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Baulos 1: Druckstollen - Kopswerk II

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<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Ausgabe 9 / Dezember 2007<br />

Information der Vorarlberger Illwerke AG zum Bau des<br />

Pumpspeicherkraftwerks <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> in Gaschurn/Partenen<br />

Postentgelt bar bezahlt<br />

www.kopswerk2.at<br />

Baumarathon 2007 im Endspurt<br />

Einbau des Turbinenlaufrades bei Maschine 3


2 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

3<br />

Editorial<br />

Hochleistung <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

Seit Baubeginn im<br />

September 2004 wird<br />

nun schon über drei<br />

Jahre Tag und Nacht<br />

gearbeitet. Beachtliches<br />

wurde erreicht<br />

und geschaffen.<br />

„<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei“<br />

möchte allen Interessierten<br />

einen Überblick und spezielle Einsichten<br />

ins Geschehen vermitteln. Doch kein noch so<br />

detaillierter Bericht vermag die täglichen<br />

Herausforderungen und Leistungen, die sich<br />

beim Bau eines so außergewöhnlichen Kraftwerks<br />

stellen, in Wort und Bild zu fassen. So<br />

möchten wir auf den Einsatz jedes Einzelnen<br />

hinweisen, der zur erfolgreichen Errichtung des<br />

<strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> beiträgt.<br />

Die vorliegende Dezemberausgabe berichtet<br />

über das vergangene Halbjahr: Die elektro- und<br />

maschinenbautechnischen Montagen beim<br />

Zusammenbau der hunderte Tonnen schweren<br />

Komponenten der Maschinensätze verlangen<br />

Millimeterarbeit und höchste Konzentration.<br />

Unter Hochdruck werden kilometerweise Kabel<br />

verlegt, dutzende Schaltschränke installiert,<br />

Hilfsbetriebe montiert, Schutzeinrichtungen<br />

installiert, Computer programmiert etc. Im<br />

Versalstollen und der Sperrkammer werden<br />

eiligst die umfangreichen Restarbeiten fertig<br />

gestellt, und in Tafamunt die für den Korrosionsschutz<br />

im Druckschacht erforderlich gewesene<br />

Lücke in der Triebwasserführung mit Panzerungsrohren<br />

verschlossen. Im Wasserschloss<br />

Tafamunt fordern das Verschweißen der Stahlteile<br />

der gewaltigen Drosseln und die Montage<br />

unter Tage, die Betonauskleidung und die<br />

Hinterbetonierungen der gepanzerten Rohrabschnitte<br />

von den Mitarbeitern alles ab.<br />

Jeder Einzelne hat seit Projektstart bis heute<br />

Know-how und Kondition eingebracht. Alle stehen<br />

unter Spannung und Zeitdruck. Während<br />

das turbulente Jahr 2007 zu Ende geht, konzentriert<br />

sich im <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> alles auf die kommende<br />

Phase mit den spannenden Inbetriebsetzungsversuchen.<br />

Die Projektleitung spricht allen Mitarbeitern der<br />

Arbeitsgemeinschaften und von illwerke vkw,<br />

den Lieferanten und beteiligten Firmen Dank und<br />

Anerkennung aus. Wir wünschen dem <strong>Kopswerk</strong><br />

<strong>II</strong>-Team, unseren Anrainern und Lesern erholsame<br />

Weihnachtsfeiertage und ein gesundes,<br />

erfolgreiches Jahr 2008.<br />

Glück Auf!<br />

Projektleitung <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>, DI Peter Matt<br />

Von Rifa bis Kops<br />

Höchste Konzentration<br />

auf allen <strong>Baulos</strong>en<br />

Blick in die Maschinenkaverne mit vorgelagerten Maschinenkomponenten<br />

Der Bau des leistungsstärksten Kraftwerkes der<br />

Illwerke hält seit Baubeginn im Herbst 2004 in<br />

Atem. Rund zwei Jahre dauerten die Ausbrucharbeiten<br />

für den 5,5 km langen <strong>Druckstollen</strong> (Kops-<br />

Tafamunt), das Wasserschloss Tafamunt, den 1,2 km<br />

langen Druckschacht (Tafamunt-Rifa), die riesige<br />

Krafthauskaverne und die Unterwasserführung in<br />

Rifa. Anfang 2006 begannen die höchst anspruchsvollen<br />

Montagearbeiten unter Tage.<br />

Von Kops bis Tafamunt und im Herzstück Krafthauskaverne<br />

leisten die Mitarbeiter Schwerst- und<br />

Feinstarbeit: vom Injizieren, Betonieren, Schweißen<br />

und Korrosionsschutz bis hin zur Maschinenmontage<br />

und Leittechnik. Projektleiter und qualifizierte Vorarbeiter<br />

erzielen mit den Arbeitsgemeinschaften<br />

(ARGEN) und einzelnen Teams der vielen maschinenbaulichen<br />

und elektrotechnischen Lieferanten<br />

herausragende Fortschritte. Konzentration und innere<br />

Anspannung steigen, je mehr sich das Projekt der<br />

Fertigstellung nähert.<br />

<strong>Baulos</strong> 1: <strong>Druckstollen</strong>/<br />

Versalstollen <strong>II</strong><br />

Beim Fensterstollen Oberwald wird das Portalbauwerk<br />

errichtet. Bislang wurden Ölabscheider, Entwässerungsgerinne,<br />

Bodenplatte und die rechte<br />

Wand betoniert.<br />

Drinnen im Versalstollen <strong>II</strong> lag der Schwerpunkt der<br />

Arbeiten zuletzt bei den Konsolidierungs- und Abdichtungsinjektionen.<br />

Der 5,5 km lange <strong>Druckstollen</strong> ist<br />

auf knapp 5 km mit Tübbingen (Betonfertigteilen)<br />

ausgekleidet. Der unmittelbare Bereich zwischen<br />

den Tübbingelementen und dem umgebenden Fels<br />

wurde schon beim Fräsvortrieb mit Kies aufgefüllt und<br />

so stabilisiert. Später wurde dieser Kies mit Zement<br />

verfestigt und schließlich folgten die Injektionen. So<br />

kann der Stollen später im Betrieb die wechselnden<br />

Lasten zwischen hohem Innen- und Außendruck, die<br />

durch rasch wechselnden Turbinen- oder Pumpbetrieb


Dezember 2007<br />

entstehen, aufnehmen. Die abschließende systematische<br />

Vergütung und Verdichtung mittels<br />

Hochdruckinjektionen, und zwar rund um die<br />

Tunnelröhre bis in eine Tiefe von ca. zwei bis drei<br />

Meter, ist zeitlich und technisch besonders anspruchsvoll:<br />

Die Injektionen betreffen sehr viele und verschiedene<br />

– mehr oder weniger wasserführende –<br />

Bereiche und erfordern besondere Erfahrung.<br />

Vorgegangen wird jeweils nach einem exakten<br />

Injektionsschema. Zum Großteil sind diese Injektionen<br />

im Versalstollen abgeschlossen. Für noch mehr<br />

Aufwand ist aber gesorgt: Denn nachfolgend müssen<br />

die offenen Injektions- und Bohrlöcher verschlossen,<br />

und der Stollen endgereinigt werden.<br />

Die Übergänge, z. B. zur Sperrkammer oder auch zum<br />

Druckschacht, wo höchster Druck entsteht, wurden<br />

konventionell vorgetrieben und mussten teilweise<br />

„gepanzert“, d. h. innen mit Stahlrohren ausgekleidet,<br />

werden. Auch bei den gepanzerten Stollenabschnitten<br />

waren Injektionsarbeiten notwendig. Die<br />

verschiedenen Betonarbeiten, das Hinterbetonieren<br />

und der Korrosionsschutz sind weitgehend fertiggestellt.<br />

<strong>Baulos</strong> 2: Druckschacht<br />

und Wasserschloss<br />

Im Übergang vom Druckschacht in den Versalstollen<br />

liefen in den letzten Monaten Panzerungsarbeiten<br />

sowie die Montagen der Drosseln 1 + 2 (befinden sich<br />

zwischen dem <strong>Druckstollen</strong> und der unteren Kammer<br />

des Wasserschlosses). Parallel zu den Ortbetonauskleidungen<br />

und der Hinterbetonierung in diesem<br />

Bereich, ist im November der Korrosionsschutz angelaufen.<br />

Die Drossel 2 musste durch eine Abschottung<br />

Schwerarbeiten bei der Montage von Drossel 3<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

