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Brennpunkt Gesundheit & Soziales, 3. Ausgabe

Die Infozeitung des Sozialmedizinischen Zentrums Oberwallis informiert über aktuelle Themen aus den Bereichen Soziales und Gesundheit und erscheint halbjährlich in einer Auflage von ca. 43.000 Exemplaren.

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<strong>Brennpunkt</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong> & <strong>Soziales</strong><br />

Infomagazin des SMZO – Dezember 2023<br />

Seite 3<br />

Wohnen im Oberwallis –<br />

Wohnungsknappheit<br />

Seite 8<br />

Oberwalliser<br />

Hauseigentümerverband<br />

Seite 11<br />

Langzeitpflege im Wallis<br />

www.smzo.ch


2<br />

Editorial<br />

Geschätzte Leserin,<br />

geschätzter Leser,<br />

Sie entsinnen sich vielleicht noch. Die vorhergehende <strong>Ausgabe</strong> unseres<br />

Infomagazins <strong>Brennpunkt</strong> <strong>Gesundheit</strong> & <strong>Soziales</strong> war den Schwerpunktthemen<br />

Ausbildung und Fachkräftegewinnung und damit im weitesten<br />

Sinne dem Berufsleben und der Karriere gewidmet. Auch die<br />

aktuelle <strong>Ausgabe</strong>, welche Sie jetzt in den Händen halten, beschäftigt<br />

sich mit einem Thema, welches für uns alle ein existenzielles Grundbedürfnis<br />

darstellt und dabei für viele von uns als gegeben und selbstverständlich<br />

vorausgesetzt wird. Das gilt aber bei Weitem nicht für alle,<br />

und der permanente Wandel, dem das Thema Wohnen unterworfen<br />

ist, betrifft jeden Einzelnen von uns. Hierzu zählen natürlich auch die<br />

Veränderungen in unserer Gesellschaft, denken wir beispielsweise an<br />

die vermehrte Anzahl an Einpersonenhaushalten oder an die grundsätzliche<br />

Alterung der Gesellschaft. Nicht zuletzt dank medizinischer<br />

Fortschritte und mobiler Pflegedienstleistungen ist es in der Regel uns<br />

allen vergönnt, heutzutage den dritten Lebensabschnitt immer länger<br />

daheim in den eigenen vier Wänden geniessen zu können. Und zu guter<br />

Letzt tragen auch infrastrukturelle Entwicklungen in der Region mit<br />

dazu bei, dass das einst so banale Thema Wohnen immer kontroverser<br />

diskutiert wird.<br />

Als Einwohner und Gemeinderat von Visp weiss ich entsprechend<br />

nicht nur, wie brennend das Thema öffentlich gehandelt wird. Ich weiss<br />

auch, wie wichtig es ist, zu einer transparenten, durchaus kontrovers<br />

geführten, aber letzten Endes vor allem auch zielführenden Diskussion<br />

rund um das Thema, welches uns im Oberwallis vermehrt beschäftigt,<br />

beizutragen. Und so freue ich mich, dass in der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> des<br />

Infomagazins als Schwerpunktthema das Wohnen gewählt wurde. So<br />

geht es im Leitartikel um die Wohnungsknappheit und was dies für den<br />

bedürftigen Teil unserer Gesellschaft für Folgen hat. Zwei Sozialarbeitende<br />

geben Auskunft darüber, welche Herausforderungen sie in ihrer<br />

Arbeit diesbezüglich feststellen. Im Umkehrschluss kommen auch die<br />

Verantwortlichen des Oberwalliser Hauseigentümerverbandes zu Wort<br />

und schildern die Situation aus ihrer Sicht. Entsprechend wünsche ich<br />

Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und mit dem Ausblick auf die bevorstehende<br />

Weihnachtszeit besinnliche Tage in Ihren vier Wänden.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Alles auf einen Blick<br />

