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Magnum<br />
Kontrust<br />
Blind Illusion<br />
Rock The night<br />
© Aimless Arrow<br />
Ausgabe <strong>#35</strong> – Winter 2023/24<br />
Witches brew - eiskalt serviert!<br />
<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong> Partner<br />
Grosse (nach)Weihnachtsverlosung
Merci!!!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
In Wien auf<br />
UKW 104,6<br />
und landesweit<br />
auf DAB+<br />
ja auch in diesem Jahr sind wir<br />
ein Stück weit stärk!er, besser und<br />
schlauer geworden! Doch, sind wir!<br />
Aber Späßchen beiseite, ich blicke<br />
einigermaßen stolz auf dieses Jahr<br />
zurück und möchte die Gelegenheit<br />
ergreifen, Danke zu sagen!<br />
Unseren Partnern:<br />
Rock Antenne Österreich<br />
Barracuda<br />
Sony<br />
Warner<br />
Better Noise<br />
t-on<br />
Planet Music<br />
Simm City<br />
((szene))<br />
Kaltenbach<br />
Meine neue<br />
Perspektive:<br />
Studieren!<br />
Metal On The Hill<br />
Masters Of Rock<br />
Metal Escalation Festival<br />
Escape<br />
Laessig Booking<br />
Rattlesnake<br />
Stadt Wien<br />
WAFF<br />
NDU<br />
artconcert<br />
Rockhouse Salzburg<br />
Vienna Metal Meeting<br />
Viper Room<br />
District 19<br />
Wildstyle<br />
Vinyl&Music Festival<br />
Arena Wien<br />
Eisenton<br />
Target Group<br />
superlifepromo<br />
Ein Danke geht an die beste<br />
Redaktion der Welt, unseren<br />
immer stilsicheren Grafiker Jeff<br />
(den laut Eigendefinition eine<br />
echte Männergrippe inklusive<br />
Nahtoderfahrung im Zuge der<br />
Herstellung vorliegender Ausgabe<br />
plagte!) und nicht zuletzt an<br />
unsere Leserinnen und Leser, die<br />
ob ihrer Treue ein Magazin wie<br />
dieses erst möglich machen!<br />
Habt alle wunderschöne Feiertage<br />
und kommt mir ja gut ins 2024er-<br />
Jahr!<br />
Immer die eure!<br />
Frag<br />
den<br />
waff!<br />
Claudia Jusits<br />
(Herausgeberin)<br />
Bezahlte Anzeige<br />
Radio an!<br />
Der waff unterstützt Wienerinnen, die den nächsten<br />
Schritt machen: Jetzt beraten lassen und ein<br />
Stipendium bis zu 10.000 Euro sichern. Für berufsbegleitende<br />
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JETZT NEU: Geld und Kurse zur optimalen Vorbereitung auf das Studium.<br />
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Stark!e Ladies<br />
Hexengebräu vom Feinsten!<br />
© Aimless Arrow<br />
4 5
Stark!e Ladies<br />
Frauenpower aus Österreich:<br />
Eine mit knapp 300 Besuchern ausverkaufte EP-Release-Show in Wien zur neuen EP „WITCHES BREW“,<br />
29 Auftritte, vor allem im D-A-CH-Raum, 5 Songs, 2 Videos, 1 EP.<br />
Das ist die beträchtliche Ausbeute der Rockband VULVARINE im Jahr 2023.<br />
Robin (Bassistin der Band) gibt uns an einem regnerischen Abend (ja tatsächlich, es gibt auch noch Regentage)<br />
kurz nach dem Releasekonzert am 20. Oktober die Ehre und lässt das Jahr 2023 Revue passieren:<br />
Robin: „Es war auf jeden<br />
Fall ein turbulentes<br />
Jahr. Wir waren Anfang<br />
Jänner gleich einmal im Studio<br />
und absolvierten einen fetten<br />
Block, wo alles eingespielt und<br />
aufgenommen wurde für die<br />
jetzt im Oktober erschiene EP<br />
„WITCHES BREW“. Und bis Ende<br />
März zog sich dann auch noch das Mastering hin. Die<br />
nachfolgenden Monate waren dann geprägt von dem<br />
Drumherum, welches zu einem Release dazugehört:<br />
Vom Gestalten des Artworks über die Merchplanung<br />
bis hin zum Fixieren des Releasegigs.<br />
Dann hat uns aber nach den Studioaufnahmen unsere<br />
Gitarristin Mika aus privaten Gründen verlassen.<br />
Das fanden wir einerseits aus menschlicher<br />
Sicht sehr schade, andererseits ist es auch immer<br />
eine Herausforderung, wenn von heute auf morgen<br />
eine Person weniger im Team ist. Und dann musst<br />
du natürlich die Prioritäten ändern. Die To-Do-Liste<br />
wurde eingefroren und stattdessen wurde mit dem<br />
Casting begonnen: Wir hatten einige Termine und die<br />
erste, Stasha aus Slowenien, hatte uns gleich überzeugt.<br />
Aber es gab eben Bedenken hinsichtlich des<br />
Wohnorts. Sie wohnt eben nicht nur nicht in Wien,<br />
sondern gleich in einem anderen Land. Daher haben<br />
wir uns die anderen Bewerberinnen auch noch<br />
angesehen.<br />
Am letzten Tag haben wir sie<br />
daher gefragt, ob sie uns heiraten<br />
will… Und sie hat „Ja“ gesagt<br />
(lacht).“<br />
(Anm.: Nicht nur, dass hier eine<br />
Band ihre Gitarristin gefunden<br />
hat, beim Releasekonzert<br />
stand Mika in der ersten Reihe<br />
und hat die Band voll abgefeiert. Das finden wir<br />
stark!).<br />
Diese vielen Tätigkeiten, auch das Reisen, sind schon anstrengend,<br />
oder?<br />
R: Die Urlaubstage gehen alle für die Band drauf.<br />
Und heuer war unser stärkstes Jahr. Es ist eben kontinuierlich<br />
gestiegen, und das wollen wir auch so.<br />
Aber mit fünf Wochen Urlaub ist es schwierig - die<br />
Selbstständigen haben es hier daher ein wenig leichter<br />
(lacht).“<br />
VULVARINE haben zwar mittlerweile das Booking an<br />
GRöli Music nahezu komplett ausgelagert, aber bei<br />
VULVARINE ist immer noch das Gefühl vorherrschend,<br />
dass sie alles selbst machen (und sie sind damit erfolgreicher<br />
als manch anderer).<br />
Wir sind auf jeden Fall stur (lacht). Wir haben ganz<br />
klare Vorstellungen davon, wo wir hinwollen, wie wir<br />
dorthin wollen, was wir verkörpern möchten. Und bei<br />
einem Label hast du entweder viele Freiheiten, dafür<br />
geht aber nicht so viel weiter, wie man gerne hätte.<br />
Oder du bist bei einem Label, welches dich zu sehr<br />
knebelt. Wo du zwar hie und da eine Finanzspritze<br />
bekommst, wo du aber dann auch abliefern muss<br />
– auch wenn es dir zeitmäßig nicht reinpasst.<br />
Trotzdem ist dieses Thema für das nächste Jahr eines<br />
der größeren Ziele. Dass wir ein Label finden,<br />
mit dem wir diesen Mittelweg beschreiten können.<br />
Das uns (auch zeitmäßig) Freiheiten lässt, wobei das<br />
beim Sound und der Optik sowieso gesetzt ist. Aber<br />
uns andererseits bei der Promotion und vielleicht<br />
auch finanziell doch unter die Arme greift. Also ein<br />
kleines Label, welches aber fleißig ist.<br />
Erzähl uns doch bitte etwas über das neueste Werk des<br />
Vulvarocks, die EP „Witches Brew“!<br />
R: Unsere mythologische Figur Vulvarine, unser übermenschliches<br />
Wesen mit besonderen Fähigkeiten, die<br />
durch die Band wieder zum Leben erweckt worden<br />
ist, ist nunmehr auf dem Planeten angekommen. Sie<br />
hat jetzt eine menschliche Gestalt angenommen und<br />
erlebt nunmehr all das, welches Frauen in unserer<br />
Gesellschaft erleben. Und jeder Song stellt eines dieser<br />
Erlebnisse dar.<br />
Genial umgesetzt ist eines dieser Erlebnisse im neuen<br />
Video „White Pricks“!<br />
R: Der Song ist sicher nicht generell an alle weißen<br />
Männer gerichtet. Aber es lässt sich leicht ableiten,<br />
wer damit gemeint ist: Nämlich die ganzen politischen<br />
Ausbeuter, die allesamt oben stehen und bei<br />
uns die Zügel anziehen.<br />
VULVARINE halten bei gesellschaftskritischen Themen,<br />
gerade den Umgang mit Frauen betreffend, generell nicht<br />
hinter dem Berg – sondern gehen damit bisweilen auch<br />
an die Öffentlichkeit!<br />
R: Es ist nicht so, dass da bei jedem Konzert abwertende<br />
Situationen entstehen. Es gibt viele Abende, wo gar<br />
nichts passiert. Aber unlängst hatten wir einen Gig,<br />
wo uns allen einige komischen Zusammentreffen<br />
und Bemerkungen passiert sind. Es ist ganz wichtig,<br />
dass wir verstehen, dass wenn dir so ein Erlebnis<br />
passiert, du nicht das Opfer bist. Durch das (anonymisierte)<br />
Schaffen von Awareness drehst du den<br />
Spieß um und bekommst die Kraft, dich nicht entmutigen<br />
zu lassen. Und es geht uns auch darum,<br />
dass die Leute checken, dass das auch wirklich passiert.<br />
Nämlich oft und viel. Du brauchst ja nur bei<br />
einer Baustelle vorbeigehen und ein Hakler ruft dir<br />
etwas nach. Natürlich waren wir darauf vorbereitet.<br />
Wir haben gewusst, dass das passieren wird. Aber es<br />
ist uns wichtig, dass wir hier dagegenhalten und etwas<br />
dagegen tun.<br />
Die an das Fenster klopfende Regentropfen werden lauter<br />
und es ist leider Zeit für heute. Aber seid gewiss, diese<br />
Story wird nicht die letzte gewesen sein. VULVARINE<br />
wird uns noch öfters im Stark!Strom über den Weg laufen.<br />
VULVARINE sind 30 Konzerte pro Jahr nicht genug,<br />
das wird noch mehr! Das Ziel ist, im Rock die große Lücke<br />
an fehlenden Frauenbands zu füllen. Die Bandschöpfung<br />
„Vulvarine“ ist gerade erst am Planeten angekommen. Die<br />
Reise hat also jetzt erst begonnen. Mit viel Leidenschaft<br />
und Herzblut gehen VULVARINE ihren Weg und wir werden<br />
noch viel Gutes von den fünf Frauen hören.<br />
https://vulvarine.band/<br />
R: Das DIY ist auf jeden Fall sehr tief verankert<br />
und so haben wir auch 2019 begonnen. Und in<br />
vielen Bereichen ist es immer noch so. Ich würde<br />
Für die große Tour im Mai/Juni, die uns bis nach behaupten, dass das Booking der einzige Bereich<br />
Belgien geführt hat, sind wir mit einem Substitut losgefahren.<br />
Aber dieser musste aus gesundheitlichen Aber auch hier hat es eine Übergangsphase gege-<br />
ist, wo wir nicht mehr auf DIY unterwegs sind.<br />
Gründen nach 5 Tagen w.o. geben. Im Krisenmodus ben, bis wir uns eingependelt haben. Bis wir verstanden<br />
haben, nicht mehr alles selbst machen zu<br />
haben wir uns unter anderen bei Stasha gemeldet:<br />
„Könntest du dir vorstellen, dass du morgen nach müssen. Natürlich holen wir uns für Musikvideos<br />
Düsseldorf eingeflogen wirst, wir dich aufklauben, oder Fotoshootings Experten ins Boot. Aber was<br />
und wir die restlichen fünf/sechs Shows gemeinsam<br />
spielen?“ Sagt sie nur „OK“ – und lernt dann in ganzen Kampagnen, die wir machen, sei es auf<br />
die Grundhaltung, den Grundspirit betrifft, die<br />
einem Tag das komplette Set (Damals beim Casting Social Media, die neue Merchline oder generell<br />
wurden nur drei Nummern gespielt, Anm.). Und so Businessentscheidungen, das kommt schon alles<br />
haben wir Stasha eingeflogen und haben mit der von uns. Und ja, auch das private Geld ist hier immer<br />
noch Part Of The Game.<br />
Tour weitergemacht. Und das hat super funktioniert.<br />
6 7<br />
© Markus Morawetz<br />
Bernhard
Strom-schlag<br />
Jeff Hartlaub<br />
SAMSTAG<br />
03. FEBRUAR 2024<br />
SIMM CITY WIEN<br />
Alle Jahre wieder …<br />
TICKETS UND INFO BEI OETICKET.COM<br />
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8<br />
Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, ist<br />
wieder mal diese Zeit. Diese Zeit, wo man<br />
etwas stiller wird und vielleicht in sich geht<br />
und das Jahr nochmal Revue passieren lässt,<br />
mit all den Höhen und Tiefen.<br />
Und es ist wieder die Zeit der unsäglichen<br />
Schrottify-Playlists. Menschen mit meiner<br />
Meinung nach gesundem Hausverstand<br />
und Intellekt unterstützen hier ein fragwürdiges<br />
Gewinnmodell, in dem die, die das<br />
eigentliche Fundament bilden – nämlich<br />
Bands und Musiker – meistens leer ausgehen.<br />
Was kümmert mich die enorme Reichweite,<br />
wenn Kunst (in diesem Fall halt die<br />
Musik) quasi gratis überall verfügbar ist?<br />
Man begibt sich damit selbst als talentierter<br />
Künstler auf das Niveau von Fahrstuhl- und<br />
Kaufhausmusik, von Schlagern und Volksverdummungs-Mucke.<br />
Denn alles sprudelt<br />
einem in einem gleichförmigen Stream entgegen<br />
– „The Sound Of Muzak“ in Reinform.<br />
Natürlich kann man sich seine Playlists zusammenstellen<br />
und Genres ein- oder ausblenden.<br />
Natürlich gibt es genug talentierte<br />
Bands, denen die Reichweite helfen mag.<br />
Das ändert aber auch nichts daran, dass<br />
sich ein glatzköpfiger Schwede jeden Tag<br />
ins Fäustchen lachen darf, ob der Naivität<br />
vieler und der Unwissenheit mancher, während<br />
er seine Milliönchen am Konto zählt.<br />
Schrottify ist genial. Für seinen Erfinder jedenfalls.<br />
Denn es ist die ultimative Melkmaschine<br />
für eine ohnehin ausgezehrte Musikindustrie,<br />
in der einerseits einige wenige<br />
Philanthropen teures Vinyl oder Boxsets<br />
erwerben, andererseits die Masse jedoch<br />
hirnlos ebensolche Musik in Dauerschleife,<br />
möglichst gratis aus dem World Wide Web<br />
zuzelt. Und bitte glaubt nicht, dass irgendjemanden<br />
irgendwelche Playlists interessieren,<br />
wo in schöner Hirnlosig- und Regelmäßigkeit<br />
– nach dem Prinzip „du hast ´ne<br />
Playlist, also mach ich halt auch eine“ noch<br />
schnell ein paar Künstler in vorgefertigte,<br />
bunte Bildchen gestopft werden, die wahrscheinlich<br />
nie irgendeinen Cent für ihre<br />
Musik sehen werden.<br />
Darum würde ich mir zum Jahresabschluss<br />
echt wünschen: Stoppt Plattformen wie<br />
Schrottify! Supportet lokale Bands, kauft<br />
Tapes, Platten oder gar CDs, oder gebt<br />
euer Geld dort aus, wo es auch beim<br />
Künstler ankommt.<br />
Rutscht gut rüber<br />
& bleibt cool,<br />
euer Mike<br />
Tickets auf oeticket.com<br />
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Düster!Strom<br />
Home!Strom<br />
Ich durfte Gitarrist und Gründungsmitglied<br />
Benjamin im Zuge der Produktion bzw. bei einer<br />
äußerst lustigen „CD-Einpack-Session“ treffen<br />
und ihm einiges an Bonus-Info entlocken. Nicht<br />
nur über Ornithologie, Federn und Island…<br />
Seit ihrer Gründung im Frühjahr 2017 stehen die rätselhaften und anonymen NONE<br />
aus dem pazifischen Nordwesten für verstörenden und emotional fast schon bedrohlichen<br />
Atmospheric/Depressive Black Metal.<br />
Das selbstbetitelte Debütalbum wurde im April<br />
2017 veröffentlicht, eine dunkle Kakophonie aus<br />
durchdringenden Gitarren, verwoben mit eindringlichen<br />
Synthesizern und gequältem Gesang.<br />
Genau ein Jahr später, im April 2018, erschien mit<br />
„Life has gone on long enough“ das zweite Album<br />
von NONE, das den gepeinigten Charakter der<br />
Band weiter ausbaute. Ein einzelner Track, „Where<br />
Life Should Be“, wurde im November 2018 als<br />
Überbrückung zwischen den beiden Full-Lengths<br />
veröffentlicht.<br />
Im Frühjahr 2019 kehrten NONE pünktlich wie<br />
ein Uhrwerk zurück und präsentierten eine beklemmend<br />
düstere Klanglandschaft, ihr bis dato<br />
am meisten gefeiertes Werk - „Damp Chill of Life“.<br />
Jetzt, nach einer längeren Pause, präsentieren<br />
die zurückgezogenen NONE im Jahr 2023 das<br />
viertes Kapitel, ihr längstes und dunkelstes Werk<br />
- „Inevitable" ist die Krönung ihres derzeitigen musikalischen<br />
Vermächtnisses und beschwört die<br />
typische depressive Atmosphäre herauf, die Hörer<br />
auf der ganzen Welt beeindruckt hat. Wie das letzte<br />
Stadium der Trauer ist „Inevitable“ eine schwarze,<br />
nihilistische Akzeptanz…<br />
