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naturgucker Nr. 70

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge. https://www.naturgucker-magazin.de

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG
Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATURGUCKER <strong>70</strong><br />

Ausgabe <strong>70</strong> Jan. / Feb. 2024 Deutschland 4,50 € | Österreich 4,90 € | Schweiz 5,00 CHF | Italien 5,<strong>70</strong> €<br />

Das Magazin zur Vogel- und Naturbeobachtung<br />

In der Arena<br />

Der Kampf<br />

der Birkhähne<br />

<strong>70</strong><br />

4 198182 804502


NATURGUCKER-RÄTSEL<br />

02<br />

Gewinnen Sie mit dem <strong>naturgucker</strong>-<br />

Magazin ! Wenn Sie diese Ausgabe aufmerksam<br />

gelesen haben, können Sie<br />

unsere Frage problemlos beantworten:<br />

»Welche Trigger führen dazu,<br />

dass viele Tiere im Frühjahr zunehmend<br />

paarungsbereit werden?«<br />

Bitte senden Sie Ihre Lösung per E-Mail<br />

an kontakt@bachstelzen-verlag.de oder<br />

per Postkarte an: Bachstelzen Verlag<br />

GbR, Frankenplatz 23, 42107 Wuppertal<br />

Unsere Preise werden unter den richtigen<br />

Antworten verlost, die bis zum<br />

31. Januar 2024 eingegangen sind. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Das können Sie gewinnen:<br />

Ein Naturgucker-Fernglas von Kowa!<br />

Die neue »BD II XD«-Serie besticht durch<br />

ein auffällig großes Sehfeld. Die fünf<br />

Modelle der Serie können zu Recht als<br />

Weitwinkel-Ferngläser bezeichnet werden.<br />

Wir verlosen ein BD II 8x32 XD –<br />

in einer Entfernung von 1.000 Metern<br />

hat es ein Sehfeld von 154 Metern! Die<br />

Linsen bestehen aus ED-Glas (Extra Low<br />

Dispersion) in höchster Qualitätsstufe<br />

mit einem sehr hohen Anteil an Fluorit –<br />

dem aktuell besten Linsenmaterial, um<br />

eine möglichst hohe Lichtdurchlässigkeit<br />

(Transmission) zu erreichen und ein<br />

Bild mit hohem Kontrast bei bestmöglicher<br />

Reduzierung von Farbsäumen zu<br />

gewährleisten. Das robuste Gehäuse besteht<br />

aus einer Magnesiumlegierung mit<br />

einer schützenden Gummiarmierung. Jedes<br />

BD II XD ist vollständig wasserdicht.<br />

kowaproducts.com<br />

Der Rhythmus des Lebens<br />

Nach dem Winter folgt unweigerlich der<br />

Sommer – in der Natur gibt es festgelegte<br />

Zyklen und Rhythmen, die zum Teil<br />

sehr faszinierend sind. Zum Beispiel der<br />

Grönlandhai erlangt erst mit 150 Jahren<br />

die Geschlechtsreife, während der Axolotl<br />

lebenslang seine juvenile Form behält.<br />

Helen Pilcher stellt in ihrem Buch «Im<br />

Takt der Natur« spannende Zeitspannen<br />

vor, inklusive Infografiken, Bildern und<br />

Illustrationen. Wir verlosen diesen schönen<br />

Band aus dem Haupt Verlag. haupt.ch<br />

Futterhaus für den Balkon<br />

Jetzt im Winter bereitet ein Futterhäuschen<br />

Naturfreunden viel Freude und ist<br />

eine große Hilfe für die Vögel.<br />

Wir verlosen ein schönes<br />

Holzhaus der Claus<br />

GmbH für den Balkon!<br />

Es schützt das Futter vor<br />

Nässe und kann direkt an der Wand<br />

befestigt werden. Die ersten Gäste<br />

werden sicherlich bald kommen.<br />

Denn eine hochwertige Futtermischung<br />

gibt's dazu.<br />

Damit keine Schalenreste,<br />

Beeren oder Fette<br />

zurückbleiben und Saaten<br />

nicht keimen, steckt darin ein<br />

hoher Anteil an bereits geschälten und<br />

gebrochenen Kernen und verschiedenen<br />

Saaten.<br />

claus-futter.com<br />

Im letzten Heft haben wir Sie gefragt:<br />

»Warum werfen die meisten<br />

Bäume im Winter ihre Blätter ab«<br />

Die Lösung lautet: Über die Blätter<br />

verdunsten Bäume und Sträucher große<br />

Mengen Wasser. Wenn es kälter<br />

wird und der Boden gefriert, können<br />

sie nicht mehr ausreichend Wasser<br />

über die Wurzeln aufnehmen, Schädigung<br />

durch Trockenheit bis hin zum<br />

Absterben wäre die Folge. Durch das<br />

Abwerfen der Blätter wird diese Gefahr<br />

gebannt. Außerdem kommt es bei kahlen<br />

Laubbäume nicht so schnell zu Astbrüchen<br />

durch Schneefall.<br />

Gewonnen haben: Hans-Otto Gässler<br />

aus Oberderdingen hat unseren<br />

Hauptpreis gewonnen. Wir wünschen<br />

ihm viel Freude mit dem Naturbeobachter-Fernglas<br />

von Kowa. Katharina<br />

Rautz aus Hamburg und Peter Trautmann<br />

aus Soest können künftig in dem<br />

Buch »Winter-Vögel« vom Kosmos<br />

Verlag schmökern. Mit dem Futterhaus<br />

für den Balkon kann Tanja Mährlein<br />

aus Aura Vögel anlocken.