2 Editorial<br />

3 Wohnen im Oberwallis –<br />

Wohnungsknappheit als<br />

gesellschaftliches Problem<br />

7 Benoît Bender<br />

8 Matthias Eggel<br />

Eigentümer und Mieter sitzen<br />

im selben Boot<br />

9 Familie im Zentrum<br />

10 Sterbehospiz HOPE<br />

10 Zwei Standorte, ein Team<br />

11 Langzeitpflege im Wallis<br />

12 Lesetipps<br />

12 Facts & Figures<br />

Bereich <strong>Soziales</strong><br />

Michael Lochmatter-Bringhen<br />

Präsident SMZO<br />

Impressum<br />

Sozialmedizinisches Zentrum Oberwallis<br />

Nordstrasse 30 | 3900 Brig<br />

Gestaltung: pomino.ch<br />

Druck: Valmedia<br />

Brig, Dezember 2023<br />

Foto Titelseite: Florencia Viadana/unsplash


Perspektiven<br />

Wohnen im Oberwallis<br />

Wohnungsknappheit als gesellschaftliches Problem<br />

Im Oberwallis, mit seinen atemberaubenden Landschaften und<br />

malerischen Dörfern, wird das Thema Wohnen immer präsenter.<br />

Die angespannte Wohnungssituation betrifft nicht nur Einheimische,<br />

sondern auch immer mehr Menschen, die sich entscheiden,<br />

hier zu leben – sei es im Windschatten der boomenden<br />

Lonza oder als Zugezogene.<br />

Aber warum ist die Wohnsituation so angespannt? Einer der<br />

Gründe ist der steigende Zuzug, der die lokale Infrastruktur<br />

belastet – Schulen, Kindertagesstätten, öffentlicher Nahverkehr<br />

und andere Dienstleister sehen sich zunehmend neuen Herausforderungen<br />

gegenübergestellt. Das offensichtlichste Problem<br />

ist jedoch der Mangel an Wohnraum. Die steigende Nachfrage<br />

und das bestehende Angebot an verfügbaren Wohnungen geraten<br />

zunehmend aus dem Gleichgewicht, was sich auch in der<br />

ausserordentlich niedrigen Leerwohnungsziffer im Oberwallis<br />

widerspiegelt.<br />

Vor allem in Tourismusregionen wie dem Oberwallis scheint<br />

grundsätzlich bestehender Wohnraum vermehrt touristisch und<br />

zu kurzfristigen Zwecken genutzt zu werden. Wohnungen, die<br />

eigentlich langfristig vermietet werden könnten, werden immer<br />

öfter für Ferienzwecke genutzt, was die Wohnungsknappheit<br />

weiter verschärft.<br />

Für armutsbetroffene Menschen ist die Wohnungssituation<br />

noch herausfordernder. Für sie ist es äusserst schwierig, bezahlbaren<br />

und angemessenen Wohnraum zu finden. Die Wohnkosten<br />

sind oft zu hoch, die Wohnungen zu klein, von schlechter<br />

Qualität oder sie befinden sich an einer ungünstigen Lage.<br />

Schlechte Wohnverhältnisse beeinflussen auch andere Lebensbereiche<br />

wie soziale Kontakte, Arbeit oder <strong>Gesundheit</strong>.<br />

Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Sozialdienstes<br />

im SMZO setzen sich aktiv für Lösungen ein. In diesem Beitrag<br />

erklären Manuela und Stefan, mit welchen Schwierigkeiten<br />

armutsbetroffene Menschen im Oberwallis zu kämpfen haben<br />

und wie der Sozialdienst ihnen Unterstützung bietet und nach<br />

Lösungen für die Wohnungsknappheit sucht.<br />

Wie wichtig ist das Wohnen für euch persönlich?<br />

Manuela: Meine Wohnung und wo sich diese befindet, ist für<br />

mich sehr wichtig. Es ist für mich mehr als eine Unterkunft, hier<br />

fühle ich mich wohl, kann positive Momente erleben und mein<br />

soziales Umfeld pflegen. Eine feste Wohnung ist für mich ein<br />

Muss für Stabilität.<br />

Stefan: Sehr wichtig – «My home is my castle», doch nicht in<br />

der ursprünglichen Bedeutung aus dem 16. Jahrhundert als Ort<br />

der Zuflucht, sondern als Ort zum Abschalten, für die innere<br />

Ruhe zu finden, zum Auftanken, kurz: um mich wohlzufühlen.


4<br />

Manuela Steiner<br />

Team Intake<br />

Beschäftigt im SMZO seit Mai 2020<br />

Wie wohnst du?<br />

3,5-Zimmer-Mietwohnung, mit Balkon inkl. Sicht auf das<br />

Schloss<br />

Durchschnittlich melden sich pro Tag zwei Personen zum<br />

ersten Mal auf dem Sozialdienst: Bei wie vielen geht es um<br />

ihre Wohnsituation?<br />

Manuela: Indirekt schwingt das Thema Wohnen aktuell fast<br />

immer mit, sei es, weil die Miete zu hoch ist oder sich Personen<br />

melden, welche bereits eine oder mehrere Mieten nicht<br />

bezahlen konnten. Konkrete Situationen, bei denen es direkt<br />

um eine Obdachlosigkeit geht, erleben wir aktuell bei Neuanmeldungen<br />

etwa ein- bis zweimal pro Monat.<br />

Was sind typische Probleme rund um das Wohnen,<br />

mit denen Personen zum Sozialdienst kommen?<br />

Manuela: Personen, die sich bei uns neu anmelden, erzählen<br />

häufig von Monatsmieten, die sie noch nicht bezahlen konnten.<br />

Die Mietrückstände variieren von einem bis auch einmal<br />

fünf oder mehr Monaten. Weiter stellen wir fest, dass die<br />

Mieten in der Mehrheit der Neuanmeldungen nicht den vorgeschriebenen<br />

kommunalen Mietzinsrichtlinien entsprechen.<br />

Ausserdem sind wir auch immer wieder mit akuter Obdachlosigkeit<br />

konfrontiert, bei der betroffene Personen für die nächste<br />

Nacht keine Unterkunft zur Verfügung haben. Diese melden<br />

sich entweder selber bei uns, oder es kann auch vorkommen,<br />

dass die Polizei wegen einer anstehenden Wohnungsräumung<br />

Kontakt mit uns aufnimmt.<br />

Stefan: Im Team Beratung und Integration sind dies: Kündigung,<br />

Erhöhung der Stromkosten, Mietzinserhöhung, Nebenkostenabrechnung<br />

und, vor allem, nach einer Kündigung Unterstützung<br />

für die Wohnungssuche. Letztere ist in Anbetracht<br />

der Wohnungsknappheit, der steigenden Mieten und der geltenden<br />

Mietzinslimiten vieler Gemeinden extrem schwierig.<br />

Der Sozialdienst des SMZO<br />

ist nicht nur zuständig für<br />

finanzielle Hilfen. Er unterstützt<br />

Sie auch in anderen<br />

persönlichen schwierigen<br />

Situationen.<br />

Was macht ihr dann konkret?<br />

Manuela: Wenn jemand sofort eine Unterkunft braucht, klären<br />

wir zuerst ab, ob die Möglichkeit besteht, bei Verwandten oder<br />

Freunden unterzukommen, oder ob der Unterstützungsgemeinde<br />

eine freie Wohnung bekannt ist. Falls dies nicht möglich ist,<br />

gilt es eine kostengünstigste Unterbringungslösung zu finden.<br />

Da im Oberwallis keine Notunterkünfte zur Verfügung stehen,<br />

sind dies meist Hotelzimmer, Airbnbs oder die Notschlafstätte<br />

«Chez Paou» in Sitten. Wenn noch Zeit bleibt für das Suchen<br />

einer neuen Wohnung, informieren wir die Personen über bestehende<br />

Wohnungsportale, unterstützen beim Bestellen des<br />

Betreibungsregisterauszugs oder stellen potenziellen Vermietern<br />

eine Übersicht über unsere Unterstützungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Stefan: Bei einer Kündigung kontrollieren wir, ob diese schriftlich,<br />

auf amtlich genehmigtem Formular, mit Unterschrift und<br />

fristgerecht – mindestens drei Monate im Voraus – erfolgte.<br />

Ist etwas davon nicht der Fall, informieren wir die Person über<br />

die Einsprachefrist und unterstützen sie, falls nötig, bei der<br />

Formulierung der Anfechtung oder einem Antrag für eine Mieterstreckung.<br />

Gleichzeitig ist die Wohnungssuche zu starten.<br />

Bei einer Mietzinserhöhung sind zuerst ebenfalls die formalen<br />

Aspekte zu prüfen: Wurde das amtliche Formular benutzt,<br />

und ist der Grund der Erhöhung erwähnt? Ist die Teuerung<br />

gestiegen, der Referenzzinssatz angehoben worden etc.? Ist<br />

dies nicht der Fall, muss innert 30 Tagen nach Erhalt die Anfechtung<br />

bei der kantonalen Schlichtungsbehörde erfolgen.<br />

Bei spezifischen Fragen wird die Person auf die Homepage<br />

des Mieterverbands hingewiesen.<br />

Wird eine Wohnung elektrisch geheizt, so werden die Stromkosten<br />

zu einem gewichtigen Budgetposten. Ein konkretes<br />

Beispiel, welche Folgen die zum Teil massiven Erhöhungen<br />

haben können: Einpersonenhaushalt, Talgemeinde, Basis<br />

Jahresrechnungen 2021/22 und 2022/2<strong>3.</strong> Trotz einer Reduktion<br />

des Verbrauchs um 1‘100 kWh in diesem Jahr waren die<br />

Rechnungen CHF 164.– höher. Gemäss Budget hatte diese<br />

Person für die letzten 12 Monate CHF 581.50 zur Verfügung.<br />

Sie musste für die Energiekosten jedoch CHF 1‘05<strong>3.</strong>50 aufwenden,<br />

