220926Wellerbuch lay 1

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt. Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

FESTIVALDERTRAEUME
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02.01.2024 Aufrufe

BESO NDERE BEGEGN UN GEN¯LANDESBANK.ALBERT MAIR †Unsere Nummer 137Genau 30 Jahre bin ich jung und steige mit diesem Alterwunschgemäß aus der Gastronomie aus. Tagesablaufzu dieser Zeit im Schlosshotel Igls: Halb sechs aufstehen,Hinauffahrt Innsbruck-Igls, halb sieben „Mise en Place“ fürdas Frühstück, Lunch, Igls-Innsbruck Hinunterfahrt, Zimmerstunde,Innsbruck-Igls Hinauffahrt und Diner. Anschließend Bardienst,bis der letzte Gast sich entscheidet, zu Bett zu gehen.Für mich war diese Zeit zwischen Diner und Bar zusperreneigentlich überflüssig. Auch für das Hotel war sie nichtbesonders lukrativ, denn die Konsumation der Gäste warminimalst. Die Mitteilungsfreude der Gäste, sowohl männlichals auch weiblich, war dagegen außerordentlich präzisiertund ausführlich!Die Stammgäste kommen zwei-, dreimal jährlich. SämtlicheKrankheiten der „Gäste-Patienten“ wurden mir als Zuhörerin spätabendlichen Stunden schon x-mal mitgeteilt und von mir„behandelt“.Die meisten Hotel Gäste sind in einem gewissenAlter und meist mit Krankheiten gesegnet. Nach dem gemütlichen„After Diner Drink“ am Kaminfeuer, ziehen sich die Gästein Ihr Zimmer zurück. Einige wenige, auch Einzelpersonen, hobensich aus den ledernen Fauteuils und setzten sich zu mir andie Bar. Hier spiele ich dann den verständnisvollen Zuhörer!Diese Zeiten sind nunmehr passee.Gut, es wiederholte sich ja, falls kein berühmter Gast arrivierte,nur sechsmal wöchentlich. Für mich als Saisonarbeitermit gewohnter Sieben-Tage-Woche trotzdem zum Aushalten.Aber für einen Familienvater mit zwei kleinen Kindern keinidealer Lebensrhythmus.Ich heuerte beim „Tiroler Landesreisebüro“ an. Abteilung„Geldwechsel am Hauptbahnhof“. Für Direktor Hofrat Lässerwar ich wegen meiner Sprachkenntnisse die ideale Persondafür, Fremdwährungen sowie „Traveller Checks“ der Touristenin Schilling zu wechseln und Fragen über regionale Unklarheitenzu klären. Mit zwei Tagen Dienst und zwei Tagen freizur Verfügung, natürlich ein traumhafter Wechsel in doppelterHinsicht! Bis der Nachbar am Bahnhof 1978, Herr OttoSchuster, Direktor des „Zimmernachweis Innsbruck“, mich bat,doch das neue Büro an der Autobahn kurz vor Innsbruck, mitnoch einem Kollegen zu besetzen. Hier wurden durch unsdurchreisende Touristen unterwegs Richtung Süden mit Zim-¯174mern, Straßenkarten, Stadtplänen, Mautkarten, Geldwechselund Informationen jeglicher Art versorgt. Auch das Festnetztelefonwar ein wichtiger Grund, bei uns einzukehren.Direktor Schuster meinte, dass ich wegen meiner Sprachkenntnissedie ideale Besetzung für diese Aufgabe sei. Nachdemmein Kollege und ich bei jedem Verkauf ein bisserl mitdazu verdienten, eine interessante und spannende Herausforderung.Notabene bei gleichen Dienstzeiten, zwei TageDienst, zwei Tage frei! Wechseldienst mit Herr Hans Reichl,eine für mich ideale Diensteinteilung mit abwechslungsreicherArbeit!Bis, ja bis,1978 ein gewisser, für mich völlig unbekannterHerrn Albert Mair, Direktor der „LANDES HYPOTHE-KEN BANK“ anruft. Das Zimmernachweis Büro knalle-voll.Die „Kunst“ bestand darin, den Anwesenden im Büro durchAugenkontakt und eine kurze Bemerkung das Gefühl zuvermitteln,dass ihnen bald geholfen werde. Reisende sindungeduldig, wollen weiter und sind an keinerlei Zeitverlustinteressiert.Außerdem gab es für uns bei „flüchtenden“ Kunden nichtszu verdienen! Also das Telefonat mit „Direktor Mair“ war fürmich eher ein Verlustgeschäft und das Gespräch daher nichtvon langer Dauer. Direktor Mair benötigte am Bozner Platz,eine Person „der die Kunden begrüßt“.„Es gibt niemand, derdas kann“, begründete er seinen Anruf. Nachdem ich mitmeiner momentanen Arbeitssituation äußerst zufrieden war,bestand für mich keinerlei Bedarf, meinen Job zu ändern. Erbestand aber auf ein Gespräch, was ich ihm, damit ich anstellezu telefonieren, weiterarbeiten konnte, zusicherte.Dieses Gespräch in Direktor Mairs Büro war natürlichhochinteressant. Auf der einen Seite eine Person,die aufirgendeine Weise auf mich aufmerksam geworden war undmich offenbar unbedingt als „Guten-Tag-Sager“ einsetzenwollte. Auf der anderen Seite meine Person, abgeneigt, damit Verdienst und abwechslungsreicher Arbeit hochzufrieden.Freundlich und bestimmt erteilte ich Hofrat Mair eine Absage.Bis, ja bis, Hofrat Mair eine Woche später nochmalsanrief. Das Büro wieder, wie gehabt, knalle voll. BeimZweit-Treffen überhäufte mich Hofrat Mair mit gut klingendenArgumenten: „Bei uns können Sie ohne finanzielle Einbußen

