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Industrieerprobte Lösungen und Werkzeuge für Produktentwicklung ...

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Stephan Zelewski; Adem Alparslan (Hrsg.):<br />

<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong><br />

Kompetenzmanagement<br />

Proceedings zum Abschlussworkshop der Verb<strong>und</strong>projekte<br />

GINA, KOEFFIZIENT <strong>und</strong> KOWIEN, 5. <strong>und</strong> 6. Oktober 2004,<br />

Marketing Management Institut Braunschweig<br />

gefördert vom: betreut vom:


Impressum:<br />

Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. Stephan Zelewski; Dipl.-Kfm. Adem Alparslan<br />

Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement<br />

Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Universitätsstraße 9, 45141 Essen,<br />

E-Mail: {Stephan.Zelewski | Adem.Alparslan}@pim.uni-essen.de<br />

URL: http://www.pim.uni-essen.de<br />

ISBN 3-9809798-3-0<br />

Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme<br />

Essen 2004


Ganzheitliche Innovationsprozesse<br />

in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)<br />

http://www.gina-net.de/<br />

Kooperationsassistent zur<br />

effizienten Gestaltung überbetrieblicher<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung (KOEFFIZIENT)<br />

http://www.koeffizient.org<br />

Kooperatives Wissensmanagement<br />

in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

http://www.kowien.uni-essen.de<br />

gefördert vom: betreut vom:


Geleitwort des Projektträgers<br />

Beim Umgang mit den Herausforderungen des Markts muss die Gesamtstrategie eines produzierenden<br />

Unternehmens an mehreren Punkten gleichzeitig ansetzen. Dabei müssen so unterschiedliche<br />

Ziele wie Schnelligkeit bei der Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovation, Handhaben von<br />

Informationen <strong>und</strong> Wissen, unternehmensübergreifende Kooperation <strong>und</strong> Engineering mit geeigneten<br />

Instrumenten <strong>und</strong> Methoden parallel angegangen werden. Um insbesondere auch<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen im Umgang mit diesen Herausforderungen zu unterstützen<br />

fördert das B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) im Themenfeld „<strong>Produktentwicklung</strong>“<br />

des Rahmenkonzepts „Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“ fachdisziplinenübergreifende<br />

Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> Industrieunternehmen<br />

(Verb<strong>und</strong>projekte). Die drei Projekte<br />

• GINA – Ganzheitliche Innovationsprozesse in modularen Unternehmensnetzwerken,<br />

• KOEFFIZIENT – Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung innovativer Partnerschaften<br />

zur überbetrieblichen <strong>Produktentwicklung</strong>,<br />

• KOWIEN – Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken<br />

haben in drei bzw. dreieinhalb Jahren Forschung <strong>und</strong> Entwicklung industrieerprobte <strong>Lösungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> Innovationsprozesse, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement erarbeitet.<br />

Die gemeinsame Präsentation der Projektergebnisse leistet einen wichtigen Beitrag dazu,<br />

dass produzierende Unternehmen verschiedenster Branchen an den <strong>Lösungen</strong> partizipieren<br />

können. Der vorliegende Tagungsband dokumentiert die Veranstaltung mit ihrem umfangreichen<br />

Vortragsprogramm <strong>und</strong> der begleitenden Ausstellung. Die Projekte wurden jeweils von<br />

assoziierten Industriearbeitskreisen begleitet. Dies hat den Erfahrungsaustausch über die Projektpartnerschaft<br />

hinaus erfolgreich angeregt. Die Projektergebnisse wurden dort regelmäßig<br />

präsentiert <strong>und</strong> mit den Teilnehmern diskutiert. Gastvorträge aus angrenzenden Themengebieten<br />

bereicherten das Programm.<br />

Unser Dank gilt allen in den Verb<strong>und</strong>projekten <strong>und</strong> Industriearbeitskreisen mitwirkenden Personen<br />

<strong>für</strong> ihren Einsatz <strong>und</strong> <strong>für</strong> die gute Zusammenarbeit. Besondere Anerkennung gebührt<br />

den Koordinatoren, Herrn Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Franke, Herrn Dr.-Ing. Günter Staub<br />

<strong>und</strong> Herrn Univ.-Prof. Dr. Stephan Zelewski, sowie ihren Mitarbeitern. Ohne ihre praxisorientierte<br />

Unterstützung <strong>und</strong> ihr starkes persönliches Interesse an den Vorhaben hätten die eingangs<br />

skizzierten Zielsetzungen nicht erreicht werden können. Damit verbindet sich auch unser<br />

Dank an das BMBF, namentlich an Frau Dipl. oec. Susanne Clobes.<br />

Weitere Informationen zu den Verb<strong>und</strong>projekten sind im Internet unter www.gina-net.de,<br />

www.kowien.uni-essen.de, www.koeffizient.org abrufbar. Informationen über das Themenfeld<br />

„<strong>Produktentwicklung</strong>“ <strong>und</strong> das BMBF-Rahmenkonzept „Forschung <strong>für</strong> die Produktion<br />

von morgen“ erhalten Interessierte unter www.fzk.de/pft.<br />

Karlsruhe, im September 2004<br />

Dr.-Ing. Ingward Bey/ Martina Kühnapfel, M.A./ Dipl.-Ing. Edwin Steinebrunner<br />

Projektträger des BMBF <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien (PFT)<br />

Forschungszentrum Karlsruhe GmbH


Inhaltsverzeichnis<br />

Teil 1:<br />

Vorstellung der Verb<strong>und</strong>projekte<br />

GINA, KOEFFIZIENT <strong>und</strong> KOWIEN ................................................................. 1<br />

STEFAN LÖFFLER<br />

Ganzheitliche Innovationsprozesse<br />

in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)....................................................................... 3<br />

GÜNTER STAUB<br />

Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung überbetrieblicher<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung (KOEFFIZIENT) ................................................................... 11<br />

STEPHAN ZELEWSKI<br />

Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)......................... 21<br />

Teil 2:<br />

Impulsvorträge .................................................................................................. 85<br />

ARNE SIMON<br />

Aspekte der <strong>Produktentwicklung</strong> im Rahmenkonzept<br />

„Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“ ........................................................................... 87<br />

TRAC TANG<br />

Von Informationstechnik zur Integrationstechnologie<br />

– am Beispiel der Virtuellen Produktentstehung...................................................................... 91<br />

WERNER SCHNITZLEIN<br />

Collaborative Engineering bei der ZF Group........................................................................... 97<br />

KAI ENGELMANN<br />

Wissensmanagement in der <strong>Produktentwicklung</strong>................................................................... 113


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Teil 3:<br />

Erfahrungsberichte aus den Verb<strong>und</strong>projekten.......................................... 115<br />

MARKO MULTHAUPT<br />

Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung<br />

– ein Praxisbericht der Continental AG ..................................................................................117<br />

CHRISTIAN DECKER<br />

Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat ..............127<br />

KARL HASLINGER; MAXIMILIAN REISCHL<br />

Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren ......................................................141<br />

MARIANNE SCHUMACHER; STEFAN ZUG<br />

Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme....................................................151<br />

CHRISTOF BÄUMGEN; ROGER HÜBBERS<br />

Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®.........................161<br />

STEFAN LÖFFLER; BURKHARD JAGUSCH<br />

„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong> .........................175<br />

GÜNTER STAUB<br />

Der „Dynamische Kooperationsassistent“:<br />

IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering..........................189<br />

PHILLIP KOLLMAR<br />

KOEFFIZIENT im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau.......................................................................205<br />

HANS MEIER<br />

Das Vorgehen zur Konstruktion eines<br />

ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems...............................................................207<br />

THOMAS WEICHELT<br />

Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN .............................................................217<br />

Autoren-, Herausgeber- <strong>und</strong> Referentenverzeichnis ................................... 235<br />

II


Teil 1:<br />

Vorstellung der Verb<strong>und</strong>projekte<br />

GINA, KOEFFIZIENT <strong>und</strong> KOWIEN<br />

1 Teil 1<br />

1


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Ganzheitliche Innovationsprozesse<br />

in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)<br />

2 Ganzheitliche Innovationsprozesse<br />

1 Gegenstand des Projektes<br />

STEFAN LÖFFLER<br />

In den letzten Jahren haben sich die Wettbewerbsbedingungen aufgr<strong>und</strong> verkürzter Technologie-<br />

<strong>und</strong> damit Produktlebenszyklen sowie gestiegener K<strong>und</strong>enanforderungen verschärft.<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> Wachstum werden mehr denn je davon bestimmt, die Fähigkeit zu<br />

besitzen, betriebswirtschaftlich abgesicherte Innovationen zu entwickeln <strong>und</strong> umzusetzen. In<br />

einem immer enger werdenden Wettbewerb dienen Innovationen dem Unternehmen als Differenzierungsmöglichkeit,<br />

um dem gestiegenen Anspruchsniveau der K<strong>und</strong>en gerecht zu werden<br />

<strong>und</strong> einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb gewinnen zu können.<br />

Obwohl die Notwendigkeit von Innovationsfähigkeit von vielen Unternehmen erkannt wurde,<br />

sind im betrieblichen Alltag erhebliche Defizite zu erkennen. Innovationsprozesse sind oftmals<br />

dem Tagesgeschäft untergeordnet <strong>und</strong> kein eigenwertiger Bestandteil des Unternehmens.<br />

Kleine <strong>und</strong> mittelständische Unternehmen (KMU) stehen aufgr<strong>und</strong> begrenzter Ressourcen vor<br />

einer besonderen Herausforderung, Chancen durch Innovation zu nutzen <strong>und</strong> gleichzeitig das<br />

mit einer Innovation verb<strong>und</strong>ene technische <strong>und</strong> wirtschaftliche Risiko zu bewältigen.<br />

Einen Weg zur Nutzung der Chancen <strong>und</strong> Minimierung der Risiken von Innovationsprozessen<br />

stellen Kooperationen dar. Die Entwicklung neuer Produkte gehört zwar zum Alltag vieler<br />

Unternehmen, nicht jedoch die Erarbeitung innovativer Produkte <strong>und</strong> Technologien in einer<br />

Kooperation. Gründe hier<strong>für</strong> sind sowohl fehlendes Vertrauen als auch ungenügende Methodenkenntnis<br />

<strong>für</strong> eine Zusammenarbeit. Dabei lassen sich ökonomisch <strong>und</strong> technologisch sinnvolle<br />

Projekte, die das Hervorbringen einer innovativen Lösung als Ziel haben, durch eine<br />

Nutzung von verteilten Ressourcen realisieren. Eine verteilte Innovation im Rahmen einer<br />

Kooperation (z.B. im Rahmen eines Netzwerkes) bietet vor allem KMU die Möglichkeit, eigenständig<br />

zu bleiben sowie gleichzeitig den Aktionsradius zu erweitern.<br />

Das Ziel des GINA-Projektes ist es, Innovationsprozesse innerhalb eines Unternehmens <strong>und</strong><br />

zwischen verschiedenen Unternehmen umfassend zu untersuchen sowie Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong><br />

<strong>für</strong> die Optimierung der Prozesse zur Verfügung zu stellen. Dazu wurden im Rahmen<br />

des Projektes vier interdisziplinäre, wissenschaftliche Schwerpunkte definiert:<br />

• Analyse <strong>und</strong> Optimierung der Innovations- <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit,<br />

• Entwicklung eines Methodenassistenzsystems zur Verbesserung des Methodeneinsatzes im<br />

(kooperativen) Entwicklungsprozeß,<br />

• Entwicklung von Instrumenten des innerbetrieblichen <strong>und</strong> unternehmensübergreifenden<br />

Controlling im Innovationsprozeß,<br />

• Durchführung <strong>und</strong> Analyse von Pilotprojekten mit konkreten Entwicklungszielen.<br />

3


Ganzheitliche Innovationsprozesse in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)<br />

2 Beteiligte Projektpartner zur Durchführung des Vorhabens<br />

Für die inhaltliche Durchführung des Projektes waren drei Institute der Technischen Universität<br />

Braunschweig verantwortlich, die mit vier wissenschaftlichen Mitarbeitern mitgewirkt haben:<br />

• Institut <strong>für</strong> Konstruktionstechnik (IK),<br />

• Institut <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Fertigungstechnik (IWF),<br />

• Institut <strong>für</strong> Wirtschaftswissenschaften,<br />

Abt. Controlling <strong>und</strong> Unternehmensrechnung (CU).<br />

Alle drei Institute verfügen über weitgehende Projekt- <strong>und</strong> Forschungserfahrungen auf den <strong>für</strong><br />

das Projekt erforderlichen Kompetenzfeldern.<br />

Das Institut <strong>für</strong> Konstruktionstechnik (IK) beschäftigt sich seit seiner Gründung mit den<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des methodischen Konstruierens <strong>und</strong> Entwickelns. In diesem Zusammenhang haben<br />

stets Fragen der industriellen Produktinnovation <strong>und</strong> da<strong>für</strong> geeigneter Methoden <strong>und</strong><br />

Hilfsmittel im Vordergr<strong>und</strong> der Forschungsaktivitäten gestanden. In zahlreichen Kooperationen<br />

zwischen Hochschule <strong>und</strong> Industrie wurden umfangreiche Erfahrungen bei der Optimierung<br />

von Innovationsprozessen aufgebaut.<br />

Das Institut <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Fertigungstechnik (IWF) bearbeitet die Gebiete der<br />

Fertigungstechnik, der Fertigungsautomatisierung <strong>und</strong> Handhabungstechnik sowie des Umwelt-<br />

<strong>und</strong> Prozeßmanagement. Aufgr<strong>und</strong> verschiedener durchgeführter Industrie- <strong>und</strong> Forschungsprojekte<br />

zur Neugestaltung von Fertigungs- <strong>und</strong> Geschäftsprozessen, z.B. Neugestaltung<br />

des Produktentstehungsprozesses bei einem Aggregatehersteller, konnten vielfältige Erfahrungen<br />

in der Gestaltung von Prozessen, insbesondere von Innovationsprozessen, aufgebaut<br />

werden.<br />

Das Institut <strong>für</strong> Wirtschaftswissenschaften (CU) besitzt Erfahrungen aus verschiedenen Arbeiten<br />

<strong>und</strong> Projekten über industrienahes Controlling mit Schwerpunkt auf Kosten- <strong>und</strong> Leistungsrechnung,<br />

Berichtswesen sowie Projektsteuerung. Schwerpunkt dieser Projekte war stets<br />

die unternehmensspezifische Konzeption <strong>und</strong> meist EDV-unterstützte Implementierung von<br />

Controlling-Bausteinen wie Target Costing, Prozeßkostenrechnung, Kostenrechnungs-<br />

Datenbank, Berichtswesen, IV-Controlling usw. Ferner besitzt das CU Know-How auf dem<br />

Gebiet technisch-wirtschaftlicher Kennzahlensysteme zur zielorientierten Steuerung von Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsvorhaben.<br />

In Tabelle 1 sind darüber hinaus alle am Projekt GINA geförderten Industriepartner aufgeführt.<br />

4


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Institut <strong>für</strong> Konstruktionstechnik (IK)<br />

Langer Kamp 8<br />

38106 Braunschweig<br />

www.ikt.tu-bs.de<br />

Institut <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen <strong>und</strong><br />

Fertigungstechnik (IWF)<br />

Langer Kamp 19 b<br />

38106 Braunschweig<br />

www.iwf.ing.tu-bs.de<br />

Institut <strong>für</strong> Wirtschaftswissenschaften,<br />

Abt. Controlling<br />

<strong>und</strong> Unternehmensrechnung (CU)<br />

Pockelsstr. 14, 38106 Braunschweig<br />

www.wiwi.tu-bs.de/controlling<br />

Volkswagen AG<br />

Brieffach 1895,<br />

38436 Wolfsburg<br />

www.volkswagen.de<br />

Hella KG Hueck <strong>und</strong> Co.<br />

Postfach 2840<br />

59538 Lippstadt<br />

www.hella.de<br />

Klöckner Desma Schuhmaschinen<br />

GmbH<br />

Desmastr. 3/5<br />

28832 Achim<br />

www.desma.de<br />

Metallgießerei Wilhelm Simon<br />

GmbH<br />

Otto-von-Guericke Straße 2<br />

38350 Helmstedt<br />

www.simon-helmstedt.de<br />

SBS-Softwaresysteme GmbH<br />

Jasperallee 13<br />

38102 Braunschweig<br />

www.sbs-softwaresysteme.de<br />

5<br />

Dipl.-Ing. Stefan Löffler<br />

Dipl.-Ing. Markus Deimel<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing.<br />

Marc Mateika<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing.<br />

Joachim Fest<br />

Dr.-Ing. Thomas Gänsicke<br />

Dipl.-Ing. Karsten Eschment<br />

Dipl.-Ing. Reiner Gödecker<br />

Dr.-Ing. Roland Lachmayer<br />

Dipl.-Ing. Christian Decker<br />

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Broistedt<br />

Dipl.-Ing. Knut Jerchel<br />

Burkhard Jagusch<br />

Uwe Lesta<br />

Tabelle 1: Übersicht aller geförderten GINA-Projektpartner


Ganzheitliche Innovationsprozesse in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)<br />

3 Planung <strong>und</strong> Ablauf des Projektes<br />

Die Thematik wurde arbeitsteilig in fünf Teilprojekten (TP) aufgeteilt, die von den Projektpartnern<br />

eigenständig im vorgesehenen Umfang bearbeitet wurden. Die TU Braunschweig hat<br />

während des gesamten Projektes die Koordination übernommen <strong>und</strong> sorgte durch regelmäßige<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Projekttreffen <strong>für</strong> einen Informationsaustausch.<br />

Folgende Teilprojekte wurden bearbeitet:<br />

TP 1: Analyse der Innovationsprozesse in Unternehmen/ im Netzwerk<br />

TP 2: Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> Innovationsprozesse<br />

TP 3: Aufbau eines Controlling-System zur Steuerung der unternehmensinternen <strong>und</strong> über<br />

greifenden Innovationsprozesse<br />

TP 4: Implementierung neuer <strong>und</strong> optimierter Methoden<br />

TP 5: Pilotprojekte<br />

Das Institut <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Fertigungstechnik (IWF) war <strong>für</strong> das Teilprojekt 1<br />

hauptverantwortlich <strong>und</strong> führte die Analyse der Innovationsprozesse bei allen geförderten Industriepartnern<br />

durch.<br />

Das Teilprojekt 2 wurde vom Institut <strong>für</strong> Konstruktionstechnik (IK) bearbeitet, <strong>und</strong> das Institut<br />

<strong>für</strong> Wirtschaftswissenschaften, Abteilung Controlling <strong>und</strong> Unternehmensrechnung (CU)<br />

bearbeitete das Teilprojekt 3.<br />

Die Teilprojekte 4/5 wurden von allen Instituten inhaltlich in Zusammenarbeit mit den Industriepartnern<br />

bearbeitet. Die Ziele der Pilotprojekte waren, den Einsatz von <strong>Produktentwicklung</strong>smethoden<br />

zur Unterstützung unternehmensinterner <strong>und</strong> unternehmensübergreifender Innovationsprozesse<br />

in den Unternehmen der Projektpartner zu fördern. Unter der Förderung<br />

des Methodeneinsatzes ist zu verstehen, bereits in den Unternehmen eingesetzte Methoden in<br />

ihrer Anwendung zu verbessern, indem Methoden an die Randbedingungen der Entwicklungsaufgabe<br />

angepaßt werden, d.h. z.B. die räumliche Entfernung von Entwicklungspartnern<br />

berücksichtigt oder zeitaufwendige Methoden vereinfacht werden. Ein anderer Aspekt der<br />

Förderung des Methodeneinsatzes ist das Einführen <strong>und</strong> Etablieren von geeigneten, noch<br />

nicht in den Unternehmen eingesetzten Methoden.<br />

Durch die intensive Betreuung der Technischen Universität Braunschweig konnte der Methodeneinsatz<br />

in den Unternehmen verbessert <strong>und</strong> die Methodenkompetenz der Mitarbeiter sukzessive<br />

<strong>und</strong> nachhaltig aufgebaut werden.<br />

Die Anpassung <strong>und</strong> Neueinführung von Methoden erfolgte dabei zunächst nicht flächendeckend<br />

in den Unternehmen, sondern am Beispiel eines konkreten <strong>Produktentwicklung</strong>sprojekts,<br />

bei dem mehrere Partnerunternehmen kooperativ an einer Entwicklungsaufgabe arbeiteten.<br />

Im Rahmen des Pilotprojektes „Innovatives Frontendmodul“ entwickelten die Projektpartner<br />

Hella KGaA Hueck & Co., HBPO (Hella-Behr Plastic Omnium), Volkswagen AG<br />

<strong>und</strong> die Technische Universität Braunschweig im Verb<strong>und</strong> Konzepte <strong>für</strong> die Vorderwagenstruktur<br />

eines Niedrig-Verbrauch-Fahrzeugs.<br />

6


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

4 Erzielte Ergebnisse<br />

Die im Rahmen der einzelnen Teilprojekte erarbeiteten Ergebnisse sind im Folgenden aufgeführt.<br />

Eine detaillierte Beschreibung der Projektergebnisse erfolgt in einem gesonderten<br />

Fachbuch.<br />

Teilprojekt 1: Analyse der Innovationsprozesse in Unternehmen/ im Netzwerk<br />

• Entwicklung einer Methodik zur Analyse von Innovationsprozessen (Innovationsaudit)<br />

Teilprojekt 2: Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> Innovationsprozesse<br />

• Aufbau des Internetportals „Methodos“ – Assistenzsystem zur systematischen Methodenauswahl<br />

• Optimierung von Methoden, softwaretechnische Umsetzung ausgewählter Methoden<br />

(TRIZ-Tool, Funktionsgrößenmatrix)<br />

• Aufbau eines Bionik-Konstruktionskatalogs<br />

Teilprojekt 3: Aufbau eines Controlling-System<br />

• Entwicklung eines innovationsorientierten Projektcontrolling<br />

• Konzept einer Innovationserfolgrechnung<br />

• Definition eines Kooperationsprozesses zur Steuerung von F&E-Kooperationen<br />

• Konzept zur strategischen Make-or-Buy-Entscheidung in der <strong>Produktentwicklung</strong><br />

• Entwurf einer aktivitätsorientierten Kooperationskostenrechnung<br />

• Konzept zur Anwendung von Kennzahlen im Kooperationsprozeß<br />

• Entwurf eines Risikomanagementsystem in F&E-Kooperationen<br />

• Entwicklung einer Methodik zur Partnersuche <strong>und</strong> -bewertung<br />

Teilprojekt 4/5: Implementierung neuer <strong>und</strong> optimierter Methoden/Pilotprojekte<br />

• Optimierung des Methodeneinsatzes in verteilten Entwicklungsprozessen in den Unternehmen,<br />

z.B. durch Vereinfachen zeitaufwendiger Methoden <strong>und</strong> gezieltes Einbringen von<br />

Teamarbeit<br />

• Systematische standortübergreifende Entwicklung von innovativen Konzepten <strong>für</strong> das<br />

Frontendmodul eines Niedrig-Verbrauch-Fahrzeugs<br />

• Erstellen von Teilkonzepten <strong>für</strong> den Zugang zum Frontraum, die Crashenergieaufnahme-<br />

Struktur, die Integration der Scheinwerfer <strong>und</strong> den Modulträger<br />

• Verbesserung der Kommunikation <strong>und</strong> des Datenaustauschs innerhalb eines verteilten<br />

Entwicklungsprojekts, z.B. durch Dokumenten-Management-System, Internet-Forum <strong>und</strong><br />

Telefonkonferenzen<br />

• Durch Rapid Prototyping erstellter Demonstrator zur Funktionsüberprüfung des Scheinwerfer-Integrations-Konzepts<br />

7


Ganzheitliche Innovationsprozesse in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)<br />

• Virtual-Reality-Simulation der Montageprozesse der Frontends <strong>und</strong> der Ausfahrbewegung<br />

der integrierten Crash-Struktur<br />

Die beteiligten Institute haben mit der Bearbeitung des GINA-Projektes Fortschritte in Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung von Methoden zur Unterstützung von Innovationsprozessen in Unternehmensnetzwerken<br />

erzielt. Im Einzelnen waren dies:<br />

Institut <strong>für</strong> Konstruktionstechnik (IK)<br />

Bei der Entwicklung des Methodenassistenzsystem „Methodos“ wurde von Anfang an auf eine<br />

spätere Weiternutzung geachtet. Das System ist modular aufgebaut <strong>und</strong> ist somit beliebig<br />

erweiterbar. Das System kann somit <strong>für</strong> weitere Forschungstätigkeiten herangezogen werden<br />

<strong>und</strong> mit projektspezifischen Methodenwissen sukzessiv erweitert werden.<br />

Die Umsetzung des TRIZ-Tools, der Funktionsgrößenmatrix sowie des Konstruktionskatalogsystems<br />

„eKat“ wird über das Projekt Gina hinaus in anderen Projekten , sowie in der Lehre,<br />

bereits erfolgreich eingesetzt.<br />

Die angewendete Vorgehensmethodik sowie die Erkenntnisse zur Optimierung des Methodeneinsatzes<br />

bei verteilten Entwicklungsprojekten, die im Rahmen des Pilotprojektes „Entwicklung<br />

eines innovativen Car-Frontmoduls“ erarbeitet wurde, läßt sich über das Projekt<br />

hinaus auf verschiedenste Entwicklungsprojekte übertragen.<br />

Institut <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Fertigungstechnik (IWF)<br />

Das entwickelte Softwarelösung „ImpAct“ eignet sich als Werkzeug <strong>für</strong> die Analyse von Innovationsprozessen<br />

<strong>und</strong> kann in anderen Forschungs- <strong>und</strong> Industrieprojekten eingesetzt werden.<br />

Auch die Bereitstellung von Lösungswissen in Form von Fallbeispielen, Literatur, etc.<br />

kann <strong>für</strong> die Entwicklung von Maßnahmen zur Optimierung des betrieblichen Innovationsprozesses<br />

in zukünftigen Projekten verwendet werden.<br />

Das im Rahmen des Projektes entwickelte Kriterienmodell eignet sich <strong>für</strong> die Bewertung von<br />

Innovationsprozessen. Bei der Programmierung des Softwarewerkzeuges wurden hohe Flexibilitätsanforderungen<br />

bei der Eingabe <strong>und</strong> Pflege des Kriterienmodells angestrebt <strong>und</strong> erreicht,<br />

so daß „ImpAct“ auch <strong>für</strong> die Anwendung anderer Kriterienmodelle geeignet ist. Große<br />

Synergien ergeben sich beispielsweise zum geplanten <strong>und</strong> zur Zeit in der Vorbereitungsphase<br />

befindlichem Projekt BMBF-PROFIL (Projektträger PFT). Die dort geplante Methodenauswahl<br />

zur integrierten Modernisierung anhand von Unternehmensprofilen kann mit der<br />

Systematik von ImpAct prinzipiell unterstützt werden.<br />

Institut <strong>für</strong> Wirtschaftswissenschaften -<br />

Abteilung Controlling <strong>und</strong> Unternehmensrechnung (CU)<br />

Durch die Interaktion zwischen den Industriepartnern <strong>und</strong> dem Institut wurden im Rahmen<br />

des unternehmensinternen Innovationscontrolling Erkenntnisse gewonnen, die <strong>für</strong> die weitere<br />

Forschungstätigkeit herangezogen werden können. Insbesondere das Konzept der Innovationserfolgsrechnung<br />

stellt hinsichtlich der immer stärkeren Fokuszierung auf eine wertorientierte<br />

Steuerung von Unternehmen ein interessanten Forschungsansatz dar. Zudem konnten<br />

durch die praxisorientierten Erkenntnisse bzw. Erfahrungen weitere Probleme, z.B. im Bereich<br />

des innovationsorientierten Projektcontrolling, identifiziert werden, die in der zukünftigen<br />

Forschung Berücksichtigung finden müssen. Bezüglich des unternehmensübergreifenden<br />

8


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

F&E-Controlling konnten ebenfalls praxisbezogene Erkenntnisse erarbeitet werden, wie z.B.<br />

im Hinblick auf Aufgaben, Instrumenten sowie möglicher Probleme innerhalb einer Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungskooperation. Besonders anhand des entwickelten Kooperationsprozeß<br />

wurden Instrumente zur Planung, Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle der unternehmensübergreifenden<br />

Zusammenarbeit, z.B. eine Nutzwertanalyse zur Unterstützung der Make-or-buy-<br />

Entscheidung, entworfen, welches bereits in einem Unternehmen probehalber angewendet<br />

wurde. Diesbezüglich ergaben sich auch weitere Ansatzpunkte, welche zu einer über das GI-<br />

NA-Projekt hinausgehenden Zusammenarbeit mit der Praxis führte.<br />

Danksagungen<br />

An dieser Stelle möchten wir dem B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />

sowie dem Projektträger des BMBF <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien (PFT), Forschungszentrum<br />

Karlsruhe GmbH, unseren Dank <strong>für</strong> die Unterstützung des Verb<strong>und</strong>projektes<br />

GINA zum Ausdruck bringen.<br />

Ein besonderes Dankeschön gilt Frau Martina Kühnapfel vom Projektträger PFT <strong>für</strong> die ausgezeichnete<br />

dreijährige Betreuung des Projektes.<br />

Wir möchten uns außerdem bei Herrn Dipl.-Ing. Robert Raulf von der Firma Hella-Behr Plastic<br />

Omnium (HBPO) recht herzlich <strong>für</strong> die gute Mitarbeit beim Pilotprojekt „Innovatives<br />

Frontendmodul“ bedanken. Als nichtgeförderter Projektpartner hat Herr Raulf durch sein Engagement<br />

entscheidend zum Gelingen des Pilotprojektes beigetragen.<br />

9


Ganzheitliche Innovationsprozesse in modularen Unternehmensnetzwerken (GINA)<br />

Veröffentlichungen, Vorträge, Referate<br />

Franke, H.-J.; Deimel, M.: Selecting and combining methods for complex problem solving<br />

within the design process, in: INTERNATIONAL DESIGN CONFERENCE - DESIGN 2004,<br />

Dubrovnik, 2004.<br />

Franke, H.-J.; Deimel, M.; Löffler, S.: Increasing the efficiency of Design Catalogues by using<br />

modern data processing technologies, in: INTERNATIONAL DESIGN CONFERENCE -<br />

DESIGN 2004, Dubrovnik, 2004.<br />

Herrmann, C.; Decker, C.; Mateika, M.: Life Cycle Strategy, in: INTERNATIONAL DE-<br />

SIGN CONFERENCE - DESIGN 2004, Dubrovnik, 2004.<br />

Franke, H.-J.; Deimel, M.; Löffler, S.: The Database “Methodos” assists an effective application<br />

of design methods, Research For Practice, International Conference on Engineering Design,<br />

ICED 03, Stockholm, 2003.<br />

Decker, C.; Mateika, M.: Ermittlung von K<strong>und</strong>enanforderungen in den frühen Phasen der<br />

<strong>Produktentwicklung</strong>, in: Proceedings TQM Tag, 2004.<br />

Hesselbach, J.; Broistedt, K.-H.; Mateika, M.: Businessplan approach for new products, in:<br />

Proceedings ICED Conference, Stockholm, 2003.<br />

Herrmann, C.; Jagusch, B.; Mateika, M.: Werkzeug zur Auditierung von Innovationsprozessen,<br />

in: QZ (akzeptiert)<br />

Lachmayer, R.; Mateika, M.: Innovationsmanagement an der Schnittstelle von Forschung,<br />

Vor- <strong>und</strong> Serienentwicklung, in: Proceedings PLCM-Kongress, Frankfurt, 2003.<br />

Franke, H.-J.; Hesselbach, J.; Huch, B.; Deimel, M.; Fest, J.; Löffler, S.; Mateika, M.: Innovationsprozesse<br />

<strong>und</strong> F&E-Kooperationen ganzheitlich gestalten, in: wt Werkstatttechnik online,<br />

Heft 1/2, S., 87-90, 2003.<br />

Franke, H.-J.; Hesselbach, J.; Huch, B.; Firchau, N.; Löffler, S.; Mateika, M.: Erfolgreiche<br />

Innovation durch optimierte Kooperation, in Konstruktion 06/2003.<br />

Mateika, M.: „Das Projekt GINA“, Vorstellung des Projektes beim VDMA Cheferfahrungsaustausch<br />

am 27.11.2002 bei der Firma Klöckner DESMA Schuhmaschinen GmbH.<br />

10


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung<br />

überbetrieblicher Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung<br />

(KOEFFIZIENT)<br />

5 Kooperationsassistent zur effizienten<br />

GÜNTER STAUB<br />

Zusammenfassung: Ziel von KOEFFIZIENT ist die Entwicklung eines dynamischen Kooperationsassistenten,<br />

der Unternehmen einfacher als heute möglich, zur IT-gestützten, unternehmensübergreifenden<br />

Kommunikation befähigt <strong>und</strong> damit den Aufbau <strong>und</strong> die Durchführung überbetrieblicher<br />

Entwicklungspartnerschaften unterstützt. Damit auch kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

(KMU) von den entwickelten <strong>Lösungen</strong> profitieren können, wird bei der Konzeption des Kooperationsassistenten<br />

auf Einfachheit, Beherrschbarkeit <strong>und</strong> geringe Investitionskosten Wert gelegt.<br />

1 Ausgangssituation <strong>und</strong> Handlungsbedarf<br />

Die augenblickliche Situation ist gekennzeichnet durch global agierende Unternehmen, die im<br />

Zuge zunehmenden internationalen Wettbewerbs gezwungen sind, ihre Strukturen flexibel zu<br />

gestalten <strong>und</strong> sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, um innovative Produkt- <strong>und</strong><br />

Prozessideen schnell umsetzen zu können. Da kaum ein Unternehmen alle erforderlichen<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Kapazitäten <strong>für</strong> die Entwicklung <strong>und</strong>/oder die Produktion komplexer Produkte<br />

vorhalten kann, werden unternehmensübergreifende Wertschöpfungsketten gebildet, in<br />

denen durch die Einbeziehung qualifizierter <strong>und</strong> spezialisierter Partner Entwicklungszeiten<br />

verkürzt, Qualität verbessert sowie die Risiken z.B. im Zusammenhang mit der Verwendung<br />

neuer Technologien oder Methoden auf ein Minimum reduziert. Eindrucksvoll wird diese<br />

Tendenz belegt durch eine Erhebung des VDA (Verband der Automobilindustrie), nach der in<br />

der deutschen Automobilindustrie heute im Durchschnitt nur noch 20 Prozent der Entwicklungsleistung<br />

intern erbracht wird, im Vergleich zu 60 Prozent noch vor 10 Jahren. Das Kooperieren<br />

in Netzen birgt sowohl Risiken, eröffnet aber auch große Chancen, insbesondere<br />

auch <strong>für</strong> Zulieferer. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit von weltweit operierenden Unternehmensteilen<br />

zunehmend wie zwischen unabhängigen Partnern gestaltet.<br />

Traditionelle überbetriebliche Wertschöpfungsketten waren bisher meist starr <strong>und</strong> durch einseitige<br />

Abhängigkeiten der Zulieferer gekennzeichnet. Derzeit finden hier einschneidende<br />

Veränderungen statt. Die Auswahl zwischen gleichartigen Angeboten konkurrierender Lieferanten<br />

ist nur noch bei Standardteilen üblich. Ausgewählt wird der Lieferant, der eine bedarfsgerechte<br />

Versorgung der Entwicklung <strong>und</strong>/oder der Produktion des K<strong>und</strong>en sicherstellen<br />

kann <strong>und</strong> dessen Kompetenzen sich am besten mit den eigenen ergänzen. Auf diese Weise<br />

entstehen neue Partnerschaften entlang von Wertschöpfungsketten mit dem Ziel, diese insgesamt<br />

<strong>und</strong> gemeinsam wesentlich effizienter zu gestalten, anstatt die im jeweiligen Unternehmen<br />

laufenden Prozesse einzeln zu optimieren.<br />

Immer komplexer werdende Produkte sowie die stetige Erweiterung der Produktpaletten seitens<br />

der Herstellerfirmen (OEM „Original Equipment Manufacturer“) führen allerdings dazu,<br />

dass auch Entwicklungspartner, ob Lieferanten oder Dienstleister, immer komplexere Subsysteme<br />

bearbeiten. Diese weisen starke Abhängigkeiten untereinander auf, <strong>und</strong> zu ihrer Entwicklung<br />

müssen neben herkömmlichen, im wesentlichen geometriebezogenen Produktdaten<br />

11


Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung überbetrieblicher Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung (KOEFFIZIENT)<br />

in verstärktem Maß auch komplexe Strukturinformationen in Form von Stücklisten, Varianten<br />

<strong>und</strong> Konfigurationen verarbeitet <strong>und</strong> mehrmals im Entwicklungsprozess zwischen den Partnern<br />

kommuniziert werden. Damit führt die Notwendigkeit zur immer enger werdenden Zusammenarbeit<br />

von Partnern, Dienstleistern <strong>und</strong> Lieferanten bereits während der <strong>Produktentwicklung</strong><br />

nicht nur zu einem überproportional steigenden Kommunikationsbedarf, sondern<br />

auch zu einer neuen Qualität der Kommunikation.<br />

Während herkömmliche Beziehungen zwischen K<strong>und</strong>en, Entwicklungsdienstleistern <strong>und</strong> Zulieferern<br />

bisher meist starr <strong>und</strong> durch einseitige Abhängigkeiten seitens Dienstleister <strong>und</strong> Zulieferer<br />

gekennzeichnet waren, sind heutige Geschäftsbeziehungen flexibel, zunehmend auch<br />

kurzlebig (z.B. nur <strong>für</strong> die Dauer eines Entwicklungsprojekts) <strong>und</strong> einem schnellen Wandel<br />

unterworfen. Die Fähigkeit zur schnellen <strong>und</strong> zuverlässigen Integration der beteiligten Entwicklungspartner<br />

in einen gemeinsamen Entwicklungsprozess entwickelt sich dabei immer<br />

mehr zu einer strategischen Komponente. Ausgewählt wird nur der als Partner, der sowohl<br />

über das benötigte technische Know-how verfügt, das sich am besten mit den eigenen Kernkompetenzen<br />

ergänzt, der aber auch in der Lage ist, den wachsenden unternehmensübergreifenden<br />

Kommunikationsanforderungen im Entwicklungsprozess quantitativ <strong>und</strong> qualitativ<br />

Rechnung zu tragen.<br />

2 Gegenstand von KOEFFIZIENT<br />

Heutzutage scheiden KMU als mögliche Partner in größeren Entwicklungsverbünden häufig<br />

deswegen bereits im Vorfeld aus, da sie oftmals nicht über die geeignete informationstechnische<br />

Infrastruktur verfügen, um schnell <strong>und</strong> flexibel auf die Anforderungen der Auftrageber<br />

in Bezug auf eine unternehmensübergreifende, rechnerunterstützte <strong>Produktentwicklung</strong><br />

reagieren zu können. Aber auch die informationstechnische Kommunikation der Engneering-Informationen<br />

stellt eine wesentliche Barriere zwischen den Partner in einem Engineering-Netzwerk<br />

dar, da bei den Unternehmen IT-Systeme (PDM/PLM, CAD, CAE, CAQ,<br />

ERP, etc.) unterschiedlichster Anbieter <strong>und</strong> Funktionalitäten im Einsatz sind. Zusätzlich sind<br />

die eingesetzten Systeme jeweils an unternehmensspezifischen Gegebenheiten angepasst. Ein<br />

Ansatz, der davon ausgeht, dass die gleichen Systeme bei allen Partnern des Engineering-<br />

Netzwerks eingesetzt werden, ist aufgr<strong>und</strong> der vielfältigen K<strong>und</strong>en-Lieferanten-Beziehungen<br />

<strong>und</strong> der heterogenen Systemlandschaft nicht realistisch.<br />

Um als Partner, sei es nun als Entwicklungspartner oder aber als Komponenten- oder Teilelieferant<br />

auftreten zu können, ist es notwendig neben der Optimierung der Projekt- <strong>und</strong> Prozessorganisation<br />

die unternehmensübergreifenden, zunehmend rechnerunterstützten Entwicklungsprozesse<br />

besser zu beherrschen. Zur Überbrückung dieser Barrieren müssen folgende<br />

Voraussetzungen erfüllt werden:<br />

• Definition des unternehmensübergreifenden, gemeinsamen Entwicklungsprozesses <strong>und</strong><br />

Abstimmung der Entwicklungsprozesse zwischen den Partnern. Hierzu müssen die<br />

Schnittstellenprozesse sowie auslösende Ereignisse <strong>und</strong> Eingangs- <strong>und</strong> Ausgangsinformationen<br />

dieser unternehmensübergreifenden Schnittstellenprozesse identifiziert <strong>und</strong> dokumentiert<br />

werden.<br />

• Festlegung der zwischen den Entwicklungspartnern auszutauschenden Informationen <strong>und</strong><br />

deren Abbildung aufeinander. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass neben den verschiedenen<br />

Begriffen <strong>und</strong> der Bedeutung von Informationswerten immer auch eine Abbildung der<br />

unterschiedlichen Strukturen notwendig ist, um Informationen er-folgreich zwischen den<br />

Partnern zu kommunizieren.<br />

12


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Herstellung der Interoperabilität der Systeme, die im gemeinsamen, unternehmensübergreifenden<br />

Entwicklungsprozess eingesetzt werden. Um zu erreichen, dass die bei den Partnern<br />

im Entwicklungsprozess eingesetzten IT-Systeme zusammenarbeiten, sind geeignete Adapter<br />

notwendig, welche die semantische Kopplung der eingesetzten IT-Systeme ermöglichen.<br />

Die Schaffung dieser Voraussetzungen ist zeit- <strong>und</strong> kostenintensiv, erfordert eine f<strong>und</strong>ierte<br />

Kenntnis der derzeit verfügbaren Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien (I&K) <strong>und</strong><br />

ist ohne geeignete <strong>Werkzeuge</strong> nicht möglich. Insbesondere <strong>für</strong> KMU muss folgendes beherrsch-<br />

<strong>und</strong> einsetzbar sein:<br />

• Die Abstimmung zwischen Entwicklungspartnern bzw. zwischen Herstellern <strong>und</strong> Zulieferern<br />

zur Etablierung einer unternehmensübergreifenden <strong>Produktentwicklung</strong> ist zeitintensiv.<br />

• Die notwendige Anbindung der IT-Lösung (z.B. Entwicklung von Export- <strong>und</strong> Importkomponenten,<br />

Anbindung an die jeweiligen IT-Systeme) beim KMU an die IT-<strong>Lösungen</strong><br />

der Entwicklungspartner zum operativen Betrieb einer rechnerunterstützten, unternehmensübergreifenden<br />

<strong>Produktentwicklung</strong> ist aufwendig.<br />

• Sowohl die Abstimmung zwischen den Beteiligten als auch die Schaffung der technischen<br />

Voraussetzungen dauert oftmals länger als das eigentliche Projekt.<br />

• Investitionen <strong>für</strong> Integrationslösungen bestehender Ansätze sind zu hoch.<br />

• Die Qualität der Kooperationslösungen ist oft mangelhaft <strong>und</strong> erschwert bzw. verhindert<br />

gar die IT-gestützte <strong>Produktentwicklung</strong> über Unternehmensgrenzen hinweg.<br />

Zur Verbesserung dieser Situation war ein Ansatz notwendig, der bestehende Konzepte <strong>für</strong><br />

gemeinsame überbetriebliche <strong>Produktentwicklung</strong>en mit neuen I&K-Technologien verknüpft<br />

<strong>und</strong> darauf aufbauend neue, angemessene Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> bereitstellt, die einen geringen<br />

Komplexitätsgrad aufweisen.<br />

Gegenstand des Projektes war die Entwicklung eines dynamischen Kooperationsassistenten,<br />

der Unternehmen einfacher als vorher möglich zur IT-gestützten, unternehmensübergreifenden<br />

Kommunikation befähigt <strong>und</strong> damit den Aufbau <strong>und</strong> die Durchführung überbetrieblicher<br />

Entwicklungspartnerschaften unterstützt. Damit insbesondere auch kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

von den entwickelten <strong>Lösungen</strong> profitieren können, wurde ein besonderer Schwerpunkt<br />

auf die folgenden Aspekte gelegt:<br />

• Einfachheit der bereitgestellten Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong>.<br />

• Erhebliche Verkürzung des Abstimmungszeitraums zwischen den Entwicklungspartnern.<br />

• Nutzung existierender Informations- <strong>und</strong> Kommunikationslösungen <strong>und</strong> einfache Einbindung<br />

existierender Datenbestände.<br />

• Geringer Aufwand zur Anbindung der IT-<strong>Lösungen</strong> der Entwicklungspartner.<br />

• Geringe Investitionskosten <strong>für</strong> die notwendigen Integrationslösungen im Vergleich zu bestehenden<br />

Ansätzen.<br />

• Möglichkeit zur (ggf. parallelen) Nutzung unterschiedlicher Integrationsplattformen in verschiedenen<br />

Entwicklungsverbünden.<br />

• Unterstützung von kurzfristigen Entwicklungspartnerschaften <strong>und</strong> längerfristigen Allianzen.<br />

13


Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung überbetrieblicher Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung (KOEFFIZIENT)<br />

Der Kooperationsassistent besteht aus einer Komponente <strong>für</strong> das Daten- <strong>und</strong> Prozessmapping<br />

<strong>und</strong> einer Komponente <strong>für</strong> das Kooperationsmanagement. Das Datenmapping dient zur Ausführung<br />

der notwendigen strukturellen Transformationen der Engineering-Daten in eine vom<br />

jeweiligen Partner verständliche <strong>und</strong> durch seine Systeme verarbeitbare Form. Das firmenübergreifende<br />

Zusammenspiel der Engineering-Prozesse wird durch das Prozessmapping geregelt.<br />

Das Kooperationsmanagement organisiert <strong>und</strong> verwaltet die Engineering-Daten <strong>und</strong><br />

die Engineering-Transaktionen der Entwicklungspartner entsprechend den Festlegungen des<br />

unternehmensübergreifenden Entwicklungsprozesses. Zur Erzeugung dieser zwei Komponenten<br />

<strong>und</strong> ihrer einfachen Anbindung an die IT-Infrastruktur eines Entwicklungsverb<strong>und</strong>es werden<br />

eine Reihe grafisch-interaktiver Komponenten bereitgestellt. Diese erfüllen u.a. die folgenden<br />

Funktionen:<br />

• Abstimmung des gemeinsamen Entwicklungsprozesses <strong>und</strong> Definition der firmenübergreifenden<br />

Aktivitäten,<br />

• Abstimmung der auszutauschenden Engineering-Daten <strong>und</strong> deren Abbildung auf die jeweiligen<br />

Partnersysteme sowie<br />

• Sicherstellung der Interoperabilität der Partnersysteme durch die Bereitstellung von Systemadaptern<br />

zur einfachen Verbindung der im Entwicklungsprozess eingesetzten IT-<br />

Systeme.<br />

Um diese Funktionen zu realisieren, wurden neben der Projektleitung <strong>und</strong> -koordination folgende<br />

Arbeitspakete definiert:<br />

• Anwendungsszenarien <strong>und</strong> Anforderungsermittlung<br />

• Softwarekonzeption<br />

• Softwareentwicklung<br />

• Methodenentwicklung<br />

• Pilotierung, Evaluierung<br />

• Anpassung der Software<br />

• Verbreitung der Ergebnisse<br />

Die Verwertung der softwarebezogenen Projektergebnisse durch die beteiligten IT-Lösungsanbieter<br />

wird durch eine gemeinsame Weiterentwicklung der Prototypen <strong>und</strong> Vermarktung<br />

einer kommerziellen Lösung durch die PDTec GmbH erfolgen. Bei den Anwendern werden<br />

die Projektergebnisse vornehmlich dazu benutzt, ihre unter-nehmensübergreifenden Prozessketten<br />

mit Entwicklungspartnern <strong>für</strong> einen digitalen Austausch von Produktdaten währen des<br />

Engineerings zu optimieren. Nach einer Pilotierungsphase sollen bei den Anwendern bereits<br />

frühzeitig weitere K<strong>und</strong>en/Lieferanten in die durch den Kooperationsassistenten gestützte Engineering-Prozesskette<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

3 Projektpartner zur Durchführung des Vorhabens<br />

Für die inhaltliche Durchführung des Projektes war die PDTec GmbH verantwortlich. Die<br />

PDTec GmbH. ist Anbieter von Softwareprodukten <strong>und</strong> Dienstleistungen r<strong>und</strong> um die Integration<br />

von Daten, Prozessen <strong>und</strong> IT-Systemen in der Produktentstehung <strong>und</strong> entwickelt in enger<br />

Zusammenarbeit mit ihren K<strong>und</strong>en standardbasierte, optimierte <strong>Lösungen</strong> zur effizienteren<br />

Gestaltung der Informationsflüsse im Engineering.<br />

14


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

In der nachfolgenden Tabelle sind darüber hinaus alle am Verb<strong>und</strong>projekt geförderten Industriepartner<br />

aufgeführt. Neben diesen geförderten Projektpartnern waren noch der VDMA (Verband<br />

Deutscher Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau e.V., Fachverband Software) <strong>und</strong> die FVA (Forschungsvereinigung<br />

Antriebstechnik e.V.) als assoziierte Partner in das Forschungsvorhaben<br />

eingeb<strong>und</strong>en.<br />

ZF Passau<br />

GmbH<br />

ARS NOVA Software GmbH<br />

Esslingen<br />

Gebr. Bellmer GmbH<br />

Maschinenfabrik, Niefern<br />

Forschungsstelle <strong>für</strong> Zahnräder<br />

<strong>und</strong> Getriebebau, TU<br />

München<br />

PDTec GmbH, Karlsruhe<br />

SLR GmbH, St. Leon-Rot<br />

EME-SLR, Eging a.See<br />

Zahnradfabrik Passau GmbH,<br />

Passau<br />

4 Ziele, Lösungsansatz <strong>und</strong> Ergebnisse von KOEFFIZIENT<br />

Das übergeordnete Ziel von KOEFFIZIENT war die organisatorische <strong>und</strong> informationstechnische<br />

Beherrschung von Engineering-Netzwerken zur überbetrieblichen <strong>Produktentwicklung</strong>.<br />

Zur Ausgestaltung dieser Engineering-Netzwerke wurden Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> entwickelt,<br />

die deren Reaktionsgeschwindigkeit <strong>und</strong> Flexibilität nachhaltig erhöhen.<br />

Um die Verwertung <strong>und</strong> den Transfer der Projektergebnisse sicherzustellen, wurde besonderer<br />

Wert auf die Übertragbarkeit der methodischen Vorgehensweise bei dem Aufbau <strong>und</strong> dem<br />

Betrieb der Engineering-Netzwerke durch die Software-<strong>Werkzeuge</strong> gelegt.<br />

Zur effizienten Unterstützung dieser Methodik wurde ein Software-Werkzeugkasten zur Erzeugung<br />

des Kooperationsassistenten entwickelt, mit dem die in den Partnerunternehmen in<br />

der <strong>Produktentwicklung</strong> eingesetzten IT-Systeme miteinander gekoppelt werden können.<br />

Hierzu gehört auch, dass der aktuelle Zustand der partnerübergreifenden Engineering-Daten<br />

<strong>und</strong> -Prozesse ermittelt <strong>und</strong> dargestellt werden kann.<br />

15


Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung überbetrieblicher Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung (KOEFFIZIENT)<br />

Das Werkzeug erlaubt hier<strong>für</strong> den kontrollierten Zugriff auf die relevanten Engineering-Daten<br />

aller am Prozess beteiligten Partner. Der entwickelte Ansatz berücksichtigt insbesondere, dass<br />

bei den einzelnen Partnern unterschiedliche IT-Systeme eingesetzt werden, die flexibel <strong>und</strong><br />

ohne Änderungen an den IT-Systemen effizient in das Lösungskonzept eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

4.1 Lösungsansatz<br />

Der Kooperationsassistent trägt den o.g. Zielen Rechnung, indem er eine lose informationstechnische<br />

Kopplung eines KMU an seine verschiedenen K<strong>und</strong>en (z.B. OEM oder Systemlieferanten<br />

von OEM) ermöglicht. Im Gegensatz zu einem engen Integrationsansatz erlaubt dieser<br />

Ansatz eine von speziellen K<strong>und</strong>en weitgehend unabhängige unternehmensübergreifende<br />

Zusammenarbeit im Engineering mit dem Vorteil von nur einer unternehmensspezifischen<br />

Benutzungsoberfläche pro Unternehmen.<br />

Kooperationsassist<br />

ent<br />

Zulieferer<br />

Hersteller<br />

id<br />

P<br />

ref<br />

A C D<br />

A B C D<br />

16<br />

P<br />

A C<br />

Kooperationsmanagement<br />

id<br />

Dat en- <strong>und</strong><br />

Prozessmapping<br />

Dienstleister<br />

Abbildung 1: Lösungsansatz <strong>für</strong> den Kooperationsassistent zur Durchführung<br />

überbetrieblicher Entwicklungspartnerschaften<br />

Im Rahmen des Projekts wurde ein dynamischer Kooperationsassistent entwickelt (siehe Abbildung<br />

1), der den Aufbau <strong>und</strong> die Durchführung überbetrieblicher Entwicklungspartnerschaften<br />

unterstützt. Wie in der Abbildung dargestellt, besteht der Kooperationsassistent aus<br />

zwei Kernkomponenten: Daten- <strong>und</strong> Prozessmapping <strong>und</strong> Kooperationsmanagement:<br />

• Das Datenmapping dient zur Ausführung der notwendigen strukturellen Transformationen<br />

der Engineering-Daten in eine vom jeweiligen Partner verständliche <strong>und</strong> durch seine Sys-


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

teme verarbeitbare Form. Das firmenübergreifende Zusammenspiel der Engineering-<br />

Prozesse wird durch das Prozessmapping geregelt, indem beim Eintreten bestimmter Zustände<br />

das Partnersystem aktiviert <strong>und</strong> die notwendigen Engineering-Daten mithilfe des<br />

Datenmappings bereitgestellt werden.<br />

• Das Kooperationsmanagement organisiert <strong>und</strong> verwaltet die Engineering-Daten <strong>und</strong> die<br />

Engineering-Transaktionen der Entwicklungspartner.<br />

• Zur Erzeugung dieser Kernkomponenten <strong>und</strong> ihrer einfachen Anbindung an die IT-<br />

Infrastruktur eines Entwicklungsverb<strong>und</strong>es werden eine Reihe grafisch-interaktiver Komponenten<br />

bereitgestellt. Diese erfüllen u.a. die folgenden Funktionen:<br />

• Abstimmung des gemeinsamen Entwicklungsprozesses <strong>und</strong> Definition der firmenübergreifenden<br />

Aktivitäten,<br />

• Abstimmung der auszutauschenden Engineering-Daten <strong>und</strong> deren Abbildung auf die jeweiligen<br />

Partnersysteme sowie<br />

• Sicherstellung der Interoperabilität der Partnersysteme durch die Bereitstellung von Systemadaptern<br />

zur einfachen Verbindung der im Entwicklungsprozess eingesetzten IT-<br />

Systeme.<br />

Der gewählte Ansatz zur Erzeugung der zwei Komponenten ist in der folgenden Abbildung<br />

dargestellt.<br />

17


Kooperationsassistent zur effizienten Gestaltung überbetrieblicher Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung (KOEFFIZIENT)<br />

Gemeinsamkeiten<br />

<strong>und</strong><br />

Deltas<br />

Kooperationsassist<br />

ent<br />

Schema<br />

Extraktor<br />

Schema<br />

Vergleicher<br />

Schema<br />

Extraktor<br />

Abbildungsspezifikation<br />

Metainformation<br />

PDM- System 1<br />

Metainformation<br />

PDM- System 2<br />

grafisch,<br />

interaktiver<br />

Mappingmodellierer<br />

Erzeugung<br />

Daten- <strong>und</strong><br />

Prozessmapping<br />

IT-System 1 (z.B. PDM)<br />

Ereignisse, Kontrollflüsse<br />

18<br />

Partner 1<br />

Partner 2<br />

IT-System 2 (z.B. ERP)<br />

gemeinsames<br />

Datenmodell<br />

Entwicklungsprozess<br />

Part ner1<br />

Prozessmodellierer<br />

Entwicklungsprozess<br />

Part ner2<br />

Datenmodellierer<br />

Informationsflüsse<br />

Standards<br />

(BizTalk, STEP, ...)<br />

Erzeugung<br />

Kooperationsmanagement<br />

Abbildung2: Lösungsansatz zur Erzeugung des Kooperationsassistenten<br />

gemeinsamer<br />

Entwicklungsprozess<br />

Mit diesem Ansatz wird es zukünftig schneller <strong>und</strong> kostengünstiger als heute allen Entwicklungspartnern<br />

möglich sein, auf die im gemeinsamen Entwicklungsprozess anfallenden Daten<br />

der Partner zuzugreifen, zur direkten Weiterentwicklung in eigenen Systemen zu nutzen <strong>und</strong><br />

sie den anderen Partnern wieder zur Verfügung stellen zu können. Hervorzuheben ist, dass<br />

erst durch die grafisch-interaktiven Komponenten insbesondere kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

die mit dem Aufbau solcher Integrationslösungen verb<strong>und</strong>ene Komplexität beherrschen<br />

können.<br />

4.2 Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

Als Ergebnisse des Projekts sind der Software-Werkzeugkasten zur Erzeugung des dynamischen<br />

Kooperationsassistenten, zum anderen Spezifikationen, Methodiken <strong>und</strong> Erfahrungsberichte<br />

zu nennen. Der Software-Werkzeugkasten zur Erzeugung des dynamischen Kooperationsassistenten<br />

besteht im Wesentlichen aus den folgenden Komponenten:


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Adaptern zur Extraktion der Datenstrukturen <strong>und</strong>/oder Nutzdaten von Partnersystemen,<br />

insbesondere den folgenden PDM/PLM-Systemen:<br />

� Axalant/EIGNER PLM<br />

� eMatrix<br />

� iMAN (TeamCenter Engineering)<br />

� Metaphase (TeamCenter Enterprise)<br />

• Modul zum Vergleich von Datenstrukturen:<br />

� dient der gezielten Ermittlung von Unterschieden von Datenmodellen zwischen unterschiedlichen,<br />

bei den Kooperationspartnern eingesetzten IT-Systemen einerseits<br />

<strong>und</strong>/oder der Feststellung von Veränderungen (Customizations) an dem Datenmodell<br />

eines IT-Systems bei einem Kooperationspartner.<br />

• Modul zur grafisch interaktiven Spezifikation von Datenstrukturmappings<br />

� diese Komponente dient der einfachen, graphisch orientierten Spezifikation von Abbildungen<br />

zwischen den Datenstrukturen der IT-Systeme der Kooperationspartner<br />

� Codegenerator auf EXPRESS-X Basis (ISO 10303-14) zu automatischen Erzeugung<br />

von ausführbaren Mappingspezifikationen (=> Konvertersoftware)<br />

Weitere Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>forschungsprojektes KOEFFIZIENT umfassen:<br />

• Spezifikationen zu den Software-<strong>Werkzeuge</strong>n<br />

• Methodik zum Aufbau von Engineeringprozessketten <strong>für</strong> KMU <strong>und</strong> deren Durchführung<br />

mittels dem Kooperationsassistenten<br />

• Validierung anhand von ausgewählten Engineeringprozessketten aus den Anwendungsbereichen<br />

"Antriebstechnik" <strong>und</strong> "Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau"<br />

• Pilotierung bei den Anwendern, Erfahrungsberichte<br />

Danksagung<br />

An dieser Stelle möchten wir dem B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />

sowie dem Projektträger des BMBF <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien (PFT), Forschungszentrum<br />

Karlsruhe GmbH, unseren Dank <strong>für</strong> die Unterstützung des Verb<strong>und</strong>projektes<br />

KOEFFIZIENT zum Ausdruck bringen.<br />

Ein besonderes Dankeschön gilt Frau Martina Kühnapfel vom Projektträger PFT <strong>für</strong> die ausgezeichnete<br />

dreijährige Betreuung des Projektes.<br />

19


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

5 KOWIEN<br />

Kooperatives Wissensmanagement<br />

in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

STEPHAN ZELEWSKI<br />

1 Gegenstand des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN<br />

1.1 Überblick<br />

Das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN (Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken)<br />

1) befasst sich mit der Herausforderung, die arbeitsteilige Erfüllung wissensintensiver<br />

Engineering-Aufgaben in Netzwerken durch computerbasierte Arbeitstechniken zu unterstützen.<br />

Es handelt sich um einen vielschichtigen Projektgegenstand, dessen Hauptdeterminanten<br />

im Folgenden kurz thematisiert werden, um den Projektgegenstand inhaltlich einzugrenzen.<br />

Vertiefte Erläuterungen zu einzelnen Aspekten, die sowohl in der betrieblichen Praxis als<br />

auch in der universitären Forschung eine besondere Rolle spielen, finden sich im anschließenden<br />

Kapitel.<br />

Erstens wird von komplexen Engineering-Aufgaben ausgegangen, welche sowohl die zeitliche<br />

als auch die fachliche Problemlösungskapazität einzelner wirtschaftlicher Akteure übersteigen.<br />

Dies erfordert zwecks Aufgabenerfüllung Arbeitsteilung zwischen den Akteuren. Um die<br />

Arbeitsprozesse der involvierten Akteure zeitlich <strong>und</strong> fachlich aufeinander abzustimmen <strong>und</strong><br />

zu einer Erfüllung der ursprünglich vorliegenden Gesamtaufgabe zusammenzuführen, müssen<br />

die Aktivitäten der Akteure bei der Erfüllung ihrer Teilaufgaben koordiniert werden. Für diese<br />

„generische“ Koordinierungsaufgabe wurden seitens der betriebswirtschaftlichen Organisationstheorie<br />

vielfältige Koordinierungsansätze entwickelt.<br />

Im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN erfolgt von vornherein eine Fokussierung auf zwei Aspekte.<br />

Einerseits wird ausschließlich eine Koordinierung durch Kooperation zwischen teilautonomen<br />

Akteuren betrachtet. Dadurch scheiden sowohl kompetitive Koordinierungsansätze – z.B. mittels<br />

(unternehmens-) interner oder externer Märkte – als auch Koordinierungsansätze aufgr<strong>und</strong><br />

hierarchischer Anweisungen aus. Diese Eingrenzung wird in Kürze mit Hinblick auf<br />

Engineering-Netzwerke inhaltlich gerechtfertigt. Andererseits wird davon ausgegangen, dass<br />

die Arbeitsteilung zwischen den Akteuren nicht in quantitativer, sondern in qualitativer Hinsicht<br />

erfolgt. Denn die Bewältigung komplexer Engineering-Aufgaben stellt kein rein quantitatives<br />

Problem dar, das sich durch die Verteilung inhaltlich gleichartiger Teilaufgaben auf<br />

eine Vielzahl von Akteuren lösen ließe (mengenmäßige Arbeitsteilung). Vielmehr zeichnet<br />

sich die Komplexität solcher Engineering-Aufgaben u.a. dadurch aus, dass eine Vielfalt fachlich<br />

verschiedenartiger Qualifikationen benötigt wird, um die Gesamtaufgabe entsprechend<br />

1) Das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN wird mit Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) (Förderkennzeichen<br />

Hauptband 02 PD 1060) innerhalb des Rahmenkonzepts “Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen”<br />

gefördert <strong>und</strong> vom Projektträger Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien (PFT), der Forschungszentrum Karlsruhe<br />

GmbH, betreut. Die Mitglieder des Projektteams danken <strong>für</strong> die großzügige Unterstützung ihrer Forschungs- <strong>und</strong><br />

Transferarbeiten. Detaillierte Informationen zum Projekt finden sich im Internet unter der URL<br />

„http://www.kowien.uni-essen.de/“.<br />

21


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

den K<strong>und</strong>enanforderungen erfüllen zu können (artmäßige Arbeitsteilung). Die Koordinierung<br />

der arbeitsteiligen Erfüllung einer Engineering-Aufgabe muss sich daher insbesondere auf die<br />

Dimension der Arbeitsqualifikationen erstrecken, die aus Projektsicht erforderlich <strong>und</strong> aus<br />

Akteurssicht tatsächlich vorhanden sind.<br />

Zweitens wird im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN vorausgesetzt, dass sich die komplexen Engineering-Aufgaben<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich durch ihre hohe Wissensintensität auszeichnen. Ohne in der hier<br />

gebotenen Kürze das Problem einer Operationalisierung der Wissensintensität von Arbeitsprozessen<br />

vertiefen zu können, lässt sich an die „Intuition des Alltagsverstands“ appellieren:<br />

Engineering-Leistungen werden sich in einem Hochlohnland wie Deutschland im internationalen<br />

Wettbewerb zumeist nur dann als konkurrenzfähig erweisen, wenn ihre Entwickler einen<br />

der wesentlichen komparativen Vorteile Deutschlands – sein (immer noch) sehr leistungsfähiges<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungssystem – nutzen, indem sie einen möglichst hohen Anteil an<br />

Know-what (Fachkenntnisse) <strong>und</strong> Know-how (Herstellungs- <strong>und</strong> Anwendungsfertigkeiten) in<br />

die Engineering-Leistungen einfließen lassen.<br />

Die Arbeitsqualifikationen, die zur Erfüllung derart wissensintensiver Engineering-Aufgaben<br />

erforderlich sind, erstrecken sich daher zu einem großen <strong>und</strong> – vor allem aus wettbewerblicher<br />

Sicht – besonders wichtigen Teil auf das Wissen der beteiligten Akteure. Dieses Wissen<br />

ist besonderer Art. Denn es handelt sich nicht – oder zumindest nur in geringerem Umfang –<br />

um „akademisches“ Wissen, das um seiner selbst willen <strong>und</strong> zum Zwecke der Wahrheitserkenntnis<br />

erworben wird, wie z.B. Know-why (kausales Hintergr<strong>und</strong>wissen). Vielmehr wird<br />

zur Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben primär anwendungs- oder verwertungsbezogenes<br />

Wissen benötigt. Es erstreckt sich vor allem auf die bereits angeführten Wissensformen<br />

des Know-what <strong>und</strong> Know-how. Sie werden im Folgenden der Kürze halber unter<br />

die Formulierung „Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten“ subsumiert.<br />

Der Wissensbereich der anwendungsbezogenen Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten wird im Rahmen<br />

des betrieblichen Wissensmanagements oftmals unter der Rubrik „Kompetenzen“ behandelt.<br />

Solche Kompetenzen lassen sich allgemein als handlungsbefähigendes Wissen charakterisieren.<br />

Dieser Kompetenzbegriff zielt darauf ab, dass die vorgenannten Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

nicht um ihrer selbst willen erworben <strong>und</strong> angewendet werden. Vielmehr sollen sie die<br />

Akteure als Wissensträger in die Lage versetzen, in ihren betrieblichen Arbeitszusammenhängen<br />

so zu handeln, dass wissensintensive (Engineering-) Leistungen produziert werden. Die<br />

o.a. Dimension der Arbeitsqualifikationen wird <strong>für</strong> die hier betrachteten wissensintensiven<br />

Engineering-Leistungen fortan auf die Subdimension der (arbeitsbezogenen) Kompetenzen<br />

fokussiert.<br />

Für die Koordinierung der arbeitsteiligen Erfüllung von komplexen, insbesondere wissensintensiven<br />

Engineering-Aufgaben ist es aufgr<strong>und</strong> der voranstehenden Erläuterungen vor allem<br />

erforderlich, diejenigen Kompetenzen zusammenzuführen <strong>und</strong> aufeinander abzustimmen, die<br />

als handlungsbefähigendes Wissen zur Aufgabenerfüllung benötigt werden. Daher befasst<br />

sich das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN vornehmlich mit der Koordinierung von Kompetenzen 2) in<br />

2) Streng genommen ist die Koordinierung der Anwendung von Kompetenzen in Handlungen gemeint. Denn Koordinierung<br />

kann sich nur auf der prozessualen Ebene auf aktuelle Handlungen erstrecken. Kompetenzen stellen dagegen als<br />

handlungsbefähigendes Wissen „nur“ ein Potenzial <strong>für</strong> solche Handlungen bereit. Sofern diese Unterscheidung zwischen<br />

der Anwendung von Kompetenzen in Handlungen einerseits <strong>und</strong> den jeweils betroffenen Kompetenzen andererseits<br />

in einem Argumentationskontext keine besondere Bedeutung besitzt, wird der Kürze halber schlicht von einer<br />

„Koordinierung von Kompetenzen“ gesprochen.<br />

Mit der Koordinierung der (Anwendung von) Kompetenzen ist auch – daraus abgeleitet – eine Koordinierung (der<br />

Handlungen) der Akteure verknüpft, die als Träger jener Kompetenzen auftreten. Im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN steht<br />

jedoch nicht die Akteursperspektive, sondern die Sicht auf die zu koordinierenden Kompetenzen im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Für diese spezielle Kompetenzperspektive sprechen vor allem zwei Gründe, die inhaltlich miteinander verwoben<br />

sind. Erstens wird das Problem, die arbeitsteilige Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben zu koordinieren,<br />

22


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

arbeitsteiligen Arbeitszusammenhängen. Diese übergeordnete Koordinierungsaufgabe erstreckt<br />

sich vor allem auf das Management von Wissen über Kompetenzen 3) . Solange aus dem<br />

jeweils aktuellen Argumentationskontext ersichtlich ist, dass stets das Management von Wissen<br />

über Kompetenzen der „Metaebene“ des Wissensmanagements 4) gemeint ist, wird im<br />

Folgenden der Kürze halber auch von „Kompetenzmanagement“ gesprochen. Computerbasierte<br />

Systeme, die bei der Erfüllung dieser Managementaufgabe behilflich sein sollen, werden<br />

entsprechend als „Kompetenzmanagementsysteme“ (KMS) bezeichnet 5) . Dennoch sollte<br />

stets berücksichtigt werden, dass mit dieser verkürzten Redeweise nicht das Management der<br />

Kompetenzen selbst, sondern „nur“ das Management des Wissens über diese Kompetenzen<br />

angesprochen wird.<br />

Die Gesamtaufgabe, Wissen über Kompetenzen zu managen, umfasst im Wesentlichen drei<br />

Teilaufgaben (Kernaufgaben) 6) :<br />

• die Identifizierung derjenigen Kompetenzen, die zur Erfüllung von wissensintensiven Engineering-Aufgaben<br />

erforderlich sind (aufgabenseitige Kompetenzenidentifikation), <strong>und</strong><br />

die Aggregation der zur Aufgabenerfüllung erforderlichen Kompetenzen in einem aufgabenspezifischen<br />

Kompetenzprofil (aufgabenseitige Profilsynthese);<br />

• die Identifizierung derjenigen Kompetenzen, über die im aktuellen Zeitpunkt einzelne<br />

Akteure als Kompetenzträger verfügen (akteursseitige Kompetenzen- <strong>und</strong> Kompetenzträgeridentifikation),<br />

<strong>und</strong> die Aggregation der Kompetenzen eines Akteurs in einem akteursspezifischen<br />

Kompetenzprofil (akteursseitige Profilsynthese);<br />

hier so konzeptualisiert, dass der Koordinierungserfolg maßgeblich von der wechselseitigen Abstimmung der jeweils<br />

eingebrachten Kompetenzen abhängt. Dies bedeutet u.a., dass es <strong>für</strong> ein Koordinierungsproblem nur darauf ankommt,<br />

ob benötigte Kompetenzen aktuell vorhanden sind, aber nicht darauf, welche alternativ einsetzbaren Akteure über<br />

diese Kompetenzen verfügen. Zweitens wird – wie später anhand der Gegenüberstellung von Personalisierungs- <strong>und</strong><br />

Kodifizierungsstrategie noch ausführlicher erläutert wird – von persönlichen Dispositionen der Akteure, wie etwa ihrer<br />

Motivierung zur Wissensoffenlegung <strong>und</strong> Wissensteilung, abstrahiert. Aufgr<strong>und</strong> dieser bewussten, später begründeten<br />

Abstrahierung von personengeb<strong>und</strong>enen Akteursmerkmalen ist die erstgenannte Maßgeblichkeit der eingebrachten<br />

Kompetenzen <strong>für</strong> den Koordinierungserfolg gerechtfertigt. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage werden im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN die Träger von Kompetenzen in einer „generalisierten“ Weise als organisatorische „Rollen“ behandelt, die<br />

von persönlichen Akteursmerkmalen abstrahieren. Die Rolle eines Kompetenzträgers wird nur durch dasjenige handlungsbefähigende<br />

Wissen definiert, das er zur Erfüllung einer ihm zu übertragenden oder bereits übertragenen Teilaufgabe<br />

benötigt.<br />

3) Das Wissen über Kompetenzen stellt streng genommen Metawissen dar. Denn die „gemanagten“ Kompetenzen besitzen<br />

auf der Objektebene der Leistungserbringung, d.h. auf der Ebene der Erfüllung von Engineering-Aufgaben, bereits<br />

die Qualität von handlungsbefähigendem Wissen. Daher handelt es sich bei Wissen über Kompetenzen inhaltlich<br />

um Wissen über handlungsbefähigendes Wissen <strong>und</strong> somit um Metawissen. Auf diese Besonderheit der hierarchischen<br />

Schichtung mehrerer Wissensebenen wird im Folgenden nicht gesondert eingegangen, sofern es im jeweils aktuellen<br />

Argumentationskontext nicht zum präzisen Verständnis erforderlich erscheint. Daher wird das Wissen über<br />

Kompetenzen der Einfachheit halber auch kurz als „Wissen“ thematisiert – auch wenn es sich streng genommen um<br />

Metawissen handelt.<br />

4) Dagegen werden die Engineering-Aufgaben, mit deren Koordinierung sich das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN auseinandersetzt,<br />

auf der „Objektebene“ der gewöhnlichen inner- oder überbetrieblichen Leistungserstellung erfüllt.<br />

5) Konzeptionelle Vorstellungen darüber, wie sich die Aufgabe des Kompetenzmanagements erfüllen lässt, werden als<br />

Kompetenzmanagementkonzepte thematisiert. Die Implementierung solcher Kompetenzmanagementkonzepte mit<br />

Hilfe der Automatischen Informationsverarbeitung – insbesondere durch Anwendungssoftware – wird unter den Begriff<br />

der Kompetenzmanagementsysteme subsumiert.<br />

6) In diesen drei Kernaufgaben kommen die Akteure, die mit ihren Kompetenzen an der arbeitsteiligen Erfüllung wissensintensiver<br />

Engineering-Aufgaben beteiligt sind (oder beteiligt sein könnten), nur so weit vor, wie sie als Träger<br />

von Kompetenzen auftreten. Dies betrifft insbesondere Probleme der zeitlichen Verfügbarkeit von Kompetenzträgern,<br />

wenn derselbe Akteur mit seinen Kompetenzen zur selben Zeit <strong>für</strong> die Erfüllung von mehreren Engineering-<br />

Aufgaben benötigt wird. Solche personalen Verfügbarkeitsprobleme spielen in der betrieblichen Praxis vor allem im<br />

Multi-Projekt-Management eine Rolle. Da im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN jedoch Aspekte der Personaleinsatzplanung<br />

nicht im Vordergr<strong>und</strong> des Interesses stehen, wird darauf hier nicht näher eingegangen.<br />

23


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

• die Zuordnung von Akteuren mit ihren Kompetenzen zu Engineering-Aufgaben (aufgabenbezogene<br />

Allokation von Kompetenzträgern) als „Matching“ zwischen den akteurs<strong>und</strong><br />

den aufgabenspezifischen Kompetenzprofilen.<br />

Die drei Kernaufgaben betreffen das Management von Wissen über drei unterschiedliche<br />

Kompetenzaspekte: Wissen über Kompetenzen im Sinne von handlungsbefähigendem Wissen,<br />

Wissen über Kompetenzträger <strong>und</strong> Wissen über Kompetenzprofile. Sofern keine nähere<br />

Differenzierung zwischen diesen drei Aspekten erforderlich ist, wird im Folgenden vereinfacht<br />

davon gesprochen, das Management von Kompetenzwissen – oder noch kürzer, wie bereits<br />

oben eingeführt: das Kompetenzmanagement – zu behandeln.<br />

Die Sachziele des Kompetenzmanagements bestehen darin, einerseits die benötigten Kompetenzen<br />

sowie andererseits die verfügbaren Kompetenzen <strong>und</strong> deren Kompetenzträger möglichst<br />

vollständig zu identifizieren. Als weiteres Sachziel kommt hinzu, bei der aufgabenbezogenen<br />

Allokation von Kompetenzträgern eine möglichst hohe Übereinstimmung zwischen<br />

erforderlichen <strong>und</strong> verfügbaren Kompetenzen zu erreichen (primäres Allokationsziel). Die Erfüllung<br />

dieser „outputorientierten“ Sachziele – Outputs sind die Identifikations- bzw. Allokationsleistungen<br />

– wird aus betriebswirtschaftlicher Perspektive im Allgemeinen als Effektivität<br />

des Kompetenzmanagements bezeichnet.<br />

Die Effizienz des Kompetenzmanagements erstreckt sich hingegen auf Formalziele, die eine<br />

Auswahl zwischen mehreren Entscheidungsalternativen gestatten, wenn sich mehrere Alternativen<br />

als „effektiv“ erweisen, d.h. die vorgegebenen Sachziele gleich gut erfüllen. Diese Effizienz-<br />

oder Formalziele betreffen zumeist – in Anlehnung an das allgemeine Prinzip ökonomischer<br />

Rationalität – das Verhältnis zwischen hervorgebrachten Ergebnissen (Output) <strong>und</strong><br />

hier<strong>für</strong> eingesetzten Ressourcen (Input). Demzufolge erweist sich das Kompetenzmanagement<br />

als besonders effizient, wenn es beispielsweise gelingt, vorgegebene Identifikations- oder Allokationsleistungen<br />

(als Output) mit besonders geringem Ressourceneinsatz (als Input) zu realisieren.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> des Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsinteresses des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN<br />

steht die Effektivität von Kompetenzmanagementkonzepten <strong>und</strong> ihrer Implementierung mittels<br />

computerbasierter Kompetenzmanagementsysteme. Auf Effizienzaspekte wird nur am<br />

Rande eingegangen, weil Bemühungen zur „Optimierung“ des Verhältnisses zwischen Ergebniserzielung<br />

<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> erforderlichem Ressourceneinsatz erst dann anstehen, wenn die Effektivität<br />

des Kompetenzmanagements aus der Sicht seiner betrieblichen Anwender sichergestellt<br />

ist. Das Management von Kompetenzwissen leidet jedoch zurzeit noch unter erheblichen<br />

Effektivitätsmängeln. Darauf wird im nächsten Kapitel näher eingegangen. Daher widmen<br />

sich die Projektarbeiten primär der Überwindung solcher Effektivitätsmängel – <strong>und</strong> nicht dem<br />

Streben nach möglichst hoher Managementeffizienz 7) .<br />

7) Eine „sek<strong>und</strong>äre“ Verfolgung von Effizienzzielen liegt beispielsweise vor, wenn bei der aufgabenbezogenen Allokation<br />

von Kompetenzträgern das (Formal-) Ziel verfolgt wird, bei gleich hoher Übereinstimmung zwischen erforderlichen<br />

<strong>und</strong> verfügbaren Kompetenzen solche Zuordnungsalternativen auszuwählen, in denen ein möglichst „qualifikationsgerechter“<br />

Einsatz der Kompetenzträger erfolgt. Ein solches qualifikationsbezogenes Ziel kann aus Gründen der<br />

Mitarbeitermotivation erstrebenswert sein. Allerdings weicht das Ziel des qualifikationsgerechten Mitarbeitereinsatzes<br />

deutlich vom vorherrschenden Denken ab, Effizienzziele auf Output/Input-Verhältnisse zu beziehen. Denn sowohl<br />

die Übereinstimmung zwischen erforderlichen <strong>und</strong> verfügbaren Kompetenzen (übergeordnetes Sachziel) als<br />

auch das Ausmaß der Qualifikationsgerechtigkeit der Mitarbeiterzuordnung (untergeordnetes Formalziel) beziehen<br />

sich auf den Output des Managementprozesses, Kompetenzträger zu Engineering-Aufgaben zuzuordnen. Daher werden<br />

hier Effizienzziele – abweichend von ihrer oftmals üblichen Fokussierung auf Output/Input-Verhältnisse – inhaltlich<br />

so weit ausgelegt, dass sie sich gr<strong>und</strong>sätzlich mit betriebswirtschaftlichen Formalzielen identifizieren lassen.<br />

Noch kompliziertere Verhältnisse liegen vor, wenn die oben eingeführte Prämisse einer hierarchischen Unterordnung<br />

der Formal- unter die Sachziele aufgehoben wird. Stattdessen lässt sich beispielsweise vorstellen, dass in zahlreichen<br />

Einzelfällen ein Trade-off zwischen dem Sachziel einer möglichst hohen Übereinstimmung zwischen erforderlichen<br />

24


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Neben den oben angeführten drei Kernaufgaben des Kompetenzmanagements lässt sich eine<br />

Vielzahl von ergänzenden Aufgaben identifizieren, die in der betrieblichen Praxis – unternehmens-<br />

<strong>und</strong> situationsabhängig – durchaus eine bedeutsame Rolle spielen können. Dazu<br />

gehört beispielsweise die Aufgabe, Kompetenzlücken zu identifizieren. Solche Kompetenzlücken<br />

können zwischen denjenigen Kompetenzen, die <strong>für</strong> die Erfüllung einer Engineering-<br />

Aufgabe erforderlich sind, <strong>und</strong> denjenigen Kompetenzen klaffen, die in einem Unternehmen<br />

seitens seiner Kompetenzträger aktuell zur Verfügung stehen. Nach der Identifizierung solcher<br />

Lücken stellt sich <strong>für</strong> das Kompetenzmanagement das nachgelagerte Problem, wie mit<br />

den Kompetenzlücken umgegangen werden soll. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive<br />

handelt es sich hierbei um eine spezielle Ausprägung („Instanz“) aus der Klasse der Make-or-<br />

Buy-or-Ignore-Probleme 8) : Erstens können die erforderlichen, jedoch aktuell nicht verfügbaren<br />

Kompetenzen selbst aufgebaut werden (Make-Alternative), beispielsweise durch Qualifi-<br />

<strong>und</strong> verfügbaren Kompetenzen einerseits <strong>und</strong> dem Formalziel eines möglichst qualifikationsgerechten Einsatzes der<br />

Kompetenzträger andererseits besteht. Dann braucht dieser Trade-off keineswegs zwangsläufig im Sinne der Dominanz<br />

des Sachziels über das Formalziel aufgelöst zu werden. Vielmehr könnte ebenso eine „Kompromisslösung“ angestrebt<br />

werden, bei der Sach- <strong>und</strong> Formalziele mit Zielgewichten, die vom jeweiligen Entscheidungsträger gemäß<br />

seinen Artenpräferenzen festzulegen wären, in einer verallgemeinerten Ziel- oder Nutzenfunktion zusammengefasst<br />

werden. Dies wäre z.B. bei Nutzwert- <strong>und</strong> Scoring-Analysen der Fall. Bei der Verwendung solcher verallgemeinerter<br />

Ziel- oder Nutzenfunktionen geht die Unterscheidung zwischen Sach- <strong>und</strong> Formalzielen verloren, weil alle Ziele<br />

prinzipiell gleichberechtigt behandelt werden, allenfalls mittels unterschiedlicher Zielgewichte hinsichtlich ihrer relativen<br />

Bedeutungen graduell abgestuft werden können. Von Komplikationen dieser Art wird aber im Folgenden der<br />

Übersichtlichkeit halber abgesehen.<br />

8) Die Bezugnahme auf Make-or-Buy-or-Ignore-Probleme stellt eine Vergröberung dar. Zwar reicht sie <strong>für</strong> die hier verfolgten<br />

Argumentationszwecke zur Verdeutlichung der gr<strong>und</strong>sätzlichen Alternativen aus. Aber sie vermag bei weitem<br />

nicht die inhaltliche Fülle betriebswirtschaftlich vorstellbarer Problemvarianten abzudecken. Insbesondere handelt es<br />

sich bei der Make- <strong>und</strong> der Buy-Alternative jeweils nur um eine Antipode eines facettenreichen Spektrums unterschiedlicher<br />

„institutioneller Arrangements“ <strong>für</strong> die Koordinierung von Transaktionsprozessen. Insbesondere ist an<br />

Kooperationen zu denken (Cooperate-Alternative), die als „hybride“ Koordinierungsform zwischen der hierarchievermittelten<br />

Koordinierung unternehmensinterner Leistungserstellungsprozesse (Make-Alternative) <strong>und</strong> der marktvermittelten<br />

Koordinierung des Leistungserwerbs von Dritten (Buy-Alternative) angesiedelt sind. Auch solche Kooperationen<br />

können genutzt werden, um identifizierte Kompetenzlücken zu schließen. Zu diesem Zweck werden Kooperationen<br />

mit anderen Unternehmen, die über Mitarbeiter mit entsprechenden Kompetenzen verfügen, eingegangen.<br />

Auf diese Weise wird – zumindest auf den ersten Blick – die erforderliche Kompetenz weder selbst aufgebaut<br />

noch von Dritten (außerhalb der Kooperation) käuflich erworben. Vielmehr wird diese Kompetenz von den kooperierenden<br />

Unternehmen gemeinsam genutzt, ohne dass sich die involvierten Unternehmen mittels hierarchischer Anweisungsbeziehungen<br />

oder marktlicher Austauschbeziehungen koordinieren würden. Stattdessen wird in Kooperationen<br />

auf Koordinierungsmuster sui generis „jenseits von Hierarchie <strong>und</strong> Markt“ zurückgegriffen. Es würde jedoch in diesem<br />

Überblicksbeitrag zu weit führen, diese komplexen Koordinierungsmuster detailliert zu behandeln. Daher wird in<br />

der o.a. Bezugnahme auf Make-or-Buy-or-Ignore-Probleme der Einfachheit <strong>und</strong> der Kürze halber darauf verzichtet,<br />

die Cooperate-Alternative ausdrücklich zu erwähnen. Durch diese Argumentationsverschlankung wird jedoch auf<br />

keinen Fall verkannt, dass die kooperative Nutzung von Kompetenzen große betriebswirtschaftliche Bedeutung <strong>für</strong><br />

das Kompetenzmanagement in der betrieblichen Praxis erlangen kann. Vgl. dazu beispielsweise die ausführliche <strong>und</strong><br />

theoretisch f<strong>und</strong>ierte Diskussion der drei o.a. Make-, Buy- <strong>und</strong> Cooperate-Alternativen durch LAMMERS, M.: Make,<br />

Buy or Share – Combining Resource Based View, Transaction Cost Economics and Production Economies to a Sourcing<br />

Framework. In: Wirtschaftsinformatik, 46. Jg. (2004), S. 204-212, insbesondere S. 208 ff. (dort wird die Cooperate-<br />

allerdings abweichend als Share-Alternative thematisiert).<br />

Darüber hinaus werden alle weiter führenden Aspekte ausgeblendet, wie z.B. der fließende Übergang zwischen der<br />

Cooperate- <strong>und</strong> der Make-Alternative. Denn Kooperationen werden des Öfteren in einer strategischen Absicht eingegangen,<br />

die letztlich doch auf den Aufbau eigener Kompetenzen wie bei der Make-Alternative abzielt. Dabei werden<br />

die erforderlichen, aber (noch) nicht verfügbaren Kompetenzen zunächst nicht selbst entwickelt, sondern von einem<br />

Kooperationspartner in einen gemeinsam genutzten Kompetenzenpool eingebracht. Im Verlauf der Kooperationsbeziehung<br />

lässt das strategisch agierende Unternehmen seine eigenen Mitarbeiter die benötigten Kompetenzen durch<br />

Nutzung der Kompetenzen des Partners allmählich erlernen („learning by doing“), so dass das Unternehmen am Ende<br />

eines längeren Lernprozesses die ursprünglich fehlenden Kompetenzen doch noch „selbst“ entwickelt hat. Schließlich<br />

kann nach erfolgreich abgeschlossenem Kompetenzerwerb auf den ursprünglich benötigten Kooperationspartner verzichtet<br />

werden – die ursprünglich „partnerschaftlich“ eingegangene Kooperation wird gekündigt. Dieser Aufbau eigener<br />

Kompetenzen durch „Umarmung“ <strong>und</strong> „kognitive Enteignung“ von Kooperationspartnern stellt ein ernsthaftes<br />

betriebswirtschaftliches Problem dar. Dies gilt insbesondere im Kontext Virtueller Unternehmen, weil sie – zumindest<br />

in ihrer „naiven“ Variante – von vornherein auf zeitlich begrenzte Kooperationen angelegt sind <strong>und</strong> sich wegen<br />

der „Virtualisierung“ gemeinsamer Aufbauorganisationen sehr leicht wieder auflösen lassen.<br />

25


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

zierungsmaßnahmen der Personalentwicklung. Zweitens ist es möglich, diese Kompetenzen<br />

von Dritten zu erwerben (Buy-Alternative), z.B. durch Abwerbung entsprechender Kompetenzträger<br />

aus anderen Unternehmen. Drittens kann auf die Schließung der erkannten Kompetenzlücke<br />

bewusst verzichtet werden (Ignore-Alternative), weil etwa angenommen wird, dass<br />

der Auftraggeber einer Engineering-Leistung den partiellen Kompetenzmangel nicht bemerken<br />

wird. Die letztgenannte Alternative beruht auf der Annahme opportunistischen Verhaltens<br />

bei Informationsasymmetrie, die vor allem in der ökonomischen Theorie der Prinzipal-<br />

Agenten-Probleme eine herausragende Rolle spielt. Im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN werden<br />

solche „Abgründe“ des Kompetenzmanagements, die auch Fragen der Unternehmenskultur<br />

<strong>und</strong> -ethik aufwerfen, jedoch nicht weiter vertieft. Stattdessen fokussieren sich die Projektarbeiten<br />

auf die drei o.a. Kernaufgaben des Kompetenzmanagements. Weiter führende ergänzende<br />

Aufgaben wurden nur ausnahmsweise <strong>und</strong> nur in dem Ausmaß gestreift, wie sie bei den<br />

Partnerunternehmen des Verb<strong>und</strong>projekts in deren betrieblicher Praxis von Interesse sind.<br />

Drittens teilen die Partner des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN die Einschätzung, dass sich komplexe,<br />

wissensintensive Engineering-Aufgaben am besten – im Sinne der vorgenannten Effektivitäts-<br />

<strong>und</strong> Effizienzziele – erfüllen lassen, wenn die Aufgabenerfüllung durch teilautonome<br />

Akteure erfolgt, die in einem Netzwerk interagieren. Für diese Einschätzung sprechen im Wesentlichen<br />

zwei Argumente. Einerseits erweist sich die Koordination arbeitsteilig zusammenwirkender<br />

