Werkstoffkunde Stein - Akademie Schloss Rotenfels
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Ilg 1<br />
„Kalkstein, Sandstein, Tuff – die Verwendung neuer <strong>Stein</strong>materialien im<br />
Kunstunterricht“<br />
Handreichung:<br />
Inhalt<br />
Lehrerfortbildung<br />
9.Juli – 11. Juli 2012<br />
Raimund Ilg, StD<br />
Fachberater RP Freiburg<br />
1. Der Werkstoff <strong>Stein</strong> im Kunstunterricht (Dokumentation)<br />
2. Grundlagen der <strong>Stein</strong>bearbeitung<br />
3. Kurze Anleitung zur Herstellung einfacher Werkzeuge für die <strong>Stein</strong>bearbeitung<br />
4. <strong>Werkstoffkunde</strong> <strong>Stein</strong><br />
5. Bereitgestellte Fachliteratur (Liste)
Der Werkstoff <strong>Stein</strong> im Kunstunterricht.<br />
Klasse 5/6<br />
Arbeitsbereich: PLASTIK<br />
Ilg 2<br />
<strong>Werkstoffkunde</strong>:<br />
In der Formation des „Schwarzen Juras“ kommen häufig bitumenhaltige Tonschieferschichten vor, welche auf Grund<br />
ihres Ölgehaltes auch „Ölschiefer“ genannt werden<br />
und wegen ihrer schwarzen Farbe namensgebend für<br />
das Jura sind. Wirtschaftlich genutzt werden diese<br />
Lagerstätten in der Zementindustrie zur Herstellung<br />
von Ölschieferzement. In Baden-Württemberg tritt<br />
der Ölschiefer an vielen Stellen auf und ist vor allem<br />
wegen seines Fossilreichtums (Holzmaden,<br />
Dotternhausen) berühmt.<br />
Der Ölschiefer besteht etwa zu 40 % aus Ton,<br />
30 % Kalk (Kalziumcarbonat), 15 – 20 %<br />
Organische Substanz (Öl, Bitumen) und 7 – 8<br />
% Pyrit (Schwefel-Eisen-Verbindung)<br />
(Quelle: A.Sauer: „Die Verwertung des Ölschiefers“ 1920, Wittver, Stuttgart)<br />
Auf Grund des hohen Anteils von Ton im Ölschiefer<br />
ist die Härte gegenüber dem Jurakalk deutlich gemildert.<br />
Mit jeder Messerklinge kann der Werkstoff leicht geschabt, geschnitten oder graviert werden. Die Festigkeit des Materials<br />
ist trotz der schieferigen Schichtung ausreichend, so dass feinste Details herausgearbeitet werden können.<br />
Wegen der Plattenstruktur des Ölschiefers liegt es nahe, die Gestaltungsform des Reliefs zu wählen.<br />
In der ersten Phase der Arbeit kann die eingravierte Vorzeichnung der<br />
Reliefarbeit als Druckstock für druckgraphische Experimente dienen.<br />
(Schieferschnitt, Materialdruck)<br />
Vollplastische Arbeiten sind bei entsprechender Plattenstärke denkbar.<br />
Eine Erprobung steht noch aus.<br />
Trossingen, Frühjahr 2001)<br />
Thema: „FISCH“<br />
Arbeitsschritte für eine Reliefarbeit aus<br />
Ölschiefer.<br />
(Durchgeführt mit einer Klasse 5, 33 Schüler/Innen, Gymnasium<br />
1.Schritt.<br />
Auswählen und Säubern der Schieferplatten:<br />
Beratung bei der Auswahl: Zumutbare Größe der Platte, Beachtung ausreichender Plattenstärke, Untersuchung auf<br />
Spaltigkeit und Haarrisse (Bruchgefahr beim Arbeiten),<br />
Säubern:<br />
Waschen unter fließendem Wasser, Abbürsten mit einer Wurzelbürste, Trockenreiben mit Toilettenpapier o.ä.<br />
Beim Ölschiefer kommen gelegentlich Pyriteinlagerungen („Katzengold“) vor. Bei mehreren Einschlüssen in einer Platte<br />
sollte man diese meiden, da Pyrit härter als Stahl ist und sich nicht bearbeiten lässt.<br />
2.Schritt.<br />
Aufbringen der Vorzeichnung:
Das gewünschte Motiv wird mit weißer,<br />
dünnflüssiger Deckfarbe direkt auf die Platte<br />
gemalt. Durch die Wasserlöslichkeit der Farbe<br />
ist jederzeit eine Korrektur möglich.<br />
3. Schritt.<br />
Eingravierung der Umrisslinie:<br />
Mit den gängigen Linolschnitt- oder<br />
Holzschnittwerkzeugen lässt sich der<br />
Ölschiefer sehr gut bearbeiten. Das feine<br />
Hohleisen, auch Rilleisen genannt, eignet sich<br />
bestens für das Vertiefen der Umrisslinie.<br />
Beim Gravieren sollte man aber das<br />
Schneideisen etwas steiler halten und<br />
zusätzlich pendelartige Bohrbewegungen<br />
dabei durchführen.<br />
Als erste Stufe reicht eine Linientiefe von 1-2<br />
mm.<br />
Ilg 3<br />
4.Schritt.<br />
Reliefplastische Herausarbeitung des Motivs:<br />
Um das Motiv reliefplastisch zu gestalten muss ein Teil des Reliefgrundes abgesenkt werden. Am einfachsten geschieht<br />
dies durch Vertiefen einer 2-3 cm breiten Zone um das Motiv herum.<br />
Mit einem breiteren Hohleisen oder mit<br />
einem Stechbeitel wird von außen nach innen<br />
zur Umrisslinie hin der Reliefgrund etwa 5- 8<br />
mm abgesenkt. Dabei verläuft die<br />
Vertiefung schräg nach unten und<br />
erreicht erst unmittelbar an der<br />
Umrisskante des Motivs die maximale<br />
Tiefe. (Plattenstärke<br />
beachten!).
5.Schritt.<br />
Reliefplastische Gestaltung des Motivs:<br />
Die entstandene inselartige Erhebung des Motivs<br />
wird an den Rändern abgerundet, um optisch<br />
einen rundplastischen Eindruck zu erhalten. Die<br />
notwendigen Details werden mit dem feinen<br />
Rilleisen eingraviert. Zarte Linien lassen sich auch<br />
mit einer Radiernadel gut einritzen.<br />
Durch kräftiges Bürsten mit einer Wurzelbürste kann man der fertigen Arbeit einen leichten Glanz verleihen.<br />
Einen satten Schwarzton erhält man durch Einölen mit einem pflanzlichen Öl (Leinöl, Holzöl).<br />
Ilg 4
Projekt: Schrift<br />
Römische Capitalis als Gravur in eine <strong>Stein</strong>platte<br />
Thema: „Sinnspruch, Motto, Sprichwort“<br />
Ziele:<br />
Auseinandersetzung mit dem Ursprung der<br />
lateinischen Schrift<br />
Erlernen und Anwenden der Gravur<br />
Gestaltung eines Kurztextes<br />
Kennenlernen des Werkstoffs „Ölschiefer“ der<br />
näheren Heimat<br />
SCHIEFER<br />
umgangssprachliche Bezeichnung für plattig<br />
ausgebildete, gerichtete, geschichtete Gesteine.<br />
Klasse 7B<br />
Ilg 5<br />
� Tonschiefer („Dachschiefer“,<br />
“Schultafelschiefer“), „Ölschiefer“ (Schwarzer Jura,<br />
„Poseidonienschiefer“), Quarzit, Paragneis,<br />
Glimmerschiefer, ...<br />
<strong>Werkstoffkunde</strong>:<br />
In der Formation des „Schwarzen Juras“ kommen<br />
häufig bitumenhaltige Tonschieferschichten vor, welche auf Grund ihres Ölgehaltes auch „Ölschiefer“ genannt werden<br />
und wegen ihrer schwarzen Farbe namensgebend für das Jura sind. Wirtschaftlich genutzt werden diese Lagerstätten in der<br />
Zementindustrie zur Herstellung von Ölschieferzement. In Baden-Württemberg tritt der Ölschiefer an vielen Stellen auf<br />
und ist vor allem wegen seines Fossilreichtums (Holzmaden, Dotternhausen) berühmt.<br />
Der Ölschiefer besteht etwa zu 40 %<br />
aus Ton, 30 % Kalk<br />
(Kalziumcarbonat), 15 – 20 %<br />
Organische Substanz (Öl, Bitumen)<br />
und 7 – 8 % Pyrit (Schwefel-Eisen-<br />
Verbindung)<br />
(Quelle: A.Sauer: „Die Verwertung des Ölschiefers“ 1920, Wittver, Stuttgart)<br />
Auf Grund des hohen Anteils von Ton im Ölschiefer ist die<br />
Härte gegenüber dem Jurakalk deutlich gemildert. Mit jeder<br />
Messerklinge kann der Werkstoff leicht geschabt, geschnitten<br />
oder graviert werden. Die Festigkeit des Materials ist trotz der<br />
schieferigen Schichtung ausreichend, so dass feinste Details<br />
herausgearbeitet werden können.<br />
Der Schiefer entsteht meist durch die Umwandlung<br />
(Metamorphose) der Gesteine bei hohem Druck und großer<br />
Temperatur. Diese umgewandelten Gesteine nennt man auch<br />
Metamorphite (s. Marmor)<br />
Praktische Arbeit:<br />
Ausgehend vom Thema sollte jeder Schüler einen möglichst<br />
kurzen Text finden und bezogen auf das Format der<br />
Ölschieferplatte in der Schriftart der Römischen Capitalis<br />
gestalten. Die mit einem Griffel auf die <strong>Stein</strong>platte<br />
geschriebenen Buchstaben wurden durch Schaben und Kerben<br />
mit Gravierklingen in die Platte vertieft.