vom Versalstollen getrennt werden, um eine geordnete<br />

Bewetterung in den abgetrennten Arbeitsbereichen<br />

des Versalstollens sicher zu stellen. Für die<br />

Klimatisierung wird Frischluft aus dem Versalstollen<br />

angesaugt. Zirka 10.000 Kubikmeter Luft pro Stunde<br />

sind für die Bewetterung erforderlich.<br />

Bei der Drossel 3, situiert in der unteren Wasserschlosskammer<br />

am Übergang zum Steigschacht, laufen<br />

die Montagearbeiten unter Hochdruck. In der<br />

oberen Kammer und am Querschlag zum Belüftungsstollen<br />

sind nur noch Injektionen auszuführen. Der<br />

Korrosionsschutz auf der Innenseite der einbetonierten<br />

Belüftungsleitung des Steigschachtes wird<br />

vorbereitet. Im Hinblick auf die gleichzeitig auszuführenden,<br />

sehr verschiedenen Aufgaben und Anforderungen<br />

in allen Bereichen, ist die sorgfältige<br />

Abstimmung der Arbeiten besonders wichtig.<br />

Panzerung und Hinterbetonierung Drossel 2<br />

Ausbauarbeiten obere Kammer Wasserschloss<br />

Hinterbetonierungsarbeiten bei Drossel 1<br />

3<br />

Im Druckschacht war der 14 Wochen dauernde<br />

Korrosionsschutz im November beendet. Bei der<br />

Hochdruckverteilrohrleitung wurden die drei fertig<br />

montierten Stiche hinterbetoniert. Parallel zum<br />

Druckschacht wurde der Korrosionsschutz Ende<br />

November größtenteils aufgebracht und die letzten<br />

Betonierabschnitte des Hauptstranges nach der<br />

Montage des letzten Rohres (Lückenschluss) ausgeführt.<br />

Im Wasserschloss wurde ein zusätzlicher Umfahrungsstollen<br />

für die gleichzeitige Abwicklung<br />

der noch auszuführenden Bau- und Montagearbeiten<br />

vorgetrieben. Die Betonauskleidung der<br />

geschalten Strecken in der unteren Wasserschlosskammer<br />

ist in Arbeit.


4 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Heben der Unterkonstruktion für die Zwischendecke<br />

<strong>Baulos</strong> 3: Krafthaus<br />

und Unterwasserführung<br />

Krafthaus<br />

Im Krafthaus sind die Bauarbeiten abgeschlossen, derzeit<br />

läuft die Haus- und Klimatechnik und findet der<br />

Innenausbau statt. Die Schwerpunkte der Tätigkeiten<br />

in der Kaverne liegen aber im Bereich Maschinenbau,<br />

Elektro- und Leittechnik. Gleichzeitig werden schon<br />

Einheben der Turbinenauslaufschütze-Tafel<br />

Teile der Elektro- und Leittechnik schrittweise in<br />

Betrieb gesetzt. Eine Herausforderung im Zuge des<br />

laufenden Innenausbaus war die Montage der begehbaren<br />

Zwischendecke unter dem Gewölbe der<br />

Maschinenkaverne. Auf ihr wurden die Belüftungsund<br />

Klimatisierungsrohre verlegt. Die Elemente der<br />

Decke wurden auf der Montageebene zusammengebaut,<br />

anschließend gehoben, positioniert und miteinander<br />

verschraubt. Die zur Befestigung bereits<br />

vorgängig versetzten Anker im Gewölbe sind über<br />

Gelenke mit den Zwischendecken-Verstrebungen<br />

verbunden.<br />

Alle drei Turbinenzulaufleitungen, zwischen Schieberstollen<br />

und Krafthaus sind einbetoniert. Im<br />

Schieberstollen hat der Einbau der Absperrorgane<br />

(Kugelschieber) begonnen. Zwischen der Trafokaverne<br />

und den Generatoren werden die 220 kV-Energieableitungen<br />

verlegt. Alle drei Maschinen-Transformatoren<br />

sind aufgestellt und werden derzeit komplettiert.<br />

Die Transformatorboxen wurden bereits<br />

mit Betonplatten als Explosionsschutz verschlossen.<br />

Maschinensätze<br />

Maschine 3<br />

Es wurde die abschließende Rundlaufkontrolle des<br />

gesamten Wellenstranges durchgeführt: Das betrifft<br />

die rotierenden Teile der Turbine 45 t, den Rotor<br />

samt Verbindungswellen 275 t, Wandler 17 t und<br />

Pumpe 75 t. Der gesamte Wellenstrang hat eine<br />

Länge von 38 m. Die Toleranz bei der Rundlaufkontrolle<br />

des Wellenstranges lag unter 0,05 mm, was<br />

der Stärke eines Haares entspricht. Die präzise<br />

Ausrichtung der Welle ist unabdingbare Voraussetzung,<br />

damit die Maschine später ruhig läuft. Das<br />

Traglager für den Wellenstrang ist auf 630 Tonnen<br />

Nennlast – entspricht dem Gewicht von etwa 500<br />

PKWs – ausgelegt. Ein Großteil der elektrischen<br />

Verkabelung musste ebenfalls abgeschlossen werden,<br />

um mit den Inbetriebsetzungen der ca. 30 Hilfsbetriebe,<br />

wie Lenzpumpenanlage, Steuerölversorgung<br />

u. v. a. m., beginnen zu können. Die Arbeiten<br />

müssen vor dem ersten Drehen der Maschine beendet<br />

sein.<br />

Maschine 2<br />

Die Montage der Hauptkomponenten ist weitgehend<br />

abgeschlossen. Mit der Fertigstellung der<br />

Feinjustierung des Wellenstranges für den ersten<br />

Rundlauf ist zum Jahreswechsel zu rechnen.<br />

Maschine 1<br />

Aufgrund der Naturkatastrophe in England – Überschwemmungen<br />

in Sheffield – traf die dort gefertigte<br />

Zwischenwelle verspätet, Mitte November, auf<br />

Zulauf zur Pumpe mit Absperrklappe, Ausbaurohr und Saugkrümmer<br />

der Baustelle in Rifa ein. Dank einer beachtlichen<br />

Montageleistung der VA Tech Hydro konnte die<br />

Rotormontage bereits Anfang Dezember erfolgen.<br />

Auch der „Dom“ (16 t, Ø 7 m) – die Schutzabdeckung<br />

für den Generator – traf am 21. November ein.<br />

Unterwasserführung<br />

Die restlichen Betonierarbeiten und Injektionen konnten<br />

im Oktober soweit abgeschlossen werden, dass<br />

Anfang November die Unterwasserführung des<br />

<strong>Kopswerk</strong>s <strong>II</strong> erstmals gefüllt und Dichtheitsproben<br />

an allen betroffenen Bauteilen sowie an den maschinenbaulichen<br />

und stahlwasserbaulichen Anlageteilen<br />

vorgenommen werden konnten.<br />

Schutterstollen<br />

Vor dem ersten Füllen des Unterwassers wurde die<br />

Verbindung Schutterstollen – Pumpwasserstollen<br />

mit einer Betonplombe verschlossen.<br />

Portalbauwerk<br />

Am Portalbauwerk wurde ebenfalls weitergebaut,<br />

vom Mittelteil sowohl in Richtung Schutterstollen<br />

(talauswärts) als auch in Richtung Zugangsstollen (taleinwärts).<br />

Ausbau des Portalbauwerks


Dezember 2007<br />

Transformatorenkaverne<br />

Drei Transformatoren haben in der gleichnamigen<br />

kleineren Kaverne des <strong>Kopswerk</strong>es Einzug gehalten.<br />

Sie haben die Aufgabe, die Generatorspannung<br />

auf die Höchstwerte der Hochspannungsleitungen<br />

zu transformieren, um die elektrische Energie möglichst<br />

verlustarm zu übertragen.<br />

Mit dem Anschluss der Transformatoren werden die<br />

räumlich getrennt situierten Transformatorboxen<br />

zur wichtigen galvanischen und energetischen<br />

Schnittstelle zwischen den Generatoren der Maschinensätze<br />

und der Schaltanlage in Rifa. Die Transformatoren<br />

sind primärseitig über Stromschienen mit<br />

den Generatoren verbunden. Diese 9 Rohr-Stromschienen<br />

verlaufen entlang der Krafthauswand hinter<br />

den Kranbahnstehern und den Transformatorboxen.<br />

Nach außen hin wird die hochgespannte<br />

Energie über Kabelstecker vom Maschinentrafo in die<br />

darüber liegende Kalotte der Trafohalle, weiter über<br />

Hochspannungskabel durch den Kabelstollen und<br />

ab dem Kabelportal in einem Rohrkollektor weiter zur<br />

220-kV-SF 6-Schaltanlage in Rifa geführt.<br />

Die Transformatoren haben ein Transportgewicht<br />

von 165 Tonnen. Nach der Bestückung des Trafos mit<br />

dem äußeren Ölausdehnungsgefäß, den Kühlern,<br />

Wärmetauschern, den Sternpunkttrennern und den<br />

Ausleitungsdomen, und schlussendlich nach dem<br />

Befüllen mit 30 Tonnen Öl, hat der Trafo ein<br />

Gesamtgewicht von über 200 Tonnen. Am Eingang<br />

der Transformatorkaverne ist auch der 10-MVA-<br />

Kuppeltransformator situiert, welcher die Aufgabe<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Der Hochspannungstrakt des Krafthauses<br />