Akteure über Märkte zumeist als ungeeignet, wenn die zu koordinierenden Teilleistungen<br />

jeweils eine komplexe, nur schwer durch einige wenige Merkmale beschreibbare<br />

Struktur aufweisen <strong>und</strong> sich nur unter erheblichen Schwierigkeiten monetär bewerten lassen.<br />

Diesen Charakteristika werden wissensintensive Engineering-Aufgaben in der Regel gerecht.<br />

Andererseits ist von einer Koordination der Akteure über hierarchische Anweisungen innerhalb<br />

eines Unternehmens ebenso abzuraten, wenn die Qualität der zu koordinierenden Teilleistungen<br />

in hohem Ausmaß von inhaltlichen Ermessensspielräumen <strong>und</strong> Eigeninitiativen der<br />

ausführenden Akteure abhängt. Auch diese letztgenannten Voraussetzungen liegen bei wissensintensiven<br />

Engineering-Aufgaben im Allgemeinen vor. Aus den voranstehenden Gründen<br />

eignen sich <strong>für</strong> die Koordination von Akteuren bei der arbeitsteiligen Erfüllung wissensintensiver<br />

Engineering-Aufgaben tendenziell am ehesten „hybride“ Koordinationsformen „zwischen<br />

Markt <strong>und</strong> Hierarchie“, die in der organisationswissenschaftlichen Literatur zumeist als<br />

Netzwerk-Organisationen thematisiert werden.<br />

Von solchen Netzwerk-Organisationen wird im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN gr<strong>und</strong>sätzlich ausgegangen.<br />

Ihre Akteure handeln „teilautonom“, weil sie einerseits bei ihrer Aufgabenerfüllung<br />

weit gehend frei von hierarchischen Arbeitsanweisungen bleiben (Autonomieaspekt), jedoch<br />

andererseits im Interesse der arbeitsteiligen Erfüllung einer Gesamtaufgabe durch die<br />

Handlungsweisen aller anderen kooperierenden Akteure <strong>und</strong> das gemeinsam angestrebte<br />

Handlungsergebnis – die Aufgabenerfüllung – einschränkenden Rahmenbedingungen unterliegen<br />

(Restriktionsaspekt). Von sek<strong>und</strong>ärer Bedeutung ist, ob solche Netzwerk-Organisationen<br />

entweder innerhalb eines bestehenden Unternehmens (innerbetriebliche Netzwerke) oder<br />

aber zwischen mehreren rechtlich selbstständigen Unternehmen (überbetriebliche Netzwerke)<br />

zustande kommen. Beispiele <strong>für</strong> innerbetriebliche Netzwerke sind Projektgruppen als häufigste<br />

Form einer Sek<strong>und</strong>ärorganisation, welche die „dauerhafte“, primäre Aufbauorganisation eines<br />

Unternehmens temporär, d.h. bis zur Erreichung der Projektziele, überlagert. Konsortien<br />

<strong>und</strong> Virtuelle Unternehmen sind hingegen die bekanntesten Vertreter überbetrieblicher Netzwerke.<br />

Da es <strong>für</strong> die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsinteressen des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN<br />

unerheblich ist, ob die betrachteten wissensintensiven Engineering-Aufgaben in entweder inner-<br />

oder aber überbetrieblichen Netzwerken erfüllt werden, wird die Gesamtheit dieser<br />

Netzwerk-Organisationen unter den Oberbegriff der Engineering-Netzwerke subsumiert.<br />

26


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Eine vierte wesentliche Einschränkung <strong>für</strong> den Gegenstandsbereich des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN besteht darin, dass eine Fokussierung auf computerbasierte Arbeitstechniken erfolgt.<br />

Über diesen Fokus lässt sich trefflich streiten. So wird seit Ende der neunziger Jahre in<br />

der einschlägigen Fachliteratur intensiv darüber debattiert, ob Aufgaben des Wissensmanagements<br />

besser erfüllt werden könnten, indem die knappen Managementressourcen entweder<br />

auf Mitarbeiter als Kompetenzträger oder aber auf Automatische Informations- <strong>und</strong> Wissensverarbeitungssysteme<br />

9) konzentriert werden. Diese Debatte wird oftmals unter den Etiketten<br />

„Humankapital- versus Automatisierungsfokus“ oder „Personalisierungs- versus Kodifizierungsstrategie“<br />

ausgetragen, in den letzten Jahren beispielsweise inspiriert <strong>und</strong> prononciert<br />

vorangetrieben von drei US-amerikanischen „Gurus“ des Wissensmanagements, HANSEN,<br />

10)<br />

NOHRIA <strong>und</strong> TIERNEY .<br />

Die Schwerpunktsetzung des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN zugunsten computerbasierter Arbeitstechniken<br />

bedeutet keineswegs, dass die Projektpartner die große Bedeutung des Humankapitals<br />

<strong>für</strong> das Wissensmanagement verkennen würden. Stattdessen sahen sie sich nur aufgr<strong>und</strong><br />

von exogenen Randbedingungen – knapper personeller, finanzieller sowie zeitlicher<br />

Projektressourcen – genötigt, einen der beiden o.a. Aspekte des Wissensmanagements zu bevorzugen,<br />

um zumindest diesen Aspekt in der gebotenen Breite <strong>und</strong> Tiefe behandeln zu können.<br />

Dass diese Vertiefungsentscheidung zugunsten computerbasierter Arbeitstechniken ausfiel,<br />

beruht letztlich auf den kontingenten Vorgaben des Rahmenkonzepts „Forschung <strong>für</strong> die<br />

Produktion von morgen“, innerhalb dessen das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN thematisch angesiedelt<br />

ist. Darüber hinaus wird vom Universitätspartner des Verb<strong>und</strong>projekts der „ganzheitlichen“<br />

Charakteristik des Wissensmanagements dadurch Rechnung getragen, dass die Antipode<br />

zum Computereinsatz – die Fokussierung auf das Humankapital – in einem anderen Projekt<br />

zum Wissensmanagement ausführlicher <strong>und</strong> bevorzugt untersucht wird. Es handelt sich<br />

um das Verb<strong>und</strong>projekt MOTIWIDI 11) , das ebenso vom BMBF gefördert wird. Dieses Projekt<br />

befasst sich speziell mit der Motivation von Akteuren in Dienstleistungs-Netzwerken, einerseits<br />

ihr Wissen, das zur Erbringung wissensintensiver Dienstleistungen erforderlich ist, gegenüber<br />

anderen Akteuren im Netzwerk offen zu legen (Wissensteilung durch Wissensoffenlegung),<br />

<strong>und</strong> andererseits das Wissen anderer Akteure auch <strong>für</strong> die eigene Leistungserbringung<br />

aktiv zu nutzen (Wissensteilung durch Wissenswiederverwendung). Die Projekte MO-<br />

9) Der ebenso „endlos“ wie „unfruchtbar“ erscheinende Streit über inhaltliche Abgrenzungen zwischen Daten-, Informations-<br />

<strong>und</strong> Wissensbegriff, der in zahlreichen Werken zum Wissensmanagement ausgetragen wird, erfährt im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN keine Vertiefung. Stattdessen reicht es <strong>für</strong> die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsziele des Projekts<br />

vollkommen aus, Informationen <strong>und</strong> Wissen als synonyme Begriffe zu verwenden (<strong>und</strong> vom „althergebrachten“<br />

Datenbegriff abzusehen). Damit wird keineswegs in Abrede gestellt, dass es <strong>für</strong> andere, außerhalb des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

liegende Erkenntnisziele durchaus relevant sein kann, zwischen Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen inhaltlich zu<br />

differenzieren. Allerdings besteht die Gefahr, dass Leser, die von einem speziellen Vorverständnis über Unterscheidungen<br />

zwischen Informations- <strong>und</strong> Wissensbegriff ausgehen, die hier vorgelegten Ausführungen zum Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN missverstehen, weil sie der Ansicht sind, dass die jeweils thematisierten Verarbeitungsfunktionen entweder<br />

mit ihrem Informations- oder mit ihrem Wissensbegriff nicht kompatibel seien. Um solchen Missverständnissen<br />

vorzubeugen, wird die Bezeichnung „Automatische Informations- <strong>und</strong> Wissensverarbeitungssysteme“ gewählt.<br />

Sie fällt zwar sprachlich etwas „voluminös“ <strong>und</strong> wegen der synonymen Verwendung von Informations- <strong>und</strong> Wissensbegriff<br />

streng genommen auch red<strong>und</strong>ant aus. Da<strong>für</strong> bietet sie aber den Vorzug zu signalisieren, dass Rezipienten<br />

mit unterschiedlichen Vorverständnissen – je nach ihren eigenen begrifflichen Vorlieben – die hier behandelten computerbasierten<br />

Systeme sowohl als Informations- als auch als Wissensverarbeitungssysteme auffassen können. Wem<br />

diese Redeweise zu umständlich erscheint, kann der Kürze halber nur von Kompetenzmanagementsystemen sprechen,<br />

da die hier behandelten computerbasierten Systeme ausschließlich <strong>für</strong> Aufgaben des Kompetenzmanagements<br />

konzipiert sind.<br />

10) Vgl. HANSEN, M.T.; NOHRIA, N.; TIERNEY, T.: What’s Your Strategy for Managing Knowledge? In: Harvard Business<br />

Review, 1999, No. March - April, S. 106-116; hier: S. 107 ff.<br />

11) Nähere Informationen zum Verb<strong>und</strong>projekt „Motivationseffizienz in wissensintensiven Dienstleistungsnetzwerken“<br />

(MOTIWIDI) finden sich im Internet unter der URL „http://www.motiwidi.de“. Vgl. auch die dort angeführten Veröffentlichungen<br />

über Ergebnisse der Projektarbeiten.<br />

27


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

TIWIDI <strong>und</strong> KOWIEN verhalten sich somit komplementär zueinander <strong>und</strong> überdecken das<br />

breite Spektrum eines ganzheitlich verstandenen Wissensmanagements sowohl hinsichtlich<br />

der Personalisierungs- (Humankapitalfokus) als auch hinsichtlich der Kodifizierungsstrategie<br />

(Automatisierungsfokus).<br />

Die fünfte – <strong>und</strong> letzte – Hauptdeterminante des Gegenstandsbereichs <strong>für</strong> das Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN stellt die inhaltliche Reichweite des zentralen Begriffs der Kompetenzträger dar.<br />

Auf den ersten Blick handelt es sich bei den Kompetenzträgern um die Mitarbeiter eines Engineering-Netzwerks,<br />

die bei der arbeitsteiligen Erfüllung von Engineering-Aufgaben zusammenwirken.<br />

Diese „natürlich“ anmutende Sichtweise lag auch den einleitenden Ausführungen<br />

zugr<strong>und</strong>e, in denen die relevanten Akteure stets im Sinne von Mitarbeitern thematisiert<br />

wurden.<br />

Es besteht jedoch keine inhaltliche Notwendigkeit, eine derart eingeschränkte Sichtweise aufrecht<br />

zu erhalten. Insbesondere würde sie nur der Personalisierungsstrategie des Wissensmanagements<br />

gerecht werden, die nicht im Fokus des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN steht. Stattdessen<br />

konzentriert sich dieses Projekt auf die Kodifizierungsstrategie <strong>und</strong> somit auf computerbasierte<br />

Arbeitstechniken. Daher kommen als Kompetenzträger ebenso „maschinelle“ Akteure<br />

in Betracht, wie z.B. Wissensbanken, Wissensbasierte Systeme 12) <strong>und</strong> Multi-Agenten-<br />

Systeme. Wissensbanken <strong>und</strong> Wissensbasierte Systeme lassen sich unmittelbar als Kompetenzträger<br />

identifizieren, wenn sie handlungsbefähigendes Wissen (passiv) speichern <strong>und</strong> – im<br />

Fall der Wissensbasierten Systeme – auch zur Problemlösung (aktiv) anwenden. Multi-<br />

Agenten-Systeme umfassen Kompetenzträger als „artifizielle“ Akteure, sofern die einzelnen<br />

Agenten eines solchen Systems hinreichend „mächtig“ modelliert, also mit handlungsbefähigendem<br />

Wissen ausgestattet wurden. In einer ersten groben, aber hier völlig ausreichenden<br />

Annäherung lassen sich die einzelnen Agenten jeweils als eigenständige Wissensbasierte Systeme<br />

auffassen, die um eine komplexe, ebenso automatisierte Kommunikation <strong>und</strong> Koordination<br />

zwischen den Agenten zwecks arbeitsteiliger Kooperation erweitert werden. Um zwischen<br />

den vorgenannten (<strong>und</strong> weiteren) Varianten „maschineller“ Akteure nicht im Einzelnen<br />

differenzieren zu müssen, werden sie hier unter dem Oberbegriff der Automatischen Informations-<br />

<strong>und</strong> Wissensverarbeitungssysteme zusammengefasst 13) . Mit dieser Ausweitung von<br />

Kompetenzträgern auf „maschinelle“, d.h. computerbasierte Akteure dringt das Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN in die Gestaltungsbereiche von Wirtschaftsinformatik, (Kern-) Informatik <strong>und</strong><br />

Erforschung Künstlicher Intelligenz (KI) vor. Aus diesen Wissenschaftsbereichen werden<br />

neuere Erkenntnisse übernommen, um die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

inhaltlich zu befruchten. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Vorgehensmodelle<br />

<strong>und</strong> Ontologien, auf die später noch ausführlich zurückgekommen wird.<br />

12) Wissensbasierte Systeme werden vielfach auch als Expertensysteme thematisiert. Der Verfasser bevorzugt die Bezeichnung<br />

„Wissensbasierte Systeme“ aus drei Gründen. Erstens wird das personalisierende Präfix „Experten-“ vermieden,<br />

das vielfach zu irreführenden – oder zumindest problematischen – Assoziationen verleitet. Sie können in der<br />

hier gebotenen Kürze nicht vertieft werden, so dass nur schlagwortartig auf die Debatte über die starke versus schwache<br />

„KI-These“ verwiesen sei; vgl. z.B. ZELEWSKI, S.: Searle's Wiederbelebung der starken KI-These – Ein Beitrag<br />

zur Diskussion des Erkenntnisprogramms der Erforschung Künstlicher Intelligenz (KI). In: Casati, R.; White, G.<br />

(Hrsg.): Philosophy and the Cognitive Sciences, Papers of the 16th International Wittgenstein Symposium, 15.-<br />

22.08.1993 in Kirchberg, Beiträge der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft (Nr.) 1, Kirchberg 1993, S.<br />

611-616. Zweitens werden die Schwierigkeiten, eine operationale Definition des Expertenstatus anbieten zu müssen,<br />

vorn vornherein umgangen. Drittens bringt das Attribut „wissensbasiert“ sehr anschaulich zum Ausdruck, worin die<br />

Besonderheit der „Informations“-Verarbeitung solcher Systeme liegt.<br />

13) Sofern die Automatischen Informations- <strong>und</strong> Wissensverarbeitungssysteme eingesetzt werden, um Wissen über<br />

Kompetenzen (computerbasiert) zu managen, werden sie auch kurz als Kompetenzmanagementsysteme bezeichnet.<br />

Diese Bezeichnung wurde schon weiter oben eingeführt.<br />

28


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Über diese dezidiert computerorientierte Ausweitung des zentralen Begriffs der Kompetenzträger<br />

hinaus wird im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN auch eine organisationale Perspektive auf<br />

handlungsbefähigendes Wissen eingenommen. Aus dieser letztgenannten Perspektive kommen<br />

„kollektive“ Kompetenzträger hinzu, deren handlungsbefähigendes Wissen sich weder in<br />

einzelnen Mitarbeitern („Menschen“) noch in einzelnen Automatischen Informations- <strong>und</strong><br />

Wissensverarbeitungssystemen („Maschinen“) lokalisieren lässt. Vielmehr ist das handlungsbefähigende<br />

Wissen über Organisationen als Agglomerate von Menschen <strong>und</strong> Maschinen so<br />

verteilt („verschmiert“), dass es nur der Organisation als Ganzheit zugeschrieben werden<br />

kann. Daher wird oftmals auch von „Organisationswissen“, „organisationalem Wissen“ oder<br />

„organisatorischem Gedächtnis“ gesprochen. Da dieses handlungsbefähigende, an Organisationen<br />

geb<strong>und</strong>ene Wissen in der betrieblichen Praxis eine große Bedeutung <strong>für</strong> die Erfüllung<br />

wissensintensiver Aufgaben erlangen kann 14) , wird es hier – trotz seiner schweren „Greifbarkeit“<br />

– in die Reichweite der Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbemühungen des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

von vornherein einbezogen.<br />

Organisationales Wissen kann in Organisationseinheiten auf verschiedenen Organisationsebenen<br />

angesiedelt sein. Beispielsweise lässt sich organisationales Wissen sowohl auf der Ebene<br />

einzelner Abteilungen als auch innerhalb eines gesamten Unternehmens identifizieren, in seltenen<br />

Fällen sogar auch einem Netzwerk aus mehreren rechtlich selbstständigen Unternehmen<br />

insgesamt zuordnen. Der letztgenannte Fall tritt vor allem in Virtuellen Unternehmen „der<br />

zweiten Generation“ auf. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Partnerunternehmen zwar in<br />

Abhängigkeit von den jeweils übernommenen Aufträgen (Projekten) auftragsspezifische <strong>und</strong><br />

temporäre Partnerkonfigurationen eingehen (wie es schon <strong>für</strong> Virtuelle Unternehmen „der ersten<br />

Generation“ typisch ist), aber darüber hinaus ein stabiles <strong>und</strong> somit langfristig vertrauensstiftendes<br />

Netzwerk potenzieller Projektpartner darstellen. In solchen stabilen Netzwerken<br />

kann sich im Zeitverlauf z.B. handlungsbefähigendes Wissen über die zweckmäßige Koordinierung<br />

mit anderen Partnern desselben Netzwerks herausbilden, das aus betriebswirtschaftlicher<br />

Perspektive als spezielle Koordinierungs- oder Netzwerkkompetenz zunehmend Beachtung<br />

findet.<br />

Der Gegenstandsbereich des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN umfasst aufgr<strong>und</strong> der voranstehenden<br />

Erläuterungen einen weit gespannten Bereich potenzieller Kompetenzträger. Als Kompetenzträger<br />

– <strong>und</strong> somit als relevante Akteure in Engineering-Netzwerken 15) – kommen einer-<br />

14) Die große wirtschaftliche Bedeutung organisationalen Wissens manifestiert sich insbesondere in „knowledge assets“<br />

von Unternehmen, deren Leistungen jeweils von einem hohen Wissensanteil geprägt sind, der einerseits einen „geldwerten“<br />

K<strong>und</strong>ennutzen stiftet <strong>und</strong> andererseits von Wettbewerbern nur schwer transferiert, imitiert oder substituiert<br />

werden kann. In dieser Hinsicht besteht eine enge inhaltliche Verknüpfung zwischen Kompetenzen als handlungsbefähigendem<br />

Wissen einerseits (das hier in der Variante organisationalen Wissens thematisiert wird) <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Kernkompetenzen andererseits (die aus der Perspektive des betriebswirtschaftlichen „resource-based view“ eingehender<br />

behandelt werden). Auf diese Verknüpfung kann in der hier gebotenen Kürze nicht näher eingegangen werden.<br />

Um Verwechslungen <strong>und</strong> Überschneidungen mit Kernkompetenzen zu vermeiden, wird im Folgenden nur von<br />

„Kompetenzen“ <strong>und</strong> „Kompetenzmanagementsystemen“ die Rede sein, auch wenn inhaltliche Beziehungen zu Kernkompetenzen<br />

„im Prinzip“ bestehen mögen.<br />

15) Die Begriffe „Kompetenzträger“ <strong>und</strong> „Akteur“ stellen streng genommen keine Synonyme dar. Der Akteursbegriff ist<br />

weit gefasst. Er erstreckt sich auf jede Komponente eines Engineering-Netzwerks, die zu eigenständigen Handlungen<br />

fähig ist. Dabei ist es unerheblich, ob diese Handlungen (überwiegend) wissensbasiert erfolgen oder nicht. Der Begriff<br />

des Kompetenzträgers wird dagegen enger gefasst, weil er sich auf Akteure nur insoweit bezieht, wie diese Akteure<br />

als Träger – oder Inhaber („owner“) – von handlungsbefähigendem Wissen betrachtet werden. Kompetenzträger<br />

stellen also Akteure dar, die aus einer bestimmten, nämlich wissensbezogenen Perspektive wahrgenommen, beschrieben,<br />

analysiert oder gestaltet werden. Daher muss zwar jeder Kompetenzträger einen Akteur darstellen; aber die Umkehrung<br />

trifft nicht zu. Denn Akteure brauchen keine Kompetenzträger zu sein – zumindest im aktuellen Erkenntniskontext<br />

nicht als solche angesehen zu werden. Beispielsweise werden Akteure, deren Interessen in einem Entgeltungskonflikt<br />

aufeinander prallen, in dieser Konfliktsituation zwar als handelnde Akteure, aber nicht als Kompetenzträger<br />

wahrgenommen. Sofern von dieser subtilen Differenzierung zwischen allgemeinem Akteursbegriff von speziellem,<br />

auf Wissenskontexte eingeschränkten Begriff des Kompetenzträgers abgesehen werden kann, werden im<br />

29


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

seits individuelle Akteure in Betracht. Zu ihnen zählen sowohl Mitarbeiter der involvierten<br />

Unternehmen (personelle oder natürliche Akteure) als auch Automatische Informations- <strong>und</strong><br />

Wissensverarbeitungssysteme (maschinelle oder artifizielle Akteure) 16) . Andererseits kann es<br />

sich aber auch um kollektive Akteure handeln. Dies ist immer dann der Fall, wenn zur arbeitsteiligen<br />

Erfüllung einer Engineering-Aufgabe (auch) auf handlungsbefähigendes Wissen zurückgegriffen<br />

wird, das keinem der individuellen Akteure zugerechnet werden kann, sondern<br />

einer Organisationseinheit als Ganzheit zukommt.<br />

1.2 Probleme des computerbasierten<br />

Wissens- <strong>und</strong> Kompetenzmanagements aus Unternehmenssicht<br />

Während in der Vergangenheit die Verbesserung der Ablauforganisation (Business Process<br />

Reengineering) im Mittelpunkt des organisatorischen Wandels stand, bestimmt im heutigen<br />

wirtschaftlichen Umfeld vor allem das Wissen von Unternehmen (Corporate Knowledge Base,<br />

Corporate Memory) diesen Wandel. Auf diesem Unternehmenswissen beruhen oftmals die<br />

Kernkompetenzen <strong>und</strong> die daraus folgenden strategischen Wettbewerbsvorteile von produzierenden<br />

Unternehmen, die im Umfeld einer hochkompetitiven Industrie-, Dienstleistungs- <strong>und</strong><br />

Wissensgesellschaft agieren. Daher muss das Management des organisatorischen Wandels<br />

(Change Management) in erster Linie als Wissensmanagement verstanden <strong>und</strong> aktiv gestaltet<br />

werden. Dieser generellen Anforderung stehen jedoch im Bereich wissensintensiver Engineering-Aufgaben<br />

einige gravierende Probleme entgegen.<br />

Seit längerer Zeit stehen Unternehmen vor dem Problem, der zunehmenden Dynamik <strong>und</strong><br />

Turbulenz des Unternehmensumfelds durch flexible, neuerdings sogar als „agil“ bezeichnete<br />

Organisationsformen Rechnung tragen zu müssen. Im Engineering-Bereich hat sich weit gehend<br />

die Form der Projektorganisation durchgesetzt. Sie erlaubt es einem Unternehmen, sich<br />

an die Herausforderungen komplexer <strong>und</strong> rasch wechselnder Engineering-Aufgaben dadurch<br />

anzupassen, dass <strong>für</strong> die Erfüllung einer solchen Aufgabe jeweils ein Projekt definiert wird.<br />

Dieses Projekt ist ausschließlich auf die Spezifika der zu erfüllenden Aufgabe zugeschnitten<br />

<strong>und</strong> endet mit der erfolgreichen – oder auch gescheiterten – Aufgabenerfüllung.<br />

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird die Planung <strong>und</strong> Steuerung solcher Projekte mit Projektmanagementtechniken,<br />

wie z.B. mit Netzplantechnik <strong>und</strong> Workflowmanagementsystemen,<br />

bereits zufrieden stellend beherrscht. Ein zweiter Aspekt des Projektmanagements, die<br />

Zusammenstellung („Konfiguration“) von Projektteams, wird hingegen nur mangelhaft mit<br />

praxistauglichen Instrumenten unterstützt. Bei der Konfiguration gilt es, ein Team aus Mitar-<br />

Folgenden diese beiden Begriffe auch – vereinfacht – synonym verwendet. Darüber hinaus lassen sich die Begriffe<br />

„Kompetenzträger“ <strong>und</strong> „Wissensträger“ der Einfachheit halber als Synonyme betrachten. Dieser Sprachgebrauch ist<br />

zwar insofern nicht präzise, weil Wissensträger Akteure darstellen, die über beliebiges Wissen verfügen, während<br />

sich Kompetenzträger dadurch auszeichnen, dass sie über handlungsbefähigendes Wissen verfügen. Sofern sich jedoch<br />

aus dem jeweils aktuellen Argumentationskontext erschließen lässt, dass ausschließlich handlungsbefähigendes<br />

Wissen gemeint ist, kann von der Nuancierung der Handlungsbefähigung abgesehen werden, so dass Kompetenz-<br />

<strong>und</strong> Wissensträger inhaltlich zusammenfallen.<br />

16) Während Mitarbeiter im Regelfall aufgr<strong>und</strong> arbeitsvertraglicher Regelungen genau einem Unternehmen zugeordnet<br />

sind, erstrecken sich Automatische Informations- <strong>und</strong> Wissensverarbeitungssysteme des Öfteren auch über mehrere<br />

kooperierende Unternehmen, die sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. Besonders deutlich wird dieser<br />

computerbasierte Unternehmensverb<strong>und</strong> beispielsweise bei Supply-Chain- oder Supply-Web-Konzepten. Aber<br />

die vorgenannte Differenzierung ist nicht trennscharf. Denn in Ausnahmefällen können auch einzelne Mitarbeiter<br />

gleichzeitig zu mehreren Unternehmen aus einem Netzwerk gehören. Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Mitarbeiter<br />

mehrere Beschäftigungsverhältnisse eingegangen ist (etwa im Rahmen von Teilzeitbeschäftigungen) oder wenn ein<br />

Mitarbeiter von einem Unternehmen zu einem vereinbarten Anteil seiner Arbeitszeit an ein anderes, kooperierendes<br />

Unternehmen zwecks gemeinsamer Erfüllung einer Engineering-Aufgabe „ausgeliehen“ wird.<br />

30


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

beitern zusammenzustellen, die <strong>für</strong> die Erfüllung einer anstehenden Engineering-Aufgabe<br />

bestmöglich qualifiziert sind. Die aufgaben- <strong>und</strong> somit projektspezifisch erforderlichen Qualifikationen<br />

erstrecken sich – sofern Kompetenzen als handlungsbefähigendes Wissen betroffen<br />

sind – sowohl auf konzeptionelles Wissen, das z.B. durch erworbene berufsbezogene oder akademische<br />

Abschlüsse nachgewiesen sein kann, als auch auf Erfahrungswissen, das bei der<br />

praktischen Erfüllung ähnlicher Aufgaben in der Vergangenheit erworben wurde. Die Gesamtheit<br />

dieses benötigten Wissens wird hier als projektspezifisches Know-how bezeichnet<br />

(projektspezifisches Know-what spielt in der betrieblichen Praxis allenfalls eine untergeordnete<br />

Rolle <strong>und</strong> wird daher im Folgenden nicht weiter berücksichtigt).<br />

Die immanente Flexibilität der Projektorganisation führt dazu, dass mit jeder neuen Engineering-Aufgabe<br />

ein neues Konfigurationsproblem, streng genommen sogar ein Bündel mehrerer<br />

voneinander abhängiger Konfigurationsprobleme zu lösen ist: Erstens muss geprüft werden,<br />

ob ein Unternehmen überhaupt über Mitarbeiter verfügt, deren Kompetenzen <strong>für</strong> das projektspezifisch<br />

benötigte Know-how erforderlich sind. Wenn dies der Fall ist, gilt es in kapazitativer<br />

Hinsicht festzustellen, ob die betroffenen Mitarbeiter tatsächlich zur Verfügung stehen –<br />

also nicht durch ihre Engagements in anderen Projekten bereits vollständig geb<strong>und</strong>en sind.<br />

Drittens muss, wie bereits angedeutet, das Kernproblem gelöst werden, aus den vorhandenen<br />

<strong>und</strong> auch aktuell verfügbaren Mitarbeitern <strong>für</strong> die jeweils anstehende Engineering-Aufgabe<br />

ein bestmöglich qualifiziertes Projektteam zusammenzustellen. Dies erfordert u.a. auch, einen<br />

operationalen Maßstab <strong>für</strong> den bestmöglichen „fit“ zwischen erforderlichen <strong>und</strong> verfügbaren<br />

Kompetenzen festzulegen. Die inhaltliche Füllung der Leerformel „bestmöglich“ kann hierbei<br />

von Projekt zu Projekt variieren <strong>und</strong> bedarf eines sensiblen Gespürs <strong>für</strong> die situativen Kontextbedingungen<br />

jedes einzelnen Projekts.<br />

Schließlich – <strong>und</strong> viertens – ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht empfehlenswert, das<br />

Konfigurationsproblem von vornherein so weit auszulegen, dass neben der Teambildung auch<br />

die Bereitstellung der erforderlichen Betriebs- <strong>und</strong> Finanzmittel – z.B. als sachliche Ressourceneinsatzplanung<br />

bzw. als Projektfinanzierung – erfolgt. Für die wissensintensiven Engineering-Aufgaben,<br />

die den Hintergr<strong>und</strong> des hier beantragten Vorhabens bilden, spielt die Bereitstellung<br />

der Ressource Wissen eine herausragende Rolle. Soweit das projektspezifische<br />

Know-how nicht von den ausgewählten Mitarbeitern als Wissen „in ihren Köpfen“ mitgebracht<br />

wird, muss es im Rahmen der Projektkonfiguration durch andere Wissensträger zusätzlich<br />

bereitgestellt werden. In erster Linie bieten sich hier<strong>für</strong> Daten-, Informations- <strong>und</strong> Wissensbanken<br />

an, in denen ein Unternehmen insbesondere das Erfahrungswissen („lessons learned“)<br />

aus früher durchgeführten Projekten explizit dokumentiert <strong>und</strong> zur Wiederverwendung<br />

(„knowledge reuse“) in Folgeprojekten vorhält. Aber auch andere Formen der Speicherung<br />

organisationalen Wissens, wie z.B. konventionelle Handbücher, Organisationsrichtlinien <strong>und</strong><br />

Projektberichte, kommen als Wissensquellen <strong>für</strong> projektspezifisches Know-how in Betracht.<br />

Alle vorgenannten Spielarten desjenigen Wissens, das in einem Unternehmen zur Erfüllung<br />

einer wissensintensiven Engineering-Aufgabe vorhanden ist, müssen im Rahmen des Projektmanagements<br />

berücksichtigt werden, um das zuvor skizzierte Bündel von Konfigurationsproblemen<br />

17) zu bearbeiten. Dies entspricht einem „ganzheitlichen“ Ansatz <strong>für</strong> betriebliches<br />

Wissensmanagement.<br />

Das Konfigurationsproblem des Projektmanagements wird in der betrieblichen Praxis oftmals<br />

dadurch noch komplexer, dass sich mehrere Unternehmen zu einem überbetrieblichen (Engineering-)<br />

Netzwerk – z.B. einem Virtuellen Unternehmen – zusammenschließen. Anlass eines<br />

17) Im Folgenden wird der Einfachheit halber von „dem“ Konfigurationsproblem gesprochen, wenn die Differenzierung<br />

zwischen den vorgenannten Problemvarianten nicht weiter interessiert.<br />

31


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

solchen Zusammenschlusses ist die Erfüllung einer Engineering-Aufgabe, die das Leistungsvermögen<br />

eines einzelnen Unternehmens übersteigen würde. Ein solcher Unternehmensverb<strong>und</strong><br />

existiert im Allgemeinen nur temporär, weil er aufgelöst wird, sobald die gemeinsam<br />

übernommene Aufgabe erfüllt ist (oder die intendierte Aufgabenerfüllung gescheitert ist). Die<br />

besondere Komplexität des Konfigurationsproblems <strong>für</strong> Engineering-Netzwerke resultiert im<br />

Wesentlichen aus drei Ursachen.<br />

Erstens unterliegt der Austausch von potenziell wettbewerbsrelevantem Wissen zwischen Unternehmen<br />

zahlreichen Vorbehalten. Auf diesen Aspekt wird im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN<br />

nicht näher eingegangen, weil er insbesondere die Motivation zur Wissensoffenlegung <strong>und</strong> -<br />

teilung betrifft. Wie bereits oben erläutert wurde, gehören solche Motivationsaspekte des<br />

Wissensmanagements zur so genannten Personalisierungsstrategie. Sie entspricht nicht der<br />

hier gewählten Kodifizierungsstrategie des Wissensmanagements, also der Schwerpunktsetzung<br />

zugunsten computerbasierter Arbeitstechniken. Trotz dieser Ausgrenzung motivationaler<br />

Aspekte aus dem Fokus des KOWIEN-Projekts wird keineswegs bestritten, dass ihnen in<br />

der betrieblichen Praxis eine hohe Bedeutung zukommt. Daher werde jene Aspekte, in deren<br />

Zentrum das Humankapital des Wissensmanagements steht, in einem anderen Verb<strong>und</strong>projekt<br />

unter Beteiligung des Universitätspartners, dem schon zuvor erwähnten Projekt MOTIWIDI,<br />

ausführlicher behandelt.<br />

Zweitens muss Wissen über die Kompetenzen der Mitarbeiter fremder Unternehmen in die<br />

Lösung des Konfigurationsproblems einbezogen werden, obwohl jenes „Fremdwissen“ in der<br />

Regel weitaus lückenhafter oder weniger zuverlässig zur Verfügung steht als das Wissen über<br />

die Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Kooperationspartner<br />

bei Virtuellen Unternehmen – vor allem der so genannten „ersten Generation“<br />

(s.o.) – durch die immanente Instabilität lediglich temporärer Kooperationen im Zeitablauf<br />

häufig variieren (können). Daher droht das Wissen über die Kompetenzen der Netzwerkpartner<br />

schnell zu veralten <strong>und</strong> muss entsprechend häufig aktualisiert werden.<br />

Drittens sind in unterschiedlichen Unternehmen oftmals verschiedenartige „Sprachkulturen“<br />

oder „Sprachwelten“ – mit differierenden Begriffsbezeichnungen <strong>und</strong> uneinheitlichen Vorverständnissen<br />

– gewachsen. Sie können die Kommunikation über das in den Unternehmen<br />

jeweils vorhandene Wissen <strong>und</strong> das zur Aufgabenerfüllung benötigte, projektspezifische<br />

Know-how erheblich behindern. Dennoch verspüren die einzelnen Unternehmen eines Virtuellen<br />

Unternehmens häufig keine Veranlassung, ihre Sprachkulturen zu vereinheitlichen, weil<br />

ihrer Ansicht nach der lediglich temporäre Charakter des Unternehmensverb<strong>und</strong>s derart tief<br />

greifende Veränderungen nicht rechtfertigt.<br />

Zusätzlich wird ein professionelles Wissensmanagement in der betrieblichen Praxis oftmals<br />

durch die unnötige Heterogenität der jeweils eingesetzten Formen der Wissensrepräsentation<br />

erheblich erschwert 18) : Es werden unterschiedliche Repräsentationssprachen <strong>für</strong> die Erfassung<br />

desselben Gegenstandsbereichs nebeneinander verwendet. Dies ist z.B. <strong>für</strong> Beschaffungsprozesse<br />

der Fall, wenn sie einerseits <strong>für</strong> Zwecke der Zertifizierung nach DIN ISO EN 9000 ff. –<br />

neuerdings nach der aktualisierten Normenfamilie DIN ISO EN 9001:2000 – textuell beschrieben<br />

werden („Qualitätsmanagement-Handbuch“), andererseits aber <strong>für</strong> die Einführung<br />

von Enterprise-Resource-Planning-Systemen wie SAP R/3 mittels ereignisgesteuerter Prozessketten<br />

semigrafisch modelliert werden. Aufgr<strong>und</strong> einer solchen Nutzung unterschiedlicher<br />

Repräsentationsformen <strong>und</strong> -sprachen können nicht nur unwirtschaftliche Red<strong>und</strong>anzen ent-<br />

18) Die Repräsentationsformen lassen sich ebenso unter den Aspekt der Sprachkulturen <strong>und</strong> -welten subsumieren, da jede<br />

Form der Wissensrepräsentation durch die jeweils zugr<strong>und</strong>e gelegte Repräsentationssprache maßgeblich geprägt<br />

wird.<br />

32


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

stehen. Stattdessen drohen infolge der Red<strong>und</strong>anz bei der Aktualisierung von Objekt- <strong>und</strong><br />

Prozessrepräsentationen sogar Inkonsistenzen, die zu späteren Design- <strong>und</strong> Anwendungsfehlern<br />

mit nicht unerheblichem wirtschaftlichen Schadenspotenzial führen können.<br />

Eine weitere Herausforderung an das betriebliche Wissensmanagement resultiert im Engineering-Bereich<br />

aus der zunehmenden Wissensintensität der Wertschöpfungsprozesse. Sie manifestiert<br />

sich in einer hohen Zunahme <strong>und</strong> großen Veränderlichkeit desjenigen Wissens, das <strong>für</strong><br />

wettbewerbsfähige Engineering-Leistungen eingesetzt werden muss. NONAKA <strong>und</strong> TAKEUCHI<br />

haben dies in ihrer Metapher der „Wissensspirale“ plastisch ausgedrückt 19) . Diese Entwicklung<br />

wird sowohl durch einen progressiv beschleunigten technologischen Wandel, der sich<br />

beispielsweise in schnelleren Technologiesequenzen <strong>und</strong> kürzeren Produktlebenszyklen äußert,<br />

als auch durch eine zunehmende K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> ein breiteres Leistungsspektrum<br />

auf der Angebotsseite verursacht. K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> Leistungsverbreiterung schlagen<br />

sich nicht nur auf der Sachgüterebene in der höheren Produktarten- <strong>und</strong> Variantenvielfalt<br />

nieder. Vielmehr wächst der Dienstleistungsanteil an „Produkten als komplexen Leistungsbündeln“<br />

beständig an. Da die „Produktion“ von Dienstleistungen – zumindest im Engineering-Bereich<br />

– in der Regel einen besonders hohen Anteil von leistungsspezifischem Knowwhat<br />

<strong>und</strong> Know-how erfordert, verstärkt dies den Trend zu anwachsender Wissensintensität<br />

der Wertschöpfungsprozesse.<br />

Die Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben wird zusätzlich dadurch erschwert,<br />

dass ein bedeutsamer – <strong>und</strong> oftmals wettbewerbsentscheidender – Anteil des projektspezifischen<br />

Know-hows aus Erfahrungswissen besteht, auf das nicht unmittelbar zugegriffen werden<br />

kann. Es bildet eine wesentliche Facette derjenigen Kompetenzen eines Wissensträgers<br />

(z.B. Mitarbeiter <strong>und</strong> organisationales Gedächtnis), die in der Regel weder umfassend noch<br />

systematisch dokumentiert sind. In den meisten Fällen liegt dieses Erfahrungswissen sogar<br />

überhaupt nicht in expliziter Form vor, wie es vor allem in der Form von Dokumenten wie<br />

Projektberichten oder in der Form von Daten-, Informations- oder Wissensbanken der Fall<br />

wäre. Stattdessen bleibt das Erfahrungswissen zumeist „in den Köpfen der Mitarbeiter“ eingeschlossen<br />

oder lässt sich als Organisationswissen nicht direkt „lokalisieren“. Solches Wissen,<br />

das nicht in unmittelbar explizierter Form vorliegt <strong>und</strong> sich nur unter großen Mühen – wenn<br />

überhaupt – explizieren lässt, wird im Allgemeinen als „tazites“ Wissen bezeichnet 20) .<br />

Aus den vorgenannten Schwierigkeiten resultiert ein erheblicher Mangel an direkt zugreifbarem<br />

Wissen („Meta-Wissen“) über dasjenige Erfahrungswissen, das in einem Unternehmen<br />

19) Vgl. NONAKA, I.; TAKEUCHI, H.: The Knowledge-Creating Company – How Japanese Companies Create the Dynamics<br />

of Innovation, New York - Oxford 1995, S. 57 ff., insbesondere S. 70 ff.<br />

20) In der Literatur zum Wissensmanagement wird in diesem Zusammenhang auch häufig von implizitem Wissen gesprochen.<br />

Diese Bezeichnung verleitet jedoch häufig zu Missverständnissen, weil der Begriff „implizites Wissen“ bereits<br />

in der allgemeinen Logik durch ein vollkommen anderes Vorverständnis geprägt ist: Aus logischer Sicht wird<br />

unterschieden zwischen einerseits explizitem Wissen, das in Formeln (Aussagen, Sätzen, Axiomen, Theoremen u.ä.)<br />

unmittelbar „gegeben“ ist, <strong>und</strong> andererseits implizitem Wissen, das mittels Inferenzregeln aus explizitem Wissen erschlossen<br />

werden kann. Aus dieser logischen Perspektive enthalten auch alle Dokumente, Daten-, Informations- sowie<br />

Wissensbanken usw. bereits implizites Wissen, das sich durch die Anwendung von Inferenzregeln auf dieses explizite<br />

Wissen gewinnen lässt. Auch <strong>für</strong> Ontologien, die im Rahmen des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN eine große Rolle<br />

spielen (Näheres dazu später in Kapitel 4.1.4 über die Neuartigkeit der Projektarbeiten), werden solche Inferenzregeln<br />

angewendet. Hinzu kommt, dass die logische Sichtweise eine inhaltlich klare <strong>und</strong> präzise Unterscheidung zwischen<br />

ex- <strong>und</strong> implizitem Wissen trifft. Dagegen erweist sich die Differenzierung zwischen explizitem <strong>und</strong> „schwer explizierbarem“<br />

Wissen als problematisch, weil zumindest eine dritte Kategorie <strong>für</strong> Wissen, das zwar (noch) nicht explizit<br />

vorliegt, sich aber dennoch – z.B. mittels simpler Inferenzregeln – leicht explizieren lässt. In der Wissensmanagement-Literatur<br />

findet sich <strong>für</strong> diese nahe liegende Wissensform kein treffendes, geschweige denn etabliertes Attribut.<br />

Daher wird vom zuvor skizzierten, problematischen Sprachgebrauch <strong>für</strong> „implizites Wissen“ abgewichen <strong>und</strong> stattdessen<br />

„implizit“ im eingangs erläuterten logischen Begriffsverständnis verwendet. Die spezielle Kategorie von Wissen,<br />

das nicht in unmittelbar explizierter Form vorliegt <strong>und</strong> sich nur unter großen Mühen – wenn überhaupt – explizieren<br />

lässt, wird als tazites Wissen bezeichnet.<br />

33


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

insgesamt <strong>für</strong> die Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben zur Verfügung steht.<br />

Darüber hinaus mangelt es oftmals an Wissen darüber, wie jenes vorhandene Erfahrungswissen<br />

auf unterschiedliche Wissensträger (Kompetenzträger) im Unternehmen verteilt ist.<br />

Sowohl das spezielle Konfigurationsproblem des Projektmanagements als auch das allgemeine<br />

betriebliche Kompetenzmanagement werden durch das Phänomen der Personalfluktuation<br />

zusätzlich kompliziert. Insbesondere Branchen mit hoher Wissensintensität der Leistungserstellung<br />

leiden an einer überdurchschnittlich hohen Personalfluktuation. Denn „Knowledge<br />

Worker“ weisen oftmals eine größere Verwertungsbreite <strong>für</strong> ihr Know-how (<strong>und</strong> Know-what)<br />

auf als Mitarbeiter, die eine „klassische“ Qualifikation mit – vergleichsweise – niedrigerer<br />

Wissensintensität erworben haben. Dies trifft auch auf den Engineering-Bereich zu. Besonders<br />

deutlich wird dieses Phänomen bei Unternehmensberatungen. Solche Consulting-<br />

Unternehmen gehören zum Bereich des Service-Engineerings <strong>und</strong> leiden unter den höchsten<br />

Personalfluktuationen aller Branchen. Ihre Mitarbeiter stellen „Knowledge Worker“ par excellence<br />

dar.<br />

Durch die Personalfluktuation verändert sich nicht nur ständig das personengeb<strong>und</strong>ene Kompetenzenreservoir<br />

eines Unternehmens. Vielmehr besteht auch auf Seite der Unternehmen ein<br />

großes Interesse daran, das Erfahrungswissen ihrer Mitarbeiter in Wissensbanken <strong>und</strong> anderen<br />

Formen des Organisationswissens explizit zu dokumentieren bzw. im Unternehmen zu verankern,<br />

um das wichtige, oftmals wettbewerbsentscheidende Erfahrungswissen auf diese Weise<br />

zu konservieren. Aus diesem Blickwinkel erlangt die Kodifizierungsstrategie, die im voranstehenden<br />

Kapitel als spezieller Fokus des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN herausgearbeitet wurde,<br />

<strong>für</strong> Engineering-Netzwerke, die wissensintensive Leistungen erbringen, eine außerordentliche<br />

Bedeutung.<br />

Unternehmensberatungen stellen wegen ihrer sowohl besonders hohen Personalfluktuation als<br />

auch ihrer besonders großen Wissensintensität der Leistungserstellung einen hochinteressanten<br />

Anwendungsfall <strong>für</strong> die Kodifizierungsstrategie des Wissensmanagements dar. Deshalb<br />

wurde in das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN bewusst ein Service-Engineering-Szenario aufgenommen,<br />

auch wenn es prima facie erstaunlich erscheinen vermag, Consulting-Dienstleistungen<br />

als einen Spezialfall von Engineering-Leistungen zu berücksichtigen.<br />

Darüber hinaus wird die Personalfluktuation in Unternehmen in Zukunft voraussichtlich weiter<br />

zunehmen, weil Mitarbeiter in ihrem Berufsleben häufiger in unterschiedlichen Unternehmen<br />

beschäftigt sein werden. Dadurch verändert sich ständig das personengeb<strong>und</strong>ene Kompetenzenreservoir<br />

eines Unternehmens. Außerdem werden den Mitarbeitern im Rahmen „moderner“<br />

Organisationsprinzipien wechselnde Aufgaben zugewiesen (Job Rotation). Damit das<br />

Wissen, das von den Mitarbeitern <strong>für</strong> eine spezielle Aufgabenstellung erworben wurde, nicht<br />

mit einem Stellen- oder Unternehmenswechsel verloren geht, ist es zu erfassen, in Wissensbanken<br />

oder anderen Formen organisationalen Wissens explizit zu dokumentieren <strong>und</strong> auf<br />

diese Weise zu konservieren. Insbesondere kommt es darauf an, das erfasste Wissen so zu<br />

strukturieren, dass es zu einem späteren Zeitpunkt des Wissensbedarfs effektiv zugänglich ist<br />

<strong>und</strong> wieder verwendet werden kann („diachronisches“ Wissensmanagement).<br />

Die Notwendigkeit der Wissensstrukturierung <strong>und</strong> -dokumentation mittels einer Kodifizierungsstrategie<br />

verstärkt sich, wenn eine (Engineering-) Aufgabe durch die Kooperation mehrerer<br />

Akteure zu erfüllen ist („synchronisches“ Wissensmanagement) <strong>und</strong> diese Akteure – wie<br />

bereits zuvor erläutert – aus Arbeitsbereichen mit heterogenen Sprachkulturen <strong>und</strong> Wissenshintergründen<br />

stammen. Solche Verhältnisse liegen insbesondere dann vor, wenn Aufgaben<br />

entweder innerhalb eines Unternehmens standortübergreifend – insbesondere in internationalen<br />

Standortverbünden – erfüllt werden (wie z.B. bei global agierenden Unternehmen der<br />

Consulting-Branche) oder aber mehrere Unternehmen bei der gemeinschaftlichen Aufgaben-<br />

34


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

erfüllung zusammenarbeiten (wie vor allem in strategischen Allianzen, Unternehmensnetzwerken<br />

<strong>und</strong> Virtuellen Unternehmen). Die kooperationsrelevante Sprach- <strong>und</strong> Wissensheterogenität<br />

kann noch dadurch erschwert werden, dass marktferne Institutionen, wie etwa Forschungseinrichtungen,<br />

Verbände, Prüfbehörden <strong>und</strong> staatliche Auftraggeber in die kooperative<br />

Leistungserstellung einbezogen sind. Sie pflegen oftmals eigenständige Sprachwelten<br />

(„Beamtendeutsch“) <strong>und</strong> Wissensstrukturen (ausgerichtet an Usancen der Bürokratie <strong>und</strong> der<br />

Jurisprudenz), die sich von den Sprachkulturen <strong>und</strong> Wissenshintergründen privatwirtschaftlicher<br />

Unternehmen eklatant unterscheiden.<br />

Wissensbezogene Repräsentations- <strong>und</strong> Kommunikationsprobleme erlangen im Engineering-<br />

Bereich große praktische Bedeutung, weil komplexe Engineering-Aufgaben schon seit langem<br />

– <strong>und</strong> mit weiterhin wachsender Tendenz – von temporär verb<strong>und</strong>enen Unternehmen<br />

gemeinschaftlich erfüllt werden. Das trifft unabhängig davon zu, ob diese Unternehmenskooperationen<br />

als „Projektkonsortien“, „Engineering-Netzwerke“, „Virtuelle Unternehmen“ o.ä.<br />

bezeichnet werden. In der Fachliteratur zum Wissensmanagement, die entweder vornehmlich<br />

(informations-) technisch oder aber überwiegend organisationswissenschaftlich ausgerichtet<br />

ist, wird auf solche Repräsentations- <strong>und</strong> Kommunikationsprobleme jedoch in der Regel überhaupt<br />

nicht, allenfalls peripher eingegangen. Daher wird <strong>für</strong> das kooperative Wissensmanagement<br />

in Engineering-Netzwerken ein Instrumentarium benötigt, das es u.a. gestattet,<br />

sprachbedingt unterschiedliche Wissensrepräsentationen als solche zu erkennen, hinsichtlich<br />

ihrer kommunikationserschwerenden (Sprach-) Differenzen zu untersuchen <strong>und</strong> – nach Möglichkeit<br />

– tendenziell zu vereinheitlichen. Aufgr<strong>und</strong> dieses dringenden Bedarfs widmet sich<br />

das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN den zuvor angedeuteten Komplikationen heterogener Sprachkulturen<br />

mit besonderem Nachdruck.<br />

Aus den vorgenannten, vielschichtigen <strong>und</strong> zum Teil komplex miteinander vernetzten Gründen<br />

wird deutlich, dass im Engineering-Bereich ein erheblicher Bedarf <strong>für</strong> ein aktives, auf Effektivität<br />

<strong>und</strong> Effizienz ausgerichtetes Wissensmanagement besteht. Ein effektives Wissensmanagement<br />

liegt vor, wenn die verfolgten Zwecke – wie z.B. die Identifizierung einschlägiger<br />

Wissensträger <strong>für</strong> projektspezifisches Know-how – als Output des Wissensmanagements<br />

tatsächlich erreicht werden. Die Zweckerreichung erfolgt umso effizienter, je geringer der<br />

hier<strong>für</strong> erforderliche Einsatz von Ressourcen (Personal, Sach- <strong>und</strong> Finanzmittel, Zeit) ist, je<br />

besser also das Verhältnis zwischen erzielten Ergebnissen (Output) <strong>und</strong> hier <strong>für</strong> eingesetzten<br />

Ressourcen (Input) ausfällt 21) . Im Regelfall lassen sich sowohl die Effektivität als auch die Effizienz<br />

des Wissensmanagements durch die Nutzung von Software-<strong>Werkzeuge</strong>n („Tools“)<br />

nachhaltig erhöhen. Daher besteht ein mittelbarer, aber nichtsdestoweniger in der betrieblichen<br />

Praxis außerordentlich kritischer Bedarf <strong>für</strong> die computerbasierte Unterstützung von effektivitäts-<br />

<strong>und</strong> effizienzfördernden Wissensmanagementtechniken.<br />

Dieser Bedarf lässt sich speziell im Hinblick auf Projektgeschäft <strong>und</strong> Projektorganisation, die<br />

sich im Engineering-Bereich großenteils durchgesetzt haben (s.o.), weiter konkretisieren: Im<br />

Fall einer externen Projektanfrage – oder alternativ: im Fall der internen Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Durchführung eines Projekts – bereitet es oftmals große Schwierigkeiten, diejenigen Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Kompetenzträger zu identifizieren, über die ein Unternehmen oder ein Unternehmensverb<strong>und</strong><br />

einerseits verfügt <strong>und</strong> die andererseits <strong>für</strong> die Erfüllung einer wissensintensiven<br />

Engineering-Aufgabe benötigt werden. Daher besteht in der betrieblichen Praxis ein erhebli-<br />

21) Diese „generische“ Definition von Effektivität <strong>und</strong> Effizienz des Wissensmanagements steckt nur einen Definitionsrahmen<br />

ab. Im konkreten Einzelfall muss jeweils spezifiziert werden, wie die Outputs <strong>und</strong> Inputs konkret zu messen<br />

sind (Operationalisierung der Maßgrößen) <strong>und</strong> was unter einem „besseren“ Output/Input-Verhältnis inhaltlich zu verstehen<br />

ist (Festlegung eines Optimierungskriteriums).<br />

35


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

cher Bedarf <strong>für</strong> computerbasierte Instrumente, mit denen sich die Kompetenzprofile der Kompetenzträger<br />

eines Unternehmens 22) :<br />

• systematisch erheben <strong>und</strong> darstellen (generieren),<br />

• zeitnah aktualisieren sowie<br />

• mit den jeweils benötigten Kompetenzen vergleichen<br />

lassen. Außerdem sollen es die Instrumente gestatten, das explizit dokumentierte Mitarbeiter<strong>und</strong><br />

Organisationswissen so zu strukturieren <strong>und</strong> zu repräsentieren, dass das dort konservierte<br />

Erfahrungswissen kompetenzorientiert erschlossen sowie projektbezogen abgerufen werden<br />

kann. Dabei sollen die Instrumente gr<strong>und</strong>sätzlich in der Lage sein, beliebige Träger expliziten<br />

Wissens inhaltlich zu erschließen. Dies betrifft sowohl konventionelle schriftliche, d.h. „ausgedruckte“<br />

Dokumente, wie z.B. unternehmensinterne „gelbe Seiten“ mit Angaben über Mitarbeiterkompetenzen,<br />

Projektberichte mit „lessons learned“ sowie Organisations-Handbücher,<br />

als auch „elektronische“ Dokumente, zu denen insbesondere Internet- <strong>und</strong> Intranet-<br />

Dokumente sowie E-Mails gehören. Hinzu kommen des Weiteren stärker strukturierte Daten-,<br />

Informations- <strong>und</strong> Wissensbanken, die hier wegen der komplizierten <strong>und</strong> unfruchtbaren begrifflichen<br />

Abgrenzungsprobleme nicht näher unterschieden werden. Der Einfachheit halber<br />

werden im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN alle vorgenannten Träger expliziten Wissens unter den<br />

Oberbegriff der „Dokumente“ (im weitesten Sinn) subsumiert.<br />

Zusätzlich wird von der heuristischen Annahme („Dokumenten-These“) ausgegangen, dass<br />

der größte <strong>und</strong> wirtschaftlich bedeutsamste Teil des Wissens über die Kompetenzen von Akteuren<br />

in Engineering-Netzwerken – sofern es <strong>für</strong> das Management von Engineering-<br />

Projekten Relevanz besitzt – entweder in solchen Dokumenten unmittelbar explizit repräsentiert<br />

wird oder aber in ihnen implizit enthalten ist <strong>und</strong> somit mittels Inferenzregeln erschlossen<br />

werden kann. Diese Annahme im „Entdeckungszusammenhang“ ist natürlich offen gegenüber<br />

empirischer Widerlegung. Aber im Verlauf des Projekts KOWIEN ergab sich keine empirische<br />

Evidenz da<strong>für</strong>, dass diese Dokumenten-These in der betrieblichen Praxis nicht zumindest<br />

tendenziell erfüllt ist. Diese Projekterfahrung rechtfertigt nachträglich die Gr<strong>und</strong>satzentscheidung,<br />

sich im Rahmen des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN auf die Kodifizierungsstrategie des<br />

Wissensmanagements zu fokussieren, d.h. primär computerbasierte Arbeitstechniken – <strong>und</strong><br />

zugehörige Software-<strong>Werkzeuge</strong> – zur Unterstützung des betrieblichen Wissensmanagements<br />

zu untersuchen.<br />

Der Aufgabenbereich des Managements von Kompetenzprofilen erstreckt sich auf die oben<br />

angeführten Aufgaben des Generierens, Aktualisierens <strong>und</strong> Vergleichens von Kompetenzprofilen.<br />

Wird dieser Aufgabenbereich noch um das kompetenzorientierte Strukturieren <strong>und</strong> Repräsentieren<br />

von explizitem Wissen über Kompetenzen <strong>und</strong> ihre Kompetenzträger sowie um<br />

das inferenzielle Erschließen entsprechenden impliziten Wissens erweitert, so wird vom<br />

Kompetenzmanagement im weit gefassten Sinne gesprochen 23) . Das Kompetenzmanagement<br />

(im weit gefassten Sinne) erstreckt sich also stets auf drei zentrale Erkenntnis- <strong>und</strong> Gestaltungsobjekte:<br />

Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile. Sie werden im Folgen-<br />

22) Vgl. dazu den konzeptionell sehr ähnlichen, lediglich auf den Bereich Virtueller Unternehmen fokussierten Beitrag<br />

von BREMER, C.F.; MUNDIM, A.P.F.; MICHILINI, F.V.S.; SIQUEIRA, J.E.M.; ORTEGA, L.M.: New Product Search and<br />

Development as a Trigger to Competencies Integration in Virtual Enterprises. In: SIEBER, P.; GRIESE, J. (Hrsg.): Organizational<br />

Virtualness and Electronic Commerce, Proceedings of the 2nd International VoNet-Workshop, 23.-<br />

24.09.1999 in Zürich, o.O. 1999, S. 213-222.<br />

23) Auf den präzisierenden Zusatz „im weit gefassten Sinne“ wird im Folgenden verzichtet, wenn sich aus dem jeweils<br />

aktuellen Argumentationskontext ergibt, dass nicht nur das ausschließliche Management (im engeren Sinne) von<br />

Kompetenzprofilen gemeint ist, sondern als Erkenntnis- <strong>und</strong> Gestaltungsobjekte ebenso Kompetenzen <strong>und</strong> Kompetenzträger<br />

in Betracht kommen.<br />

36


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

den stets gemeinsam adressiert, auch wenn sie – der Einfachheit halber – nicht immer alle drei<br />

explizit angesprochen werden (sofern keine ausdrücklich anders lautenden Ausgrenzungen<br />

mindestens eines der vorgenannten Objekte erfolgen).<br />

Für die vorgenannten Managementaufgaben existieren zwar viel versprechende Ansätze in<br />

der wissenschaftlichen Forschung. Dies betrifft vor allem Techniken des Wissensmanagements,<br />

die seit Anfang der achtziger Jahre im Rahmen des Knowledge-Level-Engineerings intensiv<br />

diskutiert werden. Hierbei handelt es sich insbesondere um Ontologien <strong>und</strong> – mit geringerem<br />

Gewicht – um Referenzmodelle. Aber diese Ansätze sind bislang noch nicht in praxistaugliche,<br />

computerbasierte Instrumente zur Unterstützung des betrieblichen Wissensmanagements<br />

umgesetzt worden. Stattdessen klafft derzeit auf dem Gebiet der Softwareunterstützung<br />

<strong>für</strong> Aufgaben des Wissensmanagements eine gravierende technische Umsetzungslücke:<br />

Zwar bieten einige wenige Hersteller betrieblicher Anwendungssoftware in jüngster Zeit<br />

Komponenten an, die Aufgaben des inner- <strong>und</strong> überbetrieblichen Wissensmanagements unterstützen.<br />

Detaillierte Analysen dieser Offerten zeigen jedoch, dass es sich in der Regel lediglich<br />

um Erweiterungen klassischer Datenbank- oder Dokumentenverwaltungstechniken handelt.<br />

Neuere Erkenntnisse aus dem Bereich des Knowledge-Level-Engineerings finden in solchen<br />

Softwarekomponenten noch keine zufrieden stellende Berücksichtigung. Die bekannten<br />

Techniken des Knowledge-Level-Engineerings reichen noch nicht aus, um den Anforderungen<br />

der betrieblichen Praxis an ein effektives <strong>und</strong> effizientes Wissensmanagement gerecht zu<br />

werden. Insbesondere fehlt es an praxistauglichen, also auch von „durchschnittlich qualifizierten“<br />

Mitarbeitern anwendbaren Techniken – aufgabenspezifischen Komplexen aus Modellen<br />

<strong>und</strong> Methoden – <strong>für</strong> das systematische, computerbasierte Akquirieren, Strukturieren <strong>und</strong> Repräsentieren<br />

von Wissen über Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile.<br />

Um die zuvor erwähnte technische Umsetzungslücke zu schließen, werden insbesondere zwei<br />

Arten von Instrumenten <strong>für</strong> das betriebliche Wissensmanagement benötigt. Einerseits bedarf<br />

es einer systematischen Anleitung, wie bei der Erfüllung der Aufgaben des Managements von<br />

Kompetenzwissen konkret vorgegangen werden soll. Ein solches Vorgehensmodell, das den<br />

Anforderungen der betrieblichen Praxis entspricht, existiert zurzeit noch nicht. Andererseits<br />

besteht ebenso ein erheblicher Bedarf an computerbasierten Arbeitstechniken <strong>für</strong> die die vorgenannten<br />

kompetenzbezogenen Managementaufgaben. Für diese Arbeitstechniken sind entsprechende<br />

Software-<strong>Werkzeuge</strong> erforderlich, um Kompetenzmanagementsysteme im betrieblichen<br />

Alltag effektiv <strong>und</strong> effizient nutzen zu können.<br />

1.3 Lösungsansätze des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN<br />

Auch wenn die Notwendigkeit eines effektiven <strong>und</strong> effizienten Wissensmanagements <strong>für</strong> die<br />

Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben evident ist, so leidet seine Verwirklichung<br />

in der betrieblichen Praxis unter einer Vielzahl von Problemen, die im voranstehenden Kapitel<br />

skizziert wurden. Dies gilt vor allem im Hinblick auf den Spezialfall des betrieblichen Kompetenzmanagements,<br />

das <strong>für</strong> Engineering-Leistungen im Rahmen der projektorientierten Aufgabenerfüllung<br />

eine herausragende Rolle spielt. Insbesondere mangelt es an praxistauglichen,<br />

computerbasierten Instrumenten <strong>für</strong> das Management von Kompetenzwissen. Darunter fallen<br />

sowohl das „inhaltsbezogene“ Management von Wissen über erforderliche <strong>und</strong> verfügbare<br />

Kompetenzen als auch das „akteursbezogene“ Management von Wissen über die jeweils betroffenen<br />

Kompetenzträger.<br />

Das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN setzt an dieser Stelle des Mangels an instrumenteller, computerbasierter<br />

Unterstützung <strong>für</strong> das betriebliche Kompetenzmanagement an: Durch Transfer<br />

neuartiger Forschungserkenntnisse aus den Bereichen Wirtschaftsinformatik, (Kern-) Infor-<br />

37


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

matik <strong>und</strong> Künstliche Intelligenz werden praxistaugliche <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> die zuvor skizzierten<br />

Probleme des Wissens-, insbesondere des Kompetenzmanagements, entwickelt.<br />

Die Zielgruppe dieser problem- <strong>und</strong> lösungsfokussierten Entwicklungsarbeiten sind Unternehmen,<br />

die in einem inner- oder überbetrieblichen Engineering-Netzwerk wissensintensive<br />

Aufgaben kooperativ erfüllen. Darüber hinaus befasst sich das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN<br />

primär mit den speziellen Einsatzbedingungen, die <strong>für</strong> computerbasierte Kompetenzmanagementsysteme<br />

in kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen (KMU) vorherrschen. Beispielsweise<br />

wurden nur solche Modelle <strong>und</strong> Methoden aus dem oben skizzierten Forschungshintergr<strong>und</strong><br />

in die konkreten Entwicklungsarbeiten des Projekts übernommen, die sich von „typischen“<br />

Mitarbeitern eines KMU im betrieblichen Alltag auch tatsächlich nutzen lassen. Dies bedeutete<br />

u.a., entweder von vornherein auf Modelle <strong>und</strong> Methoden zu verzichten, die nur von Spezialisten<br />

mit langjähriger fachwissenschaftlicher („akademischer“) Ausbildung verstanden werden<br />

können. Oder jene Modelle <strong>und</strong> Methoden wurden so in benutzerfre<strong>und</strong>liche Anwendungsumgebungen<br />

eingebettet, dass sie sich von Mitarbeitern eines KMU ohne Schwierigkeiten<br />

zur Lösung ihrer Alltagsprobleme anwenden lassen.<br />

Die computerbasierten Instrumente <strong>für</strong> das Management von Kompetenzwissen, die im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN konzipiert, prototypisch implementiert <strong>und</strong> ausführlich evaluiert wurden,<br />

umfassen im Wesentlichen – d.h. abgesehen von mehreren Hilfsinstrumenten, die aus der<br />

Benutzersicht nicht unmittelbar in Erscheinung treten, – drei Komponenten:<br />

1. ein (computerbasiertes) Vorgehensmodell <strong>für</strong> die Erstellung <strong>und</strong> Anwendung ontologiebasierter<br />

Kompetenzmanagementsysteme,<br />

2. ein prototypisches Software-Tool („KOWIEN-Prototyp“) <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme,<br />

die das betriebliche Wissensmanagement auf der Basis von Ontologien<br />

<strong>und</strong> Kompetenzprofilen unterstützen sollen, sowie<br />

3. eine E-Learning-Umgebung zur Unterstützung der praktischen Anwendung des Vorgehensmodells<br />

<strong>und</strong> des Software-Tools im betrieblichen Alltag von KMU (sie wird im Projektkontext<br />

als E-Learning-Anwendung bezeichnet 24) ).<br />

Die Instrumente greifen auf Modelle <strong>und</strong> Methoden zurück, die <strong>für</strong> das systematische Akquirieren,<br />

Strukturieren <strong>und</strong> Repräsentieren von Wissen auf der Basis von Ontologien <strong>und</strong> Referenzmodellen<br />

ausgelegt sind. Von vornherein wurde großer Wert darauf gelegt, generische<br />

Modelle <strong>und</strong> Methoden einzusetzen, die von anwendungsspezifischen Besonderheiten abstrahieren<br />

<strong>und</strong> infolgedessen einen allgemeingültigen Charakter aufweisen. Dieser generische<br />

Modell- <strong>und</strong> Methodencharakter ist erforderlich, um nicht <strong>für</strong> eine Vielzahl verschiedenartiger<br />

Anwendungssituationen jeweils idiosynkratische Vorgehensweisen konzipieren zu müssen.<br />

Solche Spezialmodelle <strong>und</strong> -methoden wären nicht nur hinsichtlich ihrer Wiederverwendbarkeit<br />

stark eingeschränkt, da sie sich jeweils auf spezielle situative Kontexte fokussieren.<br />

Vielmehr wäre auch der Versuch einer computerbasierten Implementierung aufgr<strong>und</strong> der erwarteten<br />

geringen Nutzungsbreite erheblichen Verwertungsrisiken ausgesetzt gewesen. Aus<br />

den vorgenannten Gründen wurden von vornherein nur solche Modelle <strong>und</strong> Methoden des<br />

Wissensmanagements eingesetzt, die sowohl <strong>für</strong> das Vorgehensmodell als auch <strong>für</strong> das Soft-<br />

24) Streng genommen handelt es sich um Module des Software-Tools. Außerdem wurde die E-Learning-<br />

Software von vornherein so konzipiert, dass sie sich modular in unterschiedliche Verwendungskontexte integrieren<br />

lässt, wie z.B. als Lerneinheit in einen Online-Studiengang auf dem Gebiet der Wirtschaftsinformatik<br />

oder des Wissensmanagements. Allerdings überwog unter den Projektpartnern die Perspektive, die E-<br />

Learning-Umgebung als eine spezielle Anwendungssoftware (im Gegensatz z.B. zu Betriebssystem-<br />

Software oder Middleware) zu betrachten. Daraus resultiert die Bezeichnung als E-Learning-Anwendung.<br />

38


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

ware-Werkzeug (einschließlich der E-Learning-Anwendung) generisch ausgelegt, also nicht<br />

auf spezielle Anwendungssituationen zugeschnitten waren.<br />

Allerdings hätte das Bekenntnis zugunsten generischer, von speziellen Anwendungssituationen<br />

abstrahierender <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> Probleme des betrieblichen Wissensmanagements zugleich<br />

bedeutet, dass im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN nur relativ – d.h. im Vergleich zu anderen<br />

BMBF-geförderten, anwendungsnahen Projekten – allgemein gehaltene Erkenntnisse hätten<br />

gesammelt werden können. Dies hätte die Gefahr von zwar allgemeingültigen, aber praxisfernen<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten herauf beschworen. Um dieser Gefahr vorzubeugen,<br />

wurde ein spezielles Projektdesign gewählt. Es erlaubt, sowohl die allgemeine – „generische“<br />

– Ausgestaltung der Modelle <strong>und</strong> Methoden als auch – anhand ausgewählter Anwendungsszenarien<br />

– ihre speziellen Ausprägungen <strong>für</strong> eine breite Palette unterschiedlicher konkreter<br />

Anwendungsfälle zu untersuchen. Daher erfolgte von vornherein eine Fokussierung<br />

knapper Personal-, Zeit- <strong>und</strong> Finanzressourcen auf zwei exemplarische Anwendungsszenarien.<br />

Ihrer Auswahl lagen vier Kriterien zugr<strong>und</strong>e:<br />

• Die Szenarien müssen sich auf die Erfüllung von Engineering-Aufgaben erstrecken.<br />

• Die Szenarien sollen sich jeweils durch eine hohe Wissensintensität ihrer Wertschöpfungsprozesse<br />

auszeichnen.<br />

• Damit die eingangs geschilderte Komplexität <strong>und</strong> Dynamik des Projektgeschäfts zur Geltung<br />

kommt, soll eine projektbezogene Organisation der Aufgabenerfüllung dominieren.<br />

• Es wird ein „ausgewogenes“ Verhältnis zwischen Ähnlichkeit <strong>und</strong> Verschiedenartigkeit der<br />

beiden Szenarien angestrebt. Einerseits sollen die Szenarien „hinreichend“ verschiedenartig<br />

sein, um szenarienspezifische Anpassungserfordernisse („Tailoring“) <strong>für</strong> die zu entwickelnden<br />

Instrumente identifizieren zu können. Andererseits sollen sich die Szenarien noch<br />

so weit ähneln, dass ein wechselseitig befruchtender Erkenntnistransfer zwischen beiden<br />

Szenarien möglich erscheint.<br />

Die nachfolgend aufgeführten zwei Anwendungsszenarien, die im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN<br />

näher untersucht wurden, erfüllen die vier vorgenannten Auswahlkriterien:<br />

� Das Produkt-Engineering-Szenario konzentriert sich auf Projekte zur personell, räumlich<br />

<strong>und</strong> institutionell verteilten Entwicklung komplexer, technologie- <strong>und</strong> somit auch<br />

wissensintensiver Produkte (Sachgüter) 25) . Es werden Unternehmen betrachtet, die in einem<br />

Engineering-Netzwerk auf begrenzte Zeit arbeitsteilig zusammenwirken, um die gemeinsam<br />

übernommene Entwicklungsaufgabe als „virtuelle Einheit“ zu erfüllen, nach erfolgreicher<br />

<strong>Produktentwicklung</strong> den Unternehmensverb<strong>und</strong> jedoch wieder auflösen, um<br />

sich neuen Engineering-Aufgaben in neuen Netzwerk-Konfigurationen zuzuwenden. Der<br />

Schwerpunkt liegt hier auf der Identifizierung <strong>und</strong> dem Abgleich von Profilen technologischer<br />

Kompetenzen. Solche Kompetenzprofile brauchen sich nicht nur auf einzelne Mitarbeiter<br />

oder Mitarbeitergruppen, wie z.B. erfolgreiche Projektteams, als Wissensträger zu<br />

erstrecken. Vielmehr können sie sich ebenso auf Unternehmensabteilungen oder auch auf<br />

inner- <strong>und</strong> außerbetriebliche Wissensquellen, wie z.B. Wissensbanken, beziehen. Die<br />

Kompetenzprofile spielen in der betrieblichen Praxis sowohl zur Auftragsakquisition im<br />

25) Gr<strong>und</strong>sätzlich umfasst der ökonomische Produktbegriff (im Sinne von Gütern zur Befriedigung von Bedürfnissen) als<br />

Oberbegriff sowohl Sachgüter als auch Dienstleistungen. Um im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN jedoch eine praxisnahe<br />

Diktion zu ermöglichen, werden Sachgüter des Öfteren auch vereinfachend als „Produkte“ angesprochen, so z.B. in<br />

der Formulierung „Produkt-Engineering“. Wenn dagegen verdeutlicht werden soll, dass es sich bei Produkten nicht<br />

um Sachgüter handelt, wird ausdrücklich – <strong>und</strong> synonym – von „Dienstleistungen“, „Serviceleistungen“ oder „Services“<br />

gesprochen.<br />

39


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Projektgeschäft als auch zur Erschließung <strong>und</strong> Bewahrung von kompetenzstiftendem Wissen<br />

trotz fluktuierenden Personalbestands eine herausragende Rolle. Insbesondere bei wissensintensiven<br />

Engineering-Leistungen zählt die Verfügbarkeit von aussagekräftigen, verlässlichen<br />

Kompetenzprofilen oftmals zu einem der wichtigsten strategischen Erfolgsfaktoren<br />

<strong>für</strong> Projektakquisition <strong>und</strong> Projekterfolg.<br />

� Das Service-Engineering-Szenario ähnelt zwar strukturell dem erstgenannten Szenario,<br />

überträgt jedoch den Kerngedanken des Managements von Kompetenzwissen aus dem<br />

Bereich technologieintensiver Sachgüter auf das Gebiet wissensintensiver Serviceleistungen<br />

26) . Der Wertschöpfungsanteil solcher Serviceleistungen nimmt bei der Herstellung<br />

technologieintensiver Sachgüter beständig zu. Insbesondere bei Investitionsgütern, deren<br />

„Hardware“ in anderen Nationen mit deutlichen Kostenvorteilen produziert werden kann,<br />

stellen die „ergänzenden“ Serviceleistungen <strong>für</strong> die führenden Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsnationen<br />

ein wesentliches Differenzierungsmerkmal mit oftmals wettbewerbsentscheidender<br />

Qualität dar 27) . Beispielsweise werden im deutschen Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbaugeschäft<br />

vor, während <strong>und</strong> nach der Nutzungszeit eines Investitionsguts häufig<br />

dreimal soviel Erlöse mit Serviceleistungen <strong>für</strong> Beratung, Finanzierung, Projektmanagement,<br />

Transport, Montage, Inbetriebnahme, K<strong>und</strong>enschulung, Wartung, Ersatzteillieferung<br />

<strong>und</strong> Entsorgung erzielt wie mit dem Absatz des betroffenen Investitionsguts. Das<br />

US-amerikanische Unternehmen United Technologies verdient ca. 40% seines Umsatzes<br />

im Geschäftsbereich Aufzüge mit Wartungs- <strong>und</strong> Modernisierungs-Service; ähnlich liegen<br />

die Verhältnisse bei der Aufzugssparte des Ruhrgebiets-Konzerns ThyssenKrupp. Die<br />

Leipziger IAB Ingenieur <strong>und</strong> Anlagenbau GmbH hat sich im Rahmen einer Nischenstrategie<br />

auf die Dienstleistung des „Revamping“, d.h. der Modernisierung <strong>und</strong> Erweiterung<br />

bestehender Industrienanlagen ohne Unterbrechung des laufenden Betriebs spezialisiert<br />

<strong>und</strong> hierdurch zu alter Wettbewerbsstärke zurückgef<strong>und</strong>en. Die Beispiele aus der Investitionsgüterindustrie<br />

ließen sich beliebig vermehren. Darüber hinaus stehen wissensintensive<br />

Serviceleistungen auch bei global agierenden Unternehmen der Consulting-Branche im<br />

Zentrum ihrer Wertschöpfungsprozesse. Das persönliche Erfahrungswissen der Consultants<br />

<strong>und</strong> die Kenntnisse über ihre jeweiligen Kompetenzen zählen zu den strategischen<br />

Ressourcen der betroffenen Unternehmen.<br />

Der Schwerpunkt des Projekts KOWIEN lag auf dem Produkt-Engineering-Szenario. Diese<br />

Betonung der Herstellung von Sachgütern schlägt sich in der Zusammensetzung des Projektkonsortiums<br />

nieder (vgl. Abschnitt 4.3). Allerdings wurde das Service-Engineering-Szenario<br />

als „Kontrapunkt“ bewusst nicht vernachlässigt. Da<strong>für</strong> sprachen im Wesentlichen zwei Gründe.<br />

Erstens war es nur durch den Vergleich zwischen Produkt- <strong>und</strong> Service-Engineering-<br />

Szenario möglich, charakteristische Unterschiede des Kompetenzmanagements herauszuarbeiten,<br />

die zwischen einerseits Sachgüter- <strong>und</strong> andererseits Dienstleistungsproduktion bestehen.<br />

Zweitens konnten Erkenntnisse, die nur in einem der beiden Szenarien gewonnen wurden,<br />

benutzt werden, um das jeweils andere Szenario mit „überraschenden“ oder „ungewöhnlichen“<br />

Einsichten zu konfrontieren <strong>und</strong> zu befruchten. Beispielsweise konnte der Praxispart-<br />

26) Das Zusammenstellen <strong>und</strong> Zusammenarbeiten von Projektteams, die innerhalb eines Unternehmens oder in Unternehmensverbünden<br />

eine innovative Serviceleistung entwickeln sollen, wird maßgeblich von den Profilen der jeweils<br />

benötigten <strong>und</strong>/oder vorhandenen Service-Kompetenzen beeinflusst. Hierbei kommt es insbesondere darauf an, die<br />

Kooperation von Akteuren aus solchen (Service-) Engineering-Netzwerken mit heterogenen Wissenshintergründen<br />

durch Kommunikation über ihr gemeinsam eingebrachtes Wissen zu koordinieren.<br />

27) Vgl. beispielsweise die Beiträge in LUCZAK, H. (Hrsg.): Servicemanagement mit System – Erfolgreiche Methoden <strong>für</strong><br />

die Investitionsgüterindustrie, Berlin et al. 1999; sowie KILLINGER, S.: Kernproduktbegleitende Dienstleistungen –<br />

Dienstleistungen im Leistungsspektrum industrieller Unternehmungen. In: CORSTEN, H.; SCHNEIDER, H. (Hrsg.):<br />

Wettbewerbsfaktor Dienstleistung, Produktion von Dienstleistungen – Produktion als Dienstleistung, München 1999,<br />

S. 129-155.<br />

40


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

ner aus dem Service-Engineering-Szenario mit seinem ausgefeilten Wissensmanagementsystem<br />

„BRAIN“, das zur Unterstützung wissensintensiver Beratungsdienstleistungen entwickelt<br />

worden war, Impulse vermitteln, um das Wissensmanagement der Praxispartner aus dem Produkt-Engineering-Szenario<br />

inhaltlich fortzuentwickeln. Diese Impulse erstreckten sich beispielsweise<br />

auf eine tiefe analytische Durchdringung von Kompetenzarten <strong>und</strong> -<br />

ausprägungen, die der Praxispartner aus dem Service-Engineering-Szenario bereits geleistet<br />

hatte <strong>und</strong> von den Praxispartnern aus dem Produkt-Engineering-Szenario zur Entwicklung ihrer<br />

eigenen Kompetenzsystematisierungen aufgegriffen werden konnte. Solche „cross impacts“<br />

hätten nicht bewirkt werden können, wenn auf Seiten der Praxispartner nicht der Mut<br />

beständen hätte, Befruchtungen aus dem jeweils anderen „Lager“ von Produkt- oder Service-<br />

Engineering-Szenario vorbehaltlos zu prüfen <strong>und</strong> – im positiven Fall – auf das jeweils eigene<br />

Unternehmen zu übertragen. Nicht nur, aber insbesondere in dieser Hinsicht ist dem BMBF<br />

<strong>und</strong> seinem Projektträger Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien (PFT), der Forschungszentrum<br />

Karlsruhe GmbH, <strong>für</strong> die Umsicht zu danken, so verschiedenartige Unternehmen wie die<br />

Produzenten von Sachgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen in einem gemeinsamen, praxisorientierten<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt zusammenzuführen <strong>und</strong> zu stimulieren, wechselseitig<br />

voneinander zu lernen.<br />

Die Aufteilung der Projektpartner auf die beiden Anwendungsszenarien konnte allerdings<br />

nicht trennscharf erfolgen – <strong>und</strong> war auch so nicht beabsichtigt. Einerseits verfügt der Praxispartner<br />

aus der servicedominierten Consulting-Branche über einschlägiges industrielles Erfahrungswissen<br />

<strong>und</strong> weit reichende Kontakte zu Unternehmen aus der Investitionsgüter produzierenden<br />

Industrie. Beides wurde im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN zur Wissensakquisition, -<br />

evaluierung <strong>und</strong> -verbreitung genutzt. Andererseits verlieren die Unterschiede zwischen Produkt-<br />

<strong>und</strong> Service-Engineering durch den zunehmenden Anteil von Serviceleistungen an der<br />

Herstellung <strong>und</strong> Vermarktung von Sachgütern – insbesondere Investitionsgütern – zunehmend<br />

an Bedeutung. Daher eröffnet die gemeinsame Behandlung von Aspekten sowohl aus<br />

dem Produkt- als auch aus dem Service-Engineering-Bereich die Chance, durch wechselseitigen<br />

Erkenntnistransfer einen besonderen Beitrag zu leisten, um die Entwicklung von innovativen,<br />

technologie- <strong>und</strong> serviceintensiven Produkten mit Instrumenten des Wissensmanagements<br />

zu unterstützen.<br />

1.4 Neuartigkeit der Projektarbeiten<br />

Der innovative Charakter des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN resultiert aus zwei Quellen. Die erste<br />

erstreckt sich auf einen Leverage-Effekt innerhalb einer modernen Konzeption des Produktionsmanagements.<br />

Die zweite betrifft den Transfer von Erkenntnissen aus dem Bereich der<br />

(Kern-) Informatik <strong>und</strong> der KI-Forschung in betriebswirtschaftliche Anwendungen.<br />

Der Leverage-Effekt manifestiert sich zunächst darin, das Denkmuster der „ingenieurmäßigen“<br />

<strong>Produktentwicklung</strong> aus dem vertrauten Bereich des Engineerings komplexer, technologieintensiver<br />

Sachgüter auf die ebenso „ingenieurmäßige“ Entwicklung komplexer Serviceleistungen<br />

zu übertragen. Dies entspricht einem modernen produktionswirtschaftlichen<br />

Selbstverständnis, das sich nicht nur mit der Hervorbringung von materiellen Gütern befasst,<br />

sondern die „Produktion von Dienstleistungen“ gleichrangig untersucht. Die gemeinsame inhaltliche<br />

Klammer innerhalb des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN bildet die Notwendigkeit, in den<br />

beiden Bereichen der Sachgüter- <strong>und</strong> der Dienstleistungsproduktion heterogene Wissensbestände<br />

mittels Wissens über Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile zu managen.<br />

Dies gilt zumindest in dem Ausmaß, in dem in Produkt- bzw. Service-Engineering-<br />

41


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Netzwerken teilautonome Wertschöpfungspartner zusammenarbeiten, um eine wissensintensive<br />

Produktionsaufgabe gemeinsam zu erfüllen.<br />

Zugunsten der Ausdehnung des Gegenstandsbereichs des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN auf das<br />

Service-Engineering-Szenario spricht, dass in der Betriebswirtschaftslehre seit wenigen Jahren<br />

zunehmend die Ansicht Verbreitung gewinnt, auch die Entwicklung neuartiger Dienstleistungen<br />

könne mit der Hilfe von systematischen, ingenieurmäßig angewendeten Methoden effektiv<br />

unterstützt werden. Hier<strong>für</strong> hat sich inzwischen der Terminus technicus „Service Engineering“<br />

etabliert 28) . Aus dieser Perspektive hat das Projekt KOWIEN dazu beigetragen, Instrumente,<br />

die ursprünglich <strong>für</strong> das Management von Kompetenzwissen im Produkt-<br />

Engineering-Szenario entwickelt wurden, auf die Erfüllung analoger Managementaufgaben<br />

im Service-Engineering-Szenario übertragen zu können. Dazu gehört beispielsweise das Vorgehensmodell<br />

zur Konstruktion <strong>und</strong> Anwendung einer Kompetenzontologie, das zunächst<br />

gemeinsam mit einem der Praxispartner aus dem Produkt-Engineering-Szenario erarbeitet<br />

wurde, sich aber unter relativ geringfügigen Anpassungen auch im Service-Engineering-<br />

Szenario einsetzen lässt. Auf diese Weise war es möglich, die noch junge betriebswirtschaftliche<br />

Disziplin des Service Engineerings durch Erkenntnisse aus dem „klassischen“, auf Sachgüter<br />

fokussierten Produktionsbereich zu bereichern.<br />

Allerdings erweist sich der produktionswirtschaftliche Leverage-Effekt als bilateral. Denn bei<br />

genauerer Analyse zeigt sich immer wieder, dass auch serviceorientierte Denk- <strong>und</strong> Handlungsmuster<br />

in die Produktion von Sachgütern erfolgreich übertragen werden können. Dazu<br />

gehört insbesondere, das Bewusstsein von Sachgüter produzierenden Unternehmen da<strong>für</strong> zu<br />

sensibilisieren, dass der Markterfolg ihrer Produkte keineswegs von deren „Hardware“ allein<br />

bestimmt wird, sondern zu bedeutsamen Anteilen auch von „soft factors“ abhängt. Dazu gehören<br />

beispielsweise die Bereitschaft der Sachgüterproduzenten, zielgruppengerechte Produktschulungen<br />

anzubieten, sowie die Bereitschaft, die Benutzerschnittstellen der Produkte<br />

auf die kognitiven Prädispositionen ihrer potenziellen Benutzer abzustimmen. Im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN manifestierte sich dieser „bewusstseinserweiternde“ Effekt der Zusammenarbeit<br />

mit Dienstleistern auf der Seite der Sachgüter produzierenden Praxispartner vor allem<br />

in einer Sensibilisierung da<strong>für</strong>, ihre eigenen Produkte nicht mehr als reine Sachgüter zu begreifen,<br />

sondern vielmehr als komplexe Bündel aus Sach- <strong>und</strong> Dienstleistungen, die erst in ihrer<br />

Gesamtheit – „ganzheitlich“ – die Probleme ihrer K<strong>und</strong>en zu lösen vermögen. Dieses<br />

problem- <strong>und</strong> lösungsorientierte, auf die umfassende Befriedigung von K<strong>und</strong>enbedürfnissen<br />

abzielende Produktverständnis ist zurzeit unter Dienstleistungsproduzenten tendenziell stärker<br />

ausgeprägt als unter „klassischen“ Produzenten von Sachgütern. Daher erweist sich auch der<br />

inverse Leverage-Effekt, der zu einer Befruchtung der Sachgüterproduktion durch Denkmuster<br />

aus dem Bereich der Produktion von Dienstleistungen führt, als ein innovativer, z.B. <strong>für</strong><br />

den „klassischen“ Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau durchaus noch nicht ausgeschöpfter Denk<strong>und</strong><br />

Handlungsansatz 29) .<br />

Der zweite Innovationsbereich betrifft den Transfer von Erkenntnissen aus dem Bereich der<br />

(Kern-) Informatik <strong>und</strong> der KI-Forschung in betriebswirtschaftliche Anwendungen. Zur operativen<br />

Umsetzung des Wissensmanagements in Engineering-Netzwerken anhand von Kompe-<br />

28) Vgl. dazu die Beiträge in BULLINGER, H.-J.; SCHEER, A.W. (Hrsg.): Service Engineering, Berlin et al. 2002. Relativ<br />

frühzeitig wurde der o.a. Terminus technicus bereits in der Fachzeitschrift „IM – Fachzeitschrift <strong>für</strong> Information Management<br />

& Consulting“ verwendet, die diesem Themenbereich im August 1998 eine eigenständige Sonderausgabe<br />

„Service Engineering“ widmete.<br />

29) Empirische Untersuchungen weisen <strong>für</strong> den deutschen Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau nach, dass seine Unternehmen<br />

sich selbst <strong>für</strong> k<strong>und</strong>enorientiert halten, während ihre Abnehmer überwiegend eine mangelhafte K<strong>und</strong>enorientierung<br />

beklagen. Vgl. dazu o.V.: Maschinenherstellern fehlt K<strong>und</strong>enorientierung – Wettbewerbsdruck ausländischer Anbieter<br />

/ Studie des VDMA. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe vom 14.04.1997, Nr. 86, S. 17.<br />

42


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

tenzprofilen wird auf einen methodischen Ansatz zurückgegriffen, der sowohl im konventionellen<br />

Engineering-Bereich als auch in der etablierten Betriebswirtschaftslehre innovative<br />

Qualität besitzt: Für Zwecke des Wissensmanagements wird eine generische Methodik 30) zur<br />

Konstruktion <strong>und</strong> Anwendung von Ontologien entwickelt. Anwendungen dieser neuartigen<br />

Methodik werden im Folgenden kurz als ontologiebasiertes Wissensmanagement bezeichnet.<br />

Unter einer Ontologie wird – in einer ersten groben, bewusst vereinfachten Annäherung 31) –<br />

eine formalsprachliche Spezifikation der sprachlichen Ausdrucksmittel <strong>für</strong> gemeinsam verwendete<br />