81,1% mehr als vorgesehen. Diese Mehrausgaben<br />

von CHF 472.– entsprechen nicht weniger als 45% des Betrages<br />

für den Lebensunterhalt eines ganzen Monats.


5<br />

Wie unterscheiden sich die Probleme der Klientinnen und<br />

Klienten, wenn sie sich bei dir Manuela im Team Intake<br />

(Anmeldephase) melden im Vergleich dazu, wenn das Thema<br />

Wohnen bei dir Stefan im Team Langzeitberatung aktuell wird?<br />

Manuela: Wir im Team Intake sind häufiger von akuten Notsituationen<br />

betroffen, bei denen es rasch eine Lösung braucht,<br />

damit die betroffenen Personen wieder eine Unterkunft haben.<br />

Dies bedeutet für unser Team, dass wir in gewissen<br />

Fällen innerhalb eines Tages eine Unterbringung organisiert<br />

haben müssen.<br />

Stefan: Abgesehen von absoluten Ausnahmen haben die Personen<br />

beim Übergang vom Intake zum Team Beratung und<br />

Integration eine Wohnung. Hilfe zur Selbsthilfe ist so für uns<br />

prioritär. Dies heisst im Alltag vor allem, die Personen bei einer<br />

Kündigung auf rechtliche Bestimmungen hinzuweisen: Fristen,<br />

formale Anforderungen einer Kündigung oder Mietzinserhöhung,<br />

Möglichkeit von Einsprache, wo sind Auskunft/Unterstützung<br />

zu erhalten. Konnte eine neue Wohnung gefunden<br />

werden: Informationen zur Organisation eines Umzugs, was<br />

sollte selbst erledigt werden, welche Umzugskosten können<br />

unter bestimmten Umständen von der Sozialhilfe übernommen<br />

werden etc. Tatsache ist, dass längst nicht alle Klientinnen und<br />

Klienten mit dem Zügeln alleine klarkommen. Da es kein separates<br />

und/oder spezialisiertes Angebot für diese Situation gibt,<br />

ist unsere Unterstützung nicht selten nötig. Zum Beispiel, nach<br />

mündlichem Einholen des Einverständnisses der zuständigen<br />

Gemeinde, das Organisieren einer Umzugsfirma.<br />

Wie seht ihr den Zusammenhang zwischen Wohnsituation und<br />

beruflicher Integration? Geht es in der Sozialhilfe doch darum,<br />

sich langfristig wieder von der Unterstützung der Sozialhilfe zu<br />

lösen und ein eigenständiges Leben zu führen.<br />

Manuela: Wer bereits einmal selber auf der Suche nach einer<br />

neuen Arbeitsstelle war, weiss, dass dies mit Stress und Unsicherheit<br />

verbunden sein kann. Für eine erfolgreiche Integration<br />

wäre deshalb eine stabile Wohnsituation unentbehrlich, damit<br />

der Fokus voll auf die Arbeitssuche gesetzt werden kann.<br />

Häufig stehen wir dann vor dem Dilemma, dass eine Person<br />

zwar arbeitsfähig wäre und deshalb möglichst rasch mit der<br />

Integration begonnen werden sollte, die unsichere Wohnsituation<br />

aber so belastend ist, dass diese gar nicht gelingt oder<br />

erst zu einem späten Zeitpunkt.<br />

Was macht ihr konkret um die Klientinnen und Klienten bei der<br />

Wohnungssuche zu unterstützen?<br />

Beide: Mit der Kündigung beginnt die Suche nach einer neuen<br />

Unterkunft. Menschen, die kein soziales Beziehungsnetz<br />

(mehr) haben – und das betrifft einige unserer Klientinnen<br />

und Klienten –, fühlen sich dann nicht selten etwas «verloren».<br />

Wohnungsinserate im WB sind heute viel seltener. Plattformen<br />

wie Immobei, Homegate, Immoscout24, Comparis,<br />

wgzimmer.ch, flatfox.ch, Gemeinde-Webseiten und vor allem<br />

die Social Media haben eine viel grössere Bedeutung. Wer diese<br />

nicht benutzt – oder zu benutzen weiss –, hat es «doppelt»<br />

schwer. Ab und zu ist uns intern bekannt, für welche Wohnung<br />

eines Klienten Nachmieter gesucht werden, oder wir erhalten<br />

Meldungen direkt von Besitzern, dass sie eine Wohnung zu<br />

vermieten haben. Zur Unterstützung haben wir auch schon<br />

externe Freiwillige gefunden, die per Whatsapp Infos zu verfügbaren<br />

Wohnungen direkt an Personen senden.<br />

Im Kontext der Sozialhilfe und Wohnen fällt immer wieder<br />

der Begriff «Mietzinslimite». Was hat es damit auf sich?<br />

Beide: Jede Gemeinde bestimmt eigenständig, welcher maximale<br />

Mietzins für die entsprechende Haushaltsgrösse bei<br />

Sozialhilfebezug von der Gemeinde übernommen wird. Ein<br />

höherer Mietzins als in den Richtlinien vorgesehen ist dennoch<br />

möglich: Will eine Person nach einer Erhöhung der Miete<br />

über die Limite nicht zügeln, so muss sie die Differenz selber<br />

bezahlen. In Anbetracht der Wohnungsknappheit ist das Finden<br />

einer neuen Unterkunft für alle im Oberwallis eine riesige<br />

Herausforderung. Für Menschen mit Sozialhilfe noch umso<br />

mehr, als sie die erwähnten Mietzinslimiten einhalten müssen.<br />

Stefan Ruf<br />

Team Beratung & Integration<br />

Beschäftigt im SMZO seit November 2021<br />

Wie wohnst du?<br />

Mietwohnung, mit Balkon Richtung Südwesten<br />

(und Abendsonne!)<br />

Stefan: «Was war zuerst, das Huhn oder das Ei»? Eine ähnliche<br />

Frage stellt sich bei der sozialen und beruflichen Integration:<br />

Was braucht es zuerst, eine Wohnung oder eine Stelle? In welcher<br />

Region soll eine Wohnung gesucht werden, wenn noch unklar<br />

ist, wie und wo die berufliche Integration aufgegleist werden<br />

kann? Die Frage der Erreichbarkeit (mit ÖV) ist dabei sehr<br />

zentral. Wohnort und Arbeitsstelle finden, sind miteinander<br />

verbunden und können fast nicht separat angegangen werden.<br />

Doch was, wenn der erste Integrationsschritt ein Praktikum<br />

ist, eine Festanstellung danach nicht möglich ist und somit die<br />

Fortsetzung zum Zeitpunkt der Wohnungssuche noch offen<br />

ist? Fragen über Fragen, weshalb realisierbare Lösungen zu finden<br />

nicht selten der Quadratur eines Kreises gleicht.