Applikationsarbeiten am Transformator<br />

Maschinentransformator,<br />

Montage einer Niederspannungsdurchführung<br />

hat, bei einem Spannungsausfall von außen, nach<br />

einem Schnellumschaltvorgang, die Energie für den<br />

gesamten Eigenbedarf aus einem Hauptmaschinensatz<br />

direkt zu liefern.<br />

Spannung erhöhen, Strom reduzieren<br />

Zur verlustarmen Energieübertragung über weite<br />

Strecken werden die Spannungen auf sehr hohe<br />

Werte transformiert. Im <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> wird von den<br />

Trafos die Spannung um zirka das 20-fache erhöht<br />

Daten der 3 Drehstromtransformatoren:<br />

5<br />

und der Strom um zirka das 20-fache reduziert. Die<br />

Nennleistung eines Transformators im <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

beträgt - gleich wie die eines Generators - 200 MVA<br />

(Mega-Volt-Ampere) im Dauerbetrieb.<br />

Bei den Generatoren des <strong>Kopswerk</strong>es beträgt die<br />

Nennspannung 13 000 Volt (13 kV = Kilovolt). Der<br />

Nennstrom* beträgt 8.882 Ampere. Der Regelbereich<br />

der Spannung beträgt 13 kV (plus 13 % und minus<br />

10 %). Bei einem gesunden elektrischen Netz ist dieser<br />

große Regelbereich der Erregereinrichtung auch<br />

ein Maß für die Blindleistungslieferung (Phasenschieben),<br />

was für die Spannungshaltung von großer<br />

Bedeutung ist. Ebenso ist diese Auslegung mit großer<br />

Spannungsspreizung bei der Synchronisation auf<br />

ein gefährdetes Netz und für die Netzstabilität von<br />

großer Bedeutung. Damit werden die seit vier Jahren<br />

geltenden höheren Anforderungen des europäischen<br />

„Transmission-Codes“ erfüllt, welche für die Erhaltung<br />

der Versorgungssicherheit in Europa aufgestellt<br />

wurden.<br />

Im Transformator wird von den stromdurchflossenen<br />

Wicklungen ein Wechselmagnetfeld erregt, welches<br />

über den magnetischen Kreis in der Hochspannungswicklung<br />

eine Wechselspannung erzeugt.<br />

Bei geschlossenem Leistungsschalter in der<br />

SF 6-Schaltanlage in Rifa fließt dann der Strom, und<br />

somit wird die Leistung ins Hochspannungsnetz<br />

übertragen.<br />

(*Nennstrom: das entspricht dem Strom bei voller Leistung von<br />

200 MVA bei Betriebsspannung von 13 kV)<br />

Nennleistung: 200 MVA<br />

Nennspannung US: 3 kV +13 % -10 % (US = Unterspannungsseite)<br />

Nennspannung OS: 240 kV/272 kV - 215 kV (OS = Oberspannungsseite)<br />

Nennkurzschlussspannung: 13,7 %<br />

Sternpunkt oberspannungsseitig herausgeführt, mit Überspannungsableiter<br />

versehen, mit Trenner starr geerdet.<br />

Nennstrom US: 8882 Ampere (bei 13 kV)<br />

Nennstrom OS: 481 Ampere (bei 240 kV)<br />

Frequenzbereich: 45 Hz bis 53 Hz<br />

Geringe Verluste: Eisenverluste (Leerlaufverluste): 65 kW (im Betrieb dauernd)<br />

Kupferverluste (Kurzschlussverluste): 325 kW (nur bei Volllast)<br />

2 Wärmetauscher für Abwärmenutzung für Heizung: 2 + 1 Reserve Kühler für Kühlung<br />

Löschanlage: Gemeinsame Bereichslöschanlage mit Hochdruck-Wasser-Vernebelungssystem<br />

mit Stickstoffspeicher, Brandhemmende Böden über Trafogrube<br />

Transportabmessungen (ohne Anbauteile wie Kühler, Ausdehnungsgefäß,<br />

Anschlussdome usw.): Länge: 7,05 Meter, Breite: 3,13 Meter, Höhe: 4,50 Meter<br />

Transportgewicht: 165 Tonnen, Ölmenge: 33.400 Liter, Gesamtgewicht: 201 Tonnen<br />

Abmessungen Transformatorboxen: Länge: 10,75 Meter, Breite: 6,20 Meter, Höhe: 9,15 Meter


6<br />

Brandschutz, Entrauchung und Löschwasser<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Dezember 2007<br />

Sicherheit für Mensch und Maschine<br />

Thomas Bitschnau: Anschlussarbeiten bei der HIFOG-Trafolöschanlage<br />

Brandschutz im <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> hat eine bauliche, technische<br />