Konzeptualisierungen von Phänomenen der Realität verstanden. Solche Ontologien<br />

gestatten es, zunächst unstrukturierte, unter Umständen sogar tazite oder nur natürlichsprachlich<br />

artikulierte Wissensbestände so aufzubereiten, dass die Wissensinhalte nicht nur auf der<br />

syntaktischen, sondern vor allem auch auf der semantischen Ebene explizit <strong>und</strong> formalsprachlich<br />

strukturiert werden. Ontologien unterstützen mittels ihrer expliziten <strong>und</strong> formalen Semantik<br />

die computerbasierte Verarbeitung von Wissen <strong>und</strong> leisten daher einen maßgeblichen Beitrag<br />

zur allseits angestrebten, Effizienz steigernden Wiederverwendung von Wissen („knowledge<br />

reuse“). Mit ihrer formalen Semantik stehen Ontologien in unmittelbarem Zusammenhang<br />

mit den aktuellen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsanstrengungen, ein weltumspannendes<br />

„Semantic Web“ zu etablieren. Dieses „Semantic Web“ gilt zurzeit als eines der interessantesten<br />

Innovationsgebiete im Bereich der angewandten Informatik 32) .<br />

Im Gegensatz zur Wirtschaftsinformatik, in der Ontologien seit wenigen Jahren schon zuweilen<br />

Beachtung gef<strong>und</strong>en haben, stellen Ontologien in der Betriebswirtschaftslehre – <strong>und</strong> noch<br />

mehr in den Ingenieurwissenschaften – wissenschaftliches Neuland dar. Dies gilt sowohl <strong>für</strong><br />

die Gr<strong>und</strong>lagenforschung als auch <strong>für</strong> die praxisorientierte Entwicklung betriebswirtschaftlicher<br />

bzw. ingenieurtechnischer Anwendungssoftware. Daher bewegt sich das Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN mit der Entwicklung einer Methodik <strong>für</strong> ontologiebasiertes Wissensmanagement –<br />

einschließlich eines prototypischen Software-Tools <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme<br />

– auf einem Gebiet mit außerordentlich hohem betriebswirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

ingenieurtechnischen Innovationspotenzial. Dieses Innovationspotenzial wurde innerhalb des<br />

Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN in zweifacher Richtung realisiert.<br />

Einerseits wurde ein Vorgehensmodell <strong>für</strong> die systematische Konstruktion <strong>und</strong> Anwendung<br />

von Ontologien <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme entwickelt. Ein solches<br />

Vorgehensmodell existiert in der einschlägigen Fachliteratur noch nicht, zumindest nicht in<br />

seiner konkreten Ausgestaltung in Bezug auf das Management von Wissen über Kompetenzen,<br />

Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile. Darüber hinaus erweisen sich die wenigen<br />

Vorgehensmodelle, die sich in der Fachliteratur zu Ontologien finden lassen, als sehr abstrakt<br />

30) Unter einer Methodik wird hier eine Sammlung mehrerer Methoden verstanden, die zur Erfüllung unterschiedlicher<br />

Teile einer Gesamtaufgabe dienen.<br />

31) Im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN wird eine präzisere <strong>und</strong> inhaltlich differenzierte Arbeitsdefinition von Ontologien verwendet,<br />

die auf den weit verbreiteten Definitionsansatz von GRUBER zurückgeht. Vgl. dazu GRUBER, T.R.: A Translation<br />

Approach to Portable Ontology Specifications. Knowledge Systems Laboratory Technical Report KSL 92-71,<br />

Computer Science Department, Stanford University, Revised Version vom April 1993 [Original vom September<br />

1992], Stanford 1993, Abstract auf S. 1 sowie S. 2 u. 11 (auch erschienen in: Knowledge Acquisition, Vol. 5 (1993),<br />

No. 2, S. 199-220); vgl. ebenso die darauf aufbauende, jedoch gehaltreichere Definition in ZELEWSKI, S.: Organisierte<br />

Erfahrung – Wissensmanagement mit Ontologien. In: Essener Unikate, Nr. 18: Wirtschaftsinformatik – Wissensmanagement<br />

<strong>und</strong> E-Services, Essen 2002, S. 63-73; hier: S. 66 f.<br />

32) Die Erforschung <strong>und</strong> Entwicklung des Semantic Web wird u.a. seitens des BMBF mit beträchtlichen Finanzmitteln<br />

gefördert; vgl. dazu die jüngst via E-Mail publizierte Meldung im Pressedienst des BMBF (BMBF-Aktuell, Berlin,<br />

28.06.2004): „BMBF fördert Web-Technik der Zukunft mit 13,7 Millionen Euro“. Dort wird „die Entwicklung einer<br />

Software, durch die das Web den Inhalt der eingegebenen Sätze versteht“ angekündigt, die im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

„SmartWeb“ unter der Federführung des Deutschen Forschungszentrums <strong>für</strong> Künstliche Intelligenz (DFKI) erfolgen<br />

soll.<br />

43


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

formuliert: Sie erschöpfen sich in relativ allgemein gehaltenen Vorgehensempfehlungen, die<br />

<strong>für</strong> die konkrete Anwendung in der betrieblichen Praxis noch nicht ausreichen. Dagegen wurde<br />

im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN besonderer Wert darauf gelegt, das Vorgehensmodell durch<br />

die Integration von <strong>Werkzeuge</strong>n <strong>für</strong> die einzelnen Vorgehenselemente – wie z.B. unterstützende<br />

Software sowie standardisierte Erfassungs- <strong>und</strong> Auswertungsformulare – so konkret<br />

<strong>und</strong> praxisnah wie möglich zu gestalten. Dieser Möglichkeitsspielraum wird dadurch begrenzt,<br />

dass es sich – im Interesse des o.a. „knowledge reuse“ – weiterhin um ein generisches,<br />

d.h. in unterschiedlichen Anwendungssituationen einsetzbares Vorgehensmodell handeln soll.<br />

Um den inhärenten Konflikt zwischen möglichst hoher Konkretisierung (Praxistauglichkeit)<br />

einerseits <strong>und</strong> möglichst hoher Wiederverwendbarkeit (Generizität) andererseits tendenziell<br />

aufzulösen, wurde auf bewährte Gestaltungsprinzipen der Systemtechnik <strong>und</strong> Betriebswirtschaftslehre<br />

zurückgegriffen, die sich unter Schlagworte wie Baukastensysteme, Modularisierung<br />

<strong>und</strong> „mass customization“ subsumieren lassen.<br />

Andererseits wurde ein prototypisches Software-Tool <strong>für</strong> das ontologiebasierte Management<br />

von Wissen über Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile entwickelt, der so<br />

genannte „KOWIEN-Prototyp“. Dieser Prototyp stellt einen ersten, noch „vor-kommerziellen“<br />

Ansatz <strong>für</strong> ein ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem dar. Er soll im Sinne<br />

einer „Machbarkeitsstudie“ nachweisen, welche Aspekte von ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystemen<br />

mit Instrumenten des softwaretechnischen State-of-the-art derzeit<br />

unter zwei Restriktionen umgesetzt werden können. Erstens muss sich ein solches Kompetenzmanagementsystem<br />

in etablierte „Softwarewelten“ integrieren lassen, um seitens potenzieller<br />

betrieblicher Anwender aus den Blickwinkeln von Interoperabilität <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

akzeptiert werden zu können. Durch diese Anforderung wird der Innovationsgrad der<br />

Softwarelösungen, die im prototypischen Software-Tool <strong>für</strong> Probleme des computerbasierten<br />

Kompetenzmanagements realisiert werden, im Hinblick auf etablierte Softwaresysteme deutlich<br />

eingeschränkt. Zweitens zeigte sich im Verlauf des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN, dass<br />

nicht jedes Konzept <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme, das zurzeit in<br />

Hochschulinstituten <strong>und</strong> anderen „think tanks“ theoretisch erforscht sowie in manchen innovativen<br />

Spezialunternehmen bereits in erste praktische Anwendungen umgesetzt wird, seitens<br />

renommierter Softwareproduzenten als praktikabel erachtet wird. Dies gilt insbesondere im<br />

Hinblick auf prädikatenlogisch dargestellte Inferenzregeln (sowohl objekt- als auch metasprachlicher<br />

Art) <strong>und</strong> prädikatenlogisch basierte Theorembeweiser, so genannte „Inferenzmaschinen“.<br />

Auf die Besonderheiten des Vorgehensmodells <strong>für</strong> die systematische Konstruktion <strong>und</strong> Anwendung<br />

von Ontologien <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme <strong>und</strong> des prototypisches<br />

Software-Tools <strong>für</strong> das ontologiebasierte Management von Kompetenzwissen<br />

wird hier nicht näher eingegangen. Stattdessen wird auf die diesbezüglichen, vertiefenden<br />

Beiträge in diesem Werk verwiesen.<br />

44


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

2 Ziele <strong>und</strong> Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN<br />

2.1 Projektziele<br />

Die Kernziele des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen:<br />

die ökonomischen <strong>und</strong> technologischen Projektziele.<br />

Aus ökonomischer Perspektive sollen in erster Linie die Effektivität 33) <strong>und</strong> die Effizienz 34) des<br />

Managements wissensintensiver Produkt- <strong>und</strong> Service-Entwicklungsprozesse nachhaltig gesteigert<br />

werden. Dies schließt – als spezielle Facette des Effektivitätsziels – auch das Ziel ein,<br />

die Qualität der Entwicklungsresultate zu erhöhen. Als besondere Ausprägung des Effizienzziels<br />

wird ebenso das Ziel verfolgt, die Zeitdauer von wissensintensiven Entwicklungsprozessen<br />

– aus Produktsicht die „time to market“ – zu reduzieren. Durch diese simultane Fokussierung<br />

auf Qualitäts- <strong>und</strong> Zeitziele soll die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die sich<br />

vorrangig mit der Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben befassen, nachhaltig<br />

gestärkt werden.<br />

Aus der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit resultiert der unmittelbare Praxisbezug des Verb<strong>und</strong>projekts.<br />

Unternehmen in Hochlohnländern wie der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland können<br />

sich im internationalen Wettbewerb oftmals nur noch dadurch behaupten, dass sie schwer imitierbare<br />

<strong>und</strong> kaum substituierbare Wettbewerbsvorteile zur Differenzierung gegenüber ihren<br />

Konkurrenten mit günstigeren Kostenstrukturen nutzen. Zu diesen spezifischen Wettbewerbsvorteilen<br />

gehört vor allem das hohe Fach- <strong>und</strong> Prozesswissen der Mitarbeiter (einschließlich<br />

des ebenso genutzten organisationalen Wissens), das sich in Handlungen zur Realisierung<br />

wissensintensiver Produktionsverfahren <strong>und</strong> Produkte manifestiert. Daher werden alle Spielarten<br />

von handlungsbefähigendem Wissen – oder kurz: Kompetenzen – zu einem der strategischen<br />

Erfolgsfaktoren im internationalen Wettbewerb.<br />

33) Ökonomische Effektivitätsziele betreffen jeweils den Output von Prozessen (hier: von wissensintensiven Produkt-<br />

<strong>und</strong> Service-Entwicklungsprozessen). Aus dieser Perspektive wird die Prozessgestaltung („das Prozessmanagement“)<br />

als umso effektiver beurteilt, je stärker der tatsächlich realisierte Output („Ist-Output“) dem jeweils intendierten Output<br />

(„Soll-Output“) entspricht. Sofern der Soll-Output als implizit bekannt <strong>und</strong> akzeptiert vorausgesetzt werden kann,<br />

werden Effektivitätsziele oftmals auch unter die einprägsame Formel „das Richtige tun“ („doing the right things“)<br />

subsumiert. Dabei entspricht das „Richtige“ implizit dem jeweils vorausgesetzten Soll-Output. Ein typisches Effektivitätsziel<br />

erstreckt sich auf die Erhöhung der Ist-Qualität von Entwicklungsprozessen in Bezug auf ein Soll-<br />

Qualitätsniveau, das entweder fest vorgegeben ist oder im Zeitablauf variiert, z.B. in Abhängigkeit vom aktuellen<br />

Stand der Technik oder den gegenwärtigen Wettbewerbsverhältnissen am Markt. Soll- <strong>und</strong> Ist-Qualitäten stellen dabei<br />

messbare Outputs der jeweils beurteilten Entwicklungsprozesse dar.<br />

34) Ökonomische Effizienzziele betreffen jeweils das Verhältnis zwischen dem Output <strong>und</strong> dem Input von Prozessen<br />

(hier: von wissensintensiven Produkt- <strong>und</strong> Service-Entwicklungsprozessen). Aus dieser Perspektive wird die Prozessgestaltung<br />

(„das Prozessmanagement“) als umso effizienter beurteilt, je größer das Output/Input-Verhältnis ist.<br />

Dabei können einerseits Ist-Outputs mit Ist-Inputs oder andererseits Soll-Outputs mit Soll-Inputs miteinander in Relation<br />

gesetzt werden. Effektivitätsziele werden oftmals auch unter die einprägsame Formel „etwas richtig tun“ („doing<br />

things right“) subsumiert. Dabei entspricht das Adverb „richtig“ implizit einem Output/Input-Verhältnis, das vom<br />

Beurteilenden – gemäß seinen Höhenpräferenzen – als „optimal“ im Sinne von „maximal“ (Extremierungsziele), besser<br />

stellend (Meliorisierungsziele), „zufrieden stellend“ (Satisfizierungsziele) oder ähnlich empf<strong>und</strong>en wird. Die<br />

Zeitdauer von Entwicklungsprozessen stellt ein typisches Effizienzziel dar, bei dem der Prozessoutput in der Gestalt<br />

von angestrebten Entwicklungsresultaten fest vorgegeben ist. Unter der Voraussetzung, dass die angestrebten Entwicklungsresultate<br />

tatsächlich realisiert werden (ein rein outputorientierter Effektivitätsaspekt), misst die Zeitdauer,<br />

die bis zur Realisierung der angestrebten Entwicklungsresultate verstreicht, den „temporalen Ressourceneinsatz“, also<br />

den Input der Entwicklungsprozesse. Die Prozesseffizienz ist bei fest vorgegebenem Prozessoutput umso größer, je<br />

geringer der Prozessinput – hier also die Entwicklungsdauer – ausfällt.<br />

45


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Allerdings herrscht derzeit noch ein eklatanter Mangel an effektiven <strong>und</strong> effizienten Instrumenten<br />

<strong>für</strong> ein systematisches <strong>und</strong> zugleich praxistaugliches Wissensmanagement 35) . Die<br />

zahlreichen „Ratgeber“ zum Thema Wissensmanagement bestätigen diese Lücke eher, als sie<br />

wissenschaftlich f<strong>und</strong>iert zu schließen. Denn diese Ratgeber vermitteln lediglich Ad-hoc-<br />

Ratschläge <strong>für</strong> angeblich erfolgreiches Wissensmanagement, ohne ein „belastbares F<strong>und</strong>ament“<br />

<strong>für</strong> die Richtigkeit ihrer Empfehlungen anbieten zu können. Stattdessen berufen sie<br />

sich in der Regel auf eklektizistische „Erfolgsbeispiele“, die sich in zweifacher Hinsicht als<br />

höchst fragwürdig erweisen. Einerseits erweisen sich diese Beispiele oftmals einige Jahre später<br />

als Krisenfälle; als pars pro toto sei auf den Missgriff zahlreicher angeblicher Erfolgsbeispiele<br />

aus dem vielfach gepriesenen Praxisratgeber „In Search of Excellence“ von PETERS <strong>und</strong><br />

WATERMAN verwiesen 36) . Andererseits leidet die eklektizistische Vorgehensweise darunter,<br />

dass oftmals eine Fülle von Gegenbeispielen existiert, aber von den Autoren schlicht unterschlagen<br />

wird, weil sie nicht in das Ad-hoc-Argumentationsmuster zu passen scheint. Aus den<br />

vorgenannten Gründen besteht auf Unternehmensseite ein erheblicher praktischer Bedarf <strong>für</strong><br />

Instrumente, die das Management wissensintensiver Produktionen systematisch <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>iert unterstützen. Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> den hier fokussierten Fall der Entwicklung<br />

wissensintensiver Sachgüter <strong>und</strong> Dienstleistungen, weil Entwicklungsprozesse von<br />

vornherein auf die Generierung <strong>und</strong> Anwendung von Wissen abzielen.<br />

Aus technologischer 37) Perspektive soll aufgezeigt werden, wie sich Ontologien, die auf die<br />

kooperative Entwicklung von Sachgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen in Engineering-Netzwerken<br />

zugeschnitten sind, in der betrieblichen Praxis <strong>für</strong> Zwecke des Managements von Wissens über<br />

Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile erfolgreich konstruieren <strong>und</strong> anwenden<br />

lassen. Hierdurch soll eine technische Umsetzungslücke durch anwendungsnahe Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten geschlossen werden. Diese Umsetzungslücke klafft zwischen<br />

theoretisch-konzeptionellen Erkenntnissen des Knowledge-Level-Engineerings einerseits<br />

<strong>und</strong> ihrer konkreten Anwendung in der betrieblichen Praxis andererseits. Das Knowledge-Level-Engineering<br />

stellt eine der wichtigsten <strong>und</strong> zurzeit fruchtbarsten „Schlüsseltechniken“<br />

auf dem Gebiet der Erforschung Künstlicher Intelligenz <strong>und</strong> der (Kern-) Informatik dar.<br />

Ontologien stellen aus der Perspektive des Knowledge-Level-Engineerings einen der Erfolg<br />

versprechendsten Ansätze <strong>für</strong> die Entwicklung computerbasierter Wissensmanagementsysteme<br />

dar. Sie erfahren seit Beginn der neunziger Jahre vornehmlich in den U.S.A., in<br />

Kanada sowie in Großbritannien rasch zunehmende Beachtung unter Forschern, haben jedoch<br />

bislang noch keinen Eingang in praxiserprobte betriebliche Anwendungssoftware gef<strong>und</strong>en.<br />

Daher besteht ein wesentliches Anliegen des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN auf dem Gebiet des<br />

Technologietransfers: Mit dem Vorhaben soll demonstriert werden, wie sich Ontologien aus<br />

dem Status eines reinen, ehemals anwendungsfernen Forschungsobjekts in konkrete betriebliche<br />

Anwendungen <strong>für</strong> computerbasierte Wissens-, insbesondere Kompetenzmanagementsys-<br />

35) Vgl. dazu die Feststellung „Derzeit fehlen unternehmensweit verfügbare <strong>Werkzeuge</strong> <strong>und</strong> Methoden, um das vorhandene<br />

Erfahrungswissen effizient zu nutzen, bzw. weiterzuentwickeln.“ [Kommasetzung gemäß dem Original] im<br />

Rahmen des BMBF-Leitprojekts „integrierte Virtuelle Produktentstehung“ (iViP) unter der URL „http://www.ivip.<br />

de/TeilProjekte/Flyer/Flyer31/Projekt31.htm“ (letzter Zugriff am 13.07.2004).<br />

36) Vgl. PETERS, T.J.; WATERMAN, R.H.: In Search of Excellence: Lessons from America's Best-Run Companies, New<br />

York 1982 (Neuausgabe: London: 2004 / deutsche Übersetzung: Auf der Suche nach Spitzenleistungen: was man von<br />

den bestgeführten US-Unternehmen lernen kann, 10. Aufl., Frankfurt am Main 2004) – sowie die prononcierte Kritik<br />

an „Belastbarkeit“ solcher „Erfolgsbeispiele“ durch FRESE, E.: Exzellente Unternehmungen – konfuse Theorien. Kritisches<br />

zur Studie von PETERS <strong>und</strong> WATERMAN. In: Die Betriebswirtschaft, 45. Jg. (1985), Heft 5, S. 604-605.<br />

37) Die Attribute „technologisch“ <strong>und</strong> „technisch“ werden hier der Einfachheit halber synonym verwendet, da sich ihre<br />

unterschiedslose Verwendung im Sprachgebrauch der betrieblichen Praxis etabliert hat. Mit dem Attribut „technologisch“<br />

wird also nicht auf eine „Lehre von den Techniken“ verwiesen, sondern schlicht eine einzelne Technik oder<br />

eine Gruppe von Techniken referenziert.<br />

46


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

teme überführen lassen. Zur Unterstützung dieses Transferprozesses, d.h. zur Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Anwendung von Ontologien <strong>für</strong> computerbasierte Kompetenzmanagementsysteme wird<br />

ein neuartiges Vorgehensmodell entwickelt. Aufgr<strong>und</strong> der Neuartigkeit der Anwendung von<br />

Ontologien in der betrieblichen Praxis lässt sich im internationalen Wettbewerb zwischen den<br />

Anbietern wissensintensiver Produkte (Sachgüter) <strong>und</strong> Services (Dienstleistungen) ein Innovationsvorsprung<br />

gegenüber Konkurrenten erzielen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der vorgenannten ökonomischen <strong>und</strong> technologischen Kernziele soll das Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN innerhalb des Rahmenkonzepts „Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

vom 5. September 2000 vor allem einen Beitrag zum Themenfeld 2.1 „<strong>Produktentwicklung</strong><br />

<strong>für</strong> die Produktion von morgen“ leisten 38) . Die angestrebten Effektivitäts- <strong>und</strong> Effizienzsteigerungen<br />

hinsichtlich des Managements wissensintensiver Produkt- <strong>und</strong> Service-<br />

Entwicklungsprozesse referenzieren den Bereich der <strong>Produktentwicklung</strong> unmittelbar. Dabei<br />

spielt die Entwicklung zukunftsträchtiger Produkte („<strong>für</strong> die Produktion von morgen“) auf<br />

zweifache Weise eine besondere Rolle. Zum einen erfolgt eine Fokussierung auf die Erfüllung<br />

wissensintensiver Engineering-Aufgaben. Von solchen wissensintensiven Leistungen wird<br />

vielfach angenommen, dass sie <strong>für</strong> die zukünftige ökonomische Entwicklung, insbesondere die<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit hoch entwickelter Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsgesellschaften<br />

eine herausragende Bedeutung besitzen. Etwas überpointiert wird in diesem Zusammenhang<br />

des Öfteren von einem Übergang zu einer „Wissensgesellschaft“ gesprochen. Zum<br />

anderen wird im Rahmen des Service-Engineering-Szenarios der Gegenstandsbereich des Projekts<br />

von vornherein auf den Dienstleistungssektor ausgedehnt, dem in Zukunft weitaus größere<br />

volkswirtschaftliche Wachstumschancen als dem Sektor der Sachgüterproduktion zugeschrieben<br />

werden 39) .<br />

Neben den vorgenannten ökonomischen <strong>und</strong> technologischen Kernzielen wurde zu Beginn<br />

des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN ein weiteres Ziel, jedoch mit nachrangiger Gewichtung verfolgt.<br />

Dieses Nebenziel besaß die Qualität eines technologischen Ziels, das auf eine eng umgrenzte,<br />

spezielle Frage des Wissensmanagements beschränkt war. Es erstreckte sich auf das<br />

wechselseitige Verhältnis zwischen zwei Formen der Wissensrepräsentation: den Referenzmodellen<br />

einerseits <strong>und</strong> den Ontologien andererseits. Konkret sollte aufgezeigt werden, wie<br />

sich Wissen, das in Referenzmodellen repräsentiert ist, zur Konstruktion von Ontologien verwenden<br />

lässt <strong>und</strong> wie Ontologien in Referenzmodelle zurückübersetzt werden können. Die<br />

wechselseitige Verknüpfung von Referenzmodellen <strong>und</strong> Ontologien wurde bislang noch kaum<br />

untersucht <strong>und</strong> besitzt daher ebenso innovativen Charakter. Darüber hinaus sind Referenzmodelle<br />

als Form der Wissensrepräsentation von besonderem Interesse. Betriebswirtschaftliche<br />

Referenzmodelle haben sich als probates Mittel zur Gestaltung von Organisationsstrukturen<br />

<strong>und</strong> Anwendungssoftware herausgestellt. Sie genießen daher in der betrieblichen Praxis bereits<br />

größere Verbreitung. Insbesondere beim Einsatz von ERP-Systemen kommt Referenz-<br />

38) Innerhalb des Themenfelds 2.1 „<strong>Produktentwicklung</strong> <strong>für</strong> die Produktion von morgen“ betrifft das Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN in erster Linie die beiden Teilaspekte „Kooperative Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung“ sowie „Wissensmanagement<br />

zur <strong>Produktentwicklung</strong>“. Der Bezug zum Wissensmanagement ist offensichtlich, weil ein Instrumentarium<br />

zur Unterstützung des Managements von Wissen über Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile<br />

<strong>für</strong> die Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben entwickelt wird. Der Aspekt kooperativer Produkt- <strong>und</strong><br />

Prozessentwicklung kommt dadurch zur Geltung, dass Engineering-Netzwerke betrachtet werden, deren Akteure bei<br />

der Erfüllung von gemeinsam übernommenen Entwicklungsaufgaben kooperieren.<br />

39) Vgl. z.B. CORSTEN, H.: Dienstleistungsmanagement, 3. Aufl., München - Wien 1997, S. 12 ff. Vgl. daneben auch das<br />

Statement von H. GABRIEL zur Übergabe des Berichts des Statistischen Beirats an die B<strong>und</strong>esregierung am<br />

11.08.1999 unter der URL: „http://www.statistik-b<strong>und</strong>.de/presse/deutsch/pm/p9brstga.htm“: „Das zunehmende Gewicht<br />

von Dienstleistungstätigkeiten <strong>und</strong> die Ausweitung des Dienstleistungssektors sind eine Tatsache <strong>und</strong> nicht erst<br />

seit heute bekannt. Zukünftige Beschäftigungszuwächse sind vor allem in neuen Dienstleistungsbereichen zu erwarten.“<br />

47


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

modellen eine überragende Bedeutung zu. Aus den vorgenannten Gründen stellen Referenzmodelle<br />

ein nahezu „ideales“ Ausgangssubstrat <strong>für</strong> die Akquisition <strong>und</strong> Strukturierung innersowie<br />

überbetrieblichen Wissens dar. Sie können als Einstiegspfad <strong>für</strong> ein ontologiebasiertes<br />

Wissensmanagement dienen, falls es gelingt, Ontologien mit Referenzmodellen in der zuvor<br />

angesprochenen Weise zu verzahnen. Daher gilt es z.B. bei der Konstruktion von Ontologien,<br />

die Wiederverwendbarkeit von bereits vorliegenden Referenzmodellen zu beachten, damit ein<br />

integriertes Wissensmanagement unterstützt wird, das alle Wissensarten („Ressourcen”) zu<br />

berücksichtigen vermag, die in einem Unternehmen oder in einem Unternehmensnetzwerk an<br />

unterschiedlichen Stellen in heterogener Form existieren.<br />

Der Vorteil von Referenzmodellen, der sich vor allem auf die einfache Nachvollziehbarkeit<br />

des in ihnen repräsentierten Wissens erstreckt, wird allerdings derzeit zumeist mit Mängeln<br />

unzureichender Formalisierung „erkauft”. Infolgedessen leiden Referenzmodelle im Allgemeinen<br />

unter erheblichen Präzisionsdefiziten <strong>und</strong> können nur rudimentär analytisch ausgewertet<br />

werden (z.B. im Hinblick auf Konsistenz, Kohärenz <strong>und</strong> Integrität). Diese Schwächen<br />

lassen sich beseitigen, wenn es gelingt, Referenzmodelle in Ontologien zu „übersetzen“. Denn<br />

die durchgängige Formalisierung von Ontologien – sogar auf der semantischen Ausdrucksebene<br />

– bereichert Referenzmodelle um die wünschenswerte formalsprachliche Präzision <strong>und</strong><br />

Analysierbarkeit. Insofern können Ontologien auch einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

von Referenzmodellen leisten, die zum etablierten Instrumentarium der Wirtschaftsinformatik<br />

<strong>und</strong> Betriebswirtschaftslehre gehören.<br />

2.2 Projektergebnisse<br />

Die Durchführung des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN hat im Wesentlichen acht konkrete Ergebnisse<br />

hervorgebracht. In diesen Ergebnissen manifestiert sich die Erreichung der o.a. Kernziele.<br />

Darüber hinaus tragen sie auch dazu bei, diejenigen Beiträge zu realisieren, die <strong>für</strong> das<br />

Rahmenkonzept „Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“ <strong>und</strong> sein Themenfeld 2.1 erwartet<br />

werden <strong>und</strong> zuvor kurz skizziert wurden. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Projektergebnisse:<br />

� Anforderungskatalog: Für die zwei exemplarisch untersuchten Anwendungsszenarien<br />

wurden sowohl theoretisch f<strong>und</strong>ierte als auch praxisrelevante Anforderungen an die Wissensakquisition,<br />

die Wissensstrukturierung <strong>und</strong> die Wissensrepräsentation erhoben 40) .<br />

Diese Anforderungen wurden allen weiteren Entwicklungsschritten zugr<strong>und</strong>e gelegt, um<br />

nach ihrer Maßgabe anforderungsgerechte Projektergebnisse zu erarbeiten. Darüber hinaus<br />

dienten sie dazu, um angesichts knapper zeitlicher <strong>und</strong> personeller Projektressourcen<br />

Priorisierungen vorzunehmen. Mit Hilfe dieser Priorisierungen wurden diejenigen Teilprozesse<br />

bei der Erfüllung wissensintensiver Engineering-Aufgaben ausgewählt, die sich<br />

aus der Sicht der Praxispartner des Verb<strong>und</strong>projekts durch eine hohe Wissensintensität<br />

<strong>und</strong> einen hohen Unterstützungsbedarf mittels computerbasierter Wissensmanagementtechniken<br />

auszeichnen.<br />

40) Vgl. ALAN, Y.: Methoden zur Akquisition von Wissen über Kompetenzen. Projektbericht 2/2002, Institut <strong>für</strong> Produktion<br />

<strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Essen, Essen 2002; DITTMANN, L.: Zwecke <strong>und</strong> Sprachen<br />

des Wissensmanagements zum Managen von Kompetenzen. Projektbericht 4/2002, Projekt KOWIEN, Institut <strong>für</strong><br />

Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Essen, Essen 2002; ALAN, Y.; BÄUMGEN, C.: Anforderungen<br />

an den KOWIEN-Prototypen. Projektbericht 5/2002, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Essen, Essen 2002; APKE, S.; BÄUMGEN, C.; BREMER, A.; DITTMANN, L.: Anforderungsspezifikation<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung einer Kompetenz-Ontologie <strong>für</strong> die Deutsche Montan Technologie GmbH. Projektbericht<br />

2/2004, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen<br />

(Campus Essen), Essen 2004.<br />

48


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

� Ontologien: Um mittels computerbasierter Wissensmanagementtechniken auf natürlichsprachlich<br />

formuliertes Wissen zugreifen zu können, wurden mehrere Ontologien entworfen<br />

<strong>und</strong> in unterschiedlichen formalen Repräsentationssprachen implementiert 41) . Die Ontologien<br />

fokussieren sich auf die Domäne des Managements von Wissen über Kompetenzen,<br />

Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile. Sie bilden somit das formalsprachliche<br />

F<strong>und</strong>ament <strong>für</strong> Kompetenzmanagementsysteme. Im Interesse einer möglichst breiten <strong>und</strong><br />

zugleich tiefen Domänenabdeckung wurde sowohl eine „generische“ KOWIEN-Ontologie<br />

42) konstruiert, die sich auf den gesamten Bereich des betrieblichen Kompetenzmanagements<br />

erstreckt, als auch eine unternehmensspezifische Kompetenzontologie 43) gestaltet,<br />

die in enger Zusammenarbeit zwischen dem Universitäts- <strong>und</strong> einem der Praxispartner,<br />

der Essener DMT GmbH, entstand. Neben den Ontologien als unmittelbar „fassbaren“<br />

<strong>und</strong> dokumentierten Ergebnissen der Projektarbeiten führte die intensive Auseinandersetzung<br />

mit epistemischen <strong>und</strong> technischen Problemen des Ontologiedesigns zu mehreren<br />

wissenschaftlich bemerkenswerten Erkenntnissen, die in einer separaten Monografie<br />

zum Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN ausführlicher thematisiert werden 44) .<br />

� Konzeption <strong>für</strong> ontologiebasierte Wissens-, insbesondere Kompetenzmanagementsysteme:<br />

Auf der Basis von Ontologien wurde eine Konzeption <strong>für</strong> computerbasierte Wissensmanagementsysteme<br />

entwickelt 45) , die das Management von Wissen über Kompetenzen,<br />

Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile unterstützen. Hierdurch wurden neuartige<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet des Knowledge-Level-Engineerings <strong>für</strong> ihre Anwendung<br />

in der betrieblichen Praxis zugänglich gemacht. Dieser Beitrag zur Schließung der eingangs<br />

konstatierten technischen Umsetzungslücke verschafft betrieblichen Anwendern<br />

von computerbasierten Wissensmanagementsystemen Zugang zu einer neuartigen Schlüsseltechnologie,<br />

die zurzeit vor allem aus der Perspektive des „Semantic Web“ außerordentliche<br />

Beachtung erlangt. Die Konzeption fokussiert sich zwar inhaltlich auf Kompetenzmanagementsysteme,<br />

um einen klaren, leicht nachvollziehbaren Anwendungsbezug<br />

mit unmittelbarem Nutzenpotenzial <strong>für</strong> die betriebliche Praxis herzustellen. Doch wurde<br />

die Konzeption so flexibel <strong>und</strong> erweiterungsoffen ausgestaltet, dass sie sich ohne gravierende<br />

Schwierigkeiten auf andere Anwendungsbereiche <strong>für</strong> computerbasierte Wissensmanagementsysteme<br />

übertragen lässt. Beispielsweise lässt sie sich generell von Softwareproduzenten<br />

nutzen, die sich auf die Entwicklung ontologiebasierter Wissensmana-<br />

41) Vgl. z.B. http://www.pim.uni-essen.de/mitarbeiter/aktivitaet.cfm?name=pimyial&aktivitaet=Service. Dort ist eine<br />

frei zugreifbare Kompetenzontologie dokumentiert, um sie einem kritischen Fachpublikum im Internet zur Diskussion<br />

zu stellen. Darüber hinaus wurde die Kompetenzontologie in zwei unterschiedlichen Repräsentationssprachen –<br />

einerseits RDF <strong>und</strong> andererseits F-Logic – konstruiert. Auf diese Weise lassen sich sprachbedingte Besonderheiten<br />

der Ontologiekonstruktion identifizieren <strong>und</strong> kritisch miteinander vergleichen.<br />

42) Vgl. ALAN, Y.: Konstruktion der KOWIEN-Ontologie. Projektbericht 2/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles<br />

Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003; ALAN, Y.: Modifikation der<br />

KOWIEN-Ontologie. Projektbericht 5/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003.<br />

43) Vgl. APKE, B; DITTMANN, L.: Konstruktion der Kompetenzontologie <strong>für</strong> die DMT GmbH. Projektbericht 6/2004, Projekt<br />

KOWIEN, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen<br />

(Campus Essen), Essen 2004 (in Bearbeitung).<br />

44) Vgl. ZELEWSKI, S.; ALAN, Y.; ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.; WEICHELT, T. (Hrsg.): Ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme<br />

– Gr<strong>und</strong>lagen, Konzepte, Anwendungen. Berlin 2005 (in Vorbereitung).<br />

45) Vgl. ALAN, Y.: Konstruktion der KOWIEN-Ontologie. Projektbericht 2/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles<br />

Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003; ALAN, Y.: Modifikation der<br />

KOWIEN-Ontologie. Projektbericht 5/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003. ALAN, Y.: Ontologiebasierte Wissensräume. Projektbericht<br />

3/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen),<br />

Essen 2003.<br />

49


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

gementsysteme konzentrieren. Darüber hinaus erschließt die Konzeption auch Consulting-Unternehmen,<br />

die auf dem Gebiet des Knowledge Engineerings tätig sind, neue Perspektiven<br />

<strong>für</strong> die Reorganisation ihrer Geschäftsprozesse. Dies gilt insbesondere im Hinblick<br />

auf die Systematisierung, Erschließung <strong>und</strong> Integritätswahrung 46) ihrer erfolgskritischen<br />

Ressource, d.h. ihres Beratungswissens.<br />

� Generisches Vorgehensmodell: Zur praktischen Anwendung des ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagements wurde ein generisches Vorgehensmodell entwickelt 47) . Es umfasst<br />

als Kernkomponente allgemein („generisch“) einsetzbare Methoden („Vorgehensweisen“)<br />

zur systematischen Konstruktion <strong>und</strong> Anwendung von kompetenzbezogenen<br />

Ontologien. Unternehmen unterschiedlicher Branchen 48) erhalten hierdurch konkrete Leitlinien<br />

<strong>für</strong> die Konzipierung, Realisierung <strong>und</strong> Nutzung computerbasierter Wissensmanagementsysteme,<br />

die sich zum Management von Kompetenzwissen eignen. Ein solches<br />

generisches Vorgehensmodell stand bislang noch nicht zur Verfügung. Stattdessen existierten<br />

im Bereich des Wissensmanagements nur relativ unverbindliche Vorgehensbeschreibungen,<br />

die sich aufgr<strong>und</strong> ihrer geringen Problemangemessenheit <strong>und</strong> ihrer mangelhaften<br />

Operationalisierung einer praktischen Umsetzung weit gehend entzogen.<br />

46) Die Systematisierung des Wissens wird vor allem durch die „taxonomische“ Struktur einer Ontologie geleistet. Diese<br />

Struktur wird mittels der ontologie-typischen „is a“-Relation <strong>für</strong> die Teilmengenbeziehung zwischen den Extensionen<br />

von jeweils zwei Begriffen (oder – hier synonym verwendet – Konzepten) ausgedrückt. Darüber hinaus kommen <strong>für</strong><br />

die Wissenssystematisierung aber auch noch weitere Ausdrucksmittel in Betracht, die in der hier gebotenen Kürze<br />

nur angedeutet werden können: Beispielsweise lassen sich Synonymie- <strong>und</strong> Disjunktheits-Relationen benutzen, um<br />

systematische Beziehungen zwischen Begriffen (Konzepten) bzw. deren Extensionen festzulegen. Darüber hinaus<br />

bietet sich auch die mereologische Relation („is part of“) zur Wissenssystematisierung an. Allerdings kann sie zu<br />

Komplikationen besonderer Art führen, da sich die begründete Ansicht vertreten lässt, dass diese Relation streng genommen<br />

nicht auf der „Klassen-Ebene“ zwischen Begriffen (Konzepten) vermittelt – <strong>und</strong> somit nicht zu einer Ontologie<br />

(im hier vertretenen Ontologieverständnis) gehört, sondern auf der „Instanzen-Ebene“ Beziehungen zwischen<br />

einzelnen realweltlichen Objekten wiedergibt. Auf Subtilitäten dieser Art kann hier jedoch nicht näher eingegangen<br />

werden, zumal die Kontroverse über den ontologischen Status der mereologischen Relation andauert. Die Erschließung<br />

impliziten Wissens erfolgt insbesondere durch die speziellen „objektsprachlichen“, auf die jeweils sprachlich<br />

(re)konstruierte Domäne bezogenen Inferenzregeln einer Ontologie. Sie bilden neben den allgemein verfügbaren,<br />

„metasprachlichen“ Inferenzregeln der deduktiven Logik, über die „gewöhnliche“ wissensbasierte Systeme schon<br />

heute verfügen (können), das „inferenzielle Rückgrat“ von Ontologien. Die Integritätswahrung von Wissensbeständen<br />

erfolgt schließlich mit Hilfe der Integritätsregeln einer Ontologie. Sie dienen dazu, die Zulässigkeit von Wissensrepräsentationen<br />

sicherzustellen oder notfalls – wenn eine Unzulässigkeit regelgestützt erkannt wurde – zu einem „integren“<br />

Wissenszustand zurückzukehren. Integritätsregeln sind vor allem aus Datenbankmanagementsystemen seit<br />

längerem bekannt. Sie können aber auch bei der Gestaltung anderer komplexer Systeme eine bedeutsame Rolle spielen,<br />

wie z.B. bei der bei der Gestaltung von Petri-Netzen (zur Modellierung komplexer Systeme). In Petri-Netzen<br />

können Integritätsregeln auf mehreren Ebenen verwendet werden, wie z.B. als Fakt-Transitionen, die eine enge inhaltliche<br />

Nähe zu prädikatenlogischen Wissensrepräsentationen aufweisen.<br />

Vgl. allgemein zu Sprachen <strong>für</strong> die Wissensrepräsentation DITTMANN, L.: Sprachen zur Repräsentation von Wissen –<br />

eine untersuchende Darstellung. Projektbericht 3/2002, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Essen, Essen 2002.<br />

47) Vgl. APKE, S.; DITTMANN, L.: Generisches Vorgehensmodell KOWIEN Version 1.0. Projektbericht 4/2003, Institut<br />

<strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003;<br />

ALPARSLAN, A.: Evaluation des KOWIEN-Vorgehensmodells, Projektbericht 1/2004, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles<br />

Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2004, S. 9 ff. Vgl. daneben<br />

auch die Gr<strong>und</strong>lagen in APKE, S.; DITTMANN, L.: Analyse von Vorgehensmodellen aus dem Software, Knowledge<br />

<strong>und</strong> Ontologies Engineering. Projektbericht 1/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003.<br />

48) Der gr<strong>und</strong>sätzliche Projektansatz, die Erkenntnisse aus den beiden untersuchten Anwendungsszenarien in einem generischen<br />

Vorgehensmodell <strong>für</strong> ontologiebasiertes Kompetenzmanagement zu generalisieren, bietet die Gewähr da<strong>für</strong>,<br />

dass die angestrebten Ergebnisse nicht auf einige wenige spezielle Anwendungsfälle beschränkt bleiben. Stattdessen<br />

wird das generische Vorgehensmodell von vornherein so ausgelegt werden, dass es sich mittels situationsspezifischer<br />

Anpassungsmaßnahmen (Customizing; vgl. dazu das Ergebnis Nr. 4) <strong>für</strong> unterschiedliche Anwendungssituationen<br />

einsetzen lässt. Daher kann es nach entsprechender Adaption durch eine Vielzahl von Unternehmen genutzt<br />

werden, die selbst nicht an dem Verb<strong>und</strong>projekt mitgewirkt haben. Dies schafft ein beträchtliches Potenzial <strong>für</strong> die<br />

breite Nachnutzung der Projektergebnisse.<br />

50


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

� Customizing-Instrumente: Es wurden Instrumente zur situationsspezifischen Anpassung<br />

des generischen Vorgehensmodells entwickelt 49) . Sie ermöglichen es, das Vorgehensmodell<br />

an jene konkrete Anwendungssituation anzupassen, die in einem Unternehmen hinsichtlich<br />

der Implementierung eines Wissensmanagementsystems tatsächlich vorliegen.<br />

Als situative Einflussgrößen kommen z.B. die unterschiedlichen Gestaltungszwecke in<br />

Betracht, die mit einem Wissensmanagementsystem verfolgt werden. Dabei kann es sich<br />

z.B. um die „schlichte“ Konservierung von erworbenem Erfahrungswissen, um die Beurteilung<br />

von Mitarbeiterkompetenzen im Rahmen von Personalentgeltung <strong>und</strong> -<br />

entwicklung oder auch um die kompetenzorientierte Konfiguration von Projektteams<br />

handeln. Ebenso gilt es, die Beschreibungssprachen <strong>und</strong> Repräsentationsformen zu beachten,<br />

die in den bereits vorhandenen Informations- <strong>und</strong> Kommunikationssystemen eines<br />

betrieblichen Anwenders eingesetzt werden. Durch die Berücksichtigung solcher situativer<br />

Einflussgrößen wird die Individualisierung von Wissensmanagementsystemen unterstützt.<br />

Wichtig sind diese Erkenntnisse vor allem <strong>für</strong> Anbieter <strong>und</strong> Nutzer von computerbasierten<br />

Wissensmanagementsystemen, um ein k<strong>und</strong>engerechtes Customizing (Tailoring)<br />

dieser Systeme vornehmen zu können.<br />

� Prototypisches Software-Tool: Einer der Projektpartner, ein ausgewiesenes IT-<br />

Unternehmen mit einschlägigem Entwicklungs-Know-how <strong>für</strong> Wissensmanagement-<br />

Software (die Comma Soft AG), hat einen Prototyp <strong>für</strong> ein ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem<br />

entwickelt. Dieses Software-Tool leistet die informationstechnische<br />

Implementierung der o.a. Konzeption <strong>für</strong> das ontologiebasierte Management von<br />

Kompetenzwissen. Auf diese Weise wird die technisch-ökonomische Verwertbarkeit der<br />

Konzeption auch <strong>für</strong> Hersteller von computerbasierten Wissensmanagementsystemen<br />

aufgezeigt. Die anderen Praxispartner haben bereits damit begonnen, den entwickelten<br />

Prototyp in ihren Unternehmen intensiv zu erproben <strong>und</strong> hierbei hinsichtlich seiner Praxistauglichkeit<br />

aus der Perspektive betrieblicher Anwender zu evaluieren. 50) In Abhängigkeit<br />

von den abschließenden Evaluierungsergebnissen, die am Ende der Projektlaufzeit<br />

vorliegen sollen, wird der Software-Partner darüber entscheiden, ob er den Prototyp zu<br />

einer marktreifen, professionellen Wissensmanagement-Software weiterentwickelt. Diese<br />

Weiterentwicklung müsste insbesondere Instrumente zur situations- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>engerechten<br />

Anpassung (vgl. Ergebnis Nr. 4) des ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

umfassen. Eine solche potenzielle Weiterentwicklung des Prototyps zur Marktreife liegt<br />

jedoch außerhalb des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN. Sie gehört in den Bereich der ökonomischen<br />

Nachnutzung der Projektergebnisse.<br />

49) Vgl. ALAN, Y.; ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.: <strong>Werkzeuge</strong> zur Sicherstellung der Adaptibilität des KOWIEN-<br />

Vorgehensmodells. Projektbericht 6/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003.<br />

50) Darüber hinaus ist die KOWIEN-Vorgehensweise in Form „interner Reviews“ mehrfach durch die beteiligten Partner<br />

evaluiert worden. Vgl. ALAN, Y.: Evaluation der KOWIEN-Zwischenergebnisse. Projektbericht 7/2002, Institut <strong>für</strong><br />

Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Essen, Essen 2002.<br />

51


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

� E-Learning-Anwendung: Vom Universitätspartner wurde gemeinsam mit den Praxispartnern<br />

eine E-Learning-Anwendung konzipiert <strong>und</strong> realisiert 51) . Diese Anwendung<br />

wurde als selbstständig lauffähige Learnware implementiert, um möglichst vielseitig verwendbar<br />

zu sein. Als primäres Einsatzgebiet der Learnware schälte sich im Verlauf der<br />

Projektarbeiten 52) das prototypische Software-Tool heraus. In diesem Verwertungszusammenhang<br />

dient die E-Learning-Anwendung dazu, Benutzer des Software-Tools mit<br />

dessen Einsatz als ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem vertraut zu machen.<br />

Zielgruppe sind vor allem erstmalige oder lediglich sporadische Benutzer des Software-<br />

Tools, die über keine ausgeprägten Vorkenntnisse im Bereich des ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagements verfügen. Daher wurde besonderer Wert darauf gelegt, in der E-<br />

Learning-Anwendung nicht nur die Funktionalitäten des Software-Tools anschaulich zu<br />

erläutern. Vielmehr wurden ebenso große Teile des generischen Vorgehensmodells (vgl.<br />

Ergebnis Nr. 3) einbezogen. Hierdurch sollen den Benutzern des Software-Tools in ihrer<br />

betrieblichen Alltagsarbeit konkrete Hilfestellungen dabei geboten werden, wie sie kompetenzbezogene<br />

Ontologien systematisch konstruieren <strong>und</strong> im Rahmen eines ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagementsystems zielorientiert anwenden können. In dieser Assistenzfunktion<br />

dient die E-Learning-Anwendung der beruflichen Weiterbildung. Darüber<br />

bietet sich die E-Learning-Anwendung ebenso an, um im Rahmen der universitären Aus-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung eingesetzt zu werden. Hier<strong>für</strong> kommt in erster Linie der Online-<br />

Studiengang Wirtschaftsinformatik „VAWi“ (Virtuelle Ausbildung Wirtschaftsinformatik)<br />

in Betracht, der unter Federführung der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen,<br />

gemeinsam mit den Universitäten Bamberg <strong>und</strong> Erlangen-Nürnberg durchgeführt wird 53) .<br />

51) Vgl. WEICHELT, T.: Entwicklung einer E-Learning-Anwendung zum kompetenzprofil- <strong>und</strong> ontologiebasierten Wissensmanagement<br />

– Modul 1: Gr<strong>und</strong>lagen. Projektbericht 5/2004, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2004; WEICHELT, T.: Entwicklung einer E-<br />

Learning-Anwendung zum kompetenzprofil- <strong>und</strong> ontologiebasierten Wissensmanagement – Modul 2: Vorgehensmodell.<br />

Projektbericht 8/2004, Projekt KOWIEN, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2004 (in Bearbeitung); WEICHELT, T.: Entwicklung einer E-<br />

Learning-Anwendung zum kompetenzprofil- <strong>und</strong> ontologiebasierten Wissensmanagement – Modul 3: Prototyp. Projektbericht<br />

9/2004, Projekt KOWIEN, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2004 (in Bearbeitung).<br />

52) Dieses Einsatzgebiet der E-Learning-Anwendung war im Rahmenplan <strong>für</strong> das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN ursprünglich<br />

nicht vorgesehen. Ausführliche Diskussionen mit dem Softwarepartner <strong>und</strong> den übrigen Praxispartnern des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

ließen jedoch bei allen Projektpartnern die gemeinsame Einsicht reifen, dass die unmittelbare Unterstützung<br />

der Benutzung des Software-Tools <strong>für</strong> das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN einen höheren Nutzen verspricht, als es<br />

im ursprünglich angedachten Fall – der Learnware-Verwendung in einem Online-Studiengang – möglich gewesen<br />

wäre. Außerdem wurde diese ursprünglich geplante Verwendung der E-Learning-Anwendung keineswegs aufgegeben,<br />

sondern als Zukunftsoption weiterhin offen gehalten. Darauf wird in Kürze näher eingegangen.<br />

53) Der Online-Studiengang Wirtschaftsinformatik „VAWi“ bietet einen international anerkannten Master-Abschluss an.<br />

Dieser Studiengang wurde unter Federführung von Herrn Professor Dr. ADELSBERGER mit internetbasierten <strong>und</strong> multimedialen<br />

E-Learning-Techniken realisiert, die von den drei o.a. Universitäten im Rahmen des BMBF-Programms<br />

„Neue Medien in der Bildung“ entwickelt wurden. Seitens des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN ist beabsichtigt, die bereits<br />

erstellte E-Learning-Anwendung <strong>für</strong> den Online-Studiengang Wirtschaftsinformatik als ein Modul über „Methoden<br />

zur Akquisition <strong>und</strong> ontologiebasierten Strukturierung betriebswirtschaftlichen Domänenwissens“ zu offerieren. Auf<br />

diese Weise werden Projektergebnisse einem breiten Forum von Studierenden der Wirtschaftsinformatik an drei<br />

Hochschulen zugänglich gemacht. Darüber hinaus wird der Online-Studiengang zurzeit als kommerziell verwertbarer<br />

Weiterbildungsstudiengang in die Weiterbildungsgesellschaft der Universität Duisburg-Essen, die „Ruhr Campus<br />

Academy (RCA) gGmbH“ eingebracht. Dieser Weiterbildungsstudiengang wird allen Interessierten mit einem ersten<br />

berufsqualifizierenden Abschluss offen stehen <strong>und</strong> sich auch an Weiterbildungssuchende aus Unternehmen wenden.<br />

Dadurch bestünde die Möglichkeit, Resultate des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN – über die Praxispartner des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

hinaus – zahlreichen weiteren Unternehmen <strong>für</strong> die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter im Bereich des Wissensmanagements<br />

zur Verfügung zu stellen. Allerdings setzt diese Nachnutzung der E-Learning-Anwendung über das<br />

Ende der Projektlaufzeit voraus, dass zusätzliche Finanzquellen erschlossen werden können. Denn die E-Learning-<br />

Anwendung müsste im Hinblick auf Teilnehmer des VAWi-Online-Studiengangs noch inhaltlich fortentwickelt werden.<br />

Sie ist bislang speziell auf ihre Zielgruppe im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN – die potenziellen Benutzer des prototypischen<br />

Software-Tools – zugeschnitten.<br />

52


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Über eine Integration der E-Learning-Anwendung in diesen Online-Studiengang wird aber<br />

erst in der Nachnutzungsphase des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN entschieden werden<br />

können, da sich der Studiengang zurzeit in einer Phase der Umstrukturierung befindet.<br />

� Fallstudie: Für die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit der Wissensmanagementtechniken,<br />

die im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN (fort)entwickelt <strong>und</strong> eingesetzt wurden,<br />

erstellte einer der Praxispartner – ein renommiertes, international ausgewiesenes Beratungsunternehmen,<br />

die Roland Berger Strategy Consultants GmbH, – gemeinsam mit<br />

dem Universitätspartner eine Fallstudie 54) . Diese Fallstudie reflektiert einerseits die konkreten<br />

betrieblichen Anwendungssituationen, die bei den Praxispartnern des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN <strong>für</strong> das Wissensmanagement im betrieblichen Alltag vorherrschen. Andererseits<br />

wurde sie in der Art einer Harvard Business School (HBS) Case Study verfasst,<br />

um dem internationalen Anspruch an professionell gestaltete Fallstudien gerecht zu werden.<br />

Inhaltlich wurde insbesondere der potenzielle Konflikt zwischen Personalisierungs<strong>und</strong><br />

Kodifizierungsstrategie des Wissensmanagements aufgegriffen, der zu Beginn dieses<br />

Beitrags zwecks inhaltlicher Positionierung des Projektgegenstands kurz skizziert wurde.<br />

Da sich dieser Konflikt bei allen Praxispartnern des Verb<strong>und</strong>projekts als „virulent“ herausstellte<br />

<strong>und</strong> auch unter Fachexperten als allgemeines Problem des betrieblichen Wissensmanagements<br />

erkannt wurde, eignet sich die KOWIEN-Fallstudie ausgezeichnet als<br />

Schulungsmaterial sowohl <strong>für</strong> die Projektpartner als auch einen breiten Kreis weiterer Unternehmen<br />

(in der Nachnutzungsphase des Verb<strong>und</strong>projekts). Um eine möglichst große<br />

„Breitenwirkung“ zu erzielen, wird die KOWIEN-Fallstudie vom Universitätspartner seit<br />

dem Sommer 2004 im Bereich der regulären universitären Ausbildung eingesetzt. In jedem<br />

Sommersemester wird an der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, ein spezielles<br />

Fallstudienseminar ausgerichtet 55) . Es richtet sich insbesondere an Studierende der<br />

Betriebswirtschaftslehre <strong>und</strong> der Wirtschaftsinformatik während ihres Hauptstudiums,<br />

steht aber auch anderen Studiengängen offen, wie z.B. dem Systems Engineering (einer<br />

Spezialität des Essener Campus), der Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> den Lehramtsstudiengängen.<br />

Mit dem Fallstudieneinsatz werden nicht nur Einsichten <strong>und</strong> Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN in der universitären Ausbildung verbreitet, sondern es erfolgt<br />

auch ein wichtiger Beitrag zur stärkeren Praxisorientierung universitärer Ausbildung. Bereits<br />

im ersten Durchlauf des o.a. Fallstudienseminars haben sich die Bearbeiter der Fallstudie<br />

– es handelte sich ausschließlich um Studierende der Wirtschaftsinformatik – in der<br />

abschließenden Seminarevaluation sehr positiv über die Praxisnähe <strong>und</strong> Problemfülle der<br />

Fallstudie aus dem Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN geäußert.<br />

Die vorgenannten Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN stellen in ihrer Gesamtheit sicher,<br />

dass die ökonomischen <strong>und</strong> technologischen Kernziele des Projekts im ursprünglich angestrebten<br />

Ausmaß erreicht wurden.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> der Zielerreichung steht der Erwerb konzeptioneller Kompetenz <strong>für</strong> ein ontologie-<br />

<strong>und</strong> vorgehensmodellbasiertes Wissensmanagement im Engineering-Bereich, <strong>und</strong> zwar<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung von sowohl wissensintensiven Sachgütern (Produkt-Engineering) als<br />

auch wissensintensiven Dienstleistungen (Service-Engineering). Dieser Kompetenzerwerb<br />

kommt allen Projektpartnern unmittelbar zugute, um ihre Wettbewerbsfähigkeit – vor allem<br />

im Bereich des Projektgeschäfts – zu steigern. Die Praxispartner können ihren Kompetenzgewinn<br />

im Bereich des betrieblichen Wissensmanagements nutzen, um beispielsweise ihre stra-<br />

54) Vgl. ENGELMANN, K.; ALAN, Y.: KOWIEN Fallstudie – Gebert GmbH. Projektbericht 7/2003, Institut <strong>für</strong> Produktion<br />

<strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003.<br />

55) Vgl. im Internet die Website zum Fallstudienseminar unter der URL „http://www.pim.uni-essen.de/vorlesungen/ vorlesung.cfm?id=213“<br />

<strong>und</strong> dort speziell die KOWIEN-Fallstudie unter dem Titel „Gebert GmbH“.<br />

53


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

tegische Unternehmensplanung durch das Management von Kompetenzwissen im Hinblick<br />

auf ihre Kernkompetenzen zu schärfen <strong>und</strong> diese Kernkompetenzen wertschöpfend in die<br />

Entwicklung innovativer Produkte umzusetzen. Auf diese Weise wird ein wichtiger Beitrag<br />

zur Verzahnung von Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungs- sowie Produktionsstrategien geleistet.<br />

Zugleich zeigt das prototypische Software-Tool die „Machbarkeit“ ontologiebasierter Kompetenzmanagementsysteme<br />

auf, mit deren Hilfe sich Wissen über die eigenen Kompetenzen,<br />

Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile systematisch nutzen lässt, um die Qualität von <strong>Produktentwicklung</strong>sprozessen<br />

zu erhöhen <strong>und</strong> zugleich die hier<strong>für</strong> erforderlichen Entwicklungszeiten<br />

zu verringern.<br />

Darüber hinaus wird das prototypische Software-Tool den Softwarepartner des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN in die Lage versetzen, ein marktreifes, professionelles Softwareprodukt <strong>für</strong><br />

computerbasierte Wissensmanagementsysteme zu entwickeln, die sich auf das ontologiebasierte<br />

Management von Kompetenzwissen fokussieren. Diese Weiterentwicklung kann auf die<br />

Erkenntnisse zurückgreifen, die innerhalb des Verb<strong>und</strong>projekts über Instrumente zur situations-<br />

<strong>und</strong> k<strong>und</strong>engerechten Anpassung von computerbasierten Wissensmanagementsystemen<br />

gesammelt wurden. Angesichts der Kompetenz des Softwarepartners, internetbasierte Softwareanwendungen<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> bei Softwarelösungen <strong>für</strong> unternehmensspezifische<br />

Problemstellungen zu implementieren, ist davon auszugehen, dass nach einer entsprechenden<br />

Weiterentwicklung des Prototyps bis zur Marktreife ein konkurrenzfähiges Softwareprodukt<br />

<strong>für</strong> computerbasierte Wissensmanagementsysteme vorliegen wird. Die Weiterentwicklung des<br />

Prototyps zur Marktreife im Anschluss an die Projektdurchführung würde eine bedeutsame<br />

ökonomische Nachnutzung der Projektergebnisse darstellen <strong>und</strong> die Standortqualität Deutschlands<br />

<strong>für</strong> innovative Softwareentwicklungen stärken. Zugleich könnte der Softwarepartner seine<br />

Marktposition im Wettbewerb mit anderen nationalen, insbesondere aber auch internationalen<br />

Konkurrenten durch ein innovatives Produkt (Verwendung von Ontologien, XML usw.)<br />

ausbauen. Die Defizite <strong>und</strong> Verbesserungspotenziale derzeitiger Ansätze auf dem Gebiet des<br />

Wissensmanagements, der hohe Stellenwert des Themas in der Wirtschaft, die führende<br />

Marktstellung des Softwarepartners im Bereich internetbasierter Wissensmanagement-<br />

Software sowie konkrete K<strong>und</strong>enanfragen weisen auf ein hohes wirtschaftliches Erfolgspotenzial<br />

<strong>für</strong> ein solches Produkt hin.<br />

Für den Praxispartner aus dem Service-Engineering-Szenario bestehen begründete Aussichten,<br />

ein ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem zur Verbesserung seiner strategischen<br />

Wettbewerbsposition im internationalen Wettbewerb mit anderen Beratungsunternehmen<br />

nutzen zu können. Im Vordergr<strong>und</strong> der Verwertungsaussichten steht die Möglichkeit,<br />

Best-practice-Wissen aus bereits durchgeführten eigenen Beratungsprojekten <strong>für</strong> die Akquisition<br />

<strong>und</strong> die Bearbeitung neuer Projekte allen Mitgliedern des Unternehmens zugänglich zu<br />

machen. Die rasche Identifizierung <strong>und</strong> Anwendung von unternehmensintern vorhandenem,<br />

aber nicht direkt zugänglichem Fach- <strong>und</strong> Erfahrungswissen gilt in der Consulting-Branche<br />

als einer derjenigen strategischen Erfolgsfaktoren, der schon heute den Wettbewerb nachhaltig<br />

prägt.<br />

Die Verwertungsaussichten der drei Praxispartner aus dem Produkt-Engineering-Szenario<br />

erstrecken sich vor allem darauf, unternehmensintern vorhandene Kompetenzen möglichst<br />

rasch <strong>und</strong> möglichst umfassend nutzen zu können. Gemeinsames Ziel dieser kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen<br />

Unternehmen (KMU) ist es, sich im Wettbewerb gegenüber ihren Konkurrenten vor<br />

allem durch kompetenzbasierte Qualitäts- <strong>und</strong> Zeitvorsprünge durchzusetzen. Alle drei Unternehmen<br />

des Produkt-Engineering-Szenarios sind im Bereich des Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbaus<br />

tätig. Sie verfügen über hohe ingenieurtechnische Kompetenzen in vielfältigen Engineering-Bereichen.<br />

Sowohl <strong>für</strong> ihr Projektgeschäft als auch <strong>für</strong> die k<strong>und</strong>enfokussierte Auftragsproduktion<br />

ist es typisch, dass die meisten Projekte bzw. Produktserien hoch spezialisiertes<br />

54


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Engineering-Wissen voraussetzen <strong>und</strong> oftmals den Charakter von auftragsspezifischen Einzelfertigungen<br />

aufweisen. Daher stellt sich bei neu eintreffenden Projektausschreibungen oder<br />

K<strong>und</strong>enanfragen häufig das Problem herauszufinden, ob die zur Projektbearbeitung bzw. Produktherstellung<br />

erforderlichen Kompetenzen aus früher erfolgreich durchgeführten Projekten<br />

bzw. Produktionen – zumindest teilweise – zur Verfügung stehen. Darüber hinaus ist es des<br />

Öfteren nicht unmittelbar bekannt, bei welchen Mitarbeitern diese Kompetenzen abgerufen<br />

werden können. Besonders ausgeprägt ist die letztgenannte Schwierigkeit bei einem der Praxispartner<br />

mit heterogenen Geschäftsfeldern, so dass sich zuweilen bei der Zusammenstellung<br />

eines Projektteams Wissenslücken hinsichtlich der Kompetenzverteilung im Unternehmen<br />

hinderlich auswirken. Die drei Partnerunternehmen aus dem Produkt-Engineering-Szenario<br />

werden die Erkenntnisse aus dem Projekt KOWIEN praktisch verwerten, um ihr alltägliches<br />

Problem, einerseits verfügbare <strong>und</strong> andererseits zwecks Projekt- oder Auftragsakquisition <strong>und</strong><br />

-durchführung erforderliche Engineering-Kompetenzen aufeinander abzustimmen, besser als<br />

in der Vergangenheit zu lösen. Hierdurch soll ihre Position im Wettbewerb um wissensintensive<br />

Engineering-Projekte nachhaltig gestärkt werden.<br />

Allerdings ist von einem „ehrlichen“ Bericht über die realisierten Ergebnisse eines Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsprojekts im Allgemeinen nicht zu erwarten, dass alle intendierten<br />

Projektergebnisse tatsächlich realisiert wurden. Dies liegt in der „natürlichen“ Ergebnisunsicherheit<br />

aller F&E-Projekte begründet. Insbesondere zwei Aspekte des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN konnten nicht so verwirklicht werden, wie sie ursprünglich geplant waren.<br />

Erstens gelang es nicht, substanzielle Erkenntnisse hinsichtlich des Nebenziels zu gewinnen,<br />

wie das wechselseitige Verhältnis zwischen Referenzmodellen einerseits <strong>und</strong> den Ontologien<br />

andererseits beschaffen ist. Ursprünglich sollte aufgezeigt werden, wie sich Wissen, das in<br />

Referenzmodellen repräsentiert ist, zur Konstruktion von Ontologien verwenden lässt <strong>und</strong> wie<br />

Ontologien in Referenzmodelle zurückübersetzt werden können. Im Verlauf der konkreten<br />

Projektarbeit zeigte sich jedoch, dass die einschlägigen Referenzmodelle, die in der Fachliteratur<br />

zu den beiden KOWIEN-Szenarien angeboten werden, zurzeit (noch) nicht das Ausmaß<br />

an inhaltlicher Detailliertheit <strong>und</strong> Präzision erreichen, um bei der Entwicklung eines ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagementsystems <strong>für</strong> die betriebliche Praxis konkret eingesetzt<br />

werden zu können 56) . Diese „frustrierende“ Einsicht in den aktuellen Entwicklungszustand<br />

von Referenzmodellen stellte sich sowohl <strong>für</strong> das Produkt- als auch <strong>für</strong> das Service-<br />

Engineering-Szenario heraus. Daher mussten im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN die Ontologien<br />

<strong>für</strong> Aufgaben des Kompetenzmanagements in den beiden vorgenannten Szenarien von Gr<strong>und</strong><br />

auf neu entwickelt werden, ohne auf entsprechende Referenzmodelle zurückgreifen zu können.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> erübrigte sich die Frage, wie sich Wissen, das in Referenzmodellen<br />

repräsentiert ist, zur Konstruktion von Ontologien verwenden lässt. Die komplementäre Frage,<br />

wie Ontologien in Referenzmodelle zurückübersetzt werden können, wäre zwar durchaus<br />

weiterhin von gr<strong>und</strong>sätzlichem Interesse gewesen. Aber der aktuelle Entwicklungszustand<br />

von Referenzmodellen ließ es wegen ihres Detaillierungs- <strong>und</strong> Präzisionsmangels aussichtslos<br />

erscheinen, die Informationsfülle von Ontologien in solche Referenzmodelle zurückübertragen<br />

zu können – zumindest im Rahmen der knappen zeitlichen <strong>und</strong> personellen Ressourcen,<br />

die im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN zur Verfügung standen 57) . Daher wurden diese Ressourcen<br />

56) Vgl. ALPARSLAN, A.: Wissensanalyse <strong>und</strong> Wissensstrukturierung. Projektbericht 6/2002, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong><br />

Industrielles Informationsmanagement, Universität Essen, Essen 2002, S. 17 ff.<br />

57) Die „Rückübersetzung“ von Ontologien in Referenzmodelle erübrigt sich allerdings, wenn die ursprünglich (im Projektrahmenplan)<br />

verfolgte Trennung von Referenzmodellen <strong>und</strong> Ontologien aufgehoben wird. Zwar lassen sich die<br />

beiden Konstrukte grob dadurch unterscheiden, dass Referenzmodelle in der Regel nur semi-formalsprachlich (z.B.<br />

mit Hilfe ausführlicher natürlichsprachlicher Kommentare zu einem formalsprachlichen Referenzmodell-„Kern“) formuliert<br />

sind sowie keine Inferenz- <strong>und</strong> Integritätsregeln umfassen (die nur auf vollständig formalisierte sprachliche<br />

55


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

in andere, Erfolg versprechendere Entwicklungsarbeiten – wie z.B. die E-Learning-Anwendung<br />

als Assistenzkomponente des Software-Tools – umgelenkt.<br />

Zweitens wurde in technologischer Hinsicht eine spezielle Facette des Knowledge-Level-<br />

Engineerings nicht so weit in die praktische betriebliche Anwendung mit Hilfe des Software-<br />

Tools umgesetzt, wie dies auf der Basis von Ontologien gr<strong>und</strong>sätzlich möglich gewesen wäre.<br />

Diese spezielle Facette betrifft die Fähigkeit, implizites Wissen, das in explizit dokumentiertem<br />

Wissen über Kompetenzen, Kompetenzträger <strong>und</strong> Kompetenzprofile bereits enthalten ist,<br />

mittels Inferenzregeln computerbasiert zu erschließen <strong>und</strong> so in explizites Wissen zu überführen.<br />

Ontologien bereichern diese Möglichkeit der Wissensexplizierung durch eine besondere<br />

Art von Inferenzregeln („objektsprachliche“ Inferenzregeln), die weit über die allgemein verfügbaren<br />

(„metasprachlichen“) Inferenzregeln der deduktiven Logik hinausgehen. Im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

KOWIEN wurde eine Vielzahl solcher „objektsprachlichen“ Inferenzregeln (neben<br />

einer weiteren Regelart, den Integritätsregeln) als Bestandteile von Ontologien <strong>für</strong> das betriebliche<br />

Kompetenzmanagement entwickelt <strong>und</strong> ausführlich analysiert 58) . Dabei stellten sich<br />

einerseits konzeptionelle Schwierigkeiten heraus, Inferenzregeln innerhalb einer Ontologie so<br />

zu formulieren, dass sich das mit ihrer Hilfe erschlossene, neue explizite Kompetenzwissen<br />

mittels (zweistelliger) prädikatenlogischer Formeln als Faktenwissen ausdrücken lässt (Problem<br />

der dynamischen Faktengenerierung) 59) . Andererseits wurden vom Softwarepartner erhebliche<br />

Bedenken geäußert, ob sich die Integration einer prädikatenlogisch basierten „Inferenzmaschine“<br />

in das Software-Tool, die <strong>für</strong> die Anwendung der Inferenzregeln zum Zweck<br />

der Wissensexplizierung erforderlich gewesen wäre, aus den Blickwinkeln der Praktikabilität<br />

<strong>und</strong> der kommerziellen Verwertbarkeit rechtfertigen ließe. Aufgr<strong>und</strong> dieser Bedenken wurde<br />

vom Softwarepartner anstelle der Implementierung von Inferenzregeln <strong>und</strong> einer zugehörigen<br />

„Inferenzmaschine“ ein anderer softwaretechnischer Weg eingeschlagen, der sich so genannter<br />

„saved queries“ (Diktion der infonea ® -Wissensmanagement-Architektur) bedient. Diese<br />

Artefakte angewendet werden können). Ontologien zeichnen sich dagegen – zumindest in ihrer „strengen“ Version,<br />

die innerhalb des KOWIEN-Projekts vertreten wird, – durch eine vollständige formalsprachliche Konstruktion einschließlich<br />

Inferenz- <strong>und</strong> Integritätsregeln aus. Wenn von dieser – definitorischen <strong>und</strong> somit letztlich willkürlichen –<br />

Unterscheidung zwischen Referenzmodellen <strong>und</strong> Ontologien abgesehen wird, lässt sich durchaus die Ansicht vertreten,<br />

dass Ontologien bereits eine spezielle Variante von Referenzmodellen darstellen. Um die „normative Qualität“<br />

von Referenzmodellen zu erlangen, brauchen Ontologien „nur“ noch mit dem Anspruch verknüpft zu werden, Leitlinien<br />

<strong>für</strong> eine „gute“ oder „zweckmäßige“ Modellierung jeweils vorgegebener Realitätsausschnitte darzustellen.<br />

Der Verfasser folgt dieser – mit plausiblen Argumenten vertretbaren – Ansicht jedoch aus zwei Gründen nicht. Erstens<br />

sieht er keinen überzeugenden Gr<strong>und</strong>, auf die o.a. definitorische Differenzierung zwischen Referenzmodellen<br />

<strong>und</strong> Ontologien zu verzichten. Zweitens – <strong>und</strong> dies erscheint dem Verfasser wichtiger – besteht eine subtilere Unterscheidung<br />

zwischen Referenzmodellen <strong>und</strong> Ontologien, die bislang in der einschlägigen Fachliteratur noch nicht in<br />

der gebotenen Deutlichkeit herausgearbeitet wurde: Ontologien stellen nur die sprachlichen Ausdrucksmittel zur Verfügung,<br />

mittels derer sich wahrgenommene oder vorgestellte Realitätsausschnitte modellieren lassen. Daher können<br />

Ontologien <strong>für</strong> die Modellierung einer Vielzahl „möglicher Welten“ (Realitätsausschnitte) herangezogen werden, solange<br />

sie sich jeweils mit den sprachlichen Mitteln einer Ontologie ausdrücken lassen. Referenzmodelle sollen dagegen<br />

aufgr<strong>und</strong> ihres normativen Anspruchs nicht nur die sprachliche Struktur möglicher Realitätsausschnitte erfassen,<br />

sondern die materielle Struktur von Realitätsausschnitten so wiedergeben, wie sie im Sinne normativer Vorstellungen<br />

intendiert wird. Beispielsweise sollen Referenzmodelle nicht alle sprachlich ausdrückbaren Geschäftsprozesse in einem<br />

Realitätsausschnitt umfassen, sondern nur jene Geschäftsprozesse auszeichnen, die im Sinne normativer Vorstellungen<br />

als „Referenz“ zur Nachahmung oder zum Benchmarking vorzugeben sind. Aus dieser Perspektive lassen sich<br />

Ontologien nicht „trivial“ in Referenzmodelle (zurück) übersetzen, weil es einer normativen Komponente bedarf, die<br />

lediglich mögliche <strong>und</strong> sprachlich ausdrückbare Konstrukte auf intendierte Konstrukte einengt. Diese zusätzliche<br />

normative Komponente <strong>für</strong> die „Rückübersetzung“ von Ontologien in Referenzmodelle konnte im Projekt KOWIEN<br />

nicht mehr erarbeitet werden.<br />

58) Vgl. HÜGENS, T.: Inferenzregeln des „plausiblen Schließens“ zur Explizierung von implizitem Wissen über Kompetenzen.<br />

Projektbericht 3/2004, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen<br />

(Campus Essen), Essen 2004, S. 21 ff.<br />

59) Vgl. ALAN, Y.: Erweiterung von Ontologien um dynamische Aspekte. Projektbericht 4/2004, Institut <strong>für</strong> Produktion<br />

<strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2004.<br />

56


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

alternative Implementierung mithilfe eines Inferenzregel- <strong>und</strong> Inferenzmaschinen-Substituts<br />

wird im Beitrag des Softwarepartners ausführlicher dargestellt.<br />

Den beiden vorgenannten Aspekten, die im Rahmen des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN nicht so<br />

wie ursprünglich geplant realisiert werden konnten, stehen aber auch „überraschende“ Ergebnisse<br />

gegenüber, die im ursprünglichen Projektrahmenplan nicht vorgesehen waren. Dazu gehörte<br />

bereits die Neuausrichtung der E-Learning-Anwendung, primär als Assistenzkomponente<br />

des prototypischen Software-Tools zu dienen. Darauf wurde schon weiter oben eingegangen.<br />

Darüber hinaus kristallisierte sich <strong>für</strong> das prototypische Software-Tool ein völlig neuartiger<br />

Anwendungsbereich heraus, an den zunächst in keiner Weise gedacht worden war. In Gesprächen<br />

mit der Zentralstelle <strong>für</strong> Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstransfer (FET) der Universität<br />

Duisburg-Essen, Campus Essen, zeigte sich ein großes Interesse der Universität, das Software-Tool<br />

zur Darstellung der Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungskompetenzen von Hochschuldozenten<br />

im Internet zu nutzen. Auf diese Weise könnte das bisher verwendete „elektronische<br />

Forschungshandbuch“ der Essener Universität durch eine wesentlich flexiblere <strong>und</strong> benutzerfre<strong>und</strong>lichere<br />

Anwendung des KOWIEN-Software-Tools abgelöst werden. Entsprechende<br />

Sondierungsgespräche zwischen dem Softwarepartner des Verb<strong>und</strong>projekts <strong>und</strong> dem Leiter<br />

der Essener Zentralstelle <strong>für</strong> Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstransfer haben bereits stattgef<strong>und</strong>en.<br />

In Kürze soll eine erste Demonstrationsversion <strong>für</strong> diese neuartige Anwendung des KO-<br />

WIEN-Software-Tools, die mit Kompetenzinformationen von Hochschuldozenten des Essener<br />

Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften gefüllt wurde, im Internet zur Erprobung <strong>und</strong> kritischen<br />

Evaluierung zur Verfügung stehen.<br />

In der Phase der Wissensakquisition <strong>für</strong> die Entwicklung des KOWIEN-Prototyps stellte sich<br />

die Frage nach geeigneten Quellen <strong>für</strong> einschlägiges Praxiswissen über verfügbare <strong>und</strong> erforderliche<br />

Kompetenzen. Hierbei zeigte sich, dass die beteiligten Praxispartner oftmals eine<br />

Reihe von kompetenzorientierten Wissensquellen in ihren eigenen Unternehmen besitzen,<br />

diese Quellen jedoch in herkömmlichen Kompetenzmanagementsystemen nicht genutzt werden,<br />

um Wissen über Kompetenzen zu akquirieren. Insbesondere Unternehmen aus dem Maschinen-<br />

<strong>und</strong> Anlagenbau müssen heutzutage ein effektives Qualitätsmanagement aufbauen,<br />

um beispielsweise <strong>für</strong> Automobilhersteller Aufträge wahrnehmen zu können. Weite Verbreitung<br />

findet hier die Fehlermöglichkeits- <strong>und</strong> Einflussanalyse (FMEA). Sie stellt eine Standardtechnik<br />

des Qualitätsmanagements dar. In FMEA-Anwendungen wird geeigneten (qualifizierten)<br />

Mitarbeitern die Verantwortlichkeit <strong>für</strong> Maßnahmen zur Fehlervermeidung übertragen.<br />

Dieses Wissen über technische Qualifikationen von Mitarbeitern lässt sich nutzen, um<br />

kompetenzbezogenes Wissen <strong>für</strong> die Konstruktion von Ontologien <strong>und</strong> Wissensbasen systematisch<br />

zu erwerben. Zu diesem Zweck wurde vom Universitätspartner ein prototypisches<br />

Softwaresystem (OntoFMEA) 60) konzipiert <strong>und</strong> realisiert, das Wissen aus FMEA-Formblättern<br />

in eine Ontologie <strong>und</strong> Wissensbasis transferiert. Dieses „ontologisch“ aufbereitete Wissen<br />

lässt sich anschließend nutzen, um neue FMEA-Anwendungen zu erstellen. Unter anderem<br />

kann beispielsweise nach möglichen Fehlern bei bestimmten Bauteilen gesucht werden.<br />

In einem nächsten Schritt ist es möglich, eine solche FMEA-Ontologie mit bestehenden<br />

60) Vgl. DITTMANN, L.; RADEMACHER, T.; ZELEWSKI, S.: Performing FMEA Using Ontologies. In: DE KLEER, J.; FORBUS,<br />

K. D.: 18th International Workshop on Qualitative Reasoning, Proceedings, 02.-04.08.2004 in Evanston, USA,<br />

Evanston 2004, S. 209-216; DITTMANN, L.; RADEMACHER, T.; ZELEWSKI, S.: Combining Knowledge Management and<br />

Quality Management Systems. Eingereicht zu: 48th EOQ (European Organization for Quality) Congress, 07.-<br />

09.09.2004 in Moskau; DITTMANN, L.; ZELEWSKI, S.: Integrating Computer-based Systems of Knowledge and Quality<br />

Engineering to Manage Skills. Eingereicht zu: 8th International Symposium on Measurement and Quality Control in<br />

Production (ISMQC) – IMEKO TC14 Measurement of Geometrical Quantities, 12.-15.10.2004 in Erlangen (erscheint<br />

als VDI-Tagungsband 1860: Measurement and Quality Control in Production, Erlangen 2004).<br />

57


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Kompetenzontologien zu umfassenderen, auch <strong>für</strong> das betriebliche Qualitätsmanagement geeigneten<br />

Kompetenzontologien zusammenzuführen. Dieser neuartige Ansatz einschließlich<br />

seiner prototypischen Implementierung bietet die Chance, die Forschungs- <strong>und</strong> Praxisfelder<br />

des Wissens- <strong>und</strong> Qualitätsmanagements zukünftig enger miteinander zu verknüpfen. So kann<br />

z.B. die Fehlerdiagnose in komplexen Systemen mit der Ermittlung fachlich kompetenter Ansprechpartner<br />

verb<strong>und</strong>en werden.<br />

Des Weiteren bot sich eine unerwartete Gelegenheit, die Verwertbarkeit von Erkenntnissen<br />

des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN weit außerhalb der beiden ursprünglich anvisierten Anwendungsszenarien<br />

zu untersuchen. Durch zusätzliche Fördermittel aus dem InWert-Programm<br />

des BMBF konnte in Kooperation mit dem INSTI-Netzwerk eine eigenständige Verwertungsstudie<br />

61) durchgeführt werden. Sie befasste sich mit den Marktperspektiven, Projektergebnisse<br />

hinsichtlich ontologiebasierter Kompetenzmanagementsysteme auf die Erfüllung von Wissensmanagementaufgaben<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen zu übertragen. In diesem Zusammenhang<br />

schuldet das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN Herrn Dipl.-Ing. Bernd Risch vom Kölner Institut der<br />

deutschen Wirtschaft e.V. besonderen Dank, der mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stand, um diese<br />

Studie über den möglichen Transfer von Projektergebnissen in einen weiteren Bereich des<br />

Service-Managements zu ermöglichen.<br />

Schließlich wurde gemeinsam mit der die Projektgruppe Wissensmanagement der Wirtschaftsjunioren<br />

Essen e.V. das „Praxisforum Wissensmanagement“ als Industriearbeitskreis<br />

gegründet, der sich eines regen Zuspruches von vornehmlich KMU aus der Region des Ruhrgebiets<br />

erfreut. Darauf wird im nachstehenden Kapitel aus der Perspektive der Projekt-<br />

Stakeholder zurückgekommen.<br />

61) Vgl. ZUG, S.; KLUMPP, M.; KROL, B.: Wissensmanagement im Ges<strong>und</strong>heitswesen, Arbeitsbericht Nr. 16, Institut <strong>für</strong><br />

Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen 2003.<br />

58


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

3 Beteiligte Projektpartner<br />

3.1 Überblick<br />

Das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN umfasst ein Projektkonsortium, das die Projektarbeiten im engeren<br />

Sinn leistet <strong>und</strong> durch Finanzmittel des BMBF großzügig gefördert wurde. Hinzu<br />

kommen weitere Stakeholder, die in die Verbreitung der Erkenntnisse <strong>und</strong> Ergebnisse der<br />

Projektarbeiten einbezogen werden, jedoch nicht an den BMBF-Fördermitteln partizipieren.<br />

Das Projektkonsortium setzt sich aus fünf Praxispartnern <strong>und</strong> einem Universitätspartner zusammen.<br />

Die fünf Praxispartner stehen im Zentrum des Projekts. Die meisten von ihnen gehören<br />

zum Sektor der kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen (KMU). Drei lassen sich der<br />

Branche des Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbaus im weitesten Sinn – bis hin zum internationalen<br />

Technologie-Dienstleister im Engineering komplexer Industrieprojekte – zuordnen <strong>und</strong> tragen<br />

gemeinsam das Produkt-Engineering-Szenario des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN:<br />

1. die Deutsche Montan Technologie (DMT) GmbH in Essen,<br />

2. die Karl Schumacher Maschinenbau (KSM) GmbH in Köln <strong>und</strong><br />

3. die TEMA GmbH – Industrial Visiomation in Schwelm.<br />

Hinzu kommt als vierter Praxispartner ein Unternehmen aus der Consulting-Branche, von<br />

dem das Service-Engineering-Szenario des Verb<strong>und</strong>projekts abgedeckt wird:<br />

4. die Roland Berger Strategy Consultants GmbH in München & Düsseldorf.<br />

Schließlich nimmt der fünfte Praxispartner eine Sonderstellung ein, weil er in keines der vorgenannten<br />

Szenarien eingeb<strong>und</strong>en war, sondern als Softwarepartner <strong>für</strong> die prototypische<br />

Implementierung der konzeptionellen Projektarbeiten zur Verfügung stand:<br />

5. die Comma Soft AG – The Knowledge People in Bonn.<br />

Der Universitätspartner, das Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement<br />

(PIM) der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, trat als federführender Antragsteller<br />

auf. Er hat während der Projektdurchführung die generelle Koordinierung der Projektarbeiten<br />

übernommen sowie – gemeinsam mit dem Softwarepartner – den überwiegenden<br />

Teil der konzeptionellen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsleistungen erbracht.<br />

Zu den weiteren Stakeholdern, die sich außerhalb des voranstehenden Projektkonsortiums <strong>für</strong><br />

die Verbreitung der Projekterkenntnisse <strong>und</strong> Projektergebnisse in der betrieblichen Praxis,<br />

insbesondere bei KMU einsetzen, gehört vor allem die Projektgruppe Wissensmanagement<br />

der Wirtschaftsjunioren Essen e.V. (der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer <strong>für</strong> Essen, Mülheim<br />

an der Ruhr <strong>und</strong> Oberhausen zu Essen). Es handelt sich um einen Kreis von Selbstständigen<br />

<strong>und</strong> (angehenden) Führungskräften, die sich ehrenamtlich betätigen, um innovative Unternehmen<br />

im Einzugsbereich der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer Essen, Mülheim an der Ruhr<br />

<strong>und</strong> Oberhausen zu unterstützen. Gemeinsam mit den Wirtschaftsjunioren Essen e.V. hat der<br />

Universitätspartner – das Institut PIM – im Mai 2003 den Industriearbeitskreis 62) „Praxisfo-<br />

62) Zunächst wurde versucht, sich zwecks Erfahrungsaustauschs an anderen Industriearbeitskreisen des Projektträgers<br />

Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien (PFT), der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, zu beteiligen. Hier<strong>für</strong> bot<br />

sich insbesondere der PFT-Industriearbeitskreis „Wissensmanagement in der Praxis: Konzeption, Einführung <strong>und</strong><br />

Controlling von Wissensmanagementsystemen“ an. Die Veranstalter dieses Industriearbeitskreises erklärten jedoch<br />

dem Universitätspartner auf Anfrage, dass keine Möglichkeit gesehen werde, ihn in den Meinungsaustausch des Arbeitskreises<br />

einzubeziehen. Daraufhin verzichteten auch die weiteren Partner des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN darauf,<br />

in diesen Arbeitskreis aufgenommen zu werden.<br />

59


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

rum Wissensmanagement“ gegründet 63) . Dieser Industriearbeitskreis stößt auf regen Zuspruch<br />

unter den KMU der Region. Er tagt in regelmäßigen, zurzeit halbjährlichen Abständen. Die<br />

Praxispartner des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN nehmen an den Sitzungen des Praxisforums<br />

Wissensmanagement regelmäßig teil. Dabei nutzen sie die Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen<br />

hinsichtlich der Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung computerbasierter Wissensmanagementsysteme<br />

in der betrieblichen Praxis auszutauschen. Der Erfahrungsaustausch betrifft<br />

nicht nur die Praxispartner des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN untereinander, sondern auch – sogar<br />

insbesondere – mit anderen Fach- <strong>und</strong> Führungskräften aus KMU mit ähnlichen Wissensmanagementproblemen.<br />

Darüber hinaus wurde das Praxisforum Wissensmanagement<br />

zwischenzeitlich auf ein zweites BMBF-gefördertes Projekt – das eingangs kurz erwähnte<br />

Verb<strong>und</strong>projekt MOTIWIDI – ausgeweitet. Damit dient dieser Industriearbeitskreis „nebenbei“<br />

auch dem Erfahrungsaustausch zwischen zwei thematisch eng benachbarten (komplementären)<br />

Verb<strong>und</strong>projekten des BMBF. Seitens des Universitätspartners wurde bereits sichergestellt,<br />

das Praxisforum Wissensmanagement über die Laufzeit des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN hinaus fortzusetzen, um zur Nachhaltigkeit der Projekterfahrungen beizutragen <strong>und</strong><br />

das „Networking“ unter den Mitgliedern des Industriearbeitskreises zu fördern.<br />

Für die überregionale Verbreitung von Projektergebnissen konnte als weiterer Stakeholder<br />

die Gemeinschaftsaktion „Multimedia im Maschinenbau“ gewonnen werden, die vom<br />

VDMA NRW, der IG-Metall-Bezirksleitung NRW <strong>und</strong> dem Arbeitgeber-Ausschuss Metall<br />

NRW getragen wird. Am 12. März 2003 erfolgte in diesem praxisnahen Forum ein Beitrag<br />

zur Transferveranstaltung „Facetten des Wissensmanagements in Maschinenbau-Unter-nehmen<br />

– Versteckte Potenziale nutzen“ in Krefeld. In diesem Beitrag über „Kooperatives Wissensmanagement<br />

im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau“ 64) berichteten ein Praxispartner <strong>und</strong> der<br />

Universitätspartner gemeinsam über wesentliche Zwischenergebnisse des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN <strong>und</strong> nutzten die Gelegenheit, auf die Entwicklung des Software-Tools <strong>für</strong> ontologiebasiertes<br />

Kompetenzmanagement aufmerksam zu machen.<br />

Darüber hinaus erklärte sich die Zentralstelle <strong>für</strong> Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstransfer<br />

(FET) der Universität Duisburg-Essen am Campus Essen bereit, die Verbreitung von Ergebnissen<br />

des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN durch einen Workshop zu fördern, der sich an Wirtschaftsunternehmen<br />

der Ruhrgebietsregion – vor allem KMU – richtete. Dieser Workshop<br />

fand am 3. April 2004 mit dem Thema „Computergestütztes Wissensmanagement in Industrie-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen“ statt 65) . Sowohl aufgr<strong>und</strong> seiner praxisnahen Thematik<br />

als auch wegen seiner Einbettung in die bereits etablierte, mehrjährig durchgeführte Veranstaltungsreihe<br />

„WirtschaftsForum 10: IuK-Kompetenz im Dialog“, stieß der Workshop auf<br />

lebhaftes Interesse von KMU der Region. Der Workshop erwies sich als ausgezeichnete Gelegenheit,<br />

Erwartungen von Praxis <strong>und</strong> Wissenschaft über computerbasiertes Wissensmanagement<br />

auszutauschen, <strong>und</strong> vermittelte auch dem KOWIEN-Team fruchtbare Impulse <strong>für</strong> die<br />

Fortsetzung seiner Projektarbeiten.<br />

63) Nähere Informationen zu diesem Industriearbeitskreis finden sich im Internet unter der URL „http://www.praxisforum-wissensmanagement.de/“.<br />

Dort kann auch Einsicht in die bereits durchgeführten, praxisorientierten Veranstaltungen<br />

genommen werden.<br />

64) Vgl. die Dokumentation der Präsentation im Internet unter der URL „http://www.kowien.uni-essen.de/publikationen/Alan-VDMA_Präsentation.pdf“.<br />