Ilg 6<br />
Durch eine abschließende Wachsbeschichtung (Bohnerwachs) und anschließendem Bürsten wurden die Ölschieferplatten<br />
mit einem Oberflächenglanz versehen.
Ilg 7
Ilg 8
Ilg 9<br />
Klasse 6 A<br />
Arbeitsbereich: PLASTIK<br />
Skulptur<br />
Thema: „Alabaster, ein Wesen im <strong>Stein</strong> will befreit werden“<br />
In der Erdschicht des Keupers<br />
findet man manchmal aderartig<br />
durchgezogene dünne Lagen von<br />
Gipsabsonderungen. Oft<br />
knollenartig geformt, rein weiß bis<br />
rostrot gefärbt, eignen sich diese<br />
Alabastersteine hervorragend zum<br />
plastischen Gestalten. Seit dem<br />
Verbot der asbestverdächtigen „Specksteine“ ist dieses Material ein idealer<br />
Ersatzstoff, zumal er aus reinem Gipsmineral besteht und in der Härte nur<br />
unwesentlich über der des Specksteines liegt. Entsprechend bearbeitet und<br />
geschliffen, lässt er sich wie Marmor polieren. Auf dem „Sandbett“<br />
(Sandgefülltes Kissen) kann man ihn werkgerecht mit dem Bildhauereisen<br />
behauen. In der Umgebung von Trossingen findet man diesen<br />
interessanten <strong>Stein</strong> meist in faust- bis kopfgroßen Knollen, meist mit<br />
Mergelschiefer durchsetzt. Mit etwas Glück kann man für die Bearbeitung geeignete, kompakte Brocken auslesen.<br />
Jede Knolle hat je nach Fundzustand eine ausgeprägte individuelle „Naturform“. Die Entdeckung und Deutung der<br />
„eingeschlossenen“ Form war Aufgabe des gestellten Themas. Zu Beginn der Unterrichteinheit wurde bevorzugt<br />
durch Raspeln, Schaben und Hauen diese Form freigelegt. Die Feinbearbeitung durch Feilen, Bohren und Kerben<br />
legte anschließend die wichtigsten Gesichtszüge der Wesen und Tiergestalten fest. Schleifen und Polieren erfolgte<br />
nur dort, wo die Merkmale durch glatte und glänzende Stellen betont werden sollte.
Ilg 10
Ilg 11
Ilg 12
Klasse 5B<br />
Arbeitsbereich: PLASTIK – Skulptur-<br />
Arbeiten wie ein Bildhauer<br />
Thema: „Ein Tier steckt in diesem <strong>Stein</strong>“<br />
Ilg 13<br />
Aus einer Anzahl verschiedener Alabastersteine konnten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 B eine nach ihrer<br />
Ansicht geeignete Form auswählen, um daraus, entsprechend der Thematik, eine Tierfigur zu gestalten. Ganz im Sinne<br />
eines echten skulpturalen Verfahrens wurde nur mit dem Spitzhammer und der Raspel gearbeitet. Das Abtragen dünner<br />
Schichten durch die Zertrümmerungstechnik mit dem Spitzhammer erzieht zu einer behutsamen, plastisch ausgeprägter<br />
Modellierung der Formen und verhindert ein vorschnelles Eindringen in die Kernform. Die Spuren des Spitzhammers<br />
lassen sich beim Thema „Tier“ sehr gut als strukturbildende Oberfläche im Sinne einer Darstellung des Fells erhalten.<br />
Für die Präsentation stellten die Schülerinnen und Schüler kleine Platten aus dunkel gebeiztem Holz her.
Ilg 14
Klasse 5 A<br />
Arbeitsbereich: PLASTIK<br />
Skulptur<br />
Thema: „Schneckenhaus“<br />
Material: ALABASTER<br />
Ilg 15<br />
Im Gegensatz zum Modellieren mit Ton ist die Arbeit am <strong>Stein</strong> ein<br />
Verfahren, bei dem durch Wegnahme von Material ganz allmählich<br />
die Form entsteht. Auch für Unterstufenschüler ist die Arbeit mit<br />
<strong>Stein</strong> möglich, da <strong>Stein</strong> in Form des Alabasters keine große Härte<br />
besitzt.<br />
Trotzdem bietet er genügend Widerstand um das skulpturale<br />
Verfahren anschaulich zu machen. Alle wesentlichen Eigenschaften eines <strong>Stein</strong>es sind hier vereint, so dass Brüchigkeit,<br />
Rauigkeit, Arbeitsspuren, Glätte, Politur und Glanz gut vermittelt werden können.<br />
Zu Beginn der Unterrichtseinheit wurden Gehäuse von Schnecken und Muscheln betrachtet und zeichnerisch erkundet.<br />
Dabei wurde auf das spiralig gewundene Bauprinzip geachtet und die wesentlichen Merkmale der Proportion besprochen.<br />
Im weiteren Verlauf wählten die Schülerinnen und Schüler aus einem Fundus einen geeigneten Rohstein aus und säuberten<br />
diesen durch Abbürsten unter fließendem Wasser. In dieser ersten Phase konnten die <strong>Stein</strong>e noch getauscht werden, da<br />
nach dem Säubern die nun deutlich sichtbare Form nicht<br />
immer in das Konzept der plastischen Umsetzung passte.<br />
Bei den ersten Schritten der Bearbeitung ist es wichtig, dass<br />
zunächst nur die große plastische Form als gespannte Konvexe<br />
angestrebt wird. Das plastische Vorgehen im Sinne der<br />
Skulptur verlangt die Erfahrung und Einsicht, dass nur durch<br />
Wegnahme und anschließender Angleichung der Form im<br />
Sinne einer Spannung, eine konvex nach Außen sich wölbende<br />
Form erzielt werden kann. Erst in einem anschließenden<br />
zweiten<br />
Schritt<br />
werden die<br />
Detailformen<br />
wie Gehäusewindung und Gehäuseöffnung angelegt.<br />
Spannend für die Schülerinnen und Schüler wird die Schleif-und<br />
Polierarbeit, da jetzt erst der <strong>Stein</strong> seine natürliche Farbgebung preis gibt.<br />
Eine Endbehandlung mit Wachs und <strong>Stein</strong>öl schütz den <strong>Stein</strong> vor<br />
Beschädigungen und Verschmutzungen.<br />
Die Präsentation erfolgte durch die Auswahl einer Trägerplatte aus Holz,<br />
welche zur Kontrastierung dunkel gebeizt wurde.
Ilg 16
Klasse 7C<br />
Arbeitsbereich: PLASTIK<br />
Skulptur<br />
Thema: „Verwandlungen, - ein <strong>Stein</strong> lernt das Schwimmen“<br />
Material:<br />
Plattenförmiger Alabaster und Selenitplatten (Fasergips)<br />
Arbeitsschritte:<br />
1. Auswählen der <strong>Stein</strong>e. Anpassung der Gestaltidee an die<br />
vorgegebene Naturform<br />
2. Ausarbeitung der angestrebten Form durch Raspeln und Feilen.<br />
3. Schleifen der <strong>Stein</strong>e mit Nassschleifpapier unterschiedlicher Körnung.<br />
4. Polieren der <strong>Stein</strong>e mit Polierpaste.<br />
5. Präsentation<br />
Ilg 17
Ilg 18
Plastik – Louise Bourgeois Teil VI<br />
Neigungskurs Jahrgangstufe 1 Bildende Kunst<br />
Praktische Arbeit<br />
Themenbereich: „Kunst und Leben“<br />
Auseinandersetzung mit Werken der Künstlerin Louise Bourgeois<br />
Thema : „Körperfragment“<br />
Ilg 19<br />
Die Vorarbeit zu dieser Unterrichtseinheit bestand in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem plastischen Werk der Künstlerin,<br />
wobei insbesondere ihre Arbeiten in <strong>Stein</strong> im Blickpunkt standen.<br />
Für die praktische Umsetzung des Themas eignet sich der Alabaster sehr gut, da dieses Material ein echtes bildhauerisches Vorgehen<br />
möglich macht und als Material keine Gefahrstoffe enthält.<br />
Die Zufälligkeiten in der Form der gegebenen <strong>Stein</strong>brocken ermöglichten den Schülerinnen und Schülern individuell auf die mögliche<br />
Anregungen einzugehen und daraus entsprechend dem Thema eine bildnerische Lösung zu entwickeln. Ganz im Sinne des Ansatzes<br />
von Louise Bourgeois bietet der <strong>Stein</strong> eine Herausforderung in der handwerklichen Umsetzung bei gleichzeitiger Disziplinierung der<br />
physischen Kraft in der Einwirkung auf den <strong>Stein</strong>. Der zunehmend behutsame Umgang mit der entstehenden plastischen Gestalt<br />
offenbart das wachsende Bewusstsein der Verantwortung über das Gelingen oder Scheitern der Arbeit.<br />
Alle bildhauerischen Grundtechniken kamen bei dieser Arbeit zum Einsatz: Grobarbeit mit Klöpfel und Meißel, Spitzhammer und<br />
Stockeisen, Ausarbeitung der Feinheiten mit Schaber, Raspeln und Feilen, Glätten der Oberfläche mit Nassschleifpapier, Polieren mit<br />
Wiener Kalk und Seife.<br />
Die Titelfindung und die entsprechende Präsentation der Arbeiten in der Ausstellung im Schulhaus bildeten den Abschluss<br />
dieser Unterrichtseinheit.