und organisatorische Seite. Die bauliche<br />

Seite betrifft Fluchtwege und Abschottungen brandgefährdeter<br />

Räume. Technische Einrichtungen sind<br />

Branderfassung mit automatischen Brandmeldern,<br />

Löschwasser und die Entrauchung. Organisatorisch<br />

bestehen ausführliche Brandschutzpläne für die<br />

Einsatzkräfte.<br />

In baulicher Hinsicht sind in der Kaverne verschiedene<br />

Einrichtungen zum Bandschutz notwendig. Das<br />

Krafthaus mit vielen Technikräumen und Hochspannungsbereichen<br />

ist je nach Wichtigkeit und Funktion<br />

in einzelne Brandabschnitte unterteilt. Diese sind<br />

bautechnisch durch Brandschutztüren und Brandabschottungen<br />

getrennt. Auch im Lüftungssystem des<br />

Krafthauses sind rund 140 Brandschutzklappen<br />

installiert. Rasch zugängliche Fluchtwege sind<br />

zum Personenschutz unerlässlich. Sie führen im<br />

Notfall sicher und auf kürzestem Weg ins nächste<br />

Stiegenhaus und in den Flucht- und Belüftungsstollen<br />

oder in den Zugangsstollen.<br />

Wenn’s brennt<br />

Jeder Raum des Krafthauses hat Brandmelder.<br />

Insgesamt umfasst die Vollschutz-Brandmeldeanlage<br />

etwa 400 Auslöser. Zusätzlich sind zur schnellen<br />

Erfassung von selbst kleinsten Rauchentwicklungen<br />

12 Rauchansaugsysteme in der Kaverne installiert<br />

und machen „RAUCHEN VERBOTEN“ zum kategorischen<br />

Imperativ.<br />

Die Maschinentransformatoren, welche die höchste<br />

"Brandlast" haben, sind aus Sicherheitsgründen in<br />

einer eigenen Trafokaverne untergebracht. „Sie<br />

erhalten eine Hochdruckwassernebelanlage<br />

(HIFOG), die bei Ansprechen von mindestens zwei<br />

Brandmeldegruppen auslöst“, erläutert Walter<br />

Fritsch. „Dann werden per 140 Bar Hochdruck zirka<br />

3.000 l Wasser über eine pneumatische Pumpe,<br />

welche mit Stickstoff betrieben wird, in die<br />

Traforäume gesprüht. Die Löschung erfolgt durch<br />

Kühlung, Verdrängung von Sauerstoff und durch<br />

Abschirmung von Hitzestrahlung. Dieses Löschsystem<br />

wurde schon auf dem Luxusliner Queen Mary <strong>II</strong> eingebaut<br />

und stellt für Mensch und Tier keine<br />

Gefährdung dar.“<br />

Wenn’s brennt, muss nicht nur die Feuerwehr sofort<br />

informiert werden, auch rund 250 000 Liter Wasser<br />

sollten bereit stehen. Für diese Menge ist zum Teil mit<br />

dem Kühl- und Löschwasserbehälter gesorgt; mehr<br />

wird über Ortswasser, für das 17 Löschwasserposten<br />

bereit stehen, eingespeist. Pro Minute müssen ca.<br />

2.800 Liter (ca. 50 l / sec) für mindestens 90 Minuten<br />

vorhanden sein. Diese Menge sichert auch der<br />

Löschwasservorrat im Kraftwerk. Er wird am höchsten<br />

Punkt der Kaverne, im gleichnamigen Kühl- und<br />

Löschwasserstollen gespeichert.<br />

Entrauchung - (Entqualmung).<br />

Durch Auslösen von mindestens zwei Brandmeldergruppen<br />

werden alle Stiegenhäuser mit Überdruck<br />

beaufschlagt, sodass kein Rauch in die<br />

Stiegenhäuser bzw. Fluchtwege eindringen kann.<br />

Um im Brandfall die Rauchgase aus der Kaverne zu<br />

bringen, ist eine Entrauchungs-(Entqualmung) Anlage<br />

installiert. Die Feuerwehr kann über die im<br />

Portalgebäude und Notfallraum installierten Entrauchungs-Tableaus<br />

die entsprechenden Funktionen<br />

starten. Ingesamt können über die Entrauchungskamine<br />

im Portalgebäude bis zu 160.000 m 3 /h<br />

Schlechtluft aus der Kaverne abgezogen werden.<br />

Zusätzlich sind in der Kaverne transportable Entrauchungsventilatoren<br />

stationiert. Sie können in<br />

jedem Geschoss angeschlossen werden und gewährleisten<br />

damit den Schlechtluftabtrag aus den<br />

Tiefgeschossen.<br />

Montagearbeiten Brandmelder<br />

Durchorganisiert<br />

Für umfassenden Brandschutz sind neben den baulichen<br />

und technischen vor allem die organisatorischen<br />

Vorkehrungen ausschlaggebend. Zum sicheren<br />

Zutritt der Betriebs- u. Ortsfeuerwehr im Brandfall<br />

werden für die komplette Kaverne mit allen<br />

Nebenräumen Brandschutzpläne erstellt. Mit den<br />

Erkundungskarten können die einzelnen Brandmelder<br />

lokalisiert und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet<br />

werden.


Dezember 2007<br />

Gutes Klima für Arbeit und Technik<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Frische Gebirgsluft unter Tage<br />

Kraftwerke – insbesondere Kavernenkraftwerke –<br />

verlangen eine ausgeklügelte Lüftungs- und<br />

Klimatechnologie. Sie trägt wesentlich zur<br />

Funktionstüchtigkeit von Maschinen und Geräten bei<br />

und sorgt, unabhängig von der Jahreszeit, für ein<br />

angenehmes Arbeitsklima im Kraftwerk unter Tage.<br />

Die Lüftungs- und Klimatechnik übernimmt wichtige<br />

Aufgaben im Kavernenkraftwerk. Vorrangig sorgt<br />

sie für die Reinhaltung der Luft und die Lufterneuerung.<br />

Weitere wesentliche Anforderungen sind<br />

Staubfreiheit, Feuchtigkeitsanteil und relativ konstante<br />

Tem-peraturen, je nach Betriebsfunktion der<br />

Räumlichkeiten – Personal-, Betriebs- und Schlechtlufträume.<br />

Riesige Luftmengen<br />

Der gesamte Kavernenbereich muss dauernd mit<br />

einem gewissen Anteil an Frischluft versorgt werden,<br />

die ununterbrochen von außen eingesaugt wird. Die<br />

Luftaufbereitung befindet sich im Portalbauwerk<br />

zum Zugangsstollen, gleich neben dem Kabelstollen<br />

(= Flucht- und Belüftungsstollen). Ventilatoren<br />

ziehen Außenluft über einen Filter, eine regulierbare<br />

Luftklappe und Heizregister in den Kabelstollen.<br />

Von diesem kommt die – durch Nutzung der Trafoabwärme<br />

schon aufgeheizte und entfeuchtete –<br />

Frischluft zur Lüftungs- und Klimazentrale über der<br />

Montage der Entrauchungskamine im Portalgebäude<br />

Trafokaverne. Dort wird sie mit etwa 42.000 m 3 /h<br />

Umluft aus der Kaverne vermischt und nachbereitet.<br />

Von hier aus erfolgt die Verteilung der Zuluft auf<br />

verschiedene Abzweige für die unterschiedlichen<br />

Raumgruppen der Kaverne, entsprechend deren<br />

Belüftungskomponenten im Kalottenbereich der Trafokaverne<br />

Mengenbedarf. Über verlegte Belüftungs- und<br />

Klimatisierungsrohre unter dem Gewölbe und durch<br />

die Installationsschächte gelangt die Zuluft in die<br />

Stiegenhäuser, Tiefgeschosse, die Maschinenhalle<br />

und Betriebsräume. Der konstante Überdruck in der<br />

Kaverne verhindert das Zudringen schlechter Luftqualität<br />

von außen, über den Zugangsstollen.<br />

Planvolle Klimatechnologie<br />

Die Menge der benötigten Außenluft ist von der zu<br />

ersetzenden Menge der Abluft aus den "Schlechtlufträumen"<br />

(Batterieraum, Öldunstabsaugung, Sanitärräume<br />

– wird über Ventilatoren direkt ins Freie<br />

abgesaugt) und durch Verbrauch von Personen sowie<br />

für den zu erzeugenden Überdruck im Krafthaus<br />

abhängig. Maximal 34.000 Kubikmeter Frischluft<br />

pro Stunde können im Bedarfsfall* angesaugt und<br />

zur Luft-Klimazentrale über der Trafokaverne geführt<br />

werden. Der Großteil wird zur Luftnachströmung bei<br />

den Betriebskompressoren benötigt. Im normalen<br />

Betrieb reicht die wirtschaftliche Menge von rund<br />

10.000 m 3 angesaugter Frischluft zur vorhandenen<br />

Umluft aus, da durch Luftumwälzung innerhalb des<br />

Krafthauses, Überdruck und Schlechtluftabsaugung<br />

für eine konstant gute Belüftung aller Bereiche<br />

gesorgt ist.<br />

Die Lüftungsanlage mit allen Komponenten, Heizen,<br />

Kühlen, Entfeuchten etc. wird über eine DDC-<br />

Regelung gesteuert. Alle Schaltschränke der<br />

7<br />

Gebäudeleittechnik sind über ein LON-Bussystem<br />

miteinander verbunden. Dies erlaubt eine komfortable<br />

Bedienung und Zustandsabfrage an verschiedenen<br />

Stationen im Krafthaus, inkl. dem Kraftwerkleitstand<br />

und in der Schwerpunktwarte Vermunt.<br />

Richtiges Raumklima<br />

Je nach Raum sind recht unterschiedliche klimatische<br />

Bedingungen notwendig. Eine Heizung braucht das<br />

Krafthaus nicht, dafür nutzt man wirtschaftlich die<br />

Abwärme der Maschinentrafos: Sie wird über<br />

Wärmetauscher erfasst und über Rohrleitungen zur<br />

Lüftungsanlage gebracht. „Beim Betrieb nur eines<br />

Transformators entsteht so viel Abwärme, dass von<br />

der erwärmten Zuluft die gesamte Kaverne beheizt<br />

wird“, erklärt Walter Fritsch (VKW Prozessleittechnik).<br />

In der personalbesetzten Leittechnik-Warte und im<br />

Sozialbereich bewegt sich das Komfortklima zwischen<br />

+18 und +23 Grad Celsius und ist sogar die<br />

zulässige Strömungsgeschwindigkeit der Luft von<br />

0,15 bis 0,25 m/s festgelegt. Etwas tiefer liegt die<br />

Temperatur im Großteil der Kaverne und in den<br />

Tiefgeschossen. Weiters erfordern sog. Wärmelasträume<br />

(Erregerräume, Eigenbedarfsräume etc.)<br />

eine technisch vorgegebene Temperatur. Diese wird<br />

mittels Kühlwasser durch vor Ort installierte Umluftkühlgeräte<br />

geregelt.<br />

*Die Frischluftzufuhr von 30.000 m 3 /h wäre im Brandfall notwendig,<br />

um die Stiegenhäuser und Fluchtwege mit großem Überdruck zu<br />

beaufschlagen.