65) Die Ergebnisse des Workshops sind in einem Tagungsband dokumentiert, dessen Beiträge im Internet unter der URL<br />

„http://www.kowien.uni-essen.de/publikationen.cfm“ zugänglich sind. Darüber hinaus wurden die Workshop-<br />

Vorträge auf Video aufgezeichnet <strong>und</strong> sollten im Internet einer breiteren, über die Ruhrgebietsregion hinaus reichenden<br />

Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Aufgr<strong>und</strong> von personellen <strong>und</strong> zeitlichen Engpässen der Essener Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungstransferstelle hat sich die Veröffentlichung dieser Workshop-Videos im Internet leider<br />

bislang verzögert.<br />

60


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Des Weiteren haben die Praxis- <strong>und</strong> der Universitätspartner auf einer größeren Anzahl sowohl<br />

nationaler als auch internationaler Fachkonferenzen die (Zwischen-) Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN einer interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt. Zu diesen Fachkonferenzen<br />

zählen u.a. 66) :<br />

∙ 48th European Organization for Quality Congress (EOQ 04) in Moskau,<br />

GUS (06.09-10.09. 2004);<br />

∙ 18th International Workshop on Qualitative Reasoning (QR 04) in Evanston,<br />

USA (02.08.-04. 08.2004);<br />

∙ 6th, 7th and 8th World Multiconference on Systemics, Cybernetics and Informatics<br />

(SCI 2002, SCI 2003, SCI 2004) in Orlando, USA (jeweils August des Jahres) <strong>und</strong><br />

∙ 2. Konferenz Professionelles Wissensmanagement (WM 2003) in Luzern,<br />

Schweiz (02. 04.-04. 04.2003).<br />

Schließlich verfassten die Praxis- <strong>und</strong> der Universitätspartner zahlreiche Veröffentlichungen,<br />

um die Erkenntnisse <strong>und</strong> Ergebnisse der Projektarbeiten in der interessierten Öffentlichkeit als<br />

„globalem Stakeholder“ zu verbreiten. Dazu gehören nicht nur primär wissenschaftlich ausgerichtete<br />

Publikationen, sondern vor allem auch Beiträge in wirtschaftsnahen Zeitschriften, die<br />

sich in erster Linie an Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte in KMU richten. Beide Gruppen von Projektpublikationen<br />

werden in der abschließenden Literaturaufstellung gesondert ausgewiesen.<br />

3.2 Deutsche Montan Technologie (DMT) GmbH<br />

Die DMT GmbH 67) wurde 1990 aus den Vorgängerorganisationen Westfälische Berggewerkschaftskasse<br />

<strong>und</strong> der Bergbau-Forschung GmbH gegründet <strong>und</strong> hat sich im Bereich von unabhängigen<br />

Technologiedienstleistungen im In- <strong>und</strong> Ausland mit dem Schwerpunkt auf Rohstoff,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Infrastruktur spezialisiert. In Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen<br />

erbringt die DMT weltweit in über 70 Ländern hochwertige Systemleistungen.<br />

Abbildung 1: Die Deutsche Montan Technologie (DMT) GmbH in Essen<br />

66) Eine vollständige Übersicht über die Projektpräsentationen auf Fachkonferenzen findet sich am Ende des Beitrags.<br />

67) Weiterführende Informationen finden sich im Internet unter der URL „http://www.dmt.de“.<br />

61


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Das Leistungsspektrum der DMT erstreckt sich vor allem auf folgende Geschäftsfelder:<br />

• Bergbau Service,<br />

• Industrie Systeme,<br />

• Gebäude Sicherheit,<br />

• Bau Consulting,<br />

• Exploration & Geosurvey.<br />

Die DMT GmbH ist aktives Mitglied in 25 in- <strong>und</strong> ausländischen Fachverbänden, Ausschüssen,<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> Vereinen. Die Zulassungen der DMT GmbH umfassen 2 behördlich<br />

anerkannte Fachstellen <strong>für</strong> Sicherheit, 3 akkreditierte Prüflaboratorien sowie 4 bekannt gegebene<br />

Prüfstellen.<br />

Ein Charakteristikum der DMT GmbH ist es, dass sie Engineering-Kompetenzen aus sehr heterogenen<br />

Geschäftsfeldern in sich vereinigt. Daher bereitet es ihr Schwierigkeiten, bei Ausschreibungen<br />

von Entwicklungsaufträgen mit inhaltlich stark schwankenden Kompetenzanforderungen<br />

jederzeit diejenigen Engineering-Kompetenzen zu identifizieren, die im Verb<strong>und</strong><br />

der locker gekoppelten Unternehmensabteilungen aktuell vorhanden sind. Diese Kompetenzen<br />

müssen zwecks erfolgreicher Auftragsakquisition <strong>und</strong> -durchführung aufeinander<br />

abgestimmt werden, um entsprechende Projektteams zusammenzustellen. Deshalb hegt die<br />

DMT GmbH besonders großes Interesse an einem computerbasierten Wissensmanagementsystem<br />

<strong>für</strong> das Management von Kompetenzwissen.<br />

Den Arbeitsschwerpunkt der DMT GmbH im Verb<strong>und</strong>projekt bildet das „Management verteilter<br />

Wissensressourcen in Engineering-Netzwerken <strong>für</strong> die Entwicklung technologieintensiver<br />

Produkte“. Zu den wesentlichen Aufgaben dieses Arbeitsschwerpunkts gehören:<br />

• die Analyse praktischer Probleme des Wissensmanagements im eigenen Unternehmen,<br />

• die Formulierung von Anforderungen an ein computerbasiertes Wissensmanagementsystem<br />

zur Lösung jener Probleme aus der Perspektive betrieblicher Anwender,<br />

• die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit jener Lösungskonzepte, die vom<br />

Universitätspartner <strong>für</strong> das ontologiebasierte Management von Kompetenzen entwickelt<br />

werden, sowie<br />

• die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit des prototypischen Software-Tools,<br />

das vom Softwarepartner als Demonstrationsexemplar <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme<br />

entwickelt wird.<br />

3.3 Karl Schumacher Maschinenbau (KSM) GmbH<br />

Die Karl Schumacher Maschinenbau GmbH 68) wurde 1964 gegründet. Das vollkommen unabhängige,<br />

mittelständisch geprägte Unternehmen expandierte während seiner Entwicklung<br />

kontinuierlich. Zurzeit werden ca. zwei Dutzend Mitarbeiter bei einer Betriebsgröße von<br />

ca. 1.300 m 2 beschäftigt. Der ursprünglich regionale K<strong>und</strong>enkreis konnte in den letzten Jahren<br />

international ausgeweitet werden; er erstreckt sich mittlerweile auch auf Staaten wie Großbritannien,<br />

Frankreich, Spanien, Kanada, GUS (ehemalige Sowjetunion) sowie – neuerdings sogar<br />

– China.<br />

68) Weiterführende Informationen finden sich im Internet unter der URL „http://www.ksm-maschinenbau.de“.<br />

62


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Eine breite Produkt-Palette, hohes Technologie- <strong>und</strong> Qualitätsniveau mit einem Qualitätsmanagementsystem<br />

nach DIN EN ISO 9001:2000 <strong>und</strong> ein umfangreiches K<strong>und</strong>en-Servicepaket<br />

sind die wesentlichen Stärken der KSM GmbH. Das Unternehmen entwickelt, konstruiert, fertigt<br />

<strong>und</strong> montiert – als typischer Auftragsfertiger – vor allem Sondermaschinen unter Einsatz<br />

von technologisch anspruchsvollen Maschinenbau- <strong>und</strong> Steuerungskomponenten mit hohen<br />

Sicherheits- <strong>und</strong> Leistungsstandards. Der Einsatz moderner, computerbasierter Planungs-, Organisations-<br />

<strong>und</strong> Controllingsysteme sowie eine zeitgemäße Fertigung auf CNC-Werkzeugmaschinen<br />

versetzen das Unternehmen in Verbindung mit seinem langjährig erworbenen Engineering-Know-how<br />

in die Lage, Problemlösungen auch zu außergewöhnlichen <strong>und</strong> sehr<br />

komplexen Aufgabenstellungen zu liefern. Durch qualitativ <strong>und</strong> funktionell hochwertige Ausführung<br />

der Maschinen <strong>und</strong> Anlagen genießt das Unternehmen in seinem K<strong>und</strong>enkreis einen<br />

hervorragenden Ruf.<br />

Die derzeitige Betriebsgröße <strong>und</strong> Unternehmensstruktur der KSM GmbH ermöglichen es, flexibel<br />

<strong>und</strong> zeitnah auf individuelle K<strong>und</strong>enwünsche einzugehen. In ihrer Fähigkeit zur k<strong>und</strong>enorientierten<br />

Produktion auf hohem Technologie- <strong>und</strong> Qualitätsniveau sieht die KSM<br />

GmbH einen ihrer wichtigsten Wettbewerbsvorteile.<br />

Das Leistungsspektrum der KSM GmbH beginnt mit der ersten technischen Analyse des Produkts,<br />

<strong>für</strong> das eine K<strong>und</strong>enanfrage eingegangen ist. In enger Zusammenarbeit mit dem K<strong>und</strong>en<br />

(„Simultaneous Engineering“) wird eine Lösung <strong>für</strong> das K<strong>und</strong>enproblem entwickelt, die<br />

sich sowohl an den qualitativen als auch an den wirtschaftlichen Vorstellungen des K<strong>und</strong>en<br />

orientiert. Die Kernkompetenzen im Fertigungs- <strong>und</strong> Montagebereich liegen auf den Gebieten<br />

der Hydraulik, der Pneumatik <strong>und</strong> der Elektrosteuerungssysteme. Darüber hinaus werden<br />

Montage <strong>und</strong> Inbetriebnahme der Anlagen beim K<strong>und</strong>en durch erfahrene Mitarbeiter angeboten.<br />

Der Servicebereich umfasst des Weiteren Schulungs- <strong>und</strong> Trainingsmaßnahmen sowie die<br />

Lieferung von Ersatzteilen.<br />

In den vergangenen knapp vier Jahrzehnten wurde eine Vielzahl von Sondermaschinen <strong>und</strong><br />

Anlagen <strong>für</strong> den Bereich der Montage- <strong>und</strong> Handhabungstechnik sowie <strong>für</strong> die Be- <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

von Großserienteilen erfolgreich entwickelt, konstruiert <strong>und</strong> gefertigt. Die Lieferungen<br />

erstreckten sich von der Vorrichtung über die Einzelmaschine bis zur kompletten<br />

Montagelinie (vgl. die nachfolgende Abbildung 2).<br />

Kompetenz <strong>und</strong> Zuverlässigkeit der Mitarbeiter schafften die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine breite Produkt-Palette<br />

der KSM GmbH. Diese Produktpalette umfasst beispielsweise:<br />

• vollautomatische verkettete Montage- <strong>und</strong> Prüflinien <strong>für</strong> komplexe Pkw-Komponenten,<br />

wie z.B. <strong>für</strong> Servolenkungen, Differentialgetriebe, Hinterachsgetriebe, Antriebswellen <strong>und</strong><br />

Schwimmsattelbremsen,<br />

• Bearbeitungs- <strong>und</strong> Montagemaschinen – insbesondere R<strong>und</strong>tischmaschinen –<br />

<strong>für</strong> Massenteile, wie z.B. <strong>für</strong> Pkw-Scharniere <strong>und</strong> -Türfeststeller, Motorhalter,<br />

• Bauteilezuführsysteme <strong>für</strong> Maschinen,<br />

• lose verkettete Werkstückträger-Transportsysteme,<br />

• Montagepressen <strong>für</strong> komplizierte Pressvorgänge,<br />

• Schraubmaschinen <strong>für</strong> Präzisionsverschraubungen,<br />

• Messmaschinen zum Ausmessen von Großdieselmotoren sowie zur Zylinderkopf<strong>und</strong><br />

Dichtungsmessung,<br />

• Funktionstest- <strong>und</strong> Dichtigkeitsprüfungs-Maschinen <strong>für</strong> Kfz-Wasserpumpen,<br />

• Montage-, Prüf- <strong>und</strong> Etikettieranlagen <strong>für</strong> Stromschienensysteme.<br />

63


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Abbildung 2: Produkte der Karl Schumacher Maschinenbau GmbH<br />

Die Schwerpunkte des Produktespektrums lagen in den letzten Jahren in der Automobilbranche,<br />

<strong>und</strong> zwar sowohl bei den Automobilproduzenten (Ford AG Köln, VW-Werk Shanghai)<br />

als auch bei deren Zulieferern (z.B. Visteon Deutschland GmbH: Werke Wülfrath <strong>und</strong><br />

Düren, FAW Volkswagen Automotive Co.: Changchun/China, Edscha AG, Kendrion RSL<br />

Germany GmbH, Kiekert AG, [Klöckner-Humboldt-] Deutz AG, Lucas Automotive GmbH).<br />

Daneben wurden auch Aufträge aus der Elektro- <strong>und</strong> der Pharmabranche sowie der Möbelbranche<br />

akquiriert (z.B. Moeller GmbH, Hettich Holding GmbH & Co. oHG, Madaus AG).<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihres hohen Umsatzanteils in der Automobilbranche, die von Produzenten <strong>und</strong> Zulieferern<br />

mit zum Teil großer Marktmacht geprägt ist, werden durch die KSM GmbH Maßnahmen<br />

angestrebt, die es ermöglichen, <strong>für</strong> die Verwertung ihrer Engineering-Kompetenzen<br />

neue Zukunftsmärkte zu identifizieren <strong>und</strong> zu erschließen. Daher hegt die KSM GmbH großes<br />

Interesse daran, sich im Rahmen des Projekts KOWIEN an der Entwicklung des computerbasierten<br />

Managements von Kompetenzwissen zu beteiligen.<br />

64


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Der Arbeitsschwerpunkt der KSM GmbH im Verb<strong>und</strong>projekt betrifft das „Management von<br />

Kompetenzprofilen <strong>für</strong> die Entwicklung technologieintensiver Maschinen- <strong>und</strong> Anlagensysteme<br />

unter den Randbedingungen hochflexibler Auftragsproduktion“. Zu den wesentlichen<br />

Aufgaben dieses Arbeitsschwerpunkts gehören:<br />

• die Analyse praktischer Probleme des Wissensmanagements im eigenen Unternehmen,<br />

• die Formulierung von Anforderungen an ein computerbasiertes Wissensmanagementsystem<br />

zur Lösung jener Probleme aus der Perspektive betrieblicher Anwender,<br />

• die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit jener Lösungskonzepte, die vom<br />

Universitätspartner <strong>für</strong> das ontologiebasierte Management von Kompetenzwissen entwickelt<br />

werden, sowie<br />

• die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit des prototypischen Software-Tools,<br />

das vom Softwarepartner als Demonstrationsexemplar <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme<br />

entwickelt wird.<br />

3.4 TEMA GmbH – Industrial Visiomation<br />

Die TEMA GmbH 69) ist ein mittelständisch geprägtes Unternehmen. Sie befasst sich seit über<br />

zehn Jahren mit der Entwicklung <strong>und</strong> der Produktion opto-elektronischer Komplettlösungen<br />

<strong>für</strong> industrielle Anwender. Es handelt sich um einen ausgesprochenen Nischenanbieter mit<br />

hochgradiger Spezialisierung auf Bildverarbeitungstechniken zur Unterstützung industrieller<br />

Fertigungsprozesse. Die TEMA GmbH beliefert sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette in<br />

der Stahl- <strong>und</strong> Kunststoffverarbeitung. Die Anwendungsschwerpunkte ihrer Bildverarbeitungssysteme<br />

liegen in der prozessoptimierenden Qualitätssicherung <strong>und</strong> der Materialflusssteuerung.<br />

Die wesentlichen Kenngrößen zur Charakterisierung der TEMA GmbH lauten:<br />

• mehr als 10 Jahre Erfahrung,<br />

• über 100 installierte industrielle Anwendungen, darunter prämierte Systeme,<br />

• starke Technologieplattform <strong>und</strong> moderne IT-Infrastruktur,<br />

• junges motiviertes Team mit erstklassigem akademischen Backgro<strong>und</strong>,<br />

• effiziente Projektabwicklung <strong>und</strong> kurze Entwicklungszeiten auf der Basis von<br />

Baukasten-Modulen <strong>und</strong> Bibliotheken.<br />

Als Marktteilnehmer in einer mittleren Größenordnung befasst sich die TEMA GmbH mit der<br />

Entwicklung von Anwendungen <strong>für</strong> die:<br />

• Oberflächeninspektion,<br />

• Strukturkontrolle,<br />

• Vollständigkeitskontrolle,<br />

• berührungslose Vermessung,<br />

• Materialflusssteuerung,<br />

• Lageerkennung <strong>und</strong> Positionierungssteuerung,<br />

• Bedruckungskontrolle.<br />

69) Weiterführende Informationen finden sich im Internet unter der URL „http://www.temavisio.com/“.<br />

65


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Diese Anwendungen sind konzipiert als industrielle, lückenlose Inline-Kontrollen <strong>für</strong>:<br />

• bahnförmige Materialien,<br />

• Stückgüter,<br />

• Baugruppen,<br />

• Präzisionsteile, insbesondere im Bereich Automotive,<br />

• Stanzteile <strong>und</strong> Ronden,<br />

• Sonderlösungen.<br />

Abbildung 3 zeigt einen kleinen Ausschnitt aus der Produktpalette.<br />

Kontrolle von Deckeln<br />

(Stückgut)<br />

Externe<br />

Datenstation 1<br />

Bildverarbeitung<br />

Sortierung von<br />

Leergutkisten<br />

(Sonderlösungen)<br />

Externe<br />

Datenstation 2<br />

Kontrolle von Ronden<br />

(Stanzteile)<br />

Vermessung von Bauteilen<br />

(Baugruppen)<br />

Abbildung 3: Produktpalette der TEMA GmbH<br />

66<br />

Kontrolle von<br />

Metallbahnen<br />

(bahnförmige Materialien)<br />

Kontrolle von Felgen<br />

(Stückgut)<br />

Industrielle Bildverarbeitung wird in der Industrie in der Regel zur computerbasierten Qualitäts-<br />

<strong>und</strong> Prozesskontrolle eingesetzt. Die Haupteinsatzfelder liegen in der metallverarbeitenden<br />

<strong>und</strong> kunststoffverarbeitenden Industrie – insbesondere in den Bereichen Vorprodukte/Halbzeug,<br />

Automotive <strong>und</strong> Verpackung. In diesen Produktfeldern konnte eine Vielzahl von<br />

Referenzanlagen (insgesamt weit über 100 Industrieanwendungen) bei namhaften Unternehmen<br />

im In- <strong>und</strong> Ausland eingerichtet werden.<br />

Der Markt der industriellen Bildverarbeitung wird vom VDMA als eindeutiger Wachstumsmarkt<br />

mit ca. 25 % jährlichem Wachstum eingestuft (siehe die Abbildung 4 auf der folgenden<br />

Seite). Der nur zum Teil erschlossene Hochtechnologiemarkt ist durch breite Anwendungsmöglichkeiten<br />

(Qualitätssicherung, Robotik, Materialflusssteuerung, Fertigungsautomatisierung<br />

u.ä.), eine dynamische technologische Weiterentwicklung <strong>und</strong> eine fragmentierte Nachfrage<br />

gekennzeichnet.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Umsatz in<br />

Mio DM<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

67<br />

Ja hr VDMA (2000)<br />

Abbildung 4. Markt der industriellen Bildverarbeitung (Quelle: VDMA)<br />

Bei den Mitarbeitern der TEMA GmbH handelt es sich im Wesentlichen um Informatiker,<br />

Physiker <strong>und</strong> Ingenieure mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der industriellen Bildverarbeitung.<br />

Der administrative Bereich ist dagegen bewusst eng besetzt. Derzeit beschäftigt die<br />

TEMA GmbH 15 Mitarbeiter mit dem Schwerpunkt in der Entwicklung. Das Durchschnittsalter<br />

der Mitarbeiter beträgt knapp 35 Jahre.<br />

Der Arbeitsschwerpunkt der TEMA GmbH trägt die Bezeichnung „Kompetenzorientiertes<br />

Multiprojektmanagement zur Entwicklung innovativer industrieller Bildverarbeitungssysteme“.<br />

Zu den wesentlichen Aufgaben dieses Arbeitsschwerpunkts gehören:<br />

• die Analyse praktischer Probleme des Wissensmanagements im eigenen Unternehmen,<br />

• die Formulierung von Anforderungen an ein computerbasiertes Wissensmanagementsystem<br />

zur Lösung jener Probleme aus der Perspektive betrieblicher Anwender,<br />

• die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit jener Lösungskonzepte, die vom<br />

Universitätspartner <strong>für</strong> das ontologiebasierte Management von Kompetenzwissen entwickelt<br />

werden,<br />

• die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit des prototypischen Software-Tools,<br />

das vom Softwarepartner als Demonstrationsexemplar <strong>für</strong> ontologiebasierte Kompetenzmanagementsysteme<br />

entwickelt wird.<br />

3.5 Roland Berger Strategy Consultants GmbH<br />

Die Roland Berger Strategy Consultants GmbH 70) , 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden<br />

Strategieberatungen. Mit 32 Büros in 22 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf<br />

dem Weltmarkt aktiv. 1630 Mitarbeiter haben im Jahr 2003 einen Umsatz von über 530 Mio.<br />

€ erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen<br />

Eigentum von derzeit mehr als 160 Partnern.<br />

70) Weiterführende Informationen finden sich im Internet unter der URL „http://www.rolandberger.com“.


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Roland Berger berät international führende Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen sowie<br />

öffentliche Institutionen. Das Beratungsangebot umfasst alle Fragen der Unternehmensführung<br />

– von der strategischen Ausrichtung über die Einführung neuer Geschäftsmodelle <strong>und</strong> -<br />

prozesse sowie Organisationsstrukturen bis hin zur Informations- <strong>und</strong> Technologiestrategie.<br />

Roland Berger ist in globalen Kompetenzzentren organisiert. Die Industrie-Kompetenzzentren<br />

decken die großen Branchen ab, die funktionalen Kompetenzzentren bieten Know-how zu übergreifenden<br />

methodischen Fragestellungen. Für jedes Beratungsprojekt wird ein interdisziplinäres<br />

Team zusammengestellt, das aus Experten mit branchenspezifischem <strong>und</strong> funktionalem<br />

Know-how besteht.<br />

Seit Mitte der 90er Jahre beschäftigt sich Roland Berger mit dem Thema Wissensmanagement<br />

in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist in der wissensintensiven Dienstleistungsbranche „Unternehmensberatung“<br />

Wissensmanagement einer der zentralen Kernprozesse des Wertschöpfungsprozesses<br />

<strong>und</strong> somit wettbewerbsentscheidend. Zum anderen erstreckt sich das Beratungsangebot<br />

von Roland Berger u.a. auch auf die Entwicklung <strong>und</strong> Implementierungsbegleitung<br />

von klientenspezifischen Wissensmanagement-Konzepten. Hierbei beschränken sich die<br />

Beratungsleistungen nicht nur auf die Entwicklung eines entsprechenden informationstechnischen<br />

Infrastruktur-Konzepts, sondern berücksichtigen insbesondere die Strategie, die Organisationsstruktur,<br />

die Schlüsselprozesse sowie die Kultur des jeweils betroffenen K<strong>und</strong>enunternehmens<br />

(Abbildung 5).<br />

Schwerpunkt heutiger<br />

Wissensmanagementaktivitäten?!<br />

Unternehmensstrategie<br />

• Datenbanken<br />

• Suchmaschinen <strong>und</strong><br />

• Incentive Systeme<br />

Agenten<br />

• Schnittstellen ERP-<br />

Systeme<br />

Technologie<br />

<strong>und</strong> Systeme<br />

Wissensmanagement<br />

Personal<br />

<strong>und</strong> Kultur<br />

• Organizational Slack<br />

• Vitality Factors<br />

• HR-Instrumente<br />

• Trainings- <strong>und</strong><br />

• Intra-/Inter-/Extranets<br />

• Workflow- <strong>und</strong><br />

Schulungsprogramme<br />

Groupwaresysteme Organisa- • Dokumentation von Wissen/ Content Management<br />

tion <strong>und</strong> • Übersetzung von implizitem in explizites Wissen<br />

Prozesse • Schnittstellen zwischen Entwicklung, Produktion,<br />

Marketing <strong>und</strong> Vertrieb<br />

• Aufbaufloworganisation/Hypertextorganisation<br />

68<br />

• Leitbild/Vision<br />

• Score Card<br />

• Funktionsstrategien<br />

Abbildung 5: Notwendige Aktivitäten <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />

Realisierung des Wissensmanagements<br />

Auslöser <strong>für</strong> das Interesse von Roland Berger am Projekt KOWIEN ist die Erkenntnis, dass<br />

das Wissen der Mitarbeiter, der Austausch von Projekterfahrungen zwischen den Mitarbeitern<br />

sowie die strukturierte <strong>und</strong> transparente Aufbewahrung von Wissen einer der entscheidenden<br />

Erfolgsfaktoren in der Beratungsbranche ist. Das Ziel des internen Wissensmanagementprojektes<br />

„BRAIN“ (Berger Research And Information Network) ist es, eine Plattform zu etablieren,<br />

die es allen Mitarbeitern weltweit ermöglicht, auf das organisationale Wissen von Roland<br />

Berger entsprechend ihren individuellen Berechtigungen zuzugreifen. Somit soll einerseits die<br />

Möglichkeit des Wissensaustauschs gegeben sein, aber andererseits auch dem Anspruch der<br />

Archivierung des Wissens Genüge geleistet werden. Gr<strong>und</strong>legendes Gestaltungskriterium <strong>für</strong><br />

das interne Wissensmanagement sind die verschiedenen Informations- oder Wissenssphären,<br />

in denen sich die Berater während ihrer alltäglichen Arbeit bewegen (Abbildung 6).


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Definition von Informationssphären mit unterschiedlichen<br />

Wertigkeiten <strong>für</strong> die Arbeit des Consultants<br />

Internet<br />

EXTERNE<br />

INFORMATIONSSPHÄRE<br />

69<br />

Brancheninformationen<br />

Verbände<br />

ORGANISATORISCHE<br />

INFORMATIONSSPHÄRE<br />

Benchmarks Lessons learned<br />

Internal<br />

Online<br />

Datenbanken<br />

Publikationen<br />

CC<br />

Services<br />

INFORMATIONSSPHÄRE<br />

Who´s Who<br />

Tools Key Account Mng Vorträge<br />

Statistiken News<br />

PROJEKT<br />

INFORMATIONSSPHÄRE<br />

Projekte<br />

CD-ROMs<br />

Services<br />

Internet<br />

Digest<br />

Präsentationen<br />

Memos<br />

Briefe<br />

PERSÖNLICHE Tasks<br />

INFORMATIONS-<br />

SPHÄRE<br />

Bücher<br />

Presse<br />

Skills<br />

Firmeninformationen<br />

Allgemeine/<br />

Wirtschaftspresse<br />

Abbildung 6: Die Informationssphären eines Consultants<br />

Um den Wissensmanagementprozess möglichst eng an die Kernaktivität der Beratung – die<br />

Bearbeitung von Projekten – anzubinden, wird dieser Prozess nach dem Prinzip der projektbegleitenden<br />

Dokumentation organisiert. Von der Anmeldung einer Projektnummer bis zur<br />

Ablage von Präsentationen, Protokollen <strong>und</strong> Studien, die im Laufe eines Projekts entstehen,<br />

werden alle Unterlagen in einem virtuellen Teamraum gesammelt <strong>und</strong> strukturiert abgelegt.<br />

Nach Projektabschluss werden die Unterlagen gefiltert <strong>und</strong> in der unternehmensweiten Knowhow-Datenbank<br />

„proKNOWLEDGE“ abgelegt (Abbildung 7).<br />

Ausrichtung des Wissensmanagement an unserer Kernaktivität:<br />

der Bearbeitung von Projekten<br />

Prinzip der projektbegleitenden Dokumentation mittels eines virtuellen Teamraums<br />

Projekt-<br />

Module<br />

Berater<br />

Klienten-<br />

Materialien<br />

Eröffnung der<br />

Projektnummer<br />

PROJEKT<br />

Virtueller Teamraum<br />

Angebote Notizen Präsentationen<br />

Analysen/<br />

Daten-<br />

Daten<br />

banken<br />

Spreadsheets<br />

Schließung der<br />

Projektnummer<br />

"EISY<br />

Check"<br />

BRAIN<br />

proKNOW-<br />

LEDGE<br />

Zeit<br />

• EISY Formulare<br />

• Präsentationen<br />

• Angebote<br />

• etc.<br />

.bits<br />

business<br />

research<br />

Abbildung 7: Projektbegleitendes Wissensmanagement mittels eines virtuellen Teamraums


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Informationstechnisch wird der Wissensmanagementprozess bei Roland Berger im Wesentlichen<br />

auf Plattformen <strong>für</strong> datenbank- <strong>und</strong> internetbezogene Standardsoftware (Oracle, Livelink)<br />

realisiert. Diese Plattformen werden von einem hauseigenen Applikationsteam <strong>für</strong> die<br />

Belange der Berater fortentwickelt <strong>und</strong> entsprechend angepasst. Alle Anwendungen werden<br />

weltweit über Internetbrowser bedient (Abbildung 8).<br />

Einstieg über ein Portal mit verschiedenen Informationsbereichen<br />

Abbildung 8: Die Internetplattform BRAIN<br />

Die geplanten Weiterentwicklungen gehen dahin, dass die Ablage von Wissen zeitnäher <strong>und</strong><br />

effizienter erfolgt. Außerdem soll der Zugriff auf einzelne Wissenskomponenten spezifischer<br />

auf die Bedürfnisse <strong>und</strong> Berechtigungen einzelner Nutzer zugeschnitten werden. Erstes erfordert<br />

einen Ansatz, der auf eine Beschleunigung <strong>und</strong> Effizienzsteigerung des Wissensmanagements<br />

abzielt. Dies entspricht auch den wesentlichen Zielen des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN.<br />

Zweites wird bei Roland Berger – außerhalb des Verb<strong>und</strong>projekts – durch Mikroportale <strong>und</strong><br />

Agententechnologie realisiert.<br />

Das professionelle Management von Wissen <strong>und</strong> Innovationen ist selbstverständlich nicht nur<br />

<strong>für</strong> Beratungsunternehmen ein wichtiges Thema. Unternehmen aus allen Industriezweigen<br />

haben erkannt, dass sie Ansätze <strong>und</strong> Instrumente bereithalten müssen, um „den Schatz in den<br />

Köpfen der Mitarbeiter“ im Sinne ihrer Unternehmensziele Wert steigernd einsetzen zu können.<br />

Um die Nachfrage nach Beratung in diesem Feld kompetent befriedigen zu können, hat<br />

Roland Berger die „Knowledge and Innovation Community“ – kurz: KIC – ins Leben gerufen.<br />

Die Community bündelt das im Unternehmen vorhandene Wissen <strong>und</strong> baut Innovations-<br />

<strong>und</strong> Wissensmanagement als Beratungsfeld aus. Erfahrene Berater untersuchen weltweit aktuelle<br />

Trends <strong>und</strong> innovative Entwicklungen im Bereich von Innovations- <strong>und</strong> Wissensmanagement.<br />

Die Projekterfahrung von Roland Berger reicht in diesem Bereich von der Entwicklung<br />

unternehmensweiter Wissensmanagementstrategien über die Auswahl von unternehmensspezifischen<br />

Wissensmanagementinstrumenten bis hin zur Erarbeitung eines Konzepts<br />

<strong>für</strong> „Intellectual Property“. Dabei hat Roland Berger nicht nur führende Unternehmen aus<br />

dem Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau unterstützt, sondern auch Unternehmen der Elektroindustrie,<br />

der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindustrie sowie IT-Unternehmen <strong>und</strong> Banken.<br />

70


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Darüber hinaus fördert Roland Berger den Erfahrungsaustausch mit Hochschulen <strong>und</strong> Verbänden.<br />

Durch die Betreuung von Diplomarbeiten <strong>und</strong> Promotionen zum Thema Innovations<strong>und</strong><br />

Wissensmanagement unterstützt Roland Berger den kontinuierlichen Austausch zwischen<br />

Theorie <strong>und</strong> Praxis. Im Jahr 2001 ist eine gemeinschaftliche Studie mit dem Verband Deutscher<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau (VDMA), Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau, zum<br />

Thema „Wissensmanagement im Deutschen Großanlagenbau“ erfolgreich abgeschlossen worden.<br />

Im Rahmen dieses Projekts wurde eine umfangreiche empirische Studie zum aktuellen<br />

Stand der Wissensmanagementdiskussion im deutschen Großanlagenbau <strong>und</strong> zu den Erwartungen<br />

an einen praxisorientierten Managementansatz durchgeführt. Hinsichtlich des Verb<strong>und</strong>projekts<br />

KOWIEN hat die Gemeinschaftsstudie von Roland Berger <strong>und</strong> VDMA u.a. zu<br />

zwei bemerkenswerten Einsichten geführt.<br />

Erstens bieten Unternehmen des Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbaus ein interessantes Anwendungsfeld<br />

<strong>für</strong> Entwicklungsanstrengungen auf dem Gebiet des Wissensmanagements. Denn es klafft<br />

eine deutliche Lücke zwischen einerseits der hohen Wissensintensität der Branche <strong>und</strong> andererseits<br />

der noch „ausbaufähigen“ Nutzung des innerbetrieblich verfügbaren Wissens. Diese<br />

Diskrepanz wird von den Befragungsergebnissen veranschaulicht, die in Abbildung 5 wiedergegeben<br />

sind. Es ist zu erwarten, aus der gemeinsamen Arbeit im Projekt KOWIEN wertvolle<br />

Einsichten in das computerbasierte Management von Kompetenzwissen zu gewinnen, die in<br />

der Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbaubranche auf fruchtbaren Boden fallen würden. Roland Berger<br />

sieht eine seiner wesentlichen Aufgaben im Rahmen des Projektkonsortiums darin, die Diffusion<br />

der Projektergebnisse in die betriebliche Praxis – hier vor allem: den Maschinen- <strong>und</strong><br />

Anlagenbau – mittels seiner weit reichenden Industriekontakte nachhaltig zu fördern.<br />

Der Anlagenbau wird zwar als "wissensintensive Branche" bezeichnet;<br />

derzeit wird die Ressource Wissen jedoch nur begrenzt genutzt<br />

WIE KLASSIFIZIEREN SIE DIE WISSENS-<br />

INTENSITÄT 1) IM ANLAGENBAU?<br />

0%<br />

sehr<br />

schwach<br />

13%<br />

19%<br />

63%<br />

6%<br />

gering mittel stark sehr<br />

stark<br />

1) Die Wissensintensität wird definiert als die gewichtete Summe der Bedeutung von Patenten, F&E Ausgaben, Anteil der Akademiker an<br />

der Gesamtbelegschaft, Ausgaben <strong>für</strong> Informationstechnologie <strong>und</strong> geschätzte Substituierbarkeit von Erfahrungsträger<br />

71<br />

WIE GROß SCHÄTZEN SIE DEN ANTEIL DES DER-<br />

ZEIT TATSÄCHLICH BENUTZTEN WISSENS EIN?<br />

19%<br />

6%<br />

50%<br />

19%<br />

0%<br />

6%<br />

0–20% 20–40% 40–60% 60–80% 80–100% k. A.<br />

%Anteil des derzeit genutzten Wissens<br />

Abbildung 9: Die Bedeutung der Ressource Wissen im Anlagenbau<br />

Zweitens bestätigt die Gemeinschaftsstudie von Roland Berger <strong>und</strong> VDMA, dass <strong>für</strong> ein Erfolg<br />

versprechendes Wissensmanagement zwei Wissensquellen mit höchster Priorität zu berücksichtigen<br />

sind (vgl. Abbildung 10): einerseits implizites Erfahrungswissen, das aus der<br />

Durchführung von Projekten gewonnen wurde <strong>und</strong> „in den Köpfen“ der Projektmitarbeiter<br />

verankert ist, sowie andererseits explizit dokumentiertes Wissen, das in Projektberichten u.ä.<br />

Unterlagen enthalten ist. Diese beiden Wissensquellen werden auch im hier beschriebenen


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Projekt KOWIEN vorrangig behandelt, <strong>und</strong> zwar in der Gestalt von Kompetenzprofilen, die<br />

maßgeblich das Erfahrungswissen der betroffenen Mitarbeiter widerspiegeln, bzw. in der<br />

Form von Web-Dokumenten über Projekterfahrungen.<br />

Erfolgsrelevantes Wissen im Anlagenbau ist vor allem implizites<br />

Wissen bzw. dokumentiertes Projektwissen<br />

WIE SCHÄTZEN SIE DIE BEDEUTUNG DER<br />

FOLGENDEN IMPLIZITEN WISSENSQUELLEN EIN?<br />

Projekterfahrung<br />

Lost Order Analyse<br />

Best Practice<br />

Infos über<br />

potentielle Projekte<br />

Markt-/Wettb.Infos<br />

Mitarbeiter-<br />

Erfahrungen<br />

3,4<br />

Überlieferte<br />

Geschichten<br />

3,2<br />

Erfahrungen der<br />

K<strong>und</strong>en<br />

3,5<br />

1 2 3 4<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

Punktwerte als Durchschnitt der Nennungen<br />

2,5<br />

3,2<br />

3,0<br />

3,9<br />

3,6<br />

72<br />

WIE BEURTEILEN SIE DIE RELEVANZ DER<br />

FOLGENDEN EXPLIZITEN WISSENSQUELLEN?<br />

∅ 3,2 ∅ 2,7<br />

Handbücher<br />

Vorschriften<br />

Patente/Lizenzen<br />

Projektdokumentation<br />

Expertenverzeichnisse<br />

Produktdokumentation<br />

Strategische<br />

Planung<br />

Fachliteratur<br />

2,4<br />

2,4<br />

2,4<br />

2,8<br />

2,7<br />

2,7<br />

3,0<br />

3,7<br />

1 2 3 4<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

Abbildung 10: Erfolgsrelevantes Wissen im Anlagenbau<br />

Über die zuvor exemplarisch angeführten Detailergebnisse hinaus hat die Gemeinschaftsstudie<br />

von Roland Berger <strong>und</strong> VDMA generell gezeigt, dass erfolgreiches Wissensmanagement<br />

zwar einen kohärenten <strong>und</strong> umfassenden Ansatz verfolgen muss (Ganzheitlichkeit), die erhofften<br />

Potenziale jedoch nur über die sinnvolle Priorisierung von Aktivitäten <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

realisiert werden können (Pragmatismus). Die Gratwanderung zwischen Ganzheitlichkeit<br />

<strong>und</strong> Pragmatismus ist ein wesentlicher Bestandteil des branchenspezifischen Beratungsansatzes<br />

von Roland Berger.<br />

Der Arbeitsschwerpunkt von Roland Berger im Verb<strong>und</strong>projekt trägt die Bezeichnung „Wissensmanagement<br />

bei weltweit verteilten Akteuren im Projektgeschäft“. Zu den wesentlichen<br />

Aufgaben dieses Arbeitsschwerpunkts gehören:<br />

• Anforderungen an ein computerbasiertes Wissensmanagementsystem sollen aus der Perspektive<br />

betrieblicher Anwender erhoben werden, <strong>und</strong> zwar nach Möglichkeit im engen<br />

inhaltlichen Anschluss an die bereits durchgeführte Gemeinschaftsstudie mit dem VDMA.<br />

• Lösungskonzepte <strong>für</strong> Probleme des Wissensmanagements <strong>und</strong> entsprechende Software-<br />

<strong>Werkzeuge</strong>, die im Rahmen des Projekts KOWIEN entwickelt werden, sollen im eigenen<br />

Unternehmen unmittelbar in die Praxis der Unternehmensberatung zur Verbesserung ihrer<br />

strategischen Wettbewerbsposition eingeführt werden. Dabei stehen die Weiterentwicklung<br />

der bereits vorhandenen Wissensmanagementkonzeption (BRAIN, proKNOWLED-<br />

GE) <strong>und</strong> die Verbesserung der bestehenden Software-<strong>Werkzeuge</strong> im Vordergr<strong>und</strong> der Arbeiten.<br />

Diese Arbeiten erstrecken sich auch auf die Erprobung <strong>und</strong> Evaluierung der Praxistauglichkeit<br />

jener Lösungskonzepte, die vom Universitätspartner <strong>für</strong> das ontologiebasierte<br />

Management von Kompetenzwissen erarbeitet werden, sowie des prototypischen<br />

Software-Tools, das vom Softwarepartner als Demonstrationsexemplar <strong>für</strong> ontologiebasierte<br />

Kompetenzmanagementsysteme entwickelt wird.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Insbesondere soll Best-practice-Wissen aus bereits durchgeführten Beratungsprojekten <strong>für</strong><br />

die Akquisition <strong>und</strong> die Bearbeitung neuer Projekte allen Mitgliedern des eigenen Unternehmens<br />

zugänglich gemacht werden. Hierdurch wird die rasche Identifizierung <strong>und</strong><br />

Verwertung von unternehmensintern vorhandenem, aber nicht direkt zugänglichem Erfahrungs-<br />

<strong>und</strong> Expertenwissen unterstützt.<br />

• Roland Berger erstellt – wie bereits im Kapitel über die Projektergebnisse dargestellt wurde<br />

– eine professionelle Fallstudie in der Art einer Harvard Business School Case Study,<br />

die innerhalb des Service-Engineering-Szenarios angesiedelt ist. Sie verdeutlicht die praktische<br />

Verwertbarkeit von Konzeptionen <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong>n <strong>für</strong> das betriebliche Wissensmanagement.<br />

Schließlich übernimmt Roland Berger die Rolle eines Multiplikators <strong>für</strong> die Ergebnisse des<br />

KOWIEN-Projekts. Das Beratungsunternehmen bringt als Promotor <strong>für</strong> Wissensmanagementprojekte<br />

in der sachgüter-, insbesondere investitionsgüterproduzierenden Industrie umfangreiche<br />

Projekterfahrungen <strong>und</strong> Praxiskontakte in das Vorhaben ein. Dabei besteht die Möglichkeit,<br />

auf den bisherigen Erkenntnissen <strong>und</strong> „Lessons Learned“ aufzubauen <strong>und</strong> diese zu vertiefen.<br />

3.6 Comma Soft AG – The Knowledge People<br />

Seit der Gründung im Jahr 1989 hat sich Comma Soft 71) als führendes IT-Consulting-Unternehmen<br />

in Deutschland etabliert. Seit 1999 Aktiengesellschaft, beschäftigt das Unternehmen<br />

heute in Bonn <strong>und</strong> den Geschäftsstellen circa 90 hochqualifizierte Mitarbeiter. Neugier,<br />

Teamgeist <strong>und</strong> Ehrgeiz, wenn es um die Entwicklung neuer <strong>Lösungen</strong> geht – das alles zeichnet<br />

„The Knowledge People“ aus. Das Portfolio des Unternehmens reicht von High-End-Consulting<br />

<strong>für</strong> große IT-Architekturen bis hin zu <strong>Lösungen</strong> auf dem Gebiet Wissenskommunikation.<br />

Comma Soft IT-Consulting steht seit Jahren <strong>für</strong> umfangreiche Erfahrungen <strong>und</strong> sehr hohe<br />

Lösungskompetenz in IT-Großprojekten bei Unternehmen, Behörden <strong>und</strong> Verbänden. Kosteneffizienz,<br />

Prozessqualität, schlanker IT-Betrieb <strong>und</strong> Innovation stehen im Fokus der Dienstleistungen.<br />

Hoch-innovative <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> Komponenten bieten die Competence Center<br />

Infrastructure Engineering, Directory Services, Systems Management <strong>und</strong> Collaboration Systems<br />

u.a. in den folgenden Themengebieten an: IT-Prozess- <strong>und</strong> Strategieberatung; Client/<br />

Server-, Intranet/Internet- <strong>und</strong> PKI-Architekturen; Desktop Lifecycle Management; Design<br />

von Messaging-, Workflow- <strong>und</strong> Portal-lösungen; Identity <strong>und</strong> Resource Management, Software<br />

Architekturberatung <strong>und</strong> Engineering (.NET, J2EE). Es werden intensive <strong>und</strong> langjährige<br />

Partnerschaften u.a. mit Microsoft (Gold Certified Partner), SAP (Development <strong>und</strong> Consulting<br />

Partner) <strong>und</strong> Citrix (Silver Partner) gepflegt.<br />

infonea ® schafft transparente Informationsnetzwerke. In den meisten Unternehmen gibt es eine<br />

unübersichtliche Zahl von Dateninseln, die jeweils nur Bruchstücke der relevanten Informationen<br />

bereitstellen, ohne diese miteinander zu verknüpfen. Mit der Wissensmanagement-<br />

Architektur infonea ® („information network architecture“), auf der auch der KOWIEN-<br />

Prototyp basiert, bietet die Comma Soft ein Produkt an, mit dem individuelle <strong>Lösungen</strong> geschaffen<br />

werden, die die Komplexität der Zusammenhänge aus dem Alltag abbilden <strong>und</strong> beherrschbar<br />

machen. Der fortschrittliche Software-Engineering-Ansatz der iterativen Anwen-<br />

71) Weiterführende Informationen finden sich im Internet unter der URL „http://www.comma-soft.com“.<br />

73


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

dungsentwicklung wird von infonea ® optimal unterstützt, da infonea ® -Anwendungen modelliert<br />

werden <strong>und</strong> die verschiedenen Modelle schrittweise erweitert werden können. Die Informationsobjektklassen<br />

<strong>und</strong> Assoziationen des infonea ® -Objektmodells lassen sich frei definieren,<br />

so dass sich infonea ® -<strong>Lösungen</strong> dadurch auszeichnen, dass sie den individuellen Anforderungen<br />

anspruchsvoller K<strong>und</strong>en gerecht werden. Das ontologiebasierte <strong>und</strong> prozessorientierte<br />

Kompetenzmanagementsystem, das im Rahmen des KOWIEN-Projekts auf Basis von<br />

infonea ® entwickelt worden ist, wird inzwischen auch im eigenen Unternehmen eingesetzt,<br />

um das Vorgehen bei infonea ® -Projekten zu unterstützen.<br />

Abbildung 11: Beispiel eines einfachen Objektmodells in infonea ®<br />

Die klare Orientierung der Comma Soft AG am K<strong>und</strong>ennutzen hat zu Partnerschaften geführt,<br />

die zum Teil seit über 10 Jahren andauern (Auszug): Deutscher B<strong>und</strong>estag, B<strong>und</strong>esministerium<br />

des Innern, B<strong>und</strong>esministerium der Finanzen, Dresdner Bank AG, Finanzministerium<br />

NRW, Landesamt <strong>für</strong> Datenverarbeitung & Statistik NRW, B<strong>und</strong>esverwaltungsamt, Victoria<br />

Versicherungsgesellschaft, Commerzbank AG, DaimlerChrysler AG, ERGO Versicherungs<br />

AG, Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, AOK, AXA, Stadtsparkasse Köln, B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>für</strong> Umwelt, Detecon, Deutsche Krankenversicherung, Post AG, NASPA.<br />

Die Comma Soft AG ist sehr daran interessiert, über weitere praxistaugliche Vorgehensmodelle<br />

<strong>und</strong> Software-Tools <strong>für</strong> computerbasierte Wissensmanagementsystemen zu verfügen.<br />

Die Comma Soft AG bringt daher in das Vorhaben ihre einschlägigen Praxiserfahrungen hinsichtlich<br />

der Konzipierung <strong>und</strong> Realisierung von k<strong>und</strong>enspezifischer Anwendungssoftware<br />

<strong>und</strong> von Softwarearchitekturen ein. Ihre wesentliche Aufgabe als Softwarepartner des Projektkonsortiums<br />

besteht darin, auf der Gr<strong>und</strong>lage eines gemeinsam erarbeiteten Fachkonzepts<br />

ein prototypisches Software-Tool <strong>für</strong> das Management von Kompetenzwissen zu realisieren.<br />

Der entsprechende Arbeitsschwerpunkt der Comma Soft AG im Verb<strong>und</strong>projekt trägt die Bezeichnung<br />

„Entwicklung eines Tools zum vorgehensmodell- <strong>und</strong> ontologiebasierten Wissensmanagement“.<br />

Ein wesentliches Entwicklungsziel besteht darin, ein skalierbares Software-<br />

Tool zu schaffen, das sich an die unterschiedlichen Betriebssystem- <strong>und</strong> Applikationsumgebungen<br />

sowohl von Großunternehmen als auch von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />

(KMU) flexibel anzupassen vermag.<br />

74


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

3.7 Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement<br />

(PIM) der Universität Duisburg-Essen am Campus Essen<br />

Das Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement 72) ist ein universitäres<br />

Forschungsinstitut. Seine Hauptarbeitsgebiete liegen einerseits im Bereich moderner, computerbasierter<br />

Produktionskonzepte sowie andererseits im Bereich der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre.<br />

Im erstgenannten Bereich befasst es sich vor allem mit computerbasierten<br />

Techniken zur Unterstützung des industriellen Prozess-, Ressourcen-, Informations- <strong>und</strong> Wissensmanagements<br />

sowie mit Methoden des Kompetenzen- <strong>und</strong> Innovationsmanagements. Im<br />

letztgenannten Bereich werden insbesondere Konzepte des strategischen Managements (z.B.<br />

des resource-based view), des Performance Measurements (z.B. erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnungen,<br />

Balanced Scorecards <strong>und</strong> Technologiewirkungsanalysen) <strong>und</strong> quantitative<br />

/ formale Modellierungs- <strong>und</strong> Entscheidungstechniken (Operations Research, Artificial Intelligence)<br />

untersucht sowie inhaltlich fortentwickelt.<br />

Speziell im Hinblick auf das Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN besitzt das Institut jahrelange Erfahrungen<br />

auf dem Gebiet der Erforschung Künstlicher Intelligenz. Hervorzuheben sind vielfältige<br />

Arbeiten zur betriebswirtschaftlichen Anwendung <strong>und</strong> Evaluierung von Expertensystemen,<br />

Wissensbasierten Systemen sowie Multi-Agenten-Systemen. Zur Nutzung von Ontologien als<br />

Instrument des betrieblichen Wissensmanagements erfolgten mehrere wissenschaftliche Studien,<br />

die sich in entsprechenden – zum Teil auch internationalen – Konferenzbeiträgen <strong>und</strong><br />

Publikationen niedergeschlagen haben. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt bilden Studien,<br />

die sich mit der Koordinierung von Unternehmens-Netzwerken mit Hilfe von elektronischen<br />

Märkten <strong>und</strong> Multi-Agenten-Systemen beschäftigen. Die Thematik Unternehmens-Netzwerke<br />

weist enge Bezüge zu den Engineering-Netzwerken auf, die den Gegenstandsbereich des hier<br />

beantragten Projekts bilden. Ebenso kann auf umfangreiche praktische <strong>und</strong> theoretische Arbeiten<br />

im Bereich der Handels- <strong>und</strong> Industrielogistik sowie bei der Gestaltung überbetrieblicher<br />

Prozessketten verwiesen werden. Auf dem Gebiet der Informationsmodellierung im Allgemeinen<br />

<strong>und</strong> der Referenzmodellierung im Speziellen liegen bei Know-how-Trägern des Instituts<br />

einschlägige Erfahrungen aus dem Projekt GoM (Gr<strong>und</strong>sätze ordnungsmäßiger Modellierung)<br />

vor, das seitens des BMBF gefördert wurde. In der Dienstleistungsbranche hat sich<br />

ein Mitarbeiter des Instituts an Arbeiten zum Service-Engineering beteiligt, die im Rahmen<br />

des Projekts GiPP (Geschäftsprozessgestaltung mit integrierten Prozess- <strong>und</strong> Produktmodellen)<br />

erfolgten.<br />

Das Institut leistet im Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN innerhalb seines Arbeitsschwerpunkts „Wissensmanagement<br />

<strong>für</strong> Engineering-Netzwerke mit Techniken des Knowledge-Level-<br />

Engineerings“ die maßgeblichen konzeptionellen <strong>und</strong> methodischen Arbeiten innerhalb der<br />

Bereiche Ontologien, Referenzmodelle <strong>und</strong> Vorgehensmodelle. Dies schließt insbesondere<br />

auch den Transfer neuartiger Techniken aus dem Umfeld der Gr<strong>und</strong>lagenforschung ein, die –<br />

wie etwa auf dem Gebiet des Knowledge-Level-Engineerings – zur Nutzung <strong>und</strong> Verwertung<br />

durch die fünf beteiligten Kooperationspartner aus der betrieblichen Praxis erschlossen werden<br />

sollen. Einen zweiten Schwerpunkt der Arbeiten bildet die Konzipierung von <strong>Lösungen</strong><br />

<strong>für</strong> Probleme des ontologiebasierten Kompetenzmanagements. Aufbauend auf der gemeinsamen<br />

Analyse praktischer Probleme zusammen mit den Praxispartnern werden vom Universitätspartner<br />

gr<strong>und</strong>legende Lösungskonzepte entwickelt, die anschließend von den kooperierenden<br />

Unternehmen hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit zu erproben <strong>und</strong> zu evaluieren sind.<br />

72) Weiterführende Informationen finden sich im Internet unter der URL „http://www.pim.uni-essen.de/“. Auf<br />

eine ausführlichere Darstellung der Arbeiten <strong>und</strong> Erfahrungen des Universitätspartners auf dem Fachgebiet<br />

des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN wird an dieser Stelle verzichtet, um den Präsentationen der Praxispartner in<br />

den voranstehenden Abschnitten breiteren Raum gewähren zu können.<br />

75


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

Danksagungen<br />

Alle Teammitglieder des Verb<strong>und</strong>projekts KOWIEN – der Universitäts- <strong>und</strong> die Praxispartner<br />

– möchten dem B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) <strong>für</strong> die großzügige<br />

finanzielle Förderung dieses Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekts danken, die innerhalb des<br />

Rahmenkonzepts „Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“ erfolgte (Förderkennzeichen<br />

Hauptband 02 PD1060).<br />

Ein ganz besonderer Dank gilt dem Projektträger Produktion <strong>und</strong> Fertigungstechnologien<br />

(PFT), der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, der das Verb<strong>und</strong>projekt in exzellenter Weise<br />

mit Rat <strong>und</strong> Tat betreut hat. Unter den zahlreichen Mitarbeitern des PFT, die oftmals im<br />

„Hintergr<strong>und</strong>“ <strong>für</strong> die effiziente Durchführung der betreuten Projekte sorgen, gebührt ein herausgehobenes<br />

„Dankeschön“ Frau Martina Kühnapfel, die wie eine „gute Seele“ die Projektarbeiten<br />

während der dreijährigen Projektlaufzeit mit großem persönlichen Engagement<br />

begleitete <strong>und</strong> in manchen „kniffligen“ Situationen wertvolle Anregungen vermittelte. Darüber<br />

hinaus hat es Frau Kühnapfel gemeinsam mit Herrn Dipl.-Ing. Steinebrunner, dem sich<br />

das Projektteam ebenso zu großem Dank verpflichtet fühlt, bereits in der frühen Phase der<br />

Projektbeantragung mit zahlreichen hilfreichen Hinweisen zur Antragsstellung erst ermöglicht,<br />

dass das KOWIEN-Projekt in die Förderung des BMBF aufgenommen wurde. Da der<br />

Universitätspartner in unterschiedlichen Projekten Erfahrungen mit mehreren verschiedenen<br />

Projektträgern des BMBF sammeln durfte, möchte er dem PFT – <strong>und</strong> hier<strong>für</strong> stellvertretend<br />

Frau Kühnapfel sowie Herrn Dipl.-Ing. Steinebrunner – große Anerkennung <strong>für</strong> die nicht nur<br />

jederzeit fachlich hoch kompetente, sondern auch menschlich in immer ausgesprochen angenehmer<br />

Atmosphäre verlaufene Zusammenarbeit danken. Das PFT setzt mit seiner K<strong>und</strong>enorientierung<br />

<strong>und</strong> Professionalität Maßstäbe unter den Projektträgern des BMBF!<br />

Schließlich „lebt“ ein Verb<strong>und</strong>projekt von seinen Teammitgliedern. Daher möchte der Verfasser<br />

dieses Beitrags „last, but not least“ besonders herzlich allen Mitgliedern des KOWIEN-<br />

Teams <strong>für</strong> ihre engagierte, ideenreiche <strong>und</strong> „produktive“ Mitarbeit danken, die oftmals weit<br />

über das hinaus reichte, was im Rahmen eines Drittmittelprojekts „gewöhnlich“ erwartet werden<br />

darf. Dazu gehören seitens der Praxispartner vor allem Frau Dipl.-Kff. Schumacher <strong>und</strong><br />

Herr Dipl.-Kfm. Zug von der Karl Schumacher Maschinenbau GmbH, Frau Dipl.-Volksw.<br />

Bremer <strong>und</strong> Herr Dr. Sowa von der Deutschen Montan Technologie GmbH, Herr Dr. Meier<br />

von der TEMA GmbH / Mühlbauer AG, Herr Engelmann von der Roland Berger Strategy<br />

Consultants GmbH sowie Herr Dipl.-Phys. Hübbers <strong>und</strong> Herr Dipl.-Inform. Bäumgen von der<br />

Comma Soft AG. Auf der Seite des Universitätspartners sieht sich der Verfasser insbesondere<br />

gegenüber seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern in der Dankesschuld, die in „unermüdlicher<br />

Selbstausbeutung“ – auch an tiefen Abendst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> an langen Wochenenden – weit mehr<br />

geleistet haben, als jemals von ihnen hätte erwartet werden können: Herrn Dipl.-Kfm. Alan,<br />

Herrn Dipl.-Kfm. Alparslan, Herrn Dipl.-Ing. Dittmann, Herrn Dipl.-Wirt.-Inf. Weichelt sowie<br />

als „freie Mitarbeiterin“ auch Frau Dipl.-Wirt.-Inf. Apke möchte der Verfasser in ganz<br />

besonderer Weise seinen persönlichen Dank <strong>für</strong> die herausragende wissenschaftliche Mitarbeit<br />

im Projekt aussprechen, die mittlerweile zu zahlreichen nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Veröffentlichungen zum Projekt KOWIEN geführt hat – <strong>und</strong> hoffentlich in wenigen Monaten<br />

auch noch durch mindestens drei exzellente Dissertationen eine „Krönung“ erfahren wird.<br />

76


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Literatur<br />

Vorbemerkung: Im Folgenden werden wegen der hier gebotenen Kürze überwiegend nur Publikationen<br />

angeführt, die im Zusammenhang mit dem Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN entstanden<br />

sind. Vertiefende Literaturhinweise finden sich <strong>für</strong> interessierte Leser in den nachfolgend angeführten<br />

Projektpublikationen. Darüber hinaus werden in der letzten Rubrik einige wenige<br />

Publikationen aufgelistet, die im voranstehenden Überblicksbeitrag ausdrücklich referenziert<br />

wurden.<br />

a) Monografie zum Verb<strong>und</strong>projekt:<br />

ZELEWSKI, S.; ALAN, Y.; ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.; WEICHELT, T. (Hrsg.): Ontologiebasierte<br />

Kompetenzmanagementsysteme – Gr<strong>und</strong>lagen, Konzepte, Anwendungen. Berlin 2005<br />

(Logos-Verlag; in Vorbereitung).<br />

b) Projektberichte des Verb<strong>und</strong>projekts:<br />

Die Berichte sind – nachstehend in chronologischer Reihenfolge angeführt – jeweils erschienen<br />

am: Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, a) bis Ende 2002:<br />

Universität Essen – b) ab Anfang 2003: Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Essen<br />

2001 ff.<br />

ZELEWSKI, S.: Rahmenplan zum Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN. Projektbericht 1/2001.<br />

ALPARSLAN, A.: Ablauforganisation des Wissensmanagements. Projektbericht 1/2002.<br />

ALAN, Y.: Methoden zur Akquisition von Wissen über Kompetenzen. Projektbericht 2/2002.<br />

DITTMANN, L.: Sprachen zur Repräsentation von Wissen – eine untersuchende Darstellung.<br />

Projektbericht 3/2002.<br />

DITTMANN, L.: Zwecke <strong>und</strong> Sprachen des Wissensmanagements zum Managen von Kompetenzen.<br />

Projektbericht 4/2002.<br />

ALAN, Y.; BÄUMGEN, C.: Anforderungen an den KOWIEN-Prototypen. Projektbericht 5/2002.<br />

ALPARSLAN, A.: Wissensanalyse <strong>und</strong> Wissensstrukturierung. Projektbericht 6/2002.<br />

ALAN, Y.: Evaluation der KOWIEN-Zwischenergebnisse. Projektbericht 7/2002.<br />

APKE, S.; DITTMANN, L.: Analyse von Vorgehensmodellen aus dem Software, Knowledge <strong>und</strong><br />

Ontologies Engineering. Projektbericht 1/2003.<br />

ALAN, Y.: Konstruktion der KOWIEN-Ontologie. Projektbericht 2/2003.<br />

ALAN, Y.: Ontologiebasierte Wissensräume. Projektbericht 3/2003.<br />

APKE, S.; DITTMANN, L.: Generisches Vorgehensmodell KOWIEN Version 1.0. Projektbericht<br />

4/ 2003.<br />

ALAN, Y.: Modifikation der KOWIEN-Ontologie. Projektbericht 5/2003.<br />

ALAN, Y.; ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.: <strong>Werkzeuge</strong> zur Sicherstellung der Adaptibilität des<br />

KOWIEN-Vorgehensmodells. Projektbericht 6/2003.<br />

ENGELMANN, K.; ALAN, Y.: KOWIEN Fallstudie – Gebert GmbH. Projektbericht 7/2003.<br />

DITTMANN, L.: Towards Ontology-based Skills Management. Projektbericht 8/2003.<br />

ALPARSLAN, A.: Evaluation des KOWIEN-Vorgehensmodells, Projektbericht 1/2004.<br />

77


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

APKE, S.; BÄUMGEN, C.; BREMER, A.; DITTMANN, L.: Anforderungsspezifikation <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

einer Kompetenz-Ontologie <strong>für</strong> die Deutsche Montan Technologie GmbH. Projektbericht<br />

2/2004.<br />

HÜGENS, T.: Inferenzregeln des „plausiblen Schließens“ zur Explizierung von implizitem<br />

Wissen über Kompetenzen. Projektbericht 3/2004.<br />

ALAN, Y.: Erweiterung von Ontologien um dynamische Aspekte. Projektbericht 4/2004.<br />

WEICHELT, T.: Entwicklung einer E-Learning-Anwendung zum kompetenzprofil- <strong>und</strong> ontologiebasierten<br />

Wissensmanagement – Modul 1: Gr<strong>und</strong>lagen. Projektbericht 5/2004.<br />

APKE, S; DITTMANN, L.: Konstruktion der Kompetenzontologie <strong>für</strong> die DMT GmbH. Projektbericht<br />

6/2004 (in Bearbeitung).<br />

DITTMANN, L.: Generisches Vorgehensmodell KOWIEN Version 2.0. Projektbericht 7/2004<br />

(in Bearbeitung).<br />

WEICHELT, T.: Entwicklung einer E-Learning-Anwendung zum kompetenzprofil- <strong>und</strong> ontologiebasierten<br />

Wissensmanagement – Modul 2: Vorgehensmodell. Projektbericht 8/2004 (in<br />

Bearbeitung).<br />

WEICHELT, T.: Entwicklung einer E-Learning-Anwendung zum kompetenzprofil- <strong>und</strong> ontologiebasierten<br />

Wissensmanagement – Modul 3: Prototyp. Projektbericht 9/2004 (in Bearbeitung).<br />

ZELEWSKI, S.: (Vorläufiger) Abschlussbericht zum Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN. Projektbericht<br />

10/2004.<br />

c) Praxisorientierte Publikationen des Verb<strong>und</strong>projekts:<br />

ALAN, Y.; ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.; ZELEWSKI, S.: Potenziale semantischer Technologien<br />

<strong>für</strong> das Wissensmanagement in kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen (KMU). In:<br />

MEMO – Mensch <strong>und</strong> Motivation (Online-Zeitschrift der IQM-Europe GmbH – Institut <strong>für</strong><br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Lernmedien, Hamburg) Meldung vom 08.03.2004.<br />

ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.; ILGEN, A.; ZELEWSKI, S.: Wissensmanagement im Anlagenbau:<br />

Computergestütztes Management von Wissen über Mitarbeiterkompetenzen. In: Industrie<br />

Management, 18. Jg. (2002), Nr. 6, S. 45-48.<br />

APKE, S.: Produkt- <strong>und</strong> Innovationsbericht zum InWert-Verwertungspraktikum, Institut <strong>für</strong><br />

Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen (Campus<br />

Essen), Essen 2003.<br />

DITTMANN, L.; PETERS, M.L.; ZELEWSKI, S.: Wissenstransfermotivation <strong>und</strong> ontologiebasierte<br />

Kompetenzmanagement-Systeme. Eingereicht zu: MEYER, A. (Hrsg.): Jahrbuch der KMU-<br />

Forschung <strong>und</strong> -praxis 2005: Informations- <strong>und</strong> Wissensmanagement in KMU <strong>und</strong> bei Freiberuflern.<br />

DITTMANN, L.; PETERS, M.L.; ZELEWSKI, S.: Wissensträger identifizieren <strong>und</strong> motivieren. In:<br />

Wissensmanagement – Das Magazin <strong>für</strong> Führungskräfte, 6. Jg. (2004), Heft 4, S. 51-53.<br />

DITTMANN, L.; PETERS, M.; ZELEWSKI, S.: Mitarbeitermotivation <strong>und</strong> Kompetenzmanagementsysteme.<br />

In: REIMER, U.; ABECKER, A.; STAAB, S.; STUMME, G. (Hrsg.): WM2003: Professionelles<br />

Wissensmanagement – Erfahrungen <strong>und</strong> Visionen, Beiträge zur 2. Konferenz,<br />

02.-04.04.2003 in Luzern, Bonn 2003, S. 9-16.<br />

78


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

o.V. (ZELEWSKI, S.): Das BMBF-Projekt KOWIEN. In: MEMO – Mensch <strong>und</strong> Motivation<br />

(Online-Zeitschrift der IQM-Europe GmbH – Institut <strong>für</strong> Qualifizierung <strong>und</strong> Lernmedien,<br />

Hamburg), Meldung vom 08.03.2004.<br />

ZELEWSKI, S. (Hrsg.): Computergestütztes Wissensmanagement in Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen,<br />

Tagungsband zum WirtschaftsForum 10 (in der Reihe IuK-Kompetenz im<br />

Dialog), am 03.04.2003 an der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Essen 2003.<br />

ZUG, S.; KLUMPP, M.; KROL, B.: Wissensmanagement im Ges<strong>und</strong>heitswesen, Arbeitsbericht<br />

Nr. 16, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-Essen<br />

(Campus Essen), Essen 2003.<br />

d) Weitere wissenschaftsorientierte Publikationen zum Themengebiet des Verb<strong>und</strong>projekts:<br />

ALAN, Y.; ZELEWSKI, S.: Ontologiebasierte Wissensräume. In: REIMER, U.; ABECKER, A.;<br />

STAAB, S.; STUMME, G. (Hrsg.): WM2003: Professionelles Wissensmanagement – Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Visionen, Beiträge zur 2. Konferenz, 02.-04.04.2003 in Luzern, Bonn 2003, S. 5-8.<br />

ALAN, Y.; ZELEWSKI, S.: Ontologiebasierte Wissensräume. In: SURE, Y.; SCHNURR, H.-P.<br />

(Hrsg.): WOW 2003: Workshop Ontologie-basiertes Wissensmanagement, Proceedings, 02.-<br />

04.04.2003 in Luzern, CEUR Workshop Proceedings, Vol. 68, Karlsruhe 2003, 6. Beitrag,<br />

o.S. (S. 1-12).<br />

ALAN, Y.; ZELEWSKI, S.; SCHÜTTE, R.: Implementation of Knowledge Spaces in Ontologies.<br />

In: CALLAOS, N.; LESSO, W.; SÁNCHEZ, P.; HANSEN, E. (Hrsg.): The 7th World Multiconference<br />

on Systemics, Cybernetics and Informatics (SCI 2003), 27.-30.07.2003 in Orlando,<br />

USA, Proceedings, Vol. VI: Informations Systems, Technologies and Applications: I, Orlando<br />

2003, S. 183-188.<br />

ALPARSLAN, A.; DITTMANN, L.: Gütekriterien <strong>für</strong> ontologiegestützte Kompetenzmanagementsysteme.<br />

In: HOFMANN, G.R.; ALM, W. (Hrsg.): Management der Mitarbeiter-Expertise in IT-<br />

Beratungsbetrieben – Gr<strong>und</strong>lagen, Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong>, Tagungsband zur MultiKonferenz<br />

Wirtschaftsinformatik 2002, 09.-11.09.2002, Nürnberg 2002, S. 66-79.<br />

DITTMANN, L.: Ontology-based Skills Management. Work Report No. 22, Projekt KOWIEN,<br />

Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Duisburg-<br />

Essen (Campus Essen), Essen 2004.<br />

DITTMANN, L.; PENZEL, J.: Platons Gütekriterium <strong>für</strong> Ontologien. In: FRANK, U. (Hrsg.): Wissenschaftstheorie<br />

in Ökonomie <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik. Wiesbaden 2004, S. 457-478.<br />

DITTMANN, L.; PETERS, M.L.; ZELEWSKI, S.: Motivationale Aspekte beim Einsatz von konventionellen<br />

<strong>und</strong> ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystemen. In: SURE, Y.; SCHNURR,<br />

H.-P. (Hrsg.): WOW 2003: Workshop Ontologie-basiertes Wissensmanagement, Proceedings,<br />

02.-04.04.2003 in Luzern, CEUR Workshop Proceedings, Vol. 68, Karlsruhe 2003, 5. Beitrag,<br />

o.S. (S. 1-16).<br />

DITTMANN, L.; RADEMACHER, T.; ZELEWSKI, S.: Performing FMEA Using Ontologies. In: DE<br />

KLEER, J.; FORBUS, K. D.: 18th International Workshop on Qualitative Reasoning, Proceedings,<br />

02.-04.08.2004 in Evanston, USA, Evanston 2004, S. 209-216.<br />

DITTMANN, L.; RADEMACHER, T.; ZELEWSKI, S.: Combining Knowledge Management and<br />

Quality Management Systems. Eingereicht zu: 48th EOQ (European Organization for Quality)<br />

Congress, 07.-09.09.2004 in Moskau.<br />

79


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

DITTMANN, L.; SCHÜTTE, R.; ZELEWSKI, S.: Darstellende Untersuchung philosophischer Probleme<br />

mit Ontologien. In: FREYBERG, K.; KLEIN, B.; PETSCHE, H.-J. (Hrsg.): Knowledge Management<br />

and Philosophy, Proceedings of the WM 2003 Workshop on Knowledge Management<br />

and Philosophy, 03.-04.04.2003 in Luzern, CEUR Workshop Proceedings, Vol. 85,<br />

Bonn 2003, 3. Beitrag, o.S. (S. 1-13).<br />

DITTMANN, L.; ZELEWSKI, S.: Integrating Computer-based Systems of Knowledge and Quality<br />

Engineering to Manage Skills. Eingereicht zu: 8th International Symposium on Measurement<br />

and Quality Control in Production (ISMQC) – IMEKO TC14 Measurement of Geometrical<br />

Quantities, 12.-15.10.2004 in Erlangen (erscheint als VDI-Tagungsband 1860: Measurement<br />

and Quality Control in Production, Erlangen 2004).<br />

DITTMANN, L.; ZELEWSKI, S.: Ontology-based Skills Management. In: CALLAOS, N.; LE-<br />

FEBVRE, V.; HANSEN, E.; DICKOPP, T.; JAW-SIN, S.: The 8th World Multi-conference on Systemics,<br />

Cybernetics and Informatics (SCI 2004), 18.-21.07.2004 in Orlando, USA, Proceedings,<br />

Vol. IV: Information Systems, Technologies and Applications I, Orlando 2004, S. 190-<br />

195.<br />

PETERS, M.L.; ZELEWSKI, S.: Competence-Based Workplace Assignment Using a Goal Programming<br />

Approach. In: ZÜLCH, G.; STOWASSER, S.; JAGDEV, H.S. (Hrsg.): Human Aspects in<br />

Production Management, Proceedings of the IFIP WG 5.7 Working Conference on Human<br />

Aspects in Production Management – Volume 1, 05.-09.10.2003 in Karlsruhe, Aachen 2003,<br />

S. 276-282.<br />

SCHÜTTE, R.; ZELEWSKI, S.: Epistemological Problems in Working with Ontologies. In:<br />

CALLAOS, N.; PORTER, J.; RISHE, N. (Hrsg.): The 6th World Multiconference on Systemics,<br />

Cybernetics and Informatics (SCI 2002), 14.-18.07.2002 in Orlando, USA, Proceedings, Vol.<br />

VII: Information Systems Development II, Orlando 2002, S. 161-167.<br />

SCHÜTTE, R.; ZELEWSKI, S.: Epistemological Problems in Working with Ontologies, Arbeitsbericht<br />

Nr. 13, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Essen, Essen 2001.<br />

SCHÜTTE, R.; ZELEWSKI, S.: Wissenschafts- <strong>und</strong> erkenntnistheoretische Probleme beim Umgang<br />

mit Ontologien. In: KÖNIG, W.; WENDT, O. (Hrsg.): Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Wissenschaftstheorie<br />

– Verteilte Theoriebildung, 08.-09.10.1999 in Frankfurt/Main, Frankfurt 1999,<br />

Beitrag 2, S. 1-19.<br />

ZELEWSKI, S.: Organisierte Erfahrung – Wissensmanagement mit Ontologien. In: Essener Unikate,<br />

Nr. 18: Wirtschaftsinformatik – Wissensmanagement <strong>und</strong> E-Services, Essen 2002, S.<br />

63-73.<br />

ZELEWSKI, S.: Wissensmanagement mit Ontologien – eine einführende Darstellung, Arbeitsbericht<br />

Nr. 15, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Essen, Essen 2002.<br />

ZELEWSKI, S.: Ontologien – ein Überblick über betriebswirtschaftliche Anwendungsbereiche.<br />

In: o.V.: Workshop „Forschung in schnellebiger Zeit“, 30.-31.03.2001 in Appenzell, Beitrag<br />

5.<br />

ZELEWSKI, S.: Ontologien zur Strukturierung von Domänenwissen – Ein Annäherungsversuch<br />

aus betriebswirtschaftlicher Perspektive, Arbeitsbericht Nr. 3, Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles<br />

Informationsmanagement, Universität Essen, Essen 1999 (Paper, präsentiert zusammen<br />

mit SCHÜTTE, R.; SIEDENTOPF, J. am 18.06.1999 in Berlin anlässlich des Workshops<br />

„Wissen, Wissenschaftstheorie <strong>und</strong> Wissenschaftsmanagement“ der Kommission Wissenschaftstheorie<br />

des Verbandes der Hochschullehrer <strong>für</strong> Betriebswirtschaft e.V.).<br />

80


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

ZELEWSKI, S.; FISCHER, K.: Ontologiebasierte Koordination von Anpassungsplanungen in<br />

Produktions- <strong>und</strong> Logistiknetzwerken mit Multi-Agenten-Systemen, Arbeitsbericht Nr. 5, Institut<br />

<strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität Essen, Essen<br />

1999 (Positionspapier <strong>für</strong>: Workshop „Fertigungslogistik“ zur Vorbereitung des DFG-<br />

Schwerpunktprogramms „Intelligente Softwareagenten <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Anwendungsszenarien“<br />

am 17.08.1999 in Paderborn).<br />

ZELEWSKI, S.; SCHÜTTE, R.; SIEDENTOPF, J.: Ontologien zur Repräsentation von Domänen. In:<br />

SCHREYÖGG, G. (Hrsg.): Wissen in Unternehmen - Konzepte, Maßnahmen, Methoden. Tagung<br />

der Wissenschaftlichen Kommission „Wissenschaftstheorie“ des Verbandes der Hochschullehrer<br />

<strong>für</strong> Betriebswirtschaft e.V., 18.-19.06.1999 in Berlin, Berlin 2001, S. 183-221.<br />

ZELEWSKI, S.; SIEDENTOPF, J.: Ontology-based coordination of planning activities in networks<br />

of autonomous production facilities using multi-agent systems. In: KIRN, S.; PETSCH, M.<br />

(Hrsg.): Workshop „Intelligente Softwareagenten <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Anwendungsszenarien“<br />

Technische Universität Ilmenau, Ilmenau 1999, S. 77-84.<br />

e) Sonstige referenzierte Publikationen:<br />

BREMER, C.F.; MUNDIM, A.P.F.; MICHILINI, F.V.S.; SIQUEIRA, J.E.M.; ORTEGA, L.M.: New<br />

Product Search and Development as a Trigger to Competencies Integration in Virtual Enterprises.<br />

In: SIEBER, P.; GRIESE, J. (Hrsg.): Organizational Virtual ness and Electronic Commerce,<br />

Proceedings of the 2nd International VoNet-Workshop, 23.-24.09.1999 in Zürich, o.O.<br />

1999, S. 213-222.<br />

BULLINGER, H.-J.; SCHEER, A.W. (Hrsg.): Service Engineering, Berlin et al. 2002.<br />

CORSTEN, H.: Dienstleistungsmanagement, 3. Aufl., München - Wien 1997.<br />

FRESE, E.: Exzellente Unternehmungen – konfuse Theorien. Kritisches zur Studie von PETERS<br />

<strong>und</strong> WATERMAN. In: Die Betriebswirtschaft, 45. Jg. (1985), Heft 5, S. 604-605.<br />

GRUBER, T.R.: A Translation Approach to Portable Ontology Specifications. Knowledge Systems<br />

Laboratory Technical Report KSL 92-71, Computer Science Department, Stanford University,<br />

Revised Version vom April 1993 [Original vom September 1992], Stanford 1993<br />

(auch erschienen in: Knowledge Acquisition, Vol. 5 (1993), No. 2, S. 199-220).<br />

HANSEN, M.T.; NOHRIA, N.; TIERNEY, T.: What’s Your Strategy for Managing Knowledge?<br />

In: Harvard Business Review, 1999, No. March - April, S. 106-116.<br />

KILLINGER, S.: Kernproduktbegleitende Dienstleistungen – Dienstleistungen im Leistungsspektrum<br />

industrieller Unternehmungen. In: CORSTEN, H.; SCHNEIDER, H. (Hrsg.): Wettbewerbsfaktor<br />

Dienstleistung, Produktion von Dienstleistungen – Produktion als Dienstleistung,<br />

München 1999, S. 129-155.<br />

LAMMERS, M.: Make, Buy or Share – Combining Resource Based View, Transaction Cost<br />

Economics and Production Economies to a Sourcing Framework. In: Wirtschaftsinformatik,<br />

46. Jg. (2004), S. 204-212.<br />

LUCZAK, H. (Hrsg.): Servicemanagement mit System – Erfolgreiche Methoden <strong>für</strong> die Investitionsgüterindustrie,<br />

Berlin et al. 1999.<br />

NONAKA, I.; TAKEUCHI, H.: The Knowledge-Creating Company – How Japanese Companies<br />

Create the Dynamics of Innovation, New York - Oxford 1995.<br />

81


Kooperatives Wissensmanagement in Engineering-Netzwerken (KOWIEN)<br />

o.V.: Maschinenherstellern fehlt K<strong>und</strong>enorientierung – Wettbewerbsdruck ausländischer Anbieter<br />

/ Studie des VDMA. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe vom 14.04.1997, Nr.<br />

86, S. 17.<br />

PETERS, T.J.; WATERMAN, R.H.: In Search of Excellence: Lessons from America's Best-Run<br />

Companies, New York 1982 (Neuausgabe: London: 2004 / deutsche Übersetzung: Auf der<br />

Suche nach Spitzenleistungen: was man von den bestgeführten US-Unternehmen lernen kann,<br />

10. Aufl., Frankfurt am Main 2004).<br />

ZELEWSKI, S.: Searle's Wiederbelebung der starken KI-These – Ein Beitrag zur Diskussion<br />

des Erkenntnisprogramms der Erforschung Künstlicher Intelligenz (KI). In: CASATI, R.; WHI-<br />

TE, G. (Hrsg.): Philosophy and the Cognitive Sciences, Papers of the 16th International Wittgenstein<br />

Symposium, 15.-22.08.1993 in Kirchberg, Beiträge der Österreichischen Ludwig<br />

Wittgenstein Gesellschaft (Nr.) 1, Kirchberg 1993, S. 611-616.<br />

Projektpräsentationen auf Fachkonferenzen<br />

ALAN, Y.; SCHUMACHER, M.: Kooperatives Wissensmanagement im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau.<br />

Vortrag im Rahmen der @m-Transferveranstaltung (VDMA-NRW) „Facetten des<br />

Wissensmanagements in Maschinenbau-Unternehmen“ in Krefeld, Deutschland (12.03.2003).<br />

ALAN, Y.; ZELEWSKI, S.: Implementation of Knowledge Spaces in Ontologies. 7th World<br />

Multiconference on Systemics, Cybernetics and Informatics (SCI 2003) in Orlando, USA<br />

(29.07.2003).<br />

ALAN, Y.; ZELEWSKI, S.: Ontologiebasierte Wissensräume. 2. Konferenz Professionelles Wissensmanagement<br />

(WM 2003) in Luzern, Schweiz (04.04.2003).<br />

ALPARSLAN, A.: Ontologiebasiertes Wissensmanagement – Computergestütztes Management<br />

von Wissen über Mitarbeiterkompetenzen. Vortrag anlässlich des WirtschaftsForums 10:<br />

Computergestütztes Wissensmanagement in Industrie- <strong>und</strong> Dienstleidungsunternehmen in Essen,<br />

Deutschland (03.04.2003).<br />

DITTMANN, L.; PENZEL, J.: Platons Gütekriterium <strong>für</strong> Ontologien. Tagung Wissenschaftstheorie<br />

in Ökonomie <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik (WOWI 2003) in Koblenz, Deutschland (06.06.<br />

2003).<br />

DITTMANN, L.; RADEMACHER, T.; ZELEWSKI, S.: Combining Knowledge Management and<br />

Quality Management Systems. 48th European Organization for Quality Congress (EOQ 04) in<br />

Moskau, GUS (08.09.2004).<br />

DITTMANN, L.; RADEMACHER, T.; ZELEWSKI, S.: Performing FMEA Using Ontologies. 18th<br />

International Workshop on Qualitative Reasoning (QR 04) in Evanston, USA (02.08.2004).<br />

DITTMANN, L.; SCHÜTTE, R.; ZELEWSKI, S: Darstellende Untersuchung philosophischer Probleme<br />

mit Ontologien. 2. Konferenz Professionelles Wissensmanagement (WM 2003) in Luzern,<br />

Schweiz (04.04.2003).<br />

DITTMANN, L.; ZELEWSKI, S.: Integrating Computer-based Systems of Knowledge and Quality<br />

Engineering to Manage Skills. 8th International Symposium on Measurement and Quality<br />

Control in Production (ISMQC 04) in Erlangen, Deutschland (13.10.2004).<br />

DITTMANN, L.; ZELEWSKI, S.: Ontology-based Skills Management, 8th World Multiconference<br />

on Systemics, Cybernetics and Informatics (SCI 2004) in Orlando, USA (21.07.2004).<br />

ENGELMANN, K.: Erfahrungen von Roland Berger & Partner – Strategy Consultants mit dem<br />

Wissensmanagementsystem BRAIN. Vortrag anlässlich des WirtschaftsForums 10: Compu-<br />

82


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

tergestütztes Wissensmanagement in Industrie- <strong>und</strong> Dienstleidungsunternehmen in Essen,<br />

Deutschland (03.04. 2003).<br />

PETERS, M. L.; DITTMANN, L.; Zelewski, S: Motivationale Aspekte beim Einsatz von konventionellen<br />

<strong>und</strong> ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystemen. 2. Konferenz Professionelles<br />

Wissensmanagement (WM 2003) in Luzern, Schweiz (04.04.2003).<br />

ZELEWSKI, S.: Computergestütztes Wissensmanagement in Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen.<br />

Vortrag anlässlich des WirtschaftsForums 10: Computergestütztes Wissensmanagement<br />

in Industrie- <strong>und</strong> Dienstleidungsunternehmen in Essen, Deutschland (03.04.2003).<br />

Weitere Präsentationen sowie Seminar- <strong>und</strong> Diplomarbeiten, die im Zusammenhang mit dem<br />

Verb<strong>und</strong>projekt KOWIEN erfolgten, sind im Internet auf der Projekt-Website unter der URL<br />

„http://www.kowien.uni-essen.de/publikationen.cfm“ dokumentiert.<br />

83


4 Teil 2<br />

Teil 2:<br />

Impulsvorträge<br />

85


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

5 simon<br />

Aspekte der <strong>Produktentwicklung</strong> im Rahmenkonzept<br />

„Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

ARNE SIMON<br />

87


Aspekte der <strong>Produktentwicklung</strong> im Rahmenkonzept „Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

88


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

89


Aspekte der <strong>Produktentwicklung</strong> im Rahmenkonzept „Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

90


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

6 Tang<br />

Von Informationstechnik zur Integrationstechnologie<br />

– am Beispiel der Virtuellen Produktentstehung –<br />

TRAC TANG<br />

Zusammenfassung: Dank der rasanten Entwicklung der Leistungsfähigkeit von Informationstechnik<br />

in den vergangenen Dekaden wird IT heute allgegenwärtig in allen Unternehmensprozessen<br />

genutzt, um im immer härter werdenden Wettbewerb Vorteile in Veränderungsfähigkeit, Prozesseffizienz<br />

<strong>und</strong> -geschwindigkeit zu erzielen. Hierbei eignet sich IT nicht nur als mächtige technologische<br />

Arbeitsmittel, sondern auch als Basistechnologie, um Organisationen, Prozesse <strong>und</strong> Informationen<br />

miteinander zu vernetzen. Prozesse werden durch IT daher nicht nur beschleunigt,<br />

sondern dadurch auch parallelisiert <strong>und</strong> synchron ablaufen können. Innovative webbasierte Technologien<br />

<strong>und</strong> eine flexible Integrationsarchitektur haben sich als wichtige Bestandteile <strong>für</strong> die<br />

Umsetzung einer unternehmensweiten Integrationsstrategie erweisen.<br />

Am Beispiel der Integration von Anwendungen entlang des virtuellen Produktentstehungsprozesses<br />

bei Volkswagen wird im vorliegenden Beitrag über die strategischen Konzepte, die realisierten<br />

<strong>Lösungen</strong> sowie die künftige Perspektive bezüglich der Vernetzung von heterogenen Prozessen,<br />

Produktinformationen <strong>und</strong> Systemen berichtet.<br />

1 Einleitung<br />

Die Informationstechnik gehört heute zu den Standardtechnologien in allen Unternehmensprozessen.<br />

Sie trägt maßgeblich zur Verringerung von Prozesszeiten <strong>und</strong> -kosten sowie zur<br />

Erhöhung der Prozessqualität bei.<br />

Die vielfältige Prozesskomplexität <strong>und</strong> damit auch komplexen Anforderungen an die IT-<br />

<strong>Lösungen</strong> implizieren jedoch immer noch eine Vielzahl von unterschiedlichen Systemen <strong>und</strong><br />

<strong>Lösungen</strong> entlang der einzelnen Teilprozesse, so z. B. entlang des Produktentstehungsprozesses.<br />

Diese heterogenen <strong>Lösungen</strong> müssen informations- <strong>und</strong> ablauftechnisch prozessdurchgängig<br />

miteinander vernetzt werden, wenn dadurch eine maximale Wertschöpfung in Form<br />

von Zeit-, Kosten- <strong>und</strong> Qualitätsvorteilen <strong>für</strong> den Prozess erreicht werden soll. Im Virtuellen<br />

Produktentstehungsprozess erweisen sich<br />

• eine zukunftsträchtige, auf leistungsfähiger Webtechnologie basierende Integrationsarchitektur<br />

<strong>und</strong><br />

• ein prozessübergreifendes Konzept von strukturierten Produktinformationen<br />

als unabdingbare Voraussetzungen <strong>für</strong> die unternehmensweite Integration von Organisationen,<br />

Prozessen <strong>und</strong> Informationen.<br />

2 Leistungsfähige Integrationsarchitektur<br />

Im Produktentstehungsprozess (PEP) werden heute vielfältige, isolierte wie auch teilintegrierte<br />

IT-<strong>Lösungen</strong> eingesetzt. Durch die fortschreitende Konzentration <strong>und</strong> Konsolidierung unter<br />

den IT-Anbietern von PLM-<strong>Lösungen</strong> sind heute <strong>für</strong> Teilbereiche des PEP leistungsfähige,<br />

multidisziplinäre Lösungsfamilien bereits aus einer Hand bzw. auf Basis einer einheitlichen,<br />

aber meist proprietären Systemarchitektur verfügbar. Daneben werden insbesondere in größe-<br />

91


Von Informationstechnik zur Integrationstechnologie – am Beispiel der Virtuellen Produktentstehung –<br />

ren Unternehmen so genannte Legacy-Systeme, deren umfangreichen Daten auf Jahre hinaus<br />

weiterhin missionskritische Bedeutung haben, noch in großer Anzahl benötigt.<br />

Da die Integration sowohl von unternehmenseigenen <strong>Lösungen</strong> als auch von Systemen anderer<br />

Anbieter, die aufgr<strong>und</strong> von funktionalen Erfordernissen unumgänglich sind, aus kommerziellen<br />

Beweggründen von den PLM-Marktführern nicht ausreichend unterstützt wird, ist die<br />

Konzeption <strong>und</strong> die Implementierung einer auf Standards basierten <strong>und</strong> damit von den Lösungsherstellern<br />

unabhängigen Integrationsarchitektur empfehlenswert. So wurde zum Beispiel<br />

im vom BMBF geförderte Verb<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Leitprojekt iViP (Integrierte Virtuelle Produktentstehung)<br />

[1] eine Referenz-Integrationsarchitektur, die vielfältige Anwendungen <strong>und</strong><br />

Dienste exemplarisch auf einer auf Corba <strong>und</strong> PDMEnablers basierten Integrationsplattform<br />

verknüpft, erarbeitet.<br />

iViP Integrationsarchitektur<br />

Prozeßmanagement<br />

P1.1<br />

Benutzerkommunikation<br />

P1.2<br />

iViP - Client<br />

Plug in ..... Plug in<br />

anwendungsnahe<br />

Dienste<br />

iViP PDM<br />

<strong>Werkzeuge</strong><br />

P2.1 P2.2/2.3 PC 3<br />

iViP <strong>Werkzeuge</strong><br />

BMBF-Projektabschlusspräsentation<br />

„Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

Dr. T. Tang, Oktober 2004<br />

Innov. Gest.<br />

<strong>Werkzeuge</strong><br />

Validierungs-<br />

<strong>Werkzeuge</strong><br />

PC 4 PC 5<br />

92<br />

<strong>Werkzeuge</strong><br />

Fertigungserprob.<br />

Integrationsplattform P1.3<br />

Systemdienste<br />

Datenbus (CORBA, iViP-Objektschnittstelle, ...)<br />

Wrapper Wrapper<br />

Wrapper<br />

DMU<br />

CAD<br />

Externe <strong>Werkzeuge</strong><br />

Volkswagen hat neben einer im Unternehmen konsequent umgesetzten Systemstrategie, den<br />

Produktentstehungsprozess global in allen Marken <strong>und</strong> Regionen mit wenigen strategischen<br />

Systempartnern einheitlich zu unterstützen, ein den eigenen Anforderungen gerechtes, architekturübergreifendes<br />

Integrationskonzept <strong>für</strong> die Kollaboration von heterogenen <strong>Lösungen</strong><br />

implementiert.<br />

Die Engineering-to-Engineering (e2e) – Integrations- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform setzt<br />

hierbei auf offene <strong>und</strong> bereits sehr leistungsfähige Technologiestandards wie XML, JA-<br />

VA/J2EE, SOAP [2]. Damit lassen sich Web Services <strong>für</strong> einzelne applikationsneutrale Basisfunktionen<br />

oder Teilaufgaben realisieren <strong>und</strong> können den Erfordernissen einer integrierten<br />

Business-Logik entsprechend dynamisch zur Laufzeit genutzt werden. Standard-<br />

PDM


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Systemkonnektoren werden <strong>für</strong> den Zugriff auf die originären Informationen bereitgestellt<br />

<strong>und</strong> helfen damit, Daten- <strong>und</strong> Applikationsred<strong>und</strong>anzen zu vermeiden.<br />

Durch die Verwendung von anbieterneutralen Standards [3] ist gewährleistet, dass<br />

• die Portabilität auf verschiedenen Software- <strong>und</strong> Hardware-Plattformen gegeben ist,<br />

• der Zugriff auf Altdaten <strong>und</strong> Altsysteme ohne Migration möglich wird,<br />

• die Nutzung von zentralen Web-Services wie User <strong>und</strong> Identity Management mit Single<br />

Sign-On-Fähigkeit Doppelentwicklungen vermeidet <strong>und</strong><br />

• die enormen, Internet-getriebenen technologischen Fortschritte ohne Abhängigkeit von einem<br />

einzelnen Systemanbieter nutzbar werden.<br />

JSP<br />

JSP<br />

M C<br />

V<br />

Thin Client<br />

Servlet<br />

M C<br />

V<br />

e2e/TC Framework<br />

Rich Client<br />

Application Logic<br />

Integrationsplattform<br />

e2e/RC OOF<br />

D+WS/RC OOF<br />

Business<br />

Delegation<br />

Business<br />

Delegation<br />

HTTP/<br />

SOAP<br />

BMBF-Projektabschlusspräsentation<br />

„Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

Dr. T. Tang, Oktober 2004<br />

Integration Platform<br />

Services<br />

Basic Services<br />

93<br />

Service<br />

Service<br />

Corporate User<br />

Management<br />

RDbMS<br />

Connector<br />

KVS<br />

Connector<br />

SAP<br />

Connector<br />

TI-Host<br />

Connector<br />

Data<br />

Sources<br />

DB2<br />

ORACLE<br />

KVS<br />

TI-Syncro<br />

Betriebsmittel<br />

Prozessinformationen<br />

Das e2e-Technologiekonzept erleichtert <strong>und</strong> standardisiert die Online-Kommunikation im gesamten<br />

PEP <strong>und</strong> darüber hinaus. Es stellt internen <strong>und</strong> externen Prozesspartnern integrierte<br />

Produktinformationen auf einfacher Weise <strong>und</strong> über sehr ressourceneffiziente Web Clients<br />

zur Verfügung. Bei Volkswagen werden z.B.<br />

• Versionen von Steuergeräte-Software, die in einem SW-Versionsmanagement-system verwaltet<br />

werden, über die e2e-Plattform mit den Konstruktionsdaten <strong>und</strong> den Stücklisteninformationen<br />

verknüpft <strong>und</strong> in integrierter Form den nachgelagerten Prozessen in der Produktion<br />

<strong>und</strong> im K<strong>und</strong>enservice zur Verfügung gestellt,<br />

• Prozesssteuerungsinstrumente wie das Reifegradspiegel-Online [4] in der e2e-Plattform als<br />

Ablaufumgebung von wieder verwendbaren Diensten wie Sicherheits- <strong>und</strong> Autorisierungskomponenten<br />

sowie Konnektoren zu PDM-/TDM-Systemen unterstützt,<br />

...