NONE<br />
Inevitable<br />
(Hypnotic Dirge Records)<br />
Die Kompositionen sind extrem dicht, düsterer<br />
als je zuvor und weisen mehr Facetten auf als ein<br />
Diamant! Meditative Riffs, teils lange Ambient-<br />
Passagen und auch Post-Vibes. Der eindringliche<br />
Gesang trifft mit jedem Ton mitten ins Herz und<br />
hält es in eisiger Umklammerung fest. Jede Nuance<br />
trieft vor Emotion und reicht von gequältem, wütendem<br />
Schreien bis zu verzweifeltem, mit letzter<br />
Kraft herausgepresstem Flehen.<br />
Dieses Album ist aufwühlend wie eine Katharsis,<br />
und am Ende ist man regelrecht erschöpft, obwohl<br />
in all der Pein auch eine wunderschön traurige Kraft<br />
zu finden ist. Speziell „A Reason To Be“ und „Alone,<br />
Where I Can See“ sind unübertrefflich und jede<br />
Sekunde verströmt Verzweiflung und Melancholie,<br />
aber auch feine Schönheit in der Agonie.<br />
Das Einzige, das an diesem Album „Inevitable“ ist,<br />
ist, dass man beim Hören unweigerlich mit seinen<br />
ureigensten und tiefst vergrabenen Sehnsüchten<br />
konfrontiert wird und man sich entweder in einer<br />
dunklen Ecke zusammenrollen möchte oder sich<br />
nach einer langen, festen Umarmung verzehrt…<br />
Mit Vollgas in den Ruin!<br />
Das lange erwartete 4. Studioalbum der Kärntner<br />
FALLEN UTOPIA wurde im November in Eigenregie<br />
veröffentlicht! Auf „Ruin“ erwarten uns zehn<br />
geballte Songs mit der ihnen typischen,<br />
halsbrecherischen Dynamik und kraftvollen<br />
Death/Black Vocals.<br />
Der Untergang von Zivilisationen und Kulturen ward<br />
nie schöner dargestellt als in diesen 41 Minuten!<br />
Sabina Lorenzetto<br />
<br />
Sabina Lorenzetto<br />
10 11<br />
© Wolbank<br />
Seit „Disequilibrium" sind beinahe 6 Jahre vergangen,<br />
die Schaffenspause war allerdings nicht nur seuchenbedingt.<br />
Die Veröffentlichung des Albums war früher geplant,<br />
aber Besetzungswechsel (immer diese Bassisten…),<br />
Unstimmigkeiten beim Artwork und vor allem der<br />
persönliche Perfektionismus brachte die Produktion<br />
ins Stocken. Schlussendlich wurde ein Großteil neu<br />
eingespielt und aufgenommen, und vertrauensvoll in<br />
die Hände von Norbert Leitner gegeben. Der Meister<br />
seines Fachs verlieh dem Material den letzten Schliff<br />
und so ließ sich endlich stolz sagen „JA, das ist 100%<br />
Fallen Utopia!"<br />
Musikalisch treffen die fünf Burschen<br />
genau ins Metal-Herz!<br />
Gleich in der ersten Sekunde brechen sie einen<br />
Sturm vom Zaun und reißen alles im Umkreis mit!<br />
Die Drums peitschen durch die Gezeiten, über allem<br />
die präsent dröhnende und drohende Donner-<br />
Stimme. Durchgehend extrem dichter Sound, aufgelockert<br />
durch schwere, aber melodiöse Riffs, vor<br />
allem die End-Parts von „The Curse of Akkad" und<br />
„The Drought“ seien hier speziell erwähnt. Der gänzlich<br />
instrumentale Track „Interlude“ lässt uns kurz Zeit zum<br />
Durchatmen. Herrlich!<br />
Textaffin, wie ich nun mal bin, stürze ich mich immer<br />
gleich auf die Lyrics und hier werde ich bei Gott/ Odin/<br />
Itzamna/ Ra/ whoever nicht enttäuscht! Die Texte von<br />
Sänger Daniel sind nicht nur gebrüllte Schlagwörter,<br />
sondern umschreiben lyrisch ausgefeilt den Verfall und<br />
Untergang alter Kulturen. Er bedient sich dabei diverser<br />
Mythologien aus der Bibel, Überlieferungen der Mayas,<br />
Historisches wie den Scharfrichter von Nürnberg, und<br />
sogar - Disney!<br />
Zwei der vier angekündigten Videos, produziert von<br />
Drummer Max (sehr praktisch, wenn ein Bandmitglied<br />
in einem Filmstudio arbeitet!), wurden bereits veröffentlicht<br />
und machen Gusto auf mehr! Dies tröstet uns<br />
auch darüber hinweg, dass Live-Konzerte wohl erst<br />
nächstes Jahr anstehen, dafür hoffentlich in mehreren<br />
Hauptstädten, der Kärntner Heimat und diversen<br />
Festivals wie z.B. das Sick Midsummer am malerischen<br />
Bäckerberg!<br />
Wir sind gespannt und bereit für „Entering Utopia“!<br />
www.fallen-utopia.com
Gedulds!Strom<br />
Kontrust<br />
Was lange währt, wird endlich gut!<br />
Nach fast 10 Jahren meldet sich die Alternative Metal Institution KONTRUST<br />
endlich mit einem neuen Album zurück.<br />
Das erste Werk seit 2014 markiert hierbei neben neuen musikalischen Akzenten -<br />
man hat zunehmend auf elektronische Elemente gesetzt - auch einen personellen Neustart.<br />
Neben dem neuen Schlagzeuger Johannes „Joey“ Sebald ist die wohl markanteste Änderung<br />
Sängerin Julia Ivanova, die seit einiger Zeit Ex-Frontfrau Agata Jarosz ersetzt.<br />
Im Zuge ihrer Wien Show durfte ich Mike, Gregor und Julia Backstage in der ((Szene)) besuchen<br />
und ein wenig mit ihnen über die neue Veröffentlichung plauschen.<br />
© Andreas Rager<br />
Die Stimmung im Kontrust-Camp ist ausgesprochen<br />
ausgelassen, obwohl diese Hometown-Show offenbar<br />
einige organisatorische Tücken birgt und Gitarrist<br />
Mike Wolff das Interview mehrfach kurz nach hinten<br />
verschieben muss. Kein Problem soweit für mich,<br />
vertreibe ich mir mit einigen der ersten angekommenen<br />
Fans vor der ((Szene)) die Zeit bei einem Plausch<br />
mit Bier, wobei ich sogar den ersten Fan in Lederhose<br />
erblicke. „Ich hoffe, dass die auch nach wie vor mit<br />
Lederhose auf die Bühne gehen! Sonst bin ich der einzige<br />
Trottel heute Abend!“. Der Gute hat Glück gehabt,<br />
schließlich befindet sich am neuen Album sogar ein<br />
Song mit dem Titel „Lederhosen Overkill“. Warum<br />
das bis jetzt gedauert hat, können mir nicht einmal<br />
KONTRUST so recht beantworten. „Die Lederhose<br />
ist seit „Bomba“ unser Markenzeichen“ - erklärt mir<br />
Gregor - „und in diesem Track beschäftigen wir uns<br />
retrospektiv mit den guten und den schlechten<br />
Seiten unseres Bühnenoutfits!“.<br />
Doch bevor wir überhaupt dazu kommen, dass wir<br />
über das Album sprechen, passt mich Mike Wolff vor<br />
dem Interview noch kurz ab und gibt mir die erste<br />
Frage des heutigen Abends vor: „Bitte frag Julia,<br />
was sie von meinen Fürzen hält!“. Well, ok. So werden<br />
wir Journalisten für die Insiderschmähs diverser<br />
Musiker missbraucht. Zumindest weiß ich jetzt,<br />
dass Mikes Ausdünstungen auf der Bühne, abseits<br />
der Bühne und im Studio passieren und alles andere<br />
als rosig duften. Nach einigen weiteren kleinen<br />
Geschichten aus dem Tour- und Studioleben<br />
der Band lässt sich nach solchen Stories jedoch<br />
Folgendes sagen: Das Kontrust-Camp scheint einen<br />
ausgesprochen freundschaftlichen, fast schon familiären<br />
Umgang miteinander zu haben. Schön zu sehen,<br />
dass es sowas heute noch gibt und Mötley Crüeähnliche,<br />
bandinterne Dramen offenbar nicht auf<br />
jede Band zutreffen!<br />
Zum Album haben die drei dann aber doch auch<br />
Dinge zu erzählen, die nicht mit körperlichen<br />
Ausdünstungen zu tun haben. So erzählt mir Sängerin<br />
Julia zum Bespiel, dass sie sich mittlerweile sehr gut<br />
in die Band integriert fühlt und bis jetzt nur positive<br />
Erfahrungen sammeln konnte. „Bis jetzt!“, betont sie<br />
lachend, was spaßig-nervöses Gelächter beim Rest der<br />
Truppe auslöst. Man darf natürlich hoffen, dass das so<br />
bleibt! Während die neue Frontfrau betont, dass der<br />
ganze Album-Entstehungs-Prozess für sie persönlich<br />
mehr oder weniger ein Standard-Prozess war, so betont<br />
Gitarrist Mike, dass sich für ihn schon einiges im<br />
Gegensatz zu bisherigen Entstehungsprozessen geändert<br />
hat. Während in der Vergangenheit die Sänger<br />
mit den ersten Songideen angekommen sind, war es<br />
Perkussionist Manuel, der sehr zum kreativen Prozess<br />
beigetragen hat. „Diese neue Form der Arbeit war ausgesprochen<br />
erfrischend und hat unseren Song ziemlich<br />
aufgepeppt!“, wie Mike betont. So war es auch<br />
Manuel, der sich für den hohen Input aus den elektronischen<br />
Bereichen verantwortlich zeigt.<br />
Auch über das Artwork und die Thematik des Albums<br />
haben die Jungs und das Mädel einiges zu erzählen:<br />
„Wenn du dir das Artwork ansiehst, dann ist<br />
es eine Reflexion unserer Welt, wie sie gerade ist.<br />
Und ja, es ist gerade eine ziemliche Mad World! Wenn<br />
man genau hinsieht, findet man Elemente aus dem<br />
Bereich Social Media oder aber das „All Seeing Eye“!<br />
Engel, Teufel, die ganze Welt fährt zur Hölle.“ Alles<br />
in allem zeigt man sich mit dem neuesten musikalischen<br />
Output ausgesprochen selbstsicher. „Wir<br />
haben darauf geachtet, dass auf Madworld keine<br />
Lückenfüller sind, wir wollten, dass wir am Ende<br />
theoretisch jeden Track als Single hätten veröffentlichen<br />
können. Alles in allem sind wir sehr zufrieden,<br />
das Album ist im Prinzip ein klassisches KONTRUST-<br />
Werk, gepaart mit elektronischen Elementen und<br />
ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit, als man es bislang<br />
von uns gewohnt war. Wir waren ja immer für<br />
„Shits and Giggles“ bekannt, diesmal wollten wir aber<br />
auch ernster zu Werke gehen!“. Auf die Frage, was nun<br />
eigentlich die Pläne mit der neuen Platte im Gepäck<br />
sind, hat Sängerin Julia eine klare Antwort: „World<br />
Domination!“ - Und halt einige weitere Gigs wie z.B.<br />
am kommenden Nova Rock-Festival!<br />
Obgleich der letzte Release von KONTRUST im Jahr<br />
2014 liegt, war die Band alles andere als untätig.<br />
Viele Festivals wurden gespielt, unter anderem das<br />
Download-Festival, das Resurrektion-Fest und die<br />
Nordic Metal Cruise. Diese Live-Routine hat zur Folge,<br />
dass die Release-Show in der ((Szene)) ausgesprochen<br />
eingespielt und energiegeladen ist! Neben Songs vom<br />
neuen Album finden sich natürlich auch die altbekannten<br />
Klassiker wie „Bomba“ oder „On The Run“<br />
wieder, die Neuzugang Julia äußerst stimmgewaltig<br />
zu performen weiß. Die von Agata Jarosz hinterlassenen<br />
Fußstapfen waren groß, der Rotschopf weiß<br />
sie aber mehr als auszufüllen! Generell präsentieren<br />
sich KONTRUST ausgesprochen spielfreudig und<br />
routiniert. Man darf hoffen, dass auf Shows wie diese<br />
noch zahlreiche weitere folgen werden! Und - dass<br />
ein neues Album nicht wieder 10 Jahre auf sich warten<br />
lässt!<br />
Stefan Mair<br />
https://de-de.facebook.com/kontrust/<br />
12<br />
13
Strom Haudegen<br />
© Rob Barrow<br />
Da ihr seit mittlerweile einer Dekade euren Veröffentlichungsrhythmus<br />
von zwei Jahren gefunden<br />
habt, könnte man meinen, zuletzt wäre überraschenderweise<br />
gar nicht mal sonderlich viel anders gelaufen<br />
als vor der Pandemie?<br />
Bob: Ist es ja auch gar nicht. Und überhaupt, welche<br />
Pandemie, haha? Bitte mich nicht falsch verstehen,<br />
ich bin alles andere als ein Verschwörungstheoretiker.<br />
Aber ich finde es mehr als eigenartig, dass alles,<br />
was vor zwei, drei Jahren noch mit Verboten und Änderungen<br />
behaftet war, plötzlich wieder völlig normal<br />
sein soll. Aber okay, man muss sich eben mit derlei<br />
Vorgängen arrangieren, und das ist uns zum Glück<br />
einigermaßen gelungen.<br />
Natürlich hatten auch wir geplant, mit unserem letzten<br />
Album „The Monster Roars“ ausgiebig auf Tournee<br />
zu gehen, aber es hat nun mal nicht sein sollen. Von<br />
daher waren die Voraussetzungen, unter denen wir<br />
„Here Comes The Rain“ aufgenommen haben, mit Sicherheit<br />
völlig andere.<br />
Das bewährte MAGNUM-Songwriter-Team Bob Catley und<br />
Tony Clarkin hat das aber offenbar locker weggesteckt,<br />
oder?<br />
B: Naja. Ganz so locker verlief die Entstehung nicht.<br />
Zum einen, weil Tony, der seit den frühen 70ern für<br />
die Kompositionen zuständig ist, versucht hatte,<br />
noch detailreichere Passagen auszuarbeiten, da er<br />
ja auf Grund der ersten Tourneeabsagen mehr Zeit<br />
dafür hatte. Als wir dann aber zumindest einen Teil<br />
der Konzerte nachholen durften, war er doch einigermaßen<br />
gestresst, weil er dachte, er würde weder<br />
seine selbstauferlegten Vorgaben noch die Deadline<br />
einhalten können. Das mögen nur Kleinigkeiten für<br />
Außenstehende sein, Tony ist jedoch ein sehr akribischer<br />
Arbeiter, und auch ein kleiner „Nerd“, wenn es<br />
um seine persönlichen Vorstellungen von Zeitplänen<br />
geht.<br />
Weder Superman<br />
noch<br />
Wonder Woman!<br />
Auch wenn es in den letzten paar Jahren nicht unbedingt<br />
danach ausgesehen hat, gibt es immer noch einige<br />
jener Konstanten im Leben, auf die man sich verlassen kann.<br />
Das trifft zum Glück auch auf das Musikbusiness zu, das<br />
zuletzt gehörigen Änderungen ausgesetzt war.<br />
Es ist wohl auch eine Frage der Reife und des Bandgefüges,<br />
ob eine Formation mit oktroyierten Änderungen umzugehen<br />
weiß, oder doch frustriert das Handtuch schmeißt.<br />
Zwar war es auch für MAGNUM, deren Gründung durch die<br />
beiden immer noch die Band anführenden Tony Clarkin und<br />
Bob Catley vor mittlerweile mehr als 50 Jahren stattgefunden<br />
hat, eine harte, entbehrungsreiche Phase. Doch die beiden<br />
Haudegen haben sich weder von etwaigen Restriktionen<br />
durch die Pandemie selbst noch von irgendwelchen anderen<br />
Veränderungen aus der Bahn werfen lassen.<br />
Im Gegenteil, auf „Here Comes The Rain“ (Steamhammer<br />
/ SPV) stellt das Songwriterduo nebst runderneuertem<br />
Gefolge einmal mehr unter Beweis, dass sie immer noch<br />
wissen, was ihre Fans hören wollen. Mehr noch, der Dreher<br />
zeigt zudem, dass die beiden Herren völlig zu Recht<br />
darauf verzichtet haben, ihren Antrag auf „Rockerrente“<br />
einzureichen.<br />
Bob Catley erwies sich im anberaumten Telefoninterview<br />
obendrein einmal mehr als eloquenter, sympathischer und<br />
überaus unterhaltsamer Gesprächspartner, der auch seinen<br />
angeborenen Sinn für Humor beibehalten hat:<br />
An Ideen hat es ihm definitiv nicht gemangelt, dennoch<br />
war er ein wenig „unrund“. Erst als er mir seine<br />
Vorschläge für die Themen der Songs unterbreitete,<br />
und ich diese dann wie üblich mit Texten ausgestattet<br />
habe, konnte ich ihn davon überzeugen, dass alles<br />
gut ist, wie es läuft. Erst danach lief wieder alles nach<br />
dem Motto „Business as usual“.<br />
Das trifft auch auf die Gestaltung des Covers zu. Als „The<br />
Monster Roars“ veröffentlicht wurde, waren einige Fans<br />
doch etwas, sagen wir mal, irritiert....<br />
B: (lacht) Das war in der Tat ein wenig schräg. Dabei<br />
war es weder unsere Absicht, etwas anders zu machen,<br />
und schon gar nicht wollten wir auf irgendwelche<br />
Neuerungen hinweisen. Ich meine, es war<br />
14<br />
15
Strom Haudegen<br />
der Versuch, eine Alternative zu finden, da Rodney in<br />
jener Zeit in andere Projekte involviert und somit unabkömmlich<br />
war. Unfassbar, was man damals alles in<br />
das Artwork interpretiert hat! Aber bitte. Im Endeffekt<br />