krank werden“,„Bei uns haben Sie einen sicheren Job“, „DerWirtschaft wird es mal schlecht gehen, da sind Sie bei unsbestens aufgehoben“, etc. Im Endeffekt war das ausreichendüberzeugend, ich erbat Bedenkzeit, um mit meinerFrau beraten zu können, und sagte letztendlich zu.Insgesamt hat mich die Zusage fast acht Jahre lang ineine für mich unbekannte Welt katapultiert und mir hochinteressanteErlebnisse beschert. Bis, ja bis, Kommerzialrat Dr.Fred Beck, Obmann des Tourismusverbands Innsbruck-Igls,anrief.Ob ich Interesse hätte, Nachfolger von TourismusdirektorGeorg Lamp zu werden, denn der war in seiner zusätzlichenDoppelfunktion als Kongresshaus-Direktor politischnicht (mehr) tragbar. Aber das ist ja wieder eine andereGeschichte.175¯

BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯LANDESBANK.

ALBERT MAIR †

Unsere Nummer 137

Genau 30 Jahre bin ich jung und steige mit diesem Alter

wunschgemäß aus der Gastronomie aus. Tagesablauf

zu dieser Zeit im Schlosshotel Igls: Halb sechs aufstehen,

Hinauffahrt Innsbruck-Igls, halb sieben „Mise en Place“ für

das Frühstück, Lunch, Igls-Innsbruck Hinunterfahrt, Zimmerstunde,

Innsbruck-Igls Hinauffahrt und Diner. Anschließend Bardienst,

bis der letzte Gast sich entscheidet, zu Bett zu gehen.

Für mich war diese Zeit zwischen Diner und Bar zusperren

eigentlich überflüssig. Auch für das Hotel war sie nicht

besonders lukrativ, denn die Konsumation der Gäste war

minimalst. Die Mitteilungsfreude der Gäste, sowohl männlich

als auch weiblich, war dagegen außerordentlich präzisiert

und ausführlich!

Die Stammgäste kommen zwei-, dreimal jährlich. Sämtliche

Krankheiten der „Gäste-Patienten“ wurden mir als Zuhörer

in spätabendlichen Stunden schon x-mal mitgeteilt und von mir

„behandelt“.Die meisten Hotel Gäste sind in einem gewissen

Alter und meist mit Krankheiten gesegnet. Nach dem gemütlichen

„After Diner Drink“ am Kaminfeuer, ziehen sich die Gäste

in Ihr Zimmer zurück. Einige wenige, auch Einzelpersonen, hoben

sich aus den ledernen Fauteuils und setzten sich zu mir an

die Bar. Hier spiele ich dann den verständnisvollen Zuhörer!

