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BRPHIL Orchester-Magazin #8

Das Orchester- & Programmmagazin der Bad Reichenhaller Philharmoniker. Programmübersicht April - Juli 2023

Das Orchester- & Programmmagazin der Bad Reichenhaller Philharmoniker.
Programmübersicht April - Juli 2023

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24<br />

» VON EINEM DER GEHT UND EINER DIE KOMMT<br />

es entsprechend viele offene Stelle gab, mehr als Nachwuchs.<br />

Das hat sich komplett gewandelt. Heute gibt es<br />

wenig freie Posten für Musikerinnen und Musiker aus<br />

der ganzen Welt. Allein bei den Bad Reichenhaller Philharmonikern<br />

sind 14 Nationen vertreten. Die Konkurrenz<br />

ist unglaublich hart. Im Januar 1982, bei meinem<br />

Probespiel, war ich der einzige Kandidat und man hat<br />

mich mit Handkuss genommen. Zum Vergleich: im<br />

Januar 2023 hatten wir ein Trompeten-Probespiel mit<br />

14 Kandidaten. In die Endrunde kamen vier und die<br />

waren alle dermaßen gut, dass die Auswahl wirklich<br />

schwerfiel.<br />

Wie gut kennt man sich in einem <strong>Orchester</strong>?<br />

Scott: Die Kollegen, die unmittelbar um mich herumsitzen,<br />

also die anderen Hornisten und die Blechbläser,<br />

kennen mich besser als alle anderen, auch meine<br />

Schwächen. In einem <strong>Orchester</strong> ist man immer von<br />

den anderen abhängig. <strong>Orchester</strong>musik ist eine Teamleistung,<br />

mal abgesehen von den Solisten. Aber wenn<br />

dein Einsatz kommt, hast du nur eine einzige Chance.<br />

Das kann sehr belastend für die Nerven sein.<br />

Bei vielen Dingen heißt es, man muss mit der Zeit<br />

gehen. Inwiefern muss ein <strong>Orchester</strong> mit der Zeit<br />

gehen?<br />

Scott: Früher waren die Kurkonzerte voll, das hat<br />

sich geändert. Die junge Generation tickt anders. Wir<br />

müssen neue Wege finden, Publikum zu generieren.<br />

Das ist ein Spagat, denn einerseits ist da die Tradition,<br />

die gepflegt werden will, gleichzeitig braucht es mehr<br />

moderne Musik. Unsere Filmmusikkonzerte gehen in<br />

die richtige Richtung.<br />

Was ist denn das Großartige an dem Beruf eines<br />

Musikers?<br />

Scott: Als ich herkam, war ich erstaunt zu hören, dass<br />

Musiker verschiedene Gründe haben diesen Beruf zu<br />

ergreifen. Ich bin Musiker geworden, weil ich Musik<br />

liebe. Ich habe mich nie gefragt, ob ich genug Talent<br />

habe. Musik hat mich mitgerissen, ich hätte mir nichts<br />

anderes vorstellen können. Die Musik hat mir die<br />

Möglichkeit gegeben, mit meiner Leidenschaft meinen<br />

Lebensunterhalt verdienen zu können. Es gibt aber<br />

viele, die aus einer traditionellen Musikerfamilie stammen.<br />

Das ist dann wie bei einem Handwerksberuf, der<br />

vom Großvater an den Vater und an den Enkel weitergegeben<br />

wird. Und dann sind da noch diejenigen, die so<br />

sehr talentiert sind, dass sie diesen Beruf wählen, weil<br />

sie ihn einfach gut können.<br />

Gibt es eine Gänsehautmusik aus den letzten 41 Philharmoniker-Jahren?<br />

Scott: Es gibt Stücke, die diese Emotion auslösen. Bei<br />

mir ist eines aus den Enigma-Variationen. Das ist ein<br />

<strong>Orchester</strong>werk des britischen Komponisten Edward<br />

Elgar. In diesen insgesamt 14 Variationen beschreibt<br />

Elgar Menschen aus seinem Umfeld. Die 9. Variation<br />

„Nimrod“ ist August Jaeger, einem seiner engsten<br />

Freunde und Förderer gewidmet. Diese Musik ist so<br />

tief emotional, wenn das Stück seinen Höhepunkt erreicht,<br />

bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Wir werden<br />

es mit den Bad Reichenhaller Philharmonikern beim 2.<br />

Abokonzert Ende März spielen und ich hoffe, ich darf<br />

ein letztes Mal dabei sein.<br />

2. ABOKONZERT<br />

FREITAG, 31. MÄRZ 19:30 UHR<br />

THEATER BAD REICHENHALL<br />

#ENIGMA<br />

CHARLOTTE THIELE, VIOLINE<br />

BAD REICHENHALLER PHILHARMONIKER<br />

DIRIGENT: DANIEL SPAW<br />

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY<br />

MEERESSTILLE UND GLÜCKLICHE FAHRT OP. 27<br />

BENJAMIN BRITTEN KONZERT FÜR VIOLINE<br />

UND ORCHESTER D-MOLL OP. 15 (1939)<br />

EDWARD ELGAR ENIGMA-VARIATIONEN<br />

Wie geht man damit um, Stücke spielen zu müssen,<br />

die einem gar nicht gefallen?<br />

Scott: Das kommt vor, es gibt Stücke, die ich nicht mag,<br />

die ich stumpfsinnig finde oder die für Horn einfach<br />

nicht gut geschrieben sind, weil sie eine uninteressante,<br />

aber anstrengende Stimme haben. Das ist dann einfach<br />

so, das ist mein Job. Aber natürlich möchte man am<br />

liebsten nur schöne Sachen spielen.<br />

<strong>BRPHIL</strong>

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