Ilg 20
Neigungskurs 12<br />
Louise Bourgeois (III)<br />
„Kunst und Leben“<br />
Skulptur<br />
Thema: „Kontraste“<br />
Ambiguität in Form und Inhalt<br />
(Ambiguität: Zweideutigkeit,<br />
Doppelsinn)<br />
Unsere Bemühung, das Werk von Louise Bourgeois zu<br />
erschließen, beinhaltete auch die skulpturale Auseinandersetzung<br />
mit dem Werkstoff <strong>Stein</strong>. Der Alabaster, ein relativ weicher<br />
<strong>Stein</strong>, aus dem auch Louise Bourgeois Werke schuf, war ideal für<br />
eine<br />
Ilg 21<br />
Beschäftigung mit den Eigenheiten des Werkstoffes<br />
<strong>Stein</strong>.<br />
Ausgehend von den Marmorarbeiten der Künstlerin,<br />
bei denen Gliedmaße isoliert herausgearbeitet wurden,<br />
sollten die Schüler des Kurses entsprechend dieser<br />
kontrastierenden Präsentation ebenfalls eine Form<br />
wählen, die sich formal wie inhaltlich für eine<br />
Kontrastierung eignet.<br />
Die Wahl des Titels der Arbeit sollte<br />
die Mehrdeutigkeit fördern und<br />
unterstützen.<br />
Die Bearbeitung des Alabastersteines<br />
erfolgte in klassischer Weise durch<br />
Meißel- und Spitzhammerarbeit.<br />
Im weiteren Verlauf erfolgte die<br />
Feinarbeit durch Raspeln und<br />
Schleifen.<br />
Mit Schlämmkreide wurde schließlich<br />
die fein geschliffene Oberfläche<br />
poliert und somit zum Glänzen<br />
gebracht.
Ilg 22
Neigungskurs 13 Bildende Kunst<br />
SKULPTUR<br />
Themenbereich: Proportionen des menschlichen Körpers<br />
Thema: „TORSO“<br />
Der menschliche Körper in Stücken<br />
Abschlussarbeit nach der schriftlichen Abiturprüfung<br />
Material: Alabaster aus der Umgebung von Trossingen<br />
Alabaster ist eine dichte, feinkörnige Modifikation des Gips<br />
(CaSO4 . 2 H2O, wasserhaltiges Calciumsulfat, Mohshärte: 1,5 – 2, mit dem Fingernagel noch ritz bar,<br />
Spez. Gew. 2,2 – 2,4)<br />
Kristalliner Gips (Selenit) erscheint als tafelartige, vollkommen<br />
durchsichtige Platte („Marienglas“) oder als nadelige Plattenschicht<br />
(Fasergips)<br />
Wortherkunft:<br />
griechisch� nach der ägyptischen Stadt Alabastron benannt.<br />
Das „Alabastron“ war bei den Griechen der Antike ein kleines Salbgefäß<br />
mit engem Hals, ohne Henkel und Standfläche und wurde ursprünglich aus<br />
dem ägyptischen Alabaster gefertigt (siehe ägypt. Alabaster).<br />
Verfahren:<br />
Skulptur, bildhauerisches Verfahren mit Zahneisen und Knüpfel im<br />
Sandbett<br />
Teilweise geraspelt und geschliffen und poliert<br />
Formgebung durch Raspeln<br />
Schaben der Details<br />
Behauen im Sandbett<br />
Ilg 23
Ilg 24
Ilg 25
Ilg 26
Ilg 27
Grundlagen der<br />
Ilg 28
<strong>Stein</strong>bearbeitung<br />
1. Bearbeitungstechniken<br />
Die Techniken der <strong>Stein</strong>bildhauerei beruhen auf<br />
verschiedenen Prinzipen.<br />
Die einfachste und wohl auch älteste ist die<br />
Zertrümmerungstechnik, welche die Möglichkeit<br />
nutzt, das <strong>Stein</strong>gefüge an der Oberfläche<br />
aufzubrechen. Die Ägypter zum Beispiel haben<br />
ihre Basalt- und Granitskulpturen mit Hilfe von<br />
Quarzitknollen bearbeitet. Der senkrecht geführte<br />
Schlag mit dem harten Quarzit zertrümmert dabei<br />
das kristalline Gefüge des zu bearbeitenden<br />
Hartgesteins. Durch das stetige Zermalmen der<br />
äußeren Schichten entsteht, vergleichbar einem<br />
Schälvorgang, allmählich die gewünschte Figur<br />
(„Zwiebelschalenprinzip“).<br />
Ilg 29<br />
Auch heute noch wird diese Technik bei Granit und anderen Hartgesteinen angewendet. Ebenfalls senkrecht zur<br />
Oberfläche geführt, bricht die Spitze des Hartmetallmeißels das Gefüge des <strong>Stein</strong>es auf. Allerdings dringt die<br />
Hartmetallspitze tiefer in das Gesteingefüge und<br />
sprengt mehr ab, als mit den Quarzitknollen der<br />
Ägypter zu erreichen war.<br />
Diese Trümmertechnik mit senkrecht geführtem<br />
Meißel war auch noch in der griechischen<br />
Archaik verbreitet. Noch immer kann man an<br />
den Kuroistatuen diese Meißelspuren sehen,<br />
denn der Marmor wird durch diese Prelltechnik<br />
bis in eine gewisse Tiefe im kristallinen Gefüge<br />
„blind“, das heißt er verliert an dieser Stelle die<br />
Lichttransparenz und erscheint opak weiß.<br />
Der senkrecht zur <strong>Stein</strong>oberfläche geführte<br />
Schlag beinhaltet aber auch die Gefahr, dass<br />
vorhandene Mikrorisse durch die durchlaufenden<br />
Erschütterungen und die Keilwirkung der Meißelspitze aufbrechen. Vor allem bei den Sedimentgesteinen<br />
(Sandstein, Kalkstein, Alabaster) ist die Gefahr besonders groß,<br />
da die Grenzschichten der verschiedenen Ablagerungszonen oft<br />
natürliche, vorgegebene Spaltungen aufweisen.<br />
Deshalb hat sich, einhergehend mit der technischen<br />
Verbesserung der Werkzeuge, die schneidende Meißelführung<br />
durchgesetzt.<br />
Je nach Gesteinsart und Härte wird die Meißelspitze oder<br />
Schneide in einem flachen Winkel zur <strong>Stein</strong>oberfläche geführt.<br />
Durch die Keilwirkung wird das <strong>Stein</strong>gefüge zur Außenseite hin<br />
weggebrochen und als Splitter oder Brocken weggeschleudert.<br />
Da durch die Hiebe nur das Gefüge an der Oberfläche des<br />
<strong>Stein</strong>es erschüttert wird, kann die Herausarbeitung der großen<br />
und groben Formen mit wuchtigen Schlägen ausgeführt werden.<br />
Zur Dämpfung der Schwingungen wird bei der Feinarbeit mit<br />
reduziertem Fäustelgewicht oder mit dem Holzknüpfel gearbeitet.<br />
Filigrane Details werden nicht gehauen, sondern gebohrt und<br />
geraspelt und eventuell geschliffen.
