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Meine Firma 1/2021

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

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<strong>Meine</strong>FIRMA1 | <strong>2021</strong><br />

Das KMU-Magazin der AXA<br />

CRM: So klappt es<br />

mit der Kundenbindung<br />

Seite 14<br />

Franz Carl Weber:<br />

Unternehmer Marcel Dobler<br />

im grossen Interview<br />

Seite 30<br />

Neuer Tag, neuer Klick<br />

Unternehmerin Lisa-Ann Preuss<br />

setzt auf digitale Kanäle. Auch bei der Rechtsberatung.<br />

Seite 28


Eben noch einen<br />

Klienten beraten,<br />

jetzt kurz die Suva-<br />

Lohndeklaration<br />

eingereicht.<br />

Legende folgt<br />

Jetzt gratis registrieren!<br />

Der Online-Schalter für Unternehmen<br />

EasyGov.swiss


EDITORIAL<br />

Der Feind<br />

in meinem Netz<br />

Welche Auswirkungen hatte Corona auf die Digitalisierung,<br />

das Homeoffice und die Cybersicherheit?<br />

Dieser Frage ging letzten Herbst eine Studie<br />

des Markt- und Sozialforschungsinstituts GFS-<br />

Zürich nach. Die im Dezember veröffentlichten Ergebnisse<br />

zeigen: Beim Thema Cybersicherheit<br />

herrscht immer noch eine unbewusste Inkompetenz<br />

bei den Schweizer KMU. Nach wie vor fühlen<br />

sich die meisten Firmen zu sicher und schätzen das<br />

Risiko eines Cyberangriffs als zu tief ein.<br />

Dabei sprechen die Zahlen eine andere Sprache:<br />

Allein in der Schweiz wurden 2020 pro Woche 200<br />

bis 300 Cyberattacken gemeldet – Tendenz steigend.<br />

Jedes vierte Unternehmen war schon einmal<br />

von einem Cyberangriff betroffen, welcher erheblichen<br />

Aufwand zur Schadensbehebung verursachte<br />

– und trotzdem hielten es nur 11 Prozent<br />

der Befragten für wahrscheinlich, dass ihr Unternehmen<br />

einmal Opfer einer Cyberattacke werden<br />

könnte.<br />

Wie Sie es potenziellen Cyberkriminellen möglichst<br />

schwer machen können und welche Vorteile<br />

das Netz für Ihren Arbeitsalltag aber durchaus auch<br />

bieten kann, erfahren Sie in dieser Ausgabe.<br />

Viel Spass bei der Lektüre!<br />

Ihre Melanie Ade,<br />

Chefredaktorin «<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>»<br />

3<br />

4<br />

7<br />

8<br />

14<br />

17<br />

18<br />

22<br />

8<br />

Editorial<br />

Leser fragen – unsere Experten antworten<br />

Sicherheit<br />

Neue Technologien, Prozessoptimierung, Automatisierung.<br />

Wie KMU die digitale Transformation für sich nutzen können.<br />

Gewusst wie: Ein sinnvolles Customer-Relationship-Management<br />

unterstützt KMU in der Kundenpflege.<br />

Erfolg<br />

Eine Cyberattacke legte die Weber Hofer Partner AG von<br />

einem Moment auf den anderen still.<br />

Wer digitales Marketing betreiben will, sollte sich im Vorfeld<br />

eine fundierte Strategie zurechtlegen. Wir zeigen wie.<br />

Foto: Keystone/Gaetan Bally<br />

Wir sind neu auf LinkedIn.<br />

Besuchen Sie uns unter<br />

www.linkedin.com/<br />

company/meine-firma<br />

Für spannende Inhalte auch online.<br />

25<br />

26<br />

27<br />

Auch KMU werden zunehmend durch kriminelle Aktivitäten<br />

im Netz bedroht. Wie man sich davor schützen kann.<br />

Grafik: Digitalisierung<br />

Verantwortung<br />

28<br />

Per Mausklick zum Rechtsbeistand – der digitale<br />

Rechtsratgeber MyRight.ch machts möglich.<br />

30<br />

Wie Digitec-Gründer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler das<br />

Traditionshaus Franz Carl Weber retten will.<br />

34<br />

Mein Stolz: Erfolgreiche Unternehmer erzählen, was ihr<br />

Unternehmen ausmacht.<br />

Drucksache<br />

myclimate.org/01-20-178933<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: AXA, Newsroom | Adresse der Redaktion: AXA, «<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>», Römerstrasse 17, 8400 Winterthur,<br />

www.meine-firma.ch, E-Mail: meine.firma@axa.ch | Redaktion: Melanie Ade (Leitung), Mitarbeit an dieser Ausgabe: Marion<br />

Banholzer, Marcel Rubin, Urban Henzirohs, Robert Wildi | Online: Urs Wildi | Übersetzung: Language Services, AXA | Gestaltung<br />

und Produktion: Infel AG, Zürich, Beni Spirig | Druck und Versand: Swissprinters AG, Brühlstrasse 5, CH-4800 Zofingen |<br />

Erscheinungsweise: dreimal jährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch | Gesamtauflage: 84’000 | Anzeigenverkauf:<br />

Galledia Fachmedien AG, Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil, Tel. 058 344 97 69, ornella.assalve@galledia.ch, www.galledia.ch |<br />

Adressänderungen und Abbestellungen: Bitte per Mail an meine.firma@axa.ch | Rechtlicher Hinweis: Zweck dieser Publikation<br />

ist die Vermittlung von Informationen über unsere Dienstleistungen und Produkte. Sie stellt kein Angebot im rechtlichen<br />

Sinn dar. Über die Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

01/<strong>2021</strong> 3<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


LESERFRAGEN<br />

Wechsel der Vorsorgeeinrichtung<br />

Was muss ich beachten, wenn ich den Anschlussvertrag mit meiner Vorsorgeeinrichtung<br />

auflösen und mich einer anderen anschliessen möchte?<br />

T. K., Bern<br />

Beat Steinmann,<br />

Leiter Rechtsdienst<br />

Vorsorge<br />

Versicherungsdeckung<br />

beim Fahrzeugkauf<br />

Ich möchte ein Fahrzeug von einer Privatperson in St. Gallen abkaufen.<br />

Ist mein gekauftes Fahrzeug auf der Rückfahrt zu meiner <strong>Firma</strong> versichert?<br />

K. M., Zürich<br />

Wir empfehlen Ihnen, sich frühzeitig mit<br />

Ihrem Versicherungsberater in Verbindung<br />

zu setzen. Dieser wird Ihnen einen<br />

Versicherungsnachweis ausstellen und<br />

erteilt für gewisse Fahrzeugkategorien<br />

eine Kaskogarantie. Durch die erwähnte<br />

Kaskogarantie sind Sie auf der Rückfahrt<br />

gegen Haftpflicht- und Vollkaskoschäden<br />

versichert und können mit den eigenen<br />

Kontrollschildern nach Zürich zurückfahren.<br />

Vorausgesetzt bleibt aber, dass Sie<br />

das Fahrzeug vorgängig beim Strassenverkehrsamt<br />

einlösen.<br />

Anderweitig besteht die Möglichkeit, beim<br />

Strassenverkehrsamt spezielle Kontrollschilder<br />

(Tagesschilder) für die Überführung<br />

des Fahrzeuges zu bestellen. Bei<br />

Marc Gfeller,<br />

Teamleiter Schaden<br />

Motorfahrzeuge<br />

Bern<br />

dieser Variante sind Sie jedoch nur gegen<br />

Haftpflichtschäden versichert. Als letzte<br />

Möglichkeit könnten Sie das Fahrzeug auf<br />

einem Anhänger nach Zürich überführen.<br />

Denken Sie aber bitte daran, dass Ladegut<br />

auf einem Anhänger nicht über das<br />

Zugfahrzeug versichert ist.<br />

Ein Anschlussvertrag oder eine Anschlussvereinbarung<br />

ist ein Vertrag, den ein<br />

Arbeitgeber mit einer Vorsorgeeinrichtung<br />

abschliesst. Zweck dieses Vertrages ist<br />

die Versicherung aller Mitarbeitenden im<br />

Rahmen der beruflichen Vorsorge.<br />

Gemäss Art. 11 Abs. 3bis BVG können die<br />

Auflösung eines bestehenden Anschlussvertrages<br />

und der Wiederanschluss an<br />

eine neue Vorsorgeeinrichtung durch den<br />

Arbeitgeber nur im Einverständnis mit<br />

dem Personal oder der allfälligen<br />

Arbeitnehmervertretung geschehen. Diese<br />

ist nicht mit der Personalvorsorgekommission<br />

(PVK) zu verwechseln. Deren<br />

Zustimmung erfüllt das gesetzliche<br />

Einverständniserfordernis nicht.<br />

Das Bundesgericht hat geklärt, welche<br />

Bedeutung das Mitwirkungsrecht gemäss<br />

dieser Bestimmung hat und unter<br />

welchen Voraussetzungen die Kündigung<br />

des Anschlussvertrages wirksam ist<br />

(9C_409/2019 E. 4). In Auslegung des<br />

Gesetzes und der Gesetzesmaterialien<br />

stellt das BGer klar, dass das Einverständnis<br />

im Voraus erfolgen muss. Das Personal<br />

nur zu orientieren und/oder anzuhören,<br />

reicht nicht. Vielmehr muss ein partnerschaftliches<br />

Abwägen und Bereinigen der<br />

Gründe und Umstände für einen Anschlusswechsel<br />

im Vordergrund stehen.<br />

Es muss für alle offen und transparent<br />

sein, welcher Vorsorgeeinrichtung man<br />

sich zu welchen Konditionen anschliessen<br />

will.<br />

Damit die Arbeitnehmenden ihr Einverständnis<br />

geben oder verweigern können,<br />

müssen sie frühzeitig über die für sie<br />

relevanten Kriterien verfügen. Eine<br />

Kündigung kann erst dann wirksam sein,<br />

wenn sie von den dafür zuständigen<br />

Personen ausgesprochen worden ist.<br />

Nebst dem Arbeitgeber ist das Personal<br />

quasi als «zweiter Vorgesetzter» zu<br />

betrachten. Solange dessen Zustimmung<br />

fehlt, kann die Kündigung ihre Wirkungen<br />

nicht entfalten. Die Nichteinhaltung des<br />

rechtzeitigen Miteinbezugs des Personals<br />

führt zur Ungültigkeit der Kündigung.<br />

Um den Anschlusswechsel nicht zu gefährden,<br />

ist es ratsam, den Einbezug der<br />

Arbeitnehmenden sorgfältig zu dokumentieren.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

4 01/<strong>2021</strong>


LESERFRAGEN<br />

Opfer eines<br />

Hackerangriffs<br />

Kürzlich habe ich ein E-Mail mit<br />

der Mitteilung erhalten, dass mein<br />

Computer gehackt wurde. Der<br />

Absender schrieb, er habe vollen<br />

Zugriff auf mein Betriebssystem,<br />

zudem habe er meine Fotos geklaut.<br />

Ich dachte, es sei eines dieser<br />

Spam-Mails, doch was mich stutzig<br />

machte, ist der Umstand, dass die<br />

Absenderadresse exakt die gleiche<br />

ist wie meine eigene E-Mail-Adresse.<br />

Wie ist das möglich?<br />

S. P., Wigoltingen<br />

Fulvio Elia,<br />

Produktentwicklung<br />

Unternehmenskunden,<br />

AXA<br />

Illustrationen: Sarah von Blumenthal; Philip Bürli<br />

Solche E-Mails sind in der Tat nicht<br />

angenehm. Wenn der empfangende<br />

Mailserver die Absenderadresse nicht<br />

prüft, dann ist es möglich, dass mittels<br />

gefälschter E-Mail-Adressen falsche<br />

Identitäten vorgetäuscht werden. Diese<br />

Täuschungsversuche nennt man «Mail-<br />

Spoofing».<br />

Allenfalls können Sie mit Ihrem Informatikansprechpartner<br />

abklären, ob da eine<br />

Sicherheitslücke geschlossen werden<br />

kann, damit Ihr E-Mail-Account eine<br />

falsche Mail-Adresse künftig erkennt und<br />

diese gleich blockiert.<br />

Damit es erst gar nicht so weit kommt,<br />

bietet die AXA als präventive Massnahme<br />

ein Mitarbeitertraining an. Wenn Sie eine<br />

Cyberversicherung bei der AXA abgeschlossen<br />

haben, dann unterstützt Sie<br />

unser unabhängiger Informatikspezialist<br />

Oneconsult AG gerne kostenlos bei Fragen<br />

im Cyberbereich.<br />

Falls es trotzdem zu einem Schadenfall<br />

kommt, bietet Ihnen die AXA einen<br />

24/7-Service durch unseren unabhängigen<br />

Internetsicherheitsexperten Oneconsult<br />

AG. Kontaktieren Sie am besten Ihren<br />

Versicherungsberater für weitere Informationen.<br />

Arbeitsausfall aufgrund von Corona<br />

Einer unserer Mitarbeitenden ist am Coronavirus erkrankt. Wir gehen davon<br />

aus, dass nach Ablauf der vertraglichen Wartefrist aus unserer Kollektiv-<br />

Krankentaggeldversicherung Taggelder fällig werden. Was ist mit den Mitarbeitenden,<br />

die sich nun zu Hause in Quarantäne befinden, da sie Kontakt zum<br />

Erkrankten hatten? Werden hier ebenfalls Taggelder fällig?<br />

T. G., Vevey<br />

Wenn eine Infektion mit dem Coronavirus<br />

stattgefunden hat und ein Mitarbeiter<br />

erkrankt und arbeitsunfähig ist, werden die<br />

versicherten Leistungen erbracht. Die<br />

Leistungen werden bezahlt, wenn<br />

Symptome auftreten, die denjenigen von<br />

Covid-19 entsprechen oder zumindest<br />

ähnlich sind oder Covid-19 sogar bestätigt<br />

ist. Eine Arbeitsunfähigkeit bejahen wir<br />

auch, wenn eine infizierte, versicherte<br />

Person ohne Krankheitssymptome in<br />

Quarantäne gesteckt wird und nicht<br />

arbeiten kann. Dieser Fall wird als<br />

krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />

eingestuft.<br />

Martina Keller,<br />

Leiterin Kollektive<br />

Personenversicherungen<br />

AXA<br />

Wenn es sich jedoch um eine reine<br />

Präventionsmassnahme handelt und die<br />

betroffenen Mitarbeitenden sich nicht mit<br />

dem Virus infiziert haben, werden keine<br />

Taggelder ausgerichtet. In einem solchen<br />

Fall liegt keine leistungsbegründete<br />

Krankheit vor.<br />

01/<strong>2021</strong> 5<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Werden<br />