Perspektiven<br />

6<br />

In Talgemeinden liegen diese für eine Person häufig bei CHF<br />

800.–, in kleinen Orten und in Berggemeinden etwas tiefer. Die<br />

Besitzer können bei der grossen Nachfrage die Mieter auswählen;<br />

nicht alle wollen Sozialhilfebezüger in ihrer Wohnung.<br />

Ältere Wohnungen mit günstigerem Mietzins werden nicht<br />

selten elektrisch geheizt. Schon vor den zum Teil drastischen<br />

Strompreiserhöhungen wurde so aus einer auf den ersten<br />

Blick günstigen Wohnung nach Einbezug der Stromkosten<br />

eine teure.<br />

Welche Unterstützung und Sicherheiten kann die Sozialhilfe<br />

gegenüber Vermieterinnen und Vermietern anbieten?<br />

Beide: Wir können Vermietern und Vermieterinnen anbieten,<br />

die Miete von unterstützten Personen direkt zu bezahlen, und<br />

können damit garantieren, dass das Geld auch für die Miete<br />

gebraucht wird. Weiter übernimmt die Sozialhilfe die Jahresgebühr<br />

von Mietkautionsfirmen, wie beispielsweise Swisscaution.<br />

Ist diese Lösung nicht möglich, können wir dem Vermieter<br />

oder der Vermieterin auch die Kaution direkt auf ein<br />

Sperrkonto bezahlen, diese muss dann aber von der betroffenen<br />

Person in monatlichen Raten an den Sozialdienst zurückbezahlt<br />

werden. Was der Sozialdienst nicht übernehmen kann,<br />

sind Bürgschaften oder die Unterzeichnung des Mietvertrags.<br />

Falls eine Bürgschaft zu einer Wohnung verhelfen würde, leiten<br />

wir die Personen zum Verein Immo-Solidaire weiter, der<br />

eine solche Bürgschaft in gewissen Fällen übernehmen kann.<br />

Wie hat sich der Arbeitsalltag für euch seit den letzten<br />

drei Jahren verändert?<br />

Manuela: Ich habe den Eindruck, dass bereits im Jahr 2020, als<br />

ich beim Sozialdienst zu arbeiten begann, der Wohnungsmarkt<br />

im Wallis angespannt war. Ich erlebte bereits damals Situationen<br />

mit Obdachlosigkeit oder zu hohen Mieten. Seither nehme<br />

ich wahr, dass es für betroffene Personen immer schwieriger<br />

wird, eine neue Wohnung überhaupt zu finden, oder dass es<br />

uns nicht mehr so rasch gelingt, eine geeignete Notunterkunft<br />

zu organisieren, weil beispielsweise viele Hotels ausgebucht<br />

sind. Vor drei Jahren war es schwierig, eine Wohnung zu finden,<br />

deren Miete den Richtlinien entspricht, heute ist es herausfordernd,<br />

überhaupt eine freie Wohnung zu finden.<br />

Facts & Figures<br />

zum Thema Wohnen<br />

• Innert vier Jahren (2020 – 2023) ist der Anteil an<br />

Mietwohnungen um 32% gesunken.<br />

• In dieser Zeitspanne sind die Mietpreise<br />

(exkl. Nebenkosten) um ca. 5% gestiegen.<br />

• Der Referenzzinssatz ist im Juni 2023 zunächst<br />

von 1,25% auf 1,5% gestiegen und wird bis Ende<br />

Dezember noch einmal auf 1,75% erhöht, was die<br />

Mieten vermutlich weiter steigen lassen wird.<br />

• Elektrisch heizen hat seinen Preis. Der Strompreis<br />

gilt bei Sozial hilfebezug in der Schweiz<br />

dann als erhöht, wenn eine kWh mehr als<br />

CHF 0.41 kostet.<br />

• Das genannte Fallbeispiel im Interview auf Seite 4<br />

unten zeigt, dass diese Person jährliche Mehrausgaben<br />

für Strom von CHF 472.– hat. Bei ihrem<br />

monatlichen Grundbedarf von CHF 1‘031.– sind<br />

dies mehr als 45% des für den Lebensunterhalt<br />

zur Verfügung stehenden Geldes.<br />

Quelle: BFS und SKOS<br />

Stefan: In den letzten zwei Jahren hat der zeitliche Aufwand,<br />

welche Fragen im Zusammenhang mit dem Wohnen<br />

ein nimmt, stetig zugenommen. Dabei sind Kündigung, Wohnungssuche<br />

(mit Organisation vom Umzug) und das Finden<br />

von Notunterkünften die häufigsten Themen. Die Sorgen von<br />

Klientinnen und Klienten bei einer ausgesprochenen Kündigung<br />

sowie deren Verzweiflung, wenn trotz intensiver Suche<br />

keine Wohnung innerhalb der Mietzinslimite gefunden werden<br />

kann, werden immer grösser. Sie nehmen in der Beratung entsprechend<br />

viel Platz ein.<br />

Was müsste sich ändern, damit ihr eure Klientel besser<br />

begleiten und unterstützen könnt?<br />

Manuela: Für akute Notfallsituationen würde es uns helfen,<br />

wenn es gewisse Notschlafstellen zur Verfügung hat, in denen<br />

wir betroffene Personen unterbringen könnten, bis eine Anschlusslösung<br />

gefunden wird.<br />