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen<br />

und liebe Leser !<br />

Wenn Sie diese Ausgabe vom<br />

<strong>naturgucker</strong> Magazin in den<br />

Händen halten, sind wir im meteorologischen<br />

und kalendarischen Winter<br />

angekommen. Ob es wieder mal frühlingshafte<br />

zehn bis 20 Grad plus werden, wie<br />

meistens in den letzten Jahren – oder sich<br />

doch mal Schnee und Dauerfrost einstellen<br />

sollte – das ist nicht vorhersagbar.<br />

Wahrscheinlicher ist wieder ein Winter,<br />

der keiner ist. Das kann uns nicht egal<br />

sein, denn die immer wieder und immer<br />

wärmeren Winter der letzten Jahre verursachen<br />

schon heute Veränderungen. Invasive<br />

Tier- und Pflanzenarten aus Südeuropa<br />

drängen gen Norden, zusätzlich überleben<br />

vom Menschen eingeschleppte Arten in<br />

unserem milderen Klima, die sich ohne den<br />

Klimawandel hier nicht dauerhaft ansiedeln<br />

könnten. Beides wiederum hat heute unabsehbare<br />

Folgen für Fauna und Flora, die<br />

seit zigtausenden von Jahren hier heimisch<br />

sind. Sei es, dass die Neubürger Krankheiten<br />

einschleppen, gegen die sie selbst<br />

immun sind, hierzulande aber womöglich<br />

ein fatales Artensterben auslösen. Oder sie<br />

nehmen unseren Arten die Nahrungs- oder<br />

andere Lebensgrundlagen, drängen sie in<br />

schlechtere Randbereiche ab, in denen<br />

sie kaum oder gar keine Chancen haben.<br />

In den USA schickt sich derweil Donald<br />

Trump an, wieder zum Präsidenten gewählt<br />

zu werden, also jemand, der den Klimawandel<br />

entweder leugnet, kleinredet oder sagt,<br />

es sei doch schön, wenn es wärmer wird.<br />

Halten wir zusammen gegen schier<br />

unfassbare Dummheit, verbreitet von<br />

Leuten, die es eigentlich besser wissen<br />

sollten, denen es aber total egal ist, ihre<br />

Wählerinnen und Wähler und auch jene,<br />

die sie nicht wählen oder unterstützen,<br />

ins Verderben zu stürzen – und unsere Erde<br />

gleich mit. Bleiben wir beharrlich und<br />

mutig, nicht nur gegen extreme religiöse<br />

Eiferer und andere Idioten, sondern auch<br />

gegen die AfD:<br />

»Klimaschutz ist ein politischer Kampfbegriff,<br />

das Klima lässt sich nicht ‚schützen‘,<br />

der menschliche Einfluss auf das Klima ist<br />

umstritten.« So steht es in einem Antrag<br />

der AfD-Fraktion (20/8417) vom 19. September<br />

2023: ‚Klimaprognosen‘ sind kaum<br />

aussagefähig, ‚Klimaszenarien‘ sind eine<br />

erdachte Konstruktion und keine Vorhersage.<br />

(...) Die ,Klimaforschung‘ steckt noch<br />

in den Anfängen, sie ist keineswegs abgeschlossen<br />

(‚the science is settled‘), viele Zusammenhänge<br />

sind zwar beschrieben, aber<br />

noch nicht wissenschaftlich überprüft. Zum<br />

Einfluss des Menschen und dessen Auswirkungen<br />

auf das Klima (CO2-Emissionen)<br />

gibt es viele Theorien, aber keinen wissenschaftlichen<br />

Konsens. (...) Es gibt keinen<br />

wissenschaftlichen Beweis für einen maßgeblichen<br />

Einfluss auf das Weltklima durch<br />

vom Menschen verursachte CO2-Emissionen.<br />

Die seit Jahrmillionen bekannten natürlichen<br />

Schwankungen des Klimas fielen<br />

teilweise intensiver und in kürzeren Zeiträumen<br />

aus, als sie aktuell beobachtet werden.<br />

Der Meeresspiegel folgt über lange Zeiträume<br />

dem Zyklus der Eiszeiten, es gibt keine<br />

Anzeichen (Pegelmessdaten) für eine abweichende<br />

Entwicklung, die alarmistische Aussagen<br />

rechtfertigen würden – der Anstieg<br />

des Meeresspiegels beträgt nur wenige Millimeter<br />

pro Jahr. Anzahl und Intensität von<br />

Extremwetterereignissen (Stürme, Düren,<br />

Überschwemmungen) schwanken immer, es<br />

gibt aber keine Anzeichen (Wettermessdaten)<br />

für eine abweichende Entwicklung, die<br />

Trends weisen eher auf eine Abschwächung<br />

hin, alarmistische Aussagen sind nicht gerechtfertigt.<br />

Sämtliche Befürchtungen beziehen<br />

sich auf kaum belastbare Prognosen.«<br />

Daher seien alle internationalen Abkommen<br />

und Vereinbarungen, aus denen sich für die<br />

Bundesrepublik Deutschland Verpflichtungen<br />

mit Bezug auf den »Klimaschutz« oder<br />

die Reduzierung von CO2-Emissionen ergeben,<br />

»schnellstmöglich und ersatzlos zu<br />

beenden und keine zukünftigen Verpflichtungen<br />

mehr hierzu einzugehen.« (...) »Alle<br />

Ausgaben im Bundeshaushalt mit Bezug<br />

zum Klimaschutz (...) sollten unverzüglich<br />

und ersatzlos gestrichen werden.« Stattdessen<br />

solle man »Maßnahmen (...) treffen,<br />

sich an den allgemeinen Klimawandel<br />

anzupassen«.<br />

Noch Fragen?<br />

So, nun habe ich genug geschimpft und<br />

gepredigt – viel Spaß bei der Lektüre. Gehen<br />

Sie raus und genießen Sie, wann immer<br />

und wenn es Ihnen möglich ist, unsere<br />

tolle Natur!<br />

In diesem Sinne wünsche ich schöne<br />

Feiertage, ein gutes 2024 und viele<br />

erfüllende Naturerlebnisse!<br />

Robert Lücke<br />

Herausgeber<br />

03


INHALT<br />

INHALT<br />

28 45<br />

06 NATUR-SPAZIERGANG<br />

06 Schaurig-schöne Nacht<br />

08 NATUR-SAISON<br />

08 Ein neuer Reiher und viele Pilze<br />

36<br />

12 NATURSCHUTZ<br />

12 Vogelfütterung – Reich gedeckter Tisch<br />

für hungrige Gäste<br />

18 Birkhähne – Arenakampf<br />

der schwarz-blauen Ritter<br />

23 NATUR-WISSEN<br />

23 Mücken-Händelwurz –<br />

Schöner Nektarspender<br />

24 Sehnsucht nach dem Frühling<br />

28 Kiebitz – Hoffnung für das Feuchtland<br />

30 Gefiederte Gäste in Mitteleuropa<br />

04<br />

19<br />

36 NATUR-REISE<br />

36 Braunbär – Die Rückkehr von Meister Petz<br />

40 REZENSIONEN<br />

40 Lesestoff für Naturfreunde<br />

41 NATUR-FOTO<br />

41 Nicht nur wie Schnee ...<br />

46 LESERSEITEN<br />

46 Ihre Briefe & Mails<br />

47 NATURGUCKER.DE<br />

47 Das Beste aus zwei Welten<br />

46<br />

23<br />

48 NATUR-KIND<br />

48 Wie Tiere sich verständigen<br />

50 KLEINANZEIGEN &<br />

VORSCHAU<br />

Titelbild: Birkhahn / Erlend Haarberg, naturepl.com


35<br />

13<br />

08<br />

44<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG<br />

Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

42107 Wuppertal<br />

www.<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Robert Lücke ( V.i.S.d.P.)<br />

robert.luecke@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

REDAKTION<br />

Julia Klinkusch, Nicole Lücke,<br />

Robert Lücke, Dieter Schneider, Sebastian Teichmann<br />

redaktion@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Christoph Armbruster, Marilyn Barbone, Anke Benstem,<br />

Hans-Heiner Bergmann, Jürgen Borris, Harald Bott, Kai<br />

Bratke, Florian Fraaß, Hans Glader, Erlend Haarberg,<br />

Rolf Jantz, Bernhard Konzen, Stefan Leimer, Birgit Maier,<br />

Karl-Heinz Oberthier, Andreas Schäfferling, Christopher<br />

Schmidt, Bernhard Volmer, Elisabeth Wieborg, Winfried<br />

Wisniewski, Thea Wittmann<br />

GRAFIKDESIGN<br />

Christiane Püschel | pueschels.com<br />

ABOSERVICE<br />

T + 49 (0) 202 30 63 66<br />

dienstags: 12 - 17 Uhr<br />

mittwochs: 10 - 17 Uhr<br />

donnerstags: 10 - 17 Uhr<br />

abo@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

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anzeigen@bachstelzen-verlag.de<br />

PARTNER<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

www.birdnet.de<br />

www.birdingtours.de<br />

www.dumanaturreisen.de<br />

Es gelten die Anzeigenkonditionen 2023. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung, auch auszugsweise,<br />

ohne Einwilligung des Hausgebers nicht gestattet. Für unverlangt<br />

eingesandtes Text und Bildmaterial wird keine Haftung<br />

übernommen.<br />

FACHBEIRAT<br />

FeldOrnithologie | Prof. Dr. Martin Kraft<br />

Vogelzug | Prof. Dr. Peter Berthold<br />

Physiologie der Vögel | Prof. Dr. Roland Prinzinger<br />

FeldEntomologie | Horst Schlüter<br />

Libellen | Hartwig Stobbe<br />

Allgemeine Botanik, Falter | Dieter Schneider<br />

Orchideen | Dr. Manfred Hennecke<br />

Naturschutzverbände | Maik Sommerhage<br />

Botanik, Pflanzenkunde, Pilze | Dr. Rita Lüder<br />

Fotografie | Bruno Dittrich<br />

ISSN 21955646<br />

FARBE, WIE<br />

INHALT<br />

DIE NATUR SIE<br />

VORGESEHEN<br />

HAT<br />

NEU<br />

TSN-88<br />

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Transmission.<br />

Das Magnesiumgehäuse wurde noch leichter und robuster.<br />

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Genießen Sie die Farben, wie die Natur sie vorgesehen hat.<br />

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T: 0211-542184-00 | E-mail: scope@kowaoptimed.com | www.kowaoptic.com


NATUR-REISE<br />

Die Rückkehr<br />

vonMeister Petz<br />

In Skandinavien ging Stefan Leimer<br />

auf die Suche nach Braunbären.<br />

Von Stefan Leimer<br />

36<br />

01 Einst in ganz Europa zu Hause, gingen<br />

die Bestände des Braunbären in den<br />

vergangenen Jahrzehnten stark zurück.