Von Informationstechnik zur Integrationstechnologie – am Beispiel der Virtuellen Produktentstehung –<br />

• Fertigungsprozesspläne über die Standard-Konnektoren in der e2e-Plattform mit vielfältigen<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessinformationen wie Stücklisten, CAD-Modellen, Behälterinformationen,<br />

Hallenlayouts, etc. prozessgerecht verknüpft.<br />

Andere unternehmensweite Prozesse wie z.B. die Problemabstellung <strong>und</strong> die Fehlerprävention,<br />

die vom K<strong>und</strong>enservice über die Qualitätssicherung <strong>und</strong> die Produktion bis zur Produktentstehung<br />

zurück reichen, können ebenfalls über die e2e-Plattform ohne großen Aufwand<br />

online auf umfassende <strong>und</strong> konsistente Produktinformationen zurückgreifen.<br />

3 Strukturierte Produktinformationen<br />

Das verbindende <strong>und</strong> integrierende Element zwischen den Teilprozessen In der Virtuellen<br />

Produktentstehung sind die Produkt- <strong>und</strong> Prozessinformationen. Konsistenz, Vollständigkeit<br />

<strong>und</strong> Verfügbarkeit dieser Informationen, u.A. durch dokumentierte Übergaben, stellen die<br />

gr<strong>und</strong>legenden Voraussetzungen <strong>für</strong> die Funktionsfähigkeit der virtuellen Arbeitsprozesse dar,<br />

gleichwohl ist deren Sicherstellung angesichts der Komplexität der Informationen <strong>und</strong> der<br />

Prozesse eine enorme Herausforderung.<br />

Als konzeptionelle Basis <strong>für</strong> die Integration der Produktinformationen wurde bei Volkswagen<br />

die TI-CAD Strategie erarbeitet, in der u.A. festgelegt wird:<br />

• Rollenfestlegung <strong>für</strong> die Produktinformationen verwaltenden Systeme hinsichtlich Prozessunterstützung,<br />

Funktionen <strong>und</strong> Daten<br />

• Verbindliche Definition von Master-Systemen <strong>für</strong> alle prozessrelevanten Datenobjekte in<br />

Form einer System-Datenobjekt-Zuordnung.<br />

Für jedes prozessrelevante Datenobjekt gibt es ein definierendes Master-System. Das Master-<br />

System enthält Funktionen zur Bearbeitung der zugeordneten Datenobjekte. Die Bearbeitung<br />

von logisch gleichen Datenobjekten in mehr als einem System ist nicht zugelassen. Im Ausnahmefall<br />

muss die System übergreifende Konsistenz der Daten durch standardisierte Mechanismen<br />

wie Online-Abgleich, Check-In / Check-Out der sogenannten „Datenprozessoren“ mit<br />

dem Master-System sichergestellt werden. Die lesende Nutzung von Datenobjekten eines<br />

Master-Systems in anderen Systemen, z.B. mittels Viewer, ist generell möglich.<br />

Weitere Konsistenz- <strong>und</strong> Vollständigkeitsprüfungen werden in den Daten erzeugenden Systemen<br />

vorgenommen. So werden z.B. im neuen SAP-basierten Stücklistensystem von Volkswagen,<br />

TI-Syncro, umfangreiche Konsistenzprüfungen der sehr komplexen Stücklisteninformationen<br />

hinsichtlich Zwänge, Verbote <strong>und</strong> Kombinierbarkeit durchgeführt [5].<br />

94


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Strukturierte Produktinformationen<br />

Variante<br />

Baukasten<br />

Variante<br />

Strukturstückliste<br />

BMBF-Projektabschlusspräsentation<br />

„Forschung <strong>für</strong> die Produktion von morgen“<br />

Dr. T. Tang, Oktober 2004<br />

95<br />

Arbeitsplan,<br />

Werkstückliste,<br />

...<br />

In TI-Syncro werden alle Varianten einer Produktklasse gemeinsam in einer mehrstufigen Variantenstrukturstückliste<br />

dargestellt. Für Zusammenbauten wie z.B. Komponenten werden sogenannte<br />

Baukastenstücklisten verwendet, die <strong>für</strong> eine effiziente Modul- <strong>und</strong> Gleichteilestrategie<br />

unabdingbar sind. Auf Basis dieser Produktstrukturen kann über die im vorangegangenen<br />

Abschnitt beschriebenen e2e-Standard-Konnektoren auf die den Strukturknoten zugeordneten<br />

Dokumente, die bei Volkswagen im zentralen Konstruktionsdatenverwaltungssystem<br />

(KVS) entsprechend dem sogenannten Konstruktionsstand, Dokumentenart, etc. verwaltet<br />

werden, zugriffen werden.<br />

Auf Basis der konsistenten Produktstruktur ist die produktgerechte Erzeugung <strong>und</strong> die Integration<br />

weiterer Produkt- <strong>und</strong> Prozessinformationen wie Werkstückliste <strong>und</strong> Arbeitsplan leicht<br />

möglich. Damit ist auch sichergestellt,<br />

alle die Produktdaten nutzenden Prozesse in der Produktentstehung <strong>und</strong> darüber hinaus (z.B.<br />

Operative Beschaffung, Qualitätssicherung, Disposition, Bedarfsrechnung <strong>und</strong> Kalkulation)<br />

über hoch qualitative <strong>und</strong> logisch geprüfte Produktinformationen verfügen. Als integrationstechnologische<br />

Plattform kann wiederum die dargelegte e2e-Architektur dienen.<br />

4 Ausblick<br />

Die konsequente Weiterentwicklung von IT als Informationstechnik zur Integrationstechnologie<br />

ist der Schlüssel zur Maximierung des Nutzens beim Einsatz von IT. Die hohen Investitionen<br />

in Technologie <strong>und</strong> Prozessumgestaltung werden sich nur rechtfertigen lassen, wenn<br />

entlang der Unternehmensprozesse die Organisationen, Teilprozesse <strong>und</strong> Informationen mittels<br />

IT integrativ miteinander vernetzt werden.


Von Informationstechnik zur Integrationstechnologie – am Beispiel der Virtuellen Produktentstehung –<br />

Webtechnologie-basierte Standards haben sich als leistungsfähige Technologie da<strong>für</strong> erwiesen,<br />

die heterogenen Informationen <strong>und</strong> <strong>Lösungen</strong> entlang des gesamten Prozesses miteinander<br />

zu verknüpfen. Solch eine auf offenen Standards basierte Integrationsarchitektur kann als<br />

Kommunikationsplattform <strong>für</strong> die Prozesspartner, die im Rahmen der Engineering-to-<br />

Engineering-Prozesse an der Wertschöpfungskette im Entwicklungs- <strong>und</strong> Lieferverb<strong>und</strong> beteiligt<br />

sind, genutzt werden. Damit erreicht die Integration auch die Prozesspartner außerhalb<br />

der traditionellen Unternehmensgrenzen.<br />

Basis der Integration <strong>und</strong> der Kommunikation in produzierenden Unternehmen sind die produkt-<br />

<strong>und</strong> prozessbezogenen Informationen. Eine konsequente Strukturierung der Produktinformationen<br />

zur Sicherstellung der Vollständigkeit, Konsistenz <strong>und</strong> Aktualität bildet die Basisvoraussetzung<br />

<strong>für</strong> eine erfolgreiche Integration aller produktbezogenen Prozesse im Unternehmen.<br />

Damit lassen sich auch weitere wettbewerbsdifferenzierende Abläufe schneller <strong>und</strong><br />

sicherer definieren <strong>und</strong> im Unternehmen implementieren, um die klassische Produktentstehung<br />

zu einem ganzheitlichen Produktprozess, der alle produktspezifischen Prozesse von der<br />

Produktdefinition über den Start of Production hinaus bis zur Serienbetreuung <strong>und</strong> Ende der<br />

Produktion reicht, weiterzuentwickeln.<br />

5 Referenzen<br />

[1] F.-L. Krause, T. Tang, U. Ahle (Hrsg.)<br />

Leitprojekt ‚Integrierte Virtuelle Produktentstehung’ – Abschlussbericht<br />

Berlin, 2002<br />

[2] T. Tang,<br />

Kollaborative <strong>Lösungen</strong> auf einer Integrations- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform<br />

- Basisvoraussetzung <strong>für</strong> die integrierte virtuelle Produktentstehung -<br />

Virtual Product Creation / Innovationsforum 2002<br />

Berlin, 2002<br />

[3] M. Feltes, L. Lämmer,<br />

XPDI – Standardisierung von webbasierten PLM-Services <strong>für</strong> das Collaborative Engineering<br />

ProduktDaten Journal, Nr. 1 / 2004<br />

Darmstadt, 2004<br />

[4] T. Hartmann, K. Biller, A.-E. Exarchou, M. Koesling, M. Kompf,<br />

Reifegradspiegel-Methodik <strong>und</strong> Reifegradspiegel-Online<br />

ProduktDaten Journal, Nr. 1 / 2004<br />

Darmstadt, 2004<br />

[5] T. Tang,<br />

Integrierte Produktinformation <strong>für</strong> die Produktentstehung<br />

Virtual Product Creation 2003<br />

Stuttgart, 2003<br />

96


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

6 Schnitzlein<br />

1 Kurzvorstellung<br />

Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

WERNER SCHNITZLEIN<br />

Die ZF Passau GmbH ist Spezialist <strong>für</strong> Antriebstechnik mit sehr hohem technischen Anspruch.<br />

Wir sind Marktführer auf den Segmenten Baumaschinengetriebe <strong>und</strong> –achsen sowie<br />

auf dem Sektor der Traktorengetriebe im freien Markt sowie bei Fahrwerkstechnik <strong>und</strong> Achssystemen<br />

<strong>für</strong> Busse in Niederflurtechnologie. Wir decken mit unserer ErgoPowerreihe fast alle<br />

Baumaschinenbelange ab, bieten stufenlose Traktorengetriebe, Einzelradaufhängungen <strong>für</strong><br />

Busse oder 4-Punkt-Lenker <strong>für</strong> LKW <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Abbildung 1:<br />

Die ZF Passau GmbH ist eine 100%-Tochter der ZF Friedrichshafen AG <strong>und</strong> stellt den<br />

Hauptsitz des Unternehmensbereiches Arbeitsmaschinen-Antriebssysteme <strong>und</strong> Achssysteme<br />

dar, der mit einem Umsatz von ca. 1200 Mio Euro <strong>und</strong> ca. 6700 Mitarbeitern 12 Produktions-<br />

Standorte weltweit umfasst.<br />

97


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

Die ZF tätigt insgesamt einen Umsatz von ca. 8900 Mio. Euro mit ca. 53500 Mitarbeitern <strong>und</strong><br />

verfügt über 119 Produktionsstandorte <strong>und</strong> 3 Entwicklungszentren in Deutschland <strong>und</strong> Nordamerika.<br />

Ein Entwicklungszentrum in China ist im Aufbau.<br />

2 K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

Das Produktspektrum der ZF erstreckt sich von Getrieben <strong>und</strong> Achsen <strong>für</strong> Baumaschinen,<br />

Landmaschinen, NKW, PKW über <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> Fahrwerke <strong>und</strong> Lenkungen also Produkte <strong>für</strong><br />

alles was auf dem Land fährt. Im maritimen Bereich decken wir ein Spektrum ab, das von<br />

Pleasure-Boats bis hin zu Antrieben von Fähren oder Rennbooten reicht. Ebenso sind wir mit<br />

Getrieben im Luftfahrtbereich präsent.<br />

Abbildung 2:<br />

Auf Gr<strong>und</strong> des Produktspektrums ist die ZF in 6 Unternehmensbereiche strukturiert, die selbst<br />

in strategische Geschäftsfelder aufgeteilt sind, die sich auf bestimmte Produkte spezialisiert<br />

haben. Unsere K<strong>und</strong>en sind aber nicht nur an Komponenten oder Einzelprodukten interessiert,<br />

sondern auch an Systemen, die sich aus einer Kombination unserer Produkte zusammensetzen.<br />

So bieten wir beispielsweise <strong>für</strong> Radlader nicht nur Getriebe, sondern auch Achsen <strong>und</strong> ein<br />

Driveline-Management an. Telemetriefähige Diagnosesysteme r<strong>und</strong>en das Angebot ab.<br />

Ein anderes Beispiel stellen Stadtbusse dar, <strong>für</strong> die wir sowohl angetriebene wie auch nicht<br />

98


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

angetriebene Portalachsen anbieten, oder Vorderachsen mit verschiedenen Lenkwinkeln, sowie<br />

Getriebe <strong>und</strong> Lenkungen.<br />

Unsere K<strong>und</strong>en, die Fahrzeughersteller als Fahrzeugspezialisten, verlagern bestimmte Aufgaben<br />

bei der Fahrzeugherstellung, die nicht zum Kerngeschäft des OEM gerechnet werden, wie<br />

etwa die Antriebstechnik an entsprechende spezialisierte Firmen, z. B. die ZF.<br />

Ähnlich verfährt die ZF als TIER 1-Supplier <strong>und</strong> bedient sich z.B. <strong>für</strong> die Lagertechnik (Kugellager,<br />

Radlager, etc.) entsprechender Spezialisten.<br />

Abbildung 3:<br />

99


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

Abbildung 4:<br />

Nachdem wir hohe technologische Ansprüche befriedigen müssen, fußen unsere Geschäfte oft<br />

auf Entwicklungspartnerschaften mit unseren K<strong>und</strong>en, wie etwa im Off-Road-Bereich, Sektor<br />

Baumaschinen, mit John Deere <strong>für</strong> Baggerladerreihen, im Automotive-Bereich mit BMW,<br />

VW, Daimler-Chrysler wie auch mit anderen K<strong>und</strong>en. Mehr als 50% unseres Umsatzes verdanken<br />

wir solchen Systemgeschäften, Tendenz steigend.<br />

Diese Partnerschaften sind charakterisiert durch intensive Kommunikation <strong>und</strong> Datenaustausch<br />

zwischen global agierenden Partnern. Regelmäßige Meetings ohne größere Zeitabstände<br />

halten in allen Ebenen alle Beteiligte informiert <strong>und</strong> bieten die Möglichkeit zum schnellen<br />

Eingreifen. Gemeinsam werden Projektunterlagen, Produktspezifikationen, Konstruktionen<br />

<strong>und</strong> Serienanläufe geplant. Inhalte sind konstruktive Elemente wie Bauräume <strong>und</strong> Festigkeiten,<br />

aber auch Qualitätselemente, Termine, Kalkulationen, ggf. Materialbezugsquellen,<br />

selbstverständlich Funktionalitäten <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Da bei Systemgeschäften viele Standorte <strong>und</strong> Entwickler betroffen sind, ist es notwendig, aber<br />

nicht hinreichend, nur systemtechnisch ein gutes Netzwerk zu haben.<br />

100


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 5:<br />

Wir verfügen weltweit über ein starkes Corporate Network, mit dem wir insbesondere unsere<br />

Entwickler aber auch alle Standorte technisch zusammengeschlossen haben. Wir legen großen<br />

Wert auf eine starke Securityinfrastruktur, die wir geschaffen haben. Dies beginnt mit zentralisierten<br />

Firewalls über die Zeitzonen <strong>und</strong> setzt sich fort mit zentralisierten Virenabwehrmaßnahmen,<br />

<strong>und</strong> der Implementierung eines CERT.<br />

Neben diesen technischen Rahmenbedingungen, die Voraussetzungen <strong>für</strong> Collaborative Engineering<br />

sind, werden zwingend Instrumentarien <strong>und</strong> Organisationen benötigt, die die Kommunikation<br />

zwischen den Partnern beschleunigen <strong>und</strong> unterstützen. Die Realisierung aller<br />

notwendigen Schnittstellen muss schnell <strong>und</strong> effizient erfolgen können.<br />

Collaborative Engineering ist keine verordnete Aktivität, sondern muss in einer Strategie unterstützt<br />

<strong>und</strong> entwickelt werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind 3 Ebenen zu unterscheiden, das Ausrichten<br />

auf die K<strong>und</strong>enbedürfnisse, die Einbindung von Lieferanten <strong>und</strong> die unternehmensinterne<br />

Ausrichtung.<br />

3 Interne Zusammenarbeit<br />

Bei der internen Ausrichtung erschien es uns wichtig, Vertreter von Fachfunktionen mit geeigneten<br />

Informatikeinheiten zu verknüpfen. So wurden z. B. schon Mitte der 90er Jahre die<br />

Informatikeinheiten der ZF, die vordem einzelnen Standorten <strong>und</strong> Unternehmensbereichen<br />

zugeordnet waren, in eine ZF Informatik zusammengefasst. Dies geschah in der Form, dass in<br />

den Leitungsfunktionen der Informatik sowohl weltweite fachliche Verantwortungen <strong>für</strong> be-<br />

101


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

stimmte Informatikgebiete wie etwa Logistik, Engineering oder Ressourcenmanagement <strong>und</strong><br />

– unternehmensbereichsbezogen - weltweite Verantwortung <strong>für</strong> die gesamte IT, auf jeweils<br />

gleiche Personen übertragen wurden. Es gelang, diese Organisation so zu gestalten, dass die<br />

Mitarbeiter in den ursprünglichen Standorten verbleiben konnten, <strong>und</strong> somit die interne K<strong>und</strong>ennähe,<br />

also die Nähe zu den Fachfunktionen, erhalten wurde.<br />

Abbildung 6:<br />

Zielsetzung dieser Matrixfunktion ist es, <strong>für</strong> das Gesamtunternehmen ZF profitable unternehmens-<br />

<strong>und</strong> geschäftsfeldübergreifende gemeinsame Abläufe zu finden. Diese sind so in Systemen<br />

abzubilden, dass alle eingeb<strong>und</strong>enen Unternehmensbereiche <strong>und</strong> Geschäftsfelder Vorteile<br />

ziehen. Zu diesem Zweck wurden den Querschnittsfunktionen der Informatik starke Anwendungsvertretungen<br />

der Fachbereiche zur Seite gestellt. Insbesondere galt dies <strong>für</strong> die Entwickler,<br />

die entwicklungsnahen Fertigungsbereiche sowie die Informatikquerschnittsfunktion<br />

Engineering. Diese Strukturierung wurde durch Teamentwicklungen begleitet, denn das konstruktive<br />

Leben einer Matrix ist nicht per Order umsetzbar. Nur in auf echte Kooperation ausgerichteten<br />

Strukturen wird jede profitable Kooperationsmöglichkeit genutzt.<br />

Als wesentliches Ergebnis wurde eine breit getragene Einigung auf unternehmensübergreifende<br />

Standardsoftware <strong>und</strong> Standardabläufe erreicht. Zunächst wurde ein Corporate Software<br />

House festgelegt <strong>und</strong> somit definiert, mit welchen Applikationen Anwender unterstützt werden.<br />

In einem weiteren Schritt wurden die unternehmensübergreifenden Prozesse betrachtet. Insbesondere<br />

fiel in dem o.g. Team die Entscheidung, nicht nur ein gemeinsames Produktdaten-<br />

102


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

management-System im Gesamtunternehmen einzusetzen, sondern die wesentlichen Prozesse<br />

in diesem System gemeinsam abzubilden <strong>und</strong> zu nutzen.<br />

Hierbei handelt es sich um die Verwaltung der Modelle unserer strategischen CAD-Systeme,<br />

die zentrale Archivierung unseres gesamten Zeichnungsbestandes, die Unterlagenbereitstellung,<br />

die Verwaltung der Normen, den gesamten Datenaustausch inkl. aller Konvertierungen,<br />

den gesamten Änderungsprozess <strong>und</strong> die Security-Policy inkl. aller Zugangsberechtigungen.<br />

Das Datenmodell basiert auf dem STEP-Datenmodell AP214 . Gr<strong>und</strong>sätzlich ist ZF ein Verfechter<br />

von neutralen Schnittstellen, wie alle Systemlieferanten.<br />

Die Inhouse-Nutzung von Online-Meetings <strong>und</strong> unserer Projektsysteme, um den Projektfortschritt<br />

zu messen, ist ebenfalls implementiert <strong>und</strong> wird stark genutzt. Hier darf nicht unerwähnt<br />

bleiben, dass wir selbstverständlich auch mit externen Partnern, also Partnern, die nicht<br />

im ZF Net angeschlossen sind, Online-Meetings praktizieren, hierzu aber Provider nutzen.<br />

Die Inhouse-<strong>Lösungen</strong> werden dann genutzt, wenn sich alle Teilnehmer innerhalb des ZF-Net<br />

befinden.<br />

Selbstverständlich gibt es auch fertigungsnahe Abläufe, die sehr eng mit der Entwicklung abgestimmt<br />

sein müssen. Hierzu gehört die Betriebsmittelkonstruktion, die Vorrichtungskonstruktion<br />

<strong>und</strong> die Verwaltung <strong>und</strong> Benummerung von Betriebsmitteln <strong>und</strong> Vorrichtungen.<br />

Auch <strong>für</strong> die Abbildung dieser Prozesse wird das gemeinsame Produktdatenmanagement-<br />

System genutzt.<br />

Das Benummerungssystem <strong>für</strong> <strong>Werkzeuge</strong>, also Bohrer, Schäfte <strong>und</strong> Kombinationen, etc., ist<br />

über alle Werke hinweg eindeutig <strong>und</strong> wird selbstverständlich nicht nur im Produktdatenmanagementsystem<br />

sondern auch in den Logistiksystemen genutzt. Hier arbeiteten wir im entsprechenden<br />

DIN-Ausschuß (DIN 4000) mit.<br />

Die Erfolge der Harmonisierung an sich <strong>und</strong> die Auswirkungen auf die Logistiksysteme implizieren<br />

positive Auswirkungen auf die Standardisierung wichtiger übergreifender Prozesse<br />

auch in Querschnittsfunktionen außerhalb des Engineering, wie z. B. in Materialwirtschaft,<br />

Einkauf, Montage <strong>und</strong> Fertigung.<br />

103


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

Abbildung 7:<br />

Der positive Einfluss wird noch verstärkt, wenn wir unser PDM-Teilprojekt „Konzerneinheitliche<br />

Strukturstückliste“ <strong>und</strong> einheitlicher Materialstamm zur Gänze umgesetzt haben. Selbstverständlich<br />

gibt es auch eine Brücke, die die notwendigen Informationen des Produkt-Daten-<br />

Managementsystems in die SAP-Systeme übersetzt.<br />

Weltweit haben wir über 6000 PDM-Nutzer angeschlossen. Dies sind wesentlich mehr Nutzer<br />

als wir Entwickler haben <strong>und</strong> zeigt, dass das PDM-System weltweit von mehr Fachfunktionen<br />

als „nur“ den Entwicklern genutzt wird, z.B. von Fertigungsvorbereitungsbereichen aber auch<br />

von Einkäufern. Wir haben den Gr<strong>und</strong>satz, dass verbindliche Dokumente nur einmal gespeichert<br />

werden. Insbesondere Modelle <strong>und</strong> Zeichnungen sind solche Dokumente. Deswegen<br />

sorgen wir da<strong>für</strong>, dass aus allen Systemen <strong>und</strong> Prozessen, in denen verbindliche im PDM gespeicherte<br />

Dokumente benötigt werden, auch ins PDM-System durchgegriffen werden kann.<br />

Die Wahrung der Security-Policy ist selbstverständlich. Insgesamt erleben wir hier, dass Metcalfe’s<br />

Law „der Nutzen eines Systems steigt quadratisch mit der Anzahl der Nutzer“ absolut<br />

richtig ist. Alle notwendigen Informationen sind konsistent im System gespeichert <strong>und</strong> online<br />

abrufbar. Im Umkehrschluss wird hierdurch die notwendige Verfügbarkeit des Systems klar<br />

definiert, nämlich 7x24 h.<br />

Dieses Produktdatenmanagement ist ZF-weit einheitlich, da es keine unterschiedlichen Steuerungen<br />

der Entwicklungstätigkeiten in den Werken gibt. Aber Metcalfe’s Law <strong>und</strong> Standardisierung<br />

sind nicht die obersten Paradigmen. Die ZF hat z.B. vor zwei Jahren Sachs gekauft.<br />

Dort gab es auch ein weltweites Produktdatenmanagementsystem. Zu diesem haben wir eine<br />

gut funktionierende Online-Schnittstelle aufgebaut. Dies war auf Gr<strong>und</strong> der ähnlichen Entwicklungsprozesse<br />

die wirtschaftlichste Lösung.<br />

104


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 8:<br />

4 Zusammenarbeit mit Zulieferern<br />

Sicher lassen in einer geeigneten Matrixorganisation Standardisierungen von Systemen <strong>und</strong>/<br />

oder Schnittstellen mit geringsten Widerständen realisieren, wenn, neben der Überzeugung<br />

der internen Partner, auch die kapitalmässige <strong>und</strong> rechtliche Hoheit gegeben ist. Dies ist bei<br />

K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Lieferanten definitiv nicht der Fall.<br />

K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Lieferanten verfügen über eigene Systeme, eigene Organisationen <strong>und</strong> eigene<br />

Kulturen. Deswegen ist es notwendig, auch über Instrumentarien zu verfügen, die es gestatten,<br />

diese unterschiedlichen Strukturen <strong>und</strong> Systeme in Einklang zu bringen. Wichtig sind die<br />

Ergebnisse zur Erreichung der gemeinsamen Projektziele. Nicht Gleichheit, sondern Gleichklang<br />

ist wichtig.<br />

Hierin begründet sich die Gr<strong>und</strong>satzentscheidung der ZF, zusammen mit weiteren Anteilseignern<br />

- Bosch, Continental, SAP, Siemens, VDO, ZF - den elektronischen Marktplatz Supply-<br />

On zu gründen.<br />

Der Marktplatz hat den Fokus, die Prozesse zwischen den Lieferanten <strong>und</strong> den Anteilseignern<br />

zu vereinfachen. Begonnen wurde mit den Beschaffungs-<strong>und</strong> Logistikbereichen.<br />

Inzwischen ist das Portfolio erweitert um Funktionen der Qualität, des Finanzwesens <strong>und</strong> des<br />

Collaborative Engineering. CAD-Conversion, Normenverwaltungen, Zeichnungen können<br />

gehandelt werden. Project Folders stehen ebenfalls zur Verfügung, Online Meetings könen<br />

gebucht werden.<br />

105


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

Abbildung 9:<br />

106


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 10:<br />

Auch dieser Marktplatz entwickelt sich gut, wie man dem beachtlichen Zuwachs an Marktplatzk<strong>und</strong>en<br />

(also unseren Lieferanten) entnehmen kann. Diese Funktionalitäten motivierten<br />

uns, den Workflow zwischen Giessereien <strong>und</strong> ZF in dem Projekt KOEFFIZIENT, das uns in einem<br />

späteren Vortrag vorgestellt wird, über die Anbindung dieses Marktplatzes zu realisieren.<br />

Wesentlicher Bestandteil dieses Projektes ist es, in einem Vorgang Anfrage <strong>und</strong>/oder Angebot<br />

<strong>und</strong>/oder Bestellung automatisch mit dem zugr<strong>und</strong>e liegenden technischen Dokumentationen<br />

(also auch CAD-Modelle) zu verbinden.<br />

Letztendlich ist es Ziel, spezialisierten Unternehmen die Möglichkeit zu geben, zeitnahe Leistungen<br />

abzuliefern, damit höhere Reaktionsgeschwindigkeiten <strong>für</strong> alle zu erreichen <strong>und</strong> letztendlich<br />

die Kosten zu senken.<br />

5 Zusammenarbeit mit den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gesamtkonzept<br />

K<strong>und</strong>en haben, wie schon erwähnt, eigene Organisationen, eigene Systeme, eigene Kulturen.<br />

Oft gibt es k<strong>und</strong>eneigene Portale. Für diese Prozesse zum K<strong>und</strong>en wurde über das Global<br />

eBusiness Team der ZF zentral ein Ablauf realisiert, der es ermöglicht, die Zugänge der ZF-<br />

Mitarbeiter zu K<strong>und</strong>enportalen transparent <strong>und</strong> zeitnah zu managen. Es ist in beiderseitigem<br />

Interesse, dass auf diesen Portalen nur autorisierte Mitarbeiter mit den jeweiligen Portalfunktionen<br />

arbeiten <strong>und</strong> diese gegenseitig aktuell gehalten werden.<br />

Dazu ist erst kürzlich ein neuer europäischer Standard <strong>für</strong> das Usermanagement auf Internetportalen<br />

veröffentlicht worden, der unter Federführung der ZF erarbeitet wurde.<br />

107


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

Abbildung 11:<br />

Betrachtet man die Komplexität, die sich <strong>für</strong> ein Unternehmen wie ZF durch die Vielzahl der<br />

Portale, ihrer Anwendungen <strong>und</strong> der betroffenen ZF-Mitarbeiter ergibt, wird schnell klar, dass<br />

eine starke Koordination <strong>und</strong> klare Regeln notwendig sind, um den administrativen Aufwand<br />

auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Dank klarer Abläufe, die auch im ZF PortalManager©<br />

automatisiert sind, konnte dieses Ziel erreicht werden.<br />

108


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 12:<br />

Alle vorgenannten Aspekte wurden ZF intern zu einem Gesamtkonzept zusammengeführt, das<br />

insbesondere, aber nicht nur, das Collaborative Engineering unterstützt. Intern verfolgen wir<br />

Standardisierungsstrategien bzgl. der technischen Infrastruktur, Harmonisierungsstrategienbezogen<br />

auf die Prozesse, extern arbeiten wir über SupplyOn <strong>und</strong>/oder mit OEM-Portalen. Ebenso<br />

engagieren wir uns in Gremien um den neutralen Datenaustausch weiterzubringen<br />

(STEP, AP214).<br />

Der K<strong>und</strong>e steht bei uns im Vordergr<strong>und</strong>. Deswegen bieten wir unseren K<strong>und</strong>en, neben unseren<br />

Produkten <strong>und</strong> Systemen, die gesamten Serviceleistungen unserer internen Prozesse, um<br />

alle notwendigen Schnittstellen effizient handeln zu können.<br />

Wir sind de facto nicht nur Produktlieferant, sondern auch Datenlieferant.<br />

6 Zukunft<br />

Wir glauben, Kernkompetenz als „Supervisor der Wertschöpfungskette“ ist ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor von Unternehmen. Unternehmen verändern sich im Wettbewerb rasend schnell,<br />

verändern Schwerpunkte <strong>und</strong> konzentrieren sich auf Kerngeschäfte. Deswegen wird die Vernetzung<br />

der Unternehmen untereinander stark wachsen, die Bindungen in Prozessen werden<br />

möglicherweise stärker werden <strong>und</strong> es wird immer mehr notwendig werden, in Kooperationen<br />

zu arbeiten. Es gibt meines Wissens nach keinen Automobilhersteller, der die Präsentation<br />

neuer Modelle der eigenen Marketing-Abteilung überlässt. Eigenentwicklung bzgl. Fahrzeugbeleuchtung<br />

gibt es nicht. Der Opel Zafira wurde - auf der bestehenden Astra-Plattform- von<br />

Porsche entwickelt.<br />

109


Collaborative Engineering bei der ZF Group<br />

Abbildung 13:<br />

Deswegen ist es notwendig, in Unternehmensnetzwerken <strong>und</strong> Kooperationen erfolgreich zu<br />

agieren, die Informationen zu organisieren <strong>und</strong> Sorge <strong>für</strong> die Stabilisierung der Beziehungen<br />

zu tragen. Es werden virtuelle Firmen entlang der gesamten Herstellkette entstehen. Ein Unternehmen<br />

muss da<strong>für</strong> Sorge tragen, dass die starke Bindung zwischen Firmen über die Zusammenarbeit<br />

in den Prozessen nicht die Bindung im eigenen Unternehmen zu stark aufweicht.<br />

Es ist nämlich zu vermuten, dass unternehmerische Bindungen sich dahin entwickeln<br />

werden, wohin die sozialen Bindungen derzeit schon tendieren, nämlich mehr temporäre Liebesbeziehungen<br />

anstatt dauerhafte Ehe. In der Zusammenarbeit mit Unternehmen ist eine hohe<br />

persönliche Mobilität der Mitarbeiter notwendig, da zum einen Projekte häufig wechseln,<br />

zum anderen auch Mitarbeiter zumindest zwischen Projektgruppen wechseln werden. Somit<br />

ist es notwendig, nicht nur Wissen zu haben, sondern zu wissen, wo Wissen zu finden ist. Der<br />

Umgang mit den zur Verfügung stehenden Medien wird zunehmend zum Erfolgsfaktor sowohl<br />

<strong>für</strong> die Person als auch <strong>für</strong> das Unternehmen.<br />

Der Aufwand, um an das benötigte Wissen zu gelangen, wird sehr entscheidend werden. Das<br />

Informieren über formelle Kanäle ist in der Regel aufwändiger, als einen Experten direkt per<br />

Telefon, Mail, Online-Meeting oder persönlich zu befragen. Personen <strong>und</strong> Institutionen werden<br />

sich als Benutzer eines wissensvermittelnden Systems verstehen.<br />

Sie werden sich somit die Kanäle aussuchen, über die ihre Informationsbedürfnisse am effektivsten<br />

befriedigt werden können.<br />

110


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Deswegen wird es entscheidend sein, die Informierungsvorgänge zu rationalisieren <strong>und</strong> effektiv<br />

zu gestalten, selbstverständlich unter Wahrung der Intellectual Property.<br />

111


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

7 Engelmann<br />

Wissensmanagement in der <strong>Produktentwicklung</strong><br />

KAI ENGELMANN<br />

Eine immer weiter voranschreitende Globalisierung verschärft den Wettbewerb weltweit <strong>und</strong><br />

setzt die Industrie <strong>und</strong> die Dienstleistungsanbieter einem stetig wachsenden Innovationsdruck<br />

aus. Um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren, müssen die <strong>Produktentwicklung</strong>szeiten,<br />

bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität der angebotenen Produkte, deutlich<br />

verkürzt werden. Denn nur innovative <strong>und</strong> gleichzeitig kostengünstige Produkte sind global<br />

wettbewerbsfähig <strong>und</strong> ermöglichen es, Vorteile im Wettbewerb zu halten oder gar auszubauen.<br />

Schnelligkeit in der <strong>Produktentwicklung</strong> ist somit ein bedeutsamer, wenn nicht gar der entscheidende<br />

Wettbewerbsfaktor.<br />

Aus unternehmerischer Perspektive betrachtet ist ein effektiver <strong>und</strong> effizienter <strong>Produktentwicklung</strong>sprozess<br />

langfristig der wichtigste Hebel zur Befriedigung der Forderungen von<br />

Markt, Eigentümern <strong>und</strong> Mitarbeitern. In einem Umfeld in dem Kostensenkungsmaßnahmen<br />

bei den meisten Unternehmen zum größten Teil ausgereizt sind, steigert allein eine höhere Innovationsfähigkeit<br />

Wachstum <strong>und</strong> Profitabilität <strong>und</strong> damit den Unternehmenswert.<br />

Eine Beschleunigung des Innovationsprozesses lässt sich durch eine systematische Nutzung<br />

<strong>und</strong> Vernetzung sämtlicher Ideenpotenziale <strong>und</strong> Know-how Quellen des Unternehmens erreichen.<br />

Eine Konsequenz daraus ist, dass das Wissen über das Produkt <strong>und</strong> seine Entstehung als<br />

wertvollste Ressource eines Unternehmens stärker <strong>und</strong> vor allem schneller Anwendung innerhalb<br />

des Unternehmens während des gesamten Produktlebenszyklus finden muss. Eine effiziente<br />

<strong>und</strong> effektive, also zukunftsorientierte, <strong>Produktentwicklung</strong> berücksichtigt die folgenden<br />

Faktoren:<br />

1. Konsequente Ausrichtung auf den Markt<br />

2. Optimierung von Zeit <strong>und</strong> Kosten durch integrierte Prozesse (immer den Gesamtprozess<br />

im Blick)<br />

3. Zielgerichtete Einbeziehung der Mitarbeiter <strong>und</strong> ihres spezifischen Wissens (Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Kreativität) in den Prozess<br />

4. Einsatz von integrierten, den gesamten Geschäftsprozess unterstützenden, Wissensmanagementsystemen<br />

Mit Hilfe der Prozessorientierung wird der Informationsfluss entlang des Produktlebenszyklus<br />

kanalisiert. Der unternehmensinterne Informationsfluss wird zu einem geschlossenen Kreislauf<br />

integriert <strong>und</strong> ermöglicht so die Einbeziehung von Erfahrungen aus den Produktlebenszyklen<br />

vorangegangener Produkte <strong>und</strong> verbessert so die marktorientierte Entwicklung neuer<br />

Produkte. Zyklusübergreifend könnten auch noch Informationen extern auf Seiten der K<strong>und</strong>en<br />

abgefragt <strong>und</strong> in den Prozess integriert werden.<br />

Die Firma Roland Berger Strategy Consultants, als Unternehmensberatung ein typischer Vertreter<br />

eines Dienstleistungsunternehmens, hat sich mit dieser Thematik in den letzten Jahren<br />

intensiv beschäftigt. Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass Dienstleistungen genauso<br />

als Produkte zu betrachten sind wie Sachgüter oder Software <strong>und</strong> somit entsprechend entwickelt<br />

<strong>und</strong> vermarktet werden können. Die Abgrenzung wie aber auch die Ähnlichkeit zum<br />

Produkt-Engineering zeigt sich in der Dualität von "High Tech" <strong>und</strong> "High Touch" in der<br />

113


Wissensmanagement in der <strong>Produktentwicklung</strong><br />

Dienstleistungsentwicklung. "High Tech", gemeint im Sinne von übertragbaren Aktivitäten<br />

im Bereich der Entwicklung von Vorgehensmodellen <strong>und</strong> in der Produkt- <strong>und</strong> Prozessmodellierung.<br />

"High Touch", gemeint im Sinne einer deutlichen Differenzierung über die Fokussierung<br />

auf Human-Ressourcen, im Entstehungsprozess, wie aber auch in der Gestaltung von<br />

K<strong>und</strong>enschnittstellen. Dabei ist die Berücksichtigung emotionaler Aspekte in der Entwicklung<br />

einer Dienstleistung nicht zu vernachlässigen. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist jedoch, ganz im Gegensatz<br />

zum Produkt-Engineering, das Ergebnis eines Beratungsprojektes immer ein immaterielles<br />

Produkt.<br />

Die zentralen Leistungen, die in den Beratungsprozess eingehen, sind die individuellen Kompetenzen<br />

der Mitarbeiter <strong>und</strong> die organisationalen Kompetenzen des Unternehmens. Diese<br />

Kompetenzen werden durch ein Beratungsprojekt in Problemlösungen transformiert. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Besonderheit von Beratungsprojekten sind Kompetenzen die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die<br />

Generierung <strong>und</strong> Erhaltung von Wettbewerbsvorteilen <strong>für</strong> ein Beratungsunternehmen. Daher<br />

besteht Bedarf <strong>für</strong> Methoden zur Identifikation, Entwicklung, Formalisierung, Speicherung,<br />

Nutzbarmachung, den Transfer <strong>und</strong> den Schutz von Wissen. Roland Berger hat diesen Anforderungen<br />

genüge getan <strong>und</strong> mit integrierten Management-Tools den gesamten Beratungsprozess<br />

im Knowledgemanagementsystem BRAIN abgebildet.<br />

114


Teil 3:<br />

Erfahrungsberichte aus<br />

den Verb<strong>und</strong>projekten<br />

GINA, KOEFFIZIENT <strong>und</strong> KOWIEN<br />

8 Teil 3<br />

115


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung<br />

– ein Praxisbericht der Continental AG<br />

9 multhaupt<br />

MARKO MULTHAUPT<br />

117


Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung – ein Praxisbericht der Continental AG<br />

118


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

119


Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung – ein Praxisbericht der Continental AG<br />

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<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

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Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung – ein Praxisbericht der Continental AG<br />

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<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

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Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung – ein Praxisbericht der Continental AG<br />

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<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

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Controlling im Innovationsprozeß der Reifenentwicklung – ein Praxisbericht der Continental AG<br />

126


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

10 decker<br />

Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH<br />

ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

CHRISTIAN DECKER<br />

Zusammenfassung: Als ein Unternehmen des deutschen Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbaus sieht sich<br />

die Firma Klöckner DESMA Schuhmaschinen GmbH mit einem Weltmarkt konfrontiert, auf dem<br />

stagnierende oder sogar teilweise sinkende Umsätze zu beobachten sind. Aufgr<strong>und</strong> der Kostenstruktur<br />

am Standort Deutschland <strong>und</strong> der nur eingeschränkten Möglichkeiten eines mittelständischen<br />

Unternehmens zur Verlagerung von arbeitsintensiven Tätigkeiten ins Ausland ist die Firma<br />

DESMA gezwungen, durch technologisch hervorragende <strong>und</strong> innovative Produkte komparative<br />

K<strong>und</strong>envorteile zu erzielen. Dabei müssen die K<strong>und</strong>enwünsche hinreichend bekannt sein, um auch<br />

eine Übererfüllung des Produktes („Overengineering“) zu vermeiden. Im dem vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderten Projekt GINA wurde in enger Kooperation mit der<br />

TU Braunschweig das Innovationsmanagement analysiert <strong>und</strong> optimiert. Dieser Beitrag stellt das<br />

gewählte Vorgehen vor <strong>und</strong> kann in zwei Teile untergliedert werden. Der erste Teil widmet sich<br />

der Analysemethodik, der zweite Teil beschreibt die durchgeführten Optimierungsmaßnahmen.<br />

1 Einleitung<br />

Der Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau gilt als einer der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Er beschäftigte im Jahr 2003 885.000 Mitarbeiter, die einen<br />

Umsatz von ca. 132 Mrd. Euro erwirtschafteten. Der Gewinnanteil am Umsatz ist im Vergleich<br />

zu anderen Branchen relativ gering; die Umsatzrendite betrug im Jahr 2003 3,4 %<br />

[Mer03]. Der Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau ist ein forschungsintensiver Wirtschaftszweig, der<br />

ca. 4 Mrd. Euro oder 3,1% des Umsatzes in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung investiert [Gre03]. In<br />

den letzten Jahren ist allerdings ein Rückgang der F&E-Ausgaben zu beobachten, was mit Finanzierungsengpässen<br />

<strong>und</strong> Facharbeitermangel erklärt werden kann [ZEW03].<br />

Im Gegensatz zu konsumorientierten Produkten beliefern Unternehmen des Maschinen- <strong>und</strong><br />

Anlagenbaus keinen anonymen Massenmarkt sondern bekannte Einzelk<strong>und</strong>en mit k<strong>und</strong>enindividuellen<br />

Produkten. Da die Binnennachfrage begrenzt ist, sind Unternehmen dieser Branchen<br />

in der Regel international tätig <strong>und</strong> bearbeiten den globalen Markt.<br />

Die Firma Klöckner DESMA Schuhmaschinen GmbH muss sich diesen wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen stellen. Als Hersteller von Schuhmaschinen bedient sie Märkte mit<br />

stagnierenden oder sogar rückläufigen Umsatzzahlen. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Kostenstrukturen<br />

am Standort Deutschland hat DESMA in der Vergangenheit Differenzierungsstrategien angewendet<br />

<strong>und</strong> entwickelte technologisch hochwertige Produkte, die allerdings nur in Nischenmärkten<br />

vermarktet werden können. DESMA gilt als Technologieführer in der Branche, was<br />

aber nur mit ständigem Streben nach Innovationen aufrecht erhalten werden kann. Im Rahmen<br />

des Projektes GINA war es das Ziel, die Innovationsfähigkeit des Unternehmens zu steigern.<br />

Dazu sollten im Rahmen einer Schwachstellenanalyse mit Hilfe des im Projekt entwickelten<br />

Softwarewerkzeuges IMPACT Innovationspotentiale identifiziert werden <strong>und</strong> in einer anschließenden<br />

Optimierungsphase die Potentiale erschlossen werden.<br />

127


Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

2 Analyse von Innovationsprozessen<br />

Im Rahmen des Projektes wurde mit dem Softwarewerkzeug ImpACT ein Hilfsmittel <strong>für</strong> die<br />

Bewertung <strong>und</strong> Analyse von Innovationsprozessen geschaffen. Das in Zusammenarbeit mit<br />

dem mittelständischen Softwareentwickler SBS Softwaresysteme in Braunschweig entwickelte<br />

Werkzeug systematisiert <strong>und</strong> unterstützt die Auditierung von Innovationsprozessen <strong>und</strong><br />

stellt Funktionalitäten <strong>für</strong> die Auditvorbereitung, die Datenerhebung sowie die Auswertung<br />

der Auditergebnisse zur Verfügung. Zusätzlich zeigt die Software durch die Visualisierung<br />

der Auditergebnisse Ansatzpunkte <strong>für</strong> Verbesserungsmaßnahmen auf <strong>und</strong> unterstützt deren<br />

Implementierung durch die Bereitstellung von maßnahmenbezogenem Wissen. Die Abbildung<br />

1 zeigt die bisher mit dem Softwarewerkzeug realisierten sechs Analyseschritte von der<br />

„Festlegung der Zielsetzung“ bis „Auswertung der Daten“.<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Ergebnisportfolio<br />

Wissensspeicher<br />

Fallbeispiele<br />

ImpACT<br />

Referenzprozesse<br />

VDI-<br />

Richtlinien<br />

128<br />

unternehmensspezifischer<br />

Innovationsprozess<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Festlegung der<br />

Zielsetzung<br />

Anlegen von<br />

Stammdaten<br />

Selektion der<br />

Bewertungskriterien<br />

Datenerhebung<br />

(Interviews,<br />

Dokumentanalyse)<br />

Eingabe der<br />

Bewertungsdaten<br />

Auswertung der<br />

Daten<br />

Bereitstellung von<br />

Wissen zur<br />

Prozessoptimierung<br />

Auditor<br />

konkrete Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des Innovationsprozesses<br />

Abbildung 1: Ablauf der Bewertung von Innovationsprozessen<br />

mit Hilfe des <strong>Werkzeuge</strong>s ImpACT


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Der erste Analyseschritt umfasst die Festlegung der Zielsetzung der Untersuchung. Insbesondere<br />

muss festgelegt werden, welche Teilprozesse des Innovationsprozesses in die Untersuchung<br />

miteinbezogen werden, welche organisatorischen Bereiche des Unternehmens analysiert<br />

werden <strong>und</strong> wie die Untersuchung organisatorisch (z.B. Interviewpartner, Dokumentation,<br />

etc.) durchgeführt werden soll. Der zweite Schritt ist die Ablage von Stammdaten im<br />

Werkzeug, d.h. die Ablage von Unternehmensstammdaten wie Adresse, Name <strong>und</strong> Telefonnummer<br />

der Interviewpartner, aber auch betriebswirtschaftliche <strong>und</strong> organisatorische Kriterien<br />

wie Umsatzanteil der Neuprodukte, Gewinn oder Mitarbeiteranzahl im Bereich Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. Im nächsten Schritt sind die Bewertungskriterien zu selektieren. Im<br />

Werkzeug sind 110 Bewertungskriterien in einem hierarchischen Bewertungsmodell abgelegt,<br />

von denen eine Teilmenge oder auch das gesamte Kriterienmodell <strong>für</strong> die Analyse verwendet<br />

werden können. Die Aufnahme von Daten, die <strong>für</strong> die Bewertung der Ausprägung eines Bewertungskriteriums<br />

notwendig sind, erfolgt im Rahmen von Interviews <strong>und</strong> Beobachtungsanalysen.<br />

Zur Unterstützung werden vom Werkzeug ImpACT Checklisten abhängig von den<br />

selektierten Bewertungskriterien dynamisch generiert <strong>und</strong> dem Anwender zur Verfügung gestellt.<br />

Nach der Datenaufnahme erfolgt die Eingabe der Bewertungsdaten mit Hilfe einer Eingabemaske<br />

in das System. Die Auswertung <strong>und</strong> die Darstellung des Ergebnisses werden mit<br />

Hilfe von Matrix- <strong>und</strong> Balkendiagrammen durchgeführt <strong>und</strong> dem Benutzer über ein Auswertungsmodul<br />

dargestellt. Während die Schritte 1 bis 6 die Analyse von Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

des betrieblichen Innovationsprozesses als Ziel haben, wird im Schritt 7 problem- <strong>und</strong> schwächenspezifisches<br />

Lösungswissen in Form von Fallbeispielen, Referenzprozessen <strong>und</strong> weiterführenden<br />

Literaturhinweisen wie VDI-Richtlinien bereitgestellt. Die Umsetzung der Unterstützung<br />

der Analyseschritte erfolgt mit Hilfe einer Internetlösung (www.gina-net.de/impact);<br />

die Bereitstellung des Lösungswissens wird mit einer MS-Access Datenbank realisiert.<br />

3 Analyseergebnisse im Innovationsprozess<br />

Im Rahmen der Analysephase kamen alle 110 Bewertungskriterien zur Anwendung. Das Kriterienmodell<br />

von IMPACT wurde noch durch DESMA-spezifische Bewertungskriterien ergänzt.<br />

Die Abbildung 2 zeigt Teile der Ergebnisse mit Hilfe einer Bewertungsmatrix.<br />

129


Relevanz <strong>für</strong> das Unternehmen<br />

4<br />

2<br />

Bereich hoher<br />

Dringlichkeit<br />

Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

10<br />

Bereich ohne<br />

Dringlichkeit<br />

8<br />

9<br />

6<br />

11<br />

Bereich mittlerer<br />

Dringlichkeit<br />

3<br />

17<br />

0 0 2 4<br />

Ausprägung im Unternehmen<br />

2<br />

4<br />

7<br />

12<br />

15<br />

5<br />

14<br />

13,16<br />

Bereich mittlerer<br />

Dringlichkeit<br />

1<br />

Bereich hoher<br />

Dringlichkeit<br />

Abbildung 2: Bewertungsportfolio der Firma DESMA<br />

130<br />

1 Mitarbeiterquantität<br />

2 Mitarbeiterqualität<br />

3 interne Kommunikation<br />

4 K<strong>und</strong>en/Lieferanteneinbindung<br />

5 Unternehmensorganisation<br />

6 Marktkenntnisse<br />

7 Standardisierung<br />

8 Innovationscontrolling<br />

9 Auftragsklärung<br />

10 Offensives Marketing<br />

11 Analyse von Chancen<br />

<strong>und</strong> Risiken<br />

12 Innovationsorientiertes<br />

Managementsystem<br />

13 Vorhandensein von Innovatorenpersönlichkeiten<br />

14 Innovationsförderliche<br />

Unternehmenskultur<br />

15 Aufbau & Entwicklung von<br />

Kernkompetenzen<br />

16 Schützen von Know-How<br />

<strong>und</strong> Wissen<br />

17 Projektmanagement<br />

Mittels der Bewertungsmatrix wird die Ausprägung eines Bewertungskriteriums, also hier die<br />

qualitative Bewertung eines Faktors durch einen Auditor, der Relevanz des Bewertungskriteriums<br />

gegenübergestellt. Die Relevanz entspricht der Gewichtung eines Bewertungsfaktors.<br />

Aus dieser Gegenüberstellung ergeben sich vier Möglichkeiten: das Bewertungskriterium ist<br />

ein unwesentliches, ein übererfülltes, ein kritisches oder ein maßgebliches Bewertungskriterium.<br />

Bei der Entwicklung von Optimierungsmaßnahmen sollten insbesondere die übererfüllten<br />

<strong>und</strong> kritischen Bewertungskriterien in den Fokus gestellt werden. Bei übererfüllten Bewertungskriterien<br />

kann die Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass zu viele Ressourcen <strong>für</strong> diesen<br />

Faktor verwendet werden. Bei kritischen Bewertungskriterien sind Maßnahmen zu ergreifen,<br />

um die Ausprägung des Bewertungskriteriums zu verbessern. Für die Firma wurden insbesondere<br />

die Faktoren Auftragsklärung, offensives Marketing, Marktkenntnisse, interne<br />

Kommunikation, Innovationscontrolling <strong>und</strong> Analyse von Chancen <strong>und</strong> Risiken als kritisch<br />

bewertet. Auf Basis dieser Ergebnisse <strong>und</strong> weitere Detailanalysen wurden folgende Optimierungsmaßnahmen<br />

beschlossen <strong>und</strong> umgesetzt:<br />

• Definition eines Produktplanungsprozesses,<br />

• Verbesserung der Methodenunterstützung im Produktplanungsprozess, insbesondere <strong>für</strong><br />

die Analyse von Chancen <strong>und</strong> Risiken am Markt sowie<br />

• Optimierung des Projektcontrolling.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

4 Optimierungsmaßnahmen im Innovationsprozess<br />

4.1 Definition eines Produktplanungsprozesses<br />

Eine der wichtigsten Verbesserungsmaßnahmen war die Definition eines Produktplanungsprozesses.<br />

Sowohl in der betriebswirtschaftlichen als auch in der ingenieurswissenschaftlichen<br />

Literatur stehen Phasenmodelle zur Verfügung, die einen zielgerichteten Ablaufplan <strong>für</strong><br />

die Entwicklung neuer Produkte von der Zielbildung bis zur Kontrolle bereitstellen.[Gau01]<br />

[Kra97] [Eve03] [VDI2220]. Ebenfalls erfolgt in der Literatur eine ausführliche Diskussion,<br />

wie der Innovationsprozess durch Instrumente <strong>und</strong> Methoden unterstützt werden kann. Die<br />

Abbildung 3 gibt einen Überblick über bestehende Ansätze <strong>und</strong> strukturiert die Phasenansätze<br />

dabei am Phasenablauf der strategischen Planung.<br />

Zielfindung<br />

strategische<br />

Analyse<br />

Strategieformulierung<br />

Strategieimplementierung<br />

Strategiekontrolle<br />

Strategische<br />

Produktplanung nach<br />

Gausemeier<br />

Potentialfindung<br />

Erfolgspotentiale <strong>und</strong><br />

Handlungsoptionen der<br />

Zukunft finden<br />

Produktfindung<br />

•Produkt- <strong>und</strong> ggf.<br />

Dienstleitungsideen<br />

•Produktanforderungen<br />

Geschäftsplanung<br />

•Produkt- <strong>und</strong> ggf.<br />

Dienstleitungsideen<br />

•Produktanforderungen<br />

Strategiekontrolle<br />

•strategische Fühaufklärung<br />

•Umsetzungkontrolle<br />

Produktplanung nach<br />

VDI 2220<br />

Analyse<br />

•Informationen aus Markt<br />

<strong>und</strong> Umwelt<br />

•Informationen aus dem<br />

Unternehmen<br />

Produktfindung<br />

•Suchen <strong>und</strong> Sammeln von<br />

Produktideen<br />

•Ideenselektion<br />

•Produktdefinition<br />

ProduktplanungsProduktplanungsProduktplanungsverfolgung<br />

Produktkontrolle<br />

Produktkontrolle<br />

Produktkontrolle<br />

131<br />

Produktplanung nach<br />

Kramer<br />

Analyse<br />

•Analyse des Umfeldes,<br />

des Wettbewerbs, der<br />

Abnehmer<br />

•Bewertung von Produkten,<br />

Märkten<br />

•strateg. Ausgangslage<br />

Strategien<br />

• Strategien vorgeben,<br />

entwickeln, selektieren <strong>und</strong><br />

durchsetzen<br />

Produktplanung<br />

•Suchfelder erschließen<br />

•Ideensuche<br />

•Ideenbewertung,-selektion<br />

•Produktvorschläge<br />

konzipieren<br />

Verfolgung/<br />

Überwachung<br />

•Frühwarnsysteme<br />

•Absatz-, Kosten- <strong>und</strong><br />

Leistungskontrolle der<br />

einzelnen Produkte<br />

IRM-Methodik nach<br />

Eversheim<br />

Zielbildung<br />

•Ableitung von<br />

Innovationszielen <strong>und</strong><br />

Aufgaben<br />

Zukunftsprognose<br />

•Ermittlung zukünftiger<br />

Anforderungen<br />

•Ermittlung von Chancen <strong>und</strong><br />

Risiken, Stärken <strong>und</strong><br />

Schwächen<br />

Ideenfindung<br />

Ideenbewertung<br />

Ideendetaillierung<br />

Konzeptbewertung<br />

Umsetzungsplanung<br />

•Einordnung von F&E-<br />

Projekten auf einen Zeitstrahl<br />

•Ableitung von<br />

Umsetzungsaktivitäten<br />

Abbildung 2: Überblick über Phasenansätze zur strategischen Produktplanung<br />

Auf Basis der Literaturanalyse <strong>und</strong> mehrerer Workshops mit den Führungskräften wurde ein<br />

DESMA-spezifischer Produktplanungsprozess definiert <strong>und</strong> umgesetzt (Abbildung 2). Jedes<br />

Innovationsprojekt beginnt mit einer Idee, <strong>und</strong> so ist der Zweck des Ideenfindungsprozess eine<br />

möglichst hohe Anzahl von Projektideen zu generieren. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Auftragsorientierung<br />

der Entwicklungsabteilung kann der Anstoss <strong>für</strong> eine neue Idee sowohl intern aber


Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

auch extern im Rahmen einer der K<strong>und</strong>enanfragen erfolgen. Jeder Mitarbeiter ist aufgefordert,<br />

durch die Entwicklung neuer Ideen die Zukunft des Unternehmens zu sichern; die Verantwortung<br />

<strong>für</strong> den Prozess liegt aber bei den Führungskräften.<br />

Wenn mehrere Ideen gef<strong>und</strong>en sind, ist die am besten geeignete Idee auszuwählen. Dieses<br />

setzt einen Bewertungsschritt voraus. Eine Bewertung ist „die Ermittlung <strong>und</strong> Beurteilung des<br />

Grades der Erfüllung vorgegebener Zielstellung <strong>für</strong> ein bestimmtes Bewertungsobjekt, um<br />

Entscheidungen im Innovationsprozess treffen zu können“ [Ple96]. Ein Bewertungsobjekt<br />

kann eine Produktidee aber auch ein Entwicklungszwischenergebnis sein. Aufgr<strong>und</strong> von relativ<br />

unsicheren Daten empfiehlt es sich, den Bewertungsprozess in mehreren Stufen zu durchlaufen<br />

[Ges92]. In der ersten Auswahlstufe werden die Ideen auf Mindestbedingungen oder so<br />

genannten KO-Kriterien überprüft. In der nächsten Auswahlstufe werden die erfolgsversprechendsten<br />

Ideen ausgesucht. Da<strong>für</strong> eignen sich insbesondere qualitative Bewertungsverfahren<br />

wie die Nutzwertanalyse [Zan70] [Spe01]. Die Definition von Kriterien <strong>für</strong> die Nutzwertanalyse<br />

sollte in der Regel vor dem unternehmenspezifischen Kontext erfolgen. Allgemeingültige<br />

Kirtierenmodelle <strong>für</strong> den 2. Auswahlschritt finden sich bei [Wie76] [Bur87] [Ple96] [Bro94].<br />

Die Firma DESMA verwendet dazu folgende Kriterien.<br />

Gruppe Bewertungskriterium Erklärung<br />

Marktsicht K<strong>und</strong>ennutzen Kann mit dem Projekt ein Nutzen <strong>für</strong> den K<strong>und</strong>en hinsichtlich<br />

Kosten, Qualität <strong>und</strong> Effizienz erzielt werden?<br />

Marktpotential Wie groß ist das Anwendungspotential? Ist die Entwicklung<br />

<strong>für</strong> möglichst viele K<strong>und</strong>en attraktiv?<br />

Vorsprung zum Wettbewerb Kann mit der Entwicklung ein deutlicher Vorsprung zum<br />

Wettbewerb hinsichtlich Kosten, Qualität <strong>und</strong> Effizienz erzielt<br />

werden?<br />

Technologiesicht Kernkompetenz Betrifft die Entwicklung eine Kernkompetenz von DES-<br />

MA, die auch zukünftig als wichtig angesehen wird?<br />

Betriebswirtschaftliche Sicht Produktions- <strong>und</strong> Entwicklungsauslastung<br />

Technische Machbarkeit Ist die Entwicklung technisch realisierbar?<br />

Strategiekonformität Passt die Entwicklung zur Innovationsstrategie, die im Strategieprozess<br />

(DP 1) formuliert wurde?<br />

132<br />

Sind die Entwicklung <strong>und</strong> die Produktion zur Zeit ausreichend<br />

ausgelastet oder sind noch freie Kapazitäten einzuplanen?<br />

Entwicklungsaufwand Ist der Entwicklungsaufwand in einem vertretbaren Umfang?<br />

Return on Invest Kann ein schneller Rückfluss des eingesetzten Kapitals realisiert<br />

werden?<br />

Tabelle 1: Bewertungskriterien <strong>für</strong> Innovationskriterien der Firma DESMA


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Sowohl die Durchführung der Bewertung als auch die Entscheidung, ob eine Projektidee in<br />

ein Entwicklungsprojekt überführt wird, liegt beim Steuerungskomitee. Abgelehnte oder zurückgestellte<br />

Ideen werden in einem Ideenpool abgespeichert. Auch laufende Entwicklungsprojekte<br />

sollten in regelmäßigen Abständen einer Bewertung unterzogen werden.<br />

K<strong>und</strong>enauftrag<br />

auftragsneutrale<br />

Projektideen<br />

Strategiefindungsprozess<br />

(DP 2)<br />

Strategiekonformität<br />

Bewertung der<br />

Projektideen<br />

abgelehnte oder<br />

zurück-gestellte<br />

Ideen<br />

Ideenpool<br />

Steuerungs<br />

-komitee<br />

Auflassung von<br />

Projekten<br />

133<br />

•SAP-Nr.<br />

•Projektbudget<br />

•Projektzeitplan<br />

Planung des<br />

Projektes<br />

Aufgabenklärung<br />

Steuerung des<br />

Projektes<br />

Ideenfindung<br />

Ideenfindung Ideenbewertung Projektplanung <strong>und</strong> -durchführung<br />

Steuerungs<br />

-komitee<br />

Funktionsgestaltung<br />

Konstruktionsprozess<br />

Abbildung 4: Überblick über den Produktplanungsprozess bei DESMA<br />

Produktgestaltung<br />

Zu Beginn eines Entwicklungsprojektes erfolgt die Detailplanung des Projektes. Dazu wird<br />

zunächst ein verantwortlicher Projektleiter benannt, der eine Zeitplanung mit wichtigen Meilensteinen<br />

erstellt. Weiterhin werden die Entwicklungskosten geplant (z.B. Arbeitsst<strong>und</strong>en im<br />

Konstruktionsbüro, Aufwand des Technikums, externe Dienstleistung). Die Planung wird<br />

vom Steuerungskomitee abschließend genehmigt <strong>und</strong> ein Budget <strong>für</strong> das Entwicklungsprojekt<br />

in das SAP-System eingestellt. Die Projektsteuerung dient der Überprüfung des Fortschritts<br />

des Entwicklungsprojektes hinsichtlich der Projektplanung <strong>und</strong> der Ergreifung von Steuerungsmaßnahmen.<br />

Dazu sollte der Leiter eines Entwicklungsprojektes zu wichtigen Meilensteinen<br />

dem Steuerungskomitee den Fortschritt im Entwicklungsprojekt darlegen. Für die Übersicht<br />

über alle Entwicklungsprojekte wird eine Projektroadmap erstellt, die allen Führungskräften<br />

im Unternehmen zur Verfügung gestellt wird.<br />

4.2 Optimierung des Methodeneinsatzes in der Produktplanung<br />

Die systematische Planung von Produktstrategien ist entscheidend, um den zunehmenden<br />

Konkurrenzdruck entgegenwirken zu können. Hierbei spielt u.a. die Ermittlung von Anforderungen<br />

an zukünftige Produkte eine zentrale Rolle, die die Basis <strong>für</strong> eine Produktstrategie bilden.<br />

In der industriellen Praxis ist jedoch zu beobachten, dass hierbei kaum strukturiert vorgegangen<br />

wird, sondern dass vielmehr Entscheidungsprozesse aus dem „Bauch“ heraus stattfinden<br />

<strong>und</strong> weniger auf Basis f<strong>und</strong>ierter Analysen. Empirische Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass in der Praxis multiple Methoden <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>en nur zögerlich einge-


Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

setzt werden, obwohl deren Bedeutung <strong>für</strong> das Innovationsvermögen bekannt ist [Gau2001].<br />

Einerseits wird das methodische, systematische Vorgehen als eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>für</strong><br />

ein effizientes Erreichen von Zielen anerkannt, andererseits wird in der Praxis kaum davon<br />

Gebrauch gemacht [Ehr1995]. Außerdem ist zu beobachten, dass Methoden häufig falsch angewendet<br />

werden, aufgr<strong>und</strong> fehlender Anwenderkenntnisse bezüglich Zielen, Grenzen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten der Methoden [Zan1999].<br />

Eine erfolgreiche Produktplanung versucht die Entwicklungen, Trends <strong>und</strong> Anforderungen<br />

der Märkte zu antizipieren. Doch wie kann ein Unternehmen möglichst frühzeitig, effektiv<br />

<strong>und</strong> systematisch Marktpotentiale erkennen? Eine zentrale Bedeutung kommt hierbei der Unternehmensanalyse<br />

zu. Bevor die Entwicklung neuer Produkte angestoßen wird, sollte zuvor<br />

unternehmensintern untersucht werden, in wieweit mit den bereits etablierten Produkten der<br />

Markt bedient werden kann. Geeignete Methoden zur Unterstützung dieser Analyse sind z.B.<br />

Markt-Technologie-Portfolio nach McKinsey, Conjoint-Analyse, Quality Function Deployment<br />

(QFD) oder das Instrument der strategischen Lückenplanung, mit denen ein unternehmensspezifisches<br />

Stärken/Schwächen-Profil erstellt werden kann.<br />

Für die Markt-, Umfeld- <strong>und</strong> Wettbewerbsanalyse stehen ebenso eine Vielzahl von Methoden<br />

zur Verfügung, z.B. Produkt-Markt-Matrix nach Ansoff, Marktanteils-Marktwachstums-<br />

Portfolio der Boston Consulting Group oder das Marktattraktivität-/Wettbewerbsportfolio.<br />

Darüber hinaus sind in der Literatur zahlreiche Methoden zu finden. Für viele kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />

Unternehmen stellt sich nun die Frage, welche dieser zuvor genannten Methoden<br />

sinnvoller Weise eingesetzt werden sollte. Eine erste Orientierungs- <strong>und</strong> Entscheidungshilfe<br />

bietet hierbei der im Rahmen des Verb<strong>und</strong>projektes GINA entwickelte Methodenbaukasten<br />

„Methodos“. Es handelt sich hierbei um ein Internetportal (http://user.gina-net.de/main),<br />

das eine strukturierte Sammlung von Methoden <strong>und</strong> Hilfsmittel <strong>für</strong> den gesamten Konstruktionsprozess<br />

enthält, von der Zukunftsanalyse <strong>und</strong> Produktplanung bis hin zur Ideengenerierung/-bewertung<br />

<strong>und</strong> Umsetzungsplanung. Übergeordnetes Ziel des Methodenbaukastens ist,<br />

die oben beschriebene Wissenslücke zu schließen <strong>und</strong> somit das methodische Arbeiten in der<br />

Praxis zu stimulieren. Der Methodenbaukasten enthält eine strukturierte Sammlung von ca. 80<br />

Methoden, die praxisgerecht aufbereitet wurden, so dass eine unternehmens- <strong>und</strong> aufgabenspezifische<br />

Methodenauswahl möglich ist. Hierzu sind relevante Methodenmerkmale <strong>und</strong><br />

Anwendungsvoraussetzungen aufgeführt, die es Anwendern ermöglicht, eine geeignete Auswahl<br />

treffen zu können. Für jede Methode sind folgende Angaben abrufbar (vgl. Abbildung<br />

5):<br />

• praxisgerechte Kurzbeschreibung zur Methode,<br />

• Arbeitsschritte zur Durchführung einer Methode,<br />

• Stärken <strong>und</strong> Schwächen,<br />

• Anwendungsbeispiele,<br />

• Angaben zu Richtlinien (sofern vorhanden) sowie<br />

• weiterführende Literaturhinweise.<br />

Weiterhin werden zahlreiche Formblätter, Checklisten sowie einfach zu bedienende Excel-<br />

Programme bereitgestellt, die bei der Anwendung der Methode unterstützend eingesetzt werden<br />

können. Diese Hilfsmittel können per Download abgerufen werden <strong>und</strong> sind benutzungsspezifisch<br />

erweiter- <strong>und</strong> anpassbar.<br />

134


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 5: Methodenmerkmale zum „Brainstorming“ (Ausschnitt)<br />

Zu bemerken ist, dass die Methodensammlung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.<br />

Es wurde bewusst auf die Aufnahme zahlreicher Methoden verzichtet, die sich teilweise nur<br />

in Nuancen unterscheiden.<br />

4.3 Optimierung des Projektcontrollings<br />

Im Hinblick auf eine erfolgreiche Gestaltung des Innovationsprozesses kommt gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

dem Projektcontrolling im Entwicklungsbereich eine herausragende Stellung zu. Die Bedeutung<br />

des Projektcontrolling im Entwicklungsbereich lässt sich insbesondere dadurch verdeutlichen,<br />

dass die Kosten <strong>für</strong> ein Produkt bereits in der Entwicklungsphase größtenteils festgelegt<br />

werden. Nach Erkenntnissen aus der Praxis werden in dieser Phase bis zu 95% der Gesamtkosten<br />

des Produktlebenszyklus determiniert. Entsprechend besteht die Notwendigkeit<br />

alle Projekte im Entwicklungsbereich bezüglich Zeit, Qualität <strong>und</strong> Kosten zu planen <strong>und</strong> zu<br />

kontrollieren. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurde im Rahmen von GINA der Entwicklungsbereich<br />

der Klöckner Desma Schuhmaschinen GmbH aufbau- <strong>und</strong> ablauforganisatorisch mit<br />

dem Ziel analysiert, Verbesserungspotenziale im Entwicklungsbereich zu identifizieren <strong>und</strong><br />

somit letztlich die Effektivität <strong>und</strong> Effizienz der Entwicklung zu steigern. Gr<strong>und</strong>lage hier<strong>für</strong><br />

bildeten insbesondere die wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich eines Projektcontrolling<br />

in der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung.<br />

Der Entwicklungsbereich der DESMA gliedert sich in das Technikum sowie in die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Konstruktion. Das Technikum entwickelt in erster Linie neue Verfahren zur Sohlenherstellung.<br />

Darüber hinaus nimmt es eine technische Unterstützungsfunktion gegenüber dem<br />

135


Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

Vertrieb <strong>und</strong> Fertigung wahr, womit aufbauorganisatorisch eine Schnittstelle zum K<strong>und</strong>en besteht,<br />

um prinzipiell eine k<strong>und</strong>enorientierte Entwicklung zu ermöglichen. Dagegen befasst<br />

sich die Entwicklung <strong>und</strong> Konstruktion primär mit der Entwicklung von den <strong>für</strong> die verschiedenen<br />

Sohlenherstellungsverfahren notwendigen Komponenten <strong>und</strong> Aggregaten einer<br />

Schuhmaschine. Neben der Realisierung von k<strong>und</strong>enbedingten technischen Anpassungen der<br />

Standardkomponenten <strong>und</strong> -aggregaten nimmt die Entwicklung <strong>und</strong> Konstruktion ebenso eine<br />

Unterstützungsfunktion gegenüber dem Vertrieb wahr, z.B. bei der Klärung der technischen<br />

Umsetzbarkeit der K<strong>und</strong>enwünsche.<br />

Die k<strong>und</strong>enbezogene Ausrichtung des gesamten Entwicklungsbereiches zeigt sich auch insbesondere<br />

daran, dass mehr als 40% der Entwicklungsaktivitäten direkt auf Aufträge von K<strong>und</strong>en<br />

zurückgeführt werden können. Die aus K<strong>und</strong>enaufträgen resultierenden Entwicklungsprojekte<br />

weisen jedoch mehrheitlich im Vergleich zu den selbstangestoßenen Entwicklungsprojekten<br />

einen geringeren Aufwand in Bezug auf die Mannst<strong>und</strong>en auf. Bezüglich der Effektivität<br />

<strong>und</strong> Effizienz des Projektmanagements muss dieser Tatsache Rechnung getragen werden,<br />

indem bei der projektbezogenen Planung <strong>und</strong> Kontrolle der jeweilige potenzielle Projektumfang<br />

berücksichtigt wird.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage der aufbau- <strong>und</strong> ablauforganisatorischen Analyse des Entwicklungsbereiches<br />

wurden verschiedene Instrumente zur Planung <strong>und</strong> Kontrolle von den k<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> selbstinitiierten<br />

Entwicklungsprojekten vorgeschlagen. Wegen der unterschiedlichen Projektaufwände<br />

wurde dabei eine differenziertere instrumentale Ausgestaltung dieser beiden Arten von Entwicklungsprojekten<br />

angestrebt.<br />

Bei den k<strong>und</strong>eninitiierten Entwicklungsprojekten soll aufgr<strong>und</strong> der meist einfachen Projektstruktur<br />

sowie der geringen Interdependenzen zwischen den vorzunehmenden Entwicklungsaktivitäten<br />

auf die Erstellung eines differenzierten Projektstrukturplans <strong>und</strong> Ablaufplans,<br />

wenn möglich, verzichtet werden. Vielmehr können diese Projekte mit Hilfe von Standard-<br />

Netzplänen <strong>und</strong> -Ablaufplänen zeitlich geplant <strong>und</strong> kontrolliert werden. Zur zeitlichen Kontrolle<br />

dieser Projekte kann aber auch eine einfache Terminliste herangezogen werden (Abbildung<br />

6), deren Vorteile in der schnellen <strong>und</strong> einfachen Erstellung zu sehen ist. Bei der Planung<br />

der Kosten sollen <strong>für</strong> stets wiederkehrende Aufgaben Standardkostensätze ermittelt<br />

werden, so dass nur <strong>für</strong> erstmalig anfallende Aufgaben eine Kostenschätzung zu erfolgen hat.<br />

Die Kontrolle der Kosten erfolgt auf Basis der Gesamtkosten des Projektes, wobei auf detailliertere<br />

Abweichungsanalysen gr<strong>und</strong>sätzlich verzichtet wird, solange die Gesamtkostenabweichungen<br />

sich in einem bestimmten Rahmen bewegen.<br />

136


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

AP-Nr. AP-Beschreibung<br />

Termin<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

2.1<br />

2.2<br />

3.1<br />

...<br />

Anlagefragebogen ausgefüllt<br />

AKT geklärt<br />

Verfahrensbeschreibung angefertigt<br />

Schutzgitter nach K<strong>und</strong>enwunsch angefertigt<br />

Kurvenbahn angepasst<br />

Bedienungsanleitung aus Modulen<br />

zusammengestellt<br />

...<br />

Abbildung 6: Beispiel zum Aufbau einer Terminliste<br />

137<br />

12.03.04<br />

14.03.04<br />

16.03.04<br />

25.03.04<br />

25.03.04<br />

27.03.04<br />

Im Gegensatz dazu, ist bei den unternehmensinitiierten Entwicklungsprojekten ein umfangreiches<br />

Projektcontrolling erforderlich. Auf Gr<strong>und</strong>lage eines Pflichtenheftes ist zunächst ein<br />

detaillierter Projektstrukturplan zu erstellen, der in Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachabteilungen<br />

bis auf Arbeitspaketebene heruntergebrochen werden muss. Die Arbeitspakete<br />

bilden dann die Basis <strong>für</strong> die Kostenschätzung sowie <strong>für</strong> die Zeitplanung. Bei der Planung<br />

dieser Entwicklungsprojekte sind insbesondere die Interdependenzen zwischen den einzelnen<br />

Stellen des Entwicklungsbereiches zu berücksichtigen. Um zeitliche Engpässe zu identifizieren<br />

ist u.a. ein projektspezifischer Netzplan zu erstellen. Neben der Kostenkontrolle, die auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage einer Projektkostenrechung zu erfolgen hat, ist besonders eine Terminkontrolle<br />

durchzuführen, damit frühzeitig zeitliche Abweichungen erkannt werden. Zur terminlichen<br />

Kontrolle eignet sich z.B. die Meilenstein-Trendanalyse, bei der Meilensteine, die ein bestimmtes<br />

Arbeitsergebnis <strong>für</strong> einen bestimmten Zeitpunkt beschreiben, <strong>für</strong> die einzelnen Teilprojekte<br />

oder <strong>für</strong> das Gesamtprojekt festgelegt werden (Abbildung 7).<br />

...