haben wir uns köstlich darüber amüsiert.<br />
Was genau hätten wir damit denn präsentieren wollen?<br />
Einen Hinweis darauf, dass wir ab sofort auch<br />
bei Perchtenläufen bei euch im Alpenraum auftreten<br />
werden? Oder einfach nur ein Cover, das den Zuhörern<br />
Angst einflößt, weil wir jetzt plötzlich den gefährlichen<br />
Death Metal für uns entdeckt hätten? Geht's<br />
noch, Leute? Ein Glück, dass es doch nur einige wenige<br />
Zeitgenossen gewesen sind, die sich darüber echauffiert<br />
haben.<br />
Derlei Diskussionsstoff wird es bei „Here Comes The Rain“<br />
ohnehin nicht geben, schließlich ist auf den ersten Blick<br />
erkennbar, dass ...<br />
B: Richtig! Unser langjähriger Kooperationspartner<br />
und treuer Freund Rodney Matthews hat einmal mehr<br />
das Artwork gestaltet. Es ist einfach wunderbar, mit<br />
ihm zu arbeiten. Du musst ihm nur den Albumtitel<br />
und einige Songtitel nennen, und schon bald hat er<br />
ein Cover entworfen, das nicht nur seiner Interpretation<br />
der Vorgaben entspricht, sondern in den meisten<br />
Fällen auch jener von Tony und mir.<br />
Rodney ist längst zu einem weiteren Bandmitglied<br />
von MAGNUM geworden, er ist so etwas wie unser „Art-“<br />
oder „Creative Director“.<br />
Das Artwork passt einmal mehr grandios zu den Songs,<br />
auch wenn ihr es wieder einmal geschafft habt, mit unerwarteten<br />
Nuancen aufzuwarten. Eine Bläser-Section war<br />
nun wirklich nicht zu erwarten!<br />
B: Cool, dass du diese nicht nur bemerkt hast, sondern<br />
auch danach fragst. Auch das ist eine Art Erfolgsgeheimnis<br />
von Tony und mir. Natürlich wissen wir ganz<br />
genau, was unsere Fans an unserer Musik lieben, und<br />
im Endeffekt auch von uns erwarten. Dennoch liegt<br />
uns viel daran, ihnen mit jedem Album ein Stück eigenständige<br />
Kunst zu servieren, ohne unseren Stil dabei<br />
generalzusanieren.<br />
Es ist auch aktuell nicht so, dass wir in 'The Seventh<br />
Darkness' auf Gitarren verzichtet hätten, und stattdessen<br />
eine Komposition für Trompeten eingespielt<br />
hätten. Die von Tony engagierte Truppe hatte zwar<br />
viel Spaß bei uns, allerdings haben wir es bei diesem<br />
Stück belassen, da es sich schlicht aufgedrängt hatte,<br />
hier Bläser einzusetzen, um die Gitarre zu konterkarieren.<br />
Auffällig ist auch, dass ihr die Backing Vocals dieses mal<br />
wieder stärker in den Vordergrund gemischt habt. Ist das<br />
in erster Linie den Songs geschuldet oder lediglich der<br />
Produktion?<br />
B: Im Prinzip beidem. Konkret können wir mehr Wert<br />
darauf legen, seit wir Dennis Ward als fixes Mitglied<br />
in der Band haben. Er ist bekanntlich nicht nur ein<br />
sensationeller Produzent, sondern auch als Musiker<br />
ein Hammer. Und da der gute Mann auch über eine<br />
wirklich gute Stimme verfügt, wäre es regelrecht Verschwendung,<br />
wenn wir dieses Talent nicht nutzen<br />
würden! Er hat sich mittlerweile blendend bei uns eingelebt,<br />
und sich an der Seite von Tony auch als grandioser<br />
Produzent unserer Tracks etabliert. Von daher<br />
wäre es wohl fahrlässig gewesen, nicht auf seine Kompetenzen<br />
zurückzugreifen.<br />
Heißt das dann auch, dass Dennis eventuell deine Parts<br />
übernehmen könnte, sollte deine Stimme nicht mehr so<br />
funktionieren, wie du es gerne hättest?<br />
B: Du meinst, wenn ich einmal auf der Bühne stehen<br />
sollte, und keinen Ton herausbringen würde? Ich denke,<br />
das sollte sich machen lassen. Ich werde Dennis<br />
demnächst mal einer Prüfung unterziehen, um zu<br />
checken, ob er alle Texte schon draufhat (lacht).<br />
Zum Glück ist das aber momentan kein Thema, denn<br />
ich fühle mich wirklich gut, und habe auch überhaupt<br />
keine Bedenken, die in den nächsten Monaten startenden<br />
Konzerte nicht absolvieren zu können.<br />
Die Pension kann also noch warten?<br />
B: Pensi-was (lacht)? Ich weiß natürlich, was du<br />
meinst. Aber ich kann und will erst gar nicht daran<br />
denken, was eines Tages sein wird, wenn es mir nicht<br />
mehr möglich ist aufzutreten, oder meine Stimme<br />
nicht mehr dazu geeignet ist, ein Album einzusingen.<br />
Allerdings lebe ich mit dem Bewusstsein, dass dieser<br />
Tag irgendwann einmal da sein wird, ich bin schließlich<br />
nicht Superman und Tony ist nicht Wonder Woman<br />
(lacht). Auch er weiß genau, dass es irgendwann<br />
einmal vorbei sein wird. Wann - weiß zum Glück niemand.<br />
Man muss das Leben nehmen, wie es kommt!<br />
http://www.magnumonline.co.uk/<br />
Walter<br />
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16
Craft-Strom<br />
© Privat<br />
Part VIII - by Till Philippi<br />
„As the snow flies on a cold and gray Vienna mornin‘<br />
…” und allen, die jetzt weitersingen wollen, sei<br />
versichert, der Mann mit dem Hut wurde nicht<br />
„In the Ghetto“ geboren. Eine „helping hand“ hat<br />
er allerdings gefunden, sie heißt übrigens KI! Und<br />
da nur der Vergleich sicher macht, empfehle ich<br />
die (selbstverständlich) gesammelten Stark!Strom-<br />
Ausgaben des Jahres 2023 zur Hand zu nehmen,<br />
denn dann, und nur dann, wird der geneigte Leser<br />
herausfinden, wer von uns beiden, also KIs und<br />
meine Wenigkeit, was verfasst hat! Möglicherweise<br />
a „Schware Partie“.<br />
Permanent unter Starkstrom zu stehen scheint<br />
Scharmien Zandi, eine, wie soll man sie anders bezeichnen,<br />
echte Universalkünstlerinnen. Sie hat<br />
Gesang und Schauspiel studiert, spielt mehrere<br />
Instrumente, komponiert (auch Opern!), gestaltet<br />
„Das schönste Spiel der Welt“ mit und hat eben erst<br />
mit einem dynamischen Paukenschlag Psychotic<br />
Parade, das zweite Album ihrer Band CADÛ veröffentlicht<br />
(StoneFree Records 2023) und beweist<br />
einmal mehr: Rock ist laut, Rock ist unbequem,<br />
Rock ist bunt, Rock ist wild, Rock ist ein Trip zur 11.<br />
Dimension! Schon wieder ziehe ich den Hut!<br />
Apropos, eine solche war eures Kolumnisten Ausflug<br />
nach Mannheim. Die CrashIt hat gerufen und, was<br />
soll ich sagen, ein Event dieses Namens kann nur<br />
(bitte ankreuzen) eine Spirituosenverkostung oder<br />
ein Schlagzeugbauer Get-together sein. Erstere habe<br />
ich in meiner Sturm-und-Drang-Zeit hinter mich<br />
gebracht, auf Letzterem war ich diesen Herbst.<br />
Echt beeindruckend, was die Herren aus Stainless<br />
Steel, Brass und diversen Hölzern in kunstfertiger<br />
Handarbeit zaubern, wahre Craftsmen, ich ziehe<br />
den Hut.<br />
„Happy Hardcore“ klingt in älteren Ohren nach einer<br />
schärferen Version des vormals auflagenstärksten,<br />
legendären Erotikkontaktmagazins „Happy<br />
Weekend“. Digital Natives vermuten die wollüstiglustvolle<br />
Orgien Kategorie von Youporn hinter der<br />
Bezeichnung. Raver wiederum kennen „Happy<br />
Hardcore“ als fröhlichen Hardcore-Techno. Für die<br />
Stark!Strom-Chefin – und nun auch für mich – ist<br />
„Happy Hardcore“ seit der Reading Rock Gala im<br />
September dieses Jahres eine Unterart des Metal, zum<br />
Wippen, Tanzen und Headbangen animierend, ihre<br />
Austrovertreter: Chaos Inside. Der Titel ihres neuesten<br />
Songs „GFCKYRSLF“, im Video bildlich und leuchtschriftlich<br />
untermalt mit „The Fuckarellis“, weckt<br />
dann allerdings doch wieder Assoziationen: bei den<br />
einen zu Glitzer, Clowns und Zirkuszelten, bei den anderen<br />
zu Hardcore. Und so manch älterem Semester<br />
kommt bei FCKYRSLF Nina Hagens Vorführung von<br />
Masturbationstechniken im legendären Club 2 (1979)<br />
oder Madonnas Selbstbefriedigungs-Simulation auf<br />
ihrer „Blond Ambition“-Tour 1990 in den Sinn. Apropos<br />
Madonna, erinnert sich heute eigentlich noch jemand<br />
an ihre „Knutscherei“ mit Britney und X-Tina<br />
bei den MTV Music Video Awards? Auch schon wieder<br />
20 Jahre her, als damals halb Amerika deswegen unter<br />
(Stark)Strom stand.<br />
Zu guter Letzt, Werbung in Sachen Vinyl & Music<br />
muss in der letzten Kolumne des Jahres einfach<br />
sein, schließlich wollen 2024 die Wochenenden gut<br />
geplant sein.<br />
Am ersten Märzwochenende des neuen Jahres geht<br />
das 8. Ottakringer Vinyl & Music Festival in der<br />
gleichnamigen, als beste Eventlocation Österreichs<br />
ausgezeichneten Ottakringer Brauerei über die<br />
Bühne. Mit Live-Acts, DJs, einer Rock Antenne<br />
Österreich-Lounge, Hi-Fi,Coffee, Food & Drinks sowie,<br />
naturally jeder Menge Vinyl und CDs – und erstmals<br />
dem WIENER INSTRUMENTE SALON. Im Rahmen<br />
des Salons präsentieren nicht nur Wiener, sondern<br />
einige der renommiertesten österreichischen und<br />
internationalen Instrumentenbauer:innen ihre<br />
handgefertigten Meisterwerke. Von Geigen über<br />
Bässe und Gitarren bis hin zu Handpans, Cajons<br />
und Schlagzeugen – auf einem eigenen Floor, dem<br />
500 Quadratmeter großen Hefeboden, gibt es (fast)<br />
alles, was das Musikerherz begehrt, inklusive einem<br />
„Tryout-Room“! Hier können Besucherinnen und<br />
Besucher hautnah erleben, wie viel Handarbeit in<br />
einem einzigen Musikinstrument steckt und diese<br />
auch gleich anspielen.<br />
Und weil das Jahresende naht: I wish you a Happy New<br />
Year! – Möge Stark!Strom weiterhin mit euch sein,<br />
„Das schönste Spiel der Welt“ von den Machern von<br />
„KHG“ erscheinen, Tünde Jakob „The Love Revolution“<br />
in die ganze Welt hinaustragen und die geneigten<br />
Leser zahlreich das Vinyl & Music Festival und den<br />
WIENER INSTRUMENTE SALON besuchen.<br />
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Kolumnen<br />
unterhalten, vor allem aber animieren, Musik zu<br />
machen und zu hören, denn „Ohne Musik wäre das<br />
Leben ein Irrtum“ (Friedrich Nietzsche).<br />
18 19
Muskel!Strom<br />
Starke! Rückkehr nach zehn Jahren Pause<br />
EWA zurück in Langenstein, Oberösterreich<br />
EWA Fight Night 5 am 08.09.2023 in Langenstein ...<br />
Nach zehn Jahren Pause wurde der Ring in Langenstein wieder aufgebaut.<br />
Das Wrestling-Comeback zog 300 Besucher nach Oberösterreich.<br />
Die Ringer wurden dem Publikum mit einer Parade präsentiert und es gab sogar unerwünschte Gäste aus Ungarn!<br />
N<br />
och bei der Einzugsparade stürmten die Gulyas<br />
Bros die Bühne und lieferten sich mit einigen<br />
Wrestlern und dem Schiedsrichter ein Wortgefecht.<br />
Die Brüder mussten wohl ihren Frust den Ringern<br />
sowie den Fans mitteilen - allerdings auf Ungarisch.<br />
Somit verstand sie kaum jemand.<br />
Publikumsliebling Igooor eröffnete die Show, versuchte,<br />
sich mit seinem Gegner anzufreunden und<br />
schenkte dem Brexit Bruiser Victor Ransom zu Beginn<br />
eine Autogrammkarte. Victor - wohl kein Fan -<br />
zerriss die Karte und stürzte sich auf seinen Gegner.<br />
Igooor konnte einen Sieg erzielen und feierte diesen<br />
mit seinen Fans.<br />
Brexit Bruiser Victor Ransom macht Igooor das Leben schwer<br />
Damon Brix gibt dem Gulyas Bruder Saures<br />
Das darauffolgende Match bestritten Darius und Rage<br />
Sniper. Rage hatte das Publikum ganz klar auf seiner<br />
Seite. Leider reichte der Zuspruch der Masse nicht für<br />
einen Sieg. Darius nutze einen Moment der Unaufmerksamkeit<br />
des Referees Nick Graven aus, traf mit<br />
einem Schlag die Weichteile seines Opponenten und<br />
gewann somit die Runde.<br />
Franz Schlederer, Michael Kovac und Peter White<br />
kämpften als Team Österreich gegen Team Visegrád<br />
(Ricky Sky, David Oliwa, Skull Evil). Team Österreich<br />
zeigte, was es noch draufhatte, und besiegten die<br />
ehemaligen EWA-Tag-Team-Champions.<br />
Die Zuschauer wurden danach mit einem Damenmatch<br />
beehrt. Moxie vs. Dr. Diotima! Trotz intelligenten<br />
Tricks und Androhung der Verwendung eines<br />
Buchs als unerlaubte Waffe verlor die junge Akademikerin<br />
gegen Moxie.<br />
Der Ring leerte sich für die nächsten Wrestler, Krampus<br />
und Sultanov nämlich! Nach einer brutalen Auseinandersetzung<br />
reichte es Krampus. Er verlor die<br />
Beherrschung mit dem Ergebnis, dass Sultanov durch<br />
einen DQ seinem Gegner den Sieg davonstahl.<br />
Der Main Event bestand aus einem 2-Out-Of-3-Falls<br />
Tag-Team-Match. Die brutale Runde zog sich durch<br />
die gesamte Halle: Team Energy (Chris Colen, Damon<br />
Brix) schlug die Gulyas Bros, die zur Parade unangenehm<br />
aufgefallen waren, mit 2:1.<br />
Das Bier war kühl und die Stimmung ausgelassen.<br />
Obwohl das letzte Event zehn Jahre her ist, war alles<br />
ausgezeichnet organisiert.<br />
Ruby H. Croft<br />
20<br />
Rage Sniper<br />
schnürt Darius die Luft ab<br />
Ricky Sky<br />
verdreht Michael Kovac das Asterl<br />
Peter White erkundet<br />
den Luftraum in Langenstein<br />
Österreichs<br />
belesenste<br />
Wrestlerin<br />
Dr. Diotima<br />
Krampus<br />
schultert Sultanov<br />
Alle Fotos © King of Pics Alex Singer<br />
21
Live!Strom<br />
Metfan<br />
M E E T S<br />
apis<br />
Das Schöne am Stark! Strom ist auch, immer wieder etwas Neues entdecken zu dürfen,<br />
also Vorhang auf für eine ganz besondere Formation, die es sich zu hören und zu sehen absolut lohnt.<br />
Sänger Andreas Krammer gibt einen repräsentativen Einblick in das Band-Innenleben:<br />
Stark!e Stiere<br />
22<br />
Die, die mich kennen, wissen, dass ich ein Mega-<br />
Metallica-Fan bin und die, die mich nicht kennen, wissen<br />
es ab jetzt.<br />
Zum ersten Mal live habe ich die Band 1991 gesehen –<br />
in Budapest. Ok, live sehen, kann man dazu nicht sagen<br />
– ich wurde dort nämlich gleich verhaftet.<br />
Kurze Rückblende: Die Busfahrt zum Konzert in Budapest<br />
wurde vom „Rocktiger“ veranstaltet und Abfahrtsort<br />
war gleich um die Ecke vom damaligen Geschäft in der<br />
Gumpendorfer Straße. Die Getränkeauswahl in diesem<br />
Bus reichte vom Bier bis zu - Bier. Dementsprechend<br />
feuchtfröhlich war die Fahrt und in Budapest hatte ich<br />
schon einen kleinen Damenspitz.<br />
Ich war der festen Meinung, die Tickets, die ich gekauft<br />
hatte, wären Stehplatz-Tickets, waren sie aber nicht, es<br />
waren gewöhnliche Sitzplätze. Sitzen bei Metallica? Na<br />
sicher nicht! Ok, ich hatte schon einen sitzen, aber beim<br />
Konzert wollte ich stehen und bangen. Ich also zum<br />
Zaun, Motorradjacke auf die Eisenspitzen und rüber auf<br />
den Rasen. Kaum hatten meine Füße den Rasen erreicht,<br />
war ich von einem Rudel Polizisten umzingelt, die mich<br />
gleich in Empfang nahmen, mit allem, was da so dazu<br />
gehört – Leibesvisitation, Ausweiskontrolle und einem<br />
kleinen Verhör. Da ich kein Wort Ungarisch verstand<br />
und die Polizisten genauso viele Wörter auf Deutsch<br />
war das eher eine spontane Phantominenaufführung<br />
- doch gegen eine kleine Spende für den Budapester<br />
Polizeisportverein durfte ich wieder gehen und sogar<br />
am Rasen bleiben - warum nicht gleich so.<br />
Mein zweites Konzert war dann das Monsters Of Rock<br />
in Graz, hier erlebte ich Metallica dann erstmalig nüchtern.<br />