Braunbären galten lange als starke und<br />

unbesiegbare Raubtiere. In den vergangenen<br />

Jahrhunderten wurden sie aber<br />

durch gezielte Jagd und die Zerstörung ihrer<br />

Lebensräume fast ausgerottet. Einst war der<br />

Braunbär (Ursus arctos) in fast ganz Europa<br />

beheimatet. Bären waren bereits beliebte Motive<br />

für Felsgravuren oder Höhlenmalereien.<br />

Ein erlegter Bär versorgte damals viele Menschen<br />

mit Nahrung und warmer Kleidung. Im<br />

Mittelalter war der Bär neben dem Adler ein<br />

häufig anzutreffendes Wappentier. Ortsbezeichnungen<br />

wie »Bärental« oder »Bärenhöhle«<br />

sind heute noch bekannt, und viele historischer<br />

Gasthäuser tragen nach wie vor den Bären in ihrem<br />

Namen – ein kuscheliger Plüschbär findet<br />

sich obendrein in so manchem Kinderzimmer.<br />

Zerstörter Lebensraum<br />

Durch das exponentielle Wachstum der Bevölkerung<br />

und die damit einhergehende großflächige<br />

Vernichtung von Wald zu Gunsten von<br />

Acker- und Siedlungsland wurde immer mehr<br />

Lebensraum der Bären vernichtet. Spätestens<br />

als der Mensch anfing, die Bären mit Schusswaffen<br />

zu jagen, nahm ihr Bestand unaufhaltsam<br />

ab. Nur in Italien und Spanien sowie in<br />

abgelegenen Gegenden Osteuropas überlebte<br />

der Braunbär. Von dort kehrten die Braunbären<br />

vereinzelt über die Wälder des ehemaligen<br />

Jugoslawiens, die Slowakei und vor allem auch<br />

Rumänien zurück nach Mitteleuropa. Aus<br />

dem norditalienischen Trentino wandern zudem<br />

Bären von Süden her Richtung Schweiz,<br />

Österreich und wohl auch Deutschland. Rund<br />

hundert Tiere zählt die Bärenpopulation im<br />

Trentino, die auf eine gezielte Wiederansiedlung<br />

im Jahr 1999 im Rahmen eines EU-Projekts<br />

zurückgeht.<br />

NATUR-REISE<br />

In vielen Ländern Europas gilt der Braunbär<br />

aber nach wie vor als ausgestorben. In<br />

Deutschland wurde der letzte Braunbär 1835<br />

geschossen. Im Mai 2006 wanderte zwar erstmals<br />

wieder ein Braunbär in Deutschland ein,<br />

wurde aber schon nach wenigen Wochen zum<br />

»Problermbären« und schließlich erlegt. Dabei<br />

sind sich viele Experten einig: Für die Diversität<br />

der heimischen Fauna wäre der Braunbär<br />

ein echter Gewinn – allerdings verbunden mit<br />

einem nicht zu unterschätzenden Konfliktpotenzial<br />

mit einer nach wie vor skeptischen<br />

Bevölkerung.<br />

Auf Bärensafari<br />

Weil selbst in Skandinavien Wahrscheinlichkeit,<br />

einen Braunbären fotografieren zu können,<br />

nach wie vor sehr klein ist, entschließen<br />

wir uns, bei einem Anbieter außerhalb von<br />

Kuusamo (Finnland) eine Bärensafari zu buchen.<br />

Der finnische-russische Grenzraum im<br />

Osten zu Russland ist bekannt dafür, dass hier<br />

Bären in freier Wildbahn beobachtet werden<br />

können. Frühmorgens folgen wir mit unserem<br />

Auto den Anweisungen des Navigationssystems.<br />

In der menschenleeren Landschaft fahren<br />

wir auf Schotterstraßen immer weiter gen<br />

Osten in Richtung russischer Grenze. Nach<br />

knapp einer Stunde erreichen wir ein Gehöft<br />

mit einer Huskyfarm, wo wir freundlich empfangen<br />

werden. Anschließend geht es mit dem<br />

Auto auf schlechten Wegen noch 20 Minuten<br />

weiter, bis wir an einem Waldrand halten. Von<br />

hier aus laufen wir bis zu einer Lichtung, wo<br />

wir uns in einer spartanischen Hütte provisorisch<br />

einrichten. Für Müde stehen ein paar<br />

Stockbetten bereit, und in der Ecke befindet<br />

sich ein Plumpsklo, das nur durch einen alten<br />

Vorhang vom Hauptraum abgetrennt ist. Die<br />

Fensterscheiben der Hütte sind außen verspiegelt,<br />

und in den Wänden darunter befinden sich<br />

mit Tüchern abgedeckte Öffnungen. So kann<br />

das Objektiv für optimales fotografieren nach<br />

draußen durchgesteckt werden. Gespannt stellen<br />

wir uns auf eine lange Wartezeit ein.<br />

37


NATUR-REISE<br />

Auch in Skandinavien hatten es die<br />

Braunbären nicht immer leicht, denn<br />

lange stand die lokale Bevölkerung den<br />

lokal sogenannten big five – Wolf, Vielfraß,<br />

Luchs, Steinadler und dem Bär<br />

– nicht gerade wohlgesinnt gegenüber.<br />

Während Schweden den Braunbären<br />

bereits 1898 (!) unter Schutz stellte, gab<br />

es in Norwegen noch lange Abschussprämien<br />

für erlegte Bären. So erstaunt<br />

es nicht, dass der Braunbär in Norwegen<br />

1980 als ausgerottet galt. Nur noch vereinzelt<br />

wurden Bären im Grenzgebiet zu<br />

Schweden gesichtet.<br />

In Schweden aber wuchs die Bärenpopulation<br />

dank der Schutzmaßnahmen<br />

beständig und 1984 wurde ein schwedisches<br />

Forschungsprojekt gestartet, um<br />

das Verhalten der Bären zu studieren.<br />

Über 600 Braunbären wurden mit einem<br />

Sender ausgestattet, der es ermöglichte,<br />

die Wanderwege der Braunbären zu verfolgen.<br />

So erhielten die Forscher einen<br />

Überblick über die Veränderungen in der<br />

Population. 1987 wurde aus dem bilateralen<br />

ein skandinavisches Braunbärenprojekt.<br />

Heute gibt es in Norwegen wieder<br />

eine kleine Population von Braunbären,<br />

38


NATUR-REISE<br />

02 Vorreiter Schweden: In dem skandinavischen<br />

Land stehen Braunbären seit<br />

1898 unter Naturschutz.<br />

03 Bären haben eine feine Nase: Mit<br />

Lachsen lassen sie sich manchmal für ein<br />

Foto anlocken.<br />

‣ 04 Unterwegs im Wald: Bären<br />

verbringen einen Großteil des Tages<br />

mit der Futtersuche.<br />

die aber ausschließlich im Grenzgebiet<br />

zu Schweden anzutreffen ist. Experten<br />

gehen jedoch davon aus, dass es in Norwegen<br />

grundsätzlich Lebensraum für bis<br />

zu 1.000 Tiere gibt.<br />

Der Geruchssinn ist extrem gut ausgeprägt<br />

und 100.000 mal feiner als die des<br />

Menschen. Mit ihrer feinen Nase können<br />

Bären Aas auf mehrere Kilometer Entfernung<br />

riechen. Bereits bei der Reservation<br />

am Vortag wurden wir deswegen darauf<br />

hingewiesen, auf keinen Fall Parfum oder<br />

Mückenspray zu verwenden. Den ausgeprägten<br />

Geruchsinn der Bären machen<br />

sich die Organisatoren der Bären-Safari<br />

zunutze. Rund um die Beobachtungshütte<br />

sind Futterverstecke, in erster Linie<br />

Lachse, für die Bären vergraben. Für<br />

mich als Natur-Fotografen hat das zwar<br />

einen schalen Beigeschmack, aber es sind<br />

ja immer noch frei lebende Bären. Und<br />

vor allem – es funktioniert. Nach zwei<br />

Stunden zeigt sich der erste Braunbär<br />

zwischen den Bäumen. Ein großes Männchen,<br />

männliche Braunbären können bis<br />

zu 300 Kilo schwer werden, kommt langsam,<br />

geradezu vorsichtig näher. Den Auslöser<br />

der Kamera habe ich vorsorglich auf<br />

leise gestellt. Trotzdem wage ich es kaum,<br />