8 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Vom Kraftwerk ins Netz<br />

Energieableitung und -übertragung<br />

Das von Architekt Bruno Spagolla ansprechend gestaltete Gebäude gegenüber dem Kraftwerkszugang Rifa ist die Schaltanlage des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong>. Sie wurde in<br />

platzsparender SF 6-Technologie errichtet. Elektrische Energie, die im Generator aus der mechanischen Energie erzeugt wird, wird über die Maschinentransformatoren<br />

und Hochspannungskabel in die SF 6-Anlage geleitet und dort mittels Leistungsschalter einzeln auf das 220-kV-Hochspannungsnetz zugeschaltet.<br />

SF 6 -gasisolierte Schaltanlage, Teil 1<br />

Die Generatoren des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> erzeugen eine<br />

Spannung von etwa 13.000 Volt. Diese Spannung<br />

wird mit den Maschinentransformatoren auf<br />

240.000 Volt für die Übertragung auf das Hochspannungsnetz<br />

transformiert. Je höher die Spannung,<br />

desto geringer ist die Stromstärke und der<br />

Energieverlust. Von den Transformatoren führt die<br />

Kabelausleitung über den Kabelstollen zum Portalbauwerk<br />

und von dort, die Landesstraße und Ill unterquerend,<br />

in die gasisolierte Schaltanlage. Die ca.<br />

450 m langen, 9 Stück 275-kV-Polymerkabel mit<br />

Kupferleitern wurden, nachdem die Kabelgrabarbeiten<br />

bereits zur Niedrigwasserzeit im November<br />

2006 ausgeführt worden waren, im August und<br />

September 2007 verlegt. Die Kabelsteckverbindungen<br />

in der Schaltanlage und an den Transformatoren<br />

wurden im Oktober und November 2007 montiert.<br />

Kern der Stromverteilung<br />

In den Sammelschienen der Schaltanlage treffen<br />

mehrere ankommende Leitungen zusammen. Die<br />

Sammelschienen ermöglichen das Zusammenfassen<br />

und die eigentliche Stromaufteilung auf zwei abgehenden<br />

Stromkreisen zum Umspannwerk in Bürs.<br />

Außer der Errichtung der gasgefüllten Anlage selbst<br />

besteht ein umfangreicher Aufwand für Verkabelungen<br />

(50 bis 80 Signalkabel pro Leitungsabgang),<br />

an Schaltanlagenleittechnik, Eigenbedarfsversorgung,<br />

Sammelschienen, Leitungs-, Kabel- und Trafoschutz<br />

sowie Kabelsteckverbindungen. Somit sind Ingenieure<br />

und Techniker von verschiedenen Herstellerfirmen<br />

und den Illwerken beteiligt.<br />

Der erste Teil der gekapselten SF 6-Schaltanlage wurde<br />

bereits im November 2006 geliefert und war bis<br />

Ende Januar 2007 montiert. Dieser besteht aus den<br />

drei Schaltfeldern der Hauptmaschinen, über welche<br />

die Generatoren ans Netz synchronisiert und zugeschaltet<br />

werden. Weiters aus dem Freileitungsfeld des<br />

Stromkreises Kops-Nord und einer Sammelschiene.<br />

Der zweite Teil der Anlage traf dann im Sommer<br />

2007 ein und ist nun komplett montiert. Er besteht<br />

aus der Verlängerung der 1. Sammelschiene, einer<br />

redundanten 2. Sammelschiene und 2 Freileitungsabgängen:<br />

„Die SF 6-Anlage zur Energieableitung<br />

des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> wurde dahingehend erweitert,<br />

dass die bestehende Freileitung vom <strong>Kopswerk</strong> I eingebunden<br />

und die Energie mit möglichst geringer<br />

Verlustleistung oder getrennt nach gewünschter<br />

Netzaufteilung weitergeleitet werden kann. Die Seile,<br />

Armaturen und Isolatoren der Energieableitung vom<br />

<strong>Kopswerk</strong> I sind seit 40 Jahren in Betrieb. Nun


Dezember 2007<br />

kann durch die neue SF 6-Anlage das alte Leitungssystem<br />

„Kops-Süd“ später einmal ohne Betriebseinschränkung<br />

instand gesetzt werden.“ führt<br />

DI Alois Kegele aus.<br />

Leistungsstark, schlank<br />

und wirtschaftlich<br />

Schaltanlagen für Hoch- und Höchstspannung werden<br />

in Siedlungs- und beengten Gebieten – anstelle<br />

von Freiluftschaltanlagen – in gasisolierter Technik<br />

errichtet. Sie sind ein- oder dreiphasig gekapselt<br />

ausgeführt. Als Isoliergas und zur Lichtbogenlöschung<br />

dient Schwefelhexafluorid (SF 6). Es reduziert den<br />

notwendigen Isolationsabstand zwischen aktiven<br />

und nicht aktiven Teilen innerhalb der Schaltanlage.<br />

Diese Anlage würde als Freiluftschaltanlage leicht die<br />

Größe eines Fußballplatzes einnehmen. Mit einer<br />

Fläche von nur 23 x 9 m und einer Höhe von 6,5 m<br />

ist die neue SF 6-Anlage in baulicher Hinsicht sehr<br />

schlank und erfreulich gut gelungen: Sie musste in<br />

der sehr beengten Parzelle unter die 110-kV-<br />

Freileitung Bürs-Partenen, zwischen die Freiluftschaltanlage<br />

des Rifawerks, die unterirdische<br />

Triebwasserführung Partenen-Latschau, die Druckrohrleitung<br />

Rifa und die 20-kV-Talschiene sowie<br />

diverse Verkehrswege eingepasst werden.<br />

Weitere Vorteile gegenüber luftisolierten Anlagen<br />

sind die niedrige Empfindlichkeit gegen Umwelteinflüsse,<br />

Verschmutzungen, somit geringere Störan-<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Seilzugarbeiten, Zusammenspannung des Stromkreises „Kops Nord“ 220-kV-Zuspannung, Arbeiten an der Seilklemme<br />

fälligkeit sowie niedrige Betriebs- und Instandhaltungskosten.<br />

220-kV-Freileitungsankopplung<br />

Einen ganzen Tag dauerte das Aufziehen der<br />

Leiterseile vom Mast 5a der 220-kV-Leitung Partenen-<br />

Bürs zum Abspannportal der SF 6-Anlage. Mitte<br />

November wurden die Seilschlaufen von der<br />

Zuspannung Kops-Nord an die SF 6-Freiluft-Ausführungen<br />

montiert. Diese Zuspannung stellt<br />

vorerst die einzige Verbindung ins Hochspannungsnetz<br />

dar, bevor im nächsten Jahr, nach Verlegung<br />

der Zufahrtsstraße zum Rifawerk, auch der Stromkreis<br />

Kops-Süd in die Schaltanlage eingebunden<br />

wird. DI Alois Kegele, Illwerke-Engineering, Elektrotechnik<br />

Zur Inbetriebnahme der SF 6-Anlage wurden im Zeitraum Oktober<br />

und November wichtige Prüfungen durchgeführt:<br />

- Hochspannungsprüfung SF6-Anlage (80 % Nennstehwechselspannungsprüfung = 380 kV)<br />

- Anschluss 275-kV-Kabelsteckverbindungen in der SF6-Anlage - Hochspannungsprüfung 275-kV-Hochspannungskabel<br />

- Erdungsmessungen des gesamten Krafthauses und der Schaltanlagen mit ferner Erde aus Bürs<br />

- Anschluss Steckverbindungen an die Maschinentransformatoren<br />

- Spannungshochfahren aller drei Maschinentransformatoren von Netzseite mit einer Maschine<br />

des Lünerseewerkes über eine Leitungsverbindung Latschau-Bürs und Bürs-<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

9


10 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Aus ökologischer Sicht<br />

Renaturierung der Deponien<br />

„Deponie“ Rifa. Durch spezielle Saatgutmischungen entstanden blühende Magerwiesen.<br />

Keine Ökonomie ohne Ökologie: Umweltverträglichkeit<br />

ist mehr als ein Schlagwort bei Bautätigkeiten<br />

in der Natur, auch wenn sie fast ausschließlich unter<br />

Tage passieren. Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> beweist, dass selbst<br />

ein Kraftwerksgigant kein Elefant in der Landschaft<br />

ist. Rekultivierung über Tage und ökologische<br />

Ausgleichsmaßnahmen trugen viel dazu bei, dass<br />

Natur und Technik kein Widerspruch sind.<br />

Aus Deponie wird Naturraum<br />

Die Deponierung des Ausbruchsmaterials aus dem<br />

Berginnern war eines der großen Themen beim Bau<br />

des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong>. Gleich drei Bereiche zwischen<br />