Sämtliche alkoholischen Getränke beim Billa neben<br />
dem Stadion waren ausverkauft, inklusive Clearasil<br />
und Pitralon.<br />
PA R T 1<br />
Da das Leben mitunter die besten Geschichten schreibt, hier exklusiv für euch, liebe Leserinnen und Leser,<br />
die mehr oder minder intime Schilderung einer intensiven Liebesbeziehung:<br />
November1992 war dann ein Konzert in der Wiener<br />
Stadthalle angekündigt. Ein Freund von mir, der Andi,<br />
meinte: „Wenn sie nach Wien kommen, holen wir uns<br />
Autogramme.“<br />
Ich so: „Andi, spinnst du? Wie willst du dir von solchen<br />
Megastars ein Autogramm holen?“<br />
Andi: „Es gibt da einen Teil vom Flughafen Wien, wo<br />
Privatjets landen und dort haben wir eine Chance“<br />
Wir wussten, Metallica spielen am Mittwoch in Zürich,<br />
würden dann wahrscheinlich im Hotel übernachten<br />
und dann irgendwann nach Wien fliegen, wo sie am<br />
Freitag auftreten.<br />
Donnerstagmittag: wir ab zum Flughafen.<br />
Wie gesagt, es war November, das Wetter war schlecht<br />
und ich hatte es zwei Wochen zuvor geschafft, beim<br />
Eigeneinbau des neuen Autoradios, die Heizung in<br />
meinem VW Passat Kombi für immer auszuschalten.<br />
Donnerstag untertags ging es halbwegs, aber in der<br />
Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde es kalt - richtig<br />
kalt.<br />
Da saßen wir nun im Auto, wärmten uns an der Glut<br />
unserer Zigaretten (Camel light sind um einen halben<br />
Grad wärmer als Marlboro light) und zitterten<br />
um unser Leben…<br />
Richie Metfan<br />
Wie es weitergeht, erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe<br />
und trotz des unterkühlten Cliffhangers, mit dem wir<br />
Teil 1 verlassen, kann eines schon mal gespoilert werden:<br />
Es wird richtig heiß!<br />
© Harald Neubacher<br />
Beständigkeit ist’s, was die fünf Musiker aus dem Raum<br />
Leoben besonders auszeichnet. APIS wurden Anfang<br />
2015 gegründet und spielen auch im neunten Bandjahr<br />
immer noch in der (fast) gleichen Besetzung, Andreas<br />
Krammer(voc), Gynny Neuhold (git), Marc Zarfl (git),<br />
Hannes Aigner (bass), Roland Kohlhuber (drums) - und<br />
die Jungs waren bereits Support für namhafte Metal<br />
Bands wie Iced Earth, Dragonforce, Kissin' Dynamite,<br />
In Extremo, Dark Tranquillity oder Visions Of Atlantis.<br />
Live spielen die fünf am liebsten und setzen, was das<br />
betrifft, voll auf 2024!<br />
Aber auch im Studio sind APIS sehr fleißig, das dritte<br />
Album nach „The Never Born“ (2016) und „Awaking“<br />
(2018) nennt sich „Illusions“ und wurde inzwischen<br />
veröffentlicht. Michael Dreschnig, Mastermind der<br />
befreundeten Band Vinegar Hill, hat „Illusions“ produziert<br />
und ist inzwischen so etwas wie das sechste<br />
Bandmitglied.<br />
Andreas: „Er versteht uns und unsere Musik genau und<br />
weiß, wie wir auf einem Album klingen wollen. Das<br />
dritte Album ist für viele Bands oft das<br />
wichtigste und ein wegweisendes, man<br />
möchte und sollte endgültig eine gewisse<br />
musikalische Richtung erkennen.<br />
Was modern und angesagt ist tangiert<br />
uns dabei relativ wenig, wenngleich wir<br />
künftig auch wie viele Bands erstmals<br />
live mit Samples arbeiten werden, weil<br />
es unser Klangspektrum einfach erweitert. Illusionen<br />
erhalten den Geist des Menschen aufrecht. Als Kind<br />
haben wir ganz selbstverständlich unsere Träume und<br />
Illusionen, die wir als Erwachsene oft scheinbar vergessen.<br />
In schweren Zeiten kann uns aber eine Illusion,<br />
ein Herzenswunsch, ein Ziel wieder auf den rechten<br />
Weg bringen, uns vom Problem ablenken, zu neuen<br />
Taten und Wegen inspirieren. Es war uns wichtig, dass<br />
dies im Video zur Geltung kommt. Mit „Rise Up Media“<br />
aus Graz konnten wir ein Video Team gewinnen, mit<br />
deren Hilfe wir genau das schafften. Drehort für unser<br />
Video zum Titelsong „Illusions“ war der Country<br />
& Westernclub „Golden Eagle“ in Leoben. Die Location<br />
gab die Inspiration zur Geschichte im Video, wenngleich<br />
es sich dabei NICHT um ein Wildwest Thema oder<br />
Ähnliches handelt.“<br />
Ihren Stil beschreiben APIS selbst so, dass es im Prinzip<br />
kein bestimmter Stil ist oder sein muss. Andreas: „Wir<br />
haben nie darüber nachgedacht, wie wir klingen sollen<br />
oder wollen. Die Kompositionen und Texte kommen aus<br />
unserem Innersten, wenn man so will, automatisch inspiriert<br />
von vielem, was uns selbst in der<br />
weiten Welt der (Heavy-) Musik gefällt.“<br />
Mir jedenfalls gefallen APIS sehr!<br />
www.apis.co.at<br />
Claudia<br />
23
Strom!packerl<br />
Black<br />
Tape<br />
Suicide<br />
2 Shirts, 2 CDs, 2 EPs, 1 Plek<br />
www.blacktapesuicide.com<br />
chaos<br />
inside<br />
Drei Pakete<br />
mit CD, Shirt<br />
und Goodie Bag<br />
www.chaosinside.at<br />
10x froaslis's<br />
reifes<br />
früchtchen<br />
0,2 l Glasflasche,<br />
reiner Pfirsichbrand<br />
www.facebook.com/froaslisgenialitaeten<br />
Geehrte Leserschaft,<br />
und hier geht's zu unserer alljährlichen Verlosung für euch -<br />
und nur für euch!<br />
Sucht euch einen Wunschartikel aus und schreibt mir an<br />
claudia@starkstrom.live<br />
(Bei T-Shirts oder Hoodies bitte Größe angeben, danke!)<br />
Viel Glück und viel Spaß!<br />
glitzer und grind<br />
verlag<br />
1x Als der Vorhang fiel<br />
1x Rokko's Adventures<br />
www.glitzerundgrind.carr.co<br />
Koch international gmbh,<br />
hannibal verlag<br />
5x Geezer Butler - Into The Void<br />
3x 50 Jahre Kiss Fotobuch<br />
www.hannibal-verlag.de<br />
1x in-ear-kopfhörer real blue tws 2<br />
www.teufelaudio.at<br />
nintendo<br />
2x Super Mario Bros Wonder<br />
2x The Legend Of Zelda - Tears Of The Kingdom<br />
www.nintendo.at<br />
STARk!<strong>STROM</strong><br />
5x Stromeo & Julia T-Shirt (S-XL)<br />
5x Stromeo & Julia Hoodie<br />
www.starkstrom.live<br />
24<br />
25
Legenden!Strom<br />
Kung-Fu<br />
in G-Dur<br />
BLIND ILLUSION waren schon eine Bay Area-Band, lange bevor es diesen Terminus gab.<br />
Unser Mike traf sich vor der Show im Salzburger Rockhouse mit Gründungsvater und Kung-Fu-Meister<br />
Mark Biedermann und Gitarren-Legende Doug Piercy zum entspannten Smalltalk.<br />
Wenn ihr BLIND ILLUSION einer Person beschreiben<br />
müsstet, die nichts mit eurer Art von Heavy Metal anfangen<br />
kann, was würdet ihr sagen?<br />
Mark: Progressive Thrash Metal! Wir mögen<br />
MAHAVISHNU ORCHESTRA und Bay Area Thrash<br />
Metal! Wir stehen auf Bands wie SHOCK THERAPY<br />
und RETURN TO FOREVER, aber auch auf klassische<br />
Musik und Jazz.<br />
Doug: Was BI so interessant macht, ist die Tatsache,<br />
dass wir alle von so vielen Stilen beeinflusst sind. Wir<br />
sind alle im Herzen Musiker, und ich zum Beispiel<br />
höre viel Latin Music, progressiven Metal, Jazz-Rock<br />
… ich mag alles, was irgendwie exotisch und „neu“ ist.<br />
M: Als ich nach dem Abgang von Dave White der<br />
Sänger von BI wurde, musste ich mich entscheiden,<br />
wie ich mich präsentieren wollte. Also „studierte“<br />
ich Jim Morrison und David Bowie. Ich bin nicht<br />
im Geringsten so wie die beiden, aber das definierte<br />
meinen Charakter als Sänger. Wenn du den Song<br />
„Amazing Maniacal Monolith“ vom aktuellen Album<br />
hernimmst, da hörst du den David Bowie raus!<br />
D: Wir haben viel experimentiert bei den Songs auf<br />
„Wrath Of The Gods“, das war echt ein Spaß und genauso<br />
wollten wir das haben.<br />
Und dann wärt ihr ja nur eine weitere, normale „Bay<br />
Area Thrash Band“ …<br />
© Westing Eye Productions, LLC 2021<br />
du „Another One Bites The Dust“ und denkst dir:<br />
What?! Was für eine Band macht denn sowas? Oder<br />
„Bicycle Race“ … So sehe ich die Musik, und bin froh,<br />
dass wir unser aller Kreativität auch ins Songwriting<br />
einfließen lassen können.<br />
M: Eine meiner All Time Faves ist die Band WAR! Die<br />
hatten so viele verschiedene Song-Einflüsse, Eric<br />
Burdon hat da zu Beginn auch gespielt. Und wir wollen<br />
uns in unserem Metal-Terrain bewegen, wie es<br />
WAR im Funk Rock taten. Viele ihrer Songs waren Hits<br />
und du kannst so eine Band einfach nicht „wiederholen“.<br />
Wenn jemand zu mir sagt: „Hey, eure Songs bleiben<br />
mir echt im Gedächtnis!“, dann haben wir schon<br />
mal was richtig gemacht. Und ich hab mir jetzt sogar<br />
ein Keyboard-Pedal zugelegt.<br />
Mark, du hast mir vorhin erzählt, du wolltest in den<br />
Achtzigern eine Country-Band mit Cliff Burton (1986 verstorbener,<br />
legendärer METALLICA-Bassist; Anm.) gründen<br />
… möchtest du drüber reden?<br />
M: Oh verdammt, warum nicht (lacht)? Die GHOST<br />
KINGS (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen<br />
Alternative-Trio aus Oregon; Anm.) - das war<br />
verdammt heiß damals, mein guter Freund, Scary<br />
Eric, spielte Slidegitarre. Meine Mutter sagte damals:<br />
„Sohn, bevor ich sterbe, möchte ich sicher sein, dass<br />
du für dich sorgen kannst. Ich weiß, du hast deinen<br />
Heavy Metal, aber schreib mir doch einen Song, bei<br />
dem ich mit dem Fuß mitstampfen kann.“ Also tat<br />
ich das. Ich schrieb Songs wie „King Hobo“, „Dirt Road<br />
Oke“ … du willst über Hits reden? Das ist wie CCR, jeder<br />
Song hat eine Hook, jeder Song ist Unterhaltung<br />
und macht Spaß!<br />
D: (ist die ganze Zeit am Lachen und hat sich wieder<br />
einigermaßen gefangen) Die Songs sind alle in G-Dur,<br />
es ist, als würden ein paar Verrückte im Irrenhaus<br />
Country Music spielen!<br />
M: Als würden LED ZEPPELIN in der „III“-Phase mit<br />
ZZ TOP jammen!<br />
D: Mark hat in seinem Leben ja sehr viel Country-<br />
Musik gehört und hat sich die ganzen coolen Tricks<br />
angeeignet. Ich komme da vom anderen Ende der<br />
Galaxie und bin eher immer drauf aus, Gitarren-<br />
Harmonien einzufangen, während er sich im<br />
Chicken Picking (Country-Gitarren-Technik; Anm.)<br />
perfektionierte!<br />
M: Yeah! Roy Clark, Jerry Reed, Bill Monroe! Hey, die<br />
GHOST KINGS – also Scary und ich - haben sogar<br />
mal mit David Grisman (bekannter amerikanischer<br />
Mandolinenspieler; Anm.) auf einer Guitar Show gezockt!<br />
Ich weiß nicht, was dir das sagt, mir sagt es: Er<br />
ist einer der besten Mandolinenspieler und ist sogar<br />
mit den GRATEFUL DEAD im Studio gewesen! Und<br />
wenn du Glück hast, hörst du von den GHOST KINGS<br />
noch, bevor ich 90 bin!<br />
Ein kleiner Schwenk zur Bay Area-Szene. Die Band gibt’s<br />
seit 1978. Und die ganze Szene kam eigentlich erst danach<br />
so richtig ins Rollen …<br />
D: Ja, da explodierte sprichwörtlich der Goldtopf,<br />
wenn du so willst.<br />
Und obwohl es die Szene in dieser Form ja nicht mehr gibt,<br />
wird immer noch drüber gesprochen und die Musik ist<br />
immer noch omnipräsent.<br />
D: Das war eine elektrisierende Zeit, man konnte es<br />
spüren. Jeder, der da involviert war, wusste: das ist<br />
etwas Großes. Jeder hatte da seinen Part, ich war damals<br />
in einer progressiven Rockband namens ANVIL<br />
CHORUS. Und just, als wir an einem musikalischen<br />
Scheideweg standen, tauchten plötzlich EXODUS und<br />
METALLICA auf! Wir hingen alle im „Ruthie’s Inn“ (näheres<br />
dazu in der Info-Box!) rum, ich machte dort<br />
den Tontechniker, nahm auch bei mir zu Hause einige<br />
Sachen mit diversen Bands in meinem kleinen<br />
Studio auf. Und ich sollte auch den Live-Sound von<br />
EXODUS machen, es war so 1982 oder 1983, eine wirklich<br />
geile Zeit.<br />
M: Erzähl mal, wen EXODUS auf ihre erste Tour mitgenommen<br />
haben!<br />
D: Oh, ja, sie nahmen Mark und mich mit (lacht)!<br />
Ich zum Beispiel höre auch gerne elektronische Musik…<br />
D: Ja! Ich höre auch gerne House Music oder<br />
DEADMAU5!<br />
D: Genau. Denk dran, was etwa QUEEN gemacht haben.<br />
Die hatten so viele verschiedene Stile in ihrer<br />
Musik, und die machten vor nichts Halt! Da sind<br />
heavy Songs wie „Death On Two Legs“, und dann hörst<br />
26 27
Legenden!Strom<br />
M: Sie wollten mich als Security-Typen, weil ich<br />
ja Kung-Fu beherrsche! Aber ich habe es nie für<br />
Rangeleien missbraucht.<br />
D: Ich machte ihnen den Live-Sound, und Mark machte<br />
die „Violence“ hahaha!<br />
M: Ich warf die Leute von der Bühne, ich war die personifizierte<br />
„Lesson In Violence“(lacht)!<br />
Waren die EXODUS-Gigs damals, wie man oft hört, wirklich<br />
so brutal und aggressionsgeladen?<br />
D: Das sind Ammenmärchen.<br />
M: EXODUS sind total liebenswürdige Typen! Tom<br />
Hunting hat nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt.<br />
D: Da wurden maximal ein paar Leute leicht verletzt,<br />
aber alles war eher mit einem Augenzwinkern. Es<br />
war lustig, mit ihnen einfach abzuthrashen und zu<br />
sehen, wie die Menge durchdrehte. Es gab massives<br />
Stagediving und Circle-Pits. Obwohl, damals hießen<br />
die ja noch nicht so. Es war einfach nur ein „Thrash-<br />
Mess“, hahaha!<br />
M: Paul Baloff (ehem. EXODUS-Sänger; Anm.) war ja<br />
auch in Taekwondo sehr versiert und wollte mich<br />
mal vor einem Typen verteidigen, und ich sagte nur:<br />
„Paul, ich mach das schon!“ – und machte ein paar<br />
coole Moves, wie Spins oder Kicks. Da war er total baff<br />
und meinte „Ach, und ich dachte immer, traditionelles<br />
Kung-Fu funktioniert nicht!“<br />
Ich denke wir könnten den ganzen Abend wahrscheinlich<br />
nur über EXODUS und Paul Baloff reden, aber ich<br />
werde jetzt mal einen anderen Bandnamen in die Runde<br />
werfen: DEATH ANGEL.<br />
D: Auch eine der originalen Old-School-Bay-Area-<br />
Bands! Sie waren blutjung, als sie anfingen (Drummer<br />
Andy Galeon spielte das erste DEATH ANGEL-Demo<br />
im Alter von elf (!) Jahren ein; Anm.), zuerst kamen<br />
auch nur ein paar Freunde zu ihren Gigs, aber die<br />
Fan-Schar wuchs und wuchs. Sie wurden zu einem<br />
wirklichen Phänomen!<br />
Und ihr „besitzt“ jetzt sogar den Original-Drummer…<br />
D: (lacht) Ja, Andy ist jetzt bei uns! Das ist ein wirklicher<br />
Segen für uns, er ist ein großartiger Drummer,<br />
und auch ein Musiker mit sehr vielen Einflüssen. Er<br />
ist ein Metal-Dude, aber seine Einflüsse kommen genauso<br />
aus dem Hip-Hop, dem Soul oder dem Groove.<br />
M: Und ich sag dir was: Andy treibt diese Band an, wie<br />
es noch kein Drummer zuvor geschafft hat!<br />
D: Man merkt halt, dass er ein erfahrener Vollprofi ist …<br />
Kann man euch eigentlich als „All-Star-Band“ bezeichnen?<br />
D: Definitiv, warum sollten wir das leugnen? Wir<br />
haben alle unabhängig voneinander eine Menge<br />
Sachen gemacht in all den Jahren. Sogar Tom.<br />
Erzählt mal ein wenig von Tom (Gears, Bassist; Anm.)!<br />
D: Also, er ist ein wirklich außerordentlich talentierter<br />
Bassist und hat auch einen ziemlich interessanten<br />
Background, so in die Richtung „progressive,<br />
RUSH-lastige Metal-Projekte“. Und er hat seine eigene<br />
IRON MAIDEN-Tribute-Band, ANCIENT MARINER, die<br />