zu fotografieren. Jedes Auslösen des Kameraverschlusses<br />

kommt mir wie ein<br />

Gewehrschuss vor. Auch wenn die europäischen<br />

Bären in der Natur keinen Lachs<br />

fressen… unser Bär lässt sich durch die<br />

Kamerageräusche nicht stören und frisst<br />

ruhig den für ihn ausgelegten Fisch.<br />

Von Aas bis Beeren<br />

Braunbären gehören in die Ordnung der<br />

Raubtiere, sind aber Allesfresser. Zwar<br />

haben sie die für Raubtiere typischen<br />

Fangzähne, aber die Backenzähne mit<br />

breiter Zahnkrone eignen sich gut, um<br />

pflanzliche Nahrung zu mahlen. Frische<br />

Beeren und süßes Obst mögen sie besonders<br />

gern. Aber auch Aas, Wurzeln,<br />

Fische, Mäuse oder Lemminge, Eier von<br />

Bodenbrütern und viele Pflanzenarten<br />

verschmähen sie nicht. Ein trächtiges<br />

Bärenweibchen frisst zwei bis drei Kilo<br />

Ameisen pro Tag, um seinen Eiweißbedarf<br />

zu decken. Ganz besonders lieben<br />

Bären Honig. Sie lassen sich von den<br />

wütenden Bienen nicht abhalten und<br />

öffnen mit ihren großen Pranken den<br />

Bienenstock. Ihr dichtes Fell schützt sie<br />

dabei vor Stichen.<br />

In freier Wildbahn verbringt der<br />

Bär zwei Drittel des Tages mit Futtersuche.<br />

Die Deutsche Redewendung »einen<br />

Bärenhunger haben« kommt also nicht<br />

von ungefähr. Bis zu zwölf Kilo fressen<br />

sie jeden Tag, um sich so eine dicke<br />

Speckschicht für den Winter anzulegen.<br />

Im Winter, von November bis März,<br />

April ziehen sich Braunbären in eine geeignete<br />

Höhle zurück. Zwischen Januar<br />

und März, nach einer Tragzeit von acht<br />

Monaten, bringt eine Bärenmutter in<br />

ihrer Überwinterungshöhle bis zu vier<br />

Jungtiere zur Welt. Die Neugeborenen<br />

kommen nackt, blind und zahnlos auf<br />

die Welt und wiegen bei der Geburt gerade<br />

mal 300 bis 400 Gramm. Noch sind<br />

sie völlig auf ihre Mutter angewiesen.<br />

Schon drei Monate später – gut genährt<br />

dank der fetten Muttermilch – verlassen<br />

sie erstmals ihr Versteck, bleiben aber<br />

immer in der Nähe ihrer Mutter.<br />

Mutterinstinkte<br />

Bärinnen mit Jungen verteidigen ihren<br />

Nachwuchs vehement gegenüber anderen<br />

Tieren und uns Menschen, trotzdem überlebt<br />

nur etwa die Hälfte des Nachwuchses<br />

die ersten drei Jahre. Die Bärin muss sich<br />

vor allem vor männlichen, paarungswilligen<br />

Braunbären in Acht nehmen. Diese<br />

töten nicht-eigene Jungtiere, damit<br />

deren Mutter wieder empfängnisbereit<br />

ist. Die Männchen erhoffen sich, so ihre<br />

eigenen Gene weitergeben zu können.<br />

Der Bär bleibt ganz nah bei uns. Erst<br />

als ich mit meinem Fotoapparat gegen<br />

die Wand stoße, schreckt er auf und<br />

verschwindet im Wald. Schuldbewusst<br />

schaue ich unseren Guide an. Der aber<br />

winkt ab und flüstert: »He’ll be back…«<br />

Und tatsächlich, der Hunger hat gesiegt:<br />

Schon eine halbe Stunde später zeigt<br />

sich der Bär wieder auf der Lichtung und<br />

macht sich über die zweite Futterquelle<br />

her. Bären gelten zwar allgemein als nicht<br />

sehr geschickte Jäger. Sie sind aber Beutegreifer<br />

und Begegnungen in freier Natur<br />

müssen ernst genommen werden. Man<br />

vergisst gerne, dass Bären bis zu 50 Kilometer<br />

pro Stunde erreichen können.<br />

Bären sind für den Menschen potenziell<br />

gefährliche Tiere, das steht außer Frage.<br />

Dabei haben sie normalerweise gar kein<br />

Interesse an ihm als Beute. Sie mögen es<br />

nur nicht, gestört zu werden.<br />

Echte Kraftprotze<br />

Zum Erlegen der Beute setzen sie vor<br />

allem ihre großen Körperkräfte ein. Bei<br />

dem etwas ungezielten Vorgehen entstehen<br />

durch mächtige Prankenhiebe meist<br />

schwere Verletzungen. Manchmal ist der<br />

Schädel oder das Rückgrat des Beutetiers<br />

gebrochen und der Kopf erscheint seltsam<br />

abgewinkelt. Bisse finden sich vermehrt<br />

in der Hals- und Schultergegend.<br />

Bären fressen mit Vorliebe die Innereien<br />

und öffnen daher zuerst Brustkorb und<br />

Bauch. Der Anblick von mehreren so<br />

getöteten Schafen ist seinem schlechten<br />

Image nicht förderlich und trägt mit dazu<br />

bei, dass der Bär nicht überall willkommen<br />

ist. Insgesamt vier Bären zeigen sich<br />

an jenem Abend auf der Waldlichtung.<br />

Die Rangordnung zwischen diesen Individuen<br />

scheint schon lange geklärt zu<br />

sein. Der jeweils Rangniedrige hält einen<br />

Sicherheitsabstand ein und wartet geduldig<br />

darauf, als nächster an die Reihe zu<br />

kommen. Für den letzten bleiben allerdings<br />

nur noch ein paar Krümel übrig.<br />

Trotz Polartag wird das Licht gegen Mitternacht<br />

zum Fotografieren zu schlecht.<br />

Unsere Erwartungen wurden aber übertroffen<br />

und so beschließen wir, die Safari<br />

zu beenden. Erst jetzt werden wir uns<br />

bewusst, dass wir ja wieder zu Fuß durch<br />

den dunkeln Wald zurück müssen … Den<br />

Tourguide scheint das nicht zu kümmern,<br />

und so folgen wir ihm dicht auf den Fersen,<br />

bis wir unser Auto sicher erreicht<br />

haben.<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=ursus_arctos<br />

39


REZENSIONEN<br />

Lesestoff für Naturfreunde<br />

Thea Wittmann stellt interessante Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vor.<br />

40<br />

VÖGEL BESSER<br />

VERSTEHEN<br />

Vögel machen glücklich. Wer<br />

zwitschernde Freunde in seiner<br />

Nähe hat, ist zufriedener<br />

und fühlt sich wohler – das<br />

belegt neuerdings auch eine<br />

europaweite Studie.* Wildnispädagoge<br />

Paul Wernicke<br />

ist überzeugt, dass vor allem<br />

Birdwatching froh macht. Um<br />

möglichst viele Menschen dafür<br />

zu begeistern, gibt er Tipps<br />

für Neulinge und porträtiert<br />

die heimischen Vögel auf sehr<br />

persönliche Weise: Los geht’s<br />

mit den Vögeln vor der Haustür,<br />

abgekürzt »BARK« – Buchfink,<br />

Amsel, Rotkehlchen und<br />

Kohlmeise – und dann einmal<br />

quer durch Feld, Wald und<br />

Flur. Wernicke teilt seine Lieblingstiere<br />

je nach Wesensart in<br />

Gruppen ein: Die »Sichtbaren«<br />

wie Mäusebussard oder Buntspecht,<br />

die »Luftikusse« wie<br />

Mauersegler oder Stare oder<br />

die »Versteckten« wie Nachtigall,<br />

Kuckuck und Pirol. Paul<br />

Wernicke ist ein ausgewiesener<br />

Kenner der heimischen<br />

Vogelwelt. Er leitet die Wildnisschule<br />

Hoher Fläming in<br />

Brandenburg und berichtet,<br />

was das Beobachten und Erleben<br />

ihn gelehrt hat – wie kann<br />

man Vögel besser verstehen.<br />

*www.museumfrankfurt.<br />

senckenberg.de/de/<br />

pressemeldungen/<br />

biologische-vielfalt-machtgluecklich-mehr-vogelartenim-umfeld-machenmenschen-in-europa-genauso-zufrieden-wie-hoehereseinkommen<br />