Wichtig für die Vermeidung von Rissen und<br />
unkontrollierten Brüchen ist die korrekte<br />
Lagerung beim Bearbeiten des <strong>Stein</strong>es. Große<br />
Dimensionen haben genügend<br />
Beharrungsvermögen und können bei der<br />
Bearbeitung frei stehen oder liegen. Kleinere<br />
<strong>Stein</strong>e müssen entweder in einem Sandbett<br />
oder in Gips eingebettet gehauen werden. Auf<br />
keinen Fall dürfen <strong>Stein</strong>e im Schraubstock<br />
festgeklemmt werden oder auf einer Seite<br />
„hohl“ liegen. Mit Sicherheit wäre dies der<br />
schnellste Weg, den <strong>Stein</strong> zu zerstören.<br />
Mit Raspeln und Feilen werden vor allem die<br />
Details herausgearbeitet. Das Schaben mit<br />
einer Klinge ist ebenfalls eine sehr wirksame<br />
Methode, sicher und schnell feine Details zu<br />
Alabasterfigur, mit senkrecht geführtem Schlag bearbeitet<br />
formen. Im Prinzip kann jede<br />
(Detail)<br />
Schraubendreherklinge zu so einem<br />
Schabewerkzeug geschliffen werden. Bei weicheren<br />
<strong>Stein</strong>en ist dies die schnellste und auch sinnvollste<br />
Art der Formgebung. Gerade bei weichen,<br />
handgroßen Stücken ist das Hauen nur mit viel<br />
Übung und entsprechender Vorsicht möglich.<br />
Wird eine glatte oder gar polierfähige Oberfläche<br />
gewünscht, so muss der <strong>Stein</strong> der Reihe nach in<br />
verschiedenen Feinheitsstufen geschliffen werden.<br />
Dies setzt voraus, dass die Gesteinsart auch<br />
polierfähig ist. Sandsteine und Tuffgesteine lassen<br />
sich verständlicherweise nicht polieren. Alabaster<br />
lässt sich dagegen auf Grund seiner kristallinen<br />
Struktur hervorragend zum Hochglanz polieren.<br />
Die klassische Methode benutzte dazu verschieden<br />
feine Schleifsteine und oder Schleifsand. Heutzutage<br />
wird meist mit Nassschleifpapier gearbeitet und, bei<br />
entsprechender Ausrüstung, eine Schleifmaschine<br />
verwendet. Das Nassschleifpapier hat den Vorteil,<br />
dass dabei kein Schleifstaub anfällt und dass das<br />
Wasser wie ein Gleitmittel wirkt. Wichtig ist, dass<br />
jede Körnungsstufe sorgfältig durchgeschliffen wird,<br />
sonst machen sich die Schleifspuren als Kratzer in<br />
der anschließenden Politur bemerkbar.<br />
Ilg 30
Das Polieren ist eigentlich ein "Feinstschleifen". Für die<br />
jeweilige Gesteinsart gibt es unterschiedliche Poliermittel. Bei<br />
Alabaster und Speckstein wird ein Brei aus Kreide<br />
(Kalziumcabonat) und Kernseife verwendet. Mit einem<br />
weichen Tuch aufgetragen und gerieben, lässt diese Paste die<br />
Oberfläche schon nach wenigen Minuten Anwendung leicht<br />
glänzen. Für eine vollständige Politur braucht es aber eine<br />
gewisse Zeit. Durch das Polieren werden die Kristallflächen im<br />
Gefüge des Gesteins auf eine gleiche Ebene geschliffen. Das<br />
Licht wird nun größtenteils reflektiert und erzeugt den<br />
gewünschten Glanz.<br />
2. Werkzeuge und Hilfsmittel<br />
Für die Bearbeitung von Alabaster eignen sich alle klassischen<br />
Bildhauerwerkzeuge. Allerdings müssen die Spitzen und Schneiden<br />
der Meißel wesentlich schlanker geschliffen werden, denn die<br />
Weichheit des <strong>Stein</strong>es benötigt eine scharf schneidende Wirkung des<br />
Werkzeuges. Das kristalline Gefüge des Alabasters bedarf einer<br />
besonderen<br />
Behandlung.<br />
Wuchtig ausgeführte<br />
Schläge,<br />
möglicherweise auf<br />
einer harten<br />
Unterlage führen<br />
zum Zertrümmern<br />
des <strong>Stein</strong>es. Deshalb<br />
ist ein gefühlvolles<br />
Arbeiten mit mäßig<br />
v. l.n.r.: Flacheisen, Zahneisen, Spitzeisen, Fäustel<br />
ausgeführten<br />
Schlägen<br />
Voraussetzung für das Gelingen der Arbeit mit diesem <strong>Stein</strong>. Da<br />
die Größen der <strong>Stein</strong>e im Unterricht eher im handlichen Bereich<br />
sind, ist die korrekte Lagerung des Materials bei der Bearbeitung<br />
ein wichtiger Punkt. Die bewährte Technik der Sandbettlagerung<br />
lässt sich auch im Unterricht ohne großen Aufwand durchführen.<br />
Handelsübliche Stoffeinkaufstaschen werden mit Sand oder Splitt<br />
gefüllt und entsprechen zugebunden. Dieses Sandkissen eignet sich<br />
sowohl für die Durchführung der klassischen Bildhauertechniken,<br />
als auch als sichere Unterlage beim Raspeln, Schaben, Sägen und<br />
Bohren. Durch Befeuchten mit einem Zerstäuber bindet das<br />
Sandkissen auch den anfallenden <strong>Stein</strong>staub.<br />
Das Behauen des Alabastersteines mit Spitzeisen, Zahneisen und<br />
Flacheisen erfordert einen sehr weich geführten Schlag. Die<br />
Verwendung eines Holzknüpfels dämpft den Hammerschlag und<br />
ist deshalb dem Fäustel vorzuziehen. Von größter Bedeutung ist<br />
das Vermitteln der Einsicht, dass viele kleine Schläge in rascher<br />
Folge ausgeführt, besser und sicherer zum Ziel führen, als kräftig<br />
ausgeführte, wenige Hiebe. Das Verständnis, dass das Werkzeug<br />
nur die obersten Schichten des <strong>Stein</strong>es lockern und abtragen soll<br />
gilt eigentlich generell für jeden <strong>Stein</strong>. Gut bewährt im Unterricht<br />
hat sich der Einsatz des Spitzhammers. Sein Vorteil wird deutlich,<br />
Ilg 31<br />
Behauen eines Alabastersteines auf einem<br />
sandgefüllten Kissen<br />
wenn man bedenkt, dass bei der Meißelarbeit beide Hände durch das Führen der Werkzeuge gebunden sind.<br />
Beim Hauen mit dem Spitzhammer kann man auf das Sandkissen verzichten, da beim Halten des <strong>Stein</strong>es in der
Hand eine genügende Abfederung erfolgt. Die Technik mit dem<br />
Spitzhammer erfordert den „direkt senkrecht geführten“ Schlag, d.h.<br />
eine Arbeitsweise, die auf dem Zertrümmern der<br />
Oberflächenschichten beruht. Die Formung des <strong>Stein</strong>es ist mit einem<br />
Schälvorgang vergleichbar. Das in Millimeter Schritten erfolgende<br />
Abtragen der Schichten ermöglicht die Kontrolle der Form durch die<br />
langsam anwachsende Gestalt. Die Spuren dieser Bearbeitungstechnik<br />
ergeben eine fein genarbte Oberfläche, welche das Licht weich<br />
absorbiert und die Eigenfarbe des Materials zurücknimmt.<br />
Die Formung ausschließlich durch Raspeln der <strong>Stein</strong>e wird häufig im<br />
Unterricht deshalb eingesetzt, weil in der Fachausstattung Holzraspeln<br />
Bildhauerraspeln<br />
Schaber aus Stahlnägel selbst<br />
hergestellt<br />
Spitzhammer (100gr), geschmiedet<br />
Gehärteter Stahlnagel, 6mm<br />
Ilg 32<br />
meist die einzigen Werkzeuge sind, die zur Verfügung stehen. Für die Bearbeitung von weichen Gesteinen wie<br />
der Alabaster sind diese durchaus geeignet,<br />
jedoch sind die speziell geformten<br />
Bildhauerraspeln die bessere Wahl. Eine<br />
einfache Alternative zu diesen meist<br />
teureren Spezialraspeln sind die<br />
Lochraspeln, welche auch mit einfachen<br />
Mitteln selbst hergestellt werden können.<br />
Ein unübertroffener Vorzug dieser<br />
Wirksamkeit verlieren.<br />
Werkzeuge ist, dass sie auch bei nassem<br />
Material sich nicht zusetzen und ihre<br />
Lochraspel, selbst hergestellt<br />