Sie zur<br />

Lieblingschefin<br />

AXA MOTIVATIONSANGEBOTE<br />

FÜR KMU<br />

Know You Can<br />

AXA.ch/kmu-motivation


Sicherheit<br />

Überarbeitete<br />

Rechtsschutzversicherung<br />

Foto: Getty Images/iStockphoto<br />

Die AXA-ARAG hat ihre Rechtsschutzversicherung<br />

für Unternehmen<br />

überarbeitet und modernisiert.<br />

Neu werden der Betriebsund<br />

der Motorfahrzeug-Rechtsschutz<br />

als eigenständige Bausteine<br />

angeboten, sodass Sie Ihre<br />

Versicherung individuell auf Ihre<br />

Bedürfnisse zuschneiden können.<br />

Auf der übersichtlichen Angebotsseite<br />

im Netz finden Sie<br />

detaillierte Informationen zur<br />

Rechtsschutzversicherung für Unternehmen<br />

inklusive Erklärvideos<br />

und verständlicher Fallbeispiele.<br />

→ www.axa-arag.ch/unternehmen<br />

Arbeitszeugnis<br />

leicht<br />

gemacht<br />

Mit dem kostenlosen Arbeitszeugnisgenerator<br />

von MyRight<br />

können Sie jetzt einfach und unkompliziert<br />

ein professionelles<br />

Arbeitszeugnis für Ihre Mitarbeitenden<br />

erstellen.<br />

→ www.myright.ch/arbeitszeugnis<br />

Future Risk Report 2020<br />

Zum siebten Mal veröffentlichte die AXA im November 2020 ihre<br />

jährliche Rangliste der zehn wichtigsten, neu auftretenden Risiken.<br />

Nicht überraschend wird der «Future Risk Report 2020» von der<br />

Covid-19-Krise geprägt: So sind bisher unterschätzte Risiken im<br />

Zusammenhang mit Pandemien und Infektionskrankheiten gegenüber<br />

dem Vorjahr vom achten auf den ersten Platz aufgestiegen. An<br />

zweiter Stelle folgt der Klimawandel, der das Ranking in den letzten<br />

Jahren stets angeführt hatte.<br />

Die Klimakrise bleibt zwar das grösste Risiko in Europa, fällt in<br />

Asien und Amerika aber auf den dritten Platz zurück. Besonders<br />

ausgeprägt zeigt sich der Rückgang in Nordamerika.<br />

Dort fällt der Anteil der Experten und Expertinnen, welche den<br />

Klimawandel als grosse Bedrohung ansehen, von noch 71 Prozent<br />

im Vorjahr auf nur 46 Prozent zurück. «Diese siebte Ausgabe des<br />

Berichts hebt die Gesundheit als wichtiges Thema hervor, was wir<br />

als positiv erachten, da dieses Risiko jahrelang unterschätzt wurde.<br />

Dies darf aber nicht den Kampf gegen den Klimawandel beeinflussen,<br />

der nach wie vor die bedeutendste und dringlichste Herausforderung<br />

unserer Zeit darstellt», betonte AXA-CEO Thomas Buberl.<br />

Risiken im Bereich Cybersicherheit, welche an dritter Stelle folgen,<br />

nehmen hingegen bei den Befragten an Bedeutung zu. Gründe<br />

dafür finden sich unter anderem im zunehmenden Einsatz neuer<br />

Technologien sowie im brisanten Anstieg von Cyberangriffen während<br />

der Corona-Krise.<br />

01/<strong>2021</strong><br />

7 <strong>Meine</strong> FIRMA


DIGITALE TRANSFORMATION<br />

Das Netz<br />

clever genutzt<br />

Heute geht nichts mehr ohne Internet, auch<br />

KMU müssen sich mit der digitalen Transformation<br />

beschäftigen. Drei Firmen zeigen: Es lohnt sich.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

8 01/<strong>2021</strong>


DIGITALE TRANSFORMATION<br />

Digitalisierung und digitale Transformation sind<br />

nicht dasselbe. Dies stellt Prof. Dr. Marc K. Peter von<br />

der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) von<br />

Anfang an klar: «Mit Digitalisierung bezeichnet man<br />

eine Optimierung oder Automatisierung der Prozesse<br />

vom Analogen zum Digitalen hin.» Die digitale<br />

Transformation hingegen sei viel ganzheitlicher anzuschauen.<br />

«Wir kennen den Begriff seit etwa 2005,<br />

und er bezeichnet die Erweiterung der Industrialisierung<br />

mit dem digitalen Aspekt», so Peter. «Heute<br />

ist alles mit dem Netz verbunden: Geld abheben,<br />

Tickets lösen, einkaufen.» Marc K. Peter hat rund<br />

2500 KMU zu den Aspekten der digitalen Transformation<br />

befragt und daraus sieben Handlungsfelder<br />

für Unternehmen abgeleitet. Ein kurzer Überblick:<br />

«Heute ist alles mit dem Netz<br />

verbunden: Geld abheben, Tickets<br />

lösen, einkaufen.»<br />

Prof. Dr. Marc K. Peter, Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)<br />

Fotos: Dan Cermak<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

1. Die Unternehmen stellen den Kunden in den<br />

Mittelpunkt ihrer Tätigkeit.<br />

2. Wegen der neuen Technologien müssen<br />

Strategien und Geschäftsmodelle hinterfragt<br />

und neu entwickelt werden.<br />

3. Transformation ist ein Veränderungsprozess,<br />

dies erfordert neue Ansätze in Führung,<br />

Firmenkultur und Arbeitsweisen.<br />

4. Digitalisierung ermöglicht Automatisierung<br />

und Prozessoptimierung.<br />

5. Marketing wird digital, es ist messbar<br />

und beruht auf Daten.<br />

6. Eine Vielzahl neuer Technologien wie Apps oder<br />

Internet of Things müssen genutzt werden.<br />

7. Daten werden zum wichtigsten Gut für<br />

ein Unternehmen und müssen professionell<br />

gesammelt und verwaltet werden.<br />

Nehmen sich Unternehmen diese Handlungsfelder<br />

zu Herzen, sollte eine digitale Transformation<br />

immer möglich sein. Dies gilt auch für klassische,<br />

vermeintlich analoge Branchen. «Der Bäcker wird<br />

Die Schaffhauser Informatikfirma<br />

a2-c baute vor 16 Jahren<br />

ein E-Learning-Portal für<br />

Blended-Learning-Lösungen<br />

auf, die für firmen- oder<br />

organisationsspezifische Inhalte<br />

programmiert werden können.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Fachhochschulen wurden<br />

immer mehr Applikationen im<br />

Bereich Gebäude und Energiefragen<br />

entwickelt, u.a. www.<br />

evalo.ch. Dort können Hausbesitzer<br />

den Sanierungsbedarf<br />

ihrer Liegenschaft auf einfache<br />

Art abfragen. Die <strong>Firma</strong> beschäftigt<br />

elf Mitarbeitende.<br />

→ www.a2-c.ch<br />

immer Gipfeli verkaufen, der Maler immer Wände<br />

streichen», erklärt Peter. «Digitale Transformation<br />

ist aber die Frage, wie er sein Geschäftsmodell optimieren<br />

kann. Kennt er seine Kunden, produziert<br />

er genug, sind die Lagerbestände ausreichend, und<br />

nutzt er die neuen, digitalen Plattformen?»<br />

Öffentliche Daten nutzen<br />

Das siebte Handlungsfeld bewirtschaftet die Informatikfirma<br />

a2-c aus Schaffhausen virtuos. Sie greift<br />

auf eine Unmenge Daten zurück und verwendet<br />

diese für ihre Applikationen. Das Unternehmen<br />

wurde vor 16 Jahren von Luzi Anderegg und Martin<br />

Ahrend gegründet. Sie entwickelten eine E-Learning-<br />

Plattform für Blended Learning. Dabei wird der klassische<br />

Unterricht mit computergestützten Formen<br />

kombiniert. Bei einer Zusammenarbeit mit der<br />

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

(ZHAW) wollte man ursprünglich die Thematik<br />

Gebäudesanierung attraktiver gestalten und eine<br />

E-Learning-Lösung für Studierende entwickeln. Das<br />

Vorhaben scheiterte an der Finanzierung, doch aus<br />

der geleisteten Arbeit entstand eine Idee. Mit möglichst<br />

vielen öffentlich zugänglichen Daten entwickelte<br />

a2-c eine Applikation, welche dem Laien eine<br />

erste Einschätzung für eine Gebäudesanierung gibt.<br />

«Das Programm gibt einen ersten Überblick», erklärt<br />

Martin Ahrend. «Damit sollte man aber immer noch<br />

zu einem Energieberater gehen.» Die Seite evalo.ch<br />

greift auf Daten der Landestopografie zurück, um<br />

das richtige Gebäude zu lokalisieren. Mit den Eingaben<br />

des Besitzers und den hinterlegten Erfahrungswerten<br />

können die Sanierungsmassnahmen und<br />

Kosten abgeschätzt werden. Dank der bekannten<br />

Lage des Gebäudes können beispielsweise Solarstromerträge<br />

einer Photovoltaikanlage abgeschätzt werden.<br />

Zu guter Letzt zeigt evalo.ch dank der hinterlegten<br />

kantonalen Steuerrechner auch, ob und wie<br />

die Investition von den Steuern abgezogen werden<br />

kann. «Wir erfassen keine Daten selbst», erklärt Martin<br />

Gross, der für evalo.ch zuständig ist. «Alle Daten,<br />

die wir verwenden, sind sowieso vorhanden.»<br />

→<br />

01/<strong>2021</strong> 9<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIGITALE TRANSFORMATION<br />

«Mit jedem verkauften<br />

Schuh kommt ein neues Mitglied in<br />

unsere Community.»<br />

Profiteur soll zahlen, nicht der Nutzer<br />

Die Applikation ist für den Nutzer gratis, er wird<br />

auch nicht an mögliche Firmen weitergeleitet oder<br />

erhält Werbemails. «Finanziert wird die Plattform<br />

von Firmen aus der Baubranche und einer Bank»,<br />

so Martin Ahrend. Dies beeindruckt auch Marc K.<br />

Peter von der FHNW: «Dieser Ansatz ist interessant<br />

und zukunftsgerichtet. Finanzieren soll ein solches<br />

Portal der Profiteur, nicht der Nutzer.» Schlussendlich<br />

würden die Firmen und Banken ja von Haussanierungen<br />

generell profitieren. Potenzial sieht<br />

der Wissenschaftler noch im digitalen Marketing,<br />

auch einem Handlungsfeld der digitalen Transformation.<br />

«Ein tolles Produkt, eine moderne Website,<br />

ein zukunftsgerichteter Markt», so Peter. «Doch das<br />

müsste jetzt von allen Beteiligten noch stärker in den<br />

Markt getragen werden.» Partnerschaften etwa mit<br />

Verbänden oder Gebäudeversicherungen wären hier<br />

eine Möglichkeit. a2-c selbst arbeitet bereits weiter<br />

an Applikationen, zum Teil abgeleitet aus evalo.ch.<br />

«Die Ideen gehen uns nie aus», meint Martin Ahrend<br />

lachend. «Umsetzen können wir<br />

wohl gar nicht alle.»<br />

Glossar <br />

* Customer Journey bezeichnet<br />

die Phasen, die ein<br />

Kunde durchläuft, bevor und<br />

während er sich für den<br />

Produktkauf entscheidet.<br />

** Ein Testimonial bezeichnet<br />

die Fürsprache einer<br />

bekannten Person für ein<br />

Produkt, wodurch die<br />

Glaubwürdigkeit für die<br />

Konsumenten erhöht wird.<br />

*** Supply Chain Management<br />

umfasst die Planung und das<br />

Management aller Aktivitäten,<br />

die mit der Beschaffung,<br />

der Verarbeitung und dem<br />

gesamten Logistikmanagement<br />

zu tun haben. Dazu<br />

zählen auch sämtliche<br />

Vertriebspartner.<br />

Eric Braunschweiler, CEO GNL Footwear<br />

Bekannte Sohle<br />

weiterentwickelt<br />

Auf eine Idee geht auch die <strong>Firma</strong><br />

von Jürg Braunschweiler und seinem<br />

Sohn Eric zurück. Ihnen<br />

gehört GNL Footwear. Begonnen<br />

hat alles damit, dass Jürg Braunschweiler<br />

eine Laufsohle entwickelt<br />

hat, die in der Vorwärtsrückwärts-Bewegung<br />

stärker gedämpft<br />

ist. Das Patent dafür hat<br />

er verkauft, entstanden sind daraus<br />

die On-Laufschuhe, in die<br />

mittlerweile sogar Roger Federer<br />

investiert hat. Die Braunschweilers<br />

haben aber damals auch eine<br />

360-Grad-Sohle entwickelt. «Sie<br />

dämpft in alle Richtungen», erklärt<br />

Eric, der das Unternehmen<br />

mittlerweile als CEO führt. Weil<br />

niemand Interesse an diesem<br />

Patent hatte, bauten Vater und Sohn ihre eigene<br />

Schuhmarke auf. Entstanden ist GNL Footwear, die<br />

sich vor allem auf Lifestyle-Schuhe im klassischen<br />

Design konzentriert. «Der Anfang war hart», blickt<br />

Eric Braunschweiler zurück. «Wir klapperten den<br />

Fachhandel ab und mussten viele Rückschläge einstecken.»<br />

So machte GNL aus der Not eine Tugend<br />

und baute den eigenen Webshop auf. Schuhe online<br />

zu bestellen, sei vor wenigen Jahren noch kaum verbreitet<br />

gewesen, doch dank all den Onlinehändlern<br />

sei es mittlerweile normal. «Wir haben weniger als<br />

zehn Prozent Retouren», sagt der CEO stolz. Mit ein<br />

Grund ist wohl auch die Zusammenarbeit mit dem<br />

Start-up «Shoe Size Me». Anhand bekannter Marken<br />

und deren Grössen empfiehlt das Tool die entsprechende<br />

Schuhgrösse von GNL. Für die Schuhe werden<br />

nur hochwertige Materialien verwendet, das<br />

meiste in Handarbeit hergestellt. «Wir arbeiten mit<br />

einem italienischen Unternehmen zusammen, welches<br />

die Schuhe in Bulgarien produzieren lässt», so<br />

Braunschweiler. Er sei mehrmals pro Jahr vor Ort,<br />

um sich ein Bild der Produktion zu machen. «Wir<br />

arbeiten bewusst im EU-Raum, wo für unsere hohen<br />

Ansprüche die Qualität stimmt.» Die GNL-Schuhe<br />

lassen sich wieder besohlen, was in der heutigen<br />

Wegwerfgesellschaft immer mehr zum Pluspunkt<br />

wird. Und es fördert die Kundenbindung.<br />

Digitales Marketing entspricht der Zeit<br />

Von Anfang an hat GNL Footwear auf digitales Marketing<br />

gesetzt. Eine spezialisierte Online-Agentur<br />

kümmert sich um Werbung, Newsletter und Customer<br />

Journey*. «Wir sind noch im Aufbau der Community»,<br />

erklärt Eric Braunschweiler. «Aber mit<br />

jedem verkauften Schuh kommt ein neues Mitglied<br />

hinzu.» Die Kunden würden zum Beispiel daran erinnert,<br />

wenn die Neubesohlung an der Zeit sei, oder<br />

auch über Gesundheitstrends informiert. Hier arbeitet<br />

GNL mit Testimonials**. Das überzeugt auch Marc<br />

K. Peter von der FHNW. «Diese Form des digitalen<br />

Marketings ist State of the Art.» Ganz allgemein<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