Meilensteintermine<br />

09.07.04<br />

02.07.04<br />

25.06.04<br />

18.06.04<br />

11.06.03<br />

04.06.03<br />

28.05.03<br />

21.05.04<br />

14.05.04<br />

07.05.04<br />

30.04.04<br />

30.04.03<br />

Wie die DESMA Schuhmaschinen GmbH ihren Innovationsprozess optimiert hat<br />

07.05.03<br />

14.05.03<br />

21.05.03<br />

28.05.03<br />

Neuplanung<br />

Berichtszeitpunkte<br />

04.06.03<br />

11.06.03<br />

138<br />

18.06.03<br />

25.06.03<br />

02.07.03<br />

09.07.03<br />

Entwicklungsstand der Meilensteine:<br />

Meilenstein 4: Versuchsdurchführung erfolgreich<br />

Meilenstein 3: Prototyp gebaut<br />

Meilenstein 2: Berechnung durchgeführt<br />

Meilenstein 1: Vorentwurf Fertig<br />

Abbildung 7: Meilenstein-Trendanalyse (in Anlehnung an [Alb87])<br />

Nach Abschluss des unternehmensinitiierten Projektes sind gr<strong>und</strong>sätzlich alle Erfahrungen,<br />

aufgetretene Schwierigkeiten <strong>und</strong> deren Ursachen in einer Erfahrungsdatenbank zu erfassen,<br />

um auf diese Weise eine Verbesserung der Planung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>für</strong> zukünftige Projekte zu<br />

erreichen.<br />

5 Literatur<br />

[Alb87]<br />

Alber, I.; Högsdal, B. (1987): Trendanalyse: Projektüberwachung mit Hilfe von Meilenstein<strong>und</strong><br />

Kosten-Trendanalyse, Köln (TÜV Reihnland), 1987<br />

[Bro92]<br />

Brockhoff, K.: Forschung <strong>und</strong> Entwicklung: Planung <strong>und</strong> Kontrolle, 3 Auflage. Wien: Oldenbourg<br />

Verlag, 1992.<br />

[Bur87]<br />

Burghold, J. A.: Grobselektion von Objektideen mit Checklisten. In: DABEI (Hrsg.): DABEI-<br />

Handbuch <strong>für</strong> Erfinder <strong>und</strong> Unternehmer, 298-301, VDI-Verlag, Düsseldorf, 1987<br />

[Ehr95]<br />

Ehrlenspiel, K.: Integrierte <strong>Produktentwicklung</strong> – Methoden <strong>für</strong> Prozeßorganisation, Produkterstellung<br />

<strong>und</strong> Konstruktion, München, Wien 1995.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

[Eve03]<br />

Eversheim, W. (Hrsg.): Innovationsmanagement <strong>für</strong> technische Produkte. Springer Verlag,<br />

Berlin, Heidelberg, New York, 2003.<br />

[Gau01a]<br />

Gausemeier, J., Bätzel, D., Möhringer, S.: Methodenkompetenz verbessert Produkt- <strong>und</strong> Prozeßentwicklung,<br />

VDI-Z 143 (2001), Nr. 1/2.<br />

[Gau01b]<br />

Gausemeier, J; Ebbesmeyer, P.; Kallmeyer, F.: Produktinnovation. Strategische Planung <strong>und</strong><br />

Entwicklung der Produkte von morgen. Carl Hanser Verlag, München u.a., 2001.<br />

[Ges92]<br />

Geschka, H., Laudel, G.: Die Konzeptionsphase von Innovationsprojekten - zwischen Intuition<br />

<strong>und</strong> Systematik. In: Gemünden, H.G.; Pleschak, F. (Hrsg.): Innovationsmanagement <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit, S. 55-72, Gabler Verlag, Wiesbaden, 1992.<br />

[Gre03]<br />

Grenzmann, C.; Marquadt, R.: Verhaltende F&E_Entwicklung. In: Wissenschaftsstatistik<br />

gGmbH im Stifterverband <strong>für</strong> die Deutschen Wissenschaft: F&E-Info 2/2003, Essen 2003.<br />

[Kra87]<br />

Kramer, F. : Innovative Produktpolitik. Strategie - Planung-Entwicklung - Durchsetzung.<br />

Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 1987.<br />

[Mer04]<br />

MERCER MANAGEMENT CONSULTING: Maschinenbau 2010. Steigerung der Ertragskraft<br />

durch innovative Geschäftsmodell. www.mercermc.de (11.08.2004)<br />

[Spe01]<br />

Specht, D; Behrens, S: Strategische Produktpplanung mittels Roadmapping. Ein Konzept <strong>für</strong><br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen. In: Mayer, J.-A.: Innovationsmanagement in kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen, S. 93-103, Verlag Franz Vahlen, München, 2001<br />

[Ple96]<br />

Pleschak, F.; Sabisch, H.: Innovationsmanagement. Schaäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart,<br />

1996.<br />

[VDI-Richtlinie 2220]<br />

VDI-Richtlinie 2220: Produktplanung. Beuth Verlag, Berlin, Mai 1980.<br />

[Zan99]<br />

Zanker, W.: Situative Anpassung <strong>und</strong> Neukombination von Entwicklungsmethoden, Dissertation<br />

Technische Universität München, Shaker Verlag 1999.<br />

[ZEW03]<br />

Zentrum <strong>für</strong> Europäische Wirtschaftsforschung: Innovationsverhalten der Unternehmen in<br />

Deutschland. In: BMBF (Hrsg.): Studien zum deutschen Innovationssystem Nr. 15-2004, Berlin<br />

2003.<br />

[Zan70]<br />

Zangenmeister, C.: Nutzwertanalyse in der Systemtechnik, München, 1970.<br />

139


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren<br />

11 haslinger<br />

1 Einleitung<br />

KARL HASLINGER; MAXIMILIAN REISCHL<br />

Die ZF Passau GmbH ist ein Unternehmen der ZF-Gruppe. Innerhalb der ZF-Gruppe ist die<br />

ZF Passau auf Arbeitsmaschinen-Antriebe <strong>und</strong> Achssysteme spezialisiert. Weltweit werden<br />

an 11 Produktionsstandorten Produkte hergestellt. In der ZF Passau sind derzeit ca. 6700 Mitarbeiter<br />

beschäftigt.<br />

Abbildung 1:Unternehmensstruktur ZF-Konzern<br />

141


Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren<br />

Abbildung 2:Unternehmensbereich A – Produktprogramm<br />

Die Anforderungen der K<strong>und</strong>en, Globalisierung, technischer Fortschritt <strong>und</strong> leistungsfähige<br />

Wettbewerber zwingen zu immer neuen Anstrengungen. Dazu sind die Arbeitsprozesse ständig<br />

zu optimieren. Strategische Schwerpunkte sind hierbei:<br />

• koordiniertes Zusammenwirken aller Bereiche,<br />

• offenes Informationsverhalten, das Synergien erzeugt.<br />

Unterstützt wird dies durch das Schaffen von entsprechenden Prozessen <strong>und</strong> deren Abbildung<br />

in Software-<strong>Werkzeuge</strong>. Hierzu gehören zur Zeit firmeninterne Projekte wie z.B.<br />

• weltweite Datenreplikation mittels Axalant,<br />

• Aufbau einer neuen Stückliste mit neutraler Erzeugnisstruktur,<br />

• Abbildung des Produktentstehungsprozesses entsprechend ISO/ TS 16949 in SAP cProjects<br />

• dezentraler Datenaustausch per DXM von PROSTEP.<br />

Da die einzelnen Geschäftsbereiche der ZF-Gruppe mehr <strong>und</strong> mehr integrierbar sind, müssen<br />

auch die Schnittstellen zu K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zu Lieferanten verringert werden. Von Seiten der<br />

K<strong>und</strong>en bestehen Aufforderungen <strong>und</strong> Möglichkeiten, direkt in deren Systeme Daten (Dokumente<br />

<strong>und</strong> organisatorische Daten) einzugeben. Es ist aber auch notwendig, dass diese Möglichkeit<br />

ebenso den Lieferanten zur Verfügung gestellt wird. Hier ist eine Anbindung an ZFinterne<br />

<strong>Werkzeuge</strong> notwendig, ohne aber die entsprechenden Sicherheitskriterien zu verletzen.<br />

Ein erster Schritt in diese Richtung ist das vorliegende Vorhaben, mit dem in Zusammenarbeit<br />

mit den Beteiligten eine beispielhafte erste Anbindung aufgebaut wird.<br />

142


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Als Zulieferer der Arbeitsmaschinen- <strong>und</strong> Automobilindustrie ist die ZF Passau GmbH mit<br />

den gleichen Anforderungen konfrontiert wie die OEM‘s: Verkürzung der Entwicklungszeiten,<br />

Einbindung der Entwicklungspartner in die Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung, Einstieg in<br />

das eEngineering, virtuelle Produktbeschreibung. Diesen Anforderungen auf der Engineeringseite<br />

stellt sich die ZF Passau durch eine durchgängige 3D-Prozesskette von der Konstruktion,<br />

Simulation, Fertigung bis zur Qualitätskontrolle mit dem Focus, auf Zeichnungen immer<br />

mehr zu verzichten. Diese Prozesskette ist in das unternehmensinterne PDM- <strong>und</strong> PPS-<br />

System einzubinden um Datenred<strong>und</strong>anz zu vermeiden. Dazu sind Pro/ENGINEER als CAD,<br />

Axalant als PDM- <strong>und</strong> SAP als PPS-System die strategischen Software-<strong>Werkzeuge</strong>.<br />

Schwerpunkt der letzten Jahre war die Pro/E-Durchdringung voranzutreiben. Dazu wurden<br />

die Mitarbeiter intensiv ausgebildet <strong>und</strong> eine <strong>für</strong> die Produkte der ZF Passau geeignete Konstruktionsmethodik<br />

erarbeitet, welche auch unseren Entwicklungspartnern vermittelt wurde.<br />

Ergänzt wurden die Arbeiten durch den Aufbau einer ZF-weiten Umgebung mit Norm- <strong>und</strong><br />

Katalogteilen.<br />

Um die wachsende Zahl von CAD-Dokumenten verwalten zu können, wurde das PDM-<br />

System Axalant eingeführt. Anhand von Axalant soll der Produktentstehungsprozess unterstützt<br />

<strong>und</strong> dokumentiert werden. Neben der Dokumentenverwaltung wird auch der Materialstamm<br />

<strong>und</strong> der Änderungsprozess abgebildet, zukünftig soll auch die Entwicklungsstückliste<br />

darin abgebildet werden.<br />

Derzeit fehlt die Einbindung der Entwicklungspartner<br />

• in eine automatische Aktualisierung unserer Norm- <strong>und</strong> Katalogteile.<br />

• in die unternehmensintern mehr <strong>und</strong> mehr geschlossene Prozesskette, insbesondere an die<br />

internen Systeme, hier vor allem Axalant.<br />

Im Rahmen des Verb<strong>und</strong>projekts KOEFFIZIENT soll ein neuer Lösungsansatz realisiert <strong>und</strong> erprobt<br />

werden.<br />

2 KOEFFIZIENT<br />

KOEFFIZIENT ist ein Verb<strong>und</strong>projekt innerhalb des Rahmenkonzepts „Forschung <strong>für</strong> die Produktion<br />

von morgen“:<br />

143


Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren<br />

Abbildung 3:Partner im Verb<strong>und</strong>projekt<br />

2.1 Ziele der Mitarbeit in KOEFFIZIENT<br />

Die ZF Passau stellt Achsen <strong>und</strong> Getriebe <strong>für</strong> den Einsatz von Arbeitsmaschinen her. Die Innenteile<br />

der Konstruktionen bestehen hauptsächlich aus Stahl, die Gehäuse aus Guss. Alle<br />

Gussteile werden gekauft, wobei die Konstruktion im Hause ZF Passau bzw. bei externen<br />

Konstruktionsbüros erfolgt<br />

144


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 4: Vereinfachte Darstellung der Ist-Situation<br />

Im Rahmen des Projektes soll vor allem die Engineeringkette "Rohteil" betrachtet werden.<br />

Bei dieser Engineeringkette sind zwei Arten eines Informationsaustausches zu betrachten,<br />

einmal der Informationsfluss <strong>für</strong> die Bestellungen <strong>und</strong> der Informationsfluss der Dokumente<br />

(Zeichnungen, 3D-Modelle). Bei der Engineeringkette "Rohteil" sind die folgenden Partner<br />

involviert:<br />

Externe Konstruktionsbüros: Bei Zuhilfenahme von externen Konstruktionsbüros erhalten<br />

diese von der internen Konstruktionsabteilung einen Auftrag. Die Konstruktion wird oftmals<br />

im gleichen CAD-System wie in dem von ZF Passau erstellt. Falls Daten ausgetauscht werden<br />

müssen, erfolgt dies über eine zentrale Stelle per ISDN, EDI, CDROM, Modem, etc. Diese<br />

Daten müssen dann im internen PDM-System ausgecheckt bzw. wieder eingecheckt werden.<br />

Dieser reine Verwaltungsvorgang erfordert viele unterschiedliche Beteiligte, die alle zeitlich<br />

verfügbar sein müssen. Bei diesem Prozess ist sehr viel Potential zur Effizienzsteigerung enthalten,<br />

z.B. indem die Konstruktionsbüros direkt mit dem PDM-System der ZF Passau arbeiten.<br />

Dazu müssten jedoch die organisatorischen, hardwaremäßigen <strong>und</strong> vor allem sicherheitstechnische<br />

Voraussetzungen geschaffen werden.<br />

Gießerei/Gusslieferant: Im Produktentstehungsprozess wurde ein detaillierter Designstatus<br />

eingeführt, der den Reifegrad eines Produktes während der Konstruktion beschreibt.<br />

Bereits in einem sehr frühen Stadium wird der spätere Gusslieferanten ausgewählt. Dieser<br />

kann dann seine Erfahrungen <strong>und</strong> Kenntnisse mit in die Konstruktion einfließen lassen. Außerdem<br />

werden anstelle von detaillierten nur noch vereinfachte Zeichnungen mit dem Bestellschreiben<br />

verschickt. Die genaue Produktbeschreibung ist im 3D-CAD-Modell enthalten, das<br />

die Basis <strong>für</strong> die Gussmodellerstellung ist. Die Konstrukteure erzeugen ein 100%-Abbild der<br />

Nennkontur im CAD-System. Diese CAD-Dokumente werden im PDM-System verwaltet.<br />

Der Datenversand zum Gießer erfolgt per Datenaustauschantrag durch eine zentrale Stelle.<br />

Ein Zugriff auf das PDM-System der ZF Passau <strong>und</strong> somit eine Holmöglichkeit der Daten<br />

145


Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren<br />

durch den Gießer ist nicht gegeben. Neben dieser organisatorischen Verbesserung ist auch<br />

noch Potential im Konstruktionsprozess vorhanden:<br />

Der Gießer hat ungleich mehr gusstechnisches Know-how als der Konstrukteur, der aber das<br />

CAD-Modell komplett beschreiben muss. Hierzu sind also viele Iterationen notwendig.<br />

Einfacher wäre es, wenn die Konstruktion sich auf den konstruktiven Teil beschränken kann<br />

<strong>und</strong> der Gießer in das CAD-Modell die gusstechnischen Informationen (Ausformschrägen,<br />

spezielle R<strong>und</strong>ungsradien, ...) einbaut. Dazu fehlen aber zur Zeit noch die Trennstellen <strong>und</strong><br />

Aufgabenverteilungen. Deshalb wird durch dieses Projekt eine Effizienzsteigerung erzielt, indem<br />

der Informationsautausch zwischen ZF Passau <strong>und</strong> dem Lieferant verbessert wird.<br />

Modellbauer: Die Konstruktion <strong>und</strong> der Einkauf stehen in direktem Kontakt mit dem Gießer.<br />

Dieser hat aber oft im Modellbauer einen Unterlieferanten, der das Gussmodell erstellt. Auch<br />

dieser erzeugt mittels NC-Programmierung das Modell. Basis ist auch hier der virtuelle Rohling.<br />

Für das Gussmodell müssen noch die gusstechnischen Informationen eingebaut werden<br />

(Speiser, Steiger, Kühlplatten, Schw<strong>und</strong>maße, ...). Diese Informationen verändern das CAD-<br />

Modell. Diese Änderung ist in Verantwortung der Gießerei bzw. des Modellbauers <strong>und</strong> <strong>für</strong> ZF<br />

Passau nicht von primären Interesse.<br />

Erstbemusterung: Zu einem Auftrag zur Rohteilherstellung gehört die Erstellung eines Erstmusterberichtes<br />

bzgl. des Rohteils, wieweit das Gussteil von der Nennkontur abweicht. ZF<br />

Passau beschränkt sich auf eine stichprobenartige Vermessung des Rohteil. Aufgr<strong>und</strong> der internen<br />

3D-Prozesskette ist es möglich, dass eine Erstbemusterung ohne Rohteilzeichnung erfolgt,<br />

da das 3D-CAD-Modell eine 100%-Beschreibung der Sollkontur ist <strong>und</strong> die zulässigen<br />

Abweichungen beinhaltet. Mittels einer separaten Messsoftware können die Unterschiede<br />

zwischen CAD- Modell <strong>und</strong> Gussrohling erfasst <strong>und</strong> dokumentiert werden. Immer mehr Gießereien<br />

verfügen über den gleichen Stand wie ZF Passau. Die Erstmusterberichte werden im<br />

PDM-System als weiteres Dokument zum entsprechenden Materialstamm verwaltet.<br />

Berechnungsbüro: Begleitet wird der Konstruktionsprozess durch Simulationen <strong>und</strong> Berechnungen.<br />

FE-Berechnungen <strong>für</strong> die Bauteilfestigkeit werden bis dato ausschließlich intern<br />

durchgeführt. Simulationen, die den Guss-Herstellprozess darstellen <strong>und</strong> optimieren könnten,<br />

sind im Hause ZF nicht angedacht. Ein Ansatzpunkt hierbei ist es, die Simulation der Struktur<br />

intern durchzuführen, die Simulation des Herstellprozesses dort, wo die Herstellung erfolgt.<br />

Wichtig hierbei ist, dass die jeweiligen Ergebnisse in den anderen Engineeringprozessen berücksichtigt<br />

werden. Eine Änderung der Speiser kann z.B. zu einer Änderung der CAD-<br />

Kontur führen. Ein Radius kann aufgr<strong>und</strong> der Festigkeit verändert werden müssen <strong>und</strong> dies<br />

kann zu einer Änderung im Gussmodell führen. Deshalb ist eine durchgängige, unternehmensübergreifende<br />

Datenverwaltung äußerst wichtig.<br />

Zur Zeit gibt es noch keine Anbindung der externen Partner an das PDM- <strong>und</strong> PPS-System<br />

der ZF Passau. Dies führt zu vermehrtem Verwaltungsaufwand, der keine Wertschöpfung<br />

sondern eine Gefahrenquelle <strong>für</strong> unsichere Prozesse darstellt. Mit der Einführung des PDM-<br />

Systems unterscheiden wir strikt zwischen Dokument (Zeichnung, 3D-Modell, Berechnungsbericht,<br />

Erstmusterbericht,...) <strong>und</strong> Material (Teil, Baugruppe). Ausgetauscht werden zwischen<br />

ZF Passau <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en/Lieferanten bisher hauptsächlich Dokumente. Eine große Vereinfachung<br />

wäre es, wenn während der gesamten Prozesskette Material- bzw. Teiledaten <strong>und</strong> die<br />

dazugehörigen Dokumente ausgetauscht werden können. Somit hätte jedes Glied in der Kette<br />

Zugriff auf das aktuelle geltende Mastermodell. Hierdurch würde die aufwändige red<strong>und</strong>ante<br />

Verwaltung der Dokumente bei den einzelnen Beteiligten in der Prozesskette verringert werden.<br />

Der dynamische Kooperationsassistent soll dabei helfen, die unternehmensübergreifenden<br />

Engineeringprozesse effizienter <strong>und</strong> diese im Zusammenspiel mit unseren externen Partner<br />

beherrschbar zu gestalten.<br />

146


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Hieraus ergibt sich die vereinfachte Darstellung der Soll-Situation:<br />

Abbildung 5: Vereinfachte Darstellung der Soll-Situation<br />

2.2 Aktuelles Funktionsmodell <strong>und</strong> Integrierung von SupplyOn<br />

Während der Projektlaufzeit von KOEFFIZIENT wurden in der ZF auch die eBusiness Aktivitäten<br />

verstärkt. Hierbei wurde festgelegt, dass SupplyOn die strategische Plattform des ZF-<br />

Konzerns ist. Durch eine Beteiligung von SupplyOn an dem Projekt KOEFFIZIENT ergeben<br />

sich folgende Chancen:<br />

a. SupplyOn betreibt <strong>Lösungen</strong>, die bestimmte Teilaspekte des Forschungsprojektes berühren.<br />

Hierzu gehören eine Software zur Anfrage- <strong>und</strong> Angebotserstellung, WebEDI mit<br />

Einzel- <strong>und</strong> Änderungsbestellung als auch <strong>Lösungen</strong> zum Dokumenten-Management. Dadurch<br />

sind die Voraussetzungen gegeben, um im Rahmen der verabschiedeten Projektmeilensteine<br />

zeitnah ein Pilotprojekt durchführen zu können.<br />

b. SupplyOn beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit unternehmens-übergreifenden<br />

Prozessen in den Bereichen Einkauf, Entwicklung <strong>und</strong> Supply Chain Management. Die<br />

hierbei aufgebauten umfassenden Erfahrungen können direkt in das Projekt eingebracht<br />

werden.<br />

c. SupplyOn wird bereits heute von über 1000 mittelständischen Firmen als Kommunikationsplattform<br />

genutzt.<br />

d. Durch SupplyOn kann die pilotierte Softwarelösung als Ergebnis des Forschungsprojekts<br />

zeitnah <strong>und</strong> nachhaltig dem industriellen Mittelstand angeboten werden <strong>und</strong> wird dadurch<br />

eine starke Verbreitung erfahren.<br />

Nachfolgend ist das aktuelle Funktionsmodell dargestellt:<br />

147


Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren<br />

Abbildung 6: Aktuelles Funktionsmodell<br />

Prozess Anfrage / Angebot:<br />

• Der Einkäufer legt im SAP R/3 eine Anfrage mit der entsprechenden Verteilerliste an.<br />

• Die Anfrage wird aus SAP R/3 exportiert <strong>und</strong> nach bestimmten Auswahlkriterien zum<br />

KOS, der sich in der demilitarisierten Zone der ZF befindet, umgeleitet.<br />

• KOS: Eine entsprechende Anfrage wird angelegt <strong>und</strong> die notwendigen Daten importiert.<br />

Über die Materialstämme werden die zugehörigen CA-Dokumente (inkl. Stammsatz) aus<br />

Axalant ausgecheckt. Die CA-Dokumente werden aus Axalant ausgecheckt, zum KOS<br />

transferiert <strong>und</strong> der Anfrage angefügt. Im KOS wird <strong>für</strong> die umgeleitete Anfrage der entsprechende<br />

Link erzeugt <strong>und</strong> der XML-RFQ ergänzt. Das geänderte XML-File wird über<br />

den BC (Business Connector) an die DAB transferiert.<br />

• Auf DAB können bei Bedarf weitere Dokumente angehängt werden (z.B. Projektplan,<br />

…)<br />

• Der Lieferant loggt sich bei SupplyOn ein <strong>und</strong> sieht die Anfragedaten ein. Über den hinzugefügten<br />

Hyperlink in der Anfrage kann er einen KO Client mit der entsprechenden Anfrage<br />

öffnen <strong>und</strong> dadurch auch auf die logisch verknüpften CA-Dokumente zugreifen.<br />

148


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 7: Anfrage bei SupplyOn mit dem Link zum KO-Client<br />

Abbildung 8: KOEFFIZIENT-Client<br />

• Die Lieferanten geben über die DAB ein Angebot ab. Die ZF kann die Angebote ins SAP<br />

R/3 importieren. Hierbei wird wieder über den KOS umgeleitet, d.h. die notwendigen Daten<br />

werden im KOS importiert <strong>und</strong> zur entsprechenden Anfrage logisch verknüpft.<br />

Prozess Bestellung:<br />

• Der Einkäufer legt im R/3 eine Bestellung an (durch Kopie eines der Angebote)<br />

149


Produkte verteilt kooperativ entwickeln <strong>und</strong> produzieren<br />

• Die Bestellung wird aus SAP R/3 exportiert <strong>und</strong> nach bestimmten Auswahlkriterien zum<br />

KOS umgeleitet, eine logische Verknüpfung zum Angebot wird im KOS hergestellt.<br />

• KOS: Hier wird eine entsprechende Bestellung erzeugt <strong>und</strong> die notwendigen Daten importiert.<br />

Über die Materialstämme werden die zugehörigen CA-Dokumente (inkl. Stammsatz)<br />

aus Axalant ausgecheckt. Die CA-Dokumente werden aus Axalant ausgecheckt, zum KOS<br />

transferiert <strong>und</strong> mit der Bestellung logisch verknüpft. Im KOS wird <strong>für</strong> die umgeleitete Bestellung<br />

der entsprechende Link erzeugt <strong>und</strong> in der EDI Nachricht (iDoc) ergänzt. Das geänderte<br />

File wird über den ZF EDI Manager an SupplyOn WebEDI transferiert.<br />

• Der Lieferant loggt sich bei SupplyOn ein <strong>und</strong> sieht die Einzelbestellung (oder Änderungsbestellung)<br />

ein, über den hinzugefügten Hyperlink (wird als Text dargestellt) kann er einen<br />

KO Client mit der entsprechenden Bestellung öffnen <strong>und</strong> dadurch auch auf die logisch<br />

verknüpften CA-Dokumente zugreifen. Bei der Bestellung von Engineeringdienstleistungen<br />

kann der Lieferant die CA-Dokumente modifizierten, im KO-Client speichern <strong>und</strong><br />

zum KO-Server transferieren. Die ZF kann die modifizierten Daten vom KO-Server ins<br />

PDM-System transferieren.<br />

3 Resümee<br />

• Die Projektziele wurden in einem Piloten umgesetzt<br />

• Vorstellung des Funktionsprototypen in verschiedenen ZF-Konzern-Gremien findet derzeit<br />

statt<br />

• Abstimmung mit der Konzernzentrale bezüglich der weiteren Vorgehensweise <strong>und</strong> weiteren<br />

Integration ist in Arbeit<br />

• Durch KOEFFIZIENT kann die Prozesseffizienz <strong>und</strong> Prozesssicherheit der Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung<br />

mit unseren Lieferanten gesteigert werden.<br />

150


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme<br />

4 schumacher<br />

MARIANNE SCHUMACHER; STEFAN ZUG<br />

Zusammenfassung: In der Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbaubranche, insbesondere bei kleinen <strong>und</strong><br />

mittelständischen Unternehmen, vollzieht sich derzeit ein dramatischer Wandel. Der Übergang des<br />

Industriezeitalters ins Informationszeitalter verlangt von vielen Unternehmen eine vollständige<br />

Reorganisation der wertschöpfenden Geschäftsprozesse. Eine hohe Innovationsgeschwindigkeit im<br />

Maschinenbau verlangt von den Herstellern den Einsatz neuer Technologien. Moderne Hydraulik-<br />

<strong>und</strong> Pneumatiksysteme sowie Elektronikkomponenten sind aus den heutigen Produkten nicht mehr<br />

weg zu denken. Zusätzlich werden bei der Entstehung neuer Produkte im Zuge einer stärkeren<br />

Produktdifferenzierung neue Informationstechnologien aus den Bereichen Mikroelektronik, Softwareentwicklung<br />

sowie Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik eingesetzt. Neben der globalen<br />

Produktunterstützung, steigender Produktkomplexität <strong>und</strong> immer kürzerer Entwicklungszeiten<br />

steht heute die konsequente Qualitätssicherung der Produkte im Mittelpunkt jedes Unternehmens.<br />

Bei der Qualitätssicherung in der Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbaubranche spielt die Identifikation von<br />

internen Kompetenzträgern <strong>für</strong> eine k<strong>und</strong>enorientierte Auftragsabwicklung eine große Rolle. Gerade<br />

die kleinen <strong>und</strong> mittelständischen Unternehmen verfügen oft über begrenzte personelle, monetäre<br />

<strong>und</strong> technischorganisatorische Ressourcen, um den Marktanforderungen gerecht zu werden.<br />

73 Diese Komplexitätslücke zwischen den Marktanforderungen <strong>und</strong> den zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen wird durch „neue“ Wissensmanagementansätze, hier insbesondere Kompetenzmanagementsysteme<br />

(KMS) geschlossen, in denen das vorhandene Mitarbeiterwissen <strong>und</strong> die<br />

Erfahrungen aus unterschiedlichsten Bereichen gesammelt <strong>und</strong> gezielt in den Unternehmensprozessen<br />

genutzt werden.<br />

1 Kompetenzmanagement als<br />

Rahmenbedingung der Qualitätssicherung<br />

Ein Unternehmen, das langfristig <strong>und</strong> gewinnbringend auf dem Markt agieren will, muss seine<br />

K<strong>und</strong>en durch Qualität der angebotenen Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen überzeugen können.<br />

Die Karl Schumacher Maschinenbau GmbH (KSM) bezeichnet Qualität als die Fähigkeit,<br />

vordefinierte <strong>und</strong> vorausgesetzte K<strong>und</strong>enforderungen termingerecht <strong>und</strong> in der entsprechenden<br />

Erstklassigkeit zu erfüllen. Die Qualität der konstruierten Maschinen wird nicht nur durch<br />

den Herstellungsprozess bestimmt. Sie hat eine hohe Bedeutung auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette<br />

von der Erstkontaktierung des K<strong>und</strong>en über Auftragsabwicklung bis hin zur<br />

Auslieferung des Produktes <strong>und</strong> K<strong>und</strong>endienst vor Ort.<br />

Eine effiziente Qualitätssicherung im Rahmen eines betrieblichen Qualitätsmanagements beinhaltet<br />

neben der Analyse aller Unternehmensprozesse, zum einen auch ständige Erfassung<br />

<strong>und</strong> Förderung der Mitarbeiterqualifikationen <strong>und</strong> zum anderen die Verbesserung der organisationalen<br />

Kompetenzen. Ein erfolgreiches Qualitätsmanagement kann den Unternehmen einen<br />

konzeptionellen Gr<strong>und</strong>stein zur Erzielung komparativer Wettbewerbsvorteile gewährleisten.<br />

Ein wesentliches Merkmal der Norm ISO 9001 ist die Sicherstellung eines kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozesses, das bedeutet, dass bestehende Ablaufstrukturen <strong>und</strong> -anweisungen<br />

durch interne Audits regelmässig überprüft werden. Die Stärkung der Wettbewerbsposition<br />

<strong>und</strong> das Funktionieren der ISO-Norm kann nur dann erreicht werden, wenn alle<br />

73 Vgl. Hermeier (2000), S. 48, Thomsen (2000), S. 34 ff.<br />

151


Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme<br />

Mitarbeiter in das Konzept einbezogen werden, in dem sie bereit sind, ihr Wissen zu teilen<br />

<strong>und</strong> es über Kompetenzmanagementsysteme allen anderen zugänglich zu machen. 74 Durch einen<br />

über das gesamte Unternehmen verteilten Vernetzungsprozess aller individuellen <strong>und</strong> organisationalen<br />

Kompetenzen kann es zu einer kontinuierlichen <strong>und</strong> effizienteren Verbesserung<br />

von Abläufen <strong>und</strong> Prozessen kommen. Diese Verbesserung spiegelt sich wiederum in<br />

der Wettbewerbsposition des Unternehmens wider.<br />

Durch den Einsatz von Kompetenzmanagementsystemen bei der Karl Schumacher Maschinenbau<br />

GmbH soll gewährleistet werden, Informationen der Wissensträger zur Qualitätssicherung<br />

sowohl strukturiert als auch unstrukturiert suchen zu können. Die Kompetenzmanagementsysteme<br />

sollen so konstruiert werden, dass die potentiellen Anwender in der Lage sind,<br />

Know-how <strong>und</strong> Kenntnisse der Mitarbeiter über die Ablagestruktur der integrierten Daten ohne<br />

explizite Recherchenvorgänge ausfindig zu machen.<br />

Abgesehen von dem übergeordneten Zielen, lassen sich auch folgende Unterziele definieren:<br />

• Reorganisation des vorhandenen Wissens im Unternehmen<br />

• Relevante Wissensträger identifizieren <strong>und</strong> in Kompetenzmanagementsystemen abgelegte<br />

Informationen ausführlich <strong>und</strong> greifbar machen<br />

• Archivierung des Wissens, das durch Teilen oder Ausscheiden von Mitarbeitergruppen<br />

verloren geht<br />

• Wissenslücken erkennen <strong>und</strong> schließen<br />

• Schaffung einer Wissensplattform zum Austausch von horizontalen <strong>und</strong> vertikalen Informationen<br />

• Ergänzung <strong>und</strong> Systematisierung der internen Personalwirtschaft, insbesondere die Maßnahmen<br />

zu Stellenbesetzung, Mitarbeiterentwicklung <strong>und</strong> Mitarbeiteranalysen<br />

Die KSM entwickelt, konstruiert <strong>und</strong> fertigt Sondermaschinen <strong>und</strong> Anlagen <strong>für</strong> die Automobil-<br />

<strong>und</strong> Elektrobranche. Auf Gr<strong>und</strong> der hohen Komplexität der Anlagen gehört die Konzentration<br />

auf Kompetenzmanagement zu den wichtigen Aufgaben der KSM. Die intensive Auseinandersetzung<br />

der Geschäftsleitung mit Kompetenzmanagement entstand im Folge konkreter<br />

Problemstellungen im Bereich der Auftragsabwicklung. Die Geschäftsführung erkannte<br />

rasch, dass unzureichende Kenntnisse über das vorhandene Wissen unserer Mitarbeiter erhebliche<br />

Indifferenzen verursacht, die dann wiederum zu einem kontinuierlichen Anstieg der<br />

Kosten geführt hat.<br />

Des Weiteren haben sich aus den Gesichtspunkten der k<strong>und</strong>enorientierten Auftragsabwicklung<br />

innerhalb der einzelnen Geschäftsbereiche folgende Fragestellungen gebildet:<br />

• Verfügt die KSM über personelle Ressourcen, um die Umsatzziele <strong>für</strong> das laufende Geschäftsjahr<br />

zu realisieren?<br />

• Verfügen die KSM-Mitarbeiter über bestimmte Kompetenzen, um einen K<strong>und</strong>enauftrag in<br />

hoher Qualität, termingerecht <strong>und</strong> im Rahmen des vorhandenen finanziellen Budgets<br />

durchführen zu können?<br />

• Ist die KSM in der Lage, innerhalb kurzer Zeit <strong>für</strong> die Durchführung von Service-Arbeiten<br />

an Maschinen, die vor Jahren ausgeliefert wurden, den richtigen Wissensträger zu identifizieren?<br />

74 Vgl. Ishikawa (1985), S. 24.<br />

152


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• In welcher Weise kann die KSM das interne, zur Verfügung stehende Wissen bestmöglich<br />

nutzen, um den teuren Zukauf des externen Wissens zu umgehen?<br />

Alle diese Fragen können in einer Aussage über die Verfügbarkeit von individuellen <strong>und</strong> organisationalen<br />

Kompetenzen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zusammengefasst<br />

werden. Sie signalisieren gleichzeitig den Bedarf nach Instrumenten zur Identifizierung<br />

<strong>und</strong> Strukturierung des vorhandenen Wissens im Unternehmen.<br />

2 Vereinigung der individuellen <strong>und</strong> organisationalen Kompetenzen<br />

Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens bildet sich in der Kooperationsfähigkeit zwischen<br />

dem individuellen Wissensträger <strong>und</strong> dem kollektiven Wissenspotential der gesamten<br />

Organisation ab. 75 Die Vereinigung der individuellen <strong>und</strong> organisationalen Kompetenzen vermag<br />

demzufolge innerhalb einer Organisation den Wissensaustausch, <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />

Gewährleistung der Qualitätssicherung, zu erleichtern. Die folgende Abbildung verdeutlicht<br />

die Interdependenzen zwischen den beiden Kompetenzarten, die <strong>für</strong> die weitere Arbeit als besonderes<br />

relevant angesehen werden.<br />

individueller<br />

Kompetenzträger<br />

Team<br />

153<br />

Unternehmen als<br />

Organisation<br />

Netzwerk<br />

Abbildung 1: Individuelle <strong>und</strong> organisationale Kompetenzen 76<br />

2.1 Die Bedeutung der individuellen Kompetenzen<br />

Kompetenzmanagement als ein Teil des Wissensmanagements beginnt bei einzelnen Mitarbeitern<br />

auf allen hierarchischen Ebenen eines Unternehmens. Individuelle Kompetenzen sind<br />

das implizite Wissen einzelner Wissensträger. Der zielgerechte Umgang mit den eigenen<br />

Kenntnissen <strong>und</strong> Fertigkeiten ist die Gr<strong>und</strong>plattform <strong>für</strong> ein gut funktionierendes Wissensmanagement.<br />

77 Diesbezüglich umfasst bei KSM das Spektrum der individuellen Wissensträger<br />

alle Mitarbeiter. Sie sind als Angehörige des Unternehmens anzusehen, die zur Beschleunigung<br />

von Prozessen <strong>und</strong> zur Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens beisteuern.<br />

75 Vgl. Hinterhuber at al. (1997), S. 47.<br />

76 Quelle: In Anlehnung an: ebenda.<br />

77 Vgl. Probst at al. (2000), S. 21.


Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme<br />

Al-Laham 78 unterscheidet eine Reihe signifikanter Charakteristika des Wissensträgers bei der<br />

Repräsentation, dem Erwerb <strong>und</strong> der Anwendung von Wissen. Das Wissen eines Wissensträgers<br />

kann nur zum Teil auf eine reine Repräsentation von Informationen zurückgeführt werden.<br />

Der Bearbeitungsprozess von Informationen bezeichnet Al-Laham als eine Rückkoppelung<br />

des vorhandenen Wissens eines Wissensträgers. Der individuelle Wissenserwerb wird<br />

ebenfalls sehr stark vom bereits vorhandenen Wissen beeinflusst. Eine sehr hohe Bedeutung<br />

der Qualitätssicherung weist die Anwendung des individuellen Wissens auf. Das Anwendungspotential<br />

des individuellen Wissens wird in der Personalmanagement-Literatur durch<br />

verschiedene Kompetenzarten unterschieden. Individuelle Kompetenzen werden in die Kompetenzarten:<br />

Fachkompetenz, Methodenkompetenz <strong>und</strong> Sozialkompetenz unterteilt. 79 Die<br />

Fachkompetenz dient der Erreichung des berufsspezifischen Wissens (Fachwissen). Bei der<br />

Fachkompetenz ist das vorhandene Wissen so stark präsent, dass eine Zusammenarbeit mit<br />

anderen Wissensträgern nicht zwingend notwendig ist. Auf Gr<strong>und</strong> der extrem heterogenen<br />

fach- <strong>und</strong> unternehmensspezifischen Anforderungen an Facharbeiter, Konstruktionsmitarbeiter,<br />

Ingenieure oder kaufmännische Mitarbeiter der KSM wird der Erfassung dieser Informationen<br />

eine ganz besondere Sorgfalt gewidmet. Die Methodenkompetenz umfasst im Wesentlichen<br />

die situations- <strong>und</strong> fachübergreifende Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten des einzelnen Wissensträgers.<br />

Die Sozialkompetenz dient primär der Koordination von Wissensträgern bezüglich<br />

einer Zusammenarbeit zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels. Sie bezieht sich auf den<br />

Einfluss eines Wissensträgers auf einen anderen Wissensträger <strong>und</strong> umgekehrt. Die gegenseitige<br />

Beeinflussung erfordert eine Kommunikation zwischen den Wissensträgern <strong>und</strong> somit<br />

kann eine Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen gewährleistet werden.<br />

Eine klare Darstellung der individuellen Mitarbeiterkompetenzen hilft interne Fehlinterpretationen<br />

zu vermeiden. Die Transparenz der Mitarbeiterkompetenzen leistet einen positiven<br />

Beitrag zu einem besseren Verständnis der eigenen Aufgaben <strong>und</strong> schafft zugleich eine konstruktive<br />

Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter.<br />

„Das Managen“ der individuellen Kompetenzen ermöglicht der Geschäftsleitung das aktuelle<br />

Wissen der Wissensträger zu sichern. Bei Bedarf können aus den erfassten Informationen Experten<br />

<strong>und</strong> Spezialisten in den jeweiligen Bereichen identifiziert <strong>und</strong> auf die Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten dieser Personen zurückgegriffen werden. Gleichzeitig ist die Geschäftleitung in<br />

der Lage, auf Gr<strong>und</strong> der Erfassung der individuellen Kompetenz das entscheidungsrelevante<br />

Wissen effizient zu bewerten <strong>und</strong> gegebenenfalls bei Wissenslücken z.B. durch interne oder<br />

externe Weiterbildungsmaßnahmen entsprechend zu reagieren. Neben dem Zugang zum aktuellen<br />

Wissen der Mitarbeiter <strong>und</strong> der Bewertungsmöglichkeit gestattet ein KMS der individuellen<br />

Kompetenz eine strategische Entwicklung der eigenen Kompetenzen, im Sinne der systematischen<br />

Weiterentwicklung von Fähigkeiten <strong>und</strong> Abbau von Wissensdefiziten.<br />

2.2 Die Bedeutung der organisationalen Kompetenz<br />

Bei KSM hängt die Realisierung der festgelegten Qualitätsziele nicht nur von den Kompetenzausprägungen<br />

der einzelnen Wissensträger ab, sondern auch vom kompetenzorientierten<br />

Management auf der organisationalen Ebene. Organisationale Kompetenzen sind das Resultat<br />

der Verknüpfung individueller Kompetenzen <strong>und</strong> haben einen hohen Einfluss auf die Wett-<br />

78 Vgl. Al-Laham (2003), S. 37 f.<br />

79 Vgl. ebenda, S. 39.<br />

154


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

bewerbskraft eines Unternehmens. 80 In der Wissensmanagement-Literatur wird organisationales<br />

Wissen häufig mit kollektivem Wissen gleichgesetzt. 81 Die KSM differenziert die organisationalen<br />

Kompetenzen wie folgt:<br />

i) Teamwissen (Gruppenwissen)<br />

Die Verrichtung von Team- oder Projektgruppenarbeiten ist <strong>für</strong> den Qualitätsstandard <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung der organisationalen Kompetenzen von sehr großer Bedeutung.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> von Teamarbeiten wird das Wissen unter den Wissensträgern horizontal auf allen<br />

Unternehmensebenen ausgetauscht. Im Rahmen der Zusammenarbeit innerhalb eines Teams<br />

können gemeinsame Werte entwickelt <strong>und</strong> prozessbezogenes Wissen unter den Mitgliedern<br />

einer Gruppe ausgetauscht werden. Gruppenkompetenz entsteht aus partizipativen oder kollektiven<br />

Lernprozessen. Das in den Gruppen vorhandene Wissen kann im Gegensatz zu individuellem<br />

Wissen nicht abhanden kommen, wenn einzelne Gruppenmitglieder aus dem Unternehmen<br />

ausscheiden. 82 Diesbezüglich werden bei der KSM alle projektbezogene Tätigkeiten<br />

in mittleren oder kleinen Gruppeneinheiten durchgeführt. Damit wird sichergestellt, dass<br />

das Wissen <strong>für</strong> die nächsten Produktgenerationen innerhalb einer Gruppe, Abteilung erhalten<br />

bleibt.<br />

ii) Organisationales Wissen<br />

Organisationales Wissen kennzeichnet sich dadurch, dass es von allen Mitgliedern des Unternehmens<br />

geteilt wird. Dieses Wissen ist weitgehend vom einzelnen Wissensträger eines Unternehmens<br />

unabhängig <strong>und</strong> dient dem Unternehmen zur Aufgabenabwicklung <strong>und</strong> damit der<br />

Erreichung seiner strategischen Ziele. 83 Das organisationale Wissen hat zur Aufgabe - neues<br />

Wissen zu erzeugen, dieses dann innerhalb der Organisation (hier über die gesamte Wertschöpfungskette)<br />

zu verteilen <strong>und</strong> in die auftragsbezogenen Prozesse in Bezug auf die Qualitätssicherung<br />

zu integrieren.<br />

KSM definiert den Wert des organisationalen Wissens als die Summe aller Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten des einzelnen Wissensträgers in allen Stufen eines auftragsbezogenen Prozesses.<br />

Angebots- <strong>und</strong> Bestellprozess<br />

Im Angebots- <strong>und</strong> Bestellprozess liegt der Wert des organisationalen Wissens in den Mitarbeitern<br />

der Verkaufsabteilung. Dazu zählen Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten über Struktur von<br />

Märkten, Verhandlungen mit potentiellen K<strong>und</strong>en, Strukturierungen der Prozesse von Angebotserstellung<br />

über Leistungs- <strong>und</strong> Liefergrenzen bis hin zu externen Lieferantenauswahl. Der<br />

Prozess der Angebotserstellung verlangt von den Mitarbeitern ein hohes Maß an technischem<br />

Know How zur Ausarbeitung von Problemlösungen, Kompetenzen im Bereich der Angebotskalkulation<br />

unter Berücksichtigung aller möglichen Kosten <strong>und</strong> Aufwendungen. Marktanalysen<br />

liefern der KSM Informationen über Kompetenzen von Produzenten, Zwischenhändlern<br />

oder Dienstleistungsbetrieben. Darüber hinaus werden Auskünfte über Qualitätseigenschaften<br />

der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen ermittelt. Die Kompetenz der Wissensträger<br />

80 Vgl. Doz (1997), S. 55; Probst at al. (2000), S. 71.<br />

81 Vgl. Al-Laham (2003), S. 39.<br />

82 Vgl. Güldenberg (1997), S. 194; Hinterhuber at al. (1997), S. 48.<br />

83 Vgl. Al-Laham (2003), S. 41 f.<br />

155


Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme<br />

über die Ermittlungsverfahren, Genauigkeit <strong>und</strong> Verlässlichkeit der Informationen spielt eine<br />

wesentliche Rolle bei der Durchführung der Wirtschaftlichkeitsberechnung oder bei der<br />

Kombination dieser Daten mit anderen technischen Größen der Ingenieurwissenschaft. Im<br />

Rahmen des Angebots- <strong>und</strong> Bestellprozesses werden Leistungs- <strong>und</strong> Liefergrenzen <strong>für</strong> den<br />

Aufraggeber festgelegt. Diese beinhalten sämtliche technische Berechnungen <strong>und</strong> ISO Norm<br />

Prüfunterlagen. Die Miterbeiter der Verkaufsabteilung verfügen über Kompetenzen bei der<br />

Auswahl von geeigneten Unterlieferanten (hier handelt es sich insbesondere um hydraulische,<br />

pneumatische- <strong>und</strong> elektrische Baugruppen). Bestellvorgänge von Materialien <strong>und</strong> anderen<br />

Anlagenkomponenten erfolgen, wenn nicht anders von Auftraggeber erwünscht, auf der Basis<br />

des günstigsten, nicht des billigsten Angebots. Diesbezüglich werden von den Mitarbeitern<br />

Kenntnisse über den aktuellen Stand der Marktentwicklung verlangt.<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Konstruktionsprozess<br />

Die Miterbeiterkompetenz des Entwicklungs- <strong>und</strong> Konstruktionsprozesses liegt im Bereich<br />

der ingenieurmäßigen Entwicklung <strong>und</strong> Konstruktion von Maschinen. Hier beschränkt sich<br />

die Kompetenz der Wissensträger nicht nur auf die Erstellung von Zeichnungen, Aufstellungsplänen<br />

<strong>und</strong> Ansichten, sondern auf komplette Maschinenkonstruktionen in 3D-<br />

Datenmodellen <strong>und</strong> Layouts. Das Maschinenlayout beinhaltet gesamte Planungsprozesse, die<br />

mit räumlicher Isometrie der verschiedenen Bauteilen <strong>und</strong> mit der Aufstellung der einzelnen<br />

Maschinenteile inklusive deren Verkabelung zusammenhängen.<br />

Fertigungsprozess<br />

Der Fertigungsprozess richtet sich in erster Linie auf die Kompetenzen der Mitarbeiter im Bereich<br />

der mechanischen Bearbeitung von Teilen <strong>und</strong> Maschinenkomponenten. Zur Realisierung<br />

des Fertigungsprozesses stehen den Mitarbeitern hoch moderne computergestützte<br />

Dreh-, Fräs- <strong>und</strong> Schleifmaschinen zur Verfügung. Der Umgang mit dieser Technik führt dazu,<br />

dass Erfahrungs- <strong>und</strong> Kontextwissen des einzelnen Wissensträgers als organisationales<br />

Wissen in der KSM-Philosophie weiter verwendet wird.<br />

Montage- <strong>und</strong> Inbetriebnahmeprozess<br />

Im Montage- <strong>und</strong> Inbetriebnahmeprozess liegt das organisationale Wissen in den Kenntnissen<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten der Wissensträger in erster Linie beim Zusammenbau von einzelnen Maschinenteilkomponenten,<br />

Montage der Hydraulik-, Pneumatik- <strong>und</strong> Elektrobauteilen sowie bei<br />

Durchführung von Tests auf aufwandfreie Funktionalität der hergestellten Maschinen. Des<br />

Weiteren verfügen die Mitarbeiter über sicherheitstechnische Kenntnisse, die dann bei der<br />

Montage von Sicherheitseinrichtungen in halbautomatischen Maschinen, z.B. Bewegungsmelder,<br />

Lichtschranken oder computergestützte Ausschaltvorrichtungen eingesetzt werden.<br />

Der Montageprozess verlangt von den Wissensträgern außerdem die Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

in Bezug auf die Entwicklung <strong>und</strong> Einspielung der Steuerungssoftware.<br />

K<strong>und</strong>enservice <strong>und</strong> Schulung<br />

Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens hängt stark von vielen Indikatoren des K<strong>und</strong>enkreises<br />

ab. Dazu gehören z.B. K<strong>und</strong>enbindung, K<strong>und</strong>enunterstützung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>entreue.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> eine langfristige Zusammenarbeit ist eine hohe K<strong>und</strong>enzufriedenheit. Diesbezüglich<br />

spiegelt sich die organisationale KSM-Kompetenz in den Maßnahmen zur K<strong>und</strong>en-<br />

156


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

zufriedenheit wider. Die Wissensträger sind durch ihre Kompetenzen in der Lage den K<strong>und</strong>en<br />

vor Ort Schulungen anzubieten. Hier werden insbesondere Schulungsanweisungen zum ordnungsmäßigen<br />

Umgang mit gelieferten Maschinen übermittelt. Sie gewährleisten einerseits<br />

die Übermittlung von Maschinenkenntnissen an den K<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> anderseits eine zuverlässige<br />

<strong>und</strong> schnelle Unterstützung beim Einsatz <strong>und</strong> der Anwendung der Maschine.<br />

Im Rahmen des K<strong>und</strong>enservices wird dem K<strong>und</strong>en die komplette Dokumentation der hergestellten<br />

Maschinen übergeben. Die Dokumentation beinhaltet alle <strong>für</strong> den Betrieb dieser Anlagen<br />

relevante Unterlagen. Dazu gehören u.a. eine allgemeine Beschreibung der Maschinen,<br />

sämtliche erstellten Zeichnungen, Pläne <strong>und</strong> Skizze aller Maschinenteilkomponenten, ein Verzeichnis<br />

aller extern eingekauften Bauteile sowie eine EG-Konformitätserklärung des Herstellers.<br />

Kaufmännische Steuerung <strong>und</strong> Überwachung<br />

Neben den technischen Kompetenzen der Wissensträger spielen bei der Qualitätssicherung<br />

die kaufmännischen Steuerungs- <strong>und</strong> Überwachungsprozesse eine große Rolle. Bei allen diesen<br />

Prozessen zur Herstellung einer Anlage sind Wirtschaftlichkeits- <strong>und</strong> Risikoaspekte unter<br />

Berücksichtigung der gesetzlichen <strong>und</strong> vertraglichen Vorschriften bezüglich der kaufmännischen<br />

<strong>und</strong> technischen Ausführung gegenüberzustellen. Von den kaufmännischen KSM-<br />

Mitarbeitern werden <strong>für</strong> alle Aktivitäten im Anlagenbau Wirtschaftlichkeitsberechnungen an<br />

Hand der statischen <strong>und</strong> dynamischen Investitionsrechnung durchgeführt, die dann in Kombination<br />

mit allen anderen kaufmännischen Aufgaben zur Qualitätssicherung <strong>und</strong> damit zur<br />

Verbesserung der Wettbewerbsposition führen.<br />

Die Summe dieser einzelnen Prozesse bildet bei KSM die organisationale Kompetenz (vgl.<br />

Abbildung 2).<br />

157


K<strong>und</strong>enanfrage<br />

Angebot,<br />

Bestellung<br />

Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme<br />

KSM als organisationale Kompetenz<br />

Kaufmännische Steuerung <strong>und</strong> Überwachung<br />

Entwicklung,<br />

Konstruktion<br />

Fertigung<br />

K<strong>und</strong>enbegleitung<br />

Kompetenzmanagement<br />

158<br />

Montage,<br />

Inbetriebnahme<br />

K<strong>und</strong>enservice,<br />

Schulung<br />

Abbildung 2: Auftragsbezogene Kompetenzen bei KSM. 84<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />

iii) Netzwerkwissen<br />

Eine weitere Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine erfolgreiche Qualitätssicherung <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Zugang zum<br />

Wissen ist die Zusammenarbeit der KSM in strategischen Netzwerken mit anderen Partnern<br />

aus verschiedenen Wirtschaftszweigen. In erster Linie handelt es sich hierbei um Kooperationen<br />

mit unterschiedlichen Lieferanten. Die KSM arbeitet eng zusammen mit mehr als 300<br />

Lieferanten aus ingenieur- <strong>und</strong> kaufmännischorientierten Branchen. Die Kooperationsverträge<br />

erlauben der KSM die Kompetenzen der einzelnen Partner miteinander zu kombinieren.<br />

Langjährige Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten verringert in einem strategischen<br />

Netzwerk die Kostenbelastung <strong>und</strong> den Koordinationsaufwand, der bei einem engen Zeitplan<br />

der verschiedenen K<strong>und</strong>enprojekte von großer Bedeutung ist.<br />

Ein weiterer Vorteil eines strategischen Netzwerkes ist die kontinuierliche Versorgung mit Informationen.<br />

Die KSM ist dadurch in der Lage den Stand der technologischen Weiterentwicklung<br />

der einzelnen Kooperationspartner zu erfahren <strong>und</strong> gegebenenfalls die neuen Erkenntnisse<br />

in den Produktionsprozess einzubeziehen. Diese Art der Informationsversorgung hat sich<br />

besonders positiv auf die Verbreiterung des Leistungsangebots <strong>und</strong> die Erhöhung der K<strong>und</strong>enzahl<br />

ausgewirkt. Zusammenfassend lassen sich aus k<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> kompetenzorientierter<br />

Sicht folgende Nutzenpotentiale eines strategischen Netzwerkes feststellen:<br />

• Aufbau von internen <strong>und</strong> externen Kompetenzvorteilen,<br />

• Integration von neuen informationstechnologischen Prozessen <strong>und</strong><br />

• Erschließung von neuen Märkten <strong>und</strong> Ressourcen.<br />

84 Quelle: Eigene Darstellung.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

3 Kompetenzmanagement – ein System mit Zukunft<br />

Wie anfangs erwähnt, bilden Kompetenzmanagementsysteme eine gute Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine<br />

Optimierung der prozessorientierten Qualitätssicherung. Der systematische <strong>und</strong> konsequente<br />

Einsatz wissensbasierter Kompetenzmanagementsysteme führt im Laufe der Zeit zu einer<br />

besseren Nutzung der Ressource „Wissen“. Sie können Widersetzlichkeiten der Wissensträger<br />

abschwächen <strong>und</strong> ermöglichen eine frühzeitige Problemerkennung sowie die optimale Anpassung<br />

an unternehmens- <strong>und</strong> nutzerspezifische Bedürfnisse. Kompetenzmanagementsysteme<br />

funktionieren nur, wenn die Systeme den betrieblichen Veränderungen angepasst werden. Die<br />

neuen Systeme müssen auch berücksichtigen, dass das Management von Kompetenzen ein<br />

langfristig angelegter Prozess der Unternehmensgestaltung ist. Die Qualitätsorientierung der<br />

Unternehmen spiegelt sich in den Qualifikationen der Mitarbeiter wider. In vielen Unternehmen<br />

schlummern kreative Kräfte in den bereits vorhandenen Mitarbeitern. Die Aufgabe der<br />

Kompetenzmanagementsysteme ist es, mitarbeiter- <strong>und</strong> stellenbezogene Maßnahmen zu erkennen<br />

<strong>und</strong> zu erarbeiten, die durch ihren Einsatz das Wissenspotential der Wissensträger<br />

fördern <strong>und</strong> erhalten sollen. Durch den Einsatz von Kompetenzmanagementsystemen können<br />

Unternehmensstrategien mit Personalstrategien eines Unternehmens verb<strong>und</strong>en werden. Sie<br />

erhalten detaillierte Angaben darüber, welche Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten ein Wissensträger<br />

hat <strong>und</strong> dadurch ermöglichen sie festzustellen, welches Wissen ein Mitarbeiter zusätzlich benötigt,<br />

um eine bestimmte Aufgabe im Unternehmen qualitätsorientiert durchführen zu können.<br />

Wichtiger Aspekt der Funktionsfähigkeit von KMS ist die konstante Pflege dieser Systeme.<br />

Die Erfassung <strong>und</strong> Eingabe der Mitarbeiterkompetenzen darf nicht als einmalige Angelegenheit,<br />

sondern als immer wiederkehrende Aufgabe zur Aktualisierung <strong>und</strong> Erkennung von<br />

Kompetenzlücken verstanden werden. Alle Wissensträger, die im Rahmen der Erstellung von<br />

KMS identifiziert wurden, müssen ihr Wissenspotential so weit wie möglich in das System<br />

eingeben. Jeder Mitarbeiter, insbesondere die Führungsebene, muss die Möglichkeit besitzen,<br />

jederzeit Zugriff auf die Daten des Kompetenzmanagementsystems zu haben, die benötigten<br />

Informationen <strong>und</strong> Inhalte schnell aufspüren <strong>und</strong> auftragsbezogen aufbereiten zu können.<br />

Die Kompetenzerfassung <strong>und</strong> Speicherung dieser Daten auf elektronischen Medien soll sicherstellen,<br />

dass alle potenziellen Nutzer dieses Systems unabhängig vom Wissensträger auf<br />

das gespeicherte Wissen zugreifen <strong>und</strong> damit verschiedene Aufgaben bewältigen können. Die<br />

Nutzung des Wissens soll auch gewährleistet werden, wenn ein wichtiger Wissensträger das<br />

Unternehmen verlässt. Die umfassende Integration von Mitarbeiterkompetenzen in das Managementsystem<br />

<strong>und</strong> die Verknüpfung der Daten mit auftragsbezogenen Prozessen ist daher ein<br />

wesentlicher Meilenstein der Qualitätssicherung.<br />

Maßnahmen zur Kompetenzerfassung sind auch in allen Entwicklungsphasen mit Barrieren<br />

<strong>und</strong> Risiken behaftet. Hierzu gehören z.B. Widerstände in der technischen Umsetzung des<br />

Vorhabens. Das sind in erster Linie Probleme der Bereitstellung anwenderfre<strong>und</strong>licher Software<br />

zur Wissensrecherche, -dokumentation <strong>und</strong> -verteilung. Neben den Barrieren der technischen<br />

Umsetzung spielen die Differenzierungen personeller Art eine wichtige Rolle. Individuelle<br />

Widerstände können sich in der Motivation der Wissensträger zum Wissenstransfer<br />

widerspiegeln. 85 Oft herrscht unter den Mitarbeitern das Gefühl, dass das Wissen der Wissensträger<br />

abgeschöpft werden soll. Dazu kommen Unsicherheiten der Mitarbeiter in Bezug<br />

der Sicherung des Arbeitsplatzes. Diesbezüglich müssen Maßnahmen getroffen werden, die<br />

diese Unsicherheiten der Mitarbeiter durch Hilfestellungen <strong>und</strong> Anreizsysteme beseitigen.<br />

Ebenfalls müssen Handlungen entwickelt werden, die zu Überwindung von Problemen orga-<br />

85 Vgl. Zelewski, Peters, Dittmann (2004), S. 52.<br />

159


Qualitätssicherung durch Kompetenzmanagementsysteme<br />

nisationaler Art führen. Hier werden insbesondere die Bestimmungen des Betriebsrates in die<br />

Entwicklung von Kompetenzmanagementsystemen herangezogen.<br />

4 Literaturverzeichnis<br />

Al-Laham (2003)<br />

Al-Laham, A.: Organisationales Wissensmanagement. Eine strategische Perspektive. München<br />

2003.<br />

Doz (1997)<br />

Doz, Y.: Managing core competency for corporate renewal. Towards a managerial theory of<br />

core competencies. In: Campell, A.; Sommers Luchs, K. (Hrsg.): Core competence based<br />

strategy. London 1997, S. 53-75.<br />

Gebert (2001)<br />

Gebert, H.: Kompetenz-Management - Bewirtschaftung von implizitem Wissen in Unternehmen.<br />

[Im Internet unter der URL: http://wi.oec.uni-bayreuth.de/doctoral/Beitraege/gebert.pdf,<br />

Datum des Zugriffs: 14.06.2002].<br />

Güldenberg (1997)<br />

Güldenberg, S.: Wissensmanagement <strong>und</strong> Wissenscontrolling in lernenden Organisationen.<br />

Ein systemtheoretischer Ansatz. Wiesbaden 1997.<br />

Hermeier (2000)<br />

Hermeier, B.: Management-Kompetenz in kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen (KMU). In:<br />

Thielemann, F. (Hrsg.): Kompetenzentwicklung im Mittelstand – Das Beispiel Kompetenz-<br />

Entwicklungs-Center. Essen 2000, S. 48-125.<br />

Hinterhuber at al. (1997)<br />

Hinterhuber, H. H. at al.: K<strong>und</strong>enzufriedenheit durch Kernkompetenzen. Eigene Potentiale<br />

erkennen – entwickeln – umsetzten. München, Wien 1997.<br />

Ishikawa (1985)<br />

Ishikawa, K.: What is Total Quality Control? The Japanese Way. New York 1985.<br />

North (1999)<br />

North, K.: Wissensorientierte Unternehmensführung: Wertschöpfung durch Wissen. Wiesbaden<br />

1999.<br />

Probst at al. (2000)<br />

Probst, G. at al.: Kompetenz-Management. Wie Individuen <strong>und</strong> Organisationen Kompetenz<br />

entwickeln. Wiesbaden 2000.<br />

Thomsen (2000)<br />

Thomsen, E-H.: Management von Kernkompetenzen. Methodik zur Identifikation <strong>und</strong> Entwicklung<br />

von Kernkompetenzen <strong>für</strong> die erfolgreiche strategische Ausrichtung von Unternehmen.<br />

In: Lück. W. (Hrsg.): Schriftenreihe Managementorientierte Betriebswirtschaft. Konzepte,<br />

Strategien, Methoden. Bd. 2, München 2000.<br />

Zelewski, Peters, Dittmann (2004)<br />

Zelewski, S.; Peters, M. L.; Dittmann, L.: Wissensträger identifizieren <strong>und</strong> motivieren. In:<br />

Wissensmanagement, 4/04, S. 51-53.<br />

160


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

5 bäumgen<br />

Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem<br />

auf Basis von infonea®<br />

CHRISTOF BÄUMGEN; ROGER HÜBBERS<br />

1 Aufbau <strong>und</strong> Pflege einer Kompetenzontologie<br />

In diesem Tagungsbandbeitrag wird die Funktionsweise des prototypischen Kompetenzmanagementsystems<br />

beschrieben. Die hier beschriebenen Funktionalitäten des KOWIEN-Prototyps<br />

können sich bis zum Ende der Implementierungsphase noch ändern, d.h. in diesem Abschnitt<br />

werden einerseits einige Funktionen beschrieben, die zwar geplant aber zum Zeitpunkt des<br />

Redaktionsschlusses noch nicht vollständig umgesetzt worden sind. Andererseits werden sich<br />

aufgr<strong>und</strong> der iterativen Vorgehensweise <strong>und</strong> der fortlaufenden Evaluation von Zwischenständen<br />

sicherlich noch neue Erweiterungswünsche der Anwender ergeben, die bei der Weiterentwicklung<br />

des KOWIEN-Prototyps bis Ende Oktober 2004 nach Möglichkeit noch berücksichtigt<br />

werden. Die Vorgehensweise bei der Erstellung des KOWIEN-Prototyps <strong>und</strong> die<br />

technologische Basis infonea® wird im entsprechenden Abschnitt des Buches zum KO-<br />

WIEN-Projekt ausführlich beschrieben.<br />

Dem Prozess „Kompetenzontologie pflegen“, unter dem hier sowohl der Aufbau als auch die<br />

Pflege einer Kompetenzontologie verstanden wird, wurde im KOWIEN-Projekt die meiste<br />

Aufmerksamkeit gewidmet. Das KOWIEN-Vorgehensmodell beschreibt nur, wie man bei der<br />

Erstellung einer Kompetenzontologie vorgehen kann. Das Vorgehen bei den anderen Prozessen,<br />

die wie beispielsweise der Prozess „Projektteam bilden“ ebenfalls vom KOWIEN-<br />

Prototyp unterstützt werden, wird durch das Vorgehensmodell in Übereinstimmung mit dem<br />

Projektrahmenplan nicht beschrieben. Andererseits können die im Vorgehensmodell beschriebenen<br />

Arbeitsschritte, die den Aufbau <strong>und</strong> die Pflege einer Kompetenzontologie betreffen,<br />

selbstverständlich nicht alle softwaretechnisch unterstützt werden, da beispielsweise das<br />

Zusammentragen wichtiger Unterlagen <strong>und</strong> die zwischenmenschliche Kommunikation in<br />

Form von strukturierten Interviews <strong>und</strong> Reviews auch Teil des Vorgehens sind. Dieser Abschnitt<br />

beschreibt also nicht das gesamte Vorgehensmodell, sondern nur, wie der KOWIEN-<br />

Prototyp den Aufbau <strong>und</strong> die Pflege einer Kompetenzontologie unterstützt.<br />

1.1 Erarbeitung einer Taxonomie vor der Inbetriebnahme<br />

Nach der Definition der Ziele des Kompetenzmanagementsystems <strong>und</strong> der Identifikation der<br />

Anwendungsbereiche <strong>und</strong> der Benutzer sieht das KOWIEN-Vorgehensmodell zunächst die<br />

Erhebung der Anforderungen an die zu erstellende Ontologie vor. Der nächste Arbeitsschritt<br />

ist dann die Identifikation der wesentlichen Wissensträger <strong>und</strong> Dokumente, um mit ihrer Hilfe<br />

eine erste Begriffssammlung zu erstellen. Die erste Befragung der Wissensträger sollte nicht<br />

per Software erfolgen, da der zwischenmenschliche Dialog bei diesem Arbeitsschritt eine<br />

große Rolle spielt. Die dabei <strong>und</strong> bei der Analyse der wesentlichen Dokumente identifizierten<br />

Kompetenzbegriffe <strong>und</strong> Relationen zwischen den Begriffen sollten aber dann direkt in struk-<br />

161


Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®<br />

turierter Form elektronisch erfasst werden. Im KOWIEN-Projekt wurde der Ontologie-Editor<br />

OntoEdit® da<strong>für</strong> verwendet. 86 OntoEdit® ermöglicht u.a. den Aufbau einer Begriffshierarchie.<br />

In einem frühen Stadium der Ontologie-Entwicklung ist die Drag-and-Drop-<br />

Funktionalität von Vorteil, die es ermöglicht, mit der Maus Änderungen an der Taxonomie<br />

der Kompetenzbegriffe vorzunehmen. Die Erstellung dieser anfänglichen Taxonomie ist ein<br />

zeitintensiver Prozess, an dem alle betroffenen Personen <strong>und</strong> Domänenexperten beteiligt werden<br />

müssen, damit diese Konzeptionalisierung am Ende einen Konsens darstellt <strong>und</strong> man von<br />

einer Kompetenzontologie reden kann. Die Diplomarbeit von Susanne Apke dokumentiert<br />

ausführlich die Erstellung der Kompetenzontologie <strong>für</strong> die DMT GmbH. 87 Im Anschluss an<br />

ihre Arbeit wurde die DMT-Ontologie in den KOWIEN-Prototyp importiert, indem die im<br />

proprietären OXML-Format von OntoEdit® vorliegende Begriffshierarchie in das XML-<br />

Datenaustauschformat von infonea® (iCE) transformiert worden ist.<br />

Neben OntoEdit® gibt es auch noch andere, zum Teil sogar frei erhältliche Software-<br />

<strong>Werkzeuge</strong>, mit denen eine anfängliche Begriffshierarchie erstellt werden kann. Eine Freeware,<br />

die sich da<strong>für</strong> sehr gut eignet, ist beispielsweise die Mind Mapping Software FreeMind. 88<br />

Dieses Programm speichert die hierarchisch strukturierten MindMaps in einem XML-Format<br />

ab, das sich auch leicht in das infonea® iCE-Format transformieren läßt. Natürlich ist es auch<br />

möglich, eine Kompetenzontologie vom ersten Begriff an mit dem KOWIEN-Prototyp zu<br />

erstellen, indem die Begriffe über das Web-Frontend eingegeben <strong>und</strong> mit den anderen Begriffen<br />

vernetzt werden. Dabei muss man jedoch bedenken, dass eine Stärke von infonea® darin<br />

besteht, dass die Anwender mit einem beliebigen halbwegs aktuellen Browser auf die infonea®<br />

Anwendungen zugreifen können, was zur Folge hat, dass man ohne Drag-and-Drop-<br />

Funktionalität auskommen muss, da ein reines HTML-Frontend diese Möglichkeit nicht bieten<br />

kann. Der große Vorteil der webbasierten Architektur des KOWIEN-Prototyps kommt bei<br />

der kontinuierlichen Erweiterung <strong>und</strong> Pflege der Kompetenzontologie zum Tragen, denn diese<br />

ermöglicht es, alle Benutzer des KOWIEN-Prototyps an der Erweiterung der Ontologie zu<br />

beteiligen <strong>und</strong> bestimmte Aufgaben der Ontologiepflege (wie z.B. die Suche nach neu aufzunehmenden<br />

Begriffen) zu dezentralisieren.<br />

1.2 Kontinuierliche Erweiterung <strong>und</strong> Pflege im Betrieb<br />

Nach der Erarbeitung einer anfänglichen Hierarchie von Kompetenzbegriffen <strong>und</strong> dem Import<br />

eines Gr<strong>und</strong>stocks an weiteren Inhalten, zu denen auch die Kontaktinformationen der Mitarbeiter<br />

des Unternehmens gehören, kann das Kompetenzmanagementsystem in Betrieb genommen<br />

werden. Beim Aufbau <strong>und</strong> der Pflege von Kompetenzprofilen wird sich aber bestimmt<br />

herausstellen, dass bestimmte Kompetenzbegriffe in der Ontologie noch fehlen. Dazu<br />

kommt, dass sich die Kompetenzen, die <strong>für</strong> die Erreichung der strategischen Ziele des Unternehmens<br />

von Bedeutung sind, im Laufe der Zeit ändern, so dass die Kompetenzontologie im<br />

laufenden Betrieb überarbeitet <strong>und</strong> erweitert werden muss.<br />

86 OntoEdit® wurde ursprünglich im Rahmen eines BMBF-Projekts entwickelt, an dem die Universität Karlsruhe beteiligt<br />

war, <strong>und</strong> wird inzwischen von der ontoprise Gmbh, einem SpinOff der Universität Karlsruhe, vermarktet. Anfang<br />

2005 wird die Version 2.7 von OntoEdit® durch die Version 1.0 von OntoStudio® abgelöst, einer Neuimplementierung<br />

auf Basis von Eclipse, die u.a. die Performanzprobleme von OntoEdit® bei der Bearbeitung umfangreicher Ontologien<br />

beseitigen soll.<br />

87 siehe APKE (2003).<br />

88 siehe http://freemind.sourceforge.net/.<br />

162


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Für die konsistente Erweiterung <strong>und</strong> Pflege der Kompetenzontologie ist im KOWIEN-<br />

Prototyp die Person verantwortlich, die die Rolle des Ontologie-Administrators übernimmt.<br />

Diese Rolle ist mit speziellen Rechten ausgestattet <strong>und</strong> kann sowohl einzelne Begriffe löschen<br />

<strong>und</strong> hinzufügen als auch die Beziehungen zwischen den Begriffen verändern, z.B. was die<br />

hierarchische Begriffsstruktur betrifft. Vorschläge <strong>für</strong> die Aufnahme eines neuen Kompetenzbegriffs<br />

können alle Benutzer machen, die Kompetenzaussagen <strong>und</strong> Erfahrungen eingeben<br />

können. Wie dies genau funktioniert wird im Unterabschnitt 2.1 beschrieben. Die neu vorgeschlagenen<br />

Begriffe werden dem Ontologie-Admi-nistrator angezeigt <strong>und</strong> das System unterstützt<br />

ihn dabei, diese Begriffe entweder in die Ontologie aufzunehmen <strong>und</strong> mit den anderen<br />

Begriffen zu vernetzen oder eine Aufnahme in die Ontologie abzulehnen bzw. die neu vorgeschlagenen<br />

Begriffe einem bereits in der Ontologie enthaltenen Begriff als Synonym zuzuordnen.<br />

Wenn größere Änderungen an der hierarchischen Begriffsstruktur vorgenommen werden<br />

müssen, besteht die Möglichkeit, die Kompetenzontologie aus dem KOWIEN-Prototyp zu<br />

exportieren, mit einem externen Ontologie-Editor unter Einsatz von Drag-and-Drop-<br />

Mechanismen zu editieren <strong>und</strong> danach wieder in den KOWIEN-Prototyp zu importieren. Begriffe,<br />

die in Zukunft nicht mehr zur Beschreibung von Kompetenzen eingesetzt werden sollen,<br />

weil es inzwischen einen neuen Begriff <strong>für</strong> die entsprechende Kompetenz gibt, sollten bei der<br />

Überarbeitung der Ontologie nicht ganz aus der Ontologie entfernt, sondern dem neuen Begriff<br />

als Synonym zugeordnet werden, denn dann ist die entsprechende Kompetenz danach sowohl<br />

unter dem neuen als auch unter dem alten Begriff zu finden. Dies ist möglich, da der<br />

KOWIEN-Prototyp zwischen Deskriptoren <strong>und</strong> Nicht-Deskriptoren unterscheidet <strong>und</strong> neben<br />

der Hierarchierelation auch die anderen beiden Begriffsrelationen unterstützt (Äquivalenz<strong>und</strong><br />

Assoziationsrelation), die in der Deutschen Industrienorm 1463 zur Erstellung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

von Thesauri beschrieben werden (s. DIN 1463 (1987)).<br />

1.3 Berücksichtigung von Integritäts- <strong>und</strong> Inferenzregeln<br />

Der KOWIEN-Prototyp beinhaltet eine Reihe von Integritätsregeln, die da<strong>für</strong> sorgen, dass<br />

keine inkonsistenten Inhalte ins System eingegeben werden können. Bei der Eingabe einer Erfahrung<br />

wird beispielsweise überprüft, ob der eingegebene Beginn der Erfahrung zeitlich vor<br />

dem eingegebenen Ende der Erfahrung liegt <strong>und</strong> bei der Eingabe einer Kompetenzaussage<br />

wird sichergestellt, dass solche Aussagen nur zu Begriffen gemacht werden können, bei denen<br />

es sich um Kompetenzbegriffe handelt. Desweiteren wurden sowohl Pflichtattribute als auch<br />

Pflichtassoziationen implementiert. Bei der Eingabe einer Erfahrung muss beispielsweise <strong>für</strong><br />

das Attribut „Erfahrungsart“ auf jeden Fall ein Wert eingegeben werden, weil es sich dabei<br />

um ein Pflichtattribut handelt, <strong>und</strong> die Erfahrung muss in Beziehung zu einer Person gesetzt<br />

werden, weil es sich dabei um eine Pflichtassoziation handelt. Für verschiedene Attribute<br />

wurde eine Liste von Vorgabewerten definiert, die die Menge der zulässigen Werte <strong>für</strong> diese<br />

Attribute auf die Werte der entsprechenden Liste einschränkt. Diese <strong>und</strong> weitere Integritätsregeln<br />

sind im infonea® Constraints-Modell <strong>für</strong> den KOWIEN-Prototyp enthalten <strong>und</strong> werden<br />

sowohl bei der Dateneingabe über das Web-Frontend des KOWIEN-Prototyps als auch bei<br />

Verwendung des 32-Bit-Frontends des generischen infonea® Content Editors ausgewertet<br />

<strong>und</strong> überwacht.<br />

Mit Hilfe der im KOWIEN-Prototyp integrierten Inferenzregeln ist das System dazu in der<br />

Lage, einfach formulierte Fragen des Benutzers differenziert zu beantworten. Wenn der Benutzer<br />

beispielsweise nach Personen sucht, die über eine bestimmte Kompetenz verfügen, die<br />

er vorher aus der Kompetenzontologie ausgewählt oder einfach eingegeben hat, liefert das<br />

163


Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®<br />

System ihm dank der integrierten Inferenzregeln alle Personen zurück, die in irgendeiner Beziehung<br />

zu dieser Kompetenz stehen, d.h. es werden sowohl die Personen anzeigt, über die es<br />

eine explizite Kompetenzaussage zu dieser Kompetenz gibt, als auch die Personen, die an einer<br />

Schulung teilgenommen haben, bei der diese Kompetenz vermittelt werden sollte, <strong>und</strong> die<br />

Personen, die bei einem Projekt eine Aufgabe übernommen haben, <strong>für</strong> deren Erfüllung diese<br />

Kompetenz erforderlich war. Darüberhinaus werden auch die Beziehungen zwischen den<br />

Begriffen der Kompetenzontologie berücksichtigt, indem die Suche auf Wunsch hin auf verwandte<br />

Begriffe ausgeweitet werden kann. Die Ergebnismenge wird dem Benutzer dabei so<br />

angezeigt, dass er erkennen kann, weshalb eine bestimmte Person vom System gef<strong>und</strong>en worden<br />

ist. Weitere Einzelheiten hierzu werden im Abschnitt 3 beschrieben.<br />

2 Aufbau <strong>und</strong> Pflege von Kompetenzprofilen<br />

So wie das Vorhandensein einer Kompetenzontologie die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> den Aufbau <strong>und</strong> die<br />

Pflege von Kompetenzprofilen ist, so ist das Vorhandensein von Kompetenzprofilen die<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> geschäftsprozessorientierte Funktionen des KOWIEN-Kompetenzmanagementsystems<br />

wie beispielsweise <strong>für</strong> die Unterstützung der Projektarbeit (s. Abschnitt 4).<br />

Im Buch zum KOWIEN-Projekt wird ausführlich beschrieben, wie die Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Kompetenzaussagen modelliert worden sind, aus denen sich ein Kompetenzprofil im Prototyp<br />

zusammensetzt. 89 Im Folgenden wird beschrieben, wie sich diese Art der Modellierung von<br />

Kompetenzprofilen auf die Eingabe von Lebensläufen auswirkt <strong>und</strong> welche Rolle in diesem<br />

Zusammenhang die Erfassung von Maßnahmen <strong>und</strong> Projekten spielt. Außerdem wird darauf<br />

eingegangen, wie durch die Integration der Kompetenzprofilpflege in die Geschäftsprozesse<br />

dazu beigetragen wird, dass die Kompetenzprofile während der Geschäftstätigkeit laufend aktualisiert<br />

werden, was die Voraussetzung da<strong>für</strong> ist, dass das Kompetenzmanagementsystem<br />

von den Benutzern konsultiert <strong>und</strong> akzeptiert wird.<br />

2.1 Eingabe von Lebensläufen ins System<br />

Die Mitarbeiter, <strong>für</strong> die ein Kompetenzprofil erstellt werden soll, müssen im KOWIEN-<br />

Prototyp zunächst als Person angelegt werden. Dabei können neben Angaben zur Erreichbarkeit<br />

(Adresse, E-Mail, Telefon- <strong>und</strong> Faxnummer) auch Angaben zur organisatorischen Einbindung<br />

in verschiedene Teams gemacht werden. Danach ist zu überlegen, welche Informationen<br />

das Kompetenzprofil der Mitarbeiter bei Inbetriebnahme des Kompetenzmanagementsystems<br />

enthalten soll. Eine gute Ausgangsbasis bilden da<strong>für</strong> die Lebensläufe der Mitarbeiter,<br />

die diese <strong>für</strong> ihre Bewerbung angefertigt haben. Nachdem mit dem Betriebsrat geklärt worden<br />

ist, welche Informationen aus den Lebensläufen im Kompetenzmanagementsystem gespeichert<br />

werden <strong>und</strong> von wem diese Informationen eingesehen werden dürfen, können entweder<br />

die Personalabteilung oder die verschiedenen Mitarbeiter selbst die Aufgabe übernehmen, die<br />

entsprechenden Informationen mit Hilfe des Prototyps strukturiert zu erfassen. Der Gr<strong>und</strong>gedanke<br />

besteht dabei darin, die Lebensläufe in einzelne Kompetenzaussagen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

zu zerlegen, um aus diesen atomaren Einheiten Kompetenzprofile zusammenzusetzen, die auf<br />

vielfältige Art <strong>und</strong> Weise recherchiert <strong>und</strong> analysiert werden können.<br />

89 s. Unterkapitel 2.2 im KOWIEN-Buch zur Konzeption eines ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems.<br />

164


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Ein Lebenslauf enthält Informationen über verschiedene Arten von Erfahrungen. Bei einem<br />

Bewerber, der sich direkt nach seiner Ausbildung um einen Arbeitsplatz bewirbt, stehen die<br />

Ausbildungserfahrungen im Vordergr<strong>und</strong>, von denen es verschiedene Unterarten gibt, die im<br />

Prototyp in einem sog. hierarchischen Attribut gespeichert werden, <strong>für</strong> das es eine Liste von<br />

Vorgabewerten gibt, aus denen der Benutzer auswählen kann (s. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Auswahl der Erfahrungsart beim Erfassen einer neuen Erfahrung<br />

Im Fall eines Hochschulstudiums wählt der Benutzer das Studienfach aus der Kompetenzontologie<br />

aus <strong>und</strong> ordnet diesen Kompetenzbegriff der Ausbildungserfahrung zu. Wenn es sich<br />

bei dem Bewerber um einen Hochschulabsolventen handelt, der auch ein oder zwei Semester<br />

im Ausland studiert hat, würde man auch eine sog. Auslandserfahrung ins System eingeben<br />

<strong>und</strong> diese Erfahrung mit dem entsprechenden Begriff <strong>für</strong> das Land (z.B. „Frankreich“) verknüpfen.<br />

Bei Mitarbeitern, die vorher schon in einem anderen Unternehmen gearbeitet haben,<br />

würde man eine Berufserfahrung erfassen <strong>und</strong> diese mit den Begriffen verknüpfen, die seine<br />

frühere Berufstätigkeit charakterisieren.<br />

Neben der manuellen Eingabe einer einzelnen Erfahrung über ein zweiseitiges Formular, besteht<br />

auch die Möglichkeit, Informationen über Erfahrungen <strong>und</strong> Kompetenzen, die in tabellarischer<br />

Form vorliegen, über das infonea® Datenaustauschformat iCE in den KOWIEN-<br />

Prototyp zu importieren. Beispiele <strong>für</strong> transformierbare tabellarische Informationen sind Daten<br />

aus SAP-Systemen oder Auswertungen von St<strong>und</strong>enerfassungssystemen.<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> Kompetenzaussagen, die typischerweise in einem Lebenslauf enthalten sind,<br />

sind die Angaben zu den Sprachkenntnissen. Darüber hinaus werden aber oft auch Aussagen<br />

zu Fachkompetenzen gemacht. Bei der Eingabe einer Kompetenzaussage erkennt der KO-<br />

165


Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®<br />

WIEN-Prototyp durch die Auswahl des entsprechenden Kompetenzbegriffs (z.B. „Englisch“<br />

oder „MS Word 2003“) automatisch, auf Basis welcher Skala die Kompetenzausprägung bewertet<br />

werden muss <strong>und</strong> bietet im Formular die entsprechenden Vorgabewerte zur Auswahl<br />

an. Zur Beurteilung von Sprachkenntnissen kann beispielsweise die Ausprägung „verhandlungssicher“<br />

verwendet werden, während die Ausprägung „Experte“ ein möglicher Wert der<br />

Skala <strong>für</strong> Fachkompetenzen ist. Welche Werte die verschiedenen Skalen haben ist von Unternehmen<br />

zu Unternehmen verschieden <strong>und</strong> es können beispielsweise zur Beurteilung von<br />

Sprachkenntnissen auch zwei verschiedene Skalen nebeneinander verwendet werden, wenn<br />

die Umstände es erfordern. 90<br />

Normalerweise wählt der Benutzer bei der Eingabe einer Erfahrung oder einer Kompetenzaussage<br />

über eine spezielle Begriffsauswahlseite einen Begriff aus der Kompetenzontologie<br />

aus. Dabei wird es jedoch auch vorkommen, dass der Benutzer den Begriff, zu dem er eine<br />

Kompetenzaussage machen möchte oder den er einer Erfahrung zuordnen möchte, nicht in der<br />

Kompetenzontologie findet, weil diese Kompetenz bei der Erstellung der Kompetenzontologie<br />

nicht berücksichtigt worden ist. In diesem Fall hat der Benutzer die Möglichkeit, seinen<br />

neuen Begriff direkt in ein entsprechendes Feld einzugeben <strong>und</strong> die Eingabe der Erfahrung<br />

oder Kompetenzaussage abzuschließen. Wie im Unterabschnitt 1.2 beschrieben wurde, hat die<br />

Person, die die Rolle des Ontologie-Administrators übernommen hat, die Aufgabe, die von<br />

den Benutzern bei der Erfassung einer Erfahrung oder einer Kompetenzaussage neu eingegebenen<br />

Begriffe in regelmäßigen Abständen zu überprüfen <strong>und</strong> zu entscheiden, ob die neuen<br />

Begriffe als Deskriptor oder als Nicht-Deskriptor in die Ontologie aufgenommen werden sollen.<br />

91 Begriffe, die als Deskriptor in die Kompetenzontologie aufgenommen werden, können<br />

u.a. über die Hierarchierelation <strong>und</strong> die Assoziationsrelation mit anderen Deskriptoren in Beziehung<br />

gesetzt <strong>und</strong> bei der Eingabe einer Erfahrung oder einer Kompetenzaussage als Kompetenzbegriff<br />

benutzt werden. Begriffe, die als Nicht-Deskriptoren in die Kompetenzontologie<br />

aufgenommen werden, werden über die Äquivalenzrelation einem Deskriptor als Synonym<br />

zugewiesen, können darüber hinaus aber nicht mit anderen Begriffen in Beziehung gesetzt<br />

werden. Die Äquivalenzrelation sorgt da<strong>für</strong>, dass der entsprechende Deskriptor <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Kompetenzaussagen <strong>und</strong> Erfahrungen auch dann gef<strong>und</strong>en werden, wenn der<br />

Benutzer bei der Suche nicht den Deskriptor, sondern einen der dazu synonymen Nicht-<br />

Deskriptoren eingibt.<br />

Wenn beispielsweise ein Benutzer eine Aussage über sich selbst zur Kompetenz „Unified<br />

Modeling Language“ machen möchte <strong>und</strong> es diesen Begriff zu diesem Zeitpunkt in der Kompetenzontologie<br />

noch nicht gibt, dann könnte der Ontologie-Administrator entscheiden, ob er<br />

diesen neuen Kompetenzbegriff als Deskriptor oder als Nicht-Deskriptor in die Ontologie<br />

aufnimmt. Wenn er als Des-kriptoren lieber Akronyme (Abkürzungen) als ausgeschriebene<br />

Bezeichnungen verwendet, dann würde er in diesem Fall den Begriff „UML“ als neuen Deskriptor<br />

in die Kompetenzontologie aufnehmen <strong>und</strong> den vom Benutzer vorgeschlagenen Begriff<br />

„Unified Modeling Language“ als zum Begriff „UML“ synonymen Nicht-Deskriptor akzeptieren.<br />

Den Deskriptor „UML“ könnte er dabei dem vielleicht schon in der Ontologie enthaltenen<br />

Begriff „Modellierungssprachen“ unterordnen. Wenn danach jemand mit dem Begriff<br />

„Unified Modeling Language“ nach Kompetenzträgern sucht, dann wird nicht nur die Person<br />

gef<strong>und</strong>en, die diesen Begriff vorgeschlagen <strong>und</strong> die erste Kompetenzaussage dazu ge-<br />

90 Die parallele Verwendung zweier verschiedener Skalen zur Beurteilung von Sprachkenntnissen war beispielsweise<br />

bei der DMT GmbH erforderlich, weil in den einheitlich strukturierten Lebensläufen der DMT-Mitarbeiter, die <strong>für</strong><br />

die Bewerbung um EU-Projekte erstellt worden sind, eine andere Skala verwendet wurde als in der unternehmensweiten<br />

Datenbank mit Informationen aus Personalgesprächen <strong>und</strong> Mitarbeiterbefragungen.<br />

91 Die Begriffe „Deskriptor“ <strong>und</strong> „Nicht-Deskriptor“ sind geläufige Begriffe im Kontext der Erstellung von Thesauri<br />

<strong>und</strong> werden im Dokument DIN 1463 (1987) definiert.<br />

166


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

macht hat, sondern auch diejenigen, die im Anschluss daran eine Kompetenzaussage über sich<br />

selbst zum Begriff „UML“ gemacht haben.<br />

2.2 Erfassung von Qualifizierungsmaßnahmen <strong>und</strong> Projekten<br />

Es ist sinnvoll, sowohl Qualifizierungsmaßnahmen als auch Projekte zentral zu erfassen, um<br />

bei der Eingabe einer Erfahrung darauf verweisen zu können. Wenn beispielsweise mehrere<br />

Mitarbeiter an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen, sollte sich das danach in ihrem<br />

Kompetenzprofil widerspiegeln, d.h. zu jedem dieser Mitarbeiter sollte eine Erfahrung der Art<br />

„Ausbildungserfahrung. Weiterbildung“ eingegeben werden, die mit der zentral eingegebenen<br />

Qualifizierungsmaßnahme verknüpft wird. Dies hat den Vorteil, dass die Personalabteilung<br />

die Aufgabe übernehmen kann, alle Weiterbildungsmaßnahmen als Informationsobjekt im<br />

System anzulegen, zu beschreiben <strong>und</strong> zu verschlagworten <strong>und</strong> dass die einzelnen Schulungsteilnehmer<br />

bei der Eingabe ihrer Weiterbildungserfahrung einfach auf dieses Informationsobjekt<br />

verweisen können. Bei der Zuordnung von Kompetenzbegriffen zu einer Maßnahme besteht<br />

die Möglichkeit, zu jeder Kompetenz auch eine Ausprägung anzugeben. Ebenso können<br />

die Teilnahmevoraussetzungen beschrieben werden. Bei einer Weiterbildung mit dem Titel<br />

„Crashkurs C# <strong>und</strong> Visual Studio.NET“ könnte beispielsweise angegeben werden, dass bei<br />

den Teilnehmern Expertenkenntnisse in C++ <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>kenntnisse in der Vorgängerversion<br />

Visual Studio 6 vorhanden sein müssen. Das Ausbildungsziel könnte lauten, Expertenkenntnisse<br />

in C# <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>kenntnisse im Umgang mit Visual Studio.NET zu vermitteln. Ein Mitarbeiter<br />

der Personalabteilung ordnet im Rahmen der zentralen Maßnahmenerfassung einer<br />

Maßnahme sowohl die entsprechenden Kompetenzbegriffe (inklusive einer Ausprägung) als<br />

auch die Schulungsteilnehmer zu. Für alle Schulungsteilnehmer legt das System dann automatisch<br />

eine entsprechende Ausbildungserfahrung 92 an, die mit der Maßnahme verknüpft wird<br />

<strong>und</strong> im Anschluß daran von den Teilnehmern editiert <strong>und</strong> kommentiert werden kann. Wie zu<br />

einer Ausbildungserfahrung Kompetenzaussagen eingegeben werden können, die den individuellen<br />

Schulungserfolg eines Teilnehmers beschreiben, wird unter 2.3 (Integration in die Geschäftsprozesse)<br />

erläutert.<br />

Projekte werden ebenfalls zentral erfasst <strong>und</strong> beschrieben, wobei den Projekten die Kompetenzen<br />

zugeordnet werden, die <strong>für</strong> ihre Durchführung erforderlich sind. Es gibt zwei Möglichkeiten,<br />

ein Projekt ins System einzugeben. Zum einen ist es möglich, das Projekt unabhängig<br />

vom KOWIEN-Geschäftsprozessmodell einzugeben <strong>und</strong> zu verschlagworten. Zum anderen<br />

kann es bei seiner Eingabe direkt an das entsprechende Unternehmensmodell gekoppelt<br />

werden, d.h. bei der Eingabe wird festgelegt, welche Prozesse des Unternehmensmodells bei<br />

diesem Projekt durchlaufen werden. Ein Vorteil bei dieser Art der Projekteingabe ist, dass<br />

dem Projekt dadurch automatisch die erforderlichen Kompetenzen zugeordnet werden, da diese<br />

<strong>für</strong> die Prozesse des Unternehmensmodells erfasst worden sind. Natürlich bringt die Kopplung<br />

an das Unternehmensmodell noch weitere Vorteile mit sich, die im folgenden Unterabschnitt<br />

beschrieben werden. Bei der Zuordnung der Mitarbeiter zu einem Projekt gibt es analog<br />

dazu auch wieder zwei Möglichkeiten. Entweder man ordnet sie einfach als Projektmitarbeiter<br />

zu oder man beschreibt genauer, welche Rolle des Unternehmensmodells sie in diesem<br />

Projekt übernehmen. In beiden Fällen wird <strong>für</strong> alle Projektmitarbeiter automatisch eine Projekterfahrung<br />

angelegt, die mit dem entsprechenden Projekt verknüpft wird <strong>und</strong> im Anschluß<br />

an das Projekt von den Mitarbeitern editiert <strong>und</strong> kommentiert werden kann.<br />

92 Es gibt verschiedene Arten von Qualifizierungsmaßnahmen (z.B. Weiterbildungs- oder Fortbildungsmaßnahmen) <strong>und</strong><br />

analog dazu gibt es auch verschiedene Erfahrungsarten (z.B. Ausbildungserfahrung.Weiterbildung oder Ausbildungserfahrung.Fortbildung).<br />

167


Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®<br />

2.3 Integration in die Geschäftsprozesse<br />

Eine Integration in die Geschäftsprozesse ist <strong>für</strong> die Einführung eines Kompetenzmanagementsystems<br />

erfolgsentscheidend, weil der Wert eines Informationssystems von der Qualität<br />

der enthaltenen Informationen abhängt <strong>und</strong> brauchbare Informationen nur dann eingegeben<br />

<strong>und</strong> gepflegt werden, wenn der damit verb<strong>und</strong>ene Aufwand gering <strong>und</strong> der Nutzen auch <strong>für</strong><br />

den erkennbar ist, der sich zusätzlich zur Erledigung seiner Arbeit die Mühe macht, die Informationen<br />

einzugeben <strong>und</strong> zu pflegen. Während bestimmte Aufgaben wie die Erstellung einer<br />

anfänglichen Begriffshierarchie oder die zentrale Erfassung von Maßnahmen <strong>und</strong> Projekten<br />

von Mitarbeitern der Personalabteilung oder von den Projektleitern übernommen werden<br />

können, ist man bei der Pflege der Kompetenzprofile auf die Mitarbeit jedes einzelnen Mitarbeiters<br />

angewiesen. Daher sollte man sich darum bemühen, die Kompetenzprofilpflege in den<br />

Arbeitsalltag der Mitarbeiter zu integrieren <strong>und</strong> sie zu motivieren, durch ihre aktive Mitarbeit<br />

zu einer hohen Qualität <strong>und</strong> Aktualität der Datenbasis beizutragen.<br />

Die Basis <strong>für</strong> die Integration des KOWIEN-Prototyps in die Geschäftsprozesse eines Unternehmens<br />

legt das KOWIEN-Geschäftsprozessmodell. Ein wichtiger Schritt ist daher die Erarbeitung<br />

des Unternehmensmodells mit den unternehmensspezifischen Angaben zu den Geschäftsprozessen.<br />

Wenn ein solches Unternehmensmodell erarbeitet worden ist, bei dem <strong>für</strong><br />

die Geschäftsprozesse die erforderlichen Kompetenzen <strong>und</strong> die Funktionen der daran beteiligten<br />

Rollen erfasst worden sind, dann kann beispielsweise die Projektarbeit eng damit verknüpft<br />

werden. Am Beispiel der infonea® Projektarbeit läßt sich gut verdeutlichen, wie das<br />

funktioniert <strong>und</strong> welche Vorteile damit verb<strong>und</strong>en sind. Basierend auf dem KOWIEN-<br />

Referenzmodell wurde eine Abstraktionsebene tiefer zuerst ein Unternehmensmodell <strong>für</strong> die<br />

Comma Soft AG erstellt. 93 Eine weitere Abstraktionsebene tiefer wurde basierend auf dem<br />

Comma Soft Unternehmensmodell das infonea® Projektvorgehen beschrieben, d.h. es wurden<br />

die Prozesse entsprechend benannt <strong>und</strong> beschrieben, die bei einem infonea® Projekt durchlaufen<br />

werden. Dabei wurden die infonea® Prozesse mit den entsprechenden Prozessen des<br />

Comma Soft Unternehmensmodells in Beziehung gesetzt. Außerdem wurde erfasst, welche<br />

Rollen es in einem infonea® Projekt gibt <strong>und</strong> welche Funktionen diese in den verschiedenen<br />

Prozessen übernehmen. Darüberhinaus wurden den Prozessen erforderliche Kompetenzen,<br />

Hilfsmittel <strong>und</strong> Prozessein- <strong>und</strong> -ausgaben zugeordnet. Ein konkretes infonea® Projekt (wie<br />

beispielsweise die Erstellung des KOWIEN-Prototyps) kann nun (wie in 2.2 angedeutet worden<br />

ist) an das infonea® Projektvorgehen gekoppelt werden, indem aus dem infonea® Projektvorgehensmodell<br />

die Prozesse ausgewählt werden, die in diesem Projekt durchlaufen werden.<br />

Welche Prozesse das sind, hängt von der Art des infonea® Projekts ab. Bei Machbarkeitsstudien<br />

gestaltet sich die Prozesskette beispielsweise anders als bei der Erstellung von<br />

Prototypen oder Pilotsystemen. Basierend auf den Kompetenzprofilen werden den in der Prozesskette<br />

vorkommenden Rollen konkrete Personen zugeordnet, die in den zu durchlaufenden<br />

Prozessen die entsprechenden Funktionen übernehmen. Wie der KOWIEN-Prototyp diesen<br />

Prozess der Projektteambildung unterstützt wird in Abschnitt 4 beschrieben.<br />

Diese prozessorientierte Organisation <strong>und</strong> Durchführung von Projekten bringt mehrere Vorteile<br />

mit sich. Ein Mitarbeiter, der in einem Projekt eine bestimmte Funktion erfüllt, kann auf<br />

alle Hilfsmittel zugreifen, die den entsprechenden Prozessen auf den darüberliegenden Abstraktionsebenen<br />

(im geschilderten Beispiel das infonea® Projektvorgehen, das Comma Soft<br />

Unternehmensmodell <strong>und</strong> das KOWIEN-Referenzmodell) zugeordnet worden sind. Außerdem<br />

unterstützt ihn der Prototyp bei der Suche nach Kolleginnen oder Kollegen, die in einem<br />

anderen Projekt die gleiche Aufgabe übernommen haben, die er jetzt aufgetragen bekommen<br />