1.000 und 1.800 Meter Höhe waren davon betroffen.<br />

Die Mengen von ungefähr 300.000 m 3<br />

Felsausbruch in Kops/Partenen, 110.000 m 3 in<br />

Tafamunt und etwa 360.000 m 3 in Rifa sprechen eine<br />

deutliche Sprache. Wohin damit und wie?, war nicht<br />

nur eine Transport- und Deponierungsfrage. Ein sehr<br />

großer Teil davon befindet sich nun in der Nähe des<br />

„unsichtbaren“ Kraftwerkes – über Tage! Heute sind<br />

die drei Deponien Kops, Tafamunt und Rifa umwelt-<br />

schonend und umsichtig in ihre Umgebung eingebunden,<br />

standortgerecht begrünt und gestaltet.<br />

Ing. Markus Burtscher von den Illwerken (zuständig<br />

für die Rekultivierung der Deponien), berichtet, dass<br />

mittlerweile alle Begrünungsmaßnahmen abgeschlossen<br />

sind. Die nach der Planvorgabe des ökologischen<br />

Büros UMG durchgeführten Maßnahmen<br />

Standortgerechtes Saatgut für die Deponie Kops.<br />

können sich sehen lassen: „Die Rekultivierung in<br />

Kops, die vom Illwerke-Team Forst- und Liegenschaftsbewirtschaftung<br />

durchgeführt wurde, hat in<br />

der Begrünungstechnik neue Maßstäbe gesetzt“,<br />

berichtet er. „Mehrere Hektar an die Deponie angrenzender<br />

hochalpiner Wiesen wurden nach der<br />

Samenreife gemäht, das Gras gesammelt und mit<br />

einer Mächtigkeit von 5-10 cm auf der Deponiefläche<br />

aufgebracht.“ Eine arbeitsintensive Aufgabe, die sich<br />

wirklich gelohnt hat. „Damit wurde gewährleistet,<br />

dass standortangepasstes Saatgut eingesetzt wird,<br />

die Mulchschicht schützt vor Austrocknung und garantiert<br />

ein für das Pflanzenwachstum positives<br />

Mikroklima. Durch die anschließende Verrottung des<br />

Grases wird noch ein leichter „Düngeeffekt“ erzielt.<br />

Zusätzlich wurden Tümpel angelegt, wo sich zwischenzeitlich<br />

schon Wasserpflanzen angesiedelt haben,<br />

und sich auch Biotope für Amphibien – Frösche,<br />

Lurche etc. bilden. Teilweise wurden Gehölzpflanzungen<br />

mit Vogelbeeren, Zirben und Birken vorgenommen,<br />

denn es sollte auch Lebensraum für Auer- und<br />

Birkwild und Kleintiere geben“, umreißt Burtscher die


Dezember 2007<br />

Maßnahmen. Der Geländerücken über dem Kopssee,<br />

welcher beim Bau des <strong>Kopswerk</strong>es I abgetragen wurde,<br />

zeigt sich heute fast in seiner ursprünglichen<br />

Gestalt. Die Grasnarbe ist in der nächsten Vegetationsperiode<br />

geschlossen, Stauden und Gebüsch<br />

werden verschiedensten Tierarten bald Unterschlupf<br />

bieten.<br />

Schutzdämme in Tafamunt<br />

Anders die Situation in Tafamunt, wo die Umgebung<br />

auf Höhe des Fensterstollens ohnehin felsig, steil<br />

abfallend und karg ist. Hier war das Ausbruchsmaterial<br />

auch ein willkommenes Gut zur Erhöhung<br />

der Schutzdämme, die vor Steinschlägen und Lawinenabgängen<br />

aus dem Bereich des „Gendarmen“<br />

bewahren sollen. Auch sie sind da und dort leicht<br />

bepflanzt. Den Rest überließ man der Natur, die<br />

sich in dieser rauen Lage mit einigen wenigen<br />

Blick nach Tafamunt: erhöhte Schutzdämme.<br />

Pflanzenarten oder Buschwerk behauptet. Hier ist kein<br />

Wandergebiet; das nimmt etwas tiefer von der<br />

Bergstation der Tafamuntbahn seinen Ausgangspunkt.<br />

Dort tut sich ein idyllisches Sonnenplateau mit<br />

Alphütten und Weiden auf. Die als Ausgleichsmaßnahme<br />

traditionell neu geschindelten zwei Hütten im<br />

bestehenden Maisäßgebiet Innertafamunt sind auch<br />

eine Begleiterscheinung des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong>.<br />

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen<br />

Bei einem mehr oder weniger nachteiligen Eingriff in<br />

die Natur sind auf Grund des UVP-Bescheides im<br />

näheren Gebiet der Baustellen auch umweltverbessernde<br />

Maßnahmen, sog. „ökologische Ausgleichsmaßnahmen“,<br />

vorgesehen. Das betrifft z. B. das<br />

Maisäßgebiet Innertafamunt sowie den bestehenden<br />

Wanderweg vom Wiegensee zur Alpe Verbella. Auf<br />

Tafamunt wurden zwei Hütten mit Holzschindeln<br />

eingedeckt und so ein Beitrag zur Erhaltung der<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Sanierter Geländerücken - Kops.<br />

Maisäßkultur gesetzt. Die Sanierung des Wanderweges<br />

wurde gemeinsam mit dem Alpenschutzverein<br />

im Rahmen eines Beschäftigungsprojektes für<br />

Langzeitarbeitslose umgesetzt. Das Natura-2000<br />

Gebiet Wiegensee sowie der Bereich des Hochmoores<br />

Wiege wurde durch den neu angelegten Wanderweg<br />

insofern verbessert, dass durch die „Kanalisierung“<br />

der Wanderer hoch empfindliche Pflanzen und<br />

Lebensräume für Tiere besser geschützt werden. Der<br />

Weg war „auf eine Spur mit max. Breite von 1,2<br />

Meter rückzubauen. Abzweigende oder parallel führende<br />

Wegverläufe im Zuge dieser Sanierung mit<br />

humosem, standortgerechtem Material anzuschütten<br />

bzw. anderweitig dem Gelände anzupassen ...“,<br />

schrieb der ökologische Plan des Naturschutzbeauftragten<br />

der Bezirkshauptmanschaft Bludenz – Rochus<br />

Dem umliegenden Gelände angepasste Gestaltung in Rifa<br />

11<br />

Schertler vor. Wanderer profitieren vom heuer aufwändig<br />

und ansprechend rückgebauten Weg. Das<br />

Bewusstsein für die einzigartige Natur wird gestärkt<br />

und kann lohnender genossen werden.<br />

In Rifa grünt und blüht’s<br />

Da ist zum einen der neue Fußballplatz, für den die<br />

Illwerke 2004 vom Gaschurner Landwirt Peter<br />

Tschofen den Grund zur Verfügung gestellt bekam.<br />

Der Platz wurde auf 50 Jahre angemietet, erhielt<br />

einen Kunstrasen und ein Clubheim, und ging zur<br />

Freude des Vereins Gaschurn-Partenen schon im<br />

Frühjahr 2005 in Spielbetrieb. Am früheren<br />

Sportstandort befindet sich nun die Deponie Rifa<br />

West. „Deponie“ nur noch dem Begriff nach, denn<br />

aus den ehemaligen Lagerflächen sind zum Großteil<br />

blühende Magerwiesen entstanden. „Hier wurden<br />

ganz spezielle Saatgutmischungen, die artenreich<br />

und ökologisch sehr hochwertig sind, eingesetzt. Auf<br />

einigen Flächen wurde bewusst nichts gesät, diese<br />

werden der Sukzession, sprich der Natur, überlassen,<br />

und man sieht dann, wie sie sich entwickeln. Die<br />

Geländeausführung ist bewusst kupiert, also die<br />

Landschaft möglichst dem umliegenden Gelände<br />

angepasst“, berichtet Markus Burtscher. Lesesteinhaufen,<br />

Trockenmauern, Flurgehölze sind Lebensräume<br />

für Insekten, Reptilien usw. Die landwirtschaftliche<br />

Nutzung auf den entstandenen Wiesen<br />

wird ab nächstem Jahr, wenn der Grasnarbenschluss<br />

erfolgt ist, an einheimische Landwirte verpachtet.


12 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Mühevoll im μm-Bereich<br />

Korrosionsschutz unter der Lupe<br />

Die Beschichtung von Stahlrohren und gepanzerten Teilen im Kraftwerk heißt Korrosions-(= Rost)schutz. Ein pedantischer, Kräfte zehrender Aufwand, der im<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> gesamt etwa 35.000 m 2 Fläche betrifft. Perfekte Arbeit ist ein absolutes Muss. Derzeit steht der Druckschacht mitten im Korrosionsschutz und damit<br />

auch im Fadenkreuz der Illwerke-„Ermittler“.<br />

Korrosionsschutz der Panzerungen in den Druckluftkammern.<br />

Der Korrosionsschutz beinhaltet die Arbeitsgänge<br />

Hochdruckstrahlen, Grundieren und zwei bis drei<br />

Deckschichten von nur 440 oder 640 μm Auftrag!<br />

(1 μm = 1 Mikrometer = 1000stel mm). Seit fast<br />

einem Jahr laufen diese Arbeiten im <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> und<br />

sind in großen Bereichen auch schon abgeschlossen.<br />

Im Krafthaus und Unterwasserbereich sind die<br />

Turbinenzulaufleitungen, die Turbinenschächte,<br />

die Panzerungen in den Druckluftkammern, die<br />

Pumpenverteilleitungen und der Düker Richtung<br />

Rifabecken fertig. Jan Canadi von SEPERO ist der<br />

örtliche Projektleiter im Krafthausbereich und hat<br />

mit den Mitarbeitern der Arge SEPERO / KBB-Meissl<br />

schon rund ein Drittel – nämlich über 10.000 m 2<br />

Stahlfläche – bearbeitet. Ab November werkt die<br />

Arge im <strong>Baulos</strong> 2, wo die Drosseln und weitere stahlgepanzerte<br />

