AUTOINSIDE Ausgabe 2 – Februar 2024
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TAG DER SCHWEIZER GARAGEN<br />
Innovationen in der Schweizer Zulieferindustrie<br />
Stabilität und<br />
Agilität als<br />
starke Treiber<br />
574 Firmen sind in der Schweizer Zulieferindustrie tätig<br />
und erwirtschaften rund 12,3 Milliarden Franken. Aber<br />
wie innovativ zeigen sich die Unternehmen mit<br />
den rund 34 000 Mitarbeitenden? Die von<br />
Anja Schulze, Professorin an der Universität<br />
Zürich, aufgezeigten Beispiele<br />
stimmen zuversichtlich. Cynthia Mira<br />
Anja Schulze nahm die Teilnehmenden<br />
mit auf eine Reise in die Schweizer Zulieferindustrie.<br />
Sie ist Professorin für Mobilität<br />
und digitales Innovationsmanagement an<br />
der Universität Zürich am Institut für Betriebswirtschaftslehre<br />
und Direktorin des Swiss<br />
Center for Automotive Research (Swiss Car).<br />
Die Beispiele, die sie nannte, um die Innovationsstärke<br />
in diesem so wichtigen Segment<br />
für das Autogewerbe aufzuzeigen, stammten<br />
aus diversen Studien, die sie selbst in ihrem<br />
Institut jedes Jahr durchführt.<br />
Drei Firmen dienten im Referat als Vorzeigebeispiele:<br />
So nannte sie etwa die Firma Reishauer<br />
mit ihren Maschinen für das Schleifen<br />
von Zahnrädern. «In Zürich baut das Unternehmen<br />
gerade einen komplett neuen modernen<br />
Produktionsstandort auf. Warum? Weil<br />
die Zahnräder, die im Rahmen der Elektromobilität<br />
gebraucht werden, sich von jenen<br />
in den Benzinern unterscheiden und auch höheren<br />
Drehmomenten standhalten müssen.»<br />
Die Firma zeige sich innovativ und habe bereits<br />
neue Kompetenzen erworben, um auch<br />
diese neuen Zahnräder für E-Autos schleifen<br />
zu können.<br />
Weiter nannte Schulze das Unternehmen<br />
Autoneum; eine Zulieferfirma, die sich auf die<br />
Fahne geschrieben hat, qualitativ hochwertige<br />
Teppiche für den Innenraum von Fahrzeugen<br />
zu produzieren. Auch hier braucht es<br />
aufgrund der Umstellung auf E-Autos Anpassungen<br />
bezüglich der Akustik und des Wärmeverhaltens.<br />
«Das Unternehmen nimmt sich<br />
diesem Wandel an und bringt nicht nur Erneuerungen<br />
bei den bestehenden Waren, sondern<br />
investiert auch in neue Produkte», führte<br />
Schulze aus. Zum Beispiel investiere die Firma<br />
in neue Batterieabdeckungen für E-Autos. Als<br />
drittes innovatives Beispiel erhielten die Teilnehmen<br />
von der Expertin einen Einblick in<br />
das Unternehmen Bühler im Kanton St. Gallen.<br />
Die Firma war eigentlich im Motorbereich<br />
unterwegs und stellt mit den haushohen Maschinen<br />
neu auch Batteriegehäuse her.<br />
Solche Innovationen seien in der Zulieferindustrie<br />
aber keineswegs neu. «Die Schweizer<br />
Firmen, die in diesem Sektor arbeiten, haben<br />
in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass<br />
sie innovativ sind», so Schulze weiter. Begünstigt<br />
werde dies dank den verankerten Werten<br />
Stabilität und Agilität. Beispiele für Letzteres<br />
gebe es zuhauf. «Es hat schon manch eine Herausforderung<br />
gegeben, die gemeistert wurde,<br />
sei es die Finanzkrise 2008, die Coronapandemie,<br />
die Chipkrise und so weiter», führte<br />
Schulze aus. Und es sei eine grosse Leistung,<br />
dass dieser Industriezweig stets Stabilität aufrechterhalten<br />
konnte und genug agil war, sich<br />
anzupassen und die Zeichen der Zeit erkannte.<br />
«Dasselbe gilt es nun beim Umstieg auf die<br />
alternativen Antriebe zu tun.»<br />
Ein Grund für die Innovationskraft liege auch<br />
darin, dass viele Firmen in verschiedenen<br />
Branchen tätig seien und nicht nur Produkte<br />
für das Autogewerbe liefern würden. «Eine<br />
Besonderheit der Schweizer Zulieferindustrie<br />
ist die Diversifizierung.» Zudem sei es eher typisch<br />
für den Schweizer Standort, dass die Produkte<br />
mit wenig Elektronik auskommen. Die<br />
Unternehmen seien jedoch oft nicht sichtbar<br />
und stünden eher hinten in der Lieferkette.<br />
Gerade um die Zuliefererindustrie besser zu<br />
fassen, werden jährlich Studien durchgeführt.<br />
Ein grosser Satz an Fragen bleibe dabei jeweils<br />
gleich, etwa dann, wenn es um Produkte und<br />
um Lieferfragen gehe. Gerade um die Veränderungen<br />
auszumachen. In der neuesten Studie<br />
wurden Fragen im Zusammenhang mit Digitalisierung,<br />
KI und Nachhaltigkeit integriert.<br />
Schulze gab den Garagistinnen und Garagisten<br />
in Bezug auf die Zulieferbranche noch ein Zitat<br />
mit auf den Weg: «Innovation ist das Einzige,<br />
was uns am Leben hält.» Und: Die Haltung sei<br />
entscheidend.<br />
•<br />
Alles zum «Tag der Schweizer Garagen» <strong>2024</strong>:<br />
agvs-upsa.ch/de/tagung<strong>2024</strong><br />
12<br />
<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>