→<br />

Die Ursprünge von GNL Footwear<br />

gehen auf die Erfindung<br />

der Sohle der bekannten<br />

On-Laufschuhe zurück, die Jürg<br />

Braunschweiler patentieren<br />

liess und später verkaufte.<br />

Gemeinsam mit seinem Sohn<br />

Eric, der heute CEO ist, entwickelte<br />

er eine Sohle für einen<br />

bequemen Alltagsschuh mit<br />

einer in alle Richtungen<br />

gedämpften Sohle. Die Schuhe<br />

werden in Bulgarien produziert<br />

und sowohl über den Fachhandel<br />

als auch online vertrieben.<br />

→ www.gnlfootwear.com<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

10 01/<strong>2021</strong>


DIGITALE TRANSFORMATION<br />

Leserinnen und<br />

Leser von «<strong>Meine</strong><br />

<strong>Firma</strong>» erhalten auf<br />

das gesamte<br />

Sortiment von<br />

GNL Footwear<br />

20 Prozent. Einfach<br />

online auf www.<br />

gnlfootwear.com<br />

oder im Showroom<br />

in Zürich den Code<br />

«axa20» angeben.<br />

Hat GNL Footwear mit<br />

innovativen Ideen<br />

und cleverem<br />

Marketing auf die<br />

Erfolgsspur gebracht:<br />

CEO Eric Braunschweiler.<br />

01/<strong>2021</strong><br />

11<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIGITALE TRANSFORMATION<br />

Bei der Resoplan AG<br />

wird papierlos<br />

gearbeitet:<br />

Erich Schmid und<br />

sein Team beraten<br />

Firmen bei der<br />

Logistikplanung.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

12 01/<strong>2021</strong>


DIGITALE TRANSFORMATION<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

komme der Auftritt modern und zeitgemäss daher<br />

und überzeuge. «Schweizer Werte wie Qualität und<br />

Technologie werden herausgestrichen.» Als Herausforderung<br />

sieht er das Kundenversprechen der globalen<br />

Lieferung: «Dass jeder Schuh innerhalb von<br />

drei Tagen weltweit geliefert wird, ist heute möglich.<br />

Doch es braucht dazu ein sehr gutes Supply<br />

Chain Management***, gerade bei unregelmässiger<br />

Nachfrage.» Dass diese Nachfrage sprungartig steigen<br />

kann, zeigte Eric Braunschweilers Auftritt in<br />

«Höhle der Löwen» auf einem Schweizer Privatsender.<br />

«Zwar wollten DJ Antoine und seine Kollegen<br />

nicht investieren, aber der zehnminütige Auftritt<br />

hat unserer Website einen extremen Push gegeben»,<br />

freut er sich.<br />

Für schnellere Prozesse sorgen<br />

Das Supply Chain Management ist für Erich Schmid<br />

von der Resoplan AG sicherlich kein Problem, denn<br />

er beschäftigt sich seit über 30 Jahren damit. 1988<br />

gründete er seine <strong>Firma</strong>, die vor allem in der Logistikplanung<br />

tätig ist. Was auf den ersten Blick etwas<br />

spröde klingt, ist auf den zweiten unglaublich spannend<br />

und in der digitalen Transformation zentral.<br />

Dies zeigt auch die Studie der FHNW auf und definiert<br />

die Logistikplanung bzw. das «Process Engineering»<br />

als eines der sieben Handlungsfelder. In<br />

diesem Gebiet bewegt sich Erich Schmid mit seinen<br />

fünf Angestellten. Die <strong>Firma</strong> geht auch selbst mit gutem<br />

Beispiel voran. «Früher haben wir noch grosse<br />

Papierpläne beim Kunden ausgerollt», blickt der CEO<br />

zurück. «Heute sind wir komplett papierlos und zeigen<br />

dem Kunden online 3D-Visualisierungen seiner<br />

neuen Fabrik.»<br />

Bei Lieferketten und Lagerungen hat man oft grosse<br />

Lebensmittelhändler oder Onlineshops im Kopf. Doch<br />

Die Anforderungen an Lagerung,<br />

Logistik, Automatisierung,<br />

Supply Chain Management oder<br />

Prozesse werden immer<br />

vielfältiger. Seit über 30 Jahren<br />

analysiert, plant und projektiert<br />

Resoplan solche Lösungen für<br />

Firmen insbesondere aus dem<br />

Logistik- und Transportwesen.<br />

Das können z.B. neue Fabrikgebäude,<br />

automatisierte Warenströme<br />

oder optimierte<br />

Prozesse sein. Für Resoplan<br />

arbeiten sechs Berater.<br />

→ www.resoplan.ch<br />

«Die digitale<br />

Transformation macht die<br />

Arbeit effizienter.»<br />

Erich Schmid, CEO Resoplan<br />

Resoplan kümmert sich zum Beispiel auch um Gemeinden.<br />

Gerade arbeitet sie an einem Lagerkonzept<br />

für den Werkhof einer Schweizer Kleinstadt. «Hier<br />

geht es nicht um vollautomatische Zugriffe auf ein<br />

Lager», erklärt Schmid. «Aber es stellt sich die Frage,<br />

welches Material wann und wie schnell greifbar sein<br />

muss.» So arbeitet Resoplan ein Konzept aus, welches<br />

Material vor Ort ist und welches eingelagert wird. In<br />

einem System wird das Material erfasst, sodass man<br />

auch erkennen kann, wann Reparaturen und Wiederbeschaffung<br />

nötig sind. Das alles mache die Arbeit<br />

effizienter, die Werkhof-Arbeiter könnten sich auf<br />

ihre ursprüngliche Aufgabe konzentrieren. Unzählige<br />

solche Projekte durfte Schmid mit seiner <strong>Firma</strong><br />

begleiten. Oft sind es Aufgaben, die erst erkennbar<br />

sind, wenn etwas nicht funktioniert. Dank genauer<br />

Planung, klaren Prozessen und Abläufen konnten<br />

die Shopville-Läden im Zürcher Hauptbahnhof auch<br />

während einer Bauphase beliefert werden. Hätte die<br />

Logistikplanung versagt, wäre im grössten Schweizer<br />

Bahnhof wohl ein Chaos ausgebrochen. Immer anspruchsvoller<br />

werden auch Baustellenbelieferungen.<br />

«Bei einem Aushub mitten in einer Grossstadt muss<br />

ganz klar definiert sein, wann welcher Lastwagen<br />

vorfährt», erklärt Erich Schmid. «Ansonsten wird die<br />

Baustelle blockiert.» All dies wäre ohne digitale Hilfsmittel<br />

nicht mehr möglich, in besagtem Fall zum Beispiel<br />

mit einem Ticketing-System.<br />

Alle Handlungsfelder beachten<br />

Resoplan wird damit zu einem Ermöglicher der<br />

digitalen Transformation. Und natürlich hat die<br />

<strong>Firma</strong> auch ganz grosse Aufträge, die von Grund<br />

auf konzipiert werden. «Wenn eine produzierende<br />

<strong>Firma</strong> auf der grünen Wiese eine neue Fabrik baut,<br />

ist die Logistikplanung entscheidend», führt Schmid<br />

aus. Hier erstellt Resoplan ein Konzept, definiert<br />

Prozesse, sucht Lösungen für die Automatisierung<br />

und die Lagerung bis hin zu Fahrwegen, automatischen<br />

Bestellungen und papierlosen Prozessen in<br />

den Büros. «Das alles passiert idealerweise vor dem<br />

Grundstückskauf. So können wir eine wirkliche Veränderung<br />

ermöglichen.» Dem pflichtet auch Marc K.<br />

Peter bei: «Resoplan bringt die Grundlagen für eine<br />

digitale Transformation im Bereich Technologie und<br />

Prozesse. Daraus können ganzheitliche Lösungen<br />

entstehen.» Schlussendlich sei aber auch dies lediglich<br />

ein Teil der digitalen Transformation. Es müssten<br />

immer alle Aspekte berücksichtigt werden. «Mir<br />

nützt das beste System oder der grösste Datensatz<br />

nichts, wenn ich kein klares Konzept oder die falsche<br />

Kundenorientierung habe.»<br />

Urban Henzirohs<br />

01/<strong>2021</strong> 13<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


CRM<br />

Kundenflirt auf<br />

der Datenautobahn<br />

Im Onlinezeitalter reichen ein Lächeln und nette<br />

Worte nicht mehr zum Aufbau einer treuen<br />

Stammkundschaft. Ebenso wichtig im rasant<br />

wachsenden E-Commerce ist ein sinnvolles Customer-<br />

Relationship-Management, kurz CRM. Denn<br />

wer in der digitalen Welt einen exzellenten Service<br />

bieten will, braucht Daten.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Fotos: Désirée Good<br />

Es ist Corona, keine gute Zeit für den Tante-Emma-<br />

Laden. Ebenso wenig für das Blumengeschäft oder<br />

den Ersatzteilzwischenhändler. Überall herrscht<br />

das gleiche Problem. Die Kunden kommen seltener<br />

vorbei und können nicht im Direktgespräch beraten<br />

und nach ihren Wünschen befragt werden.<br />

Das ist ein Problem. Denn wer seine Kunden nicht<br />

kennt, produziert rasch einmal ins Blaue hinaus.<br />

Das gilt für physische Konsumgüter ebenso wie für<br />

einzelne Dienstleistungen. Kurzum: Möglichst umfassende<br />

Kenntnisse der eigenen Kunden- und Zielgruppe,<br />

ihres Verhaltens, ihrer Werte und Prioritäten,<br />

sind das wichtigste Kapital für jedes Unternehmen.<br />

Reines Kopfwissen als Klumpenrisiko<br />

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Sosehr Corona<br />

die Menschen aus den Läden fernhält, so sehr<br />

können Unternehmen diese Transformation auch<br />

für ihre eigene Entwicklung nutzen. Denn es gibt<br />

taugliche Werkzeuge, die den netten Schwatz an<br />

der Verkaufstheke teilweise ersetzen können. Sogar<br />

noch mehr. Mit einem sinnvoll eingesetzten Customer-Relationship-Management<br />

(CRM) verschaffen<br />

sich Unternehmen nicht nur wertvolle Daten und<br />

Kenntnisse von ihren Kunden. Sie können auch den<br />

«Bei vielen KMU sind Kenntnisse<br />

über Kunden oft nur in den Köpfen der<br />

Eigentümer gespeichert.»<br />

Nils Hafner, Professor für Kundenbeziehungsmanagement<br />

an der Hochschule Luzern<br />

Bei Freshbox kommen nur frische<br />

Früchtchen in die Box.<br />

reinen Informationsfluss im Rahmen von Beratungen<br />

an ein solches System auslagern und damit Personalkosten<br />

einsparen.<br />

Gerade für KMU sei daher die Etablierung eines CRM<br />

ein guter Vorsatz, finden Experten. Ein Stück weit<br />

könne sogar die nachhaltige Existenz eines Betriebs<br />

davon abhängen. «Bei vielen KMU sind Kenntnisse<br />

über Kunden oft nur in den Köpfen der Eigentümer<br />

oder Vertriebsmitarbeiten den gespeichert.<br />

Das setzt solche Unternehmen einer<br />

enormen Abhängigkeit aus», sagt Nils<br />

Hafner, Professor für Kundenbeziehungsmanagement<br />

an der Hochschule Luzern.<br />

Für ihn ist in der heutigen Zeit ein funktionierendes<br />

CRM die Grundlage für eine<br />

Differenzierung über die Kundenbe-<br />

Die Freshbox Switzerland GmbH<br />

wurde 2003 in Zürich gegründet<br />

und liefert marktfrische<br />

Vitamine in Form von Früchteboxen<br />

direkt ins Büro oder nach<br />

Hause. Die Lieferungen erfolgen<br />

je nach Kundenbedarf als<br />

Einzellieferung oder im Abo. Der<br />

Firmengründer Georg Twerenbold<br />

beschäftigt heute zehn<br />

Mitarbeitende. Pro Monat wird<br />

heute rund 100ʼ000 Mal in eine<br />

Frucht gebissen, die Freshbox<br />

ausgeliefert hat. Das Unternehmen<br />

schreibt heute ebenfalls<br />

monatlich 500 bis 750 Kundenrechnungen<br />

und hat in seinem<br />

CRM rund 20ʼ000 Kundenprofile<br />

angelegt.<br />

→ www.freshbox.ch<br />

→<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

14 01/<strong>2021</strong>


CRM<br />

Checkliste<br />

auf dem Weg<br />

zum CRM<br />

KMU mit Gedanken an die Etablierung<br />

eines CRM sollten sich<br />

zunächst die folgenden Fragen<br />

stellen:<br />

?<br />

Welche Ziele will ich mit<br />

dem CRM erreichen?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

Will ich vor allem<br />

Bestellprozesse vereinfachen,<br />

indem ich schnell<br />

auf Kundendaten<br />

zurückgreifen kann?<br />

Oder will ich bei der<br />

Bestellung von<br />

B-to-B-Kunden deren<br />

Bonität online prüfen<br />

können, um ihnen<br />

bestimmte Zahlungskonditionen<br />

zu geben?<br />

Geht es eher um eine<br />

Beschleunigung der<br />

Abwicklung von Beschwerden<br />

oder Reklamationen?<br />

Oder will ich vielleicht die<br />

Gebiete meiner Aussendienstaktivitäten<br />

neu<br />

strukturieren und<br />

zuschneiden?<br />

Interessiert mich ein<br />

Sales-Forecast?<br />

Je nachdem, welches Profil sich aus<br />

der Beantwortung dieser Fragen<br />

ergibt, eignen sich andere Vorgehensweisen.<br />

Die Hochschule Luzern<br />

hat dazu vor einigen Jahren einen<br />

kleinen Praxis-Guide im BPX Verlag<br />

veröffentlicht. In der Schweiz geben<br />

viele Branchenverbände Hinweise zu<br />

typischen Systemlösungen, die auf<br />

dem Markt erhältlich sind. Man kann<br />

sich aber auch in der Branche<br />

umhören. Es gibt unzählige Anbieter<br />

von kleinen CRM-Standardsystemen.<br />

Experte Nils Hafner rät: «Eine<br />

CRM-Einführung ist etwas, das man<br />

als KMU in der Regel einmal macht.<br />

Da ist es in den meisten Fällen nicht<br />

verkehrt, sich dafür spezialisiertes<br />

Wissen einzukaufen.»<br />

Freshbox-Mitinhaber Georg Twerenbold setzt auf Convenience – bei seinem Geschäftsmodell genauso wie<br />