Stefan: Für Menschen ohne soziales Netz, mit psychischen<br />

und/oder körperlichen <strong>Gesundheit</strong>sproblemen, welche keine<br />

Social Media benutzen, kann die Wohnungssuche eine echte<br />

«Herkulesaufgabe» sein. Professionelle institutionelle Unterstützung<br />

gibt es im Oberwallis keine. Das SMZO kann diese<br />

Aufgabe nicht alleine übernehmen. Es braucht dringend andere<br />

Netzpartner und/oder andere Lösungen, um diese Menschen<br />

wirkungsvoll unterstützen zu können.<br />

Quelle: Visp Tourismus


Kurz gefragt, kurz gesagt …<br />

7<br />

Benoît Bender<br />

Präsident der Walliser Vereinigung der Sozialmedizinischen Zentren<br />

Sie wurden am <strong>3.</strong> Juni 2013 zum Präsidenten der Walliser<br />

Vereinigung der SMZ (WVSMZ) gewählt – im Frühjahr<br />

2024 werden Sie zurücktreten. Was hat sich in der Landschaft<br />

der SMZ in mehr als zehn Jahren verändert?<br />

Es ist verrückt, wenn ich mir die Struktur und die Tätigkeiten<br />

der WVSMZ bei meinem Beginn und anlässlich meines bevorstehenden<br />

Rücktritts vor Augen führe.<br />

Ich würde einige besondere Punkte hervorheben wie:<br />

– Der starke Anstieg der Pflegeleistungen zu Hause und das<br />

Aufkommen von Konkurrenz.<br />

– Die Regionalisierung und Professionalisierung der SMZ:<br />

von 13 subregionalen SMZ auf fünf regionale SMZ, wobei<br />

das SMZO als Beispiel für das französischsprachige<br />

Wallis diente.<br />

– Die Informatisierung, insbesondere das elektronische<br />

Pflegedossier unter der Leitung der Vereinigung, dann die<br />

Übertragung der Aktivitäten an eine Gesellschaft für<br />

Informatikdienstleistungen zu 50% mit der AVALEMS.<br />

– Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die harmonisierte<br />

Einführung der Kostenrechnung, das Projekt Pflegequalität<br />

und die zahlreichen kantonalen Arbeitsgruppen zur<br />

Unterstützung der Direktionen.<br />

– Die Bewältigung von Covid-19 mit einer beispielhaften<br />

Reaktion der Spitex.<br />

– Die zunehmenden Synergien mit anderen Pflegedienstleistern,<br />

insbesondere im Bereich der Langzeitpflege<br />

(Pflegeheime).<br />

Brig und Ihre Heimatstadt Martinach sind mehr als 80<br />

Kilometer voneinander entfernt. Was trennt und was vereint<br />

uns? Und was können wir voneinander lernen?<br />

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Leistungsauftrag der SMZ<br />

– <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Soziales</strong> – für alle SMZ gleich ist und die Herausforderungen,<br />

die mit der Alterung der Bevölkerung verbunden<br />

sind, allen gemeinsam sind. Der Auftrag der öffentlichen<br />

Hand, die Verpflichtung zur Betreuung vereint uns ebenso wie<br />

die besondere Topografie unseres Kantons: Vom Goms bis zum<br />

Val d‘Illiez sind wir für die gesamte Bevölkerung da, sowohl im<br />

Pflege- als auch im Sozialbereich.<br />

Im französischsprachigen Wallis ist die Konkurrenz viel grösser,<br />

da es dort zahlreiche private Spitexorganisationen ohne Grundversorgungspflicht<br />

gibt.<br />

Das Wachstum der Pflegestunden ist derzeit im französischsprachigen<br />

Wallis höher, vielleicht aus kulturellen Gründen, aber<br />

auch im SMZO ist der Trend deutlich steigend.<br />

Wagen wir einen Benchmark und den Vergleich zwischen den<br />

SMZ mit Gespür und Intelligenz, da jede Region ihre Eigenheiten<br />

hat. Das ist entscheidend, um die richtigen Entscheidungen zu<br />

treffen.<br />

Das Thema «Wohnen» ist das Schwerpunktthema dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>. Wie beurteilen Sie die Situation – insbesondere für<br />

Menschen am Rande der Gesellschaft?<br />

Das ist ein grosses und besorgniserregendes Problem, insbesondere<br />

in den Städten. Die Preise sind exorbitant hoch und für<br />

Menschen mit niedrigem Einkommen unerschwinglich. Zum<br />

Glück gibt es noch alte Gebäude mit moderaten Mieten oder<br />

Privatpersonen, die nicht nur Finanzspekulation betreiben, sondern<br />

moderate Mieten anbieten. Ich gehöre dazu und es erfüllt<br />

mich immer mit Stolz, wenn ich einen Mietvertrag zu einem<br />

niedrigeren Preis als dem Marktpreis unterschreibe. Nicht jeder<br />

hat die gleichen Mittel, also ist ein bisschen Teilen sicher möglich.