haben mit Mark Meritt so ziemlich den besten Bruce<br />
Dickinson-Klon überhaupt, er ist einer der besten<br />
Sänger aus der Bay Area!<br />
Ist das jetzt eigentlich die endgültige, finale BLIND<br />
ILLUSION-Besetzung? Das Personalkarussell hat sich<br />
all die Jahre ordentlich gedreht: Metal Archives etwa<br />
spuckt ganze 41 Ex-Musiker aus …<br />
D: Sieht irgendwie so aus, ja. Wir sind jetzt alle schon<br />
ein wenig gesetzter und älter und gehen eigentlich<br />
nur noch auf diese kurzen Touren, maximal zwei<br />
Wochen. Wir haben alle Familie und Verantwortung<br />
und das ist nicht immer einfach unter einen Hut<br />
zu bringen. Diese kurzen Touren, das gemeinsame<br />
Jammen und Aufnehmen bewahren uns vor dem<br />
Verrücktwerden! Wären wir Mitte zwanzig, wären<br />
wir länger unterwegs, aber diese Zeiten sind vorbei.<br />
Wann habt ihr beide euch eigentlich das allererste Mal<br />
getroffen?<br />
M: Lustige Story. Wir sollten im „Keystone Berkeley“<br />
mit ANVIL CHORUS spielen, und Dougs Vater rief<br />
mich an und sagte „Ich möchte, dass du zum Dinner<br />
vorbeikommst!“. Sein Dad ist ein cooler Typ, ein<br />
Anwalt, hat Bücher geschrieben - ein cleverer Kerl.<br />
D: Und er hat ANVIL CHORUS eine Weile quasi „gemanagt“…<br />
M: Ich kam also dort an mit meiner damaligen<br />
Freundin, und sein Vater überreichte mir ein professionelles<br />
Band-Logo. Er meinte: „Das ist ein<br />
500-Dollar-Logo und ich gebe es dir. Aber dafür möchte<br />
ich, dass eure Fans auch bei ANVIL CHORUS noch<br />
im Club bleiben, und nicht alle nach BLIND ILLUSION<br />
davonlaufen und Party machen!“ Und wir blieben<br />
also alle im „Keystone“, machten dort Party und seitdem<br />
sind Doug und ich wirklich gute Freunde!<br />
Habt ihr noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?<br />
D: Ja klar! Wir hoffen euch alle mal hier oder dort auf<br />
Tour zu sehen, wir lieben es, durch Europa zu touren<br />
und zu spielen!<br />
M: Haltet auch Ausschau nach REZET und FATEFUL<br />
FINALITY, die mit uns auf Tour sind! Sie sind, wie alle<br />
unsere Thrash-Vorbands, jetzt nämlich „Ehren-Bay-<br />
Area-Bands“ auf Lebenszeit! Stay Metal!<br />
Mike<br />
BAY AREA<br />
Die Clubs<br />
Als Brutstätten der Bay Area Scene gelten<br />
die drei legendären Locations Ruthie’s Inn,<br />
das Keystone Berkeley und das Old Waldorf<br />
San Francisco. Das Ruthie’s Inn wurde vom<br />
Jazz-Enthusiasten Wesley Robinson gegründet<br />
und war ab 1980 quasi das verlängerte<br />
Wohnzimmer (und auch nicht viel grösser)<br />
sämtlicher Metal-Bands aus der Gegend. Das<br />
Keystone Berkeley war nicht viel grösser als<br />
Ruthie’s Inn, und existierte bereits seit Anfang<br />
der 1970er. Hier traten vor der Bay Area-Welle<br />
bereits Bands wie BLONDIE, THE RAMONES,<br />
aber auch B.B.KING auf. Das „Old Waldorf“ in<br />
der Nähe von Fisherman‘s Wharf wurde zwar<br />
schon 1983 als Musik-Location geschlossen,<br />
trotzdem gab es hier zwischen Superstars wie<br />
JOURNEY, BLUE ÖYSTER CULT oder den DIRE<br />
STRAITS immer wieder Metal-Gigs der frühen<br />
Bay Area-Helden – unter anderem einige der<br />
ersten Shows von METALLICA.<br />
Die Bands<br />
Lasset das Name-Dropping beginnen:<br />
ANVIL CHORUS, DEATH ANGEL, FAITH NO MORE,<br />
DEFIANCE, EXODUS, FORBIDDEN, HEATHEN,<br />
LAAZ ROCKIT, TESTAMENT, VIO-LENCE, PRIMUS,<br />
POSSESSED, METAL CHURCH, MACHINE HEAD<br />
– sie alle stammen mehr oder weniger aus<br />
der Bay Area. Ein Streitfall ist und bleibt<br />
METALLICA: Gegründet in Los Angeles, zogen<br />
James Hetfield, Lars Ulrich und Dave Mustaine<br />
(der später MEGADETH gründete) 1983 nach<br />
El Cerrito, wo dann Bassist Cliff Burton zur<br />
Band stieß. Der Rest ist Geschichte.<br />
Auch aus der Bay Area, aber nicht direkt aus<br />
der Thrash-Szene: GREEN DAY, JOURNEY, SMASH<br />
MOUTH, Y&T, NEUROSIS, VAN MORRISON, PAPA<br />
ROACH oder sogar die POINTER SISTERS!<br />
Fotos © Mike Seidinger<br />
Im Personalkarussell von BLIND ILLUSION<br />
rotierten unter anderem illustre Namen<br />
wie Les Claypool (PRIMUS), John Marshall<br />
(ex-METAL CHURCH), David White (HEATHEN-<br />
Sänger, begann jedoch als Drummer bei BLIND<br />
ILLUSION!), Bryan Kehoe (ex-MINISTRY), Harald<br />
Oimoien (ex-D.R.I.) oder Larry Lalonde (PRIMUS,<br />
POSSESSED).<br />
28 29
Stark!e Szene<br />
Rock The Night<br />
18. november 2023, ((szene)) Wien<br />
„ROCK THE NIGHT“ - ist ein Musikevent mit einer geballten Ladung an Rock über Hardrock bis Heavy Metal.<br />
Diese bereits zehnte Veranstaltung am 18.11.2023 in der Szene Wien -<br />
präsentiert von Mars Music Productions - garantierte erstklassigen, groovigen, aber auch explosiven Hörgenuss!<br />
Gleichzeitig wurde auch das fünfjährige Bestehen dieser Festivalreihe gefeiert!<br />
NOT REALLY EITHER ist eine ziemliche junge aufstrebende<br />
Band aus Wien, die ihren Stil als „Mathy Post-<br />
Hardcore“ beschreibt und den fulminanten Abend<br />
mit ihren tollen musikalischen Arrangements eröffnete<br />
- es war ein perfekter Auftakt!<br />
An den zweiten Start ging BLACK TAPE SUICIDE, die<br />
wahrlich energiegeladen die Bühne rockten! Eine<br />
Truppe, die sich bereits national einen Namen gemacht<br />
hat! Eine gelungene Mischung aus Heavy Rock,<br />
Blues sowie einem Schuss Punk.<br />
Die altbekannten deutschen Kultrocker<br />
HAMMERSCHMITT aus dem Münchner Raum heizten<br />
im Anschluss das Publikum Heavy-Metal-mäßig<br />
weiter auf. Die Jungs beweisen, dass sie es noch immer<br />
gewaltig draufhaben. Die Stimmung bei den<br />
Besuchern war bereits genial!<br />
SILENZER: Hard n’ Heavy Music ist die Richtung, wo<br />
die Steirer zuhause sind! Ihre Bühnenshow, die es in<br />
sich hat, musikalisch einzigartig und stimmgewaltig<br />
sehr vielfältig, kam bei den Leuten extrem gut an.<br />
Sound- und lichttechnisch einfach professionell gestaltet,<br />
eine Truppe, die auch schon außerhalb der<br />
österreichischen Grenzen unterwegs war.<br />
DER ABSCHLUSS: CIL CITY sind crazy, intensiv &<br />
loud! Im deutschsprachigen Raum, aber auch international<br />
haben sie sich bereits einen gewissen<br />
Bekanntheitsgrad erspielt. 2022 performte die fünfköpfige<br />
Band sogar auf dem Kreuzfahrtschiff der „Kiss<br />
Kruise“. In der Szene Wien holten sie am 18.11.2023<br />
das Publikum mit Können und Frauenpower - rock/<br />
hardrockmäßig - wahrlich ab - einfach top!<br />
Fazit:<br />
Eine außergewöhnliche und geniale Konzertreihe,<br />
die bei den Besuchern sensationell ankam. Eine ausgezeichnete<br />
Stimmung im Publikum und ein musikalischer<br />
Genuss!<br />
Vielen Dank Szene Wien, Mars Music Productions<br />
und den großartigen Musikerinnen und Musikern!<br />
Riki<br />
cil city<br />
Alle Fotos © Vienna Event Pictures, Simon Zwiefler<br />
not really either black tape suicide hammerschmiTt<br />
silenzer<br />
30 31
Stark!e Liste<br />
Und die nächste stark!e Liste<br />
32<br />
Ein Jahr in Prog-Alben,<br />
die es sich lohnt zu hören<br />
Ich verkrieche mich in der nasskalten<br />
Jahres zeit und wühle mich lieber durch die<br />
zahlreichen Progressive Metal und Rock-<br />
Veröffentlichungen, die dieses Jahr zu bieten<br />
hatte. Der erste Griff bleibt an dem graublauen<br />
Artwork der neusten Periphery-<br />
Platte haften. Die Gruppe aus Maryland ist<br />
sich mit ihrem Album „Djent Is Not A Genre“<br />
stilistisch sehr treu geblieben. Ich muss gestehen,<br />
dass mir diese Platte daher hauptsächlich<br />
wegen ihres scherzhaften Titels im<br />
Gedächtnis bleibt.<br />
Ein hörbarer Schritt nach vorn ist hingegen<br />
TesseracT gelungen. Ihr Neuling „War<br />
Of Being“ glänzt mit einem ausgefeilten<br />
Songwriting.<br />
Exploring Birdsongs neue EP<br />
hingegen ist nicht zu verkopft, dafür voller<br />
bezaubernder Melodien: getrieben<br />
von Klavierklängen, mehrstimmigen<br />
Gesangsaufnahmen, cleveren Rhythmen und<br />
ab und zu etwas grimmig zurrenden Djent-<br />
Saiten. Das britische Trio spricht mit seiner<br />
Mischung ein breites Publikum an.<br />
Ebenso wie Sleep Token, deren drittes<br />
Album „Take Me Back To Eden“ beinahe<br />
schon im Regal thront und durch<br />
die Dauerbeschallung nicht nur eine<br />
Plattennadel stumpf gespielt.<br />
Ich greife anschließend zur Gitarre – metaphorisch<br />
in diesem Fall. Mit einem großen<br />
Herz für dieses Instrument ist es unmöglich,<br />
an Plini vorbeizuschauen. Dem australischen<br />
Gitarristen kann man stundenlang zuhören,<br />
ohne auch nur kurzzeitig das Interesse<br />
zu verlieren. Seine neue EP „Mirage“ ist wie<br />
gewohnt ein rein instrumentales Werk, das<br />
wunderbar vielschichtig geworden ist und<br />
zum Schwelgen einlädt<br />
Von keinem Gesang hin zu einer sehr starken<br />
und mitreißenden Stimme. Haunt<br />
The Woods brachten im September<br />
dieses Jahres ihr zweites Album „Ubiquity“<br />
heraus. Streicher sorgen für eine große –<br />
manchmal fast orchestrale – Fülle. Dazu<br />
kommen ein sehr gefühlvolles Gitarrenspiel<br />
und berührende Gesänge von Jonathan<br />
Stafford. „Ubiquity“ verbindet epische, große<br />
Melodien und ruhige, zaghafte Momente<br />
miteinander, die zusammen eine Wärme im<br />
Körper entfalten, wie eine Tasse heißen Tees.<br />
Während Haunt The Woods Old School<br />
mit Moderne vermischen, kann man mit<br />
Crown Lands „Fearless“ noch tiefer in<br />
vergangene Zeiten reisen. Das Album des<br />
kanadischen Duos kling sowohl vintage als<br />
auch futuristisch. Dabei erinnern sie zeitweise<br />
stark an Größen wie Led Zeppelin.<br />
Furchtlos reihen sich Voyager an dieser<br />
Stelle ein – zumindest was den Titel betrifft.<br />
Stimmlich und melodisch wird „Fearless In<br />
Love“ von einer gewissen Leichtigkeit getragen.<br />
Verzerrte Gitarren schaffen dazu einen<br />
angenehmen Kontrast, bringen Schwere ins<br />
Spiel. Eine Besonderheit liegt vor allem in<br />
den wenigen harten Brüche, wie in „Prince<br />
Of Fire“ oder „Ultraviolet“ zum Vorschein<br />
kommen.<br />
Mehr Härte ganz ohne Shouts verbirgt sich<br />
hinter dem giftgrünen Night Verses-<br />
Werk „Every Sound Has A Colour In The<br />
Valley Of Night: Part I“. Nachdem das letzte<br />
Album bereits ein paar Jährchen her ist, freut<br />
man sich umso mehr über dieses wunderbare<br />
Prog Metal-Exemplar, mit dem die Band<br />
sehr eindringliche Klänge kreiert. Besonders<br />
in der Brust rumoren die tiefen, zurrenden<br />
Saiten, die sich mit der einen oder anderen<br />
angestauten Emotion verbinden und diese<br />
eliminieren.<br />
Zu guter Letzt: Unprocesseds „…And<br />
Everything In Between“ lebt sowohl durch<br />
eine starke, teils sehr clevere Produktion als<br />
auch spielerische Fertigkeiten. Dabei sind es<br />
vor allem die absolut furiosen Instrumental-<br />
Teile, in denen sich Gitarren und Schlagzeug<br />
gegenseitig bekriegen, die einen vom Boden<br />
reißen. Es gibt nach wie vor genug Futter<br />
für Djent-Hungrige, ab und an driftet man<br />
aber auch in sehr elektronische und poppige<br />
Gefilde ab.<br />
Celia Woitas<br />
Melodic Death Metal:<br />
In Somnia – The Void<br />
Altar of I – Immersion<br />
Collapse 7 – A Suicidal Sickness<br />
Lords of Decadence – Relationship Erased<br />
Metalcore:<br />
We Blame the Empire – As I Fall<br />
Squirrels With Lightsabers – Taste Of Freedom<br />
Deadtime Storys – Forever the Underdogs<br />
Dreaded Presence – Talking Behind My Back<br />
Black Metal:<br />
Summoning – Land Of The Dead<br />
Theotoxin – World Burn For Us<br />
Weltenbrandt – Etyma<br />
Belphegor – The Goatchrist<br />
Death Metal:<br />
Monument of Misanthrophy – Midnight<br />
Spire of Lazarus – Ghost Of Sparta<br />
Void Creation – 1984<br />
Seeds of Sorrow – Angry God<br />
Favourite<br />
Austrian<br />
Metal<br />
Songs<br />
Alle, die mich kennen, wissen, dass mein schwarzes Herz für Black Metal schlägt. Aber natürlich habe ich auch<br />
Lieblingssongs aus anderen Metal Genres. Besonders unsere österreichischen Bands, haben Lieder, die man sich<br />
von morgens bis abends reinziehen kann. Besucht einfach meine Instagram-Seite metal_xes, um mehr Bands<br />
kennenzulernen und eure Favoriten zu finden. Los geht´s:<br />
Viel Spaß beim Hören wünscht euch euer Mario „Ragnar“ Glöckl<br />
Female Fronted:<br />
Reckon Death – Lightning Bolt<br />
Hidden Fates – Devil Inside<br />
Adiant – Hidding Place<br />
Visons of Atlantis – Melancholy Angel<br />
Thrash Metal:<br />
Dishumanized – Circle Of Surveillance<br />
Deathstorm – Funeral Depths<br />
Chainbreaker – Relentless Night<br />
Insanity Alert – Zongo Vs Eyeball<br />
Hardcore:<br />
Throwback – Iskariot<br />
Companion – Strength Of A Lion<br />
Crowdown – Generation of the Lost<br />
Spider Crew – Too Old To Die Young<br />
Heavy Metal:<br />
Venator – Maniac Man<br />
Titan Killer – SF 1<br />
Grim Justice – Curse Of The Moon<br />
Gallows Pole – When The Music Plays<br />
Jeff Hartlaub<br />
33
Stark!Ström<br />
Einer der letzten seiner Art<br />
Übers Jahr kamen einige Graphic Novels auf den Markt, die sich mit den Biografien<br />
von unterschiedlichen Bands und Musiker*innen der Pop- und Rockszene beschäftigen,<br />
unter anderem erschien im Cross-Cult-Verlag die Geschichte von Lemmy Kilmister und seiner Band,<br />
die einmal als lauteste Band der Welt galt: Motörhead.<br />
Schon bei den ersten Panels wird die Geschichte, für<br />
die David Calcano und Mark Irwin als Autoren und<br />
Juan Riera, Alberto Belandria und Jorge Mansilla für<br />
die Illustrationen verantwortlich sind, vom großen<br />
rosa Elefanten eingeholt, der seit Till Lindemann und<br />
Rammstein in den Konzerthallen und Garderoben<br />
der Rockmusik herumsteht. Lemmy sitzt in seiner<br />
Garderobe, ein Glas Whisky in der Hand. Vor ihm knien<br />
zwei junge Frauen, von denen sich eine davon drei Seiten<br />
später mit einem Wangenkuss verabschiedet. Sex and<br />
Drugs and Rock´n´Roll. Aber nur, wenn es einvernehmlich<br />
geschieht. Das ist klar, und davon gehen wir bei<br />
Lemmy einmal aus.<br />
Die oben geschilderte Szene dient dem Autorenduo<br />
als Ausgangspunkt für den Rückblick auf die Karriere<br />
von Lemmy Kilmister. In einem Zeitraffer rasen die<br />
Illustratoren durch die Sechzigerjahre: Warum lernte<br />
Lemmy Gitarre? In erster Linie der Frauen wegen, aber<br />
schon auch ein bisschen wegen Rock´n´Roll. Wer gab<br />
ihm seinen ersten Job in London? Jimi Hendrix. Lemmy<br />
wurde sein Roadie und war von Jimis Gitarrenspiel und<br />
seinem Erfolg bei den Frauen beeindruckt. In welcher<br />
Band spielte er zu Beginn? The Rockin´ Vickers, dann<br />
später bei Hawkwind. Was war sein erster Top-Ten-Song?<br />
„Silver Machine“.<br />
Nach Lemmys Rauswurf bei Hawkwind beginnt die eigentliche<br />
Geschichte von Motörhead. Da es sich um eine<br />
34<br />
autorisierte Biografie handelt, kann man wohl davon<br />