beim CRM.<br />

01/<strong>2021</strong><br />

15<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


CRM<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Innerhalb von zehn Jahren<br />

seit der Gründung 2010 hat<br />

sich hoffmann automobile<br />

von der Dorfgarage zum<br />

umfassenden Dienstleister<br />

für Mobilität entwickelt und<br />

die Anzahl Mitarbeitende von<br />

15 auf 150 verzehnfacht. Am<br />

Hauptsitz in Aesch BL hat das<br />

Unternehmen grosse Showrooms,<br />

moderne Werkstätten,<br />

eine Carrosserie sowie ein<br />

Reifenlager. Die Brüder<br />

Christian und Michael<br />

Hoffmann leiten das Familienunternehmen.<br />

Zwei weitere<br />

Geschwister sind ebenfalls in<br />

der <strong>Firma</strong> tätig.<br />

→ www.hoffmann-automobile.ch<br />

Foto: Kostas Maros<br />

Der Einsatz eines CRM<br />

lohnt sich sowohl<br />

für die <strong>Firma</strong> als auch<br />

für die Kunden, ist<br />

Michael Hoffmann von<br />

hoffmann automobile<br />

überzeugt.<br />

ziehung. «Ohne Wiedererkennung des Kunden kenne<br />

ich seine Bedürfnisse und Interessen nicht.» Dazu<br />

kommen vermeidbare Zusatzaufwände, auch für<br />

den Kunden selbst. «Ist kein CRM vorhanden, muss<br />

er oder sie unter Umständen bei jeder Bestellung Informationen<br />

wie Name und Adresse neu eingeben,<br />

was Zeit kostet und nervt.» Ebenso wichtig sei die<br />

Speicherung dieser Informationen, wenn es zu Reklamationen<br />

oder Rücksendungen komme. «Können<br />

der Kunde und seine Kaufhistorie sofort identifiziert<br />

werden, ist das Problem schnell zu lösen.»<br />

«Weniger ist mehr»<br />

Gute Erfahrungen mit einem CRM machen heute<br />

unzählige KMU jeder Grösse. Zum Beispiel die <strong>Firma</strong><br />

freshbox.ch in Zürich. Sie betreibt einen Webshop<br />

für frische Früchte und Gemüse und liefert diese den<br />

Kunden in Kartonboxen via Kurier direkt nach Hause<br />

oder ins Büro. Bereits bei der Firmengründung im<br />

Jahr 2003 hatte Mitinhaber Georg Twerenbold in<br />

Kooperation mit einer Internetagentur ein eigenes<br />

Backend-System entwickelt, in das ein rudimentäres<br />

Kundenmanagement integriert ist. «Das System ist<br />

funktional, passt gut in unseren operativen Alltag<br />

und führt uns verständlich und mit wenig Aufwand<br />

«Das CRM-System eröffnet uns eine<br />

äusserst wertvolle 360-Grad-Rundumsicht<br />

auf unsere Kunden.»<br />

Michael Hoffmann, Firmeninhaber hoffmann automobile<br />

oft direkt ans Ziel.» Im Geschäft von freshbox.ch<br />

seien in erster Linie Kundendaten, ihre Historie sowie<br />

die direkte Kundenkommunikation wesentlich.<br />

Diese Übersicht erlaube das vorhandene System zuverlässig.<br />

Von daher sehe er zurzeit keinen Anlass,<br />

etwas am CRM zu ändern. «In vielen Fällen zeigt sich<br />

für uns: Weniger ist mehr.»<br />

Schneller und trotzdem lückenloser<br />

Vor rund sechs Jahren hat auch hoffmann automobile<br />

aus Aesch ein CRM eingeführt. Das Familienunternehmen<br />

betreibt fünf Standorte im Raum Basel.<br />

2014 hat hoffmann automobile das beim Generalimporteur<br />

AMAG eingeführte «CRM Pro» übernommen.<br />

Für Firmeninhaber Michael Hoffmann ein<br />

klarer Gewinn: «Das System eröffnet uns eine wertvolle<br />

360-Grad-Rundumsicht auf unsere Kunden,<br />

ihre Hobbys und Fahrzeugvorlieben, aber auch ihre<br />

Werkstatthistorie.»<br />

Im Alltag profitieren die Mitarbeitenden von viel<br />

Zeitgewinn, so Hoffmann. Das CRM liefere auf Tastendruck<br />

alle verfügbaren Daten, könne damit einen<br />

Verkaufsprozess deutlich beschleunigen und ihn<br />

trotzdem lückenloser und zielorientierter gestalten.<br />

Das Gleiche gelte für das Reklamationsmanagement<br />

sowie für Marketingaktionen, welche von CRM Pro<br />

lückenlos erfasst würden.<br />

Michael Hoffmann ist überzeugt, dass es für jedes<br />

KMU, unabhängig von der Grösse, ratsam ist, sich<br />

mit dem Thema CRM zu beschäftigen. «Ganz besonders<br />

für Betriebe, die über eine Vielzahl von Kunden<br />

verfügen, etwa der Gartenbauer, das Fitnessstudio<br />

oder ein Elektrofachgeschäft.» <br />

Robert Wildi<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

16 01/<strong>2021</strong>


Erfolg<br />

Fotos: zVg<br />

Online<br />

KMU Versicherung<br />

Als Unternehmerin oder Unternehmer<br />

treffen Sie täglich viele<br />

Entscheidungen. Viele dieser Entscheidungen<br />

sind kompliziert und<br />

aufwendig. Sich für die richtige<br />

Versicherungslösung zu entscheiden,<br />

ist jedoch ganz einfach. Die<br />

KMU Versicherung der AXA passt<br />

sich den individuellen Bedürfnissen<br />

Ihres Unternehmens an – einfach,<br />

verständlich und neu auch<br />

online abschliessbar.<br />

→ www.axa.ch/unternehmen<br />

AXA auf<br />

Platz 1<br />

Leiter Mobilitätsversicherung Daniel Meier mit<br />

der Auszeichnung.<br />

Die Leser der «Auto-Illustrierten»<br />

haben zum vierten Mal die besten<br />

Marken rund um das Thema Auto<br />

gekürt. In der Kategorie «Autoversicherung»<br />

wurde die AXA erneut<br />

auf den ersten Platz gewählt.<br />

Mitarbeitergesundheit<br />

fördern<br />

Die AXA und das deutsche Start-up DearEmployee setzen sich gemeinsam<br />

für die Früherkennung und Prävention psychischer Erkrankungen<br />

am Arbeitsplatz ein. Mit der Lancierung des neuen Angebots<br />

«Arbeitsklima-Kompass» bietet der Versicherer seinen KMU-Kunden<br />

ein Instrument zur Förderung eines positiven Arbeitsklimas und der<br />

Mitarbeitergesundheit und damit zur Verhinderung von Langzeitausfällen.<br />

Beschäftigten, die unter psychischen Belastungen leiden,<br />

kann so schneller und zielgerichteter geholfen werden.<br />

Der «Arbeitsklima-Kompass» basiert auf einer von DearEmployee<br />

wissenschaftlich entwickelten und validierten Befragungsmethodik,<br />

mit der Unternehmen kontinuierlich Einblicke erhalten,<br />

welche Arbeitsbedingungen ihre Beschäftigten psychisch belasten.<br />

Das innovative Verfahren deckt neben der psychischen Gesundheit<br />

auch aktuell wichtige Themen ab, wie das Arbeiten im Homeoffice,<br />

soziale Isolation oder Digitalkompetenz.<br />

Das Instrument funktioniert schnell und einfach, indem Mitarbeitende<br />

einen Online-Fragebogen beantworten, dessen Ergebnisse<br />

und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen dem Unternehmen<br />

bereits einige Minuten danach vorliegen. Die Software von<br />

DearEmployee ist darüber hinaus mit einer künstlichen Intelligenz<br />

ausgestattet, die sich im Hintergrund an die Spezifika der Branchen<br />

und Tätigkeitsbereiche der Beschäftigten anpasst. Das Angebot<br />

wird derzeit in der Deutschschweiz getestet und je nach Erfolg<br />

in der gesamten Schweiz ausgerollt.<br />

01/<strong>2021</strong> 17<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


CYBERKRIMINALITÄT<br />

Foto: Désirée Good<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

18 01/<strong>2021</strong>


CYBERKRIMINALITÄT<br />

Die unterschätzten<br />

Cyberrisiken<br />

KMU werden von Cyberkriminellen besonders<br />

gerne ins Visier genommen. Auch die Weber Hofer Partner AG<br />

musste erfahren, wie ihr Betrieb von einem Moment<br />

auf den anderen stillgelegt wurde.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Das Architekturbüro der Weber Hofer Partner AG in<br />

Zürich sieht genau so aus, wie man sich ein Architekturbüro<br />

vorstellt. Hohe, verwinkelte Decken mit<br />

unzähligen Fenstern lassen viel Licht in den ausgebauten<br />

Dachstock und öffnen den Raum, das Innendesign<br />

wirkt schlicht und zeitlos. In den klassischen<br />

Sideboards der Marke USM reihen sich die Ordner<br />

aneinander, auf den Bürotischen überdecken sich<br />

die Baupläne gegenseitig. Übersähe man die zahlreichen<br />

Desktops, könnte man meinen, hier werde<br />

noch ausschliesslich mit Stift und Papier gearbeitet.<br />

Dem sei aber nicht mehr so, ohne Computer laufe<br />

auch bei ihnen gar nichts mehr, entgegnet Josef<br />

Hofer, Gründer und Inhaber des Unternehmens. Spätestens<br />

seit einem Freitagmorgen im Frühjahr 2019<br />

steht dies ausser Zweifel.<br />

Trügerisches Sicherheitsgefühl<br />

Als sich eine Mitarbeiterin an diesem Morgen als<br />

Erste an ihrem PC anmelden wollte, erhielt sie keinen<br />

Zugriff. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, dies<br />

kam öfter mal vor. Entsprechend<br />

wandte sie sich an den<br />

Das 1988 gegründete Architekturbüro<br />

nennt sich seit 2007<br />

Weber Hofer Partner AG<br />

und beschäftigt heute vierzehn<br />

Mitarbeitende. Sowohl über<br />

die Kantons- als auch Landesgrenzen<br />

hinaus und sogar<br />

in Asien hat das Unternehmen<br />

bereits Grossprojekte realisiert.<br />

→ www.weber-hofer.ch<br />

IT-Support. Kurze Zeit später<br />

stand jedoch bereits fest: Das<br />

Architekturbüro war einem<br />

Cyberangriff zum Opfer gefallen.<br />

«Ich hätte nicht im Traum<br />

daran gedacht, einmal von einer<br />

solchen Attacke betroffen<br />

zu sein, wir sind doch völlig<br />

uninteressant», sagt Hofer<br />

bescheiden. Mit seiner Risikowahrnehmung<br />

steht der Architekt<br />

nicht allein da. «Viele<br />

Firmen wiegen sich in falscher Sicherheit. Sie gehen<br />

davon aus, dass sie nichts zu verstecken haben und<br />

so auch kein potenzielles Angriffsziel darstellen. Entsprechend<br />

wird bei der Cybersicherheit oft gespart»,<br />

erläutert Tobias Ellenberger von der Oneconsult AG,<br />

einem auf Cyber Security spezialisierten Beratungsunternehmen.<br />

Dies spiele den Angreifern zusätzlich<br />

in die Karten. Sogenannte Phishing-Attacken, wie sie<br />

sehr häufig vorkommen, würden nämlich in der Regel<br />

grossflächig gestreut – ohne die möglichen Opfer<br />

zuerst konkret analysiert zu haben.<br />

«Unterlagen, Archiv,<br />

Mailverkehr, alles war weg.»<br />

Josef Hofer, Inhaber Weber Hofer Partner AG<br />

Dies musste auch Hofer erfahren, obwohl er bereits<br />

viel in die digitale Sicherheit investiert hatte. Er verfügte<br />

über eine Firewall, und auch das Antivirusprogramm<br />

war stets auf dem neusten Stand. Backups<br />

wurden gewissenhaft und regelmässig erstellt, und<br />

sogar eine Cyberversicherung hatte er auf Anraten<br />

seines Versicherungsberaters abgeschlossen. Trotzdem<br />

konnte sich eine sogenannte Ransomware im<br />

Server der <strong>Firma</strong> einnisten und sich so Zugang zu<br />

den internen Daten verschaffen. In den meisten<br />

Fällen passiere dies, wenn Mitarbeitende infizierte<br />

Dokumente – beispielsweise aus Anhängen erhaltener<br />

E-Mails – anklicken. «Das Personal als grösste<br />

Risikoquelle zu betiteln, erachte ich aber als falsch.<br />

Vielmehr bietet sich durch dessen richtige Ausbildung<br />

und Sensibilisierung die grösste Chance zur →<br />

01/<strong>2021</strong> 19<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


CYBERKRIMINALITÄT<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Verhinderung solcher Ereignisse», ist Experte Ellenberger<br />