Paul Wernicke: Vögel<br />

verstehen. Was uns die Vögel<br />

über uns und unsere Umwelt<br />

verraten. 2023,<br />

172 Seiten, 24 Euro,<br />

verlagsgruppe-patmos.de<br />

ALLES HAT SEINE ZEIT<br />

Alles in der Natur geschieht in<br />

Rhythmen und Zyklen. Vom<br />

Lebenszyklus unsterblicher<br />

Quallen bis zum Schlafverhalten<br />

von Säugetieren: Helen<br />

Pilchers Buch ist eine Wundertüte<br />

voller Fakten darüber, dass<br />

alles, was lebt, seine Zeit hat.<br />

Welches Lebewesen<br />

wird am ältesten? Wie lange<br />

sind Samen keimfähig? Welche<br />

Amphibie wird niemals<br />

erwachsen? Zumindest auf<br />

die letzte Frage sei die Antwort<br />

hier verraten: Der Axolotl<br />

bleibt lebenslang in seiner<br />

jugendlichen Phase stecken.<br />

Das und mehr beleuchtet Helen<br />

Pilcher in fast 100 außergewöhnlichen<br />

Diagrammen<br />

und Infografiken über lange<br />

und kurze Zeitspannen in der<br />

Natur, von den Äonen der Evolution<br />

bis zur in Millisekunden<br />

zuschnappenden Falle fleischfressender<br />

Pflanzen. Jedes der<br />

sechs Kapitel folgt einer anderen<br />

Art von Zeitmuster: evolutionären<br />

und ökologischen<br />

Zeitspannen, Lebens- und<br />

Wachstumsdauer, verhaltensbiologischen<br />

und biologischen<br />

Zeiträumen.<br />

Helen Pilcher: Im Takt der<br />

Natur, Rhythmen und Zyklen<br />

des Lebens oder warum Koalas<br />

lange schlafen, Haupt Verlag<br />

2023, 208 Seiten, 29,90 Euro,<br />

haupt.ch<br />

GEWUSST WIE:<br />

NISTHILFEN BAUEN<br />

Vögel und andere heimische<br />

Tiere brauchen zum Überleben<br />

Schutz. Den finden<br />

sie in geeigneten Nist- und<br />

Wohnplätzen. Da die natürlichen<br />

Rückzugsorte immer<br />

rarer werden, sind sie oft auf<br />

(menschliche) Hilfe angewiesen.<br />

Die Autoren Richarz und<br />

Hormann meinen: Einfach<br />

selber bauen! Sie beschreiben<br />

artgerechte »Wohnräume« für<br />

zahlreiche Vögel, Säugetiere,<br />

verschiedene Insektenarten<br />

sowie heimische Reptilien und<br />

Amphibien. Die aktuelle dritte<br />

Auflage ist erweitert, neue<br />

Kapitel widmen sich den Gefahren<br />

durch Hauskatzen und<br />

Waschbären, dem Schutz der<br />

Nester und Jungtiere vor Räubern<br />

sowie mögliche Erkrankungen,<br />

die bei den Tieren<br />

auftreten können. Hilfreiche<br />

Tipps erklären, wie Haus- und<br />

Gartenbesitzer verhindern,<br />

dass Fallrohre, Pools oder Regentonnen<br />

zur tödlichen Falle<br />

werden. Das große Plus des<br />

Buches: Sämtliche Bauanleitungen<br />

mit detaillierten Plänen<br />

sind im Anhang per QR-Code<br />

abrufbar – ob Nistplattform<br />

für Störche, Brutröhre für<br />

den Steinkauz, Fledermauskästen<br />

oder Nistfloß für die<br />

Seeschwalbe. Für den Eigenbau<br />

braucht es dann nur noch<br />

etwas technisches Verständnis<br />

und handwerkliches Geschick.<br />

Klaus Richarz & Martin<br />

Hormann: Nisthilfen für Vögel<br />

und andere heimische Tiere,<br />

Aula Verlag 2023,<br />

3. erweiterte und aktualisierte<br />

Auflage, 380 Seiten, 29,95<br />

Euro, aula-verlag.de<br />

NATURERLEBNISSE<br />

Faszinierende Fotos und Wissensvermittlung<br />

in kleinen<br />

Häppchen: Dieses Buch ist<br />

kein normaler »Naturführer«<br />

oder Bestimmungsbuch im


REZENSIONEN<br />

oder Bestimmungsbuch im<br />

klassischen Sinn. Es ist ein<br />

Naturkunde-Handbuch für<br />

die ganze Familie und speziell<br />

für junge Leserinnen und Leser,<br />

das Lust auf Freiluftabenteuer<br />

und Naturerlebnisse<br />

machen soll. Vielen Fotos und<br />

kurze Texte zeigen, wie faszinierend<br />

die Natur ist – zum<br />

Beispiel der Wolkenhimmel,<br />

das Ufer eines Sees, ein Gezeitentümpel.<br />

Das Buch führt<br />

Kinder und Eltern in unterschiedliche<br />

Landschaften wie<br />

Wald, Meer, Grasland oder<br />

Berge und offenbart ihre Tierund<br />

Pflanzenwelt. Wer nach<br />

Inspiration sucht, um mit Kindern<br />

die Natur zu erkunden,<br />

erhält alltagstaugliche Tipps.<br />

Themen sind beispielsweise<br />

die richtige Ausrüstung für<br />

Naturforscher, Ideen für Aktivitäten<br />

in jeder Jahreszeit<br />

und Hinweise und Tipps, wo<br />

es sich besonders lohnt, Ausschau<br />

nach Tieren zu halten.<br />

Chris Packham: Der<br />

Naturführer für die ganze<br />

Familie. Pflanzen und Tiere<br />

entdecken, Dorling Kindersley,<br />

2023, 224 Seiten,<br />

19,90 Euro,<br />

dorlingkindersley.de<br />

VOGELFAMILIE XXL<br />

Eine Felswand voller Dickschnabellummen<br />

in Nordkanada,<br />

Zwergflamingos, die<br />

den afrikanischen Natronsee<br />

rosa färben: Wissenschaftsautorin<br />

Marianne Taylor stellt<br />

Vogel-Kolonien und -gemeinschaften<br />

rund um die Welt<br />

vor, vom tropischen Regenwald<br />

über hochhausartige<br />

Kolonien an Klippen bis zu<br />

den Dächern unserer Städte.<br />

Warum entscheiden sich<br />

viele Vogelarten, in solch<br />

riesigen Gemeinschaften zu<br />

brüten und ihre Jungen aufzuziehen?<br />

Wie funktioniert<br />

das Miteinander von Tausenden<br />

Nachbarn auf engstem<br />

Raum? Unterhaltsam erzählt<br />

Taylor vom Zusammenleben<br />

der Clans und lässt dabei neue<br />

Forschungsergebnisse einfließen.<br />

Spektakuläre Fotos, Karten<br />

und Grafiken geben einen<br />

Einblick in die Zweckverbände<br />

und ihre Verhaltensweisen.<br />

Marianne Taylor: Unter<br />

Vögeln, Kosmos Verlag 2023,<br />

224 Seiten, 20,99 Euro,<br />

kosmos.de<br />

WUNDERWELT MOOS<br />

Kleine Sternchen, winzige<br />

Kapseln, filigrane Muster: Je<br />

genauer man Moose betrachtet,<br />

desto mehr ziehen sie<br />

einen in ihren Bann. Moose<br />

sind die ältesten Landpflanzen<br />

überhaupt. Sie wachsen<br />

meist dort, wo es feucht und<br />

unwirtlich ist und sind im<br />

Vergleich zu anderen Pflanzen<br />

simpel gestrickt, denn sie<br />

haben einen ganz einfachen<br />

Bauplan. Trotzdem ist Moosbestimmung<br />

für Anfängerinnen<br />

und Anfänger nicht<br />

leicht. Dieses Buch gibt Hilfestellung,<br />

und das in der inzwischen<br />

dritten Auflage. Der<br />

Bestimmungsschlüssel im<br />

ersten Teil beruht auf Standortmerkmalen<br />

und Lupenbestimmung.<br />

Damit lassen sich<br />

die 500 wichtigsten Laubund<br />

Lebermoose eindeutig<br />

voneinander unterscheiden.<br />

Im zweiten Teil informieren<br />

Porträts mit Fotos ausführlich<br />

über Form und Struktur der<br />

jeweiligen Art, Standort und<br />

Zeigerwert, ähnliche Arten<br />

und ihre Verbreitung.<br />

Ruprecht Düll & Barbara<br />

Düll-Wunder: Die Moose<br />

Mitteleuropas – Bestimmung<br />

und Beschreibung der<br />

wichtigsten Arten. Quelle und<br />

Meyer Verlag, 632 Seiten,<br />

über 450 farb. Abbildungen,<br />

