Leseprobe aus Meer von Sonnenblumen

Dies ist eine Leseprobe aus dem Roman "Meer von Sonnenblumen" von Karoline Hugler. Karoline Hugler Meer von Sonnenblumen 84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung Der Erzählverlag 2024, ET: 4. März 2024 ISBN 978-3-947831-97-5 18,00 € Dies ist eine Leseprobe aus dem Roman "Meer von Sonnenblumen" von Karoline Hugler.
Karoline Hugler
Meer von Sonnenblumen
84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm,
Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung
Der Erzählverlag 2024, ET: 4. März 2024
ISBN 978-3-947831-97-5
18,00 €

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1 Es war Sommer, als ich aufs Land kam. Ich war zehn Jahre alt und hatte meine Eltern verloren, im Krieg, mein Vater war gefallen als Soldat an der Front. Und meine Mutter ... meine Mutter hatte mich in ein Dorf geschickt, weil sie meinte, ich wäre dort sicherer. Sie konnte nicht mitkommen, weil sie arbeiten musste. Sie führte bei reichen Leuten den Haushalt. Als ich wiederkam, war sie nicht mehr da. Manche sagten, sie wäre tot, aber das wollte ich nicht glauben. Tagelang lief ich durch die Stadt und suchte sie, und nachts weinte ich. Eine Nachbarin von früher entdeckte mich. Sie schickte mich dann wieder aufs Land in ein Kinderheim. Sie meinte, sie wäre das meiner Mutter schuldig. Das verstand ich nicht, meine Mutter hätte nie gewollt, dass ich in ein Kinderheim komme. Aber auf dem Land gab es, obwohl es Krieg war, mehr zu essen als in der Stadt, weil die Menschen ihre Gärten und die Felder hatten. Manchmal durfte ich bei den Familien von anderen Kindern aus dem Dorf mitessen, in dem Heim gab es nämlich wenig und immer nur das gleiche. Die meisten Erzieherinnen waren sehr streng. Die eine zog mir oft an den Ohren, dass es weh tat. Einmal riss es sogar ein und ich blutete. Alle waren gemein – außer Margarethe. Ich war heimlich in sie verliebt, und sie mochte mich auch. Sie war nicht 7

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Es war Sommer, als ich aufs Land kam. Ich war<br />

zehn Jahre alt und hatte meine Eltern verloren, im<br />

Krieg, mein Vater war gefallen als Soldat an der<br />

Front. Und meine Mutter ... meine Mutter hatte<br />

mich in ein Dorf geschickt, weil sie meinte, ich wäre<br />

dort sicherer. Sie konnte nicht mitkommen, weil<br />

sie arbeiten musste. Sie führte bei reichen Leuten<br />

den H<strong>aus</strong>halt.<br />

Als ich wiederkam, war sie nicht mehr da.<br />

Manche sagten, sie wäre tot, aber das wollte ich<br />

nicht glauben. Tagelang lief ich durch die Stadt und<br />

suchte sie, und nachts weinte ich. Eine Nachbarin<br />

<strong>von</strong> früher entdeckte mich. Sie schickte mich dann<br />

wieder aufs Land in ein Kinderheim. Sie meinte, sie<br />

wäre das meiner Mutter schuldig. Das verstand ich<br />

nicht, meine Mutter hätte nie gewollt, dass ich in<br />

ein Kinderheim komme.<br />

Aber auf dem Land gab es, obwohl es Krieg war,<br />

mehr zu essen als in der Stadt, weil die Menschen<br />

ihre Gärten und die Felder hatten. Manchmal<br />

durfte ich bei den Familien <strong>von</strong> anderen Kindern<br />

<strong>aus</strong> dem Dorf mitessen, in dem Heim gab es nämlich<br />

wenig und immer nur das gleiche.<br />

Die meisten Erzieherinnen waren sehr streng.<br />

Die eine zog mir oft an den Ohren, dass es weh tat.<br />

Einmal riss es sogar ein und ich blutete. Alle waren<br />

gemein – außer Margarethe. Ich war heimlich in sie<br />

verliebt, und sie mochte mich auch. Sie war nicht<br />

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