Durch die weiche Beschaffenheit der Alabastersteine kann man auch diese kerben, schaben und schnitzen. Im<br />
Prinzip wäre dazu<br />
Holzbildhauerwerkzeug geeignet, jedoch<br />
ist es mühevoll diese wieder<br />
nachzuschärfen, wenn nach der Arbeit<br />
am <strong>Stein</strong> wieder mit Holz gearbeitet<br />
werden soll. Deshalb ist es sinnvoller<br />
spezielles Werkzeug für das Schnitzen mit<br />
<strong>Stein</strong> zu verwenden. Da im Handel nur<br />
wenig dafür angeboten wird, lohnt es<br />
sich, mit einfachen Mitteln<br />
entsprechendes Werkzeug selbst herzustellen. Im Baustoffbedarfshandel gibt es<br />
gehärtete Stahlnägel, welche direkt in die <strong>Stein</strong>mauer eingeschlagen werden. Der<br />
Nagel ist bei einer Schaftlänge von 15 cm und einer Stärke von 6mm ein idealer Spitzmeißel für die Schülerhand.<br />
Aus diesem Nagel kann man jedoch auch durch Schmieden einen einfachen Schaber zum Gravieren und<br />
Schnitzen in Alabaster herstellen. (-siehe dazu „Anleitung-selbsthergestellte Werkzeuge“).<br />
Das Bohren ist in der Bildhauerei ein unverzichtbares Mittel im Umgang mit dem<br />
<strong>Stein</strong> und in der Gestaltung. Beim Zerteilen der <strong>Stein</strong>blöcke in kleinere<br />
Dimensionen ist das Setzen von Bohrlöchern in Reihe für die Spaltkeile ein<br />
grundlegendes Vorgehen. Die handelsübliche Größe der Treibkeile endet bei 14<br />
mm. Für die Bedürfnisse in der Schule ist diese Größe ungeeignet. Kleinere<br />
Treibkeile müssen allerdings selbst hergestellt werden. Alternativ kann man aber<br />
auch Metallspreizdübel verwenden, die zur Befestigung von Schrauben im Beton<br />
geschaffen sind. Mehrere Dübel, gleichzeitig in eine Reihe gesetzt, ermöglichen<br />
die Spaltung größerer Alabasterbrocken. Mit dem Bohrer kann man auch in<br />
Metallspreizdübel, 10mm/8mm<br />
Schraube<br />
gestalterischer Hinsicht relativ schnell zum Ziel kommen. Mehrere, nur wenig in die Tiefe gehende Bohrungen
Ilg 33<br />
(„Sacklöcher) aneinandergereiht, erleichtern das Aushöhlen und Hinterschneiden. Durch Bohren können<br />
filigrane Details ohne Bruchgefahr vorbereitet werden. Bei Alabaster genügt eigentlich ein „Spiralbohrer“ aus<br />
Hochleistungsschnellstahl (HSS), mehr Bewegungsfreiheit und Steuerbarkeit erhält man jedoch durch den<br />
Einsatz eines Drillbohrers. Dieses Werkzeug muss man sich jedoch selbst herstellen, da es im Handel nicht<br />
erhältlich ist. Ein Stahlnagel wird dazu bei Rotglut am Kopf platt geschmiedet und durch Abschrecken in<br />
Wasser gehärtet. Der Anschliff der Schneidkanten erfolgt in einem frei wählbaren Winkel. Bei Bedarf können<br />
auch andere Formen, bzw. Halbkreis gewählt werden. Der Vorteil dieser Art von Bohrer ist, dass beim Bohren<br />
nur die Schneidkanten Kontakt zum <strong>Stein</strong> haben uns somit nicht nur die Reibung reduziert ist, sondern die<br />
Bohrrichtung jederzeit problemlos geändert werden kann. Außerdem können die Bohrer in Form und Größe<br />
individuell hergestellt werden.<br />
"Spiralbohrer, 10mm, HSS", Drillbohrer, aus<br />
Stahlnägel selbst hergestellt<br />
Abbildung Treibkeile<br />
"Sacklöcher", mit dem Drillbohrer<br />
hergestellt<br />
Für das Zerteilen des „Vaaster Kalksteines“ eignet sich sehr gut ein zahnspitzengehärtetes Sägeblatt für Holz.<br />
Erfolgreich einsetzen lassen sich auch Sägeblätter für Metall und die speziellen hartmetallbestückten Sägedrähte<br />
für Keramik und Fliesen. Das Sägen von Alabaster ist<br />
etwas<br />
mühevoller,<br />
da das<br />
„Sägemehl“<br />
sich in der<br />
Zahnung<br />
festsetzt und<br />
somit die<br />
Sägeleistung<br />
mindert. Zum<br />
Zerteilen von<br />
Alabaster<br />
Sägeblätter zum Sägen von Kalkstein und Alabaster -<br />
im Vordergrund Metallsägeblatt mit feiner Zahnung<br />
(HSS)<br />
empfiehlt sich das Brechen mit Hilfe der Treibkeile.<br />
Geschliffen wird der Alabaster mit wasserfestem Schleifpapier verschiedener Körnungen. Das Wasser als<br />
Hilfsmittel unterbindet nicht nur die unnötige Staubbildung, sondern sorgt beim Schleifen dafür, dass sich die<br />
Körnung des Schleifpapiers nicht mit dem <strong>Stein</strong>abrieb zusetzt. Als Gleitmittel unterstützt es zusätzlich den
Ilg 34<br />
Schleifvorgang. Die Feinheit des Schleifpapiers ist durch eine Kennzahl ersichtlich. Je höher die Zahl, umso<br />
feiner ist die Schleifkörnung. Schleifpapier mit der Körnungszahl 1200 ist die Endstufe, bevor man mit noch<br />
feineren Mitteln das Polieren beginnt.<br />
Poliert wird mit dem sehr feinen Schleifkörper der Schlämmkreide. Die Kreide wird mit Kernseife zu einem Brei<br />
angeteigt und mit einem gestrickten Wolllappen aufgetragen und kräftig verrieben. In den Maschen des<br />
Wasserfestes Schleifpapier, Kernseife, Kreide, Wolllappen<br />
Alabaster, Süddeutschland - Keuper, geschliffen und poliert<br />
Stricklappens bleibt die Polierpaste hängen und sorgt so für eine<br />
stetige Wirkung. Beim Polieren werden die Oberflächen der Gipskristalle durch feinstes Schleifen wieder<br />
geglättet. Den Oberflächenglanz kann man durch Polierwachs noch erhöhen. Gleichzeitig wirkt dieses Wachs<br />
auch als Schutz für die empfindliche <strong>Stein</strong>oberfläche.
Kurze Anleitung zur Herstellung<br />
einfacher Werkzeuge für die <strong>Stein</strong>bearbeitung.<br />
Ilg 35<br />
Für die Anfertigung der Werkzeuge wird ein geeigneter Eisenwerkstoff benötigt. Eisen hat, bei entsprechender<br />
Legierung oder bei geeignetem Kohlenstoffgehalt, eine ausreichende Festigkeit und Härte für die Herstellung<br />
von <strong>Stein</strong>bearbeitungswerkzeugen.<br />
Im Handel bezeichnet man diese Werkstoffe als Stahl und man unterscheidet dort die verschiedenen Arten<br />
durch Farbcodierungen und Kennnummern. Für den schulischen Bedarf ist ein Kauf beim Stahlhandel allein<br />
schon aus Mengengründen teuer und deshalb nicht sinnvoll.<br />
Alternativ dazu kann man die vielen Halb- und Fertigfabrikate der Werkzeugindustrie, aber auch alte Werkzeuge<br />
und Maschinenteile vom Schrottplatz verwenden.<br />
Um daraus Werkzeuge für die <strong>Stein</strong>bearbeitung anzufertigen bedarf es allerdings einiger Grundkenntnisse.<br />
Wegen der fehlenden Kennzeichnung durch eine Farbe oder Kennnummer muss man zuerst den Werkstoff auf<br />
seine Eignung hin beurteilen. Dies geschieht durch einen<br />
„Trockenschliff“ des Werkstoffes an einer<br />
Schleifmaschine. Durch die Beobachtung des<br />
entstehenden Funkenbildes kann man Rückschlüsse auf<br />
die Stahlqualität ziehen.<br />
Grob kann man sagen, dass ein legierter Stahl<br />
(„Legierung“ = Beimischung anderer Metalle/Substanzen) ein anderes Funkenbild erzeugt als<br />
kohlenstoffhaltiger Stahl. Die meist<br />
dunkelrot glühenden, langen<br />
Funkenbündel der Legierungsstähle<br />
unterscheiden sich deutlich von den<br />
Sternfunken sprühende, gelb leuchtende<br />
Garbenbündel der Kohlenstoffstähle. Es gilt, dass die Strahlenbüschel der Funken umso dichter sind, je höher<br />
der Kohlenstoffgehalt des Stahles ist. Sind die Funken nur<br />
schwach oder gar nicht ausgebildet, so ist der Stahl ungeeignet<br />
für die Werkzeugherstellung.<br />