überzeugt.<br />

Die Oneconsult AG ist Teil der<br />

2003 gegründeten Oneconsult-<br />

Unternehmensgruppe mit Büros<br />

in Thalwil, Bern und München.<br />

Ihre Cyber-Security-Experten<br />

beraten Kunden zu internen und<br />

externen Bedrohungen aus dem<br />

Informationssicherheitsbereich.<br />

→ www.oneconsult.com<br />

Hello, dear friend!<br />

Bereits kurz nach Aufnahme der Analysearbeiten<br />

durch die IT-<strong>Firma</strong> stand fest, dass die Eindringlinge<br />

bereits alle Daten verschlüsselt hatten. «Alles war<br />

weg, sowohl die Unterlagen zu unseren laufenden<br />

Projekten als auch das Archiv und die E-Mails», erzählt<br />

Hofer weiter. An einigen Projekten arbeiteten<br />

sie bereits seit über zehn Jahren. Sein Unternehmen<br />

verkaufe nicht ein Produkt, sondern primär Wissen.<br />

Umso prekärer der Datenverlust, da all dieses Wissen<br />

digital abgespeichert war. Während der Support<br />

versuchte, die verlorenen Daten wiederherzustellen,<br />

boten auch die Angreifer Hand – nach Zahlung einer<br />

Lösegeldsumme, versteht sich. Mit «Hello, dear<br />

friend!» begrüssten die Erpresser Hofer in einer<br />

Nachricht und forderten ihn auf, sich zum Aushandeln<br />

der Konditionen mit ihnen in Verbindung zu<br />

setzen. Er verzichtete darauf. «Bezahlen war nie eine<br />

Option, von diesen Betrügern hätten wir ja sowieso<br />

nichts bekommen», meint er bestimmt. Auch Tobias<br />

Ellenberger rät davon ab, sich im Falle eines Angriffs<br />

auf einen Deal einzulassen. Denn: «Es gibt keine Garantie,<br />

so wieder an seine Daten zu kommen. Lässt<br />

man sich erpressen, könnte dies zudem die Runde<br />

machen und weitere Angriffe nach sich ziehen.» Die<br />

Hacker seien nämlich gut vernetzt und gleich wie<br />

andere Unternehmen auch professionell organisiert.<br />

Umso wichtiger daher, sich der Folgen eines totalen<br />

Datenverlusts vorgängig bewusst zu werden und die<br />

entsprechenden Massnahmen zu treffen.<br />

Mehrfache Belastung<br />

Er sei mit einem «hellblauen Auge» davongekommen,<br />

stellt Josef Hofer heute fest. Nur einige Arbeitstage<br />

fiel der Betrieb aus, und alle Daten – ausser<br />

dem Mailverkehr der letzten Tage – konnten gerettet<br />

werden. Zudem übernahm seine Cyberversicherung<br />

einen Grossteil der Wiederherstellungskosten. So<br />

glimpflich kommen nicht alle davon, bestätigt Ellenberger:<br />

«Es gab auch schon Fälle, in denen Firmen<br />

gezwungen waren, sich auf Lösegeldforderungen<br />

einzulassen, weil sie den finanziellen Schaden infolge<br />

eines Datenverlusts sonst nicht hätten tragen<br />

können.» Ein weiterer – und laut dem Spezialisten<br />

oft zu Unrecht vergessener – Aspekt sind aber auch<br />

die psychischen Folgen einer Cyberattacke. «Für ein<br />

Team kann das extrem belastend sein. Das reicht von<br />

Schuldgefühlen bis hin zu Existenzängsten.» Am<br />

günstigsten und besten schütze man sich, «wenn<br />

man als <strong>Firma</strong> kontinuierlich seine Hausaufgaben<br />

macht und sich auf die gängigsten Szenarien vorbereitet»,<br />

führt er weiter aus. Eine hundertprozentige<br />

Sicherheit, nicht doch einmal Opfer eines Angriffs<br />

zu werden, gebe es nicht. Durch die richtigen Massnahmen<br />

könne eine <strong>Firma</strong> aber nahe an diesen Wert<br />

herankommen.<br />

«Die möglichen psychischen<br />

Folgen von Cyberkriminalität werden<br />

zu oft vergessen.»<br />

Tobias Ellenberger, COO Oneconsult AG &<br />

Vice Chairman Oneconsult International AG<br />

Besser Vorsorgen als Nachsehen<br />

Hofer hat bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt<br />

erstattet, dies war eine Auflage seiner Versicherung.<br />

Hoffnung, die Täter könnten dadurch<br />

überführt werden, habe er jedoch keine. Trotzdem<br />

sei es wichtig, Anzeige zu erstatten, hält Ellenberger<br />

dagegen und erklärt: «Mit jeder Anzeige erhält die<br />

Polizei mehr Hinweise auf die kriminellen Strukturen.<br />

Sie steht in engem Kontakt mit den internationalen<br />

Behörden – die Täter sitzen nämlich in der<br />

Regel im Ausland – und kann so zur Enthüllung<br />

der Hackerbanden beitragen.» Um nicht wieder in<br />

die Opferrolle zu geraten, hat Hofer mittlerweile<br />

aufgerüstet und speichert seine Backups nun auch<br />

auf einem zusätzlichen, vom eigenen Netzwerk getrennten<br />

Server. «Gratis gibt es nichts. Will man sich<br />

schützen, muss man investieren. Und wird man angegriffen,<br />

fährt man ganz sicher nicht günstiger»,<br />

beteuert er aus Erfahrung. <br />

Marcel Rubin<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

20 01/<strong>2021</strong>


CYBERKRIMINALITÄT<br />

Foto: zVg<br />

«Am wichtigsten sind die Mitarbeitenden»<br />

Wo besteht für Firmen das<br />

grösste Optimierungspotenzial,<br />

um sich vor Cyberattacken<br />

zu schützen?<br />

Bei rund 70 Prozent der Fälle<br />

öffnen die Mitarbeitenden das<br />

Einfallstor für Schadsoftware. Entsprechend<br />

sollte vor allem in die<br />

Ausbildung des eigenen Personals<br />

investiert werden. Nicht nur die<br />

Software muss regelmässig auf<br />

den neusten Stand gebracht werden,<br />

sondern auch die eigenen<br />

Leute. So wird das Eindringen für<br />

die Kriminellen erschwert und<br />

falls es doch zu einer Infektion<br />

kommt, wissen gut geschulte Mitarbeitende<br />

auch, wie sie reagieren<br />

müssen. Ebenfalls hilfreich ist es,<br />

bereits einen Notfallplan bereitzuhalten,<br />

bevor etwas passiert.<br />

So sind die Abläufe im Falle eines<br />

Angriffs klar, und es kann schnell<br />

reagiert werden.<br />

Im Beitrag wurde das Architekturbüro<br />

trotz aktueller<br />

Schutzsoftware erfolgreich<br />

Andrea Rothenbühler,<br />

Leiterin Cyber Insurance,<br />

AXA Schweiz<br />

angegriffen. Bringen Antivirenprogramme<br />

heute überhaupt<br />

noch etwas?<br />

Absolute Sicherheit gibt es nicht.<br />

Die Software immer aktuell zu<br />

halten, wird aber ausdrücklich<br />

empfohlen. Dadurch können<br />

beträchtliche Sicherheitslücken<br />

bereits präventiv geschlossen<br />

werden. Die AXA bietet für ihre<br />

Versicherten zudem, innerhalb<br />

des Präventionsservices einen<br />

«Schwachstellen-Scanner» an. Er<br />

erkennt sicherheitsrelevante<br />

Risiken, welche dann entsprechend<br />

durch die nötigen<br />

Massnahmen ausgeschaltet<br />

werden können. Als weitere<br />

technische Massnahme macht es<br />

unbedingt Sinn, auch vom<br />

Netzwerk unabhängige Backups<br />

zu erstellen, genau wie es Josef<br />

Hofer heute auch umsetzt.<br />

Und falls es doch zu einem<br />

Angriff kommt, wie soll man<br />

sich verhalten?<br />

Unbedingt immer Experten mit<br />

ins Boot holen. Schon bevor es<br />

zu einer Attacke kommt, sollte<br />

man mit einem IT-Dienstleister<br />

zusammenarbeiten, der die<br />

nötige Expertise mitbringt und<br />

dem man vertraut. Das verhält<br />

sich gleich wie beispielsweise bei<br />

der Wahl seiner Autogarage. Dort<br />

verlässt man sich auch darauf,<br />

dass die Mechaniker ihr Handwerk<br />

verstehen. Denn schlussendlich<br />

muss sich eine <strong>Firma</strong><br />

bewusst sein, dass sie es ist, die<br />

die Verantwortung trägt. Und wie<br />

das Beispiel von Herrn Hofers<br />

Architekturbüro gezeigt hat, stellt<br />

jedes Unternehmen, egal ob<br />

klein oder gross, ein spannendes<br />

Angriffsziel dar.<br />

AXA Cyberversicherung<br />

Angriffe auf die digitale Infrastruktur<br />

von Schweizer Firmen<br />

nehmen von Jahr zu Jahr zu.<br />

Vor allem KMU rücken vermehrt<br />

ins Visier von Internetkriminellen,<br />

da sie weniger Ressourcen<br />

in die eigene IT-Sicherheit<br />

investieren können als grosse<br />

Konzerne. Die Cyberversicherung<br />

der AXA schützt Ihre <strong>Firma</strong><br />

vor finanziellen Schäden, die im<br />

Falle einer Cyberattacke<br />

drohen. Zudem steht Ihnen als<br />

AXA Cyberversicherung-Kunde<br />

im Falle eines Cyberangriffes<br />

zusätzlich die Oneconsult AG<br />

mit Rat und Tat zur Seite.<br />

→ www.axa.ch/cyber<br />

Schützt<br />

Ihre <strong>Firma</strong><br />

AXA CYBERVERSICHERUNG<br />

und Präventionsservices<br />

Know You Can<br />

AXA.ch/cyber


MARKETING<br />

Wie man sendet,<br />

so wird<br />

man empfangen<br />

Fotos: Désirée Good<br />

Chris Hanan (Mitte) und seine Kolleginnen<br />

und Kollegen bei Webrepublic wissen, worauf es<br />

beim digitalen Marketing ankommt.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

22 01/<strong>2021</strong>


MARKETING<br />

Im digitalen Zeitalter erfolgt ein Kundenerstkontakt immer<br />

öfter online, so auch die Suche nach Partnern, die Lancierung<br />

neuer Produkte oder gar ein Vertragsabschluss. Wer kein<br />

funktionierendes digitales Marketing betreibt, verschwindet<br />

schnell vom Radar.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Sie hat uns ins Homeoffice verbannt, das Netzwerken<br />

an Events, Apéros, Tagungen oder beim<br />

Feierabendbier verunmöglicht, uns der zwischenmenschlichen<br />

Kontakte ein Stück weit beraubt. Die<br />

Corona-Pandemie hat für viele Menschen im privaten<br />

wie beruflichen Umfeld keinen Stein auf dem<br />

anderen gelassen. Gerade für KMU und Mikrofirmen,<br />

die oft nur begrenzte Marketingbudgets einsetzen<br />

können, ist der menschliche Kontakt in der<br />

Regel das wichtigste Verkaufsargument. Nochmals<br />

beschleunigt wird durch die Pandemie der ohnehin<br />

rasante digitale Wandel. Und speziell im Marketing<br />

ist eine geschärfte Onlinestrategie mit smarter Verlinkung<br />

der verschiedenen Kommunikationskanäle<br />

jetzt sicherlich angezeigt, um sichtbar zu bleiben.<br />

Doch wie geht man vor, um eine digitale Marketingstrategie<br />

so aufzugleisen, dass sie effizient ist,<br />

wirkt und nicht über das Ziel hinausschiesst? Speziell<br />

nach dem starken Aufkommen der Social Media<br />

gab es viele Unternehmen, die mit teuren Hauruckaktionen<br />

digital massiv aufrüsteten, jedoch<br />

keinen Plan hatten, welche<br />

Systeme und Kanäle wie zu bespielen<br />

sind. Es wurde Präsenz<br />

markiert und auf allen Kanälen<br />

Webrepublic ist die führende<br />

Digitalmarketing-Agentur der<br />

Schweiz. Rund 200 Mitarbeitende<br />

konzipieren, implementieren<br />

und optimieren Kampagnen<br />

aus einer Hand. Um für<br />

Kunden Marketinginnovation in<br />

Unternehmenswert zu übersetzen,<br />

denken sie Kreation, Media<br />

und Technologie stets zusammen.<br />

Über 120 nationale und<br />

internationale Kunden vertrauen<br />

auf die Expertise von<br />

Webrepublic. Dazu gehören<br />

führende Marken wie Die Post,<br />

Migros, CSS, Credit Suisse,<br />

Mammut, Bindella oder Oris.<br />

Unter dem Namen BoB – Best of<br />

Both – arbeitet das inhabergeführte<br />

Unternehmen seit 2020<br />

eng mit der Kreativagentur Wirz<br />

zusammen.<br />

→ www.webrepublic.com<br />

gesendet, oft aber ohne echte<br />

Botschaften und kolossal an<br />

den wichtigen Zielgruppen vorbei.<br />

Reine Geldverschwendung<br />

mit zusätzlichem Imageschaden<br />

im schlimmsten Fall. Bis<br />

heute ist das Know-how zum<br />

zielführenden Vorgehen vielerorts<br />

noch schwach bis gar nicht<br />

vorhanden.<br />

Der Weg zur Online-<br />

Marketing-Strategie<br />

«Um die wichtigsten Elemente<br />

einer effizienten Online-Marketing-Strategie<br />

zu bestimmen,<br />

muss sich ein Unternehmen<br />

vorerst schonungslos mit seinem<br />

Ist-Zustand befassen»,<br />

sagt Chris Hanan, Partner bei<br />

Webrepublic. Das Zürcher Beratungsunternehmen<br />

für digitales<br />

Marketing hat rund 200<br />

ausgewiesene Spezialistinnen<br />

Quelle: Prof. Dr. Marc K. Peter, kmu-transformation.ch<br />

Online-Strategie<br />

in sieben Schritten<br />

Wie geht man zielführend vor, um als KMU mittels<br />

Online-Marketing gesehen zu werden und Nutzwert zu<br />

generieren? Eine Kurzanleitung.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Maturitätsanalyse zur Potenzialeinschätzung:<br />

Wo stehe ich heute? Ist bereits ein digitales<br />

Marketingkonzept vorhanden? Werden Online- und<br />

Offline-Massnahmen bereits sinnvoll miteinander<br />

verknüpft?<br />

Interne Analyse: Identifikation des Ist-Zustands<br />

mit Fokus auf Prozesse, Daten und Leistungen des<br />

Unternehmens.<br />

Externe Analyse: Kunden, Markt, Technologien.<br />

Identifikation des Soll-Zustands (Kundensegmente,<br />

die eigene Positionierung im Markt etc.).<br />

Digitale Vision, Strategie und Soll-Prozesse:<br />

Welche Ziele wollen wir erreichen? Wie gelangen<br />

wir zum Soll-Zustand? Entscheidung über die<br />

digitale Strategie und über die Massnahmen, mit<br />

denen man den Soll-Zustand erreichen will.<br />

Roadmap und Implementierung von «Quick-<br />

Wins»: Erste Verbesserungen, die sofort etwas<br />

bewirken.<br />

Digital Leadership und Change Management:<br />

Etablierung eines «Digital-First-Mindsets» im<br />

gesamten Unternehmen.<br />

Go-to-Market: Umsetzung von Digitalmarketing-Massnahmen<br />

und Etablierung einer<br />

Test- & Learn-Mentalität.<br />

und Spezialisten in den eigenen Reihen und zählt<br />

mehr als 120 Marken aus 30 Ländern zu seinem Kundenstamm.<br />

Erst eine solche Analyse des Status quo<br />

schaffe die Grundlage zur Ableitung und Entwicklung<br />

einer erfolgversprechenden Digitalstrategie.<br />

Am Anfang dieses Prozesses stehen zwei Fragen:<br />

Was will ich mit meiner Marketingstrategie er-<br />

→<br />

01/<strong>2021</strong> 23<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