ausgehen, dass alles, wie es geschrieben und gezeichnet<br />
wurde, auch passiert ist. Oder dass zumindest Lemmy<br />
wollte, dass es so passiert. Und weil 144 Seiten nicht besonders<br />
üppig sind, endet die Story im Buch mit dem<br />
Album „Ace Of Spades“. Das ist stimmig, schließlich war<br />
es das erste Motörhead-Album, das an der Spitze der englischen<br />
Albumcharts stand.<br />
„Motörhead – Der Aufstieg der lautesten Band der Welt“<br />
erzählt von einer Zeit, in der es als Provokation reichte,<br />
lange Haare zu haben und laut und schnell Musik zu<br />
spielen. Das Buch taucht tief in die Rockgeschichte der<br />
Siebzigerjahre ein und skizziert eine Art Heldenepos.<br />
Die Grafiken sind düster und in Blau, Schwarz und Weiß<br />
gehalten und in manchen Panels fast bis zum Klischee<br />
verzerrt. Doch über allem liegt ein Augenzwinkern, und<br />
es ist ein düsterer Humor zu spüren, der auch Lemmy<br />
gefallen hätte. Das ist auch die Stärke des Buches.<br />
Eingeleitet wird das Buch von einem Beitrag der<br />
Sängerin Doro Pesch. Sie erzählt von einer einzigartigen<br />
Begegnung mit Lemmy und wie es dazu kam,<br />
dass sie Freunde wurden. Die Story ist das perfekte<br />
Intro, denn sie erzählt sehr viel über Lemmy und seine<br />
Bedeutung für die Rockwelt.<br />
www.cross-cult.de<br />
Christian Orou<br />
Tinten!Strom<br />
Claus Oistric<br />
Als der<br />
Vorhang fiel<br />
(Glitzer & Grind)<br />
Der Untertitel „Punk im Wien der 90er“ bringt es auf<br />
den Punk(t). Und greift dennoch zu kurz, zumal das<br />
knapp 180 Seiten dicke und mit vielen s/w Fotos,<br />
Flyern oder Plakaten illustrierte Buch auch viel über<br />
Stadt-, Kultur- und generell Geschichte erzählt bzw. von<br />
Protagonisten und Zeitzeugen erzählen lässt. Über<br />
Gaga und Aegidigasse, Sacro Egoismo und EKH, Haider<br />
und Waldheim, Flex und Chelsea, beides „alt“ natürlich,<br />
Helmut Heiland und Dirk Rossiwall. Letzterer<br />
berichtet von einer Autostopp-Reise mit Alex Wank<br />
nach England und einem Birmingham-Gig von Doom<br />
(der Band) mit Pungent Stench als Opener, lange bevor<br />
Begriffe wie „Death Metal“ en vogue wurden. Vielmehr<br />
betrieb man fern von Genre-Bezeichnungen gemeinsam<br />
Lärm, Gegenwind und Unfug.<br />
Claus Oistric, selbst Musiker und Szeneaktivist, gelang<br />
eine schöne Zeitreise, unterhaltsam, informativ,<br />
nostalgisch und lehrreich: In der Arena waren<br />
Hardcore-Shows lange Zeit „verboten“ und „Subversive<br />
Simmeringer“ hatten nicht nur einen, äh, großartigen<br />
Bandnamen, sondern auch sehr stark!e Texte.<br />
www.glitzerundgrind.at<br />
Andi<br />
LIVE IM<br />
DO 15.2.<br />
SA 24.2.<br />
MI 13.3.<br />
MI 17.4.<br />
+ OF VIRTUE<br />
AEROSMITH<br />
TRIBUTE<br />
SALZBURG<br />
LET THERE BE ROCK<br />
+DJ THE BAKERMAN<br />
+ METSATÖLL + SUOATANA<br />
Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at
Strom-kreis<br />
CADU<br />
Psychotic Parade<br />
(Stone Free Records)<br />
Eines gleich vorweg: Ein breitgefächerter<br />
Musikgeschmack ist Voraussetzung,<br />
will man sich von dieser Band angesprochen<br />
fühlen. Das Quartett mit Hauptwohnsitz in der<br />
Bundeshauptstadt hat sich einen (alt)kurdischen Begriff für<br />
„Hexerei“ und „Magie“ als Namen für das Unternehmen ausgesucht,<br />
und kredenzt auf seinem bereits zweiten Langeisen<br />
ein wahres Sammelsurium an teils gewöhnungsbedürftigen,<br />
mit auch eher abgefahrenen, zugleich aber durchaus auch<br />
„bezaubernden“ Klängen. Dafür ist neben einem offenbar<br />
sehr ausgeprägten Gespür für feine Arrangements in erster<br />
Linie der emotionsgeladene und vereinnahmende Vortrag<br />
von Vokalakrobatin Scharmien Zandie verantwortlich, die mit<br />
Gitarrist Clemens Hackmack 2016 den Grundstein für die<br />
Formation gelegt hat.<br />
Wer Musik sucht, die sich perfekt dazu eignet, sich schlicht<br />
„fallen zu lassen“ und abzutauchen, liegt her definitiv richtig.<br />
Der von den MusikerInnen selbst als „Trip Rock“ bezeichnete<br />
Mix enthält zwar auch konventionelle Rockklänge, erhält<br />
aber durch unzählige psychedelische Einschübe (nachzuhören<br />
u.a. in 'Lucid Dreaming' https://www.youtube.com/<br />
watch?feature=shared&v=sVTw4Lc-SV4 nicht nur reichlich<br />
Tiefgang, sondern auch einen gewissen Entspannungseffekt. Für<br />
zusätzliche Abwechslung sorgen folkloristische Einsprengsel<br />
und orientalische Rhythmen, die Teil eines in sich stimmigen<br />
Ganzen geworden sind.<br />
„Psychotic Parade“ - das von der Band übrigens als „Abbild<br />
unserer heutigen Gesellschaft - im Wandel, im Aufbruch, im<br />
Verlassen des Alten, im Entdecken des Neuen, aber auch im<br />
Finden des Abgründigen“ betrachtet wird – sei hiermit wärmstens<br />
empfohlen!<br />
https://caduofficial.com/<br />
<br />
Walter<br />
CHAOS INSIDE<br />
The Raven, The Joker<br />
And The Machine<br />
(Mars Music Productions)<br />
Dass diese Band einiges auf dem Kasten<br />
hat, sollte sich inzwischen herumgesprochen<br />
haben, schließlich konnte sie bereits mit ihrer ersten EP<br />
einigen Staub aufwirbeln. Noch besser lief es für CHAOS INSIDE<br />
jedoch mit „AN 602“, dem ersten Longplayer. Selbiger brachte der<br />
von „Joker“ Andy Gammauf (G,V) und „Raven“ Petra Grooves (B)<br />
geführten Formation nicht nur ausnahmslos gute bis euphorische<br />
Reviews für ihren ebenso abgefahrenen wie abwechslungsreichen<br />
Vortrag ein, sondern auch diverse Konzertangebote.<br />
Wer das Trio (dem seit 2022 Roman „Machine“ Daucher als<br />
Drummer angehört) etwa bei unserem letzten Fest in der<br />
„Szene“ erleben durfte, wird wissen, dass CHAOS INSIDE musikalisch<br />
nicht nur über jeden Zweifel erhaben sind, sondern<br />
ihre Technik auch mit Entertainment zu kombinieren wissen.<br />
Ihre Musik ist zwar nach wie vor nicht ganz einfach zu beschreiben,<br />
und schon gar nicht in irgendeine Genre-Schublade<br />
zu quetschen.<br />
Am Umstand, dass ihr neuer Dreher von der ersten Nummer an<br />
mitreißt, und zudem vor Ideen förmlich überquillt, ändert das<br />
aber nichts. Ebenso wenig an der Tatsache, dass CHAOS INSIDE<br />
nach wie vor unvorhersehbar bleiben. So halten sich erneut<br />
knallharte Passagen und elegante, melodische Momente die<br />
Waage. Da offenbar jedoch vermehrt auf Hooks und Melodien<br />
Wert gelegt wurde, schafft es die Formation locker, trotz unterschiedlichster<br />
Stilmittel, die von „modernen“, elektronischen<br />
Einsprengsel bis hin zu fast schon romantischen Piano-Sounds<br />
reichen, die Zuhörerschaft nicht nur blendend zu unterhalten,<br />
sondern Songs wie 'Old Man' (Danke, wär' aber nicht nötig<br />
gewesen:-), 'Banshee' oder 'Demons' auch dauerhaft in deren<br />
Langzeitgedächtnissen zu platzieren. Thumbs Up!<br />
https://www.chaosinside.at<br />
<br />
Walter<br />
DEVIL MAY CARE<br />
Mandala<br />
(self/superlifepromo)<br />
Auf jeden Fall kümmern sich DEVIL<br />
MAY CARE um unser aller Seelenheil<br />
– ihre Aussagen zu Religion und deren<br />
Missbrauch sind unmissverständlich – bei allem Respekt und<br />
aller Toleranz – es bedürfte schon eines Kunststückes, ihnen<br />
daraus einen Strick zu drehen.<br />
Wobei das Würzburger Quartett auch sonst um andere strittige<br />
Themen nicht verlegen ist und aufgreift, woran sich andere<br />
gerne die Finger verbrennen. Die Gefahr besteht bei DEVIL<br />
MAY CARE nicht, ihre Texte sind wohldurchdacht, intelligent,<br />
aber auch gefühlvoll und melancholisch.<br />
Schlussendlich geht es aber um die Musik, die zwischen<br />
Hardcore, Metalcore unterhaltsam changiert, Thrash-Elemente<br />
hinzuzieht, aber auch leiseren Klängen Raum gibt - und auch<br />
diese Mischung ist wohldurchdacht, ohne dass die Originalität<br />
auf der Strecke bleibt – Produzent Flo Nowak (u.a. Emil Bulls)<br />
setzt die Band optimal in Szene, sodass sich zu aller Ernsthaftigkeit<br />
und ehrlichem Engagement auch ein mächtiger<br />
Hörspaß einstellt.<br />
www.devilmaycare.band<br />
<br />
Claudia<br />
THE DAMNED<br />
Darkadelic<br />
(earMUSIC)<br />
2026 wird ein besonderes Jahr für<br />
THE DAMNED. Nicht etwa, weil das<br />
nächste Album bereits angekündigt<br />
und in Produktion wäre – zwischen „Darkadelic“ und „Evil<br />
Spirits“ (2018) lagen 5 Jahre und eine Pandemie, zwischen<br />
dem Vorgänger „So, Who’s Paranoid?“ (2008) ganze 10 (!).<br />
Das Punk- Quartett ist schon etwas länger im Dienst, lang<br />
genug, um 2026 50-jähriges (!) Bandbestehen zu feiern. Keine<br />
Selbstverständlichkeit, besonders nicht für Gruppen, die in<br />
der turbulenten Punk- Frühphase hastig in Pub-Hinterstuben<br />
und alten Fahrradkellern zusammengewürfelt wurden. Die<br />
Briten rund um Vokalist David Vanian schafften es allerdings<br />
nicht nur durch jene Zeit zu navigieren, sie waren sich<br />
auch für keinen Trend zu schade und gingen mit der Zeit.<br />
Von Post-Punk und New Wave (auf „Strawberries“ (1982))<br />
über den aufkommenden Gothic Rock („The Black Album“<br />
(1980)) bis hin zu Psychobilly und Psychedelic Rock wurde<br />
tüchtig adaptiert und mit den eigenen Punk- Wurzeln vermischt.<br />
Perfekte Voraussetzungen für ein abwechslungsreiches<br />
Spätwerk also. Hält „Darkadelic“ – nomen est omen? – also<br />
was es verspricht? Für das Cover gibt es jedenfalls schon mal<br />
keine Bonuspunkte, auch wenn die (vermutlich?) gewünschte<br />
Anlehnung an „Rubber Soul“ (THE BEATLES 1965) irgendwie<br />
erkennbar ist, wirkt das Cover von „Darkadelic“ beinahe ulkig.<br />
Das ist doppelt schade, da sich dahinter eine mehr als solide<br />
Punk-und-Artverwandte-Platte verbirgt. Dem 67- jährigen<br />
Vokalisten, der mal raue Punkklänge, mal düster-dumpfes<br />
Gothic-Grummeln anstimmt, merkt man sein Alter ebenso<br />
wenig an wie dem 69-jährigen Raymond Burns AKA CAPTAIN<br />
SENSIBLE.<br />
Klar, Popkünstler, gerade im Bereich des Rock oder Metals, werden<br />
auch immer älter und lassen sich zur 666sten Abschiedstour<br />
hinreißen. THE DAMNED liefern mit „Darkadelic“ zwar weniger<br />
eine Tour de Force durch psychodelische Gefilde, dafür aber<br />
eine höchst kompetente und abwechslungsreiche Mischung,<br />
die uns durch (fast) 50 Jahre Bandgeschichte führt, wahrlich<br />
ein gelungenes Spätwerk.<br />
https://www.officialdamned.com/<br />
<br />
Luna<br />
FELS<br />
An Exercise in Balance<br />
(Eigenveröffentlichung 2023)<br />
Die Gretchenfrage vorweg: Welches<br />
Genre spielen FELS denn eigentlich?<br />
Gute Frage, die Band selbst würde dieses<br />
wohl bewusst mit einem vagen „Rock“ beantworten. Darf es etwas<br />
spezifischer sein? An Riffs und ausladenden Melodiebögen<br />
mangelt es den Tirolern sicherlich nicht, ebenso wenig an<br />
wabernden Synthies, häufig tauchen auch Heavy Metal-<br />
Rhythmen und proggige Songstrukturen auf – von den 12<br />
Tracks ist keiner kürzer als vier Minuten, die Hälfte knackt auch<br />
die Fünf-Minuten-Marke locker. Durchaus ein ambitioniertes<br />
Unterfangen für ein Erstlingswerk, möchte man meinen. Wirft<br />
man einen Blick auf die musikalische Vorerfahrung der<br />
verhältnismäßig jungen Band blickt man allerdings auf<br />
mehrere Jahrzehnte musikalische Erfahrung – Lead-<br />
Vocalist und Keyboarder Mario Hirzinger dürfte österreichischen<br />
Metalenthusiastinnen als ehemaliger Keyboarder der<br />
Symphonic Metal-Wunderwuzzis SERENITY bekannt sein. Kein<br />
Wunder also, dass auch „An Exercise in Balance“ Keyboard-<br />
Sounds und große Melodieideen in den Vordergrund stellt. Fans<br />
von STEVEN WILSON und DREAM THEATER werden hierbei voll<br />
auf ihre Kosten kommen, doch auch Fans von AOR oder melodischeren<br />
Metalkünstlerinnen dürfen sich bedenkenlos von FELS<br />
auf einen groovigen Interstellar Overdrive entführen lassen.<br />
https://fels.band/<br />
<br />
Luna<br />
JACOBS MOOR<br />
Pandemia<br />
(self)<br />
JACOBS MOOR, eine Band aus Musikern<br />
aus der Bundeshauptstadt sowie OÖ,<br />
meldet sich mit der 5 Tracks umfassenden<br />
EP „Pandemia“ wieder eindrucksvoll zurück. Wie in<br />
letzter Zeit üblich ist ein Teil des Materials bereits vorab als<br />
Single inkl. Video ausgekoppelt worden. Musikalisch lässt die<br />
EP jedenfalls erwartungsgemäß keine Wünsche, offen, d.h.<br />
dynamisch-moderner Thrash/Power Metal auf hohem Niveau<br />
lautet die Devise. Die Protagonisten verfügten auch über jahrelange<br />
Erfahrung in diversen Bands (Stygma IV, Third Moon)<br />
usw. und verstehen hörbar ihr Handwerk, und schaffen es<br />
dabei geradezu meisterlich, den Songs trotz anspruchsvollfacettenreicher<br />
Ausrichtung auch dank packender Refrains<br />
durchaus auch eine eingängige Note zu verpassen. Auf jeden<br />
Fall eine der besten Vertreter ihre Genres hierzulande, unbedingt<br />
mal anchecken.<br />
www.jacobsmoor.com<br />
<br />
Thomas Hutterer<br />
36 37
Strom-kreis<br />
MANTICORA<br />
Mycelium<br />
(Mighty Music / Target / SPV)<br />
Da die Dänen im Vorfeld verlauten<br />
haben lassen, es dieses Mal verhältnismäßig<br />
unspektakulär anzugehen,<br />
verwundert es schon ein wenig, dass sie abermals ein in<br />
sich geschlossenes Konzeptalbum erschaffen haben. Da die<br />
letzten beiden Dreher die Vertonung einer von Sänger Lars<br />
Larsen geschriebenen Novelle darstellten, relativiert sich die<br />
Ansage der Formation jedoch, schließlich lässt sich ein solches<br />
Mammutprogramm auch nicht ganz so einfach übertrumpfen.<br />
Deshalb also hat man beschlossen, auf „Mycelium“ ein wenig<br />
reduzierter und entschlackter loszulegen. Allerdings gilt das<br />
tatsächlich „nur“ für die konzeptionelle Geschichte.<br />
Musikalisch haben MANTICORA nämlich sogar noch zugelegt,<br />
und präsentieren ein stilistisch abermals um diverse Facetten<br />
erweitertes Programm. Zu den - im Vergleich zum Frühwerk<br />
schon auf den letzten Drehern überraschend harschen - Thrash<br />
Metal-Fragmenten, hat das Quartett dieses Mal sogar Zutaten<br />
aus dem Black und (Melo) Death Metal in das Gebräu zu<br />
integrieren versucht.<br />
Mit Erfolg, lässt sich festhalten! Denn auch wenn man sich<br />
an den üblicherweise eher in glasklaren „Höhenregionen“<br />
agierenden Gesang erst einmal gewöhnen muss, hat das<br />
Songmaterial nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im<br />
Gegenteil, selbst Songs wie 'Necropolitans' oder 'Mementopolis',<br />
die zunächst sperrig und bisweilen gar zu verschachtelt wirken,<br />
entpuppen sich doch als jene Ohrwürmchen, für die wir diese<br />
Band seit fast 25 Jahren schätzen. Hut ab!<br />
https://www.facebook.com/ManticoraBand/<br />
<br />
Walter<br />
MELANCHOLIC<br />
SEASONS<br />
Past Seasons Pt. 1 –<br />
The Early Days<br />
(Eigenveröffentlichung 2023)<br />
Ich stehe ja auf Melodeath-Coverversionen<br />
von Nicht-Metal-Songs. CHILDREN OF BODOMs<br />
„Sleeping In My Car“ und „Oops!...I Did It Again“ (R.I.P. Alexi<br />