93 Das Konzept der Abstraktionsebenen wird im Buch zum KOWIEN-Projekt beschrieben.<br />

168


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

hat, so dass er bei auftretenen Problemen gleich eine ganze Reihe von Ansprechpartnern angezeigt<br />

bekommt, die er um Hilfe bitten kann. Auf die gleiche Weise kann er später von anderen<br />

Kollegen gef<strong>und</strong>en werden, weil sich seine Projektmitarbeit auf sein Kompetenzprofil<br />

auswirkt (s. 2.2). Die Projekterfahrung, die <strong>für</strong> alle Projektmitarbeiter automatisch erstellt<br />

wird, gibt Aufschluss darüber, welche Kompetenzen der entsprechende Mitarbeiter in das<br />

Projekt eingebracht hat, denn diese Information kann aus dem zugr<strong>und</strong>eliegenden Prozessmodell<br />

übernommen werden. Auf diese Weise trägt die Unterstützung der Projektarbeit dazu bei,<br />

im laufenden Geschäftsbetrieb Wissen über Kompetenzen zu akquirieren. Natürlich hat jeder<br />

Projektmitarbeiter auch die Möglichkeit, den automatisch <strong>für</strong> ihn generierten Projekterfahrungen<br />

weitere Kompetenzbegriffe zuzuordnen, wenn er der Meinung ist, dass er bei der Erledigung<br />

seiner Projektaufgaben noch mehr Kompetenzen eingebracht hat als die, die den<br />

Prozessen im Unternehmensmodell als erforderliche Kompetenzen zugeordnet worden sind.<br />

Wie in Unterabschnitt 2.2 beschrieben wurde, legt das System auch <strong>für</strong> Mitarbeiter, die an einer<br />

Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen haben, automatisch eine entsprechende Erfahrung<br />

an, die mit den Kompetenzbegriffen verknüpft wird, mit denen die Maßnahme<br />

verschlagwortet worden ist. Eine Beurteilung, was die Qualifizierungsmaßnahme den einzelnen<br />

Teilnehmern gebracht hat, d.h. welche neuen Kompetenzen sie in welcher Ausprägung<br />

nach der Schulung haben, kann natürlich nicht automatisch erfolgen. 94 Daher fordert das System<br />

die Teilnehmer im Anschluss an eine Qualifizierungsmaßnahme durch einen entsprechenden<br />

Link auf ihrer persönlichen Startseite dazu auf, einen Fragebogen auszufüllen, um zu<br />

den Schulungsthemen Kompetenzaussagen zu machen, bei denen es sich um eine persönliche<br />

Einschätzung ihres Kenntnisstandes nach der Qualifizierungsmaßnahme handelt. An dieser<br />

Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass es <strong>für</strong> ein funktionierendes Kompetenzmanagementsystem<br />

wichtig ist, dass die Mitarbeiter ihre Kompetenzen möglichst zutreffend <strong>und</strong> ehrlich<br />

selbst einschätzen. Dies liegt auch im Interesse jedes einzelnen Mitarbeiters, denn wenn<br />

er sein Licht unter einen Scheffel stellt, werden seine Kompetenzen nicht wahrgenommen <strong>und</strong><br />

berücksichtigt. Wenn er andererseits zu viel von sich behauptet, fällt dies spätestens beim<br />

nächsten Projekt auf, bei dem er aufgr<strong>und</strong> seiner Kompetenzaussagen eine Aufgabe zugeteilt<br />

bekommen hat, der er nicht gewachsen ist. Selbsteinschätzungen stellen auf jeden Fall eine<br />

verlässlichere Informationsquelle dar als automatische Schlussfolgerungen der folgenden Art:<br />

„Jeder, der an einer Schulung teilgenommen hat, die Expertenkenntnissen in der Programmiersprache<br />

C# vermittelt hat, ist danach ein C#-Experte.“. Jemand, der vorher schon Experte<br />

in C++ war, kann nach der Teilnahme an einem C#-Crashkurs vielleicht von sich behaupten,<br />

dass er nun auch Expertenkenntnisse in C# hat, aber ein anderer Teilnehmer der gleichen<br />

Schulung würde danach vielleicht eher sagen, dass er jetzt erweiterte Gr<strong>und</strong>kenntnisse in C#<br />

hat, weil es schon länger her ist, seitdem er das letzte Mal in C++ programmiert hat, so dass er<br />

noch mehr Einarbeitungszeit benötigt, bevor er in einem Projekt als C#-Experte eingesetzt<br />

werden kann. Die Aufforderung des Systems zur Selbsteinschätzung im Anschluss an eine<br />

Qualifizierungsmaßnahme trägt also dazu bei, die Qualität <strong>und</strong> die Aktualität der Informationen<br />

über Kompetenzen zu gewährleisten <strong>und</strong> ist ein weiteres Beispiel da<strong>für</strong>, wie bei der Implementierung<br />

des KOWIEN-Prototyps versucht wurde, die Kompetenzprofilpflege in die vorhandenen<br />

Arbeitsabläufe zu integrieren.<br />

94 Wenn durch eine abschließende Prüfung festgestellt wurde, ob die Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme <strong>für</strong><br />

die einzelnen Teilnehmer erfolgreich war oder nicht, kann dies natürlich (u.U. zusammen mit einer Wertung <strong>und</strong> einem<br />

erlangten Titel) in den generierten Erfahrungen gespeichert werden, aber selbst in diesem Fall kann nicht mit Sicherheit<br />

automatisch gefolgert werden, welche neuen Kompetenzen die Teilnehmer in welcher Ausprägung nach der<br />

Schulung haben.<br />

169


Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®<br />

3 Suche nach Kompetenzträgern<br />

Die Beziehungen zwischen den Personen, Kompetenzaussagen, Erfahrungen, Kompetenzbegriffen,<br />

Maßnahmen, Projekten, Rollen <strong>und</strong> Prozessen werden bei richtiger Nutzung des Prototyps<br />

im Laufe der Zeit immer zahlreicher, so dass ein komplexes Informationsnetzwerk entsteht.<br />

Da infonea® <strong>für</strong> den Aufbau, die Analyse <strong>und</strong> die Navigation komplexer Informationsnetze<br />

konzipiert wurde, ist die technologische Basis des KOWIEN-Prototyps ideal da<strong>für</strong> geeignet,<br />

diese vielfältigen Informationszusammenhänge eines prozess- <strong>und</strong> ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagementsystems transparent zu machen. Die Suche nach Kompetenzträgern<br />

profitiert von infonea® ebenso wie die Analyse der Kompetenzlücken <strong>und</strong> die Planung von<br />

Qualifizierungsmaßnahmen (siehe Abschnitt 5).<br />

In 1.3 wurde bereits darauf hingewiesen, dass im Prototyp Inferenzregeln da<strong>für</strong> eingesetzt<br />

werden, um bei der Suche nach Kompetenzträgern nicht nur die Personen als Ergebnis zurückzuliefern,<br />

über die es Kompetenzaussagen zu den gesuchten Kompetenzen gibt, sondern<br />

auch die Personen, die an einer Schulung teilgenommen haben, bei der diese Kompetenz vermittelt<br />

werden sollte, <strong>und</strong> die Personen, die bei einem Projekt eine Aufgabe übernommen haben,<br />

<strong>für</strong> deren Erfüllung diese Kompetenz erforderlich war. Da eine explizite Selbsteinschätzung<br />

nicht den gleichen Stellenwert hat wie die Vermutung, dass jemand eine Kompetenz besitzt,<br />

weil er an einer Schulung teilgenommen oder bei einem Projekt mitgearbeitet hat, zeigt<br />

der KOWIEN-Prototyp dem Fragesteller die Ergebnismenge der gef<strong>und</strong>enen Kompetenzträger<br />

so an, dass erkennbar ist, warum eine bestimmte Person vom System gef<strong>und</strong>en worden ist.<br />

Jeder Benutzer kann dann auf Basis dieser Information <strong>und</strong> seiner eigenen Auswahlkriterien<br />

entscheiden, in welcher Reihenfolge er die gef<strong>und</strong>enen Kompetenzträger ansprechen möchte,<br />

um sie beispielsweise um Rat zu fragen oder als Mitarbeiter in einem Projekt einzuplanen.<br />

Die Kompetenzbegriffe, zu denen das System Kompetenzträger sucht, kann der Benutzer dabei<br />

entweder direkt eintippen <strong>und</strong> mit logischen Operatoren verknüpfen oder aus der hierarchischen<br />

Struktur der Kompetenzontologie auswählen. Wenn die Begriffe direkt eingegeben<br />

werden <strong>und</strong> einige der eingegebenen Begriffe in der Kompetenzontologie nicht vorkommen,<br />

dann weist das System den Benutzer darauf hin <strong>und</strong> bietet ihm verschiedene Optionen zur<br />

Fortsetzung der Suche an. Die verschiedenen Begriffsrelationen (Hierarchierelation, Assoziationsrelation<br />

<strong>und</strong> Äquivalenzrelation) werden benutzt, um die Suche auf verwandte Kompetenzbegriffe<br />

auszuweiten, wenn zu den gesuchten Kompetenzen zu wenige Kompetenzträger<br />

gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

4 Unterstützung der Projektarbeit<br />

Die Projektarbeit ist das Kerngeschäft der KOWIEN-Praxispartner <strong>und</strong> in 2.3 wurde bereits<br />

beschrieben, wie der KOWIEN-Prototyp diesen Kern-Geschäftsprozess unterstützt, indem er<br />

die Möglichkeit bietet, konkrete Projekte an das KOWIEN-Geschäftsprozessmodell zu koppeln.<br />

Die folgenden Ergänzungen konzentrieren sich daher auf den Prozess der Projektteambildung.<br />

Wenn ein Unternehmen mit der Durchführung eines Projekts beauftragt wird, ist der erste<br />

Schritt nach der Projektakquisition in der Regel die Bestimmung eines Projektleiters. Eine da<strong>für</strong><br />

geeignete Person muss zum einen über ausreichend Projekterfahrung <strong>und</strong> über allgemeine<br />

Projektleiterkompetenzen verfügen, zu denen auch soziale Kompetenzen gehören. Zum anderen<br />

stellt jedes Projekt auch spezifische fachliche Kompetenzanforderungen an die Projektmitarbeiter<br />

<strong>und</strong> an den Projektleiter. Um einen geeigneten Projektleiter zu finden, der beiden<br />

Kriterien genügt, können die in Abschnitt 3 beschriebenen Möglichkeiten der Suche nach<br />

Kompetenzträgern genutzt werden. Natürlich sind neben der fachlichen Eignung auch die or-<br />

170


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

ganisatorischen Rahmenbedingungen (z.B. die Zeitplanung <strong>und</strong> der Standort, an dem das Projekt<br />

durchgeführt werden soll) zu berücksichtigen. Eine integrierte Auslastungs- <strong>und</strong> Zeitplanung<br />

war jedoch kein Ziel bei der Erstellung des ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems.<br />

Wenn ein geeigneter Projektleiter gef<strong>und</strong>en worden ist, kann er damit beauftragt werden, das<br />

Projektteam zu bilden, d.h. Mitarbeiter zu suchen, die zusammen mit ihm die Kompetenzanforderungen<br />

des Projekts erfüllen. Wie in 2.3 beschrieben wurde, sind da<strong>für</strong> bei einer Kopplung<br />

des Projekts an das entsprechende Unternehmensmodell zunächst die Prozesse auszuwählen,<br />

die im Projekt durchlaufen werden müssen. Aus der ausgewählten Prozesskette ergeben<br />

sich dann die Rollen, die in diesen Prozessen bestimmte Funktionen erfüllen <strong>und</strong> von<br />

konkreten Personen übernommen werden müssen. Das Finden geeigneter Personen ist besonders<br />

bei der Besetzung der ausführenden <strong>und</strong> mitwirkenden Rollen wichtig. Die <strong>für</strong> die Prozesse<br />

erfassten erforderlichen Kompetenzen sind im Prinzip die Kompetenzen, die eine Person<br />

haben muss, die in den entsprechenden Prozessen eine ausführende oder eine mitwirkende<br />

Rolle übernimmt. Daher ist der KOWIEN-Prototyp dazu in der Lage, <strong>für</strong> die verschiedenen<br />

Rollen, die in mindestens einem der ausgewählten Prozesse ausführen oder mitarbeiten, jeweils<br />

eine Reihe von Personen vorzuschlagen, die die Funktionen dieser Rolle übernehmen<br />

könnten. Zusammen mit der Information, wie oft diese Personen die entsprechende Rolle bereits<br />

in früheren Projekten übernommen haben, bilden die Vorschläge des Prototyps eine sehr<br />

gute Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> den Projektleiter, der letztendlich entscheiden muss, welche<br />

Person im neuen Projekt welche Rolle zugeteilt bekommt.<br />

Nachdem die Zuordnung der Personen zu den Rollen erfolgt ist, unterstützt der KOWIEN-<br />

Prototyp die verschiedenen Projektmitarbeiter, indem er ihnen die Informationen <strong>und</strong> Hilfsmittel<br />

zur Verfügung stellt, die sie <strong>für</strong> die Erledigung ihrer Aufgaben benötigen <strong>und</strong> indem er<br />

ihnen hilft, bei auftretenden Problemen geeignete Ansprechpartner zu finden (s. Unterabschnitt<br />

2.3).<br />

5 Unterstützung der Unternehmensentwicklung<br />

Die Prozesse „Kompetenzlücken ermitteln“, „Qualifizierungsmaßnahmen planen“ <strong>und</strong> „Personal<br />

rekrutieren“ hängen eng miteinander zusammen <strong>und</strong> spielen eine wichtige Rolle <strong>für</strong> die<br />

Unternehmensentwicklung. Um im harten Wettbewerb bestehen zu können, muss sich jedes<br />

Unternehmen auf seine Kernkompetenzen konzentrieren <strong>und</strong> sich darum bemühen, diese weiter<br />

auszubauen. Da sich Märkte sehr schnell ändern können, muss auch ein Unternehmen<br />

schnell darauf reagieren, indem die Unternehmensziele den Marktgegebenheiten angepasst<br />

werden <strong>und</strong> die <strong>für</strong> die Erreichung dieser Ziele erforderlichen Kompetenzen entweder durch<br />

bedarfsorientierte Qualifizierungsmaßnahmen <strong>für</strong> die Mitarbeiter entwickelt oder durch gezielte<br />

Neueinstellungen hinzugewonnen werden. Beides setzt voraus, dass die Kompetenzlücken<br />

bekannt sind, die durch diese Maßnahmen geschlossen werden sollen.<br />

Die Ermittlung von Kompetenzlücken ist notwendig <strong>für</strong> die Ermittlung des mittel- bis langfristigen<br />

Qualifizierungsbedarfs, bei dem es darum geht, die Personalentwicklung an den strategischen<br />

Unternehmenszielen auszurichten. Wenn sich beispielsweise ein Telekommunikationsunternehmen<br />

im neuen UMTS-Markt positionieren möchte, dann sollte analysiert werden,<br />

welche Kompetenzen da<strong>für</strong> erforderlich sind, wieviele Experten mit welchen Kenntnissen benötigt<br />

werden <strong>und</strong> wieviele Experten bereits im Unternehmen sind, die durch entsprechende<br />

Qualifizierungsmaßnahmen in einem überschaubaren Zeitrahmen auf die neuen Aufgabenfelder<br />

vorbereitet werden können. Die Ermittlung von Kompetenzlücken ist aber auch notwendig<br />

<strong>für</strong> die Ermittlung des kurzfristigen projektgetriebenen Qualifizierungsbedarfs, der ent-<br />

171


Ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem auf Basis von infonea®<br />

steht, wenn den Kompetenzanforderungen der akquirierten Projekte nicht genügend Experten<br />

mit den entsprechenden Kompetenzen gegenüberstehen. In diesem Fall ist es wichtig, durch<br />

kurzfristigen Know-How-Transfer den bestehenden Engpass zu überbrücken, indem die vorhandenen<br />

Experten als Multiplikatoren eingesetzt werden. In beiden Fällen hilft der KO-<br />

WIEN-Prototyp dabei, die im Unternehmen vorhandenen Kompetenzen transparent zu machen<br />

<strong>und</strong> Kompetenzlücken aufzudecken.<br />

In 2.2 wurde beschrieben, wie die Ausbildungsziele <strong>und</strong> die Teilnahmevoraussetzungen von<br />

Qualifizierungsmaßnahmen zentral erfasst werden können. Diese detaillierten Informationen<br />

über Qualifizierungsmaßnahmen sind zusammen mit den Analysemöglichkeiten zur Aufdeckung<br />

von Kompetenzlücken eine ideale Basis <strong>für</strong> die Beantwortung der Frage, welche Mitarbeiter<br />

an welcher Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen sollten. Der KOWIEN-Prototyp unterstützt<br />

jeden einzelnen Mitarbeiter dabei, diese Frage <strong>für</strong> sich selbst zu beantworten <strong>und</strong> sich<br />

aus dem Pool von Qualifizierungsmaßnahmen, die ihm sein Unternehmen anbietet, die Kurse<br />

herauszusuchen, die <strong>für</strong> ihn geeignet sind <strong>und</strong> ihn auf die Ausübung einer angestrebten Jobfunktion<br />

vorbereiten. Ermöglicht wird die Beantwortung dieser Frage durch die Zuordnung<br />

von Kompetenzanforderungen zu Jobfunktionen, die Bestandteil der Funktionalität des KO-<br />

WIEN-Prototyps ist, d.h. neben den sog. Ist-Kompetenz-profilen <strong>für</strong> Mitarbeiter können mit<br />

dem KOWIEN-Prototyp auch sog. Soll-Kompetenzprofile <strong>für</strong> Jobfunktionen gepflegt werden.<br />

Durch eine spezielle Analysefunktion wird die Planung von Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt,<br />

indem transparent gemacht wird, welche Qualifizierungsmaßnahmen <strong>für</strong> welche Jobfunktionen<br />

wichtig sind. Diese Funktionalität ist besonders <strong>für</strong> Unternehmen interessant, die<br />

auch selber ausbilden (z.B. im Rahmen von Trainee-Programmen oder einer Corporate University),<br />

da damit auch die Mitarbeiter, die das Qualifizierungsangebot planen, eine gute Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />

haben, um die Inhalte <strong>und</strong> die Häufigkeit der Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen<br />

bedarfsgerecht festzulegen.<br />

Wenn in einer bestimmten Unternehmensabteilung ein Personalbedarf offensichtlich wird,<br />

weil das vorhandene Abteilungspersonal die übertragenen Aufgaben nicht alleine bewältigen<br />

kann, dann hat der Abteilungsleiter die Möglichkeit, über das KOWIEN-System eine Personalbedarfsmeldung<br />

einzugeben. Die Personalabteilung kann die abgegebenen Personalbedarfsmeldungen<br />

mit Hilfe des Kompetenzmanagementsystems analysieren <strong>und</strong> entsprechende<br />

Stellenausschreibungen vorbereiten, die zunächst nur unternehmensintern bekannt gemacht<br />

werden. Wenn sich ein Mitarbeiter einer anderen Abteilung auf eine solche unternehmensinterne<br />

Stellenausschreibung hin meldet, kann ein Gespräch zwischen diesem Mitarbeiter, dem<br />

Einsteller der Personalbedarfsmeldung <strong>und</strong> Vertretern der Personalabteilung vereinbart werden,<br />

bei dem u.a. mit Hilfe des ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems besprochen<br />

werden kann, ob sich der interne Bewerber gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>für</strong> die ausgeschriebene Stelle<br />

eignet <strong>und</strong> ob es sinnvoll <strong>und</strong> zeitlich möglich ist, dass er zur Vorbereitung auf seine zukünftigen<br />

Aufgaben vorher noch an einer Qualifizierungsmaßnahme teilnimmt. Wenn sich kein interner<br />

Mitarbeiter auf die Stelle bewirbt, wird die Ausschreibung öffentlich gemacht, um zusätzliches<br />

Personal zu rekrutieren. Die Lebensläufe der eintreffenden Bewerbungen könnten<br />

dann nach einer Vorauswahl wie in 2.1 beschrieben ins Kompetenzmanagementsystem eingegeben<br />

werden, um eine Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Einstellungsgespräche zu schaffen.<br />

Die Visual Search <strong>und</strong> die Kontext-Navigation von infonea® machen das hier beschriebene<br />

Kompetenzmanagementsystem auch zu einer Art Cockpit, das es ermöglicht, die Kompetenzen<br />

des ganzen Unternehmens zu analysieren <strong>und</strong> die Unternehmensentwicklung durch gezielte<br />

Kompetenzentwicklung zu steuern. So kann die Personalabteilung mit einer Visual<br />

Search über alle Kompetenzaussagen <strong>und</strong> -erfahrungen sofort sehen, wie sich z.B. zu bestimmten<br />

Fachgebieten die Kompetenzen <strong>und</strong> Erfahrungen auf Abteilungen <strong>und</strong> Standorte<br />

172


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

verteilen oder wie <strong>für</strong> eine Auswahl von Abteilungen die Verteilung der Kompetenzen zu einen<br />

Fachgebiet aussieht.<br />

Zu guter letzt sei noch erwähnt, dass der KOWIEN-Prototyp neben der Pflege von Personenkompetenzprofilen<br />

auch die Möglichkeit bietet, Kompetenzprofile <strong>für</strong> Teams zu erstellen <strong>und</strong><br />

zu pflegen. Teams können durch ihre optimale Zusammenstellung <strong>und</strong> einer guten Zusammenarbeit,<br />

die sich in konkreten Projekten bewährt hat, Fähigkeiten <strong>für</strong> das Unternehmen<br />

entwickeln, die weit über die Summe der Fähigkeiten der einzelnen Teammitglieder hinausgeht.<br />

Daher sind neben den Kompetenzen der Mitarbeiter auch die Kompetenzen von Teams<br />

wichtige Bausteine des Unternehmenswertes, deren Management sich lohnt. Das ontologiebasierte<br />

<strong>und</strong> prozessorientierte Kompetenzmanagementsystem, das im Rahmen des KOWIEN-<br />

Projekts entwickelt worden ist, versetzt die Mitarbeiter in leitenden Funktionen dazu in die<br />

Lage, die Entwicklung der Unternehmenskompetenzen zielorientiert zu steuern <strong>und</strong> hilft allen<br />

Mitarbeitern des Unternehmens, sich beruflich weiterzuentwickeln <strong>und</strong> die eigenen Kompetenzen<br />

ins Unternehmen einzubringen.<br />

6 Literaturverzeichnis<br />

APKE (2003)<br />

Apke, S.: Konstruktion einer Kompetenz-Ontologie, dargestellt am Beispiel der Deutschen<br />

Montan Technologie GmbH (DMT), Diplomarbeit, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

der Universität Duisburg-Essen, Essen 2003.<br />

DIN 1463 (1987)<br />

Deutsche Industrienorm 1463 zur Erstellung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von Thesauri, 1987.<br />

173


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

7 jagusch<br />

1 Ausgangssituation<br />

„Methodos“ – ein Methodenbaukasten<br />

zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

STEFAN LÖFFLER; BURKHARD JAGUSCH<br />

Empirische Untersuchungen haben gezeigt, daß in der Praxis multiple Methoden <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>en<br />

nur zögerlich eingesetzt werden, obwohl deren Bedeutung <strong>für</strong> das Innovationsvermögen<br />

bekannt ist. Einerseits wird das methodische, systematische Vorgehen als eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>für</strong> ein effizientes Erreichen von Zielen anerkannt, andererseits wird in<br />

der Praxis kaum davon Gebrauch gemacht [Ehr 1995].<br />

Eine auf Initiative des Berliner Kreis durchgeführte Untersuchung über die Verbreitung von<br />

<strong>Produktentwicklung</strong>smethoden in der Praxis hat ergeben, daß besonders in den frühen Phasen<br />

des Entwicklungsprozesses (Klären der Aufgabenstellung, Erarbeiten einer Prinziplösung)<br />

kaum methodisch gearbeitet wird. Außerdem ist zu beobachten, daß Methoden häufig falsch<br />

angewendet werden, aufgr<strong>und</strong> fehlender Anwenderkenntnisse bezüglich Ziele, Grenzen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten von Methoden [Zan 1999].<br />

Die Ursachen <strong>für</strong> den zögerlichen Methodeneinsatz in der Praxis sind vielfältig. Häufig wird<br />

die Theorielastigkeit <strong>und</strong> praxisferne, sehr abstrakte <strong>und</strong> zu allgemeine Methodenbeschreibung<br />

als ein wesentlicher Ablehnungsgr<strong>und</strong> genannt. Untersuchen haben gezeigt, daß der erhöhte<br />

Zeiteinsatz bei der Methodenanwendung bzw. die fehlende Zeit zum Aufbau von Methodenkompetenz<br />

parallel zum Tagesgeschäft eine weitere wesentliche Barriere darstellt [Gau<br />

2000]. Zudem ist es angesichts der enormen Methodenvielfalt <strong>für</strong> potentielle Anwender fast<br />

unmöglich, den Überblick im „Methodendschungel“ zu behalten. Allein die Fülle an Kreativitätstechniken<br />

kann sehr schnell zu einer Verwirrung <strong>und</strong> Desorientierung <strong>und</strong> schließlich zu<br />

einer Resignation führen. Auch das umfangreiche Schrifttum zu den jeweiligen Methoden<br />

kann diesen Umstand kaum entschärfen.<br />

Ein wesentliches Ziel des Verb<strong>und</strong>projektes GINA stellt die Verbreitung <strong>und</strong> Implementierung<br />

von Methoden in kleinen <strong>und</strong> mittelständischen Unternehmen dar, mit denen Innovationsprozesse<br />

in kooperativen Entwicklungsprojekten erfolgreicher durchgeführt werden können.<br />

Der Fokus liegt hierbei auf dem Einsatz von Methoden zur Analyse, Gestaltung, Steuerung<br />

<strong>und</strong> Bewertung von betrieblichen <strong>und</strong> überbetrieblichen Entwicklungsvorhaben. Hierzu<br />

wurde ein Konzept <strong>für</strong> einen Methodenbaukasten entwickelt <strong>und</strong> mit Hilfe des Projektpartners<br />

SBS-Softwaresysteme GmbH programmiertechnisch umgesetzt, der in den folgenden Kapiteln<br />

vorgestellt wird.<br />

2 Das Internetportal „Methodos“<br />

Es gibt verschiedene Methoden, die das gleiche Ziel verfolgen. So existieren z.B. eine Vielzahl<br />

von Kreativitätstechniken, die aus vorhandenen Informationen (Eingangsgrößen) Ideen<br />

(Ausgangsgrößen) generieren. Die Unterschiede dieser Techniken liegen z.B. im <strong>für</strong> die<br />

Durchführung erforderlichen Aufwand (zeitlich, finanziell etc.), in notwendigen Qualifizie-<br />

175


„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

rungen der Anwender oder <strong>Werkzeuge</strong> zur Unterstützung der Methodendurchführung (z.B.<br />

spezielle Software).<br />

Eine Hilfestellung zur groben Orientierung bezüglich der vielfach einsetzbaren Methoden bieten<br />

sog. Methodenbaukästen, die eine strukturierte Sammlung von Methoden enthalten, die<br />

<strong>für</strong> bestimmte Arbeitsabschnitte eines Prozesses eingesetzt werden können. Sie enthalten<br />

mögliche Methoden-Alternativen mit sehr kurz gefaßten Hinweisen auf das Prinzip <strong>und</strong> eine<br />

Grobklassifizierung über die Eignung der Methoden innerhalb verschiedener Arbeitsabschnitten.<br />

Tiefergehende Informationen sind über die angegebenen Literaturhinweise erhältlich. Für<br />

Entwickler <strong>und</strong> Konstruktionsingenieure sind zur Durchführung vielfältiger Tätigkeiten von z.<br />

B. [Pah1997], [VDI2221], [Ehr1995] Methodensammlungen erstellt worden.<br />

2.1 Beschreibung des Methodenassistenzsystems „Methodos“<br />

Das unter dem Arbeitstitel „Methodos“ (Methodos: griech., „der Weg zu einem bestimmten<br />

Ziel“) entwickelte System hat das übergeordnete Ziel, das methodische, strukturierte Arbeiten<br />

in der industriellen Praxis zu stimulieren <strong>und</strong> zu fördern. Für diesen Zweck wurde eine Methodensammlung<br />

erstellt, die gr<strong>und</strong>legende Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> enthält, die ein fachungeb<strong>und</strong>enes,<br />

allgemein anwendbares <strong>und</strong> methodisch-strukturiertes Vorgehen im Bereich<br />

komplexer technischer Aufgaben ermöglicht. Die Anwender sollen während des gesamten Innovationsprozesses<br />

auf eine übersichtliche, gut strukturierte <strong>und</strong> leicht zu bedienende Methodensammlung<br />

zugreifen können, in der alle wichtigen Informationen <strong>für</strong> den Methodeneinsatz<br />

in der Praxis enthalten sind. Dadurch soll eine effektive, methodische Vorgehensweise bei der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von Innovationen unterstützt werden.<br />

Das Methodenassistenzsystem „Methodos“ ist ein plattformunabhängiges Internetportal, welches<br />

unter der Adresse http://user.gina-net.de/main zu erreichen ist. Der Zugang ist <strong>für</strong> kostenfrei<br />

<strong>und</strong> ohne Einschränkungen. Das System besteht aus folgenden Gr<strong>und</strong>bausteinen:<br />

• Methodensammlung zur systematischen <strong>Produktentwicklung</strong>,<br />

• Methoden-Auswahlunterstützung,<br />

• Methoden-Software, die ausgewählte operative <strong>Werkzeuge</strong> den Anwendern zur Verfügung<br />

stellt.<br />

In den folgenden Kapiteln wird näher auf diese Gr<strong>und</strong>funktionen eingegangen sowie Bedienung<br />

<strong>und</strong> Aufbau kurz erläutert.<br />

2.2 Strukturierte Methodensammlung<br />

zur Unterstützung des Innovationsprozesses<br />

„Methodos“ enthält eine Sammlung von ca. 80 Methoden, die im Zuge eines Innovationsprozesses<br />

Anwendung finden können, beginnend mit einer ersten Analyse der Produktumgebung,<br />

Generierung von Ideen <strong>und</strong> Konzepten bis hin zur Produkteinführung. Das System enthält <strong>für</strong><br />

jede Methode folgende Informationen in einer standardisierten, übersichtlichen Darstellung<br />

bereit (s.a. Abbildung 1):<br />

• praxisgerechte Kurzbeschreibung,<br />

• Angaben über Arbeitsschritte zur Durchführung einer Methode,<br />

• Angaben zu Stärken <strong>und</strong> Schwächen,<br />

176


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Anwendungsbeispiele,<br />

• Angaben zu Richtlinien <strong>und</strong> Normen,<br />

• weiterführende Literaturhinweise.<br />

Mit Hilfe dieser stichpunktartigen Angaben wird der Anwender in die Lage versetzt, sich einen<br />

ersten groben Überblick über eine Methode zu verschaffen. Sofern gewünscht, besteht die<br />

Möglichkeit, sämtliche Angaben in einem gesonderten Dokument als Download zu erhalten.<br />

Abbildung 1: Einträge zur Methode „Brainstorming“ (Ausschnitt)<br />

Weiterhin werden zahlreiche Formblätter, Checklisten sowie einfach zu bedienende Excel-<br />

Sheets bereitgestellt, die bei der Anwendung der Methode unterstützend eingesetzt werden<br />

können. So wurden z.B. <strong>für</strong> die Bewertungsmethoden „Paarweiser Vergleich“ <strong>und</strong> „Nutzwertanalyse“<br />

Berechnungstabellen erstellt, die die Benutzung erheblich vereinfachen. Diese<br />

Hilfsmittel sind per Download abrufbar sowie benutzungsspezifisch erweiter- <strong>und</strong> anpaßbar.<br />

Anzumerken ist, daß die Methodensammlung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es<br />

wurde bewußt auf die Aufnahme zahlreicher Methoden verzichtet, die sich teilweise nur in<br />

Nuancen von bereits integrierten Methoden unterscheiden. Allein <strong>für</strong> das Gebiet der Kreativitätstechniken<br />

besteht eine große Anzahl an Methoden, die sich bei genauer Betrachtung sehr<br />

ähneln. So existieren beispielsweise etliche Derivate von Brainwriting-Methoden, die jedoch<br />

keinen signifikanten Mehrwert im Vergleich zur „Urmethode“ bieten. Diese „Ableger“ wurden<br />

daher nicht mit ins System aufgenommen.<br />

177


„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

2.3 Unterstützung des Anwenders bei der Methodenauswahl<br />

Eine optimale Methodenauswahl zur Durchführung verschiedener Arbeitsschritte erfordert eine<br />

klare Zielvorstellung des Anwenders bezüglich der durchzuführenden Aufgabenstellung.<br />

Eine gezielte Suche nach unterstützenden Methoden macht erst dann Sinn, wenn das zu erreichende<br />

Ziel feststeht. Bei der Gestaltung des Systems wurde besonders auf eine hohe Benutzungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

geachtet. Für die Methodensuche <strong>und</strong> -auswahl bedeutet das, daß dem<br />

Anwender eine möglichst praxisnahe <strong>und</strong> vielfältige Möglichkeit zur Suche angeboten wird.<br />

Folgende Suchfunktionen werden dabei angeboten:<br />

• Stichwortsuche,<br />

• Zugriff mittels eins Methodenindex,<br />

• Suche nach Tätigkeiten im Entwicklungsprozeß,<br />

• Methodenauswahl anhand von Methodenklassen/-gruppen.<br />

Eine rein textuelle Suche, bei der die Datenbank nur nach Stichworten durchsucht <strong>und</strong> eine<br />

Liste mit den Suchergebnissen ausgegeben wird, ist lediglich als eine nützliche Zusatzfunktion<br />

zu betrachten <strong>und</strong> würde als alleinige Auswahlunterstützung kaum ausreichen.<br />

Das gleiche gilt <strong>für</strong> die Suchunterstützung mittels eines Methoden-Index. Diese alphabetische<br />

Methodenliste eignet sich <strong>für</strong> Anwender, die gezielt Informationen über eine Methode in Erfahrung<br />

bringen möchten, <strong>für</strong> die zumindest der Methodenname bekannt sein muß. Falls jedoch<br />

ein Anwender Möglichkeiten bzw. Methoden sucht, mit denen z.B. Prognosen oder Szenarien<br />

erstellt werden können, um mögliche zukünftige Entwicklungen abzubilden, jedoch auf<br />

diesem Gebiet keinerlei Vorwissen besitzt <strong>und</strong> kein methodisches Vorgehen zur Lösung der<br />

Aufgabe anwenden kann, ist diese Selektionsmöglichkeit dementsprechend völlig ungeeignet.<br />

178


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

2.3.1 Auswahlunterstützung mit Hilfe strukturierter Methodenklassen<br />

Eine sinnvolle Suchunterstützung kann bereits durch eine praxisnahe Strukturierung aller im<br />

System befindlichen Methoden erfolgen. In der Literatur sind vielfältige Vorschläge <strong>für</strong> eine<br />

solche Methodenklassifizierung zu finden, z.B. Klassifizierung<br />

nach dem Anwendungsgebiet, dem Verwendungszweck,<br />

nach dem allgemeinen Vorgehen<br />

bei der Problemlösung, nach dem Einsatzzweck,<br />

nach charakteristischen Merkmalen, nach Tätigkeitsbereichen<br />

etc. Weiterhin lassen sich Methoden bezüglich<br />

der Aufgabenstellung <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

zweckmäßig in Methodenklassen <strong>und</strong> Methodengruppen<br />

unterteilen. Methodenklassen können mehrere<br />

Methodengruppen enthalten, denen wiederum<br />

Elementarmethoden zugeordnet werden können.<br />

Dieser Ansatz wurde bei der Umsetzung des Methodensystems<br />

„Methodos“ angewandt. Problematisch<br />

bei diesem Ansatz ist, daß keine eindeutige Methodenzuordnung<br />

möglich ist <strong>und</strong> eine Methode durchaus<br />

in mehreren Methodenklassen sinnvoll eingeordnet<br />

werden kann. Dieser Fall tritt vor allem bei solchen<br />

Methoden auf, die universell <strong>für</strong> verschiedenste<br />

Aufgabenbereiche einsetzbar sind.<br />

Die Methodenklassen (vgl. Abbildung 2) sind zum<br />

größten Teil selbsterklärend <strong>und</strong> ermöglichen dadurch<br />

ein einfaches Auffinden geeigneter Methoden.<br />

Zur Unterstützung der Suche <strong>und</strong> zur ersten Groborientierung<br />

werden zudem <strong>für</strong> jede Methodenklasse Abbildung 2: Methodenklassen<br />

stichpunktartig wesentliche Zielsetzungen angegeben, die mit dem Anwenden der Methoden<br />

erreicht werden können (vgl. Tabelle 1).<br />

Die Zielsetzungen sind charakteristisch <strong>für</strong> eine schwerpunktmäßige Eigenschaft einer Methode.<br />

Diese Angaben werden in einem separaten Fenster eingeblendet.<br />

Methodengruppe Zielsetzungen<br />

Problem erkennen,<br />

Problembeschreibung<br />

Situationsanalyse<br />

Zielsuche,<br />

Zielfestlegung<br />

- Aufgabe strukturieren<br />

- Problem-/Aufgabendefinition<br />

- Problem-/Ursachenerkennung<br />

- Aufgabenbeschreibung<br />

- Ist-Zustand erfassen<br />

- Untersuchungsschwerpunkte erkennen<br />

- Zieldefinition<br />

- Zielvereinbarung<br />

- Zielvorgabe<br />

Tabelle 1: Zielsetzungen <strong>für</strong> die Methodenklasse „Aufgabenformulierung“<br />

179


„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

2.3.2 Auswahlunterstützung anhand des Konstruktionsprozesses<br />

In der Literatur existieren eine Vielzahl von verschiedenen Referenzprozeßketten bzw. Phasenmodelle,<br />

die den Produktentstehungprozeß abbilden <strong>und</strong> ein strukturiertes Vorgehen zur<br />

Lösung von Konstruktionsaufgaben unterstützen, in dem typische Aufgaben mit Hilfe methodischer<br />

Arbeitsweisen gelöst werden. Prinzipiell gleichen sich die Prozeßmodelle in wesentlichen<br />

Punkten, nur die Ausgestaltung der Phasen ist je nach behandelter Problemstellung unterschiedlich<br />

detailliert. Das hier angewendete Modell basiert im Wesentlichen auf [Bra<br />

2002], [VDI 2221] sowie [VDI 2220]. Bei diesem idealtypischen, abstrakten Phasenmodell<br />

werden keineswegs alle Phasen in einer fest definierten Reihenfolge durchlaufen bzw. einzelne<br />

Vorgehensschritte gleich intensiv abgearbeitet. Ziel ist die Zerlegung des Werdegangs einer<br />

Lösung in überschaubare, zeitlich-logische Teiletappen mit definierten Kontrollpunkten<br />

zu gliedern. Folgende Phasen werden hierbei unterschieden:<br />

• Zielbildung,<br />

• Zukunftsanalyse,<br />

• Lösungsfindung,<br />

• Lösungsbewertung,<br />

• Konzeptbewertung,<br />

• Umsetzungsplanung.<br />

Dieses Phasenmodell allein reicht jedoch nicht aus, um den Anwender an geeignete Methoden<br />

heranzuführen, da es viel zu grob gegliedert ist. Innerhalb jeder Phase sind verschiedene Tätigkeiten<br />

bzw. Arbeitsschritte zu absolvieren, die allesamt durch das Anwenden verschiedenster<br />

Methoden unterstützt werden können. Für jede Prozeßphase wurden typische durchzuführende<br />

Tätigkeiten aufgeführt, die wiederum mit Hilfe verschiedenster Methoden umgesetzt<br />

werden können. So könnte z.B. innerhalb der Prozeßphase Ideenfindung eine Analyse der<br />

Aufgabe mit Hilfe der „Funktionsanalyse“, die Generierung <strong>und</strong> schließlich eine Strukturierung<br />

der Ideen mit der Methode „Brainstorming“ bzw. mit Hilfe des „Morphologischen Kastens“<br />

erfolgen. Generell werden alternativ einsetzbare Methoden mit einer kurzen Beschreibung<br />

aufgelistet. Letztendlich muß der Anwender selbst entscheiden, welche Methode seinen<br />

Bedürfnissen am besten entspricht. Für diese Entscheidung stehen ihm Informationen über<br />

Randbedingungen <strong>für</strong> den Einsatz der jeweiligen Methoden sowie Angaben zu Stärken <strong>und</strong><br />

Schwächen zur Verfügung.<br />

2.4 Umgesetzte Softwaretools zur Methodenunterstützung<br />

Ein wesentliches Ziel von „Methodos“ ist die Möglichkeit des operativen Arbeitens mit einer<br />

begrenzten Zahl von softwaretechnisch umgesetzten Methoden. In dieser Eigenschaft unterscheidet<br />

sich das Methodenassistenzsystem „Methodos“ von herkömmlichen Methodensammlungen,<br />

bei denen nur theoretisches, meist sehr abstraktes Wissen abrufbar ist. Folgende<br />

Softwarewerkzeuge wurden im Zuge des GINA-Projektes umgesetzt <strong>und</strong> können direkt aus<br />

dem „Methodos“-Portal gestartet werden:<br />

• TRIZ-Tool,<br />

• Funktionsgrößenmatrix physikalischer Effekte,<br />

• Konstruktionskatalogsystem „eKat“,<br />

180


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Audit-Tool „ImpACT“.<br />

In den folgenden Kapiteln werden die Softwarewerkzeuge kurz erläutert.<br />

2.4.1 Beschreibung des TRIZ – Tools<br />

Die Bezeichnung TRIZ steht <strong>für</strong> das russische Akronym "Theorie des erfinderischen Problemlösen".<br />

Die Methodik wurde vor ungefähr 50 Jahren von Genrich Saulowitch Altschuller<br />

in der ehemaligen UdSSR konzipiert. Hinter TRIZ verbirgt sich eine komplexe Problemlösungsmethodik,<br />

die aus mehreren <strong>Werkzeuge</strong>n besteht <strong>und</strong> das Überwinden von Denkblockaden<br />

sowie eine schnelle <strong>und</strong> gezielte Lösungssuche ermöglichen soll. Detaillierte Ausführungen<br />

zur dieser Theorie sind der gängigen Literatur [Alt 1984], [Gim 2000] oder [Pan 2001] zu<br />

entnehmen.<br />

Altschuller analysierte u.a. zahlreiche Patente <strong>und</strong> erkannte ein Muster in der Lösung von<br />

Problemstellungen, welches unabhängig von den betrachteten Industriezweigen war. Häufig<br />

traten zwei Sachverhalte oder Eigenschaften miteinander in Konflikt, die meist auf ähnliche<br />

Art <strong>und</strong> Weise gelöst wurden. Altschuller formulierte 40 innovative Gr<strong>und</strong>prinzipien, auf die<br />

alle untersuchten Erfindungen zurückzuführen sind. Ferner abstrahierte er jedes Patent auf einen<br />

gr<strong>und</strong>legenden Zielkonflikt bzw. Widerspruch, den es zu lösen galt. Ein technischer Widerspruch<br />

bzw. Konflikt liegt dann vor, wenn durch Verbesserung eines technischen Systemparameters<br />

sich ein anderer technischer Systemparameter verschlechtert. Beispielsweise soll<br />

das Gewicht eines Autos reduziert werden, um den Spritverbrauch zu senken, gleichzeitig leidet<br />

hierunter aber die Stabilität. Zur Beschreibung dieser technischen Widersprüche definiert<br />

Altschuller 39 technische Parameter, mit denen es möglich ist, die unterschiedlichsten Aufgabenstellung<br />

auf eine abstrakte Weise zu beschreiben. Diese 39 technischen Parameter wurden<br />

in einer 39x39-Matrix gegenüber gestellt. Die analysierten Patente wurden daraufhin untersucht,<br />

welche der 40 innovativen Prinzipe am erfolgreichsten die Widersprüche gelöst haben.<br />

Das Verknüpfen der Parameter mit den Innovationsprinzipien führte zu der sog. Widerspruchsmatrix<br />

(s. Abbildung 3). Die in den Kreuzungsfeldern hinterlegten Zahlen stehen <strong>für</strong><br />

die Innovationsprinzipe, die beim Lösen eines Konfliktes bereits in zahlreichen Patenten Anwendung<br />

gef<strong>und</strong>en haben.<br />

181


„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

Abbildung 3: Ausschnitt aus der Widerspruchsmatrix<br />

Diese Widerspruchsmatrix kann nun zum Auffinden von <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> neue Problemstellungen<br />

herangezogen werden. Sie unterstützt dabei vor allem die Phase der Konzeptentwicklung,<br />

in dem sie den Anwender zunächst von der konkreten Problemebene wegführt. Eingefahrene<br />

Denkmuster können somit überw<strong>und</strong>en werden. Die vorgeschlagenen Innovationsprinzipe<br />

sind nur eine Inspirationsquelle <strong>und</strong> keine „Blaupause“.<br />

Neben einer Kurzbeschreibung zum Anwenden des Prinzips sind im TRIZ-Tool <strong>für</strong> jedes Innovationsprinzip<br />

Detailseiten (s. Abbildung 4) abrufbar, auf denen zahlreiche Praxisbeispiele<br />

aufgeführt sind, bei denen das vorgeschlagene Prinzip bereits Anwendung gef<strong>und</strong>en hat.<br />

182


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 4: Auszug der Detailseite <strong>für</strong> das Prinzip „Vorherige Wirkung“<br />

Diese Praxisbeispiele sind besonders <strong>für</strong> solche Anwender gut geeignet, die noch wenig Erfahrung<br />

mit dem Anwenden der z.T. sehr abstrakten Beschreibung der Innovationsprinzipe<br />

haben.<br />

2.4.2 Funktionsgrößenmatrix - Sammlung physikalischer Effekte<br />

Die Funktionsgrößenmatrix (FGM) ist ein Hilfsmittel zur Generierung von ersten Prinziplösungen.<br />

Sie unterstützt das Auffinden erster <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> eine gegebene verbale Aufgabenstellung<br />

unter Zuhilfenahme physikalischer Beziehungen. Funktionsgrößen sind solche Größen,<br />

die sich während des Funktionsvorgangs verändern (z.B. Kraft, Druck, Moment etc.).<br />

Dagegen sind Konstruktionsgrößen mit der Konstruktion festgelegt <strong>und</strong> dienen zur Realisierung<br />

der Funktion. Eine Matrix (s. Abbildung 5) bietet eine übersichtliche Möglichkeit zur<br />

gezielten Suche nach physikalischen Gesetzen <strong>und</strong> Axiomen, die unter dem Sammelbegriff<br />

„Effekte“ geführt werden, in dem die Funktionsgrößen einmal als Zeile <strong>und</strong> einmal als Spalte<br />

aufgetragen werden. Im Kreuzungsfeld zweier Größen ist eine Sammlung physikalischer Beziehungen<br />

hinterlegt, welche beide Größen miteinander über einen Effekt verknüpft.<br />

Die in [Rot 1994] aufgeführte Effektsammlung diente als Basis <strong>für</strong> die Umsetzung der Matrix<br />

in ein internetbasiertes Werkzeug. Verglichen mit der „Papierversion“ bietet das FGM-<br />

Werkzeug einige Vorteile in der Anwendung. Die Effektsammlung ist in Form einer Datenbank<br />

hinterlegt <strong>und</strong> via Internet plattformunabhängig <strong>für</strong> Jedermann frei zugänglich. Durch<br />

einfaches Anklicken der Kreuzungsfelder werden die dazugehörigen physikalischen Effekte<br />

in einer Tabelle aufgelistet. Zu jedem Effekt existiert zudem eine Detailseite, die den ausgewählten<br />

Effekt näher beschreibt (s. Abbildung 6).<br />

183


„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

Abbildung 5: Zugriff auf physikalische Effekte über die Funktionsgrößenmatrix<br />

184


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 6: Detailseite <strong>für</strong> den „Magnus-Effekt“<br />

Es besteht nicht zwischen allen aufgeführten Größen eine direkte quantifizierbare Beziehung -<br />

zu erkennen an den hellblauen <strong>und</strong> orangen Felder in der Matrix. Für diesen Fall ist es möglich,<br />

über zwei bzw. drei hintereinandergeschalteten Effekte (sog. Effektketten) eine Beziehung<br />

zwischen diesen Größen aufzubauen. Soll z.B. eine Beziehung zwischen der Eingangsgröße<br />

„Impuls pi“ <strong>und</strong> der Ausgangsgröße „Verschiebung s“ hergestellt werden (d.h. s=f(pi) ),<br />

so kann dieser Zusammenhang über drei Effektketten mit den Zwischengrößen Kraft, Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Winkelgeschwindigkeit realisiert werden. Anzumerken ist, daß das FGM-<br />

Werkzeug nur alle theoretisch denkbaren Effektketten auflistet. Es liefert jedoch keine konkreten<br />

<strong>Lösungen</strong>, sondern ist als Ideengeber zu betrachten. Die konkrete Umsetzung liegt allein<br />

in der Hand des Anwenders.<br />

2.4.3 Konstruktionskatalogsystems „eKat“<br />

Konstruktionskataloge sind unter methodischen Gesichtspunkten erstellte Wissensspeicher,<br />

die innerhalb eines gewissen Rahmens systematisch gegliedert sind <strong>und</strong> einen gezielten<br />

Zugriff auf ihren Inhalt erlauben. Sie bestehen aus einem Gliederungs-, Haupt- <strong>und</strong><br />

Zugriffsteil. Sie dienen der Lösungsanregung oder -übernahme durch systematische Zuordnung<br />

bekannter Lösungsmerkmale zu den Bedingungen der Aufgabenstellung [Rot 1994]. In<br />

der Literatur sind zahlreiche Konstruktionskataloge <strong>für</strong> die unterschiedlichsten Aufgaben zu<br />

finden. Darüber hinaus existieren Übersichten vorhandener Kataloge, z.B. in [Pah 1997], die<br />

nach Anwendungsgebieten (z.B. Verbindungen, Führungen, Getriebe etc.) gegliedert sind <strong>und</strong><br />

auf die dementsprechende Literatur verweisen. Sehr häufig tritt jedoch der Fall auf, daß diese<br />

Quellen nur sehr umständlich zu beschaffen sind. Daher wird häufig auf die Verwendung dieser<br />

doch sehr ergiebigen Ideenquellen verzichtet.<br />

185


„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

Das internetbasierte Konstruktionskatalogsystem „eKat“ dient zum Erstellen, Speichern <strong>und</strong><br />

Darstellen von Konstruktionskatalogen <strong>und</strong> bietet im Vergleich zu herkömmlichen, papierbasierten<br />

Katalogen den Vorteil eines schnellen, browser- <strong>und</strong> plattformunabhängigen Zugriffs<br />

auf bewährte Konstruktionskataloge. Die Editierfunktionen sind nur über einen paßwortgeschützten<br />

Bereich <strong>für</strong> Administratoren erreichbar <strong>und</strong> bleiben <strong>für</strong> Anwender verborgen. Für<br />

sie stehen diverse Darstellungsfunktionen zur Verfügung, z.B. Ein-/Ausblenden, Möglichkeit<br />

einer benutzerspezifischen Strukturierung <strong>und</strong> Sortierung der Katalogeinträge etc., die ein<br />

möglichst anwendungsfre<strong>und</strong>liches Arbeiten mit den Katalogen ermöglicht.<br />

Der Zugriff auf die jeweiligen Kataloge erfolgt über ein Katalogverzeichnis, das nach Anwendungsgebieten<br />

(s.o.) gegliedert ist. Die im System hinterlegten Kataloge enthalten u.a.<br />

physikalische Effekte, Wirkprinzipien, prinzipielle <strong>Lösungen</strong> <strong>für</strong> komplexe Aufgabenstellungen,<br />

Maschinenelemente etc. Neben diesen bekannten Katalogen wurde zudem ein Bionik-<br />

Konstruktionskatalog erstellt, der bionische Prinzipe (z.B. Leichtbauprinzipe, Speicherprinzipe<br />

etc.) enthält, die <strong>für</strong> technische Problemstellungen als Inspirationsquelle herangezogen<br />

werden <strong>und</strong> als Ideenquelle fungieren können.<br />

2.4.4 Audit-Tool ImpACT<br />

Das Innovationsaudit ist ein Evaluierungsverfahren zur Bewertung des Innovationsmanagements<br />

in einem Unternehmen. Ziel dieses Verfahrens ist, Schwachstellen im Innovationsmanagement<br />

zu erkennen (z.B. Schwachstellen in der<br />

Innovationsstrategie oder Schwachstellen im Ideenfindungsprozeß<br />

etc.) sowie die Bedeutung der<br />

identifizierten Schwachstellen zu bewerten. Die<br />

Basis des Innovationsaudits ist ein qualitatives<br />

Kriterienmodell, welches umfassend die wichtigsten<br />

Aspekte im Innovationsmanagement sowie relevante<br />

Aspekte der Kooperationsfähigkeit im Innovationsprozeß<br />

beschreibt. Die Durchführung<br />

des Innovationsaudits liegt bei einem Auditor, der<br />

im Rahmen einer Datenaufnahme die Relevanz<br />

<strong>und</strong> die Ausprägung eines Bewertungskriteriums<br />

bestimmt. Diese Daten können dabei sowohl von<br />

einem Mitarbeiter des untersuchten Unternehmens<br />

als auch von einem externen Berater aufgenommen<br />

werden. Geeignete Methoden sind die Durchführung<br />

von strukturierten Interviews sowie die<br />

Sichtung relevanter Dokumente (z.B. Formulare<br />

zur Ideenbewertung) <strong>und</strong> der Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsstruktur (z.B. Serverstrukturen).<br />

Das unter dem Arbeitstitel „ImpACT“ (Innovation<br />

Management and Process Assessment and Control<br />

Tool) umgesetzte Softwaretool unterstützt einen<br />

Auditor bei der vorbereitenden Erstellung von Interviewchecklisten,<br />

bei der Auswertung der aufgenommen<br />

Daten sowie der Speicherung von Auditergebnissen. Die rechts stehende Abbildung<br />

zeigt den idealtypischen Ablauf der Innovationsauditierung.<br />

186


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Für die Vorbereitung eines Audits wählt der Anwender über eine Bildschirmmaske die Kriterien<br />

aus dem Kriterienmodell aus, die im Rahmen der Unternehmensuntersuchung berücksichtigt<br />

werden sollen. Dabei wird auch die Option angeboten, durch den Verweis auf Literaturstellen<br />

oder im System abgelegten Dokumenten weitere Informationen <strong>und</strong> weiteres Wissen<br />

zu einem Kriterium abzurufen.<br />

Wenn die Auswahl abgeschlossen ist, werden durch das Softwarewerkzeug strukturierte Interviewchecklisten<br />

bereitgestellt, die ausgedruckt werden können. Die unternehmensspezifische<br />

Bewertung der Kriterien erfolgt durch Interviews, Dokumentenanalyse <strong>und</strong> weiteren Beobachtungen.<br />

Nach der Analyse im Unternehmen gibt der Anwender seine kriterienspezifische<br />

Bewertung über eine Eingabemaske ein. Dabei kann er zwischen 0% (keine Ausprägung<br />

des Kriteriums feststellbar) <strong>und</strong> 100% (sehr hohe Ausprägung des Kriteriums feststellbar)<br />

wählen. Weiterhin ist es möglich, zu jedem Bewertungskriterium zusätzliche Kommentare<br />

einzugeben. Wenn die Eingabe vollständig abgeschlossen ist, werden durch die Software verschiedene<br />

Auswertungsoptionen angeboten.<br />

3 Ergebnistransfer<br />

Die im Rahmen des Verb<strong>und</strong>projektes GINA entwickelten Sofwarekomponenten wurden mit<br />

modernster Softwaretechnologie <strong>und</strong> auf Basis einer wissenschaftlich abgesicherten Datenbasis<br />

entwickelt. Es wurden unspezifische <strong>Lösungen</strong> entwickelt, die auf weitere Anwendungsbereiche<br />

<strong>und</strong> Einsatzszenarien problemlos übertragbar sind. Dadurch ist sowohl technologisch<br />

als auch inhaltlich sichergestellt, daß ein Transfer der in GINA erarbeiteten Projektergebnisse<br />

- auch <strong>für</strong> die Nutzung über die am Verb<strong>und</strong>vorhaben teilnehmenden Partner hinaus - <strong>für</strong> weitere<br />

Zielgruppen <strong>und</strong> Inhalte gegeben ist.<br />

Die bei der Entwicklung des GINA-Portals eingesetzte Technologie <strong>und</strong> Softwarewerkzeuge<br />

sind dementsprechend universell einsetzbar. Mit dem vorhandenen GINA-Portal ist die Basis<br />

<strong>für</strong> ein professionelles Self-Managed-Portal geschaffen, daß mit seiner offenen Architektur<br />

schnell an unternehmensspezifische Anforderungen anpaßbar ist: Ob nun als Plattform zur<br />

Unternehmenspräsentation im Internet oder als komplexe angepaßte Unternehmensanwendung<br />

mit Abbildung k<strong>und</strong>enspezifischer Geschäftslogik im Intranet oder Extranet.<br />

Durch die strikte Trennung von Programmlogik <strong>und</strong> Inhalt kann das Portal im Baukastenprinzip<br />

um weitere funktionelle Komponenten erweitert <strong>und</strong> im Bereich der Datenrepräsentation<br />

einfach an k<strong>und</strong>enspezifische Gegebenheiten angepaßt werden.<br />

187


4 Literaturverzeichnis<br />

„Methodos“ – ein Methodenbaukasten zur effizienten <strong>Produktentwicklung</strong><br />

[Alt 1984]<br />

Altschuller, G.S.: Erfinden – Wege zur Lösung technischer Probleme, VEB Verlag Technik,<br />

Berlin 1984.<br />

[Bra 2002]<br />

Brandenburg, F.: Methodik zur Planung technologischer Produktinnovationen, Dissertation,<br />

RWTH Aachen, Shaker Verlag, Aachen, 2002.<br />

[Der 1990]<br />

Derhake, T.: Methodik <strong>für</strong> das rechnerunterstützte Erstellen <strong>und</strong> Anwenden flexibler Konstruktionskataloge,<br />

Dissertation, Braunschweig, 1990.<br />

[Ehr 1995]<br />

Ehrlenspiel, K.: Integrierte <strong>Produktentwicklung</strong> – Methoden <strong>für</strong> Prozeßorganisation, Produkterstellung<br />

<strong>und</strong> Konstruktion, München, Wien 1995.<br />

[Gau 2000]<br />

Gausemeier, J., Lindemann, U., Reinhart G., Wiendahl, H-P.: Kooperatives Produktengineering,<br />

Paderborn: HNI-Verlagsschriftenreihe Bd. 79, 2000.<br />

[Gim 2000]<br />

Gimpel, B., Herb, R., Herb, T.: Ideen finden, Produkte entwickeln mit TRIZ, München, Wien,<br />

Hanser Verlag 2000.<br />

[Pah 1997]<br />

Pahl, G., Beitz, W.: Konstruktionslehre. 4. Aufl., Berlin: Springer-Verlag, 1997.<br />

[Pan 2001]<br />

Pannenbäcker, T.: Methodisches Erfinden in Unternehmen, Wiesbaden, Gabler Verlag, 2001.<br />

[Rot 1994]<br />

Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen, Band I, Konstruktionslehre, Springer-<br />

Verlag, Berlin Heidelberg New York 1994.<br />

[Rot 1996]<br />

Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen, Bd. III: Verbindungen <strong>und</strong> Verschlüsse,<br />

Lösungsfindung, Berlin: Springer Verlag, 1996.<br />

[Spe 1994]<br />

Speckhahn, H.,: Systeme zur flexiblen konfigurierbaren Informationsbereitstellung <strong>für</strong> die<br />

Konstruktion, Dissertation, Braunschweig, 1994.<br />

[VDI 2220]<br />

VDI-Richtlinie 2220: Produktplanung; Ablauf, Begriffe <strong>und</strong> Organisation, VDI-Gesellschaft<br />

Entwicklung Konstruktion Vertrieb, 1980.<br />

[VDI 2221]<br />

VDI-Richtlinie 2221: Methodik zum Entwickeln <strong>und</strong> Konstruieren technischer Systeme <strong>und</strong><br />

Produkte, VDI-Gesellschaft Entwicklung Konstruktion Vertrieb, 1993.<br />

[Zan 1999]<br />

Zanker, W.: Situative Anpassung <strong>und</strong> Neukombination von Entwicklungsmethoden, Dissertation<br />

Technische Universität München, Shaker Verlag 1999.<br />

188


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

5 staub<br />

Der „Dynamische Kooperationsassistent“:<br />

IT-gestützte, unternehmensübergreifende<br />

Kommunikation im Engineering<br />

GÜNTER STAUB<br />

Zusammenfassung: Ziel von KOEFFIZIENT ist die Entwicklung eines dynamischen Kooperationsassistenten,<br />

der Unternehmen einfacher als bisher möglich, zur IT-gestützten, unternehmensübergreifenden<br />

Kommunikation im Engineering befähigt <strong>und</strong> damit den Aufbau <strong>und</strong> die Durchführung<br />

überbetrieblicher Entwicklungspartnerschaften unterstützt. Damit auch kleine <strong>und</strong> mittlere<br />

Unternehmen (KMU) von den entwickelten <strong>Lösungen</strong> profitieren können, wird bei der Realisierung<br />

des Kooperationsassistenten auf Einfachheit, Beherrschbarkeit <strong>und</strong> geringe Investitionskosten<br />

Wert gelegt.<br />

1 Ausgangssituation <strong>und</strong> Handlungsbedarf<br />

Seit einigen Jahren vollziehen sich gr<strong>und</strong>legende Veränderungen in den Rahmenbedingungen<br />

industrieller Produktion. Die heutige Situation ist gekennzeichnet durch global agierende Unternehmen,<br />

die im Zuge zunehmenden internationalen Wettbewerbs gezwungen sind, ihre<br />

Strukturen flexibel zu gestalten <strong>und</strong> sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, um innovative<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessideen schnell umsetzen zu können. Da kaum ein Unternehmen<br />

alle erforderlichen Kompetenzen <strong>und</strong> Kapazitäten <strong>für</strong> die Entwicklung <strong>und</strong>/oder die Produktion<br />

komplexer Produkte vorhalten kann, werden unternehmensübergreifende Wertschöpfungsketten<br />

gebildet, in denen durch die Einbeziehung qualifizierter <strong>und</strong> spezialisierter Partner<br />

Entwicklungszeiten verkürzt, Qualität verbessert sowie die Risiken z.B. im Zusammenhang<br />

mit der Verwendung neuer Technologien oder Methoden auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Eindrucksvoll wird diese Tendenz belegt durch eine Erhebung des VDA (Verband der Automobilindustrie),<br />

nach der in der deutschen Automobilindustrie heute im Durchschnitt nur<br />

noch gut 20 Prozent der Entwicklungsleistung intern erbracht wird, im Vergleich zu 60 Prozent<br />

noch vor etwas mehr als 10 Jahren.<br />

Immer komplexer werdende Produkte sowie die stetige Erweiterung der Produktpaletten <strong>und</strong> -<br />

varianten seitens der Herstellerfirmen führen allerdings dazu, dass auch Entwicklungspartner,<br />

ob Lieferanten oder Dienstleister, immer komplexere Subsysteme bearbeiten. Diese weisen<br />

starke Abhängigkeiten untereinander auf, <strong>und</strong> zu ihrer Entwicklung müssen neben herkömmlichen,<br />

im wesentlichen geometriebezogenen Produktdaten in verstärktem Maß auch komplexe<br />

Strukturinformationen in Form von Stücklisten, Varianten <strong>und</strong> Konfigurationen verarbeitet<br />

<strong>und</strong> mehrmals im Entwicklungsprozess zwischen den Partnern kommuniziert werden. Die<br />

immer enger werdende Zusammenarbeit von Partnern, Dienstleistern <strong>und</strong> Lieferanten bereits<br />

während der <strong>Produktentwicklung</strong> hat nicht nur einen überproportional steigenden Kommunikationsbedarf<br />

zur Folge, sondern auch die Forderung nach einer neuen Qualität der Kommunikation<br />

von digitalen Produktinformationen. Die Fähigkeit zur schnellen <strong>und</strong> zuverlässigen<br />

Integration der beteiligten Entwicklungspartner in einen gemeinsamen, unternehmensübergreifenden<br />

Entwicklungsprozess entwickelt sich dabei immer mehr zu einer strategischen<br />

Komponente. Ausgewählt wird nur derjenige als Entwicklungspartner, der sowohl über das<br />

benötigte technische Know-how verfügt, das sich am besten mit den eigenen Kernkom-<br />

189


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

petenzen ergänzt, der aber auch in der Lage ist, den wachsenden unternehmensübergreifenden<br />

Kommunikationsanforderungen von digitalen Produktdaten im Entwicklungsprozess quantitativ<br />

<strong>und</strong> qualitativ Rechnung zu tragen.<br />

Heutzutage scheiden KMU in größeren Entwicklungsverbünden als potentielle Partner häufig<br />

bereits im Vorfeld aus, da diese oftmals nicht über die geeignete informationstechnische Infrastruktur<br />

verfügen, um schnell <strong>und</strong> flexibel auf die Anforderungen der Auftrageber in Bezug<br />

auf eine unternehmensübergreifende, rechnerunterstützte <strong>Produktentwicklung</strong> reagieren zu<br />

können. Aber auch die informationstechnische Kommunikation der Engineeringinformationen<br />

stellt eine wesentliche Barriere zwischen den Partner in einem Engineeringnetzwerk dar, da<br />

bei den Unternehmen IT-Systeme (PDM, CAD, CAE, CAQ, ERP, etc.) unterschiedlichster<br />

Anbieter <strong>und</strong> Funktionalitäten im Einsatz sind. Zusätzlich sind die eingesetzten IT-Systeme<br />

jeweils an unternehmensspezifischen Gegebenheiten angepasst. Ein Ansatz, der davon ausgeht,<br />

dass die gleichen IT-Systeme bei allen Partnern eines Engineeringnetzwerks eingesetzt<br />

werden, wie das bei CAD-Systemen heute noch häufig der Fall ist, ist aufgr<strong>und</strong> der vielfältigen<br />

K<strong>und</strong>en-Lieferanten-Beziehungen, der nicht geometriebezogenen Produktdaten <strong>und</strong> der<br />

heterogenen Systemlandschaft nicht realistisch.<br />

Um als Partner, sei es nun als enger Entwicklungspartner oder aber als Komponenten- oder<br />

Teilelieferant auftreten zu können, ist es notwendig neben der Optimierung der Projekt- <strong>und</strong><br />

Prozessorganisation die unternehmensübergreifenden, zunehmend rechnerunterstützten Entwicklungsprozesse<br />

besser zu beherrschen. Zur Überbrückung dieser Barrieren müssen unter<br />

anderem folgende Schritte vor dem eigentlichen Start des Entwicklungsprojekts durchgeführt<br />

werden:<br />

• Definition des unternehmensübergreifenden, gemeinsamen Entwicklungsprozesses<br />

<strong>und</strong> Abstimmung der Entwicklungsprozesse zwischen den Partnern<br />

Hierzu müssen die Schnittstellenprozesse sowie auslösende Ereignisse <strong>und</strong> Eingangs- <strong>und</strong><br />

Ausgangsinformationen dieser unternehmensübergreifenden Schnittstellenprozesse identifiziert<br />

<strong>und</strong> dokumentiert werden.<br />

• Festlegung der zwischen den Entwicklungspartnern auszutauschenden Informationen<br />

<strong>und</strong> deren Abbildung aufeinander<br />

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass neben den verschiedenen Begriffen <strong>und</strong> der Bedeutung<br />

von Informationswerten immer auch eine Abbildung der unterschiedlichen Strukturen<br />

notwendig ist, um Informationen erfolgreich zwischen den beteiligten Partnern zu kommunizieren.<br />

• Herstellung der Interoperabilität der Systeme, die im gemeinsamen, unternehmensübergreifenden<br />

Entwicklungsprozess eingesetzt werden<br />

Um zu erreichen, dass die bei den Partnern im Entwicklungsprozess eingesetzten IT-<br />

Systeme zusammenarbeiten, sind geeignete Adapter notwendig, welche die semantische<br />

Kopplung der eingesetzten IT-Systeme ermöglichen.<br />

Die Schaffung dieser Voraussetzungen ist zeit- <strong>und</strong> kostenintensiv, erfordert eine f<strong>und</strong>ierte<br />

Kenntnis derzeitiger Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien (I&K) <strong>und</strong> ist ohne geeignete<br />

<strong>Werkzeuge</strong> <strong>und</strong> entsprechende Erfahrung nicht möglich. Zur Verbesserung dieser Situation<br />

ist ein neuer Ansatz notwendig, der bestehende Konzepte <strong>für</strong> gemeinsame überbetriebliche<br />

<strong>Produktentwicklung</strong>en mit neuen I&K-Technologien verknüpft <strong>und</strong> darauf aufbauend<br />

neue, angemessene Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> bereitstellt, die einen geringen Komplexitätsgrad<br />

aufweisen <strong>und</strong> ohne großen personellen Aufwand auch <strong>für</strong> KMU einsetzbar sind.<br />

190


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

2 KOEFFIZIENT im Überblick<br />

Das übergeordnete Ziel von KOEFFIZIENT ist die organisatorische <strong>und</strong> informationstechnische<br />

Beherrschung von Engineeringnetzwerken zur überbetrieblichen <strong>Produktentwicklung</strong>. Zur<br />

Ausgestaltung dieser Engineeringnetzwerke werden Methoden <strong>und</strong> Software-<strong>Werkzeuge</strong> entwickelt,<br />

mit denen die in den Partnerunternehmen eingesetzten IT-Systeme miteinander gekoppelt<br />

werden können. Hierzu gehört auch, dass der aktuelle Zustand der unternehmensübergreifenden<br />

Engineeringdaten <strong>und</strong> -Prozesse ermittelt <strong>und</strong> transparent <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />

dargestellt werden kann. Der Kooperationsassistent muss hier<strong>für</strong> den kontrollierten Zugriff<br />

auf die relevanten Engineeringdaten aller am Prozess beteiligten Partner ermöglichen. Der<br />

Ansatz berücksichtigt insbesondere, dass bei den einzelnen Partnern unterschiedliche IT-<br />

Systeme eingesetzt werden, die flexibel <strong>und</strong> ohne Änderungen an den IT-Systemen effizient<br />

in das Lösungskonzept eingeb<strong>und</strong>en werden können.<br />

Ziel von KOEFFIZIENT ist es, Unternehmen einfacher als heute möglich zur IT-gestützten,<br />

unternehmensübergreifenden Kommunikation <strong>und</strong> damit zur zuverlässigen Integration in<br />

einen gemeinsamen Entwicklungsprozess zu befähigen. Der Kooperationsassistent trägt<br />

diesem Ziel Rechnung, indem er eine lose informationstechnische Kopplung eines KMU an<br />

seine Auftraggber (z.B. OEM oder Systemlieferanten von OEM) ermöglicht. Im Gegensatz zu<br />

einem engen Integrationsansatz erlaubt dieser Ansatz eine von speziellen K<strong>und</strong>en weitgehend<br />

unabhänige unternehmnsübergreifende Zusammenarbeit im Engineering.<br />

3 Lösungsansatz<br />

3.1 Überblick<br />

Als Ansatz, der eine Lösung <strong>für</strong> die eingangs beschriebene Problemstellung wurde im Projekt<br />

ein dynamischer Kooperationsassistent konzipiert <strong>und</strong> entwickelt (Abbildung 1), der den<br />

Aufbau <strong>und</strong> die Durchführung überbetrieblicher Entwicklungspartnerschaften unterstützt.<br />

191


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

Kooperationsassist<br />

ent<br />

Zulieferer<br />

Hersteller<br />

id<br />

P<br />

ref<br />

A C D<br />

A B C D<br />

id<br />

192<br />

P<br />

A C<br />

Kooperationsmanagement<br />

Dat en- <strong>und</strong><br />

Prozessmapping<br />

Abbildung 1: Kooperationsassistent zur Durchführung<br />

überbetrieblicher Entwicklungspartnerschaften<br />

Dienstleister<br />

Insbesondere soll der Kooperationsassistent helfen, die Entwicklungspartner sowohl beim<br />

erstmaligen „Aufsetzen“ der Engineeringprozesskette als auch bei der operativen Durchführung<br />

des Engineeringprojekts untereinander zu verbinden, unabhängig ob ein Entwicklungspartner<br />

ein eigenes IT-System <strong>für</strong> das Engineering im Einsatz hat oder nicht. Eine wesentliche<br />

Voraussetzung zur Durchführung von digitalen Engineeringprozessen sind interoperable Datenstrukturen,<br />

definierte Schnittstellen zwischen den Entwicklungsprozessen in den beteiligten<br />

Unternehmen sowie die Einhaltung von projektspezifischen Vorgaben <strong>und</strong> Abläufen. Wie<br />

in Abbildung 1 dargestellt, besteht der Kooperationsassistent aus zwei Kernkomponenten:<br />

Daten- <strong>und</strong> Prozessmapping <strong>und</strong> Kooperationsmanagement:<br />

• Das Datenmapping dient zur Ausführung der notwendigen strukturellen Transformationen<br />

der Engineeringdaten in eine vom jeweiligen Partner verständliche <strong>und</strong> durch seine Systeme<br />

verarbeitbare Form. Das firmenübergreifende Zusammenspiel der Engineeringprozesse<br />

wird durch das Prozessmapping geregelt, indem beim Eintreten bestimmter Zustände das<br />

Partnersystem aktiviert <strong>und</strong> die notwendigen Engineeringdaten mithilfe des Datenmappings<br />

bereitgestellt werden.<br />

• Das Kooperationsmanagement organisiert <strong>und</strong> verwaltet die Engineeringdaten <strong>und</strong> die<br />

Engineeringtransaktionen der Entwicklungspartner.<br />

Der Ansatz zur Erzeugung <strong>und</strong> die beteiligten Software-<strong>Werkzeuge</strong> dieser zwei Komponenten<br />

sind in Abbildung 2 dargestellt. Des Weiteren werden bzw. wurden, wie im Bild dargestellt,<br />

eine Reihe weiterer Komponenten (z.B. mehrere Schemaextraktoren zur Extraktion der Metadaten<br />

der beteiligten IT-Systeme, ein Schemavergleicher zum Vergleich der Metadaten <strong>und</strong><br />

Darstellung ihrer Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede, ein graphisch interaktiver Mappingeditor<br />

zur einfachen Definition der Abbildung der unterschiedlichen Datenstrukturen ineinander<br />

sowie Codegeneratoren zur Erzeugung eine ausführbaren Mappingengine) entwickelt. Diese<br />

Komponenten erfüllen unter anderem die folgenden Funktionen:


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Abstimmung des gemeinsamen Entwicklungsprozesses <strong>und</strong> Definition der firmenübergreifenden<br />

Aktivitäten,<br />

• Abstimmung der auszutauschenden Engineeringdaten <strong>und</strong> deren Abbildung auf die jeweiligen<br />

Partnersysteme sowie<br />

• Sicherstellung der Interoperabilität der Partnersysteme durch die Bereitstellung von Systemadaptern<br />

zur einfachen Verbindung der im Entwicklungsprozess eingesetzten IT-<br />

Systeme.<br />

Gemeinsamkeiten<br />

<strong>und</strong><br />

Deltas<br />

Kooperationsassist<br />

ent<br />

Schema<br />

Extraktor<br />

Schema<br />

Vergleicher<br />

Schema<br />

Extraktor<br />

Abbildungsspezifikation<br />

Metainformation<br />

PDM- System 1<br />

Metainformation<br />

PDM- System 2<br />

grafisch,<br />

interaktiver<br />

Mappingmodellierer<br />

Erzeugung<br />

Daten- <strong>und</strong><br />

Prozessmapping<br />

IT-System 1 (z.B. PDM)<br />

Ereignisse, Kontrollflüsse<br />

193<br />

Partner 1<br />

Partner 2<br />

IT-System 2 (z.B. ERP)<br />

gemeinsames<br />

Datenmodell<br />

Entwicklungsprozess<br />

Part ner1<br />

Prozessmodellierer<br />

Entwicklungsprozess<br />

Part ner2<br />

Datenmodellierer<br />

Informationsflüsse<br />

Standards<br />

(BizTalk, STEP, ...)<br />

Erzeugung<br />

Kooperationsmanagement<br />

Abbildung 2: Lösungsansatz zur Erzeugung des Kooperationsassistenten<br />

gemeinsamer<br />

Entwicklungsprozess<br />

Mit diesem Ansatz wird es zukünftig schneller <strong>und</strong> kostengünstiger als heute allen Entwicklungspartnern<br />

möglich sein, auf die im gemeinsamen Entwicklungsprozess anfallenden Daten<br />

der Partner zuzugreifen, zur direkten Weiterentwicklung in eigenen Systemen zu nutzen <strong>und</strong><br />

sie den anderen Partnern wieder zur Verfügung stellen zu können.


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

3.2 Realisierung des Kooperationsassistenten<br />

Im Folgenden ist die Realisierung des Kooperationsassistenten basierend auf einem typischen<br />

Anwendungsszenarios innerhalb von KOEFFIZIENT beschrieben.<br />

3.2.1 Betrachtetes Szenario<br />

An der Abwicklung einer Engineeringdienstleistung, von der initialen Anfrage an potentiell<br />

mehrere mögliche Engineeringdienstleister, über die Beauftragung <strong>und</strong> Leistungserbringung<br />

bzw. Lieferung in Form von digitalen Produktbeschreibungen bis zur deren letztendlichen<br />

Abnahme durch den Auftraggeber sind jeweils unterschiedliche Abteilungen involviert:<br />

• Seitens des Auftraggebers ist dies im wesentlichen der Einkauf zu Anfrage <strong>und</strong> verbindlichen<br />

Beauftragung der Engineeringdienstleistungen, die Konstruktion zur Bereitstellung<br />

der notwendigen Informationen <strong>und</strong> der Abnahme der Engineeringdienstleistung sowie<br />

oftmals eine Datenaustauschabteilung, deren Aufgabe es ist, die Informationen der Konstruktionsabteilung<br />

and den Entwicklungspartner zu transferieren bzw. dessen digitale Produktbeschreibung<br />

entgegenzunehmen <strong>und</strong> der internen Konstruktionsabteilung in geeigneter<br />

Form zur Verfügung zu stellen.<br />

• Seitens des Entwicklungspartners, bei dem es sich in den hier betrachteten Szenarien um<br />

ein kleineres Ingenieurbüro handelt, ist typischerweise der Vertrieb in die Beantwortung<br />

der Anfrage sowie in bei der Erstellung des Angebots über die Engineeringdienstleistungen<br />

involviert. Die Konstruktion des Entwicklungspartners ist üblicherweise bei der Angebotserstellung<br />

involviert <strong>und</strong> führt nach der Beauftragung die Engineeringdienstleistung aus<br />

<strong>und</strong> liefert diese nach Fertigstellung an den Auftraggeber.<br />

Um diesem Szenario gerecht zu werden, werden in KOEFFIZIENT die folgenden Engineeringtransaktionen<br />

unterstützt (Abbildung 3):<br />

Auftraggeber<br />

Anfrage<br />

von Engineeringdienstleistungen<br />

Angebot<br />

über Engineeringdienstleistungen<br />

Auftrag<br />

über Engineeringdienstleistungen<br />

Auftragsbestätigung<br />

über Engineeringdienstleistungen<br />

Lieferung<br />

von Engineeringdienstleistungen<br />

Abnahme<br />

von Engineeringdienstleistungen<br />

194<br />

Auftragnehmer,<br />

Entwicklungspartner<br />

Abbildung 3:Überblick über die von KOEFFIZIENT unterstützten Engineeringtransaktionen


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Anfrage<br />

Der Auftraggeber sendet eine Anfrage über Engineeringdienstleistungen an einen oder<br />

mehrere potentielle Entwicklungspartner.<br />

• Angebot<br />

Ein angefragter potentieller Entwicklungspartner antwortet auf eine zuvor eingegangene<br />

Anfrage mit einem entsprechenden Angebot.<br />

• Auftrag<br />

Nach dem Erhalt der Angebote von den angefragten potentiellen Entwicklungspartnern<br />

wählt der Auftraggeber das <strong>für</strong> ihn unter spezifischen Randbedingungen attraktivste Angebot<br />

aus <strong>und</strong> vergibt letztendlich einen Auftrag an den Entwicklungspartner über die Engineeringdienstleistungen.<br />

• Auftragsbestätigung<br />

Optional kann eine Auftragsbestätigung durch den Entwicklungspartner erfolgen.<br />

• Lieferung<br />

Nach Fertigstellung der Engineeringdienstleistungen, ggf. bereits auch zu den im jeweiligen<br />

Projekt festgelegten Meilensteinen, liefert der Entwicklungspartner die Engineeringdienstleistung<br />

an den Auftraggeber.<br />

• Abnahme<br />

Nach Erhalt der Engineeringdienstleistungen in Form einer digitalen Produktbeschreibung<br />

werden diese üblicherweise beim Auftraggeber geprüft <strong>und</strong> die Abnahme (positiv oder negativ)<br />

an den Entwicklungsdienstleiter übermittelt. Fällt die Abnahme positiv aus, so ist<br />

das gemeinsame Entwicklungsprojekt im Allgemeinen beendet <strong>und</strong> die Rechung kann gestellt<br />

werde. Fällt hingegen die Abnahme negativ aus, so sind entsprechende Nachbesserungen<br />

seitens des Entwicklungspartners zu leisten <strong>und</strong> die Verbesserungen erneut zu liefern.<br />

Zusätzlich ist noch zu beachten, dass im Allgemeinen zu fast beliebigen Zeitpunkten Änderungen<br />

an Anfragen, Angeboten, Aufträgen <strong>und</strong> Lieferungen durchgeführt werden können<br />

<strong>und</strong> diese natürlich einen Bezug zu den bereits getätigten Anfragen besitzen müssen. Dies<br />

können z.B. auch Änderungsanfragen zu einer initialen Anfrage noch vor der Erteilung eines<br />

Auftrags sein.<br />

Die technischen <strong>und</strong> kaufmännischen Informationen, die während eines Entwicklungsprojekts<br />

zwischen den Auftraggeber <strong>und</strong> Auftragnehmer fließen, werden hierbei oftmals in unterschiedlichen<br />

IT-Systemen verwaltet <strong>und</strong> gewartet – die technischen Informationen werden typischerweise<br />

in PDM-Systemen, die kaufmännischen Informationen hingegen z.B. in ERP-<br />

Systemen verwaltet. Aufgr<strong>und</strong> dieser Trennung <strong>und</strong> der oftmals nicht vorhandenen Integration<br />

zwischen diesen IT-Systemen ist ein Auseinandertriften der technischen <strong>und</strong> kaufmännischen<br />

Informationen vorprogrammiert. Dies liegt neben der ggf. fehlenden Integration der<br />

ERP- <strong>und</strong> PDM-Systeme vor allem an den zwei verschiedenen, voneinander getrennten Informationskanälen:<br />

Während auf den einen nur kaufmännische Informationen von Einkauf<br />

des Auftraggebers zum Vertrieb des (potentiellen) Entwicklungspartners kommuniziert werden,<br />

findet auf dem technischen Informationskanal die Kommunikation der Konstruktions-<br />

oder Entwicklungsabteilungen der Auftraggebers <strong>und</strong> Auftragnehmers statt. In der Praxis passiert<br />

es nun relativ häufig, das die beiden Informationskanäle nicht synchronisiert werden <strong>und</strong><br />

daher z.B. Information die über den kaufmännischen Informationskanal gesendet werden <strong>und</strong><br />

sich dabei, z.B. auf Änderungsstände von Teile beziehen, die nicht den aktuellen Änderungszuständen<br />

in zugr<strong>und</strong>e liegenden PDM-System entsprechen. So werden z.B. Änderungen an<br />

den technischen Informationen gar nicht oder zu spät über den kaufmännischen Informations-<br />

195


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

kanal mitgeteilt oder kommen nicht am Ziel an. Unnötige/überflüssige Arbeiten auf falscher<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> damit im Gr<strong>und</strong>e vermeidbare Kosten sind die Folge.<br />

3.2.2 Verwendete Standards<br />

Ziel von KOEFFIZIENT war nicht, neue Standards zu definierten, sondern zur Realisierung der<br />

beschriebenen Anforderungen <strong>und</strong> der Szenarien soweit wie möglich auf bestehende Standards<br />

<strong>und</strong> <strong>Lösungen</strong> zurückzugreifen <strong>und</strong> diese möglichst direkt einzusetzen.<br />

Um den oben geschilderten Ablauf innerhalb von KOEFFIZIENT mittels dem Kooperationsassistenten<br />

zu unterstützen, werden zur Repräsentation der Engineeringtransaktionen, welche im<br />

wesentlichen den kaufmännischen Informationsanteil beinhalten <strong>und</strong> den Engineeringdaten,<br />

die den technischen Informationsanteil beinhalten, bereits etablierte Standards genutzt: openTRANS<br />

wird als Gr<strong>und</strong>lage zur Repräsentation der kaufmanischen Daten, STEP AP214<br />

(ISO 10303-214) wird direkt zur Repräsentation der Engineeringdaten verwendet.<br />

openTRANS (www.opentrans.org) ist ein offener, von den Einkäufern von Grossunternehmen<br />

entwickelter Transaktions-Standard <strong>für</strong> den automatisierten Austausch von Geschäftsinformationen<br />

über Internet <strong>und</strong> elektronische Marktplätze. openTRANS wird vom eBusiness Standardization<br />

Committee (eBSC) entwickelt, einem starken Industriekonsortium unter technischer<br />

Leitung von Fraunhofer IAO <strong>und</strong> Universität Essen mit Unterstützung des BME (B<strong>und</strong>esverband<br />

<strong>für</strong> Materialwirtschaft, Einkauf <strong>und</strong> Logistik e.V.). openTRANS wurde erstmals<br />

zur CeBIT 2001 veröffentlicht <strong>und</strong> liegt nun in Version 1.0 vor. In dieser Version werden alle<br />

<strong>für</strong> den Einkaufsprozess relevanten Geschäftsdokumente zur Verfügung gestellt: Aufforderung<br />

zur Angebotsabgabe, Angebot, Auftrag, Auftragsänderung, Auftragsbestätigung, Lieferavis,<br />

Wareneingangsbestätigung, Rechnung.<br />

STEP (STandard for theExchange ofProduct Data) ist ein internationaler Standard zur digitalen<br />

Beschreibung physikalischer <strong>und</strong> funktionaler Merkmale von Produkten. Der Standard ist<br />

formal bekannt als ISO 10303 "Industrial automation systems and integration Product data representation<br />

and exchange". An der Entwicklung waren viele Länder beteiligt, u.a. Deutschland,<br />

England, Frankreich, Italien, Japan, USA. Wesentliche Teile von STEP sind die so genanten<br />

Anwendungsprotokolle. Das Anwendungsprotokoll ISO 10303-214, kurz AP214 beschreibt<br />

die Produkt- <strong>und</strong> Betriebsmitteldaten von Entwicklungsprozessketten in der Automobilindustrie.<br />

AP214 ist seit Anfang 2001 im Rahmen der ISO 10303 Internationaler Standard<br />

<strong>und</strong> deckt unter anderem folgende Informationskomplexe ab:<br />

• Teile <strong>und</strong> Betriebsmittel sowie Baugruppen von Teilen <strong>und</strong> Betriebsmitteln, einschließlich<br />

Versionierung, Zulieferinformation <strong>und</strong> deren Eigenschaften, Identifikation von Standardteilen<br />

• Produktinformations- <strong>und</strong> Konfigurationsdaten, die sich auf den <strong>Produktentwicklung</strong>sprozess<br />

beziehen<br />

• Verwaltung <strong>und</strong> Dokumentation der Entwurfs- <strong>und</strong> Änderungsprozesse<br />

• alternative Beschreibungen (unterschiedliche Sichten der Bearbeitungsprozesse während<br />

des Lebenszyklus der Produkte <strong>und</strong> Betriebsmittel)<br />

• Organisationsdaten (Verantwortlichkeiten, Freigaben, etc.)<br />

• mehrere Arten der Geometriebeschreibung (2D, 3D, Wireframe, BREP, CSG, Surface, …)<br />

• Daten, die sich auf die visuelle Darstellung der Flächen beziehen (Farbe, Linienstärke,<br />

schattierte Darstellungen)<br />

196


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Die Verbindung zwischen „kaufmännischen“ <strong>und</strong> „technischen“ Daten, sprich zwischen openTRANS<br />

<strong>und</strong> STEP AP214 wird über intelligenten Assoziationsmechanismus realisiert.<br />

3.2.3 KOEFFIZIENT Architekturansatz<br />

Der Kooperationsassistent ist nach dem Client-Server-Prinzip realisiert, d.h. die Engineeringdaten<br />

werden auf Serverseite verwaltet <strong>und</strong> auf der Clientseite dargestellt. Die Kommunikation<br />

zwischen Client <strong>und</strong> Server erfolgt über SOAP auf Basis von XML-Nachrichten (Abbildung<br />

4).<br />

Einkauf<br />

Konstruktion<br />

Auftraggeber<br />

ERP/PPS<br />

CAD/PDM<br />

Import- <strong>und</strong> Exportschnittstellen<br />

zu IT-Systemen<br />

des Auftraggebers<br />

• Anfrage<br />

• Auftrag<br />

• Abnahme<br />

KA-Client<br />

(Auftraggeber)<br />

SOAP<br />

SOAP<br />

KA-Server<br />

197<br />

• Angebot<br />

• Auftragsbest.<br />

• Lieferung<br />

Entwicklungspartner<br />

KA-Client<br />

(Partner)<br />

SOAP<br />

Vorgänge<br />

e-mail<br />

Benachrichtigung<br />

läuft unter Hoheit des Auftraggebers<br />

Projektverwaltung<br />

CAD<br />

Vertrieb<br />

Engineering<br />

Import- <strong>und</strong><br />

Exportschnittstellen zu IT-<br />

Systemen des Partners<br />

Abbildung 4: Überblick über den Architekturansatz (KA: Kooperationsassistent)<br />

Der KOEFFIZIENT Server dient dabei der zentralen Speicherung der Geschäftsdokumente <strong>und</strong><br />

läuft im Allgemeinen unter Hoheit des jeweiligen Auftraggebers. Es gibt zwei Arten von KO-<br />

EFFIZIENT Clients: Der KOEFFIZIENT Administrationsclient läuft nur beim jeweiligen Auftraggeber<br />

<strong>und</strong> dient unter anderem der Administration des Zugangs zum KOEFFIZIENT Server.<br />

Die KOEFFIZIENT Userclients dienen der Anzeige/Modifikation der Geschäftdokumente <strong>und</strong><br />

laufen sowohl beim Auftraggeber sowie bei allen in ein gegebenes Entwicklungsprojekt involvierten<br />

Partnern.<br />

Darüber hinaus bieten die KOEFFIZIENT Userclients die folgenden Basisfolder <strong>für</strong> die Ablage<br />

der Geschäftsdokumente:<br />

• Inbox folder (Eingangskorb)<br />

� beinhaltet alle neuen Geschäftsdokumente, die die von einem Partner bereitgestellt<br />

wurden<br />

� beim Auftragnehmer sind dies die Anfragen, Aufträge <strong>und</strong> Abnahmen des Auftraggebers<br />

� beim Auftraggeber sind dies die Angebote, Auftragsbestätigungen <strong>und</strong> Lieferungen<br />

von Engineeringdienstleistungen des Auftragnehmers.


