<br />
Sozialphobien und anderen Ängsten<br />
gequälten jungen Seelen, hin zu –<br />
zumindest kurzzeitig – zugewandten,<br />
geöffneten und lebensbejahenden<br />
Individuen. Dazu muss man wissen,<br />
dass viele traumatisierte Klienten<br />
der tiergestützten Therapie in ihrem<br />
Leben Missbrauch erfahren haben<br />
und/oder als suizidal, also selbstmordgefährdet,<br />
gelten. „Ein extrem<br />
schwieriges Klientel“, unterstreicht<br />
Brockmann und freut sich, dass ihre<br />
Co-Therapeuten so gute Arbeit leisten.<br />
Mit denen arbeitet sie nicht nur<br />
täglich zusammen, die leben sogar<br />
auf ihrem Hof. Pepe, Isis, Hilde und<br />
viele andere. Dass sie keine Nachnamen<br />
haben liegt daran, dass Tiere<br />
in der Regel eben keine Nachnamen<br />
haben. Ebenso wenig wie Vorurteile.<br />
Vielmehr ein Gespür. Ein Gespür,<br />
das ihnen nicht nur sagt „Den oder<br />
die da mag ich“, sondern auch<br />
„Dem oder der da kann ich helfen“.<br />
Oft sehr gut bei Pepe dem Pitou-Esel<br />
zu beobachten. Esel gelten ja<br />
gemeinhin als störrisch. Das kann er<br />
auch sein. Störrisch in seiner Art,<br />
einfach da zu bleiben, wenn seine<br />
Klienten unruhig sind. Sich ihnen,<br />
völlig uneselisch, auch wieder zu<br />
nähern, wenn sie ihn zurückgewiesen<br />
haben. Frei von Ressentiments.<br />
„Wobei wir den Klienten<br />
keine Tiere zuweisen, sondern ihnen<br />
frei stellen, sie sich zu erarbeiten“,<br />
erläutert die gelernte Krankenschwester<br />
das Konzept, das weltweit<br />
Erfolge feiert. Bestens bekannt<br />
sicherlich die delfintherapeutischen<br />
Institute in Florida/USA.<br />
In Ermangelung eines Ozeans und<br />
fröhlich zwitschernder Flipper, greift<br />
man in Deutschland meist auf<br />
Pferde zurück. Nur: Pferde sind nicht<br />
jedermanns Sache und Pferde verhalten<br />
sich auf eine eigene Art. Der<br />
Schmetterlingshof hingegen ist ein<br />
kleiner Zoo aus tierischen Therapeuten.<br />
Esel, Hunde, Katzen, Meerschweinchen,<br />
Ziegen, Schafe,<br />
Minischweine, Hühner und andere<br />
stellen sich in Dienst der<br />
hilfsbedürftigen, meist jungen,<br />
Klienten.<br />
Bisher mit den genannten<br />
großen Erfolgen, die von<br />
hochkarätiger Fachärzteschaft<br />
bestätigt werden. „Wir sind<br />
glücklich, wenn wir diese Kindern<br />
auf einen guten Weg begleiten können“,<br />
versichert die Therapeutin.<br />
Doch das rührt die Krankenkassen<br />
nicht. Sie weigern sich beharrlich,<br />
die notwendigen Kosten zu<br />
übernehmen. „Wir müssen einen<br />
Stundensatz von 80 Euro für die<br />
Einzeltherapie rechnen“, erläutert<br />
die Leiterin des Hofes. Die kann sie<br />
gut begründen. Miete, Futter- und<br />
Tierarztkosten sind die größten<br />
Posten. Löhne bislang kaum, denn<br />
bis auf Minijobs konnte Brockmann<br />
bisher keine Arbeitsstellen anbieen.<br />
Rund 20 Ehrenamtliche helfen<br />
mit, aber nicht alle haben viel Zeit<br />
dafür. Zumindest sind seit Herbst<br />
alle Formalitäten so weit gediehen,<br />
dass jetzt, Anfang <strong>2024</strong>, zumindest<br />
Gelder seitens der Jugendämter<br />
fließen können – ein letzter Federstrich<br />
der das ermöglicht steht kurz<br />
bevor.<br />
„Seit Beginn haben wir fast ausschließlich<br />
von Spenden gelebt“,<br />
sagt Brockmann. Die fließen zwar,<br />
sind aber oft rein projektgebunden.<br />
Und die ungebundenen, wie<br />
beispielsweise die 1.500 Euro vom<br />
Adventsbasar in Hoetmar, werden<br />
umgehend von den laufenden<br />
Kosten verschlungen. Mit all diesen<br />
finanziellen Problemen stand der<br />
Wunsch nach Aufbau einer Trauergruppe<br />
für verwaiste Eltern bisher in<br />
weiter Ferne – Brockmann<br />
hofft ihn nun bald realisieren<br />
zu können, denn der Bedarf<br />
ist groß.<br />
Der finanzielle Boden wurde<br />
dem Schmetterlingshof mit<br />
dem unvermeidlichen Umzug<br />
von Everswinkel nach Milte<br />
und den dadurch entstandenen<br />
Folgekosten unter den<br />
Füßen weg gerissen. Unter<br />
anderem waren es lange<br />
Wartezeiten auf Behördenentscheidungen,<br />
die vieles<br />
teurer machten. Hinzu<br />
kommt ein privatbaurechtliches<br />
Problem, das sich<br />
mit einem Federstrich lösen<br />
ließe – aber der erfolgt nicht.<br />
Glücklicherweise haben sich<br />
27<br />
einige<br />
Probleme,<br />
die noch vor Weihnachten auf das<br />
baldige Ende hindeuteten, aus der<br />
Welt schaffen lassen, vielleicht auch<br />
wegen der Aufmerksamkeit der<br />
Presse und bekannter Warendorfer<br />
Bürgerinnen und Bürger. Noch immer<br />
aber ist die fehlende Summe<br />
fünfstellig – wenn auch nicht mehr<br />
so groß wie noch vor einem Monat.<br />
Auch eine Aktion des Lokalfernsehens<br />
macht Hoffnung, dort steht<br />
der Schmetterlingshof in einem<br />
Ranking von 200 Aktionen sehr weit<br />
oben. Christin Brockmann hofft jetzt<br />
auf weitere Spenden für die Hilfe,<br />
die der Schmetterlingshof direkt vor<br />
Ort leistet. Auch die Übernahme von<br />
Tierpatenschaften können Spenden<br />
sein. Die sind nicht teuer, aber sie<br />
helfen. Die Jahrespatenschaft mit<br />
Urkunde beträgt für ein Meerschweinchen<br />
30 Euro, für eine Katze<br />
50. Bürgermeister Peter Horstmann<br />
hat sich schon vor Monaten<br />
entscheiden, Pate von Pepe zu werden.<br />
Die 250 Euro pro Jahr investiert<br />
er gerne und freut sich bei seinen<br />
Besuchen auf das Wiedersehen mit<br />
dem liebevoll-unstörrischen<br />
Zeitgenossen. Eine solche Patenschaft<br />
eignet sich auch hervorragend<br />
als Geschenk für Menschen<br />
die eigentlich schon alles haben. Ein<br />
immaterielles Geschenk, das mehr<br />
Wert haben kann, als alles materielle<br />
und zudem unkompliziert<br />
über die Webseite möglich ist. Jederzeit,<br />
nicht nur zu Weihnachten.<br />
auch nach Weihnachten.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.schmetterlingshofwarendorf.de<br />
Spendenkonto:<br />
Schmetterlingshof-Waf<br />
IBAN: DE98 4126 25<strong>01</strong> 6406<br />
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