Teile des Wasserschlosses und des<br />

Versalstollens knifflige Aufgaben darstellen. Für den<br />

Korrosionsschutz im Druckschacht und der Hochdruckverteilrohrleitung<br />

ist seit August die Firma BAU-<br />

SCHUTZ zuständig. Die 1,2 km lange Druckrohrleitung<br />

zwischen Tafamunt und Rifa mit 39° Neigung entspricht<br />

einer Fläche von ca. 16.000 m 2 . Rund 16<br />

Wochen waren dafür eingeplant.<br />

Abschnittsweise und fortlaufend<br />

Die Deckbeschichtungen erfolgen je nach Anlageteil<br />

in zwei (lösemittelfreie Epoxidharzbeschichtung)<br />

oder drei Beschichtungsgängen (Epoxi-Anthracenöl-<br />

Kombination). Ausgefuchst sind die anspruchsvollen<br />

Baustelleneinrichtungen mit großen Kompressoren,<br />

Klima-, Heiz- und Belüftungsgeräten, Staubfilteranlagen,<br />

Schutzausrüstungen und unterschiedlichen<br />

Gerüstkonstruktionen.<br />

Strahlbeginn für den Druckschacht war Ende August<br />

2007. Man arbeitet zweischichtig und im Durchlaufbetrieb<br />

- Tag und Nacht. Die lichte Weite des Schachtes<br />

beträgt 3,8 Meter. Der Korrosionsschutz der<br />

gesamten Strecke bis zum Schachtfuß in Rifa wird von<br />

oben nach unten ausgeführt. Die anschließende<br />

Flachstrecke hat einen größeren Durchmesser und<br />

verengt sich in der Hochdruckverteilrohrleitung bis<br />

zum Kugelschieber auf 1,5 Meter. Diese Bereiche<br />

sind von Rifa aus gut zugänglich. Hier erfolgt der<br />

Korrosionsschutz parallel zu dem im Druckschacht.<br />

Hunderte Meter tief im Schacht<br />

Zur aufwändigen Baustelleneinrichtung gehört eine<br />

Schachtbefahrungsanlage. In einfacherer Ausführung<br />

war sie schon für die Injektionsarbeiten im Druckschacht<br />

notwendig. Sie besteht nun aus zwei Winden,<br />

deren Stahlseile auf je fünf Tonnen Gewicht ausgelegt<br />

sind, der Seilstrecke von Tafamunt bis Rifa und<br />

den zwei Schachtwagen. Diese dienen als Beförderungsmittel<br />

und Arbeitsbühnen und können getrennt<br />

gefahren werden. Der obere Wagen transportiert<br />

die sechs Mann einer Schicht – drei Strahler oder<br />

Beschichter und drei Bediener – sowie Material und<br />

Geräte auf und ab. Der untere bleibt im Schacht auf<br />

Position. Vom oberen Wagen aus wird gestrahlt bzw.<br />

beschichtet, der zweite dahinter ist die Plattform der<br />

unermüdlichen Bediener.<br />

Die Abschnitte, in denen der Rostschutz erfolgt, werden<br />

nach oben und unten abgeschottet, um das<br />

erforderliche Arbeitsklima zu ermöglichen. „Bei jedem<br />

Bauabschnitt ist eine komplette Belüftung und<br />

Klimatisierung notwendig“, erklärt Ing. Manfred<br />

Bitschnau, Korrosionsschutzbeauftragter der Illwerke.<br />

Heizgeräte sorgen für die richtige Arbeitstemperatur<br />

in Haarfön-Graden. Der in den Bereichen erzeugte<br />

Unterdruck lässt Frischluft von oben einströmen,<br />

während Strahl- und Sprühstaub gründlich nach<br />

unten abgesaugt wird. Über Staubfilteranlagen wird<br />

wieder „reine Luft“ erzeugt, damit in den anderen<br />

Kraftwerksbereichen keine Behinderung entsteht.<br />

Strahlen – reinigen – prüfen –<br />

grundieren – Abnahme<br />

Die Stahloberflächen werden mit so genanntem<br />

Stahlgusssand hochdruckgestrahlt. Die hauchdünne<br />

Walzhaut auf dem Baustahl hat nämlich die<br />

schlechte Angewohnheit, schnell anzulaufen und<br />

Rost zu bilden, sprich zu korrodieren. Dieser Stahl<br />

muss also zuerst wieder blank gestrahlt werden. In<br />

den abgeschotteten Rohrabschnitten geht es dabei


Dezember 2007<br />

zu wie in einem Hexenkessel. „Beim Strahlen pfeift<br />

ein Höllenlärm, der Mann mit dem Strahlgerät muss<br />

sehr konzentriert arbeiten. Es drücken 12 bar auf die<br />

Düse, wodurch der Kieselsand an die Wand geschleudert<br />

wird“, führt Bernhard Müller von den Illwerken<br />

aus. „Einer kann 40 min arbeiten, so lange reicht das<br />

Strahlgut im Gerät, und dann geht es wieder von vorne<br />

los.“ Zehn Stunden steht die Mannschaft in der<br />

Schicht. In je zwei Tag-und-Nacht- Schichten schaffen<br />

die Männer 50 bis 55 lfm Schacht. Sie tragen beim<br />

Strahlen Spezialhelme zur Frischluftversorgung und<br />

feste Overalls. Damit erinnern sie an Tiefseetaucher<br />

aus frühen Fantasy-Romanen. Nach einer Schicht<br />

haben die knallharten Sprenkel des Kieselsandes die<br />

auswechselbaren Sichtscheiben der Helme unbrauchbar<br />

gemacht.<br />

Die Arbeit erfordert sowohl präzise Technik als auch<br />

körperliche Stärke und Durchhaltevermögen. Wie<br />

bei einem Marathon verliert der Körper literweise<br />

Flüssigkeit beim vollen Einsatz. Grob gesprochen:<br />

Kein Job für Weicheier!<br />

Beschichtung:<br />

„Schickt uns die besten Sprayer“<br />

Nach Freigabe des gestrahlten Abschnittes durch die<br />

Fachleute folgt wiederum mit 12 bar Druck das<br />

Grundieren mit einer Zweikomponenten-Zinkstaubfarbe.<br />

Dafür reicht die „Sandsturm“-Montur –<br />

Stoffhauben mit Halsschutz und unterschiedliche<br />

Atemschutzmasken. Die zu bearbeitende Stahloberfläche<br />

muss trocken, staub- und fettfrei sein. Die<br />

Geräte und Material für den Schachtwagen.<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Eine staubfeste Montur schützt beim Grundieren im Druckschacht.<br />

Grundierungsstärken liegen zwischen 40 und 80<br />

μm, also gerade mal in Haarflaumstärke. „Besser zu<br />

dünn als zu dick beschichtet!“, sagt Bauleiter Georg<br />

Krammer (BAUSCHUTZ), der hier mit seinen Leuten<br />

ganze Arbeit leistet.<br />

Jeden zweiten Tag erfolgt die genaue Prüfung des<br />

gestrahlten oder schon grundierten Abschnitts:<br />

genaue Besichtigung mit Stablampen, Staubabnahme,<br />

Messungen an der Oberfläche. Schwachstellen<br />

Geschickte Gerüstkonstruktionen in heiklen Bereichen.<br />

13<br />

werden nicht toleriert – nur perfekte Flächen werden<br />

zur späteren Beschichtung freigegeben. „Diese permanente<br />

Kontrolle erfolgt im Wesentlichen durch<br />

unsere interne Korrosionswerksstätte und sichert<br />

uns die erforderliche hohe Qualität“, bestätigt<br />

Bitschnau. Bislang ist man nicht nur mit der sauberen<br />

Arbeit der Männer zufrieden, sondern auch mit<br />

dem vorherrschenden Klima. Es werden die Raumund<br />

Ober-flächentemperatur, der Taupunkt und die<br />

relative Luftfeuchtigkeit, die nicht über 40 % steigen


14 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Die haarfeine Beschichtung misst man mit dem Mikrometer, einem Feinmessgerät. Mikrometer heißt auch die<br />

Maßeinheit für 1-Millionstel-Meter bzw. 1-Tausendstel-Millimeter und hat das Zeichen μm.<br />

Auch im Kleinen ein großes Werk<br />

Ein Maschinensatz im Maßstab 1:20<br />

Der Bau des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> hält auch die Lehrwerkstätte Rodund in Atem. Die Lehrlinge schnuppern für verschiedene einschlägige Arbeiten direkt auf der Baustelle<br />

