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220926Wellerbuch lay 1

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

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Dividenden, GmbHs, Stiftungen und so weiter. Hierüber

wurden wir durch die Leiter der verschiedensten Abteilungen

schulmäßig unterrichtet. Auf den Teilnehmerlisten war

ich nie ganz oben zu finden, sondern eher in den unteren

Regionen, wenn nicht ganz unten. Dafür hatte ich Fähigkeiten,

über welche auf den Ergebnislisten ganz oben

Platzierte, offensichtlich eher nicht verfügten. Inspiriert durch

Sommerbesuche bei meiner Schwägerin in New Jersey,

USA, importierte ich den sogenannten „Ein-Meter-Abstand-Strich“

zur Kassa. Es bedurfte beim eher weltfremden

zuständigen Vizedirektor Anton Weigl schon logischer

Argumente, aber letztendlich war es vorbei mit dem „Ausdirekter-Nähe-Verfolgen

der Geldgeschäfte“ des vor sich

stehenden Kunden. Nachdem Amerika ein großes Land ist,

in dem als Zahlungsmittel ausschließlich Dollar verwendet

werden, ist es schwierig, dort seine Auslandswährung in

Dollar zu wechseln. Auch hier willigte Direktor Weigl ein

und es entstand an der Fassade, neben dem Banklogo, die

Aufschrift „Money Exchange“.

Eine Landesbank ist von Haus aus träge, da passiert

nicht viel, ändert sich kaum etwas. Zumindest damals nicht.

Die Kunden pilgerten zur Bank. Wenn nicht, dann eben

nicht. Ich war der Meinung, warum nicht die Kunden in

der Nachbarschaft besuchen. Ein Lebenszeichen geben.

Interesse am Wohlbefinden zeigen. Fragen, ob etwas

gebraucht wird. Ob man behilflich sein kann. Das dadurch

nebenbei auch Neukunden akquiriert wurden, war ein

gewinnbringender Nebeneffekt. Die Leute waren überrascht,

erfreut, aber auch verärgert! Schräg gegenüber, auf

keinen hundert Metern Entfernung. „Über dreißig Jahr hat

sich hier von Ihnen keiner blicken lassen! Ich brauche Sie

jetzt auch nicht. Auf Wiedersehen!“ Im Endeffekt erntete

ich nur drei Absagen; diese bereits erwähnte, sowie: „Was

kann Ihre Bank besser, was meine Bank nicht schon ewig für

mich macht?“, und eine überhebliche Person, die offensichtlich

nicht ihren besten Tag hatte und mir unmissverständlich

mitteilte, ich „solle verschwinden!“.

Anton Kraler †, zuständig für die Filialen und Filialerweiterungen,

befand, dass wir im Gebiet Seefeld nicht vertreten

waren. Herr Flunger meinte, dass ich dafür die ideale

Person wäre. Dieses Gebiet umfasste außer Seefeld auch

Telfs und ging via Mösern bis zur Leutasch. Ein Tourismusgebiet

mit vielen Hotels, die über 10.000 Betten verfügten. Für

meine Person als Akquisiteur und ehemaliger Gastro-Kenner

ein herrliches Jagdgebiet!

Nach der allerersten „Geldwechseltour“ warteten die

Herren Flunger und Kraler erwartungsvoll auf meinen Rapport.

Meinen Bericht deuteten beide Herren als absolut unerwarteten

Erfolg. Herr Kraler meinte gar: „Ins kalte Wasser

gesprungen mit so einem positiven Resultat! Unglaublich!“ Ab

dort verwandelte ich mich jeden Dienstag in eine „Mobile

Hypo-Filiale“.

Das ursprüngliche Geldwechseln vergrößerte sich um

Geldeinlagen, Kontoeröffnungen, Kredit-, Um- und Neubau-

Vermittlungen. Logischerweise wird man mal auf einen Kaffee

eingeladen. Gespräche werden geführt. Fragen werden

beantwortet. Man wird zum Berater. In meinem Fall nicht nur

Bankberater, sondern auch Gastronomieberater. Für manche

Hoteliers-Ehegattin sogar zum Beichtvater!

Es entstand ein reales Vertrauensverhältnis. Ein Wochentag

war nicht mehr ausreichend, deshalb wurde die

„Donnerstagtour“ fix dazu reserviert. In einem unauffälligen

Mittelklasse-Opel unterwegs, war die Arbeit selbst ein abwechslungsreiches

Kinderspiel. Schwierig war es, bei immer

mehr anzufahrenden Kunden, immer zur gleichen Zeit zu

erscheinen. Man wurde ja erwartet! Noch schwieriger wurde

es, mit den vielen Wertsachen rechtzeitig noch vor 16 Uhr in

der Zentrale zu sein. Ab dort war kein hineinkommen mehr

möglich. Alarmgesichert!

Für die Hoteliersgattinnen genehmigte Herr Flunger mir

den wohlverdienten üppigen „Frühlingsblumenstrauß“. Ein von

den Damen gerne und mit großer Freude entgegengenommener

„Hypo-Gruß“!

Durch meine ungewohnten Aktivitäten wurde ich von

meinen Kollegen und Kolleginnen als eine Art Paradiesvogel

betrachtet. Das größte Kompliment kam wohl von einer Seefelder

Mitbewerberbank. Der Filialleiter, so wurde mir zugetragen,

verkündete am Stammtisch: „Wenn ich diesem Weller

mal begegne, schmeiß ich ihn den Zirler Berg hinunter!“ Und

der geht bekanntlich besonders steil hinunter!

Auch mein Nachfolger, Herr Waltl -eh klar-, hatte an „meiner

Tour“ so seine „Freude“. Irgendwann endete diese geschichts-

21¯

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