39,90 Euro, quelle-meyer.de<br />

NAHRUNG<br />

FÜR DIE SEELE<br />

Was kann tröstlicher sein als<br />

ein Blick in den nächtlichen<br />

Sternenhimmel? Erschöpft<br />

und müde von den immer<br />

neuen Hiobsbotschaften in<br />

der Coronazeit sehnte Wissenschaftsjournalistin<br />

Katherine<br />

May sich nach Ruhe<br />

und Kraft, um sich neu zu<br />

sortieren. Ihre Suche führt sie<br />

zu wilden Mooren und heiligen<br />

Quellen, vom wogenden<br />

Meer in die Berge. »Trost in<br />

unruhigen Zeiten«, so der<br />

Untertitel des Buches, fand<br />

sie in und bei den vier Elementen<br />

Erde, Wasser, Feuer,<br />

Luft. Mit lyrischem Stil und<br />

schreibt May über ihre Erlebnisse<br />

und spricht damit jeden<br />

Menschen an, der sich – zumindest<br />

zeitweise – in einer<br />

Welt der schnell verfügbaren<br />

Informationen einsam und<br />

ausgebrannt fühlt. Dieses<br />

Buch entschleunigt. Es ist<br />

wie eine Meditation, ein Ratgeber,<br />

eine Erzählung.<br />

Katherine May: Der Zauber<br />

der Welt. Trost finden in<br />

unruhigen Zeiten, Suhrkamp<br />

Verlag 2023, 222 Seiten, 22<br />

Euro, suhrkamp.de<br />

FOTOKURS<br />

Hobbyfotografen aufgepasst!<br />

Sarah Böhm nimmt Sie mit<br />

auf Foto-Streifzüge durch<br />

die Natur. Mehr als 30.000<br />

Fotofans folgen der Tiermedizinerin<br />

auf ihren Social-Media-Kanälen.<br />

Dort erklärt sie<br />

in Mini-Workshops die Landschafts-,<br />

Tier- und Makrofotografie<br />

und zeigt Schritt<br />

für Schritt, wie mit einfachen<br />

Mitteln beeindruckende Fotos<br />

entstehen. Sarah Böhm<br />

erklärt Grundlagen wie die<br />

Anschaffung einer passenden<br />

Ausrüstung für unterschiedliche<br />

Budgets, Technik, Bildgestaltung<br />

und Bildbearbeitung.<br />

Sie verrät wie Sie Wildtiere<br />

vor die Linse bekommen,<br />

ohne sie zu stören, wie man<br />

mit der Kamera magische<br />

Momente festhält, oder wie<br />

alltägliche Dinge durch Licht<br />

und Perspektiven in ganz neuem<br />

Licht erscheinen.<br />

Sarah Böhm: Foto-Streifzüge<br />

durch die Natur. Dein<br />

Fotokurs für Landschafts-,<br />

Tier- und Makrofotografie.<br />

Humboldt Verlag, 2023, 304<br />

Seiten, 29 Euro, humboldt.de<br />

41


NATUR-FOTO<br />

NICHT NUR WIE<br />

SCHNEE ...<br />

Wie elegante Fotos mit weißem Hintergrund entstehen, erklärt Kai Bratke.<br />

42<br />

In meinen Augen strahlt Weiß viel<br />

Ruhe und Eleganz aus. Darum liebe<br />

ich Fotos mit weißem Hintergrund.<br />

Eigentlich wollte ich in dieser Ausgabe<br />

über Wasser schreiben, aber Schnee und<br />

anderes »Weiß« passen jetzt, zu Beginn<br />

des kalendarischen Winters, besser. Wie<br />

aber komme ich nun zu solchen Fotos?<br />

Eine offensichtliche Möglichkeit bietet<br />

uns eben – Schnee – aber nicht nur er.<br />

Durch Tricks lassen sich zu allen Jahreszeiten<br />

Bilder mit »Weiß« machen, wie ich<br />

hier aufzeige.<br />

BELICHTUNGSMESSUNG<br />

Bei einem so hellen Hintergrund wie<br />

Schnee müssen wir die automatische<br />

Belichtungsmessung der Kamera austricksen.<br />

Diese versucht je nach Modus<br />

immer einen Belichtungskompromiss,<br />

um »weiße« und »schwarze« Bereiche<br />

ohne Bildinformationen zu vermeiden.<br />

Daher wird Schnee in der Regel zu dunkel<br />

in einem unschönen Grau dargestellt,<br />

und auch das Tier wird dadurch zu dunkel<br />

belichtet. Ich stelle für »weiße« Fotos<br />

immer alle Belichtungsparameter (Blende,<br />

Belichtungszeit, ISO-Wert) manuell<br />

ein. Dabei erleichtern spiegellose Kameras<br />

das Finden der richtigen Einstellung<br />

enorm, weil das Bild im elektronischen<br />

Sucher in der gewählten Belichtung angezeigt<br />

wird. Zusätzlich kann man bei<br />

vielen Kameras die Überbelichtungswarnung<br />

einschalten. Überbelichtete weiße<br />

Bereiche blinken dann in der Rückschau<br />

auf dem Display, und das dürfen sie für<br />

diese Art von Fotos auch – solange es sich<br />

um den »weißen« Hintergrund handelt.<br />

Sollten Sie zum Fotografieren die Zeitoder<br />

Blendenautomatik nutzen, können<br />

Sie über die Belichtungskorrektur bewusst<br />

überbelichten. Je nach Situation<br />

sind zwei bis drei Blendenstufen ein guter<br />

Richtwert.<br />

Da ich in Mecklenburg-Vorpommern<br />

wohne und Watvögel zu meinen<br />

bevorzugten Motiven zählen, wäre ich<br />

aufgeschmissen, wenn ich mich nur auf<br />

Schnee verlassen würde. Deswegen habe<br />

ich mich auf die Suche nach weiteren<br />

Möglichkeiten gemacht, und mittlerweile<br />

gehören graue Tage mit bedecktem Himmel<br />

zu meinem bevorzugten Wetter für<br />

»weiße« Fotos. Denn dann werden bei<br />

einer gezielten Überbelichtung (wie oben<br />

beschrieben) Himmel und auch helle<br />

Wasserflächen weiß. Ähnliche Ergebnisse<br />

bekommt man bei sanftem Gegenlicht.<br />

Zu hart sollte das Gegenlicht nicht<br />

sein, da sonst unschöne Ränder um das<br />

Hauptmotiv entstehen, die nicht zu dem<br />

ruhigen Charakter eines »weißen« Fotos<br />

passen.<br />

BILDBEARBEITUNG<br />

Wenn die Belichtung vor Ort nicht hundertprozentig<br />

gepasst hat, lässt sich das<br />

in der anschließenden Bildbearbeitung<br />

gut beheben. Ein leichter Grauschleier<br />

wird durch die Regler »Weiß« oder »Lichter«<br />

schnell zu reinem Weiß. Und sollte<br />

das Hauptmotiv etwas zu hell geraten<br />

sein, werden die Konturen durch selektive<br />

Anpassung der Regler »Tiefen« und/<br />

oder »Schwarz« wieder deutlicher.<br />

In der nächsten Ausgabe unseres <strong>naturgucker</strong>-Magazins<br />

können Sie dann<br />

wertvolle Tipps zum Thema ‚bewegte<br />

Objekte‘ lesen.<br />

Wasserralle : Der Vogel suchte auf<br />

der schneebedeckten Eisfläche eines<br />

Teiches nach Nahrung. Durch die gezielte<br />

Überbelichtung wird die Schneefläche<br />

fast komplett weiß. Nur im Bereich<br />

der Ralle sind leichte Strukturen<br />

zu erkennen. 600mm, f4, 1/1000sec,<br />

ISO1000


NATUR-FOTO<br />

43<br />

Kiebitzregenpfeifer Vergleich unbearbeitet / bearbeitett: Sie ruhten auf<br />

dem hellen Strand, während sich im Hintergrund die Ostsee befindet. Damit Sand<br />

und Ostsee weiß wurden, musste ich stark überbelichten. Dadurch wirkten die<br />

Kiebitzregenpfeifer etwas zu hell. Durch die Regler »Schwarz« und »Tiefen« habe<br />

ich ihre Konturen wieder hervorgeholt. Zusätzlich habe ich mich für eine Konvertierung<br />

in schwarzweiß entschieden, um die grafische Anmutung des Fotos<br />

zu betonen. Dargestellt sind Vergleich von unbearbeitetem zu bearbeitetem Foto<br />

und die Reglerstellungen in Adobe Lightroom. Hohe ISO-Werte sind bei »weißen«<br />

Fotos in der Regel nicht problematisch, da das Helligkeitsrauschen in den weißen<br />

