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Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

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SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH<br />

„Die französische Besatzungsmacht, am 26. April in Konstanz einmarschiert, musste<br />

bald feststellen: Befehle an den Mauern <strong>der</strong> Stadt, Ausgabe von Parolen in den<br />

Straßen, auch erste Amtsblätter, das reichte nicht <strong>zur</strong> Information <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Der Aufbau eines demokratischen Lan<strong>des</strong>, einer geordneten Verwaltung war auf<br />

diese Weise nicht zu bewerkstelligen. Auch eine geistige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong><br />

überwundenen Diktatur war ohne Massenkommunikationsmittel nicht möglich.“ 331<br />

Konstanz war <strong>der</strong> ideale Ort für den Neuanfang einer Tageszeitung 332 . Nicht nur die<br />

Zeitungstradition <strong>der</strong> Stadt reichte bis ins Jahr 1648 <strong>zur</strong>ück, die Firma Reusch besaß<br />

zudem direkt nach dem Zweiten Weltkrieg eine funktionstüchtige Rotationsmaschine<br />

aus dem Jahr 1942. Am Fischmarkt wurde mit ihr bis kurz vor Kriegsende die<br />

nationalsozialistische „Bodensee-Rundschau“ gedruckt. 333 Wenige Stunden vor dem<br />

Einmarsch <strong>der</strong> französischen Truppen am 26. April 1945 sollte die Rotation von Nazi-<br />

Getreuen gesprengt werden. Hausmeister Karl KUNZWEILER sowie einige mutiger<br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Druckerei leisteten unter Einsatz ihres Lebens Wi<strong>der</strong>stand und<br />

ermöglichten damit, dass die Franzosen sofort mit dem Druck <strong>der</strong> „Nouvelles <strong>des</strong><br />

France“ 334 beginnen konnten. Später musste <strong>der</strong> SÜDKURIER darum kämpfen,<br />

zwischen diesem und an<strong>der</strong>en französischen Druckerzeugnissen eine<br />

Produktionsnische zu bekommen. WEYL wusste, dass er in Konstanz keine Zeitung<br />

von nationaler Bedeutung in die Welt setzen konnte. Er wusste auch, dass <strong>der</strong><br />

SÜDKURIER kein parteipolitisch gefärbtes Blatt werden sollte, von denen es damals<br />

im heutigen Verbreitungsgebiet 39 gab. Somit war die Idee <strong>der</strong> Regionalzeitung für<br />

den Süden <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> geboren.<br />

„Der SÜDKURIER wird anknüpfen an die gute Tradition <strong>der</strong> Zeitungen, die früher in<br />

seinem Verbreitungsgebiet erschienen sind. Aber wir leben jetzt in einer neuen Welt,<br />

die Zeiten und ihre Bedürfnisse sind durchaus verän<strong>der</strong>t, und <strong>des</strong>halb werden auch<br />

Charakter und Aufgabe einer neuen Zeitung an<strong>der</strong>e sein müssen.“ 335<br />

Die Verankerung <strong>des</strong> Blattes als Kommanditgesellschaft gelang WEYL, indem er<br />

Luftschiff-Erbauer (Dr. rer. pol. Dr. ing. e.h.) Hugo ECKENER, den Inhaber <strong>des</strong><br />

Verlages und Technischen Lehrinstituts (Dr. Ing.) Paul CHRISTIANI sowie später den<br />

ehemaligen Zentrumspolitiker und späteren badischen Landwirtschaftsminister Carl<br />

DIETZ als Gesellschafter (Kommandanditist) ins Boot holte. WEYLs<br />

Mitgeschäftsführer Georg BRÄUNINGs 336 weitsichtig vorausschauen<strong>des</strong> Credo<br />

331<br />

SCHWARZWÄLDER/ENGELSING 1995, S.174.<br />

332<br />

Johannes Weyl: „Damals war es ein ungeheures geistig-politisches Vergnügen, nach <strong>der</strong> Nazi-Zeit<br />

eine freie Zeitung machen zu können“, vgl. SCHWARZWÄLDER 2004.<br />

333<br />

Vgl. DIX 1995, S.19.<br />

334<br />

Diese Zeitung war das Organ <strong>des</strong> Oberkommandierenden in Deutschland, das für die Franzosen in<br />

<strong>der</strong> deutschen Besatzungszone herausgebracht wurde (Vgl. auch DIX 1995, S.100).<br />

335<br />

Vgl. Leitwort „An die Leser“ von Johannes Weyl in <strong>der</strong> ersten Ausgabe vom 8. Sept. 1945, S.1.<br />

336<br />

Georg BRÄUNING war bis 1941 Verlagsleiter <strong>der</strong> in Konstanz erscheinenden Deutschen<br />

Bodensee-Zeitung. 1945 bis 1960 Geschäftsführer, ab 1949 auch Gesellschafter.<br />

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