Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH
etablierte sich in der Presse, die bislang von Rad-, Pferde- und Wintersportberichten
geprägte war. Bis 1914 traten alle „modernen“ Sportarten auf. 280
Zwischen 1914 und 1918, in der Zeit des Ersten Weltkriegs, wurde der Sportbetrieb
weitgehend eingestellt, was auch zum Verschwinden des Sports in der Tageszeitung
führte. Um so größer war das Interesse dieser Inhalte nach Kriegsende, da sie dem
Leser scheinbar eine Flucht in die unpolitischen Freiräume ermöglichte. 281 Schon
bald gab es „keine Zeitung mehr, die nicht einen in ihrer Größe und Bedeutung
entsprechenden Sportteil unterhielt“ 282 . Auch die Sportzeitschriften erfuhren einen
Aufschwung.
Dabei erkannten die Verlage die Rentabilität der unabhängigen Sportpresse als
reines Erwerbsunternehmen und verdrängten die meist abhängige Fachpresse in
den Hintergrund. 283 Im Jahr 1920 gründete Walter BENSEMANN in Konstanz die
Sportzeitschrift „Der Kicker“, mit Verlagsort in Nürnberg. Sein Schwerpunktthema:
Fußball. Der Prototyp einer bis heute attraktiv gestalteten, verkaufsintensiven
Sportzeitschrift war nun im Handel. 284
Von 1920 bis 1933 nahm die Zahl der Sportzeitschriften in Deutschland von 159 auf
300 Titel zu. Den Kern der Sportberichtnachrichten bildeten schon zu jener Zeit
messbare Größen wie Tore, Sekunden oder Meter. Die Höchstleistung war immer die
treibende Kraft für Athleten und Sportjournalisten. 285 Mit dem Aufkommen neuer
Massenkommunikationsmittel, wie dem Fernsehen, mussten auch die Sportteile der
Tageszeitungen umgewandelt werden. Tabellen, zusammenfassenden Übersichten
und Kommentare, Sach- und Zahleninformationen sowie Kolportageberichte über
das Leben der Stars erweiterten das Platzangebot.
Bis zum Ende des Ende des Zeiten Weltkrieges im Jahr 1945 propagierten die
Nationalsozialisten einen neuen Sportjournalismus, der ideologisch gleichgeschaltet
wurde. Die Folgen des Krieges führten zum Stillstand des Sportbetriebes. Im Oktober
1944 gab es keine Sportzeitschrift in Deutschland mehr. Nach dem Krieg stieg der
Stellenwert der Sportberichterstattung weiter, wobei die lokale Berichterstattung
verstärkt in der Hintergrund rückte. Das öffentliche Interesse richtete sich vielmehr
auf nationale und internationale Großereignisse, die via neuer Übertragungstechniken
(Radio & Fernsehen) live in die Wohnzimmer übertragen wurden. So verlor
die Lokalsportberichterstattung ihre Selbstständigkeit, Redaktionen wurden zum Teil
gar aufgelöst und Berichte dieser Gattung wurden von fachfremden Journalisten
geschrieben. 286
280
Vgl. RUPPRECHT 1936, S.83 und FISCHER 1993, S.39f., SCHULZ 1995, S.56.
281
Vgl. FISCHER 1993, S.39.
282
KÜMPFEL 1949, S.57.
283
Vgl. HÄUPLER 1950, S.81.
284
Vgl. WEISCHENBERG 1978, S.15, FISCHER 1993, S.40, SCHULZ 1995, S.57.
285 Vgl. KREBS 1969, S.253.
286 Vgl. FISCHER 1980, S.20.
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