Bereichen nicht auffällt. 600mm, f7.1, 1/250sec, ISO4000


NATUR-FOTO<br />

44<br />

Schilfrohrsänger: Diesen kleinen<br />

Rohrsänger habe ich morgens im sanften<br />

Gegenlicht fotografiert. Auch in<br />

dieser Lichtsituation wird der Himmel<br />

durch gezielte Überbelichtung weiß,<br />

während das Hauptmotiv richtig belichtet<br />

erscheint. Die Schilfhalme geben<br />

dem Foto zusätzlich etwas Struktur<br />

und halten den Blick des Betrachters im<br />

Bild. 600mm, f4, 1/4000sec, ISO400<br />

Seehund: Er ruhte sich auf einem<br />

Stein in der Ostsee aus. Die senkrechten<br />

Strukturen im Vordergrund entstanden<br />

durch abgebrochene Schilfhalme<br />

im Uferbereich. Für dieses Foto<br />

gefiel mir eine leichte Blaufärbung des<br />

Wassers besser als reines Weiß. Die<br />

Option, das Umfeld nicht rein weiß zu<br />

gestalten, sondern die natürliche Farbe<br />

dezent beizubehalten, sollte man<br />

immer ausprobieren. Manchen Fotos<br />

kommt das merklich zugute. 600mm,<br />

f4.5, 1/320sec, ISO800


NATUR-FOTO<br />

Kuckuck: Ihn würde man wohl niemals<br />

im Schnee erwischen, weil er Zugvogel<br />

ist – also habe ich diesen Kuckuck<br />

bei bedecktem Himmel fotografiert.<br />

Dieser wird durch die gezielte Überbelichtung<br />

weiß. Beim Fotografieren<br />

orientiere ich mich daran, dass entweder<br />

die Überbelichtungswarnung<br />

in dem Bereich der weiß werden soll<br />

blinkt, oder dass das Hauptmotiv richtig<br />

belichtet erscheint. 600mm,<br />

f4, 1/3200sec, ISO3200<br />

45<br />

Sichelstrandläufer: Dieser Sichelstrandläufer,<br />

auch er ein Langstreckenzieher,<br />

der den Winter südlich der Sahara<br />

verbringt, suchte in einem Flachwasserbereich<br />

der Ostsee nach Nahrung. Das<br />

bedeckte Wetter ermöglichte mir hier,<br />

durch gezielte Überbelichtung die Wasserfläche<br />

weiß zu gestalten. Nur in der<br />

Schärfeebene des Fotos werden leichte<br />

Wellenstrukturen sichtbar, die das<br />

Foto abrunden. 600mm, f4, 1/1600sec,<br />

ISO2000


LESERSEITE<br />

Honig- oder Holzbiene?<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, in einem Regenmengenmesser<br />

hatte sich am vergangenem<br />

Sonntag ein Insekt verirrt, beziehungsweise ist<br />

unten am Schmutz hängen geblieben. Wir haben<br />

das Insekt mit einem Strohhalm aus dem<br />

Schmutz befreit und zusätzliche Bilder aufgenommen.<br />

Die Größe beträgt circa 16 bis 18<br />

Millimeter.Dabei haben wir den Verdacht, dass<br />

es sich um eine Honigbienenkönigin oder eine<br />

Drohne handelt, für eine Holzbiene scheint sie<br />

uns zu schlank und zu wenig schwarz-blau Färbung<br />

zu haben. Mfg, Gerhard Pflästerer<br />

interessante, lehrreiche Sachen. Ich habe<br />

nun auch eine Frage: In der Nähe von<br />

Damnatz an der Elbe haben wir die schönen<br />

Federchen gefunden. Wir konnten<br />

leider nicht bestimmen, von welchem<br />

Vogel sie stammen. Können Sie mir<br />

helfen? Mit bestem Dank und freundlichen<br />

Grüßen , Beat Steigmeier<br />

Hans-Heiner Bergmann, NG-<br />

Fachbeirat: Diese Federn stammen<br />

von einem Fasanenhahn.<br />

46<br />

Dieter Schneider, NG-Fachbeirat:<br />

Eine Honigbienenkönigin kann ich leider nicht<br />

bestätigen. Bei der Biene handelt es sich um<br />

eine Riesen-Harzbiene (Megachile sculpturalis),<br />

auch unter dem Namen Asiatische Mörtelbiene<br />

bekannt. Diese große Art stammt<br />

ursprünglich aus Ostasien und wurde 2008<br />

zum ersten Mal in Europa in Südfrankreich<br />

gefunden. Seither breitet sie sich<br />

Ein tolles Erlebnis<br />

Hallo verehrtes Naturgucker-Team,<br />

Seidenschwänze habe ich seit rund<br />

20 Jahren wieder mal in unserer<br />

Wohngegend gesichtet. Es war ein<br />

Schwarm von 50 bis 60 Vögeln,<br />

der die Vogelbeerbäume aufsuchte. Für<br />

mich ein großes Erlebnis. Wachholderdrosseln<br />

und einige Rotdrosseln<br />

waren auch zu beobachten. Viele<br />

Grüße, Gertraude Kohrt<br />

Schnelle Raupe<br />

Sehr geehrtes Naturgucker-Team!<br />

Als erstes möchten wir Ihnen für Ihr<br />

schönes Heft gratulieren, denn wir<br />

erfreuen uns immer wieder an den<br />

schönen Fotos und Zeichnungen sowie<br />

an den interessanten Artikeln<br />

hier aus<br />

und wird seit dem Erstfund 2015 immer öfter<br />

auch in Deutschland nachgewiesen. Zur interessanten<br />

Lebensweise der Art gibt es hier<br />

sehr präzise Informationen: www.wildbienen.<br />

info/forschung/projekte_08.php<br />

Was sind das für Federn?<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, ich<br />

bin Abonnent vom <strong>naturgucker</strong> Magazin.<br />

Auf der Leserseite hat es immer sehr<br />

Anbei ein Foto von einer Raupe, die<br />

wir im August in Bamberg in einem<br />

Wald sahen. Wir haben nicht herausfinden<br />

können, welcher Art sie<br />

angehört. Können Sie uns vielleicht<br />

weiterhelfen? Sie konnte sehr schnell<br />

krabbeln, und ihre Farben waren sehr<br />

auffallend. Wie wird wohl der Falter<br />

aussehen? Mit freundlichen Grüssen,<br />

Alicia Cirujeda<br />

Dieter Schneider, NG-Fachbeirat:<br />

Bei dieser schicken Raupe handelt es<br />

sich um die Raupe der Ahorn-Rindeneule<br />

(Acronicta aceris). Die Art ist im<br />

Allgemeinen gar nicht so selten, doch<br />

sieht man die Raupen nicht häufig, obwohl<br />

sie so auffällig sind.


