Leseprobe aus Meer von Sonnenblumen

Dies ist eine Leseprobe aus dem Roman "Meer von Sonnenblumen" von Karoline Hugler. Karoline Hugler Meer von Sonnenblumen 84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung Der Erzählverlag 2024, ET: 4. März 2024 ISBN 978-3-947831-97-5 18,00 € Dies ist eine Leseprobe aus dem Roman "Meer von Sonnenblumen" von Karoline Hugler.
Karoline Hugler
Meer von Sonnenblumen
84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm,
Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung
Der Erzählverlag 2024, ET: 4. März 2024
ISBN 978-3-947831-97-5
18,00 €

23.01.2024 Aufrufe

ten Wagen. Es war genau der mit dem Clownsgesicht. Über mir sah ich den Fußboden von unten. Ich stellte mir vor, wie der Clown dort über die Bretter ging, und da hörte ich tatsächlich Schritte, aber von zwei Menschen. Dann hörte ich zwei Stimmen, die sich stritten und immer lauter wurden. Der ganze Wagen wackelte und die Tür flog auf. Eine helle Flüssigkeit platschte vor mir in den Sand und versickerte langsam. Sie stank widerlich, ich glaubte, es war Alkohol. Dann knallte die Tür wieder zu. »Das war das letzte Mal, dass du deine Nummer betrunken gespielt hast!« »Ich kann nicht mehr.« »Reiß dich zusammen!« »Du weißt nicht, wie das ist. Du hast dein Kind noch.« »Es ist für uns alle schlimm, dass dein Sohn gefallen ist, das weißt du. Da sollten dir die Kinder im Publikum erst recht am Herzen liegen.« Etwas donnerte gegen die Wand. »Du kannst mich doch nicht auf die Straße setzen.« »Das habe ich auch nicht nötig, dahin kannst du noch alleine gehen.« »Hab dich!«, rief hinter mir Sophie und rannte schon los, um mich anzuschlagen. Ich kroch aus meinem Versteck. Da ich sie sowieso nicht mehr einholen würde, drehte ich mich noch einmal um. Ich sah, wie die Wagentür auf- und wieder zuflog und ein fein gekleideter Mann davonging und hinter 22

den anderen Wagen verschwand. Das war bestimmt der Zirkusdirektor. Auf dem Weg zurück ins Dorf überlegte ich, wie ich Margarethe überreden könnte, mit mir am Abend in den Zirkus zu gehen. Unterwegs pflückte ich ihr ein paar Blumen, Kornblumen, Kamille, eine Mohnblume und noch ein paar andere, die hübsch aussahen, die ich aber nicht kannte. 8 Marius hielt sich auf seinem Weg am Rand des Waldes, immer bereit, sich zu verstecken, sobald er Geräusche hörte. Am frühen Abend gelangte er an ein verlassenes Gehöft, dessen Räume er vergeblich nach etwas Essen durchsuchte. Alles Brauchbare war mitgenommen oder geplündert. Im Hof stand ein Pflaumenbaum, an dem noch ein paar Früchte hingen. Die aß er. Er überlegte, zu bleiben und sich hier zu verstecken, aber Hunger und Durst trieben ihn weiter. Er nahm sich vor, vielleicht hierher zurückzukehren. Er lief weiter an Feldern entlang. Ab und zu pflückte er eine Ähre ab und pulte die Körner heraus. In der Ferne sah er ein Dorf. 9 Je näher ich dem Heim kam, desto stärker wurde mein Herzklopfen. Ich hatte so richtig Vorfreude. Ich hoffte, die Alte würde mich nicht erwischen, 23

ten Wagen. Es war genau der mit dem Clownsgesicht.<br />

Über mir sah ich den Fußboden <strong>von</strong> unten.<br />

Ich stellte mir vor, wie der Clown dort über die<br />

Bretter ging, und da hörte ich tatsächlich Schritte,<br />

aber <strong>von</strong> zwei Menschen.<br />

Dann hörte ich zwei Stimmen, die sich stritten<br />

und immer lauter wurden. Der ganze Wagen<br />

wackelte und die Tür flog auf. Eine helle Flüssigkeit<br />

platschte vor mir in den Sand und versickerte langsam.<br />

Sie stank widerlich, ich glaubte, es war Alkohol.<br />

Dann knallte die Tür wieder zu.<br />

»Das war das letzte Mal, dass du deine Nummer<br />

betrunken gespielt hast!«<br />

»Ich kann nicht mehr.«<br />

»Reiß dich zusammen!«<br />

»Du weißt nicht, wie das ist. Du hast dein Kind<br />

noch.«<br />

»Es ist für uns alle schlimm, dass dein Sohn gefallen<br />

ist, das weißt du. Da sollten dir die Kinder im<br />

Publikum erst recht am Herzen liegen.«<br />

Etwas donnerte gegen die Wand.<br />

»Du kannst mich doch nicht auf die Straße<br />

setzen.«<br />

»Das habe ich auch nicht nötig, dahin kannst du<br />

noch alleine gehen.«<br />

»Hab dich!«, rief hinter mir Sophie und rannte<br />

schon los, um mich anzuschlagen. Ich kroch <strong>aus</strong><br />

meinem Versteck. Da ich sie sowieso nicht mehr<br />

einholen würde, drehte ich mich noch einmal um.<br />

Ich sah, wie die Wagentür auf- und wieder zuflog<br />

und ein fein gekleideter Mann da<strong>von</strong>ging und hinter<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!