Laiho), GRAVEWORMs „I Need a Hero“, BLACK THERAPYs ,,Mad<br />
World”, FLESHGOD APOCALYPSE ,,Blue (Da Ba Dee)”, selbst<br />
MORS PRINCIPIUM ESTs ,,Livin’ La Vida Loca”. Warum ich<br />
mir diese Tortur antue? Für mich ist die Fähigkeit und der<br />
Wille einer Melodic Death Metal-Band, einen radiofreundlichen<br />
Pop-Song zu covern einerseits eine Selbsterkenntnis,<br />
dass Melodeath sich im Grunde der exakt gleichen Elemente<br />
wie „Mainsteam“-Pop bedient (und diese durch den Metal-<br />
Fleischwolf jagt) und demnach ohne<br />
weiteres radiofreundlich sein könnte, andererseits dass die<br />
Künstlerinnen auch Spaß verstehen – in meinen Augen sehr<br />
sympathisch. Pop-Appeal, vor dem leider auch heute noch<br />
viele Szeneveteranen angewidert die Nase rümpfen, ist eine<br />
Stärke, die eine hervorragende Melodeath-Band ausmacht.<br />
Die Swedish Death Metal-Szene rund um die Gothenburger<br />
Clique, der wird die Melodeath-Genre-Titanen IN FLAMES, AT<br />
THE GATES und DARK TRANQUILITY verdanken, erkannten<br />
das bereits in den 90ern. Umso erfreuter war ich also, als<br />
ich die letzte Nummer auf dem neuen Werk der deutschen<br />
MELANCHOLIC SEASONS erblickte – „Sieben Tage Lang“, nicht<br />
nur ein Song mit Pop-Appeal, sondern sogar auf deutsch! Ich<br />
schummelte, skippte zum Ende der Platte, und wurde nicht<br />
enttäuscht. Pop-Cover-Check gelungen! Doch wie steht es um<br />
die restlichen 14 Titel? Tatsächlich sind die hier präsentierten<br />
Titel hauptsächlich neu aufgenommene Nummern aus vergangenen<br />
Tagen (1995 – 2000, um genau zu sein), aus der eigenen<br />
Bandgeschichte. Die Tracks der ersten vier Demos wurden<br />
hier von MELANCHOLIC SEASONS geschmackvoll und dezent<br />
modernisiert. Besonders Freunde der düstereren, härteren<br />
Variante des Melodeath – Pop-Appeal raus, härtere Riffs rein,<br />
siehe etwa CARCASS post- „Heartwork“ (1993) – dürfte „Past<br />
Seasons Pt. 1“ zusagen. Hier wird Death großgeschrieben und<br />
Melodic in die Fußnoten gepackt, der Synthie hält sich großteils<br />
im Hintergrund und reckt nur ab und an sein Köpfchen (auf<br />
späteren EPs deutlich mehr als auf den früheren Nummern),<br />
die Riffs sind näher bei AUTOPSY, BOLT THROWER, MORBID<br />
ANGEL und anderen Old-School-Death-Metal-Banden als in<br />
Goethenburg zu Hause. Gerade aber aufgrund des sporadischen<br />
Synth-Einsatzes sind einerseits die raren Melodie-<br />
Passagen umso erfüllender, andererseits bekommen die fetten<br />
Percussions und Riffs den ihnen gebührenden Raum zu atmen.<br />
„Past Seasons Pt. 1“ erinnert ein wenig an ein Museum, in<br />
dem man von Titel zu Titel, von Riff zu Riff, der (damals noch<br />
jungen) Band beim Wachsen und Gedeihen über die Schulter<br />
blicken kann. Ein höchst spannender Einblick in die Frühphase<br />
einer Melodic Death Metal-Band, ein Werk, das ohne weiteres<br />
mit Genregrößen Schulter and Schulter stehen kann.<br />
https://melancholic-seasons.jimdofree.com/<br />
<br />
Luna<br />
ORPHANED LAND<br />
A Heaven You May Create<br />
(Century Media / Sony Music)<br />
Als diese Formation vor mittlerweile 30<br />
Jahren in der Szene auftauchte, wurde<br />
sie zunächst eher milde belächelt, im<br />
besten Fall aber zumindest als „exotisch“ betrachtet. Der Mix<br />
aus knackigen Metal-Riffs, (zunächst) zumeist recht derben<br />
Gesängen, und wohldosierter Portion orientalischer Folklore<br />
fand jedoch bald auch bei uns regen Zuspruch. Die aus Tel<br />
Aviv stammende Truppe hat sich in den ersten Jahren ihr<br />
Publikum zwar regelrecht erkämpfen müssen, wurde jedoch<br />
mit jedem veröffentlichten Album und jeder Tournee bekannter.<br />
Gratulation – und wenn das mal kein Grund zum Feiern<br />
ist, was dann?<br />
Eben. Auch wenn sich an der Kompromisslosigkeit, der<br />
Arbeitseinstellung und an der Dankbarkeit ihren Fans gegenüber<br />
bis heute nichts geändert hat, wissen Sänger Kobi Fari<br />
und seine Kolleg:Innen längst auch, wie man Feste inszeniert,<br />
und auch wie ein Jubiläumsalbum strukturiert werden muss.<br />
Da man sämtliche Studioscheiben berücksichtigt hat, bekommt<br />
man mit „A Heaven You May Create” eine ebenso umfassende<br />
wie formidable Retrospektive geliefert. Diese gibt es zu hören<br />
und auch zu sehen, da dieses Live-Dokument, aufgenommen<br />
im Juni 2021 in Tel Aviv, auch als DVD erhältlich ist. Feine<br />
Sache!<br />
Das gilt auch für Kobi, dessen Charisma noch immer unfassbar<br />
ist, und die spezielle Kooperation an jenem Abend mit einem<br />
60-köpfigen Orchester und einem Chor. Dadurch wurden<br />
Tracks wie 'Brother' oder 'All Is One' (momentan leider wieder<br />
sehr, seehhrr aktuell…) zu einem wahren Erlebnis!<br />
https://orphaned-land.com/<br />
<br />
Walter<br />
PANZERCHRIST<br />
All Witches Shall Burn<br />
(EP, Emanzipation)<br />
Für schwache Nerven ist das nichts, so<br />
viel sei einmal gesagt.<br />
Denn die geneigte Hörerschaft erwartet<br />
ein undurchdringliches Soundgeflecht irgendwo zwischen<br />
Großbaustelle und einem Tornado, der in Begriff ist, einen<br />
beliebigen Vorort zu zerlegen. Mit Gitarrensolo. Exzellentem<br />
Gitarrensolo. Und Sonja Rosenlund Ahl, die dazu tobt und poltert,<br />
dass es eine wahre Freude ist! „All Witches Shall Burn“ ist<br />
quasi nach dem Produktionsprozess von „Last Of A Kind“ übrig<br />
geblieben – aber wahrlich gut genug, um ein eigenständiges<br />
EP-Leben zu führen.<br />
Es hat etwas von einer Naturgewalt, wie hemmungslos hier<br />
gewütet wird. Tatsache: Es gibt kein Morgen mehr, wozu<br />
auch? Jedenfalls ist das die lyrische Ausrichtung, mit der<br />
PANZERCHRIST bis heute gut gefahren sind. Abseits davon<br />
wird aber durchaus mit Geschäftssinn agiert und so wird<br />
„All Witches Shall Burn“ am 5. Jänner das Jahr miteingeläutet<br />
haben mit ordentlich Krawall, der noch mindestens bis<br />
Frühlingsbeginn in den Ohren nachhallen wird.<br />
www.facebook.com/panzerchristofficial<br />
Jay<br />
THE WANTON BISHOPS<br />
Under The Sun<br />
(Kartel Music Group)<br />
Blues Rock verspricht allein mit dem<br />
Genre, Wow-Momente in Sachen<br />
Gitarren-Soli oder zumindest allgemein<br />
tolle Spielereien mit dem Saiten-Instrument anzustellen. Und<br />
mit diesen Vorschusslorbeeren weiß die Band THE WANTON<br />
BISHOPS gekonnt umzugehen. Doch dieses Album ist weit<br />
mehr als „bloß“ Blues Rock. Denn auf dieser Scheibe passiert<br />
so einiges durchaus Unerwartetes. Wenn auf einmal mit<br />
elektronischen Sounds fernab von der Instrument-Section vorkommen,<br />
ist eine gewisse Verwunderung durchaus angebracht.<br />
Doch diese Verwunderung löst sich bei näherem Zuhören.<br />
Hier wird gekonnt und sehr pointiert mit Genregrenzen<br />
gespielt. Psychedelic und Surf Rock sind hier genauso vertreten.<br />
Vielleicht ist diese Genre-Fluidität für Puristen eine<br />
Herausforderung, welcher man sich wirklich gerne stellen<br />
darf und eigentlich auch sollte... Diese Vielfalt, welche in das<br />
Album verwoben ist, gibt dem Ganzen einen authentischen<br />
modernen Touch. Nader Mansour, das Mastermind hinter<br />
der Band, bezeichnet diese Mischkulanz als „no fusion, it’s<br />
confusion.“ Und doch bleibt bei diesem Abtauchen in mehrere<br />
Richtungen ein stark erkennbarer roter Faden bestehen. Die<br />
Songs sind rund, gewinnen durch ihre jeweilige Struktur, die<br />
das Hörerlebnis noch auf ein weiteres Level heben lässt. Ob das<br />
Ganze jetzt eine chaotische Ordnung ist oder ein geordnetes<br />
Chaos dürfen andere bewerten. Der Gehörgang wird jedenfalls<br />
absolut verwöhnt.<br />
https://thewantonbishops.com/<br />
<br />
Patrick<br />
38 39
Strom-Schmiede<br />
40<br />
TRÜFFELSCHWEINCHEN of<br />
Mit Lizzy auf einen Teller blaue Austern im Ufo<br />
Komische Überschrift, ich weiß. Aber keine Angst, ich bin nicht völlig durchgeknallt, sondern hab'<br />
lediglich beschlossen, mich kurz zu fassen: Also, anschnallen und mitkommen auf meine (hoffentlich)<br />
unterhaltsame und informative Reise durch den (aktuell unfassbar veröffentlichungsreichen) Untergrund:<br />
Los geht es mit der erst 2021 gegründeten,<br />
finnisch-zypriotischen Formation GRAVEN<br />
SIN. Die beschäftigt sich auf ihrem Debüt<br />
„Veil Of The Gods“ (Svart Records) mit der<br />
Huldigung von unterschiedlichen Gottheiten<br />
in diversesten Religionsgemeinschaften.<br />
Als Basis dient epischer Doom Metal, der<br />
auch Anhänger unterschiedlicher BLACK<br />
SABBATH-Inkarnationen ansprechen müsste.<br />
Hervorzuheben gilt es den formidablen<br />
Vortrag des vielbeschäftigten (u.a. ARRAYAN<br />
PATH und ex-WARLORD) Nicolas Leptos, der<br />
einmal mehr sein Talent unter Beweis zu stellen<br />
vermag. Hammer-Album (das durch die unrühmliche<br />
HORNA-Vergangenheit der beiden<br />
Finnen allerdings einen schalen Beigeschmack<br />
erhalten hat).<br />
https://www.facebook.com/GravenSinLodge<br />
Absolut unbedenklich diesbezüglich agieren die<br />
Schweden SVARTANATT. Der Fünfer will<br />
einfach nur rocken, und weicht auch auf seinem<br />
dritten Dreher „Last Days On Earth“ (The Sign<br />
Records) keinen Millimeter von seiner Gangart<br />
ab. Kurzum, man kredenzt erneut einen süffigen<br />
Mix aus allerlei Ingredienzien, die seit<br />
den 70ern bekannt und beliebt sind. Auch die<br />
Schweineorgel rockt fett, und passt perfekt<br />
zu den URIAH HEEP-Einsprengsel. Leiwand!<br />
https://www.facebook.com/svartanatt/<br />
by Walter<br />
„So Shall It Be“, sage nicht nur ich, sondern<br />
auch die Herrschaften von FREAKSHOW.<br />
Diese „All-Star-Truppe“ (C. Cavazo, G. Chaisson,<br />
S. Howland und Sänger Ronnie Borchert) versteht<br />
es nicht nur kernige Riffs und pfiffige<br />
Melodien zu kombinieren, sondern beweist<br />
zudem auch ein Händchen für schmissige<br />
Refrains. Ob man damit anno 2023 noch was<br />
reißen kann? Durchaus möglich, schließlich<br />
klingt das Album (Eonian Records) locker und<br />
lässig, professionell in jeder Hinsicht und keineswegs<br />
altbacken. Im Gegenteil, die Tracks<br />
machen fast unverschämt gute Laune! Seine<br />
„Mission“ - für wohldosierte Rock-Unterhaltung<br />
zu sorgen - hat der Vierer erfüllt!<br />
https://www.eonianrecords.com/freakshow<br />
Nach einer vierjährigen Schaffenspause melden<br />
sich auch RUTHLESS zurück. Die US-<br />
Amerikaner haben auf „The Fallen“ (Fireflash<br />
Records) zehn Songs verewigt, die durchdacht,<br />
strukturiert und ausgereift klingen und überaus<br />
druckvoll aus den Boxen kommen. Wie<br />
schon auf dem Vorgänger „Evil Within“ wurden<br />
vermehrt Thrash Metal-Elemente eingebaut,<br />
die von Band-Oberhaupt Sammy DeJohn in<br />
Tracks wie ‚Betrayal‘ oder ‚No Mercy‘, mit<br />
entsprechender Wut im Bauch vorgetragen<br />
werden. Ab und an stößt er aber immer noch<br />
in Höhenregionen vor, die Nicht-Fans die Flucht<br />
ergreifen (oder die „Bergrettung“ rufen) lassen.<br />
US-Power/Thrash Metal MUSS aber genauso so,<br />
ihr Ungläubigen!<br />
https://ruthlessband.com/<br />
Klar, für Klänge wie jene, bietet sich eine Vinyl-<br />
Edition geradezu an. Das trifft auch auf den<br />
Classic Rock (LIZZY und APRIL WINE sind zu<br />
einer Portion „blauer Austern“ im UFO geladen<br />
– wegen der Überschrift warads...) der<br />
Kanadier FREEWAYS zu. Deren Erstling<br />
„True Bearings“ ist zwar erst drei Jahre alt,<br />
wird aber dennoch erneut über Dying Victims<br />
Productions in verschiedenen Formaten (u.a.<br />
als MC!) in Umlauf gebracht. Cool, zumal die<br />
Original-Version ohnehin am Großteil der<br />
Menschheit vorübergegangen sein dürfte.<br />
https://www.facebook.com/Freeways410/<br />
In vergleichbaren Sphären bewegen sich auch<br />
die beiden Jungs von DRIFTER. Zwar<br />
lässt sich auf der aktuellen 7''-Single „Beggars<br />
Ransom“ (Dying Victims Productions) deut-<br />
© Privat<br />
lich „moderneres Zeug“ (hüstel, also mehr<br />
NWOBHM als Früh-70er) heraushören,<br />
die Gitarren und der Gesang dürften aber<br />
auch WISHBONE ASH-Huldigern zusagen.<br />
Unglaublich, dass dieser Dreher tatsächlich<br />
aus der Gegenwart stammt!<br />
https://drifterheavymetal.bandcamp.com/<br />
Ab in die Vergangenheit: Für eine Neuauflage<br />
der feinen Art sorgen einmal mehr Arkeyn Steel/<br />
Steel Gallery Records. Wie zeitaufwendig und<br />
intensiv die Suche nach unveröffentlichtem<br />
Material der Texaner RUFF JUSTICE gewesen<br />
sein muss, weiß man zwar nicht, der<br />
Aufwand hat sich jedenfalls gelohnt. Neben der<br />
ultrararen, ursprünglich in einer Mini-Auflage<br />
und in Eigenregie veröffentlichten CD „No<br />
Justice, No Peace“, enthält die hübsch aufgemachte<br />
Neuauflage neben Live-Mitschnitten<br />
auch diverse Demos, die an sich für das dritte<br />
Werk „Propaganda“ geplant waren. Der zeitlose,<br />
melodische US Hard Rock mit Metal-Schlagseite<br />
blieb jedoch auch nach einer durchaus erfolgreichen<br />
Reunion unter Verschluss. Warum?<br />
Keine Idee. Die Band hat sich jedenfalls nie<br />
offiziell aufgelöst ... (wegen „Prinzip Hoffnung“,<br />
und so)<br />
https://www.facebook.com/RuffJusticeOfficial/<br />
Nicht ganz so üppig ist das Bonus-Material von<br />
„Spiritual Warfare“ (Arkeyn Steel) ausgefallen,<br />
der Prog Metal von AWAKE lässt ansonsten<br />
aber kaum Wünsche übrig. Ähnlich wie das<br />
aktuelle Wetter, glänzt das Trio mit völlig unvorhersehbaren<br />
Momenten, und legt über weite<br />
Strecken einen (nicht immer nachvollziehbaren)<br />
stilistischen Spagat hin. Dennoch sollte<br />
das von den beiden, in späteren Jahren zum<br />
Line-Up von MILITIA zählenden Musikern Mike<br />
Botello (der aktuell als Solo-Künstler tätig ist)<br />
und Jesse Villegas (R.I.P.) betriebene Triumvirat,<br />
das offenbar der christlichen Szene zugehörig<br />
war, nicht nur für DREAM THEATER-Fans von<br />
Interesse sein. Testen!<br />
https://botellomusic.com/<br />
Für exzellenten Geschmack und ungebrochenen<br />
Arbeitseifer ist auch Lost Realm Records<br />
bekannt. Zuletzt hat man dort die Compilation<br />
„The Rage Within: And The Aftermath“ der US-<br />
Amerikaner AMULANCE als Doppel-Vinyl<br />
veröffentlicht. Die Band aus Illinois hat insgesamt<br />
drei Mal existiert, 2017 aber offenbar<br />
endgültig das Handtuch geworfen. Der mit Prog<br />
und Groove-Elementen durchzogene Power/<br />
Thrash der Truppe, der schon auf dem ersten,<br />
1987 veröffentlichten, und nun den ersten<br />
Teil dieses Re-Releases ausmachenden Demo<br />
Fans in unseren Breiten fand, hat bis heute<br />
nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt. Aber<br />
auch die sechs Nummern des gegen Ende der<br />
80er aufgenommenen Demos „The Aftermath“<br />
knallen amtlich. Ein weiterer Versuch Karriere<br />
zu machen, sollte noch drinnen sein, oder?<br />
https://www.facebook.com/Amulance/<br />
Eine der kürzesten „Karrieren“ überhaupt,<br />
legten die dem traditionellen US Metal zugeneigten<br />