NATURKIND<br />

DAS BESTE AUS ZWEI WELTEN:<br />

BLENDED LEARNING<br />

Das erste Lernmethoden-Tandem aus<br />

Online-Lernthema »Pflanzen« und feldbotanischem<br />

Präsenzkurs ist ein Erfolg Von Elisabeth Wieborg<br />

Naturinteressierte, die den Online-Lernort<br />

NABU|<strong>naturgucker</strong>-<br />

Akademie nutzen, schätzen die<br />

Möglichkeit, ihren Lernprozess an die eigenen<br />

Bedürfnisse anzupassen. Jeder Mensch<br />

lernt gerne und auch besser im eigenen<br />

Tempo und profitiert von der Freiheit, sich<br />

umfangreiche Lerninhalte selbst einzuteilen<br />

oder nach Belieben zu wiederholen.<br />

INFOS & ERFAHRUNGEN<br />

Kann aber digitales Lernen das Lernen in<br />

und mit der Natur ersetzen? Natürlich<br />

nicht! Natur ist ein ganzheitlicher Erfahrungsraum,<br />

der tiefe und vernetzte Spuren<br />

hinterlässt. Lernen bedeutet im Wesentlichen<br />

Vernetzung – Vernetzung von Informationen<br />

und Erfahrungen miteinander,<br />

und zwar auf möglichst vielen Ebenen. In<br />

diesem Sinne kann digital erworbenes Vorwissen<br />

zwar das Erfahrungslernen nicht ersetzen,<br />

wohl aber sinnvoll ergänzen: Wenn<br />

bereits Gelerntes in einem neuen Kontext<br />

wieder aktiviert wird, vertieft es sich einerseits<br />

und andererseits bietet es ein Netzwerk<br />

an, das die neuen Eindrücke aus der<br />

Feldpraxis angeknüpft und von Anfang an<br />

strukturierter verarbeitet werden.<br />

INTEGRIERTES LERNEN<br />

Eine solche Win-win-Kombination aus<br />

Lernmethoden ist als Blended Learning<br />

oder auch Integriertes Lernen bekannt.<br />

Das Konzept ist so zukunftsweisend für<br />

den Erhalt und die Weitergabe von Artenkenntnissen,<br />

dass die NABU|<strong>naturgucker</strong>-<br />

Akademie im Rahmen ihrer Förderung<br />

durch das Bundesprogramm Biologische<br />

Vielfalt die Umsetzung von Blended Learning<br />

in ihre Zieldefinition aufgenommen<br />

hat. Ein erster Schritt dazu sind seit jeher<br />

die Beobachtungs- und Meldeaufgaben,<br />

mit denen Online-Lernende vom Bildschirm<br />

weg und in die Lebensräume hineingeschickt<br />

werden.<br />

PRÄSENZVERANSTALTUNG<br />

Ein weiterer Schritt hat im Jahr 2023 vielversprechende<br />

Premiere gefeiert: Gemeinsam<br />

mit dem Lernthema »Pflanzen« konnte<br />

die Präsenzveranstaltung »Feldbotanikkurs<br />

Südlicher Oberrhein 2023« gebucht<br />

werden. Ausgerichtet wurde diese Exkursionsreihe<br />

von der Akademie für Naturund<br />

Umweltschutz Baden-Württemberg<br />

unter der Leitung von Dr. Patrick Kuss, der<br />

gleichzeitig zum Autorenteam des Online-Pflanzenthemas<br />

zählt. Entsprechend<br />

gut konnten Online-Vorbereitung und Exkursionsaufgaben<br />

ineinandergreifen. Eine<br />

sehr hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden<br />

in den Evaluationsfragebögen ermutigt<br />

unbedingt dazu, mehr Tandempartner für<br />

die Lernthemen der NABU|<strong>naturgucker</strong>-<br />

Akademie zu gewinnen. Um es mit einem<br />

O-Ton aus den Fragebögen zu sagen:<br />

»Gerne auch für weitere Kurse praktische<br />

Angebote machen, die Kombi macht´s!«<br />

Das Projekt NABU|<strong>naturgucker</strong>-Akademie<br />

wird gefördert im Bundesprogramm<br />

Biologische Vielfalt durch das Bundesamt<br />

für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz, nukleare<br />

Sicherheit und Verbraucherschutz.<br />

47<br />

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NATURKIND<br />

So richtig unterhalten können wir uns<br />

mit Tieren leider nicht. Aber untereinander verständigen<br />

sie sich. Und manchmal können wir das sogar verstehen.<br />

Von Thea Wittmann<br />

48<br />

An der Körperhaltung und an Bewegungen<br />

kannst du oft erkennen, was ein<br />

Haustier dir mitteilen will. Ein Beispiel,<br />

das du bestimmt kennst: Wenn ein Hund sich<br />

freut, wedelt er mit dem Schwanz, und meint<br />

damit zum Menschen und zu anderen Hunden<br />

»Wie schön, dass du da bist.« Oder: »Spiel<br />

mit mir!« In manchen Fällen kann das Wedeln<br />

aber auch Angriff ankündigen. Fängt er aber<br />

an zu knurren und fletscht sogar die Zähne,<br />

heißt das: Komm mir nicht zu nah!« Stellt<br />

eine Katze ihren Schweif auf, dann heißt das:<br />

»Vorsicht! Geh mir besser aus dem Weg!«<br />

Sie ist vielleicht auf Krawall aus, zumindest<br />

aber ist sie aufgeregt. Wenn sie die Krallen<br />

ausfährt, solltest du sie besser gar nicht<br />

anfassen. Macht sie einen Buckel, kann das<br />

unteschiedliche Bedeutungen haben:<br />

Etwa Nähe und Zuneigung<br />

zeigen oder suchen, Spielaufforderung,<br />

aber auch<br />

Angst oder Reviermarkierung.<br />

Kommunikation ist<br />

also nicht nur den Menschen<br />

vorbehalten. Auch<br />

Tiere verständigen sich.<br />

Die meisten Tiere können<br />

allerdings keine neuen Rufe<br />

dazulernen. Katzen machen<br />

»miau« oder fauchen, der<br />

Hund bellt »wuff« oder er<br />

knurrt, fiept oder winselt.<br />

Dabei bleibt es. Das ist genetisch<br />

so festgelegt.<br />

Australian Sheperd /<br />

AdobeStock


Echte Unterhaltung?<br />

Papageien sind dafür bekannt, dass sie<br />

menschliche Sprache nachplappern<br />

können. Die Forscherin Irene Pepperberg<br />

hat mit ihrem Graupapagei Alex trainiert<br />

und es tatsächlich geschafft, sich mit ihm<br />

zu unterhalten. Alex war ein Papageien-<br />

Genie, er konnte mehr als 100 verschiedene<br />

Dinge, Tätigkeiten und Farben benennen.<br />

Wenn Irene fragte: »Welche Farbe hat<br />

Mais?«, dann antwortete Alex »Gelb«. Er<br />

konnte nicht nur nachsprechen, sondern aus<br />

einer Unterhaltung heraus Neues lernen.<br />

(https://alexfoundation.org/about/drirene-pepperberg/)<br />

»Ich zeig dir was«<br />

Verständigung klappt aber nicht nur mit<br />

Worte oder Lauten. Menschenaffen verständigen<br />

sich zum Teil über Gesten, die<br />

auch Menschen benutzen. Mit Gorillas,<br />

Bonobos, Schimpansen oder Orang-Utans<br />

sind wir recht nah verwandt. Mindestens<br />

24 Gesten gibt es, die in unserem gemeinsamen<br />

Erbgut angelegt sind. Eine sehr<br />

wichtige ist das Zeigen mit dem Finger, auf<br />

Englisch heißt sie »pointing«. Du benutzt<br />

sie, wenn du jemanden auf etwas hinweisen<br />

willst – und zeigst mit dem Finger drauf.<br />

Menschenaffen machen es genauso. Die<br />

ausgestreckte Hand aufhalten heißt: »Gib<br />

mir was!« Will ein Schimpanse ein ranghöheres<br />

Tier besänftigen, dann duckt er<br />

sich und fiept wie ein Schimpansenkind. Das<br />

bedeutet: »Tu mir nichts!« Hält<br />

er die Hand ausgestreckt<br />

mit der Handfläche nach<br />

oben und senkt den Kopf,<br />

ist das eine bittende<br />

Geste – er ordnet sich<br />

seinem Gegenüber unter.<br />

Fletscht er die Zähne und springt kreischend<br />

herum, ist er böse. Wenn sich ein<br />

Gorillamann auf die Brust trommelt, heißt<br />

das: »Hier bin ich der Boss.« Er will damit<br />

einen Konkurrenten warnen.<br />

Die Meistersänger<br />

NATURKIND<br />

Vögel sind wahre Meister der Kommunikation.<br />

Egal was der Volksmund<br />

unter »Gesang« versteht und wie er<br />

den Begriff einsetzt, gibt es zwischen Rufen,<br />

Gesang und sonstigen Lautäußerungen<br />

bei Vögeln große Unterschiede. Nicht wenige<br />

Vögel haben ihren Namen durch ihren<br />

Gesang erhalten, zum Beispiel der Zilpzalp,<br />

ein Singvogel, aber auch Kuckuck und Uhu.<br />

Auch sie singen, obwohl sie keine Singvögel<br />

sind. Viele Vögelmännchen benutzen<br />

ihren Gesang, um ein Revier zu markieren<br />

und Weibchen anzulocken. Manche arbeiten<br />

dabei mit Bild und Ton gleichzeitig. Der blau<br />

gefärbte australische Seidenlaubenvogel<br />

baut zunächst aus unzähligen Ästchen eine<br />

aufwändige Balzarrena, die er mit blauen<br />

Gegenständen schmückt, springt, hüpft und<br />

läuft dann darin umher, öffnet die Flügel<br />

und spreizt die Schwanzfedern, während er<br />

Rufe anderer Vogelarten imitiert. Mit einem<br />

Alarmruf schließlich warnen Vögel einander<br />

vor drohender Gefahr, zum Beispiel Amseln.<br />

Sie unterscheiden zwischen Luft- und Bodenalarm.<br />

Nähert sich ein Feind, etwa eine<br />

Katze am Boden, dann gibt es sogar drei<br />

Abstufungen: Leichte, mittlere oder höchste<br />

Gefahr. Wenn zwei Amselmännchen sich um<br />

ein Revier streiten, verfolgen sie einander –<br />

und kämpfen sogar!<br />

49


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Am 29. Februar kommt<br />

DER NEUE NATURGUCKER!<br />

Neues aus der Tier-, Pilz- und Pflanzenwelt, Tipps zum Beobachten,<br />

Nachdenkliches und Merkwürdiges können Sie erfahren und großartige Fotos<br />

und Zeichnungen genießen.<br />

Lesen Sie unter anderem:<br />

Besuch bei Meister Lampe<br />

Blind wie ein Märzhase? Ja, das stimmt – meistens. Im Liebesrausch<br />

verlieren Feldhasen oft ihre Scheu und faszinieren uns mit Verfolgungsjagden<br />

und Prügeleien.<br />

51


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