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Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

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SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH<br />

Verlage aus dem alten Bun<strong>des</strong>gebiet nutzten die Chance <strong>des</strong> Grenzübergangs und<br />

dehnten ihr Tätigkeitsfeld in den neuen Län<strong>der</strong>n aus, wo am 5. Februar 1990 <strong>der</strong> seit<br />

1945 bestehende Lizenzzwang durch den Beschluss <strong>der</strong> Volkskammer aufgehoben<br />

war. So eröffnete die politischen Wende in <strong>der</strong> DDR für westliche Verlage einen<br />

interessanten Markt: Auflagenzahlen von an die zehn Millionen<br />

Tageszeitungsexemplaren und ein ungedeckter Bedarf im Zeitschriftenbereich, sowie<br />

eine auflagenstarke und stabile Regionalpresse und überregionale Parteiorgane, bei<br />

denen hohe Auflagenverluste, d.h. große Marktnischen, klar vorauszusehen waren.<br />

Tatsächlich sanken die Auflagen <strong>der</strong> „alten“ DDR-Tageszeitungen von Dezember<br />

1989 bis Juni 1990 um rund 2,8 Millionen Exemplare. 128 Zwischen Ende 1989 und<br />

Ende 1992 nahmen dort 25 neugegründete Zeitungsverlage ihre Tätigkeit auf, die 72<br />

lokale Ausgaben herausbrachten. 31 weitere lokale Ausgaben lieferten westdeutsche<br />

Verlage 129 unmittelbar in die ehemalige DDR und setzten schon im zweiten Quartal<br />

1990 eineinhalb Millionen Tageszeitungen aus ihrem Sortiment in den neuen<br />

Län<strong>der</strong>n ab.<br />

Seit 1993 pendelte sich dann die Zahl <strong>der</strong> Publizistischen Einheiten auf plus/minus<br />

135 ein. Dieser Prozess verdeutlicht die Ausdünnung <strong>der</strong> Meinungsvielfalt und die<br />

Beschränkung auf wenige eigenständige Redaktionen. Walter Justus SCHÜTZ<br />

bilanziert:<br />

„Die Weichen für den heutigen deutschen Zeitungsmarkt wurden gestellt, bevor die<br />

Bun<strong>des</strong>republik Deutschland überhaupt entstanden war. Was in <strong>der</strong> Anfangszeit<br />

unter schwierigen Bedingungen geleistet wurde, hat sich in 50 Jahren als ebenso<br />

dauerhaft erwiesen wie drei an<strong>der</strong>e Bestandteile unserer politischen Kultur aus jener<br />

Zeit: <strong>der</strong> öffentlich-rechtliche Rundfunk, die Demoskopie und die deutschen<br />

Län<strong>der</strong>.“ 130<br />

128 Der DDR-Zeitungsmarkt <strong>zur</strong> Zeit <strong>der</strong> Wende: Als Bun<strong>des</strong>kanzler Kohl und <strong>der</strong> damalige DDR-<br />

Ministerpräsident Modrow am 19. Dezember 1989 den Austausch von Presseerzeugnissen<br />

vereinbarten, war die Presselandschaft in <strong>der</strong> DDR noch fest in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> SED. Die Einheitspartei<br />

besaß 16 <strong>der</strong> 39 Tageszeitungen und kontrollierte damit zwei Millionen Exemplare im Land. Die<br />

übrigen Titel, vorwiegend im Besitz <strong>der</strong> Blockparteien CDU, LDPD, NDPD und DBD, brachten es nur<br />

auf 800.000 Stück. Alle Zeitungen unterlagen <strong>der</strong> Kontrolle und Lizenzierung durch das<br />

Zentralkomitee (ZK) und die Partei. In den 15 DDR-Druckereien, die mit Ausnahme von zweien über<br />

den vom ZK gesteuerten Konzern Zentrag ebenfalls im Besitz <strong>der</strong> SED waren, erhielten Nicht-SED-<br />

Blätter meist die früheren Andrucktermine, was Aktualitätsverlust bedeutete. Vgl. NÜRNBERGER<br />

1999, S.1-17. Werbung spielte bei <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> oft im Bleisatz auf schlechter Papierqualität<br />

gedruckten Blätter eher eine Nebenrolle: nur etwa 21 Prozent (BRD: 65 Prozent) <strong>der</strong><br />

Herstellungskosten kamen auf diesem Weg wie<strong>der</strong> rein. Dafür wurden die Zeitungen in beachtlichem<br />

Umfang subventioniert. Die SED gab für ihre 16 Zeitungen 1989 etwa 332 Millionen Mark aus.<br />

129 Bun<strong>des</strong>deutsche Verleger, vor allem Bauer, Springer, Gruner+Jahr (G+J), WAZ, Madsack und<br />

FAZ, sicherten sich bis Juli 1990 Beteiligungen an so gut wie allen DDR-Verlagshäusern. Der dadurch<br />

noch verstärkten Pressekonzentration wirkten die zahlreichen Kooperationen kleiner Verlage in<br />

Grenznähe mit DDR-Blättern entgegen. Vgl. NÜRNBERGER 1990, S.1ff.<br />

130 SCHÜTZ 1999, S.130.<br />

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