NJ-Boys von CHALICE hin, die nach<br />
nur zwei Demos aufhörten. Das erste, „One<br />
Final Sin“, wurde zum Namensgeber dieser<br />
Compilation, die in limitierter Stückzahl von<br />
Lost Realm Records auf Vinyl verewigt wurde.<br />
Zwei weitere Demo-Songs sowie zwei Live-<br />
Tracks vervollständigen das optisch ansprechende<br />
und informativ gestaltete Werk.<br />
https://www.lostrealmrecords.com/#!/<br />
CHALICE-One-Final-Sin-BLACK-LP/p/591388959/category=0<br />
Der traditionellen Gangart frönen auch<br />
die Australier WICKED SMILE. Die<br />
Truppe rund um den ehemaligen PEGAZUS-<br />
Barden Danny Cecati trat 2021 erstmals in<br />
Erscheinung, und wusste mit dem Debüt<br />
„Wait For The Night“ gehörig Staub aufzuwirbeln.<br />
Daran will man logischerweise<br />
anschließen, und kredenzt mit „Night Time<br />
Riders“ (Eigenproduktion) ein lässiges<br />
4-Track-Gerät, das die stilistische Bandbreite<br />
klar macht und offenbart, welch‘ begnadete<br />
Ohrwurmlieferanten hier zugange sind!<br />
https://wickedsmileband.com/<br />
Als solche werden die aus Pittsburgh stammenden<br />
LEGENDRY zwar nicht in die Annalen<br />
der Rockgeschichte eingehen. Das ist ohnehin<br />
nicht der Plan des Trios, das sich auf epische<br />
Metal-Sounds mit Prog Rock-Einschüben spezialisiert<br />
hat. Die werden auf „Time Immortal<br />
Wept“ (No Remorse Records), dem bereits<br />
zweiten Konzeptalbum der Bandhistory, in<br />
Form von „Abenteuergeschichten“ vorgetragen,<br />
wobei die Musiker live im Studio agierten<br />
und ihr angestammtes Instrumentarium um<br />
Mandolinen, Hammondorgeln und diverse<br />
andere Gerätschaften wie ein Glockenspiel<br />
erweiterten.<br />
https://www.facebook.com/legendryband<br />
Auch deren LabelkollegInnen von COVEN<br />
JAPAN setzen auf eher ungewöhnliche<br />
Zutaten. So sind die Texte zum Teil in<br />
Japanisch gehalten, wobei Sängerin Taka<br />
dabei nicht ganz so exotisch klingt, wie diverse<br />
Landsmänner in der Vergangenheit. Der<br />
Mix aus sich elegant duellierenden Gitarren,<br />
einer amtlichen Dosis NWOBHM-Flair und<br />
gelegentlichen Doom-Einschüben wäre<br />
zwar auch so schon ein akustisches Leckerli<br />
geworden, „Earthlings“ sollte aber speziell<br />
auf Grund der erwähnten „Spezial-Additive“<br />
keineswegs für ein einschlägig orientiertes<br />
Publikum interessant sein.<br />
https://www.facebook.com/Coven.Japan/<br />
41
Schwarz!Strom<br />
Klangkultur für Hörer.<br />
Vinyl only<br />
by Christian Prenger<br />
Universal!Strom<br />
Black Sabbath<br />
„Reunion“ - (Epic Legacy/Sony)<br />
Hinter dem inflationär erhitzten Legenden-Begriff<br />
verbirgt sich zu oft korrumpierende Eleganz, angesiedelt<br />
abseits von Applaus und Absatzrealität.<br />
Black Sabbath hingegen sind über jeden Zweifel<br />
erhabene Größen der Larger than life-Kategorie.<br />
„Reunion“ reflektiert nun auf drei LPs ihre gefeierte<br />
1997er-Comebacktour in Orginalbesetzung.<br />
Die Könner zeigen sich in Topform auf dem aufwendig<br />
und würdig gestalteten Vinyl-Set. Beste<br />
Retro-Reinsubstanz.<br />
Hidden By The Grapes<br />
„Opus“ - (Kruse Kontrol Digital<br />
www.krusekontroldigital.com)<br />
Das Öffnen neuer Türen ist zuweilen mit Weiterbildung<br />
verknüpft. In der Soundgarage von Hidden<br />
By The Grapes trifft die Community auf heimische<br />
Hoffnungsträger, die mit gekonnter Eleganz<br />
Indie-Alternative-Rock bieten, errichtet auf dem<br />
Fundament der Eigenständigkeit. Dort treffen sich<br />
erdiger Drive mit eingängigen Tunes, was auf dieser<br />
Vinyl-Auflage klangtechnisch ansprechend zur<br />
Geltung gelangt. Kommt aus dem Versteck, greift<br />
zu diesem Hopeful-Opus.<br />
Lakecia Benjamin<br />
„Phoenix“<br />
(Whirlwind Recordings/375 Media)<br />
Fortschritt lässt sich selten in absoluten Zahlen<br />
messen. Das subjektive Metermaß betreffend<br />
Lakecia Benjamin kündet jedoch<br />
vom künstlerischen Schritt nach vorne.<br />
Die Altsaxofonistin steht für pulsierenden,<br />
vorausdenkenden Jazz<br />
mit offenen Eingängen für neue<br />
Einflüsse, bereit für unerwartete Abzweigungen.<br />
Jene ästhetisch aufbereitete Doppel-LP ist auch<br />
als sehr coole DeLuxe Edition erhältlich und rundet<br />
jene Performance perfekt ab. Ein Höhenflug.<br />
Meshuggah<br />
„Chaosphere“<br />
(Atomic Fire Records/Warner)<br />
Die Stille nach dem letzten Ton verfügt über<br />
zusätzliche erklärende Wirkung. Es ist der eindringliche<br />
Kontrast zu Intensität und Komplexität,<br />
die den ausgefeilten, oft am Limit kratzenden<br />
Tech Metal kennzeichnen. „Chaosphere“ zählt<br />
zu den Highlights von Meshuggah, jetzt steht<br />
das 25-Jahre-Jubiläum bereit für bekennende<br />
Gourmets. Jene Doppel-LP mit Booklet in mehreren<br />
limitierten Farben klingt exquisit und ist<br />
bestens gefertigt. Bis hin zu dieser Stille.<br />
Mezzrow<br />
„Keep It True - Live“<br />
(Fireflash Records/Warner)<br />
Konzertdokumente beinhalten in ihrer DNA einen<br />
Hebel für das Anhalten der Zeit. Solche<br />
Momentaufnahmen liefern Klangfotografien,<br />
geeignet zur Reproduktion von wertvollen<br />
Augenblicken. Jene Veröffentlichung konserviert<br />
nicht nur das starke Mezzrow-Gastspiel beim Keep<br />
It True-Festival, es ist ein geeignetes Thrash Metal-<br />
Sammelobjekt: Limitiert auf 300 Stück, Schwarz-<br />
Weiß-Marbled, 180 Gramm, Beiblatt, erhältlich<br />
nur in Mailorder-Shops.<br />
Buy it, keep it.<br />
Ozric Tentacles<br />
„Lotus Unfolding“<br />
(KScope/Edel)<br />
Solche Klänge dienen als Präparat gegen viele leere<br />
Emotions-Akkus der freudlosen modernen digitalen<br />
Seelenkältezone. Ozric Tentacles liefern vitale<br />
Impulse mit ihrem unverwechselbaren psychedelisch-hypnotisch<br />
groovenden Space Rock. Der<br />
neue bewusstseinserweiternde Trance-Trip wartet<br />
als schwarzes sowie blaues Vinyl. Diese edle Blüte<br />
bringt eure Augen rasch wieder zum Leuchten.<br />
Ruthless<br />
„The Fallen“<br />
(Fireflash Records/Warner)<br />
Ein Gegenentwurf zum Marktmechanismus<br />
der gehypten Trends ist strikter Pragmatismus.<br />
Ruthless folgen klaren Vorgaben: 80er-US-<br />
Power Metal ohne Kurskorrektur. Wer puren<br />
Traditionalismus mit allen Zutaten präferiert,<br />
sollte andocken. Geboten werden zwei limitierte<br />
Farbtonträger zu je 300 Stück auf 180 Gramm,<br />
inhaltlich geprägt von einer kantigen Produktion.<br />
Old School-Fans dürfte dies geFallen.<br />
Special:<br />
Karrierekreativkontinuität<br />
Der Erfolg von Amorphis beweist<br />
die elementare Kraft von evolutionärer Kontinuität im Kreativschaffen.<br />
„Privilge Of Evil“, „The Karelian Isthmus“, „Tales From The Thousand Lakes“ sowie<br />
„Elegy“ markieren ihre starke Entwicklung vom rüden Underground-Death Metal hin zu<br />
melodischen Extrem-Klassikern mit Folk-Einflüssen und 70er-Flair. Jetzt sind jene vier<br />
Scheiben als gelungene farbige Neuauflagen erhältlich und eine Investition wert.<br />
Der Sound passt, auch die Pressqualität stimmt. Globale Work-Success-Balance.<br />
Mädchen<br />
f ü r a l l e s<br />
Ein Blick über den Tellerrand. Alle Genres,<br />
hauptsächlich femme und queere Künstler*innen,<br />
persönliche Vorlieben der letzten Monate.<br />
HANNAH DIAMOND<br />
Perfect Picture (PC Music 2023)<br />
Electropop | Bubblegum Bass | Dance-Pop<br />
Süß und endorphinproduzierend wie der liebste<br />
Softdrink, allerdings ohne Zuckerschock oder lästige<br />
Zahnbeschwerden. HANNAH DIAMOND, die sich im illustren<br />
Kreis der PC Music – Clique um A.G. COOK und<br />
neben Hyperpop-Ausnahmekünstlerinnen wie SOPHIE<br />
und CHARLI XCX seit den frühen 2010ern im Bereich<br />
der queeren elektronischen Popmusik einen Namen<br />
machen konnte, enttäuscht auch auf dem verflixten<br />
zweiten Studioalbum nicht. Wie eine sanfte Umarmung,<br />
wie ein über die Wagen streicheln, in den Arm nehmen<br />
und „alles wird gut“ ins Ohr flüstern, umschließen,<br />
wärmen und stärken die 12 Electropop-Nummern,<br />
die auf „Perfect Picture“ geboten werden. Nahezu alle<br />
weisen akutes Ohrwurmpotential auf, und ausnahmslose<br />
jede einzelne Anspielstation bietet den PC Musictypischen<br />
Pop-Appeal. Thematisch besingt die gebürtige<br />
Britin Identität, Selbstfindung, Veränderung und<br />
Konstanzern, Themen, die gerade Personen mit turbulenten<br />
Biografien wohl aus der Seele sprechen. „The best<br />
version of me is myself … the girl who’s anything she<br />
wants to be“, wird uns auf der Leadsingle ,,Affirmations”<br />
vorgetragen, eine Aussage, die auch ich mir gerne mehr<br />
zu Herzen nehmen würde. Ein Album für alle Menschen,<br />
die auch nur das entfernteste Interesse an Pop-Musik<br />
haben, und ganz besonders für die, die gerade etwas<br />
Wärme und Trost in ihrem Leben brauchen.<br />
REVEREND KRISTIN MICHAEL HAYTER<br />
SAVED! (Perpetual Flame Ministries 2023)<br />
Hymns | Southern Gospel | Singer-Songwriter<br />
LINGUA IGNOTA ist tot, lange lebe REVEREND KRISTIN<br />
MICHAEL HAYTER. Hayters Soloprojekt LINGUA<br />
IGNOTA, welches an Härte und Boshaftigkeit ausnahmslos<br />
ALLE Extreme Metal-Veröffentlichungen<br />
des neuen Jahrhunderts problemlos in den<br />
Schatten stellt und mit sämtlichen Black Metal-<br />
Möchtegerns den Boden wischt (Zweiflerinnen<br />
mögen bitte „All Bitches Die“ (2017) und „Caligula“<br />
(2019) auf Dauerschleife hören, bis sie ihre musikalischen<br />
Irrlehren bereuen), ist Geschichte. Dass<br />
die US-Amerikanerin ihre talentierten Finger dennoch<br />
nicht stillhalten würde, schien wie ein unausgesprochenes<br />
Versprechen. Das Wann und Wie stand<br />
allerdings auf einem anderen Blatt.<br />
Knapp zwei Jahre nach ihrem finalen LINGUA Opus,<br />
„Sinner Get Ready“ (2021), steht „Saved!“ als natürliche<br />
und „logische“ Kontinuation des Sounds, der bereits<br />
auf „Sinner“ angedeutet wurde. Verschwunden sind<br />
die dröhnenden Noise-Soundwälle und verzerrten<br />
Schreie von Hayters Frühwerk, und machen endgültig<br />
den sanfteren und (wie der Name des neuen Projektes<br />
nahelegt) religiös-hymnisch beeinflussten Folk-<br />
Klängen Platz. Ganz besonders kommt die klassisch<br />
ausgebildete Stimme der Künstlerin zum Ausdruck,<br />
der die sanften Instrumente wenig entgegenzusetzen<br />
hätten, würde sie ihre volle Stimmgewalt nutzen.<br />
Passend zur sanfteren Instrumentation stimmt auch<br />
die Multiinstrumentalistin allerdings sanftere Töne<br />
an, mal wird im rhythmischen Gebetstenor vorgetragen,<br />
mal klingt es nach Trauer und Tragik, manchmal<br />
brechen auch stimmliche Lichtblicke der Hoffnung<br />
durch die düstere Soundwolkendecke.<br />
Auch wenn das generelle Klangerlebnis auf den<br />
ersten Blick etwas sanfter und gesetzter wirkt, hat<br />
Hayter nichts an unheilvoller Atmosphäre und enormer<br />
Kreativität eingebüßt, welche sich nicht zuletzt<br />
in Aufnahmetricks wie doppelte Soundspuren<br />
und bewusst eingesetzten elektronischen Defekt-<br />
Geräuschen äußern. Die klangliche Untermalung<br />
eines Südstaaten-Exorzismus, nichts für schwache<br />
Nerven, aber wohl eine der besten Platten des Jahres.<br />
Mehr in der nächsten Ausgabe!<br />
<br />
Luna Niederberger<br />
42<br />
43
Schlussakkord<br />
stark! und gratis:<br />
Unser Mag liegt in vielen Clubs und<br />
Stores gratis auf (eine Liste findet ihr<br />
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wird euch aber auch gerne ins Haus<br />
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Laut und finster:<br />
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VINYL&MUSIC<br />
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Instagram/starkstrom_magazin<br />
46<br />
Schwestern der Gnade<br />
Um an einem Mittwochabend die Szene Wien so schnell auszuverkaufen,<br />
dass man auf den Gasometer in Simmering upgegradet<br />
wird, muss man schon jemand wie die Kultklassiker SISTERS OF<br />
MERCY sein. Obwohl von „der alten Bande“ nur noch Andrew<br />
Eldritch übriggeblieben ist, sind sie live doch absolut sehenswert!<br />
Denn der seit 2006 mit der Band Tourende Gitarrist Ben Christo<br />
und die nur die Europatour begleitende Gitarre Kai (Esprit D'Air)<br />
aus Japan bilden ein absolut fantastisches Team, das Power und<br />
Dynamik auf die Bühne bringt.<br />
Nachdem THE VIRGINMARYS das Publikum mit britischem Rock<br />
aufgewärmt hatten, begrüßte uns Sänger und Gründungsmitglied<br />
Andrew Eldritch in exzellentem Deutsch. Er packte seine<br />
Sprachkenntnisse noch ein paar Mal während der Show aus<br />
und natürlich wurde Marian auch in der zweisprachigen Version<br />
gesungen. SISTERS OF MERCY haben sich über die Jahrzehnte<br />
ein so riesiges Repertoire an absoluten Klassikern aufgebaut,<br />
dass sie eigentlich den ganzen Abend damit füllen konnten -<br />
Textsicherheit wird natürlich vorausgesetzt.<br />
Das Publikum war nicht nur alterstechnisch, sondern auch optisch<br />
vollkommen durchmischt, von jungen Tradgoths bis zu<br />
Damen in dunkelblauen Hosenanzügen war alles zu finden.<br />
Eine Sache hat sie jedoch alle miteinander verbunden: Die Liebe<br />
zu SISTERS OF MERCY und die Freude daran, sie live zu sehen, mitzusingen,<br />
Spaß zu haben, ob zum ersten oder zum zehnten Mal.<br />
Es gibt Komponisten und Bands, die über die Zeiten hinweg<br />
bestehen bleiben und ich wage zu behaupten, dass SISTERS OF<br />
MERCY dazugehören.<br />
Anna<br />
Stark!strom auch im<br />
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Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits,<br />
Christine Cizek, Walter Scheurer,<br />
Willi Winter, Christian Prenger,<br />
Manfred „wahnfred“ Wadsack, Christian<br />
König, Matej Lastro, Manuel Dauböck,<br />
Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast,<br />
Patrick Meerwald, Anna Otto,<br />
Julian Dürnberger, Sabina Lorenzetto<br />
Gabriel Niederberger, Charles Steiner,<br />
Thomas Hutterer, Stefan Mair, Christian<br />
Orou, Bernhard Weber, Celia Woitas,<br />
Kinga Wölger, Andi Appel<br />
Lektorat: Claudia Jusits<br />
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<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong> #36<br />
ERSCHEINT AM 29. März 2024<br />
Schallplatten • CDs • Instrumente<br />
Hi-Fi • Open-Air-Bühne • Poster<br />
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Tagesticket Samsag: E 15,–<br />
Tagesticket Sonntag: E 10,–<br />
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2. & 3. März 2024<br />
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Bachelor of Engineering (B.Eng)<br />
S T U D I E N D A U E R 6 Semester<br />
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U M F A N G 140 Semesterstunden<br />
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L I C H T , A U D I O , 3 D , P Y R O T E C H N I K ,<br />
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