MARKETING<br />

reichen, und welche Zielgruppen will ich ansprechen?<br />

Wenn diese Parameter definiert<br />

sind, können konkrete Leistungsindikatoren<br />

(KPIs) abgeleitet werden, die als Grundlage<br />

für die künftige Digitalmarketingstrategie<br />

dienen. Dann geht es um die Erarbeitung von<br />

passenden Botschaften und die Auswahl respektive<br />

Verknüpfung der dafür geeigneten<br />

Kanäle. «Zu guter Letzt muss ein taktischer<br />

Plan für die Umsetzung erarbeitet werden»,<br />

sagt Chris Hanan.<br />

«Die Investition in einen hochwertigen<br />

Onlineauftritt kann langfristig Beratungsund<br />

Personalkosten senken.»<br />

Chris Hanan, Partner bei Webrepublic<br />

Nicht überborden, Wirkung laufend testen<br />

Der Profi warnt aber vor zu viel gut gemeinter<br />

Euphorie. «Oft besteht das Risiko, dass<br />

man in diesem Strategieprozess vor lauter<br />

Trends und neuen Technologien das kundenzentrierte<br />

Denken und Handeln etwas aus<br />

den Augen verliert.» Die Folge seien nicht selten<br />

überbordende Massnahmen, etwa Investitionen<br />

in x-verschiedene Marketingaktivitäten<br />

und Inhalte, von denen zahlreiche für<br />

die Zielgruppe respektive den Kunden gar<br />

nicht relevant seien. Auch rät Chris Hanan<br />

dringend dazu, die digitale Strategie keinesfalls abgesondert<br />

von der «klassischen» Marketingstrategie<br />

zu entwickeln. «Die Bereiche Online und Offline<br />

müssen zusammen gedacht und ergänzend genutzt<br />

werden.»<br />

Ein sinnvoller Weg, die Wirksamkeit der eigenen<br />

Strategie stets unter Kontrolle zu halten, sei deshalb<br />

der sogenannte «Test-and-Learn-Ansatz». Damit lasse<br />

sich situativ feststellen, welche Art von Inhalten bei<br />

einer Zielgruppe funktioniere und welche nicht.<br />

Hanan macht ein Beispiel: «Man kann den gleichen<br />

Inhalt einmal in Form einer Infografik, einmal als<br />

Experteninterview publizieren und danach analysieren,<br />

welches Format besser ankommt.» Das gleiche<br />

Prinzip lässt sich beliebig ausweiten, etwa mit dem<br />

Vergleich der Wirkung einer Botschaft, einmal als<br />

Checkliste, einmal als Fliesstext ausgespielt.<br />

Daten sammeln, Daten nutzen<br />

Dieses schrittweise Vorgehen hilft laut dem Experten<br />

allen Unternehmen beim Verstehenlernen, wer ihre<br />

Kundinnen und Kunden wirklich sind, wonach diese<br />

suchen und was sie interessiert. «Diese wertvollen<br />

Informationen ermöglichen den KMU, auch kleine<br />

Marketingbudgets sehr zielgerichtet und effizient<br />

einzusetzen.» Als Voraussetzung für eine konkrete<br />

digitale Marketingaktion müssen sie sich vorerst<br />

eine solide Datenbasis aneignen. Geeignete Instru-<br />

Auch eine digitale Marketingstrategie sollte gut durchdacht sein.<br />

mente dafür sind beispielsweise Tools wie Google<br />

Analytics oder funktionierende CRM-Systeme, sagt<br />

Chris Hanan. «Durch deren Interpretation und Nutzung<br />

kann man nachvollziehen, wie die tatsächliche<br />

User Journey aussieht, und somit die passenden Inhalte<br />

für die richtigen Kanäle bestimmen.»<br />

Je nach Ziel können die erhobenen Daten in kürzeren<br />

oder längeren Abständen ausgewertet werden.<br />

«Die Regel ist», so Chris Hanan, «dass Bekanntheitsziele<br />

nicht über Nacht, reine Verkaufsziele hingegen<br />

schon kurzfristiger erfüllt werden können.»<br />

Beratungsaufwand und Personalkosten einsparen<br />

Neben der Aussicht auf mehr Bekanntheit und bessere<br />

Verkaufszahlen kann eine funktionierende<br />

Digitalmarketingstrategie auch auf der Kostenseite<br />

erhebliche Vorteile bringen. Mit einer gut gestalteten<br />

Website lasse sich heute problemlos die gesamte<br />

Produktpalette abbilden und erklären, sagt Chris<br />

Hanan. Je nach Produkt sogar noch deutlich ausführlicher,<br />

als dies ein Mitarbeitender im Aussendienst<br />

leisten könne. «Deshalb kann die Investition<br />

in einen hochwertigen Onlineauftritt durchaus langfristig<br />

Beratungs- und Personalkosten senken.» Im<br />

Vergleich zu einer physischen Filiale ist ein Webshop<br />

auch durchgehend geöffnet.<br />

Eine gezielte Investition in die digitale Transformation<br />

lohnt sich. Dafür sprechen allein schon die<br />

Marktzahlen. Online generierte Umsätze legen in der<br />

Schweiz Jahr für Jahr um rund 10 Prozent zu, wie<br />

Chris Hanan sagt. «Seit dem Ausbruch der Corona-<br />

Pandemie beschleunigt sich das Wachstum, und man<br />

rechnet bis Ende Jahr mit einer Steigerung um bis zu<br />

30 Prozent gegenüber 2019.» Für <strong>2021</strong> sei mit einem<br />

anhaltend rasanten Wachstum zu rechnen.<br />

<br />

Robert Wildi<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

24 01/<strong>2021</strong>


CYBERRISIKEN<br />

Schutz im Netz<br />

Datenlecks, Hackerangriffe oder Cybermobbing<br />

sind in den vergangenen Jahren zu einer ernsthaften<br />

Bedrohung geworden. Gerade in der Corona-Krise<br />

haben kriminelle Aktivitäten im Internet zugenommen –<br />

und fordern auch KMU. Was Unternehmer tun können,<br />

um sich im Netz zu schützen.<br />

direkten oder indirekten finanziellen<br />

Schaden zuzufügen oder diese in Misskredit<br />

zu bringen.<br />

Und wie kann man sich gegen diese<br />

Risiken schützen?<br />

Einerseits sollte, wo möglich, auf technologiegestützte<br />

Schutzmechanismen<br />

zurückgegriffen werden. Im privaten<br />

Bereich können das automatisierte<br />

Monitorings sein, welche direkt informieren,<br />

wenn es zu einem Vorfall kam.<br />

Im KMU-Bereich sprechen wir hier von<br />

geschützten Servern und Internetverbindungen.<br />

Diese Massnahmen allein<br />

werden jedoch den grössten Risikofaktor,<br />

die «Schwachstelle Mensch», nicht<br />

ausschalten können. Deshalb gilt es,<br />

Awareness und Sensibilität für Cyberrisiken<br />

sowohl im privaten als auch im<br />

Arbeitsumfeld zu schaffen.<br />

Foto: zVg<br />

Silenccio-CEO Katrin Sprenger<br />

weiss, wie man sich vor kriminellen<br />

Aktivitäten im Netz schützen kann.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Das Zürcher Start-up Silenccio<br />

ist seit 2019 Kooperationspartner<br />

der AXA: Der innovative<br />

Onlinedienst bietet privaten<br />

Nutzerinnen und Nutzern Hilfe<br />

und Schutz bei Vorfällen im<br />

Bereich Onlineshopping,<br />

Hacking- und Phishing-Attacken<br />

sowie Cybermobbing.<br />

→ www.silenccio.com<br />

Obschon wir alle das Internet auf vielfältige<br />

Weise nutzen, sind die meisten<br />

Privatpersonen und auch viele KMU nur<br />

ungenügend gegen mögliche Folgen von<br />

Onlinerisiken abgesichert. Silenccio-<br />

CEO Katrin Sprenger erklärt, weshalb<br />

das Thema auch für KMU relevant<br />

ist und wie sie sich im FALL wehren<br />

können.<br />

Katrin Sprenger, wie gross ist das Risiko<br />

heute, Opfer einer Cyberattacke zu<br />

werden?<br />

Sehr hoch. Im europäischen Vergleich<br />

nimmt die Schweiz im Bereich der<br />

Cyberattacken einen der vorderen<br />

Plätze ein. Das betrifft alle Ebenen –<br />

sowohl Privatpersonen als auch KMU.<br />

Entsprechend sollte das Thema auch<br />

gesamthaft betrachtet und angegangen<br />

werden.<br />

Welches sind die grössten Onlinerisiken?<br />

Ein Grossteil der Fälle sind digitale<br />

Formen des Betrugs – das fängt bei<br />

gefälschten Onlineshops an und geht<br />

über Hacking-Angriffe bis hin zu<br />

grossangelegten Phishing-Attacken. Die<br />

Ausprägungen dieser Fälle variieren<br />

zwar, die Ziele der Angreifer sind aber<br />

die gleichen: Durch das Ausnutzen<br />

von Unwissenheit oder technischen<br />

Sicherheitslücken wird versucht, einer<br />

Privatperson oder einem Unternehmen<br />

Wie reagiere ich, wenn ich eine<br />

Auffälligkeit bemerke?<br />

Je schneller ein Angriff identifiziert<br />

wird, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

den Schaden zumindest begrenzen<br />

zu können. Deswegen an dieser<br />

Stelle auch die Empfehlung, bereits im<br />

Vorfeld klare Prozesse und Kommunikationswege<br />

zu definieren, um im Ernstfall<br />

keine wertvolle Zeit zu verlieren.<br />

Welche Schäden können speziell im<br />

KMU-Bereich entstehen?<br />

Neben den direkten finanziellen Schäden<br />

durch Betrug kann es insbesondere<br />

dann, wenn ganze Systeme lahmgelegt<br />

werden, zu Ertragsausfällen kommen.<br />

Werden Daten gestohlen, befindet sich<br />

das Unternehmen schnell in der Situation,<br />

den gesetzlich verankerten Schutz<br />

der Daten nicht mehr gewährleisten zu<br />

können, woraus wiederum Reputationsschäden<br />

und in der Folge der Verlust<br />

von Kunden und Geschäftspartnern resultieren<br />

können. Das Vertrauen in die<br />

<strong>Firma</strong> kann grossen und nachhaltigen<br />

Schaden nehmen.<br />

Was ist Ihre abschliessende Empfehlung<br />

zum Schutz gegen Cyberrisiken?<br />

Sensibilisierung für das Thema sowohl<br />

im privaten als auch im Arbeitsumfeld<br />

und mögliche Schäden über eine<br />

Versicherung absichern. Auch wenn die<br />

Risiken abstrakt erscheinen, sie sind<br />

es nicht. Die Gefahr, Opfer zu werden,<br />

steigt laufend. Interview: Melanie Ade<br />

01/<strong>2021</strong> 25<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIE GRAFIK: DIGITALISIERUNG<br />

DIE GRAFIK: Digitalisierung und KMU<br />

Digitale Transformation<br />

Die Treiber der digitalen Transformation sind neue Datenquellen,<br />

Technologien sowie Anforderungen von Markt und Geschäftspartnern.<br />

Dadurch entstehen Potenziale, welche KMU aktiv<br />

und in einer gesunden Balance nutzen können.<br />

Begriffswirrwarr<br />

Unterschiedliche Begriffe,<br />

ähnliche Bedeutung<br />

Digitale Wende<br />

Dritte Revolution<br />

Mehr Umsatz dank<br />

Industrie 4.0?<br />

Nur 13% der KMU aus der<br />

Schweizer Maschinen-,<br />

Elektro- und Metallindustrie<br />

glauben, dass sie ihren Umsatz<br />

mit Industrie 4.0 steigern<br />

können. Bei den Grossunternehmen<br />

sind es 21%. Den<br />

grössten Nutzen von Industrie<br />

4.0 sehen alle Firmen in der<br />

Steigerung der Produktivität<br />

und der Schaffung von<br />

Zusatznutzen für ihre Kunden.<br />

Digitalisierung<br />

Computerisierung<br />

Digitale Transformation<br />

Industrie 2025<br />

Drei Gründe für<br />

die digitale<br />

Transformation<br />

Vorbild Veriset<br />

Der Küchenbauer Veriset ist<br />

«Digital Transformation KMU»<br />

des Jahres 2019. Das Luzerner<br />

Unternehmen hat seit 2015<br />

ein umfassendes Programm<br />

zur digitalen Transformation<br />

implementiert und damit<br />

die Jury des Swiss Digital<br />

Economy Award überzeugt.<br />

2. Daten<br />

Ein digitaler Datenaustausch<br />

macht den Informationsfluss<br />

einfacher und schneller.<br />

1. Produktion<br />

Automatisierte Systeme<br />

und Maschinen fördern<br />

Effizienz, Nachverfolgbarkeit<br />

und Überprüfung.<br />

40%<br />

der KMU hatten im<br />

Jahr 2018 noch gar<br />

keine Strategie zur<br />

digitalen Transformation<br />

definiert.<br />

25%<br />

verfügten über<br />

eine Strategie,<br />

die das ganze<br />

Unternehmen<br />

umfasst.<br />

19%<br />

hatten eine Strategie<br />

für einzelne Abteilungen<br />

oder Teilaspekte<br />

der digitalen Transformation.<br />

buy<br />

3. Kunden<br />

Zielgruppen und Bedürfnisse<br />

können genau definiert und die<br />

eigenen Dienstleistungen optimal<br />

darauf ausgerichtet werden.<br />

Illustration: Daniel Karrer<br />

Digitale Dinos<br />

85% der Schweizer KMU gelten als «digitale Dinosaurier» –<br />

sprich: als Unternehmen, die weder ihr Kundenerlebnis<br />

noch ihre operativen Prozesse digitalisiert haben.<br />

85%<br />

Digitale «Kreidezeit»<br />

Digitale Master<br />

Lediglich 9% der KMU stufen<br />

ihr Unternehmen als «digitalen<br />

Master» ein.<br />

Jahr 2020<br />

9%<br />

Neuzeit<br />

Quellen: kmu.admin.ch; wirtschaftslexikon.gabler.de; HWZ, Studie «Digital Switzerland 2018»; Swissmem, Umfrage «Wie steht es mit der Umsetzung von Industrie 4.0?», 2016; digitaleconomyaward.ch<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