Perspektive<br />

8<br />

Eigentümer und Mieter sitzen<br />

im selben Boot<br />

Angebot und Nachfrage im Ungleichgewicht<br />

Für das SMZO liegt der Fokus beim Thema Wohnen, dem<br />

Auftrag und den Dienstleistungen entsprechend, natürlich<br />

bei bedürftigen respektive Menschen in schwierigen Lebensphasen.<br />

Nun leidet aber auch der Mittelstand vermehrt daran,<br />

dass vor allem bezahlbarer Wohnraum knapper wird.<br />

Wohnen ist grundsätzlich für alle teurer geworden. So sind die<br />

Preise für Wohnungen und Häuser in den vergangenen Jahren<br />

deutlich gestiegen. Hinzu kommen die steigenden Kosten<br />

bspw. für Zinsen und Unterhalt – ebenso gestiegene Nebenkosten<br />

(Heizung, Strom usw.). Diese Preis- und Kostensteigerungen<br />

treffen sowohl Mieter als auch Eigentümer.<br />

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt im Oberwallis<br />

gilt als angespannt. Wie angespannt ist die Situation denn<br />

tatsächlich?<br />

Ja, die Situation ist in vielen Gemeinden angespannt oder sogar<br />

sehr angespannt. Dies ist primär auf die grosse Nachfrage<br />

der letzten Jahre zurückzuführen und ein Angebot, welches<br />

nicht mit der Nachfrage mithalten konnte. Es wird sich zeigen,<br />

inwieweit die sich im Bau befindlichen Wohnungen zu einer<br />

Entspannung beitragen werden.<br />

«Es braucht nicht<br />

mehr, sondern<br />

weniger Vorschriften,<br />

damit das Angebot an<br />

Wohnungen steigt.»<br />

Matthias Eggel<br />

Präsident des HEV Oberwallis<br />

Welche Lösungsansätze sehen Sie?<br />

Wenn Angebot und Nachfrage nicht mehr übereinstimmen,<br />

dann gibt es grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder<br />

wird das Angebot vergrössert oder die Nachfrage reduziert bzw.<br />

das Nachfragewachstum gebremst. Beide Faktoren sind sehr<br />

stark von der Politik abhängig – bspw. von der Zuwanderungsund<br />

der Raumplanungspolitik. Sicher ist, dass wenn politische<br />

Entscheide gefällt werden, die sich negativ auf das Angebot auswirken,<br />

dann das Angebot zurückgeht. Genau dies ist bspw. mit<br />

der Annahme des Raumplanungsgesetzes geschehen. Wenn<br />

dann genau diejenigen Kreise, welche sich für die Annahme des<br />

Raumplanungsgesetzes engagiert haben und zudem teilweise<br />

auch noch eine uneingeschränkte Zuwanderung befürworten,<br />

jetzt am lautesten einen Wohnungsmangel beklagen und staatliche<br />

Massnahmen fordern, dann habe ich dafür überhaupt kein<br />

Verständnis. Um es klar und deutlich zu sagen: Die Politik und<br />

Fehlentscheidungen der letzten Jahre sind zu einem grossen<br />

Teil für die jetzige Situation verantwortlich.<br />

Aus Sicht des HEV ist klar, dass es bessere Rahmenbedingungen<br />

braucht, damit das Angebot an Wohnungen steigt. Immer<br />

neue Gesetze, Vorschriften und staatliche Interventionen bewirken<br />

genau das Gegenteil. Ebenso wirken sich die zahlreichen<br />

Einsprachen negativ auf das Wohnungsangebot aus.<br />

Welche Interessen verfolgt der HEV?<br />

Der HEV setzt sich primär für die Förderung und Erhaltung des<br />

Wohn- und Grundeigentums ein. Dazu gehören die Eigentumsgarantie,<br />

nur so viel Bürokratie wie nötig, wirtschaftlich tragbare<br />

Vorschriften sowie massvolle Steuern, Gebühren und Abgaben.<br />

Ein wichtiges Anliegen ist die Abschaffung des Eigenmietwerts –<br />

ein fiktiver Mietwert und damit ein fiktives Einkommen, welches<br />

die Eigentümerinnen und Eigentümer heute versteuern müssen.<br />

Und was entgegnen Sie Kritikern, die sagen, die Eigentümer<br />

würden von der angespannten Lage profitieren?<br />

Wie bereits erwähnt, betreffen die steigenden Preise und Kosten<br />

die Eigentümer genauso wie die Mieter. Wenn eine Wohnung<br />

früher CHF 700‘000.— gekostet hat und jetzt CHF 1‘000‘000.—,<br />

dann hat diese Preissteigerung von fast 50% selbstverständlich<br />

massive Konsequenzen. So können sich einerseits immer weniger<br />

Menschen Wohneigentum leisten, was sehr bedauerlich<br />

ist. Andererseits hat dies auch deutliche Auswirkungen auf die<br />

Mietkosten – sowohl für Eigentümer als auch für Mieter. Wenn<br />

dann noch steigende Zinsen hinzukommen, hat dies einen Hebeleffekt.<br />

Dazu ein einfaches Beispiel: CHF 700‘000.— bei einem<br />

Zinssatz von 1% bedeutet Zinskosten von CHF 7‘000.— pro Jahr


9<br />

oder rund CHF 580.— pro Monat. Wenn ich nun CHF 1‘000‘000.—<br />

zu 2% verzinsen muss, komme ich auf jährliche Zinskosten von<br />

CHF 20‘000.— oder monatlich auf rund CHF 1‘670.—. Somit ergibt<br />

sich fast eine Verdreifachung der Zinskosten. Bei einem<br />

Zinssatz von 2,5% sind es rund CHF 2‘080.— und bei 3% sogar<br />

CHF 2‘500.— pro Monat, was mehr als dem Vierfachen der ursprünglichen<br />

Zinskosten entspricht. Dieses Beispiel zeigt klar<br />

auf, dass Eigentümer und Mieter im gleichen Boot sitzen und<br />

sich den Entwicklungen nicht entziehen können.<br />

Der Hauseigentümerverband (HEV) Schweiz ist die Dachorganisation<br />

der Wohneigentümer und Vermieter in der Schweiz.<br />

Der Verband wurde vor mehr als 100 Jahren gegründet und<br />

zählt aktuell rund 340‘000 Mitglieder. Er besteht aus über 100<br />

Regional- und Kantonalsektionen, darunter der HEV Oberwallis<br />

mit seinen über 2‘700 Mitgliedern. Matthias Eggel ist seit 2015<br />

Präsident des HEV Oberwallis. Der 45-jährige Ökonom arbeitet<br />

bei einer Versicherungsgesellschaft. Während zehn Jahren war<br />

er Stadtrat von Brig-Glis und während acht Jahren Mitglied des<br />

Grossen Rats des Kantons Wallis.<br />

Gut zu wissen<br />

Infoanlass Familie im Zentrum<br />

Mehr als 20 Walliser Institutionen stellten sich vor<br />

Unter dem Jahresmotto «Vernetzung – nach innen und nach<br />

aussen», welches das SMZ Oberwallis für das Jahr 2023 ausgerufen<br />

hatte, organisierte das Team der Kinderspitex Oberwallis<br />

für Familien und Interessierte einen öffentlichen Infoanlass in<br />

der Simplonhalle Brig.<br />

Am 4. Oktober konnten sich die Besucher und Besucherinnen<br />

am Nachmittag über das vielfältige Beratungs- und Dienstleistungsangebot<br />

von nicht weniger als 23 Oberwalliser Organisationen<br />

rund um die Arbeit mit und für Kinder/Jugendliche<br />

informieren.<br />

Andererseits wollte man die breite Bevölkerung und speziell<br />

die Familien mit dem Anlass in der Simplonhalle in Brig auf das<br />

Dienstleistungsangebot der Kinderspitex, aber auch auf das<br />

breit gefächerte Angebotsspektrum all der anderen Organisationen<br />

aufmerksam machen. Deren Dienstleistungen seien oft<br />

