Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH
d.h., seine Arbeit zeichnet sich durch das vorsätzliche Auswählen und Übermitteln
von Nachrichten und Informationen aus einem Sportuniversum aus.
Der Redakteur ist somit ein Gatekeeper 388 , also „eine Entscheidungsinstanz, die in
massenkommunikativen Prozessen eingeschaltet [wird] und deren Aufgabe [...] mit
einem Relais zur Weitergabe von Information, zu deren Unterdrückung oder
Veränderung vergleichbar ist.“ 389
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„Hierbei muß berücksichtigt werden, dass die Auswahl über das, was berichtet wird,
nicht nur der absichtsvollen Entscheidung der Sportkommunikatoren unterliegt. In
technischen und bürokratischen Institutionen der Sportmedien findet ebenfalls ein
Auswählen statt, das jedoch nicht vorsätzlich ist; man spricht in diesem
Zusammenhang von der „gate-keeper“-Funktion des Kanals 390 .“
Da der Selektionsvorgang bei der Nachrichtenbeschaffung bereits einsetzt, kann das
Gate-Keeping auf mehreren Stufen und mehrmals erfolgen, sei es beim Reporter vor
Ort, dem Redakteur am PC oder dem Herausgeber. 391
Das Gate-Keeping war und ist zudem ein zentrales Thema der
Kommunikatorforschung, „deren Aufgabe es ist, soziologische und
sozialpsychologische Konstellationen zu ermitteln, die die Aussagen der Medien
bestimmen.“ 392 Während der Sozialpsychologe Kurt LEWIN 393 als Vater der
Gatekeeper-Forschung gilt, übertrug WHITE in den 50er Jahren die gemachten
Erkenntnisse auf den Vorgang der Nachrichtenauswahl bei Zeitungsredaktionen.
Dabei kam er zu dem Schluss, dass der letzte „Schleusenwärter“ (Redakteur) dem
Publikum/Leser nur das anbietet, was er selbst für die Wahrheit und die Realität
hält. 394
Zu Beginn der Gatekeeper-Forschung 395 lag der Schwerpunkt auf einzelnen
Journalisten und deren Selektionsverhalten des eingehenden Nachrichtenmaterials.
Heute legen Forscher ihren Fokus auf den „professionellen Gatekeeper“, der laut
HARTMANN „in einer Nachrichtenbürokratie arbeitet, die selbst Teil einer größeren
Gesellschaft ist.“ 396 Die Nachrichtenauswahl wird nicht mehr als individueller,
388 Gatekeeper: engl. = „Schleusenwärter“, Gatekeeping: engl. = Begrenzung der Informationsmenge
durch Auswahl von kommunikationswürdig erachteten Themen (vgl. u.a. DIGEL 1983, S.14ff.).
389 EMIG 1987, S.29.
390 DIGEL 1983, S.14f.
391 HACKFORTH benennt die „vier Wirklichkeiten“ im Jahr 1990: 1) Augenzeuge vor Ort/Journalist, 2)
Redakteur/Redaktion, 3) Einfluss des Mediums/technische, institutionelle, personelle Zwänge, 4)
Rezipientenrealität/Leser).
392 DIGEL 1983, S.15.
393 Er erforschte 1943 die Auswahl-Gewohnheiten von US-amerikanischen Hausfrauen beim
Lebensmitteleinkauf.
394 SCHOLL/WEISCHENBERG 1998, S.50.
395 Gate-Keeper-Forschung /Studien: White 1950, Breed 1955, Gieber/Johanson 1961, Donohew
1967, Robinson 1970/73, Gieber 1972, Hirsch 1977, Stempel 1985 etc.
396 HARTMANN 1994, S.75.
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