Gerade der Kohlenstoffgehalt ist verantwortlich für die Härte<br />
und die Härtbarkeit des Stahles.<br />
Die meisten der einfachen<br />
und billigen Werkzeuge<br />
sind aus unlegiertem,<br />
kohlenstoffhaltigem Stahl<br />
hergestellt.<br />
Deshalb sind folgende<br />
Werkzeuge im<br />
verbrauchten oder<br />
abgebrochenen Zustand<br />
ideal zur Herstellung<br />
einfacher<br />
<strong>Stein</strong>bearbeitungswerkzeuge:<br />
� Feilen, Raspeln<br />
� Stahlnägel, Schnellbauschrauben („SPAX“)<br />
� Sägeblätter<br />
� Stechbeitel, Schraubendreher<br />
Zum Verformen und Bearbeiten der Rohmaterialien muss man zuerst die<br />
vorhandene Werkstoffhärte beseitigen.<br />
Durch Glühen bei etwa 850 – 900° C verliert der Werkstoff die Härte.<br />
Die richtige Temperatur kann man hier durch Beachten der Glühfarben (siehe
Tabelle) kontrollieren. Das Glühen selbst geschieht entweder nach klassischer<br />
Art im Holzkohlefeuer (Grillfeuer) oder schneller und einfacher mit einem<br />
Gasbrenner.<br />
Falls das Werkstück eine andere Form bekommen soll, wird das Schmieden<br />
notwendig. Ein schwerer<br />
<strong>Schloss</strong>erhammer (1/2-1kg) und ein<br />
Amboss(10kg) sind hierbei die richtigen<br />
Werkzeuge.<br />
Zur Not gehen aber auch ein leichterer<br />
Hammer und ein Schraubstock mit<br />
Ambossfläche.<br />
Ilg 36<br />
Das Schmieden muss bei heller, kirschroter Glut (900-1000°C) recht zügig<br />
erfolgen. Bei nachlassender Glut sollte man, außer kleinen<br />
Korrekturschlägen, keine wuchtigen Hammerschläge mehr<br />
durchführen, da sonst das Metallgefüge Risse bekommt.<br />
Nach dem Erkalten erfolgt die notwendige Feinarbeit mit einer<br />
Metallfeile oder durch Schleifen auf der Schleifmaschine.<br />
Nach der Formgebung muss das<br />
Werkstück wieder gehärtet werden.<br />
Durch nochmaliges Erhitzen auf helles<br />
Kirschrot und rasches Eintauchen („Abschrecken“) in kaltes Wasser oder in<br />
ein Wasser/Ölgemisch, erhält der Stahl seine<br />
ursprüngliche Härte zurück.<br />
Allerdings eignet sich diese Härte nicht für<br />
die <strong>Stein</strong>bearbeitung, denn mit der Härtung<br />
ist der Stahl auch spröde geworden, so dass<br />
er bei der geringsten Beanspruchung wie Glas<br />
brechen würde.<br />
Ein nochmaliges Erhitzen auf wenige hundert Grad mildert diese Sprödigkeit und gibt<br />
dem Stahl seine Elastizität zurück.<br />
Dieses Verfahren, auch „Anlassen“ genannt, orientiert sich bei der Bestimmung der
ichtigen Temperatur wieder an ganz bestimmten Farben, welche, auf der<br />
vorher blank geriebenen Oberfläche des Eisens, bei bestimmten<br />
Temperaturen entstehen. (s.Tabelle)<br />
Diese Anlassfarben sind hauchfeine Oxidschichten, welche nur bei der<br />
entsprechenden Temperatur entstehen. Für die <strong>Stein</strong>bearbeitung ist<br />
Strohgelb die richtige Härte. Der Prozess des „Anlassens“ wird durch<br />
Eintauchen in kaltes Wasser beendet. Am Schleifstein gibt man dem<br />
fertigen Werkzeug die endgültige Schärfe<br />
Anlassfarben/ Temperatur Verwendungszweck<br />
weißgelb / 200° C Die Härte ist nur unwesentlich reduziert<br />
strohgelb / 220° C <strong>Stein</strong>bearbeitungswerkzeug, Werkzeug für die<br />
Bearbeitung von Stahl, Perlmutt u.Ä.<br />
goldgelb / 230° C Beile, Äxte, Werkzeug zur Bearbeitung von<br />
Buntmetall, Knochen, Elfenbein, u.Ä.<br />
gelbbraun / 240° C Stemmeisen, Werkzeuge zur Bearbeitung von<br />
Horn, Bernstein, u.Ä.<br />
Ilg 37
Ilg 38<br />
purpurrot / 270° C Schnitzwerkzeug für Holz<br />
violett / 280° C feine Schnitzeisen<br />
dunkelblau / 290° C Messer, Sägen, Ziehklingen<br />
hellblau / 320° C Stahl ist jetzt für Schneidwerkzeuge zu weich<br />
blaugrau / 340° C letzte "Anlassfarbe" in der Reihe. Der Stahl ist jetzt weich und<br />
kann gebohrt und gefeilt werden<br />
Reihenfolge der Bearbeitungsschritte:<br />
1.GLÜHEN<br />
4. GLÜHEN<br />
2. SCHMIEDEN 3. FORMEN<br />
5. HÄRTEN<br />
6. BLANK REIBEN
Ilg 39<br />
7. ANLASSEN 8. KÜHLEN
<strong>Werkstoffkunde</strong> <strong>Stein</strong>:<br />
1. ALABASTER<br />
Wortherkunft:<br />
griechisch� nach der ägyptischen Stadt Alabastron benannt.<br />
Das „Alabastron“ war bei den Griechen der Antike ein kleines Salbgefäß mit<br />
engem Hals, ohne Henkel und Standfläche und wurde ursprünglich aus dem<br />
ägyptischen Alabaster gefertigt (siehe ägypt. Alabaster).<br />
Alabasterknollen mit Verwitterungsspuren<br />
Spanischer Alabaster<br />
Selenit - "Marienglas"<br />
Fasergips<br />
Ilg 40<br />
a)<br />
Der Alabaster ist eine dichte, feinkörnige Modifikation des Gips<br />
(CaSO4<br />
Gipsgestein<br />
. 2 H2O, wasserhaltiges Calciumsulfat,<br />
Mohshärte: 1,5 – 2, mit dem Fingernagel noch ritzbar, Spez. Gew. 2,2 – 2,4)<br />
Begleitend finden sich bei fast jeder Gipslagerstätte, meist in mehr oder weniger<br />
großen Knollen abgelagert, besonders reine Gipsschichten. Diese<br />
feinkristallinen Gesteine werden als Alabaster bezeichnet. Oft sind diese Alabasterschichten in Tongestein eingebettet und<br />
so vor der Verwitterung und Auslaugung durch das Regenwasser geschützt. Zutage getreten lösen sich die<br />
Alabasterknollen relativ rasch durch die Auswaschung auf. Die<br />
Wasserlöslichkeit von Alabaster bedingt eine ausschließliche<br />
Verwendung im Innenraum.<br />
Je nach den örtlichen<br />
Bedingungen der<br />
Lagerstätte kann der<br />
Alabaster in sehr<br />
unterschiedlichen Farben<br />
auftreten. Die spanischen<br />
und italienischen<br />
Vorkommen sind häufig<br />
rein Weiß.<br />
In Süddeutschland gibt es im Keuper Alabastervorkommen, welche eine<br />
reiche Palette an Rot-und<br />
Gelbtönen aufweisen. Etwas<br />
seltener sind die bläulich<br />
schimmernden Alabaster und<br />
die ins Schwarze tendierenden<br />
Sorten.<br />
Im 17. Jh. hat der<br />
Kupferstecher Christoff Weigel<br />
in seinem Ständebuch der Handwerker und Berufe auch den Beruf des<br />
„Alabasterer“ aufgeführt. Auf der Abbildung kann man erkennen, dass der<br />
Handwerker den Alabaster auf einer Drechselbank bearbeitet und daraus<br />
Kannen, Vasen, Krüge, Dosen und Schatullen fertigt.<br />
Ebenfalls begleitend zu<br />
den Gipslagerstätten<br />
findet man die<br />
kristallisierte Form von<br />
reinstem Gips.<br />
Der Mineraloge nennt<br />
diese Form Selenit. Dieser<br />
erscheint als tafelartige,<br />
vollkommen durchsichtige<br />
Platte („Marienglas“)<br />
oder als nadelige<br />
Plattenschicht (Fasergips)
"Speckstein " - Steatit<br />
Ilg 41<br />
b)<br />
“Ägyptischer Alabaster“ – Kalkalabaster, orientalischer Alabaster,<br />
Kalzitalabaster, Onyxmarmor<br />
Der Aragonit,(benannt nach dem Fundort „Aragonien“ in Spanien) ist<br />
eine Modifikation des Kalks (Kalksinterstein, „Tropfsteine“,<br />
„Sprudelstein“)<br />
( CaCO3, Calciumcarbonat),<br />
Mohshärte 3.5-4, Spez.Gew.: 2,9)<br />
Die<br />
Ausscheidung<br />
von gelöstem<br />
Kalk durch die Kalksinter - "Agyptischer Alabaster"<br />
Karstquellen Aragonit<br />
können sehr unterschiedliche Formen haben.<br />
Schichtenartig abgelagert findet man den Onyx als<br />
Hinterlassenschaft heißer Quellen.<br />
