Leseprobe aus Meer von Sonnenblumen

Dies ist eine Leseprobe aus dem Roman "Meer von Sonnenblumen" von Karoline Hugler. Karoline Hugler Meer von Sonnenblumen 84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung Der Erzählverlag 2024, ET: 4. März 2024 ISBN 978-3-947831-97-5 18,00 € Dies ist eine Leseprobe aus dem Roman "Meer von Sonnenblumen" von Karoline Hugler.
Karoline Hugler
Meer von Sonnenblumen
84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm,
Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung
Der Erzählverlag 2024, ET: 4. März 2024
ISBN 978-3-947831-97-5
18,00 €

23.01.2024 Aufrufe

wenn ich zu Margarethe ging, und ich freute mich darauf, Margarethes Gesicht zu sehen, wenn ich meine Geschenke hervorholte. Ich rannte die Treppe hinauf zu der Kammer. Aber Margarethe war nicht da. Ich stellte die Blumen ins Wasser und begann den Tisch zu decken. In einem kleinen Schränkchen hatte Margarethe etwas Geschirr. Ich packte die Wurst auf ihren Teller, und als sie immer noch nicht da war, zerriss ich das Papier, in das die Wurst gewickelt war, und malte mit einem Bleistift Figuren darauf, bei Margarethe den Löwenbändiger und bei mir einen Löwen, und legte die Zeichnungen als Platzkärtchen hin. Ich hoffte, das würde ihr Lust auf den Zirkus machen. Dann muss ich eingeschlafen sein. Ich weiß nur noch, wie ich plötzlich hochschreckte und sah, dass es draußen dunkel war. Ich fuhr mit dem Finger über meine Wange, das Muster von der Tischdecke hatte sich in meine Haut gedrückt. Die Wurst lag immer noch da, von Margarethe keine Spur. 10 Als Marius das Dorf erreichte, war es dunkel. Er lief durch die Straßen, immer Schutz suchend in der Nähe einer Hauswand. Die Straße, die er entlang ging, führte auf einen Platz. Dort könnte ein Gasthof sein, dachte er. 24

Als er den Platz fast erreicht hatte, hörte er, wie ein paar Männer laut grölend auf die Straße torkelten, kurz darauf zuschlagende Autotüren und Motorengeräusche. Er wollte sich klein machen, sich an die Wand drücken, aber da bog schon das erste Fahrzeug um die Ecke und traf ihn mit seinen Scheinwerfern. Er erkannte, dass es ein Wagen der Feldgendarmerie war. Jemand stieg aus. Einer brüllte nach seinen Papieren. »Das ist doch der aus dem Zug!«, hörte er einen anderen rufen. Marius begann zu rennen. Er kletterte über einen Zaun, lief durch Hecken und Gärten. Aus irgendeiner Richtung hörte er immer wieder das Motorenbrummen der Fahrzeuge, wie sie, Raubtieren gleich, die Straßen abfuhren. An einer Scheune fand er ein Fahrrad und stieg auf. Es fing an, leicht zu regnen. 11 Ich lief durch die nächtlichen Straßen, um Margarethe zu suchen. Ich weiß noch, dass es nieselte und ich langsam nass wurde. Es war nicht schlimm, aber mit der Zeit weichten all die kleinen Tropfen mein Hemd durch, und es klebte auf meiner Haut. Doch ich fror nicht, es war ja Sommer, und irgendwie war ich aufgeregt. Es lag etwas in der Luft. Alles sah ein bisschen unscharf aus durch den Regen - und da sah ich sie, erst verschwommen, dann ganz deutlich. Margarethe lehnte an einem Baum. Ich wollte sie rufen und zu ihr hinlaufen, doch neben ihr bewegte 25

wenn ich zu Margarethe ging, und ich freute mich<br />

darauf, Margarethes Gesicht zu sehen, wenn ich<br />

meine Geschenke hervorholte. Ich rannte die<br />

Treppe hinauf zu der Kammer.<br />

Aber Margarethe war nicht da.<br />

Ich stellte die Blumen ins Wasser und begann den<br />

Tisch zu decken. In einem kleinen Schränkchen<br />

hatte Margarethe etwas Geschirr. Ich packte die<br />

Wurst auf ihren Teller, und als sie immer noch<br />

nicht da war, zerriss ich das Papier, in das die Wurst<br />

gewickelt war, und malte mit einem Bleistift Figuren<br />

darauf, bei Margarethe den Löwenbändiger<br />

und bei mir einen Löwen, und legte die Zeichnungen<br />

als Platzkärtchen hin. Ich hoffte, das würde ihr<br />

Lust auf den Zirkus machen.<br />

Dann muss ich eingeschlafen sein. Ich weiß nur<br />

noch, wie ich plötzlich hochschreckte und sah, dass<br />

es draußen dunkel war. Ich fuhr mit dem Finger<br />

über meine Wange, das Muster <strong>von</strong> der Tischdecke<br />

hatte sich in meine Haut gedrückt. Die Wurst lag<br />

immer noch da, <strong>von</strong> Margarethe keine Spur.<br />

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Als Marius das Dorf erreichte, war es dunkel. Er<br />

lief durch die Straßen, immer Schutz suchend in<br />

der Nähe einer H<strong>aus</strong>wand. Die Straße, die er entlang<br />

ging, führte auf einen Platz. Dort könnte ein<br />

Gasthof sein, dachte er.<br />

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