weniger sichtbar und mit dem Infoanlass zielte man darauf ab,<br />

insbesondere Eltern, aber auch Kinder anzusprechen, welche<br />

viele der Angebote nutzen können, sie aber nur selten kennen.<br />

Die Zahl der interessierten Besucher und Besucherinnen überstieg<br />

bei Weitem die Erwartungen, und das Angebot wurde zahlreich<br />

nachgefragt. Die Veranstalter und beteiligten Institutionen<br />

zeigten sich sehr zufrieden. Einer zukünftig jährlichen Durchführung<br />

zeigte man sich entsprechend allseits sehr aufgeschlossen<br />

gegenüber.<br />

Noémie Buchs, Teamleiterin der Kinderspitex Oberwallis, zufolge<br />

gaben verschiedene Gründe den Ausschlag, diesen Anlass<br />

erstmals ins Leben zu rufen. Einerseits würden manchmal<br />

schlichtweg die Berührungspunkte mit den anderen Organisationen<br />

fehlen, obschon diese zwar ähnliche Ziele verfolgten,<br />

aber im Alltag nicht in denselben Situationen ins Spiel kämen.<br />

Natürlich gibt es jeweils Austauschtreffen oder gemeinsame<br />

Weiterbildungen, aber bei der Vernetzung gäbe es noch Luft<br />

nach oben.


Feldstecher<br />

10<br />

Hospiz Oberwallis HOPE<br />

Leben bis zum Schluss<br />

Zielgruppe für ein Hospiz sind erwachsene Patientinnen und<br />

Patienten mit einer fortgeschrittenen, unheilbaren Krankheit<br />

mit komplexer, aber mehrheitlich stabiler Symptomatik und/<br />

oder erhöhtem Betreuungsaufwand. Wenn eine häusliche Betreuung<br />

nicht (mehr) möglich ist und eine Behandlung im Akutspital<br />

keine Verbesserung der Problematik verspricht, ist der<br />

Wechsel in ein Hospiz, welches ein würdevolles Wohnen und<br />

Leben im letzten Lebensabschnitt ermöglicht, eine Option.<br />

Das Hospiz Oberwallis HOPE versteht sich als Ergänzung<br />

zu den bereits bestehenden Institutionen im Oberwallis.<br />

Schwerstkranke Menschen, ihrer Angehörigen und Freunde<br />

erhalten mit dem Hospiz die Möglichkeit, ein Daheim so nah<br />

wie möglich an ihrem Zuhause zu finden.<br />

Scannen Sie die QR-Codes und erfahren Sie mehr über<br />

das Hospiz Oberwallis.<br />

Zum<br />

Bericht<br />

auf Canal9<br />

Zur Website<br />

vom Hospiz<br />

Oberwallis<br />

Ebenfalls Teil des Angebots wird eine Ferienwohnung mit<br />

Patientenzimmer sein. Dieses Angebot können Familien mit<br />

körperlich und geistig schwerbehinderten Kindern oder Familien<br />

mit erkrankten Elternteilen in Anspruch nehmen. In Kooperation<br />

mit dem Team der Kinderspitex, der Spitex Oberwallis<br />

und Ehrenamtlichen werden die Familienmitglieder mit<br />

Pflegebedarf betreut, während der Rest der Familie Ausflüge<br />

im schönen Oberwallis unternehmen kann.<br />

SMZO vor Ort<br />

Zwei Standorte, ein Team<br />

Spitex Leuk-Steg betreut Kunden von Raron bis Varen<br />

Am Spitex-Standort Leuk-Steg ist man stolz auf das gute<br />

Teamklima und den Zusammenhalt im Team. Und es wird<br />

seitens des fünfköpfigen Führungsteams auch einiges dafür<br />

getan, damit sich die 34 Mitarbeitenden wohlfühlen und top<br />

motiviert die rund 240 Kunden betreuen. Das neueste Projekt<br />

sieht unter dem Stichwort «Work-Life-Balance» vor, dass jeder<br />

Mitarbeitende in den Genuss von einem fixen freien Tag sowie<br />

von fixen Arbeitstagen in der Woche kommt. Hinzu kommt die<br />

Möglichkeit der niedrigen Teilzeitpensen für alle – Führungsteam<br />

inklusive –, mit denen man auch am Standort Leuk-Steg<br />

die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Freizeit aktiv<br />

unterstützt. Neben den guten Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

werden die Mitarbeitenden durch zwei Fachpersonen im Bereich<br />

Palliative Care sowie durch eine zertifizierte Wund-Stoma-Expertin<br />

in der alltäglichen Arbeit unterstützt, beraten<br />

und begleitet. Hinzu kommt auch, dass sich der Arbeitsalltag<br />

mit den unterschiedlichen Aufgabengebieten Hauswirtschaft,<br />

Betreuung, Grundpflege, Beratung sowie viel Behandlungspflege<br />

bereits heute ausgesprochen abwechslungsreich und<br />

spannend gestaltet und in seiner Komplexität zukünftig sogar<br />

noch zunehmen dürfte.


Hinter dem Horizont<br />

11<br />

Langzeitpflege im Wallis<br />

Wesentliche Massnahmen für die Ausbildung und Unterstützung<br />

der Pflegefachpersonen<br />

Damit die Pflege qualitativ hochwertig und für alle zugänglich<br />

ist, benötigen wir ausreichend gut ausgebildetes Pflegepersonal,<br />

das im Beruf bleibt. Auf der Grundlage der Prognosen des<br />

Schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>sobservatoriums müssen die<br />

privatrechtlichen, gemeinnützigen sowie die öffentlich-rechtlichen<br />

Spitex-Organisationen im Oberwallis ihren Personalbestand<br />

bis 2030 schrittweise insgesamt um fast 600 Mitarbeitende<br />

erhöhen, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht<br />

zu werden.<br />

Dem Bedarf an Pflegepersonal gerecht werden:<br />

In die Zukunft der Pflege investieren.<br />

Um die Attraktivität und Anerkennung des Pflegeberufs zu<br />

steigern, wird die vom Volk 2021 angenommene nationale<br />

Volksinitiative «Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)» in<br />

zwei Schritten umgesetzt.<br />

Die erste Etappe konzentriert sich auf den Ausbau der Plätze<br />

in den <strong>Gesundheit</strong>sschulen und auf finanzielle Unterstützung<br />

für die Auszubildenden. Laut einem vom BAG in Auftrag gegebenen<br />

und Ende 2022 veröffentlichten Bericht gehört der<br />

Kanton Wallis zu den drei einzigen Kantonen, die bereits über<br />

die erforderlichen gesetzlichen Grundlagen zur Stärkung der<br />

Praxisausbildung verfügen, insbesondere dank des neuen<br />

Gesetzes über die Bereitstellung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen<br />

für die nichtuniversitären <strong>Gesundheit</strong>sberufe.<br />

Derzeit ist der Erfahrungszeitraum noch zu kurz, um die Wirksamkeit<br />

dieses neuen Gesetzes zu analysieren, und es sind<br />

noch nicht alle Praktikums- und Lehrstellen besetzt. Jedoch<br />

werden die Bemühungen in allen Regionen fortgesetzt.<br />

Die zweite Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative besteht<br />

in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für das Personal unter Berücksichtigung<br />

der spezifischen Fähigkeiten. Die Arbeiten zur Präzisierung<br />

der Rahmenbedingungen und ihrer Umsetzung in die gesetzlichen<br />

Grundlagen sind beim Bund derzeit im Gange.<br />

Der Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für das Personal der<br />