Diese Zeiten sind nunmehr passee.

Gut, es wiederholte sich ja, falls kein berühmter Gast arrivierte,

nur sechsmal wöchentlich. Für mich als Saisonarbeiter

mit gewohnter Sieben-Tage-Woche trotzdem zum Aushalten.

Aber für einen Familienvater mit zwei kleinen Kindern kein

idealer Lebensrhythmus.

Ich heuerte beim „Tiroler Landesreisebüro“ an. Abteilung

„Geldwechsel am Hauptbahnhof“. Für Direktor Hofrat Lässer

war ich wegen meiner Sprachkenntnisse die ideale Person

dafür, Fremdwährungen sowie „Traveller Checks“ der Touristen

in Schilling zu wechseln und Fragen über regionale Unklarheiten

zu klären. Mit zwei Tagen Dienst und zwei Tagen frei

zur Verfügung, natürlich ein traumhafter Wechsel in doppelter

Hinsicht! Bis der Nachbar am Bahnhof 1978, Herr Otto

Schuster, Direktor des „Zimmernachweis Innsbruck“, mich bat,

doch das neue Büro an der Autobahn kurz vor Innsbruck, mit

noch einem Kollegen zu besetzen. Hier wurden durch uns

durchreisende Touristen unterwegs Richtung Süden mit Zim-

¯174

mern, Straßenkarten, Stadtplänen, Mautkarten, Geldwechsel

und Informationen jeglicher Art versorgt. Auch das Festnetztelefon

war ein wichtiger Grund, bei uns einzukehren.

Direktor Schuster meinte, dass ich wegen meiner Sprachkenntnisse

die ideale Besetzung für diese Aufgabe sei. Nachdem

mein Kollege und ich bei jedem Verkauf ein bisserl mit

dazu verdienten, eine interessante und spannende Herausforderung.

Notabene bei gleichen Dienstzeiten, zwei Tage

Dienst, zwei Tage frei! Wechseldienst mit Herr Hans Reichl,

eine für mich ideale Diensteinteilung mit abwechslungsreicher

Arbeit!

Bis, ja bis,1978 ein gewisser, für mich völlig unbekannter

Herrn Albert Mair, Direktor der „LANDES HYPOTHE-

KEN BANK“ anruft. Das Zimmernachweis Büro knalle-voll.

Die „Kunst“ bestand darin, den Anwesenden im Büro durch

Augenkontakt und eine kurze Bemerkung das Gefühl zu

vermitteln,dass ihnen bald geholfen werde. Reisende sind

ungeduldig, wollen weiter und sind an keinerlei Zeitverlust

interessiert.

Außerdem gab es für uns bei „flüchtenden“ Kunden nichts

zu verdienen! Also das Telefonat mit „Direktor Mair“ war für

mich eher ein Verlustgeschäft und das Gespräch daher nicht

von langer Dauer. Direktor Mair benötigte am Bozner Platz,

eine Person „der die Kunden begrüßt“.„Es gibt niemand, der

das kann“, begründete er seinen Anruf. Nachdem ich mit

meiner momentanen Arbeitssituation äußerst zufrieden war,

bestand für mich keinerlei Bedarf, meinen Job zu ändern. Er

bestand aber auf ein Gespräch, was ich ihm, damit ich anstelle

zu telefonieren, weiterarbeiten konnte, zusicherte.

Dieses Gespräch in Direktor Mairs Büro war natürlich

hochinteressant. Auf der einen Seite eine Person,die auf

irgendeine Weise auf mich aufmerksam geworden war und

mich offenbar unbedingt als „Guten-Tag-Sager“ einsetzen

wollte. Auf der anderen Seite meine Person, abgeneigt, da

mit Verdienst und abwechslungsreicher Arbeit hochzufrieden.

Freundlich und bestimmt erteilte ich Hofrat Mair eine Absage.

Bis, ja bis, Hofrat Mair eine Woche später nochmals

anrief. Das Büro wieder, wie gehabt, knalle voll. Beim

Zweit-Treffen überhäufte mich Hofrat Mair mit gut klingenden

Argumenten: „Bei uns können Sie ohne finanzielle Einbußen

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