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

• Outbox folder (Ausgangskorb)<br />

� beinhaltet alle an einen Entwicklungspartner verschickten <strong>und</strong> noch nicht beantworteten<br />

Geschäftsdokumente<br />

� beim Auftrageber kann es sich hierbei um Anfragen, Aufträge <strong>und</strong> Abnahmen handeln<br />

� beim Auftragnehmer hingegen <strong>und</strong> Angebote, Auftragsbestätigungen <strong>und</strong> Lieferungen<br />

von Engineeringdienstleistungen<br />

• Draft folder (Entwurfskorb)<br />

� wie Ausgangskorb, jedoch sind die darin enthaltenen Geschäftsdokumente noch „in<br />

Arbeit“, also noch nicht an den Entwicklungspartner übermittelt <strong>und</strong> können daher<br />

noch geändert werden.<br />

• Archive folder (Archiv)<br />

� Nachdem eine positive Abnahme der Engineeringleistungen erfolgt ist, wird der gesamte<br />

Vorgang (d.h. Anfragen, Angebote, Aufträge, Auftragsbestätigungen, Lieferungen<br />

<strong>und</strong> Abnahmen) archiviert, d.h. alle erfolgreich abgeschlossenen Geschäftsvorgänge<br />

werden in vom System automatisch in diesen Folder verschoben.<br />

Jeder dieser Basisfolder beinhaltet geschäftsdokumentspezifische Funktionen, die der jeweilige<br />

Anwender nutzen kann. Zudem werden die Geschäftsdokumente durch den Kooperationsassistent<br />

miteinander logisch verknüpft (Anfrage ↔ Angebot ↔ Auftrag ↔ Auftragsbestätigung<br />

↔ Lieferung ↔ Abnahme), so dass der Anwender zu jedem Zeitpunkt eine Historie der<br />

Geschäftsdokumente besitzt. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn es zu einer Änderung<br />

einer Transaktion kommt, <strong>und</strong> daher eine neue Version eines Geschäftsdokuments (z.B. Änderungsauftrag)<br />

kommt.<br />

Typischerweise ist es nun so, dass eine Anfrage oder ein Auftrag an den Entwicklungspartner<br />

vom Einkauf des Auftraggebers ausgelöst wird – in Sonderfällen jedoch auch direkt von der<br />

Entwicklungsabteilung/Konstruktion des Auftraggebers. Im Allgemeinen beziehen sich dabei<br />

die Informationen in diesen Geschäftsdokumenten auf technische Dokumente (CA-<br />

Dokumente), die im PDM-System abgelegt sind. Um zum einen die Konsistenz zwischen den<br />

kaufmännischen <strong>und</strong> technischen Informationen zu gewährleisten, zum anderen den notwendigen<br />

Aufwand zum Versenden eines Geschäftsdokuments zu minimieren, erlaubt nun der<br />

Kooperationsassistent das automatische Auschecken der von Geschäftsdokument aus referenzierten<br />

CA-Dokumente samt zugehörigen Metainformationen (Status, Bearbeiter, letzte Änderung,<br />

etc.), <strong>und</strong> deren Einbettung in das Geschäftsdokument <strong>und</strong> Ablage auf dem KA-Server.<br />

Dabei wird <strong>für</strong> den Empfänger automatisch eine Notfication generiert, so dass dieser automatisch<br />

über den Eingang eines neuen Geschäftsdokuments informiert wird.<br />

Darüber hinaus bietet der Kooperationsassistent eine Reihe von Basisservices an:<br />

• Notification Service<br />

� erlaubt die automatische Benachrichtigung des jeweiligen Partners über e-mail, sobald<br />

<strong>für</strong> ihn ein Geschäftsdokument (Anfrage, Angebot, …) vorliegt<br />

� die e-mail enthält einen Hyperlink, der direkt zu dem Geschäftsdokument führt<br />

• Visualization Service<br />

� erlaubt die Visualisierung von Attachments (z.B. STEP Datei, PDF) in einem eigenen<br />

Viewer zu einem Geschäftdokument bzw. Positionen in diesem Geschäftsdokument<br />

• Administration Service<br />

� <strong>für</strong> den Auftraggeber gibt es <strong>für</strong> den Administration Service einen eigen KOEFFIZIENT<br />

Administrationsclient, der das Anlegen von Partnerunternehmen, Abteilungen <strong>und</strong> Personen<br />

sowie die Einrichtung von Projekten/Kostenstellen erlaubt<br />

198


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

� der Auftragnehmer besitzt nur eine eingeschränkte Administrationsfunktionalität über<br />

den KOEFFIZIENT Userclient. Er kann damit lediglich firmeninterne Mitarbeiter zu einem<br />

Projekt hinzufügen, so dass auch diese auf die jeweiligen Geschäftsdokumente<br />

zugreifen bzw. diese erstellen können.<br />

3.3 KOEFFIZIENT Clients<br />

Das Gr<strong>und</strong>prinzip der KOEFFIZIENT Clients (sowohl Administrations- als auch Userclient) ist<br />

recht einfach: der KOEFFIZIENT Client meldet sich am Server an, die Authentifizierung <strong>und</strong><br />

Authorisierung erfolgt über Serverfunktionen. Danach kann der Client Daten vom Server<br />

empfangen <strong>und</strong> zu diesem senden. Insbesondere können auch serverseitige Funktionen (sog.<br />

Custom Metzhods) aufgerufen werden, welche die KOEFFIZIENT-spezifische Businesslogik<br />

realisieren. Der KOEFFIZIENT Administrationsclient dient dem Anlegen <strong>und</strong> der Wartung<br />

von Partnerunternehmen, Abteilungen innerhalb dieser Unternehmen <strong>und</strong> Personen innerhalb<br />

dieser Abteilungen (Abbildung 5).<br />

Bild 1: Bildschirmabzug des KOEFFIZIENT Administrationsclients<br />

Zudem werden durch den KOEFFIZIENT Administrationsclient <strong>für</strong> jede Person die Berechtigungen<br />

<strong>für</strong> Ausführung von Geschäftsvorgängen festgelegt. Zu diesen Berechtigungen gehören<br />

das Lesen, Erstellen, Bearbeiten, Löschen <strong>und</strong> Senden von Geschäftsdokumenten.<br />

Alternativ zum Anlegen können die Daten über Partnerunternehmen, Abteilungen <strong>und</strong> Personen<br />

von bestehenden Mastersystemen importiert werden. Bei den in KOEFFIZIENT verwalteten<br />

Daten handelt es sich nur um die jeweiligen Minimalinformationen:<br />

• Partnerunternehmen (Organisationen): Name, Lieferentennummer, Status, Kompetenzen<br />

199


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

• Abteilungen: Name<br />

• Personen: Identifikation (durch System vorgegeben), Benutzername, Passwort, Name,<br />

Vorname, e-Mail, Berechtigungen, (Sprache)<br />

Zusätzlich können/müssen neben den obigen Informationen noch Projekte/Kostenstellen angelegt<br />

werden, da entsprechende der in KOEFFIZIENT zugr<strong>und</strong>e liegenden Philosophie jedes<br />

Geschäftsdokument bzw. Vorgang eindeutig einem Projekt bzw. einer Kostenstelle zugeordnet<br />

sein muss. Projekte/Kostenstellen können zur deren Strukturierung gruppiert werden. Auf<br />

diese Weise lässt sich eine einstufige Hierarchie bilden. An Informationen zu Projekten/Kostenstellen<br />

werden benötigt:<br />

• Projekt: Projektnummer, Projektbezeichnung, Beschreibung, Status<br />

• Projektgruppe: Name<br />

Sind diese Informationen mittels des Administrationsclients, entweder direkt oder durch Import<br />

vom jeweiligen Mastersystem verfügbar, können die KOEFFIZIENT Userclients auf Auftraggeber-<br />

<strong>und</strong> Auftragnehmerseite von den autorisierten Personen genutzt werden. Die Software<br />

<strong>für</strong> den KOEFFIZIENT Userclient, sowohl <strong>für</strong> den Auftraggeber als auch den Auftragnehmer<br />

ist identisch. Die Hauptfunktionen des Userclients sind die Erstellung <strong>und</strong> das<br />

Versenden sowie die Bearbeitung vom jeweiligen Partner empfangenen Geschäftsdokumente<br />

(Abbildung 6).<br />

Je nachdem ob sich nun eine Person des Auftraggebers oder eine Person eines Entwicklungspartners<br />

einloggt, werden die Basisfolder der Zugehörigkeit der angemeldeten Person entsprechend<br />

dargestellt. Zusätzlich bietet der KOEFFIZIENT Userclient, falls sich der Ansprechpartner<br />

des Entwicklungspartners am KOEFFIZIENT Server angemeldet hat, eine eingeschränkte<br />

Administrationsfunktionalität. Dies ist notwendig, da nur der Ansprechpartner des Entwicklungspartners<br />

entscheiden kann, welche internen Ressourcen er zur Erstellung der vom Auftraggeber<br />

gewünschten Dienstleitung (z.B. Erstellung eines Angebots) hinzuziehen möchte.<br />

Hierzu kann er Abteilungen <strong>und</strong> Personen aus dem eigenen Unternehmen hinzufügen.<br />

200


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 6:Bildschirmabzug des KOEFFIZIENT Userclients<br />

Zudem kann es noch notwendig sein, zu dem Projekt, auf welches sich die Anfrage vom Auftraggeber<br />

bezogen hat, eine eigene, interne Projektnummer zu vergeben, da ein Entwicklungspartner<br />

im Algemeinen <strong>für</strong> Projekte einen eigenen Nummerkreis in seinem Unternehmen<br />

pflegt. Die Korrespondenz der eigenen Projektnummer mit der des Senders wird hierbei vom<br />

System verwaltet.<br />

Beispiel <strong>für</strong> den KOEFFIZIENT Visualization Service: SmartPDM Viewer<br />

Beim Versenden eines Geschäftsdokuments (Anfrage, Angebot, Lieferung, etc.) kann der<br />

Sender sowohl zu den Kopfdaten als auch zu den einzelnen Positionen Dokumente, z.B. Office<br />

Dokumente, PDF-Dokumente oder Stücklisten <strong>und</strong>/oder CAD-Modelle als so genannte<br />

Attachments hinzufügen. Der Empfänger des Geschäftsdokuments kann daraufhin die Attachments<br />

sowohl auf seinen lokalen Rechner holen <strong>und</strong>/oder die Attachments direkt mittels<br />

eines geeigneten Viewers anzeigen <strong>und</strong> ggf. bearbeiten (siehe Abbildung 6). In dem nachfolgenden<br />

Bildschirmabzug (Abbildung 7) ist die exemplarische Anbindung eines Viewers <strong>für</strong><br />

PDM-Metadaten dargestellt. Dieser Viewer zeigt die - hier im STEP AP214 Format codierten<br />

- PDM-Daten in der Struktur des PDM-Systems des Auftraggebers an. Damit ist eine reibungslose<br />

Kommunikation der beteiligten Konstrukteure möglich.<br />

3.4 Verteilung <strong>und</strong> Installation<br />

Für die Installation <strong>und</strong> den Betreib des Kooperationsassistenten ist ein PC mit der folgenden<br />

Betriebssystem- <strong>und</strong> Softwareumgebung notwendig<br />

• Server (nur bei Auftraggeber)<br />

201


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

� MS Windows 2000, XP oder Win2003 Server<br />

� MS .NET Framework SDK<br />

� MS SQL-Server (eine eingeschränkte Version hiervon ist bereits Bestandteil des MS<br />

.NET Framework SDK) oder ORACLE 8i, 9i<br />

• Clients (bei Auftraggeber <strong>und</strong> Auftragnehmer)<br />

� MS Windows 98/ME/NT/2000/XP<br />

� MS .NET Framework<br />

Obwohl beim Auftraggeber die Clientsoftware prinzipiell auf demselben Rechner wie der<br />

Server installiert werden kann, sollte jedoch Trennung der Hardware <strong>und</strong> die getrennte Bereitstellung<br />

eines durchgeführt werden.<br />

Abbildung 7: Bildschirmabzug eines integrierten SMART PDM Tools zum<br />

Lesen <strong>und</strong> Schreiben von PDM Daten im STEP AP214 Format<br />

Für das Aufsetzen des Kooperationsassistenten bietet sich die folgende Vorgehensweise an<br />

(das ggf. notwendige Customizing des Kooperationsassistenten bzgl. Funktionalität, Benutzungsoberfläche<br />

<strong>und</strong> Terminologie ist in dieser Beschreibung ist nicht enthalten): Dem Auftraggeber<br />

wird eine CD auf der alle notwendigen Bestandteile des Servers <strong>und</strong> der Clients<br />

enthalten sind zur Verfügung gestellt.<br />

Zuerst muss der KOEFFIZIENT Server mittels einer automatisierten Installationsroutine installiert<br />

werden. Im Anschluss wird die Datenbank zur Verwaltung der Geschäftsdokumente angelegt.<br />

Anschließend werden der Benutzeraccount <strong>für</strong> den KA-Administrator (nur beim Auftraggeber)<br />

<strong>und</strong> die Basisfolderstruktur erstellt <strong>und</strong> danach das KOEFFIZIENT Datenmodell importiert.<br />

202


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Im zweiten Schritt wir der KOEFFIZIENT Administratorclient beim Auftraggeber mittels eines<br />

typischen mitgelieferten Setup-Programms installiert. Sobald dies geschehen ist, können nun<br />

nach dem Start <strong>und</strong> Login als Administrator die Partnerunternehmen angelegt <strong>und</strong> die jeweiligen<br />

Ansprechpartner sowie deren Abteilungen vom Administrator eingegeben beziehungsweise<br />

von dem jeweiligen Mastersystem (z.B. das unternehmensweite ERP-System) importiert<br />

werden. Dies gilt auch <strong>für</strong> die Ansprechpartner im eigenen Unternehmen. Bereits zu diesem<br />

Zeitpunkt können nun auch Projekte/Kostenstellen angelegt bzw. vom jeweiligen Mastersystem<br />

(in der Regel das unternehmensweite ERP-System) importiert werden. Anschließend<br />

verteilt der Administrator nun die Clientsoftware an die (potentiellen) Nutzer im eigenen<br />

Haus sowie an die Ansprechpartner der Partnerunternehmen. Diese Verteilung kann automatisiert<br />

durch die Versendung einer E-Mail (ist Bestandteil der bei der Anlage der Personen<br />

eingegebenen bzw. importierten Minimalinformationen) mit einem Link zum Download der<br />

Clientsoftware oder durch das explizite Verschicken der Software auf einem Datenträger erfolgen.<br />

Als dritter Schritt wird dann der KOEFFIZIENT Userclient beim Auftragnehmer installiert, was<br />

wiederum durch das bereits genannte Setup-Programm erfolgt. Parallel <strong>und</strong> analog zu der Installation<br />

der Clientsoftware bei Auftraggeber erfolgt die Installation der Clientsoftware bei<br />

den Partnerunternehmen.<br />

Sobald die notwendigen Installationen abgeschlossen sind, können die Transaktionen erfolgen<br />

- hierzu muss zuerst ein Projekt/Kostenstelle vorhanden sein (durch den Administrator des<br />

Auftraggebers einzurichten). Der vorgegebene Workflow erfordert eine stringente Abarbeitung<br />

der Transaktionen: So kann z.B. erst dann ein Angebot erstellt werden, wenn einen entsprechende<br />

Anfrage eingegangen ist, oder eine Lieferung von digitalen Engineeringleistungen<br />

kann erst dann erfolgen, wenn ein Auftrag hierzu vorliegt, etc. Diese Regeln sind in dem Kooperationsassistenten<br />

hinterlegt <strong>und</strong> beeinflussen entsprechend die Handlungsmöglichkeiten<br />

der User im Client.<br />

3.5 Projektergebnisse<br />

Als Ergebnisse des Projekts sind der Software-Werkzeugkasten zur Erzeugung des dynamischen<br />

Kooperationsassistenten, zum anderen Spezifikationen, Methodiken <strong>und</strong> Erfahrungsberichte<br />

zu nennen. Der Software-Werkzeugkasten zur Erzeugung des dynamischen Kooperationsassistenten<br />

besteht im Wesentlichen aus den folgenden Komponenten:<br />

• Adaptern zur Extraktion der Datenstrukturen <strong>und</strong>/oder Nutzdaten von Partnersystemen,<br />

insbesondere den folgenden PDM-Systemen:<br />

� Axalant/EIGNER PLM<br />

� eMatrix<br />

� iMAN (TeamCenter Engineering)<br />

� Metaphase (TeamCenter Enterprise)<br />

• Modul zum Vergleich von Datenstrukturen:<br />

� dient der gezielten Ermittlung von Unterschieden von Datenmodellen zwischen unterschiedlichen,<br />

bei den Kooperationspartnern eingesetzten IT-Systemen einerseits<br />

<strong>und</strong>/oder der Feststellung von Veränderungen (Customizations) an dem Datenmodell<br />

eines IT-Systems bei einem Kooperationspartner.<br />

• Modul zur grafisch interaktiven Spezifikation von Datenstrukturmappings<br />

203


Der „Dynamische Kooperationsassistent“: IT-gestützte, unternehmensübergreifende Kommunikation im Engineering<br />

� diese Komponente dient der einfachen, graphisch orientierten Spezifikation von Abbildungen<br />

zwischen den Datenstrukturen der IT-Systeme der Kooperationspartner.<br />

Weitere Ergebnisse des Verb<strong>und</strong>forschungsprojektes KOEFFIZIENT umfassen:<br />

• Spezifikationen zu den Software-<strong>Werkzeuge</strong>n<br />

• Methodik zum Aufbau von Engineeringprozessketten <strong>für</strong> KMU <strong>und</strong> deren Durchführung<br />

mittels dem Kooperationsassistenten<br />

• Validierung anhand von ausgewählten Engineeringprozessketten aus den Anwendungsbereichen<br />

"Antriebstechnik" <strong>und</strong> "Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau"<br />

• Pilotierung bei den Anwendern, Erfahrungsberichte<br />

4 Ausblick<br />

Im Fokus der weiteren Arbeiten bis zum Projektende stehen vor allem die Validierung des<br />

bisher erarbeiteten Konzepts <strong>und</strong> der bisher erfolgten Implementierung sowie die anschließende<br />

Pilotierung bei den Anwendern im Verb<strong>und</strong>projekt. Hierzu ist der Kooperationsassistent<br />

an die IT-Systeme der Partner anzubinden <strong>und</strong> entsprechend der jeweiligen Anforderungen<br />

an die unternehmensspezifischen Gegebenheiten <strong>und</strong> Prozesse anzupassen.<br />

204


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

5 kollmar<br />

KOEFFIZIENT im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

PHILLIP KOLLMAR<br />

Als Teilnehmer im Projekt KOEFFIZIENT wurde bei Firma Gebr. Bellmer GmbH die Prozessintegration<br />

mit Engineering- Partnern im Sondermaschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau untersucht.<br />

Die Firma Bellmer ist ein mittelständische Unternehmen im Sondermaschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau.<br />

Beschäftigt werden knapp 300 Mitarbeiter in der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich<br />

Fertigung <strong>und</strong> Montage. Firma Bellmer liefert Sondermaschinen <strong>für</strong> die Papier<strong>und</strong><br />

Zellstoffindustrie zur Papierherstellung sowie Entwässerungsmaschinen <strong>für</strong> die<br />

Schlammentwässerung von industriellen <strong>und</strong> kommunalen Abwässern sowie Pressen zur<br />

Fruchtentsaftung im Lebensmittelbereich. Die Anlagen können inklusive Steuerung schlüsselfertig<br />

geliefert werden. Es handelt sich um individuelle K<strong>und</strong>enlösungen, was zu einem hohen<br />

Engineeringaufwand der Produkte, die auftragsbezogen herstellt werden, führt. Die Durchlaufzeiten<br />

durchschnittlicher Aufträge liegen zwischen 6 <strong>und</strong> 15 Monaten. Der Fertigungsschwerpunkt<br />

liegt im Papiermaschinenbau. Die K<strong>und</strong>enmärkte sind weltweit mit einem Exportanteil<br />

von durchschnittlich 50%.<br />

Das Produktprogramm wird regelmäßig weiterentwickelt um im Markt bestehen zu können.<br />

Es wurde auch in den letzten Jahren in die Fertigungstechnologien investiert, da Bellmer am<br />

Standort Deutschland festhält. Durch einen hohen Ausbildungsanteil gelingt es Bellmer den<br />

Nachwuchs mit motivierten eigenen Auszubildenden zu gestalten.<br />

Die Firma Bellmer ist in das laufende Projektvorhaben KOEFFIZIENT im Jahr 2003 während<br />

des letzten Projektdrittels eingestiegen. Bellmer wurde als Ersatz einer ausgestiegenen Maschinenbaufirma<br />

in das Projekt integriert. Die bisherigen Teilnehmer kamen mehr aus der<br />

Groß- <strong>und</strong> Kleinserienfertigung. Die Ergänzung durch Bellmer sollte mit die Anforderungen<br />

einer auftragsbezogenen Einzelfertigung in das Projekt mit einbringen.<br />

Es lag bereits ein Lösungsansatz mit einer Software vor, der auf Funktionalität <strong>und</strong> Eignung<br />

validiert wurde.<br />

Hierzu wurde im Vorfeld eine Analyse der bestehenden Aufbau- <strong>und</strong> Ablauforganisation vorgenommen.<br />

Geschäftsprozesse wurden in einem Modell abgebildet <strong>und</strong> die Umsetzbarkeit<br />

einzelnen Prozesse mit der Software „Kooperationsassistent“ untersucht.<br />

Im Bereich Beschaffung von Zulieferteilen sind standardisierte Abläufe mit Datenaustausch<br />

zwischen K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Lieferant vorhanden. Diese sollen standardisiert <strong>und</strong> vereinfacht werden.<br />

Der Softwareprototyp Kooperationsassistent wurde auf Anwendbarkeit auf die Prozessmodelle<br />

<strong>und</strong> Umsetzung in der praktischen Anwendung getestet. Hierzu wurden Anwendungsszenarien<br />

wie beispielsweise Brennteilbeschaffung abgebildet.<br />

Die Validierung erfolgte unter den Gesichtspunkten Bedienbarkeit, Funktionserfüllung, Sicherheit,<br />

Performance, Fehlerfeststellung sowie Verbesserungsvorschläge.<br />

Die Testergebnisse sind dann in die laufende Softwareentwicklung eingeflossen. Die Anforderungen<br />

<strong>für</strong> zukünftige Lieferanten- / K<strong>und</strong>enbeziehungen mit dem Kooperationsassistenten<br />

wurden formuliert.<br />

205


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

6 meier<br />

Das Vorgehen zur Konstruktion eines<br />

ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

HANS MEIER<br />

Zusammenfassung: Das Management von Kompetenzen stellt auch <strong>für</strong> kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

speziell in engineeringintensiven Branchen einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Der<br />

vorliegende Beitrag befasst sich deshalb mit dem Vorgehen zur Einführung eines rechnergestützten<br />

Kompetenzmanagementsystems, beginnend mit dem Entscheidungsprozess <strong>für</strong> ein solches<br />

System über den Kernprozess der Konstruktion dieses Systems bis hin zu dessen Überführung in<br />

die Nutzungsphase. Es wird dabei insbesondere der Blickwinkel kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen<br />

berücksichtigt <strong>und</strong> auf projektbegleitende Prozesse wie die Dokumentation <strong>und</strong> das Projektmanagement<br />

mit eingegangen.<br />

1 Einleitung<br />

Für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen mit einem hohen Engineeringanteil an der Gesamtwertschöpfung<br />

stellt das Management von Kompetenzen einen erfolgsentscheidenden Faktor dar.<br />

Die TEMA GmbH beispielsweise, aus deren Blickwinkel dieser Beitrag entstanden ist, erstellt<br />

mit ca. 25 Mitarbeitern <strong>für</strong> industrielle Anwendungen bildverarbeitende Inspektionssysteme,<br />

die überwiegend in schnelllaufenden, hochautomatisierten Produktionssystemen eingesetzt<br />

werden. In den folgenden Abschnitten soll das Vorgehen <strong>für</strong> eine Einführung eines rechnergestützten<br />

Kompetenzmanagementsystems entsprechend der Ergebnisse des Forschungsprojekts<br />

KOWIEN diskutiert werden.<br />

2 Kompetenzmanagement in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />

Das Umfeld <strong>für</strong> das Kompetenzmanagement (Abbildung 1) ist geprägt von wissensintensiven<br />

Geschäftsprozessen, speziell in Unternehmen, die wie die TEMA GmbH durch einen hohen<br />

Engineeringanteil an der Gesamtwertschöpfung gekennzeichnet sind. Insbesondere wirkt sich<br />

hier die dominante Rolle des Projektgeschäfts mit einem äußerst geringen Wiederholcharakter<br />

bei teils sehr komplexen <strong>und</strong> zugleich erfolgskritischen Detaillösungen aus. Das dabei entstehenden<br />

Wissen ist in hohem Maße personengeb<strong>und</strong>en, wobei die Projekterfahrungen als Wissensquelle<br />

zu verstehen sind. Das so entstehende Wissen ist allgemein schwer dokumentier-<br />

<strong>und</strong> kommunizierbar. Zudem wird unter Umständen das exklusiv erworbene Wissen durch<br />

Mitarbeiter als persönliches Kapital verstanden. Hinzu kommt, dass unter den Wissensträgern<br />

eine verhältnismäßig hohe Fluktuation herrscht.<br />

Es lässt sich also festhalten, dass ein optimaler Einsatz von Kompetenzen eine große Bedeutung<br />

<strong>für</strong> den Unternehmenserfolg hat. Dabei gestaltet sich er Umgang mit Kompetenzen<br />

schwierig, da das Wissen über die Kompetenzen schwer dokumentier- <strong>und</strong> kommunizierbar<br />

ist, da auch bei den Trägern des Wissens über das Wissen Fluktuation eine Rolle spielt <strong>und</strong> da<br />

selbstverständlich auch das Wissen über Kompetenzen als persönliches Kapital betrachtet<br />

werden kann.<br />

207


Das Vorgehen zur Konstruktion eines ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

Wissensintensive<br />

Wissensintensive<br />

Geschäftsprozesse<br />

Geschäftsprozesse<br />

• Hoher Engineeringanteil<br />

• Hoher Engineeringanteil<br />

• Projektgeschäft<br />

• Projektgeschäft<br />

• Geringer Wiederholcharakter<br />

• Geringer Wiederholcharakter<br />

• Komplexe, erfolgskritische<br />

• Komplexe, erfolgskritische<br />

Detaillösungen<br />

Detaillösungen<br />

Heute üblich<br />

in KMU<br />

Intuitives,<br />

Intuitives,<br />

implizites<br />

implizites<br />

Kompetenzmanagement<br />

Kompetenzmanagement<br />

Große Bedeutung eines optimalen Einsatzes von Kompetenzen<br />

Große Bedeutung eines optimalen Einsatzes von Kompetenzen<br />

Erschwerter<br />

Erschwerter<br />

Umgang<br />

Umgang<br />

mit<br />

mit<br />

Kompetenzen<br />

Kompetenzen<br />

• Fluktuation der Träger des Wissens über<br />

• Fluktuation der Träger des Wissens über<br />

das Wissen der Wissensträger<br />

das Wissen der Wissensträger<br />

• Schwer dokumentier- <strong>und</strong><br />

• Schwer dokumentier- <strong>und</strong><br />

kommunizierbares Wissen über Wissen<br />

kommunizierbares Wissen über Wissen<br />

• Exklusives Wissen über Wissen als<br />

• Exklusives Wissen über Wissen als<br />

„persönliches Kapital“<br />

„persönliches Kapital“<br />

208<br />

Personengeb<strong>und</strong>enes<br />

Personengeb<strong>und</strong>enes<br />

Wissen<br />

Wissen<br />

• Projekterfahrung als Wissensquelle<br />

• Projekterfahrung als Wissensquelle<br />

• Schwer dokumentier- <strong>und</strong> kommunizierbares<br />

• Schwer dokumentier- <strong>und</strong> kommunizierbares<br />

Wissen<br />

Wissen<br />

• Exklusives Wissen als „persönliches Kapital“<br />

• Exklusives Wissen als „persönliches Kapital“<br />

• Fluktuation der Wissensträger<br />

• Fluktuation der Wissensträger<br />

Option <strong>für</strong> die<br />

Zukunft<br />

Systematisches,<br />

Systematisches,<br />

rechnergestütztes<br />

rechnergestütztes<br />

Kompetenzmanagement<br />

Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 12: Umfeld des Kompetenzmanagements<br />

in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />

In kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen wie auch der TEMA GmbH ist es dabei heute üblich,<br />

das Kompetenzmanagement ausschließlich implizit durch intuitives, erfahrungsgeleitetes<br />

Handeln abzubilden. Für die Zukunft besteht aber die Option, auf ein systematisches, rechnergestütztes<br />

Kompetenzmanagement zu setzen.<br />

3 Entscheidung zur Einführung eines Kompetenzmanagementsystems<br />

Wird nun erwägt, ein solches, systematisches, rechnergestütztes Kompetenzmanagementsystem<br />

einzusetzen, muss zunächst betrachtet werden, welche Defizite bei dem aktuell praktizierten,<br />

intuitiven Kompetenzmanagement tatsächlich bestehen (Abbildung 2). Hier wären zum<br />

Beispiel ein suboptimaler Mitarbeitereinsatz, das Brachliegen von vorhandenen Kompetenzen,<br />

der Fortbestand von Kompetenzlücken, der vollständige Verlust von Kompetenzen <strong>und</strong><br />

Kompetenzwissen durch Mitarbeiterfluktuation sowie die stark subjektive Wahrnehmung von<br />

Kompetenzen zu nennen. Diese Defizite führen in der Regel zu Folgen wie beispielsweise einem<br />

erhöhten Personalaufwand, Kostenüberschreitungen im Projektgeschäft, Qualitätsmängeln,<br />

Imageschäden <strong>und</strong> unter Umständen sogar zu existenziellen Risiken. Auf der anderen<br />

Seite lassen sich aus einem systematischen Kompetenzmanagement als Nebeneffekte einige<br />

zusätzliche Potenziale ableiten, wie zum Beispiel einen bewussteren Umgang mit Kompetenzen,<br />

einer allgemein verbesserten Dokumentation sowie einer Präzisierung von Begrifflichkeiten.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Intuitives, implizites<br />

Intuitives, implizites<br />

Kompetenzmanagement<br />

Kompetenzmanagement<br />

Defizite<br />

Defizite<br />

• Suboptimaler<br />

• Suboptimaler<br />

Mitarbeitereinsatz<br />

Mitarbeitereinsatz<br />

• Brachliegen von<br />

• Brachliegen von<br />

Kompetenzen<br />

Kompetenzen<br />

• Fortbestand von<br />

• Fortbestand von<br />

Kompetenzlücken<br />

Kompetenzlücken<br />

• Verlust von Kompetenz-<br />

• Verlust von Kompetenzwissen<br />

bei Fluktuation<br />

wissen bei Fluktuation<br />

• Subjektive Wahrnehmung<br />

• Subjektive Wahrnehmung<br />

von Kompetenzen<br />

von Kompetenzen<br />

• ...<br />

• ...<br />

Vermeidbare<br />

Vermeidbare<br />

Folgen<br />

Folgen<br />

• Erhöhter Personal<br />

• Erhöhter Personal<br />

aufwand<br />

aufwand<br />

• Kostenüberschreitungen<br />

• Kostenüberschreitungen<br />

• Qualitätsmängel<br />

• Qualitätsmängel<br />

• Imageschäden<br />

• Imageschäden<br />

• Existenzielle Risiken<br />

• Existenzielle Risiken<br />

• ...<br />

• ...<br />

Zentrale Frage:<br />

Zentrale Frage:<br />

Rechtfertigt die Vermeidung der Defizite <strong>und</strong> die Nutzung der Potenziale<br />

Rechtfertigt die Vermeidung der Defizite <strong>und</strong> die Nutzung der Potenziale<br />

den Aufwand <strong>für</strong> die Einführung eines Kompetenzmanagementsystems?<br />

den Aufwand <strong>für</strong> die Einführung eines Kompetenzmanagementsystems?<br />

209<br />

Systematisches, rechnergestütztes<br />

Systematisches, rechnergestütztes<br />

Kompetenzmanagement<br />

Kompetenzmanagement<br />

Potenziale<br />

Potenziale<br />

aus<br />

aus<br />

Nebeneffekten<br />

Nebeneffekten<br />

• Bewussterer Umgang<br />

• Bewussterer Umgang<br />

• mit Kompetenzen<br />

• mit Kompetenzen<br />

• Verbesserte<br />

• Verbesserte<br />

Dokumentation<br />

Dokumentation<br />

• Präzisierung von<br />

• Präzisierung von<br />

Begrifflichkeiten<br />

Begrifflichkeiten<br />

• ...<br />

• ...<br />

Abbildung 13: Fragestellungen bei der Entscheidung zur Einführung eines<br />

Kompetenzmanagementsystems.<br />

Aus der Betrachtung der bestehenden Defizite, der daraus abgeleiteten, vermeidbaren Folgen<br />

sowie der zusätzlichen Potenziale der Nutzung eines systematischen Kompetenzmanagementsystems<br />

lässt sich nun die zentrale Frage beantworten, ob die eben genannten Vorteile den<br />

Aufwand der Einführung eines rechnergestützten Kompetenzmanagementsystems rechtfertigen.<br />

4 Projektbegleitende Prozesse<br />

Ist die Entscheidung zugunsten der Einführung eines rechnergestützten Kompetenzmanagementsystems<br />

gefallen, gilt es, ein entsprechendes Einführungsprojekt aufzusetzen. Neben den<br />

eigentlichen Kernprozessschritten eines solchen Projekts, die in den folgenden Abschnitten<br />

genauer beileuchtet werden sollen, ist an dieser Stelle auf die projektbegleitenden Prozesse<br />

der Dokumentation <strong>und</strong> des Projektmanagements hinzuweisen (Abbildung 3). Eine sorgfältige<br />

Dokumentation des Einführungsprojekts ist zum Beispiel deshalb unabdingbar, um die Nachprüfbarkeit<br />

der Anforderungserfüllung zu garantieren, Entscheidungen des Projektteams<br />

nachvollziehbar zu halten <strong>und</strong> somit deren Akzeptanz sicherzustellen <strong>und</strong> den Einsatz externer<br />

Dienstleister wie z. B. eines Toolanbieters abzusichern.<br />

Ein effektives Projektmanagement ist unter Anderem deshalb erforderlich, um eine strikte<br />

Entscheidungsfindung bei Meilensteinen zu erzwingen sowie die Einhaltung des Zeit- <strong>und</strong> des<br />

Kostenrahmens zu gewährleisten.


Anforderungsspezifizierung<br />

Das Vorgehen zur Konstruktion eines ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

Dokumentation<br />

Wissensakquisition<br />

Konzeptualisierung<br />

Projektmanagement<br />

Implementierung<br />

210<br />

Evaluation<br />

Sorgfältige Dokumentation notwendig:<br />

Sorgfältige Dokumentation notwendig:<br />

• Nachprüfbarkeit der Anforderungserfüllung<br />

• Nachprüfbarkeit der Anforderungserfüllung<br />

• Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen (Akzeptanz)<br />

• Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen (Akzeptanz)<br />

• Einsatz externer Dienstleister (Toolanbieter)<br />

• Einsatz externer Dienstleister (Toolanbieter)<br />

Effektives Projektmanagement notwendig:<br />

Effektives Projektmanagement notwendig:<br />

• Strikte Entscheidungsfindung bei Meilensteinen<br />

• Strikte Entscheidungsfindung bei Meilensteinen<br />

• Einhaltung des Zeitrahmens<br />

• Einhaltung des Zeitrahmens<br />

• Einhaltung des Kostenrahmens<br />

• Einhaltung des Kostenrahmens<br />

Abbildung 14: Projektbegleitende Prozesse bei der Konstruktion eines ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagementsystems.<br />

5 Konstruktion des ontologiebasierten<br />

Kompetenzmanagementsystems<br />

Im Folgenden sollen die Kernprozessschritte eines Projekts zur Einführung eines rechnergestützten<br />

Kompetenzmanagementsystems eingehender behandelt werden.<br />

5.1 Anforderungsspezifizierung<br />

Zunächst muss zur Einführung eines rechnergestützten Kompetenzmanagementsystems präzise<br />

der angestrebte Funktionsumfang festgelegt werden (Abbildung 4). Dieser Schritt der Anforderungsspezifizierung<br />

umfasst die Identifizierung der durch das Kompetenzmanagement<br />

wesentlich tangierten Geschäftsprozesse, der jeweiligen Anwendungsszenarien in diesen Geschäftsprozessen,<br />

die dabei involvierten Nutzergruppen sowie die zu diesem Zeitpunkt bereits<br />

bekannten Quellen des Wissens über Kompetenzen. Die Phase der Anforderungsspezifizierung<br />

führt dabei nicht lediglich zu einem Anforderungskatalog, sie muss darüber hinaus vielmehr<br />

in einer greifbaren Vision des geplanten Kompetenzmanagementsystems münden, so<br />

dass sich die Projektbeteiligten bereits in dieser Phase mit dem künftigen Kompetenzmanagementsystem<br />

identifizieren können.


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Anforderungsspezifizierung<br />

Anforderungsspezifizierung<br />

–<br />

–<br />

Festlegung<br />

Festlegung<br />

des<br />

des<br />

angestrebten<br />

angestrebten<br />

Funktionsumfangs<br />

Funktionsumfangs<br />

Vision eines Kompetenzmanagementsystems<br />

Vision eines Kompetenzmanagementsystems<br />

211<br />

Relevante Geschäftsprozesse<br />

Relevante Geschäftsprozesse<br />

Anwendungsszenarien<br />

Anwendungsszenarien<br />

Nutzergruppen<br />

Nutzergruppen<br />

Quellen des Kompetenzwissens<br />

Quellen des Kompetenzwissens<br />

Abbildung 15: Festlegung des angestrebten Funktionsumfang im Rahmen der<br />

Anforderungsspezifizierung.<br />

5.2 Systementscheidung<br />

Vollständige Eigenentwicklung?<br />

Vollständige Eigenentwicklung?<br />

Notwendige Kompetenzen liegen nicht vor<br />

Notwendige Kompetenzen liegen nicht vor<br />

Nutzung bereits geleisteter Arbeiten nicht möglich<br />

Nutzung bereits geleisteter Arbeiten nicht möglich<br />

Extrem hoher Aufwand<br />

Extrem hoher Aufwand<br />

Kauf eines kommerziellen Systems, welches?<br />

Kauf eines kommerziellen Systems, welches?<br />

Unterstützung der angestrebten Szenarien?<br />

Unterstützung der angestrebten Szenarien?<br />

Leistungsfähigkeit eines ontologiebasierten Systems?<br />

Leistungsfähigkeit eines ontologiebasierten Systems?<br />

Gewünschte Flexibilität?<br />

Gewünschte Flexibilität?<br />

Zukauf<br />

Zukauf<br />

Systemplattform<br />

Systemplattform<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Projektunterstützung,<br />

Projektunterstützung,<br />

von<br />

von<br />

welchem<br />

welchem<br />

Anbieter?<br />

Anbieter?<br />

Unterstützung durch den Anbieter?<br />

Unterstützung durch den Anbieter?<br />

Vorhandensein geeigneter Basisontologien?<br />

Vorhandensein geeigneter Basisontologien?<br />

Favorit festgelegt, Aufwand/Nutzen-Verhältnis?<br />

Favorit festgelegt, Aufwand/Nutzen-Verhältnis?<br />

Vorhandensein geeigneter Akquisewerkzeuge?<br />

Vorhandensein geeigneter Akquisewerkzeuge?<br />

Überzeugende <strong>und</strong> anpassbare Benutzerschnittstelle?<br />

Überzeugende <strong>und</strong> anpassbare Benutzerschnittstelle?<br />

Einführungsaufwand<br />

Einführungsaufwand<br />

Pflegeaufwand<br />

Pflegeaufwand<br />

Anwendung<br />

Anwendung<br />

Abbildung 16: Systementscheidung bei der Auswahl einer geeigneten Systemplattform.<br />

Auf Basis der Vision des Kompetenzmanagementsystems muss nun ein Zwischenschritt eingeschaltet<br />

werden, da in der Regel <strong>für</strong> kleine oder mittlere Unternehmen schlicht indiskutabel


Das Vorgehen zur Konstruktion eines ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

sein wird, eine Kompetenzmanagementsystem vollständig selbst zu entwickeln, da die dazu<br />

notwendigen Kompetenzen nicht vorliegen werden, die Nutzung eventuell bereits erledigter<br />

Arbeiten <strong>und</strong> Erfahrungen aus anderen, derartigen Einführungsprojekten nicht genutzt werden<br />

können <strong>und</strong> darüber hinaus mit einem extrem hohen Aufwand zu rechnen wäre (Abbildung<br />

5). Es wird also in jedem Fall notwendig sein, ein kommerziell verfügbares System einzusetzen.<br />

Bei der Suche nach einem solchen System ist zu bewerten, inwieweit die bereits definierten<br />

Szenarien unterstützt werden können, ob die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Systems ausreicht<br />

<strong>und</strong> ob es ein hohes Maß an Flexibilität garantiert. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit<br />

sollte als Messlatte die Leistungsfähigkeit eines ontologiebasierten Systems angelegt werden,<br />

da von dem System sicher auch erwartet wird, dass es mehr zu leisten vermag, als Kompetenzanfragen<br />

nur mit vorher exakt zur Frage passend eingegebenen Kompetenzaussagen zu<br />

beantworten. In der Regel wird es also auf den Zukauf einer kommerziellen Systemplattform<br />

<strong>für</strong> ein Kompetenzmanagementsystem hinauslaufen, wobei es von entscheidender Bedeutung<br />

sein wird, welche Unterstützung der Anbieter bei der Einführung bietet, ob er bereits anwendbare<br />

– im hier angenommenen Fall einer ontologiebasierten Lösung – Basisontologien bereitstellen<br />

kann, inwieweit der Anbieter die Wissensakquisition mit <strong>Werkzeuge</strong>n unterstützen<br />

kann <strong>und</strong> ob eine überzeugende Benutzerschnittstelle vorhanden ist oder aufgebaut werden<br />

kann.<br />

5.3 Wissensakquisition<br />

Wissensakquisition<br />

Wissensakquisition<br />

-<br />

-<br />

Erfassung<br />

Erfassung<br />

relevanter<br />

relevanter<br />

Informationen<br />

Informationen<br />

zur<br />

zur<br />

Ontologieerstellung<br />

Ontologieerstellung<br />

Identifizierung der Träger von Kompetenzwissen<br />

Identifizierung der Träger von Kompetenzwissen<br />

Erfassung der Kompetenzen<br />

Erfassung der Kompetenzen<br />

Erfassung von Relationen, Zuordnungen <strong>und</strong> Ausprägungen<br />

Erfassung von Relationen, Zuordnungen <strong>und</strong> Ausprägungen<br />

Identifizierung von Dokumenten mit Kompetenzwissen<br />

Identifizierung von Dokumenten mit Kompetenzwissen<br />

Extraktion einer Basis-Terminologie als Ausgangspunkt<br />

Extraktion einer Basis-Terminologie als Ausgangspunkt<br />

Nebeneffekt: Schaffung von Bewusstsein über vorhandene Kompetenzen<br />

Nebeneffekt: Schaffung von Bewusstsein über vorhandene Kompetenzen<br />

Konzeptualisierung<br />

Konzeptualisierung<br />

–<br />

–<br />

Modellbildung<br />

Modellbildung<br />

auf<br />

auf<br />

Basis<br />

Basis<br />

von<br />

von<br />

Terminologien<br />

Terminologien<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Begriffsbeziehungen<br />

Begriffsbeziehungen<br />

Tendenziell nur wenig strukturiertes Kompetenzwissen<br />

Tendenziell nur wenig strukturiertes Kompetenzwissen<br />

Middle-Out-Ansatz beginnend mit Terminologieinseln<br />

Middle-Out-Ansatz beginnend mit Terminologieinseln<br />

212<br />

Erweiterung <strong>und</strong> Verfeinerung<br />

Erweiterung <strong>und</strong> Verfeinerung<br />

Formulierung von Inferenz- <strong>und</strong> Integritätsregeln<br />

Formulierung von Inferenz- <strong>und</strong> Integritätsregeln<br />

Abbildung 17: Die Schritte der Wissensakquisition <strong>und</strong> der Konzeptualisierung.<br />

......<br />

......


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Im darauf folgenden Schritt der Wissensakquisition (Abbildung 6) werden dann die relevanten<br />

Informationen zur Ontologieerstellung erfasst. Detailliert sind hier die Träger des Kompetenzwissens<br />

zu identifizieren, die relevanten Kompetenzen sowie deren Relationen, Zuordnungen<br />

<strong>und</strong> Ausprägungen zu erfassen, Kompetenzwissen enthaltende Dokumente zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> als Ausgangspunkt <strong>für</strong> den nächsten Schritt eine Basisterminologie zu extrahieren.<br />

Es erscheint sinnvoll, sich in diesem Schritt bereits durch Experten des Anbieters der<br />

Systemplattform unterstützen zu lassen, um insbesondere eine zielgerichtete Arbeit sicherzustellen.<br />

Als positiver Nebeneffekt ist bereits in diesem Schritt die Schaffung eines geschärften<br />

Bewusstseins <strong>für</strong> die vorhandenen Kompetenzen zu erwarten.<br />

5.4 Konzeptualisierung<br />

Im folgenden Schritt der Konzeptualisierung (Abbildung 6) steht die Modellbildung auf Basis<br />

der bereits erfassten Terminologien <strong>und</strong> Begriffsbeziehungen im Mittelpunkt. Dabei empfiehlt<br />

es sich, bei der in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen zu erwartenden, nur schwach ausgeprägten<br />

Strukturierung des Kompetenzwissens auf einen so genannten „Middle-Out“-Ansatz<br />

beginnend bei den relevantesten Terminologieinseln zurückzugreifen. Es folgen weitere Erweiterungen<br />

<strong>und</strong> Verfeinerungen <strong>und</strong> schließlich die Formulierung von Inferenz- <strong>und</strong> Integritätsregeln.<br />

Da diese Arbeiten ein erhebliches Maß an Erfahrung erfordern, liegt es nahe, hier<br />

massiv auf die Unterstützung durch den Systemanbieter zurückzugreifen, deshalb soll hier<br />

auch auf eine detailliertere Abhandlung über diese Teilschritte verzichtet werden.<br />

5.5 Implementierung<br />

Auch die Phase der Implementierung (Abbildung 7), also die Umsetzung auf der Systemplattform,<br />

sollte aus den bereits genannten Gründen überwiegend durch den Systemanbieter erfolgen.<br />

Sie umfasst unter Anderem die Bildung einer formalen Repräsentation der entwickelten<br />

Ontologie, die Installation der Systemplattform, die Einbringung der formalen Repräsentation<br />

in die Systemplattform sowie die Anpassung der Benutzerschnittstelle entsprechend der spezifizierten<br />

Anwendungsszenarien.<br />

213


Das Vorgehen zur Konstruktion eines ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

Implementierung – Umsetzung auf der Systemplattform<br />

Implementierung – Umsetzung auf der Systemplattform<br />

Evaluierung – Überprüfung der Anforderungserfüllung<br />

Evaluierung – Überprüfung der Anforderungserfüllung<br />

5.6 Evaluation<br />

Bildung einer formalen Repräsentation<br />

Bildung einer formalen Repräsentation<br />

214<br />

„Einbau“ in Systemplattform<br />

„Einbau“ in Systemplattform<br />

Anpassung der Benutzerschnittstelle<br />

Anpassung der Benutzerschnittstelle<br />

Verifikation der Ontologien<br />

Verifikation der Ontologien<br />

Installation der Systemplattform<br />

Installation der Systemplattform<br />

......<br />

......<br />

Validierung der Funktionalität<br />

Validierung der Funktionalität<br />

Validierung der Anwenderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

Validierung der Anwenderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

Abbildung 18: Die Schritte der Implementierung <strong>und</strong> Evaluierung.<br />

Als letzter Kernprozessschritt steht abschließend die Evaluation des entwickelten Kompetenzmanagementsystems<br />

an (Abbildung 7), wobei der Schwerpunkt auf der Überprüfung der<br />

Anforderungserfüllung liegt. Wichtige Teilschritte hierbei sind die Verifikation der Ontologien,<br />

die Validierung der geforderten Funktionalität sowie die Bewertung der Anwenderfre<strong>und</strong>lichkeit.<br />

Dabei ist es zu empfehlen, diese Evaluation zumindest zunächst im engeren<br />

Kreis des Projektteams durchzuführen, um eventuelle, gröbere Mängel abstellen zu können<br />

bevor die späteren Anwender Kontakt mit dem System bekommen. Dadurch bestünde sonst<br />

die Gefahr, dass die Akzeptanz des Tools durch ohnehin noch zu behebende Fehler bereits<br />

nachhaltig beschädigt werden könnte.<br />

......<br />

......


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

6 Überführung in die Nutzungsphase<br />

Betriebsbereites<br />

Betriebsbereites<br />

Kompetenzmanagementsystem<br />

Kompetenzmanagementsystem<br />

Zur<br />

Zur<br />

Nutzung<br />

Nutzung<br />

motivierte<br />

motivierte<br />

Mitarbeiter<br />

Mitarbeiter<br />

Zur<br />

Zur<br />

Nutzung<br />

Nutzung<br />

befähigte<br />

befähigte<br />

Mitarbeiter<br />

Mitarbeiter<br />

Aktive<br />

Aktive<br />

Nutzung<br />

Nutzung<br />

des<br />

des<br />

Kompetenzmanagementsystems<br />

Kompetenzmanagementsystems<br />

Kommunikation des Leistungsumfangs<br />

Kommunikation des Leistungsumfangs<br />

Darlegung der mitarbeiterspezifischen Vorteile der abfragenden Nutzung<br />

Darlegung der mitarbeiterspezifischen Vorteile der abfragenden Nutzung<br />

Darlegung der mitarbeiterspezifischen Vorteile der Kompetenzdatenpflege<br />

Darlegung der mitarbeiterspezifischen Vorteile der Kompetenzdatenpflege<br />

Zerstreuung von Nutzungsvorbehalten<br />

Zerstreuung von Nutzungsvorbehalten<br />

Mitarbeiterspezifische Schulung<br />

Mitarbeiterspezifische Schulung<br />

Berücksichtigung von Feedback<br />

Berücksichtigung von Feedback<br />

Konkretisierung der vom Mitarbeiter erwarteten Nutzung<br />

Konkretisierung der vom Mitarbeiter erwarteten Nutzung<br />

Abbildung 19: Überführung in die Nutzungsphase.<br />

Steht nun ein betriebsbereites Kompetenzmanagementsystem zur Verfügung, kann die Überführung<br />

in die Nutzungsphase erfolgen (Abbildung 8). Dazu ist es von überragender Bedeutung,<br />

die Mitarbeiter, die als Anwender des Systems in vorgesehen sind, zunächst zur Nutzung<br />

des Systems zu motivieren. Dazu ist es unter Anderem notwendig, den Leistungsumfang<br />

des Systems in greifbarer Weise zu Kommunizieren, die mitarbeiterspezifischen Vorteile der<br />

abfragenden Nutzung sowie der Pflege der Kompetenzdaten plausibel darzulegen sowie deren<br />

begründete Nutzungsvorbehalte zu zerstreuen. Sind die Mitarbeiter nun zur Nutzung des Systems<br />

motiviert, so ist eine angemessene Schulung der Mitarbeiter in der Nutzung des Systems<br />

erforderlich, wobei auch deren Feedback ausreichend berücksichtigt werden muss. Abschließend<br />

sollte mit den nun zur Nutzung des Kompetenzmanagementsystems befähigten Mitarbeitern<br />

die von Ihnen erwartete Nutzung konkretisiert <strong>und</strong> vereinbart werden.<br />

7 Fazit<br />

Auch <strong>für</strong> kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen wie beispielsweise die TEMA GmbH ist Kompetenzmanagement<br />

ein erfolgsentscheidender Faktor. Es liegt daher nahe, unter Berücksichtigung<br />

bestehender Defizite <strong>und</strong> möglicher Potenziale die Einführung eines rechnergestützten<br />

Kompetenzmanagementsystems zu erwägen. Im Falle einer positiven Entscheidung diesbezüglich<br />

bietet das im Projekt KOWIEN entwickelte <strong>und</strong> hier erläuterte Vorgehensmodell einen<br />

geeigneten Leitfaden, wobei neben den Kernprozessschritten die projektbegleitenden<br />

Prozesse wie die Dokumentation <strong>und</strong> das Projektmanagement nicht vernachlässigt werden<br />

dürfen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass es speziell <strong>für</strong> kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

215


Das Vorgehen zur Konstruktion eines ontologiebasierten Kompetenzmanagementsystems<br />

nicht sinnvoll sein kann, ein solches Kompetenzmanagementsystem selbst zu entwickeln <strong>und</strong><br />

solche Unternehmen deshalb schon in einer frühen Projektphase einen geeigneten Anbieter<br />

einer entsprechenden Systemplattform ausfindig machen <strong>und</strong> in das Projekt einbeziehen sollten.<br />

Besonderes Augenmerk ist auch im Rahmen der Überführung in die Nutzungsphase auf<br />

die Motivierung <strong>und</strong> Schulung der Anwender <strong>und</strong> auf die Konkretisierung der erwarteten<br />

Nutzung zu legen, um schließlich eine aktiven Nutzung des Kompetenzmanagementsystems<br />

zu erreichen.<br />

216


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

8 E-Learning-Anwendung<br />

1 Begriffsabgrenzung<br />

DIPL.-WIRT-INF. THOMAS WEICHELT<br />

Ein immer wichtiger werdendes Thema – vor allem vor dem Hintergr<strong>und</strong> der stattfindenden<br />

Veränderungen der Arbeitswelt <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen steigenden Anforderungen insbesondere<br />

auch an die Arbeitnehmer – ist die berufliche Weiterbildung. So wird es in Zukunft<br />

immer weniger möglich sein, sich auf einmal im Rahmen der Schul- oder Berufsausbildung<br />

erlangtem Wissen „auszuruhen“, denn dessen Gültigkeit nimmt mit fortschreitender Zeit stetig<br />

ab. 95) Vielmehr wird <strong>für</strong> Arbeitnehmer die Bereitschaft <strong>und</strong> die Fähigkeit zur kontinuierlichen<br />

Weiterbildung, oft auch als Lifelong Learning 96) bezeichnet, zunehmend elementar. Im<br />

Zusammenhang mit lebenslangem Lernen gewinnt auch das so genannte Just-In-Time-Lernen<br />

zunehmend an Bedeutung. Neues Wissen wird demnach nicht „auf Vorrat“ erworben, sondern<br />

Personen lernen erst bei entsprechendem Bedarf. Eine effektive Möglichkeit dazu stellt E-<br />

Learning dar. Es ermöglicht den Nutzern zeit- <strong>und</strong> ortsunabhängiges Lernen sowie das Lernen<br />

„nach Bedarf“.<br />

Mit der im Rahmen des Projekts KOWIEN entwickelten E-Learning-Anwendung des Instituts<br />

PIM wird ein Beitrag geleistet, das komplexe Thema „ontologie- <strong>und</strong> kompetenzprofilbasiertes<br />

Wissensmanagement“ einer breiten – sowohl wissenschaftlichen als auch nichtwissenschaftlichen<br />

– Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zielgruppe sind vor allem die<br />

Nutzer des Software-Prototyps der Comma Soft AG 97) , aber auch diejenigen, die selbst ein<br />

ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem konstruieren wollen. Weiterhin wird mit<br />

der E-Learning-Anwendung interessierten Arbeitnehmern die Möglichkeit gegeben, sich in<br />

den genannten Bereichen weiterzubilden oder bereits vorhandene Kenntnisse aufzufrischen.<br />

Auch wenn sich der Begriff E-Learning großer Beliebtheit erfreut <strong>und</strong> häufig verwendet wird,<br />

ist nicht immer eindeutig, was damit genau gemeint ist. So kann beispielsweise das „E“ auf<br />

ganz verschiedene Arten interpretiert werden: 98)<br />

• Easy Learning<br />

• Effective Learning<br />

• Entertaining Learning<br />

• Elaborated Learning<br />

• Electronic Learning<br />

In den meisten Fällen <strong>und</strong> auch in den nachfolgenden Betrachtungen wird die letzte Variante<br />

– also Electronic Learning – gewählt. Dementsprechend wird E-Learning oft als „... Lernen<br />

95) Vgl. BAUER/PHILIPPI (2001) S. 134 ff.<br />

96) Vgl. KRETSCHMER (2002) S. 14.<br />

97) Siehe http://www.comma-soft.com/.<br />

98) Vgl. DICHANZ/ERNST (2002) S. 46.<br />

217


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

mit Hilfe elektronischer Medien ...“ 99) verstanden. Doch auch wenn diese Sichtweise nicht<br />

falsch ist, greift sie aufgr<strong>und</strong> ihres sehr allgemeinen Charakters zu weit. Denn wenn alleine<br />

die Nutzung elektronischer Medien zur Unterstützung von Lernvorgängen ein hinreichendes<br />

Kriterium <strong>für</strong> E-Learning wäre, dann müsste z.B. auch die Präsentation von Lerninhalten mittels<br />

eines Overhead-Projektors konsequenterweise ebenfalls schon dieser Lernform zugerechnet<br />

werden. Deshalb wird im Folgenden die Reihe der elektronischen Medien auf den Computer<br />

eingeschränkt, so dass E-Learning als computerunterstütztes Lernen (CUL) verstanden<br />

werden kann. 100)<br />

Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist zudem der Begriff der computerunterstützten<br />

Lernumgebung (CULU). Damit sind rechnergestützte Systeme gemeint, mit denen<br />

die Realisierung <strong>und</strong> Anwendung des CUL erfolgt.<br />

Eine Ausprägung computerunterstützter Lernumgebungen ist das so genannte Computer-<br />

Based-Training (CBT), welches auch die derzeit meistgenutzte Form des E-Learnings darstellt.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> beim CBT steht der lernerzentrierte Zugang zu Wissen. CBT-<br />

Programme ermöglichen es dem Anwender, die Lerninhalte zeit- <strong>und</strong> ortsunabhängig zu nutzen<br />

<strong>und</strong> das Lerntempo seinen eigenen Bedürfnissen anzupassen. Die Inhalte sind dabei auf<br />

einem Datenträger gespeichert, so dass sie offline verwendet <strong>und</strong> zudem beliebig oft wiederholt<br />

werden können. CBT war ursprünglich vor allem auf den Bereich so genannter Drill-and-<br />

Practice-Programme beschränkt. Dieser Programmtyp zeichnet sich durch eine starke Systemsteuerung<br />

des Lernprozesses ohne wesentliche Einflussmöglichkeiten des Anwenders aus<br />

<strong>und</strong> bietet sich vor allem zur Vermittlung von strukturiertem Faktenwissen an. Neben diesen<br />

Drill-and-Practice-Programmen gehören zum Bereich der CBT-Anwendungen u.a. auch: 101)<br />

• Tutorielle Programme (Schritt <strong>für</strong> Schritt-Anleitung)<br />

• Lernspiele (Wissenserwerb durch Spielhandlungen)<br />

• Simulationsprogramme (Durchspielen konkreter Anwendungssituationen)<br />

• Hypermedia-Programme (freies Navigieren durch das Programm).<br />

Eine besondere Ausprägung des CBT ist das Web-Based-Training (WBT). Entsprechende<br />

Anwendungen können als eine Weiterentwicklung von CBTs angesehen werden. 102) Bei diesen<br />

Programmen erfolgt die Distribution der Lerninhalte nicht auf Datenträgern, sondern<br />

netzbasiert. Dies kann im lokalen Netzwerk, im Extranet oder auch im Internet erfolgen, wobei<br />

im letzten Fall vor allem das World Wide Web (WWW) genutzt wird. Die Inhalte werden<br />

– bei Abruf durch den Anwender – über das Netz auf dessen Computer geladen <strong>und</strong> können<br />

dort in einem Webbrowser dargestellt <strong>und</strong> genutzt werden.<br />

2 Aufbau <strong>und</strong> Gestaltung der E-Learning-Anwendung<br />

Die KOWIEN E-Learning-Anwendung wurde in Form einer webbasierten Applikation realisiert.<br />

103) Im Folgenden steht allerdings nicht die technische Umsetzung im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

99) DOWNLING/EBERSPÄCHER/PICOT (2003) S. 3.<br />

100) Vgl. PAWLOWSKI (2001) S. 6.<br />

101) Vgl. KRETSCHMER (2002) S. 29.<br />

102) Vgl. LANG/PÄTZOLD (2002) S. 27.<br />

103) Vgl. Web-Based-Training in Abschnitt 1 .<br />

218


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

vielmehr werden der Aufbau sowie inhaltliche Gestaltung der E-Learning-Anwendung betrachtet.<br />

Bei der Entwicklung der KOWIEN E-Learning-Anwendung wurde insbesondere auf den Aspekt<br />

des selbst gesteuerten Lernens Wert gelegt. Die Bedeutung dieses Aspekts lässt sich aus<br />

den Anforderungen des lebenslangen Lernens 104) ableiten, welches die Fähigkeit zum selbst<br />

gesteuerten Lernen erfordert. 105) Dementsprechend ist die E-Learning-Anwendung auch derart<br />

gestaltet, dass sie ein exploratives Vorgehen des Anwenders ermöglicht <strong>und</strong> unterstützt. Dazu<br />

trägt auch ihr Aufbau, bestehend aus einem Portal <strong>und</strong> den drei Modulen Gr<strong>und</strong>lagen, Vorgehensmodell<br />

<strong>und</strong> Prototyp, bei (siehe Abbildung 1).<br />

KOWIEN E-Learning-Anwendung<br />

P<br />

o<br />

rr<br />

tt<br />

a<br />

ll<br />

219<br />

Modul Modul 1: 1:<br />

Gr<strong>und</strong>lagen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Modul Modul 2: 2:<br />

Vorgehensmodell<br />

Vorgehensmodell<br />

Modul Modul 3: 3:<br />

Prototyp Prototyp<br />

Abbildung 1: Aufbau der KOWIEN E-Learning-Anwendung<br />

Das Portal dient vor allem dazu, die Anwender über den Aufbau <strong>und</strong> den Inhalt der KOWIEN<br />

E-Learning-Anwendung zu informieren. Neben der Erläuterung der technischen Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> eine optimale Nutzung werden dabei auch Hinweise zur Bedienung des Systems<br />

gegeben. Darüber hinaus können die Anwender vom Portal aus mittels entsprechender Links<br />

die drei einzelnen Module der E-Learning-Anwendung aufrufen.<br />

104) Vgl. Abschnitt 0.<br />

105) Vgl. ARNOLD (2001) S. 42.


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

Das Modul Gr<strong>und</strong>lagen gibt dem Anwender einen Überblick über das Thema "ontologiebasiertes<br />

Wissensmanagement" zum Zwecke des Managements von Wissen über Kompetenzen.<br />

Hierbei werden nicht nur die zentralen Begriffe geklärt, sondern auch der Nutzen von Ontologien<br />

im Rahmen des Wissensmanagements verdeutlicht.<br />

Im Modul Vorgehensmodell wird erläutert, wie ein ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem<br />

erstellt werden kann. Im Wesentlichen werden dabei verschiedene <strong>Werkzeuge</strong><br />

zur Durchführung oder Unterstützung der einzelnen Phasen des Vorgehensmodells vorgestellt.<br />

Das Modul Prototyp gibt dem Anwender einen Überblick über die Funktionalitäten des prototypischen<br />

Software-Tools der Comma Soft AG <strong>für</strong> ein ontologiebasiertes Kompetenzmanagementsystem,<br />

so dass sich dieser mit den Möglichkeiten der Software vertraut machen <strong>und</strong><br />

sie anschließend selbstständig bedienen kann.<br />

Bei der Entwicklung einer computerunterstützten Lernumgebung sind insbesondere die Gestaltung<br />

der Navigation <strong>und</strong> der Benutzerführung von Relevanz. Dabei hat sich allerdings bislang<br />

kein existierendes Konzept als eindeutig überlegen gezeigt. Als vorteilhaft erweisen sich<br />

jedoch die Wahlmöglichkeit zwischen freier Navigation <strong>und</strong> vorgeschlagenen Lernpfaden<br />

sowie Standortangaben innerhalb der Lernumgebung zur besseren Orientierung des Anwenders.<br />

106) Um diesen Aspekten Rechnung zu tragen <strong>und</strong> um dem Anwender eine übersichtliche<br />

<strong>und</strong> einfache Navigation zu ermöglichen, gliedert sich die Benutzeroberfläche der E-<br />

Learning-Anwendung in drei Funktionsbereiche (siehe Abbildung 2):<br />

106) Vgl. ARNOLD (2001) S. 123.<br />

220


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 2: Benutzeroberfläche der KOWIEN E-Learning-Anwendung<br />

• Navigationsleiste: Unter Verwendung der Pfeile in der Navigationsleiste im oberen Bildschirmbereich<br />

kann der vorgegebene Lernpfad eines Moduls durchlaufen werden. Zusätzlich<br />

zeigt dieser Bildschirmbereich an, in welcher Lerneinheit eines Moduls sich der Anwender<br />

gerade befindet.<br />

• Navigationsbaum: Der Navigationsbaum im linken Bildschirmbereich enthält alle Lerneinheiten,<br />

die in dem Modul zur Verfügung stehen, in einer hierarchischen Baumstruktur. Von<br />

hier aus können die einzelnen Lerneinheiten direkt aufgerufen werden.<br />

• Hauptfenster: Das Hauptfenster nimmt den größten Bereich der Benutzeroberfläche ein<br />

<strong>und</strong> dient der Anzeige der ausgewählten Lerneinheit.<br />

Neben der Gestaltung der Benutzeroberfläche ist vor allem die didaktisch sinnvolle Aufbereitung<br />

<strong>und</strong> adäquate mediale Umsetzung der Lerninhalte von Bedeutung. Allerdings gibt es<br />

auch hier kein eindeutig überlegenes Konzept oder allgemein gültige Empfehlungen bezüglich<br />

des Einsatzes verschiedener Medientypen (Text, Bild, Video, Ton etc.). Festhalten lässt<br />

sich aber, dass zur Vermittlung von Wissen Texte die wichtigste Gr<strong>und</strong>lage darstellen, denn<br />

auch in computerunterstützten Lernumgebungen erfolgt der Wissenserwerb zu einem erheblichen<br />

Teil durch die Beschäftigung mit Texten. 107) Dabei muss allerdings beachten werden,<br />

107) Vgl. LANG/PÄTZOLD (2002) S. 67.<br />

221


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

dass das Lesen von Text am Computer-Bildschirm anstrengender ist <strong>und</strong> dass ca. 20 bis 30<br />

Prozent langsamer gelesen wird als auf Papier.<br />

Weiterhin sollte – sofern möglich – pro Bildschirmseite nur ein einzelner Aspekt eines Themas<br />

vermittelt werden, während es sich anbietet, einen komplexen Zusammenhang in Bildschirmfolgen<br />

zu zerlegen. Darüber hinaus sollte auch das Mittel des Scrollens so sparsam wie<br />

möglich eingesetzt werden, da gescrollter Text langsamer gelesen wird <strong>und</strong> zudem Probleme<br />

bei der mentalen Organisation des Inhalts bereitet. 108)<br />

Um den Anteil von Text in einer computerunterstützten Lernumgebung zu reduzieren, bietet<br />

sich der Einsatz von bildlichen Darstellungen, wie z.B. Grafiken oder Diagrammen, an. Dies<br />

ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil bildliche Informationen in der Regel schneller<br />

aufgenommen <strong>und</strong> auch leichter erinnert werden als Wörter. Ausgehend von diesen Vorteilen<br />

darf allerdings nicht der Fehler gemacht werden, alle Informationen einer Lernumgebung in<br />

einer bildhaften Darstellung vermitteln zu wollen. Vielmehr sollten die Inhalte aus kurzen<br />

Texten bestehen, die durch grafische Elemente <strong>und</strong> weiterführende Links aufgelockert werden.<br />

109)<br />

Bei der Entwicklung der KOWIEN E-Learning-Anwendung wurden insbesondere folgende<br />

Aspekte berücksichtigt:<br />

• viele grafische Elemente: Die drei Module enthalten nicht nur textbasierte Informationen,<br />

sondern auch vielfältige grafische Elemente. Die Nutzung der Funktionen des Prototyps<br />

wird zusätzlich durch Demonstrations-Videos veranschaulicht. Weiterhin ist nach Möglichkeit<br />

jede Bildschirmseite auf die Darstellungsfläche eines handelsüblichen Monitors<br />

beschränkt, um möglichst wenig zum Scrollen zu veranlassen. Darüber hinaus wird intensiver<br />

Gebrauch von den immanenten Strukturierungsmöglichkeiten des Mediums (Hypertextstruktur<br />

mit vielfachen Verlinkungen) gemacht, um so dem intendierten explorativen<br />

Charakter der Anwendung Rechnung zu tragen.<br />

• viele Beispiele: Um die meist abstrakten Konzepte dem Anwender zu verdeutlichen, enthalten<br />

die Module zahlreiche Beispiele. Diese wurden in Zusammenarbeit mit den Praxispartnern<br />

des KOWIEN-Projekts gewonnen.<br />

• Literatur <strong>und</strong> Links: Um Anwendern die Möglichkeit zu geben sich intensiver in die jeweils<br />

behandelte Thematik einzuarbeiten, enthalten die Module Angaben zu weiterführender<br />

Literatur sowie zu themenbezogenen Links.<br />

Die KOWIEN E-Learning-Anwendung ist modular aufgebaut. Jedes der drei Module setzt<br />

sich aus einzelnen Lerneinheiten zusammen, die wiederum weitere (Unter-)Lerneinheiten<br />

enthalten können. Die Beschäftigung mit den Modulen kann auf verschiedene Arten erfolgen:<br />

• Wer sich noch gar nicht mit dem Thema „ontologie- <strong>und</strong> kompetenzprofilbasiertes Wissensmanagement“<br />

befasst hat, kann durch lineares „Blättern“ den Lernpfad eines Moduls<br />

durchlaufen <strong>und</strong> so die einzelnen Lerneinheiten nacheinander bearbeiten;<br />

• Anwender, die bereits über entsprechende Vorkenntnisse verfügen, können mittels des Navigationsbereichs<br />

gezielt auf die gewünschten Lerneinheiten des jeweiligen Moduls zugreifen.<br />

Damit wird insbesondere dem Aspekt des selbst gesteuerten Lernens Rechnung getragen;<br />

108) Vgl. BALLSTAEDT (1997) S. 91.<br />

109) Vgl. DOWNLING/EBERSPÄCHER/PICOT (2003) S. 96.<br />

222


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

• Diejenigen Anwender, die ihren eigenen Kenntnisstand überprüfen oder gezielt Wissenslücken<br />

schließen möchten, können direkt die Übungsfragen zum Selbsttest zu den einzelnen<br />

Lerneinheiten aufrufen.<br />

Die Lerneinheiten sind so gestaltet, dass sie sowohl bei der sequentiellen Betrachtung entlang<br />

des Lernpfads eines Moduls als auch unabhängig von anderen Lerneinheiten didaktisch sinnvoll<br />

bearbeitet werden können. Zusammenhänge zwischen oder Verweise auf andere Lerneinheiten<br />

werden durch Hyperlinks realisiert.<br />

3 Lernszenario: Ontologien im Rahmen des Wissensmanagements<br />

Nachfolgend wird anhand eines Lernszenarios zum Modul Gr<strong>und</strong>lagen beschrieben, wie Anwender<br />

mit der KOWIEN E-Learning-Anwendung arbeiten <strong>und</strong> lernen können. Das Modul<br />

Gr<strong>und</strong>lagen dient dazu, den Anwendern einen Überblick über die <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Informationen<br />

zur Thematik "ontologiebasiertes Wissensmanagement" zum Zwecke des Managements<br />

von Wissen über Kompetenzen zu vermitteln. Im Einzelnen enthält es Inhalte zu folgenden<br />

Themenbereichen:<br />

• Wissensmanagement<br />

• Ontologien<br />

• Kompetenzen/Kompetenzprofile<br />

• Kompetenzmanagementsysteme<br />

Ein Anwender, der noch über keine Vorkenntnisse verfügt <strong>und</strong> der mehr über Ontologien <strong>und</strong><br />

deren Einsatz im Rahmen des Wissensmanagements erfahren möchte, kann durch Anklicken<br />

von Ontologien die entsprechende Lerneinheit aufrufen (siehe Abbildung 3).<br />

223


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

Abbildung 3: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen:<br />

Inhalte <strong>und</strong> Lernziele der Lerneinheit Ontologien<br />

Am Anfang jeder Lerneinheit werden deren Inhalte sowie die damit verfolgten Lernziele vorgestellt.<br />

Die Lerneinheit Ontologien beginnt mit der Definition dieses Begriffs (siehe Abbildung<br />

4).<br />

224


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 4: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Ontologien – Definition<br />

Anschließend folgt ein Anwendungsbeispiel, in dem gezeigt wird, wie Ontologien zur Lösung<br />

der praktischen Probleme des Wissensmanagements eingesetzt werden können (siehe Abbildung<br />

5).<br />

225


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

Abbildung 5: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Ontologien – Anwendungsbeispiel<br />

Ist sich der Anwender nicht sicher, welche Probleme dies sind oder möchte er mehr über diese<br />

Probleme erfahren, so kann er zur entsprechenden Lerneinheit verzweigen. Hier wird u.a. erläutert,<br />

dass ein wesentlicher Problembereich beim Wissensmanagement die Explikation von<br />

implizitem Erfahrungswissen <strong>und</strong> die Identifikation von Wissensträgern ist (siehe Abbildung<br />

6).<br />

226


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 6: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen:<br />

Wissensmanagement – Praktische Probleme des Wissensmanagements<br />

Kehrt der Anwender zum Anwendungsbeispiel zurück, so erfährt er, wie es mit Hilfe von Inferenzregeln<br />

möglich ist, implizites Erfahrungswissen zu explizieren <strong>und</strong> somit Wissensträger<br />

zu identifizieren (siehe Abbildung 5).<br />

Möchte der Anwender nun wissen, was Inferenzregeln genau sind, so gelangt er durch Anklicken<br />

des entsprechenden Links zur zugehörigen Lerneinheit. In dieser wird erklärt, dass Inferenzregeln<br />

neben Begriffen, Relationen <strong>und</strong> Integritätsregeln zu den Bestandteilen von Ontologien<br />

gehören <strong>und</strong> es sich dabei um eine logische Formeln handelt, mittels derer implizites<br />

Wissen expliziert werden kann (siehe Abbildung 7).<br />

227


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

Abbildung 7: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Ontologien – Bestandteile von Ontologien<br />

Fährt der Anwender entlang des Lernpfads zur nächsten Lerneinheit fort, so gelangt er zu den<br />

Repräsentationssprachen <strong>für</strong> Ontologien. Eine dieser Sprachen ist F-Logic (siehe Abbildung<br />

8). Der Anwender erfährt etwas über die Herkunft <strong>und</strong> die einzelnen Ausdrucksmittel der<br />

Sprache. Zusätzlich wird in dieser Lerneinheit auf die Nutzung von F-Logic im Rahmen des<br />

Projekts KOWIEN zur formalsprachlichen Repräsentation von Kompetenzen verwiesen.<br />

Möchte der Anwender mehr Informationen zu diesem Thema erhalten, so kann er durch Anklicken<br />

des entsprechenden Links zur zugehörigen Lerneinheit verzweigen.<br />

228


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung 8: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Repräsentationssprachen – F-Logic<br />

Die nächste Lerneinheit entlang des Lernpfads im Bereich Ontologien befasst sich mit Tools<br />

zur Ontologie-Erstellung. Eines der vorgestellten Tools ist OntoEdit der Ontoprise GmbH 110) .<br />

In der zugehörigen Lerneinheit erfährt der Anwender mehr über u.a. Modellierungsfähigkeiten<br />

<strong>und</strong> -beschränkungen, unterstützte Import- <strong>und</strong> Export-Formate sowie weitere Eigenschaften<br />

dieser Software (siehe Abbildung 9). Jede der Lerneinheiten zu den betrachteten Tools<br />

enthält zudem einen Link auf die Homepage des Herstellers/Anbieters der Software, so dass<br />

von dort weitere Informationen bezogen werden können.<br />

110) Siehe http://www.ontoprise.de/.<br />

229


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

Abbildung 9: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Tools zur Ontologie-Erstellung – OntoEdit<br />

Hat der Anwender die einzelnen Lerninhalte durchgearbeitet so kann er zur Überprüfung seines<br />

Lernerfolgs die die zugehörigen Fragen zur Selbstkontrolle aufrufen (siehe Abbildung 10)<br />

230


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Abbildung: 10: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Ontologien – Fragen zur Selbstkontrolle<br />

Möchte er darüber hinaus noch zusätzliche Informationen zum Thema Ontologien erhalten, so<br />

kann er dies beispielsweise mit den Tipps zu weiterführender Literatur tun (siehe Abbildung<br />

11).<br />

231


Die E-Learning-Anwendung des Projekts KOWIEN<br />

Abbildung 11: Screenshot Modul Gr<strong>und</strong>lagen: Ontologien – Literaturtipps<br />

Damit hat der Anwender die Lerneinheit Ontologien erfolgreich abgeschlossen. Nun weiß er<br />

• was Ontologien sind,<br />

• welche Bestandteile Ontologien haben,<br />

• wie Ontologien zur Lösung von praktischen Problemen des Wissensmanagements eingesetzt<br />

werden können,<br />

• welche Sprachen zur formalen Repräsentation von Ontologien existieren,<br />

• welche Software-Tools es zur Erstellung <strong>und</strong> Bearbeitung von Ontologien gibt <strong>und</strong><br />

• wo weitere Informationen zu einer vertiefenden Betrachtung des Themas verfügbar sind.<br />

4 Literaturverzeichnis<br />

ARNOLD (2001)<br />

Arnold, P.: Didaktik <strong>und</strong> Methodik telematischen Lehrens <strong>und</strong> Lernens: Lernräume – Lernszenarien<br />

– Lernmedien – State-of-the-Art <strong>und</strong> Handreichung. Münster et al. 2001.<br />

BALLSTAEDT (1997)<br />

Ballstaedt, S. P.: Wissensvermittlung. Die Gestaltung von Lernmaterialien. Weinheim 1997.<br />

232


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

BAUER/PHILIPPI (2001)<br />

Bauer, B.; Philippi, T.: Einstieg ins E-Learning: Die Zukunftschance <strong>für</strong> beruflichen <strong>und</strong> privaten<br />

Erfolg. Nürnberg 2001.<br />

DICHANZ/ERNST (2002)<br />

Dichanz, H.; Ernst, A.: E-Learning – begriffliche, psychologische <strong>und</strong> didaktische Überlegungen.<br />

In: Scheffer, U.; Hesse, F. W. (Hrsg.): E-Learning: Die Revolution des Lernens gewinnbringend<br />

einsetzen. Stuttgart 2002, S. 43-66.<br />

DOWNLING/EBERSPÄCHER/PICOT (2003)<br />

Downling, M.; Eberspächer, J.; Picot, A.: eLearning in Unternehmen – Neue Wege <strong>für</strong> Training<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung. Berlin et al. 2003.<br />

KRETSCHMER (2002)<br />

Kretschmer, M.: E-Learning in der Hochschulausbildung: Projektmanagement <strong>für</strong> ein hochschulübergreifendes<br />

Partner-Netzwerk. Leutenbach 2002.<br />

LANG/PÄTZOLD (2002)<br />

Lang, M.; Pätzold, G.: Multimedia in der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Fallstudien<br />

zum netzbasierten Lernen. Köln 2002.<br />

PAWLOWSKI (2001)<br />

Pawlowski, J.: Das Essener-Lern-Modell (ELM): Ein Vorgehensmodell zur Entwicklung<br />

computerunterstützter Lernumgebungen. Dissertation. Essen 2001.<br />

233


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Autoren-, Herausgeber- <strong>und</strong> Referentenverzeichnis<br />

5 Autorenverzeichnis<br />

Dipl.-Kfm. Adem Alparslan<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

strukturalistische Rekonstruktion von Theorien der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere der Prinzipal-Agenten-Theorie, sowie die Gestaltung von Ontologien<br />

<strong>und</strong> Kompetenzmanagementsystemen,<br />

Anschrift: Universitätsstraße 9, 45141 Essen,<br />

E-Mail: Adem.Alparslan@pim.uni-essen.de,<br />

URL: http://www.pim.uni-essen.de<br />

Dipl.-Inf. Christof Bäumgen<br />

Mitarbeiter im infonea® Team, Comma Soft AG, Tätigkeitsschwerpunkte: Konzeption<br />

<strong>und</strong> Entwicklung von infonea® Anwendungen, Doktorand am Institut <strong>für</strong> Informatik<br />

der Universität Bonn, Forschungsschwerpunkte: knowledge acquisition, knowledge representation,<br />

semantic web technologies, ontology engineering, skill management,<br />

Anschrift: Pützchens Chaussee 202-204a, 53229 Bonn,<br />

E-Mail: Christof.Baeumgen@comma-soft.com,<br />

URL: http://www.comma-soft.com,<br />

http://www.infonea.com<br />

Dipl.-Ing. Christian Decker<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Konstruktion, KLÖCKNER DESMA Schuhmaschinen GmbH, Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

technische Entwicklung des Hauses innerhalb Prozesstechnik sowie<br />

des Maschinenbaus,<br />

Anschrift: Desmastr. 3/5, 28832 Achim,<br />

E-Mail: C.Decker@desma.de,<br />

URL: http://www.desma.de<br />

Kai Engelmann<br />

Roland Berger Strategy Consultants, Coordinator des Bereichs Business Intelligence,<br />

Staabsfunktionen im Hause Roland Berger im Bereich .bits business research and technology<br />

services mit den Tätigkeitsschwerpunkten Führungskräfteinformation, Wissensmanagement<br />

<strong>und</strong> Research,<br />

Anschrift: Arabellastrasse 33, 81925 München,<br />

E-Mail: Kai_Engelmann@de.rolandberger.com,<br />

URL: http://www.rolandberger.com<br />

235


Autoren-, Herausgeber- <strong>und</strong> Referentenverzeichnis<br />

Dr.-Ing. Karl Haslinger<br />

ZF Passau GmbH, Dr. Haslinger ist in ZF Passau <strong>für</strong> Engineering Services (CAD, CAE,<br />

PDM, Stücklistenwesen, Produktenstehungsprozess) zuständig,<br />

Anschrift: Donaustraße 25-71, 94030 Passau,<br />

E-Mail: Karl.Haslinger@ZF.com<br />

URL: http://www.zf.com<br />

Dipl.-Phys. Roger Hübbers<br />

Director Vision & Development infonea®, Comma Soft AG,<br />

Anschrift: Pützchens Chaussee 202-204a, 53229 Bonn,<br />

E-Mail: Roger.Huebbers@comma-soft.com,<br />

URL: http://www.comma-soft.com,<br />

http://www.infonea.com<br />

Burkhard Jagusch<br />

Geschäftsführung, SBS-Softwaresysteme GmbH,<br />

Anschrift: Jasperallee 13, 38102 Braunschweig,<br />

E-Mail: jagusch@sbs-softwaresysteme.de,<br />

URL: http://www.sbs-softwaresysteme.de<br />

Dipl.-Ing. Phillip Kollmar<br />

Geschäftsleitung Gebr. Bellmer GmbH Maschinenfabrik,<br />

Anschrift: Hauptstr. 37-43, Postfach 13 69, 75220 Niefern-Öschelbronn,<br />

E-Mail: p.kollmar@bellmer.de,<br />

URL: http://www.bellmer.de<br />

Dipl.-Ing. Stefan Löffler<br />

Institut <strong>für</strong> Konstruktionstechnik/Konstruktionsmethodik, Technische Universität<br />

Braunschweig, Projektleiter des Verb<strong>und</strong>projektes – Ganzheitliche Innovationsprozesse<br />

in modularen Unternehmensnetzwerken – (GINA) mit folgenden Tätigkeitsschwerpunkten:<br />

Methoden <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> zur Optimierung unternehmensübergreifender Innovationsprozesse,<br />

Konzeption von Innovationsprozessen im Unternehmen / Netzwerk, Aufbau<br />

eines internetbasierten Methodenassistenzsystems (Methodos),<br />

Anschrift: Langer Kamp 8, 38106 Braunschweig<br />

E-Mail: loeffler@ikt.tu-bs.de,<br />

URL: http:// www.ikt.tu-bs.de<br />

Dr.-Ing. Hans Meier<br />

TEMA GmbH – Industrial Visiomation, Dr.-Ing. H. Meier ist Leiter des Informationsmanagements<br />

der zur Mühlbauer AG gehörenden TEMA GmbH <strong>und</strong> ist zusätzlich im<br />

Mutterkonzern im Bereich der Steuerungstechnik tätig,<br />

Anschrift: Werner-von-Siemens-Str. 3, 93426 Roding,<br />

E-Mail: Hans.Meier@muehlbauer.de,<br />

URL: http://www.temavisio.com,<br />

http://www.muehlbauer.de<br />

236


<strong>Industrieerprobte</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkzeuge</strong> <strong>für</strong> <strong>Produktentwicklung</strong>, Engineering <strong>und</strong> Kompetenzmanagement<br />

Dr. Marko Multhaupt<br />

Controlling, Continental AG, Tätigkeitsschwerpunkte: Gesamtverantwortung <strong>für</strong> das<br />

Controlling des Geschäftsbereiches LKW Reifen Europa,<br />

Anschrift: Büttnerstraße 25, 30165 Hannover<br />

E-Mail: Marko.Multhaupt@Conti.de,<br />

URL: http://www.conti.de<br />

Dipl.-Wirtschafts-Ing.(FH), Dipl.-Ing.(FH) Maximilian Reischl<br />

ZF Passau GmbH, Tätigkeitsschwerpunkte: Anwenderservice CAD/PDM, Datenaustausch<br />

CAD,<br />

Anschrift: Donaustraße 25-71, 94030 Passau,<br />

E-Mail: Maximilian.Reischl@ZF.com,<br />

URL: http://www.zf.com<br />

Dr. rer. nat. Werner Schnitzlein<br />

Leitender Angestellter der ZF Passau GmbH, Tätigkeitsschwerpunkte: Dr. Werner<br />

Schnitzlein ist verantwortlich <strong>für</strong> die Informatik des ZF Unternehmensbereiches Arbeitsmaschinen-Antriebstechnik<br />

<strong>und</strong> Achssysteme sowie <strong>für</strong> die Sparte Engineering der<br />

ZF Informatik,<br />

Anschrift: Donaustraße 25-71, 94034 Passau,<br />

E-Mail: Werner.Schnitzlein@ZF.com,<br />

URL: http://www.zf.com<br />

Dipl.-Kff. Marianne Schumacher<br />

Geschäftsführende Gesellschafterin (kaufmännischer Bereich) bei der Karl Schumacher<br />

Maschinenbau GmbH,<br />

Anschrift: Frankfurter Str. 661, 51145 Köln,<br />

E-Mail: info@ksm-maschinenbau.de,<br />

URL: http://www.ksm-maschinenbau.de<br />

Dr.-Ing. Arne Simon, M.A.<br />

Referat 512: Produktionssysteme <strong>und</strong> -technologien, B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung (BMBF),<br />

Anschrift: Heinemannstr. 2, 53175 Bonn,<br />

E-Mail: Arne.Simon@bmbf.b<strong>und</strong>.de,<br />

URL: http://www.bmbf.de<br />

Dr. Günter Staub<br />

Geschäftsführer der PDTec GmbH, Tätigkeitsschwerpunkte: (neben den Tätigkeiten als<br />

Geschäftsführer) Akquisition <strong>und</strong> Durchführung von Projekten im Umfeld von PDM/<br />

PLM Integrationslösungen,<br />

Anschrift: Haid-<strong>und</strong>-Neu-Str. 7, 76131 Karlsruhe<br />

E-Mail: Staub@pdtec.de,<br />

URL: http://www.pdtec.de<br />

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Dr.-Ing. Trac Tang<br />

Volkswagen AG,<br />

Anschrift: 38436 Wolfsburg,<br />

E-Mail: Trac.Tang@volkswagen.de,<br />

URL: http://www.wolkswagen.de<br />

Autoren-, Herausgeber- <strong>und</strong> Referentenverzeichnis<br />

Dipl.-Wirt.-Inf. Thomas Weichelt<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement,<br />

Universität Duisburg-Essen (Campus Essen), Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Wissensmanagement, Web-basierte Informationssysteme, E-Learning,<br />

Anschrift: Universitätsstraße 9, 45141 Essen,<br />

E-Mail: Thomas.Weichelt@pim.uni-essen.de,<br />

URL: http://www.pim.uni-essen.de<br />

Univ.-Prof. Dr. Stephan Zelewski<br />

Direktor des Instituts <strong>für</strong> Produktion <strong>und</strong> Industrielles Informationsmanagement, Universität<br />

Duisburg-Essen (Campus Essen), Tätigkeitsschwerpunkte: Produktionstheorie<br />

<strong>und</strong> Produktionsmanagement, Künstliche Intelligenz <strong>und</strong> ihre betriebswirtschaftlichen<br />

Anwendungen, insbesondere wissensbasierte Systeme <strong>und</strong> Multi-Agenten-Systeme,<br />

Operations Research sowie Wissenschaftstheorie,<br />

Anschrift: Universitätsstraße 9, 45141 Essen,<br />

E-Mail: Stephan.Zelewski@pim.uni-essen.de,<br />

URL: http://www.pim.uni-essen.de<br />

Dipl.-Kfm. Stefan Zug<br />

Projekt- <strong>und</strong> Qualitätsmanagement, Karl Schumacher Maschinenbau GmbH,<br />

Anschrift: Frankfurter Str. 661, 51145 Köln,<br />

E-Mail: info@ksm-maschinenbau.de,<br />

URL: http://www.ksm-maschinenbau.de<br />

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