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In den Weinbergen von Eltville scheint<br />

die Zeit stehen geblieben zu sein.<br />

Bei Rheingau denkt man an Riesling, Schlösser,<br />

jahrhundertealte Weinbautraditionen. Natur<strong>wein</strong><br />

kommt einem da nicht in den Sinn.<br />

Doch hier tut sich etwas auf dem Gebiet. Eine<br />

Gruppe junger Winzerinnen und Winzer hat<br />

begonnen, das Thema in der Region zu etablieren. Noch<br />

stecken sie in den Anfängen: Bewirtschaftete Fläche<br />

und erzeugte Weinmenge sind noch gering, aber die<br />

Protagonisten haben ihr Ziel, diese Art von Weinbau<br />

und Weinen im Rheingau zu etablieren, fest ins Auge<br />

gefasst. Erste wahrnehmbare Impulse setzten sie bei der<br />

Premiere einer Natur<strong>wein</strong>-Messe in Oestrich-Winkel.<br />

Unter dem Namen „Die Glugg“ präsentierten dort sieben<br />

Weingüter ihre Natur<strong>wein</strong>e.<br />

„Egal wer sich in welcher Phase befindet – ob er oder<br />

sie am Anfang steht oder schon fest im Sattel sitzt: Wir<br />

wollen das Thema gemeinsam angehen, damit nicht<br />

jeder für sich allein kämpfen muss“, erklärt Yvette<br />

Wohlfahrt. Zusammen mit ihrem Partner Florian<br />

Franke betreibt die examinierte Önologin ein 0,8 Hektar<br />

kleines Weingut in Geisenheim. Yvette und Flo(rian)<br />

stehen sinnbildlich für die noch junge Szene. Beide sind<br />

Quereinsteiger in den Weinbau, kommen aus Familien<br />

ohne Weintradition und stammen auch nicht aus der<br />

Region. Kennengelernt haben sich die Thüringerin und<br />

der Bayer beim Weinbaustudium in Geisenheim. Das ist<br />

auch der Ort, an dem sie heute ihr Weingut betreiben.<br />

Dass dies im Nebenerwerb geschieht – sie ist Dozentin an<br />

der Hochschule Geisenheim, er arbeitet als Kellermeister<br />

und Außenbetriebsleiter beim Sekthersteller Schloss<br />

Vaux –, eröffnet dem Paar ökonomische Freiräume zur<br />

Weinerzeugung.<br />

„Man muss mutiger und geduldiger<br />

werden“<br />

In ihrem öko-zertifizierten Betrieb liegt der Fokus auf<br />

der akribischen Arbeit im Weinberg. Im Keller arbeiten<br />

die beiden mit Maischestandzeit sowie Spontan- und<br />

Maischegärung. „Man muss mutiger und geduldiger<br />

werden und darf nicht direkt eingreifen, wenn mal was<br />

nicht so läuft“, lenkt Flo Franke den Blick auf einen für<br />

ihn und Yvette Wohlfahrt wichtigen Faktor im Keller:<br />

Zeit. Die meisten ihrer Weine lagern mindestens zwei<br />

Jahre im Fass, bevor sie unfiltriert auf die Flasche<br />

kommen. „Da kommt nichts rein und nichts raus – und<br />

möglichst auch kein Schwefel“, bringt Flo die Natur<strong>wein</strong>-<br />

Philosophie ihres Gutes auf den Punkt.<br />

Das Ergebnis sind klar strukturierte Weine mit einem<br />

Geschmacksprofil, das die Rebsorte widerspiegelt.<br />

„Unser Ziel ist ein klarer und sauberer Geschmack“,<br />

betont der 48-Jährige. Flockig-kreative Formulierungen<br />

von Yvette beschreiben die Weine, Sekte und Pet-Nats<br />

des 2013 gegründeten Gutes, die Namen wie „Orange<br />

Utan“, „Gewürz-Tapir“, „Lippen-Bärti“ oder „Trübe Trulla“<br />

tragen. In der Weinliste des Gutes firmieren diese Weine<br />

unter „New shit raw“.<br />

Yvette Wohlfahrt und Florian Franke<br />

lassen ihren Natur<strong>wein</strong>en sehr viel Zeit.<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 19

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