26 01/<strong>2021</strong>


Verantwortung<br />

Starke<br />

Partnerschaft<br />

Fotos: Shutterstock/sarayut_sy<br />

Die neue Plattform «Impact Finance<br />

Forum» von NZZ Connect<br />

will einen aktiven Beitrag zur<br />

Förderung eines nachhaltigen<br />

Schweizer Finanzplatzes leisten<br />

und vernetzt relevante Akteure<br />

des Schweizer Finanzplatzes<br />

mit Entscheidungsträgern aus<br />

Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.<br />

Die AXA engagiert sich als<br />

Partnerin und will damit den Dialog<br />

über Nachhaltigkeitsthemen<br />

in der Finanzbranche stärken.<br />

Guter<br />

Arbeitgeber<br />

Zum vierten Mal hat die AXA das<br />

Label «Friendly Work Space» erhalten.<br />

Diese Auszeichnung verleiht<br />

die Gesundheitsförderung<br />

Schweiz an Firmen, die vorbildliche<br />

Arbeitsbedingungen bieten.<br />

Nachhaltige<br />

Investitionen<br />

Im Dow Jones Sustainability Index (DJSI), der die weltweit grössten<br />

Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit beurteilt, erreichte die AXA<br />

für das Jahr 2020 insgesamt 88/100 Punkte, was einem Anstieg von<br />

5 Punkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dadurch konnte die<br />

AXA ihr Ranking in der Versicherungsbranche vom dritten auf den<br />

zweiten Platz verbessern. Für das Ranking sind insgesamt 129 Versicherer<br />

weltweit beurteilt worden.<br />

Daniel Gussmann, Chief Investment Officer der AXA Schweiz: «Unser<br />

hervorragendes Ranking im DJSI zeigt, dass unsere Nachhaltigkeitsstrategie<br />

einer klaren Richtung folgt. Als eine der grössten Vermögensverwalterinnen<br />

weltweit nehmen wir unsere Verantwortung in<br />

Nachhaltigkeitsthemen sehr ernst und wollen als Vorreiterin vorangehen.»<br />

Die AXA bezieht bei sämtlichen Anlageentscheiden die Kriterien Umwelt,<br />

Soziales und Unternehmensführung, also die sogenannten ESG-<br />

Kriterien (Environmental, Social, Governance), mit ein und investiert<br />

gezielt in Firmen, die nachhaltig wirtschaften. Daniel Gussmann:<br />

«Geschäft, das nicht nachhaltig ist, ist für uns nicht tragbar. Nachhaltigkeitsfaktoren<br />

spielen daher eine Schlüsselrolle in unserem<br />

Anlageprozess. Erfüllen Firmen unsere ESG-Richtlinien nicht und<br />

sind keine Verbesserungen erkennbar, tätigen wir keine weiteren Investitionen<br />

in diese Unternehmen und schliessen gewisse Sektoren<br />

teilweise oder ganz aus.»<br />

01/<strong>2021</strong><br />

27<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


RECHTSBERATUNG<br />

Per Mausklick zum<br />

Rechtsberater<br />

Lisa-Ann Preuss, Gründerin der Online-Marketing-Agentur<br />

LA Click, wollte Verträge rechtlich prüfen lassen, ohne<br />

extra einen teuren Anwalt zu engagieren. Hilfe fand sie auf<br />

einer digitalen Rechtsberatungsplattform.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Foto: Daniel Winkler<br />

Seit ihrem Praktikum bei Google brennt Lisa-Ann<br />

Preuss für das Online-Marketing. LA Click GmbH<br />

heisst das Start-up, das die 27-Jährige vor knapp<br />

sechs Jahren zum Leben erweckt hat und seit 2018<br />

als GmbH führt. Die Dienstleistungen des jungen<br />

Unternehmens reichen von der Suchmaschinen-optimierung<br />

über die Erstellung von Content bis hin<br />

zur Übernahme sämtlicher Online-Marketing-Aktivitäten<br />

einzelner Kunden.<br />

Rechtsschutz für digitalaffines Publikum<br />

Für die Erbringung gewisser Services geht das Startup<br />

Partnerschaften mit Drittfirmen ein, beispielsweise<br />

bei Offline-Werbemassnahmen. Rechtliche Detailfragen<br />

regelt dabei ein Partnervertrag. Lisa-Ann<br />

Preuss verfügte über eine entsprechende Vorlage,<br />

wollte das Dokument jedoch auf Herz und Nieren<br />

geprüft haben. Es musste also ein Rechtsberater her.<br />

Sich in der analogen Welt nach einem Rechtsanwalt<br />

umzusehen, war für die onlineaffine Gründerin von<br />

LA Click keine Option. Fündig wurde sie schliesslich<br />

auf der digitalen Rechtsratgeber-Plattform MyRight:<br />

«Praktisch fand ich, dass ich hier auch ohne eine<br />

Rechtsschutzversicherung eine einmalige telefonische<br />

Rechtsberatung buchen konnte», so die aufgestellte<br />

Jungunternehmerin.<br />

Schnelle Hilfe für Rechtssuchende<br />

Auch der unkomplizierte Ablauf der Beratung ist<br />

Lisa-Ann Preuss in positiver Erinnerung geblieben:<br />

«Ein Klick auf der Website, ein paar Angaben zum<br />

Anliegen und das Einreichen des Dokuments genügten,<br />

schon konnte ich einen Beratungstermin<br />

buchen.» Wenige Tage danach wurde sie zum vereinbarten<br />

Zeitpunkt von einem Rechtsanwalt angerufen.<br />

«Der Herr hatte meine Unterlagen bereits<br />

eingehend geprüft und klärte mit mir einige Detailfragen»,<br />

so Lisa-Ann Preuss. Nach dem Gespräch<br />

nahm der Rechtsanwalt finale Anpassungen am Vertrag<br />

vor und lieferte das endgültige Dokument we-<br />

nige Tage später. Keine Woche<br />

nachdem Lisa-Ann Preuss den<br />

Service gebucht hatte, hatte<br />

sie ein pfannenfertiges Dokument<br />

in der Hand. «Nun ist<br />

alles sauber aufgesetzt, und<br />

ich kann die Verträge für viele<br />

künftige Projekte nutzen», so<br />

die Firmeninhaberin.<br />

LA Click ist eine Schweizer<br />

Online-Marketing-Agentur.<br />

Als zertifizierter Google-Partner<br />

setzt LA Click alles daran,<br />

Unternehmen mit einer<br />

individuellen Online-Marketing-<br />

Strategie im Internet attraktiv<br />

zu positionieren.<br />

Je nach Zielgruppe kann diese<br />

Strategie Suchmaschinenoptimierung<br />

(SEO), Google Ads<br />

sowie Social Media Marketing &<br />

Advertising beinhalten.<br />

LA Click wurde 2015 gegründet<br />

und beschäftigt mittlerweile<br />

zehn Mitarbeitende.<br />

→ www.laclick.com<br />

Kompetente Auskunft zu<br />

einem fairen Preis<br />

Nebst der professionellen Beratung<br />

sieht Lisa-Ann Preuss<br />

den grössten Mehrwert von<br />

MyRight im einfachen Zugang<br />

zu einer juristischen Fachperson:<br />

«Ich musste nicht stundenlang<br />

recherchieren, sondern erhielt mit wenigen<br />

Klicks eine kompetente Person zur Seite gestellt.»<br />

In diesem Fall war dies ein externer Rechtsanwalt,<br />

der von der AXA-ARAG eingesetzt wurde. «Je nach<br />

Anfrage beantworten interne Juristen das Anliegen<br />

selber, oder aber wir geben das Mandat an einen<br />

externen Partner weiter», sagt Lea Baumann Hahn,<br />

Leiterin Market Management bei der AXA-ARAG.<br />

Auch aus Kostensicht ist das Angebot lukrativ. «Die<br />

Kundinnen und Kunden schätzen es, nur für den Service<br />

zu zahlen, der von uns auch wirklich erbracht<br />

wird», so Lea Baumann Hahn. Gerade KMU und<br />

Start-ups, die nicht über eine eigene Rechtsabteilung<br />

verfügen, sind froh über das Rechtsberatungspaket,<br />

durch das sie kompetente rechtliche Unterstützung<br />

von Rechtsexpertinnen und -experten erhalten, ohne<br />

dafür einen Anwalt engagieren zu müssen. «Nicht<br />

nur war mein Vertrag nach der Beratung durch die<br />

AXA-ARAG einwandfrei aufbereitet, mir wurde auch<br />

die Suche nach rechtlichem Support abgenommen.<br />

Und das alles für einen mehr als fairen Preis», pflichtet<br />

Lisa-Ann Preuss dem bei. Marion Banholzer<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

28<br />

01/<strong>2021</strong>


RECHTSBERATUNG<br />

MyRight<br />

Auf dem digitalen Rechtsratgeber<br />

MyRight finden<br />

Unternehmen zahlreiche<br />

Antworten auf rechtliche<br />

Fragen sowie Vorlagen und<br />

Checklisten. Bei komplexeren<br />

rechtlichen Fragen<br />

bietet MyRight eine<br />

telefonische Rechtsberatung,<br />

bei Bedarf mit<br />

Dokumentenprüfung.<br />

Hinter MyRight stehen die<br />

rund 150 Rechtsexpertinnen<br />

und Juristen der<br />

AXA-ARAG Rechtsschutz AG.<br />

So kommt man in wenigen<br />

Minuten zur gewünschten<br />

Rechtsauskunft.<br />

1.<br />

Beratung<br />

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→ myright.ch/business<br />

Lisa-Ann Preuss ist digital<br />

unterwegs – im Beruf und in<br />

der Rechtsberatung.<br />

01/<strong>2021</strong> 29<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


INTERVIEW<br />

«Die Digitalisierung ist<br />

zu einem<br />

Hype geworden»<br />

Seit der Gründung der Online-Plattform Digitec Galaxus<br />

zählt FDP-Nationalrat Marcel Dobler zu den digitalen<br />

Pionieren der Schweiz. Weshalb er bei seinem heutigen<br />

Unternehmen auf das persönliche Kundenerlebnis setzt,<br />

erzählt der Unternehmer im Interview.<br />

Fotos: Raffael Waldner<br />

Marcel Dobler, als Mitbegründer und ehemaligen<br />

CEO von Digitec Galaxus bringt man Sie eher<br />

mit Digitalisierung und neuen Technologien in<br />

Verbindung – weshalb haben Sie das Traditionshaus<br />

Franz Carl Weber übernommen?<br />

Ich bin ein «Franz Carl Weber»-Kind und verbinde<br />

mit dieser Marke viele Kindheitserinnerungen. Es<br />

war eine Herzensangelegenheit: Das Unternehmen<br />

steckte in Schwierigkeiten, und ich traute mir zu, es<br />

zu retten – also ergriff ich die Chance.<br />

Sie sind ehemaliger Spitzensportler –<br />

spielte in Ihren Überlegungen auch ein Quäntchen<br />

Ehrgeiz mit?<br />

Ich hätte sicher einfachere Herausforderungen annehmen<br />

können. Die Retailbranche und insbesondere<br />

der Spielwarenmarkt sind hart umkämpft, und<br />

es brauchte eine gehörige Portion Unternehmertum,<br />

um diese <strong>Firma</strong> wieder fit zu machen. Im Vordergrund<br />

stand aber der Gedanke, Franz Carl Weber zu<br />

retten.<br />

Ein ambitioniertes Unterfangen.<br />

Ja. Die Marke Franz Carl Weber war in der Vergangenheit<br />

lange sehr erfolgreich und steht für Qualität<br />

und Tradition. Man hat es aber viele Jahre lang<br />

versäumt, in die Bereiche Innovation und Digitalisierung<br />

zu investieren.<br />

Hat Franz Carl Weber die Digitalisierung<br />

verschlafen?<br />

Absolut. Es war erschreckend, zu sehen, wie wenig<br />

in der Vergangenheit investiert wurde, um sich auf<br />

die sich ändernden Rahmenbedingungen auszurichten<br />

und das Unternehmen erfolgreich am Markt zu<br />

halten. Umso grösser ist die Herausforderung jetzt<br />

für mich. Aber es ist auch wie ein Start auf einer<br />

grünen Wiese, ich kann viele neue Ideen einbringen.<br />

Was steht auf Ihrer Taskliste, um Franz Carl Weber<br />

wieder in die Gewinnzone zu bringen?<br />

Wir haben in den letzten Monaten vieles umgesetzt,<br />

was teilweise gar noch nicht sichtbar ist. So haben<br />

wir das Sortiment verschlankt und intelligent auf<br />

die Kundenbedürfnisse ausgerichtet, ein Zentrallager<br />

aufgebaut und die Logistik neu organisiert sowie<br />

den Onlineshop komplett neu aufgesetzt.<br />

Wie muss ich mir ein intelligentes Spielzeugsortiment<br />

vorstellen?<br />

Früher war das Sortiment viel zu umfassend, man<br />

hat einfach wahllos die Filialen mit Ware gefüllt.<br />

Während 50 Prozent des Sortiments in den Regalen<br />

verstaubten, waren die Bestseller häufig nicht an<br />

Lager. Heute ist unser Sortiment auf die Nachfrage<br />

unserer Kunden ausgerichtet und durch die Einführung<br />

des Zentrallagers immer verfügbar.<br />

→<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

30<br />

01/<strong>2021</strong>


INTERVIEW<br />

Zur Person<br />

Marcel Dobler hat 2001 den<br />

Online-Elektronikhandel<br />

Digitec Galaxus gegründet<br />

und waltete bis 2014 auch als<br />

dessen CEO. 2012 verkauften<br />

die Gründer einen Grossteil<br />

ihrer Anteile an die Migros,<br />

die kurze Zeit später komplett<br />

übernahm. Marcel Dobler<br />

wechselte in die Politik und<br />

ist seit 2015 Nationalrat der<br />

FDP. Seit 2017 präsidierte der<br />

gelernte Informatiker den<br />

Digitalisierungsverband<br />

ICTSwitzerland, der per Ende<br />

2020 mit DigitalSwitzerland<br />

fusionierte. Seit 2018 ist er<br />

darüber hinaus Mitbesitzer<br />

des traditionsreichen<br />

Spielzeugwarengeschäfts<br />

Franz Carl Weber. 1881<br />

gegründet, beschäftigt die<br />

Nummer eins unter den<br />

Schweizer Spielwarenspezialisten<br />

heute noch 240<br />

Angestellte in 18 Filialen in<br />

der ganzen Schweiz. Der zweifache<br />

Familienvater wohnt<br />

mit seiner Frau und seinen<br />

Kindern in Rapperswil SG.<br />

01/<strong>2021</strong> 31<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