Praxisluft. Da stieß der Vorschlag von Lehrlingsausbilder Markus Schuchter, einen Maschinensatz in der Lehrwerkstätte im kleinen Maßstab nachzubauen, einhellig<br />

auf Begeisterung.<br />

Mit dem <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> haben fast alle im Unternehmen<br />

– vom Projektleiter über den Mitarbeiter, von der<br />

Büroassistentin bis zum Lehrling – zu tun. Andere sind<br />

zumindest interessierte BeobachterInnen des<br />

Geschehens. Was die verschiedenen Lehrlinge der<br />

Lehrwerkstätte Rodund betrifft, so sind fast alle<br />

beim Baugeschehen hautnah dabei. Sei es beim<br />

Anlagenbau oder den Herausforderungen im „echten“<br />

Maschinenbau auf der Kraftwerksbaustelle,<br />

erzählt Lehrlingsausbilder Markus Schuchter. Da fiel<br />

die Idee, mit seinen Lehrlingen einen Maschinensatz<br />

im Modellbau zu erstellen, nicht nur bei den<br />

Verantwortlichen im Unternehmen auf guten Boden.<br />

Auch die Maschinenbaulehrlinge waren von Anfang<br />

an mit Begeisterung dabei. Von den insgesamt 22 in<br />

dieser Ausbildungssparte arbeiten alle zwölf des dritten<br />

und vierten Lehrjahres seit November 2006 an<br />

zwei identischen Modellen des Maschinensatzes im<br />

Maßstab 1:20. Auch ein voll funktionsfähiger<br />

Kugelschieber und eine Drosselklappe sind dabei,<br />

die allein kleine Meisterleistungen darstellen. Emanuel Wachter demonstriert die präzise Fräsung am Rotorbelüftungsrad<br />

darf, mit verschiedenen Geräten gemessen. Mit dem<br />

Schicht-dickenmessgerät werden die Stärken der<br />

Grundierung sowie der Deckbeschichtung ermittelt.<br />

Für das Spritzverfahren mit Airless-Geräten sind<br />

wiederum „Spraykünstler“ gefragt, die ganz ohne<br />

bunte Kreativität auskommen müssen. Denn es gibt<br />

nur eintöniges Weiß oder Schwarz und präzise<br />

Anforderungen: „Dort, wo nur zwei Beschichtungen<br />

sind, beträgt die fertige Schichtdicke 640 μm und die<br />

Oberfläche ist schon nach einem Tag wieder begehbar.<br />

Bei drei (Druckschacht) sind es 440 μm, und die<br />

Trocknung dauert eine Woche bis zehn Tage. „Für diese<br />

speziellen Arbeiten gibt es nur wenige Firmen in<br />

Österreich, die sowohl die technischen Voraussetzungen<br />

als auch die Fachleute für so große Baustellen<br />

wie hier haben“, schätzt Manfred Bitschnau die<br />

Erfahrung und gute Zusammenarbeit mit den<br />

Auftragnehmern.


Dezember 2007<br />

Vor dem 1:20 Modell , Johannes Netzer (li.), stolz mit dem Kugelschieber,<br />

LA Markus Schuchter und Bernhard Schottenbaum<br />

Praxisnah<br />

Auf den ersten Blick erinnert das zwei Meter hohe und<br />

etwa 90 cm breite Aluminium-Modell an eine moderne<br />

Skulptur. Bei näherer Betrachtung offenbart es sich<br />

dann als verblüffende Kopie des Originals im<br />

Kraftwerk, und zwar bis ins Detail! „Vor allem das<br />

Fräsen der einzelnen Teile ist eine Riesenleistung<br />

der Lehrlinge“ berichtet Markus Schuchter. Nachdem<br />

er das CAD erstellt hatte, ging’s gleich richtig los mit<br />

Laufrad, Turbinenwelle, Ansaugkrümmer, Generator,<br />

Kugelschieber... Darauf sind Philipp Schneider,<br />

Andreas Blakolmer und Tobias Jenny, Josef Lechtaler,<br />

Mathias Montibeller und Benjamin Schoder ebenso<br />

stolz wie Martin Both, Patrick Gugele, Stefan Versell<br />

und Emanuel Wachter. Ihre Arbeit kann sich sehen<br />

lassen und macht ihnen wirklich Freude.<br />

Der Bau des Modells stellt die Gelegenheit dar,<br />

sämtliche Ausbildungsschritte der Lehre wie CAD-<br />

Planung, Drehen, Bohren, Schweißen, Feilen und<br />

Montage gleich anhand modernster Kraftwerkstechnik<br />

umzusetzen. Johannes Netzer und Bernhard<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Schrottenbaum als angehende Maschinenbautechniker<br />

im 4. Lehrjahr werden sich wohl ungern von<br />

ihrem Modell trennen.<br />

Piekfeine Arbeit<br />

Keinem Teil möchte man den Vorzug geben. Selbst<br />

die eher unspektakulär anzusehende Düsenringleitung<br />

stellte ein große Herausforderung dar, weil<br />

alle Segmente dieses Rundrohres exakt zusammengepasst<br />

und verschweißt werden mussten. Natürlich<br />

wie in der Praxis im Wig-Wolfram Schweißverfahren!<br />

Zum Betrieb der sich drehenden Teile wird in<br />

„Ermangelung der Wasserführung“ Pressluft eingesetzt.<br />

Maßstabgetreu sind auch die winzigen<br />

Bohrungen, Schrauben und Anschlüsse. Noch geringer<br />

als die Miniaturschrauben vom Maß M 0,6<br />

(6 mm) sind die Anschlüsse der Hydraulikleitungen,<br />

die höchstens stecknadelkopfgroß sind. „Darunter<br />

können wir nicht mehr arbeiten“, schmunzelt<br />

Schuchter. Schließlich sind die neuesten Anlagen<br />

der Werkstätte wie CNC-Fräsen und Fräs-Bohrwerk<br />

nicht für so filigrane Technik ausgelegt.<br />

Die angehenden Maschinenbautechniker haben den Durchblick<br />

Von der Pieke auf: Lehrlingsausbilder Rainer Bitschnau<br />

mit Matthias Wachter (1. Lehrjahr)<br />

15<br />

Spannendes Anschauungsobjekt<br />

Die Funktionalität der zusammengesetzten Werkstücke<br />

begeisterte auch die großen Vorbilder: Voith-<br />

Projektleiter Dr. Gerhart Penninger und Voith-<br />

Montageleiter Karl Karner statteten der Lehrwerkstätte<br />

einen Besuch ab und staunten über die hoffnungsvollen<br />

Nachwuchstalente und ihr raffiniertes<br />

Modell. Bis voraussichtlich 2009 werden die Maschinenbau-<br />

und nachfolgend die Anlagenelektriker-<br />

Lehrlinge mit beiden Modellen fertig sein. Dann erhalten<br />

die Maschinensatz-Klone auch noch die reale Farbe,<br />

z. B. das Blau der Pumpe und das Rot des Generators.<br />

Bis dahin ist auch die Turbine komplett und der<br />

weiß gestrichene Feinblech-Dom schützt den Generator.<br />

Nur gut, dass so manch komplexes Teil zerlegbar ist,<br />

und Ausschnitte in Gehäusen den Blick ins Innere<br />

eines Anlagenteils gestatten. So wird das Zusammenspiel<br />

aller Komponenten anschaulich dargestellt.<br />

Für interessierte Besucher wird später sicher<br />

eines der Modelle als Demonstrationsobjekt fürs<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> seine „Show abziehen“.


16 Dezember 2007<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Barbarafeier 2007<br />

Der 4. Dezember ist der Tag der hl. Barbara, der Schutzpatronin der Bauleute. Ein Pflichttermin für die <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>-Mannschaft, die sich auch 2007 zu Ehren ihrer<br />

Patronin in der Pfarrkirche Partenen zu einem Gottesdienst versammelte. Pfarrer Joe Egle, unterstützt von einer Bläsergruppe der Bürgermusik Gaschurn-Partenen,<br />

gestaltete feierlich die traditionelle Barbaramesse. Danach traf sich die große „<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>-Familie“ zum geselligen Abend im Vallülasaal.<br />

3<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Vorarlberger Illwerke AG – ein Unternehmen von illwerke vkw<br />

Redaktionsanschrift: Vorarlberger Illwerke AG, Weidachstraße 6, 6900 Bregenz, Austria<br />

Redaktion: Vorarlberger Illwerke AG, Elisabeth Fischer<br />

Gestaltung: Konzett & Brenndörfer – Werbeagentur, 6900 Bregenz, Austria<br />

Information: Internet: www.kopswerk2.at, E-Mail: info-kopswerk2@illwerke.at, Hotline: +43 5556 701

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