faktor Winter 2023/24
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unternehmen<br />
1. PLATZ:<br />
HISTOMOGRAPHY: BESCHLEUNIGTE WIRKSTOFFFORSCHUNG<br />
Das Team von Histomography entwickelt ein 3D-Röntgen mikroskop für die Untersuchung von Gewebeproben und<br />
hat damit die Jury überzeugt. Wie sie ihre Idee – ,Einfacher als ein Toaster‘ – Forschern und Klinikern zur Verfügung<br />
stellen, lesen Sie auf Seite 48 in dieser <strong>faktor</strong>-Ausgabe.<br />
Stonia Thorand von Deep LS GmbH<br />
Cornelius Loy von Gait Guardian<br />
2. PLATZ:<br />
DEEP LS: BESCHLEUNIGTE WIRKSTOFFFORSCHUNG<br />
Der Einsatz von KI in der Wirkstoffforschung birgt<br />
viele Hoffnungen für Pharmaunternehmen, ihr<br />
Potenzial kam aber noch nicht voll zum Tragen.<br />
Die Entwicklung eines Medikaments kostet Milliarden und<br />
benötigt meist mehr als zehn Jahre. Das Team der Deep LS<br />
um Da niel Sorić, Felix Kamieth sowie Stonia Thorand setzt<br />
hier an. Ihre Software GeneSys schlägt mithilfe generativer<br />
KI neue Medikamentenkandidaten vor, was den Bedarf<br />
nach ressourcenaufwendigen Experimenten verringert.<br />
Dabei optimiert Deep LS die Kandidaten bereits vorab.<br />
„Das von uns erzeugte 3D-Modell eines optimierten Wirkstoffkandidaten<br />
wird als Basis von Pharmaunternehmen<br />
genutzt, um daraus einen kompletten Wirkstoff zu<br />
entwickeln und schneller an den Markt zu bringen“, sagt<br />
Thorand.<br />
Sorić, Kamieth und Thorand begreifen KI in der Wirkstoffforschung<br />
nicht als Wundermittel, sondern als ein<br />
Hilfsinstrument, das Entwicklungen unterstützen und<br />
beschleunigen kann. „Während in den Pharmaunternehmen<br />
schon länger mit Instrumenten der Bioinformatik<br />
experimentiert wurde, haben Unternehmen wie Google<br />
Deepmind durch den Transfer modernster KI-Architekturen<br />
in diesem Feld einen Quantensprung ermöglicht“,<br />
sagt Sorić. Daniel Sorić kommt aus dem Life-Science-<br />
Bereich, Felix Kamieth aus der KI-Forschung bei Fraunhofer<br />
– sie gründeten ihr Unternehmen Deep LS Anfang<br />
2022. Die Biochemikerin Stonia Thorand ergänzte das<br />
Team Mitte <strong>2023</strong>.<br />
3. PLATZ:<br />
GAIT GUARDIAN: DER FUSSHEBER<br />
Der Gait Guardian von Cornelius Loy setzt beim<br />
Krankheitsbild des Fallfußes an. In Deutschland<br />
sind von der Muskelschwäche oder -lähmung, die<br />
das Anheben des Fußes erschwert, etwa 800.000 Menschen<br />
betroffen. Auf das Krankheitsbild stieß Loy im Rahmen<br />
seines Orthobionik-Studiums an der PFH. Als Abschlussprüfung<br />
muss unter anderem ein Werkstück angefertigt<br />
werden, und Loys Patientin hatte einen solchen<br />
Fallfuß. „Meine Lösung war mechanisch gut, aber die<br />
Patien tin hat sie im Alltag nicht getragen.“<br />
Das ist ein gängiges Problem bei herkömmlichen Orthesen:<br />
Die anzulegenden Schienen sind groß, man muss<br />
klobige, unansehnliche Orthopädieschuhe tragen,<br />
weshalb Patienten die Produkte sehr oft nicht benutzen,<br />
aber auch, um nicht stigmatisiert zu werden. „Mein Augenmerk<br />
lag deswegen auf der Akzeptanz des Patienten“,<br />
so Loy. Seine Neuentwicklung sieht aus wie eine Sprunggelenksbandage,<br />
die an beiden Seiten ein Gelenk hat, das<br />
zudem mechanisch anders funktioniert. Der Gait<br />
Guardian passt nicht nur in herkömmliche Schuhe, die Erzeugung<br />
des Dreh moments passt sich zudem dynamisch<br />
dem Bedarf an. „Dadurch wird der Gang effizienter, was<br />
gerade Patienten mit neurologischen Erkrankungen, bei<br />
denen Ermüdung eine große Rolle spielt, weiterhilft.“<br />
Noch ist Cornelius Loy in der Prototypenphase, die<br />
Resonanz ist jetzt schon groß: Immer wieder<br />
erreichen ihn Anfragen von Betroffenen, die mit der<br />
bisherigen Lösung Probleme haben.<br />
4|<strong>2023</strong> 41