220926Wellerbuch lay 1
Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.
Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.
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BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯BRUDER – JAN DER TRAPPIST.
JAN BAPTIST BOMANS †
Unsere Numme 146
Es bestand, ausgehend von mein Vater, schon eine sehr
lange Tradition mit der ganzen Familie in der Trappisten
Kloster-Kirche „Cisterciènzer Abdij Maria Toevlucht“,
Zundert, Bundesland Noord-Brabant, Niederlande, die Sonntagsmesse
zu besuchen. Für uns Kinder war das eher ein nicht
allzu lustiger Ausflug: Hinfahrt, feierliche in lateinischer Sprache
gehaltene Messe, nicht enden wollende Predigt mit dem Kampf
sich ruhig und brav zu verhalten. Echt gefreut haben wir uns erst
nach dem Hochamt, wo es erlaubt war im Klosterpark uns endlich
so richtig auszutoben. Besonders zur Kastanienzeit, gab es
ein Überfluss an Sammelobjekten.
Durch diese wöchentlichen Besuche entstand eine richtige
Freundschaft zwischen „Bruder Jan“ und meinem Vater. Herbst
1965, Sommersaison in Montreux war für mich zu Ende.
Militär Antritt in Dezember. Mein besonders gläubiger Vater
hielt es für eine gute Idee vier Wochen in diesem Kloster zu
verbringen. Abstand vom Alltag zu bekommen, mich zu besinnen
und das Klosterleben kennen zu lernen.
Das resultierte in einem ernsten „Kennenlerngespräch“ mit
„Vater Abt Jeroen Witkamp“. Im besonders sterilen „Besuchszimmer“
saß ich einem überraschend jungen, ca. 45 jährigen
mageren Mann gegenüber. Der Abt wollte so viel wie möglich
über mich wissen, „Weil ich kann ja nicht den Teufel ins
Haus holen“. Und das wollte er offensichtlich nicht.
ÜBEREINKUNFT UND RESULTAT: Erlaubnis und
Versprechen das ganze religiöse Leben ernsthaft mit den
Klostergeistlichen zu zelebrieren! Also Erstgebet in der (kalten)
Kirche um 5 Uhr mitmachen! Meine Kontaktperson, der mir
einzig Bekannte in dieser für mich absolut anderen Welt, war
„Bruder Jan“.
Für den zutiefst gläubigen Bruder Jan bedeutete meine
Person, was ich erst viel später begriffen habe, eine besonders
willkommene Abwechslung zum Klosterleben. Zwischen uns
entstand ein außerordentliches, vertrauensvolles, freundschaftliches
Verhältnis.
Bei mir verschwanden die traurigen Augen, die fast quälenden
Gesichtszüge, die demütige Körperhaltung. Der Schalk
in seinen Augen entstand, wie mit Zauberstab herbeigeführt,
sobald wir alleine waren. Wahrscheinlich familiär bedingt,
denn sein Bruder Godfried Bomans war wohl der bekanntes-
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te, humoristischste, auflagenstärkste Autor in der Niederlande.
Bruder Jan hatte das Bedürfnis sich mitzuteilen, sich zu öffnen.
Über sein Leben zu erzählen: Sein Vater, ein Familien-Patriarch,
duldete nur seine eigene Meinung. Seine Kinder lebten
geistig in weiter Entfernung. Im Haus eines der ersten Telefone
weit und breit. Vaters Hobby, die Bibel. Nicht nur zum Beten,
sondern vielmehr, das mit Farbstiften verschönern der schwarz
weiß Zeichnungen! In aller Stille, zutiefst konzentriert mit dieser
wichtigen Tätigkeit, empfand er eine telefonische Störung als
unerhört unverschämt, nahm den Hörer, gab ein lautes „Ich
bin beschäftigt!“ von sich und das „Gespräch“ war zu Ende
bevor es angefangen hatte.
Jan drängte es 1935 weg von zu Hause. Fühlte sich nicht
wohl dort. Mit 17 Jahren realisierte er, ohne sich von zu Hause
zu verabschieden, sein Vorhaben und legte den weiten Weg
von über 100 Kilometer, von Noord Holland, zum Kloster in
Noord Brabant, zu Fuß (!!!) zurück. Also nicht mit dem Rad,
was man zu sein Lebensgeschichte unrichtigerweise transportiert!
Ein freundlicher Trappist öffnete für Jan Bomans die
schwere Kloster Eingangstüren und blieb fortan dort! In seiner
nicht geänderten Haut, aber ein total anderes Leben, entschuldigte
und verabschiedete „Bruder Jan Baptist“ sich per
Brief von seiner Familie! Natürlich hatte ich mit andere Brüder
ebenfalls Kontakt. „Bruder Hans“ erzählte mir von seinem Lotterleben
als Schiffsmaschinist auf hoher See. Einer plötzlichen
Eingebung folgend war er vom letzten Hafen direkt hier nach
Zundert zum Kloster gereist, denn „Ich möchte in den Himmel
kommen.“
Neben einer Vielzahl an Tätigkeiten war die Hauptaufgabe
von Bruder Jan die Wäsche in der Wäscherei zu verarbeiten.
Wäscherei Kollege „Bruder Georg“ hatte seine Aufgaben
in Afrika beendet und sich wieder retour, in seinem Heimat
Kloster, gemeldet. Im Gepäck, als Andenken sozusagen, eine
„Westliche Grünmeerkatze“. Ziemlich harmlos. Denkt man.
Das ist die Bezeichnung von einer, bis zu 60 Zentimeter groß
werdende, afrikanische Affenrasse.
Der Abt war darüber „not amused“, erlaubte Bruder
Georg aber eine Art Koje zu fertigen und an der Wand zu
befestigen. Bruder Jan, bei seiner Arbeit von oben aus der
Koje dauerbeobachtet, titulierte diesen Neuankömmling