INTERVIEW<br />

Wie läuft die Sanierung?<br />

Insgesamt recht gut, wir haben in den letzten anderthalb<br />

Jahren viel optimieren können. Aber Corona<br />

hat natürlich auch uns schwer getroffen. In einer<br />

solch schwierigen Transformationsphase die Läden<br />

schliessen zu müssen, ist nicht besonders hilfreich.<br />

Wir haben Millionen verloren, das müssen wir erst<br />

wieder aufholen, was Jahre dauern wird.<br />

Bei Franz Carl Weber denkt meine Generation<br />

an den Weihnachtskatalog und üppig dekorierte<br />

Schaufenster an bester Lage, heutige Jugendliche<br />

haben vermutlich noch nie ein Geschäft von<br />

innen gesehen. Hat der Einzelhandel heutzutage<br />

noch Zukunft?<br />

Unsere Kunden schätzen die Qualität unserer Produkte,<br />

die grosse Auswahl des Sortiments und die<br />

persönliche und kompetente Beratung. Das kann<br />

ihnen ein Onlineshop nicht bieten. Unser Ziel ist<br />

deshalb, uns auf unsere Stärken zu konzentrieren<br />

und unseren Kunden vor Ort ein noch emotionaleres<br />

Kundenerlebnis zu bieten. Wir wollen unsere Filialen<br />

zu Erlebniswelten machen.<br />

Kurz und knapp<br />

Ihr Motto?<br />

Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden<br />

geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.<br />

(Albert Einstein)<br />

Ihre grösste Stärke?<br />

Mein Wille.<br />

Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?<br />

Fehler zu machen, ist wichtig, sofern man daraus lernt<br />

und sie nicht zweimal macht.<br />

Ihr Vorbild?<br />

Die Gallier.<br />

Welches Talent besässen Sie gerne?<br />

Ein fotografisches Gedächtnis.<br />

Ihre grösste Schlappe?<br />

<strong>Meine</strong> vielen Sportverletzungen.<br />

Ihr erstes Auto?<br />

Ein Audi A4.<br />

Ohne was gehen Sie nicht aus dem Haus?<br />

Mein Handy.<br />

Was machen Sie noch analog und nicht digital?<br />

Brettspiele mit meinen Kindern.<br />

Ihre Lieblings-App?<br />

Spotify.<br />

Ihr grösster Traum?<br />

Eine Australienreise mit meiner Familie.<br />

Welche Rolle spielt der Onlinekanal?<br />

Natürlich gibt es eine Verschiebung hin zum Onlinebereich,<br />

gerade durch die Corona-Krise. Man muss<br />

aber unterscheiden zwischen Produkten, die man<br />

zuerst anfassen und anschauen muss, und Produkten,<br />

die man aufgrund technischer Spezifikationen<br />

auswählt. Erstere kauft man in einer Filiale, Letztere<br />

lieber online. Wir sehen aber grosses Potenzial im<br />

Onlinebereich und wollen diesen entsprechend ausbauen<br />

und unseren Kunden auch online verbesserte<br />

Dienstleistungen wie etwa eine digitale Kaufberatung<br />

bieten.<br />

Wie wollen Sie sich gegen Onlineanbieter<br />

oder Billigdiscounter aus dem<br />

Ausland behaupten?<br />

Unsere Kunden setzen auf Qualität – gerade beim<br />

Kinderspielzeug. Wir verkaufen keine China-Ware,<br />

und das ist auch gut so. Den Onlinemarkt werden<br />

wir nicht angreifen können, also müssen wir uns<br />

den Umsatz von anderen Einzelhändlern holen. Und<br />

dafür müssen wir uns von unseren Mitbewerbern abheben,<br />

etwas bieten, was die Konkurrenz nicht hat.<br />

Du musst deinen Kunden einen Grund geben, weshalb<br />

sie zu dir kommen sollen.<br />

Millennials informieren sich heute haupt.<br />

sächlich über Social-Media-Kanäle, auch<br />

Franz Carl Weber nutzt Facebook und Co.<br />

mittlerweile aktiv. Ein Muss heutzutage?<br />

Auf jeden Fall. Wir haben bei Franz Carl Weber zwar<br />

sehr treue Kunden, müssen aber auch potenzielle<br />

Neukunden auf uns aufmerksam machen. Das lässt<br />

sich neben Marketingmassnahmen am einfachsten<br />

über Social Media machen. Deshalb werden wir in<br />

diesen Bereich viel investieren.<br />

Muss man heutzutage als Schweizer KMU<br />

zwingend eine Digitalisierungsstrategie<br />

verfolgen, um sich am Markt noch behaupten<br />

zu können?<br />

Das hängt stark von der Branche ab. Pauschal zu sagen,<br />

jede <strong>Firma</strong> müsse sich digitalisieren, ist falsch.<br />

Die Digitalisierung ist ein riesiger Hype geworden,<br />

dabei ist sie eine normale technologische Entwicklung,<br />

die neue Möglichkeiten hervorbringt. Aber wer<br />

diese Möglichkeiten für sein Geschäftsmodell nicht<br />

nutzen kann, sollte davon absehen. Es gibt einen guten<br />

Spruch: Wenn Sie einen schlechten Prozess digitalisieren,<br />

dann haben Sie einfach einen schlechten<br />

digitalen Prozess.<br />

85 Prozent der Schweizer KMU gelten als<br />

«digitale Dinosaurier» – was sagen Sie diesen<br />

Unternehmen?<br />

Überlegen Sie sich, wo Sie Ihre Ressourcen einsetzen.<br />

Digitalisieren Sie nur dort, wo es Ihrem Geschäftsmodell<br />

einen Vorteil bringt, also wenn Sie dadurch<br />

mehr Kunden ansprechen oder mehr Umsatz generieren<br />

können. Wenn andere Massnahmen einen<br />

grösseren Hebel bieten, investieren Sie dort.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

32 01/<strong>2021</strong>


INTERVIEW<br />

Müssten KMU in Bezug auf die<br />

digitale Transformation von<br />

nationaler Seite mehr Unterstützung<br />

erhalten?<br />

Der Bund kann den KMU nicht sagen,<br />

wie sie sich digitalisieren sollen. Aber<br />

er kann und muss für die richtigen<br />

Rahmenbedingungen sorgen, zum<br />

Beispiel bei der Bildung. Die Informatik<br />

müsste auf allen Ebenen der<br />

Berufsbildung mehr Platz erhalten,<br />

damit flächendeckend ein IT-Basiswissen<br />

bei der Bevölkerung vermittelt<br />

werden kann.<br />

Sie sind einer der wenigen digitalaffinen<br />

Parlamentarier und stehen<br />

für Themen wie Digitalisierung und<br />

Cyber Security ein. Wie viel Gehör<br />

finden Sie mit diesen Themen im<br />

Parlament?<br />

Es ist viel besser geworden, mittlerweile<br />

gibt es in fast jeder Partei einen<br />

Digitalisierungsexperten. Das Schöne<br />

an der Digitalisierung ist: Sie ist kein<br />

politisch-ideologisches Thema, sondern<br />

betrifft uns alle – von ganz Links<br />

bis ganz Rechts. Das Thema Digitalisierung<br />

ist reine Sachpolitik, was bedeutet,<br />

dass diese Themen innerhalb<br />

des Parlaments viel besser skaliert<br />

werden können.<br />

Wie beurteilen Sie den Standort<br />

Schweiz generell in Bezug auf seine<br />

Digitalisierungsfortschritte?<br />

Man kann immer mehr machen, aber<br />

im Vergleich zu anderen Ländern sind<br />

wir schon ganz gut unterwegs.<br />

Wo gibt es noch Nachholbedarf?<br />

Beim Thema Cyber Security waren<br />

wir bisher recht schwach unterwegs.<br />

In den letzten Jahren hat sich vieles getan, aber es<br />

braucht seine Zeit, bis diese Massnahmen greifen.<br />

Können Sie in Ihrer Eigenschaft als Vizepräsident<br />

von DigitalSwitzerland hier etwas ausrichten?<br />

Durch die Fusion von ICTSwitzerland und Digital-<br />

Switzerland sind wir nun der grösste Digitalisierungsverband<br />

in der Schweiz und erhalten dadurch<br />

mehr Schlagkraft. Ich bin überzeugt, dass wir mit<br />

der neuen Ausrichtung viel mehr bewirken können.<br />

Unser Ziel ist, die Schweiz international als führenden<br />

digitalen Forschungs- und Innovationsstandort<br />

zu positionieren.<br />

Wie genau wollen Sie das erreichen?<br />

Unter anderem wollen wir die Ausbildungszahlen<br />

von MINT-Fachkräften (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik, Anm. d. Red.)<br />

Setzt sich auch<br />

im Parlament für<br />

digitale Themen ein:<br />

Unternehmer<br />

Marcel Dobler.<br />

auf allen Stufen des Bildungssystems steigern, mit<br />

dem Ziel, den Fachkräftebedarf zu decken. Zudem<br />

engagieren wir uns für die Erhöhung der Cyberresilienz<br />

von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft und für<br />

die Einhaltung ethischer Standards in der digitalen<br />

Welt.<br />

Eine letzte Frage: Ihr Wunsch für die Zukunft?<br />

Ich wünsche mir, die Corona-Krise gut zu überstehen<br />

und Franz Carl Weber erfolgreich in die Zukunft zu<br />

führen. <br />

Interview: Melanie Ade<br />

«Der Bund kann den<br />

KMU nicht sagen, wie sie sich<br />

digitalisieren sollen.»<br />

01/<strong>2021</strong> 33<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


MEIN STOLZ<br />

Susanne Knoblauch-Meyer, Seilpark Zürich<br />

Vom Büro in die Bäume<br />

Von der Arbeit auf der Bank hatte ich genug, und schon<br />

länger spielte ich mit dem Gedanken, mich selbständig zu<br />

machen. Aus meiner Pfadi-Zeit blieb mir die Freude am Polysportiven<br />

und an der Natur, mein Mann verfügt als Ingenieur<br />

über grosses technisches Fachwissen und ein breites Kontaktnetz.<br />

Dennoch erforderte der Weg bis zur Eröffnung<br />

des Seilparks Zürich vor rund zehn Jahren weit mehr als nur<br />

Leidenschaft und Know-how. Fast drei Jahre lang planten<br />

wir, regelten Finanzielles und Behördliches, bauten den Park<br />

und schwebten lange in Unsicherheit darüber, ob wir erfolgreich<br />

sein würden. Heute haben wir uns als einziger Seilpark<br />

im Kanton etabliert, und ich bin stolz auf unseren<br />

Teamgeist – nicht selbstverständlich in der Saisonarbeit. Trotz<br />

allen Herausforderungen und Risiken bin ich heute froh,<br />

in der Freizeitbranche arbeiten zu dürfen.<br />

→ www.seilpark-zuerich.ch<br />

Fotos: Jolanda Flubacher; Raffael Waldner; Alessandro Della Bella<br />

Gery Oberrauter, OSC GmbH<br />

Software-Updates<br />

im Traditionsgewerbe<br />

Eigentlich hatte ich mit Verschlusstechniken gar nie etwas am Hut,<br />

ursprünglich komme ich aus der IT-Branche. Vor sieben Jahren übernahm<br />

ich die OSC GmbH krankheitsbedingt von meinem Bruder. Bereits vor der<br />

Firmengründung 1996 erkannte er das Potenzial von elektronischen<br />

Schliessanlagen – damals ein Novum im traditionell mechanisch geprägten<br />

Gewerbe. Heute gehören bei uns Software-Updates genauso zum<br />

Geschäftsalltag wie klassische Beratungs-, Einbau- und Unterhaltsarbeiten.<br />

Auf mein kompetentes und erfahrenes Team, wovon zwei Mitarbeitende<br />

seit den Anfängen mit dabei sind, bin ich besonders stolz. Durch<br />

unser Know-how geniessen wir in der Branche schweizweit, also auch<br />

ausserhalb unserer eigentlichen Tätigkeitsregion, einen sehr guten<br />

Ruf. Der technologische Wandel hält uns zwar stets auf Trab, aber auch<br />

diese Herausforderung meistern wir gemeinsam als Team.<br />

→ www.osc.ch<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

34 01/<strong>2021</strong>


MEIN STOLZ<br />

Tuning und Nostalgie<br />

Schon von klein auf habe ich an Mofas herumgeschraubt, half in meiner Freizeit<br />

einem Motorradmechaniker und fuhr selbst Rennen. Als ich die Scooterama GmbH<br />

2001 gründete, erlebten Scooter einen starken Boom – daher auch der Firmenname.<br />

Dabei liegt der Trend heute klar bei den Mofas. Und das schon lange nicht mehr<br />

nur unter den Jungen, der heutige «Töfflibueb» ist im Durchschnitt etwa 45-jährig.<br />

Viele der Kunden kennen uns seit ihrer Jugend, und zusammen mit meinen neun<br />

Mitarbeitenden biete ich ihnen rund 24’000 Artikel über den Webshop oder direkt<br />

im Laden in Herzogenbuchsee an. Einige davon entwickeln wir selbst und lassen<br />

sie eigens herstellen, da sie nicht mehr produziert werden. Das erfreut mich besonders.<br />

Nach wie vor liebe ich alles, was einen Motor hat und nach Benzin riecht.<br />

→ www.scootertuning.ch<br />

Roberto Fiorentino,<br />

Fiorentino Haustechnik GmbH<br />

Vom<br />

Bubentraum<br />

zur Realität<br />

Gravurprofi Nadine Sigrist<br />

hat noch viele<br />

Ideen für ihr Laserhaus.<br />

Beat Christen, Scooterama GmbH<br />

Sanitärinstallateur war schon<br />

immer mein Traumberuf, und<br />

schon als Knabe träumte ich<br />

davon, mich selbständig zu<br />

machen und meinen Namen auf<br />

dem eigenen Firmenauto zu<br />

sehen. 1997 habe ich meine<br />

Einzelfirma gegründet, heute<br />

betreibe ich drei Standorte mit<br />

rund 30 Mitarbeitenden in<br />

Winterthur, Zürich und Laax.<br />

Wir bieten Sanitärinstallationen<br />

inklusive Planung für Neu- und<br />

Umbauten und decken vom<br />

Einfamilienhaus bis zur grossen<br />

Industrieanlage alles ab. Komplettiert<br />

wird unser Angebot<br />

durch Heizungs- und Lüftungsanlagen.<br />

Wir sind dafür bekannt,<br />

das Unmögliche möglich<br />

zu machen, das macht mich<br />

stolz. Es ist mir wichtig, ein<br />

optimales Arbeitsumfeld für<br />

meine Mitarbeitenden zu<br />

schaffen und sie da einzusetzen,<br />

wo ihre Stärken liegen. Wir<br />

ziehen alle an einem Strang, und<br />

jeder im Team lebt seinen Beruf<br />

mit Freude und Leidenschaft.<br />

Das spüren auch unsere Kunden.<br />

→ www.fiorentino.ch<br />

01/<strong>2021</strong> 35<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


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