BRPHIL Orchester-Magazin #8
Das Orchester- & Programmmagazin der Bad Reichenhaller Philharmoniker. Programmübersicht April - Juli 2023
Das Orchester- & Programmmagazin der Bad Reichenhaller Philharmoniker.
Programmübersicht April - Juli 2023
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» VON EINEM DER GEHT UND EINER DIE KOMMT<br />
Wie hört man sich im <strong>Orchester</strong> eigentlich selbst?<br />
Scott: Der <strong>Orchester</strong>klang ist für die Musiker ein anderer<br />
als für das Publikum. Man orientiert sich an der<br />
eigenen Instrumentengruppe. Ich höre das Erste Horn<br />
vor mir sehr gut und auch die anderen Hornisten um<br />
mich herum, ihnen versuche ich mich anzupassen.<br />
Andere Instrumente wie den Kontrabass, der weit<br />
weg ist, kann ich fast gar nicht hören. Während die<br />
Erste Violine oder Flöte hervorstechen, nehme ich die<br />
mittleren Stimmen wie die Bratsche in der Menge nicht<br />
wahr. Deswegen brauchen wir den Dirigenten, er ist<br />
unser Orientierungsmaßstab.<br />
Du gehst, Riah kommt. Was gibst du ihr mit?<br />
Scott: Dankbarkeit zu empfinden für die Möglichkeit,<br />
hier sein zu dürfen. Sie macht das bis jetzt sehr gut.<br />
Manchmal haben wir die Gelegenheit, gemeinsam<br />
spielen zu können. Meistens ist es aber so, dass entweder<br />
ich da bin oder sie. Ich bin schon in Altersteilzeit<br />
und es ist ja der Sinn, dass jemand zurücktritt, damit<br />
ein junger Nachfolger mit einer halben Stelle beginnen<br />
kann und sich langsam an die Abläufe gewohnt. Ab<br />
Mai ist Riah dann zu hundert Prozent beschäftigt. Ich<br />
würde ihr raten, dann auch in Reichenhall zu wohnen,<br />
denn durch das Pendeln verliert man viel Zeit.<br />
Riah, wo wohnst du jetzt?<br />
Riah: In Salzburg. Ich komme aus Südkorea und lebe<br />
seit fünf Jahren in Österreich. Das Masterstudium habe<br />
ich bereits fertig, aber ich mache noch ein Postgraduates<br />
Studium. Das ist so was wie ein Finetuning, ich<br />
habe nur Spielunterricht.<br />
Wieso hast du Horn gelernt?<br />
Riah: In meiner Grundschule gab es eine Spielklasse<br />
für Blasinstrumente. Ein paar Freunde von mir haben<br />
an der Spielklasse teilgenommen, sie fanden es toll und<br />
so wurde ich auch neugierig. Meine Mutter wollte, dass<br />
ich dann Horn spiele. Ursprünglich hätte ich lieber<br />
Klarinette gelernt.<br />
Wie gefällt es dir bis jetzt hier in Reichenhall?<br />
Riah: Wir spielen viele Konzerte und das war am Anfang<br />
anstrengend für mich, weil ich das nicht gewohnt<br />
war. Manchmal habe ich meine Lippen sehr gespürt,<br />
sie waren ein wenig kaputt. Aber trotzdem ist es<br />
schön, viele neue Stücke kennenzulernen. Mir gefällt<br />
es sehr gut in Reichenhall und die Kolleginnen und<br />
Kollegen sind so nett. Scott hat mir bei so vielen Dingen<br />
sehr geholfen und ich bedanke mich dafür bei ihm.<br />
Scott: Vier Tage bevor sie bei uns ihr Probespiel hatte,<br />
hat sie ihre Externe Prüfung bestanden. Und für den<br />
nächsten Tag war der Flieger nach Südkorea gebucht.<br />
Ich kann mich noch an dein Gesicht erinnern, als wir<br />
dir mitgeteilt haben, dass du gewonnen hast. Du saßt<br />
auf der Treppe und hast ganz verwundert geschaut.<br />
Riah: Ja ich war sehr überrascht, ich hätte nicht damit<br />
gerechnet. Ich war sehr glücklich und meine Eltern<br />
haben sich auch sehr gefreut.<br />
Scott: Ich habe ihr dann nach ihrer Rückkehr mit organisatorischen<br />
Dingen wie der Arbeitsgenehmigung<br />
und der Krankenversicherung geholfen. Es ist etwas<br />
kompliziert in Österreich zu wohnen und in Deutschland<br />
zu arbeiten.<br />
Riah, was spielst du besonders gerne?<br />
Riah: Die großen Komponisten der Romantik haben<br />
wunderschöne Stücke fürs Horn geschrieben, die<br />
sehr dankbar zu spielen sind. Moderne Komponisten<br />
versuchen oft etwas Besonderes zu machen, und nicht<br />
ihre Liebe zum Klang des Horns in den Vordergrund<br />
zu stellen. Das ist technisch meist schwer, aber nicht<br />
schön zu spielen. Die Romantik hat für unser Instrument<br />
das Schönste hervorgebracht.<br />
Hast du musikalische Vorbilder?<br />
Riah: Mein Professor, bei dem ich jetzt in Salzburg<br />
studiere, ist mein Vorbild: Radovan Vlatković. Er ist ein<br />
berühmter Solist. Ich möchte so viel wie möglich von<br />
ihm lernen. Er ist so eine freundliche Persönlichkeit,<br />
intelligent, schlagfertig, entspannt und leidenschaftlich.<br />
Ich versuche eine so gute Musikerin zu werden<br />
wie er.<br />
Was glaubst du, kann und muss ein <strong>Orchester</strong> mit<br />
der Zeit gehen?<br />
Riah: Es ist schwer zu sagen, ich habe darüber noch<br />
nie nachgedacht. Aber ich denke wie Scott, dass beides<br />
getan werden muss. Man muss neue Projekte schaffen<br />
ohne seine Identität als <strong>Orchester</strong> zu verlieren.<br />
Was ist für dich das Besondere an dem Beruf einer<br />
Musikerin?<br />
Riah: Viele sagen, es sei der Applaus. Applaus ist auch<br />
wichtig. Für mich ist es etwas anderes. Als Musiker<br />
sind wir in der Lage, mit dem Publikum zu kommunizieren,<br />
nicht mit Worten, sondern durch die Musik.<br />
Das ist für mich das Faszinierende.<br />
<strong>BRPHIL</strong>