Je nach mineralischer Verunreinigung kommt er meist reich<br />
gebändert in verschiedenartigen rötlichen, gelblichen,<br />
bräunlichen, bläulichen oder weißlichen Tönen vor.<br />
Auch Kaltwasserquellen können solche Sintergesteine bilden.<br />
Diese sind jedoch weniger hart und meist mit kleinen<br />
Hohlräumen (Gasblasen) durchsetzt. Man nennt diese<br />
Kalksinter- "Tropfstein"<br />
Gesteine auch Travertin.<br />
Aus Aragonit bestehen auch die Meeresmuschelschalen und die Meeresmuschelperlen.<br />
Sprachlich wird oft Aragonit fälschlich als Alabaster bezeichnet. Aragonit ist jedoch wesentlich härter (2,5 – 4 Mohs) als<br />
der Alabaster. Da er aus Kalk besteht ist er witterungsfest und deshalb für draußen geeignet.<br />
2. SPECKSTEIN<br />
Der Speckstein (Steatit � griech. „stear“ oder „steatos“ =<br />
Fett; „Topfstein“, „Bildstein“, Agalmatolith) ist eine dichte<br />
Varietät des Minerals Talk<br />
(Mg3(OH)2[Si4O10], Magnesiumsilikat,<br />
Mohshärte: 1, mit dem Fingernagel noch zu ritzen,<br />
Spez.Gew:2,7-2,8, fühlt sich fettig an � Name.<br />
Ähnlich dem Speckstein ist der Serpentin. Etwas dichter im<br />
Gefüge lässt er sich gut meißeln.<br />
Zu der variantenreichen Gruppe der Magnesiumsilikate<br />
gehören unter anderen auch folgende Mineralien:<br />
Meerschaum, Strahlstein, Asbest<br />
Abhängig von der jeweiligen mineralischen Verunreinigung kann der Speckstein fast alle Gesteinsfarben besitzen. Wegen<br />
seiner geringen Härte und seiner hautfreundlichen Materialeigenschaft ist er ein beliebter Werkstoff für kleinplastische<br />
Arbeiten.<br />
Allerdings ist eine Verunreinigung durch Asbestfasern nicht völlig auszuschließen. Aus arbeitsschutzrechtlichen<br />
Gründen wird von der Verwendung in Schulen dringend abgeraten.<br />
In der Technik wird er wegen seiner hohen Beständigkeit sowohl gegen Säuren als auch gegen Alkalien und wegen seines<br />
hohen Schmelzpunktes (1600-1700C°) in vielen Bereichen eingesetzt.<br />
� Herstellung von Töpfen, Öfen, Tiegel, Isolatoren, Schmier-und Dichtungsmittel, Schneiderkreide, Körperpuder,<br />
Streckmittel für Salben)
3. Pyrophyllit<br />
(Al2[(OH)2⏐Si4O10])<br />
Mohshärte 1-2<br />
Dichte 2,65-2,9 g/cm 3<br />
nicht schmelzbar<br />
Schichtsilikat,<br />
weltweites Vorkommen<br />
Verwendung:<br />
feuerfeste Materialien, Füllstoff für Papier und Kunststoff<br />
früher klassisches Material in China für traditionelle Siegel.<br />
Neu auf dem Markt befindlicher <strong>Stein</strong> für den Kunstunterricht.<br />
Nach derzeitigem Wissen keine Beinhaltung von Gefahrstoffen.<br />
Wie bei allen Silikaten das Einatmen der Stäube vermeiden<br />
(Silikosegefahr)<br />
Pyrophyllit<br />
4.SANDSTEIN<br />
Sandsteine sind Sedimentgesteine und entstehen<br />
durch<br />
durch die Verkittung von Sandkörnern mit<br />
einem Bindemittel . Diese Bindemittel können<br />
recht unterschiedlich sein und bestimmen durch<br />
ihre Art die Festigkeit und Dauerhaftigkeit der<br />
<strong>Stein</strong>e.<br />
Ton, Kalk, Silikate treten häufig als Bindemittel<br />
auf.<br />
Buntsandstein, Schwarzwald<br />
Den größten Anteil am Mineralbestand der Sandsteine hat der Quarz.<br />
Je nach Herkunft enthalten Sandsteine außerdem noch Feldspat, Glimmer, Tone,<br />
Carbonate und Chlorite.<br />
Die Namen der verschiedenen Sandsteine verweisen oft auf die vorherrschende Farbe<br />
(Buntsandstein), die Herkunft (Elbsandstein),<br />
den einstigen Verwendungszweck (Stubensandstein)<br />
Ilg 42<br />
Stubensandstein, Trossingen
Ilg 43<br />
oder den Resten eingebetteter Organismen (Schilfsandstein).<br />
Die technischen Eigenschaften können sehr unterschiedlich sein. Die<br />
Beschaffenheit und das Mengenverhältnis des Bindemittels zu den<br />
Sandkörnern sowie deren Feinheit bestimmen die technische<br />
Verwendbarkeit der Sandsteine. Die Druckfestigkeit kann zwischen 100<br />
kp/cm<br />
Marmor, geädert, Azzano, Italien<br />
2 und 3000 kp/cm2 schwanken.<br />
Sandsteine mit tonigen Bindemittel sind frostempfindlich, kalkgebunden<br />
Sandsteine verwittern rasch bei saurem Regen und sind nicht feuerfest.<br />
Die Bildhauer und <strong>Stein</strong>metze früherer Epochen bevorzugten<br />
feinkörnige, quarzreiche Sandsteine ohne spezielle Fixierung auf eine<br />
Bindemittelart. Der Schilfsandstein war wegen seiner feinen Körnung<br />
und der grünlichen Farbe begehrter <strong>Stein</strong> der Bildhauer Mit Silikat<br />
gebundene Sandsteine galten als besonders hart und fest und wurden<br />
deshalb meist für Schleif- und Mühlsteine verwendet. Der Stubensandstein wurde auf Grund seines gröberen Kornes<br />
gerne zu Scheuersand vermahlen. Wegen seines hohen Quarzanteiles war er auch in den Gießereien als Flussmittel und als<br />
Formsand geschätzt.<br />
Schilfsandstein, Deisslingen<br />
kristallinisch-körniger Kalkstein ( CaCO3), spezifisches<br />
Gewicht 2,7-2,9, Mohshärte: 3 - 4,<br />
5.<br />
MARMOR<br />
Marmor "Statuaro puro" Azzano,<br />
Italien<br />
Echter Marmor ist ein metamorphoses Gestein, das sich unter<br />
Einwirkung von Hitze und Druck aus Kalksedimentgestein<br />
gebildet hat.<br />
Marmor ist immer kristallin, lichtdurchscheinend, ohne<br />
Hohlräume und immer ohne Fossilien. Das im Urzustand rein<br />
weisse Gestein kann durch nachträglich „eingewanderte“<br />
Fremdbestandteile unterschiedlich gefärbt und strukturiert sein.<br />
Verschiedenfarbige Marmorsorten, Azzano, Italien<br />
Von rötlichen Varianten über gelbliche, bräunliche und grünliche<br />
Töne bis hin zu bläulichen Nuancen sind fast alle Farben vorkommend. Schwarzer Marmor bildet sich durch eingelagerte<br />
Graphit- oder Bitumenteilchen. Die klassischen Marmorgebiete sind Griechenland und Italien. Die Brüche in den<br />
apuanischen Alpen bei Carrara sind weltbekannt und liefern die verschiedensten Marmorsorten. Viele Farben und<br />
Strukturierungen kommen in den verschiedenen Lagerstätten vor und ergeben Werksteine für die unterschiedlichen<br />
Verwendungen. Für künstlerische Zwecke eignen sich allerdings nur wenige Sorten. Feinkörnig und rein weiß in der<br />
Farbe, ohne jegliche Zeichnung ist der als Bildhauerstein berühmte und gesuchte Statuaro puro. Schon Michelangelo hatte<br />
vom päpstlichen Auftraggeber die Aufgabe übertragen bekommen, die besten Lagerstätten des weißen Marmors zu<br />
erkunden und zu erschließen.<br />
Im <strong>Stein</strong>handel wird heute allerdings jeder dichte und polierbare Kalkstein als Marmor bezeichnet.<br />
Umgangssprachlich wird dort deshalb nicht zwischen dem echten Marmor (Metamorphit aus Kalkstein) und den vielen,
Ilg 44<br />
ebenfalls polierbaren Kalksedimentgesteinen unterschieden. So gibt es viele phantasievolle Handelsnamen, welche mit<br />
dem Begriff Marmor eigentlich die Zeichnung, Polierbarkeit und Dichte des echten Marmors verbinden wollen.<br />
6. KALKSTEIN<br />
Kalkstein ist ein Sedimentgestein verschiedener<br />
Meeresablagerungen in der Erdgeschichte. In<br />
Frankreich werden an verschiedenen Stellen sehr<br />
weiche Kalksteine gewonnen, die trotz der fehlenden<br />
