Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH
festgestellt. 196 SÜDKURIER Chefredakteur Werner SCHWARZWÄLDER 197 bringt die
negative Strukturentwicklung der Tageszeitungen auf den Punkt:
1) sinkende Reichweiten
2) zurückgehende Nutzungszeiten
3) Bindung der Leser an die Zeitung lockern sich
4) diffuser werdende Imagekonturen
5) schwächer werdende Nutzungsmotive
Die Frage, ob nun der Sport im Fernsehen die Sportberichterstattung in der
Tageszeitung ersetzen kann, ist so alt wie das Medium Fernsehen. Aber sie ist
überflüssig 198 . Nie wurde in der Geschichte der Medien die 350 Jahre alte Zeitung
durch Zeitschrift, Radio, Fernsehen oder World Wide Web verdrängt.
„Was sich bei der Werbung zeigte, bestätigten die Lese- und Sehgewohnheiten des
Publikums: Presse und Fernsehen verdrängen einander nicht, sondern ergänzen
sich gegenseitig. Wer beispielsweise am Abend TAGESSCHAU oder HEUTE
gesehen hat, liest trotzdem noch am nächsten Morgen die Nachrichten in der
Zeitung.“ 199
So hat auch mit Einführung der privaten Fernsehanbieter der lokale Bereich der
Presse keinen Schaden genommen. Das Argument der Verleger, sie müssten bei der
elektronischen Konkurrenz mitmischen, um Verluste im alten Medium beim neuen
ausgleichen zu können, wurde widerlegt. 200
Als Vorteil der Tageszeitung beschreibt Eike SCHULZ (2000, S.14), dass die Leser
immer am stärksten das interessiert, was in ihrer unmittelbaren Nähe passiert – „ein
Vorteil gegenüber dem meist überregionalen Fernsehangebot. Bezogen auf den
Sportteil einer Tageszeitung haben Redakteure bis zum Erscheinen der
Montagsausgabe mehr Zeit zum Recherchieren und Schreiben ihrer Beiträge als die
TV-Kollegen.“ Die Zeitung kennt außerdem keine teure Live-Berichterstattung des
Fernsehens, die kaum noch Platz für Hintergrundinformationen offen lässt. Deshalb
verschwanden in den 90er Jahren TV-Formate wie der ZDF-Sportspiegel oder das
196 Vgl. BERG/KIEFER 1996, S.261ff, 271.
197 Für ihn sind die Schwächen der Tageszeitung: 1) Inhalte und Gliederung historisch bedingt (z.B.
Ressorteinteilung), 2) spärliche Innovationen, 3) Einige Themenbereiche und Methoden weitgehend
den Zeitschriften überlassen, 4) Berufsverständnis (Berührungsängste zum „Boulevard“-
Journalismus), 5) Binnenorientierung der Journalisten (verengtes Konkurrenzbewusstsein), 6)
Mangelnde Information über Leserinteresse und –bedürfnisse, 7) Schwachstellen journalistischer
Leistung (z.B. Eintönigkeit). Quelle: Private Vortragsunterlagen von Werner SCHWARZWÄLDER,
JBB-Volontärsseminar/Stuttgart 2001.
198 Die Sender verkaufen ihren Rezipienten immer mehr „Top-Ereignisse“. Abnutzungseffekte oder
Attraktivitätseinbußen sind heute Tenor vieler Diskussionen. „Medien-Sportarten“ können schnell ihren
Reiz verlieren. WERNECKEN (1999,S.78) verdeutlicht dies am Beispiel „Boxen“ der 90er Jahre.
199 MEYN 1999a, S.240.
200 Vgl. MEYN 1999a, S.239f.
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