Alters- und Pflegeheime und SMZ: Harmonisierung der<br />

Arbeitsbedingungen und Annäherung an das Spital Wallis<br />

Die Sozialpartner verhandeln derzeit über den Wortlaut eines<br />

GAV für die Mitarbeitenden von Alters- und Pflegeheimen und<br />

SMZ, um die Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen zu harmonisieren<br />

und die Vertretung von fast 7‘000 Angestellten bei<br />

49 Arbeitgebern zu gewährleisten.<br />

Unter Vorbehalt der Bewilligung des erforderlichen Budgets<br />

durch den Walliser Grossen Rat und der Annahme durch die<br />

Generalversammlungen der Arbeitgeber sollte dieser GAV bereits<br />

im nächsten Jahr in Kraft treten.<br />

Der nächste Schritt besteht darin, sich in den folgenden Jahren<br />

den Arbeitsbedingungen des Personals des Spitals Wallis<br />

für die Mitarbeitenden im Bereich der Langzeitpflege (Altersund<br />

Pflegeheime, SMZ) anzunähern.<br />

Die kantonale Taskforce für die Pflege:<br />

Aktive Unterstützung<br />

Um das Walliser Pflegepersonal wirksamer zu unterstützen,<br />

wurde eine kantonale Taskforce eingerichtet, die die verschiedenen<br />

Massnahmen zur Steuerung der Umsetzung der Pflegeinitiative<br />

im Kanton prüfen soll.<br />

Zu den von der Taskforce identifizierten Massnahmen gehören<br />

die Förderung des Berufs, die Entwicklung des Ausbildungsangebots,<br />

die Überprüfung der Berufsrollen und die<br />

Verbesserung der Karriereaussichten.<br />

Die beiden Walliser Verbände, die die SMZ und die APH vertreten<br />

(WVSMZ und AVALEMS), sind für die Umsetzung von vier<br />

dieser prioritären Massnahmen verantwortlich.<br />

Das Wallis, ein Modell der Zusammenarbeit für die Zukunft<br />

des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />

Der Kanton Wallis positioniert sich entschieden als Pionierkanton<br />

bei der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen<br />

im Zusammenhang mit dem Nachwuchs im <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />

Angesichts eines Mangels an <strong>Gesundheit</strong>sfachkräften<br />

mobilisiert das Wallis seine Ressourcen und sein Fachwissen,<br />

um mutige und innovative Massnahmen umzusetzen. Die Zusammenarbeit<br />

und Entschlossenheit aller beteiligten Partner<br />

sind die Säulen, auf denen dieser Erfolg beruht.


Lesenswert<br />

Zahlenspiegel<br />

12<br />

Unsere<br />

Lesetipps für Sie<br />

Facts & Figures<br />

Bereich <strong>Soziales</strong><br />

Lukas Bärfuss<br />

Die Krume Brot<br />

Eine alleinerziehende Frau mit Migrationshintergrund in<br />

der Schweiz, deren Kind im Verlauf der Geschichte von<br />

ihrem Lebenspartner in Italien entführt wird. Eine Suche<br />

nach der eigenen Tochter in Zeiten der Bomben und Gewalt,<br />

die lange vergeblich bleibt. Bis sie eines Tages die<br />

Meldung erhält, der Entführer sei an den Ort des Verbrechens<br />

wieder zurückgekehrt.<br />

ISBN: 978-3-498-00320-3<br />

ISBN E-Book: 978-3-644-01487-9<br />

Johann Hari<br />

Abgelenkt<br />

Warum haben wir unsere Fähigkeit verloren, uns zu konzentrieren?<br />

Was sind die Gründe dafür? Und am wichtigsten:<br />

Lässt sich Aufmerksamkeit wieder antrainieren?<br />

Johann Hari hat während dreier Jahre Forschung betrieben<br />

und weltweit mit führenden Experten und Fachleuten<br />

gesprochen. In seinem Buch entlarvt er nicht nur zwölf<br />

entscheidende Gründe, die für den Verlust unserer Aufmerksamkeit<br />

verantwortlich sind. Er zeigt auch Wege auf,<br />

wie wir unseren Fokus endlich wieder zurückgewinnen.<br />

51<br />

Familien und 94 Kinder<br />

begleitet die<br />

Sozialpädagogische<br />

Familienbegleitung.<br />

187<br />

verbeiständete Personen<br />

betreut und begleitet die<br />

Berufsbeistandschaft.<br />

2<br />

Personen pro Tag<br />

melden sich durchschnittlich<br />

zum ersten Mal beim<br />

Sozialdienst.<br />

ISBN: 978-3-7423-2238-8<br />

Bettina Lemke, John Strelecky<br />

The Big Five for Life<br />

Joe trifft durch Zufall Thomas, einen erfolgreichen Geschäftsmann,<br />

der sein Mentor wird. Thomas teilt mit Joe<br />

die Prinzipien seines Erfolgs, darunter die Bedeutung von<br />

Berufung und persönlichen Lebenszielen. Dies inspiriert<br />

Joe, sein eigenes Leben zu verwirklichen, und Thomas<br />

möchte sein Wissen mit vielen teilen, um die Idee zu verbreiten,<br />

dass Arbeit nicht nur zum Geldverdienen da ist,<br />

sondern auch zur persönlichen Erfüllung beitragen kann.<br />

ISBN: 978-3-7423-2238-8<br />

1’130<br />

Personen betreut<br />

der Sozialdienst.<br />

33 von 62<br />

Gemeinden im Oberwallis<br />

haben die Schulsozialarbeit<br />

eingeführt.<br />

Kennzahlen aus dem Geschäftsjahr 2022

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