Härte eine gute Festigkeit aufweisen.<br />
Traditionell wird dieses Material gerne zum Bauen<br />
verwendet. Für erste bildhauerische Versuche ist<br />
dieser <strong>Stein</strong> ein idealer Werkstoff. Der <strong>Stein</strong> besteht<br />
aus winzigen kleinen Muschelschalen und hat dadurch<br />
eine poröse Struktur. Seine Wasseraufnahmefähigkeit<br />
ist dadurch enorm. Trotzdem ist er<br />
Baumberger Sandstein (Kalksandstein)<br />
"Dachschiefer"<br />
"Vaaster Kalkstein, Frankreich<br />
witterungsbeständig und deshalb auch für draußen geeignet.<br />
7. SCHIEFER<br />
(Dichte: um 2,8 9/cm)<br />
umgangssprachliche Bezeichnung für plattenartig ausgebildete, parallel geschichtete Gesteine, deren gemeinsames<br />
Merkmal die gute Spaltbarkeit entlang der Parallelschichtung ist.<br />
� Tonschiefer („Dachschiefer“, “Schultafelschiefer“), „Ölschiefer“<br />
(Schwarzer Jura, „Poseidonienschiefer“), Quarzit, Paragneis,<br />
Glimmerschiefer,<br />
Der Schiefer entsteht meist durch die Umwandlung (Metamorphose) der<br />
Gesteine bei hohem Druck und großer Temperatur. Diese<br />
umgewandelten Gesteine nennt man auch Metamorphite (s. Marmor)
Ilg 45<br />
In der Formation des „Schwarzen Juras“ kommen häufig<br />
bitumenhaltige Tonschieferschichten vor, welche auf Grund ihres<br />
Ölgehaltes auch „Ölschiefer“ genannt werden und wegen ihrer<br />
schwarzen Farbe namensgebend für das Jura sind. Wirtschaftlich<br />
genutzt werden<br />
diese<br />
Lagerstätten in<br />
der<br />
Zementindustrie<br />
zur Herstellung<br />
von<br />
"Solnhofer Schiefer " Jura<br />
Ölschieferzement. In Baden-Württemberg tritt der Ölschiefer an<br />
vielen Stellen auf und ist vor allem wegen seines Fossilreichtums<br />
(Holzmaden, Dotternhausen) berühmt.<br />
Der<br />
Ölschiefer mit fossilem Abdruck<br />
Ölschiefer besteht etwa zu 40 % aus<br />
Ton, 30 % Kalk (Kalziumcarbonat),<br />
15 – 20 % Organische Substanz (Öl,<br />
Bitumen) und 7 – 8 % Pyrit<br />
(Schwefel-Eisen-Verbindung)<br />
(Quelle: A.Sauer: „Die Verwertung des Ölschiefers“ 1920, Wittver, Stuttgart)<br />
Auf Grund des hohen Anteils von Ton im Ölschiefer ist die<br />
Härte gegenüber dem Jurakalk deutlich gemildert. Mit jeder<br />
Messerklinge kann der Werkstoff leicht geschabt,<br />
geschnitten oder graviert werden. Die Festigkeit des<br />
Materials ist trotz der schieferigen Schichtung ausreichend, Mergeltonschiefer<br />
so dass feinste Details herausgearbeitet werden können.<br />
In den Mergelschichten des Keupers findet man gelegentlich dünne Schichten mit schieferartigen <strong>Stein</strong>platten. Diese<br />
hochverdichteten Mergeltonplatten lassen sich sehr gut für Reliefarbeiten verwenden, da sie sich auf Grund ihrer Feinheit<br />
sehr gut schaben und schnitzen lassen. Allerdings eignen sie sich nur für Arbeiten, die im Innenraum aufbewahrt werden.<br />
8. TUFF<br />
Das Wort Tuff kommt aus dem Lateinischen und meint ein poröses Gestein, welches durch vulkanische Tätigkeit<br />
entstanden ist. Partikel, Asche und Stäube, welche in großen Mengen bei einem<br />
Vulkanausbruch abgelagert werden, verdichten sich in Verbindung mit Wasser<br />
zu einem Sedimentgestein. Durch die Gase, die dabei entstehen oder auch<br />
eingeschlossen werden, entstehen zahlreiche Hohlräume, welche dafür<br />
verantwortlich sind, dass Tuffsteine sehr leicht und porös sind. Je nach<br />
Herkunft und<br />
Zusammensetzung der<br />
Bestandteile gibt es zahlreiche<br />
Farben auch innerhalb einer<br />
Lagerstätte.<br />
Süßwasserkalktuff<br />
Oft sind Tuffsteine prächtig<br />
gebändert oder marmoriert.<br />
Auch in Deutschland gibt es<br />
ergiebige Fundstellen. In der<br />
Vulkanischer Tuff - Bimsstein
Vulkaneifel findet man verschiedene Brüche. Teile des Kölner Domes sind aus Tuff gebaut.<br />
Eine Besonderheit stellen die Kalktuffsteine dar. Nicht durch<br />
vulkanische Aktivität, sondern durch Ausfällung von gelöstem Kalk<br />
in Quellen entstehen Sinterterrassen, welche durch Jahrtausende<br />
dauerende Ablagerung beträchtliche Schichtstärken erreichen<br />
können. Die mit eingelagerten Moose, Gräser, Schilf und Zweige<br />
von Bäumen bilden nach deren Verrottung Hohlräume, welche den<br />
Kalksinterstein tuffartig erscheinen lassen.<br />
Frisch gebrochen lassen sich solche Kalktuffsteine gut sägen und<br />
behauen, weshalb sie gerne für Bauwerke verwendet wurden. Durch<br />
die Austrocknung an der Luft werden sie immer härter und<br />
widerstandsfähiger, so dass sie der Festigkeit von Kalkstein kaum<br />
nachstehen.<br />
Travertin<br />
Unterschieden werden die Kalktuffsteine nach der Quellwasserart.<br />
Saures Wasser (Kohlensäure, Sprudelwasser) bildet den Travertin, Süßwasserquellen lagern den Kalktuff ab.<br />
Ilg 46<br />
Liste der geeigneten <strong>Stein</strong>e für die Verwendung im Kunstunterricht<br />
Nr. Gesteinsart Härte (nach Mohs) Besonderheiten Eignung<br />
1 Alabaster 1,5-2 als<br />
sehr gut<br />
Meeressedimentgestein problemlos einsetzbar<br />
von hoher Reinheit<br />
und ohne Beimengung<br />
bekannter<br />
Gefahrstoffe<br />
lässt sich sehr gut<br />
polieren, oft zur<br />
Transparenz neigend<br />
im Unterricht<br />
2 französischer Kalkstein<br />
2 sehr weiches<br />
sehr gut<br />
Kalksedimentgestein auch für Außen<br />
Baumberger Sandstein<br />
lässt sich sehr gut geeignet, da<br />
behauen und raspeln<br />
Oberfläche porös,<br />
daher nicht polierbar<br />
wetterfest<br />
3 echter Dachschiefer (Tonschiefer) 2-2,5 der echte Tonschiefer gut<br />
„Ölschiefer“<br />
ist wetterfest und sehr<br />
beständig<br />
Ölschiefer zerfällt im<br />
Außenbereich<br />
4 Pyrophyllit 1-2 ähnliche<br />
Eigenschaften wie<br />
Speckstein, jedoch<br />
etwas härter<br />
Erfahrungen mit<br />
seiner Verarbeitung<br />
fehlen weitgehen für<br />
den schulischen<br />
Bereich<br />
geeignet<br />
5 Vulkantuff 2-2,5 stark wechselnde<br />
Eigenschaften, je nach<br />
Herkunft.<br />
Gefahrstoffe nicht<br />
immer einschätzbar<br />
bedingt
Liste der bereitgestellten Fachliteratur<br />
Ilg 47<br />
Titel Verlag Autor /<br />
Herausgeber<br />
1 „Das große Buch des Modellierens und Verlag Paul Haupt, Bern, Stuttgart, Philippe Clérin<br />
Bildhauens“<br />
Wien 1993<br />
2 „Dimensionen des Plastischen“ Neuer Berliner Kunstverein 1981 Lucie Schauer und<br />
„Bildhauertechniken“<br />
Autorenteam<br />
3 „Dumont´s großes Handbuch<br />
Skulpturen“<br />
Du Mont Köln 2001 John Plowman<br />
4 „Geschichte der Kunst und der<br />
künstlerischen Techniken“ Bd.4<br />
<strong>Stein</strong>plastik, Holzplastik<br />
Ullstein, 1968 Hans H. Hofstätter<br />
5 „Meisterwerke europäischer Plastik“ Deutsche Buchgemeinschaft, Berlin,<br />
Darmstadt, Wien 1958<br />
Wolfgang Braunfels<br />
6 „Natursteinlexikon“ Georg D.W. Callwey, München Günther Mehling<br />
7 „Naturwerkstatt <strong>Stein</strong>e“ AT Verlag, Baden, München Andrea Frommherz<br />
8 „Skulpturen aus <strong>Stein</strong>“ Verlag Paul Haupt, Bern, Stuttgart,<br />
Wien 2002<br />
J. Cami, J. Santamera<br />
9 1. Triennale Fellbach: „Kleinplastik in<br />
Deutschland“<br />
Stadt Fellbach Autorenteam